PROGRAMM Orchester der Musikfreunde BRAUNAU-SIMBACH 12. MAI 2012, 19.00 UHR, STADTSAAL BURGHAUSEN 13. MAI 2012, 20.00 UHR, STADTPFARRKIRCHE BRAUNAU EINE VERANSTALTUNG IM RAHMEN DER LANDESAUSSTELLUNG 2012 Programm Franz Schubert Ouvertüre im italienischen Stil C-Dur op. 170 (1817) Johannes Brahms Violinkonzert D-Dur op. 77(1874/1878) Allegro non troppo – Adagio - Allegro giocoso, ma non troppo, vivace Kadenzen von Joseph Joachim PAUSE Gottfried v. Einem Serenade für doppeltes Streichorchester op. 10(1949) Allegro - Adagio - Intermezzo. Moderato - Allegro Antonin Dvořák Aus den Slavischen Tänzen op. 46 (1878) Nr. 2 Dumka, Allegretto scherzando Nr. 4 Sousedská, Tempo di minuetto Nr. 8 Furiant, Presto Solist: Dirigent: Benjamin Schmid, Violine musik. Assistenz: Markus Fohr Olga Mikhaleva 2 Die Orchester: Burghauser Kammerorchester Orchester der Musikfreunde Braunau - Simbach Violine Isabella Andronikidis, Alexander Bruckbauer, Peter Burges, Siegfried Dietrich, Manuel Dörsch, Brigitte Hauptfleisch, Albert Heichele, Claus Höfl, Reinhard Jira, Susanne Koblbauer, Thore Kuhnlein, Steffanie Laufhütte, Georg Munz, Gernot Nemmer, Susanne Nemmer, Bernhard Oberbauer, Simone Palage, Johann Ratzenböck, Elisabeth Simmet, Barbara Tenge, Christine Wachter, Edda Waigand, Otto Weinmüller Viola Heidrun Friedrich, Dorothea Friemel, Andrea Gerner, Romana Kemlein, Mladen Somborac Violoncello Jochen Jauernig, Katharina Jauernig, Egon Karlhuber, Günter Marquard, Maria Rogl, Volker Nemmer Kontrabass Christiane Haselbeck, Christine Kaser, Benedikt Waas Flöte Christiane Auer, Erwin Schiedermaier Oboe Beatrix Fellner, Ernst Ruthmann Klarinette Klaus Freilinger, Walter Krenn Fagott Peter Limpar, Augustin Spiel Horn Johann Gerl, Maria Eder, Christian Sperl, Marlis Wengbauer Trompete: Daniell Hintermaier, Gerold Weinberger Posaune Stefan Berghammer, Hubert Gurtner, Waldemar Zichler Schlagwerk Felix Bratfisch, Wolfgang Fischer, Andreas Fuß, Christoph Käufl 3 Franz Schubert (1797 – 1828) Franz Schuberts zwei „Ouvertüren im italienischen Stile” – die Bezeichnung stammt nicht vom Komponisten, war aber im Schubert-Freundeskreis geläufig – sind Geniestreiche eines knapp 20jährigen, der in Wien fleißig die italienische Oper besuchte und vom damals sprichwörtlichen „Rossini-Fieber” bei aller Reserve beeindruckt war. Die zweite Ouvertüre in C-Dur wurde wahrscheinlich am 1. März 1818 im Saal „Zum Römischen Kaiser“ von einem Liebhaberorchester aus der Taufe gehoben. Das schwungvolle Stück mag wie eine Stilkopie der effektvollen, sich immer rasant steigernden Opernouvertüren Gioachino Rossinis anmuten, im Detail hat Schubert aber bereits zu höchst eigenwilligen Formulierungen gefunden. Johannes Brahms (1833 – 1897) Das Violinkonzert in D-Dur op. 77 des Wahlwieners Johannes Brahms, eines der berühmtesten und am meisten gespielten Werke der Gattung, erlebte seine Uraufführung am Neujahrstag 1879 in Leipzig mit dem Komponisten am Pult und dem Widmungsträger Joseph Joachim (1831 – 1907) als Solisten – und nicht, wie in der Literatur oft fälschlich vermerkt, in Wien; dort spielte Joachim das Stück aber bereits zwei Wochen später und Brahms berichtet darüber an die Freundin Elisabet von Herzogenberg: „… einige Kleinigkeiten waren sogar besser, zum Beispiel das Publikum freundlicher und lustiger.“ Und: „…die Kadenz ist bis zum hiesigen Konzert so schön geworden, dass das Publikum in meine Koda hineinklatschte.“ Die originale Solokadenz des ersten Satzes stammt nicht von Brahms, sondern von Joachim – ganz in der klassischen Tradition, die an dieser Stelle dem Solisten das Recht zur Improvisation gab. Wenige Tage danach schreibt Brahms dem nach England aufbrechenden Freund Joachim: „Ich wünschte es (das Konzert) mit einem weniger guten Geiger als Du es bist, durchzugehen, da ich fürchte, Du bist nicht dreist und streng genug. Nur durch viel Vorschläge und Änderungen könntest Du mir imponieren!“ Brahms schrieb ein solch bedeutendes Werk also nicht im stillen Genie-Kämmerlein, sondern im ständigen Austausch mit dem Interpreten und arbeitete, bei allem Selbstbewusstsein, auch nach der Uraufführung noch weiter daran. Die Orchestereinleitung des ersten Satzes folgt zwar klassischen Vorbildern, erfreute wegen ihrer symphonischen Struktur aber nicht alle großen Geiger der Zeit. Dabei setzt das Solo-Instrument bald dominierend und fast rhapsodisch frei ein. Am Vorbild Beethovens geschult, zieht Brahms alle Register motivischer Feinarbeit und lässt dem Solisten ebenso sein Recht wie dem Orchester, ja schreibt einfühlsame Dialoge. Die melodische Kraft der Themen im Wechsel von zupackender Dramatik und inniger Lyrik ist bezwingend. Nach der auch diesmal in der JoachimVersion gespielten Kadenz spielt die Solo-Violine noch einmal verklärt das Hauptthema, ehe eine effektvolle Stretta den Satz beschließt. Im folgenden Adagio stellt die Solo-Oboe das Hauptthema vor, das von der erst nach einem kleinen Concer4 tino des Blasinstruments einsetzenden Violine immer nur liebevoll umspielt, aber nie komplett übernommen wird. Der eitle Stargeiger Pablo de Sarasate lehnte das Konzert deswegen sogar ab. In hell-dunkel gemischten Farben variiert und figuriert Brahms das Material ständig. Nach diesem gedankenvollen Spiel setzt der Komponist ganz auf mitreißend folkloristische Lebensfreude. In Form eines Rondos, mit unverkennbar ungarischem Tonfall und rhythmisch überaus akzentreich steigert sich die Virtuosität von Solopart und Orchester immer mehr und lässt keinen Raum mehr für eine weitere Kadenz. Die Brillanz des Solos und die symphonische Durcharbeitung der Partitur werden zur meisterhaften Einheit. Gottfried von Einem (1918 -1996) Gottfried von Einem, geboren in Bern als Sohn altösterreichischer, hochadeliger Eltern, studierte bei Boris Blacher in Berlin, war Korrepetitor an der Berliner Staatsoper, wurde in den 40er-Jahren zu einem der führenden jungen Komponisten, war im Führungsgremium der Salzburger Festspiele, das er wegen seines Eintretens für Bert Brecht verlassen musste, hatte weltweit Erfolg mit Opern wie „Dantons Tod“, unterrichtete Komposition in Wien und lebte später im Waldviertel ganz seinem Schaffen. Er galt als eine Art „österreichischer Staatskünstler“ und gilt heute manchen Kritikern als erster Meister einer „dritten Wiener Schule“, die von seinem Schüler HK Gruber und von Friedrich Cerha und Kurt Schwertsik geprägt wurde und wird. Nun, diese „Schule“ ist genauso ein Konstrukt wie die „erste“, die Wiener Klassik, während die „zweite“ rund um Schönberg noch am ehesten eine solche im Wortsinn gewesen ist. Tatsache ist aber, dass Einem und seine doch recht unterschiedlichen Kollegen und Nachfolger zwar Techniken der musikalischen Avantgarde verwenden, ja mitunter auch kreativ in völliges Neuland vorstoßen, aber im Grunde einer tonal zentrierten und spezifisch österreichischen Tradition treu bleiben und immer wieder Neues daraus schöpfen. Einem, der „Componist“, wie er sich nannte, bekannte sich sein Leben lang zu der für ihn naturgegebenen Tonalität. Die „Serenade für doppeltes Streichorchester“ entstand 1949 in Zürich, die Uraufführung im Jänner 1950 in Berlin dirigierte Ferenc Fricsay. Schon der Titel „Serenade“ verrät die Anlehnung an die festlichen „Abendmusiken“ der Mozart-Zeit und die romantischen Stücke des 19. Jahrhunderts. Ein doppeltes Streichorchester ist keine Erfindung Einems - man denke etwa an Mozarts „Serenata Notturna“ für zwei Orchester, die, in einem Garten aufgeführt, wohl eine Art natürlichen Stereo-Effekt hervorgerufen haben muss. Schon Mozart aber hatte Vorbilder im italienischen Barock. Einem sorgt für effektvolle Kontraste, wenn die beiden Gruppen einander gegenüberstehen und sich wirkungsvolle Soli daraus lösen. Aus dahinhuschenden Figuren entwickeln sich im ersten Satz atmosphärische Dichte und prägnante, fast ein wenig jazzige Rhythmik. Im zweiten Satz entstehen aus dem Bassfundament ausdrucksvolle Geigenmelodien. Dagegen wirkt das Intermezzo wie eine theatralische Burleske, ehe aus dem verspielten „leggiero“-Beginn des abschließenden Allegros ein virtuoses Finale entsteht. 5 Antonin Dvořák (1841 – 1904) Antonin Dvořáks slawische Tänze waren ein Auftrag des Berliner Verlegers Fritz Simrock, den Brahms auf den jungen, finanziell nicht sehr gesegneten böhmischen Kollegen aufmerksam gemacht hatte, der „mehr Einfälle hat als wir alle”. Das Erscheinen des op. 46 in der Klavierfassung löste einen Sturm auf den Musikalienhandel in ganz Europa aus. Innerhalb weniger Monate erklangen die vom Komponisten orchestrierten Tänze nicht nur in den deutschen Musikzentren, sondern auch in Nizza, London und New York. Der Triumphzug des einfachen Metzgersohns und Bratschers aus Böhmen durch die „Alte” und „Neue Welt” hatte schlagartig begonnen, mit „Musik, die einfach da ist wie der Frühling” wie ein Kritiker schrieb. Die tschechische, darüber hinaus slawische Volksmusik wurde von Dvořák nie direkt zitiert, sondern immer nachempfunden. So auch, wenn er im zweiten Tanz die uralte, rhythmisch kontrastreiche Liedform Dumka (wörtlich „Häuschen”) phantasievoll verarbeitet, im vierten den böhmischen Tanz Sousedská (Ländler) mit seinem schwermütigen Unterfutter und seinen vitalen Aufschwüngen. Zum wahren „Weltschlager“ wurde der achte Tanz, ein unwiderstehlicher Furiant, der seiner Bezeichnung alle Ehre macht. Furiant bedeutet nämlich „der Begeisternde“, abgeleitet vom lateinischen Wort „furians“. Gottfried Franz Kasparek Benjamin Schmid Benjamin Schmid, aus Wien stammend, gewann u. a. 1992 den Carl-Flesch Wettbewerb in London, wo er auch den Mozart-, Beethoven- und Publikumspreis errang. Seither gastiert er auf den wichtigsten Bühnen der Welt mit namhaften Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, Philharmonia Orchestra London, Petersburger Philharmoniker, Concertgebouw Orchester Amsterdam oder Tonhalle Orchester Zürich unter Dirigenten wie Dohnányi, Zinman, Ozawa, Metzmacher oder Gergiev. Seine solistische Qualität, die außerordentliche Bandbreite seines Repertoires – neben den üblichen Werken etwa auch die Violinkonzerte von Hartmann, Gulda, Korngold, Muthspiel, Szymanowski, Weill, Lutoslawski oder Schönberg - und insbesondere auch seine improvisatorischen Fähigkeiten im Jazz machen ihn zu einem Geiger mit unvergleichlichem Profil. Er konzertiert auf einer Stradivari Violine ex 1731, unterrichtet als Professor am Mozarteum in Salzburg und gibt Meisterklassen an der Hochschule Bern. Über Benjamin Schmid wurden mehrere Filme gedreht, die die herausragende künstlerische Persönlichkeit des Geigers in weltweiter TV-Ausstrahlung festhielten. 6 ins_schmid_A5hoch_dt_sw_prod_Layout 1 27.04.12 00:02 Seite 1 2006 erhielt Benjamin Schmid den „Internationalen Preis für Kunst und Kultur“ seiner Heimatstadt Salzburg, in der er mit seiner Frau, der Pianistin Ariane Haering, und den gemeinsamen vier Kindern lebt. Benjamin Schmid Autogramme sind in der Pause erhältlich Foto: © Julia Wesely Kreisler/Paganini: Concerto in one movement Benjamin Schmid Wiener Philharmoniker Valery Gergiev Höhepunkte der Saison 2010/11 waren Auftritte bei renommierten Festivals wie z. B. der Schubertiade Schwarzenberg, eine Recitaltournee in Japan, Einladungen zum Oregon Symphony, Orquesta Filarmónica de Gran Canaria, Philharmonia Orchestra, das live in über 65 Länder ausgestrahlte Sommernachtskonzert mit den Wiener Philharmonikern sowie eine umfangreiche Australientournee mit dem Australian Chamber Orchestra. 2012 wird Benjamin Schmid u. a. wiederholt als Solist bei den Salzburger Festspielen zu hören sein. CD/DVD jetzt im Handel erhältlich! Benjamin Schmids rund 40 CDs wurden u. a. mit dem Deutschen Schallplattenpreis, Echo Klassik, Grammophone Editor’s Choice oder der Strad Selection ausgezeichnet. Das Som-mernachtskonzert unter der Leitung von Valery Gergiev ist für die Deutsche Grammophon Gesellschaft als CD/DVD unter „Sommernachtskonzert Schönbrunn 2011“ erschienen und im Handel (www.amazon.at, etc.) und über die Homepage der Wiener Philharmoniker und des Sommernachtskonzerts Schönbrunn erhältlich. Markus Fohr Markus Fohr, geboren 1962 in Freiburg im Breisgau, studierte an der Musikhochschule Hamburg bei Klauspeter Seibel (Dirigieren) sowie bei Yara Bernette und Marco A. de Almeida (Klavier). Nach Stationen in Kiel und Passau war er von 1990–1998 als Kapellmeister, Assistent des GMD und Studienleiter am Landestheater Salzburg engagiert und dirigierte dort ein weit gefächertes Repertoire mit dem Mozarteum Orchester. Als Gast stand Fohr am Pult namhafter Orchester und machte sich international einen Namen als Studienleiter und Coach, etwa bei den Salzburger Festspielen, am Theater an der Wien und am Gran Teatro del Liceu in Barcelona, wo er mit Dirigenten wie R. Muti, Sir S.Rattle,S. Cambreling, B. de Billy und S. Weigle zusammenarbeitete. Mit Sängerpersönlichkeiten wie Barbara Bonney, Edith Mathis, Christa Ludwig, Hermann Prey 7 und Sena Jurinac arbeitete Fohr als Begleiter von Meisterklassen zusammen. Seit 2002 ist er Korrepetitor und stellvertretender Leiter der Opernklasse an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf. Für den Sommer 2010 wurde er als Begleiter bei Meisterkursen von Grace Bumbry und Anna Tomowa-Sintow eingeladen. Diese Zusammenarbeit wurde im Sommer 2011 mit Meisterklassen beim Schleswig Holstein Musikfestival in Lübeck und der Internationalen Sommerakademie Mozarteum in Salzburg fortgesetzt. Olga Mikhaleva Mikhaleva Olga, geb. 26. Mai 1975 in Vitebsk / Weißrussland, begann ihr Studium 1995 an der Musikakademie Minsk Weißrussland bei Prof.Gennadi Provatorov (Orchesterdirigieren) und Prof. Nikolai Sevrjukov (Knopfakkordeon, Konzertfach) sowie Musikpädagogik. 2002 wechselte sie an die Universität Mozarteum in Salzburg zu Prof. Dennis Russell Davies ((Orchesterdirigieren) Prof. Karl Kamper (Chorleitung) und schloss 2009 mit dem Diplom Mag. art ab. Sie nahm an zahlreichen Kursen u. a. bei Neil Thompson (London) in Salzburg sowie bei Peter Gülke (Deutschland) teil. Seit 2004 ist sie als künstlerische Leiterin tätig und leitete Aufführungen u. a. mit dem Orchester und –Chor der Universität Mozarteum, dem Österreichischen Ensemble für neue Musik (ÖENM), dem Brucknerorchester Linz und dem Mozartchor Salzburg und dem Chor des Landestheaters Salzburg. Unsere nächsten Konzerte Musikfreunde Braunau/Simbach: Samstag, 20. Oktober 2012 Kirche Ranshofen Burghauser Kammerorchester: Sonntag, 25. November 2012 Stadtsaal Burghausen 8