AUF EINEN BLICK Betriebsführung Nur einer von vier Kunden nimmt die Werbung von Handwerksunternehmen wahr. Der wichtigste, von den Kunden wahrgenommene Werbeträger ist das Firmenauto. Legen Sie in Ihrem Unternehmen Spielregeln für die Pflege der Fahrzeuge fest. Damit erkennen die Kunden schon auf den ersten Blick, dass Ihr Unternehmen gut organisiert ist. (Fortsetzung aus »de« 7/2008, S. 146ff.) Der Schlüssel zum Kunden (4) Reicht es, viel Geld für Werbung auszugeben oder muss man für erfolgreiche Werbung im Elektrohandwerk woanders ansetzen? Elektrohandwerker investieren im Schnitt etwa 6 000 € pro Jahr in Werbung. Doch wie gut ist das Geld angelegt? WAHRGENOMMENE WERBUNG E ine groß angelegte Privatkundenbefragung zeigt überraschende Ergebnisse, wie Kunden die Werbung des Handwerkers wahrnehmen. Bei der Frage, warum ein Privatkunde einem Handwerker einen Auftrag erteilt, stehen gute Erfahrungen und Empfehlungen aus dem privaten Bekanntenkreis im Vordergrund: • 29 % der Befragten erteilen einen Auftrag, weil sie eine Empfehlung aus dem privaten Bekanntenkreis erhalten haben. • Knapp 8 % geben als Grund dafür die Gelben Seiten an. • Etwa 7 % erteilen einen Auftrag, weil der Betrieb von einem anderen Handwerker empfohlen wurde. Die Privatkunden, die einem Handwerker einen Auftrag erteilt haben, wurden gefragt, ob sie sich an die Werbung des Handwerkers erinnern, der bei ihnen tätig war. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Lediglich 21 % der Befragten bejahten das; 76 % antworteten mit Nein (Bild 8). Werbliche Aktivitäten seitens des Handwerks kommen also nur bedingt bei den Kunden an. Firmenfahrzeuge 7,1 % Zeitung (Inserate, Beilagen, Annoncen) 4,4 % Wochenzeitungen, Anzeigenblätter 2,5 % Werbeschilder / Plakate 1,9 % Postwurfsendungen, Flyer, Handzettel 1,4 % Internet 1,1 % Mund-zu-Mund-Propaganda 0,5 % Telefonbuch, Gelbe Seiten 0,5 % Radio 0,3 % Sonstiges 6,6 % weiß nicht / keine Angabe 0,5 % Tabelle 8: Die meisten Kunden erinnern sich an Werbung auf dem Firmenfahrzeug und fast ebenso viele an die Werbung des Handwerkers in der Zeitung (Inserate, Beilagen und Annoncen) und in Wochenzeitungen bzw. Anzeigenblättern nein ja weiß nicht / keine Angabe 2,5 % 76,2 % 21,4 % Bild 8: Erinnerung der Kunden an Werbung ihres Handwerkers Der Transporter als Werbeträger Tabelle 8 zeigt, welche Werbung Privatkunden wahrnehmen. Da das Firmenauto mit Abstand am häufigsten als 84 Bild 9: Sorgen Sie für eine unverwechselbare Beschriftung Ihres Firmenfahrzeugs. Es könnte 08/15 beschriftet sein (li.) oder aber wie das Fahrzeug (hier ein Entwurf) der Fa. Röthemeyer, Fachbetrieb für Elektrotechnik und Kälte- / Klimatechnik, das sich im positiven Sinn von der Masse abhebt (re.) de 8 /2008 Betriebsführung TO-DO-LISTE Das sollten Sie anpacken Auswirkungen Im Erstkontakt den Kunden immer fragen: »Wie sind Sie auf unseren Betrieb aufmerksam geworden?« Sie erkennen, welche Werbeaktivitäten Ihres Unternehmens ankommen und können Ihr Geld viel besser investieren. Checkliste zur Pflege eines Firmenautos einführen und konsequent kontrollieren. Für Mitarbeiter, die dafür verantwortlich sind, müssen sich auch Konsequenzen ergeben, wenn die in der Checkliste festgelegten Spielregeln nicht eingehalten werden. Fahrzeug wird zum positiven Werbeträger für das Unternehmen. Rechtzeitig Neuinvestitionen in den Fuhrpark. Informieren Sie sich über Ihren Berufsverband, der i. d. R. Sonderkonditionen für Leasing und Kauf von Firmenautos anbietet. Mitarbeiter sind motivierter, wenn die Fahrzeuge neu und gepflegt sind, und der Fuhrpark ist immer auf dem aktuellen Stand. Auch die Kunden nehmen wahr, ob es sich die Firma leisten kann, in ordentliche Firmenfahrzeuge zu investieren. Tabelle 9: Die Firmenfahrzeuge sind Werbeträger und Aushängeschild für jedes Unternehmen Werbeträger wahrgenommen wird (Bild 9), sollte seiner Pflege größte Sorgfalt gewidmet werden. Auch in den Fahrgastraum sehen so mache Kunden hinein und können somit erkennen, ob es sich hierbei um ein Firmenfahrzeug oder um eine »Brotzeitstube« handelt. Erstellen Sie für Ihr Unternehmen eine Checkliste für die Pflege der Firmenautos und klären Sie in dieser Checkliste die Verantwortlichkeiten: • Waschen des Fahrzeugs • Ordnung im Fahrerraum • Technik, Öl, Reifendruck, technischer Zustand, Inspektionen und TÜV • Ordnung und Bestückung von Werkzeug und Material • Verhalten im Straßenverkehr, Parken. Die besten Checklisten nützen nichts, wenn es keine Konsequenzen bei Nichteinhaltung der Spielregeln gibt (Tabelle 9). Beispielsweise gibt es Kollegen, die ihren Mitarbeitern 1 h pro Woche zur Verfügung stellen, um das Firmenfahrzeug zu pflegen. Kommt der Mitarbeiter seiner Verpflichtung nicht nach, muss er vier Überstunden von seinem Jahresarbeitszeitkonto opfern. Nur wenn es Konsequenzen gibt, werden sich die Mitarbeiter an die festgelegten Spielregeln halten. Ulrich C. Heckner, Betriebsberater, Kastl / Obb. AN DER FALSCHEN STELLE GESPART »Das erste Kundendienstfahrzeug – ein von unseren Eltern gesponserter VWBulli – war mit Werbung beklebt. Es war so, wie man es auch heute noch oft beobachten kann. Jeder von uns sieht täglich Servicefahrzeuge mit Dachreitern, die die Werbung eines Lieferanten tragen. Die eigene Werbung ist im Vergleich oft verschwindend klein. So glaubte auch ich, Rolf Steffen, in der Gründungsphase an der Werbung etwas sparen zu können. Das Angebot eines Lieferanten, die Fahrzeugbeschriftung und die Leuchtwerbung am Gebäude zu liefern – und das auch noch kostenlos –, kam da gerade recht. Dabei de 8 /2008 war es selbstverständlich, dass der Name des Lieferanten größer geschrieben war als unserer. So kam es, wie es kommen musste. Eines Tages, als ich das Fahrzeug für die Mittagspause vor dem Haus meiner Eltern parkte, kam eine ältere Dame die Straße entlang und rief: »Hallo, Herr Junkers.« Nachdem die Dame ein zweites und ein drittes Mal gerufen hatte, drehte ich mich um und verstand: Ich war gemeint. Die Werbung an Fahrzeug und Gebäude hatte Wirkung gezeigt – nur nicht die, die ich mir erhofft hatte. Sicher aber die des Sponsors.« aus: »Spitzenleistungen im Handwerk« 85