Deutsche Übersetzung der sorbischen Texte von Seite 2 CRUX ODER DER HEILAND UNTERM BETT Erfolgreiche Uraufführung des Jugendtheaters Das Jugendtheater des Sorbischen Gymnasiums am Deutsch-Sorbischen Volkstheater hat mit seiner neuen Inszenierung „Crux oder Der Heiland unterm Bett“ die Zuschauer begeistert. Mit lang anhaltendem Applaus belohnten die Besucher im fast ausverkauften Saal des Bautzener Burgtheaters die Leistung der jungen Schauspielerinnen und bedankten sich so für eine überaus interessante Premierenvorstellung. Auch dem Regisseur Mirko Brankatschk sowie der Autorin Anne Jentsch zollte das Publikum große Anerkennung. Das erstmals in obersorbischer Sprache gespielte Stück, welches im Jahre 2010 mit dem ersten Preis des gemeinsam von der niedersächsischen Lotto-Stiftung und der Jungen Bühne Hannover – hier fand zugleich die Uraufführung des Stückes statt – ausgelobten Wettbewerbs „Stücke für die Lücke“ ausgezeichnet wurde, überzeugte auch die sorbischen Medien. Serbske Nowiny wiesen insbesondere auf die „gelungene Besetzung der männlichen Rollen mit Mädchen“ hin und hoben hervor, dass „die Schülerinnen diese herausfordernde Aufgabe mit Bravour meisterten.“ Außerdem merkte das Abendblatt Premiere zusammenfassend an, dass „die überzeugend und lebhaft vorgestellte, mutige Inszenierung die Zuschauer hellauf begeisterte.“ Auch der Sorbische Rundfunk empfiehlt das „eine ernsthafte Problematik“ behandelnde Stück ausdrücklich, „die Schauspielerinnen haben voller Engagement und Freude gespielt.“ „Crux oder Der Heiland unterm Bett“ knüpft an die Entweihung der heiligen Kreuze in der Lausitz an und entwickelt die fiktive Geschichte vierer Mädchen, die sich aufgrund eines Unfalls mit solch einem abgebrochenen Kreuz auseinandersetzten müssen. Drei von ihnen sind nämlich dafür verantwortlich, dass es kaputt gegangen ist; das vierte, welches zunächst schlicht Zeugin des Frevels war, verstrickt sich im Laufe der Handlung immer tiefer in die verzweifelten Versuche, die Untat zu verschleiern und wird so zur Komplizin des Trios. Die daraus erwachsenden zwischenmenschlichen und inneren Konflikte bestimmen die Dynamik der Ereignisse, die, wie könnte es anders sein, in einer eigenwilligen österlichen Auferstehung gipfeln. Das Jugendtheater zeigt den, mit einer Prise schwarzen wie tiefgründigen Humors angereicherten spannenden Krimi, der mit geschickten Wendungen und einer unerwarteten Auflösung überrascht, demnächst unter anderem auch in Crostwitz. Regie und Bühne: Mirko Brankatschk; Kostüme: Bärbel Meyering Es spielen Mitglieder des Jugendtheaters des Sorbischen Gymnasiums am DSVTh Weitere Vorstellungen: 4. Februar, 10 Uhr in Bautzen; 6. März, 17 Uhr in Bautzen GANZE KERLE! Obersorbische Premiere auf der Hauptbühne Im Frühjahr erwartet unsere Zuschauer die neue sorbische Hauptbühneninszenierung. Nach den eher ernsten Stücken der vergangenen Jahre ist es wieder an der Zeit für eine Komödie in großer Besetzung. „Ganze Kerle!“ der kanadischen Autorin Kerry Renard erzählt in der Übersetzung Mirana Zuschkes das turbulente Abenteuer vierer Männer. Sam, Paul, Georg und Joseph arbeiten als Paketausträger. Obwohl sie ihr Chef Frank ständig zur Arbeit antreibt, üben sie ihren Beruf mit Herz und Seele aus. Als sie erfahren, dass die siebenjährige Betty – die Tochter des Chefs – schwer erkrankt ist, wollen sie dem Mädchen heimlich helfen, da das Geld für eine teure Operation fehlt. Aber wie? Nach reiflicher Überlegung, scharfen Diskussionen und allerlei Blödsinn einigen sie sich auf eine vermeintlich großartige Idee, so dass bald Marilyn, Judy, Tina und Lisa vor der Tür stehen. So ganz geheim bleibt das Projekt freilich nicht, und als dann auch noch Fischers Helenchen plötzlich auftaucht, sind sogar unsere Helden ziemlich überrascht … Die unterhaltsame Komödie, die derzeit einstudiert wird, ist die zweite sorbischsprachige Inszenierung des unter anderem als Schauspieler und Dozent wirkenden Matthias Nagatis, der vor zwei Jahren Regisseur des erfolgeichenen Stückes „Zimmer frei“ war. Die Premiere erleben Sie am Sonnabend, den 12. März, um 19.30 Uhr im Gossen Hause des DeutschSorbischen Volkstheaters. Regie: Matthias Nagatis a. G.; Ausstattung: Katharina Lorenz a. G. Dramaturgie: Madleńka Šołćic Es spielen Thomas Ziesch, Jan Mickan, Mirko Brankatschk, Marian Bulang, István Kobjela und Petra-Maria Bulang-Wenzel HUMMEL HANNAH IN HOCHKIRCH Ausflug mit Theater für Kinder Das Deutsch-Sorbische Volkstheater macht mit der erfolgreichen Inszenierung „Hummel Hannah findet einen Freund“ am Sonnabend, dem 27. Februar einen Ausflug nach Hochkirch. Um 16.30 Uhr erwartet im dortigen Gemeindehaus sorbische und sorbisch lernende Kinder ab vier Jahre ein neues Abenteuer des beliebten Brummers, in dem die Heldin Hannah davon erzählt, wie sie einen neuen Gefährten gewinnt. Das ist gar nicht so einfach, schließlich ist dieser in einem ganz anderen Element zu Hause, und das, obwohl er wie sie zwei Flügel hat. Nur fliegen kann er mit diesen nicht. Außerdem teilen sie weder Appetit – eine Hummel nascht nun mal am liebsten am Honig, er hingegen lechzt nach Fisch – noch Modegeschmack, dieser Kerl kann nämlich gar nicht anders, als stets im Frack aufzutreten. Hinzu kommt, dass der Drache Domabor die Sache recht eifersüchtig beobachtet. Die Umstände sind also heikel alles andere als günstig. Wie es Hannah dennoch gelingt, schließlich einen neuen, guten Freund zu begrüßen, das erleben die Zuschauer in diesem unterhaltsamen und pädagogisch wertvollen Stück aus der Feder Mirko Brankatschks, welches an das ebenfalls erfolgreiche Stück „Hummel Hannah verunglückt“ anknüpft. Die interaktiv angelegte Inszenierung, zu der wir ein gemeinsam mit dem Sprachzentrum WITAJ konzipiertes Begleitheft anbieten, regt zum Mitmachen an. Konzeption und Regie: Mirko Brankatschk, Ausstattung: Katharina Lorenz a. G. Es spielt Julia Klingner WIE WOLLEN WIR LEBEN? Anne Jentsch im Gespräch Kurz vor der Uraufführung der Inszenierung „Crux oder Der Heiland unterm Bett“ des Jugendtheaters des Sorbischen Gymnasiums am DSVTh haben wir uns mit der Autorin des Stückes Anne Jentsch unterhalten. Wie ist das Stück „Crux oder Der Heiland unterm Bett“ entstanden? Anne Jentsch: Schon in meiner Zeit als Elevin am Bautzener Theater bin ich öfter darauf angesprochen worden, ob ich nicht ein modernes Stück für ein jüngeres Publikum schreiben könne. 2007 hatte ich dann eine Idee – nachdem ich in Serbske Nowiny, die immer eine gute Inspiration sind, einen winzigen Artikel über ein verschwundenes Wegkreuz gelesen hatte. Anschließend habe ich die Geschichte Schritt für Schritt ausgearbeitet. Das Stück ist als sogenanntes Zeitstück in radikalem Subjektivismus geschrieben. Damals haben die Leute über einen solchen Anachronismus mit den Köpfen geschüttelt, heute freilich ist diese Art des Schreibens fast ein Trend … Haben bei der Entwicklung der Figuren und Ereignisse reale Personen oder Begebenheiten eine Rolle gespielt? Anne Jentsch: Als Autor kann man sich seine Figuren niemals ganz ausdenken. Natürlich sind persönliche Erlebnisse in die Geschichte eingeflossen. Die Figuren sind aber genauso wie die Handlung rein fiktiv. Was erwarten Sie von der sorbischen Uraufführung? Anne Jentsch: Obwohl ich ein wenig nervös bin, blicke ich optimistisch auf die Premiere. Ich weiß, welches Potenzial im Jugendtheater steckt. Ich hoffe, dass sich die Zuschauer ihre eigenen Gedanken über das Stück machen und sich über den Inhalt austauschen. Die zentrale Frage des Stückes lautet schließlich. „Wie wollen wir leben?“