__________________ Freitag, 22. April 2016 Arnold Schönberg Center, Wien __________________ 19.30 Uhr __________________ Harfenklänge Antonia Schreiber, Harfe Andreas Planyavsky, Flöte Christina Neubauer, Violine Anaïs Tamisier, Violine Aileen Dullaghan, Violine Martin Kraushofer, Viola Solveig Nordmeyer, Violoncello Friedmar Deller, Kontrabass Jean Cras (1879 – 1932) Quintett für Harfe, Flöte und Streichtrio (1928) – 22’ Assez animé Animé Assez lent, sans traîner Très animé Jean Françaix (1912 – 1997) Trio für Harfe, Flöte und Violoncello (1971) – 25’ Arnold Schönberg (1874 – 1951) Notturno für Streicher und Harfe (1896) – 4’ André Jolivet (1905 – 1974) Chant de Linos für Harfe, Flöte und Streichtrio (1944) – 12’ Antonia Schreiber studierte bei Helga Storck, Charlotte Balzereit und Germaine Lorenzini. Sie ist Preisträgerin internationaler Wettbewerbe und wurde durch Stiftungen wie die Deutsche Stiftung Musikleben und die Villa Musica Mainz gefördert. Neben ihrer Tätigkeit als Solistin widmet sich Antonia Schreiber intensiv der Kammermusik, so ist sie beispielsweise Gründungsmitglied des AurosTrios (Flöte, Viola, Harfe). Seit 2013 ist Antonia Schreiber Erste Solo-Harfenistin im Gürzenich Orchester Köln. 2008 bis 2011 spielte sie an der Wiener Staatsoper und bei den Wiener Philharmonikern. Andreas Planyavsky studierte Flöte bei Gottfried Hechtl, Wolfgang Schulz und Aurèle Nicolet. 1995 war er Mitglied im Gustav Mahler Jugendorchester, seit 1999 ist er erster Flötist des RSO Wien. Darüber hinaus wirkt der gebürtige Wiener regelmäßig als Gast im Orchester der Wiener Symphoniker, der Niederösterreichischen Tonkünstler und der Wiener Volksoper sowie bei der Camerata Salzburg, der Österreichisch-Ungarischen Haydn-Philharmonie sowie in den Ensembles die reihe und Ensemble Kontrapunkte. Er verfolgt solistische und kammermusikalische Tätigkeiten im In- und Ausland, u. a. im Radiokulturhaus, beim Kammermusikfest Lockenhaus oder bei der Styriarte. Christina Neubauer studierte bei Hertha Binder an der Wiener Musikhochschule. Sie ist Violinistin des Orpheus-Trio-Wien und Mitglied in der Wiener Kammerphilharmonie. Als Konzertmeisterin spielte sie in der Wiener Kammeroper, der Capella Archangeli und in der Camerata Wien. Sie beschäftigt sich regelmäßig mit zeitgenössischer Musik, ist Mitglied des ensemble reconsil und tritt auch bei Konzerten des Ensemble Wiener Collage auf. Die in Avignon geborene Anaïs Tamisier ist seit 2008 erste Geigerin im RSO Wien. Sie ist Gründungsmitglied des Darian Trio, fixes Mitglied der European Chamber Music Academy, und darf auf die musikalische und menschliche Unterstützung von international renommierten Koryphäen wie Hatto Beyerle, Johannes Meissl, Ferenc Rados, Petr Prause und Miguel da Silva zurückgreifen. Das musikpädagogische Diplom des Staates Frankreich erhielt sie bereits 2004 und unterrichtete am Conservatoire National Régional de Dijon. Seit 2010 ist sie Dozentin am Internationalen Orchester-Camp »Camp Styria« in Österreich, dem sie seit 2012 auch als künstlerische Leiterin vorsteht. Anaïs Tamisier ist auch Mitbegründerin des Internationalen Violinwettbewerbs »Ginette Neveu« für junge Geiger und Geigerinnen in Avignon, Frankreich. Die in Dundalk (Irland) geborene Aileen Dullaghan begann im Alter von sechs Jahren mit dem Violinunterricht. Ihre Studien in Dublin und Wien schloss sie mit Auszeichnung ab und erhielt für ihre künstlerische Darbietung die »Excellence in Performance«-Medaille. Tourneen führten die Violinistin mit dem Irish Chamber Orchestra, dem Wiener Kammer Orchester und dem National Symphony Orchestra of Ireland nach Asien, in die USA sowie durch Europa. Martin Kraushofer studierte bei Siegfried Führlinger an der Wiener Musikhochschule. Darüber hinaus hat er ein Engagement beim RSO Wien. Mit dem Orpheus-Trio-Wien spielte er mehrere CD-Aufnahmen ein, das Ensemble trat unter anderem bei den Festivals Wien Modern, Hörgänge, Klangbogen Wien, Allegro Vivo und musik aktuell auf. Er spielte Uraufführungen mit Werken von Karlheinz Essl, Fritz Keil, Rudolf Hinterdorfer, Axel Seidelmann, Michael Radanovics, Jean Luc Darbellay und Max Keller. Solveig Nordmeyer erhielt ihren ersten Cellounterricht mit sieben Jahren, und studierte bereits früh am Bruckner Konservatorium Linz und am Mozarteum Salzburg bei Wilfried Tachezi. Nach der Matura am Musikgymnasium Linz schloss sie ein Cellostudium an der Wiener Musikuniversität bei Valentin Erben ab, gefolgt von einem Masterstudium an der Franz Liszt Akademie Budapest. Im Wiener Kammerorchester spielte sie Stimmführerin, seit 2001 ist sie Stimmführerin im RSO Wien. Regelmäßig ist sie im Bereich der Kammermusik tätig. Seit 2012 unterrichtet sie auch in Zusammenarbeit mit der Johann Sebastian Bach Musikschule Wien. Friedmar Deller, geboren 1989 in der Nähe von Frankfurt am Main, ist seit 2013 festes Mitglied im RSO Wien. Mit acht Jahren erhielt der Kontrabassist den ersten Unterricht und besuchte bald darauf die Hochschule für Musik Frankfurt, wo er erst bei Günter Klaus als Vorstudent, und später bei Christoph Schmidt regulär Kontrabass studierte. Zahlreiche Orchester- und Kammermusikprojekte sowie Meisterkurse und ein Erasmus-Jahr bei Alois Posch in Wien bestätigen das vielseitige Profil von Friedmar Deller als Musiker. Zum Programm Jean Cras: Quintett für Harfe, Flöte und Streichtrio Unter dem Einfluss seiner Eltern – insbesondere der Mutter – entwickelte Jean Cras eine große Leidenschaft für Musik. Seit frühestem Kindesalter an lernte er Klavier. Mit 13 Jahren legte er seine erste Komposition vor, ein Werk für Klavier, das er auch öffentlich vortrug. Ab dem 17. Lebensjahr besuchte er die Marineschule, die für seine anschließende Militärlaufbahn bestimmend werden sollte. Dennoch verbrachte Cras möglichst viel seiner freien Zeit mit Musizieren und Komponieren. Als Kommandeur verschiedener Schiffe nahm er stets ein Klavier mit an Bord, um, wie er sich ausdrückte, einer »inneren Stimme« zu gehorchen, die ihn zum Komponieren anrege. 1899 hatte er bereits eine Messe, mehrere Motetten und das Trio Voyage Symphonique komponiert. Um die Jahrhundertwende entwickelte sich eine innige und lebenslange Freundschaft zu dem viel gerühmten Komponisten Henri Duparc, der ihn als »Sohn meiner Seele« bezeichnete und in seiner musikalischen Entfaltung unterstützte. Neben vielen Liedern konnte er so im Ersten Weltkrieg seine Oper »Polyphème« vollenden, die am 22. Dezember 1922 an der Opéra-Comique uraufgeführt wurde und als sein Meisterwerk gilt. Im Februar 1932 führte seine Tochter Collette Cras, die spätere Ehefrau des Komponisten Alexandre Tansman, das ihr gewidmete Konzert für Klavier und Orchester auf. Cras späterer Stil ist bestimmt von Einflüssen Béla Bartóks, César Francks sowie nordafrikanischen und slawischen Melodien und Rhythmen. Generell zog er kammermusikalische Formate solchen mit großer Besetzung vor. Ab 1931 war Cras im Dienstgrad eines Konteradmirals verantwortlicher Generalmajor des Kriegshafens von Brest, eine Position, die er bis zu seinem plötzlichen Tod nach kurzer Krankheit im September 1932 innehatte. Seine Militärkarriere blieb gegenüber der Musik bestimmend. So waren seine mathematischen und physikalischen Fähigkeiten für die Marine von großem Vorteil. Er entwickelte viele technische Instrumente, die im Bereich der Nautik zur Basisausrüstung gehörten. Z. B. erfand er das Winkelmesser (Régle Cras), das als Navigationshilfe bis zur Einführung der satellitengestützten Navigation auf jedem Schiff in Gebrauch war. Das dem Quintette instrumental de Paris gewidmete Werk behandelt die beteiligten Instrumente gleichwertig, was über Cras positives Verhältnis zu den Musikern Aufschluss gibt. Das viersätzige Werk leitet sich dabei von einer eröffnenden ganztönigen Viertonzelle ab, deren rhythmische und harmonische Faktur in der Folge eine kontinuierliche Transformation durchläuft (nach Cras: »continuelle évolution«) und die zugleich die Makrostruktur des Werks bestimmt. Jean Françaix: Trio für Harfe, Flöte und Violoncello »Doch will ich ehrlich sein: Beim Komponieren sind die schönsten Theorien das allerletzte, woran ich denke. In erster Linie sind es nicht die ›gedanklichen Autobahnen‹, denen mein Interesse gilt, sondern die ›Waldwege‹.« Aufgewachsen in einem musikalischen Haus – der Vater war Komponist, Pianist und Direktor des Konservatoriums, seine Mutter Gesangslehrerin und Gründerin eines renommierten Chores – war Jean Françaix das Glück einer umfassenden theoretischen und praktischen Musikausbildung von frühester Kindheit an beschieden. Im Jahr 1922, Françaix war gerade einmal zehn Jahre alt, begann er den Unterricht bei Nadia Boulanger in Harmonielehre, später auch in Kontrapunkt. Noch im selben Jahr schrieb Françaix seine erste Komposition, ein der Cousine gewidmetes Klavierstück »Pour Jacqueline«, das zwei Jahre später im Druck erschien. Maurice Ravel, der den jungen Françaix unterstützte, empfahl ein Studium der Komposition und des Klaviers am Pariser Konservatorium. Mit 18 Jahren erhielt er den ersten Preis in der Klavierklasse von Isidore Philipp. Zwei Jahre später repräsentierte er zusammen mit Claude Delvincourt die junge französische Kompositionsschule beim Musikfestival in Wien, wo seine »Huit Bagatelles« gespielt wurden. Internationale Beachtung erhielt der Komponist 1936 mit der Aufführung des »Concertino« für Klavier und Orchester beim Kammermusikfest in Baden- Baden. In den Folgejahren erweiterte Françaix sein Œuvre um zahlreiche Werke in den Gattungen Oper, Ballett, Orchester sowie Solokonzert, Filmmusik und Vokalwerk. Besonders intensiv wandte sich der Komponist dem Bereich der Kammermusik zu. Von 1959 bis 1962 lehrte er an der École Normale de Musique in Paris. Noch bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1997 in Paris nahm Françaix aktiv am Konzertleben teil. Trotz enger Kontakte zu Francis Poulenc und der »Groupe des Six« sowie einer Vorliebe für den französischen Impressionismus und den Neoklassizismus eines Strawinsky, fühlte sich Françaix zeitlebens keiner musikalischen Ideologie verpflichtet. Der Grundstein zu seinem tonalen, melodisch-eleganten und rhythmisch prägnanten Stil war früh entwickelt. Im Gegensatz zu den Avantgardisten innerhalb seiner Generation lehnte der Komponist es ab, die traditionellen Hörgewohnheiten des Publikums grundsätzlich in Frage zu stellen. Innerhalb seiner Instrumentalmusik zeigt sich ein besonderes Interesse für Blasinstrumente. Die kammermusikalischen Werke »Petit Quatuor pour saxophones« (1935), »Quintette à vents« No. 1 (1948) und »Tema con variazioni« (1974) für Klarinette und Klavier gingen ebenso ins feste Konzertrepertoire ein wie das Solokonzert für Oboe »L’Horloge de Flore« (1959) und das »Concerto« für Klarinette und Orchester von 1967. Arnold Schönberg: Notturno für Streicher und Harfe Arnold Schönberg war sowohl in seinem kompositorischen als auch bildnerischen Werdegang Autodidakt. Das Studium der Partituren seiner Vorbilder, darunter Bach, Mozart und Beethoven, ließen in ihm den Wunsch wach werden, selbst zu komponieren. Bis zu seinem siebzehnten Lebensjahr beschränkten sich diese Versuche nach eigenen Angaben auf »Imitationen solcher Musik, die mir zugänglich war. Die einzigen Quellen, aus denen ich schöpfen konnte, waren Violinduette und Arrangements von Opernpotpourris für zwei Violinen, wozu noch die Musik gerechnet werden darf, die ich durch Militärkapellen kennenlernte, die in öffentlichen Gärten Konzerte gaben.« (»Rückblick« 1949). Den einzigen nachweisbaren Unterricht erhielt Schönberg durch seinen späteren Schwager Alexander Zemlinsky, den er im Herbst 1895 kennengelernt hatte. Zemlinsky war damals Leiter des Wiener Musikalischen Vereins Polyhymnia, einer Gruppe von dilettierenden Liebhabern, die zunächst im Hotel Rabl am Fleischmarkt sowie im Hotel National in der Taborstraße und schließlich in der Großen Tabakspfeife in der Goldschmiedgasse Proben abhielten. Laut Zemlinskys Angaben bestand das Vereinsorchester lediglich »aus ein paar Violinen, einer Bratsche, einem Cello und einem Contrabaß«. Arnold Schönberg, der im Sommer 1895 seine Stelle im Bankhaus Werner & Co. gekündigt hatte, agierte in der Polyhymnia laut Zemlinskys Jugend- erinnerung von 1934 als »ebenso feurig wie falsch« spielender Cellist. Am 2. März 1896 fand im Festsaal des Kaufmännischen Vereins das erste offizielle Orchesterkonzert der Polyhymnia statt, auf dessen Programm neben Alexander Zemlinskys Waldgespräch unter anderem die erste öffentliche Aufführung eines Schönberg-Werks stand: »ein sehr stimmungsvolles Notturno (Manuscript) für Streichorchester und Sologeige« (»Neue musikalische Presse« vom 15. März 1896). Schönbergs »Notturno« galt in der Forschung lange als verschollen, Antony Beaumont konnte das Werk jedoch als jenes Manuskript identifizieren, das in den Werkverzeichnissen bislang unter dem Titel »Adagio für Harfe und Streicher« geführt wurde und in der Library of Congress in Washington (Nachlass Moldenhauer) aufbewahrt wird. Die Identifizierung wird aufgrund eines Vergleichs mit dem Zemlinsky-Manuskript »Waldgespräch« möglich, das Besetzungseintragungen von gleicher Hand sowie Parallelen in der Instrumentierung aufweist (bevorzugte Behandlung von Sologeige und Harfe). Beaumont führt dieses Charakteristikum in der von ihm edierten Ausgabe (Universal Edition Wien, 2001) auf die spezifische Situation des Polyhymnia-Orchesters zurück, das auf einen herausragenden Konzertmeister bzw. Harfinisten zurückgreifen konnte. Fingersätze in der Cellostimme des »Notturno«, die eindeutig von Schönbergs Hand stammen, deuten ferner darauf hin, dass der Komponist selbst an der Uraufführung mitwirkte. Die drei Jahre vor dem Streichsextett »Verklärte Nacht« entstandene, spätromantische Komposition sah ursprünglich die Tempobezeichnung Andante vor und wurde von Schönberg erst nachträglich in Adagio geändert. André Jolivet: Chant de Linos für Harfe, Flöte und Streichtrio »Vom technischen Standpunkt aus ist es mein Ziel, mich völlig vom tonalen System zu befreien; in ästhetischer Hinsicht ist es mein Ziel, der Musik ihre ursprüngliche Funktion in den Bereichen der Magie und der Anrufung zurückzugeben.« André Jolivet wurde 1905 in eine gutsituierte Familie in Paris hinein geboren, die ihm eine umfassende Bildung in Kunst, Literatur, Musik und Theater ermöglichte: der Vater war Maler, die Mutter Pianistin. Im Alter von nur 13 Jahren legte er sein erstes Lied »Romance barbare« vor, für das er selbst den Text verfasst hatte. Ein Jahr später erhielt Jolivet Cellounterricht bei Louis Feuillard. Mit 15 Jahren baute er sein eigenes Puppentheater, für das er auch ein Ballett choreographierte und sowohl Kostüme als auch den Szenenaufbau kreierte. Er wurde Mitglied des Chores von Notre-Dame in Paris und nahm Unterricht in Harmonielehre und Orgel beim Maître de Chapelle, Abbé Aimé Théodas. Zwischen 1928 und 1933 erhielt Jolivet auf privater Basis Kompositionsunterricht bei Paul Le Flem – einem Schüler Vincent d’Indys und Albert Roussels an der Schola Cantorum. 1930 stellte ihn dieser Edgar Varèse vor, der im Laufe der nächsten drei Jahre mit seinen experimentellen und ikonoklastischen Techniken großen Einfluss auf den jungen Komponisten ausüben sollte. Ein Streichquartett von 1934 und die Klaviersuite »Mana« aus dem folgenden Jahr, beide von deutlich varés’schem Gepräge, brachten Jolivet einige Beachtung, darunter auch von Oliver Messiaen: 1935 gründeten dieser, Jolivet und Daniel Lesur die Gruppe »La Spirale«, die sich der Förderung der Kammermusik verschrieb. Ein Jahr später nannten sie sich unter Beitritt von Yves Baudier in »Jeune France« um und verpflichteten sich ganz einer französischen Musiksprache, die wiederum in Abkehr zur Zwölftontechnik der Wiener Schule stand. Obwohl André Jolivet zunächst die unterschiedlichsten musikalischen Strömungen nachbildete – genannt seien exemplarisch die freie Atonalität Arnold Schönbergs, die Rhythmik eines Igor Strawinsky oder die formale Integrität eines Béla Bartók – ist die Ästhetik Jolivets doch einzigartig. Chant de Linos wurde als Duett für Flöte und Klavier im Jahre 1944 als Wettbewerbsstück für das Pariser Konservatorium verfasst – einer Zeit, als Jolivets experimentierfreudiger Stil im Zuge des Zweiten Weltkriegs relativ zurückhaltend geworden war. Im selben Jahr noch schrieb Jolivet das Werk für Flöte, Harfe und Streichtrio um: Der Gesang des Linos, ein Musiker der griechischen Mythologie, der Orpheus und Herakles unterrich- tet haben soll, geht nach Aussage des Komponisten auf eine Form der Totenklage um den früh Verstorbenen zurück, eine Lamentation während des Begräbnisses, das von Ausrufen und Tanz begleitet gewesen sein soll. In der »Ilias« werden darüber hinaus junge Männer und Frauen beschrieben, die während der Wein- und Kornernte das »süße Lied des Linos« gesungen haben sollen. Es lässt sich hier also ein Lebenszyklus konstruieren, der sich formal im Stück widerspiegelt: Nach Klagelied und Totentanz tritt am Ende des Werks eine lebenserneuernde Geste hervor. Nächstes Konzert: Dienstag, 26. April | 19.30 Uhr Arnold Schönberg Center Collegium musicum der mdw (Studierende, AbsolventInnen und Lehrende der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) Ingomar Rainer Leitung Arnold Schönberg Die eiserne Bridage Johann Sebastian Bach Mer hahn en neue Oberkeet, Cantate en burlesque (Bauernkantate) BWV 212 Paul Hindemith Minimax, Repertorium für Militärmusik für Streichquartett, Nr. IV – VI Erik Satie Choses vues à droite et à gauche (sans lunettes) Heinrich Ignaz Franz Biber Battalia à 9 Medieninhaber: Arnold Schönberg Center Privatstiftung Direktorin Mag. Angelika Möser Palais Fanto, Schwarzenbergplatz 6 A – 1030 Wien Telefon 712 18 88 www.schoenberg.at FN 154977h; Handelsgericht Wien Texte: Therese Muxeneder (Schönberg), Anna Keller (Cras, Françaix, Jolivet) Redaktion: Anna Keller