Entwicklung der Forensischen Ambulanzen in Deutschland

Werbung
Entwicklung der Forensischen
Ambulanzen in Deutschland
Dr. Gernot Hahn
… a long way …
1987
Berlin: Forensisch-psychiatrische Fachambulanz
1988
Forensisch-Psychiatrische Ambulanz Gießen
1990-1993
Bundesministerium für Gesundheit: „Modellverbund ambulante
psychiatrische und psychotherapeutische/psychosomatische Versorgung
der Bevölkerung – Schwerpunkt Forensik“(Hannover/Moringen,
Lippstadt, Düren und Gießen)
1994
Forensische Nachsorgeambulanz Erlangen
1995 - 2011
Arbeitsgemeinschaft Forensische Nachsorge (Freese)
2000
Modellprojekt: „Ambulante Sicherungsnachsorge Bayern - 1“ Bayreuth,
Erlangen, Haar
2007
Reform der Führungsaufsicht (Forensische Ambulanzen)
Seit 2009
Nachsorgetagung“Stichtagserhebung „Forensische
Nachsorgeambulanzen in Deutschland“ (Hahn & Wörthmüller)
2011 - xxx
„Forensische Nachsorgetagung (Gießen, Kassel, …)
2012-2013
Arbeitskreis Qualitätskriterien und –parameter forensisch-psychiatrischer
Nachsorge (Freese)
Forensische Nachsorge in
Deutschland - heute
63er-Kliniken mit Ambulanz:
19
64er-Kliniken mit Ambulanz:
13
63er/64er-Kliniken mit Ambulanz:
33
Gesamt:
65
 ca. 4000/4500 Patienten
Stichtagserhebung
„Forensische Ambulanzen in Deutschland“
  Jährliche Datenerhebung zum 15.04.
  Zentrale Datenauswertung (Hahn &
Wörthmüller)
  Beteiligung: zuletzt 20 Ambulanzen
  Umfang: Gesamtauswertung und
klinikbezogene Datenanalyse
  Patientenzahlen: 2012  N = 1108
  Einzige Gesamterfassung zur Patienten- und
Versorgungsstruktur & Effizienz
Stichtagserhebung 2009-2012
Geschlechterverteilung (§ 63 StGB)
10
9,5
9,6
9,8
9,8
9
Reihe1
8,5
8,4
8
7,5
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Dauer der stationären Unterbringung (§ 63 StGB)
88
86,9
86
84
82
Reihe1
80
78
79,2
78,4
78,7
76
74
2009
2010
2011
2012
Deliktgruppen (§ 63 StGB)
15,1
Körpe rverletzung
30
40
Sexualdelikte
50
Tötungs delikte
10,8
20
10,5
11,8
10
14,7
0
18,8
26,1
2009
17,5
19,3
24,1
2010
17,5
16,8
22,6
2011
13,1
19,9
31,4
2012
60
Gem ein gef.
70
80
Diagnosegruppen (§ 63 StGB)
60
50
40
30
20
10
0
2009
2010
2011
2012
F 20
54
49,3
58,5
57,9
F 60
22,7
24,9
23,7
21,9
3D-Säule 3
Stichtagserhebung 2009-2012
StGB 67b-Fälle (§ 63 StGB)
8
7,1
7
6
5,6
5
4
3
4,7
Reihe1
3,4
2
1
0
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Dauer der Forensischen Nachsorge (§ 63 StGB)
35
31
30
27
25
20,3
20
Reihe1
15
10
5
0
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Patienten mit Migrationshintergrund (§ 63 StGB)
25
20
19,5
15
21,1
14,6
Reihe1
10
5
0
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Vorangehende Unterbringung im MRV nach § 63
StGB: Widerrufsfälle nach § 67g StGB
11
10,5
10
10,4
10
9,8
9,5
Reihe1
9
9
8,5
8
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Wohnform „Eigene Wohnung“ (§ 63 StGB)
60
50
40
52,4
45,1
43
48
30
Reihe1
20
10
0
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Wohnform „Wohnheim“ (§ 63 StGB)
60
50
48,4
49,1
40
34,6
30
37,9
Reihe1
20
10
0
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Einbindung in polizeiliche
Ländermaßnahmen (§ 63 StGB)
8
7
6,8
6
5
4
3
2
Reihe1
2,9
2,4
1,4
1
0
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Gesetzliche Betreuung (§ 63 StGB)
52,5
52
51,5
51
50,5
50
49,5
49
48,5
48
52,2
50,5
49,8
2009
Reihe1
49,5
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Häufigkeit der ambulanten Einzelkontakte (§ 63 StGB
40,6
35,4
32,3
27,4
12,9
11,4
2,4
5,6
0
31,8
42,6
14tägig
wöchentl.
45
38,2
monatl.
20
40
60
80
2009
2010
100
2011
120
2012
140
160
180
Stichtagserhebung 2009-2012
Ambulante Gruppenangebote (§ 63 StGB)
12
10,2
10
8
10,2
7,9
6
Reihe1
4
2
0
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Durchführung von Fallkonferenzen (§ 63 StGB)
90
88
86
84
82
80
78
76
74
72
88,6
77,8
2009
88
Reihe1
79
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Integration in Arbeitsplatz (§ 63 StGB)
35
30
26,2
25
20
20,6
15
29
18
Reihe1
10
5
0
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Rentenbezug (§ 63 StGB)
40
35
30
25
25,2
28,6
31,3
33,8
20
Reihe1
15
10
5
0
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Bezug von Sozialleistungen (§ 63 StGB)
80
70
68,8
60
57,7
50,5
50
57,4
40
Reihe1
30
20
10
0
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Wohnsituation: „Alleine“ (§ 63 StGB)
46
44
44,3
43,7
43,7
42
40
Reihe1
38
37,6
36
34
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Erneute Straffälligkeit (§ 63 StGB)
7
6
6,3
5,5
5
4,7
4
3,75
Reihe1
3
2
1
0
2009
2010
2011
2012
Stichtagserhebung 2009-2012
Stationäre Krisenintervention § 67h StGB ( 63 StGB)
25
20
19,4
17,2
15
14,9
12,2
10
Reihe1
5
0
2009
2010
2011
2012
Patientenstruktur in der
Forensischen Ambulanz
Höherer
weiblicher Anteil
Geringe
Rückfallrate
Erhebliche
Strafrechtliche
Vorbelastung
Erhebliche
Anlassdelinquenz
Krisenanfälligkeit
FPA
Geringe gesellschaftliche
Teilhabe
Unzureichende
Soziale
Integration
Multimorbidität
Sehr hohe
Unterbringungsdauer
Chronizität der
Störung +
Delinquenz
Forensische Nachsorgeambulanzen Entwicklung
Arbeitsstruktur und Standards
Forschung
Finanzierung
Vernetzung
Entwicklung:
Arbeitsstruktur und Standards
•
Strukturqualität:
–
–
–
–
–
•
Facharztstandard/Personalausstattung
Vernetzung (Straffälligenhilfe, Sozialpsychiatrie)
Dokumentation
Kriminalitätsbelastung (Kennzahlen) „Instituional Burden of Relapse“
Erreichbarkeit/Regionalbezug (Notfall-/Rufbereitschaft)
Prozessqualität
– Behandlungsplanung/Instrumente
– Behandlungsintensität & Differenziertes Behandlungsangebot
– Leitlinienorientierte Threapieverfahren
•
Ergebnisqualität:
– Erneute Delinquenz (während FA, nach FA?)
– Quality of Life
– 67h/67g- Fälle
Entwicklung:
Finanzierung
Uneinheitliche Finanzierungsgrundlagen:
7,45 EUR/Tag – 35,- EUR/Tag
Bayern: 510,- EUR pauschal/Behandlungsmonat
(seit Einführung Januar 2009) + Anschubfinanzierung
Uneinheitliche Abrechnungspraxis Krankenkassen
Kostensteigerung nicht kompensiert:
2 Tariferhöhungen, Kraftstoff- und Energiepreise
Zunahme der Fallzahlen (N ~ 4500 bundesweit)
Entwicklung:
Vernetzung
Wegfall des bundesweiten AK „Forensische Nachsorge“ 
Fachtagungen, regelmäßiger Austausch? Next:
3. Forensische Nachsorgetagung 25./26.04.2013 Kassel
Regionale Vernetzungsprojekte
(z. B. Jahrestagung Irsee, FPIA-Netzwerk im süd-westdeutschen Raum - RPF)
Vernetzung Forensische Nachsorge und Sozialpsychiatrischer Versorgungsbereich (DGSP-Projekt)
AK „Qualitätsparameter“ (next: 01.02.2013 – Kassel)
Vernetzung Forensische Nachsorge – Straffälligenhilfe?
Entwicklung:
Forschung
Forensische Nachsorge
Patientenstruktur
-Kriminalitätsbelastung
-Diagnoseverteilung
-Migration
-Genderaspekte
-Frühstarter
-„Olders“
Versorgungsstruktur
-Behandlungsparameter und
-Behandlungseffekte
-Krisenintervention
„Nachsorge ohne Vorsorge“
(§ 67b StGB)
Eingliederungseffekte
Quality of Life
Rückfalldelinquenz
Sektoreneffekte
• Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Krisenintervention in der
forensisch-ambulanten
Nachsorge
Dr. Gernot Hahn
Irsee 23.01.2013
Feldbezug – Welche Krisen weißen
meine Probanden auf?
• Bilden Sie Gesprächspaare. Berichten Sie
abwechselnd jeweils 10 Minuten, welche
Krisen Ihre Probanden in der Praxis
aufweisen und wie oft das vorkommt.
Dokumentieren Sie die Ergebnisse einzeln
auf Karten und vergleichen Sie die beiden
Berichte (Ähnlichkeiten,
Überschneidungen, Unterschiede).
Präsentieren Sie die Ergebnisse im
Plenum.
Krise: Gefahr-WendepunktChance
•
Das chinesisches Schriftzeichen für Krise: „Gefahr und Gelegenheit“
• Weiji: 危机
•
Im Chinesischen werden abstrakte Begriffe oft aus zwei
elementaren Wörtern (und damit Schriftzeichen) zusammengesetzt.
So auch in diesem Fall: Krise wird mit weiji 危机 übersetzt, Chance
mit jihui 机会 . Beiden gemeinsam ist also das Zeichen ji 机
•
Das griechische Wort
bezeichnet nicht eine
hoffnungslose Situation, sondern den Höhe- oder Wendepunkt einer
gefährlichen Situation
In der Medizin bezeichnet Krise das Stadium einer Infektion, in der
das Fieber schon wieder im Sinken begriffen ist.
•
•
krisis
Krise als Gefahr, Chance und Wendepunkt bezeichnet mehrere
Aspekte, die eng beieinander liegen. Welches Moment stärker ist oder
wird, hängt immer auch von den Reaktionen auf ein kritisches Ereignis
oder in einem krisenhaften Prozess ab.
Was sind Krisen?
3
Krisendefinitionen
•
•
Klassische
Duden: „gr.: krisis, lat.: crisis, Entscheidung, entscheidende Wendung, als
Terminus der medizinischen Fachsprache zur Bezeichnung des Höhe- und
Wendepunktes einer Krankheit….. Im 18. Jh. Beginnt Gebrauch des Wortes
im Sinne von entscheidende, schwierige Situation.
•
§ 67h StGB: Befristete Wiederinvollzugsetzung; Krisenintervention
•
(1) Während der Dauer der Führungsaufsicht kann das Gericht die ausgesetzte
Unterbringung nach § 63 oder § 64 für eine Dauer von höchstens drei Monaten
wieder in Vollzug setzen, wenn eine akute Verschlechterung des Zustands der aus
der Unterbringung entlassenen Person oder ein Rückfall in ihr Suchtverhalten
eingetreten ist und die Maßnahme erforderlich ist, um einen Widerruf nach § 67g zu
vermeiden. Unter den Voraussetzungen des Satzes 1 kann es die Maßnahme erneut
anordnen oder ihre Dauer verlängern; die Dauer der Maßnahme darf insgesamt
sechs Monate nicht überschreiten. § 67g Abs. 4 gilt entsprechend.
(2) Das Gericht hebt die Maßnahme vor Ablauf der nach Absatz 1 gesetzten Frist auf,
wenn ihr Zweck erreicht ist.
•
Was sind Krisen?
4
Stichtagserhebung 2009-2012
Stationäre Krisenintervention § 67h StGB ( 63 StGB)
25
20
19,4
17,2
15
14,9
12,2
10
Reihe1
5
0
2009
2010
2011
2012
Krisendefinitionen
•
(Hahn 2011): Krise als das Auftreten von Aufgaben und
Belastungen, die mit den zur Verfügung stehenden internalen und
externalen Ressourcen nicht bewältigt werden können und deren
Intensität als so stark wahrgenommen wird, dass die Erschließung
neuer Ressourcen als nicht aussichtsreich erlebt wird, wodurch
deren Lösung im Ergebnis als völlig offen eingeschätzt wird. Das
Erleben der Krise kann mit psychischen, physischen oder sozialen
Beeinträchtigungsgefühlen oder tatsächlichen
Beeinträchtigungen einhergehen. Krisenzustände können
kurzfristig auftretende Ereignisse, mittelfristig angelegte
Phänomene der Entwicklung, oder langfristig-chronisch
verlaufende Episoden darstellen. Durch den Eintritt der Krise kann
das Verhaltensrepertoire stark eingeschränkt sein, oder es kann
zu ungewöhnlichen, unangemessenen Verhaltensweisen kommen.
Personenbezogene
Krisenkonzeption (Lazarus/Ebert/Bosshard 1999)
Menschlicher Organismus
Gleichgewicht
Stressereignis
Gleichgewichtsstörung
Vorhandensein von Gleichgewichtsfaktoren
+
Realistische Wahrnehmung
+
Adäquate Hilfen
+
Adäquate Verhaltensmuster
bewirken
Lösung des Problems
Wiedergewinnung des Gleichgewichts
Keine Krise
Fehlen von Gleichgewichtsfaktoren
+
Gestörte Wahrnehmung
+
Keine adqäuaten Hilfen
+
Keine adäquaten Verhaltensmuster
bewirken
Keine Problemlösung
Anhalten der Gleichgewichtsstörung
Krise
Krisenaspekte
Vier Aspekte der Krise (nach Cullberg
1978)
• das auslösende Ereignis
• die psychologische Bedeutung
• der Verlauf der Krise
• der soziale Kontakt in der Krise
Was sind Krisen?
Krisenaspekte
Auslösendes
Ereignis
Psychologische
Bedeutung
Soziale Kontakte
In der Krise
Verlauf
Der Krise
Cullberg (1978)
Krise und Krisenzuschreibung
•
•
•
•
Selbst erkannte (und benannte) Krise
Von außen beobachtete (und benannte) Krise
Übereinstimmung der Krisendefinition
Fehldiagnosen („Ich weiß, es schaut schlimm aus, mir
geht es aber eigentlich noch recht gut…“)
• Forensische Ambulanz: „Mir darf keine Krise entgehen.
Ich darf nichts falsch machen. Es darf nichts passieren.“
„Die Probanden verschweigen mir wesentliche Dinge.“
„Ich muss höllisch aufpassen.“
• Spezifische Kommunikation und Beziehungsgestaltung
Was sind Krisen?
Psychische Aspekte
4 Grundbedürfnisse (zur Erreichung psychischer Stabilität)
Bindung
Lustgewinn und
Unlustvermeidung
Orientierung und
Kontrolle
Selbstwerterhöhung und
Selbstwertschutz
Grawe (2000)
Psychische Aspekte
Erlernte Hilflosigkeit
•
•
(Seligmann, 1979): Erlernte Hilflosigkeit bezeichnet das
Phänomen, dass Menschen infolge von Erfahrungen der Hilf- oder
Machtlosigkeit ihr Verhaltensrepertoire dahingehend einengen, dass
sie als unangenehm erlebte Zustände nicht mehr abstellen, obwohl
sie es (von außen betrachtet) könnten. Das eigene Verhalten, die
eigenen Möglichkeiten werden als irrelevant eingeschätzt.
Sozialer Kontext: Umgebungen, in denen Personen Ereignisse
erleben, bei denen sie sich hilflos fühlen oder tatsächlich hilflos sind:
•
•
•
•
•
•
•
•
Wiederholtes Versagen
Mobbing
Behinderung
miterlebte Todesfälle
Gefängnis
Krieg
Obdachlosigkeit
Hunger(snot)
Psychische Aspekt
Krisenwahrnehmung – Kognitive Verzerrung
• Persönliches Problem: Menschen in Krisen
sehen eher sich selbst als Problem und nicht die
äußeren Faktoren.
• Generalisierung 1: Menschen in Krisen fixieren
sich auf das aktuelle Problem, sie sehen das
Problem als allgegenwärtig und nicht auf
bestimmte Situationen begrenzt.
• Generalisierung 2: Sie sehen das Problem als
unveränderlich und nicht als vorübergehend
• Reduktion der Wahrnehmung, Tunnelblick
• Regression
Statische Protektivfaktoren
Erwachsenenalter – Personale Faktoren
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Introspektionsfähigkeit
Verbalisationsfähigkeit
Intelligenz
Positive Bildungserfahrungen
Akzeptanz ungünstiger (Früh)Sozialisation ohne negative Aspekte zu
negieren
SOC-Gefühl von Verstehbarkeit (Erkennen komplexer sozialer
Zusammenhänge)
SOC-Gefühl von Handhabbarkeit
Empathiefähigkeit
Erfahrung der Selbstverwirklichung in nicht-delinquenten Aktivitäten
Dauerhaft gute, stabile Beziehung zu mindestens einer primären
Bezugsperson
Fähigkeit intensive Beziehungen einzugehen/aufrechtzuerhalten (sicheres
Bindungsverhalten)
Emotionale Intelligenz (Wahrnehmung, Zuordnung, Verbalisation und
Regulation von Gefühlen)
Störungs-/Krankheitseinsicht
Statische Protektivfaktoren
Erwachsenenalter – Motivationale Faktoren
• Hohe Bedeutung spiritueller Orientierung
für die eigene Lebensführung i. S.
günstiger moralischer Einstellung
• SOC-Gefühl von Sinnhaftigkeit
• Nachholen von Bildungsabschlüssen
• Vielseitige Interessen und Engagement
Dynamische Protektivfaktoren
Externale Aspekte
• Funktionierendes soziales Sicherungssystem
• Verfügbarkeit externer, institutioneller
Kontrollinstanzen + deren Akzeptanz + deren
flexible Ausgestaltung
• Soziale Integration durch Übernahme sozialer
Funktionen
• Soziale Unterstützung (dadurch Vermittlung
emotionaler Verbundenheit)
• Soziale Kontrolle (durch nicht-delinquente peers)
Dynamische Protektivfaktoren
Personale Aspekte
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Soziale Flexibilität/Anpassungsfähigkeit
Geregelte, sichere Tagesstruktur
Zufriedenheit mit Wohnsituation
Günstige materielle Situation/sicheres Einkommen
Fähigkeit zur Distanzierung von negativen Einflüssen
Adaption relevanter Therapieergebnisse in echte Lebenssituation
Hoffnungspotential/Optimismus ohne Verleugnung von
Risikoaspekten/Vulnerabilität
Fähigkeit externe Ressourcen zu nutzen
Soziales Integrationsbedürfnis/Fähigkeit dieses umzusetzen
Guter sozialer Status durch Tätigkeit/Beruf
Fähigkeit zur Einhaltung sozialer Regeln
Positive Bewertung aktueller Partnerschaft (in allen Qualitäten)
Belastungsbewältigung als
Protektivfaktor
(Scheibelberger 2009)
• Positiver Zusammenhang
zwischen
Bewältigungsstrategien
(SVF 120), Resilienz (RS
25) und sozialer
Unterstützung F-SozU)
Einzelfaktoren:
Soziales Unterstützungsbedürfnis
Ablenkung/Ersatzbefriedigung
Wahrnehmung der eig. Resilienz
( ~ Antonovsky)
Emotionale Unterstützung
Praktische Unterstützung
Soziale Integration
Wahrgenommene Soziale
Unterstützung
SAPROF –
Structured Assessment of Protective Faktors
•
•
•
Internale Items
– Intelligenz
– Sichere Bindung in der Kindheit
– Empathie
– Coping
– Selbstkontrolle
Motivationale Items
– Arbeit
– Freizeitaktivitäten
– Finanzmanagement
– Behandlungsmotivation
– Einstellung ggü. Autoritäten
– Lebensziele
– Medikation
Externale Iterms
– Netzwerk
– Intimbeziehungen
– Professionelle Hilfe
– Wohnsituation
– Aufsicht
•
Anschluss an standardisierte
Instrumente zur Risikoeinschätzung
(PCL, SVR-20, Static-99)
•
3 Ebenen protektiver Faktoren
(internale, motivationale und externale
Items)
•
17 Items
•
3-Punkte-Skala
– 0 = Nein
– 1 = Vielleicht
– 2 = Ja
Krisenreaktionen
• Der Krise-Angst-Wut-Zyklus
• Belastungserlebnis als Angstauslöser
• Angst als „Unlusterleben“ und Belastung,
Bedrängnis
• Angst als Hintergrundfolie für
eingeschränkte Verhaltensoptionen
• Angstabwehr durch Wut (Externalisierung:
Aggression)
Psychische Merkmale
Krisenreaktionen
Der Krise-Angst-Wut-Zyklus
Belastungserlebnis
als Angstauslöser
Angstabwehr
durch Wut
Extern:
Aggression
Angst als
„Unlusterleben“
Belastung und
Bedrängnis
Angst Hintergrundfolie für
eingeschränkte
Verhaltensoptionen
Familie als Ressource bei der
Krisenbewältigung
• Ressourcen sind „Quellen oder Mittel um eine Handlung
zu tätigen“. In der Kriminaltherapie zählen sie als
Schutzfaktoren bzgl. sozialer Integration und
Deliktvermeidung (Hahn 2007)
Soziale Ressourcen als protektive Faktoren
Direkte Wirkung auf
Stressoren
(bessere Reaktionsmöglichkeiten)
Indirekte Wirkung durch
Stabilisierung des
emotionalen Verhaltens
emotionale Bestätigung
Individuelle Stabilität
durch Integration
Indirekte Wirkung durch
veränderte Wahrnehmung
und Bewertung von
Stressoren
(z. B. Konzept
„Selbstwirksamkeitserwartung“„
Kontrollüberzeugung“,
„Hardiness“)
Selbstwerterleben durch
soziale Teilhabe
Wirkung Sozialer Unterstützung
Direkte Effekte
(Problemlösung)
Soziale
Unterstützung
Wahrgenommene
Unterstützung
Puffer-Effekte
zwischen Stress und
Belastungsreaktion
(Erfahrung der
Problemlösung)
Straftäter
Gewalttätiges Verhalten als
zyklische Krisenreaktion
• Einschränkung der
Verhaltensmöglichkeiten, Bedrängnis
• Eskalation als Ausdruck der Hilflosigkeit,
der Kränkung und Verletzung der Integrität
des Individuums („Jetzt wehre ich mich
aber“)
• Eskalation: Dynamische Entwicklung von
Krisen mit aggressiver Komponente,
abhängig von multiplen Konsensfaktoren
Dynamik der Gewalttätigkeit
Äußerer
Druck
InterPersonelle
Faktoren
Ausmaß
äußerer
Belastung Schwere
der
Kränkung
Schwere
des
Verlusts
Eskalation
Biografische
Belastungen
Psychopathologie
Sozialer
Status
Eigene
Krisenerfahrungen
Professionelle Deeskalation
• Krisenintervention:
–
–
–
–
Stimulation vermindern
Komplexität vermindern
Lösungsorientiert arbeiten
Sachorientierung
• Methoden der Machtanwendung:
– Grenzen setzen und Spielregeln einführen
– Schützen
– Maßnahmen verfügen
• Methoden der Beziehungsgestaltung:
– Kontakt aufnehmen
– Neutrale Drittperson einbeziehen
– Vernetzen
Psychotische Krisen
• Psychose: Sammelbegriff für eine große
Gruppe von Diagnosen: schizophrene und
paranoide Störungen, affektive Störungen,
organisch bedingte Störungen
• Gemeinsames Merkmal: zeitweiser Verlust
des Realitätsbezugs
• Umfassende Störung in den Bereichen
Denken, Fühlen und Handeln
Schizophrenie - Gefährlichkeit
• Seelisch Kranke haben selten die gleichen Gewaltmotive wie nicht
psychisch gestörte Täter, bei denen z. B. Bereicherungs- oder
Körperverletzungsdelikte dominieren. Bei den Patienten sind es vor
allem Beziehungstaten besonderer Art, oft in unerträglichen
Spannungssituationen. Betroffen sind besonders jene Menschen, die
ihnen nahe stehen oder sie betreuen und deshalb häufig in einen
verhängnisvollen Teufelskreis geraten.
• Oft handelt es sich eher um Notwehrmaßnahmen in (subjektiv
erlebter) höchster Bedrohung als um aggressive Absichten im
eigentlichen Sinne. Das kann als Opfer auch eine Persönlichkeit des
öffentlichen Lebens treffen, wenn sie in ein entsprechendes
Wahnsystem einbezogen wurde.
Krisenzuspitzung bei Schizophrenie Aggressionsmotive
•Wahnhafte Missdeutung der Umgebung: z. B.
Verkennung der Umgebung, ggf. mit Sinnestäuschungen
oder illusionären Verkennungen (z. B. Tapetenmuster als
Fratze), die in Angst und Panik treiben, was zu einer Art
Verteidigungs-Aggression führen kann.
•Reaktion auf akustische Halluzinationen (GehörsSinnestäuschungen): Stimmen, die sich einmischen,
beschimpfen, befehlen, aufhetzen usw. ("tu's!"). Meist
plötzlich, manchmal schwer abzublocken.
Krisenzuspitzung bei Schizophrenie –
Aggressionsmotive
• Reaktion auf die Nähe anderer Menschen: Viele
schizophren Erkrankte brauchen einen größeren Schutzoder Sicherheitsabstand als die meisten Gesunden.
Auch sonst werden von manchen Schizophrenen ganz
normale, unauffällige Mitmenschen als "Störenfriede",
als lästig, einengend oder bedrängend und bedrohlich
empfunden. Die Folge kann eine Art Angst-Aggression
sein.
• Verfolgungs- und Beeinträchtigungswahn: Besonders
problematisch, wenn Angehörige, Therapeuten, Fremde
u.a. in ein Wahnsystem einbezogen werden, d. h.
Aggression aus subjektiv erlebter akuter oder
chronischer Bedrohung.
Krisenzuspitzung bei Schizophrenie Aggressionsmotive
•Überforderung durch überzogene Leistungs- und
Beziehungsansprüche der Umgebung: Typisch für manche betroffene
Familien sind die ständigen Aufforderungen an den schizophren
Erkrankten, nicht herumzuliegen, auf Hygiene zu achten, endlich etwas
zu unternehmen usw. Das führt zu Auseinandersetzungen, zu
allgemeiner Reizbarkeit und schließlich aggressiven Reaktionen.
Ähnliches kann auch im fortgeschrittenen Stadium einer psychiatrischen
Behandlung geschehen, wenn die Therapeuten langsam Erfolg sehen
wollen Rehabilitationsdruck).
•Krankhafte Überaktivität: Dabei geht es nicht um die Aktivität im
gesunden Sinne, sondern um den verzweifelten Versuch, bestimmte
schizophrene Symptome bzw. Krankheitsfolgen wie "Untergangs-Angst",
"Panik vor innerer und äußerer Auflösung" u.a. durch eine Art überdrehte
Aktivität zu überspielen. Ein wichtiges Aggressions-Motiv: Aggression
durch psychotische Angst.
Check-Bogen zur Kriendiagnostik
•
Individuelle Krisenauslöser
– Persönlichkeit und biografischer Hintergrund
– Verlust (einer nahen Person, Opfer eines Unfalls oder einer
Gewaltsituation, schwere Verletzungen, Erkrankungen, Versagen in
Prüfung)
– Erlittene Schädigung (dto.)
– Bedrohung (liegt vor oder wird antizipiert, beruflicher Stress, berufliche
Belastungen/Überlastung, drohende Trennung vom Partner,
Gefährdung des Arbeitsplatzes, der Wohnung, Entscheidungsdruck,
plötzliche oder intensive Veränderung der Lebensumstände,
Entwicklungsaufgaben)
– Bisherige Bewältigungsversuche
– Tatsächliches Krisenausmaß
– Verhaltensanalyse (was wird getan, wie, warum, wann, was nicht,
warum ….)
– Was ist zu erwarten?
Mehrebenendiagnostik - Fallbeispiel
• Fall A: Männl. Geb. 1928 (DDR). 6 Vorstrafen wg.
Sexuellem Missbrauch von Kindern (Jungen und
Mädchen in ingesamt 27 Fällen). 20 Jahre
Hafterfahrung. Alkoholmissbrauch seit ca. 1950. Erster
sexueller Kontakt mit 12 Jahren, zu einem 19jährigen
Mann (positiv besetzt). Heirat mit 21 Jahren, Geburt
einer Tochter 1950. Erste Straftat 1952 (sexueller
Missbrauch eines 7jährigen Mädchens –
Bewährungsstrafe). Anlasstat: sexueller Missbrauch von
Kindern in 12 Fällen
• Diagnosen: Persönlichkeitsstörung, Pädophilie,
Alkoholabhängigkeitssyndrom
• Unterbringung im MRV 1994 - 1998
Mehrebenendiagnostik - Fallbeispiel
• Fall A: Risikofaktoren:
• Pädophilie, chronische Störung, Fixierung,
Alkoholmissbrauch, Persönlichkeitsstruktur,
späte therapeutische Aufarbeitung, soziale
Randständigkeit, Impulskontrollstörung,
Verfügbarkeit potentieller Opfer, Zugang zu
Risiken, weitgehend unkontrollierte
Lebenssituation (eigene Wohnung m. Partnerin),
negative ökonomische Situation, nahes
Bewährungsende
Mehrebenendiagnostik - Fallbeispiel
•
Fall A: Protektive Faktoren:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Abgeschlossene stationäre Psycho- und Sozialtherapie,
aufsuchendes Nachsorgeangebot durch MRV-Klinik
stabile Beziehung (Anni, informiert)
emotionale Anbindung an Hausarzt (informiert)
positive Therapieeinschätzung („... Endlich reden“)
Verantwortungsübernahme
triebdämpfende Medikation (Androcur)
Bewährungshelfer
emotionale Intelligenz 
Introspektionsfähigkeit 
Intelligenz Ø
Verbalisationsfähigkeit 
soziale Kontakte (Tochter, informiert)
Sinnerleben („kleine Welt“: Garten, Tiere),
Mehrebenendiagnostik - Fallbeispiel
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Alter
Akzeptanz der fehlenden Sexualität
Überschaubarkeit der Lebenswelt
Akzeptanz der gesamten Lebenssituation
Selbstwert: Frau hält zu ihm
gesicherter finanzieller Status
gesicherte Wohnsituation
Alkoholabstinenz
Erkennen externaler Hilfsfunktionen und -quellen
Motivation: Alter in Freiheit
Meiden gefährdender Situationen
Selbstwirksamkeitserleben
Fall A. Psycho-soziale Mehrebenendiagnostik
Stressoren/Risiken/Belastungen
Ökonomische Situation
Potentielle Opfer
Persönlichkeit
Zugang zu Risiken
Soziale Randständigk.
Impulskontrollstörung
Späte Therapie
Pädophilie
Bewährungsende
Chronizität der Störungen
Alkoholmissbrauch
Begrenzte Kontrollmöglichkeiten
Fall A, 75
Jahre
Umgebung
 Hausarzt
 Bewährungshilfe
 Forensische Ambulanz
 Geregeltes Einkommen
 Wohnung (gesichert)
 Beziehung („Anni“)
 Med. Behandlung (Androcur)
 Soziale Kontakte
 Aufsuchende Angebote, flexible Anpassung
Person
 Alter
 Rückzug als „Freiheit“
 „Handhabbarkeit“
 Akezeptanz/Androcur
 Erkennen ext. Ressourcen
 Emotionaloe Intelligenz
 Selbstwirksamkeitserleben
 Verbalisationsfähigkeit
 Verantwortungsübernahme
 Introspektionsfähigkeit
 Abgeschlossene Therapie
 Selbstwertgefühl
 Abstinenz
 Akzeptanz d. Lebenssituation
 Sinnerleben
 Positive Bewertung des MRV
Motivation Freiheit/Verantwortung)
Stärken/Ressourcen
Eco-Map
Schulen
Behörden
Jugendwohlfahrt
Kirchengemeinde
Geistlicher
Hausarzt
Beschäftig
-ungsprogra
mme
Rechtssystem
Vater
Krankenpfleger
andere
nahe
Verw.
entfernte
Freunde
Ich
Großeltern
Cousins
(Stief)Kinder
Geschwister
nahe
Freunde
Nachbarn
Kollegen
Handwerker
entfernte
Verwandte
andere Organisationen
Sozialarbeiter
Berater
Sozialdienste
Gesundheitswesen
Wirt
Schwiegereltern
Clique, Inter
essensgruppe
Polizei
Verkäufer
Mutter
PartnerIn
Frieseur
o. ä.
Clubmitgl
Org. des
Sozialwesens
Erholung
und
Wellness
polit.
Organisat
ion,
Bürgerini.
ECO-Map
Durchführung
• KlientIn bearbeitet das Formular während einer
Sitzung selbst. Mögliche Anweisungen:
• 1. Kreisen Sie zuerst alles ein, was Teil Ihres jetzigen
Umfelds ist.
• 2. Ziehen sie nun eine Linie von Ihnen selbst zu jedem Kreis,
der für sie eine positive und starke Beziehung darstellt.
• 3. Nun ziehen sie eine gestrichelte Linie von Ihnen zu jedem
Kreis, der für Sie belastende oder negative Situationen
darstellt.
• 4. Ziehen Sie nun eine Wellenlinie zu allem, was Sie
brauchen würden, das Ihnen derzeit aber nicht zur Verfügung
steht.
• 5. Sehen Sie sich nun Ihre Zeichnung an. Wie würden Sie sie
zusammenfassend beschreiben? Was ziehen Sie daraus für
Schlüsse?
Allgemeines Handlungsmodell zur
Krisenintervention (L. Ciompi 1993)
•
•
•
•
•
•
•
1. Kontakt herstellen, Setting klären, emotionale Entlastung zulassen
2. Problemanalyse (Situationsanalyse: Krisenauslöser, -hintergrund,
Anamnese), Ressourcen- und Copinganalyse, Prävention bzw.
Früherkennung
3. Problemdefinition: Krise verstehbar beschreiben und Vergleiche zu
früheren Lösungsversuchen etc. suchen
4. Zieldefintion: Zukunftsperspektive, Hoffnungspotential
5. Problembearbeitung: Kriseninterventionstechniken, Copinganpassung,
Umsetzung im Alltag überprüfen, ggf. medikamentöse Behandlung,
stationäre Maßnahmen prüfen/ausschließen/veranlassen,
Vermittlung/Durchführung sozialarbeiterischer und ggf. juristischer
Kompetenz, Gefährdung reduzieren, motivieren, Entlastung, Defizite
abdecken
6. Termination: Ist Krise überwunden? Auswertung, künftige Krisen
einschätzen und „vorwegnehmen“
7. Follow-up: Standortbestimmung. („Was haben Sie aus der Bewältigung
dieser Krise gelernt“). Indikation für weitergehende Beratung und/oder
Psychotherapie prüfen und ggf. vermitteln
Allgemeines Handlungsmodell zur
Krisenintervention
• BELLA (Sonneck 2000, 96 f)
» B – Beziehung aufbauen
» E – Erfassen der Situation
» L – Linderung der Symptomatik
» L – Leute einbeziehen, die unterstützen
» A – Ansatz der Problembewältigung
Handlungsmodell Krisenintervention
• Abwägen zwischen sinnvoller Krisenzuspitzung
und Ermöglichung der Selbstregulation (mit
Selbstwirksamkeitserfahrung, innerem
Wachstum, Reifung) und
• Intervention (mit Gefahrenabwehr, Schaffung
sicherer Verhältnisse und möglicherweise
Vermittlung der Erfahrung der
Selbstunwirksamkeit, Hilflosigkeit,
Chronifizierung)
• Gefahr der Abhängigkeit
• Gefahr der Überforderung
Krisenintervention
Hilflosigkeit, Chronifizierung,
Agieren (Delinquenz)
Abwarten –
Begleiten –
Monitoring
Krisenzuspitzung
Innere
Klärung
Lösung
(Teilweise,
vollständig)
Selbstwirksamkeitserleben, Reifung
Intervention
Äußere
Klärung
Abwarten oder Handeln
• „… Kriseninterventionen sind umgehend
durchzuführen.“
• Notfallpläne
• Rückfallprävention
• Gestuftes Vorgehen, Festlegung was gemacht
wird, was nicht, fachliche Grundlagen.
• Dokumentation, Dokumentation, …
• Ampelmodell
(Qualitätsstandards für den ambulanten Sozialen Dienst der Justiz in NRW)
Krisenintervention
Notfallpläne – Gestuftes Vorgehen
Grün
Verhalten: Herr X. hält Kontakt zu Bewährungshelfer/in und Forensische Ambulanz
Herr X. lebt alkohol- und drogenabstinent
Herr X. führt sein Ausbildungsverhältnis bei XXXXX fort
Herr X. spricht Probleme und mögliche Stressoren offen an und lässt Hilfs- und
Unterstützungsangebote zu
Herr X. beobachtet eigenständig Qualität und Quantität abweichender Fantasien und verfügt
über ausreichende Strategien zur Kompensation
Vorgehen: Regelmäßige unterstützende Kontakte, Hinterfragen von
Konfliktbewältigungsmechanismen, Aufzeigen von Handlungsalternativen zur Kompensation
von abweichenden Fantasien, Stabilisierung der Selbstwertproblematik
Notfallpläne – Gestuftes Vorgehen
Gelb
Verhalten:
Abnehmende Zuverlässigkeit in den oben beschriebenen Funktionsbereichen
Störung in den oben beschriebenen Funktionsbereichen
Zunahme devianter Anteile, Zunahme der Symptomatik
Erfahrungen der Zurücksetzung, des Scheiterns, der Zurückweisung
Auftreten vermehrter sozialer Konflikte
Zunahme finanzieller Probleme
Zunahme impulsiver und nicht-funktionaler Handlungen
Zunahme destruktiver Kompensationshandlungen und potentiell delinquenter Handlungsweisen
Alkoholkonsum, Rückzugsverhalten
Vorgehen:
Steigerung der Kontaktfrequenz
Intensivierung der therapeutischen Interventionen
Verstärkte Sensibilisierung des Klienten für symptomhafte Verhaltensmuster
Erarbeitung von Verhaltensalternativen
Aufzeigen der Dysfunktionalität und möglicher negativen Konsequenzen aus aktueller Verhaltensänderung
Erarbeiten von Kompensationsstrategien beim Erleben eigener Schwächen
Funktionsprüfung und ggf. –aktivierung des Netzwerks
ggf. Entlastungs- und Schutzmaßnahmen
Bei längerer Gelb-Phase: Helferkonferenz, Settinganalyse, aktive Problemlösung, Konflilkt- und Krisenanalyse, ggf.
Settinganpassung bzw. Festlegung von Kriseninterventionsmaßnahmen
Notfallpläne - Gestuftes Vorgehen
Rot
Verhalten: starke, konkrete Deliktfantasien
Deliktplanung
Kontaktabbruch
Erneute Delinquenz
Vorgehen: Stationäre Krisenintervention (z. B. § 67h StGB, Sicherungshaftbefehl)
Rückmeldung an Bewährungshilfe, FA-Stelle
Rückmeldung an zuständigen Richter beim Landgericht
Im Akutfall: Verständigung der Polizei
Krisenprävention
• Erkennen
–
–
–
–
Individuelle Krisenaspekte
Verbesserung der Selbstwahrnehmung
Strukturiertes Selbstassessment
Integration in Alltag
• Akzeptieren
– Integrationsarbeit im Beratungssetting, im Alltag
– Mit/ohne Unterstützung (Selbsthilfegruppe, Angehörige)
• Verändern
– Benennung kurz-, mittel- und langfristiger Ziele
– Vereinbarung konkreter Schritte
– Messung der Veränderungsqualität (z. B.
Zielerreichungsanalyse)
Improvisation und planvolles
Vorgehen
• Je nach Krisenintensität:
–
–
–
–
–
•
•
•
•
Autonomiebedürfnis berücksichtigen
Selbstwirksamkeit ermöglichen
Die Illusion der Alternative
Direktives Vorgehen
Sichernde Intervention
Transparenz
Safety first
Selbstentlastung!
Dokumentation, Dokumentation, Dokumentation!
Deliktszenario
Tatablaufsequenzen
Tatfaktoren
Tatvorlaufphase
Tatvorbereitung
Tatanlauf
Tatdurchführung
Nachtatverhalten
Interpersonelle
Modalität
Opfermerkmale
Opferbedeutung
Verhaltensalternativen/
Rückfallprävention
Selbstwahrnehmung
am Beispiel pädophile Krisen
Legende: 0 = kaum wahrnehmbare pädophile Fantasien
5
1 = gelegentliche Fantasien, kurzfristiges Auftreten, bzw. gut
kontrollierbar
2 = wiederkehrende Fantasien, fast täglich, längere Dauer
Kontrolle mit Anstrengung möglich
4
3 = Verknüpfung der Fantasien die nun regelmäßig auftreten
mit bestimmten Reizen (TV, Katalog etc.), gel. Masturbation
3
4 = Verknüpfung der Fantasien mit realen Situationen und
Personen, sexuelle Erregung, Masturbation („Gedankenspiele“)
5 = Kontakt zu realen Personen, Herstellung von Tatsituationen
2
1
0
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
Krisenprävention:
Übung zu Stabilität
•
•
•
•
•
•
•
AUFGABE Gemeinsam lesen und erörtern
Was bedeutet für Sie seelische Stabilität?
…………………………………………………………….
Was bedeutet für Sie körperliche Stabilität?
…………………………………………………………….
Was bedeutet für Sie geistige Stabilität?
…………………………………………………………….
Krisenprävention:
Lernen aus Krisen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
AUFGABE
Überlegen Sie: Welche Stabilisierungsmaßnahmen haben Ihnen in der
Vergangenheit geholfen?
Denken Sie möglichst über ganz konkrete Beispiele und die dazu
passenden
Stabilisierungsmaßnahmen nach.
Und vielleicht auch: Welche Stabilisierungsmaßnahmen waren nicht mehr
wirksam?
............................................................
.....................................
............................................................
............................................................
...................
............................................................
............................................................
...................
............................................................
............................................................
...................
............................................................
............................................................
Krisenprävention
Achtsamkeit - Gefühle
• Übungen zu augenblicklichen Gefühlen und
Gedanken
• ÜBUNG Meine Gefühle – jetzt
• Nehmen Sie eine bequeme Sitzhaltung ein, die Füße
haben Bodenkontakt. Wenn Sie mögen, schließen Sie
die Augen. Wenn das nicht geht, suchen Sie sich einen
ruhigen Punkt im Raum. Machen Sie drei tiefe
Atemzüge.
• Sie haben nun fünf Minuten Zeit, um Ihre Gefühle zu
beobachten. Nehmen Sie wahr:
• Im Augenblick habe ich dieses Gefühl ... Am Ende der
Übung machen Sie sich kurz Notizen. Notieren Sie alle
Gefühle, die Ihnen begegnet sind.
Krisenprävention
• Vor der nächsten Krise:
– Was würde Sie in eine tiefe Krise stürzen?
– Woran würden Sie das merken?
– Was würde ich bemerken?
– Was werden Sie dann tun?
– (Wie) kann ich Sie unterstützen?
– Was würde eine solche Krise hinsichtlich Ihrer
Gefährlichkeit/Rückfallwahrscheinlichkeit
bedeuten?
Fallarbeit
• Beschreiben Sie einen Fall aus Ihrer Praxis. Berichten
Sie eine erhebliche Krise dieses Probanden.
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
Wie war diese Krise beschaffen?
Wie hat sie sich geäußert?
Wie ging der Proband damit um?
Wie haben Sie reagiert?
Welche Gefühle hat diese Krise in Ihnen ausgelöst?
Welche Interventionen haben Sie durchgeführt?
Wie hat sich diese Krise entwickelt?
Wurde sie gelöst?
Wie?
Was wurde aus dieser Sache?
Wo steht der Proband heute?
Krisenintervention
1. Krisendiagnostik
Neue Belastungen(intern/extern)?
Wegfall von Ressourcen?
Internale und externale Bewertung.
Bedeutung für die
Kriminalprognose?
Intervention: Ja/Nein?
2. Verhaltensdiagnostik
Einsatz von skills, Sinnhaftigkeit der
Bewältigungsversuche,
Realitätswahrnehmung? Krisendynamik
(Zuspitzung, Lösung, Fortdauern)
Internale und externale Bewertung.
Bedeutung für die
Kriminalprognose?
Intervention: Ja/Nein?
(sichernde Maßnahmen?)
3. Verlaufsdiagnostik
Ressourcen (intern/extern) aktivierbar?
Allmähliche Stabilisierung oder
Eskalation? Erschließung externer
Hilfen möglich? Compliance?
Internale und externale Bewertung
Bedeutung für die
Kriminalprognose?
Intervention: Ja/Nein?
(sichernde Maßnahmen?)
4. Statusbewertung
Bewältigung der Krise?
Verschlechterung der Gesamtsituation
als Ergebnis?
Bedeutung für die
Kriminalprognose?
Intervention: Ja/Nein?
Dauerhafte
Settinganpassung?
5. Krisenauswertung
Ergebnis und Bedeutung der
durchlebten Krise. Lernaspekte?
Erfolgreiche und dysfunktionale Anteile?
Bedeutung für die
Kriminalprognose?
Konsequenzen?
Literatur
•
•
•
•
•
•
Bosshard, M.; Ebert, U. & Lazarus, H. (1999, 2007²): Soziale Arbeit
in der Psychiatrie. Bonn: Psychiatrie Verlag
Everstine, D. S. & Everstine, L. (1997³): Krisentherapie. Stuttgart:
Klett-Cotta
Hahn, G. & Stiels-Glenn, M. (Hg.) (2010): Ambulante Täterarbeit.
Intervention, Risikokontrolle und Prävention. Bonn: Psychiatrie
Verlag
Kunz, S.; Scheuermann, U. & Schürmann, I. (2007²):
Krisenintervention. Ein fallorientiertes Arbeitsbuch für Praxis und
Weiterbildung. Weinheim: Juventa
Oritz-Müller, W.; Scheuermann, U. & Gahleitner, S. (Hg.) (2010²):
Praxis Krisenintervention. Stuttgart: Kohlhammer
Boden, M. & Feldt, D. (2012): Krisen bewältigen, Stabilität erhalten,
Veränderung ermöglichen. Bonn: Psychiatrie Verlag
Herunterladen