DIALOG Ein kraftvolles, pulsierendes Leben führen Auszug aus „Dialoge über das Lotos-Sutra“, Bd. 4 Ein Gespräch zwischen Daisaku Ikeda, Haruo Suda und Katsuji Saito IKEDA: Kosen-rufu ist der Kampf, die Welt der Buddhaschaft zur Grundtendenz der Gesellschaft zu machen. Es läuft im Grunde darauf hinaus, Verbindungen zu immer mehr Freunden und Gefährten zu schaffen. Wenn wir uns auf den Buddhismus Nichiren Daishonins stützen, ist auf jeden Fall absolut keine Bemühung verschwendet. Wenn wir die Welt der Buddhaschaft zu unserer grundlegenden Lebenstendenz machen, können wir auf eine hoffnungsfrohe Zukunft zugehen, während wir aus all unseren Aktivitäten in den neun Welten, in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart, das meiste herausholen. Unsere Bemühungen in den neun Welten werden eigentlich zu der Nahrung, die die Welt der Buddhaschaft stärkt. Im Lichte des Prinzips, dass irdische Begierden Erleuchtung sind, werden alle 4 FORUM März April Leiden (d.h. „irdische Begierden“) zum „Brennholz“ der Erleuchtung (d.h. der Welt der Buddhaschaft). Das ist so ähnlich, wie unsere Körper Nahrung verdauen und sie in Energie umwandeln. SUDA: Da es ohne Holz keine Flamme gibt und unser Körper ohne Nahrung keine Energie hätte, wäre die Welt der Buddhaschaft ohne die neun Welten kraftlos. IKEDA: Das ist richtig. Ein Buddha, der keine Verbindung zu den wirklichen Leiden der neun Welten hat, ist kein echter Buddha – kein Buddha des gegenseitigen Enthaltenseins der Zehn Welten. Das ist die Bedeutung des Kapitels „Lebensspanne“. Man könnte gewissermaßen sagen, dass die Welt der Buddhaschaft sich in der Neigung ausdrückt, es sogar mit den Leiden der Hölle aufzunehmen. Das ist die Bedeutung der Aussage, dass die Welt der Hölle in der Welt der Buddhaschaft enthalten ist. Es ist Leiden für andere, Leiden, das als Ausdruck der Verantwortung und des Mitgefühls bereitwillig angenommen wird. Dafür zu arbeiten, die Lehren des Daishonin zu verbreiten und Freunde zu ermutigen, hat die Wirkung, die Welt der Buddhaschaft in unserem Leben zu stärken. Glaube bedeutet, freudig harte Arbeit anzunehmen. Andere Menschen zu manipulieren, damit sie die Dinge tun – das ist nicht Glaube, sondern organisatorisches Macht- und Autoritätsdenken. SAITO: Enthusiastisch und freudig mitten in das Leid zu gehen, das entspricht dem Geist der Bodhisattvas, aus Mitgefühl für andere karmisches Leiden auf sich zu nehmen. IKEDA: Ohne große Anstrengung können Sie als Mensch nicht wachsen. Wer den Kampf meidet, kann weder echten Glau- DIALOG ben manifestieren noch seine menschliche Revolution durchführen. Es gibt Menschen, die aufgeben, wenn es schwierig wird und die verzweifeln. Daher ist es wichtig, starke Lebenskraft zu besitzen. Wenn unser Leben stark ist, können wir all unsere Mühen zu einer Quelle der geistigen Nahrung machen. SAITO: Vom Prinzip des gegenseitigen Enthaltenseins der Zehn Welten her gesehen bedeutet die Erlangung der Buddhaschaft nicht, die neun Welten auszulöschen, sondern sie alle voll einzusetzen. Das gibt uns einen Eindruck von dem umfassenden Geist der buddhistischen Lehre. IKEDA: Auf der Grundlage des gegenseitigen Enthaltenseins der Zehn Welten zu leben, bedeutet mit dem Glauben als Grundlage ein Leben zu führen, das sich selbst durch und durch treu ist. Ein japanisches Sprichwort sagt, wenn man versucht, die Hörner eines Rinds geradezurichten, tötet man dadurch das Rind. Anstatt auf den Schwächen einer anderen Person herumzureiten, ist es viel wertvoller, sie zu ermutigen, ihr Hoffnung zu geben und es ihr zu ermöglichen, Ziele zu finden. Dadurch können wir z.B. einer ungeduldigen Person helfen, eine Person zu werden, die es nicht erwarten kann, positive Handlungen in Gang zu setzen. Das trifft auch auf das eigene persönliche Wachstum zu. Wir können ganz wir selbst sein. Es ist nicht notwendig, als etwas erscheinen zu wollen, das wir nicht sind. Da wir Menschen sind, gibt es Zeiten, in denen wir weinen, und solche, in denen wir lachen wollen, gibt es Zeiten zum Zornigwerden und Zeiten der Verwirrung. Wenn wir als gewöhnliche Menschen Kosen-rufu zu unserem Hauptziel machen, wird die Welt der Buddhaschaft zu unserer grundlegenden Lebenstendenz. Wenn Ärger die passende Reaktion ist, werden wir zornig. Wenn Leiden notwendig ist, leiden wir. Wenn Lachen am Platz ist, lachen wir. Wir genießen, was es zu genießen gibt. Der Daishonin sagt: „Leiden Sie, worunter man leiden muss, und freuen Sie sich, worüber man sich freuen kann.“ (DG 1, 23) Indem wir ein derart kraftvolles und pulsierendes Leben führen, können wir Tag für Tag in großen Sprüngen auf das absolute Glück zugehen und anderen helfen, dasselbe zu tun. SUDA: Das muss die Bedeutung eines Lebens auf der Grundlage des gegenseitigen Enthaltenseins der Zehn Welten sein. IKEDA: Es ist entscheidend, dass wir ein starkes Gefühl der Verantwortung für Kosen-rufu besitzen. Wenn wir die gleich- März April FORUM 5 DIALOG Was „ständig die Gedanken des Buddhas beschäftigt“, ist Kosen-rufu. Wenn wir entschlossen sind, gemeinsam mit den anderen Mitgliedern dieses Ziel zu erreichen, wird aus unserem Leben die Buddhaschaft hervorströmen und wir werden beginnen, das Prinzip des wahren gegenseitigen Enthaltenseins der Zehn Welten und der dreitausend Bereiche in einem einzigen Lebensmoment zu verwirklichen. Das Leben des Buddhas tritt aus den neun Welten eines gewöhnlichen Menschen hervor. Das ist das gegenseitige Enthaltensein der Zehn Welten. Der Daishonin sagt: „Wenn Sie hundert Millionen Äonen von Bemühung in einem einzigen Lebensmoment aufbringen, werden in jedem Augenblick die drei erleuchteten Eigenschaften des Buddhas in Ihnen erscheinen.“ (JG, 790) gültige Einstellung haben, dass „irgendjemand sich schon darum kümmern wird“ oder „die Dinge schon irgendwie gut gehen werden“, dann fügen wir der Welt der Buddhaschaft in unserem eigenen Leben Schaden zu. Wenn z. B. der Monatsplan beschlossen wird und wir einfach nur die Daten in unseren Kalender eintragen, werden wir nicht zum Handeln angespornt. Unser Geist und unsere Energie sollten auf die Aufgaben konzentriert sein, die wir erfüllen müssen. Dann ist unser Gebet ausgerichtet und durch das Prinzip der dreitausend Bereiche in einem einzigen 6 FORUM März April Lebensmoment wird das gesamte Universum sich auf unseren Sieg und unseren Erfolg hinbewegen. Wir müssen Kosenrufu zu unserem Hauptziel machen. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit auf unsere Freunde und Gefährten richten. Wir müssen aus ganzem Herzen für Kosen-rufu, für das Wohlergehen der SGI und das Glück aller beten, und wir müssen handeln. Das bedeutet es, ein wahrer Verfechter von Kosen-rufu zu sein. Das Lotos-Sutra sagt, dass „böse Dämonen Besitz von anderen ergreifen werden“ (LS 13, 194). Wir müssen aber zu Menschen werden, von denen „der Buddha Besitz ergreift“.