vor dem verschwinden Ein Duett der Erinnerung Tomma Galonska (l.) und Martina Koppelstetter. Foto: Severin Vogl Buch: Andrea Heuser Konzept und Sprechakte: Tomma Galonska Liedkomposition: Sidney Corbett Mezzosopran: Martina Koppelstetter Sonntag, 20. September 2015 18:00 Uhr Ort: Eine Veranstaltung der Kulturwerkstatt HAUS 10 im Rahmen der Ausstellung „Schwarztag“ Kloster Fürstenfeld 10b 82256 Fürstenfeldbruck Unkostenbeitrag € 10,Nach der Veranstaltung Gespräch bei Brot und Wein Die Dichterin Andrea Heuser hat mit vor dem verschwinden einen Gedichtzyklus geschaffen, der der Erinnerung erlaubt sich in ihrer Sprache zu äußern: frei und unverstellt, unzensiert, schön und manchmal auch verstörend. Für die Präsentation der Texte haben die Theaterkünstlerin Tomma Galonska und der Komponist Sidney Corbett ein Duett entwickelt, das der Dynamik des Erinnerns in Sprechakten und Liedfragmenten (Mezzosopran: Martina Koppelstetter) nachgeht. »Die Dichterin Andrea Heuser erfindet keine Träume, sie schafft die Räume dafür. « (FAZ 12.07.2008) In ihrem Zyklus vor dem verschwinden werden Kindheitsbilder, Erlebnismomente, flüchtige Euphorien und ein nie genau definiertes tragisches Ereignis umkreist. Die zerbrechlichen Momente werden in Wörter gepackt, die Sprache wird zum Ort der Erfahrung. Einen Erinnerungsraum zu schaffen ist auch das Motiv der Aufführung. Die Theaterkünstlerin Tomma Galonska und die Sängerin Martina Koppelstetter gehen der in den Gedichten angelegten assoziativen Erzählweise nach. Die Interpretinnen befinden sich unter den Zuschauern und öffnen von dort aus den Raum, der aus Wort, Bewegung und Gesang modelliert wird. Einzelne Worte hallen in den Raum, dann plötzlich Wortflüsse, die aus dem Körper hervorzubrechen scheinen, gefolgt von der leisen Stimme intimer Reflexion. Der Komponist Sidney Corbett hat einige Textpassagen vertont und eine Gesangsebene geschaffen, die nicht gesondert steht, sondern eingewoben wird in die Polyphonie des Erinnerns. „Wenn wir der Erinnerung begegnen wollen, bedarf es einer Bereitschaft, uns von ihr in Besitz nehmen zu lassen, damit sie zu Wort kommt und etwas erzählen kann“, sagt Tomma Galonska über die Arbeitsweise. Das (kriminalistische) Ereignis steht bei dieser poetischen Erzählform im Hintergrund, im Vordergrund ist der Prozess der sprachlichen und stimmlichen Begegnung mit den Erfahrungen. Man kann auch sagen: die Wiederentdeckung des emotionalen Resonanzraumes durch die Sprache. Diese Offenheit, dieser Verzicht auf die eindeutige Geschichte ermöglicht die vielen Geschichten und Spuren, die jeder Zuschauer darin auffinden kann. Dazu laden wir Sie herzlich ein. Weitere Informationen :: 089 - 2006 22 88 :: [email protected] :: www.tommagalonska.com Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der LH München Biographisches Andrea Heuser, geboren 1972 in Köln, studierte Germanistik, Politik und Vergleichende Religionswissenschaften in Köln und Bonn, 2008 promoviert sie mit einer Studie zur deutsch-jüdischen Literatur, die 2011 unter dem Titel Vom Anderen zum Gegenüber. „Jüdischkeit“ in der deutschen Gegenwartsliteratur erschien. Bekannt wurde sie durch ihre literarischen Arbeiten im Bereich Lyrik, Prosa, Libretti und Musiktheater: Heuser publiziert Gedichte und Essays in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien, schreibt Libretti für mehrere Kinderopern und machte sich als Übersetzerin (unter anderem der libanesischen Dichterin Hanane Aad) einen Namen. 2008 erschien ihr Lyrik-Debüt vor dem verschwinden bei onomato (Düsseldorf), für das sie mit dem Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis des Literarischen März Darmstadt ausgezeichnet wurde. Im Mai 2012 war sie unter den FinalistInnen für den Lyrikpreis Meran. 2014 erschien ihr erster Roman ›Augustas Garten‹ im Dumont Buchverlag. Tomma Galonska, geboren in Krefeld, ist Performancekünstlerin, Regisseurin und Schauspielerin. Sie studierte zunächst Schauspiel am Max Reinhardt-Seminar in Wien und absolvierte ein weiteres Studium in Schauspiel und Regie bei dem russischen Theaterlehrer George Shdanoff in Los Angeles. Galonska war viele Jahre als Schauspielerin in Theater, Film und Fernsehen tätig. Sie war Ensemblemitglied u.a. am Burgtheater Wien, Volkstheater Wien, Theater in der Josefstadt Wien, Schauspiel Bonn, und an der Freien Volksbühne Berlin. Seit 2006 konzipiert und realisiert sie eigene Projekte und arbeitet schwerpunktmäßig zu den Themen Sprache und Körper, performative Sprache als Medium zeitgenössischer Kunst und Rezitation. In München waren zuletzt zu sehen: »Territorium wollen. Umsturz wollen. Liebe wollen. Rache wollen« (eine Adaption zu Shakespeares Heinrich VI, Leonrodhaus - Haus für Kunst 2014); »äußerste maske« (eine Komposition für Sprechakte, Klang im Turm 2013); »performance recycled« (ein Spiel mit Begriffen, Schauing, Schaustelle 2013); »NEWS 13:13« Künstler übermitteln Nachrichten der anderen Art. (Eine 26 Tage Performance, Haus der Kunst 2012). http://www.tommagalonska.com Sidney Corbett, geboren 1960 in Chicago, studierte Musik und Philosophie an der University of California, San Diego, der Yale University, wo er 1989 promovierte, sowie 1985 bis 1988 an der Hamburger Musikhochschule bei György Ligeti. Seit 1985 lebt er vorwiegend in Deutschland. Seine Werke, die Bühnen-, Orchester-, Instrumental-, Solo- und Vokalliteratur umfassen, erhielten zahlreiche Preise und Auszeichnungen im In- und Ausland und werden weltweit aufgeführt. Seit 2006 ist Corbett Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mannheim und ist auch Leiter des dortigen Forums für Neue Musik. Zu den Werken der letzten Zeit gehören das Orchesterwerk “Among the Lemmings“ das durch das Staatsorchester Cottbus im März 2010 uraufgeführt wurde, sowie das groß angelegte Klavierquintett, das im Mai 2010 durch dem Pianisten Severin von Eckhardstein und das Utrecht Streichquartett uraufgeführt wurde. Derzeit arbeitet er an einem Werk für das Ensemble Aventure, das von der Siemens-Stiftung in Auftrag gegeben wurde. Seine Oper nach dem Roman, „Das Große Heft“ von Agota Kristof, für das Theater Osnabrück, wurde im März 2013 uraufgeführt. http://www.sidneycorbett.de Martina Koppelstetter, geboren in Süddeutschland. Seit ihrem Studium an der Musikhochschule in München arbeitet die Mezzosopranistin als freischaffende Gesangssolistin im nationalen und internationalen Opern- und Konzertbereich (u.a. Opéra Nationale Montpellier, Theater an der Wien, Theatre des Champs-Elysees Paris, Staatstheater am Gärtnerplatz München). Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Alten Musik und zeitgenössischen Werken, mit deren Uraufführung sie regelmäßig betraut wird. So trat sie z.B. wiederholt bei der Münchener Biennale für modernes Musiktheater und dem A.DEvantgart-Festival, bei Konzerten der Reihe „das neue werk“ des NDR in Hamburg und „musica viva“ des BR in München auf, sowie bei den Tagen für Neue Musik in Darmstadt und Witten. Martina Koppelstetter ist Dozentin für Arieninterpretation an der Theaterakademie August Everding in München. http://www.koppelstetter.com