Artikel Hast du da noch Töne? Über die Bedeutung von Musik in unserer Arbeit unter Kindern M usik nimmt einen herausragenden Platz im Alltag von Kindern und Jugendlichen ein. So hören beispielsweise über 30% der Kinder täglich 1 bis 4 Stunden Musik. Oft läuft das Radio auch schon bei Kindern zusätzlich wie eine „Klangtapete“ während anderer Tätigkeiten nebenher. Welche Musik hören Kinder? Dabei sind Kinder bis etwa zur zweiten Klasse noch nicht auf einen bestimmten Musikstil oder -geschmack festgelegt und von daher musikalisch leicht beeinflussbar, positiv wie negativ. Schnell schwärmen sie für die gerade aktuellen Titel und deren Interpreten in den Charts. Kürzlich erst ging die „Tokio-Hotel-Welle“ über unsere Kinder und Teens hinweg. Sogar schon Kinder im Kinderstundenalter werden in den Bann dieser Gruppe gezogen. Die Teenies waren teilweise wie ferngesteuert dieser Gruppe erlegen. Die Konsequenz ist: Mitarbeiter von Kinder- oder Teeniekreisen müssen sich mit der Alltagsmusik von Kindern ausBis einandersetetwa zur zen, um zweiten Klasse mit ihnen sind Kinder noch darüber nicht auf einen besprechen stimmten Musikzu könstil festgelegt. nen. Bei älteren Kindern ist es wichtig, deren Lieblingsgruppe oder -Lieder nicht pauschal 6 zu verurteilen (womöglich nur aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes der Gruppe und ohne sie richtig zu kennen!), sondern mit konkreten Textbeispielen oder anhand von Medienberichten (z. B. aus Jugendzeitschriften) über den Lebenswandel der Stars den Kindern zu erklären, an welchen Stellen wir aus biblischer Sicht Einwände haben müssen und warum. Manchmal gibt es in den aktuellen Titeln der Charts aber auch durchaus gute Anknüpfungspunkte, da religiöse Themen und Fragestellungen häufig in Liedern vorkommen (etwa bei Xavier Naidoo u.a.). Zugleich ist es aber auch die Aufgabe von uns Christen, ansprechende und zeitgemäße christliche Musik für die jeweilige Altersgruppe zu finden. Wo immer in unseren Gemeinden musikalisch begabte Mitarbeiter sind, sollte ein Kinderchor u. ä. gegründet werden, um z. B. christliche Kindermusicals einzuüben. Und in den Kinderstunden kann die musikalische Begeisterungsfähigkeit von Kindern genutzt werden, um den Kindern ein breitgefächertes Liedgut für ihr Leben und ihren Glauben mitzugeben. Warum ist es wichtig, dass in den Kinderstunden gesungen und musiziert wird? 1. Die Bibel lädt uns dazu ein (biblische Begründung) Die Bibel selbst, die stets Grundlage unserer Kinderarbeit sein muss, fordert immer wieder zum Singen und Musizieren auf: „Singet dem Herrn ein neues Lied!“ (Psalm 33,3). Neben zahlreichen Stellen über das Singen findet man in der Bibel auch Ausgabe 4 • 2007 Artikel richtige Lieder, wie zum Beispiel das Mirjamlied (2. Mose 15,20-21), Hannas Lobgesang (1. Samuel 2), den Lobgesang des Zacharias und der Maria (Lukas 1) und natürlich auch die Psalmen. In der Bibel werden oft Glaubenserfahrungen und besonders auch Emotionen wie Freude oder Klage in Liedern zum Ausdruck gebracht. Die Kinderstunde folgt also dem Wort Gottes, wenn sie den Kindern schon früh ein christliches Liedgut vermittelt und ihnen das Singen lieb macht. Die Bibel fordert immer wieder zum Singen und Musizieren auf. 2. Singen stärkt die Gemeinschaft (sozialpädagogische Begründung) Das gemeinsame Singen in der Gemeinde diente neben dem Lob Gottes auch immer der Gemeinschaft untereinander (vgl. Epheser 5,19). Dies gilt auch für unsere Kindergruppen. In einer Berliner Studie über die Wirkung von Musik auf Kinder wurde herausgefunden, dass Singen und Musizieren die soziale Kompetenz von Kindern stark verbessert. Gemeinsames Singen erfordert, dass die Kinder aufeinander hören. Jeder ist ein Teil vom Ganzen, und jeder ist wichtig, damit es kein Sologesang des Mitarbeiters wird. Jedes Kind sollte die Möglichkeit haben mitzusingen, egal ob es nun mehr oder weniger musikalisch ist. Auch der Einsatz von Orffschen Instrumenten (Klang- und Rhythmusinstrumente; lassen sich z. T. sogar selber basteln) hat sich bewährt. Diese machen den Kindern nicht nur Spaß, sondern lehren die Kinder auch das Teilen und Rücksichtnehmen. Denn nicht jeder kann immer die Triangel oder die Trommel bekommen. 3. Gesungene Texte bleiben haften (lernpsychologische Begründung) Gesungene Texte können von Kindern besser behalten werden als nur bloße Worte. Es gibt viele Lieder für Kinder, die biblische Geschichten und Verse zum Inhalt haben (beispielsweise „Noah, Noah“, Meine Lieder deine Lieder Hänssler Verlag Nr. 82, „Freunde“, Jede Menge Töne, Oncken-Verlag, Nr. 144). Werden diese Lieder oft gesungen, können sie den Ausgabe 4 • 2007 Kindern als Gedächtnisstütze dienen. Noch besser ist es, wenn zu den Liedern noch Bewegungen gemacht werden (z. B. „Gottes große Liebe“, Kinder feiern Jesus, Hänssler Verlag, Nr. 18, „Links, rechts, geradeaus“, Meine Lieder deine Lieder, Hänssler Verlag, Nr. 172). Denn dabei wird der natürliche Bewegungsdrang der Kinder berücksichtigt, was dann das ruhige Zuhören bei der Geschichte erleichtert. Kinder denken sich diese Bewegungen auch gern selbst aus. Nicht so musikalische Kinder können dann die Bewegungen den anderen vormachen. Die unterschiedliche Wirkung von Liedern hängt auch von deren Verortung im Aufbau der Kinderstunde ab. Am Beginn der Stunde können sie beispielsweise die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Sache lenken, motivierend wirken und zum Thema hinführen. Direkt vor der Geschichte sollte möglichst ein ruhiges Lied stehen. Wenn im Verlauf einer Kinderstunde ein lustiges Lied gesungen wurde, sollte das Abschlusslied noch einmal ein glaubensstärkendes Lied sein, da es der letzte Eindruck der Stunde ist, der die Kinder zurück in ihren Alltag begleitet. Lieder am Anfang oder Schluss einer Stunde können zusätzlich die Funktion eines festen Rituals der Sammlung und Konzentration haben. 4. Lieder gehen ins Herz (emotionale Begründung) Musik spricht unser InnersGut ausgetes an. Musik wählte Lieder kann Freutransportieren de, Angst, die Botschaft ins Traurigkeit Herz. und viele andere Gefühle in uns wachrufen und auch Veränderung von Gefühlen bewirken. Vor allem das Tongeschlecht (Dur oder Moll) und das Tempo spielen hierfür eine große Rolle. Dabei wirkt Dur eher lebensfroh und heiter, während Moll stärker melancholisch-traurige Gefühle erzeugt. Ein rasches Tempo kann sogar den Herzschlag beschleunigen, langsame Musik dagegen wirkt eher beruhigend. Der Kinderstundenmitarbeiter kann also auch bewusst Melodien zur Hilfe nehmen, um die emotionale Dimension bestimmter biblischer Inhalte den Kindern zu erschließen. So fällt es den Kindern leichter, die Gefühle anderer Personen zu verstehen. Die Geschichten können zum Erlebnis für die Kinder werden. Biblische Inhalte können dadurch nicht nur in den Kopf, sondern auch ins Herz gehen. Genauso können die Kinder durch Lieder und Musik ihre eigenen Emotionen ausdrücken. Sogar eine aggressive Stimmung in der Gruppe kann mit Hilfe von Musik abgeschwächt werden. Ist die Gruppe sehr unruhig, wirkt ein beruhigendes Lied oft Wunder. Man kann auch ein und dasselbe Lied je nach Situation ganz unterschiedlich singen: laut, leise, schnell, langsam. 5. Kinder tragen die Lieder nach Hause (missionarische Begründung) Christliche Musik kann im doppelten Sinn missionarisch wirken: Zum einen gibt es viele Kinder, die gerne singen oder Musik machen und allein aus diesem Grund zum Kinderchor einer Gemeinde kommen und dort durch die Lieder den Glauben an Jesus Christus kennenlernen. Zum anderen werden gute christliche Lieder mit eingängigen Melodien und „Ohrwurmcharakter“ von den Kindern auch zu Hause immer wieder gesungen. Mir ist ein Fall bekannt, wo Eltern durch ihre beiden Töchter und deren ständiges Singen von Liedern aus der Kinderstunde selber zur Gemeinde und zum lebendigen Glauben an Jesus Christus gefunden haben. Das passende Lied finden Wie bei sämtlichen Programmpunkten in der Kinderstunde gilt die Devise „Kopf, Herz und Hand“. Lieder sollten in der Kinderstunde immer einen Bezug zum gesprochenen Wort haben. Sie sollten möglichst im Zusammenhang mit der jeweiligen Geschichte oder dem Thema stehen und wo nötig inhaltlich erklärt werden. Die Liedtexte sollten deswegen zu der jeweiligen Altersgruppe passen, so dass die Kinder die Lieder verstehen können. Manches moderne Lobpreislied, das vielleicht dem Mitarbeiter gefällt, ist textlich für die Kinder nicht nachvollziehbar. Verstehen ist aber bei den Kindern die Voraussetzung dafür, 7 Artikel die Lieder und deren Inhalte im Gedächtnis zu behalten. Lieder stehen also in einem engen Zusammenhang mit der biblischen Geschichte oder den bestimmten Glaubenserfahrungen, die in der Stunde besprochen werden. Die Lieder müssen gerne von den Kindern gesungen werden, denn Singen sollte stets FreuEs de machen! ist stets zu Jüngere Kinfragen: Unterder mögen stützt das Lied besonders die Ziele der KinLieder, zu derstunde? denen man sich bewegen kann. Tipps zum Singen mit Kindern 8 Bevor neue Lieder in der Kinderstunde eingeführt werden, sollte der Mitarbeiter das Lied auf seine textliche und musikalische Qualität hin prüfen: Ist die Melodie eingängig und ansprechend? Das Lied sollte vom Tonumfang weder zu hoch noch zu niedrig sein. Ist der Text für die jeweilige Altersklasse verständlich? Für jüngere Kinder gilt: immer wenig, aber guter Text! Vorsicht ist bei englischen Liedern geboten: Da Englisch inzwischen schon in vielen Grundschulen gelehrt wird, kann man zwar durchaus ab und zu ein englisches Lied einflechten, was die Kinder oft begeistert. Aber man sollte hierbei besonders darauf achten, dass der Text übersetzt wird, einfach und verständlich ist (ein gutes Beispiel: „King of Kings“, Meine Lieder deine Lieder, Hänssler Verlag, Nr. 56). Es ist stets zu fragen: Unterstützt das Lied die Ziele der Kinderstunde? Nach Möglichkeit sollte der Mitarbeiter das Lied so gut verinnerlicht haben, dass er es auswendig kann. Beim Einüben neuer Lieder gilt die Devise: „Weniger ist mehr.“ Bei kleineren Kindern empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Zuerst sollte der Text vorgesagt und erklärt werden. Dann sollte der Text im Rhythmus des Liedes mehr- mals gesprochen werden. Der Mitarbeiter sollte nun das Lied vorsingen, dabei können die unterschiedlichen Tonhöhen mit dem Arm in die Luft „gemalt“ werden. Nun können die Kinder zusammen mit dem Mitarbeiter das Lied singen. Das Lied kann auch durch Klatschen oder Bewegungen gestaltet werden. Was tun, wenn man als Mitarbeiter meint, selber nicht singen zu können? In den meisten Fällen sollte man ruhig den Mut haben, es dennoch zu wagen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, gemeinsam mit den Kindern zu einem Lied von CD zu singen (die Lautstärke allerdings nicht zu hoch einstellen, damit die Kinder nicht nur zuhören, sondern selbst singen). Wichtig ist die Wiederholung von neu gelernten Liedern in den folgenden Stunden, damit den Kindern das Lied in der Zukunft ihres Lebens im Herzen und auf der Zunge sein wird. Gut gelernte Lieder können für Menschen eine Verbindung zum Glauben sein, selbst wenn sie gar nicht mehr in einer Gemeinde leben. Sie können ein Glaubensschatz sein, der sie bis ans Lebensende begleitet. Christiane Cochlovius, Grundschullehrerin Gehaltvolle Geschenke Tägliche Entdeckungen Anhand von monatlichen Themen werden die Kinder systematisch durch alle wichtigen Lehren der Bibel geführt. Dabei bekommen sie einfache und praktische Antworten auf viele Fragen, die Kinder bewegen. Kinder können zu jeder Zeit mit dem Andachtsbuch beginnen, da die 365 Andachten nicht an ein Datum gebunden sind. Das Andachtsbuch eignet sich für die Stille Zeit, Familienandachten etc. 408 Seiten, Hardcover Best.-Nr. 4880 • EUR 9,99 (CHF 25,00) Mit Jesus unterwegs Unser zweites Andachtsbuch finden einige noch besser als das erste. Ein Jahr lang sind Kinder mit Jesus unterwegs, begleiten ihn von der Krippe über das Kreuz bis zur Himmelfahrt und lernen dabei, ihm auch selber nachzufolgen: Wie kann ich Gott vertrauen, statt mich zu sorgen? Wie kann ich beten lernen? Wie kann ich meine Feinde lieben? Wie kann ich so leben, dass es Gott gefällt? Ab 9 Jahre geeignet, 416 Seiten, Hardcover Best.-Nr. 4890 • EUR 9,99 (CHF 25,00) Sie können diese Artikel über Ihre Landeszentrale bestellen Ausgabe 4 • 2007