UM- UND ZUBAU BÜRO- UND FITNESSCENTER ELIXIA, WIEN

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UM- UND ZUBAU
BÜRO- UND FITNESSCENTER ELIXIA, WIEN
Ing. Wolfgang Loder, Dipl.-Ing. (FH) Harald Kullnig
Foto: Deopito
ergab sich eine vielfältige Aufgabenstellung. So mussten die Fassade teilweise saniert, teilweise rekonstruiert, die von Architekt Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Rüdiger Lainer geplante Aluguss-Fassade für den Auf- und Zubau
entwickelt und der Ausbau für den Fitnessclub Elixia
bewerkstelligt werden.
BAUABLAUF ROHBAU
Der teilweise maschinelle Abbruch für den späteren Zubau und die Abbrucharbeiten wurden von der PORR
Erdbau durchgeführt. Ein späterer Anbau an das Bestandsgebäude wurde zur Gewinnung von altem Ziegelmaterial für die spätere Sanierung händisch abgebrochen. Der Bestand wurde an der Stelle des späteren
Zubaues mit Hochdruckbodenvermörtelung (HDBV)
unterfangen und die Baugrube mit Spritzbetonsicherung und Bodennägel gesichert.
Als Erdbebensicherung wurden drei Stahlbetonwandscheiben d = 40 cm eingezogen, die mit zwölf Litzenankern mit Längen von 10 m und 13 m in das Erdreich
rückverankert wurden. Diese Arbeiten wurden von der
PORR Grundbau GmbH, Abteilung BIT, durchgeführt.
Im April 2002 wurde die Porr Projekt und Hochbau AG,
Abteilung Hochbau 3, von der Mischek Bau AG mit der
Sanierung sowie dem Zu- und Aufbau des alten Fabrikgebäudes Hütteldorferstraße 130 im 14. Wiener Gemeindebezirk zu einem Büro- und Fitnesscenter beauftragt.
Das Gebäude war 1909/1910 nach den Plänen des Architekten Franz Sobotka als Teil der österreichischamerikanischen Gummifabrik AG („Semperit“) gebaut
und laut Bescheid vom 27. November 1991 unter
Denkmalschutz gestellt worden.
Durch das undichte Dach und den langen Leerstand
war das Objekt zu Baubeginn in schlechtem Zustand.
Teile der denkmalgeschützten Ziegelfassade waren
stark verwittert, das Gebäude durchnässt, und die Natur hatte sich bereits einen Teil des Hauses zurück erobert.
Durch die Anforderungen des Denkmalschutzes und
die geplante unterschiedliche Nutzung des Gebäudes
KENNDATEN
Aufstockung Rohbau
Baubeginn
April 2002
Bauende
Juni 2003
Verbaute Fläche
1.755 m2
Bruttogeschossfläche
9.005 m2
Nutzfläche
7.418 m2
Stockwerke
PORR-NACHRICHTEN . 146-2004
Foto: PORR-Archiv
Ostfassade bei Nacht
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Vor den eigentlichen Arbeiten musste das Gebäude
entkernt und das Stahlbetontragwerk verstärkt werden.
Zu diesem Zweck wurden an die minimal armierten
Stahlbetonstützen Stahlwinkel angebracht und ein
Stahlauflagerkranz für die Stahlbetondecke aus Stahlwinkeln montiert. Die bestehende Stahlbetonrippendecke diente für die entkoppelte Stahlbeton-Plattendecke (d = 20 cm) als Schalung und bildete später die
Untersicht.
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Foto: PORR-Archiv
Foto: Deopito
Sanierte Ziegelfassade
Neu hergestellter Attikaabschlussstein
Die aus wirtschaftlichen Gründen notwendige Aufstockung des Gebäudes um zwei Geschosse wurde mit
einer Stahlrahmenkonstruktion, bestehend aus Stahlträgern und Stahlstützen, die später brandbeständig
verkleidet wurden, und einer Ausfachung der Wände
mit Ziegelsplittfertigteilen (d = 15 cm) und Spannbetonhohldielendecke (d = 16 cm bzw. 20 cm) bewerkstelligt. Zur Erschließung der in der Aufstockung untergebrachten Büroeinheiten musste zu den bereits bestehenden zwei Stiegenhäusern ein zusätzliches Stiegenhaus mit Aufzug aus Stahlbeton angebaut werden.
Der dreigeschossige Zubau wurde als Stahlbetontragwerk mit Flachdecken hergestellt, und zwar als Spannbetondecken mit verbundloser Vorspannung in freier
Spanngliedlage der Vorspann-Technik GmbH & Co.KG,
einem Unternehmen des PORR-Konzerns.
SANIERUNGSARBEITEN
Fotos: PORR-Archiv
In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt
wurde für die desolate Ziegelfassade ein Konzept für eine schonende Sanierung erarbeitet. Die stark verwitterten Mauerteile wurden mit aus dem Abbruch gewonnenen Steinen wieder hergestellt. Einzelne Ziegelvorköpfe
wurden mit farblich abgestimmtem Saniermörtel ausgebessert. Die Reinigung der ca. 2.100 m2 Ziegelfassade
Aufstockung Leichtkonstruktion Ebene 3
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Beschädigte Fassade Bestandsgebäude
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ALUGUSSFASSADE
Alugussfassade Aufstockung
gefrorenem Pflanzengeflecht. Mit der Herstellung der
990 m2 Aluguss-Platten mit einem Gesamtgewicht von
etwa 28,6 t wurde zur Kostenminimierung eine tschechische Firma beauftragt.
Es mussten für die insgesamt 13 verschiedenen Plattentypen aufgrund der erforderlichen kurzen Produktionszeit je zwei Formen hergestellt werden. Eine derartige Fassade aus reliefartigen Aluguss-Platten wird
selten ausgeführt, daher mussten die Platten und deren
Aufhängungen gemeinsam mit den Fachfirmen erst
entwickelt werden. Nach Bemusterung einzelner Ver-
Foto: PORR-Archiv
Für die Neubauteile, d.h., für Aufstockung und Zubau,
wurde vom Architekten eine aufwändige Aluguss-Fassade aus einzelnen Fassadenplatten geplant. Die Vorlage für die Oberfläche der Platten bildeten Abdrücke aus
Foto: PORR-Archiv
wurde mit Dampfstrahler vorgenommen. Anschließend
wurden die Putz-Zierfelder ergänzt und die schadhaften
Stoß- und Lagerfugen ausgekratzt und repariert. Die
durch Frost stark in Mitleidenschaft gezogenen BetonFensterbänke wurden ebenfalls ergänzt.
Der ehemalige Geschäftseingang eines Lebensmittelmarktes an der Schmalseite des Bauwerkes musste
abgebrochen und die Ziegelfassade aufwändig rekonstruiert werden. Durch die schadhafte Verblechung war
insbesondere das Attikamauerwerk beschädigt, so
dass die Ziegel vorsichtig ausgelöst und die Attiken
nachgemauert werden mussten. Die Beton-Zierglieder
(Voluten) mussten aufgrund ihres schlechten Zustandes
neu gegossen werden.
Der Innenputz am Außenmauerwerk wurde abgeschlagen und ein Sanierputz aufgebracht.
Die 84 Kastenfenster – außen Stahlfenster, innen Holzfenster – wurden hergerichtet und an die spätere Nutzung angepasst. Sämtliche Fenster wurden neu verglast, die Fensterflügel aus Holz teilweise erneuert und
die Innenflügel mit Dichtungen versehen.
Fitnessclub Ebene 1, allgemeine Trainingsfläche
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suchsplatten konnte durch Optimierungen Gewicht eingespart und die Legierung (ALSi7Mg) festgelegt werden. Die Montage der Aluguss-Platten erfolgte durch
eine österreichische Firma als hinterlüftete Fassade.
HAUSTECHNIK UND ELEKTRISCHE ANLAGEN
Heizung
1.115 kW
Kühlung
650 kW
Lüftung
5 Anlagen
Sanitär
Drucksteigerungsanlage
und Nasssteigleitung
MIETERAUSBAU FITNESSCENTER
Regelung
Elektrotechnik
3 Unterstationen
2 Trafostationen (630 kVA, 800 kVA)
Schwimmtechnik
Nirobecken und Chlorelektrolyse
Saunalandschaft
Dampf-, Bio- und Finnische Sauna
SCHLUSSWORT
Dieses Bauvorhaben war durch seine Vielfältigkeit eine
interessante Aufgabe für unser Baustellenteam. Die gute Zusammenarbeit mit Bauherrn, Architekten, Bundesdenkmalamt, Konzernfirmen, Subunternehmern, Konsulenten und Fitnessclub-Betreiber führte zu so gutem
Erfolg, dass das Objekt mit dem Stadterneuerungspreis
des Wiener Baugewerbes 2004 ausgezeichnet wurde.
Foto: PORR-Archiv
Die Ebenen erstes Untergeschoss bis erstes Obergeschoss sowie der Zubau beherbergen das Fitnesscenter.
Für die Räume des Fitnesscenters im denkmalgeschützten Bestand wurde vom Architekten das Konzept
der „Schachtel im Raum“ entwickelt. Die einzelnen Räume wurden aus Gipskartonwänden und Decken gebildet, die möglichst ohne Abhängung auskommen mussten, so dass der Hallencharakter möglichst erhalten
blieb. Aufgrund gesetzlicher Vorschriften konnte dieses
Konzept jedoch nur bedingt umgesetzt werden und bereitete der Trockenbaufirma einiges Kopfzerbrechen.
Das Zentrum des Fitnessclubs bildet die mehrstöckige
Verbindung aus Alu-Glas zwischen Alt- und Zubau. Die
Ebenen Erdgeschoss und erstes Obergeschoss wurden über eine Stahltreppe erschlossen. Über die Fenster im Eingangsbereich ist ein Blick auf den im ersten
Untergeschoss befindlichen 20-m-Sportpool möglich.
Im exklusiven Club befinden sich ein Wellness-Bereich,
Aerobic-Räume, Cardio Theater, Spinningraum und
670 m2 allgemeine Trainingsfläche.
In Zusammenarbeit mit den Betreibern und deren Konsulenten wurde der typische, farbenfrohe und aufwändige Club hergestellt.
MIETERAUSBAU BÜROS
Im zweiten Obergeschoss des Bestandgebäudes wurde ein Großraumbüro mit 1.085 m2 und im Aufbau, drittes bis fünftes Obergeschoss, sechs Büros mit rund
120 m2 bis 540 m2, teilweise zweigeschossig mit Stahltreppen verbunden, realisiert. Die Büros im Aufbau
zeichnen sich durch sehr großzügige Terrassenflächen
aus, währenddessen das Großraumbüro durch den
Hallencharakter der denkmalgeschützten Stahlbetonkonstruktion beeindruckt.
Die Ausstattung der Büros entspricht mit Doppelboden,
Fan-Coils und Sanitärgruppen dem üblichen Bürostandard.
HAUSTECHNIK
Aufgrund der baulichen Gegebenheiten, die durch den
Denkmalschutz auch kaum zu verändern waren, den
Vorstellungen des Architekten und den hohen technischen Anforderungen des Fitnessclubs verlangte die
Ausführungsplanung der Gewerke Heizung, Klima, Lüftung, Sanitär, Regelung und Elektro den Beteiligten einiges an Überlegungen ab. Basierend auf die Führungsplanung der Technischen Büros ZFG und Eipeldauer gelang es letztendlich, die Vorstellungen in diesem Projekt zu vereinen.
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Sanierte Ziegelfassade und Alugussfassade Zubau
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