Vom herzoglich/höfischen Theater zum bürgerlichen Tourneetheater Querschnitt der Theatergeschichte aus drei Jahrhunderten am Beispiel des Wolfenbütteler Hofes Julia, Imke, Jelena Gliederung: 1. 16.Jahrhundert: 2. 17.Jahrhundert: 3. 18.Jahrhundert: Englische Komödianten Theater im Zeitalter des Barock Uraufführung von „Emilia Galotti“ in Braunschweig Mit dem Einzug der englischen Komödianten in Deutschland begann eine neue Ära der Theatergeschichte. Sie wurden von Herzog Heinrich Julius eingeladen und traten so als erste feststehende Schauspieltruppe unter einem deutschen Herzog auf. Sie waren Berufsschauspieler aus England und spielten nun für Herzog Julius, welcher die englischen Komödianten für seine sozial disziplinierenden Zwecke nutzte. Das bedeutete, er schrieb Schauspiele für diese, ließ sie aufführen und unterrichtete so sein Volk. Hiermit wurde das vorher nur an Fürstenhöfen aufgeführte Theater für das Bürgertum zugänglich gemacht. Aber andererseits spielten die Komödianten auch frei von herzoglichem Druck in verschiedenen Städten - das bürgerliche Tourneetheater fand seinen Anfang. Auf Grund des 30jährigen Krieges zogen sich die englischen Komödianten allmählich aus Deutschland zurück. Zu dieser Zeit fand der Barock, der seine Wurzeln in Italien hat, hier zu Lande Einzug. Da dieser sehr prunk- und eindrucksvoll war und so auch die Herzöge Deutschlands ansprach, die nach dem Krieg zum Teil großen Reichtum zur Verfügung hatten, waren diese bestrebt diesen neuen Stil nachzuahmen, denn so zeigten sie dem Volk und anderen Höfen ihre Macht. Dieses ist auch am Wolfenbütteler „Musenhof“ zu erkennen. Er charakterisierte sich vor allem durch seine Kultur und weniger durch Kriegsgewalten. Eine besondere Rolle spielte das Theater, was sehr aufwändig, teuer und prunkvoll war. Allerdings war es wieder nur dem Adel vorbehalten. typischer barocker Bühnenaufbau Das Theaterstück, aus dem dieser Bühnenbau stammt („Von Zusammenkunft und Wirckung derer VII. Planeten“) wurde 1678 0 am sächsischen Hof in Dresden aufgeführt. Zu sehen ist der Aufbau des Prologs (Ballet Von Zusammenkunft und Wirckung derer VII. Planeten: Auf . Ihr. Churfl. Durchl. zu Sachsen grossem Theatro gehalten Den 3. Februarii Anno 1678 ... Dresden ... Signatur: Textb. 4o 22) Mit der Absicht, dem Volk das Theater wieder zugänglich zu machen, fingen im 18.Jahrhundert aufklärerische Dichter an, bürgerliche Stücke zu schreiben. Lessing zum Beispiel,, der in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel arbeitete, schrieb das Trauerspiel „Emilia Galotti“, welches den Hof indirekt kritisieren sollte. Er wollte, dass das Bürgertum erkennt, dass es dem Adel moralisch überlegen ist und sich nicht weiter unterdrücken lassen soll. Da die obere Schicht zu dieser Zeit meist nur auf Geld, Macht und Ansehen aus war, konnten selbst Korruptionen sie nicht davon abhalten, diese zu erlangen. So dachte der Adel, dass er durch seine Macht auch Menschen „in Besitz nehmen“ konnte. Dieses zu erkennen und sich dagegen zu wehren, das war Lessings Ziel. Nicht nur das Werk selber zeigt Lessings distanzierte Einstellung dem Hofe gegenüber, sondern auch sein Verhalten. So täuschte er vor, auf Grund starker Zahnschmerzen nicht an der Uraufführung seiner „Emilia Galotti“ teilnehmen zu können – in Wahrheit aber wollte er wahrscheinlich nur den für ihn nichtssagenden Gesprächen bei höfischen Feiern ausweichen.