Cl5 Journal of Organometallic Chemistry, 444 (1993) Cl5Cl7 JOM 23277PC Preliminary Communication Neue Cyclooctatetraenyl-lanthanid(III)Komplexe Ulrike Kilimann und Frank T. Edelmann Institut fiir Arwrganische Chemie der Universitiit, Tammannstr. 4, W-3400 Giittingen (Deutschland) (Eingegangen den 1. Oktober 1992) Abstract Five series of novel mono(cyclooctatetraenyl) lanthanide(II1) complexes have been synthesized and characterized. The organolanthanides (COT)Ln(HBpz,) (I), (COT)Ln[HB(3,5-Mezpzjs] (21, (COT)Ln[CpCo{P(OXOEt)~)~] (3), (COT)Ln[Ph2P(NSiMeJJTHF) (4) and (COT)Ln[MeOC,H,CfNSiMe,),KTHF) (5) (Ln = Ce, Pr, Nd, Sm) are readily accessible through metathetical reactions of [(COT)Ln(p-CIXTHF),], with the appropriate anionic ligands (COT = n8-cyclooctatetraenyl, Cp = n5-cyclopentadienyl, pz = pyrazol-lYO. 1. Einleitung und Ergebnisse In krassem Gegensatz zur umfangreichen Chemie der Cyclopentadienylderivate der Seltenen Erden sind Organolanthanid-Komplexe mit n8-CyclooctatetraenylLiganden noch relativ wenig untersucht [l]. Die Iltesten Verbindungen dieser Art sind die Komplexe Ln(COT) (Ln = Eu, Yb), die durch Einwirkung von Cyclooctatetraen auf tisungen von Europium oder Ytterbium in fliissigem Ammoniak erhaltlich sind [2,3]. Kurz nach der Entdeckung des Uranocens [4] wurden such vergleichbare Sandwich-Komplexe der Lanthanide synthetisiert. Wasserfreie Lanthanid-trichloride reagieren mit K,COT im Molverhlltnis 1: 2 zu den anionischen Verbindungen IQLn(COT),] (Ln = Y, La, Ce, Pr, Nd, Sm, Gd, Tb) [5-81. Wird die gleiche Reaktion mit giquimolaren Mengen der Reaktanden durchgtfiihrt, gelangt man zu Zweikernkomplexen der Zusammensetzung [(COT)L&-CIXTHF),], (Ln = Ce, Pr, Nd, Sm) [5-7,91. Einkernige Mono(cyclooctatetraenylj-Komplexe der Lanthanide sind recht selten. Zu den wenigen Beispielen gehiiren die SandwichKomplexe CpLn(COT) [lOI und Cp*Ln(COT) [11,12] sowie die Lutetiumverbindungen (COT)LuCl(THF) Correspondence to: Dr. F.T. Edelmann. 0022-328X/93/$6.00 und (COT)Lu[o-C,H,CH,NMe,](TI-IF) [131. Schumann et al. konnten kiirzlich zeigen, daR sich Verbindungen des Typs Cp*Ln(COT) aufgrund ihrei Fliichtigkeit zur Gewinnung von Ln,O,-Schichten nach dem MOCVD-Verfahren eignen [14]. Wir berichten hier iiber verschiedene Reihen neuer (COT)Ln-Halbsandwich-Komplexe, die aus Vorstufen des Typs [(COT)L&-CIXTHF),], durch Substitutionsreaktionen leicht zuganglich sind. Die als Ausgangsstoffe beniitigten Zweikernkomplexe [(COT)Ln(p-ClXTHF& wurden nach Literaturangaben aus wasserfreiem LnCl, (Ln = Ce, Pr, Nd, Sm) und K,COT erhalten [61. Mitentstandenes KlLn(COT),] lHl3t sich durch Soxhlet-Extraktion mit THF vollstandig entfernen. Auf diese Weise sind reine COT-Lanthanidchloride leicht im 30 g-Ma&tab zuganglich. Durch Umsetzungen von [(COT)Ln(p-ClXTHF),], mit Kalium-hydrotris(pyrazolyl)borat gelangt man in mHl3iger Ausbeute zu neuen Halbsandwich-Komplexen des Typs (COT)Ln(HBpz,) (1): [(COT)Ln(CL-Cl)(THF),], + 2K[HBpz,l s, 2(COT)Ln(HBpz,) Ln = Ce (la), Pr(lb), Nd( lc) , Sm( ld) Tabelle 1 enthllt Angaben zu Ausbeuten, Kristallfarben, Schmelz- bzw. Zersetzungspunkten sowie ausgewahlten spektroskopischen Daten aller hier beschriebenen neuen Verbindungen. Die Komplexe la-d sind intensiv gefarbt und im Gegensatz zu den Ausgangssubstanzen gut liislich in Toluol. Sie sind monomer verdampfbar und liefern im EI-Massenspektrum den Molekiilpeak mit hoher relativer Intensitat (la-c: 100%). Eine noch bessere Liislichkeit in aromatischen Kohlenwasserstoffen wird durch Verwendung des sperrigen Hydrotris(3,5dimethylpyrazolyl)borat-Liganden erreicht: [(COT)Ln(p-Cl)(THF)& + 2K[HB(3,5Me,pz),] si 2(COT)Ln[HB(3,5_Me,pz),] Ln = Ce(Za), Pr(Zb), Nd(2c), Sm(2d) 0 1993 - Elsevier Sequoia S.A. All rights reserved U. Kilikann, F. T. Edeimann Cl6 / Neue Cyclooctatetraenyl-lanthanid (III)-Komplexe Auch bei 2a-d handelt es sich urn gut kristallisierende Substanzen, die sich durch eine intensive, charakteristische Farbigkeit auszeichnen. In den EIMassenspektren von 2a-c wird der Molekiilpeak mit 100% relativer Intensitat beobachtet. Auch mit dem Klaui’schen tripod-Liganden [CpCo{P(OXOEt),},][15] lassen sich Mono(cyclooctatetraenyl)-Komplexe der Lanthanide erhalten. Hier liegen jedoch die Ausbeuten betrachtlich niedriger als bei den entsprechenden Pyrazolylboraten: [(COT)Ln(I*.-Cl)(THF)z], + 2Na[CpCo{P(O)(OEt)&] -so, 2(COT)Ln[CpCo{P(0)(OEt)2j3] Ln = Pr (3a), Sm (3b) In vorangegangenen Arbeiten zur Organolanthanidchemie hatten wir zeigen kiinnen, da8 sich verschiedene raumerftillende Chelatliganden wie “sterische Cyclopentadienyl-Aquivalente” verhalten [16,17]. Dazu gehijren insbesondere N-silylierte Anionen wie [RC,H,C(NSiMe,),](R = H, Me, OMe, CF,, Ph), [PhS(NSiMe,),lund [Ph,P(NSiMe,),]-. Mono (cyclooctatetraenyl)lanthanid-Komplexe mit diesen Liganden sollten daher den bekannten Cyclopentadienyl-Derivaten CpLn(COT) [lo] und Cp*Ln(COT) [11,12] vergleichbar sein. TatsHchlich gelingt such mit den raumerfiillenden Chelatliganden die Synthese stabiler, einkerniger (COT)Ln-Komplexe. Dies konnte am Beispiel der Verbindungen 4 und 5 gezeigt werden: [(COT)Ln(p-Cl)(THF)& + 2Li[Ph,P(NSiMe,),] zl 2(COT)Ln[Ph,P(NSiMe,),] (THF) Ln = Ce (4a), Pr (4b), = Nd (4c), Sm (4d) [(COT)Ln(~-C1)(THF)*12 + 2Na[MeOC,H,C(NSiMe,),] 2(COT)Ln[MeOC,H,C(NSiMe,),] Ln = Ce (5a), Pr (5b), Nd (5c), Sm (5d) -so, (THF) Auch die Komplexe 4 und 5 l&en sich in Toluol und lassen sich hervorragend aus diesem Lijsungsmittel umkristallisieren. Bemerkenswert sind die hohen Ausbeuten bei Verwendung des phosphorhaltigen Chelatliganden [Ph,P(NSiMe,),]-. Mit der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, da8 verschiedene Reihen von Mono(cyclooctatetraenyl)lanthanid(III)-Komplexen durch Derivatisierung von [(COT)Ln&CIXTHF),], (Ln = Ce, Pr, Nd, Sm> leicht zuganglich sind. Sowohl mit dreizahnigen Liganden als such mit voluminiisen Chelatliganden lassen sich einkernige (COT)Ln-Komplexe erstmals such von den “friihen” Lanthanidelementen Cer, Praseodym und Neodym synthetisieren. Die neuen HalbsandwichKomplexe l-5 verhalten sich wie typische Lanthanidorganyle, d.h. sie sind sehr oxidationsempfindlich, aber thermisch auDerordentlich stabil (vgl. Schmelz- und Zersetzungspunkte in Tabelle 1). Alle hier beschriebenen Verbindungen zeichnen sich durch intensive Farbigkeit und gute Liislichkeit in aromatischen Kohlenwasserstoffen aus. Ob die Fliichtigkeit dieser Materialien ausreicht, urn sie fiir eine Verwendung in MOCVD-Prozessen interessant zu machen, sol1 in einer zukiinftigen Untersuchung geklart werden. 2. Experimenteller Teil Alle Arbeiten wurden unter sorgfaltigem Luftausschlurj (Schutzgas: Nz) in ausgeheizten Schlenk-Apparaturen durchgefuhrt. Die verwendeten Liisungsmittel wurden sorgf’altig getrocknet und vor Gebrauch iiber Natrium/Benzophenon frisch destilliert. IRSpektren: Perkin-Elmer Spektrometer 180 und BioRAD FTS-7, Nujol-Verreibungen zwischen KBr-Platten. ‘H-NMR-Spektren: Bruker AM 250 (250 MHz, C,D,, TMS). Massenspektren: Finnigan MA 8230. Schmelz- und Zersetzungspunkte: Biichi 510, in abgeschmolzenen Kapillaren unter N,. Elementaranalysen: Analytisches Labor des Instituts fiir Anorganische Chemie der Universitat Gottingen. Die Synthese von [(COT)Ln(p-CIXTHF),], (Ln = Ce, Pr, Nd, Sm) [61, K[HBpz,l [181, K[HB(3,5Me,pz),l [191, Na[CpCo {P(O)(OEt),},l [201, Li[Ph,P(NSiMe,),l 1211 und Na[MeOC,H,C(NSiMe,),] [16] erfolgte nach bekannten Literaturvorschriften. 2.1. Allgemeine Vorschrift zur Darstellung der Kompltxe l-5 Zur Suspension von 5.0 mmol [(COT)L&CIXTHF),], in 50 ml THF tropft man bei - 10°C eine Liisung von 10.0 mmol des Liganden in 20 ml THF und lHl3t noch 10 min bei - 10°C riihren. AnschlieSend wird 12 h bei Raumtemperatur geriihrt. Das Liisungsmittel wird im Vakuum vollstandig abgezogen und der Riickstand mit 50 ml Toluol extrahiert. Nach Filtration iiber eine diinne Schicht Celite wird das Filtrat im Vakuum zur Trockne eingedampft. Ein analysenreines Produkt 1aSt sich durch Umkristallisieren aus Toluol oder THF/Toluol erhalten. Alle hier beschriebenen Verbindungen lieferten befriedigende C,H-Analysen. Ausgewahlte physikalische und spektroskopische Daten finden sich in Tabelle 1. Cl7 U. Kilimann, F. T. Edelrnann / Neue Cycloocraretraenyl-lanthanid(Ill)-Komplexe TAl3ELLE 1. Ausbeuten, Farben, Schmelz- bzw. Zersetzungspunkte und ausgewlhlte spektroskopische Daten der Komplexe 1-5 Komplex (Ln) Ausbeute (o/o) Farbe FP. PC) ‘H-NMR b 6(C,Hs) (ppm) MS ’ M+ (%I d la (Ce) lb (Pr) lc (Nd) Id (Sm) 2a (Ce) 2b (Pr) 2c (Nd) 2d (Sm) 3a (Pr) 3b (Sm) 40 38 43 61 48 35 61 49 15 30 92 83 84 89 70 59 79 69 rosarot gelborange griin dunkelrot rosa gelb griin violett beige orange griinbraun orangegelb griin rot braun gelb griin orange -244a 285 298 = 317 258 a 309 285 305 = _ 280 = 185 343 a 265 255 246 a _ 300 = -255a 210 a - 270 a 1.74 (s) - 8.75 (s) - 12.76 (s) 11.19 (s) 2.51 (br) - 9.36 (s) - 11.62 (br) 11.44 (s) - 8.05 (s) 9.91 (s) 0.79 (br) - 8.98 (br) - 6.39 (br) 9.92 (s) 1.34 (br) - 8.31 (s) - 11.43 (br) 10.15 (s) 457 (100) 458 (100) 459 (loo) 469 (18) 541(100) 542 (100) 543 (100) 553 (6) 780 (1) 791 (2) 603 (54) 604 (10) 607 (7) 617 (2) 429 (1) 430 (1) 431(2) 441(3) 70 eV. d 4: M+ -THF, 5: M+ -THF - MeOC,H,. 4a (Ce) 4b (Pr) 4c (Nd) 4d (Sm) 5a (Ce) 5b (Pr) SC (Nd) 5d (Sm) a Zersetzung. b 250 MHz, C,D, (l-3) bzw. THF-d, (4, 5). ’ ElektronenstoSionisation, Dank Fiir eine groaziigige Spende von Cyclooctatetraen sind wir der BASF Aktiengesellschaft zu besonderem Dank verpflichtet. Literatur 1 H. Schumann, Angav. Chem., % (1984) 475; Angav. Chem. Znt Ed. En& 23 (1984) 474. 2 R. G. Hayes und J. L. Thomas, J. Am. Chem. Sot., 91 (1969) 6876. 3 C. W. De Kock, S. R. Ely, T. E. Hopkins und M. A. Brault, Znorg. Chem., 17 (1978) 625. 4 A. Streitwieser, Jr. und U. Miiller-Westerhoff, J. Am. Gem. Sot., 90 (1968) 7364. 5 F. Mares, K. 0. Hodgson und A. Streitwieser, Jr., J. Orgarwmet. Chem., 24 (1970) 058. 6 K. 0. Hodgson, F. Mares, D. F. Starks und A. Streitwieser, Jr., J. Am. Chem. Sot., 95 (1973) 8650. 7 A. Westerhoff und H. J. DeLiefde Meijer, J. Organomet. Chem., 116 (1976) 319. 8 K. 0. Hodgson und K N. Raymond, Znorg. Chem., II (1972) 3030. 9 K. 0. Hodgson und K. N. Raymond, Znorg. Chem., ll(1972) 171. 10 J. D. Jamerson, A. P. Masino und J. Takats, .I. Organomet. Chem., 65 (1974) C33. 11 P. Bruin, M. 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