Fuxenmappe der Universitäts-Sängerschaft „Barden zu Wien“ Kleine Musikgeschichte Hier sollen die für den deutschen Kulturraum wichtigen musikalischen Stilepochen nach der Renaissance und deren Komponisten kurz behandelt werden. Barock (17./18.Jhdt) Heinrich Schütz (1585-1672) schrieb vornehmlich Kirchenmusik Dietrich Buxtehude (1637-1707) Komponist und Orgelvirtuose Johann Pachelbel (1653-1706) insbes. Choralbearbeitungen (populärstes Werk: Canon) Johann Joseph Fux (1660-1741) Steirer, 400 Werke, davon 50 Messen, 10 Oratorien, 18 Opern Georg Philipp Telemann (1681-1767) viele lebendige, frische Werke, wie Quartette, Lieder, und weltliche Kantaten (z.B.: „Trauermusik eines kunsterfahrenen Kanarienvogels“ -) Georg Friedrich Händel (1685-1759) geb. in Halle, lebte und wirke ab 1712 in London. Bekannteste Werke: Wassermusik ( anl. der Thronbesteigung von Georg I.), Feuerwerksmusik, Opern ( z.B.: Alcina, Rinaldo, Xerxes), Oratorien (z:B: Israel in Ägypten, Messias, Jephta) Johann Sebastian Bach (1685-1750) Thomaskantor in Leipzig (Lehrer, Organist, Komponist) 300 Kantaten ,davon ca. 100 verschollen. Die bekanntesten Werke: Orchestermusik, insbes. die 6 Brandenburgischen Konzerte, Suiten Magnificat, Mathäuspassion, Weihnachtsoratorium, Das wohltemperierte Klavier, Goldbergvariationen, Orgelwerke ,Die Kunst der Fuge Die (Wiener) Klassik (18. u. 1. Hälfte 19. Jhdt) Sie brachte im Konzertsaal die viersätzige Symphonie in Sonatenform. Stamitz entwickelte das Mannheimer Orchester, das bei Beethoven (Eroica) eine Vollendung fand Wichtige Komponisten dieser Zeit: Söhne Bachs :Wilhelm Friedemann (1710-1784), Carl Philipp Emanuel (1714-1788) und Johann Christian Bach (1735-1782) Christoph Willibald Gluck (1714-1787) reformierte das Opernwesen grundsätzlich. Die bekanntesten Opern: La clemenza di Tito, Il re Pastore, Orpheus und Eurydike, Alceste und Iphigenie in Aulis. Joseph Haydn (1732-1809) gilt als Begründer der Symphonie und stand von 1761 bis zum Ende seines beruflichen Wirkens im Dienste des Fürsten Esterhazy. 1 Er schrieb u.a. 16 Opern, mehr als 100 Symphonien, Klavierwerke, Kammermusik, Messen, Oratorien (Die Schöpfung, Die Jahreszeiten), die Kaiserhymne. Immer wieder zeigt sich in seinen Werken Haydns geistvoll witzige Art, Scherz und Ernst zu vereinen. Als Beispiel sei die „Abschiedssymphonie“ erwähnt: Um beim Fürsten den verweigerten Urlaub der Orchestermitglieder durchzusetzen bricht der letzte Satz plötzlich ab, und es setzt ein klagendes Adagio ein. Mitten im Stück legt zuerst der zweite Hornist seine Noten zusammen, löscht die Kerzen am Pult und verlässt den Saal, kurz darauf der Oboist, der Kontrabassist usw., bis schließlich im fast dunklen Raum nur zwei Geiger übrig bleiben, die mühsam in kläglichem Ton das Adagio zu Ende führen.(Der Fürst verstand den Scherz und bewilligte den Urlaub.) Oder: Die „Symphonie mit dem Paukenschlag“, wo er nach einem langsamen Thema in piano und pianissimo plötzlich und unvermutet einen kräftigen Paukenschlag ertönen lässt, um -wie es heißt die Zuhörer aufzuwecken und zum Zuhören zu ermuntern. Michael Haydn (1757-1806), der jüngere Bruder, Kirchenmusik, 46 Symphonien, Trompetenkonzert. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) 15 Opern (die bekanntesten: Figaros Hochzeit, Don Giovanni, Die Zauberflöte), 52 Symphonien, 30 Serenaden, Divertimenti, ca. 40 Instrumentalkonzerte, davon 27 Klavierkonzerte , schließlich das unvollendete Requiem, welches von seinem Schüler Süßmayer vollendet wurde. Ludwig Ritter von Köchel erfasste und katalogisierte seine Werke. (Köchelverzeichnis) Ludwig van Beethoven (1770-1827) In Bonn geboren, lebte er ab 1892 in Wien. Schon mit 30 Jahren begann er zu ertauben, was nach 20 Jahren mit vollkommener Taubheit endete. Im „Heiligenstädter Testament“, das er 1802 verfasste, schrieb er : „Nur sie, die Kunst, sie hielt mich zurück, ach es dünkte mich unmöglich, die Welt eher zu verlassen, bis ich alles hervorgebracht, wozu ich mich aufgelegt fühlte, und so friste ich dieses elende Leben.“ Die bekanntesten Werke: 9 Symphonien, 5 Klavierkonzerte, Violinkonzert, Ouvertüren (z.B.: Egmont-,Coriolan-, Leonoren-), die Oper „Fidelio“, die „Missa solemnis“, Kammermusik (v.a. 32 Klaviersonaten, 16 Streichquartette) Lieder ( z.B.:“An die ferne Geliebte“ Manche sehen in Beethoven den Begründer der romantischen Musik. Die Romantik (ab 19.Jhdt.) Neu ist hier die Programmmusik, seien es nun Klavierstücke (z.B.: Kinderszenen, Träumerei) oder in der Orchestermusik die symphonischen Dichtungen(Berlioz, Liszt, Richard Strauss), sowie – durch technische Verbesserungen im Instrumentenbau – ein farbigerer nuancierterer Orchesterklang. Neben unseren Ehrenmitgliedern (nachfolgend besprochen) seien hier hervorgehoben: Carl Maria Weber (1786-1826) 2 Gilt neben, E.T.A. Hoffmann, als Begründer der romantischen Oper und insbes. als Begründer der deutschen Nationaloper. Seine bekanntesten Opern sind Abu Hassan, Der Freischütz (mit dem bekannten Jägerchor), Euryanthe und Oberon. Franz Schubert (1797-1828) Wichtigste Werke : 600 Lieder, u.a. die Zyklen Die schöne Müllerin, Winterreise („Liederfürst“) Klavier- und Kammermusik, 9 Symphonien, 17 Ouvertüren, 6 Messen, Opern, Singspiele, Chorwerke. Albert Lortzing (1801-1851) Deutscher Opernkomponist (Zar und Zimmermann, Der Wildschütz, Undine, Der Waffenschmied) Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Schon mit 9 Jahren trat er als Pianist auf, mit 17 Jahren komponierte er die Ouvertüre zum Sommernachtstraum. Sehr bekannt ist sein Violinkonzert in e-moll, seine 5 Symphonien, die Hebridenouvertüre, die Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“ sowie die Oratorien „Paulus“ und „Elias“. Robert Schumann (1810-1856) Bekannteste Werke : 4 Symphonien, Klavierkonzert in a-moll, Cellokonzert, Klavierwerke sowie „Das Paradies und die Peri“ für Solostimmen, Chor und Orchester. Franz Liszt (1811-1886) Er war der bedeutendste Klaviervirtuose seiner Zeit und schrieb zahlreiche Werke für Klavier und 2 Klavierkonzerte und u.a.12 Tondichtungen, wie „Les preludes“, „Mazeppa“, die „Faustsymphonie“. Die wichtigsten Ehrenmitglieder: Richard Wagner (geb.22.05.1813 in Leipzig, gest. 13.02.1883 in Venedig. Sohn eines „Polizeiaktuarius“, der wenige Monate nach seiner Geburt starb, und einer Tochter des Weimarer Prinzen Friedr. Ferd. Konstantin Wurde weitgehend nach diszipliniertem Selbststudium 1833 Kapellmeister in Würzburg, dann Magdeburg und Riga. 1843 Hofkapellmeister in Dresden. Durch die Teilnahme am Maiaufstand 1849 belastet, musste er fliehen und lebte bis 1858 in Zürich. 1864 berief ihn schließlich sein großer Verehrer und Gönner König Ludwig II. von Bayern nach München. 1870 heiratete er –es war seine 2. Ehe – Cosima, die Tochter von Franz Liszt und geschieden vom Dirigenten Bülow. 1872 übersiedelte er nach Bayreuth, wo sein Festspielhaus entstand. 1872 wurde er Ehrenmitglied des AGV. Wagner strebte das Gesamtkunstwerk an. Die Texte zu allen Opern stammen von Ihm selbst, die Musik dürfte fast immer gleichzeitig entstanden sein. Zum Gesamtkunstwerk trug er auch die bildenden und alle szenischen Künste bei. Wagner hat eine völlig neue Opernwelt geschaffen. Immer wieder an die Tradition anknüpfend gestaltet er das Überkommene in seinem Sinne neu und errichtet so sein Lebenswerk. Als neu seien in diesem Zusammenhang die unendliche Melodie, die bis ins Letzte verfeinerte Leitmotivik und die charakteristische Instrumentation erwähnt. 3 Werke: 13 Opern : Die Feen, Das Liebesverbot, Rienzi, Der fliegende Holländer, Tannhäuser, Lohengrin, Tristan und Isolde, Die Meistersinger von Nürnberg, Parsifal und Der Ring des Nibelungen, nämlich :Rheingold, Walküre, Siegfried und Götterdämmerung. Neben seinen Opern : Eine „Faust-Ouvertüre“, “Kolumbus-Ouvertüre, einige Klavierwerke, das „Siegfried-Idyll“ (anlässlich der Geburt seines Sohnes Siegfried)), die „Wesendonck-Lieder“, das Oratorium „Das Liebesmahl der Apostel“. Anton Bruckner (geb. 1824 in Ansfelden, gest. 1896 in Wien) Ersten musikalischen Unterricht erhielt er von seinem Vater, dem Dorfschulmeister von Ansfelden. Nach dessen Tod kam der Dreizehnjährige als Sängerknabe in das Stift St. Florian. Während seiner späteren Tätigkeit als Schulgehilfe und Lehrer vervollkommnete er sich autodidaktisch und bei diversen Lehrern in Kontrapunkt und Orgelspiel und wurde Stiftsorganist in St. Florian. 1868 übersiedelte Bruckner nach Wien und wurde Hoforganist und Professor für Orgel und Kontrapunkt am Konservatorium. Bruckner war ein glühender Verehrer von Richard Wagner. (Er widmete ihm seine 3.Symphonie.) Als Wagnerverehrer, sowie als „Neutöner“, wurde er von der konservativen Presse (Kritiker Hanslik) und auch Brahms geradezu angefeindet. Seine Symphonien wurden zu seinen Lebzeiten kühl aufgenommen, große Bewunderung fand jedoch sein Orgelspiel. In der Piaristenkirche (8.Bezirk) legte er eine Orgelprüfung ab, bei der der berühmte Ausspruch des Prüfers fiel:“Er hätte uns prüfen sollen.“ 1889 wurde er Ehrenmitglied des AGV. Er führte zahlreiche Chorwerke mit dem damals großen Chor auf. Auf Initiative des AGV ernannte die Universität Wien Bruckner 1891 zum Ehrendoktor. Der Kaiser nahm immer wieder Interesse an Bruckners Schaffen. 1896 starb Bruckner in seiner letzten, vom Kaiser zur Verfügung gestellten Wohnung in einem Nebengebäude des Schlosses Belvedere. Die bekanntesten Werke: Kirchenmusik, insbes. Messen, Te Deum, Requiem, Psalmen, 10 Symphonien, ein Streichquintett, Männerchöre, welche u.a. vom AGV uraufgeführt wurden, wie „Das hohe Lied“, “Das deutsche Lied“, „Germanenzug“, „Helgoland“. Motetten, von denen „Os justi“, „Christus factus est“ und „Locus iste“ auch noch vom Bardenchor aufgeführt wurden. Johannes Brahms (geb. 1833 in Hamburg, gest. 1897 in Wien) Im Vergleich zu Bruckner und Wagner war er eher konservativ und wohl der berufenste Überlieferer klassischen Geistes, der unmittelbare Nachfolger Beethovens, aber durchaus Romantiker. Zuletzt Musikdirektor in Detmold, übersiedelte er 1863 endgültig nach Wien, wo auch seine großen Werke entstanden.1869 wurde er Ehrenmitglied des AGV. Seine bekanntesten Werke: „Variationen über ein Thema von Haydn“, 4 Symphonien, 2 Klavierkonzerte, 1 Violinkonzert, 1 Doppelkonzert Violine und Violoncello, die „Akademische Festouvertüre“, die „Tragische Ouvertüre“. Unter den Chorwerken nimmt das „Deutsche Requiem“ eine hervorragende Stellung ein. Ferner das „Schicksalslied“ und die „Rhapsodie für Alt, Männerchor und Orchester“. Zahlreiche kammermusikalische Werke. Populär wurden die 21 ungarischen Tänze für Klavier, die – bis auf drei – von anderen Komponisten (u.a. Anton Dworak) für Orchester gesetzt wurden. Max Bruch (geb.1838 in Köln,gest.1920 in Berlin) 4 Deutscher Komponist, der zwar eine Vielzahl von Stücken schrieb, aber nur durch eines wirklich berühmt wurde, nämlich das 1. Violinkonzert. 1869 wurde er Ehrenmitglied des AGV. Neben 2 Opern, schrieb er 3 Symphonien ,2 weitere Violinkonzerte, Chorwerke (u.a. das Oratorium „Die Glocke“) Einigen Werken begegnet man fallweise im Konzertsaal: dem „Kol Nidrei“ für Violoncello und Orchester und der „Schottischen Phantasie“ für Violine und Orchester. (Die 1.Symphonie war unlängst in Radio Stephansdom zu hören.) Ein weiteres für die Sängerschaft wichtiges Ehrenmitglied war Rudolf Weinwurm (geb. 1835 in Scheideldorf bei Göpfritz (Waldviertel), gest. 1911 in Wien) Er war der erste Chorleiter des AGV, Freund und Förderer Anton Bruckners. Beim Sängerbundesfest 1865 in Linz errang er mit seinem Werk „Germania“ den ersten Preis, wobei Bruckner mit seinem „Germanenzug“ nur den zweiten Preis erreichte. Am 15.2.1867 leitete er die Uraufführung des Strausswalzers „An der schönen, blauen Donau“ (MGV) Seine Kompositionen: Instrumentalwerke (u.a. „Marsch der Templer“), Bühnenwerke, Männerchöre (u.a. ein sechsteiliger Zyklus „Alpenstimmen“ war dem AGV gewidmet). Schließlich sei noch ein AH der Ghibellinen erwähnt, nämlich Julius Bittner (1874-1939) Bis 1920 arbeitete der promovierte Jurist als Richter. Von seinen Werken sind 2 sogenannte Volksopern, zu denen er auch die Texte schrieb, zu erwähnen : „Der Bergsee“ und „Höllisch Gold“, ferner schrieb er Lieder und eine Messe. E. S. Engelsberg (1825 – 1879) Sein wirklicher Name war Eduard Schön, geboren 1825 in Engelsberg (österr.-Schlesien), gestorben 1879 in Deutsch Jaßnik (Nordmähren). Er promovierte 1850 in Wien zum Doktor der Rechtswissenschaften und arbeitete im k. k. Finanzministerium. Er leitete auch die Gesellschaft der Musikfreunde, und unter ihm wurde das heutige Gebäude des Musikvereines errichtet. Als Musiker verwendete er das Pseudonym E. S. Engelsberg als eine Referenz an seinen Geburtsort. Vor allem der A. G. V. und der Wiener Männergesangverein nahmen seine Lieder in ihr Repertoire auf. Als Student stieß er zur Freiheitsbewegung von 1848. Er pflegte besonders auch den Kontakt zum A.G.V. und schrieb die Melodie zu dem von Ignaz Machanek 1848 verfassten „Deutschen Freiheitslied“, das als Bundeslied des A. G. V. zu unserem Farbenlied der Sängerschaft geworden ist. Keinesfalls soll der Eindruck erweckt werden, es habe nach Bruckner und Brahms in unserem Kulturraum im 20.Jhdt.keine Komponisten mehr gegeben, die schöne Musik geschaffen haben. Daher anschließend eine demonstrative Aufzählung solcher Komponisten: Gustav Mahler (1860-1911), Hugo Wolf (1860-1903), Richard Strauss (1864-1949), Heinrich Pfitzner (1869-1949), A. Zemlinsky (1871-1942), Max Reger (1873-1916), Franz Schmidt (18741939), A. Schönberg (1874-1951), Franz Schreker (1878-1934), Anton Webern (1883-1945), Josef Marx (1882-1964), P. Hindemith (1895-1963) Carl Orff (1895-1982), E.W.Korngold (1897-­‐1957), Ernst Krenek (1900-­‐1991) 5