Wir spielen für Dich! 6. FREITAGSKONZERT Freitag, 14. April 2017, 19 Uhr World Conference Center Bonn War Requiem PROGRAMM Wir spielen für Dich! KLASSIK erleben Immer wissen, was gespielt wird: Kostenlos unseren Newsletter abonnieren! www.beethoven-orchester.de Besuchen Sie uns doch mal bei facebook! Programm War Requiem Benjamin Britten (1913-1976) War Requiem op. 66 (1961) I Requiem aeternam II Dies irae III Offertorium IV Sanctus V Agnus Dei VI Libera me Johanna Winkel Sopran Ian Bostridge Tenor Jochen Kupfer Bariton Knabenchor der Chorakademie Dortmund Jost Salm Einstudierung Philharmonischer Chor der Stadt Bonn Paul Krämer Einstudierung Beethoven Orchester Bonn Christof Prick Dirigent auch Programmhefte serer als Pdf auf un bar. Homepage verfüg 18.15 Uhr: Konzerteinführung mit Clara Clasen Die Konzerteinführung findet in Kooperation mit der Abteilung für Musikwissenschaft/Sound Studies der Universität Bonn statt. 3 Besetzung Benjamin Britten War Requiem op. 66 Uraufführung 30. Mai 1962 in der Kathedrale von Coventry Kammerorchester: Flöte (auch Picc), Oboe (auch Eh), Klarinette, Fagott Horn Streicher Harfe, Pauke, Schlagzeug Großes Orchester: 3 Flöten (3. auch Picc) 3 Oboen (2 + Eh) 3 Klarinetten (3. auch Bkl) 3 Fagotte (2 + Kfg) 6 Hörner 4 Trompeten 3 Posaunen 1 Tuba Orgel, Klavier Pauke, Schlagzeug Streicher Chor Kinderchor Sopran-Solo, Tenor-Solo, Bariton-Solo 4 Benjamin Britten, Foto von Hans Wild (Mitte der 60er Jahre) Das Leid des Krieges Großbritannien Anfang des 20. Jahrhunderts: Während in anderen europäischen Ländern die Musikgeschichte immer weiter geschrieben wurde, gab es kaum englische Komponisten, die für eine nationale Schule hätten sorgen können. Die Förderung des eigenen Nachwuchses lag brach; Jahrhundertelang war die Insel quasi ein „Land ohne Musik“. Lediglich Edward Elgar wurde überregional mit seinen Instrumentalwerken berühmt. Doch was war mit den großen Bühnenwerken, an die Elgar sich nicht herangetraut hatte? Wer würde es schaffen, 250 Jahre nach Henry Purcell (1659-1695) eine neue Ära einzuläuten? Endlich kam einer, der Licht in das Dunkel brachte, und 5 dessen Ziel es war: „Glanz, Freiheit und Lebendigkeit der englischen Musik zu erneuern, die seit Purcells Tod verloren waren“. Benjamin Britten, 1913 in der ostenglischen Grafschaft Suffolk als Zahnarztsohn geboren – ausgerechnet am 22. November, dem Tag der heiligen Cäcilie, der Schutzpatronin der Musik. Unbeirrt verfolgte Britten seinen Weg und „ruderte gegen den Strom“. Denn: „Sobald man aufhört, treibt man zurück!“ Schon im zarten Alter von fünf Jahren komponierte er und war fasziniert von dem „Muster auf dem Papier“ mit den „Hunderten von Tüpfelchen“. Der Junge mit dem wirren Lockenschopf erhielt Klavier- und Bratschenunterricht und studierte am Royal College of Music. Als ganz großes Glück stellte sich die Begegnung mit Frank Bridge heraus, durch den er regelrechte „Marathonsitzungen“ und „schonungslose Kritik“ erlebte. Doch Britten ließ sich nicht abschrecken. Fest entschlossen gelang ihm tatsächlich, Nachfolger Purcells zu werden. Getreu dem Motto „Raus aus dem Elfenbeinturm“ stand für ihn fest: „Ich bin in erster Linie und am meisten Künstler, und als Künstler will ich der Gemeinschaft dienen.“ So gründete er später mehrere Opernensembles in seiner Heimat rund um Suffolk und ein Festival in dem Fischerort Aldeburgh. An den avantgardistischen Strömungen des restlichen Europas nahm Britten nicht teil. Er beobachtete sie mit Interesse, widmete sich jedoch der Tradition seines Landes, die er neu entdecken und bewahren wollte. Britten galt daher als nicht besonders fortschrittlich. Doch für ihn spielte es keine Rolle, „welchen Stil ein Komponist für seine Kompositionen wählt, solange er etwas zu sagen hat – und das klar und deutlich“. Und Britten hatte etwas zu sagen! Nie hatte er den Anspruch, ein Neuerer zu sein, war aber dafür ein Erneuerer. Mit ihm begann die Blütezeit einer national6 englischen Oper. Die angelsächsischen Musiktheater hatten endlich einen neuen „Hausherren“, der schließlich von der Königin geadelt wurde – doch nur für fünf Monate durfte er sich „Lord Britten of Aldeburgh“ nennen, bis er am 4. Dezember 1976 starb. Schon im Laufe des 19. Jahrhunderts ließ die musikgeschichtliche Entwicklung des Requiems die streng liturgisch geprägte und ausschließlich dem Gottesdienst dienende Funktion der Musik endgültig hinter sich. Mit den großen Requiem-Kompositionen von Berlioz, Brahms, Dvořák und Verdi entstanden tief persönliche Glaubensbekenntnisse, die zunehmend dramatische (und teilweise auch antiklerikale) Züge erkennen ließen. Verdis Requiem wurde gar als „seine letzte Oper“ bezeichnet und nicht selten auch in Opernhäusern aufgeführt. Britten führte diese dramatisierende Entwicklung mit deutlichen Bezügen auf Verdi und Dvořák fort und steigerte sie noch mit einer explizit politischen Aussage. 1942 sagte er vor dem Tribunal für Kriegsdienstverweigerer: „Da ich davon überzeugt bin, dass jeder Mensch vom Geist Gottes erfüllt ist, bin ich außerstande, menschliches Leben zu vernichten. Mein ganzes Dasein ist schöpferischer Arbeit gewidmet, da ich den Beruf eines Komponisten ausübe, und ich vermag mich nicht an zerstörerischen Handlungen zu beteiligen.“ In seinem „War Requiem“ kontrastiert er den traditionellen lateinischen Text der Totenmesse mit emotionalen Texten des berühmtesten englischen Kriegsdichters: Wilfred Owen, der 1918 im Alter von 25 Jahren als Soldat in den letzten Tagen des Ersten Weltkriegs fiel. Er hinterließ ein großes, für die englische Literaturgeschichte bedeutsames und wirkungsstarkes lyrisches Werk. Seine im Krieg entstandenen Gedichte zeugen von seiner Fronterfahrung und sind Zeugnisse von der Sinnlosigkeit und Unmenschlichkeit des Krieges. Owens Lyrik handelt dabei 7 nicht von den Helden, sondern sein „Thema ist der Krieg und das Leid des Krieges. Die Poesie liegt im Mitleid. Alles, was ein Dichter heute tun kann, ist: warnen.“ Diese zentrale Aussage Owens stellte Britten seinem Requiem auf dem Titelblatt voran. Winston Churchill in der Ruine der alten Kathedrale (1941) Die Komposition entstand in den Jahren 1960/61 als Auftragswerk zur feierlichen Einweihung der neu errichteten Kathedrale von Coventry. Die bedeutende mittelalterliche Kirche war – wie fast die gesamte mittelenglische Stadt Coventry – bei der Bombardierung durch deutsche Luftangriffe im November 1940 weitgehend zerstört worden. Ihre Ruine galt als Mahnmal und Ort der Erinnerung an die Schrecken und die Opfer des Zweiten Weltkriegs. Schon kurz nach dem Krieg wurde der Neubau der Kathedrale in moderner Gestalt unter Einbeziehung der Ruine beschlossen. Das Projekt fand weltweit Beachtung und Unterstützung – und wurde auch als Symbol und 8 Geste der Versöhnung vorangetrieben. Das „War Requiem“ widmete Britten vier seiner Freunde, von denen drei im Krieg gefallen waren und der vierte sich danach das Leben nahm. Britten hatte bereits in seinen frühen Kompositionen und Opern die Unmenschlichkeit des Krieges thematisiert. In seinen Werken „Pacifist March“, „Kinderkreuzzug“ und der „Ballad of Heroes“ brachte er seine politische Haltung zum Ausdruck. Seine „Sinfonia da Requiem“ (1941) kann bereits als gedankliche und musikalische Vorbereitung auf das „War Requiem“, das erst zwei Jahrzehnte später entstehen sollte, gedeutet werden. Mehrere Sätze daraus flossen in die Komposition ein. Die außerordentlich dramatische Disposition des Werkes und die Rollenverteilung trägt den heterogenen Textgrundlagen Rechnung: Die Chöre und die Sopranistin präsentieren mit großer Orchesterbesetzung den Messetext, die Stimmen der Gefallenen (Tenor und Bariton, begleitet von einem kleinen Kammerorchester) kommentieren und kontrastieren ihn mit Owens Gedichten. Dadurch gewinnen Erinnerung und Reflexion über die Grauen des Krieges eine besonders eindringliche Wirkung. Mit einem stockenden Sprechgesang beginnt das Werk. Der Chor flüstert die ersten Worte des lateinischen Gebets „Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr“ über dem ruhigen Trauermarsch des Orchesters. Es ertönen Glocken, die – ungewöhnlich gestimmt – mit dem Intervall des Tritonus Unheil ankündigen. Und mit der ersten Zeile von Owens berühmten Gedicht „Anthem for Doomed Youth“ wird klar: Es sind die Sterbeglocken für die jugendlichen Soldaten, „die man schlachtet wie Vieh“. Das Kriegsgeschehen auf dem Schlachtfeld wird akustisch zur Realität. In der großen und zentralen Szenerie des „Dies Irae“ werden die Gegensätze zwischen der erbärmlichen Reali9 tät des Krieges und den Hoffnungen der fast noch jugendlichen Kriegsgeneration noch dramatischer zum Ausdruck gebracht: Der rhythmisch verzerrte und zerrissene Totentanz wird nur kurz unterbrochen durch Wiegenlied-Episoden, bei denen die Celli die Gesangslinie verdoppeln. Es dominieren Klangbilder, die an Geschützdonner und Bläserfanfaren erinnern – und alles mit sich reißen. Die Angst der in den Untergang marschierenden Soldaten wird in einem unebenen 7/4-Takt sinnlich spürbar. Zu Beginn des „Offertoriums“ intoniert der Knabenchor zunächst eine archaische Melodie. Eine kunstvolle und grandios gestaltete Orchesterfuge leitet dann zur Erzählung von Abraham über, der seinen Sohn Isaac opfern soll. Während in der Bibel Isaac vor dem Opfertod gerettet wird, verkünden Tenor und Bariton in ihrem Duett eine geradezu düster-sarkastische Widerlegung der biblischen Rettungsparabel: Die Kriegsgeneration wird trotz Beschwörung der göttlichen Gnade zur Schlachtbank geführt und geopfert. Die folgende, himmlisch reine CDur-Passage der Knaben (Engelschor) wird immer wieder gestört vom „irdisch-unreinen“ Tritonus. Das göttliche Rettungsversprechen wird nicht eingelöst. Mit dem „Sanctus“ öffnet sich dann eine völlig andere musikalische Klangwelt: Der jubilierende Gesang der Sopranistin und ihre Beschwörung des Herrn der Heerscharen wird begleitet von östlichen Gamelan-Klängen. In Brittens Schaffen stehen solche exotischen Töne häufig für mystische Visionen oder bösen Zauber. Sie illustrieren die Verse Owens, in denen von der Erleuchtung aus dem Osten und von Wiedergeburt die Rede ist. Das orchestrale Nachspiel deutet das Stöhnen an, welches die finale Katastrophe, den Untergang und das menschliche Ende begleitet. 10 Rembrandt, Der Engel verhindert die Opferung Isaaks (1635) Das „Agnus Dei“ ist eines der seltenen Momente, die nicht vom Gegensatz zwischen Owens Gedicht und dem liturgischen Text bestimmt sind. Ein Moment der Ruhe und Reflexion beim Anblick eines Friedhofs, der an der Kreuzung zweier Straßen liegt. Mit dem Schlussteil „Libera me“ kehren einige Bilder wie der Trauermarsch und das „Dies Irae“ als kurze musikalische Rückblenden wieder, um schließlich in die Vertonung des ergreifenden Gedichts „Strange Meeting“ überzuleiten. Hier begegnen 11 sich die feindlichen Soldaten: „Ich bin der Feind, den du getötet hast, mein Freund“. Der abschließende und wichtige Leitgedanke Brittens wird hier in Musik gesetzt: Das Ende der Feindschaft und die Versöhnung zwischen den Kontrahenten. Um diesen Versöhnungsgedanken übrigens auch bei der Uraufführung am 30. Mai 1962 deutlich werden zu lassen, wünschte Britten ausdrücklich die Besetzung mit Sängern aus verschiedenen kriegsbeteiligten Nationen des 2. Weltkriegs: Brittens Wunschbesetzung, die russische Sopranistin Galina Vishnevskaya (Gattin seines engen Freundes Mstislaw Rostropowitsch), erhielt aus politischen Gründen keine Ausreisegenehmigung zur Uraufführung. Die Bariton-Partie mit einem jungen deutschen Solisten zu besetzen, den ehemaligen Wehrmachtssoldaten Fischer-Dieskau, war eine mutige Geste, die im Vorfeld nicht nur auf Zustimmung stieß. Britten setzte sich aber durch. Und so fand die Uraufführung mit dem Tenor Peter Pears, Dietrich Fischer-Dieskau als Bariton und der Sopranistin Heather Harper statt. Die Gesamtleitung übernahm Meredith Davies; Britten dirigierte das Kammerorchester. Das Konzert, das auch von der BBC live im Radio übertragen wurde, hinterließ einen überwältigenden Eindruck. Heidi Rogge 12 WAR REQUIEM WAR REQUIEM I. REQUIEM AETERNAM I. REQUIEM AETERNAM Choir Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis. Boys' Choir Te decet hymnus, Deus in Sion, et tibi reddetur votum in Jerusalem. Exaudi orationem meam, ad te omnis caro veniet. Choir Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis. Tenor What passing-bells for these who die as cattle? Only the monstrous anger of the guns. Only the stuttering rifles' rapid rattle Can patter out their hasty orisons. No mockeries for them from prayers or bells, Nor any voice of mourning save the choirs – The shrill, demented choirs of wailing shells. And bugles calling for them from sad shires. What candles may be held to spead them all? Not in the hands of boys, but in their eyes Shall shine the holy glimmers of good-byes. The pallor of girls' brows shall be their pall, their flowers the tenderness of silent minds, And each slow dusk a drawingdown of blinds. Chor Ewige Ruhe gewähre ihnen, Herr, und lasse immerwährendes Licht ihnen leuchten. Kinderchor Dir gebühret Lobgesang, Gott, in Zion, und Dir soll Anbetung zuteil werden in Jerusalem. | O höre mein Gebet, denn zu Dir kommt alles Fleisch. Chor Ewige Ruhe gewähre ihnen, Herr, und lasse immerwährendes Licht ihnen leuchten. Tenor Welche Glocke schlägt denen, die man schlachtet wie Vieh? Nur der grässliche Zorn der Geschütze, nur der knatternden Büchsen rastloses Rattern kann ihre Stoßgebete ausplappern. Keine Gebete, keine Geläute, die sie verhöhnen, oder irgendwelche Jammereien retten die Chöre – Wahnwitzig schrille Chöre heulender Granaten. Hornsignal ruft sie aus traurigen Landen. Welche Art Kerzen leuchtet ihnen wohl heim? Keine gehalten von Knabenhänden; heilig flackern mögen nur Abschiedsblicke in ihren Augen. Blasse Mädchen-Stirnen mögen ihr Bahrtuch sein, ihr Grabschmuck die Zartheit stummer Seelen, und jedes Verdämmern schließt Augen schon Blinder. 13 Choir Kyrie eleison. Christe eleison. Kyrie eleison. Chor Herr, erbarme Dich unser! Christus, erbarme Dich unser! Herr, erbarme Dich unser! II. DIES IRAE II. DIES IRAE Choir Dies irae, dies illa, solvet saeclum in favilla, teste David cum Sibylla. Quantus tremor est futurus, quando judex est venturus, cuncta stricte discussurus. Tuba mirum spargens sonum, per sepulchra regionum, coget omnes ante thronum. Mors stupebit et natura, cum resurget creatura, judicandi responsura. Chor Tag der Rache! Tag der Sünden! Das Weltenrund wird sich entzünden, wie Sibyll und David künden! Welch ein Graus wird sein und Zagen, wenn der Richter kommt, mit Fragen streng zu prüfen alle Klagen! Laut wird die Posaune klingen, durch der Erde Gräber dringen, alle hin zum Throne zwingen! Schaudernd sehen Tod und Leben sich die Kreatur erheben, Rechenschaft dem Herrn zu geben. Bariton Signalhörner sangen, die Abendluft betrübend, und Signalhörner antworteten, Herzen zerreißend. Knabenstimmen waren es noch am Fluss, Schlaf umsorgte sie, ließ Zwielicht betrübt zurück. Der Schatten von Morgen lastet auf Männern. Stimmen alter Verzagtheit entschwanden. Schliefen, gebeugt durch den Schatten von Morgen. Sopran; Chor Und ein Buch wird aufgeschlagen. Treu darin ist eingetragen jede Schuld aus Erdentagen. Sitzt der Richter dann, zu richten, wird sich das Verborg'ne lichten: Nichts kann mehr vor Strafe flüchten! Weh! Was soll ich Armer sagen? Welchen Anwalt mir erfragen, wenn Gerechte selbst verzagen? Baritone Bugles sang saddening the evening air, And Bugles answered, sorrowful to hear. Voices of boys were by the river-side, Sleep mothered them; and left the twilight sad. The shadow of the morrow weighed on men. Voices of old despondency resigned. Bowed by the shadow of the morrow, slept. Soprano; Choir Liber scriptus proferetur, in quo totum continetur, unde mundus judicetur. Judex ergo cum sedebit, quidquid latet apparebit, nil inultum remanebit. Quid sum miser tunc dicturus? Quem patronum rogaturus. cum vix justus sit securus? 14 Rex tremendae majestatis, König schrecklicher Gewalten: qui salvandos salvas gratis, frei ist Deiner Gnade Schalten. salva me, fons pietatis. Gnadenquell, lass Gnade walten! Tenor; Baritone Tenor; Bariton Out there, we've walked Wir kamen da draußen quite friendly up to Death, recht freundlich zu Tod. Sat down and eaten with him, Pflanzten uns, aßen mit ihm, cool and bland – ruhig und entspannt – Pardoned his spiling mess-tins schlug er uns auch mal den Napf in our hand. aus der Hand. We've sniffed the green thick Schnüffelten grün-dicken Brodem odour of his breath – aus seinem Gesicht – Our eyes wept uns tränten die Augen, but our courage didn't writhe. doch Mut brach uns nicht. He's spat at us with bullets Er spuckt' auf uns Kugeln, and he's coughed Shrapnel. und Splitter er hustet': We chorussed when he sang aloft; Wir machten den Chor, wann immer We whistled er prustet', | und laut while he shaved us with his ertönte unser Pfiff scythe. wenn seine Sense die Schädel schliff. Oh, Death Also nein, der war nie unser Feind, was never enemy of ours! der Tod! We laughed at him, we leagued Was ha'm wir mit ihm, with him, old chum. unserem Kumpel gelacht! No soldier's paid to kick Gegen ihn steht kein Söldner against his powers. in Lohn und Brot. We laughed, knowing Wir hatten Mords-Gaudi, that better men would come denn wir ha'm uns gedacht: And greater wars; Bess're nach uns, mehr Krieg noch, when each proud fighter brags wenn Prahlhälse gleich He wars on Death – for Life; für's Leben gen Tod ziehn', not men – for flags. und nicht Kerle für's Reich. Choir Chor Recordare, Jesu pie, Milder Jesus, wollst erwägen, quod sum cause tuae viae, dass Du kamest meinetwegen: ne me perdas illa die. Wirf mir nicht den Fluch entgegen! Quaerens me sedisti lassus, Bist, mich suchend, müd' gegangen, redemisti crucem passus, mir zum Heil am Kreuz gehangen. tantus labor non sit cassus. Mög dies Müh'n zum Ziel gelangen! Juste judex ultionis, Richter Du gerechter Rache, donum fac remissionis, Nachsicht üb' in meiner Sache, ante diem rationis. eh' ich zum Gericht erwache! Ingemisco tamquam reus, Seufzend steh' ich schuldbefangen, culpa rubet vultus meus, schamrot glühen meine Wangen: supplicanti parce, Deus. Lass mein Bitten Gnad' erlangen! Qui Mariam absolvisti, Hast vergeben einst Marien, et latronem exaudisti, hast dem Schächer dann verziehen, 15 mihi quoque spem dedisti. Preces meae non sunt dignae, sed tu, bonus, fac benigne, ne perenni cremer igne. Inter oves locum praesta, et ab hoedis me sequestra, statuens in parte dextra. Confutatis maledictis, flammis acribus addictis, voca me cum benedictis. Oro supplex et acclinis, cor contritum quasi cinis, gere curam mei finis. Baritone Be slowly lifted up, thou long black arm, Great gun towering toward Heaven about to curse; Reach at that arrogance which needs thy harm And beat it down before its sins grow worse. But when thy spell be cast complete and whole May God curse thee, and cut thee from our soul! Soprano; Choir Lacrymosa dies illa, qua resurget ex favilla, judicandus homo reus. Huic ergo parce Deus. Tenor Move him into the sun – Gently its touch awoke him once, at home whispering of fields unsown. Always it woke him, even in France, Until this morning and this snow. If anything might rouse him now The kind old sun will know. Soprano; Choir Lacrymosa dies illa … Tenor Think how it wakes the seeds – 16 hast auch Hoffnung mir verliehen. Wenig gilt vor Dir mein Flehen. Doch aus Gnade lass geschehen, dass ich mög' der Höll' entgehen! Bei den Schafen gib mir Weide. Von der Böcke Schar mich scheide, stell mich auf die rechte Seite. Wird auch Hölle ohne Schonung den Verdammten zur Belohnung so ruf doch mich zur Sel'gen Wohnung! Schuldgebeugt zu Dir ich schreie, tief zerknirscht, in Herzens Reue: Sel'ges Ende mir verleihe! Bariton Man richt' Euch nun langsam auf, O lang-finst'rer Arm, gen Himmel, O große Kanone, zum Fluche bereit: Trefft all jenen Hochmut, der da braucht Euer'n Harm; bringt ihn zu Fall, eh noch mehr Sünd' macht sich breit. Doch wenn Euer Zauber hat all seine Wirkung getan, dann verfluche Euch Gott, und unsre Seele sei frei fortan! Sopran; Chor Tag der Tränen! Tag der Wehen! Wenn vom Grab wird auferstehen zum Gericht der Mensch, voll Sünden: Lass ihn, Gott, Erbarmen finden! Tenor Dreht ihn hinein in das Sonnenlicht – dessen Berührung ihn einst zärtlich erweckte, daheim, wispernd von ungemähten Feldern. Das weckte ihn stets, selbst in Frankreich noch, bis heute morgen und diesem Schnee. Und ob irgendetwas ihn wiedererwecken kann, weiß nur die liebe alte Sonne allein. Sopran; Chor Tag der Tränen! Tag der Wehen! Tenor Bedenk, wie sie stets die Saat erweckt, Woke, once, the clays of a cold star. Are limbs, so dear-achieved, are sides, Full-nerved – still warm – too hard to stir? Was it for this the clay grew tall? Soprano; Choir Qua resurget ex favilla … Tenor Was it for this the clay grew tall? Soprano; Choir Judicandus homo reus … Tenor – O what made fatuous sunbeams toil To break earth's sleep at all? Choir Pie Jesu, Domine, dona eis requiem. Amen. einst das Leben schuf, aus kaltem Sternenstaub. Sind Glieder, so fein gezeichnet, sind Flanken, | voll Nerven – noch warm – denn so schwer zu bewegen? Wurde nicht deshalb Lehm zu Gestalt? Sopran; Chor Wenn vom Grab wird auferstehen … Tenor Wurde nicht deshalb Lehm zu Gestalt? Sopran; Chor … zum Gericht der Mensch, voll Sünden: Tenor – O, was verlieh nur ausgerechnet albernen Sonnenstrahlen die Kraft, den Schlaf der Erde zu brechen? Chor Milder Jesus, Herrscher Du, Schenk den Toten ew'ge Ruh! Amen. III. OFFERTORIUM III. OFFERTORIUM Boys' Choir Domine Jesu Christe, rex gloriae, libera animas omnium fidelium defunctorum de poenis inferni et de profundo lacu! Libera eas de ore leonis, ne absorbeat eas Tartarus, ne cadant in obscurum. Kinderchor Herr, Jesus Christus, König der Ehren: Befreie die Seelen aller verstorbenen Gläubigen von den Qualen der Hölle und aus dem tiefsten Abgrund. Errette sie aus dem Rachen des Löwen, damit der Tartarus sie nicht verschlinge und sie nicht in die Finsternis hinabstürzen. Chor Der heilige Michael möge sie vielmehr unter seinem Banner zum geheiligten Licht geleiten, | wie Du es einst dem Stamme Abrahams verheißen hast. Tenor; Bariton Und Abraham erhob sich, spaltete Holz, und ging, und nahm mit sich das Feuer und einen Dolch. Choir Sed signifer sanctus Michael representet eas in lucem sanctam, quam olim Abrahae promisisti et semini ejus. Tenor; Baritone So Abram rose and clave the wood, and went, And took the fire with him and a knife. 17 And as they sojourned both of them together, Isaac the first-born spoke and said: „My father, Behold the preparations, fire and iron, But where the lamb for this burnt-offering?“ Then Abram bound the youth with belts and straps, And builded parapets and trenches there, And stretched forth the knife to slay his son, When – lo! an Angel called him out of heaven, | Saying: „Lay not the hand upon the lad, Neither do anything to him. Behold, a ram, caught in a thicket by its horns; offer the ram of pride instead of him.« But the old man would not so, but slew his son, And half the seed of europe, one by one. Boys' Choir Hostias et preces tibi, Domine, laudis offerimus. Tu suscipe pro animabus illis, quarum hodie memoriam facimus: fac eas, Domine, de morte transire ad vitam, quam olim Abrahae promisisti et semini ejus. Choir … quam olim Abrahae promisisti et semini ejus. und als sie beide miteinander rasteten, sprach Isaak, der Erstgeborene: „Mein Vater, ich sehe Deine Vorbereitungen, Feuer und Schwert, doch wo ist das Lamm für dieses Brandopfer?“ Da band Abraham den Jungen mit Gürteln und Stricken, errichtete den Holzstoß, grub die Feuerkuhle, und zog den Dolch, seinen Sohn zu schlachten, doch – siehe! ein Engel vom Himmel sprach zu ihm: „Lege nicht Hand an diesen Knaben, noch tue ihm irgendein Leid. Sieh dort den Widder, der sich im Dickicht mit seinen Hörnern verfing: Opfere diesen Widder des Stolzes an seiner statt.“ Doch der Alte wollte nicht so, und schlachtete seinen Sohn. Und so auch die halbe Saat Europas, Mann für Mann. Kinderchor Opfer und Gaben, Herr, bringen wir Dir zum Lobe dar. Nimm sie von uns an für jene Seelen,derer wir heute gedenken. Und dafür, Herr, lass sie vom Tode hinüberwechseln ins Leben, wie Du einst dem Stamme Abrahams verheißen hast. Chor … wie Du einst dem Stamme Abrahams verheißen hast. IV. SANCTUS IV. SANCTUS Soprano; Choir Sanctus, Sanctus, Sanctus, Dominus Deus Sabaoth! Pleni sunt coeli et terra gloria tua! Hosanna in excelsis! Sopran; Chor Heilig! Heilig! Heilig ist Gott, der Herr der Heerscharen! Die Himmel und Erde sind erfüllt von Deiner Herrlichkeit: Hosianna in der Höhe! 18 Benedictus qui venit in nomine Domini. Hosanna in excelsis! Baritone After the blast of lightning from the East, The flourish of loud clouds, the Chariot Throne, After the drums of time have rolled and ceased, And by the bronze west long retreat is blown. Shall life renew these bodies? Of a truth All death will He annul, all tears assuage? Fill the void veins of Live again with Youth, And wash, with an immortal water, Age? When I do ask white Age he saith not so: „My head hangs weighed with snow.“ And when I hearken to the Earth she saith: „My fiery heart shrinks, aching. It is death. Mine ancient scars shall not be glorified, Nor my titanic tears, the sea, be dried.“ Gesegnet sei, wer immer da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe! Bariton Nach den zuckenden Blitzen im Osten, als Tag brach heran, dem Tusch der laut donnernden Wolken, dem Siegesfanal, den Trommeln der Zeit, deren Schlagen dann endlich zerrann, brachte Westwind zum goldenen Abend das Rückzugssignal. Soll Leben diese Leichen erneuern? Wird wahrhaftig dann ER allen Tod widerrufen, und lindern Tränen und Not? Füllt vertrocknete Adern mit Jugend er auch wieder an? Wäscht mit Wasser des Lebens hinweg er gar Alter und Tod? Und als ich so fragte, sprach Alter nicht mehr: „Mein Haupt hängt vom drückenden Schnee so schwer.“ Und die Erde, als ich zu ihr horchte hinab, sprach: „Mein Flammenherz schrumpft, tut weh, und stirbt ab. Kein Ruhm liegt mehr in meinen uralten Narben, | mein titanisches Tränen-Meer wird niemals darben.“ V. AGNUS DEI V. AGNUS DEI Tenor One ever hangs where shelled roads part. In this war He too lost a limb, But His disciples hide apart; And now the soldiers bear with Him. Choir Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, Tenor Wo Bombe den Weg zerhieb, hängt einer immer. In diesem Krieg hat selbst ER ein Glied verloren, verpisst haben feige sich all SEINE Jünger, und nun haben Söldner sich IHN gar erkoren. Chor Lamm Gottes, das Du trägst die Sünde 19 dona eis requiem. Tenor Near Golgatha strolls many a priest, And in their faces there is pride That they were flesh-marked by the beast By whom the gentle Christ's denied. Choir Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona eis requiem. Tenor The scribes on all the people shove And bawl allegiance to the state … Choir Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona eis requiem. Tenor … But they who love the greater love Lay down their life; they do not hate. Choir Dona eis requiem sempiternam. Tenor Dona nobis pacem. der Welt: | gewähre ihnen Ruhe. Tenor Um Golgatha treibt sich herum mancher Pfaff ' , dessen Antlitz mit Hochmut im Blick davon zeuget, | dass das Brandmal des Biests an der Stirne ihn traf, das den gütigen Christus dereinst hat verleugnet. Chor Lamm Gottes, das Du trägst die Sünde der Welt: | gewähre ihnen Ruhe. Tenor Krakeeler und Hetzer, dem Staate verbunden, | die nehmen die Leute brutal in die Pflicht… Chor Lamm Gottes, das Du trägst die Sünde der Welt: | gewähre ihnen Ruhe. Tenor … Doch all die, die zur wahren Liebe gefunden, die geben ihr Leben hin. Die hassen nicht. Chor Gewähre ihnen ewigliche Ruhe. Tenor Verleih uns Frieden! VI. LIBERA ME VI. LIBERA ME Soprano; Choir Libera me, Domine, de morte aeterna, in die illa tremenda, quando coeli movendi sunt et terra, dum veneris judicare saeculum per ignem. Tremens factus sum ego et timeo dum discussio venerit atque ventura ira; quando coeli movendi sunt et terra. Dies irae, dies illa, Sopran; Chor Errette mich, Herr, vor dem ewigen Tod an jenem Schreckenstag, an dem Himmel und Erde erbeben, da Du kommt, zu richten die Zeitalter durch Feuer. Das macht mich zittern und zagen, den Tag des Gerichts und Zornes zu erwarten, an dem Himmel und Erde erbeben. Tag des Zornes, Tag des Unheils und des Elends, 20 calamitatis et miseriae, dies magna et amara valde. Libera me, Domine. Tenor It seemed that out of battle I escaped Down some profound dull tunnel, long since scooped Through granites which titanic war had groined. Yet also there encumbered sleepers groaned. Too fast in thought or death to be bestirred. Then, as I probed them, one sprang up, and stared With pietous recognition in fixed eyes. Lifting distressful hands as if to bless. And no guns thumped, or down the flues made moan. „Strange friend“, I said, „here is no cause to mourn.“ Baritone „None“, said the other, „save the undone years, The hopelessness. Whatever hope is yours, Was my life also: I went hunting wild After the wildest beauty in the world. For by me glee might many men have laughed, And of my weeping something had been left, Which must die now. I mean the thruth untold, The pity of war, the pity war distilled.“ „Now men will go content with what spoiled. Or, discontent, boil bloody, and be spilled. Tag der großen und bitteren Qualen! Errette mich, Herr! Tenor Ich dacht schon, ich wär davongekommen, | dem Schlachtfeld entflohen, hinab durch tiefe, finstre Tunnel, durch Fels, lang, nachdem titanischer Krieg ihn einst erschaffen. Doch selbst da versperrten ächzende Schläfer den Weg, schon zu weit hinüber, um sich noch rühren zu können. Als ich nachfühlte, sprang einer auf, und staunte mich an, starren Blicks, doch mit mitleidigem Wiedererkennen. Hob gequält seine Hände wie zum Segen. Und Geschütze wummerten nicht, brachten hier unten keinen zum Jammern. | „Fremder Freund“, sprach ich, „hier gibts keinen Grund zu trauern.“ Bariton „Keiner“, sprach er, „gibt vertane Jahre zurück, und diese Hoffnungslosigkeit. Was immer Deine Hoffnung war, war mein Leben wohl auch. Ich jagte kühn | den wildesten Träumen der Welt hinterher. Hab wohl viele Männer mit meinem Lachen angesteckt, und auch mein Weinen ließ sicherlich Spuren zurück. Das muss nun sterben. Die unausgesprochene Wahrheit, das Elend des Krieges, der Jammer, den der Krieg gebiert.“ „Menschen leben jetzt mit dem, was angerichtet wurde. Und wenn nicht, ertrinken sie auch im kochenden Blut. 21 They will be swift with swiftness of the tigress, None will break ranks, though nations trek from progress. Miss we the march of this retreating world Into vain citadels that are not walled. Then, when much blood has clogged their chariot wheels I would go up and wash them from sweet wells. Even from wells we sunk too deep for war, Even the sweetest wells that ever were. I am the enemy you killed, my friend. I knew you in this dark; for so you frowned Yesterday through me as you jabbed and killed. I parried; but my hands were loath and cold.« Soprano; Boys' Choir; Choir; Tenor; Baritone „ … Let us sleep now …“ Soprano; Boys' Choir; Choir In Paradisum deducant te Angeli. In tuo adventu suscipiant te martyres et perducant te in civitatem sanctam Jerusalem. Chorus Angelorum te suscipiat et cum Lazaro quondam paupere aeternam habeas requiem. Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis. Choir Requiescant in pace. Amen. Schnell sind sie sicherlich, schnell wie ein Tiger-Weibchen, und wenn Völker auch Fortschritt fliehen, weicht doch keiner ab. Lass uns verpassen, wie die Welt sich zurückzieht in Luftschlösser, die keine Mauer umgibt. Doch wenn erst viel Blut ihre Triumph-Züge halten macht, dann geh ich hinauf und wasche sie rein aus süßem Quell. Selbst aus jenem Quell, für den wir wegen des Kriegs zu tief gesunken, aus dem süßesten Quell gar, den es jemals wohl gab. Ich bin der Feind, den Du getötet hast, mein Freund. Ich erkannte dich im Dunkeln, sah Deinen finsteren Blick mich gestern durchbohren als Du mich erstochen hast. Ich parierte, doch meine Hände waren schon matt und kalt.« Sopran; Kinderchor; Chor; Tenor; Bariton „Lass uns nun schlafen …“ Sopran; Kinderchor; Chor Die Engel werden Dich einst ins Paradies hineinführen, | und bei Deiner Ankunft erwarten Dich schon Märtyrer, die Dich führen werden in die heilige Stadt, Jerusalem. Der Chor der Engel wird Dich aufnehmen, und genau wie der arme Lazarus wirst auch Du ewige Ruhe finden. Ewige Ruhe gewähre ihnen, Herr, und lasse immerwährendes Licht ihnen leuchten. Chor Mögen sie in Frieden ruhen. Amen © der Übersetzung: Dr. Benjamin-Gunnar Cohrs, 2005, www.benjamingunnarcohrs.com 22 Foto: Tatjana Dachsel Johanna Winkel Johanna Winkel Johanna Winkel bewies sich zunächst in der historischen Aufführungspraxis Alter Musik und erweiterte ihr Repertoire stetig hin zur Romantik und Moderne. In der vergangenen Saison war sie zu Gast beim Konzerthausorchester Berlin mit Iván Fischer, bei der Deutschen Radio Philharmonie mit Andreas Spering, beim Chor des Bayerischen Rundfunks sowie beim WDR Sinfonieorchester Köln. Beim Schleswig-Holstein Musik 24 Festival sang sie Haydns Jahreszeiten in einer Fassung mit Klaus Maria Brandauer als Sprecher. In dieser Saison stehen u. a. Konzerte mit der musicAeterna und Teodor Currentzis, mit dem Freiburger Barockorchester und Gottfried von der Goltz, dem Chor des Bayerischen Rundfunks und Howard Arman sowie der Internationalen Bachakademie und Hans-Christoph Rademann an. Gleichzeitig ist Johanna Winkel auf verschiedenen Opernbühnen zu erleben. Im April 2017 gibt sie ihr Debüt bei den Salzburger Osterfestspielen unter der Leitung von Christian Thielemann als Gerhilde in Wagners Walküre und gastiert im Herbst 2017 mit dieser Partie in China mit Hong Kong Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Jaap van Zweden. Eine umfangreiche Diskographie gibt Zeugnis über ihre musikalische Vielseitigkeit. Der Mitschnitt von Schönbergs Moses und Aron (mit dem SWR Sinfonieorchester unter der Leitung von Sylvain Cambreling) wurde für den Grammy 2015 nominiert. Johanna Winkel ist an der Aufnahme sämtlicher Bach-Kantaten nach den Texten von Martin Luther mit Das Neue Orchester unter Leitung von Christoph Spering beteiligt. 25 Foto: Sim Canetty-Clarke Ian Bostridge Ian Bostridge Nach seiner Promotion am Corpus Christi College in Oxford arbeitete Ian Bostridge als Historiker, ehe er sich für den Sängerberuf entschied. Seine internationale Karriere führte den Tenor in die wichtigsten Konzertsäle der Welt; unter anderem war er „Artist in Residence“ am Wiener Konzerthaus, am Amsterdamer Concertgebouw und am Londoner Barbican Centre, Protagonist einer „Perspectives“-Reihe der New Yorker Carnegie Hall und gastierte bei den Festspielen von Salzburg, Edinburgh, Wien und Aldeburgh. Auf der Opernbühne war er unter anderem am Royal Opera House Covent Garden, an der Wiener Staatsoper und an der Bayerischen Staatsoper zu erleben. 26 Ian Bostridges Diskographie beinhaltet zahlreiche CDs, von denen hier nur einige erwähnt werden: Schuberts Die schöne Müllerin mit Graham Johnson (Gramophone Award 1996) und Winterreise mit Leif Ove Andsnes, Strawinskis The Rake's Progress unter John Eliot Gardiner (Grammy Award 1999), Benjamin Brittens The Turn of the Screw (Gramophone Award 2003) und Billy Budd (Grammy Award 2010) unter Daniel Harding. Als Konzertsolist arbeitete er mit führenden Orchestern und Dirigenten zusammen, darunter die Berliner, Wiener, New Yorker und Londoner Philharmoniker, das Concertgebouworkest Amsterdam, die Symphonieorchester von Chicago und London, Sir Colin Davis, Seiji Ozawa, Riccardo Muti, Mstislav Rostropovich und Daniel Barenboim. Im Britten-Jahr 2013 befasste sich Ian Bostridge im Rahmen von Liederabenden und Konzerten intensiv mit dem Werk des britischen Komponisten. Bei den Salzburger Festspielen sang er mit Anna Netrebko und Thomas Hampson Brittens War Requiem unter Antonio Pappano. Der auch schriftstellerisch und musikwissenschaftlich tätige Sänger ist Ehrenmitglied des Corpus Christi College und des St. John's College in Oxford. 2003 wurde ihm von der St. Andrew's Universität ein Ehrendoktorat in Musik und 2004 der Verdienstorden des britischen Empires verliehen. 2014/15 war er Gastprofessor an der Oxford University. Sein Buch „Schubert's Winter Journey: Anatomy of an Obsession“ ist Anfang 2015 erschienen. Ian Bostridge und seine Frau, die Autorin und Literaturkritikerin Lucasta Miller, leben mit ihren beiden Kindern in London. 27 Foto: Ludwig Olah Jochen Kupfer Jochen Kupfer Jochen Kupfer ist sowohl in den Konzertsälen als auch auf den Opernbühnen ein weltweit gefragter Künstler. Der Sänger gastierte mit Liederabenden und Konzerten in ganz Europa, Japan, Mexiko, Brasilien, Hong Kong, Israel und in den USA sowie bei zahlreichen namhaften internationalen Festivals. Sein Repertoire umfasst die Bach'schen Passionen und Haydns Schöpfung ebenso wie die großen romantischen Oratorien, Orffs Carmina burana sowie die großen bekannten Liedzyklen bis hin zu den Liedern der Spätromantik und des Übergangs zur Moderne. Jochen Kupfer sang unter der Leitung namhafter Dirigenten wie Giuseppe Sinopoli, Kurt Masur, Riccardo 28 Chailly, Jeffrey Tate, Christof Prick, Kent Nagano, Fabio Luisi, Paavo Järvi und Sir Roger Norrington. Neben Engagements an der Semperoper Dresden und dem Staatstheater Nürnberg führten ihn Gastengagements an die Opernhäuser in Tokio, Strasbourg und an das Teatro Colón in Buenos Aires sowie an die Staatsoper Hamburg, die Komische Oper Berlin und die Oper Leipzig, an das Opernhaus Zürich, die Berliner Staatsoper Unter den Linden und die Bayerische Staatsoper München. 2016 feierte er sein Debüt beim Glyndebourne Opera Festival als Beckmesser in Richard Wagners Die Meistersinger von Nürnberg. Im Januar 2016 wurde Jochen Kupfer der Ehrentitel „Bayerischer Kammersänger“ verliehen. Mit Schuberts Winterreise sowie Wagners Die Meistersinger von Nürnberg sind 2012 zwei erstklassige Aufnahmen erschienen, die seine zahlreichen Einspielungen aus dem Lied- und Konzertbereich ergänzen. Bereits mit neun Jahren erhielt Jochen Kupfer Gesangsunterricht an der Musikschule seines Heimatortes Grimma. Er studierte Gesang bei Helga Forner in Leipzig, besuchte Meisterklassen bei Theo Adam, Elisabeth Schwarzkopf sowie Dietrich Fischer-Dieskau und ergänzte seine Studien bei Rudolf Piernay, Harald Stamm und Dale Fundling. 29 Knabenchor der Foto: Pascal Rest Chorakademie Dortmund Knabenchor der Chorakademie Dortmund Foto: Sim Canetty-Clarke Der Knabenchor der Chorakademie Dortmund unter der Leitung von Jost Salm hat sich seit 2002 unter den besten Knabenchören in Deutschland etablieren können. Die Knaben treten in zahlreichen Theaterproduktionen und Konzerten als Chor und solistisch auf (u. a. Berlin, Hamburg, Köln, Amsterdam, Aix-en-Provence). Neben einem umfangreichen weltlichen und geistlichen Konzertprogramm finden sich auch Opernchöre, eine Reihe von National-Hymnen und Populäres im Repertoire der Knaben. Höhepunkte bilden die Aufführungen barocker Werke in historischer Aufführungspraxis und Besetzung. Regelmäßige Auftritte im Ausland, im Fernsehen und CDProduktionen komplettieren die Arbeit des Chores. Chor und Solisten musizierten mit namhaften Dirigenten zusammen (u. a. Kent Nagano, Lorin Maazel, Thomas Hengelbrock und Marek Janowski) und wirkten bei den Eröffnungen des Bochumer Konzerthauses (2016) und der Hamburger Elbphilharmonie (2017) mit. 30 Der Philharmonische Chor Foto: Susanne Fern der Stadt Bonn e. V. Der Philharmonische Chor der Stadt Bonn e. V. Der Philharmonische Chor der Stadt Bonn e. V. ist ein Ensemble von rund 120 aktiven Sängerinnen und Sängern. Er ging aus dem 1852 gegründeten „Städtischen Gesangsverein“ hervor und gilt heute als Bonns führender Oratorienchor. Die Mitwirkung bei den städtischen Chorkonzerten, vornehmlich unter Leitung des Bonner Generalmusikdirektors, ist die Hauptaufgabe des Chores. Darüber hinaus wirkt er häufig beim Internationalen Beethovenfest mit und gestaltet regelmäßig kammermusikalische Konzertreihen. Großer Beliebtheit erfreuen sich die Kammerkonzerte im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses, in denen meist einzelne Komponisten porträtiert oder thematische Schwerpunkte gesetzt werden. Ein besonderes Anliegen ist es dem Philharmonischen Chor und seinem künstlerischen Leiter darüber hinaus, Kinder und Jugendliche durch abwechslungsreiche Schülerprojekte an Musik außerhalb des gängigen Konsums heranzuführen. 31 Foto: Michael Schaefers Als musikalischer Botschafter der Beethovenstadt Bonn wird der Philharmonische Chor gern zu Gastkonzerten im In- und Ausland eingeladen. So führten ihn Konzertreisen nach Japan, England, Frankreich, Schweden, Belgien und in die Schweiz. Beim internationalen Lucerne Festival 2013 gab der Philharmonische Chor sein Debüt an der Seite des Philharmonia Orchestra London mit Romeo et Juliette von Hector Berlioz unter der Leitung von EsaPekka Salonen. Zu den Höhepunkten der musikalischen Arbeit in der jüngeren Vergangenheit zählen die Aufführungen von William Waltons Belshazzar's Feast, Leonard Bernsteins Mass und Ludwig van Beethovens Ode an die Freude. Letztere wurde in der Kölner Philharmonie und im Konzerthaus Dortmund mit dem Philharmonia Orchestra London unter der Leitung von Christoph von Dohnányi aufgeführt. Von 1983 bis 2016 war Kirchenmusikdirektor Thomas Neuhoff künstlerischer Leiter des Chores. Unter seiner Führung wurde der „Philchor“ zu einem gefragten Ensemble im In- und Ausland. Im Mai 2016 hat Paul Krämer die künstlerische Leitung des Philharmonischen Chores der Stadt Bonn übernommen. Der junge, aus Oberhausen stammende Dirigent und Leiter der Kartäuser Kantorei Köln schloss 2015 sein Dirigierstudium an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln bei Prof. Marcus Creed mit Bestnote ab. In seiner jungen Laufbahn als Dirigent arbeitete er bereits mit Persönlichkeiten wie Markus Stenz, Christof Prick, Andreas Spering und Timothy Brown zusammen. 32 Christof Prick Christof Prick Der in Hamburg geborene Dirigent Christof Prick studierte an der Hochschule für Musik und Theater seiner Heimatstadt und wurde 1974 als Deutschlands damals jüngster Generalmusikdirektor an das Saarländische Staatstheater Saarbrücken berufen. In gleicher Position war er auch von 1977 bis 1986 für das Badische Staatstheater in Karlsruhe und die dortige Badische Staatskapelle verantwortlich, ebenso wie ab 1993 für die Staatsoper Hannover und zuletzt bis 2011 für das Staatstheater und die Bayerische Staatsphilharmonie in Nürnberg. Christof Prick dirigierte regelmäßig an der Wiener Staatsoper, als Staatskapellmeister der Deutschen Oper Berlin, an der Hamburgischen Staatsoper und leitete als ständiger Gastdirigent für 15 Jahre zahlreiche Abende und eine jährliche Neueinstudierung an der Sächsischen Staatsoper in Dresden. In den USA stand er dem Los Angeles Chamber Orchestra und später ab 2001 für zehn Jahre dem Charlotte Symphony Orchestra als Music 33 Director vor und war zudem regelmäßiger Gast am Pult der Metropolitan Opera in New York. Für einen langen Zeitraum leitete Christof Prick Arbeitsphasen, Konzerte und Reisen des deutschen Bundesjugendorchesters als dessen ständiger Dirigent und wurde zudem im Jahr 2001 von der Hochschule für Musik und Theater seiner Heimatstadt Hamburg als ordentlicher Professor für das Hauptfach und die Meisterklasse Dirigieren berufen. Darüber hinaus ist er weiterhin und unverändert als Dirigent sinfonischer Musik auf den Konzertpodien in Europa und den USA sowie z. B. an der Staatsoper Hamburg, der Volksoper Wien und andernorts als Operndirigent tätig. Für die Saison 2016/2017 hat Christof Prick als Chefdirigent die künstlerische Leitung des Beethoven Orchester Bonn übernommen. 34 Foto: Thilo Beu Beethoven Orchester Bonn Beethoven Orchester Bonn Den Ruf der Stadt Bonn im Geiste Beethovens in die Welt zu tragen gehört zum Leitbild des Beethoven Orchester Bonn. Ein Hauptgedanke der künstlerischen Arbeit ist die Präsentation ausgefallener Programme. Exemplarisch hierfür stehen verschiedene Aufnahmen, die mit ECHO KlassikPreisen und einem „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet worden sind. Am 1. Oktober 1907 unterschrieb die Stadt Bonn einen Vertrag, mit dem sie das zehn Jahre zuvor gegründete Philharmonische Orchester Koblenz und seinen Kapellmeister Heinrich Sauer in ihre Dienste nahm. Damit bekam die Beethovenstadt nach Auflösung der Kurfürstlichen Hofkapelle im Jahre 1794 wieder ein eigenes Berufsorchester. Es ist zugleich das Orchester in der Oper Bonn. Dirigenten und Gastdirigenten wie Gustav Classens, Richard Strauss, Max Reger, Volker Wangenheim, Dennis Russell Davies und Kurt Masur etablierten das Orchester in der Spitzenklasse in Deutschland. Von 2008 bis 2016 leitete der Schweizer Dirigent Stefan Blunier als Generalmusikdirektor die Geschicke des Orchesters. Unter 35 seiner charismatischen Führung wurden dem Bonner Klangkörper zahlreiche Preise verliehen. Für die Spielzeit 2016/2017 hat Christof Prick die künstlerische Leitung als Chefdirigent des Beethoven Orchester Bonn übernommen. Zum 1. August 2017 ist Dirk Kaftan von der Stadt Bonn zum Generalmusikdirektor des Beethoven Orchester Bonn und des Musiktheaters bestellt worden. Foto: Martina Reinbold Neben der Opern- und Konzerttätigkeit (ca. 35 Konzerte und 120 Opernaufführungen pro Saison) bildet die Kinder- und Jugendarbeit unter dem Titel „Bobbys Klassik“ einen wichtigen Schwerpunkt. 2009 und 2011 wurde das Education-Programm ebenfalls mit einem ECHO Klassik-Preis ausgezeichnet. Auch auf Tourneen durch Europa, Nordamerika, Japan und China konnte das Beethoven Orchester Bonn seinen Ruf als exzellentes Orchester bestätigen. Das Beethoven Orchester Bonn in Worcester, Mechanics Hall 36 Wir spielen für Dich! Sa 10.06.17 20 Uhr World Conference Center Bonn BOB GOES BAYREUTH RICHARD WAGNER Sinfonische Auszüge aus „Götterdämmerung“ Die Walküre, 1. Akt Christiane Libor Sopran Robert Dean Smith Tenor Stephan Klemm Bass Beethoven Orchester Bonn Christof Prick Dirigent Karten: € 34 – 17 Theater- und Konzertkasse: 0228-77 80 08 www.bonnticket.de, 0228-50 20 10 www.beethoven-orchester.de THEATER- UND KONZERTKASSE Tel. 0228 - 77 8008 Windeckstraße 1, 53111 Bonn Fax: 0228 - 77 5775, [email protected] Öffnungszeiten: Mo - Fr 10.00 - 18.00 Uhr, Sa 10.00 - 16.00 Uhr Tel. Vorbestellung: Mo - Sa 10.00 - 15 Uhr Kasse in den Kammerspielen Am Michaelshof 9, 53177 Bad Godesberg Tel. 0228 - 77 8022 Öffnungszeiten: Mo - Fr 10.00 - 18.00 Uhr, Sa 10.00 - 13.00 Uhr print@home: Karten buchen & drucken von zu Hause aus BONNTICKET: 0228 - 50 20 10, www.bonnticket.de Fax: 0228 - 910 41 914, [email protected] Karten auch in den Zweigstellen des General-Anzeigers und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. IMPRESSUM Beethoven Orchester Bonn Chefdirigent Christof Prick Wachsbleiche 1 53111 Bonn Tel. 0228 - 77 6611 Fax 0228 - 77 6625 [email protected] www.beethoven-orchester.de Redaktion Markus Reifenberg Texte Heidi Rogge Gestaltung res extensa, Norbert Thomauske Druck M. Scholl Druck Bildnachweise: Für die Überlassung der Fotos danken wir den Künstlern und Agenturen. Preis des Programmheftes: 2,00 € 38 HINWEISE Wir möchten Sie bitten, während des gesamten Konzertes Ihre Mobiltelefone ausgeschaltet zu lassen. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir Konzertbesucher, die zu spät kommen, nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns darum, den Zugang zum Konzert so bald wie möglich – spätestens zur Pause – zu gewähren. In diesem Fall besteht jedoch kein Anspruch auf eine Rückerstattung des Eintrittspreises. Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. Das Beethoven Orchester Bonn behält sich notwendige Programm- und Besetzungsänderungen vor. Beethoven Orchester Bonn Wachsbleiche 1 53111 Bonn Tel: +49 (0) 228-77 6611 Fax: +49 (0) 228-77 6625 [email protected] www.beethoven-orchester.de