[rage against the machine] // Neue Musik 3®

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[rage against the machine] // Neue Musik
3® - neue blasmusik
*(Ur-)Aufführungen*
17. Dezember 2015 um 20 Uhr
im Acker Stadt Palast
Ackerstraße 169/170, Berlin
Tickets: 8 -15 Euro (nach Vermögen; sliding scale) unter karten[at]ackerstadtpalast.de oder an der
Abendkasse
Conlon Nancarrow: Study 34
Version für Bassklarinette, Trompete, Flöte
David Brynjar Franzson: on types and typographies B
für Bassflöte, Bassklarinette, Trompete
Mathias Monrad Moeller: Neues Werk [UA]
für drei Instrumente und gesampelte Klänge
Oxana Omelchuk: Opus 56
Triple Concerto für Flöte, Klarinette, Trompete und Web-Recycling-Casio DM-100 Orchestra.
Triple Hommage an David Cope, John Oswald und Paul Henry Smith
Kompositionsauftrag des WDR
Richard Barrett: Neues Werk [UA]
für Flöte, Klarinette, Trompete
Conlon Nancarrow: Study 4
Version für Bassklarinette, Flöte, Trompete und gesampeltes Klavier
® 3 - neue blasmusik
Gregor Schulenburg, Flöten
Boglarka Pecze, Klarinetten
Paul Hübner, Trompete
Die Tatsache, dass die Artefakte der Hochkultur im digitalen Zeitalter durch ihre ständige
Verfügbarkeit genauso gewöhnlich werden wie die die Billigwaren der Populärkultur, ist
offensichtlich. Jedes künstlerische Material ist mit einem Bedeutungsgehalt aufgeladen, und die
Versuche, neue Klänge zu finden, führen häufig zur Tautologie. Auf der anderen Seite provoziert die
Sprachfähigkeit des existierenden Materials einen neuen Umgang damit: Man schreibt neue Texte
mit vorhandenen Buchstaben, oder: „Die heutige Musik verlangt neue Vorstellungen von Klängen,
die jeder kennt.“ (Maximilian Marcoll)
In ihrem neuen Programm [rage against the machine] untersuchen die drei Musiker von 3® die
Gleichzeitigkeit von Analogem und Digitalen im zeitgenössischen Musikschaffen. Mensch und
Maschine durchdringen sich gegenseitig und führen zu neuen Kontextualisierungen von Klängen im
digitalen Datenstrom.
Zwei Werke aus dem Repertoire des Trios treffen auf neue Kompositionen, die bei den in Berlin
lebenden Komponisten Richard Barrett und Mathias Monrad Moeller in Auftrag gegeben werden.
Oxana Omelchuks Triple Concerto „Opus 56“ für drei Flöte und gesampelte Klänge setzt den live
gespielten Instrumenten ein gesampeltes Casio DM 100 Orchester entgegen. Das Werk ist Ergebnis
eines Web-Recycling-Prozesses, in dem die Komponistin zahlreiche kontextuelle Beispiele und
Hinweise zur Gattung zu einem Assoziationsnetzwerk verknüpft hat. Die Instrumente, Relikte der
klassischen Hochkultur, treffen dabei auf virtuelle Pendants eines frühen Synthesizers, der einen
ersten, wenn auch noch recht unbeholfenen Versuch darstellt, die klassische Musikkultur in den
elektronischen Alltag zu transplantieren.
David Brynjar Franzsons Trio „on types and typographies“ beschränkt sich auf live gespielte
Instrumente ohne elektronische Verfremdung. In der Tradition einer musique concrète instrumentale
ist der normal gespielte Ton jedoch die Ausnahme in der musikalischen Sprache. Stattdessen erreicht
Franzson durch eine sehr sensible Instrumentalbehandlung eine beinah elektronische Klangsprache,
die auch auf formeller und struktureller Ebene die Nähe zur Akusmatik und zum Maschinenhaften in
jedem Takt erkennbar werden lässt.
Mathias Monrad Moeller arbeitet in seinem neuen Werk mit dem Nebeneinander von realen
Instrumenten und virtuellen Partnern. Dem Trio tritt ein virtuelles ePlayer-Trio entgegen, Mensch
und Maschine verschmelzen zu einer Einheit, lösen sich wieder voneinander und fügen sich in immer
neuen Kombinationen zusammen. In seiner Arbeit setzt sich Monrad Moeller auch mit der Aura des
Realen und Performativen auseinander und sucht Antworten auf die Fragen, was an die Stelle des
Materialfortschritts treten kann, in einer Zeit, in der Maschinen in der Lage sind, die Arbeit des
Musikers bis zur Perfektion zu simulieren.
Richard Barrett ist als Komponist und Elektronik-Improvisator in der instrumentalen und der
akusmatischen Welt gleichermaßen beheimatet. Fragestellungen der elektronischen Musik geht er
auch in seinen rein akustischen Werken regelmäßig nach. In seinem neuen ® Werk für 3 plant Richard
Barrett wieder ein weites Netz aus literarisch – philosophisch – politischen Bezügen, eingebettet in
eine Musik, die von der engen Verbindung zwischen den Bewegungen der instrumentaltechnischen
Ausführung und den strukturell artikulierten Gesten lebt. Die Blasinstrumente werden so zur
Bedingung der Möglichkeit der Komposition, nicht allein Mittel zur Realisation einer abstrakt
gedachten kompositorischen Idee. Es entsteht ein virtuell-konkretes Verhältnis zum Instrument, das
der Komponist wie eine Landschaft bereist. Das Ensemble selbst wird in diesem Fall zur MetaMaschine, dass sich zwischen kompositorischen Zwängen und instrumentaler, spieltechnischer
Fragilität hin und her bewegt.
Umrahmt werden die vier Werke von Bearbeitungen zweier Studies for Player Piano von Conlon
Nancarrow. Nancarrow hat in seiner Musik schon früh das Gegenüber von Mensch und Maschine
thematisiert. So ist es reizvoll zu hören, wie die maschinenhaft genauen Strukturen im menschlichen
Ensemble humanisiert werden und durch bläserischen Atem neue Färbungen erfahren.
Gefördert von der INM Initiative Neue Musik Berlin e.v.
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