ein Kunstwerk für die Kunst Museum Brandhorst außergewöhnlich ist vor allem die Fassade des Gebäudes. Sie besteht aus 36.000 Keramikstäben, glasiert in 23 verschiedenen Über den Autor… Farbtönen, die vor einer gefalteten, zweifarbig gestalteten Unterkonstruktion montiert sind. die Wirkung der Fassade spielt mit der farblichen Gestaltung und auswahl bzw. Kombination der dipl.-Ing. Harald niemöller vertritt in seiner unterschiedlichen Farben und schafft je nach Standpunkt des Funktion als Prokurist die Geschäftsleitung von betrachters wechselnde Eindrücke von lebendig bis homogen. hhpberlin. bereits seit 1997 ist er Mitarbeiter von hhpberlin und seit 2005 leitet er die die anordnung der Stäbe wurde dabei im Vorfeld akribisch niederlassung in München. als bauingenieur geplant und unter strengster Kontrolle der architekten umge- befasst er sich vor allem mit brandschutz- setzt, um so die gewünschte Wirkung zu erzielen. allein die konzepten für Sonderbauten. Fassade macht das Museum mit seiner zeitgenössischen Kunstsammlung selbst zu einem Kunstwerk. Das Münchener Museum Brandhorst bietet rund Foto: © Sauerbruch Hutton architektonisches Ziel war es, den Kunstwerken in den Innen- 3.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche für eine räumen größtmöglichen Freiraum zu bieten. Es sollte möglichst wenig störende Elemente im Inneren des Gebäudes geben, die der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen von den Kunstwerken ablenken könnten. außerdem stand die belichtung der räume im Fokus – möglichst viel natürliches Deutschlands. Auch das Gebäude stellt ein Tageslicht sollte die Kunstwerke beleuchten. Um dabei ganzjährig und über den Tag verteilt eine gleichmäßige ausleuchtung Kunstwerk dar, in das so unscheinbar wie möglich zu erreichen, die weder blendet noch Schatten entstehen lässt, wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen: Sauerbruch Hutton ein Brandschutzkonzept integriert wurde. verwendete lichtumlenkende transparente Elemente an den Fassaden sowie eine entsprechende Sonnenschutzanlage mit Steuerung und ordnete großflächige Lichtdecken in Form von Folienelementen an. Tageslichtkonzept für die drei ausstellungs- Brandschutzkonzept ebenen Für die Planung des brandschutzes waren die genannten rand- werden, verfügen über die anbindung an einen notwendigen bedingungen des Projektes eine besondere Herausforderung. Treppenraum sowie als zweiten rettungsweg über eine anleiter- Galt es doch, sowohl für die Personen im Gebäude als auch für bare Stelle, die von der Feuerwehr mit tragbaren Leitern erreich- die ausgestellte Kunst ein maßgeschneidertes Konzept zu ent- bar ist. die dafür erforderlichen von Hand zu öffnenden Fenster wickeln, dessen bauliche Maßnahmen im Tagesbetrieb nicht ins sollten sich nicht aus der Fassade hervorheben. aus diesem Grund das Ehepaar Udo und anette brandhorst hatte über Jahrzehnte auge fallen sollten. das Ziel war also, einen fast unsichtbaren wurde für die erforderlichen rettungsfenster eine entsprechende eine der eindrucksvollsten privaten Kunstsammlungen der re- brandschutz in das Gebäude zu integrieren. Im Sinne der bayeri- Sonderkonstruktion im bereich der Fassadenelemente vorgese- publik zusammengetragen. der Freistaat bayern erhielt die schen bauordnung handelt es sich bei diesem neubau um einen hen, die es ermöglicht, die Keramikstabfassade auch in diesem einmalige Gelegenheit, diese bedeutende Sammlung der Öffent- Sonderbau, d. h. ein Museum, das zudem in einem Teilbereich als bereich optisch durchlaufen zu lassen. lichkeit zugänglich zu machen. Es wurde entschieden, für diese Versammlungsstätte einzustufen ist. Sammlung ein neues Museum zu errichten. als Standort wurde der bereich der Cafeteria im Erdgeschoss und im Eingangsbe- das Kunstareal in der Landeshauptstadt München ausgewählt. Foto: © Cy Twombly, 2009 / Foto: Haydar Koyupinar Rettungswege Für den bau des Museums, das zwischen der Pinakothek der Moderne sowie den Institutsgebäuden der TU München entstehen sollte, schrieb das Land einen internationalen architekturwettbewerb aus, den das berliner büro Sauerbruch Hutton gewann. die Idee der architekten bestand darin, als markanten Eckpunkt einen Kopfbau zu errichten, an den sich entlang der Türkenstraße ein langgestreckter baukörper anschließen sollte. 2009 wurde das Gebäude nach diesen Plänen fertiggestellt und das Museum eröffnet. Foto: © Museum brandhorst 10 Projekte brandnews ZWEI.11 reich wurde brandschutztechnisch im Sinne der Versammlungsstättenverordnung betrachtet, um diesen raum auch für Veran- die rettungswege im Gebäude wurden grundsätzlich als bauliche staltungen nutzen zu können. die Cafeteria kann vom Museum rettungswege geplant. Wie für ein Museum üblich, so besteht komplett abgetrennt werden, sodass sie organisatorisch und auch im Museum brandhorst die Situation, dass die rettungswege brandschutztechnisch autark vom Museum betrieben werden nicht über notwendige Flure erreicht werden. Vielmehr muss man kann. die rettungswege wurden hier baulich über ausgänge verschiedene ausstellungsräume passieren, um einen rettungs- direkt ins Freie sichergestellt. weg, also einen Treppenraum, zu erreichen. die gewünschte Verbindung der ausstellungsräume untereinander schafft diese Mög- die erforderliche rettungswegkennzeichnung im Gebäude lichkeit quasi automatisch. die im Gebäude vereinzelt vorge- wurde dadurch optimiert, dass die rettungswegzeichen mög- sehenen nebenräume, die lediglich von Mitarbeitern genutzt lichst flächenbündig sowie zum Teil farblich invers gestaltet und Lichtdecke im ausstellungsraum brandnews ZWEI.11 Projekte 11 Fotos: hhpberlin In die Fassade integrierte rettungsfenster im notausgangstür im Sinne der baybO, Sinne der baybO nahezu unsichtbar in die Fassade integriert Zugang zur bMZ, zunächst unauffällig in die Fassade integriert Bauliche Brandschutzmaßnahmen Anlagentechnischer Brandschutz beleuchtet wurden. Unter berücksichtigung der ansonsten das Gebäude ist grundsätzlich in zwei brandabschnitte mit das Gebäude verfügt über eine flächendeckende brandmelde- grundsätzlich weiß gehaltenen Wände ist diese Kennzeich- einer brandwand und entsprechenden T 90-Feuerschutzab- anlage, die beispielsweise auf rauchansaugsysteme zurück- nung ausreichend sichtbar. alle notwendigen Kennzeichnun- schlüssen unterteilt. des Weiteren sind in den Geschossen greift, um auch hier wiederum optisch so wenig wie möglich gen für die Feuerwehr konnten in sehr kooperativer abstim- zusätzliche rauchabschlüsse bzw. Feuerschutzabschlüsse vor- aufzufallen. Im Hinblick auf die rauchableitung, die zur Unter- mung mit der branddirektion München so ausgeführt werden, gesehen, um bei einem Schadensfall eine brand- bzw. rauch- stützung der arbeit der Feuerwehr notwendig ist, wurde ver- dass diese ihren Zweck erfüllen und dennoch das architektoni- ausbreitung so gering wie möglich zu halten. Ein eigener brand- sucht, auf den Einsatz maschineller anlagen zur rauchablei- sche Konzept nicht stören. auch die notausgänge des Gebäu- schutztechnischer bereich wurde außerdem für die Cafeteria tung soweit wie möglich zu verzichten. In den ausstellungs- des, die in Form von Türen in den Fassaden notwendig sind, ausgebildet und auch für die zentrale Erschließungstreppe, die räumen der oberirdischen Geschosse bieten sich dafür öffen- sollten das Erscheinungsbild der Fassade nicht stören. Es als repräsentative Erschließung über alle Geschosse und den bare Fensterelemente an, die mittels motorischer antriebe für gelang, die Türkonstruktionen so vorzusehen, dass ihre Funk- ausstellungsraum im Untergeschoss führt. alle brandschutz- den Entrauchungsfall geöffnet werden. Je nach ausführung der tion als notausgänge gewährleistet ist und die Fassade den- türen und -tore wurden so vorgesehen, dass sie im normalen unterschiedlich ausgebildeten Lichtdecken bzw. Lichtleitele- noch über die Türen hinweg wie vorgesehen gestaltet werden Museumsbetrieb für den Laien optisch nahezu unkenntlich sind. mente kann rauch ungehindert durch mehrere Querschnitte zu konnte. da die notausgänge aus dem Gebäude auch eine Hier wurde mit entsprechenden Oberflächen bzw. bei Schiebe- den rauchabzugsöffnungen und weiter ins Freie gelangen. Zuwegung für die Feuerwehr darstellen, ist die ausgangstür toren auch entsprechenden abdeckklappen gearbeitet. an der Fassade durch eine minimale Kennzeichnung für die der große ausstellungsraum im 3. OG erhielt eine sehr flächi- Feuerwehr sichtbar. ge decke, die lediglich über geringe Lüftungsschlitze verfügt. Es stellte sich bei dieser Konstruktion die Frage, ob über die seitens der Lichttechnik optimierte Schlitzkonstruktion Erster anlaufpunkt für die Feuerwehr ist die brandmelderzentrale In aller Kürze… (Schattenbildung und Verhinderung der Einsicht in den de- Visualisiertes Simulationsergebnis diese befindet sich in der ständig besetzten Sicherheitszentrale ckenzwischenraum) eine rauchableitung aus dem raum in nach 60 Sekunden des Gebäudes und ist über den Personaleingang erreichbar. der den Zwischendeckenbereich und weiter zu den rauchabzugs- (bMZ) – wie für Gebäude mit einer brandmeldeanlage üblich. Weg zur bMZ ist zum einen mit einem Lageplanschild sowie ausstellungsfläche: ca. 3.200 m2 durch klassische Kennzeichnung für die Feuerwehr jederzeit zu bruttogeschossfläche: ca. 12.000 m2 erkennen. Wiederum galt es, die als Fläche wirkende Fassade Wettbewerb: dezember 2002 Zur Überprüfung bzw. nachweisführung wurde daher eine bei dem Museum brandhorst ist es gelungen, die brandschutz- nicht durch zusätzliche beschilderung zu stören. aus diesem Grundsteinlegung: Oktober 2005 brandsimulation mit dem CFd-Modell FdS/McGrattan vom technisch notwendigen baulichen Maßnahmen und Einrichtungen Grund wurde in Zusammenarbeit mit der branddirektion Mün- Eröffnung: Mai 2009 national Institute of Standards and Technology (nIST) durchge- so in das Gebäude zu integrieren, dass sie in den räumen nicht öffnungen möglich sei. chen die Sonderlösung gefunden, dass der Zugang zur brand- Fazit führt. die Untersuchung ging von einem niederenergetischen als störend empfunden werden. Ebenfalls konnte hhpberlin Freistaat bayern brand und einem hochenergetischen brand aus, da beide Sze- dazu beitragen, dass die sehr aufwendige Fassade trotz erforder- blitzleuchte gekennzeichnet ist. diese wird mit auslösen der bayerisches Staatsministerium narien unterschiedliche Wärmefreisetzungen mit sich bringen licher ausgänge/Zugänge in ihrer Gesamtwirkung erhalten brandmeldeanlage aktiviert und zeigt der Feuerwehr den Zu- für Wissenschaft, Forschung und somit sehr unterschiedliche Strömungen in den Schlitzen bleibt. Ein weiterer beweis dafür, dass eine frühzeitige Integra- gang zum Gebäude. Gleichzeitig wird mit dem brandalarm die und Kunst zu erwarten sind. diese Untersuchung ergab, dass für beide tion der brandschutzplanung architektonische und sicherheits- brandszenarien eine hinreichende durchströmung gegeben ist, technische ansprüche vereinbar macht. die eine rauchableitung bzw. die arbeit der Feuerwehr in den Harald niemöller melderzentrale an der Fassade lediglich über die geforderte bauherr: Zugangstür automatisch geöffnet. auf deren Innenseite ist dann sofort die klassische beschilderung der bMZ zu sehen. d. h., architekt: Sauerbruch Hutton, berlin ausstellungsräumen möglich macht. auch ortsunkundige Einsatzkräfte finden die gewohnte Kennzeichnung der brandmelderzentrale vor. 12 Projekte brandnews ZWEI.11 brandnews ZWEI.11 Projekte 13