Praxiswissen update 11I07 12I07 01I08 02I08 03I08 04I08 05I08 06I08 >> 7-8I08 09I08 10I08 Was beinhaltet Marketing? Marktforschung und -analyse Marktsegmentierung und Marketingziele Marketingstrategien Marketinginstrumente I Produktpolitik Marketinginstrumente II Preispolitik Marketinginstrumente III Distributionspolitik Marketinginstrumente IV Kommunikationspolitik Markenmanagement Kundenbeziehungsmanagement/CRM Marketing-Controlling Die Themenübersicht ProFirma Wissensservice ThemenBlock 3 2007/08 Mit der Serie „Praxiswissen update“ können Chefs ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse auf den aktuellen Stand bringen. In kompakter Form, mit anschaulichen Grafiken und praxisorientierten Checklisten bietet die Serie ein Kompendium des Unternehmerwissens. Im dritten Block unserer Serie geht es um Marketing, Kommunikation und PR. Im Mittelpunkt dieser Jahresstaffel stehen natürlich die vier großen Marketingelemente, aber auch Themen wie Markenmanagement und Marketing-Controlling werden beleuchtet. Die bisher erschienenen Beiträge zur Unternehmensführung können Abonnenten auch im Fachartikel-Archiv unter www.profirma.de herunterladen. Markenmanagement BMW, Siemens, Adidas, Nivea, Persil, Mars, Rolex, Miele – das alles sind starke Marken, die jeder kennt und die dem Kunden mehr bieten als eine reine Produktleistung. Anders ist nicht zu erklären, dass Konsumenten bei Geschmackstests ohne Zeigen des Produktnamens sehr häufig Pepsi bevorzugen, sobald jedoch der Markenname gezeigt wird, Coca-Cola vorziehen. Mithilfe des Marketings können aus qualitativ austauschbaren Produkten Marken geschaffen und deren Marktwert gesteigert werden. SERVICE Abonnenten erhalten fehlende Teile der Serie kostenlos! Die Marke nach dem Markengesetz Was ist eine Marke und was bietet sie den Konsumenten mehr als andere Produkte? Marken sind in unserer Gesellschaft zunächst einmal rechtlich geschützt. Nach dem deutschen Markengesetz (§ 3 Abs. 1) ist eine Marke wie folgt definiert: „Als Marke können alle Zeichen, insbesondere Wörter einschließlich Personennamen, Abbildungen, Buchstaben, Zahlen, Hörzeichen, dreidimensionale Gestaltungen einschließlich der Form der Ware oder ihrer Verpackung sowie sonstige Aufmachungen einschließlich Farben und Farbzusammenstellungen geschützt werden, die geeignet sind, Waren oder Dienstleistungen eines Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu unterscheiden“ (siehe www.marken gesetz.de). Eine Marke ist also unverwechselbar gekennzeichnet und unterscheidet sich wesentlich von den Wettbewerbsprodukten. Durch den Schutz der Marke im Markenregister des Patentamts können Kopien, Plagiate, Imitationen rechtlich verhindert werden. Beispielsweise sind bei Coca-Cola die Flaschenform, der Name und die Schriftart rechtlich geschützt und dürfen nicht imitiert werden. Auch die bekannte Tonfolge der Telekom ist durch das Markengesetz geschützt. Bedeutung der Marke für den Kunden Für den Kunden ist das Markengesetz irrelevant. Für ihn geht es bei einer Marke um das, was er mit der Marke verbindet. So ist für die Fahrer einer Harley Davidson das Motorrad mehr als ein normales Motorrad. Sie fühlen sich einer bestimmten Gruppe zugehörig und möchten mit der Motorradmarke ein bestimmtes Lebensgefühl und einen Lebensstil ausdrücken. 58 ProFirma Marken stiften daher zunächst einen ideellen Nutzen, indem sie einen Prestigeeffekt darstellen wie eine Gucci-Sonnenbrille, die Lebensfreude steigern wie beim Porsche-Fahrer und damit auch die Selbstdarstellung erleichtern. Weiterhin reduziert der Kauf eines Markenprodukts beim Käufer das subjektiv wahrgenommene Risiko, eine falsche Kaufentscheidung zu treffen. Zu starken Marken haben die Konsumenten Vertrauen, da sie eine gleich bleibende Qualität und Sicherheit versprechen. Und schließlich erleichtern Marken den Konsumenten die Orientierung in der Fülle von Informationen, der sie täglich ausgesetzt sind. Marken informieren über die Herkunft einer Leistung („Qualität aus dem Hause Henkel“) und erleichtern die Wiedererkennung durch die einzigartige Markierung. Funktion der Marke aus Unternehmenssicht Für die Unternehmen zählen Marken mittlerweile zu ihrem wertvollsten Kapital. Einer Studie zufolge besteht der Unternehmenswert deutscher Markenhersteller im Durchschnitt bei Konsumgütern zu mehr als 50 Prozent aus dem Markenwert und bei Industriegütern zu knapp 20 Prozent. Nestlé beispielsweise zahlte rund 2,5 Milliarden Euro für die Marke „Perrier“, obwohl das Mineralwasser selbst keine herausragenden Eigenschaften aufweist. Die Brauerei Beck’s wurde für zwei Milliarden Euro gekauft, obwohl das Anlagevermögen rund 500 Millionen Euro weniger wert war. Marken sind Ausdruck besonderer Herstellerkompetenz, fördern das positive Image des Gesamtunternehmens und erleichtern Un- J U L I /AU G U ST 2 0 0 8 Markentypen im Preis-Qualitätsvergleich Hohe Qualität Luxusmarken Premium-Herstellermarke Premium-Handelsmarke Klassische Herstellermarke Eigenmarken des Handels No-Names Niedrige Qualität Discounter-Handelsmarke Niedriges Preisniveau Hohes Preisniveau ternehmen auch die Einführung neuer Produkte. Hätte das Unternehmen Beiersdorf seine neue Kosmetiklinie vor elf Jahren nicht unter dem bekannten Namen Nivea als Nivea Beauté eingeführt, wäre der Erfolg sicherlich nicht so schnell und so gut gewesen. Starke Marken haben treue Kunden, die auch schon mal einen Fehler verzeihen, und sie können auch vor einer Preisspirale schützen. Aufgrund des Zusatznutzens sind die Konsumenten bereit, mehr für ein Markenprodukt zu zahlen. Dadurch können Marken dem Unternehmen einen größeren preispolitischen Spielraum schaffen. Allerdings ist es zumeist auch sehr kostspielig, eine Marke aufzubauen und zu halten. Diese Kosten sollten Unternehmen aber als Investitionen in die Zukunft betrachten, denn Marken benötigen eine intensive und vor allem kontinuierliche Kommunikationspolitik. Herstellermarken versus Handelsmarken Zu unterscheiden sind zum einen Marken, die vom Produzenten mit der Markierung versehen werden. Diese nennt man Herstellermarken. Sie können sich auf das ganze Unternehmen (Corporate oder Company Brands) wie Siemens, Allianz, Apple und Microsoft beziehen oder auf einzelne Produkte wie den Golf von Volkswagen, Krombacher, Landliebe von Campina, Pampers von Procter & Gamble. Bei einer Handelsmarke dagegen erfolgt die Markierung durch das Handelsunternehmen. Meistens ist für den Kunden nicht erkennbar, von welchem Hersteller das Produkt ursprünglich stammt. Beispiele hierfür sind Tandil von Aldi, Mibell Milchprodukte von Edeka, Biobio von Plus. Die Handelsunternehmen versuchen, sich durch preisgünstige Eigenmarken gegenüber den Herstellermarken zu profilieren und ihre Marktmacht auszubauen. Produziert werden die Handelsmarken sowohl von klassischen Markenartikelunternehmen, die sich damit ohne Imageverlust in einem niedrigeren Preissegment etablieren wollen, oder von Produzenten, denen es aus eigener Kraft nicht gelingt, Marken aufzubauen. Bei einer sogenann- J U L I /AU G U ST 2 0 0 8 ten Store-Brand, also einer Einkaufsstätten-Marke, versucht das Handelsunternehmen, aus seinem Einzelhandelsgeschäft eine eigene Marke zu kreieren. Hierzu zählen beispielsweise Aldi, Peek und Cloppenburg, Ikea oder Strauss Innovation. Bei einer Lizenzmarke erwirbt ein Hersteller eines bestimmten Produkts gegen Zahlung einer Lizenzgebühr das Recht, einen bestimmten Markennamen mit festgelegten Regeln zu nutzen. Dies ermöglicht dem Markenbesitzer relativ schnell, ohne große Investitionen in ganz neue Märkte einzutreten, neue Zielgruppen zu gewinnen und die Muttermarke noch bekannter und stärker zu machen. Man spricht hier auch von einer Markentransferstrategie. Modeunternehmen wie Boss, Joop oder Jil Sander erzielen mittlerweile einen großen Teil ihrer Gewinne über Lizenzprodukte für Brillen, Taschen, Gürtel, Schuhe oder Parfüms. Allerdings muss der Zusammenhang zwischen der Muttermarke und dem Transferprodukt passen und die Qualitätssicherung gewährleistet werden, was einen hohen Koordinationsaufwand mit sich bringen kann. Aufbau einer Marke Wie kann man nun aus einem existierenden oder neuen Produkt eine Marke machen? Zunächst geht es auf Basis einer Analyse der aktuellen und künftigen Kundenerwartungen, der Stärken und Schwächen der Wettbewerbsmarken und der schon existierenden eigenen Marken darum, die angestrebte Markenidentität aus der Innensicht des Unternehmens festzulegen. Die Markenidentität stellt das Selbstbild der Marke, die sogenannte Soll-Identität dar und ist die strategische Vorgabe für die Markenführung. Alle Marketingmaßnahmen müssen sich an der Markenidentität ausrichten. Sie gibt an, welches Vorstellungsbild in den Köpfen der Zielgruppe durch die Marke angestrebt werden soll. Das Markenimage dagegen stellt das Fremdbild der Marke dar und ist somit das tatsächlich verankerte Vorstellungsbild einer Marke in den Köpfen der Zielgruppe. Bestandteile der Markenidentität sind die kaufrelevanten Besonderheiten und charakteristischen Merkmale einer Marke. Diese Besonderheiten und Merkmale können zum einen aus dem Produkt an sich resultieren, wie dem Design (wie bei dem HifiHersteller Bang & Olufson), der technischen Qualität (bei Miele), der geografischen Herkunft (Veuve Cliquot Champagner oder Warsteiner) oder dem Preisniveau (zum Beispiel Cartier oder Aldi). Zum anderen können typische Verwender einer Marke ein zentraler Bestandteil der Markenidentität sein (Fahrer des Opel Manta) sowie die kulturelle Verankerung (bei Besitzern des Rolls-Royce die vornehme und zurückhaltende englische Kultur). Aber auch der Markenname, das Markenzeichen, das Markensymbol oder der Markencharakter können eine wesentliche Quelle der Markenidentität sein (beispielsweise Herr Kaiser von der Hamburg Mannheimer, die lila Kuh von Milka, der Cowboy von Marlboro). Und nicht zuletzt können das Verhalten der Mitarbeiter und die Unternehmens- beziehungsweise Branchenzugehörigkeit eine wichtige Quelle für die Markenidentität sein. Das Verhalten der Mitarbeiter ProFirma 59 > Praxiswissen update ist insbesondere bei Dienstleistungsmarken ein wesentlicher Bestandteil der Markenidentität, wie dies bei der Deutschen Bank oder bei McKinsey vorzufinden ist. Die gesamten Bestandteile der Markenidentität machen somit die einzigartige Persönlichkeit einer Marke aus und vermenschlichen in gewisser Weise ein Produkt. Das eigentliche Branding Nach der internen Festlegung der Markeidentität erfolgt das eigentliche „Branding“, die Markierung der Produkte. Hier steht die Entwicklung des Markennamens, des Markenzeichens sowie die Produkt- und Verpackungsgestaltung im Mittelpunkt. Die Wahl des Markennamens ist sehr schwierig und bedarf häufig externer Hilfe, insbesondere um die Schutzfähigkeit zu prüfen. Namen können direkten Bezug oder keinen Bezug zum Produkt haben oder bedeutungsvoll oder bedeutungslos sein. Die Zeitschrift TV Today hat sowohl einen direkten Bezug zum Produkt und eine Bedeutung. Wohingegen Aral bedeutungslos ist und in keinem Bezug zum Produkt steht. Weiterhin ist die Schutzfähigkeit ein wichtiges Kriterium bei der Namenswahl. Bedeutungshaltige Namen mit direktem Bezug zum Angebot sind oft schwierig zu schützen wie beispielsweise der Begriff Schlemmerjoghurt. Assoziationsreiche Markennamen sind in der Regel schutzfähig wie Cliff oder Schneekoppe, bedeutungslose Markennamen sind in der Regel sehr leicht schutzfähig (wie Omo). Bei Markenlogos ist zu entscheiden, ob ein konkretes oder abstraktes Bildlogo (wie das Lufthansa-Logo oder das Dresdner Bank-Logo) oder ein Schriftlogo (wie beim Ford-Schriftzug) genommen wird. Bei Bildlogos ist weiterhin zu entscheiden, Markenwerte Markenwerte internationaler Unternehmen 2007 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Firma Coca Cola Microsoft IBM General Electric Nokia Toyota Intel McDonald‘s Disney Mercedes Markenwert 47,3 Mrd. Euro 42,6 Mrd. Euro 41,5 Mrd. Euro 37,4 Mrd. Euro 24,5 Mrd. Euro 23,3 Mrd. Euro 22,5 Mrd. Euro 21,3 Mrd. Euro 21,2 Mrd. Euro 17,1 Mrd. Euro Markenwerte deutscher Unternehmen 2007 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Firma Allianz Deutsche Telekom Daimler Chrysler Deutsche Bank BMW E.ON Deutsche Post Siemens BASF RWE Markenwert 23,9 Mrd. Euro 22,6 Mrd. Euro 19,6 Mrd. Euro 19,5 Mrd. Euro 17,3 Mrd. Euro 14,5 Mrd. Euro 14,1Mrd. Euro 12,4 Mrd. Euro 12,3 Mrd. Euro 11,8 Mrd. Euro 60 ProFirma ob ein Logo mit oder ohne Bezug zum Markennamen gewählt wird (das Dromedar von Camel oder der Frosch von Erdal Schuhcreme). Zudem ist die internationale Nutzbarkeit von Markennamen und -logo zu prüfen. Ergänzt wird die Markierung durch Kommunikationsmaßnahmen. Je effektiver und wirkungsvoller die Markierung gestaltet ist, desto geringer können die kommunikativen Maßnahmen ausfallen. Wichtig ist jedoch, dass eine Wiedererkennung gesichert ist und ein Bezug zwischen der Markierung und der Kommunikation hergestellt wird. So ist beispielsweise die lila Kuh ein wesentlicher Bestandteil der Markierung von Milka und durchgehend in allen Kommunikationsmaßnahmen wiederzufinden. Markenstrategische Grundoptionen Mit dem Branding wird die wesentliche Weiche für den Markenerfolg eines Produkts gestellt. Das Unternehmen muss zudem sein gesamtes Markenportfolio betrachten und entscheiden, in welchem Kontext eine neue Marke zu vorhandenen Marken steht und wie die Marken zusammenhängen sollen. Dies wird durch die grundlegende Markenstrategie festgelegt. Bei einer Einzelmarkenstrategie wird jedes Produkt eines Unternehmens unter einem eigenen Markennamen geführt. Die Unternehmensidentität steht hinter den Produktmarken. Jede Marke erhält dadurch eine unverwechselbare Markenpersönlichkeit. Das Profil der Marke kann dadurch optimal auf die Bedürfnisse eines bestimmten Kundensegments abgestimmt werden, und die Marketingmaßnahmen können mit einem geringen Aufwand koordiniert werden. Damit besteht auch nicht die Gefahr, dass es zu einem negativen Imagetransfer kommt, wenn eine Marke im Unternehmen in die öffentliche Diskussion gerät. In der Praxis ist diese Strategie in ihrer puren Form nur selten vorzufinden. Gründe hierfür sind die hohen Kosten für den Aufbau der einzelnen Marken und die geringe Nutzung von Synergieeffekten. Die Unternehmen Procter & Gamble und Ferrero (Duplo, Milchschnitte, Hanuta, Yogurette, Raffaello, Ferrero Küsschen, Nutella etc.) sind Beispiele für diese Strategie. Die am meisten anzutreffende Strategie in der Praxis ist die Familienmarkenstrategie. Bei ihr werden mehrere verwandte Produkte unter einer Marke geführt, ohne dass auf Unternehmensnamen direkt Bezug genommen wird. Beispiele hierfür sind Nivea, Tesa, Bild (Bild am Sonntag, Bild der Frau, Sportbild, Autobild), Leibniz (Zoo, Pickup, Kekse) und viele mehr. Für diese Strategie spricht, dass das Unternehmen ohne großes Risiko neue Produkte auf den Markt bringen und so neue Zielgruppen durch eine Markterweiterung ansprechen kann. Der Handel und die Konsumenten akzeptieren schneller ein neues Produkt, welches wiederum die Muttermarke stärken kann. Durch die Nutzung von Synergien in der Kommunikationspolitik hat das Unternehmen auch relativ geringe Kosten bei der Markenbildung. Bei einer Familienstrategie besteht auf der anderen Seite die Gefahr, dass es zu negativen Ausstrahlungseffekten unter den Produkten der Markenfamilie kommen kann, falls unterschiedliche Marketing-Mix-Strategien verfolgt werden und Qualitätsniveaus oder Images un- J U L I /AU G U ST 2 0 0 8 terschiedlich sind. Es bedarf daher eines sehr hohen Koordinationsaufwands zwischen den Marken der Markenfamilie. Bei einer Dachmarkenstrategie werden sämtliche Produkte eines Unternehmens unter einer Marke, der sogenannten Corporate Brand, zusammengefasst. In der Regel ist dies der Name des Unternehmens. Beispiele hiefür sind die Unternehmen Microsoft, IBM, BMW, Allianz und Oetker. Dachmarkenstrategien sind eher im Busines-to-BusinessMarketing und im Dienstleistungsmarketing als im Konsumgütermarketing vorzufinden. Im Prinzip gelten hier die gleichen Vorteile wie bei der Familienmarkenstrategie. Jedoch überwiegen hier noch stärker die Nachteile. Insbesondere besteht die Gefahr, dass die Markenidentität bei einer zu großen Vielfalt unterschiedlicher Produkte verwässert wird und Qualitätsprobleme von einem Produkt auf das ganze Unternehmen übertragen werden können. Diese Strategie ist dann sinnvoll, wenn das Produktprogramm des Unternehmens relativ schmal ist und sich auf wenige Zielgruppen konzentriert. In der Praxis werden häufig aufgrund von Markenhistorien und Unternehmenszukäufen Kombinationen aus den oben genannten Strategien verfolgt. Man spricht hier von mehrstufigen Markenstrategien. So ist beispielsweise Bahlsen die Dachmarke, Leibniz eine Familienmarke oder Volkswagen die Dachmarke VW, der Golf eine Familienmarke oder der Golf GTI eine Einzelmarke. Bei Henkel wird die Familienmarke Spee explizit hinzugefügt („Qualität aus dem Hause Henkel“) und parallel Schwarzkopf & Henkel als Dachmarke geführt. 1. Was soll der Name aussagen? 2. Wie passt der Name zum Firmennamen? 3. Besticht der Name durch Einfachheit? 4. Gibt es ähnlich klingende Wettbewerbsprodukte? 5. Ist der Name schon geschützt? 6. Wie verbindet sich der Name mit Schriftzug, Logo, Symbolen? 7. Hat der Name Bild-/Symbolkraft? 8. Kann der Name eine „Geschichte“ erzählen? 9. Wie wirkt der Name im internationalen Geschäft? 10. Soll der Name im Markt getestet werden? Markenwertmessung Franz Rudolf Esch: Strategie und Technik der Markenführung. Vahlen Verlag, 5. vollst. überarb. Aufl. 2008; 743 Seiten, 49 Euro; ISBN 978-3-8006-3537-5 Heribert Meffert/Christoph Burmann/ Martin Koers (Hrsg.): Markenmanagement. Identitätsorientierte Markenführung und praktische Umsetzung; Gabler Verlag, 2. vollst. überarb. Aufl. 2005; ISBN 978-3-409-21821-4 Prof. Dr. Regine Kalka lehrt an der Fachhochschule Düsseldorf Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing und Kommunikationswirtschaft. Nach dem Aufbau einer Marke beginnt die Markenpflege. Erfolgreiche und starke Marken verändern ihre Markenidentität über Jahrzehnte nicht. Hierzu bedarf es einer kontinuierlichen Kommunikationspolitik, einer ständigen Leistungsverbesserung und auch der Anpassung an den Zeitgeist der Zielgruppe, ohne jeden Modestrom direkt mitmachen zu müssen. Eine Marke kann nämlich sehr leicht verwässern und ihre Stärke verlieren, zum Beispiel durch häufiges Wechseln der Kernbotschaft in Werbekampagnen, durch allzu häufige Preisaktionen und mangelnde Qualitätspflege der Handelspartner, durch den Verlust der Einzigartigkeit, durch mangelnde Innovationskraft („Veralterung“) und durch häufigen Wechsel der Entscheidungsträger im Brand-Management. Mehr Infos Fragen für die Namensfindung für Marken Im Rahmen der Markenführung ist es auch entscheidend, die Stärke und den Wert der Marke regelmäßig zu messen. Damit kann der Erfolgsbeitrag der Markenführung für das gesamte Unternehmen kontrolliert und der Anteil des Markenwerts am Unternehmenswert bewertet werden. Kernfragen einer Markenwertmessung sind, welche Marke bewertet werden soll (Dachmarke, Produktmarke, Familienmarke) und welchen Zweck die Markenbewertung haben soll (Verkauf einer Marke, Lizenzsierung, Bilanzierung oder Entscheidungsunterstützung im Markenmanagement). Zu unterscheiden in der Markenwertmessung ist die Markenstärke und der monetäre Markenwert. Die Markenstärke setzt sich aus den „weichen“ Faktoren wie Markenbekanntheit, Markenimage, markenbezogene Einstellungen sowie aus den Erfolgsgrößen Marktanteil, Markenloyalität und erzielte Preisprämie zusammen. Der monetäre Markenwert ist eine wirtschaftliche Erfolgsgröße, das heißt, der Wert der Marke in Geldeinheiten. In der Praxis existiert eine Vielzahl von unterschiedlichen Markenbewertungsansätzen. Die bekanntesten sind das Eisbergmodell (Icon), die Markenbilanz (Nielsen), Brand Character (Grey), Brand Status (Icon), Brand Potential Analysis (BBDO), Brand Asset Valuator (Y&R) und Interbrand Brand Cycle (Interbrand Zintzmeyer & Lux). Die unterschiedlichen Messansätze können zu stark voneinander abweichenden Ergebnissen führen. Im Grunde genommen fehlt ein anerkanntes, objektivierbares und valides Standardmessverfahren, da die weichen Faktoren einer Marke aus Sicht der Kunden immer subjektiv und unter Umständen manipulierbar sind. Aber gerade diese weichen Faktoren machen die Faszination Marke aus. Markenpflege Buchtipps Checkliste J U L I /AU G U ST 2 0 0 8 ProFirma 61 < Die Autorin