Das Journal der Staatsoper Hannover seitenbühne 03.04 seitenbühne . März / April 2013 PROSZENIUM WOZU DAS GANZE THEATER? Ich bin Kaufmännischer Geschäftsführer der Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH. Manche sagen auch, ich sei der Herr der Zahlen. Das ist sicherlich richtig, denn Zahlen sind ein wichtiger Teil des kaufmännischen Arbeitens. Aber mit den Zahlen ist das so eine Sache: Entweder sie entwickeln sich so, wie ich das geplant und gedacht habe, und das ist meistens der Fall. Oder es läuft anders als geplant, dann muss ich mir dafür eine Lösung einfallen lassen. Wichtiger als die Zahlen sind mir die Menschen, die in diesem Theater arbeiten. Bei der Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, mit Opernhaus, Schauspielhaus und Ballhof, mit sechs ständig bespielten Bühnen, mit 35 bis 40 Premieren, mit 40 bis 50 Wiederaufnahmen und mit über 1.100 Vorstellungen in jeder Spielzeit müssen täglich über 1.000 Menschen eng zusammenarbeiten, damit abends auf den Bühnen der Vorhang aufgehen kann. Und deswegen sind die Menschen im Theater das eigentlich Wichtige. Denn Theater ohne Menschen gibt es nicht, unser Produkt wird von Menschen getragen, das macht es einzigartig, und die Menschen so unverzichtbar. Am Staatstheater arbeiten Menschen mit sehr unterschiedlichen, teilweise exotischen oder vom Aussterben bedrohten Berufen. Alle Mitarbeiter haben ihre persönliche und berufliche Biographie und ihre eigenen Wertvorstellungen davon, warum sie im Staatstheater Hannover arbeiten. Und das ist oft genug Anlass für Reibungen. Die können den Betrieb lähmen und die Produktivität senken. Daher versuche ich diese Konflikte konstruktiv zu lösen, damit sich aus möglichen Reibungen eine positive Energie ergibt, die unser Theater wieder voran bringt. So ist mir daran gelegen, dass wir darüber sprechen, welche Werthaltungen, welche Vorstellungen wir von unserem Beruf, unserer Aufgabe haben, jede und jeder einzelne und wir als Mannschaft der Staatstheater Hannover. Wozu machen wir eigentlich dieses Theater? Was ist mein Beitrag dafür, dass auf der Bühne etwas Besonderes entstehen kann? Der Austausch über diese Fragen sorgt für ein gemeinsames Verständnis, für ein gutes Miteinander zwischen den Beschäftigten und den Beschäftigtengruppen. Das verbessert die Abläufe und sorgt für eine bessere Qualität der Arbeit, was sich anschließend auf der Bühne zeigt. Wenn dann das Publikum am Ende einer Vorstellung applaudiert, dann gilt der Applaus nicht nur den Mitwirkenden auf der Bühne, sondern allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Niedersächsischen Staatstheater Hannover GmbH, auch den Menschen hinter der Bühne, in den Werkstätten, in der Verwaltung und an allen Plätzen, die für einen großartigen Theaterabend erforderlich sind. Ihr Jürgen Braasch Kaufmännischer Geschäftsführer der Niedersächsischen Staatstheaters Hannover GmbH E 3 1 0 2 T S E F R E D N KI G E S A M TO R D N U T P E Z KON N E S T IN G - T H E K IA L E N R O :C G A N IS AT IO N -BERGH … L A M N I E R A 3 ES W H SCHAUERTE R E D N A X E L G: A A U S S TAT T U N 04.05 OPER MIRIAM KONERT DAS VERFLIXTE JAHR 1877 Zur Premiere von Tschaikowskys Eugen Onegin Peter Iljitsch Tschaikowsky war fieberhaft auf der Suche nach einem neuen Opernstoff, als Elisabeth Andrejewna Lawroskaja, Sängerin und Lehrerin am Konservatorium, ihn auf Puschkins Eugen Onegin aufmerksam machte. Für eine Oper war der berühmte Versroman völlig ungeeignet, da er keinerlei Bühneneffekte versprach und damit gänzlich im Widerspruch stand zum ästhetischen Gebot der Zeit. »Du glaubst gar nicht, wie wild ich auf dieses Sujet bin«, schrieb der Komponist am 18. Mai 1877 seinem Bruder Modest. »Wie froh bin ich, den üblichen Pharaos, Prinzessinnen, Vergiftungen und dergleichen Puppengeschichten aus dem Wege gegangen zu sein! Welche Fülle von Poesie Onegin birgt«. Tschaikowsky war klar, dass er mit Puschkins Werk den »Pöbel« nicht ansprechen würde. Danach stand ihm auch nicht der Sinn. Er wollte Musik »von Herzen« schreiben und vertraute darauf, dass man auch mit »einfachen, alltäglichen und allgemeinmenschlichen Gefühlen« sein Publikum gewinnen konnte. In der Tat ist Eugen Onegin eher ein facettenreicher Ausdruck von Liebessehnsucht als differenzierte Handlung. Aus vielen verschiedenen Perspektiven erkundet das Werk, was Liebe sein kann, woher sie kommt, und wie sie sich verflüchtigt, bei Jung und Alt, bei Arm und Reich. Ein zärtliches Kammerspiel, ein schmerzhaftes auch, weil die Liebe sich in keinem der Beispiele erfüllt. Bereits im Frühjahr hatte Tschaikowsky die Briefszene der Tatjana, das Herzstück der Oper, fertiggestellt, im Sommer 1877 das gesamte Werk skizziert, 1878 fertig komponiert: Der reiche und bornierte Städter Eugen Onegin besucht mit seinem Freund, dem Dichter Lenski, die Larins auf dem Land. Die zwei Töchter der Larina, Tatjana und Olga, sind im heiratsfähigen Alter. Olga ist Lenski versprochen, Tatjana ist noch frei, genau wie Eugen. Doch beide sind kaum vermittelbar: Tatjana ist schweigsam und ernst und vergräbt sich in ihren Büchern und Liebesromanen. Auch Onegin gilt als sonderbar. Er ist des Lebens überdrüssig, hochmütig, und nichts kann ihm die Langeweile austreiben. Bereits bei ihrer ersten Begegnung trifft Tatjana der Blitz: Das ist der Mann, der für sie bestimmt ist, den sie sich erträumt hat. In blindem Eifer schreibt sie ihm – undenkbar für eine Frau in der Zeit – einen Liebesbrief, welcher Eugen eher amüsiert als entflammt. Er hält ihr eine Predigt, er sei für die Ehe nicht gemacht, und lässt sie abblitzen. Erst als er von einer längeren Reise zurückkehrt und Tatjana mit dem reichen Fürsten Gremin verheiratet ist, erkennt er, dass er sie liebt. Diesmal ist es Tatjana, die Onegin die kalte Schulter zeigt. Für den Komponisten wurde das Jahr 1877 in vielerlei Hinsicht ein besonderes, aber auch schicksalhaftes Jahr: Parallel zu Eugen Onegin entstand Tschaikowskys 4. Sinfonie, die er seiner Bewunderin Nadeshda von Meck widmete: »Meinem besten Freund«. Ein reger Briefwechsel kam in Gang, und über 14 Jahre lang unterstützte die Mäzenin den Komponisten finanziell, ohne dass die beiden sich je persönlich getroffen haben. Wenig später trat eine weitere Frau in das Leben des Komponisten, und auf seltsame Weise vermischte sich der Onegin-Stoff mit dessen Lebensumständen: Antonia Miljukowa, eine ehemalige Schülerin des Moskauer Konservatoriums, hatte ihm mehrere Liebesbriefe geschrieben, und obwohl er die junge Frau weder kannte, noch besonders gut leiden konnte, heiratete er sie überstürzt. Er wollte wohl kein Onegin sein, und außerdem hatte er sich das Heiraten schon etwa ein Jahr vorher in den Kopf gesetzt, ohne auch nur ansatzweise eine geeignete Kandidatin im Blick zu haben: »Ich hab viel an Dich gedacht und auch an mich: An meine Zukunft«, vertraute er am 10. September 1876 seinem Bruder Modest an. »Das Resultat meines Denkens ist der feste Entschluss, in den Stand der Ehe zu treten, mit wem es auch sei«. Wohl um sich von seinem »Fatum«, seiner Homosexualität zu befreien, wohl aber auch aus der Sehnsucht heraus, ein gesellschaftlich anerkanntes Leben zu führen, traf er die schwerwiegendste Entscheidung seines Lebens. Das geht aus einem Brief hervor, den er am 8. November 1876 an Anna Dawidowa schrieb: »In der Tat lebe ich ein Leben, das keinem einen besonderen Nutzen bringt. Ich lebe ein egoistisches Junggesellenleben. Ich arbeite nur für mich allein, sorge nur um mich allein. Das ist allerdings sehr bequem, aber trocken, tot, engherzig«. Es gibt viele nachvollziehbare Motive, die ihn dazu gebracht haben mögen, sich dieser unglücklichen Verbindung auszusetzen, die ihn fast das Leben kostete. Wenige Wochen nach der Hochzeit, über die sich Freunde und Familie gleichermaßen wunderten, wurde er schwer depressiv. Er floh vor seiner Frau und unternahm einen Selbstmordversuch. Zwei Monate später trennte er sich endgültig von Antonina, ohne sich aber jemals von ihr scheiden zu lassen. Tschaikowsky ist kein Onegin, das ist gewiss. Vielleicht ist ihm Tatjana näher, die Sehnende, Melancholische, der die Kraft zu wirklichem Leben fehlt. Sie erlangt diese Kraft erst, als sie sich gegen Onegin für ihren liebenden Gatten entscheidet. Tschaikowsky bleibt dieser Wendepunkt im privaten Leben verwehrt. Er stirbt am 25. Oktober 1893 in Sankt Petersburg. Ob es die Cholera war oder Selbstmord, ist bis heute ungewiss. OPER EUGEN ONEGIN Lyrische Szenen in drei Akten (1879) Von Peter I. Tschaikowsky Nach dem Versroman von Alexander Puschkin Libretto vom Komponisten und Konstantin Schilowsky In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln MUSIKALISCHE LEITUNG INSZENIERUNG KOSTÜME Ivan Repušić/Benjamin Reiners Ingo Kerkhof Stephan von Wedel BÜHNE CHOR Anne Neuser Dan Ratiu LICHT Susanne Reinhardt DR AMATURGIE Miriam Konert Chor der Staatsoper Hannover Niedersächsisches Staatsorchester Hannover L ARINA Khatuna Mikaberidze TATJANA Sara Eterno/ Brigitte Hahn OLGA Hanna Larissa Naujoks/Julie- Marie Sundal FILIPJEWNA Almuth Herbst EUGEN ONEGIN Brian Davis LENSKI Philipp Heo leg Armasi/Per Bach Nissen Valentin Kostov TRIQUET FÜRST GREMIN SARETZKI Shav- Jong-Soo Ko/ Tivadar Kiss/Edgar Schäfer VORSÄNGER Marek Popinski/Vladimir Slobinov HAUPTMANN Peter Michailov EINFÜHRUNGSMATINEE 7. April 2013, 11 Uhr, Laves-Foyer ÖFFENTLICHE GENERALPROBE PREMIERE EIN 12. April 2013, 18.30 Uhr 14. April 2013, 18.30 Uhr WEITERE VORSTELLUNGEN 28.04.2013 (16 Uhr) 17.04. (19.30 Uhr) und 06.07 BALLETT BRIGITTE KNÖSS IM GLANZ DES MONDES Zur Uraufführung der Ballette Verklärte Nacht von Jörg Mannes und Augen.Spiegel.Seele von Nils Christe Zwei Jahrzehnte trennen Nils Christe und Jörg Mannes, doch trotz des Altersunterschieds verbindet sie vieles. Musik ist für beide die Quelle ihrer Inspiration, und immer geht es in ihren Stücken – auch wenn es sich um reinen Tanz handelt – um den Menschen, um sein Wesen, um seine Gefühle. Der neue Ballettabend der Staatsoper vereint eine Uraufführung des renommierten holländischen Choreographen mit einer neuen Arbeit des hannoverschen Ballettdirektors. »Ich habe Nils Christes Choreographien schon immer geliebt«, betont Mannes. »In Düsseldorf tanzte ich in seinen Stücken Before Nightfall und Pulcinella und kenne deshalb seinen Duktus aus unmittelbarer Erfahrung. Christes harmonische Sprache basiert einerseits auf seiner Musikalität, andererseits auf großem Bewegungsverständnis. Sie ist körperlogisch, daher lässt sie sich gut tanzen, – und gleichzeitig ist sie schön anzusehen. Während meiner Zeit als Ballettdirektor in Linz haben wir Christes Inner Move zu einem Beethoven-Streichquartett einstudiert. Das war eine gute Schule für das Ensemble. Aber natürlich ist es weitaus reizvoller, eine eigene Kreation von ihm zu bekommen, die dann quasi wie ein Maßschuh für die Kompanie passt.« Jörg Mannes hat lange auf diese Gelegenheit gewartet: Jetzt choreographiert Nils Christe für das Ballett der Staatsoper Hannover ein neues Stück. Musikalisch bezieht er sich in seinem Werk Augen.Spiegel.Seele auf Sergei Prokofjews Visions fugitives, und erstmals arbeitet er auch mit Kompositionen von Arvo Pärt – Cantus und Fratres. Verklärte Nacht im Ballettsaal: Jörg Mannes arbeitet mit Lilit Hakobyan und Michèle Stéphanie Seydoux (im Spiegel) In den Proben zeigt sich, dass Nils Christe auf jede Tänzerin und auf jeden Tänzer ganz individuell eingeht. Er beobachtet genau, um die tänzerische Qualität, die er vorfindet, optimal nutzen zu können. Er trägt neue Herausforderungen an das Ensemble heran BALLETT und prägt vom ersten Augenblick an seinen Stil. Wenn er das Sprichwort »Die Augen sind der Spiegel der Seele« seiner jüngsten Arbeit zugrunde legt, bringt er damit zum Ausdruck, dass – neben der Musik – menschliche Gefühle und Beziehungen die Basis seines künstlerischen Schaffens sind. Dabei geht es ihm nicht allein um die Darstellung dieser Regungen auf der Bühne, sondern vor allem darum, dass die Tänzer sich gegenseitig wahrnehmen, und dass sie wahrhaftig aufeinander eingehen. Das Ballett Verklärte Nacht spielt in vielen Tänzerleben eine wichtige Rolle. Nils Christe, der im Nederlands Dans Theater zur Originalbesetzung von Jiří Kyliáns Interpretation des Werkes gehörte, erinnert sich, »Kylián kreierte die Rolle für mich, und ich tanzte sie sehr oft, denn wir haben das Stück jahrelang überall gezeigt. Sobald ich die Musik höre, spüre ich, dass die Schritte bis heute in meinem Körper verankert sind. Mir wäre es deshalb unmöglich, Verklärte Nacht selbst zu choreographieren.« Jörg Mannes tanzte in Düsseldorf die Choreographie seines Ballettdirektors Heinz Spoerli. »Ich habe das Stück immer geliebt«, sagt er, »und bis heute reizt mich Schönbergs musikalische Sprache. Ich stelle mich gerne der Herausforderung, die dieser Meilenstein der Musikliteratur in sich trägt.« Arnold Schönbergs Komposition basiert auf einem Gedicht von Richard Dehmel, das die Stimmungen einer Mondnacht einfängt und mit den Emotionen eines Paares in Beziehung setzt. Im kalten Glanz des Nachtlichts werden Angst und Reue der Frau durch die Liebe und das Verzeihen des Mannes positiv gewendet. Schließlich umhüllt die Wärme ihrer tiefen Gefühle die beiden Liebenden. Aus Jörg Mannes´ Sicht reißt Richard Dehmels Gedicht eine Grundsatzfrage an: »Im weitesten Sinne geht es darum, was es bedeutet, Mensch zu sein. Indem der Mann sich für die Frau und für das fremde Kind, mit dem sie schwanger ist, entscheidet, setzt er sich bewusst ab von seiner Triebnatur. Mich beschäftigt das sehr, denn als Vater habe ich erfahren, dass ich intuitiv anders auf meinen eigenen Sohn reagiere, als auf andere Kinder. Es war für mich sehr erschreckend zu erleben, wie stark mein Instinkt ist, und wie er meine Toleranzgrenze verändert.« Schönbergs Komposition erfasst die Situation des Liebespaares und macht die Gefühle der beiden Menschen in ihrer Größe und Widersprüchlichkeit hörbar. Als ausgesprochenes Nachtstück angelegt, malt die Musik gleichzeitig die Stimmung einer Landschaft im Mondschein. Gerade hierin sieht Jörg Mannes eine Affinität zum Tanz: »Verklärte Nacht verdeutlicht die Verschiebung der Wahrnehmungskanäle von der Rationalität zugunsten der Emotionalität. Das ist die Ebene, auf der sich auch der Tanz bewegt. In seiner Körperlichkeit erfasst er Schichten, für die klare Worte fehlen, und so kann es geschehen, dass er die emotionale Seite des Zuschauers unmittelbar anspricht.« VERKLÄRTE NACHT / AUGEN.SPIEGEL.SEELE Nils Christe Mit Nils Christe kommt nach Nacho Duato, William Forsythe, Johan Inger, Mauro Bigonzetti und Hans van Manen ein weiterer renommierter Vertreter des zeitgenössischen Balletts nach Hannover. Seine Tanzausbildung erhielt der Holländer in seiner Heimatstadt an der Rotterdamse Dansacademie. Mit 17 Jahren wurde er Mitglied des Nederlands Dans Theater (NDT), dem er 15 Jahre als Tänzer angehörte. Bereits mit Anfang zwanzig trat er auch als Choreograph in Erscheinung und schuf im Laufe von acht Jahren zwölf Stücke für das NDT. Von 1986 bis 1993 kreierte Christe als dessen Künstlerischer Direktor sieben Werke für das Scapino Ballett, Rotterdam. Seit 1982 ist Nils Christe als freier Choreograph in Europa und Übersee tätig. Seine Werkliste umfasst 80 Stücke, die von 70 Kompanien in aller Welt getanzt werden. Ballett der Staatsoper Hannover Niedersächsisches Staatsorchester Hannover Ballette von Jörg Mannes und Nils Christe 9. März 2013, 19.30 Uhr Musik von Arnold Schönberg / Sergei Prokofjew UR AUFFÜHRUNG und Arvo Pärt WEITERE VORSTELLUNGEN 14. und 23.03. sowie 05., 10. und 18.04.2013, jeweils 19.30 Uhr MUSIK ALISCHE LEITUNG Mark Rohde Jörg Mannes / Nils Christe KOSTÜME BÜHNE CHOREOGR APHIE Thomas Rupert Heidi de Raad / Annegien Sneep Claus Ackenhausen DR AMATURGIE LICHT Brigitte Knöß Mit freundlicher Unterstützung 08.09 BALLETT 10 4 1 5 3 12 BALLETT BRIGITTE KNÖSS GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN IN FRANKREICH Für das Ballett der Staatsoper Hannover begann das Jahr 2013 mit einem großen Erfolg: Les Liaisons dangereuses von Jörg Mannes wurde am 11. und 12. Januar im französischen Rouen vom Publikum begeistert gefeiert. 9 8 Zum ersten Mal tanzte Jörg Mannes‘ Ballettensemble zu den Klängen eines »fremden« Orchesters – ein Experiment. Das Orchestre de l’Opéra de Rouen Haute Normandie stand unter der Leitung von Andrea Sanguineti, der Gefährliche Liebschaften bereits in Hannover dirigiert hatte. Komponist Mark Polscher begleitete die adäquate Umsetzung seiner Komposition. Die technischen Mannschaften beider Häuser adaptierten das Bühnenbild und die komplexen Videoprojektionen für die neue Raumsituation. In nur drei gemeinsamen Proben von Orchester und Ballett wurden die verschiedenen Ebenen zusammengeführt. Über Sprachbarrieren hinweg entstand in dieser Zusammenarbeit auf und hinter der Bühne eine Atmosphäre gegenseitiger Achtung, Zuneigung und Wärme – deutsch-französische Freundschaft auf persönlicher und künstlerischer Ebene. In seiner Direktheit und Emotionalität war Jörg Mannes‘ Adaption des berühmten Briefromans Les Liaisons dangereuses von Choderlos de Laclos ungewohnt für die Zuschauer. Doch die Herausforderung wurde angenommen: Nach beiden Vorstellungen bestätigte überwältigender Applaus mit vielen Bravos den Choreographen und das Ballett der Staatsoper Hannover als erfolgreiche Kulturbotschafter. Für die Beteiligten und für das Publikum in Rouen hätte es wohl kaum eine schönere Form gegeben, den 50. Jahrestag des Elysée-Vertrags zu feiern. 7 2 1 Orchesterprobe Andrea Sanguineti, Mezzosopran Tatyana Iliyin, Orchestre Opéra de Rouen 2 Technische Einrichtung Opéra de Rouen Frank Schwarz, Thorsten Weber, Metin Celebi 3 Technische Einrichtung Opéra de Rouen Ewald Verley, Metin Celebi 4 Probe Bühne Denis Piza, Jörg Mannes, Monica Caturegli 5 Orchester-Bühnenprobe Andrea Sanguineti, Mark Polscher 6 Besprechung nach der Probe Monica Caturegli, Brigitte Knöß, Cássia Lopes, Ingrid Laski-Witt, Catherine Franco, Rubén Cabaleiro Campo, Mónica García Vicente 7 Besprechung nach der Probe Monica Caturegli, Brigitte Knöß, Andrea Sanguineti, Ensemble 8 Bühnenprobe Anastasiya Bobrykova als Tourvel 9 Bühnenprobe Applausordnung Ensemble, Andrea Sanguineti, Orchestre Opéra de Rouen 10 Training auf der Bühne vor der Vorstellung 11 Applaus nach der Vorstellung 12 Rückreise Abschied von Rouen Cássia Lopes, Mónica García Vicente 11 6 M2 3.0 3. B I OPE N Z S0 T A 1.0 GE 4.1 R-TA gra 3 IM RN HA zeh n te mm nM al fi sta S ta tt, u nde ats bal n te Pro lett r an n an d gra er S K der arls mm e t m r dur u dem aatso ch V he mi pe Gas t ors tsp r Hann te l l M o m o iel d ove ung und er i r di en G aut ta l i e aus h e nisc Oster ier dem -Ta he Rep Dance /Th n Com nz-Tag e r to e p em ire d e r a te r h a a g n i a it e A te us S ine gas r ma b tge t u a l t lett ben tga bwe r o den chs tm m i i t lun t Po Bal C a gsr s lett ppe eich -Ko a//P anova, en mp d o e p m pea ani Bad Proe. . Er is gän zt w chen ird das Zum VO OSTE 10. US BALLETT BALLETT PROGRAMM DER OSTER-TANZ-TAGE 2013 23.03., 17 Uhr, Oberes Foyer Ausstellungseröffnung Tanzstadt Hannover V. Fliegeralarm und Puppenfee – Tanz in Hannover von 1939 bis 1945. Die Ausstellung ist jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet sowie an den Samstagen 30.03. und 06.04.13 von 15 bis 17 Uhr, Eintritt frei 23.03., 19.30 Uhr Verklärte Nacht / Augen.Spiegel.Seele Ballette von Jörg Mannes und Nils Christe 26.03., 19.30 Uhr Gastspiel: Gauthier Dance/Theaterhaus Stuttgart Poppea//Poppea. Tanzabend von Christian Spuck 28.03., 19.30 Uhr Gastspiel: Badisches Staatsballett Karlsruhe Momo, ab 11 Jahren Nach dem Roman von Michael Ende Ballett von Tim Plegge 30.03., 19.30 Uhr Gastspiel: Compagnia Aterballetto, Italien Casanova. Ballett von Eugenio Scigliano 31.03., 18.30 Uhr Alice im Wunderland. Ballett von Jörg Mannes Nach dem Buch von Lewis Carroll RABAUKEN UND TROMPETEN – HEINI UNTER HELDEN Dramaturgin Katharina Ortmann spricht mit ihrem Lieblingskollegen Heini, dem kleinen Vampir, über das 3. Kinderkonzert Katharina Heini, beim nächsten Kinderkonzert willst du endlich richtige Helden kennen lernen. Weißt du schon genauer, welche Helden kommen werden? Heini Also, eingeladen habe ich Indiana Jones und Don Quijote und … und … hilf mir mal, wie heißt der noch, der seinem Sohn den Apfel vom Kopf geschossen hat? Katharina Wilhelm Tell? Heini Ja, genau! Ratze Fatze Donnerkeil, der kommt extra aus der Schweiz zu uns in die Oper. Katharina Wie wird man eigentlich ein Held? Heini Genau das möchte ich ja herausfinden! Siegmund, der Dirigent, meint, wenn man Held werden will, muss man mutig sein und anderen helfen. Und man sollte auch ein bisschen die Welt verändern. Ich glaube, als Held braucht man ganz viel Fantasie. So wie mein Lieblingsheld Don Quijote. Ohne Fantasie kann man doch die Menschenwelt überhaupt gar nicht verändern. Katharina Heini, da hast du recht. Sag mal, hat Siegmund dir auch schon erzählt, wie ein Held überhaupt klingt? Immerhin hat er beim Kinderkonzert ja das ganze Staatsorchester dabei! Heini Also, da tut Siegmund ganz geheimnisvoll. Er hat mir nur verraten, dass die Trompeten und Pauken einen großen Auftritt haben. Ich bin schon gespannt wie ein Flitzebogen! Katharina Ich auch! Dann sehen wir uns auf jeden Fall beim nächsten Kinderkonzert. Heini Muss man als Held eigentlich ordentlich sein? Ich räume sicherheitshalber meinen Rumpelsarg ein bisschen auf. Überall Spinnweben, sag ich dir. Bis bald! 3. KINDERKONZERT So, 24.03. und Di, 23.04.2013, 11 Uhr 01.04., 10 Uhr Socke (für Kinder von 3–5 Jahren) MIT Heini, dem kleinen Vampir (Britt Wolfgramm, Figuren- theater Marmelock), Stefan Adam (Bariton) und dem 01.04., 18.30 Uhr Alice im Wunderland für Kinder, ab 5 Jahren Ballett von Jörg Mannes Nach dem Buch von Lewis Carroll Dauer: 1 Stunde Niedersächsischen Staatsorchester Hannover DIRIGENT Siegmund Weinmeister Mit freundlicher Unterstützung 12.13 JUNGE OPER KLAUS ANGERMANN SCHATTEN ZU VERKAUFEN Zur Premiere der Oper Im Schatten des Maulbeerbaums Edward Rushton, der bereits 2007 an der Staatsoper Hannover mit der Uraufführung seiner Wilhelm-Busch-Oper Die fromme Helene das Publikum begeisterte, hat eigens für die Junge Oper eine Neufassung seiner Oper Im Schatten des Maulbeerbaums geschrieben. Es war einmal ein reicher Mann, der lebte in einem Haus am Rande einer Straße. Das Haus lag im Schatten eines stattlichen Maulbeerbaums. Jeden Tag setzte sich der reiche Mann in den Schatten des Baumes und hielt ein Nickerchen. Eines Nachmittags kam ein armer Mann des Weges und nahm unter dem Maulbeerbaum Platz. Dem reichen Mann gefiel das ganz und gar nicht. »Steh auf, mach, das du wegkommst!«, schimpfte er. »Du kannst hier nicht bleiben!« »Es ist so angenehm, hier zu sitzen …« sagte der arme Mann. Er wurde mitten im Satz unterbrochen: »Das ist mein Baum!«, schrie der reiche Mann. »Mir gehört alles von diesem Baum! Der Stamm, die Äste, die Zweige, die Blätter und der Schatten. Alles!« »Ich kann unmöglich den ganzen Baum kaufen«, dachte der arme Mann bei sich, »aber ich könnte mir vielleicht den Schatten leisten, und das wäre sogar noch besser.« So fragte er: »Würden Sie mir den Schatten verkaufen?« Der reiche Mann war hocherfreut, auf diese Weise noch reicher werden zu können. »Warum nicht?«, antwortete er schnell, bevor der arme Mann es sich anders überlegten konnte. Er winkte ein paar Passanten herbei, um über den Preis einig zu werden. Nach hartem Feilschen wurde der Schatten schließlich verkauft. Von nun an kam der arme Mann jeden Tag, um sich unter dem Baum auszuruhen. Wo auch immer sich der Schatten hinbewegte, der arme Mann folgte ihm. Manchmal kam er mit seinem Stier vorbei. Manchmal ruhte er im Wohnzimmer des reichen Mannes. Und oft lud er seine Freunde mit ihren Maultieren ein, mit ihm im Schatten des Maulbeerbaumes auszuruhen. Eines Tages konnte der reiche Mann die Situation nicht mehr ertragen. »Wie kannst du es wagen, auf diese Weise in meinen Innenhof, ja sogar in mein Haus einzudringen. Raus! Raus! Raus!«, schrie er wie von Sinnen. Aber der arme Mann machte weiter wie bisher. Eines anderen Tages saß der reiche Mann gerade mit Gästen am Tisch im Schatten des Maulbeerbaums und aß. Da trat der arme Mann mit seinem Wasserbüffel hinzu und setzte sich mit an den Tisch. Als die Gäste erfuhren, dass er den Schatten des Maulbeerbaums käuflich erworben hatte, lachten sie lauthals. Das war mehr, als der reiche Mann ertragen konnte. Er zog fort in ein anderes Haus, wo es keinen Maulbeerbaum und folglich keinen Schatten gab. Der arme Mann hingegen zog nun gänzlich mit all seinen Tieren in das Haus des reichen Mannes. Aber niemals schickte er jemanden fort, der sich im Schatten des Maulbeerbaums auszuruhen wünschte. JUNGE OPER Für Geld kann man alles kaufen … Wirklich alles? Kann man Gedanken und Gefühle kaufen? Oder das Glück? Oder Phantasie? Oder das Sonnenlicht? Oder den Schatten eines Baumes? Nach einem chinesischen Märchen hat der englische Komponist Edward Rushton eine Oper für junges und jung gebliebenes Publikum geschrieben, in der eine scheinbar wohlgeordnete Welt mit Hilfe ihrer eigenen Regeln aus den Angeln gehoben wird. Der Junge Wim freundet sich mit einem sonderlichen alten Mann an, der Wims Vater zu einem merkwürdigen Geschäft verleitet, indem er ihm den Schatten eines Maulbeerbaums abkauft. Mit den Folgen dieses Handels hat allerdings niemand gerechnet, denn was bedeutet es, wenn man eine so bewegliche und doch ungreifbare Sache wie einen Schatten »besitzt«? Die ungeordnete und phantastische Welt des alten Mannes greift über in das geregelte Leben der Familie und treibt Wims Eltern zur Verzweiflung. Aber auch der alte Mann hat mit dem Kaufvertrag auf einen großen Teil seines ungebundenen Lebens verzichtet, indem er nun ständig dem Schatten folgen muss und zum unerwünschten Teil der Familie wird. Wenn alles zur käuflichen Ware wird, gibt es eben keine Freiheit mehr. Und so endet Rushtons Oper auch etwas anders als das chinesische Märchen: Als Wims Vater, der das Durcheinander nicht mehr länger aushält, sein ganzes Haus dem Alten überlassen will, ist dieser plötzlich verschwunden, weil ihm »das Klima« nicht mehr behagt. Die Familie kann sich ihr Reich wieder zurückerobern, aber vermutlich wird man in Zukunft vorsichtiger mit scheinbar lukrativen Geschäften sein. Und vielleicht findet der alte Mann, nun wieder besitzlos, an einem anderen Ort seine Freiheit wieder. Im Schatten des Maulbeerbaums ist eine witzige kleine Oper mit Tiefgang, die nicht nur intelligente Unterhaltung bietet, sondern auch zentrale Punkte des menschlichen Zusammenlebens berührt. Eine temporeiche und spielerische Musik, die zeitgenössische Musiksprache immer wieder durch Anklänge an Tanz- und Unterhaltungsmusik bricht, lädt zu einem überraschenden und vergnüglichen Hörabenteuer ein. Im Ballhof Eins wird die Uraufführung einer neuen Fassung des Stücks zu erleben sein, die der Komponist eigens für die Staatsoper Hannover geschaffen hat. Vor der Premiere der Oper haben kleine und große Zuschauer die Möglichkeit, Musiktheater hautnah zu erleben: Bei der Einführung für Familien am Sonntag, den 17. März treffen sie Künstler, erhalten Einblicke in das Stück und die Probenarbeit, hören erste Ausschnitte aus der Musik und werden dabei auch selbst aktiv. Kostenlose Zählkarten an den Theaterkassen. IM SCHATTEN DES MAULBEERBAUMS Oper von Edward Rushton Neufassung für die Staatsoper Hannover Text von Dagny Gioulami Ab 10 Jahren MUSIK ALISCHE LEITUNG Mark Rohde INSZENIERUNG Martin G. Berger BÜHNE Sarah-Katharina Karl KOSTÜME Silke Bornkamp Uwe Wegner LICHT DR AMATURGIE Klaus Angermann HERR BIM Diouf Michael Chacewicz WIM Edward Mout FR AU BIM ALTER MANN GEMEINDEPR ÄSIDENT/BESUCHER NELI Eunhye Choi NILU Anna Bineta Nicolas Kröger Byung Kweon Jun Stella Motina Niedersächsisches Staatsorchester Hannover PREMIERE 6. April 2013, 16 Uhr, Ballhof Eins WEITERE VORSTELLUNGEN 08.04. (11 Uhr), 14.04. (15 Uhr), 18.04.2013 (18 Uhr), Ballhof Eins EINFÜHRUNG FÜR FAMILIEN 17.03. (15 Uhr), Foyer Ball- hof Eins Mit freundlicher Unterstützung 14.15 JUNGE OPER Die Staatsoper hat (…) erneut eine grandiose Ensembleleistung gezeigt, bei der auch die kleinste Rolle hochklassig besetzt war. Das Opernglas Opern-Hattrick voll Leid, Leidenschaft, Scherz. Evangelische Zeitung Ein kurzweiliger Opernabend, an dem alle Gefühlsregister gezogen werden. NDR 1 IL TRITTICO Il tabarro – Suor Angelica – Gianni Schicchi Drei Operneinakter von Giacomo Puccini MUSIK ALISCHE LEITUNG BÜHNE Alexander Wolf WIEDER AUFNAHME Mark Rohde KOSTÜME INSZENIERUNG Marysol del Castillo Sebastian Baumgarten VIDEO Philip Bußmann 27. April 2013, 19.30 Uhr WEITERE VORSTELLUNGEN 01.05. (18.30 Uhr), 05.05. (18.30 Uhr) und 19.05.2013 (16 Uhr) Mit freundlicher Unterstützung der NORD/LB und der Stiftung Staatsoper Hannover KONZERT SWANTJE KÖHNECKE EIN SUBTILES NICHTS Claude Debussys letztes Orchesterwerk im 6. Sinfoniekonzert Die Szene zeigt einen nächtlichen Park. Ein Tennisball fällt auf die Bühne, ein junger Mann mit Tennisschläger in der Hand läuft hinterher und verschwindet. Zwei junge Frauen treten auf, werden von dem Mann aus dem Gebüsch beobachtet. Er verführt sie zum Tanz: zuerst die eine, doch die andere wird eifersüchtig. Es entwickelt sich ein leidenschaftlicher Tanz zu dritt, bis ein zweiter verirrter Tennisball das Geschehen unterbricht und beendet. Dieses Szenario des Choreographen Vaslaw Nijinsky wurde Claude Debussy vorgelegt: »geformt aus diesem subtilen Nichts, aus dem, wie ich glaube, eine Tanzdichtung bestehen muss«, wie der Komponist sich am 15. Mai 1913, dem Tag der Uraufführung seines Balletts Jeux in einem Zeitungsartikel erinnert. Und zunächst war der arrivierte Komponist wohl eher abgeneigt gewesen, den Auftrag der Ballets Russes anzunehmen. Seit 1909 zeigte die junge Kompanie von Sergei Diagilew ihr neuartiges Programm in Paris, in enger Zusammenarbeit mit Komponisten und später auch bildenden Künstlern. In der dritten Saison hatte Nijinsky Debussys berühmtes Prélude à l’après-midi d’un faune von 1894 choreographiert, und schon hier hatte der Komponist nur widerstrebend seine Einwilligung dazu gegeben. Und doch folgte ein Jahr später Jeux, »Spiele«, Debussys einzige originäre Ballettmusik und seine letzte Partitur für Orchester – vermutlich aufgrund eines finanziell deutlich verbesserten Angebots von Diagilew. Anders als die Kompositionen von Igor Strawinsky für die Ballets Russes (Feuervogel 1910, Petruschka 1911, Le Sacre du printemps 1913) setzte sich Debussys Poème dansé jedoch nicht auf der Tanzbühne, sondern im Konzertsaal durch. Vielleicht machte sich die ironische Distanz bemerkbar, die der 51-jährige Debussy gegenüber dem wesentlich jüngeren Nijinsky und seiner Kunst zum Ausdruck brachte: »Bevor ich ein Ballett schrieb, wusste ich nicht, was ein Choreograph ist; jetzt weiß ich es: Das ist ein Mann, der sehr viel von der Rechenkunst versteht. Zum Beispiel: 1, 2, 3 / 1, 2, 3 / 1, 2, 3, 4, 5 / 1, 2, 3, 4, 5, 6 / 1, 2, 3 / 1, 2, 3; (ein bisschen schneller), dann das Ganze im Zusammenhang. Das sieht nach nichts aus, ist aber äußerst aufregend, vor allem, wenn der unvergleichliche Nijinsky diese Aufgabe stellt.« Auch wenn der Walzerrhythmus sein motivischer Kern ist, geht Jeux weit über das genannte »1, 2, 3« hinaus. Musikhistorisch wurde das Werk zwar zunächst durch den Uraufführungsskandal des Sacre du printemps überstrahlt, das nur zwei Wochen später am selben Ort durch dieselbe Kompanie herauskam. Doch heute erscheint uns die Partitur nicht weniger aufsehenerregend: mit ungehörten Schattierungen der Klangfarbe, aufregenden harmonischen Konstruktionen, rhythmischen Finessen und einer frei fließenden Form, »die sich von Augenblick zu Augenblick erneuert« (Pierre Boulez). Das konkrete Spiel der Handlung – Tennis, Tanz und Leidenschaft – wird zum abstrakten Spiel musikalischer Parameter. Doch ist Debussys Musik bei aller Komplexität von verführerischer Sinnlichkeit, Eleganz und scheinbarer Leichtigkeit. »Musik muss vom Ohr des Hörers spontan aufgenommen werden können,« schrieb Debussy 1909, »er darf nicht Mühe haben, in den Mäandern einer komplizierten Entwicklung die abstrakten Ideen zu erkennen.« Oder eben die Stimmung und Handlung des »subtilen Nichts« einer Tanzdichtung. 6. SINFONIEKONZERT MAURICE R AVEL Ma Mère l'Oye (1908/1911) CL AUDE DEBUSSY Jeux (1912–13) ANTONÍN DVOŘ ÁK Sinfonie DIRIGENT Nr. 8 G-Dur op. 88 (1889) Jonathan Darlington Niedersächsisches Staatsorchester Hannover Sonntag, 17. März 2013, 17 Uhr Montag, 18. März 2013, 19.30 Uhr Kurzeinführungen mit Jonathan Darlington jeweils 45 Minuten vor Beginn 16.17 KONZERT KATHARINA ORTMANN »FÜR DIESEN MENSCHEN MUSS ICH MIR ZEIT NEHMEN …«* Zu Kit Armstrong, Solist des 7. Sinfoniekonzertes Gleichgültig, ob man für Kit Armstrong den Begriff Wunderkind gebrauchen möchte oder nicht – sein Lebenslauf ist unleugbar staunenswert: Der heute zwanzigjährige Amerikaner aus Kalifornien begann im Alter von fünf Jahren mit dem Kompositions- und Klavierstudium. Mit sieben Jahren war er der jüngste Student, der jemals an der Chapman University of California aufgenommen wurde. Parallel zu diesem Teilzeitstudium beendete er die Highschool, zwei Jahre später nahm er das Studium der Musik und Naturwissenschaften in Vollzeit auf. Seit einigen Jahren erhält Kit Armstrong regelmäßig Unterricht vom österreichischen Pianisten Alfred Brendel, der von ihm sagt, Armstrong sei »die größte musikalische Begabung, der ich in meinem ganzen Leben begegnet bin.« Brendel achtete auch darauf, dass der junge Künstler auf dem »Klassikmarkt« nicht zu früh aufgerieben wurde: Jahrelang gab Kit Armstrong unter den Fittichen seines Mentors nur wenige Konzerte. Bei einem der er- sten Konzerte Armstrongs, 2008 beim Bolzano Festival Bozen, wandte sich Brendel vor dessen Auftritt ans Publikum: »Eigentlich wollte ich nie etwas mit Nachwuchsarbeit zu tun haben, aber als ich Kit zum ersten Mal Klavier spielen hörte, wusste ich: Für diesen Menschen muss ich mir Zeit nehmen. Ich habe noch nie einen Menschen erlebt, der so sensibel ist, der sich so konzentrieren, der sich so leicht erinnern kann. Bitte helfen Sie mir, dass er nicht in die Fänge der Medien gerät.« Inzwischen ist Kit Armstrong als Pianist auf zahlreichen renommierten Konzertpodien vertreten. Der Konzertkalender des Pianisten enthält Engagements mit dem Philharmonia Orchestra London, dem Leipziger Gewandhausorchester, dem NDR Sinfonieorchester Hamburg, dem Orchestre de la Suisse Romande oder dem Mozarteum Orchester Salzburg. Dabei arbeitet er mit Dirigenten wie Ivor Bolton, Riccardo Chailly, Christoph von Dohnányi oder Sir Charles Mackerras zusammen. Der Schwerpunkt seines Repertoires liegt bei den Klassikern Beethoven, Mozart und Bach, ergänzt durch Schönberg, Liszt oder Mendelssohn Bartholdy und ein umfangreiches Kammermusikrepertoire. Für sein Konzert an der Staatsoper Hannover wählt sich Kit Armstrong keines der berühmten Virtuosenstücke, sondern ein relativ selten zu hörendes Klavierkonzert aus: *Alfred Brendel Felix Mendelssohn Bartholdys zweites Klavierkonzert in d-Moll op. 40. Es steht im Schatten seines ersten, häufiger gespielten Klavierkonzertes – zu Unrecht. Mendelssohn hatte das Konzert 1837 für den eigenen Gebrauch als Konzertpianist geschrieben. Es gibt dem Solisten reichlich Gelegenheit, Brillanz und Virtuosität unter Beweis zu stellen, insbesondere im letzten, von Mendelsohn selbst als »Clavierfeuerwerk« bezeichneten Satz. Doch das Stück bietet weitaus mehr: Das Herzstück des Konzertes ist der Adagio-Mittelteil, dessen tiefsinnige Ausdruckskraft vom Interpreten Innerlichkeit und Sensibilität verlangt. In Hannover wird Kit Armstrong dieses Konzert nun zum ersten Mal spielen. 7. SINFONIEKONZERT FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 d-Moll op. 40 (1837) RICHARD STRAUSS DIRIGENTIN SOLIST Sinfonia domestica op. 53 (1902/03) Karen Kamensek Kit Armstrong (Klavier) Niedersächsisches Staatsorchester Hannover Sonntag, 21. April 2013, 17 Uhr Montag, 22. April 2013, 19.30 Uhr Kurzeinführungen mit Karen Kamensek jeweils 45 Minuten vor Beginn »Kit Armstrong ist ein Multitalent – hochbegabt nicht nur als Komponist und Pianist, sondern auch im Bereich ganz anderer Disziplinen wie Sprachen, Naturwissenschaften und Mathematik. Kit Armstrong begann seine musikalische Laufbahn in einem erstaunlich jungen Alter und mit einer unglaublichen Produktivität. Gefeiert als ein Wunderkind (ein Begriff, gegen den ich eine Abneigung habe), wurde er schnell zu einem der faszinierendsten und gefragtesten Solisten auf dem Klassikmarkt. Ich bin sehr gespannt auf die Zusammenarbeit mit ihm und freue mich darauf – zumal Kit Armstrong in Hannover das zweite Klavierkonzert von Mendelssohn zum ersten Mal überhaupt interpretieren wird. Ich bin sicher, dass es eine ganz besondere Erfahrung für uns wird, gemeinsam mit ihm zu musizieren.« Karen Kamensek KONZERT KANTINENPLAUSCH EVA HARRISON TANZ MUSS AUS DEM HERZEN KOMMEN Mit der Tänzerin Rowena Ansell Wie viele ihrer Kollegen ist Tänzerin Rowena Ansell bereits als Kind zum Tanz gekommen: »Meine Eltern fanden, dass ich ›tollpatschig‹ wäre und haben mich zum Stepptanz angemeldet, damit ich meine Koordinationsfähigkeit trainiere«, lacht sie mitreißend. Darüber kam sie bald zum klassischen Ballett und tanzte nach ein Paar Jahren in ihrer Heimat für die Royal Ballett School vor. Schon damals war für sie klar, dass sie Tänzerin werden wollte. »I always went with the flow!« erklärt die sympathische Engländerin strahlend ihren tänzerischen Weg, der sie vor sechs Jahren an die Staatsoper Hannover führte. Rowena Ansell ist immer in Bewegung: Neben dem Training und den täglichen Proben unterrichtet sie Spätbewegte, bildet sich weiter und choreographiert seit 2009 für den Club XS der Musiktheaterpädagogischen Abteilung; in dieser Spielzeit zu Peter Pan. Darüber hinaus gehört sie zu den Tänzern des Ensembles, die auch in diesem Jahr wieder im Rahmen der 2007 von Ballettdirektor Jörg Mannes ins Leben gerufenen Reihe New Steps eine eigene Choreographie erarbeiten dürfen; dieses Jahr im Rahmen der 4. Hamelner Tanztheatertage. Die Wege die von Tänzern nach der Bühnenkarriere beschritten werden, sind sehr unterschiedlich. Auch wenn Rowena Ansell noch viele Jahre selbst auf der Bühne stehen möchte, macht sie seit gut einem Jahr ihren Master of Science in Tanzwissenschaft und Tanzpädagogik als Fernstudium an der University of Edinburgh. Hierbei interessiert sie besonders der wissenschaftliche Hintergrund z.B. in Bezug auf Faktoren die zur Verletzungsprävention eine Rolle spielen wie Kondition, Ernährung und Motivation. »›Wie man trainiert‹ ist wahnsinnig wichtig für den Körper. Gerade in der Tanzpädagogik kommt es darauf an, möglichst vielseitige Trainingsmethoden anwenden zu können. »Kinder, die Tanz nur als Hobby ausüben, muss man anders trainieren, als Erwachsene; Profis brauchen wieder andere Herausforderungen. Umso toller ist es, dass ich mit den Spätbewegten und dem Club XS so unterschiedliche Gruppen trainiere.« Dennoch sieht Rowena Ansell ihre nebenberufliche Weiterbildung nicht in erster Linie als Alternative zu ihrer Tanzkarriere, sondern viel mehr als zusätzliche Chance etwas Neues auszutesten. »Mit meinem Master ist es ähnlich, wie mit New Steps: Es macht wahnsinnig viel Spaß, sich immer neuen He- rausforderungen zu stellen!« Das glaubt man der Tänzerin aufs Wort, wenn sie etwa mit leuchtenden Augen berichtet, wie aufgeregt sie war, als Ballettdirektor Jörg Mannes sie bat, für – sein 2012 mit dem FAUST-Preis nominiertes Ballett – Gefährliche Liebschaften die Rolle der Cecile einzustudieren, um diese im Rahmen eines Gastspiels im Theater Heilbronn zu tanzen. »Anfangs war ich nicht sicher, ob ich für diese intime Rolle mutig genug bin, mit diesem kontrastierenden Wechsel zwischen jungem naiven Mädchen und Verführerin. Aber dann habe ich mich gefreut, diese Herausforderung anzunehmen!« Obwohl die zusätzlichen Proben für diese Rolle ihr sehr viel abverlangt haben, hat sie die Probenzeit genossen: Tanz muss aus dem Herzen kommen. Wieder anders ist die Zusammenarbeit mit den Schülern der IGS Linden, die in dieser Spielzeit abermals unter der Leitung von Mathias Brühlmann ein Mal wöchentlich eine Tanzversion des Golding Romans Der Herr der Fliegen entwickeln. Rowena Ansell ist eine von zehn Tänzern, die im Juni 2013 gemeinsam mit 72 Schülern Mathias Brühlmanns Choreographie im Schauspielhaus auf der Bühne präsentieren werden. Obwohl sie sich in Deutschland wohl fühlt, vermisst sie ihr Heimatland und ihre Familie sehr – so holt sie sich manchmal ein Stück Heimat über das Kochen nach Hannover: »Die englische Küche ist gar nicht so schlecht wie ihr Ruf!« CHICKEN CURRY Man nehme 4 Hühnerbrüste, schneide sie in mundgerechte Stücke und lege sie mehrere Stunden in einem Mix aus Tandoori Paste und 2 EL Joghurt ein. Für das Curry eine große Zwiebel in feine Stücke schneiden; Öl in einer tiefen Pfanne erhitzen und mit einer Zimtstange, 8 Kardamomkapseln und den Zwiebelstücken 5–6 Min. köcheln. Frischen Ingwer (nach Geschmack), zwei Knoblauchzehen, 1 TL Kreuzkümmel, 1 TL Koriander, ½ TL Kurkuma, 1 TL Pfeffer hinzufügen. Dann das marinierte Hühnchen dazu geben. 3–4 Min. braten. 200 g geschnittene Dosentomaten, den Saft einer halben Zitrone, 150 ml Hühnerfond und ½ TL Salz unterrühren. Bei schwacher Hitze ca. 10 Min. köcheln lassen. Mit Reis oder Fladenbrot servieren. Enjoy your meal! 18.19 ORCHESTER DOROTHEE HARPAIN REINGEHÖRT! Mit der Solo-Fagottistin Wiebke Husemann »Mit anderen Musik zu machen, hat etwas sehr Verbindendes und Bereicherndes, etwas, das man in der Form sonst im Leben nicht findet«, meint Wiebke Husemann und erzählt im gleichen Atemzug mit leuchten- den Augen von den Konzertreisen des Musikschulorchesters in ihrer Jugendzeit. Dabei hätte ihr die ehrgeizige Klavierlehrerin als Kind fast die Freude an der Musik verdorben, »damals war ich sieben Jahre alt und hab das dann ziemlich schnell verweigert. Außerdem wollte ich viel lieber mit anderen zusammen musizieren.« Deshalb faszinierten die Gymnasiastin besonders die Auftritte des Schulorchesters. Den Ausschlag gab die Aufführung der Oper Abu Hassan von Carl Maria von Weber anlässlich der 100-Jahr-Feier ihres Gymnasiums. »Ich wollte unbedingt im Orchester mitspielen. Das war mir ganz wichtig«, erinnert sich die gebürtige Braunschweigerin. Also fragte sie den Musiklehrer, was sie tun müsse, um mitmachen zu können. Seine Antwort: »Fagott ist ein ganz schönes Instrument. Das kann man recht schnell lernen und außerdem fehlt es uns noch.« Husemann lacht, wenn sie sich an diesen entscheidenden Tag erinnert: »Ich wusste ja gar nicht, wie ein Fagott aussieht. Also ging ich nach Hause, schlug ein Lexikon auf und lachte mich erstmal kaputt, weil das Instrument so komisch aussah.« Innerhalb kürzester Zeit studierte sie die Fagottstimme für die Opernaufführung – »bei den schnellen Stücken musste ich jede zweite Note streichen, weil ich noch nicht so schnell greifen konnte« –, doch die Begeisterung der 17-Jährigen und der Wunsch, sich mit diesem »merkwürdigen« Instrument weiter auseinanderzusetzen, waren geweckt. Nach dem Abitur studierte sie Fagott bei Klaus Thunemann an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Nach mehreren Aushilfsstellen während des Studiums, u.a. bei den Bamberger Symphonikern, erhielt sie eine Stelle im Niedersächsischen Staatsorchester Hannover. »Als ich 1994 angefangen habe, war ich die erste Frau im Orchester, die eine Solo-Stelle bekam«, erklärt Wiebke Husemann lächelnd. Damals war es noch ungewöhnlich, als Frau Fagott zu spielen, galten doch die Blasinstrumente lange Zeit als Männerdomäne. So habe sie einmal nach einem erfolgreichen Probespiel die Stelle nicht bekommen, nur weil sie eine Frau war. »Das hat mich damals natürlich furchtbar geärgert. Aber die Zeiten haben sich geändert, inzwischen gibt es mehrere weibliche Kolleginnen hier und jetzt ist es fast so, dass wir uns eher freuen, wenn mal wieder ein Mann engagiert wird.« Ein besonderes Highlight in dieser Spielzeit war das große Solo in Schostakowitschs 9. Sinfonie im Rahmen des 4. Sinfoniekonzerts. »Es gibt ja nicht viele Soli für Fagott, daher war das schon eher ein Ausnahmefall und sehr aufregend für mich. Normalerweise nimmt man als Zuhörer die Fagottstimme gar nicht so sehr wahr, denn zum Beispiel in Mozarts Così fan tutte liegt sie meist eine Oktave unter den Geigen oder unterstützt die Oboe oder die Flöte in den Arien. Die Hauptaufgabe des Fagotts besteht eigentlich darin, mit den anderen schön zusammenzuspielen.« Wiebke Husemann vergleicht es mit dem Tango tanzen – eines ihrer Hobbys neben Segeln und Skifahren: »Tango tanzen hat viel mit Kommunikation ohne Worte zu tun. Wie beim Musikmachen muss man spüren, wo der andere ist und was er vorhat, um aufeinander reagieren zu können. Erst dann wird die Musik lebendig.« EMPFEHLUNGEN + R. Schumann Dichterliebe, Fritz Wunderlich, Hubert Giesen, 1997 + W. A. Mozart Klavierkonzert A-Dur KV 448, Mitsuko Uchida, Cleveland Orchestra, 1987 + R. Schumann/J. Brahms Klavierquintett, Artemis Quintett, Leif Ove Andsnes, 2007 AUS DEN ABTEILUNGEN KATHARINA ORTMANN WIE BRINGT MAN COCKTAILS ZUM LEUCHTEN? Da Capo! Catering – die Gastronomie des Opernhauses Küchenleiter Ravi Raman und Mitarbeiterin Janett Frenkel Als Koch muss man ausschließlich kochen können? Fehlanzeige, wenn man beim Catering eines Opernbetriebs arbeitet. Das Personal von Da Capo! Catering beschäftigen neben dem Kantinenbetrieb und Vorderhausservice schon mal ausgefallene Fragen wie: Woher bekommt man hunderte Tuben, in die eine leckere Nachspeise gefüllt wird? Mit welcher Speise harmoniert Knallbrause? Wie bekommt man es hin, dass diese Zutat auch noch dann schön auf der Zunge knallt und brizelt, wenn sie schon zwei Minuten auf einer Kugel Eis gelegen hat? Und wie bringt man Cocktails zum Leuchten? Norbert Bartsch ist ausgebildeter Koch und bei Da Capo! Catering Teamleiter »Food and Quality«. Für ihn ist es genau diese Art von Kreativität, die die Arbeit an der Staatsoper so spannend und herausfordernd macht: »Wer hier am Haus arbeitet, muss auch im Catering hin und wieder ungewöhnliche Wege gehen, um die Gäste zufrieden zu stellen – und natürlich die Hausleitung, die beispielsweise für den Opernball die Gerichte und Getränke persönlich testet! Unserer Kreativität sind für derartige Veranstaltungen keine Grenzen gesetzt«. Dieses Jahr lautete das Motto des Opernballes einfach überir- disch!. Schon von Spielzeitbeginn an wurde recherchiert, experimentiert und probiert. Von Jules Verne über Raumschiff Enterprise bis hin zur Speisekarte von Astronauten – alles diente zur Inspiration. Der beliebte Opernball-Hotdog wurde so zum Photonentorpedo, Bagels hießen Saturnringe und in Cocktails versenkte Blinklichter tauchten die Getränke in futuristische Farben. Trotzdem ist der Opernball nur einer von vielen Einsatzorten für das Team von Da Capo! Catering – wenn auch der aufwändigste. »Die Vorbereitungen müssen neben dem Tagesgeschäft laufen. Das erfordert eine enorme logistische und personelle Vorplanung.« Christian Rieger, Assistent der Geschäftsführung der Cateringfirma, ist fast täglich im Staatstheater, um die Abläufe zu besprechen. »Wir bewirtschaften neben der Opernund Schauspielkantine auch das Vorderhaus, also den Publikumsbereich während der Vorstellungen. Der Opernball ist organisatorisch hier der absolute Höhepunkt: 120 Mitarbeiter, 20.000 Gläser, zigtausend Besteckteile … das muss man erst einmal alles zusammen bringen!« Das Tagesgeschäft ist demgegenüber zwar wesentlich überschaubarer – aber nicht im- mer ruhiger. Eigentlich beginnt der Kantinenbetrieb in der Oper erst ab acht Uhr morgens. Meistens steht aber schon eher ein hungriger Kollege vor der Tür. Das Frühstücksangebot – Rühr- oder Spiegelei, mit und ohne Schinken – erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Manch eine Abteilung hat schon Frühstücksrituale entwickelt: Jeden Donnerstag etwa gibt die Damenschneiderei für Freitagmorgen eine Bestellung auf, zum gemeinsamen Frühstück mit Ei. Bis 12 Uhr mittags müssen drei verschiedene Gerichte zubereitet werden, insgesamt gehen dann 50 bis 60 Mahlzeiten über die Theke. Dazu kommen diverse Sonderwünsche, die, wenn möglich, erfüllt werden. Geschlossen wird die Kantine eine Stunde nach Vorstellungsende oder, an vorstellungsfreien Tagen, auch nach Absprache. Die Proben im Saal oder auf den Probebühnen dauern in der Regel bis 22 Uhr, und in der Pause erwarten die Beteiligten, dass Brötchen und Getränke bereit stehen – oder nach der Probe auch mal ein Bier. Gibt es Lieblingsspeisen der Mitarbeiter? Für den Küchenleiter Ravi Raman gibt es zwei klare Favoriten: »Ein Dauerbrenner ist unser Opernteller (Currywurst mit Pommes) und der selbst gebackene Kuchen von unserer Mitarbeiterin Britta Klauke, den es hin und wieder gibt. Und unsere selbst gemachten Nudeln, die kommen ebenfalls gut an.« Und wie isst das Publikum? »Da gibt es ein sehr seltsames Phänomen« erzählt Christian Rieger: »In Ballettvorstellungen verkaufen wir am wenigsten. Als würden die Zuschauer sich hier nicht trauen zu essen.« Vielleicht wäre die Raumfahrercreme vom Opernball ein passendes Angebot für Ernährungsbewusste? Dass man die erforderlichen Tuben über den Fachhandel für Apotheker bekommt, hat Norbert Bartsch ja inzwischen herausgefunden. 20 FUNDUS OPERNSHOP Im Opernshop in der Langen Diele des Opernhauses werden ab sofort Schlüsselbänder sowie Stoffbeutel der Staatsoper zum Kauf angeboten. Neben Plakaten aktueller Produktionen und Opern-CDs sind auch CDs von Ensemblemitgliedern erhältlich. Der neueste Tonträger heißt Mozart, Schumann & Rachmaninoff, der von Korrepetitor André Dolabella eingespielt wurde und sehr unterschiedliche Klavierwerke auf einer CD vereint. Die Werke spannen den Bogen zwischen dem strengen klassischen Rahmen über das Symbolische in der Romantik bis zum psychologisierenden Ausdruck von Stimmungen. Ebenfalls wieder im Opernshop erhältlich ist die CD Melodías de (in)dependencia des mexikanischen Bariton Gerardo Garciacano und Alexandra Goloubitskaia, Korrepetitorin an der Staatsoper Hannover. Sie präsentieren Lieder aus Mexiko und Argentinien, in denen die europäische romantische Liedtradition mit dem reichen Erbe der südamerikanischen Musik eine unwiderstehliche Verbindung. OPERNRÄTSEL Bei der gesuchten Oper handelt es sich um ein Musiktheaterwerk des 21. Jahrhunderts, eine Mischform aus Oper und Schauspiel, die im Rahmen der im Frühjahr stattfindenden Festspiele im historischen Rokokotheater, dem ältesten, original erhaltenen Rangtheater der Welt, in einer kleinen baden-württembergischen Stadt uraufgeführt wurde. Der Titel des Stückes verweist auf den Handlungsort und klingt ganz nach dem kriminalistischen Sonntagabendprogramm im Ersten. Auch die Handlung lässt in dieser Hinsicht nichts zu wünschen übrig – es beginnt ganz harmlos, verschiedene Personen besichtigen ein Gebäude und finden erst nach und nach heraus, dass es sich um einen Tatort handelt. Die Spuren wurden beseitigt, doch die Protagonistin, die den ermordeten Personen sehr nahestand und die Leichen entdeckte, wird noch immer von den Stimmen der Toten gequält. Der Librettist – der für seinen Künstlernamen nur seinen Vor- und Nachnamen vertauschte – ist eigentlich eher als Schauspielautor bekannt und sein Markenzeichen ist, dass er Sätze fragmentiert und jedes Wort eines Satzes einer anderen Figur in den Mund legt, wodurch sich die Bedeutung desselben schlagartig verändern und Mehrdeutiges entstehen kann – je nachdem, welche Figur welches Wort spricht. Der Komponist, der aus dem gleichen Nachbarland Deutschlands stammt wie der Librettist, hat jeder Figur der Oper ein bestimmtes Schlaginstrument zugeordnet und versucht, das Grauen des Ortes durch möglichst »schöne« Musik zu konterkarieren. Gesucht sind der Titel und das Uraufführungsjahr des Stückes, sowie die Namen der Protagonistin und des Komponisten. Ihre Antwort schicken Sie bis 05.04.2013 per Postkarte an die Staatsoper Hannover: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Opernplatz 1. 30159 Hannover, oder per Email an [email protected] Vergessen Sie nicht Ihren Absender und Ihre Adresse! Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir 5 x 2 Karten für die BallettAufführung Alice im Wunderland am 19.04.2013 um 19.30 Uhr. Im Rätsel der letzten seitenbühne 01/02.2013 suchten wir die Oper Wallenberg von Komponist Erkki-Sven Tüür und Librettist Lutz Hübner. ORCHESTER IMPRESSUM HERAUSGEBER Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover INTENDANT Dr. Michael Klügl Andrea Bartsch TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTALTERISCHE UMSET ZUNG Birgit Schmidt DRUCK Steppat Druck FOTOS Thomas M. Jauk (Titel, 1, 4–5, 14, 17), Insa Hagemann (2–3), Gert Weigelt (6–7), Jörg Mannes (8–9), Jochen Klenk (10), Thilo Nass (11), june Artists (16), Thomas Huppertz (18), Katharina Ortmann (19), Malte Erhardt (20) TITELBILD Orest, Khatuna Mikaberidze REDAKTION seitenbühne . März / April 2013