seitenbühne Nr. 33 - Staatstheater Hannover

Werbung
Das Journal der Staatsoper Hannover
seitenbühne 03.04
seitenbühne . März / April 2013
PROSZENIUM
WOZU DAS GANZE THEATER?
Ich bin Kaufmännischer Geschäftsführer der Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH.
Manche sagen auch, ich sei der Herr der Zahlen. Das ist sicherlich richtig, denn Zahlen sind
ein wichtiger Teil des kaufmännischen Arbeitens. Aber mit den Zahlen ist das so eine Sache:
Entweder sie entwickeln sich so, wie ich das geplant und gedacht habe, und das ist meistens der Fall. Oder es läuft anders als geplant, dann muss ich mir dafür eine Lösung einfallen lassen. Wichtiger als die Zahlen sind mir die Menschen, die in diesem Theater arbeiten.
Bei der Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, mit Opernhaus, Schauspielhaus
und Ballhof, mit sechs ständig bespielten Bühnen, mit 35 bis 40 Premieren, mit 40 bis 50
Wiederaufnahmen und mit über 1.100 Vorstellungen in jeder Spielzeit müssen täglich über
1.000 Menschen eng zusammenarbeiten, damit abends auf den Bühnen der Vorhang aufgehen kann. Und deswegen sind die Menschen im Theater das eigentlich Wichtige. Denn
Theater ohne Menschen gibt es nicht, unser Produkt wird von Menschen getragen, das
macht es einzigartig, und die Menschen so unverzichtbar.
Am Staatstheater arbeiten Menschen mit sehr unterschiedlichen, teilweise exotischen oder
vom Aussterben bedrohten Berufen. Alle Mitarbeiter haben ihre persönliche und berufliche
Biographie und ihre eigenen Wertvorstellungen davon, warum sie im Staatstheater Hannover arbeiten. Und das ist oft genug Anlass für Reibungen. Die können den Betrieb lähmen
und die Produktivität senken. Daher versuche ich diese Konflikte konstruktiv zu lösen, damit
sich aus möglichen Reibungen eine positive Energie ergibt, die unser Theater wieder voran
bringt. So ist mir daran gelegen, dass wir darüber sprechen, welche Werthaltungen, welche
Vorstellungen wir von unserem Beruf, unserer Aufgabe haben, jede und jeder einzelne und
wir als Mannschaft der Staatstheater Hannover. Wozu machen wir eigentlich dieses Theater? Was ist mein Beitrag dafür, dass auf der Bühne etwas Besonderes entstehen kann? Der
Austausch über diese Fragen sorgt für ein gemeinsames Verständnis, für ein gutes Miteinander zwischen den Beschäftigten und den Beschäftigtengruppen. Das verbessert die Abläufe
und sorgt für eine bessere Qualität der Arbeit, was sich anschließend auf der Bühne zeigt.
Wenn dann das Publikum am Ende einer Vorstellung applaudiert, dann gilt der Applaus
nicht nur den Mitwirkenden auf der Bühne, sondern allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
der Niedersächsischen Staatstheater Hannover GmbH, auch den Menschen hinter der Bühne, in den Werkstätten, in der Verwaltung und an allen Plätzen, die für einen großartigen
Theaterabend erforderlich sind.
Ihr
Jürgen Braasch
Kaufmännischer Geschäftsführer der
Niedersächsischen Staatstheaters Hannover GmbH
E
3
1
0
2
T
S
E
F
R
E
D
N
KI
G E S A M TO R
D
N
U
T
P
E
Z
KON
N
E S T IN G - T H E
K
IA
L
E
N
R
O
:C
G A N IS AT IO N
-BERGH
…
L
A
M
N
I
E
R
A
3 ES W
H
SCHAUERTE
R
E
D
N
A
X
E
L
G: A
A U S S TAT T U N
04.05
OPER
MIRIAM KONERT
DAS VERFLIXTE JAHR 1877
Zur Premiere von Tschaikowskys Eugen Onegin
Peter Iljitsch Tschaikowsky war fieberhaft
auf der Suche nach einem neuen Opernstoff,
als Elisabeth Andrejewna Lawroskaja, Sängerin und Lehrerin am Konservatorium, ihn
auf Puschkins Eugen Onegin aufmerksam
machte. Für eine Oper war der berühmte
Versroman völlig ungeeignet, da er keinerlei
Bühneneffekte versprach und damit gänzlich im Widerspruch stand zum ästhetischen
Gebot der Zeit. »Du glaubst gar nicht, wie
wild ich auf dieses Sujet bin«, schrieb der
Komponist am 18. Mai 1877 seinem Bruder
Modest. »Wie froh bin ich, den üblichen Pharaos, Prinzessinnen, Vergiftungen und dergleichen Puppengeschichten aus dem Wege
gegangen zu sein! Welche Fülle von Poesie
Onegin birgt«.
Tschaikowsky war klar, dass er mit Puschkins Werk den »Pöbel« nicht ansprechen
würde. Danach stand ihm auch nicht der
Sinn. Er wollte Musik »von Herzen« schreiben und vertraute darauf, dass man auch
mit »einfachen, alltäglichen und allgemeinmenschlichen Gefühlen« sein Publikum gewinnen konnte. In der Tat ist Eugen Onegin
eher ein facettenreicher Ausdruck von Liebessehnsucht als differenzierte Handlung.
Aus vielen verschiedenen Perspektiven erkundet das Werk, was Liebe sein kann, woher sie kommt, und wie sie sich verflüchtigt,
bei Jung und Alt, bei Arm und Reich. Ein
zärtliches Kammerspiel, ein schmerzhaftes
auch, weil die Liebe sich in keinem der Beispiele erfüllt.
Bereits im Frühjahr hatte Tschaikowsky die
Briefszene der Tatjana, das Herzstück der
Oper, fertiggestellt, im Sommer 1877 das
gesamte Werk skizziert, 1878 fertig komponiert: Der reiche und bornierte Städter Eugen Onegin besucht mit seinem Freund,
dem Dichter Lenski, die Larins auf dem
Land. Die zwei Töchter der Larina, Tatjana
und Olga, sind im heiratsfähigen Alter. Olga
ist Lenski versprochen, Tatjana ist noch frei,
genau wie Eugen. Doch beide sind kaum
vermittelbar: Tatjana ist schweigsam und
ernst und vergräbt sich in ihren Büchern
und Liebesromanen. Auch Onegin gilt als
sonderbar. Er ist des Lebens überdrüssig,
hochmütig, und nichts kann ihm die Langeweile austreiben. Bereits bei ihrer ersten
Begegnung trifft Tatjana der Blitz: Das ist der
Mann, der für sie bestimmt ist, den sie sich
erträumt hat. In blindem Eifer schreibt sie
ihm – undenkbar für eine Frau in der Zeit –
einen Liebesbrief, welcher Eugen eher amüsiert als entflammt. Er hält ihr eine Predigt,
er sei für die Ehe nicht gemacht, und lässt
sie abblitzen. Erst als er von einer längeren
Reise zurückkehrt und Tatjana mit dem reichen Fürsten Gremin verheiratet ist, erkennt
er, dass er sie liebt. Diesmal ist es Tatjana,
die Onegin die kalte Schulter zeigt.
Für den Komponisten wurde das Jahr 1877
in vielerlei Hinsicht ein besonderes, aber
auch schicksalhaftes Jahr: Parallel zu Eugen
Onegin entstand Tschaikowskys 4. Sinfonie,
die er seiner Bewunderin Nadeshda von
Meck widmete: »Meinem besten Freund«.
Ein reger Briefwechsel kam in Gang, und
über 14 Jahre lang unterstützte die Mäzenin
den Komponisten finanziell, ohne dass die
beiden sich je persönlich getroffen haben.
Wenig später trat eine weitere Frau in das
Leben des Komponisten, und auf seltsame
Weise vermischte sich der Onegin-Stoff mit
dessen Lebensumständen: Antonia Miljukowa, eine ehemalige Schülerin des Moskauer
Konservatoriums, hatte ihm mehrere Liebesbriefe geschrieben, und obwohl er die junge
Frau weder kannte, noch besonders gut leiden konnte, heiratete er sie überstürzt. Er
wollte wohl kein Onegin sein, und außerdem hatte er sich das Heiraten schon etwa
ein Jahr vorher in den Kopf gesetzt, ohne
auch nur ansatzweise eine geeignete Kandidatin im Blick zu haben: »Ich hab viel an
Dich gedacht und auch an mich: An meine
Zukunft«, vertraute er am 10. September
1876 seinem Bruder Modest an. »Das Resultat meines Denkens ist der feste Entschluss,
in den Stand der Ehe zu treten, mit wem es
auch sei«. Wohl um sich von seinem »Fatum«,
seiner Homosexualität zu befreien, wohl
aber auch aus der Sehnsucht heraus, ein gesellschaftlich anerkanntes Leben zu führen,
traf er die schwerwiegendste Entscheidung
seines Lebens. Das geht aus einem Brief
hervor, den er am 8. November 1876 an
Anna Dawidowa schrieb: »In der Tat lebe ich
ein Leben, das keinem einen besonderen
Nutzen bringt. Ich lebe ein egoistisches
Junggesellenleben. Ich arbeite nur für mich
allein, sorge nur um mich allein. Das ist allerdings sehr bequem, aber trocken, tot,
engherzig«. Es gibt viele nachvollziehbare
Motive, die ihn dazu gebracht haben mögen,
sich dieser unglücklichen Verbindung auszusetzen, die ihn fast das Leben kostete.
Wenige Wochen nach der Hochzeit, über die
sich Freunde und Familie gleichermaßen
wunderten, wurde er schwer depressiv. Er
floh vor seiner Frau und unternahm einen
Selbstmordversuch. Zwei Monate später
trennte er sich endgültig von Antonina,
ohne sich aber jemals von ihr scheiden zu
lassen. Tschaikowsky ist kein Onegin, das
ist gewiss. Vielleicht ist ihm Tatjana näher,
die Sehnende, Melancholische, der die Kraft
zu wirklichem Leben fehlt. Sie erlangt diese
Kraft erst, als sie sich gegen Onegin für ihren liebenden Gatten entscheidet. Tschaikowsky bleibt dieser Wendepunkt im privaten Leben verwehrt. Er stirbt am 25.
Oktober 1893 in Sankt Petersburg. Ob es die
Cholera war oder Selbstmord, ist bis heute
ungewiss.
OPER
EUGEN ONEGIN
Lyrische Szenen in drei Akten (1879)
Von Peter I. Tschaikowsky
Nach dem Versroman von Alexander Puschkin
Libretto vom Komponisten und
Konstantin Schilowsky
In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
MUSIKALISCHE LEITUNG
INSZENIERUNG
KOSTÜME
Ivan Repušić/Benjamin Reiners
Ingo Kerkhof
Stephan von Wedel
BÜHNE
CHOR
Anne Neuser
Dan Ratiu
LICHT
Susanne Reinhardt DR AMATURGIE Miriam Konert
Chor der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
L ARINA
Khatuna Mikaberidze TATJANA Sara Eterno/
Brigitte Hahn
OLGA
Hanna Larissa Naujoks/Julie-
Marie Sundal FILIPJEWNA Almuth Herbst EUGEN ONEGIN
Brian Davis
LENSKI
Philipp Heo
leg Armasi/Per Bach Nissen
Valentin Kostov
TRIQUET
FÜRST GREMIN
SARETZKI
Shav-
Jong-Soo Ko/
Tivadar Kiss/Edgar Schäfer
VORSÄNGER
Marek Popinski/Vladimir Slobinov
HAUPTMANN
Peter Michailov
EINFÜHRUNGSMATINEE
7. April 2013, 11 Uhr, Laves-Foyer
ÖFFENTLICHE GENERALPROBE
PREMIERE
EIN
12. April 2013, 18.30 Uhr
14. April 2013, 18.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
28.04.2013 (16 Uhr)
17.04. (19.30 Uhr) und
06.07
BALLETT
BRIGITTE KNÖSS
IM GLANZ DES MONDES
Zur Uraufführung der Ballette Verklärte Nacht von Jörg Mannes und Augen.Spiegel.Seele von Nils Christe
Zwei Jahrzehnte trennen Nils Christe und Jörg Mannes, doch trotz des Altersunterschieds verbindet sie vieles. Musik ist für beide die Quelle ihrer Inspiration, und immer geht es in ihren Stücken
– auch wenn es sich um reinen Tanz handelt – um den Menschen, um sein Wesen, um seine Gefühle. Der neue Ballettabend der Staatsoper vereint eine Uraufführung des renommierten holländischen Choreographen mit einer neuen Arbeit des hannoverschen Ballettdirektors.
»Ich habe Nils Christes Choreographien
schon immer geliebt«, betont Mannes. »In
Düsseldorf tanzte ich in seinen Stücken Before Nightfall und Pulcinella und kenne deshalb seinen Duktus aus unmittelbarer Erfahrung. Christes harmonische Sprache basiert
einerseits auf seiner Musikalität, andererseits auf großem Bewegungsverständnis.
Sie ist körperlogisch, daher lässt sie sich gut
tanzen, – und gleichzeitig ist sie schön anzusehen. Während meiner Zeit als Ballettdirektor in Linz haben wir Christes Inner
Move zu einem Beethoven-Streichquartett
einstudiert. Das war eine gute Schule für
das Ensemble. Aber natürlich ist es weitaus
reizvoller, eine eigene Kreation von ihm zu
bekommen, die dann quasi wie ein Maßschuh für die Kompanie passt.«
Jörg Mannes hat lange auf diese Gelegenheit gewartet: Jetzt choreographiert Nils
Christe für das Ballett der Staatsoper Hannover ein neues Stück. Musikalisch bezieht er
sich in seinem Werk Augen.Spiegel.Seele
auf Sergei Prokofjews Visions fugitives, und
erstmals arbeitet er auch mit Kompositionen
von Arvo Pärt – Cantus und Fratres.
Verklärte Nacht im Ballettsaal: Jörg Mannes arbeitet mit Lilit Hakobyan und Michèle Stéphanie Seydoux (im Spiegel)
In den Proben zeigt sich, dass Nils Christe
auf jede Tänzerin und auf jeden Tänzer ganz
individuell eingeht. Er beobachtet genau,
um die tänzerische Qualität, die er vorfindet,
optimal nutzen zu können. Er trägt neue Herausforderungen an das Ensemble heran
BALLETT
und prägt vom ersten Augenblick an seinen
Stil. Wenn er das Sprichwort »Die Augen
sind der Spiegel der Seele« seiner jüngsten
Arbeit zugrunde legt, bringt er damit zum
Ausdruck, dass – neben der Musik –
menschliche Gefühle und Beziehungen die
Basis seines künstlerischen Schaffens sind.
Dabei geht es ihm nicht allein um die Darstellung dieser Regungen auf der Bühne,
sondern vor allem darum, dass die Tänzer
sich gegenseitig wahrnehmen, und dass sie
wahrhaftig aufeinander eingehen.
Das Ballett Verklärte Nacht spielt in vielen
Tänzerleben eine wichtige Rolle. Nils Christe, der im Nederlands Dans Theater zur Originalbesetzung von Jiří Kyliáns Interpretation des Werkes gehörte, erinnert sich,
»Kylián kreierte die Rolle für mich, und ich
tanzte sie sehr oft, denn wir haben das
Stück jahrelang überall gezeigt. Sobald ich
die Musik höre, spüre ich, dass die Schritte
bis heute in meinem Körper verankert sind.
Mir wäre es deshalb unmöglich, Verklärte
Nacht selbst zu choreographieren.«
Jörg Mannes tanzte in Düsseldorf die Choreographie seines Ballettdirektors Heinz Spoerli.
»Ich habe das Stück immer geliebt«, sagt er,
»und bis heute reizt mich Schönbergs musikalische Sprache. Ich stelle mich gerne der
Herausforderung, die dieser Meilenstein der
Musikliteratur in sich trägt.«
Arnold Schönbergs Komposition basiert auf
einem Gedicht von Richard Dehmel, das die
Stimmungen einer Mondnacht einfängt und
mit den Emotionen eines Paares in Beziehung setzt. Im kalten Glanz des Nachtlichts
werden Angst und Reue der Frau durch die
Liebe und das Verzeihen des Mannes positiv
gewendet. Schließlich umhüllt die Wärme
ihrer tiefen Gefühle die beiden Liebenden.
Aus Jörg Mannes´ Sicht reißt Richard Dehmels Gedicht eine Grundsatzfrage an: »Im
weitesten Sinne geht es darum, was es bedeutet, Mensch zu sein. Indem der Mann
sich für die Frau und für das fremde Kind,
mit dem sie schwanger ist, entscheidet,
setzt er sich bewusst ab von seiner Triebnatur. Mich beschäftigt das sehr, denn als Vater habe ich erfahren, dass ich intuitiv anders auf meinen eigenen Sohn reagiere, als
auf andere Kinder. Es war für mich sehr erschreckend zu erleben, wie stark mein Instinkt ist, und wie er meine Toleranzgrenze
verändert.«
Schönbergs Komposition erfasst die Situation des Liebespaares und macht die Gefühle
der beiden Menschen in ihrer Größe und
Widersprüchlichkeit hörbar. Als ausgesprochenes Nachtstück angelegt, malt die Musik
gleichzeitig die Stimmung einer Landschaft
im Mondschein. Gerade hierin sieht Jörg
Mannes eine Affinität zum Tanz: »Verklärte
Nacht verdeutlicht die Verschiebung der
Wahrnehmungskanäle von der Rationalität
zugunsten der Emotionalität. Das ist die
Ebene, auf der sich auch der Tanz bewegt.
In seiner Körperlichkeit erfasst er Schichten,
für die klare Worte fehlen, und so kann es
geschehen, dass er die emotionale Seite des
Zuschauers unmittelbar anspricht.«
VERKLÄRTE NACHT /
AUGEN.SPIEGEL.SEELE
Nils Christe
Mit Nils Christe kommt nach Nacho Duato,
William Forsythe, Johan Inger, Mauro Bigonzetti und Hans van Manen ein weiterer renommierter Vertreter des zeitgenössischen
Balletts nach Hannover. Seine Tanzausbildung erhielt der Holländer in seiner Heimatstadt an der Rotterdamse Dansacademie. Mit
17 Jahren wurde er Mitglied des Nederlands
Dans Theater (NDT), dem er 15 Jahre als
Tänzer angehörte. Bereits mit Anfang zwanzig trat er auch als Choreograph in Erscheinung und schuf im Laufe von acht Jahren
zwölf Stücke für das NDT. Von 1986 bis
1993 kreierte Christe als dessen Künstlerischer Direktor sieben Werke für das Scapino Ballett, Rotterdam.
Seit 1982 ist Nils Christe als freier Choreograph in Europa und Übersee tätig. Seine
Werkliste umfasst 80 Stücke, die von 70
Kompanien in aller Welt getanzt werden.
Ballett der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Ballette von Jörg Mannes und Nils Christe
9. März 2013, 19.30 Uhr
Musik von Arnold Schönberg / Sergei Prokofjew
UR AUFFÜHRUNG
und Arvo Pärt
WEITERE VORSTELLUNGEN
14. und 23.03. sowie 05.,
10. und 18.04.2013, jeweils 19.30 Uhr
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Mark Rohde
Jörg Mannes / Nils Christe
KOSTÜME
BÜHNE
CHOREOGR APHIE
Thomas Rupert
Heidi de Raad / Annegien Sneep
Claus Ackenhausen
DR AMATURGIE
LICHT
Brigitte Knöß
Mit freundlicher Unterstützung
08.09
BALLETT
10
4
1
5
3
12
BALLETT
BRIGITTE KNÖSS
GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN
IN FRANKREICH
Für das Ballett der Staatsoper Hannover begann
das Jahr 2013 mit einem großen Erfolg: Les Liaisons dangereuses von Jörg Mannes wurde am 11.
und 12. Januar im französischen Rouen vom Publikum begeistert gefeiert.
9
8
Zum ersten Mal tanzte Jörg Mannes‘ Ballettensemble zu den Klängen
eines »fremden« Orchesters – ein Experiment. Das Orchestre de l’Opéra
de Rouen Haute Normandie stand unter der Leitung von Andrea Sanguineti, der Gefährliche Liebschaften bereits in Hannover dirigiert
hatte. Komponist Mark Polscher begleitete die adäquate Umsetzung
seiner Komposition. Die technischen Mannschaften beider Häuser adaptierten das Bühnenbild und die komplexen Videoprojektionen für
die neue Raumsituation. In nur drei gemeinsamen Proben von Orchester und Ballett wurden die verschiedenen Ebenen zusammengeführt.
Über Sprachbarrieren hinweg entstand in dieser Zusammenarbeit auf
und hinter der Bühne eine Atmosphäre gegenseitiger Achtung, Zuneigung und Wärme – deutsch-französische Freundschaft auf persönlicher und künstlerischer Ebene.
In seiner Direktheit und Emotionalität war Jörg Mannes‘ Adaption des
berühmten Briefromans Les Liaisons dangereuses von Choderlos de
Laclos ungewohnt für die Zuschauer. Doch die Herausforderung wurde angenommen: Nach beiden Vorstellungen bestätigte überwältigender Applaus mit vielen Bravos den Choreographen und das Ballett
der Staatsoper Hannover als erfolgreiche Kulturbotschafter. Für die
Beteiligten und für das Publikum in Rouen hätte es wohl kaum eine
schönere Form gegeben, den 50. Jahrestag des Elysée-Vertrags zu
feiern.
7
2
1 Orchesterprobe Andrea Sanguineti, Mezzosopran Tatyana Iliyin, Orchestre Opéra de
Rouen 2 Technische Einrichtung Opéra de Rouen Frank Schwarz, Thorsten Weber, Metin Celebi 3 Technische Einrichtung Opéra de Rouen Ewald Verley, Metin Celebi 4 Probe
Bühne Denis Piza, Jörg Mannes, Monica Caturegli 5 Orchester-Bühnenprobe Andrea
Sanguineti, Mark Polscher 6 Besprechung nach der Probe Monica Caturegli, Brigitte
Knöß, Cássia Lopes, Ingrid Laski-Witt, Catherine Franco, Rubén Cabaleiro Campo, Mónica
García Vicente 7 Besprechung nach der Probe Monica Caturegli, Brigitte Knöß, Andrea
Sanguineti, Ensemble 8 Bühnenprobe Anastasiya Bobrykova als Tourvel 9 Bühnenprobe
Applausordnung Ensemble, Andrea Sanguineti, Orchestre Opéra de Rouen 10 Training
auf der Bühne vor der Vorstellung 11 Applaus nach der Vorstellung 12 Rückreise
Abschied von Rouen Cássia Lopes, Mónica García Vicente
11
6
M2
3.0
3. B
I
OPE
N
Z
S0
T
A
1.0
GE
4.1
R-TA
gra
3 IM
RN
HA
zeh
n te
mm
nM
al fi
sta
S ta
tt, u
nde
ats
bal
n te
Pro
lett
r an n an d
gra
er S
K
der
arls
mm
e
t
m
r
dur
u
dem aatso
ch V he mi
pe
Gas
t
ors
tsp r Hann
te l l M o m o
iel d
ove
ung
und
er i
r di
en
G
aut
ta l i
e
aus
h
e
nisc Oster
ier
dem
-Ta
he
Rep Dance
/Th n Com nz-Tag
e r to
e
p
em
ire
d e r a te r h a a g n i a
it e
A te
us S
ine
gas
r
ma
b
tge
t
u
a
l
t
lett
ben
tga
bwe
r
o
den
chs
tm
m
i
i
t
lun
t Po
Bal
C
a
gsr
s
lett
ppe
eich
-Ko
a//P anova,
en
mp
d
o
e
p
m
pea
ani
Bad Proe.
. Er
is
gän
zt w chen
ird
das
Zum
VO
OSTE
10.
US
BALLETT
BALLETT
PROGRAMM DER
OSTER-TANZ-TAGE
2013
23.03., 17 Uhr, Oberes Foyer
Ausstellungseröffnung
Tanzstadt Hannover V. Fliegeralarm und Puppenfee – Tanz in Hannover von 1939 bis 1945.
Die Ausstellung ist jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet sowie an den Samstagen
30.03. und 06.04.13 von 15 bis 17 Uhr, Eintritt frei
23.03., 19.30 Uhr
Verklärte Nacht / Augen.Spiegel.Seele
Ballette von Jörg Mannes und Nils Christe
26.03., 19.30 Uhr
Gastspiel: Gauthier Dance/Theaterhaus Stuttgart
Poppea//Poppea. Tanzabend von Christian Spuck
28.03., 19.30 Uhr
Gastspiel: Badisches Staatsballett Karlsruhe
Momo, ab 11 Jahren
Nach dem Roman von Michael Ende
Ballett von Tim Plegge
30.03., 19.30 Uhr
Gastspiel: Compagnia Aterballetto, Italien
Casanova. Ballett von Eugenio Scigliano
31.03., 18.30 Uhr
Alice im Wunderland. Ballett von Jörg Mannes
Nach dem Buch von Lewis Carroll
RABAUKEN UND TROMPETEN –
HEINI UNTER HELDEN
Dramaturgin Katharina Ortmann spricht mit ihrem Lieblingskollegen Heini,
dem kleinen Vampir, über das 3. Kinderkonzert
Katharina Heini, beim nächsten Kinderkonzert willst du endlich richtige Helden kennen lernen. Weißt du schon genauer, welche Helden kommen werden?
Heini Also, eingeladen habe ich Indiana Jones und Don Quijote und … und …
hilf mir mal, wie heißt der noch, der seinem Sohn den Apfel vom Kopf geschossen hat?
Katharina Wilhelm Tell?
Heini Ja, genau! Ratze Fatze Donnerkeil, der kommt extra aus der Schweiz zu
uns in die Oper.
Katharina Wie wird man eigentlich ein Held?
Heini Genau das möchte ich ja herausfinden! Siegmund, der Dirigent, meint,
wenn man Held werden will, muss man mutig sein und anderen helfen. Und
man sollte auch ein bisschen die Welt verändern. Ich glaube, als Held braucht
man ganz viel Fantasie. So wie mein Lieblingsheld Don Quijote. Ohne Fantasie
kann man doch die Menschenwelt überhaupt gar nicht verändern.
Katharina Heini, da hast du recht. Sag mal, hat Siegmund dir auch schon erzählt, wie ein Held überhaupt klingt? Immerhin hat er beim Kinderkonzert ja
das ganze Staatsorchester dabei!
Heini Also, da tut Siegmund ganz geheimnisvoll. Er hat mir nur verraten, dass
die Trompeten und Pauken einen großen Auftritt haben. Ich bin schon gespannt
wie ein Flitzebogen!
Katharina Ich auch! Dann sehen wir uns auf jeden
Fall beim nächsten Kinderkonzert.
Heini Muss man als Held eigentlich
ordentlich sein? Ich räume sicherheitshalber meinen Rumpelsarg ein bisschen auf. Überall Spinnweben, sag ich dir.
Bis bald!
3. KINDERKONZERT
So, 24.03. und Di, 23.04.2013, 11 Uhr
01.04., 10 Uhr
Socke (für Kinder von 3–5 Jahren)
MIT
Heini, dem kleinen Vampir (Britt Wolfgramm, Figuren-
theater Marmelock), Stefan Adam (Bariton) und dem
01.04., 18.30 Uhr
Alice im Wunderland für Kinder, ab 5 Jahren
Ballett von Jörg Mannes
Nach dem Buch von Lewis Carroll
Dauer: 1 Stunde
Niedersächsischen Staatsorchester Hannover
DIRIGENT
Siegmund Weinmeister
Mit freundlicher Unterstützung
12.13
JUNGE OPER
KLAUS ANGERMANN
SCHATTEN ZU VERKAUFEN
Zur Premiere der Oper Im Schatten des Maulbeerbaums
Edward Rushton, der bereits 2007 an der Staatsoper Hannover mit
der Uraufführung seiner Wilhelm-Busch-Oper Die fromme Helene
das Publikum begeisterte, hat eigens für die Junge Oper eine Neufassung seiner Oper Im Schatten des Maulbeerbaums geschrieben.
Es war einmal ein reicher Mann, der lebte in
einem Haus am Rande einer Straße.
Das Haus lag im Schatten eines stattlichen
Maulbeerbaums. Jeden Tag setzte sich der reiche Mann in den Schatten des Baumes und
hielt ein Nickerchen.
Eines Nachmittags kam ein armer Mann des
Weges und nahm unter dem Maulbeerbaum
Platz. Dem reichen Mann gefiel das ganz und
gar nicht. »Steh auf, mach, das du wegkommst!«, schimpfte er. »Du kannst hier nicht
bleiben!«
»Es ist so angenehm, hier zu sitzen …« sagte
der arme Mann.
Er wurde mitten im Satz unterbrochen: »Das ist
mein Baum!«, schrie der reiche Mann. »Mir gehört alles von diesem Baum! Der Stamm, die
Äste, die Zweige, die Blätter und der Schatten.
Alles!«
»Ich kann unmöglich den ganzen Baum kaufen«, dachte der arme Mann bei sich, »aber ich
könnte mir vielleicht den Schatten leisten, und
das wäre sogar noch besser.« So fragte er:
»Würden Sie mir den Schatten verkaufen?«
Der reiche Mann war hocherfreut, auf diese
Weise noch reicher werden zu können. »Warum nicht?«, antwortete er schnell, bevor der
arme Mann es sich anders überlegten konnte.
Er winkte ein paar Passanten herbei, um über
den Preis einig zu werden. Nach hartem Feilschen wurde der Schatten schließlich verkauft.
Von nun an kam der arme Mann jeden Tag,
um sich unter dem Baum auszuruhen. Wo
auch immer sich der Schatten hinbewegte, der
arme Mann folgte ihm.
Manchmal kam er mit seinem Stier vorbei.
Manchmal ruhte er im Wohnzimmer des reichen Mannes.
Und oft lud er seine Freunde mit ihren Maultieren ein, mit ihm im Schatten des Maulbeerbaumes auszuruhen.
Eines Tages konnte der reiche Mann die Situation nicht mehr ertragen. »Wie kannst du es
wagen, auf diese Weise in meinen Innenhof,
ja sogar in mein Haus einzudringen. Raus!
Raus! Raus!«, schrie er wie von Sinnen.
Aber der arme Mann machte weiter wie bisher.
Eines anderen Tages saß der reiche Mann gerade mit Gästen am Tisch im Schatten des
Maulbeerbaums und aß. Da trat der arme
Mann mit seinem Wasserbüffel hinzu und
setzte sich mit an den Tisch. Als die Gäste erfuhren, dass er den Schatten des Maulbeerbaums käuflich erworben hatte, lachten sie
lauthals.
Das war mehr, als der reiche Mann ertragen
konnte.
Er zog fort in ein anderes Haus, wo es keinen
Maulbeerbaum und folglich keinen Schatten
gab.
Der arme Mann hingegen zog nun gänzlich
mit all seinen Tieren in das Haus des reichen
Mannes.
Aber niemals schickte er jemanden fort, der
sich im Schatten des Maulbeerbaums auszuruhen wünschte.
JUNGE OPER
Für Geld kann man alles kaufen … Wirklich
alles? Kann man Gedanken und Gefühle
kaufen? Oder das Glück? Oder Phantasie?
Oder das Sonnenlicht? Oder den Schatten
eines Baumes?
Nach einem chinesischen Märchen hat der
englische Komponist Edward Rushton eine
Oper für junges und jung gebliebenes Publikum geschrieben, in der eine scheinbar
wohlgeordnete Welt mit Hilfe ihrer eigenen
Regeln aus den Angeln gehoben wird. Der
Junge Wim freundet sich mit einem sonderlichen alten Mann an, der Wims Vater zu
einem merkwürdigen Geschäft verleitet, indem er ihm den Schatten eines Maulbeerbaums abkauft. Mit den Folgen dieses Handels hat allerdings niemand gerechnet,
denn was bedeutet es, wenn man eine so
bewegliche und doch ungreifbare Sache
wie einen Schatten »besitzt«?
Die ungeordnete und phantastische Welt des
alten Mannes greift über in das geregelte Leben der Familie und treibt Wims Eltern zur
Verzweiflung. Aber auch der alte Mann hat
mit dem Kaufvertrag auf einen großen Teil
seines ungebundenen Lebens verzichtet, indem er nun ständig dem Schatten folgen
muss und zum unerwünschten Teil der Familie wird. Wenn alles zur käuflichen Ware
wird, gibt es eben keine Freiheit mehr. Und
so endet Rushtons Oper auch etwas anders
als das chinesische Märchen: Als Wims Vater, der das Durcheinander nicht mehr länger
aushält, sein ganzes Haus dem Alten überlassen will, ist dieser plötzlich verschwunden, weil ihm »das Klima« nicht mehr behagt. Die Familie kann sich ihr Reich wieder
zurückerobern, aber vermutlich wird man in
Zukunft vorsichtiger mit scheinbar lukrativen
Geschäften sein. Und vielleicht findet der
alte Mann, nun wieder besitzlos, an einem
anderen Ort seine Freiheit wieder.
Im Schatten des Maulbeerbaums ist eine
witzige kleine Oper mit Tiefgang, die nicht
nur intelligente Unterhaltung bietet, sondern
auch zentrale Punkte des menschlichen Zusammenlebens berührt. Eine temporeiche
und spielerische Musik, die zeitgenössische
Musiksprache immer wieder durch Anklänge an Tanz- und Unterhaltungsmusik bricht,
lädt zu einem überraschenden und vergnüglichen Hörabenteuer ein.
Im Ballhof Eins wird die Uraufführung einer
neuen Fassung des Stücks zu erleben sein,
die der Komponist eigens für die Staatsoper
Hannover geschaffen hat.
Vor der Premiere der Oper haben kleine und
große Zuschauer die Möglichkeit, Musiktheater hautnah zu erleben: Bei der Einführung
für Familien am Sonntag, den 17. März treffen sie Künstler, erhalten Einblicke in das
Stück und die Probenarbeit, hören erste Ausschnitte aus der Musik und werden dabei
auch selbst aktiv. Kostenlose Zählkarten an
den Theaterkassen.
IM SCHATTEN DES MAULBEERBAUMS
Oper von Edward Rushton
Neufassung für die Staatsoper Hannover
Text von Dagny Gioulami
Ab 10 Jahren
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Mark Rohde
INSZENIERUNG
Martin G. Berger BÜHNE Sarah-Katharina Karl KOSTÜME
Silke Bornkamp
Uwe Wegner
LICHT
DR AMATURGIE
Klaus Angermann
HERR BIM
Diouf
Michael Chacewicz
WIM
Edward Mout
FR AU BIM
ALTER MANN
GEMEINDEPR ÄSIDENT/BESUCHER
NELI
Eunhye Choi
NILU
Anna Bineta
Nicolas Kröger
Byung Kweon Jun
Stella Motina
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
PREMIERE
6. April 2013, 16 Uhr, Ballhof Eins
WEITERE VORSTELLUNGEN
08.04. (11 Uhr), 14.04. (15
Uhr), 18.04.2013 (18 Uhr), Ballhof Eins
EINFÜHRUNG FÜR FAMILIEN
17.03. (15 Uhr), Foyer Ball-
hof Eins
Mit freundlicher Unterstützung
14.15
JUNGE OPER
Die Staatsoper hat (…) erneut eine grandiose Ensembleleistung gezeigt, bei der auch die kleinste Rolle hochklassig besetzt war. Das Opernglas
Opern-Hattrick voll Leid, Leidenschaft, Scherz.
Evangelische Zeitung
Ein kurzweiliger Opernabend, an dem alle Gefühlsregister
gezogen werden. NDR 1
IL TRITTICO
Il tabarro – Suor Angelica – Gianni Schicchi
Drei Operneinakter von Giacomo Puccini
MUSIK ALISCHE LEITUNG
BÜHNE
Alexander Wolf
WIEDER AUFNAHME
Mark Rohde
KOSTÜME
INSZENIERUNG
Marysol del Castillo
Sebastian Baumgarten
VIDEO
Philip Bußmann
27. April 2013, 19.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
01.05. (18.30 Uhr), 05.05. (18.30 Uhr) und
19.05.2013 (16 Uhr)
Mit freundlicher Unterstützung der NORD/LB und der Stiftung Staatsoper
Hannover
KONZERT
SWANTJE KÖHNECKE
EIN SUBTILES NICHTS
Claude Debussys letztes Orchesterwerk im 6. Sinfoniekonzert
Die Szene zeigt einen nächtlichen Park. Ein
Tennisball fällt auf die Bühne, ein junger
Mann mit Tennisschläger in der Hand läuft
hinterher und verschwindet. Zwei junge
Frauen treten auf, werden von dem Mann
aus dem Gebüsch beobachtet. Er verführt sie
zum Tanz: zuerst die eine, doch die andere
wird eifersüchtig. Es entwickelt sich ein leidenschaftlicher Tanz zu dritt, bis ein zweiter
verirrter Tennisball das Geschehen unterbricht und beendet.
Dieses Szenario des Choreographen Vaslaw
Nijinsky wurde Claude Debussy vorgelegt:
»geformt aus diesem subtilen Nichts, aus
dem, wie ich glaube, eine Tanzdichtung bestehen muss«, wie der Komponist sich am
15. Mai 1913, dem Tag der Uraufführung
seines Balletts Jeux in einem Zeitungsartikel
erinnert. Und zunächst war der arrivierte
Komponist wohl eher abgeneigt gewesen,
den Auftrag der Ballets Russes anzunehmen.
Seit 1909 zeigte die junge Kompanie von
Sergei Diagilew ihr neuartiges Programm in
Paris, in enger Zusammenarbeit mit Komponisten und später auch bildenden Künstlern.
In der dritten Saison hatte Nijinsky Debussys
berühmtes Prélude à l’après-midi d’un faune
von 1894 choreographiert, und schon hier
hatte der Komponist nur widerstrebend seine Einwilligung dazu gegeben.
Und doch folgte ein Jahr später Jeux,
»Spiele«, Debussys einzige originäre Ballettmusik und seine letzte Partitur für Orchester
– vermutlich aufgrund eines finanziell deutlich verbesserten Angebots von Diagilew.
Anders als die Kompositionen von Igor Strawinsky für die Ballets Russes (Feuervogel
1910, Petruschka 1911, Le Sacre du printemps 1913) setzte sich Debussys Poème
dansé jedoch nicht auf der Tanzbühne, sondern im Konzertsaal durch. Vielleicht machte
sich die
ironische Distanz bemerkbar, die der
51-jährige Debussy gegenüber dem wesentlich jüngeren Nijinsky und seiner Kunst
zum Ausdruck brachte: »Bevor ich ein Ballett
schrieb, wusste ich nicht, was ein Choreograph ist; jetzt weiß ich es: Das ist ein Mann,
der sehr viel von der Rechenkunst versteht.
Zum Beispiel: 1, 2, 3 / 1, 2, 3 / 1, 2, 3, 4, 5 /
1, 2, 3, 4, 5, 6 / 1, 2, 3 / 1, 2, 3; (ein bisschen schneller), dann das Ganze im Zusammenhang. Das sieht nach nichts aus, ist aber
äußerst aufregend, vor allem, wenn der unvergleichliche Nijinsky diese Aufgabe stellt.«
Auch wenn der Walzerrhythmus sein motivischer Kern ist, geht Jeux weit über das
genannte »1, 2, 3« hinaus. Musikhistorisch
wurde das Werk zwar zunächst durch den
Uraufführungsskandal des Sacre du printemps überstrahlt, das nur zwei Wochen
später am selben Ort durch dieselbe Kompanie herauskam. Doch heute erscheint uns
die Partitur nicht weniger aufsehenerregend: mit ungehörten Schattierungen der
Klangfarbe, aufregenden harmonischen Konstruktionen, rhythmischen Finessen und einer frei fließenden Form, »die sich von Augenblick zu Augenblick erneuert« (Pierre
Boulez). Das konkrete Spiel der Handlung –
Tennis, Tanz und Leidenschaft – wird zum
abstrakten Spiel musikalischer Parameter.
Doch ist Debussys Musik bei aller Komplexität von verführerischer Sinnlichkeit, Eleganz
und scheinbarer Leichtigkeit. »Musik
muss vom Ohr des Hörers spontan
aufgenommen werden können,« schrieb Debussy 1909,
»er darf nicht Mühe haben,
in den Mäandern einer
komplizierten Entwicklung die abstrakten Ideen
zu erkennen.« Oder eben
die Stimmung und Handlung des »subtilen Nichts«
einer Tanzdichtung.
6. SINFONIEKONZERT
MAURICE R AVEL Ma
Mère l'Oye (1908/1911)
CL AUDE DEBUSSY Jeux
(1912–13)
ANTONÍN DVOŘ ÁK Sinfonie
DIRIGENT
Nr. 8 G-Dur op. 88 (1889)
Jonathan Darlington
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Sonntag, 17. März 2013, 17 Uhr
Montag, 18. März 2013, 19.30 Uhr
Kurzeinführungen mit Jonathan Darlington
jeweils 45 Minuten vor Beginn
16.17
KONZERT
KATHARINA ORTMANN
»FÜR DIESEN MENSCHEN MUSS ICH MIR ZEIT NEHMEN …«*
Zu Kit Armstrong, Solist des 7. Sinfoniekonzertes
Gleichgültig, ob man für Kit Armstrong den
Begriff Wunderkind gebrauchen möchte
oder nicht – sein Lebenslauf ist unleugbar
staunenswert: Der heute zwanzigjährige
Amerikaner aus Kalifornien begann im Alter
von fünf Jahren mit dem Kompositions- und
Klavierstudium. Mit sieben Jahren war er
der jüngste Student, der jemals an der Chapman University of California aufgenommen
wurde. Parallel zu diesem Teilzeitstudium
beendete er die Highschool, zwei Jahre später nahm er das Studium der Musik und Naturwissenschaften in Vollzeit auf. Seit einigen Jahren erhält Kit Armstrong regelmäßig
Unterricht vom österreichischen Pianisten
Alfred Brendel, der von ihm sagt, Armstrong
sei »die größte musikalische Begabung, der
ich in meinem ganzen Leben begegnet bin.«
Brendel achtete auch darauf, dass der junge
Künstler auf dem »Klassikmarkt« nicht zu
früh aufgerieben wurde: Jahrelang gab Kit
Armstrong unter den Fittichen seines Mentors nur wenige Konzerte. Bei einem der er-
sten Konzerte Armstrongs, 2008 beim
Bolzano Festival Bozen, wandte sich Brendel
vor dessen Auftritt ans Publikum: »Eigentlich
wollte ich nie etwas mit Nachwuchsarbeit
zu tun haben, aber als ich Kit zum ersten
Mal Klavier spielen hörte, wusste ich: Für
diesen Menschen muss ich mir Zeit nehmen.
Ich habe noch nie einen Menschen erlebt,
der so sensibel ist, der sich so konzentrieren, der sich so leicht erinnern kann. Bitte
helfen Sie mir, dass er nicht in die Fänge der
Medien gerät.«
Inzwischen ist Kit Armstrong als Pianist auf
zahlreichen renommierten Konzertpodien
vertreten. Der Konzertkalender des Pianisten
enthält Engagements mit dem Philharmonia
Orchestra London, dem Leipziger Gewandhausorchester, dem NDR Sinfonieorchester
Hamburg, dem Orchestre de la Suisse Romande oder dem Mozarteum Orchester Salzburg. Dabei arbeitet er mit Dirigenten wie
Ivor Bolton, Riccardo Chailly, Christoph von
Dohnányi oder Sir Charles Mackerras zusammen. Der Schwerpunkt seines Repertoires liegt bei den Klassikern Beethoven,
Mozart und Bach, ergänzt durch Schönberg,
Liszt oder Mendelssohn Bartholdy und ein
umfangreiches Kammermusikrepertoire.
Für sein Konzert an der Staatsoper Hannover
wählt sich Kit Armstrong keines der berühmten Virtuosenstücke, sondern ein relativ selten zu hörendes Klavierkonzert aus:
*Alfred Brendel
Felix Mendelssohn Bartholdys zweites Klavierkonzert in d-Moll op. 40. Es steht im
Schatten seines ersten, häufiger gespielten
Klavierkonzertes – zu Unrecht. Mendelssohn
hatte das Konzert 1837 für den eigenen Gebrauch als Konzertpianist geschrieben. Es
gibt dem Solisten reichlich Gelegenheit,
Brillanz und Virtuosität unter Beweis zu stellen, insbesondere im letzten, von Mendelsohn selbst als »Clavierfeuerwerk« bezeichneten Satz. Doch das Stück bietet
weitaus mehr: Das Herzstück des Konzertes
ist der Adagio-Mittelteil, dessen tiefsinnige
Ausdruckskraft vom Interpreten Innerlichkeit und Sensibilität verlangt. In Hannover
wird Kit Armstrong dieses Konzert nun zum
ersten Mal spielen.
7. SINFONIEKONZERT
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
Konzert für Klavier
und Orchester Nr. 2 d-Moll op. 40 (1837)
RICHARD STRAUSS
DIRIGENTIN
SOLIST
Sinfonia domestica op. 53 (1902/03)
Karen Kamensek
Kit Armstrong (Klavier)
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Sonntag, 21. April 2013, 17 Uhr
Montag, 22. April 2013, 19.30 Uhr
Kurzeinführungen mit Karen Kamensek jeweils 45
Minuten vor Beginn
»Kit Armstrong ist ein Multitalent – hochbegabt nicht nur als Komponist und Pianist, sondern auch im Bereich ganz anderer Disziplinen wie Sprachen, Naturwissenschaften und
Mathematik. Kit Armstrong begann seine musikalische Laufbahn in einem erstaunlich jungen Alter und mit einer unglaublichen Produktivität. Gefeiert als ein Wunderkind (ein Begriff, gegen den ich eine Abneigung habe), wurde er schnell zu einem der faszinierendsten
und gefragtesten Solisten auf dem Klassikmarkt.
Ich bin sehr gespannt auf die Zusammenarbeit mit ihm und freue mich darauf – zumal Kit
Armstrong in Hannover das zweite Klavierkonzert von Mendelssohn zum ersten Mal überhaupt interpretieren wird. Ich bin sicher, dass es eine ganz besondere Erfahrung für uns
wird, gemeinsam mit ihm zu musizieren.« Karen Kamensek
KONZERT
KANTINENPLAUSCH
EVA HARRISON
TANZ MUSS AUS DEM HERZEN KOMMEN
Mit der Tänzerin Rowena Ansell
Wie viele ihrer Kollegen ist Tänzerin Rowena Ansell bereits als Kind zum Tanz gekommen: »Meine Eltern fanden, dass ich
›tollpatschig‹ wäre und haben mich zum
Stepptanz angemeldet, damit ich meine Koordinationsfähigkeit trainiere«, lacht sie mitreißend. Darüber kam sie bald zum klassischen Ballett und tanzte nach ein Paar
Jahren in ihrer Heimat für die Royal Ballett
School vor. Schon damals war für sie klar,
dass sie Tänzerin werden wollte. »I always
went with the flow!« erklärt die sympathische Engländerin strahlend ihren tänzerischen Weg, der sie vor sechs Jahren an die
Staatsoper Hannover führte.
Rowena Ansell ist immer in Bewegung: Neben dem Training und den täglichen Proben
unterrichtet sie Spätbewegte, bildet sich
weiter und choreographiert seit 2009 für
den Club XS der Musiktheaterpädagogischen
Abteilung; in dieser Spielzeit zu Peter Pan.
Darüber hinaus gehört sie zu den Tänzern
des Ensembles, die auch in diesem Jahr
wieder im Rahmen der 2007 von Ballettdirektor Jörg Mannes ins Leben gerufenen
Reihe New Steps eine eigene Choreographie
erarbeiten dürfen; dieses Jahr im Rahmen
der 4. Hamelner Tanztheatertage.
Die Wege die von Tänzern nach der Bühnenkarriere beschritten werden, sind sehr
unterschiedlich. Auch wenn Rowena Ansell
noch viele Jahre selbst auf der Bühne stehen möchte, macht sie seit gut einem Jahr
ihren Master of Science in Tanzwissenschaft
und Tanzpädagogik als Fernstudium an der
University of Edinburgh. Hierbei interessiert
sie besonders der wissenschaftliche Hintergrund z.B. in Bezug auf Faktoren die zur Verletzungsprävention eine Rolle spielen wie
Kondition, Ernährung und Motivation. »›Wie
man trainiert‹ ist wahnsinnig wichtig für
den Körper. Gerade in der Tanzpädagogik
kommt es darauf an, möglichst vielseitige
Trainingsmethoden anwenden zu können.
»Kinder, die Tanz nur als Hobby ausüben,
muss man anders trainieren, als Erwachsene; Profis brauchen wieder andere Herausforderungen. Umso toller ist es, dass ich mit
den Spätbewegten und dem Club XS so unterschiedliche Gruppen trainiere.«
Dennoch sieht Rowena Ansell ihre nebenberufliche Weiterbildung nicht in erster Linie
als Alternative zu ihrer Tanzkarriere, sondern viel mehr als zusätzliche Chance etwas
Neues auszutesten. »Mit meinem Master ist
es ähnlich, wie mit New Steps: Es macht
wahnsinnig viel Spaß, sich immer neuen He-
rausforderungen zu stellen!« Das glaubt man
der Tänzerin aufs Wort, wenn sie etwa mit
leuchtenden Augen berichtet, wie aufgeregt
sie war, als Ballettdirektor Jörg Mannes sie
bat, für – sein 2012 mit dem FAUST-Preis
nominiertes Ballett – Gefährliche Liebschaften die Rolle der Cecile einzustudieren, um
diese im Rahmen eines Gastspiels im Theater Heilbronn zu tanzen. »Anfangs war ich
nicht sicher, ob ich für diese intime Rolle
mutig genug bin, mit diesem kontrastierenden Wechsel zwischen jungem naiven
Mädchen und Verführerin. Aber dann habe
ich mich gefreut, diese Herausforderung anzunehmen!« Obwohl die zusätzlichen Proben
für diese Rolle ihr sehr viel abverlangt haben, hat sie die Probenzeit genossen: Tanz
muss aus dem Herzen kommen.
Wieder anders ist die Zusammenarbeit mit
den Schülern der IGS Linden, die in dieser
Spielzeit abermals unter der Leitung von
Mathias Brühlmann ein Mal wöchentlich
eine Tanzversion des Golding Romans Der
Herr der Fliegen entwickeln. Rowena Ansell
ist eine von zehn Tänzern, die im Juni 2013
gemeinsam mit 72 Schülern Mathias Brühlmanns Choreographie im Schauspielhaus
auf der Bühne präsentieren werden. Obwohl sie sich in Deutschland wohl fühlt,
vermisst sie ihr Heimatland und ihre Familie
sehr – so holt sie sich manchmal ein Stück
Heimat über das Kochen nach Hannover:
»Die englische Küche ist gar nicht so schlecht
wie ihr Ruf!«
CHICKEN CURRY
Man nehme 4 Hühnerbrüste, schneide sie in mundgerechte Stücke und lege sie mehrere Stunden in einem Mix
aus Tandoori Paste und 2 EL Joghurt ein.
Für das Curry eine große Zwiebel in feine Stücke schneiden; Öl in einer tiefen Pfanne erhitzen und mit einer
Zimtstange, 8 Kardamomkapseln und den Zwiebelstücken 5–6 Min. köcheln. Frischen Ingwer (nach Geschmack), zwei Knoblauchzehen, 1 TL Kreuzkümmel, 1 TL Koriander, ½ TL Kurkuma, 1 TL Pfeffer hinzufügen.
Dann das marinierte Hühnchen dazu geben. 3–4 Min. braten. 200 g geschnittene Dosentomaten, den Saft
einer halben Zitrone, 150 ml Hühnerfond und ½ TL Salz unterrühren. Bei schwacher Hitze ca. 10 Min. köcheln
lassen. Mit Reis oder Fladenbrot servieren. Enjoy your meal!
18.19
ORCHESTER
DOROTHEE HARPAIN
REINGEHÖRT!
Mit der Solo-Fagottistin Wiebke Husemann
»Mit anderen Musik zu machen, hat etwas
sehr Verbindendes und Bereicherndes, etwas, das man in der Form sonst im Leben
nicht findet«, meint Wiebke Husemann und
erzählt im gleichen Atemzug mit leuchten-
den Augen von den Konzertreisen des Musikschulorchesters in ihrer Jugendzeit. Dabei hätte ihr die ehrgeizige Klavierlehrerin
als Kind fast die Freude an der Musik verdorben, »damals war ich sieben Jahre alt
und hab das dann ziemlich schnell verweigert. Außerdem wollte ich viel lieber mit anderen zusammen musizieren.«
Deshalb faszinierten die Gymnasiastin besonders die Auftritte des Schulorchesters.
Den Ausschlag gab die Aufführung der Oper
Abu Hassan von Carl Maria von Weber anlässlich der 100-Jahr-Feier ihres Gymnasiums. »Ich wollte unbedingt im Orchester
mitspielen. Das war mir ganz wichtig«, erinnert sich die gebürtige Braunschweigerin.
Also fragte sie den Musiklehrer, was sie tun
müsse, um mitmachen zu können. Seine
Antwort: »Fagott ist ein ganz schönes Instrument. Das kann man recht schnell lernen
und außerdem fehlt es uns noch.« Husemann lacht, wenn sie sich an diesen entscheidenden Tag erinnert: »Ich wusste ja
gar nicht, wie ein Fagott aussieht. Also ging
ich nach Hause, schlug ein Lexikon auf und
lachte mich erstmal kaputt, weil das Instrument so komisch aussah.« Innerhalb kürzester Zeit studierte sie die Fagottstimme für
die Opernaufführung – »bei den schnellen
Stücken musste ich jede zweite Note streichen, weil ich noch nicht so schnell greifen
konnte« –, doch die Begeisterung der
17-Jährigen und der Wunsch, sich mit diesem »merkwürdigen« Instrument weiter
auseinanderzusetzen, waren geweckt.
Nach dem Abitur studierte sie Fagott bei
Klaus Thunemann an der Hochschule für
Musik, Theater und Medien in Hannover.
Nach mehreren Aushilfsstellen während des
Studiums, u.a. bei den Bamberger Symphonikern, erhielt sie eine Stelle im Niedersächsischen Staatsorchester Hannover. »Als ich
1994 angefangen habe, war ich die erste
Frau im Orchester, die eine Solo-Stelle bekam«, erklärt Wiebke Husemann lächelnd.
Damals war es noch ungewöhnlich, als Frau
Fagott zu spielen, galten doch die Blasinstrumente lange Zeit als Männerdomäne. So
habe sie einmal nach einem erfolgreichen
Probespiel die Stelle nicht bekommen, nur
weil sie eine Frau war. »Das hat mich damals
natürlich furchtbar geärgert. Aber die Zeiten
haben sich geändert, inzwischen gibt es
mehrere weibliche Kolleginnen hier und
jetzt ist es fast so, dass wir uns eher freuen,
wenn mal wieder ein Mann engagiert wird.«
Ein besonderes Highlight in dieser Spielzeit
war das große Solo in Schostakowitschs 9.
Sinfonie im Rahmen des 4. Sinfoniekonzerts. »Es gibt ja nicht viele Soli für Fagott,
daher war das schon eher ein Ausnahmefall
und sehr aufregend für mich. Normalerweise nimmt man als Zuhörer die Fagottstimme
gar nicht so sehr wahr, denn zum Beispiel in
Mozarts Così fan tutte liegt sie meist eine
Oktave unter den Geigen oder unterstützt
die Oboe oder die Flöte in den Arien. Die
Hauptaufgabe des Fagotts besteht eigentlich
darin, mit den anderen schön zusammenzuspielen.« Wiebke Husemann vergleicht es
mit dem Tango tanzen – eines ihrer Hobbys
neben Segeln und Skifahren: »Tango tanzen
hat viel mit Kommunikation ohne Worte zu
tun. Wie beim Musikmachen muss man spüren, wo der andere ist und was er vorhat,
um aufeinander reagieren zu können. Erst
dann wird die Musik lebendig.«
EMPFEHLUNGEN
+ R. Schumann Dichterliebe, Fritz Wunderlich, Hubert Giesen, 1997
+ W. A. Mozart Klavierkonzert A-Dur KV
448, Mitsuko Uchida, Cleveland Orchestra,
1987
+ R. Schumann/J. Brahms Klavierquintett,
Artemis Quintett, Leif Ove Andsnes, 2007
AUS DEN ABTEILUNGEN
KATHARINA ORTMANN
WIE BRINGT MAN COCKTAILS ZUM LEUCHTEN?
Da Capo! Catering – die Gastronomie des Opernhauses
Küchenleiter Ravi Raman und Mitarbeiterin Janett Frenkel
Als Koch muss man ausschließlich kochen
können? Fehlanzeige, wenn man beim Catering eines Opernbetriebs arbeitet. Das Personal von Da Capo! Catering beschäftigen
neben dem Kantinenbetrieb und Vorderhausservice schon mal ausgefallene Fragen
wie: Woher bekommt man hunderte Tuben,
in die eine leckere Nachspeise gefüllt wird?
Mit welcher Speise harmoniert Knallbrause?
Wie bekommt man es hin, dass diese Zutat
auch noch dann schön auf der Zunge knallt
und brizelt, wenn sie schon zwei Minuten
auf einer Kugel Eis gelegen hat? Und wie
bringt man Cocktails zum Leuchten?
Norbert Bartsch ist ausgebildeter Koch und
bei Da Capo! Catering Teamleiter »Food and
Quality«. Für ihn ist es genau diese Art von
Kreativität, die die Arbeit an der Staatsoper
so spannend und herausfordernd macht:
»Wer hier am Haus arbeitet, muss auch im
Catering hin und wieder ungewöhnliche
Wege gehen, um die Gäste zufrieden zu stellen – und natürlich die Hausleitung, die beispielsweise für den Opernball die Gerichte
und Getränke persönlich testet! Unserer Kreativität sind für derartige Veranstaltungen
keine Grenzen gesetzt«. Dieses Jahr lautete
das Motto des Opernballes einfach überir-
disch!. Schon von Spielzeitbeginn an wurde
recherchiert, experimentiert und probiert.
Von Jules Verne über Raumschiff Enterprise
bis hin zur Speisekarte von Astronauten –
alles diente zur Inspiration. Der beliebte
Opernball-Hotdog wurde so zum Photonentorpedo, Bagels hießen Saturnringe und in
Cocktails versenkte Blinklichter tauchten die
Getränke in futuristische Farben. Trotzdem
ist der Opernball nur einer von vielen Einsatzorten für das Team von Da Capo! Catering – wenn auch der aufwändigste. »Die
Vorbereitungen müssen neben dem Tagesgeschäft laufen. Das erfordert eine enorme
logistische und personelle Vorplanung.«
Christian Rieger, Assistent der Geschäftsführung der Cateringfirma, ist fast täglich im
Staatstheater, um die Abläufe zu besprechen. »Wir bewirtschaften neben der Opernund Schauspielkantine auch das Vorderhaus,
also den Publikumsbereich während der
Vorstellungen. Der Opernball ist organisatorisch hier der absolute Höhepunkt: 120 Mitarbeiter, 20.000 Gläser, zigtausend Besteckteile … das muss man erst einmal alles
zusammen bringen!«
Das Tagesgeschäft ist demgegenüber zwar
wesentlich überschaubarer – aber nicht im-
mer ruhiger. Eigentlich beginnt der Kantinenbetrieb in der Oper erst ab acht Uhr morgens. Meistens steht aber schon eher ein
hungriger Kollege vor der Tür. Das Frühstücksangebot – Rühr- oder Spiegelei, mit
und ohne Schinken – erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Manch eine Abteilung
hat schon Frühstücksrituale entwickelt: Jeden Donnerstag etwa gibt die Damenschneiderei für Freitagmorgen eine Bestellung auf,
zum gemeinsamen Frühstück mit Ei.
Bis 12 Uhr mittags müssen drei verschiedene
Gerichte zubereitet werden, insgesamt gehen dann 50 bis 60 Mahlzeiten über die
Theke. Dazu kommen diverse Sonderwünsche, die, wenn möglich, erfüllt werden. Geschlossen wird die Kantine eine Stunde nach
Vorstellungsende oder, an vorstellungsfreien
Tagen, auch nach Absprache. Die Proben im
Saal oder auf den Probebühnen dauern in
der Regel bis 22 Uhr, und in der Pause erwarten die Beteiligten, dass Brötchen und
Getränke bereit stehen – oder nach der Probe auch mal ein Bier. Gibt es Lieblingsspeisen der Mitarbeiter? Für den Küchenleiter
Ravi Raman gibt es zwei klare Favoriten:
»Ein Dauerbrenner ist unser Opernteller
(Currywurst mit Pommes) und der selbst gebackene Kuchen von unserer Mitarbeiterin
Britta Klauke, den es hin und wieder gibt.
Und unsere selbst gemachten Nudeln, die
kommen ebenfalls gut an.«
Und wie isst das Publikum? »Da gibt es ein
sehr seltsames Phänomen« erzählt Christian
Rieger: »In Ballettvorstellungen verkaufen
wir am wenigsten. Als würden die Zuschauer sich hier nicht trauen zu essen.« Vielleicht
wäre die Raumfahrercreme vom Opernball
ein passendes Angebot für Ernährungsbewusste? Dass man die erforderlichen Tuben
über den Fachhandel für Apotheker bekommt, hat Norbert Bartsch ja inzwischen
herausgefunden.
20
FUNDUS
OPERNSHOP
Im Opernshop in der Langen Diele des Opernhauses werden ab sofort Schlüsselbänder sowie Stoffbeutel der Staatsoper zum Kauf angeboten. Neben Plakaten aktueller Produktionen und Opern-CDs
sind auch CDs von Ensemblemitgliedern erhältlich. Der neueste
Tonträger heißt Mozart, Schumann & Rachmaninoff, der von Korrepetitor André Dolabella eingespielt wurde und sehr unterschiedliche Klavierwerke auf einer CD vereint. Die Werke spannen den
Bogen zwischen dem strengen klassischen Rahmen über das Symbolische in der Romantik bis zum psychologisierenden Ausdruck von
Stimmungen. Ebenfalls wieder im Opernshop erhältlich ist die CD
Melodías de (in)dependencia des mexikanischen Bariton Gerardo
Garciacano und Alexandra Goloubitskaia, Korrepetitorin an der
Staatsoper Hannover. Sie präsentieren Lieder aus Mexiko und Argentinien, in denen die europäische romantische Liedtradition mit
dem reichen Erbe der südamerikanischen Musik eine unwiderstehliche Verbindung.
OPERNRÄTSEL
Bei der gesuchten Oper handelt es sich um ein Musiktheaterwerk
des 21. Jahrhunderts, eine Mischform aus Oper und Schauspiel, die
im Rahmen der im Frühjahr stattfindenden Festspiele im historischen Rokokotheater, dem ältesten, original erhaltenen Rangtheater der Welt, in einer kleinen baden-württembergischen Stadt uraufgeführt wurde. Der Titel des Stückes verweist auf den
Handlungsort und klingt ganz nach dem kriminalistischen Sonntagabendprogramm im Ersten. Auch die Handlung lässt in dieser Hinsicht nichts zu wünschen übrig – es beginnt ganz harmlos, verschiedene Personen besichtigen ein Gebäude und finden erst nach
und nach heraus, dass es sich um einen Tatort handelt. Die Spuren
wurden beseitigt, doch die Protagonistin, die den ermordeten Personen sehr nahestand und die Leichen entdeckte, wird noch immer
von den Stimmen der Toten gequält.
Der Librettist – der für seinen Künstlernamen nur seinen Vor- und
Nachnamen vertauschte – ist eigentlich eher als Schauspielautor
bekannt und sein Markenzeichen ist, dass er Sätze fragmentiert und
jedes Wort eines Satzes einer anderen Figur in den Mund legt, wodurch sich die Bedeutung desselben schlagartig verändern und
Mehrdeutiges entstehen kann – je nachdem, welche Figur welches
Wort spricht. Der Komponist, der aus dem gleichen Nachbarland
Deutschlands stammt wie der Librettist, hat jeder Figur der Oper ein
bestimmtes Schlaginstrument zugeordnet und versucht, das Grauen
des Ortes durch möglichst »schöne« Musik zu konterkarieren.
Gesucht sind der Titel und das Uraufführungsjahr des Stückes, sowie
die Namen der Protagonistin und des Komponisten.
Ihre Antwort schicken Sie bis 05.04.2013 per Postkarte an die
Staatsoper Hannover: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Opernplatz 1.
30159 Hannover, oder per Email an [email protected]
Vergessen Sie nicht Ihren Absender und Ihre Adresse! Unter allen
richtigen Einsendungen verlosen wir 5 x 2 Karten für die BallettAufführung Alice im Wunderland am 19.04.2013 um 19.30 Uhr.
Im Rätsel der letzten seitenbühne 01/02.2013 suchten wir die Oper Wallenberg
von Komponist Erkki-Sven Tüür und Librettist Lutz Hübner.
ORCHESTER
IMPRESSUM
HERAUSGEBER Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover INTENDANT Dr. Michael Klügl
Andrea Bartsch TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTALTERISCHE
UMSET ZUNG Birgit Schmidt DRUCK Steppat Druck FOTOS Thomas M. Jauk (Titel, 1, 4–5, 14, 17), Insa Hagemann (2–3), Gert Weigelt (6–7), Jörg Mannes (8–9), Jochen Klenk
(10), Thilo Nass (11), june Artists (16), Thomas Huppertz (18), Katharina Ortmann (19), Malte Erhardt (20) TITELBILD Orest, Khatuna Mikaberidze
REDAKTION
seitenbühne . März / April 2013
Herunterladen