24. Juli Robert Kovács, Wien Carl Czerny (1791 - 1857) Präludium und Fuge in a-Moll, op. 607 Richard Wagner (1813 - 1883) Pilgerchor aus dem Tannhäuser (Transkription von F. Liszt) Franz Liszt (1811 - 1886) Am Grabe Richard Wagners Anton Bruckner (1824 - 1896) Präludium in C-Dur Carl Czerny Präludium in a-Moll, op. 698/19 Franz Liszt Ad nos, ad salutarem undam Franz Liszt Den in Wien von Carl Czerny und Antonio Salieri sowie in Paris von Ferdinando Paër und Anton Reicha ausgebildeten jungen Liszt führte eine sensationelle Pianistenkarierre durch Europas Städte und tonangebende Salons. 1848 ließ er sich in Weimar nieder und entfaltete in der noch immer kleinen Residenzstadt eine umfangreiche Tätigkeit als Opern- und Konzertdirigent, Komponist und international gefragter Lehrer. 1858/59 trat er, von Intrigen genötigt, von seinen Weimarer Ämtern zurück und verließ die Stadt 1861; bis 1867 lebte er in Rom und verbrachte die letzten zwanzig Lebensjahre zeitweise in Rom, Weimar und Budapest. Liszts kompositorisches Gesamtwerk reicht von der publikumsberauschenden Opernparaphrase bis zum esoterischen, die Grenzen der To- nalität überschreitenden Spätwerk. Zu den epochemachenden Resultaten seines Komponierens gehört insbesondere die Symphonische Dichtung als von einem außermusikalischen Programm überformte Fortsetzung der klassischen Symphonik. Im Zentrum seines Orgelwerks stehen die drei großen Werke, die – so Liszt über seine Ad nos-Fantasie – in ganz neuer und freier Form geschrieben sind. Daneben haben wir von ihm zahlreiche kleinere Orgelstücke, die entweder liturgischen Aufgaben dienen (z. B. Missa pro organo, Requiem) oder aber privaten Charakter tragen (etwa Am Grabe Richard Wagners, Sposalizio). Die liturgischen Werke stehen im Spannungsfeld von Autonomie und Funktionalität ganz auf der dienenden Seite und markieren den tiefen Bruch zwischen gottesdienstlich gebundener und autonomer Orgelmusik. Andere kleine Stücke sind teils kompositionsgeschichtlich interessant, teils von frappierender Simplizität (Choral Nun danket alle Gott). Franz Liszt Phantasie und Fuge über den Choral ’Ad nos, ad salutarem undam’ Der Choral Ad nos, ad salutarem undam, herum venite, miseri! Ad nos venite, populi! (Zu uns, zur rettenden Woge, kehrt zurück, ihr Elenden! Kommt zu uns, ihr Völker!) stammt aus Giacomo Meyerbeers Oper Le Prophete. Diese war 1840 vollendet worden, erlebte aber wegen Besetzungsproblemen ihre sensationelle Pariser Uraufführung erst 1849; es folgten ebenfalls bejubelte deutsche Aufführungen u. a. in Dresden, Frankfurt am Main und Hamburg. Liszt, der bereits zuvor auf der Basis eines Klavierauszuges unter dem Titel Illustrations du Prophete eine Reihe von Klavierparaphrasen über verschiedene Themen der Oper geschrieben hatte, komponierte die Fantasie und Fuge möglicherweise unter dem Eindruck der Dresdener Prophete-Aufführung im Februar 1850. Fünf Jahre später, am 26. September 1855, spielte Liszts Schüler Alexander Winterberger (1834 - 1914) das Meyerbeer gewidmete Werk in einer von Liszt neu eingerichteten Fassung anlässlich der Einweihung der neuen LadegastOrgel im Merseburger Dom. Jener Choral der Wiedertäufer hat in der Oper eine zentrale Bedeutung als Aufruf an das geknechtete Volk, sich gegen seine Unterdrücker zu erheben. Bei Meyerbeer ist dieser Cantus firmus im 6/4-Takt gehalten und damit im Wechsel von Halben und Vierteln rhythmisch entspannter als in Liszts 4/4-Takt. Im zweiten Takt des Chorals verändert Liszt zudem das archaisierende B der Vorlage in ein leittöniges H; die Pointe des Intervalls G - Des ist ebenfalls Liszts Modifikation - Meyerbeer schrieb G - D. Anders als Meyerbeer vermeidet Liszt auch einen wirklichen Schluss des Chorals und lässt vielmehr, auf Fort- setzung und Variierung zielend, dessen Ende offen. Als formale Schwerpunkte des Werkes kristallisieren sich die folgenden Teile heraus: ein einleitender Abschnitt, sodann ein erster Satz, ein langsamer zweiter Satz , um den Zentralton Fis kreisend und damit denkbar weit entfernt von der Grundtonart c-Moll, und schließlich ein zweigeteilter Schlusssatz mit zwei Fugen: Fuge 1 umfasst die Takte 493 - 581, Fuge 2 beginnt in T. 615 und geht fließend in die Coda über, welche in H-Dur einsetzt. Die nicht genannten Takte sind keineswegs Leerlauf; in ihnen lässt uns der Komponist teilnehmen an Denkprozessen, die im Gestus der Improvisation entweder ein Nach-Denken über das Vergangene oder aber ein Ins-Auge-Fassen neuer Ziele sind. Vor diesem Hintergrund einer dreisätzigen Sonatenform arbeitet Liszt vor allem mit dem Mittel der Variation oder besser: der thematischen Transformation. Was aus dem Choral wird, sehen wir z. B. in T. 141ff.: Aus einzelnen Motiven des Hymnus ist eine Fanfare geworden, die sich wiederum zur Prière wandelt und eine pseudovokale, chorartige Akkordik evoziert. Das Thema mutiert also zu verschiedenen Charakteren, die alle eine gemeinsame Wurzel haben, aber durch das Mittel der leitmotivischen Manipulation polarisiert werden. Diese Mutationen sind indessen kein Wuchern in alle möglichen Richtungen; sie unterliegen vielmehr einer großräumigen Strategie, der auch die beiden Fugen zu gehorchen haben. Die Formulierung des ersten Fugenthemas ist die inhaltliche und motivische Quintessenz all der Schicksale, die das Thema bisher durchlebt hat; zugleich fällt auf, dass Liszt sich in den Intervallen wieder stärker an Meyerbeers Vorlage orientiert. Es geht ihm nicht einfach darum, eine zünftige Fuge zu schreiben. Die hergebrachte Form ist nur insofern interessant, als sie im Hier und Jetzt der Komposition eine Aufgabe erfüllt die der Steigerung durch Akkumulation: Polyphonie (oder Scheinpolyphonie) als geeignetes Medium zur Ansammlung von Energien, die sich dann auch entladen. Die zweite, erstaunlich geringstimmige Fuge hat eine Aufgabe, welche ab T. 657 erkennbar wird: Sie soll das Thema in seiner Urgestalt wieder hervordenken. Ein Kunstgriff besonderer Art ist die Scheinlösung in T. 689ff., wo dieses Thema trügerisch im unbrauchbaren H-Dur anklingt und erst nach einem spannenden Modulationsweg schließlich C-Dur als salutaris unda erreicht. Robert Kovács wurde in Ungarn geboren, mit 5 Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht. Mit 12 begann er Orgel zu spielen. Nach der Matura im Jahre 1994 am Konservatorium in Budapest begann er sein Studium für Konzertfach Orgel und Kirchenmusik an der Wiener Musikuniversität, das er 2002 mit mehrfacher Auszeichnung abschloss. Seine Orgelprofessoren waren u. a. Hans Haselböck und Peter Planyavsky. Jahrelanges Mitwirken und Zusammenarbeit verbindet ihn mit den Dirigenten und Chorleitern wie Erwin Ortner (Arnold Schönberg Chor), Johannes Prinz (Wiener Kammerchor, Wiener Singverein) und Herbert Böck (Concentus vocalis). Er ist seit 1997 Mitglied der Wiener Choralschola. 1998 erhielt Robert Kovács den 2. Preis beim Internationalen Improvisationswettbewerb "Anton Heiller" in Wien, im Jahr 2000 wurde ihm ein Würdigungspreis des Ministeriums für Kultur in Wien verliehen. 2004 erreichte Robert Kovács beim Internationalen Orgelimprovisationswettbewerb in Haarlem die Endrunde, 2006 gewann er ebenda den 1. Preis. Im Oktober 2008 erhielt er beim Internationalen Orgelimprovisationswettbewerb in Schlägl (Oberösterreich) den 1. Preis und den Publikumspreis. 2001 bis 2003 wirkte er als Kirchenmusikreferent der Erzdiözese Wien, 2004 wurde er in das Stift St. Florian berufen, wo er 3 Jahre lang als Stiftsorganist an der Brucknerorgel tätig war. 2008 - 2009 hauptverantwortlicher Organist der Augustinerkirche in Wien, seit März 2009 Domorganist und Kirchenmusikreferent der Diözese Eisenstadt. Robert Kovács tritt mit Solisten und Orchestern (Wiener Symphoniker, Tonkünstlerorchester NÖ, RSO Wien) regelmäßig auf. Er spielte bereits mehrmals den Orgelpart des Oratoriums Das Buch mit sieben Siegeln von Franz Schmidt, im Dezember 2009 gab er sein Debüt mit diesem Werk bei den Wiener Philharmonikern unter Nikolaus Harnoncourt.