Projekte mit Freeware im Musikunterricht Audacity http://audacity.sourceforge.net Der große Vorteil dieses Programms ist es, dass es als Freeware für alle Computer-Plattformen zur Verfügung steht (Windows, Mac, Linux). Die Audacity-Projekte können plattformübergreifend ausgetauscht werden. Ein weiterer Pluspunkt ist die einfache Bedienung des Programms. Innerhalb von kurzer Zeit können alle wichtigen Funktionen erklärt und geübt werden. Sobald die grundsätzliche Arbeitsweise des Programms klar ist, können die weiteren Funktionen jederzeit intuitiv entdeckt und angewendet werden. Musikanalyse Was hören die Schüler/innen wirklich, wenn sie Musik hören? Können sie Instrumente oder Formteile genau erkennen? Im Musikunterricht gibt es verschiedene Möglichkeiten, diesen Fragen auf den Grund zu gehen: • Hören und bei Veränderungen aufzeigen lassen (z. B. wenn das 2. Thema zu hören ist) • Mitlesen in einer Hörpartitur und Einträge machen lassen • Legespiele (Kärtchen werden in die richtige Reihenfolge gebracht) • Tabellen ausfüllen lassen Mit Hilfe der Software Audacity kann man sehr einfach feststellen, wie differenziert die Schüler/innen das Musikstück aufgenommen haben. • • • • • • • Laden des Musikstückes in Audacity Während des Abspielens (STRG-M) drücken (erzeugt eine Marker-Spur), sobald vorher vereinbarte Veränderungen in der Musik zu hören sind (z. B. anderes Instrument, anderer Formteil) Individuelles mehrmaliges Hören ist möglich, auch Teile des Stückes können wiederholt gehört werden Die Markerpunkte nachträglich passend beschriften (z. B. "Thema 2", "Oboe", etc.) Die Marker-Liste kann auch als Text exportiert werden, sodass es möglich ist, mehrere Lösungen rasch miteinander zu vergleichen Das Projekte abspeichern und alle Projekte auf USB-Stick sammeln Im Plenum die einzelnen Lösungen mit Hilfe eines Beamers präsentieren und diskutieren Komposition Sample-Bibliotheken bieten die Möglichkeit, taktweise gesamplete Klänge zu einer Komposition zusammenzufügen. So bietet etwas MAGIX Music-Studio ein Sound-Archiv an, in dem eintaktige Samples von Bandinstrumenten in allen Tonleiter-Stufen der C-Dur-Tonleiter aufgenommen wurden. Diese können beliebig miteinander kombiniert werden, sodass komplexe Musikstücke mit abwechslungsreicher Harmonik realisiert werden können. Erfahrungsgemäß macht den Schüler/innen diese Art der Komposition großen Spaß, denn es gibt in kurzer Zeit ein klangliches Erfolgserlebnis, sodass sich auch Schüler/innen, die kein Musikinstrument spielen können, am kreativen Kompositionsprozess beteiligen können. Der Arbeitsprozess in Audacity sieht so aus: • Sound- und Sample-Bibliothek auf jedem Computer zur Verfügung stellen • In Audacity mittels "Projekt – Audio importieren" die einzelnen Samples laden • Mit den Kopier- und Verschiebewerkzeugen von Audacity in eine musikalische Form bringen • Mit dem Lautstärkewerkzeug und mit der Effekt-Bibliothek den Feinschliff vornehmen • Als Projekt speichern • Als Wave- oder MP3-Datei exportieren • Im Plenum präsentieren Hörspiel Ähnlich wie im vorhergehenden Beispiel geht es auch hier um die geschickte Kombination von Sprache, Musik und Geräuschen mit Hilfe der Mehrspurtechnik in Audacity. Mit einem Mikrophon kann der Text direkt mit Audacity aufgenommen werden. Auch andere Aufnahmetechniken sind möglich, z. B. eine Aufnahme mittels dem bekannten H2Recorder von ZOOM. Die Datei wird anschließend in Audacity importiert und passend geschnitten. Danach wird bei Bedarf Musik oder eine Geräuschkulisse hinzugefügt. Das Abspeichern und Exportieren ist der letzte Arbeitsschritt. Auch bei diesem Projekt gibt es für alle Schüler/innen die Möglichkeit, aktiv am Entstehungsprozess mitzuwirken. Die musikalische Vorerfahrung spielt eine untergeordnete Rolle. Mag. Thomas Neuhold, Mai 2012 1 Muse-Score http://musescore.org Dieses Notationsprogramm ist ebenfalls für alle Computerplattformen als Freeware erhältlich und kann somit uneingeschränkt empfohlen werden. Es enthält alle wichtigen Bearbeitungsfunktionen, um sehr ansprechende Partituren zu erstellen. Beeindruckend sind sowohl die Fülle der zusätzlichen Funktionen sowie die umfangreichen ExportMöglichkeiten (unter anderem PDF, MIDI, Music-XML, LilyPond, etc.). Sympathisch ist auch die Einführung ins Programm mit Hilfe von Video-Tutorials auf der Programm-Homepage. Lieder komponieren Vorgegeben ist ein Text (Lyrics) unterhalb einer rhythmisierten Tonfolge (zunächst auf einem Ton). Die Schüler/innen haben die Aufgabe, die Töne passend zu verschieben, sodass eine sangbare Melodie entsteht. Während des Kompositionsprozesses kann die Melodie immer wieder abgespielt und durch Dazusingen erprobt werden. Das Endergebnis soll eine Melodie sein, die mit der Klasse gesungen werden kann. Melodien ergänzen Gegeben ist eine Klavierpartitur, in der einige Takte der Oberstimme fehlen. In diese soll eine passende Melodie eingefügt werden. Dabei können Techniken wie Sequenz, Motiv-Wiederholung, Motiv-Abspaltung, etc. angewendet werden. Instrumentation Eine Orchesterpartitur (Kammerorchester) ist vorgegeben. Durch Wechsel der Instrumente soll eine passende Klangfarben-Mischung erreicht werden. Ziel ist es, die Wirkungen der Instrumentation zu erleben und zu erforschen. Einschränkend muss gesagt werden, dass Muse-Score die Klänge mit Hilfe der MIDI-Schnittstelle erzeugt. Der Klangeindruck hängt also sehr stark von der Güte des zur Verfügung stehenden Klangmoduls ab. Muse-Score hat aber eine offene Schnittstelle zu "Sound-Fonts", das sind Sample-Dateien, die es teilweise in guter Qualität als FreewareDownloads gibt. Rhythmus-Komposition Muse-Score unterstützt auch Rhythmus-Notation. Deshalb kann auch in diesem Bereich experimentiert werden. Mit verschiedenen Schlaginstrumenten kann ein komplexes rhtyhtmisches Stück komponiert werden. Die Schüler/innen haben so die Möglichkeit, einmal diesen musikalischen Parameter für sich zu erkunden und müssen sich nicht zusätzlich auf Tonhöhen, Harmonik, etc. konzentrieren. Die fertige Partitur kann in Muse-Score abgespielt und mitverfolgt werden, sie kann aber auch ausgedruckt werden und als Basis einer Klassen-Musizierstunde dienen. Gehörbildung Die Schüler/innen erhalten den Auftrag, eine kleine Gehörübung zusammenzustellen. Folgende Themen bieten sich an: • Rhythmen hören • Intervalle hören • Motive hören • Akkordfolgen hören • Suchaufgaben: Bei der zweiten Melodie ist ein Ton verändert. Welcher? Die Übungen können ausgedruckt werden. Die Töne, welche die Schüler/innen hören und eintragen sollen, können in Muse-Score auf "unsichtbar" geschalten werden. Sie sind dann auf dem Bildschirm "schattenhaft" zu erkennen, werden aber nicht mit ausgedruckt. Auf diese Weise lassen sich sehr einfach Arbeitsblätter erstellen. Experimentelle Kompositionen Conlon Nancarrow wurde durch György Ligeti in den 1980er Jahren entdeckt. Er ist ein amerikanischer Komponist, der primär für das Lochstreifen-Klavier (Player-Piano) komponiert. Dadurch ist es ihm möglich, für Menschen unspielbare Musik in die Lochstreifen zu stanzen und abspielen zu lassen. Ähnliches ist auch mit Notations-Software möglich. Auch mit Hilfe des Computers lassen sich "unmögliche" Tonsprünge und Rhythmen schreiben und spielen. Weitere Ideen für diesen Abschnitt: • Minimal-Music (Kopieren und Vervielfältigen von musikalischen Patterns) • Zwölftonmusik (Permutationen einer Zwölftonreihe) • Serielle Musik (Pierre Boulez oder Olivier Messiaen) Mag. Thomas Neuhold, Mai 2012 2