1 Zusammenfassung Wirtschaftspolitik Einleitung: Die 4 zentralen gesamtwirtschaftlichen Ziele und Themen Hoher Wohlstand: Tiefe Arbeitslosigkeit: Preisstabilität: nachhaltige Staatsfinanzierung: Lebensstandard in einer Volkswirtschaft. Messgrösse ist zumeist das BIP pro Kopf der Bevölkerung. Zustand, in dem arbeitsfähige Personen aktiv auf Arbeitssuche sind, jedoch keine Arbeitsstelle finden. Zustand, in dem ein gewichtiger Durchschnitt der für den Konsum relevanter Preise einer Volkswirtschaft keine grossen Schwankungen aufweist. Die Ausgabe des Staates sind langfristig (über einen Konjunkturzyklus hinweg) durch die ordentlichen Einnahmen gedeckt. Kurzfristig sind Konflikte zwischen den Teilbereichen vorhanden, mittel- und langfristig jedoch nur schwach. Eine zweckmässig ausgestaltete und erfolgreiche Wirtschaftspolitik ist in allen Dimensionen erfolgreich. 1.Kapitel: Die 4 zentralen Themen hinsichtlich der Schweiz 1.2.1) Wohlstand: Zwei grundlegende Phänomene der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung einer Volkswirtschaft: Trendwachstum: Wachstum des Wohlstands einer Volkswirtschaft, betrachtet über einen längeren Zeitraum (Jahrzehnte). Konjunkturschwankung: Veränderung des Wohlstands einer Volkswirtschaft, betrachtet über einen kürzeren Zeitraum (Quartale, einzelne Jahre) 1.Phase: 1899-1940 – geringes Wachstum, beschleunigte sich nach 1.WK, 1929 ging es empfindlich zurück, danach längere Stagnation 2.Phase: 1945-ca.1970 – starke Wachstumsphase, Durchschnittswachstum lag viel höher als in der Phase zuvor. 3.Phase: Anfang 1970: scharfe Rezession. Dieser Einbruch prägte die nachfolgende Wirtschaft. Ende 1980: Wachstumrate tiefer als in den Nachkriegsjahren, Anfang 1990 verschärfte es sich noch. 2007: Schweiz belegt in der Gruppe der reichen Länder einen Spitzenplatz (reales BIP1). Der Wohlstandsvorsprung der Schweiz ist in den letzten Jahrezehnten sukzessive geschrumpft. Grund dafür ist das im Durchschnitt tiefere Wachstum der Schweizer Wirtschaft seit Beginn der 1970-er Jahre! Insgesamt zeichnet sich das Bild einer sehr reichen Schweiz ab, die aber in den letzten 20 bis 30 Jahren eine geringe wirtschaftliche Dynamik. d.h. ein tieferes BIPWachstum (von ca 1%) aufwies als die anderen Industrieländer. 1 Reales Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Kopf: Die gesamte, zu konstanten Preisen bewertete Produktion von Gütern und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft, dividiert durch die Bevölkerungszahl. 2 1.2.2) Arbeitslosigkeit: Zeit vor den 1990-er Jahren: Arbeitslosigkeit der Schweiz kaum über 1% Beginn der 1990er-Jahren: erkennbarer Bruch (relativ starker Rückgang des BIP, das sich stark auf die Beschäftigung ausschlägt, stärker auch als in den 1970-er Jahren auf Grund der Rezession) 1990-1992 Arbeitslosenquote beinahe 5%. Bis etwa 1997 Arbeitslosenquote auf hohem Niveau. Es genügte ein relativ unspektakulärer wirtschaftliche Aufschwung, sodass die Aq zwischen 1997 und 1999 unter 2% betrug. Der schweizer Arbeitsmarkt hat gezeigt, dass er wirksam neue Arbeitsplätze schaffen kann und dass die durschscnittliche Arbeitslosigkeit in der Schweiz nach wie vor tendenziell tief liegt, auch im internationalen Vergleich. 1.2.3) Preisstabilität: Mitte der 1970er Jahre sank die Inflationsrate von fast 10% (1974) auf unter 2%(1980). Ende der 1980-er Jahre stieg sie erneutauf beinahe 6%. Seit Beginn der 1990-er Jahre blieb die Inflationsrate gering und stabiler. Es überrasch nicht, dass gerade Anfang der 1990-er Jahre die Inflationsrate dermassen sank. Ein starker Wirtschaftseinbruch und eine steigende Arbeitslosigkeit, wie man sie in dieser Periode zu verzeichnen hatte, sind regelmässig mit tiefer Inflation verbunden. Die Schweiz gehört weltweit zu den Ländern mit dem stabilsten Preisniveau. 1.2.4) Staatsfinanzen: Betrachtung der Staatsverschuldung als ein Mass für die Nachhaltigkeit der Staatsfinanzierung. 1970- Ende der 1980er Jahre: Verschuldungsquote2 der Schweiz stabil, ging sogar leicht zurück (40%, stieg wegen der Rezession auf 45%, sank dann wieder auf Grund der guten Wirtschaftlage) Anfang 1990-er Jahre: Verschuldungsquote 30%, stieg aber, auf Grund der verschlechterte Wirtschaftslage in den 1990er Jahre: Die Rezession+Arbeitslosigkeit führt zu einem steigenden Budgetdefizit3=steigende Verschuldung) Ende 1990: Verbesserung der Wirtschaftslage, leichter Rückgang, stieg aber dann wieder etwas stärker (60% = internationale Benchmark, jenseits derer die Verschuldungssituation kritisch zu werden beginnt.) Die meisten OECD-Länder haben heute eine mit der Schweiz vergleichbare Staatsverschuldung. 2 Verschuldungsquote: Gesamter Bestand der Staatsverschuldung, gemessen als Prozentsatz des nominalen BIP eines Jahres 3 Budgetdefizit: Die Ausgaben eines öffentlichen Haushalts übersteigen innerhalb einer Budgetperiode dessen Einnahmen. 3 1.3.1) Einfacher Wirtschaftskreislauf Die Haushalte sind die Käufer von Güter und Dienstleistungen, und die Firmen sind die Verkäufer. Die Güter und Dienstleistungen werden von den Firmen produziert und an die Haushalte verkauft. Die Ressourcen (Arbeit+Kapital) werden von den Haushalten an die Firmen verkaufen. Entsprechend verläuft der Geldstrom von den Frimen an die Haushalte und der Ressourcenstrom von den Haushalten an die Firmen. 1.3.2) Wichtigste Märkte Gütermärkte: Märkte auf denen Güter und Dienstleistungen gehandelt werden. (Haushalte fragen diese nach und zahlen einen Preis dafür) Faktormärkte: Märkte auf denen Arbeit und Kapital gehandelt werden. (Haushalte bieten diese an, die von den Firmen nachgefragt erden und zahlen dafür einen Preis) 1.3.3) Der erweiterne Wirtschaftskreislauf Zwei weitere Akteure treten hinzu: Staat und seine Transaktionen sowie der Austausch von Haushalten und Frimen mit dem Ausland. Wohlstand 2.Kapitel: Preismechanismus und Marktwirtschaft 2.1) Entscheide in Knappheitssituattionen: Bei knappen Ressourcen gilt das Konzept der Opportunitätskosten4. Verändern sich die Opportunitätskosten (auf Grund von Anreizen) so werden die marginalen Entscheide neu angepasst. 2.2)Marktwirtschaft vs. Planwirtschaft Marktwirtschaft: Wirtschaftssystem, in dem Planwirtschaft: Wirtschaftssystem, in dem über die Produktion und den Konsum von über die Produktion und den Konsum von Güter und Dienstleistungen durch die Güter und Dienstleistungen im Voraus durch Intreraktion auf Märkten entschieden wird. eine Planungsbehörde entschieden wird. Dabei werden die relativen Knappheiten über = Die Ressourcen gehören dem Staat, der das Preissystem angezeigt. Algemeinheit = Die meisten Ressourcen gehören Privaten Planwirtschaft vs. Marktwirtschaft Bei der Marktwirtschaft entscheiden Haushalte und Frimen selbst, wie sie ihre Ressourcen einsetzen wollen, und die Steurung erfolgt durch das Preissystem, das die relativen Knappheiten anzeigt, d.h. in einer Makrtwirtschaft entscheidet jede und jeder Einzelne (=dezentrale Organisationsstruktur). Eine Planungsbehörde ist nicht in der Lage, die 4 Opportunitätskosten =Kosten, die bei einer Entscheidung für eine Handlung dadurch anfallen, dass die Vorteile einer Handlungsalternative nicht realisiert werden können. 4 Komplexität einer Volkswirtschaft zu bewältigen. Die Planungsbehörde unterliegt selbst auch Anreizen, die volle Verfügungsgewalt über die Ressourcen lädt eine Behörde zum Missbrauch ein. 2.3) Die zentrale Rolle der Preise in einer Marktwirtschaft Die Preise wirken als Macht in einer Marktwirtschaft als „unsichtbare Hand“. Sie bestimmen in einer Marktwirtschaft wofür die Ressorucen verwendet werden (Allkoation der Resorucen). Lenkungsfaktoren: - Preise vermitteln Informationen über die Knappheiten (tiefer Preis – Ueberschuss des Gutes) - Knappheitssignale führen zu einer effizienten Allokation der Ressourcen - Preise haben eine Koordinationsfunktion (Tausch zwischen Anbieter+Nachfrager erfolgt in effizienter Weise) - Die Knappheitsignale der Preise zeigen, wo sich Innovation lohnt. Folge: Auslösung technischen Fortschritts, erhöht das langfristige Wachstum. 2.4) Das mikroökonomische Grundmodell: Je höher der Preis desto geringer die Nachfrage, während das Angebot mit höheren Preisen steigt. Im Schnittpunkt ist das Gleichgewicht: angebotene Menge= nachgefragter Menge. Somit bilden die Konsumentenrente5 und die Produzentenrenten6 gleich grosse Dreiecke. 2.4.2 Wohlfahrtseinbussen durch Preiseingriffe Wohlfahrtseffekte eines Mindestpreises7:Es sind weniger KonumentInnen bereit das Gut zu kaufen, ihre Zahlungsbereitschaft liegt unter pm. Deshalb sinkt die Nachfrage auf qm. Die Konsumentenrente reduziert sich auf das kleine grüne Dreieck. Es entwickelt sich für die Produzenten einen Anreiz mehr zu produzieren, als auf dem Markt absetzbar ist. Es entsteht ein Überschussangebot und demnach einen Wohlfahrtsverlust8. Der Staat verkauft die Überschüsse sehr billig auf dem Weltmarkt. Beispiel: Landwirtschaft: Gerade Landwirtschaftsprodukte, bei deren Produktion zahlreiche Entwicklungsländer eigentlich Konkurrenzvorteile hätten, verloren durch die künstlichen Verbilligungsaktionen der Industrieländer an Wettbewerbsfähigkeit. 5 Konsumentenrente: Den Zahlungsbereitschaft des Käufers für ein Gut, abzüglich des Preises, den er tatsächlich dafür bezahlen muss. 6 Produzentenrente: Erlös eines Verkäufers für ein Gut, abzüglich der Kosten, die ihm für den Erwerb oder Herstellung des Gutes entstanden sind. 7 Mindestpreis: Gesetzlich vorgegebener Minimalpreis eines Gutes. Unter diesem Preis darf ein Gut auf dem Markt nicht gehandelt werden. 8 Wohlfahrtsverlust: Verminderung der Wohlfahrt durch eine Marktverzerrung 5 2.4.2)Wohlfahrtseffekte eines Höchstpreises9:ProduzentInnen erzielen einen tieferen Preis für jede verkaufte Einheit, die KonsumentInnen profitieren diesmal. Die Produzentenrente reduziert sich und es ensteht auch hier ein Wohlfahrtsverlust. Es entsteht eine Überschussnachfrage; zu diesem künstlich tief gehaltenen Preis gibt es deutlich mehr Interessentinnen als Anbieter. Beispiel: Mietpreisregulierung. Es gilt nicht mit Höchstpreis oder Mindestpreis betreffende Akteure zu schützen, sondern direkt durch Unterstützungen, z.B. bei Bauern: Einkommensunterstützung. 2.5) Beiträge des Staates zu einer funktionierenden Marktwirtschaft: Für eine funktionierende Marktwirtschaft hat der Staat klar definierte, aus Gründen der Effizienz aber auch klar limitierte Aufgaben. Staat bietet Rechtssystem, das Eigentumsrechte und Vertragsrechte sichert: privates Eigentum bildet das Fundament jeder Marktwirtschaft. Die Eigentumsrechte definieren, was dem Einzelnen gehört, und setzen Bedingungen Der Staat sollte bei Marktversagen korrigierend eingreifen, gelingt ihm nicht, ineffiziente Allokationen in der Marktwirtschaft zu korrigieren, spricht man von Staatsversagen. Eher indirekte Aufgabe ist politisch gewünschte Regulierungen 10 so auszuführen, dass sie die wirtschaftliche Effizienz so wenig wie möglich beeinträchtigt. Hier ist die politische Ökonomie11 zu beachten; staatliche Entscheidungsträger sowie private Interessengruppen reagieren ebenfalls auf Anreize. (Politiker stehen oftmals unter Druck und verfolgen auch andere Ziele, Interessengruppen beabsichtigen durch Rentseeking12, über Regulierungen oder staatliche Finanzen, Vorteile für die Gruppe zu erzielen. (Bauernverband, Gewerkschaften, Arbeiterverbände) 2.5.2) Marktversagen13: Ein echtes Marktversagen liegt dann vor, wenn Preise nicht die tatsächlichen Knappheiten signalisieren oder die Akteure an einer Reaktion auf an sich korrekte Preissignale gehindert werden. Ursachen für Marktversagen: Monopolmacht14: Auf Grund der vorteilhaften Marktstellung, wird die angebotene Menge reduziert, um mit erhöhten Preisen einen grösseren Gewinn zu erzielen. Für den Monopolisten besteht keinen Anreiz die Produktionsmenge auszudehnen oder neue Technologien zu erforschen. Potenzielle Anbieter werden am Marktzutritt gehindert. Externe Effekte15: Es handelt sich dabei um Folgekosten der Produktion, mit denen der Produzent nicht konfrontiert wird und die er deshalb nicht berücksichtigt, die aber für die Allgemeinheit ins Gewicht fallen. Beispiel: Umweltverschmutzung Öffentliche Güter16 weisen zwei Eigenschaften auf: 9 Höchstpreis: Gesetzlich vorgegebenes Maximum für den Preis eines Gutes. Über diesem Preis darf das Gut auf dem Markt nicht gehandelt werden. 10 Regulierung: Begrenzung des Handlungsraum der ökonomischen Akteure durch Gesetze und Verordnungen. 11 Politische Ökonomie: Zweig der Volkswirtschaftslehre, der die Interdependenzen von volkswirtschaftlichen und politischen Prozessen untersucht. 12 Rentseeking: Statt Ressourcen produktiv zu verwenden, werden diese eingesetzt, um über den politischen Prozess Umverteilung zu erreichen. 13 Marktversagen: Situation, in der das Marktergebnis keine effiziente Allokation der Ressourcen hervorbringt. 14 Monopolmacht: Ein ökonomischer Akteur (oder auch eine Gruppe) ist derart marktbeherrschend, dass er seine Preise unabhängig vom Wettbewerb festlegen kann. 15 Externe Effekte (Externalitäten): Einflüsse der Handlungen eines ökonomischen Akteurs auf die Handlungen eines anderen, die sich nicht im Preissystem widerspiegeln. 6 (Nicht rivalisierend im Gebrauch: Konsumiert man das Gut, beeinträchtigt das in keiner Weise den Konsum des gleichen Gutes durch eine andere Person). (Es ist nicht ausschliessbar, d.h., niemand kann daran gehindert werden, dieses Gut zu konsumieren). Ein öffentliches Gut hat einen positiven Nutzen, aber einen Preis von null, was letztlich ein falsches Signal über die tatsächliche Knappheit des Gutes aussendet, somit greift der Staat ein und finanziert es durch Steuern. 2.7) Effizienz und Wachstum Effizienz: Zustand, bei dem die Ressourcen optimal eingesetzt werden. Die Produktionsmöglichkeitenkurve zeigt auf, welche Güterkombinationen mit den gegebenen Ressourcen maximal produziert werden können. Punkt A zeigt eine ineffiziente Produktion, es ist möglich mit den vorhandenen Produktionsmittel mehr zu produzieren z.B. Punkt B. Bewegung von A nach B führt zu einem Wachstum des Wohlstandes= statischer Wachstumseffekt; ergibt sich dann, wenn durch einen optimierten Ressourceneinsatz mehr produziert werden kann. Wachstum erfolgt durch eine Erhöhung der Produktionsmöglichkeiten (mehr Arbeitskräfte, zusätzliche Kapitalgüter, technischer Fortschritt). Es erfolgt eine Ausweitung der Produktionsmöglichkeitenkurve und ein dynamischer Wachstumseffekt (= Ergibt sich dann, wenn zusätzliche Produktionsfaktoren die Produktionsmöglichkeiten erhöhen) 3.Kapitel: Internationale Arbeitsteilung 3.1) Spezialisierung und komparative Vorteile: Die Kombination der Koordinationsleistung der „unsichtbaren Hand“ und Spezialisierung17 erklärt weitgehend die enorme Wohlstandsverbesserung der letzten 200 Jahre. Ein einzelner Arbeiter produziert 200Nadeln/Tag, spezialisiert sich jeder auf einen Teilschritt, erhöht sich die Produktion auf 50‘000 Nadeln/Tag. Werden Milliarden Menschen, über nationale Grenzen hinaus, in den Prozess der Arbeitsteilung18 eingebunden, so wird einem klar, welch gewaltiges Potenzial sich zur Wohlstandssteigerung eröffnet. Wie können Entwicklungsländer mit den Industrieländern konkurrieren? Es gilt das Prinzip des komparativen Vorteils: Stellen zwei Produzenten dasselbe Gut her, so hat derjenige einen komparativen Vorteil, dessen Opportunitätskosten für die Produktion dieses Gutes geringer sind. Die Industrieländer haben absolute Vorteile19 in mehr oder weniger allen Tätigkeiten. Dennoch können die beiden mit jeweils sehr grossem Gewinn miteinander Handel treiben, weil die Entwicklungsländer komparative Vorteile haben in der Produktion von Gütern, bei denen der Produktivitätsunterschied nicht so gross ist. 16 Öffentliche Güter: Güter, die von mehreren ökonomischen Akteuren gleichzeitig genutzt werden können, ohne dass dies ihre Qualität und Quantität beeinflusst. 17 Spezialisierung: Fokussierung auf relativ wenige Produktionsstufen innerhalb des Produktionsprozesses. 18 Arbeitsteilung: Aufteilung des Produktionsprozesses in einzelne Arbeitsschritte, die durch jeweils verschiedene Wirtschaftseinheiten ausgeführt werden. 19 Absoluter Vorteil: Gegenüber dem Handelspartner höhere Produktivität bei der Produktion eines Gutes. 7 3.2) Wohlfahrtseffekte internationalen Handels Wohlfahrt bei Autarkie20 Bei einem Land, das keinen Handel treibt, gilt der Grundsatz: Das inländische Angebot muss genau gleich der inländischen Nachfrage sein. Öffnet sich das Land dem internationalen Handel, so gilt nicht mehr der Gleichgewichtspreis im Inland, sondern der Weltmarktpreis, der höher oder tiefer liegt. je nach Weltmarktpreis kann mehr konsumiert als produziert (Import) oder mehr produziert als konsumiert (Export) werden. Wohlfahrtseffekte des Handelns (hoher Weltmarktpreis) Die Nachfrage der inländische Bevölkerung geht bei einem höheren Preis zurück. Für die Produzenten lohnt es sich für diesen Preis zu produzieren. Die im Inland nachgefragte Menge ist kleiner als die im Inland produzierte Menge, die Differenz wird exportiert. Die KR sinkt, die PR steigt, es resultiert ein Zuwachs der Gesamtrente (dunkelblau). Wohlfahrtseffekte des Handelns (tiefer Weltmarktpreis) Bei einem tiefereren Weltmarktpreis steigt die Nachfrage der Konsumenten, die Situation für die Produzenten hat verschlechtert sich, sie produzieren weniger. Die nachgefragte Menge ist somit höher als die produzierte; die Differenz wird importiert. Es findet eine Wohlfahrtsverbesserung statt, einen Zuwachs an gesamtwirtschaftlicher Rente (dunkelgrünen Dreieck). 3.3) Protektionismus: In beiden Fällen, bei Exporten und Importe resultiert ein Wohlfahrtsgewinn, allerdings ist man gegenüber Importen skeptisch. Importe konkurrieren mit der inländischen Produktion, es löst einen Strukturwandel aus, der in der Übergangszeit in den betroffenen Sektoren Lohndruck und Arbeitsplatzabbau bewirkt. Man will die inländische Produktion schützen durch den Protektionismus21. 20 Autarkie: Situation, in der ein Land ausschliesslich im Inland Güter und Dienstleistungen verwendet, also keinen internationalen Handel treibt. 21 Protektionismus: Handelspolitische Massnahmen mit dem Ziel, die inländischen Produzenten dir ausländischer Konkurrent zu schützen. 8 3.3.1) Kosten des Protektionismus Internationaler Freihandel bringt Vorteile für die Wohlfahrt; jeder Eingriff beeinträchtigt diese Vorteile, wie auch der Zoll. Der Weltmarktpreis ist tiefer als der Preis in einer Autarkie, es wird importiert. Der Staat verlangt allerdings auf jede importierte Einheit Zoll in der Höhe von t. Die Nachgefragte Menge sinkt von q* auf q. Konsumentenrente reduziert sich auf das Dreieck BCDE. Auf Grund des steigenden Preises wir im Inland mehr produziert. Der Zoll schafft Einnahmen für den Staat. Die zusätzliche PR und die zusätzlichen Zolleinnahmen bewirken eine Umverteilung 22 der KR an die PR und den Staat. Es entsteht jedoch ein Wohlfahrtsverlust in der Höhe der roten Dreiecke, jene Teile der KR, die niemandem zugute kommen und verloren gehen. 3.3.2) Politische Ökonomie des Protektionismus: Trotz der Wohlfahrtsverluste ist der Protektionismus weit verbreitet, aus folgenden Gründen: Jede Umverteilung schafft kurzfristig Verlierer, in diesem Fall gewinnen die Konsumenten, die Produzenten und der Staat verlieren. Die Konsumenten sind schwer zu mobilisieren, während die politisch gut organisierten Produzenten gegen den Zollabbau opponieren. Durch den Protektionismus können sich Produzenten zwar künstlich eine Rente sichern, das Aufschieben des Strukturwandels macht aber die zuletzt unvermeidliche Anpassung immer schmerzhafter. Protektionismus kann kurzfristig Schutz bieten, mittel- und langfristig fügt er aber den Produzenteninteressen Schaden zu. 3.3.3) Formen der Handelsliberalisierung: Der Abbau von protektionistischen Schranken zwischen Ländern, kann auf drei Arten verwirklicht werden: Multilaterale Handelsliberalisierung: Abbau protektionistischer Schranken zwischen den meisten Ländern. Die WTO versucht dies durchzusetzen. Regionale Handelsliberalisierung: Abbau protektionistischer Schranken innerhalb einer bestimmen Gruppe von Ländern. Beispiel: EU Bilaterale Handelsliberalisierung: Abbau protektionistischer Schranken zwischen zwei Ländern. Das starke Interesse der Produzenten schützende Handelsschranken aufrechtzuerhalten hat nicht nachgelassen. Demzufolge entwickelten sich neue Formen des Protektionismus. Es gibt eine ganze Reihe von Nichttarifäre Handelshemmnissen: Alle protektionistischen Massnahmen mit Ausnahme der Zölle, die den freien Austausch von Gütern und Dienstleistungen behindern, Beispiele: Quoten23, Technische Handelshemmnisse24 (Die effektive Beseitigung technischer Handelshemmnisse gehörte zu den wichtigsten Herausforderungen für die Integration im Rahmen der EU. Neben der Harmonisierung technischer Vorschriften spielte such die gegenseitige Anerkennung solcher Vorschriften eine entscheidende Rolle (Cassis-de-Dijon-Prinzip25)), Subventionen26: 22 Umverteilung: Prozess, der die Verfügbarkeit von Ressourcen für einzelne wirtschaftliche Akteure verändert, meist um die Verteilung gleichmässiger auszugestalten. 23 Quoten: Mengenmässige Beschränkung des grenzüberschreitenden Handels. Die häufigste Form ist die Importquote, welche die Einfuhr ausländischer Güter auf eine bestimmte Menge einschränkt. 24 Technische Handelshemmnisse: Unterschiedliche nationale Regulierungen und Normen von Ländern, die den Handel von Gütern verteuern und damit behindern. 25 Cassis-deDijon-Prnzip: Prinzip, nach dem die EU-Mitgliederländer beim Handel untereinander diejenigen nationalen technischen Vorschriften gegenseitig anerkennen. Die nicht EU-weit harmonisiert sind. Der Begriff geht auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshof zurück. 26 Subventionen: Die inländische Produktion wird subventioniert, so wirkt das wie ein Zoll auf die importierte Ware. 9 Speziell die regionale Handelsabkommen sind für die Schweiz , inmitten der EU von grossem Vorteil. Durch eine Integration entsteht eine Diskriminierung zwischen den Mitgliedern des Integrationsraums27 und den Nichtmitgliedern (Zwischen EU und USA/Schweiz). Die Integration generiert zwar zusätzlichen Handel, verzerrt aber gleichzeitig auch den schon bestehenden Handel dadurch, dass nicht mehr alle in gleichem Ausmasse daran teilnehmen können. Ob und wie stark ein Integrationsraum die gesamte Wohlfahrt erhöht, hängt davon ab, ob der zusätzliche Handel (Handelsschaffung28), grösser ist als die Verzerrung der Handelsströme (Handelumlenkung29). 3.4) Regionale wirtschaftliche Integration 3.4.1) Wohlfahrtseffekte von Integrationsräumen: Wohlfahrtseffekte einer Integration Annahme: Im Land A wird das Gut gar nicht produziert. Land A importiert das Gut aus Land C, das nicht Teil des Integrationsraums ist. Es entstehen Zolleinnahmen der Fläche 3+5. Land A und B bilden nun einen Integrationsraum, nun importiert Land A von Land B, da die Zölle abgebaut sind. Es findet eine Handelsumlenkung statt. KR steigt (3+4), da das Gut billiger geworden ist, die Zolleinnahmen 3+5 entfallen. Falls die Fläche 4 der zusätzlichen KR grösser ist als die Fläche 5, so wirkte sich die Integration positiv auf die Wohlfahrt aus. Eine Integration hat somit negative (importiert wird nicht mehr vom billigsten Produzenten) und positive Effekte (zusätzlicher Handel), d.h. sind die Effekte der Handelsschaffung grösser als diejenigen der Handelsumkehrung? Zwei Faktoren sind entscheidend zur Beurteilung, ob die Integration positiv ist oder nicht: Die Höhe des Zolls und die Grösse des Integrationsraums. Integration mit hohem Ausgangszoll Der Zoll, den Land A erhebt ist sehr hoch, das Gut wird kaum importiert, entsprechend tief sind die Zolleinnahmen. Durch den Zollabbau gegenüber dem Integrationspartner B, erhöht dich die importierte Menge. Die zusätzliche KR (Fläche 4) überwiegt den Verlust der wenigen Zolleinnahmen (Fläche 5). Die Effekte der Handelsschaffung sind grösser als diejenigen der Handelsumlenkung. 27 Integrationsraum: Zusammenschluss mehrerer Länder zu einer Organisation, welche vor allem die wirtschaftlichen Beziehungen untereinander zu vertiefen versucht. 28 Handelsschaffung: Erhöhung de Menge an gehandelten Gütern und Dienstleistungen durch wirtschaftliche Integration. 29 Handelsumlenkung: Bezug von Gütern und Dienstleistungen nicht mehr weltweit produktivster Produzenten, sondern vom günstigsten Produzenten innerhalb des Integrationsraums, dessen Preise nicht mehr durch Zölle belastet sind. 10 Grosser Integrationsraum Je grösser der Integrationsraum, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch ein Land Mitglied ist, welches das betreffende Gut sehr effizient produzieren kann. Land B ist der effizienteste Produzent im Integrationsraum, Land C der weltweit effizienteste. Der Preisunterschied zwischen Land C und B ist gering, genau so wie die Zolleinnahmen (Fläche 5). Die Wahrscheinlichkeit nimmt zu, dass durch den Zollabbau, der Effekt der Handelsschaffung grösser ist, als derjenige der Handelsumkehrung. 3.4.2) Formen der Integration: Es lassen sich fünf verschiedene Integrationsformen unterscheiden, je nach Ausmass der Handelsliberalisierung und Koordination der Wirtschaftspolitik zwischen den Partnerländer. Freihandelszone: Jedes Mitglied behält sich die Freiheit Zölle gegenüber Nichtmitgliedern auszugestalten, zwischen den Mitgliedern werden die Zölle abgeschafft. Zollunion: Hier gehen die Mitglieder einen Schritt weiter und führen zudem noch eine gemeinsame Aussenhandelspolitik, d.h. gegenüber allen Nichtmitgliedsländern erhebt man die gleichen Zölle. Dies führt zu handelserleichternden Effekten, da Ursprungsnachweise27 nicht zu erbringen sind. Binnenmarkt28: Man spricht von den Vier Freiheiten: dem freien Austausch von Gütern, Dienstleistungen, Arbeit und Kapital. Währungsunion29: Eine gemeinsame Währung wird festgesetzt, nun kann ein Mitglied ihre Geldpolitik nicht mehr selbst bestimmen. Vollständige Währungsunion30: unterscheidet sich kaum noch von einem Nationalstaat, es wird eine gemeinsame Wirtschaftspolitik verfolgt. 3.4.3) Die Europäische Integration: Eine Freihandelszone ist die EFTA31, welche lediglich 4 Mitgliederstaaten umfasst: Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein. Die Europäische Gemeinschaft war von 1957-1992 eine Zollunion, bis zur Entwicklung des Binnenmarktprogramms der 1990-er Jahre, wo sie schliesslich als die EU32 zu einem Binnenmarkt und seit 1999 eine Währungsunion wurde. 1999 wurden 3 Pfeiler zur Vorantreibung der wirtschaftlichen wie auch der politischen Integration festgelegt: Wirtschaftsverträge der EU Gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik Geregelte Zusammenarbeit in der Justiz- und Innenpolitik 1997: Vertrag von Amsterdam. Weiterführung der politischen Integration durch die Schaffung eines gemeinsamen Raums von Sicherheit und Freiheit. 27 In einer Freihandelszone benötigt man diese, um zu verhindern, dass aus Drittländern zuerst in das Mitgliedsland mit dem tiefsten Aussenzoll importiert und anschliessend zollfrei in die anderen Länder des Integrationsraums exportiert wird, erfordert also aufwändige Zollformalitäten. 28 Binnenmarkt: Integrationsform, bei der nicht nur Güter und Dienstleistungen, sondern auch die Produktionsfaktoten Arbeit und Kapital frei ausgetauscht werden können. 29 Währungsunion: Integrationsform, bei der die nationalen Währungen zugunsten einer gemeinsamen Währung aufgegeben wird. 30 Vollständige Wirtschaftsunion: Integrationsform, bei der eine gemeinsame Wirtschaftspolitik verfolgt wird. 31 EFTA: European Free Trade Association. Die Europäische Freihandelszone wurde 1960 gegründet. 32 EU: Europäische Union. Die EU ging mit dem Vertrag von Maastricht aus der Europäischen Gemeinschaft hervor. (Ziel des Vertrags von Maastricht war eben diese Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion). 11 Die EG bestand Mitte der 1980-er Jahre aus 12 Mitgliedsstaaten, 1995 aus 15 Staaten, bis zur historischen Erweiterung 2004 durch die Aufnahme der 10 osteuropäischen Staaten und 2007 zur Mitgliederzahl von 27. Die EWR33 wurde 1993 gegründet und diente dazu, den Binnenmarkt zwischen der EFTA und den EU-Ländern einzuführen. 3.5) Schweizer Aussenwirtschaftspolitik Grundpfeiler der Schweizer Aussenwirtschaftspolitik: Die strategische Aussenwirtschaftspolitik beruht auf drei Standbeinen, abgeleitet durch die drei ökonomischen Analysen (Exporte+Imorte+weitgehende internationale Arbeitsteilung, erhöhen die Wohlfahrt): Zur Förderung der Exporte wird versucht ausländische Märkte für schweizerische Produkte und Produktionsfaktoren zu öffnen. Zur Förderung von Importen wird angestrebt den Marktzutritt ausländischer Güter auf den Schweizer Binnenmarkt zu erleichtert Zur Förderung der internationalen Arbeitsteilung werden die Handelspartner bei ihrer Integration unterstützt, um eine Beteiligung möglichst vieler Länder an globaler Arbeitsteilung zu erreichen. Im ersten Punkt kann die Schweiz nur durch internationale Verhandlungen ihr Ziel erreichen. Die WTO ist bei der Verhandlung des Multilateralismus nur halbwegs erfolgreich, auf Grund der unterschiedlichster Interessen vieler Länder. So stützt sich die Schweiz oft auf die regionale Integration sowie den bilateralen Weg. Der wichtigste Handelspartner der Schweiz stellt Dtl. dar, sowie weitere grosse EU-Länder. Der Bundesrat legt spezifische Kriterien fest, die ein Handelspartner der Schweiz erfüllen sollte: Wirtschaftliche Grösse: heutige, sowie die zukünftige wirt schaftliche Rolle eines Staates (EU, USA, Japan, rasch wichtig werdende wirtschaftliche Riesen: Brasilien, Russland, China, Indien) Diskriminierungspotential: Es gilt abzuwägen, wie stark die Wettbewerbsfähigkeit der CH-Exporteure in den jeweiligen Ländern ist, da durch schon umfassende Handelsabkommen zwischen wichtigen Handelspartner diese eingeschränkt werden könnte. Des Weiteren werden die Verhandlungsbereitschaft des Landes sowie ihre politischen Überlegungen beachtet. Für die Schweizerische Wirtschaft ist die Integration in den internationalen Kapitalverkehr von grosser Bedeutung. Sie gilt als Kapitalexporteur, denn ihr Ziel besteht darin, nicht nur Abkommen für den Güterhandel, sondern auch den Handel mit Dienstleistungen, sowie den Produktionsfaktoten Arbeit, Kapital und geistiges Eigentum, zu sichern. 3.5.2) Schweizer Integrationspolitik: Die Schweiz integrierte sich nur langsam in die EU, sie stellt nach USA den wichtigsten Handelspartner für die EU dar. 1972: Freihandelsabkommen mit der EG, es wurde zwischen der EFTA und der damaligen EG eine Freihandelszone errichtet. 1992: Ablehnung des Beitritts zum EWR. 2000: Annahme der Bilaterale I 34, ein Paket von sieben Abkommen. Den wirtschaftlich bedeutendsten Schritt stellte das Abkommen über den freien Personenverkehr dar. 2001: Ablehnung der Initiative „Ja zu Europa“ 33 EWR: Europäischer Wirtschaftsraum. Der EWR stellt die Erweiterung des europäischen Binnenmarktes um drei der vier EFTA-Staaten (Island, Norwegen und Liechtenstein) dar. 34 Bilaterale I: Vertragszweck zwischen EU und der Schweiz, das infolge der Ablehnung des EWR-Beitritts ausgehandelt wurde. Es ist als Paket konzipiert und enthält insgesamt sieben Abkommen, darunter eines zum freien Personenvwerkehr. 12 2004: Abkommen über die Bilaterale II 35. Von grösster Bedeutung sind die Abkommen über die Zinsbesteuerung und über die Betrugsbekämpfung. Entscheidend hierfür ist, dass die EU die Verträge als Paket konzipiert hat, die CH konnte nicht lediglich einige Abkommen annehmen und andere ablehnen. Sollte die Schweiz der EU beitreten? Handelsschaffende Effekte: Ernstzunehmende Nachteile: 1) zusätzlicher Wettbewerbsdruck, der durch 1)Notwendige Übernahme des Euros hebt steigende Importkonkurrenz enstehen die Schweizer Sinzen sofort auf EU-Nievau würde. 2)jährliche Beträge in Milliardenhöhe an das 2)Wegfall der Grenzkontrollen und der EU-Budget Ursprungsnachweise 3)Abbau des Landwirtschaftsprotektionsismus Unclear: Mwst der EU beträgt 15%, die Schweiz müsste ihre Mwst massiv erhöhen, dies hätte einen negativen Effekt. Um einen starken Anstieg der Steuereinnahmen im Verhältnis zum BIP zu verhindern, müsste man diesen Schritt im Rahmen einer Steuerreform, derer Gestaltung letzlich enstscheidet, ob die Anpassung der Mwst. positiv oder negativ ausfällt, durchführen. Zudem zeigt sich, dass die negativen Effekte sofort wirksam würden, während die positiven Handelseffekte erst mit dr Zeit auftreten. Der EU-Beitritt muss aus poilitscher Sicht entschieden werden, die ökonomische Analyse bietet keine klaren Anhaltspunkte. 4.Kapitel: Monopolmacht und Wettbewerb 4.1) Die Kosten von Monopolen 4.1.1 Das Verhalten von Firmen mit Monopolmacht: Es gilt zwischen der vollständigen Konkurrenz36 und dem Monopol37 zu unterscheiden: Der Monopolist wählt diejenige Preis-Mengen-Relation, die seinen Gewinn maximiert. Der Preis ist gegeben, das Unternehmen kann zu diesem Preis soviel absetzten, wie es möchte. Preis-Mengen-Entscheid des Monopolisten:Mit jeder zusätzlich verkauften Einheit sinkt der Preis, somit verläuft die Grenzertragskurve38 steiler als die Nachfragekurve. Die Preisreduktion verringert den Ertrag, der Grenzertrag muss immer kleiner sein als der Preis des Produkts. Somit wird die Produktionsmenge solange erhöht, bis der zusätzliche Ertrag (Grenzertrag)=zusätzliche Kosten (Grenzkosten). Die resultierende Menge qm ist kleiner als die angebotene Menge unter vollständiger Konkurrenz qk. Zudem resultiert ein Preis pm, der über den Grenzkosten pk liegt. 35 Bilateralle II: Vertragszweck zwiscen der Eu und der CH, das die Bilaterale I ergänzt. Es umfasst insgesamt neun Abkommen, darunter die Sicherheitszusammenarbeit im Rahmen don Schengen-Dublin 36 Marktsituation, in der weder Produzenten noch Konsumenten über genügend Marktmacht verfügen, um die Preise zu beeinflussen 37 Marktsituation, in der für ein schwer substituierbares Gut nur ein Anbieter existiert. 38 Die Grenzertragskurve zeigt, welcher zusätzliche Ertrag bei jeder zusätzlich verkauften Einheit erzielt wird. 13 4.1.2) Wohlfahrtsverluste durch Monopole Ineffizienz des Monopols: Bei vollstädngier Konkurrenz entspricht die gesamtwirtschaftliche Rente der Konsumentenrente (Fläche ABC), die PR ist gleich null. Ein Monopolist allerdings bietet eine geringerere Menge zu einem höheren Preis an. Die Fläche ABC reduziert sich, und die PR des Monopolisten (Gewinn) vergrössert sich (blaue Viereck). Es findet teilweise eine Umverteilung von der KR zur PR statt, das rote Dreieck (KR) geht verloren. 4.1.3) Zusätzliche Kosten von Monopolen: Monopole begünstigen die X-Ineffizienz39 (führt zu betriebsinterne Ineffizienzen), versuchen ihr Monopolrecht zu sichern, indem sie auf dem Weg der Politik die Konkurrenz vom Markt fernzuhalten versuchen und es besteht für sie keinen Anreiz, die Innovation voranzutreiben. Dies schädigt die Effizienz einer VW und deren Wachstum. 4.2) Marktzutrittsschranken: Monopole können durch Marktzutrittsschranken gesichert werden, denn sonst würden Firmen in den Markt eintreten und ein vollständiger Markt wäre die Folge. Es gibt die Form des natürlichen Monopols40: Dies liegt dann vor, wenn die Fixkosten41 der Produktion sehr hoch sind, dies führt zum Fallen der Durchschnittskosten. Können die Fixkosten über grössere Stückzahlen verteilt werden, sinken die verlangten Preise, je mehr produziert wird. Ein Monopol entsteht, der alle Konkurrenten vom Markt drängt (Infrastrukturbereich: Telefonleitungen, Bahn). Die Nicht-natürliche Marktzutrittsschranken42 werden durch staatliche Regulierungen, Firmenstrategien oder einer Kombination von beiden aufrechterhalten: Staatliche Regulierungen: Zölle oder nichttarifäre Massnahmen werden ergriffen. Es besteht eine Notwendigkeit eines Monopols zur Garantie der Grundversorgung der Bevölkerung oder dem Schutz der Bevölkerung. Strategische Marktzutrittsschranken: Firmen bilden Kartelle43. Diese sind jedoch instabil, da für jede Firma einen Anreiz besteht sich nicht an die Vereinbarungen zu halten. Drohung an potenzielle Konkurrenten, bei deren Markeintritt einen Preiskampf zu lancieren. 39 Unvermögen der Unternehmung, einen gegebenen Output mit minimalem Input oder mit gegebenem Input den maximalen Output zu produzieren 40 Natürliches Monopol: Marktsituation, bei der ein einzelner Produzent Güter und Dienstleistungen für einen bestimmten Markt zu tieferen Kosten anbieten kann, als dies bei mehreren Produzenten möglich wäre. 41 Fixkosten: Kosten, die unabhängig von der produzierten Menge anfallen. 42 Künstlich geschaffene monopolistische Position, die entweder durch strategisches Firmenverhalten oder durch staatliche Regulierungen entsteht. 43 Gruppe von Firmen, die sich z.B. über Mengen, Preise, Gebiete oder Konditionen absprechen, um eine monopolistische Stellung zu erlangen. 14 Ein Monopolist kann mit seinen Überkapazitäten operieren. Er kann z.B. drohen die Produktionsmenge auszuweiten. Durch politisches Lobbying staatliche Regulierungen errichten. Diese Marktzutrittschranken führen gesamtwirtschaftlich zu Ineffizienz und zu einem Marktversagen, da die Preise in ihrer Lenkungswirkung behindert werden. 4.3) Wettbewerbspolitische Ansätze 4.3.1) Wettbewerbspolitik bei natürlichen Monopolen: Es gibt zwei Möglichkeiten den Preis aus Effizienzsicht optimal festgesetzt werden kann: Durch Verstaatlichung: Übernahme des Produktionsprozesses privater Betriebe durch den Staat durch Aufkauf oder Enteignung. Durch Regulierungen des Monopolisten: Private Einbringung der Dienstleistungen bei gleichzeitiger Regulierung des natürlichen Monopols. Man versucht zu verhindern, dass aus einem staatlichen ein privates Monopol wird. Es zeigt sich, dass im Bereich der natürlichen Monopole Deregulierungen 44, im Wesentlichen Regregulierungen45 sind, weil eben die bedingungslose Deregulierung nicht die effizienteste Lösung ist. Vielmehr ist eine regulierte Privatisierung erforderlich. 4.3.2) Wettbewerbspolitik bei künstlich geschaffenen Monopolen: Die Wettbewerbspolitik bekämpft Kartelle/Monopole, die sich eine Monopolmacht sichern wollen. Es gilt die staatliche Regulierung so zu gestalten, sodass sie eben nicht/ nur zu einem geringen Teil als Marktzutrittschranken wirkt und das strategische Verhalten der Firmen zur Monopolsicherung zu bekämpfen. 4.4) Schweizer Wettbewerbspolitik 4.4.1) Die Schweiz sei aus folgenden Gründen eine Hochrpeisinsel: Qualitätsunterschiede: KonsumentInnen erhalten für den hohen Preis auch eine dementsprechende hohe Qualität. (Aber: BigMac von McDonalds wird bewusst international mit derselben Qualität verkauft, CH-Preis aber trotzdem 50% teurer als in den USA) Einkommensunterschiede: Ein reiches Land weist höhere Preise auf. (Aber: Das hohe Lohn- und Preisniveau treiben die Preise nichthandelbarer Güter hoch (Haarschnitt)46). Unterschiedliche Regulierungen Unterschiedliche Wettbewerbspolitik Die Gründe für die hohen Preisen sind vor allem in den letzten beiden Punkten zu finden. Die Schweiz bemüht sich nun um wettbewerbssteigernde Regulierugen. 4.4.3) Wettbewerbspolitik der Schweiz: Kartellgesetz47 vor 1995: Das ursprüngliche Kartellgesetz wurde 1962 eingeführt: Kartelle waren grundsätzlich erlaubt, solange die Wettbewerbsbehörde keine volkswirtschaftliche Schädlichkeit nachweisen konnte. Die Kartelkomission bestand zudem aus Interessenvertretern. Verschärfte Kartellgesetz 1995: Ziel war es, harte Kartelle48 erschweren und eine Fusionskontrolle49 einzuführen. Die Fusionskontrolle sollte verhindern, dass Kartellmitglieder das Gesetz durch eine Zusammenschliessung der Firmen. 44 Lockerung oder Beseitigung von Regulierungen. Neukonzipierung staatlicher Regulierungsmassnahmen. 46 Güter, die wegen ihrer Eigenschaften, etwa weil sie unverhältnismässig hohe Transportkosten verursachen würden, international nicht gehandelt werden. 47 Gesetz, das die volkswirtschaftlich schädlichen Auswirkungen von Kartellen und anderen Wettbewerbsbeschränkungen verhindern und den Wettbewerb fördern soll. 48 Absprachen, die den Wettbewerb besonders drastisch einschränken. Darunter fallen Preis., Mengen-, und Gebietskartelle. 49 Überprüfung von Fusionen durch die Wettbewerbsbehörde hinsichtlich ihrer Wirkung auf den Wettbewerb. 45 15 Ausserdem wurde die Wettbewerbskommission50 mit Experten ergänzt. Die Preisüberwachung51 ist überall zuständig, wo es wegen eines natürlichen Monopols oder wegen Regulierungen keinen Wettbewerb gibt. Zweite Revision, seit 2004 aktuelles KG: Neu wurde die Kronzeugenregelung 52 sowie direkte Sanktionen53 eingeführt. 5.Kapitel: Externe Effekte und die Umwelt 5.1) Echte und unechte externe Effekte: Es ist enorm(!) wichtig tatsächliche von vermeintlichen effizienzmindernden Effekten zu unterscheiden: - Externe Effekte: Einflüsse der Handlungen eines ökonomischen Akteurs auf die Handlungen eines anderen, die sich nicht im Preissystem widerspiegeln. Beispiel: Stahlwerk leitet Abwässer in den Fluss - Pekuniärer externer Effekt: Externer Effekt, der sich im Preissystem widerspiegelt. Pekuniäre externe Effekte stellen kein Marktversagen dar. Beispiel: Ein zweiter Metzger eröffnet sein Geschäft in einem Dorf. 5.2) Wohlfahrtsverluste durch externe Effekte Negative Externitäten: Die Angebotskurve entspricht den Grenzkosten und zeigt in jedem Punkt die zusätzlichen Kosten für die Produktion einer weitere Einheit. Das Stahlwerk berücksichtigt nur die privaten Grenzkosten 54(Ap), nicht aber die durch die Umweltverschmutzung verursachten sozialen Grenzkosten55(As). Der Marktpreis pm liegt tiefer als der eigentlich effiziente Preis p*, der die relativen Knappheiten korrekt widerspiegeln würde. Effizienzverlust durch negative Externitäten Links wird die Situation ohne die externen Effekte betrachtet. Rechts die Situation mit den externen Effekten: Bei der Berücksichtigung der sozialen Kosten erhöht sich der Nutzen(ABDF), dementsprechend steigen auch die Kosten(ABEF). Die zusätzlichen Kosten übersteigen den zusätzlichen Nutzen(BED). Die Fläche des roten Dreiecks kennzeichnet den Verlust der Rente, der bei der Berücksichtigung der sozialen Grenzkosten nicht enstanden wäre. Externe Effekte führen zu einer Reduktion der gesamten Rente, dieses Marktversagen wird durch staatliches Handeln behandelt. 50 Bezwichnung für die staatliche Wettbewerbsbehörde in der Schweiz (früher Kartelkomission genannt) Sie ist überall dort zuständig, wo Wettbewerb möglich wäre. 51 Behörde der schweizerischen Wettbewerbspolitik, die für jene Bereiche zuständig ist, bei denen wegen natürlichen Monopolen oder Regulierungen kein Wettbewerb möglich ist. 52 Strafbefreiung/Strafreduktion für Firmen, die als Mittäter helfen, Verstösse gegen das Kartellgesetz aufzudecken. 53 Strafe in Form eines Bussgeldes, das von der Wettbewerbsbehörde schon beim ersten gravierenden Verstoss gegen das Kartellgesetz verhängt werden kann. 54 Grenzkosten, die bei der Produktion von Gütern und Dienstleistungen beim Produzenten anfallen. 55 Grenzkosten, die alle Kosten der Produktion von Gütern und Dienstleistungen widerspiegeln, also auch diejenigen, welche aus externen Effekten resultieren. 16 5.3) Ansatzpunkte für die Korrektur des Marktversagens: Für Externitätsprobleme lassen sich drei Lösungsansätze unterscheiden: -freiwillige Internalisierung56: Durch einen Appell an die Moral der Verursacher versucht man diese über ihre schädigende Funktion aufzuklären, damit diese freiwillige Schritte dagegen unternehmen. Die Internalisierung durch Fusion besteht darin, die externen Effekte in die fusionierte Firma zu integrieren. (Beispiel: Stahlwerk+Fischer fusionieren) Vertragliche Internalisierung: zwischen Schädiger und Geschädigtem wird ein Vertrag abgeschlossen, der dem Geschädigten ein Anrecht auf eine Entschädigung zuspricht. (Voraussetzung: entscheiden, wem der Fluss zusteht). -Staatliche Regulierungen: Durch Verbote und Gebote wird die schädigende Tätigkeit so reguliert, dass eine bestimmte Intensität nicht überschritten wird. -Staatliche Korrektur der Preisverzerrung: Problem der externen Effekte besteht darin, dass der Preis, der sich auf dem freien Markt einstellt verzerrt ist. Nu wird der Preis so reguliert, dass er die richtigen Signale vermittelt. 5.4) Instrumente der Umweltpolitik: Nirgends tritt das Problem deutlicher zutage als im Umweltbereich. In der Ausgestaltung der Umweltpolitik lassen sich vier Methoden unterscheiden: 5.4.1) freiwilliger Umweltschutz57: Hier wird eben an die Moral des Verursachers appelliert. Der Vorteil besteht darin, dass er ohne staatliche Zwangsmassnahmen auskommt. Der Nachteil, dass Firmen im harten Konkurrenzkampf durch Umweltschonung in die Verlustzone geraten. Gewinnorientiert Unternehmen sind deshalb schwer dazu zu motivieren. Eine umweltschonende Produktion trägt aber zum guten Image einer Firma bei. 5.4.2) Nachsoge58: Beispiele sind die umweltschonende Beseitigung der Abfälle durch den Staat, sowie die Kläranlagen, wo der Staat durch Firmen verursachte negativen Effekt des Abwassers nachträglich beseitigt. Es gilt das Gemeinlastprinzip59, jedoch sollte vielmehr das Verursacherprinzip60 gelten. Erst so können individuelle Anreize zur Umweltschonung entstehen. 5.4.3) Polizeirechtlicher Umweltschutz: 61 Ziel: eine umweltschädigende Tätigkeit so weit einzuschränken, dass im Idealfall das gleiche Ergebnis erreicht wird auf dem einem freien Markt bei Berücksichtigung der tatsächlichen sozialen Grenzkosten. (Emissionsgrenzwerten bei Feuerungen, Geschwindigkeitsbeschränkungen). Der polizeirechtlicher Umweltschutz hat aber Nachteile: Es führt zu ökonomisch ineffizientem Umweltschutz Es gibt zu wenig Anreize zur Unterschreitung der Grenzwerte In einer wachsenden Wirtschaft sind dauernd Anpassungen der Grenzwerte nötig. 5.4.4) Marktwirtschaftlicher Umweltschutz: Hier versucht man das Verursacherprinzip anzuwenden: -Lenkungsabgabe62 (Pigou-Steuer): 56 Berücksichtigung der externen Effekte eigener Handlungen durch die ökonomischen Akteuren. Massnahmen zum Schutz der Umwelt, die umgesetzt werden, ohne dass der Staat regulierend eingreift. 58 In der Regel durch den Staat organisierte Beseitigung einer Umweltverschmutzung 59 Grundsatz, nach dem die Gesellschaft die Kosten der Beseitigung einer Umweltverschmutzung zu tragen hat. 60 Grundsatz, nach dem die Verursacherin oder der Verursacher einer Umweltverschmutzung die Kosten ihrer Beseitigung zu tragen hat. 61 Staatliche Vorschriften in Form von Geboten und Verboten, mittels derer umweltschädigende Tätigkeit eingeschränkt werden. 62 Besteuerung einer umweltschädigenden Tätigkeit mit dem Ziel, die externen Effekte durch eine Preisveränderung zu internalisieren. Perfekte Lenkungsabgaben werden auch als Pigou-Steuer bezeichnet. 57 17 Eine Lenkungsabgabe kann als den Versuch interpretiert werden, die Idee der preislichen Internalisierung externer Effekt, wie dies im Stahlwerk-Fischerei-Bsp. für zwei Firmen gezeigt wurde, auf die Ebene der gesamten VW zu übertragen. Die Steuer durch den Staat bewirkt, dass sich Ap hin zu As verschiebt und dass sich der sozial optimale Marktpreis p* einstellt. -Umweltzertifikate63: Versuch, der Umweltverschmutzung selbst einen Preis zu geben. Das Angebot an Verschmutzungsrechten ist fix und wird vom Staat zur Verfügung gestellt. Er berechnet die angestrebten Verschmutzungsmengen. Dieses Prinzip erlaubt, dass diejenigen Unternehmen Einsparungen vornehmen, welche dies zu den geringsten Kosten machen können. Die Nachfrager (Firmen/Haushalte) müssen die Verschmutzungsrechte erwerben. 5.5) Schweizer Umweltpolitik: 5.5.1) Historische Entwicklung: Mitte des 20.Jh: Problem der Gewässerverschmutzung Zweite Hälfte des 20. Jhs: Problem der Luftverschmutzung, Lärm, Abfälle, Bodenbelastung, umweltgefährdende Stoffe. Umweltschutzgesetz 1983: Regulierungen, es dominierte der polizeirechtliche Umweltschutz mit Geboten und Verboten. Umweltschutzgesetz 1995: marktwirtschaftliche Instrumente fanden Eingang in die Umweltpolitik. Lenkungsabgabe auf flüchtige organische Verbindungen und auf Heizöl extraleicht. 2002: Lenkungsabgaben auf Benzin und Dieselöl mit hohem Schwefelgehalt. 5.6) Internationale Umweltpolitik: Kyoto Protokoll64 Klimapolitik ist eine globale Angelegenheit, dies erschwert das Problem: Es ist eine internationale Zusammenarbeit nötig, jedoch lohnt es sich für ein Land, keine Co2 Einsparungen vorzunehmen, denn dadurch erhält es einen Wettbewerbsvorteil für die eigene Wirtschaft gegenüber den Ländern, die ihre Co2-Abgaben reduzieren. Entwicklung: 1992 Rio de Janeiro: Ausgangspunkt 1993: Klimakonvention, 189 vereinbarten Co2-Emissionen zu senken 1997: Kyoto Protokoll, Verpflichtungen der Industrieländer zu entsprechenden Massnahmen. Dieses wurde 2005 formell in Kraft gesetzt. 5.6.2) Umsetzungen der Kyoto-Verpflichtungen in der Schweiz: Co2-Gesetz, Reduktion der Co2-Emissionen um 10% bis 2010, merkt man, dass dies nicht zustande kommen wird, führt man weitere Massnahmen ein. 2004: Weitere Massnahmen waren erforderlich: o Co2-Abgabe65 o Klimarappen66 63 Handelbares Recht, das dem Rechtsinhaber erlaubt, eine bestimmte Menge an Schadstoffen an die Umwelt abzugeben. Umweltzertifikate werden auch als Emissionsrechte bezeichnet. 64 Internationale Vereinbarung über verbindliche Reduktionsziele beim Ausstoss von Co2, abgeschlossen 1997 in der japanischen Stadt Kyoto 65 Lenkungsabgabe auf Brenn.- oder Treibstoffen. Die Höhe der Abgabe richtet sich nach der Ziellücke. 66 Kleine Abgabe pro importiertem Liter Benzin oder Diesel. Die durch die Abgabe resultierenden Mehreinnahmen werden im Inland und Ausland in Projekte zur Verminderung von Treibhausgasen investiert. 18 Beste Lösung wäre aber eine globale Lenkungsabgabe, die aber politisch sehr schwierig zu erreichen ist. 6. Kapitel: Langfristiges Wachstum 6.1) Die Bedeutung des Wirtschaftswachstums67 Langfristige Wachstumsraten 68 sind von immenser Bedeutung für den Wohlstand von Ländern wie auch von Individuen. Gründe der Niveauunterschiede: Wachstum führt bei konstanten Wachstumsraten zu überproportionalen Zunahmen des Einkommens. Mit dem Wachstum vergrössert sich auch der absolute Wert des Einkommens und damit auch die absolute Zunahme laufend. Zinseszinseffekte führen dazu, dass auch geringe Unterschiede in den Wachstumsraten längerfristig zu sehr grossen Wohlstandsunterschieden führen können. 6.2) Wachstum gleich Konjunkturaufschwung? Zu unterscheiden gilt: Wachstumstrend und Konjunkturverlauf Der Konjunkturverlauf ist abhängig vom Auf und Ab der Nachfrage nach produzierten Gütern und Dienstleistungen während der Wachstumstrend abhängig von der Entwicklung der Produktionsmöglichkeiten ist, dies ist der entscheidende Faktor, der den Wohlstand eines Landes determiniert. 6.3) Die Quellen des Wachstums 2 Möglichkeiten, wie das BIP pro Kopf einer VW wachsen kann: (1)Es werden mehr Arbeitsstunden geleistet oder(2) Arbeitsproduktivität69 wird erhöht. Arbeitsproduktivität hat drei Bestimmungsfaktoten: die Ausstattung mit Realkapital70 (wenig Arbeiter ausgestattet mit kostspieligen Kapitalgütern, Bsp. Energiesektor), Humankapital 71 (Investition in Bildung) und die verwendete Technologie72 (technologische Fortschritte). Zu beachten gilt dabei die gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktion73. Die fünf Determinanten der Arbeitsproduktivität (in der Grafik 2.Reihe) sind von exogenen Parametern (Klima, geografische Lage, kulturelle+politische Rahmenbedingungen) abhängig und werden durch wirtschaftspolitische Entscheide modifiziert. 67 Wachstum der produzierten Menge an Gütern und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft, häufig gemessen als Veränderung des realen BIP. 68 Relative Zunahme des BIP innerhalb einer bestimmten Zeiteinheit. 69 Menge an produzierten Gütern und Dienstleistungen pro geleisteter Arbeitsstunde. 70 Realkapital: Anlagen und Einrichtungen, die zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen eingesetzt werden. Realkapital ist auch unter der Bezeichnung Sachkapital bekannt. 71 Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen der Arbeitskräfte, erworben durch Aus- und Weiterbildung. 72 Wissen, auf welche Art Arbeit und Kapital kombiniert werden können, um Güter und Dienstleistungen zu produzieren. 73 Beziehung zwischen der in einer Volkswirtschaft produzierten Menge an Gütern und Dienstleistungen (reales BIP) und den insgesamt dafür eingesetzten Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital, Technologie). 19 6.4) Die entscheidende Rolle des technischen Fortschritts74 : Die „unendliche“ Ressource Das gesamtwirtschaftliche Wachstum wird nur zu einem geringen Teil von Arbeit und Kapital getrieben, hauptverantwortlich ist der technische Fortschritt. Der technische Fortschritt bewirkt eine immer produktivere Nutzung der Ressourcen: Bestehende Ressourcen werden auf neuer Weise kombiniert, um so Mehrwert zu schaffen. 6.4.2) Ein ganz spezielles Gut: Für die Einteilung der Güter sind jeweils 2 Fragen zu beantworten: (1) ist das Gut rivalisierend75? (2) ist die Verwendung des Gutes ausschliessbar76? Private Güter: Güter, die sowohl rivalisierend im Gebrauch als auch ausschliessbar sind . Öffentliche Güter: Güter, die von mehreren ökonomischen Akteuren gleichzeitig genutzt werden können, ohne dass dies ihre Qualität beeinflusst. Allmendgüter: Güter, die zwar rivalisierend im Gebrauch, aber nicht ausschliessbar sind. Bei diesen Gütern besteht das Problem, dass sie viel zu intensiv verwendet werden. Clubgüter: Güter, die ausschliessbar, aber nicht rivalisierend sind. (wichtige Zwischenform!) = Technologie ist nicht rivalisierend im Gebrauch, ist aber zumindest z.B. durch ein Patent77/Geheimhaltung teilweise ausschliessbar (Nach Ablauf der Patentfrist, verliert es diese Eigenschaft). 6.4.3) Patentschutz: Eine nicht rivalisierende Idee kann durch mehr Personen gewinnbringend eingesetzt werden, dies führt auf grösseren Märkte zu Produktionsgewinnen. Ein Patent ist nötig, denn für Wissen, dass sich sofort und umfassend verbreitet, lässt sich kein Preis festlegen (Preis null, Marktversagen wie bei öffentlichen Gütern Kap. 2).Niemand ist bereit für ein frei verfügbares Gut zu zahlen. Der Anreiz schwindet, neue Technologien zu finden, wenn Erträge nur zu einem kleinen Teil an die Firma zurückfliessen. Neue Technologien können auf 2 Arten entstehen: --Learning by doing: Entwicklung neuer Technologien über den Lernprozess bei der täglichen Arbeit, ohne dass dafür Ressourcen für Forschung und Entwicklung aufgewendet werden müssen. - Es entsteht kein Marktversagen wenn das Gelernte an zweite/dritte Firma weitergegeben wird, da die erste Firma keinerlei zusätzliche Ressourcen aufgewendet hat. --Forschung und Entwicklung: Einsatz von Ressourcen zur Produktverbesserung oder Produkterneuerung. - Wenn neu entwickelte Technologien sofort allen zur Verfügung steht, würde die Investition der Firma gegenüber der Konkurrenz keinen Vorteil bringen. Die konkurrierenden Firmen erhalten sogar einen Kostenvorteil, da sie keine Investitionen für F&E aufwenden mussten. = Patentrechte machen ein öffentliches Gut wie die Technologie zumindest temporär zu einem Clubgut. 74 Verbesserung der Technologie, welche zu einer Steigerung der Produktivität der Produktionsfaktoren führt. Rivalität: Eigenschaft von Gütern, wonach der Gebrauch eines Gutes durch einen ökonomischen Akteur den Gebrauch des gleichen Gutes durch einen anderen verunmöglicht. 76 Ausschliessbarkeit: Eigenschaft von Gütern, wonach ein Akteur einen anderen am Gebrauch eines Gutes hindern kann. 77 Vom Staat vergebens, zeitlich limitiertes Schutzrecht auf Erfindungen, das es dem Inhaber ermöglicht, anderen die unerlaubte Nutzung der Erfindung zu verbieten. 75 20 6.5) Wachstumspolitik: Exogene Wachstumsdeterminanten 78 wie die Ausstattung mit Rohstoffen, das Klima und die Nähe zu starken Handelspartnern, sind nicht durch wirtschaftspolitische Weichenstellungen beeinflussbar. Dazu zählt man auch das Sozialkapital 79 (kurzfristig exogen, langfristig endogene Faktoren): politische Stabilität, Ausgestaltung der politischen Rechte, Vertrauen in Eigentums- und Vertragsrechte und tiefe Korruption (- politische und soziologischen Faktoren). Hinzu ist die Wirtschaftspolitik kurzfristig endogen. - Die politischen und soziologische Faktoren sind hauptverantwortlich für die Armut der Entwicklungsländer. Sie versuchen mit dem Bereich der Wirtschaftspolitik aufzuholen (Entwicklungshilfe und Entwicklungsorganisationen), das Problem besteht aber darin, dass auf sie zu viele negative Faktoren des Sozialkapitals zutreffen (kein Wirtschaftswachstum trotz Hilfe, wenn Regierung alle 5min. ändert). - Zwischen Industrieländer zählen die Faktoren der Wirtschaftspolitik, die sich in den Grad der Arbeitsbeschäftigung (Arbeitsmarktregulierung, Sozialpolitik) und die Höhe der Arbeitsproduktivität (Aussenwirtschaftspolitik, Wettbewerbspolitik, Finanzpolitik, Bildungsund Forschungspolitik) weiter einteilt. 6.6) Wachstum und Wachstumspolitik in der Schweiz 6.6.1) Das langfristige CH-Wirtschaftswachstum: Mit den Wachstumsraten der letzten Jahrzehnte nimmt die Schweiz im Vergleich mit den OECD-Ländern einen der hintersten Ränge ein (Kap.1). Das relative Zurückfallen der CH zeigt, wie wichtig Wachstumsraten sind, da sie dadurch ihre Spitzenposition eingebüsst hat. Ab 2015 wird aufgrund der Bevölkerungsalterung die Erwerbsbevölkerung tendenziell zu sinken beginnen, die geleisteten Arbeitstunden werden reduziert und die Überalterung wird den Finanzierungsbedarf der AHV erhöhen... 6.6.2) Gründe für das tiefe langfristige Wachstum der Schweiz: Das Wachstum eines Landes stammt aus zwei Quellen: aus zusätzlich geleisteten Arbeitsstunden und aus erhöhter Arbeitsproduktivität. -Die CH ist an er Spitze der Erwerbtätigenquote 80, hier kann das Problem nicht liegen. (Man könnte noch die Frauenerwerbsquote steigern, oder das Rentenalter erhöhen). -Die Arbeitsproduktivität der CH ist in sämtlichen Branchen (Detailhandel, die Landwirtschaft, weite Teile des Gewerbes) im Durchschnitt weniger dynamisch als in anderen Ländern. - CH-Volkswirtschaft weist eine starke Differenz zwischen zwei Breichen auf: einen produktiven Exportsektor und einen wenig produktiven Binnensektor. Die meisten sind im Binnensektor beschäftigt, dies drückt die CH-Durchschnittsproduktivität nach unten. 6.6.3) Aktuelle CH-Wachstumspolitik: Die Politik entwarf ein Wachstumspaket zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität: Ziele (1) Wettbewerb im Binnenmarkt erhöhen (durch Reformen im Gesundheitswesen/Landwirtschaft/Strommarkt), (2) Wachstum der Staatsquote eindämmen (durch Schuldenbremse+Eliminierung des strukturellen Budgetdefizits), (3) wo Privatisierung und/oder Deregulierung ökonomisch oder politisch nicht möglich sind, die staatlichen Tätigkeiten+Regulierungen möglichst effizient gestalten (durch Reformen in der Unternehmenssteuer/Mwst.). 78 Bestimmungsfaktoren des Wirtschaftswachstums, die durch die Wirtschaftspolitik nicht beeinflussbar sind. Ressourcen, die sich aus den Beziehungen zwischen Menschen ableiten, also aus deren Teilnahme am sozialen Netzwerk. 80 Prozentualer Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren, der einer bezahlten Arbeit nachgeht. 79 21 Arbeitslosigkeit Die Beveridge-Kurve stellt die Anzahl offener Stellen der Anzahl an Arbeitslosen gegenüber: Befindet sich ein Punkt auf der 45GradLinie, dann halten sich die beiden Grössen die Waage, dies ist bei Punkt X der Fall (Sockelarbeitslosigkeit). Punkt Y zeigt eine Situation, in der die Zahl der Arbeitslosen die Anzahl der offenen Stellen übersteigt (konjunkturelle Arbeitslosigkeit). Ein Punkt links der Linie würde einer Überhitzung oder Hochkonjunktur gleichkommen, in dieser Situation gibt es mehr offene Stellen als Arbeitlose. Eine Verschiebung der Beveridge-Kurve nach aussen bedeutet einen Anstieg der Sockelarbeitslosigkeit, eine Reduzierung eine Verschiebung nach innen. Werden einzelne Beobachtungspunkte abgetragen, lässt sich eine Verschiebung der Beveridge-Kurve erkennen. In der links abgebildeten Grafik hat sie sich nach aussen verschoben, eine Zunahme der Sockelarbeitslosigkeit. Kapitel 7: Sockelarbeitslosigkeit81 7.1) Die wichtigsten Kenngrössen des Arbeitsmarktes (Abbildung 7.1 Seite 221 im Buch) Die Bevölkerung wird in zwei Gruppen unterteilt , der Gruppe der 15-64jährigen und in den Rest der Bevölkerung. Die 15-64jährigen werden wiederum in die Erwerbsbevölkerung (Alle arbeitsfähigen und arbeitswilligen 15- bis 64-jährigen Personen) und die Nichterwerbsbeschäftigung (alle Personen, die nicht arbeiten wollen oder können (Behinderung)) unterteilt. Die Erwerbbevölkerung lässt sich weiter in die Beschäftigten und die Arbeitslosen unterteilen. Die zentralen Kenngrössen der Arbeitsmarktanalyse: Arbeitslosenquote: widerspiegelt den Anteil der arbeitswilligen Personen, die keine Stelle finden - Arbeitslose/Erwerbsbevölkerung x 100 Erwerbsquote: Anteil der potenziell Beschäftigten, die tatsächlich einer bezahlten Arbeit nachgehen möchte - Erwerbsbevölkerung/15- bis 64-jährige x 100 Erwerbstätigenquote: Die Erwerbstätigenquote ergibt sich im Gegensatz zur Erwerbsquote nicht alleine aus der Bereitschaft und Fähigkeit zur Beschäftigung, sondern berücksichtigt, ob die 15-64jährigen auch tatsächlich einer Arbeit nachgehen. - Beschäftigte/15- bis 64-jährige x 100 7.2) Analyse der strukturellen Arbeitslosigkeit82 7.2.1) Beschäftigungsrückgang vs. Steigende Arbeitslosigkeit Arbeitsmarkt bei flexiblen Löhnen: Der Preis auf diesem Markt ist der Lohn, die Angebotskurve zeigt den Reservationslohn 83. Die Menge auf diesem Markt ist die Anzahl Beschäftigter, die Nachfragekurve zeigt, wie viel Arbeit die Unternehmen bei einem bestimmten Reallohn nachfragen. Im Schnittpunkt ergibt sich der gleichgewichtige Lohn w*. Alle nichtbeschäftigten Personen haben einen höheren Reservationslohn als w*, d.h. sie gehen freiwillig keiner 81 Summe aus friktioneller und struktureller Arbeitslosigkeit. Die Anzahl freier Stellen entspricht der Anzahl Arbeitsloser. Die Sockelarbeitslosigkeit wird auch als gleichgewichtige Arbeitslosigkeit bezeichnet. 82 Vom strukturellen Wandel verursachte Arbeitslosigkeit, bei der die Qualifikation, der arbeitslosen Personen nicht auf die Qualifikationsprofile der offenen Stellen passen. 83 Den Lohn, der mindestens gezahlt werden muss, damit eine Arbeitskraft in der betrachteten Branche eine Arbeitstätigkeit aufnimmt. 22 Beschäftigung nach, weil ihnen w* zu tief ist. Reaktion des Arbeitsmarktes auf Veränderungen der Nachfrage: Möglicher Grund: Strukturwandels84, der die Branche Schrumpfen lässt und entsprechend zu einer Verkleinerung der Nachfrage führt. Nachfragekurve verschiebt isch nach links, zu jedem Lohn wird weniger Arbeit nachgefragt. Für einige ArbeitnehmerInnen ist der neue gleichgewichtige Lohn w* zu tief. Ihr Reservationslohn ist höher als der Marktlohn. Eine unfreiwllige Arbeitslosigkeit ist nicht zu verzeichnen, nur ein Beschäftigungsrückgang. 7.2.2) Entstehung dtruktureller Arbeitslosigkeit Arbeitsmarkt bei fixen Löhnen: Die Anpassung eines Nachfragerückgangs erfolgt nicht über fallende Löhne, sondern über die Mengenreaktion (steigende Arbeitslosigkeit). der Lohn fixiert, z.B. durch einen Mindestlohn in der Höhe des ursprünglichen Lohns, entsteht unfreiwillige Arbeitslosigkeit. q1 Personen wollen arbeiten, aber das Unternehmen wird nur q3 Personen einen Arbeitsvertrag anbieten. Es entsteht somit Arbeitslosigkeit in der Höhe von q1-q3. Schlussfolgerung: Unfreiwillige Arbeitslosigkeit entseht immer dann, wenn auf dem Arbeitsmarkt für eine bestimmte Branche der Preis der Arbeit, der Reallohn, aus irgendeinem Grund nicht flexibel auf Veränderung in der Nachfrage nach Arbeit reagieren kann. In der Realität werden solche Nachfrage-Schwankungen auf einen Strukturwandel zurückzuführen. Der Strukturwandel wird auch als „schöpferische Zerstörung“ bezeichnet. „Schöpferisch“ deshalb, weil er die Voraussetzung ist für wirtschaftliche Dynamik, und „Zerstörung“, weil er mit einem Abbau oder gar dem Verschwinden bestehender Branchen verbunden ist. 7.3) Erklärungsfaktoren für die strukturelle Arbeitslosigkeit Kurzfristig sind die Arbeitsbedingungen und die Löhne nur beschränkt flexibel, weshalb strukturelle Arbeitslosigkeit entstehen kann. Es gibt zwei Faktoren, die die Anpassungsfähigkeit der Preise auf Arbeitsmärkten bestimmen und erklären, warum die Preise nicht sofort reagieren: 7.3.1) Regulierungen des Arbeitsmarktes: Arbeitsmarktregulierungen 85 verschaffen den Arbeitnehmenden eine gewisse Sicherheit. Ein Nachteil ist, dass Arbeitslose es wegen diesen Regulierungen schwieriger haben eine Stelle zu finden. Diese Regulierungen schaffen die Illusion, den Arbeitsplatz als gesichert anzusehen, jedoch ist dies in einer ständig veränderten Wirtschaft mit Strukturwandeln nicht möglich. Wichtigste Formen von Arbeitsmarktregulierungen, welche die Flexibilität des Arbeitsmarktes gewollt oder ungewollt einschränken: - Mindestlöhne86: Festlegung eines Mindestlohns= Eingriff in den Preismechanismus. Der Lohn könnte zu hoch für manche Unternehmen sein, wenn die erbrachte Leistung des Arbeitnehmers nicht der Produktivität der erbrachten Leistung entspricht. Die Produktivität liegt unter dem bezahlten Lohn, die Firma erleidet mit jeder Arbeitsstunde einen Verlust. 84 Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur eines Landes, vor allem in der relativen Bedeutung verschiedener Branchen. 85 Gestaltung des Arbeitsmarktes durch Gesetze und Verordnungen. 86 Gesetzlich oder vertraglich festgelegtes Lohnminimum mit landes- oder branchenweiter Verbindlichkeit. 23 - Zentralisierte Lohnverhandlungen87 -Regulierungen bezüglich Anstellungen und Entlassungen von Arbeitnehmenden: Ein Kündigungsschutz88 stellt etwas positives dar, aber verhindert, dass eine arbeitslose Person eine Anstellung findet. Wenn die Unternehmung weiss, dass sie in einer schlechten Wirtschaftlage niemanden entlassen darf, wird sie evt. auf manche Anstellungen verzichten. -Ausgestaltung der Arbeitslosenversicherung: Die Arbeitslosenversicherung bewirkt, dass der Arbeitslose keinen starken Anreiz hat, eine Stelle doch noch zu finden. -Regulierungen der Arbeitszeit: Diese haben einen negativen Effekt auf die Gesamtbeschäftigung, da weniger Arbeitsstunden geleistet werden. Ein gleichbleibender Lohn bei geringerer Arbeitszeit ist gleichzusetzen mit einem zu hoch festgelegtem Mindestlohn, Folge: unfreiwillige Arbeitslosigkeit. 7.3.2) Aus-und Weiterbildung: Strukturwandel entsteht letztendlich dadurch, dass die Nachfrage nach bestimmten Qualifikationsprofilen zurückgeht und der Reallohn sich nicht schnell genug darauf reagiert. Deshalb muss sich die Person an die neu erforderten Qualifikationen einstellen und sich weiterbilden lassen. Gut ausgebildete Weiterbildungssysteme sind dabei von grosser Wichtigkeit. 7.4) Friktionelle Arbeitslosigkeit89(=“Sucharbeitslosigkeit“) Um diese Arbeitslosigkeit zu bekämpfen gilt es die Informationen transparent zu halten, d.h. den Arbeitssuchenden einen Überblick verschaffen, wo seine Arbeitskraft benötigt wird, denn eine Firma, die Stellen abbaut befindet sich nicht zwingend in der gleichen Region wie eine Firma, die Stellen aufbaut. Das Internet und die steigende Mobilität helfen bei der Erhöhung der Transparenz. 7.5) Geht uns die Arbeit aus? Diese Befürchtung ist unbegründet: Strukturwandel ist stets verbunden mit einem Abbau in einer Branche aber auch einen Aufbau in einer anderen Branche (Bsp. Rückgang Textilbranche 5%, Zuwachs 10% Informatik). Der technische Fortschritt sowie die Globalisierung führen nicht zu einem Rückgang der Arbeit, aber dies bedeutet natürlich nicht, dass der Übergang nicht schmerzlos ist. Sie verursachen einen strukturellen Wandel, die Anpassungen der Beschäftigung bringen für die direkt Betroffenen eine schwierige Zeit mit sich. 7.6) Schweizer Arbeitsmarktpolitik 7.6.1) Die Regulierung des Schweizer Arbeitsmarktes: Die CH kennt im internationalen Vergleich eine Arbeitsmarktregulierung, welche die Flexibilität betont und entsprechend wenige starre Regulierungen aufweist. Der Produktmarkt allerdings ist relativ stark reguliert. -Mindestlohn: In der Schweiz herrscht kein genereller Mindestlohn, dies erleichtert den Arbeitgebern zusätzlich, das Einstellen von Arbeitskräften mit niedrigerem Ausbildungsniveau. In anderen Ländern werden weniger qualifizierten Arbeitnehmer durch die hohen Mindestlöhne mehr oder weniger aus dem Arbeitsmarkt hinausgedrängt. -In der CH gibt es relativ dezentrale Lohnverhandlungen und keine flächendeckenden Tarifverträge. Lohnverhandlungen erfolgen in der CH auf Branchen- oder Firmenebene. So werden die Löhne besser der Produktivität der Arbeitskräfte angeglichen, was sich günstig auf die Beschäftigung auswirkt. -Der CH-Arbeitsmarkt kennt weniger Restriktionen bei der Anstellung und Entlassung von Arbeitskräften. Im Unterschied zu anderen Ländern bedeutet eine Anstellung nicht eine Verpflichtung über Jahre hinweg, von der sich die Arbeitgeber nur mit hohe Kosten wieder entbinden können. 87 Lohnverhandlungen zwischen Vertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, deren Ergebnisse branchenweite Gültigkeit haben. 88 Vorschriften, welche die Entlassung von Arbeitskräften erschweren oder verhindern. 89 Arbeitslosigkeit, die beim Stellenwechsel dadurch entsteht, dass die neue Stelle erst gefunden werden muss. 24 - Die Arbeitsversicherung in der CH ist stark aktivierend ausgestaltet. Sie versucht, Anreize zur Verkürzung der Arbeitslosigkeitsdauer zu schaffen. -In der CH gibt es kaum Restriktionen der Arbeitszeit. Teilzeitverhältnisse sind leicht einzugehen, was die Beschäftigungssituation ebenfalls verbessert. = Alle Regulierungen, die auf die Höhe der Sockelarbeitslosigkeit einen Einfluss haben, sind in der Ch im internationalen Vergleich eher flexibel ausgelastet. Es ist deshalb kaum überraschend, dass die Sockelarbeitslosigkeit in der CH tatsächlich sehr tief liegt. 7.6.2) Die Arbeitslosenversicherung90: In der Schweiz besteht die Arbeitslosenversicherung aus zwei Elementen: 1) aus einem passiven Teil: durch Zahlung eines Lohnersatzes für arbeitslose Personen. 2) aus einem aktivierenden Teil: den arbeitsmarktlichten Massnahmen 91, um arbeitslos gewordene Personen arbeitsmarktfähig beizubehalten und zu motivieren. Die Arbeits-losenversicherung ist seit 1977 obligatorisch, in den 1990-er Jahren wurde sie stark aus- und umgebaut und 2003 wurde sie in einer bereits dritten Revision auf stabilere Grundlagen gestellt. Ausserdem finanziert man sie durch obligatorische Beiträge, die alle Erwerbstätigen als Prozentsatz ihres versicherten Lohnes bezahlen müssen (Beitragssatz 2%). Arbeitsmarktliche Massnahmen: Weiterbildung+Umschulung, Einarbeitungszuschüsse, Förderung der Selbstständigkeit, Zwischenverdienst. Kapitel 8: Konjunktur und Arbeitslosigkeit 8.1) Konjunkturelle Arbeitslosigkeit und das makroökonomische Grundmodell Konjunkturelle Arbeitslosigkeit herrscht, vereinfacht gesagt, wenn aus konjunkturellen Gründen die Wirtschaft zu wenig stark wächst. Dieses Phänomen trifft die gesamte Wirtschaft, deshalb kann man sie nur mit dem makroökonomischen Modell beschreiben. 8.1.1) Eine Kurzbeschreibung des makroökonomischen Grundmodells Makroökonomisches Gleichgewicht Vertikale Achse: Preisniveau, ein Index, der die Preise aller Güter und Dienstleistungen enthält. Horizontale Achse: das Output der gesamten Wirtschaft, das reale BIP. Die Kapazitätsgrenze 92 entspricht der langfristigen Angebotskurve AA(l) 93. Es gilt zwischen kurzer und langer Frist zu unterscheiden: langfristig ist die AA-Kurve eine Vertikale (AA(l)), kurzfristig eine Kurve mit positiver Steigung (AA(k)). Grund: nicht alle Preise reagieren gleich schnell, die Anpassung an das Preisniveau benötigt eine gewisse Zeit, AA-Kurve weist eine positive Steigung auf. Ob eine Normalauslastung94 besteht, hängt von der kurzen Frist der Nachfrage ab (man geht davon aus, dass die Produktionsfaktoren kurzfristig fix bleiben). Die Nachfrager im Lande sind die KonsumentInnen (Konsumnachfrage), die Firmen (Investitionsnachfrage), der Staat (Staatsausgaben) sowie das Ausland (Nettoexporte). Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage AN (aggregierte Nachfragekurve95) weist eine negative Steigung auf, mit steigendem 90 Sozialversicherung, die erwerbslosen Personen während der Arbeitssuche ein Einkommen garantiert. Gesamtheit aller Massnahmen, mittels derer arbeitslose Personen arbeitsmarktfähig gehalten werden und rasch wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert werden soll. 92 Menge an Gütern und Dienstleistungen (gleichbedeutend mit dem realen BIP), die mit der bestehenden Ausstattung an Produktionsfaktoren bei Normalauslastung produziert werden kann. Die Kapazitätsgrenze wird auch als potenzieller Output bezeichnet. 93 Grafik, die das gesamtwirtschaftliche Angebot in Abhängigkeit vom Preisniveau darstellt. Die augregierte Angebotskurve wird auch gesamtwirtschaftliche Angebotskurve genannt. 94 Auslastung der Produktionsfaktoren, die über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden kann. 95 Grafik, welche die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Abhängigkeit vom Preisniveau darstellt. Die aggregierte Nachfragekurve wird auch gesamtwirtschaftliche Nachfragekurve genannt. 91 25 Preisniveau sinkt die Nachfrage. X zeigt das Gleichgewicht, dort, wo die AN die AA(k)-Kurve schneidet. Eine makroökonomisches Gleichgewicht herrscht dann, wenn die AN so hoch ist, dass die Kapazitäten normal ausgeschöpft ist. In dieser Situation gibt es aus konjunkturellen Gründen keine Arbeitslosigkeit, weil die AN hoch genug ist. 8.1.2) Konjunkturelle Arbeitslosigkeit96: Nachfrageschock97: Möglicher Grund wäre ein Rückgang der Investitionen, der Staatsausgaben, der Nettoexperte oder der Konsumnachfrage. Die Reduktion bewirkt eine Linksverschiebung der Nachfragekurve von AN(1) zu AN(2). Das reale BIP reduziert sich von Q1 auf Q2 und liegt nun unterhalb der Kapazitätsgrenze. Somit werden nicht alle Ressourcen (Arbeit+Kapital) ausgelastet, aus konjunkturellen Gründen entsteht Arbeitslosigkeit. 8.2) Konjunkturpolitik Es gibt 3 Möglichkeiten, wie die Wirtschaftspolitik auf einen Nachfrageschock reagieren kann: - 8.2.1 „Nichts tun“: Anpassung ohne aktive Konjunkturpolitik: Längerfristige Korrektur konjunktureller AL: Durch die in 8.1.2) beschriebenen Situation stellt sich ein neues Gleichgewicht Y ein, wo sich neben dem realen BIP auch das Preisniveau von P1 auf P2 (auf Grund der Unternehmen, welche ihre Produktion ebenfalls zurückschrauben) reduziert hat. Langfristig führen die sinkenden Preise dazu, dass sich die aggregierte Angebotskurve AA(k1) nach rechts zu AA(k2) verschiebt. Für die Produzenten reduzieren sich die Kosten,wegen den rückläufigen Löhne und Preise. Sie können mehr produzieren und es stellt sich ein neues Gleichgewicht Z her. Es besteht zwar ein tieferes Preisniveau P3 , die Kapazitätsgrenze ist jedoch wieder erreicht, weshalb es keine konjunkturelle Arbeitslosigkeit mehr gibt. Der entscheidende Schritt ist die Verschiebung der Angebotskurve nach rechts : Wenn die ArbeitnehmerInnen davon ausgehen, dass sich die Preise reduzieren, reduziert sich auch ihr Reallohn (Reallohn=Nominallohn/Preise). Sie können damit einen tieferen Nomiallohn akzeptieren, sinken die Nominallöhne, reduzieren sich die Kosten für die Unternehmen, weshalb sie mehr produzieren können. Das gesamtwirtschaftliche Angebot erweitert sich, solange, bis die Kapazitätsgrenze wieder erreicht ist. Aufgrund dieses Mechanismus wird sich deshalb eine Rezession mit der Zeit selbst korrigieren. Keynes stellet dabei die Frage, wie lange dieser Selbstregulierungsprozess dauern könnte und kam zum Schluss, dass es sehr lange dauern könnte, da Nominallohnsenkungen äusserst schwierig umzusetzen seien. 8.2.2) Aktive Konjunkturpolitik98: Diese wurde entwickelt, da man sich sagte, dass man einer konjunkturellen AL nicht einfach zusehen dürfe, bis sich die Lage durch die Anpassung der Preiserwartungen von selbst entspanne. Der Staat sollte aktiv dagegenwirken. 96 Arbeitslosigkeit, die in einer konjunkturellen Schwächephase entsteht, da wegen der beschränkten gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nicht mehr alle Arbeitskräfte beschäftigt werden können. 97 Exogener Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. 98 Beeinflussung der Konjunktur durch gezielte staatliche Massnahmen, insbesondere über die Geld- und Fiskalpolitik. Die aktive Konjunkturpolitik wird auch als keynesianische Konjunkturpolitik bezeichnet. 26 Es besteht die gleich Ausgangslage, welche in 8.1.2) beschrieben wurde. Die Idee der keynesianischen Konjunkturpolitik: der Staat soll den negativen Schock durch einen positiven Schock auf der Nachfrageseite kompensieren. Handlungsmöglichkeiten gibt es in zwei wirtschaftspolitischen Gebieten, der Fiskal- und Geldpolitik. Es wird versucht, dass zu jedem Preisniveau mehr Güter und Dienstleistungen nachgefragt werden. Die aggregierte Nachfrage AN2 soll stimuliert werden und sich zurück in die Ausgangssituation AN1 verschiebt. ---Fiskalpolitik99: 1)Eine Massnahme: Erhöhung der Staatsausgaben100, der Nachfrage des Staates. Vergibt der Staats in einer Rezession zusätzliche Auftrage oder kauft Güter und Dienstleistungen, so wird bei jedem Preisniveau mehr nachgefragt. Die aggregierte Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts. 2) Stimulierung der Konsumnachfrage: Das Einkommen jedes einzelnen ist definiert als das Einkommen abzüglich der Steuern. Der Staat sinkt die Steuern, wodurch die Bevölkerung mehr Geld besitzt und diesen entsprechend für weiteren Konsum ausgibt. Diese fiskalpolitischen Massnahmen führen aber zu staatlichen Budgetdefizite, die über die Staatsverschuldung finanziert werden müssen. ---Geldpolitik101: Diese wirk sich vor allem auf die Investitionsnachfrage 102 und auf die Nettoexporte aus. 1)Der Staat kann das Geld „verbilligen“, indem er mehr Geld zur Verfügung stellt, reduziert er den Zinssatz und dies reduziert die Kosten für Investitionen. Die sinkenden Kosten stimulieren die Nachfrage nach Investitionsgütern, die AN-Kurve verschiebt sich nach rechts. 2)Die Nettoexporte, die Nachfrage des Auslandes definiert sich als Differenz zwischen Exporten und Importen. Weitet die CH die Geldmenge aus, also es gibt mehr Schweizer Franken als Euro im Ausland, so verliert der Franken zum Euro an Wert. Die Exporte werden stimuliert, weil es für die AusländerInnen billiger wird Schweizer Waren zu kaufen. Die Schweizer wiederum können sich dafür weniger Importe leisten, da der Euro für sie teurer geworden ist. Die Abwertung des CH-Frankens stimuliert die Exporte und dämpft die Importe. Beides stimuliert die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. 8.2.3) Automatische Stabilisatoren 103: Diese lassen sich über eine Fiskalpolitik implementieren, die so konzipiert ist, dass bei einer Reduktion der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage automatische Mechanismen in Gang gesetzt werden, welche die Nachrage stimulieren. Man kann auf der Ausgaben- und an der Einnahmenseite des Staates ansetzen: -Einnahmenseite: Praktisch alle Steuern sind so konzipiert, dass sie steigen, wenn die Wirtschaft wächst und sinken, wenn sie schrumpft (z.B. persönliche Einkommenssteuer, Sozialabgaben, Gewinnsteuer der Unternehmen). Damit kommt den Akteuren in einer Rezession automatisch mehr Geld zu. -Sowohl auf der Einnahmen- als auch auf der Ausgabenseite wirkt als automatischer Stabilisator die Arbeitslosenversicherung. Steigt die AL, steigen automatisch die Staatsausgaben in Form von Zahlungen der Arbeitslosenversicherung. Die Konsumausgaben der Arbeitslosen sinken damit viel weniger stark als ohne dieses 99 Beeinflussung der Konjunktur durch die Gestaltung der Staatseinnahmen und Staatsausgaben. Ausgaben öffentlicher Haushalte für Güter und Dienstleistungen, die Staatsausgaben stellen eine Komponente der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage dar. 101 Steuerung des Geldangebots durch die Zentralbank. 102 Ausgaben der Produzenten für die Anschaffung dauerhafter Produktionsmittel. Die Investition stellen eine Komponente der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage dar. 103 Staatliche Einnahmen und Ausgaben, die so ausgestaltet sind, dass bei einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage automatisch die Nachrage stimuliert wird. 100 27 Ersatzeinkommens. Auf der Einnahmenseite wirkt sie ebenfalls stabilisierend: Einnahmen gehen in einer Rezession zurück und steigen in der Hochkonjunktur, da die Versicherten ja Beiträge als Prozentsatz der geleisteten Arbeitsstunden bezahlen. Die Abbildung zeigt die Rechtsverschiebung dank den automatischen Stabilisatoren (An3), allerdings kommt sie nicht wieder vollständig auf dem Niveau von AN1 zu liegen, da die automatischen Stabilisatoren den Schock nicht im vollen Umfang kompensieren können. 8.3) Probleme einer aktiven Konjunkturpolitik Die Erfahrung mit der Fiskal- und Geldpolitik hat gezeigt, dass diese einige grössere Probleme mit sich bringen, so dass heute von einer aktiven Konjunkturpolitik abgeraten wird. Zwei grundsätzliche Probleme sind die Wirkungsverzögerungen (Lags) sowie die problematischen politischen Anreize. 8.3.1) Wirkungsverzögerungen (Lags): In der Realität lässt sich diesen simplen Handlungsanweisungen nicht so rasch und effizient umsetzen, es führt dann oft zu Wirkungsverzögerungen der Konjunkturpolitik104. Es kann de Fall eintreten, dass die Wirtschaftspolitik eine Rezession bekämpft, während der Aufschwung bereits wieder voll eingesetzt hat, die Massnahmen wirken sich dann kontraproduktiv aus. Was kann zu so einer Verzögerung führen? 1) Verzögerung in der Erkenntnis: Wir können die aktuelle Wirtschaftslage erst nach der Analyse einer ganzen Reihe von Daten und Indikatoren nachträglich feststellen. Eine Rezession kann somit erst nach 3-6Monate nach ihrem Beginn erkennt werden. 2) Verzögerung in der Implementierung: Es dauert eine gewisse Zeit politische Massnahmen zu beschliessen und umzusetzen. Bei der Geldpolitik lässt sich die Geldmenge schnell beeinflussen, bei der Fiskalpolitik muss jede Anpassung einen ausgeklügelten politischen Prozess durchlaufen (Auf Ausgabenseite: Budgetprozess, Einnahmenseite: Reduktion der Steuern, sehr zeitraubend!). 3) Verzögerung in der Wirkung: Vom Zeitpunkt aus, wenn eine Massnahme umgesetzt wird, bis zu dem Zeitpunkt, wo sie sich auswirkt, vergehen Monate bis Jahre. In der Fiskalpolitik ist dies weniger problematisch, die Erhöhung der Staatsausgaben wirkt sich schnell aus, bei der Geldpolitik dauert es jedoch 3 Jahre, bis sich eine Expansion der Geldmenge auswirkt. 8.3.2) Politische Ökonomie von Konjunkturzyklen: 1)Die keynesianische Konjunkturpolitik weist für PolitikerInnen einen positiven und einen negativen Teil auf. Positiv: Man kann in einer Rezession eine expansive Politik betreiben (der Staat greift aktiv ein). Negativ: In einer Hochkonjunktur, sollte der Staats dieser mit einer restriktiven Politik entgegenwirken. Dieser Teil wird oft nicht umgesetzt, die Wirtschaft wird durch diese einseitige Konjunkturpolitik zu stark stimuliert, was die Inflation anheizt. Ebenfalls sind permanente Budgetdefizite vorprogrammiert, womit die Staatsverschuldung steigend wächst. 2) Eine solche Konjunkturpolitik ist anfällig für politische Konjunkturzyklen 105. Sobald Wahlen vor der Tür stehen versuchen Politiker sich besser ins Licht zu rücken, vor allem die Wirtschaftslage ist entscheidend für deren Erfolg. Aus diesem Grund wird immer wieder expansiv auf die Wirtschaft eingewirkt. Dadurch kommt es zu Konjunkturzyklen, die einzig und alleine durch den politische Prozess ausgelöst werden. 8.4) Schweizer Konjunkturpolitik Die CH Konjunkturpolitik ist stark auf automatische Stabilisatoren und auf eine vorsichtige Anwendung der Geldpolitik ausgerichtet. 8.4.1) Geldpolitik und Konjunktur: Die CH-Geldpolitik ist in erster Linie auf die Sicherung der Preisstabilität ausgerichtet. Ist die Preisstabilität, das primäre Ziel der Nationalbank nicht 104 Zeit, die vom Auftreten eines konjunkturellen Problems bis zur Wirkung der wirtschaftspolitischen Gegenmassnahmen verstreicht. 105 Aus wahltaktischen Gründen ausgelöste Konjunkturzyklen, um die Chancen der Wiederwahl zu erhöhen. 28 gefährdet, gestaltet die Nationalbank die Geldpolitik expansiv, um die konjunkturelle Lage zu stabilisieren. 8.4.2) Fiskalpolitik und Konjunktur: Die Fiskalpolitik wirkt über die automatischen Stabilisatoren. Eine Steuersenkung muss über eine Verfassungsänderung mit obligatorischer Abstimmung erfolgen, lediglich im Falle schwerer konjunktureller Krisen erlaubt die Verfassung vorübergehende Steuersenkungen. Die Schuldenbremse 106 sollte die Konjunktur automatisch stabilisieren: Ziel ist es über den Konjunkturzyklus hinweg das Budget auszugleichen. Das bedeutet, dass in einer Rezession Defizite anfallen dürfen, die automatisch durch Überschüsse bei guter Wirtschaftslage kompensiert werden müssen. In der CH gibt es ebenfalls die allgemeinen, automatischen Stabilisatoren: über das Steuersystem und über die Ausgaben- und Einnahmenseite der Arbeitslosenversicherung. Zu beachten ist, dass das CH-Fiskalsystem ausgesprochen föderalistisch ausgestaltet ist: Nur eine konzentrierte Aktion von Bund, Kantonen und Gemeinden könnte eine wirklich expansive Politik durchsetzen. Preisstabilität Ab einer gewissen Höhe wird eine Inflation sofort zum wirtschaftspolitischen Problem. Eine galoppierende Inflation hat nämlich nicht nur eine völlig willkürliche Umverteilung zur Folge, sondern auch einen deutlich reduzierten Wohlstand. Preisstabilität ist deshalb ein eminent wichtiges wirtschaftspolitisches Ziel. Kapitel 9: Inflation und Deflation 9.1) Erklärung der Inflation 9.1.1) Entstehung von Inflation107: Inflation bedeutet eine permanente Steigerung des Preisniveaus. Sie entsteht erst bei einer laufenden Geldentwertung, wenn die Preise über eine längere Zeit einen Wachstumstrend aufweisen. Auslöser: z.B. eine erstmalige Preissteigerung auf der Nachfrage- oder Angebotsseite. ---Nachfrageseite: expansiver Nachfrageschock108: Nachfragestimulierung bei ausgelasteten Kapazitäten: Ausgangspunkt: Situation, in der die Wirtschaft schon relativ gut ausgelastet ist. Dadurch hat eine Nachfragestimulierung (z.B. wirtschaftspolitisch/optimistische Erwartungen) vor allem eine Wirkung auf das Preisniveau. Die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts. Die schon ausgelasteten Kapazitäten können nicht noch mehr strapaziert werden, die Produktion kann nicht ausgeweitet werden, wodurch es zu einer Preissteigerung kommt. Eine solche Preissteigerung kann eine Inflation auslösen. 106 Finanzpolitischer Mechanismus zur Stabilisierung der Staatsverschuldung unter Berücksichtigung des Konjunkturzyklus. 107 Anstieg des generellen Preisniveaus, meist gemessen als prozentuale Veränderung des Preises für einen bestimmten Güterkorb 108 Exogene Ausweitung der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen 29 ---Angebotsseite: Angebotsschock109: Ausgangspunkt gleich wie zuvor: Situation, in der die Wirtschaft schon relativ gut ausgelastet ist. Wirtschaft wird von einem exogenen Rückgang des aggregierten Angebots getroffen. Auslöser kann z.B. einen starken Anstieg des Erdölpreises sein, dieser verschiebt die kurzfristige AAKurve nach links, wodurch bei jedem Preisniveau weniger produziert wird. Das Preisniveau steigt, das BIP geht zurück, was eine Stagflation110 kennzeichnet. Befriedigt die Geldpolitik die zusätzliche Nachfrage nach Geld durch ein erweitertes Geldangebot, kann sich eine Lohn-Preis-Spirale111 entwickeln. Diese kann eine erstmalige Preissteigerung zu einer permanenten Preissteigerung verwandeln. Es ist ein selbstverstärkender Prozess, da die Preiserhöhungen zu überproportional steigenden Nominallöhnen und damit wieder zu Preiserhöhungen führen. Entscheidend ist dabei das Element der Inflationserwartung112 der ArbeitnehmerInnen. Die Bekämpfung der Lohn-PreisSpirale ist kurzfristig mit negativen konjunkturellen Effekten verbunden, was unpopulär ist. Druckt die Nationalbank mehr Geld, führt dies über die Lohn-Preis-Spirale zu Zweitrundeneffekten113 (Bsp. Erdölpreisschocks in den 1970er- du 1980er Jahren). 9.1.2) Geldpolitik und Inflation; Die Quantitätsgleichung: Vom Ökonomen Irving Fisher entwickelte Quantitätsgleichung114 des Geldes: P(Preisniveau) x Q(reales BIP) = M(Geldmenge) x V(Geldumlaufgeschwindigkeit) Es handelt sich hierbei um eine Identität: Wenn sich eine Grösse verändert, muss sich ebenfalls eine andere verändern, so dass die Gleichung wieder gilt. PxQ = nominalen BIP (die Wertschöpfung einer Ökonomie in einer bestimmten Zeitperiode). Um dies in Geldeinheiten bewerten zu können, ist Geld notwendig: Geldmenge M x Umlaufgeschwindigkeit des Geldes115 V. Man kann mit der Gleichung analysieren ,was eine Veränderung von M für Auswirkungen hat. Man nimmt an, das V konstant bleibt. Mit dieser Annahme wird die Quantitätsgleichung zur Quantitätstheorie des Geldes. Es gibt langfristige und kurzfristige Effekte: -Langfristiger Effekt: Erhöht man die Menge an bedruckten Scheinen, hat dies langfristig keinen Effekt auf das reale BIP. Doppelt so viele Scheine, bedeutet nicht, dass man doppelt so reich ist. Es führt zu einer proportionalen Erhöhung des Preisniveaus P, d.h. Inflation, bis die Gleichung wieder erfüllt ist. -Kurzfristigen Effekte: Erhöhung der Geldmenge stimuliert kurzfristig die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und hat dadurch einen Effekt auf das reale BIP. Nicht nur P, sondern auch Q steigt und zwar so lange, bis die Identität wieder erricht ist. Die Auswirkung auf Q hängt von der Ausgangslage der AN-Kurve ab: 109 Exogener Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Angebots an Gütern und Dienstleistungen Situation, in der eine VW sowohl unter einem schwachen Wachstum des BIP (Stagnation), als auch unter Inflation leidet. 111 Selbstverstärkender Prozess, bei dem ein Anstieg des Preisniveaus einen Anstieg der Löhne bewirkt, der wiederum zu einer Preisanpassung nach oben führt. 112 Annahmen über die zukünftige Entwicklung des Preisniveaus. 113 Verstärkung der Inflation über die Lohn-Preis-Spirale nach einem einmaligen Preisschock. 114 Ökonomische Identität, nach der das nominale BIP der Geldmenge multipliziert mit der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes entspricht. 115 Anzahl Transaktionen, die mit einer Einheit Geld in einer Periode durchgeführt werden. 110 30 Inflationswirkung expansiver Geldpolitik: (1) starke Unterauslastung: Die expansive Geldpolitik wirkt sich auf den Output Q aus, das Preisniveau steigt nur minimal. Die Gleichung wird somit durch die Anpassung des Outputs erfüllt. (2) Überauslastung: Die Auslastung de Wirtschaft ist relativ gut. Die Geldmengenausweitung führt vor allem zur einer Erhöhung von P und nur zu einer minimalen Erhöhung des realen Outputs. Es entsteht Inflation. 3. Fall: V ist nicht konstant. Erhöhung von M lässt P und Q unverändert. Es kommt aber zu einem Rückgang von V. Dieser Fall ist allerdings ungewöhnlich. Keynes argumentierte, dass dieser Fall auftreten könnte und es zu einer Liquiditätsfalle116 kommen könnte. Dabei hat die expansive Geldpolitik keine Auswirkungen mehr auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, da das Geld mehrheitlich gehortet wird. ABER: Nicht jede Geldmengenexpansion führt langfristig zu einer Inflation. Sie ist nötig, da in einer stetig wachsenden Wirtschaft auch mehr Transaktionen geführt werden und es somit auch mehr liquide Mittel erfordert (Die Gleichung bestätigt dies ebenfalls). Voraussetzung ist, dass sich die Geldmenge im Tempo des realen BIP-Wachstums erhöht. 9.1.3) Staatsfinanzen und Inflation: Ein Staat kann seine Ausgaben auf drei Arten finanzieren: Er kann Steuern erheben, sich verschulden oder Geld drucken. Die Finanzierung über die Notenpresse führt längerfristig zu massiven Inflationsproblemen, welche sogar in eine Hyperinflation münden117 können. Gerade schwache Regierungen neigen zu dieser Art der Finanzierung, hier wird klar, warum eine strikte Trennung zwischen Zentralbank und Regierung so wichtig ist. 9.2) Kosten der Inflation Sichtbar werden die Kosten erst dann, wenn die Inflation eine gewisse Höhe erreicht hat. Die Kosten lassen sich in 5 Kategorien unterteilen: ---Transaktionskosten118: Aktivitäten zum Schutz von der Inflation, z.B. der häufigere Gang zur Bank um kleinere Beträge abzuheben. ---Kosten der Unsicherheit: Eine höhere Inflation ist selten stabil, sie haben die Tendenz zu steigen. In allen längerfristigen Verträgen (Kreditverträge) muss ein Sicherheitsbonus eingebaut werden. ---Kosten aufgrund der Verzerrung der relativen Preise119: Nicht alle Preise reagieren sofort auf die Inflation. Die Preise für Erdöl+Zucker passen sich jede Sekunde an, andere brauchen länger z.B. auch die im Vertrag festgelegten Löhne. ---Kosten für die Kreditgeber: Der vor der Inflation ausgehändigte Kredit, verliert an Wert, so dass der Kreditgeber z.B. nur noch die Hälfte des Geldes zurückerhält (Kredit von 100.-, Zinszahlung 10%, Inflation beträgt 100%, die Zinszahlung ist real nur noch die Hälfte wert). ---Kosten aufgrund der kalten Progression120 der Steuern: Beispiel: Jahreseinkommen 50000 wird erhöht auf 55000, real ist nichts passiert, falls die Inflation in diesem Jahr 10% betrug. 116 Situation, in der sich eine VW in einer Rezession befindet, sie Nominalzinsen bei Null liegen und übliche geldpolitische Massnahmen keine Wirkung zeigen. 117 Sehr starke Inflation. Als Faustregel gilt: Liegen die monatlichen Inflationsraten über 50%. Wird von Hyperinflation gesprochen. 118 Kosten des Austausches von Gütern und Dienstleistungen. Damit ist nicht der Preis des transferierten Geldes gemeint, sondern die durch die Transaktion zusätzlich anfallenden Kosten (z.B. Informations-., Verhandlungs-, Abwinklungs- und Kontrollkosten). 119 Zustand, in dem die relativen Preise nicht die richtigen Signale über die Knappheit der entsprechenden Güter und Dienstleistungen wiedergeben. 120 Kalte Progression: Anstieg der realen Steuerlast, der dadurch entsteht, dass die in nominalen Grössen definierten Steuerklassen nicht laufend der Inflation angepasst wird. 31 Das nominal (nicht real!) höhere Einkommen kann dazu führen, dass die betroffene Person in eine höhere Steuerklasse aufrückt. 9.3) Kosten der Inflationsbekämpfung Eine steigenden Inflation verursacht auch indirekte Kosten. Sie fallen an, weil eine steigende Inflation zwingen irgendwann wieder gesenkt werden muss. 9.3.1) Effekte auf die Konjunktur: Bekämpfung der Inflation: Es ist eine Situation, wo sich die Nachfragekurve die Tendenz verspürt sich nach rechts oben zu bewegen. Die Zentralbank beginnt mit einer restriktiven Geldpolitik, um der Inflation die Spitze zu brechen. Die Geldpolitik ist jedoch ein starkes Instrument: die aggregierte Nachfragekurve verschiebt sich durch den geldpolitischen Eingriff zu stark nach links (AN2), es erfolgt ein Rückgang des BIP und es kommt zu einer Rezession. Eine Feinsteuerung ist nicht einfach. Volcker-Disinflation121 in den USA zu Beginn der 1980er-Jahre: Der neu gewählte Präsident Volker versprach seinem Volk die Bekämpfung der Inflation. Weil alle wussten, dass sich Preiserhöhungen aufgrund der straffen Inflationsbekämpfung reduzieren, hätte die restriktive Geldpolitik alle Preise gleichzeitig dämpfen sollen. Die Preise sind jedoch unterschiedlich anpassungsfähig. Trotz aller Glaubwürdigkeit mündete es in eine scharfe Rezession. Eine hohe Inflation kann nur in Kaufname eines kurzfristigen wirtschaftlichen Einbruchs erfolgreich bekämpft werden. 9.3.2 Effekte auf die AL: Die Phillips-Kurve: Sobald das reale BIP unter die Kapazitätsgrenze fällt, steigt die AL, da nicht alle Ressourcen ausgelastet werden. Die Phillips-Kurve zeigt den Zusammenhang wischen AL und Inflation auf: Eine starke Auslastung der Wirtschaft hat die Tendenz in eine Inflation zu münden, die AL bewegt sich auf einem tiefen Niveau. Umgekehrt führt eine unterausgelastete Wirtschaft zu hoher Al, aber einen tiefen Inflationsdruck. Die Kurve unterstellt einen Zielkonflikt zischen Inflation und AL: Sie zeigt auf, dass jede Bekämpfung der Inflation zu einer hohen Al führt. Mittelfristig verschwindet dieser Effekt, da es sich um konjunkturelle AL handelt. 9.3.3) Die selbstverstärkende Wirkung tiefer Inflation: (1)Erdölkrisen 1970/80: Die Krisen fanden bereits in einem inflationären Umfeld statt. Die Zentralbank musste reagieren und die stetig wachsende Inflation, verursacht durch einen negativen Angebotsschock, mit einem negativen Nachfrageschock bekämpfen. Dies gelang, aber auf Kosten einer Inflation. (2)Erdölpreiserhöhungen 2003/08: Ein Schock, der in einem Umfeld mit tiefer Inflationserwartungen stattfand. Es kam zu keiner Lohn-Preis-Spirale, die expansive Geldpolitik wurde beibehalten, es kam zu keinem Einbruch. 121 Rückgang der Inflationsrate, also Verlangsamung von Preissteigerungen. Die Disinflation ist nicht zu verwechseln mit der Deflation. 32 9.4) Entstehung und Kosten der Deflation122 9.4.1) Was ist Deflation?: Eine länger anhaltender Preisrückgang stellt eine Deflation dar, wenn er auf einen Rückgang der aggregierten Nachfrage zurückzuführen ist. Ein sinkendes Preisniveau kann aufgrund des Rückgangs der aggregierten Nachfrage oder aufgrund einer Erhöhung des aggregierten Angebots entstehen. Produktivitätssteigerung: Keine Deflation: Die steigende Produktivität führt zu einer Rechtverschiebung der Kurzfristigen AA-Kurve. Es handelt sich hier aber um eine Kombination zweier positiver Effekte: Das Preisniveau sinkt, das BIP steigt. Das wachsende BIP kennzeichnet eine gute Lage der Wirtschaft. Diese Situation stellt keine Deflation dar. Nachfragerückgang und Deflation: Eine Deflation ensteht nur dann, wenn ein negativer Schock aufgrunnd eines Rückgangs der aggregierten Nachfrage ausgelöst wird. Bei jedem Preisnievau wird weniger nachgefragt, die AN1 verschiebt sich nach AN2. Verschiebt sich die AN-Kurve immer stärker nach innen (AN3), so kann eine Deflation enstehen, mit negativer Wirkung des Preisnievaus sowie des BIP’s. Die Nominalzinsen betragen nahezu 0%, das bedeutet, dass selbst die Geldpolitik keine Auswikrungen auf die Deflation hat, da sie die Lage durch Zinssenkungen nicht verbessern kann. 9.4.2) Persistenz der Deflation: Eine Deflation ist wirtschaftspolitisch schwieriger zu bekämpfen als eine Inflation (Japan versucht seit 20 Jahren aus der Deflation herauszukommen). Folgende Effekte verursachen hartnäckige Probleme: ---selbstverstärkende Wirkung: Die Preise sinken über eine längere Zeit, es entstehen Inflationserwartungen. Die Erwartung, dass das Gut stetig günstiger wird, führt dazu, dass länger mit dem Kauf gewartet wird. Folge: eine Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Dies lässt die Preise erneut sinken und es lohnt sich immer mehr dem Konsum zuzuwarten. ---hohe Realzinsen123: Aufgrund der tiefen Nominalzinsen ist niemand bereit, sein Geld zur Bank zur Verfügung zu stellen, da der Bank sonst ein Zins bezahlt werden muss. Es entstehen hohe Realzinsen. r(Realzins) ≈ i (Nominalzins) – pe (erwartete Inflation) Beispiel: erwartete Deflation, pe =5%, Nominalzins= 0%, somit ist der Realzins 5%. Obwohl die Zentralbank die Nominalzinsen so tief wie nur möglich hält, entstehen hohe Realzinsen. ---steigende Reallöhne: Wegen den sinkenden Preisen gewinnt ein fixer Nominallohn immer mehr an Wert, d.h. die Reallöhne steigen, die Beschäftigung von Arbeitskräften wird für die Unternehmen immer teurer, es ist somit ebenfalls eine Nachfrage nach Arbeitskräften zu verzeichnen. ---sinkende Bonität der Schuldner und Bankenkrisen: Die Kreditgeber gewinnen, die Kreditnehmer verlieren, da der reale Wert fixierten Zinszahlungen steigt. Dies schadet vor allem Unternehmen, deren Fremdkapital, ihre Schuldenlast immer grösser wird. Die Banken 122 Sinken des generellen Preisniveaus, meist gemessen als prozentuale Veränderung des Preises für einen bestimmten Güterkorb. 123 Um die Inflation korrigierte Nominalzinsen 33 erhalten ihre Kredite nicht zurück, da die Unternehmen Konkurs gehen. Eine Bankenkrise ist denkbar. 9.4.3) Bekämpfung der Deflation: Da die Nominalzinsen 0% betragen, kann die Nationalbank das Zinsinstrument nicht mehr zur Stimulierung der Nachfrage einsetzen. Keynes empfahl eine expansive Fiskalpolitik, welche jedoch auch Japan nicht aus der Deflation half und noch heute mit hohen Hypotheken zu kämpfen hat. Man diskutierte, ob man doch nicht die Geldpolitik zur Bekämpfung verwenden könnte: Durch eine aggressive Offenmarktpolitik der Zentralbank die Wirtschaft mit massiver Liquidität zu überschütten, um dem Volk zu signalisieren, dass eine Deflation vermieden werden soll und sie zu einer Inflation umzupolen. Diese Massnahme wurde jedoch nie in einer bestehenden Deflation erprobt. Kapitel 10: Geld 10.1) Funktionen und Entstehung von Geld 10.1.1) Wozu ist Geld notwendig?: Geld124 hat drei Funktionen: 1) Tauschmittel: Ohne Geld, existiert ein Tauschmarkt mit aufwendigen Tauschprozesse, die eine ausgefeilte Spezialisierung verhindern. Eine moderne, arbeitsteilige Wirtschaft ist ohne Geld funktionsunfähig. 2) Wertaufbewahrungsmittel: Geld ermöglicht es Kaufkraft zu „lagern“. Diese Funktion ist bei Inflation gefährdet, da sich das Geld laufend entwertet wird es niemand mehr als Wertaufbewahrungsmittel nutzen. 3) Masseinheit: Alle Preise werden in Geldeinheiten ausgedrückt, somit ist der relative Wert von Gütern einfach zu vergleichen. Man muss z.B. nicht in Bananen angeben wie viel ein Lehrbuch wert ist. 10.1.2) Wer schafft Geld?: Ein staatliches Monopol hat sich zur legalen Geldschaffung bewährt: Die Zentralbank 125. Auch Geschäftsbanken können Geld schaffen, und zwar auf der Basis von Zentralbankgeld126. -Die Entstehung der Banken: Lagerung des Goldes bei der Goldschmiede, die den Besitzern Quittungen ausstellte, welche als Zahlungsmittel gebraucht wurden und zu 100% durch Gold gedeckt waren. Das Gold lagerte lange bei den Goldschmieden, sie beginnen das Geld an andere Lagerhäuser zu verleihe, bekamen zusätzliche Quittungen und machten Gewinn, da nicht mehr alle Quittungen durch Gold gedeckt waren. Geschäftsbanken schaffen also über die Kreditgebung zusätzliche, als Zahlungsmittel akzeptierte Werte. -Bankregulierung: Würden alle das Geld bei der Bank abheben wollen, wäre die Bank nicht in der Lage das Geld zu geben, denn nur ein kleiner Teil des Geldes wird liquide gehalten. Das Vertrauen in die Bank ist wichtig, würden alle gleichzeitig ihr Geld abheben, führt das zu einer Bankenkrise127. Deshalb gibt es die Bankenregulierung128: die Banken werden gezwungen einen gewissen Prozentsatz der Einlagen als Mindestreserve (Mindestreservesatz129) liquide zu halten. -Der Geldschöpfungsmultiplikator130: So wie früher bei der Goldschmiede, als nicht mehr alle Quittungen durch Gold gedeckt waren (=nominal gab es mehr Quittungen), entsteht auch heute aus zusätzlichem Zentralbankgeld wesentlich mehr liquide Zahlungsmittel. 124 Allgemein anerkanntes Zahlungsmittel, das eine effiziente Abwicklung von Tauschgeschäften in einer arbeitsteiligen Wirtschaft ermöglicht. 125 Institution, die im Gesamtinteresse des Landes für die Geldpolitik verantwortlich ist. 126 Summe aus Notenumlauf und Sichtguthaben der Geschäftsbanken bei der Zentralbank. Das Zentralbankgeld ist auch unter dem Begriff Notenbankgeldmenge bekannt. 127 Schwerwiegende Störungen des Bankensystems. Der Zusammenbruch einer Bank kann zu Insolvenzen weiterer Banken führen. 128 Staatliche Massnahmen zur Überwachung und Sicherung des Bankensystems. 129 Prozentualer Anteil der Kundenguthaben, der von den Banken als Sicherheit liquide gehalten werden muss. 130 Faktor, um den sich eine von der Zentralbank geschaffene Geldeinheit durch die Geldschöpfung der Geschäftsbanken erhöht. 34 Berechnung: GM (Geldschöpfungsmultiplikator) = 1/RS (Reservesatz) Beispiel: 10'000 CHF Zentralbankgeld auf Konto einer Geschäftsbank. Midestreservesatz=10%. Mit der Formel zu berechnen: Reservesatz=0,1; GM=10 -Geldmengenkonzepte: Die Geldmenge 131 besteht nicht nur aus Noten und Münzen, dies ist der Grund für verschiedene Definitionen. -Erstes Konzept= Notenbankgeldmenge, Bargeld -M1= Bargeld, Sichteinlagen 132 und Transaktionskosten133: beide Kontenformen liquide, zu Zahlungszwecken geeignet -M2=M1 und Spareinlagen134: innerhalb einer Rückzahlungslimite werden diese zu Bargeld umgewandelt. -M3=M2 und Termineinlagen 135: wird oft als zentrale Geldmengendefinition verwendet. Die CH-Nationalbank verwendet M2 und M3 als Indikatoren. 10.2) Instrumente der Geldpolitik Es gibt somit zwei Arten von Organisationen, die an der Geldschaffung beteiligt sind: die Zentralbank und die Geschäftsbanken. Welche Instrumente verwendet die Geldpolitik, um die Geldmenge zu verändern? Es gibt drei grundsätzliche Formen: 10.2.1) Offenmarktpolitik136: Aktiva: alle Wertgegenstände, Gold, Devisen... Passivseite: die sich im Umlauf befindenden Noten+Münzen, die Girokonten der Geschäftsbanken bei der Zentralbank 137 sowie die Reserven. -expansive Geldpolitik: Durch den Kauf von Aktiva erhöht sich der Wert auf der linken Seite, auf der Passivseite erhöht sich der Posten Notenumlauf um den gleichen Betrag, so dass die Bilanz wieder ausgeglichen ist; liquide Mitteln wurden somit neu geschaffen. -restriktive Geldpolitik: Die Bilanz wird verkürzt, Aktiva werden verkauft z.B. Gold. Goldbestand auf der Aktivseite reduziert sich und mit ihm der Notenumlauf auf der Passivseite, da die Bank liquide Mittel erhält. 10.2.2) Diskontpolitik138: Bei einer restriktiven Geldpolitik erhöht sich der Diskontsatz , mit ihm auch die Kosten der Illiquidität. Die Geschäftsbanken wollen diese Kosten nicht tragen, deshalb halten sie mehr liquide 131 Menge an Mitteln, die für Zahlungen verwendet werden können. Je breiter die Geldmenge definiert wird, desto weniger liquide Mittel sind darin enthalten. 132 Bankguthaben, über die innert kurzer Frist verfügt werden kann. 133 Bankeinlagen in Spar- und Anlageformen zu Zahlungszwecken 134 Bankeinlagen, die nicht direkt für den Zahlungsverkehr bestimmt sind. 135 Einlagen, die für eine bestimmte Zeitspanne den Geschäftsbanken zur Verfügung gestellt werden und erst nach Ablauf dieser Frist wieder verfügbar sind. 136 Instrument der Geldpolitik. Kauf und Verkauf von Aktiva (hauptsächlich Wertschriften) durch die Zentralbank, um ihre geldpolitischen Ziele zu erreichen. 137 Girokonten der Geschäftsbanken bei der Zentralbank: Einlagen der Geschäftsbanken, die so liquide wie Bargeld sind. Die Girokonten der Geschäftsbanken gehören zur Notenbankgeldmenge, der Geldmenge mit der grössten Liquidität. 138 Instrument der Geldpolitik. Der Diskontsatz ist der Zinssatz, den die Zentralbank von den Geschäftsbanken einfordert, wenn sie ihnen Liquidität zur Verfügung stellt. Er beeinflusst die Geldschöpfung über das Bankensystem und damit die Geldmenge. 35 Mittel. Die Zentralbank reduziert so den Geldschöpfungsmultiplikator und damit die breiter definierte Geldmenge. Bei einer expansiven Geldpolitik wird der Diskontsatz gesenkt, für die Geschäftsbanken ist ein Liquiditätsengpass nicht mehr zu teuer, so dass sie auch mehr Kredite vergeben und sich die Geldmenge somit erhöht. 10.2.3) Mindestreservepolitik139: ähnlich wie die Diskontpolitik. Restriktive Geldpolitik: Erhöhung des Mindestreservesatz, die Banken werden gezwungen einen grösseren Anteil des Zentralbankgeldes liquide zu halten, die Kreditsumme wird verringert, dementsprechend auch die Geldschöpfung. Expansive Geldpolitik: Zentralbank senkt den Mindestreservesatz, Geschäftsbanken vergeben mehr Kredite, Geld wird geschaffen. = Heute dominiert die Offenmarktpolitik in den OECD-Ländern 10.3) Geldpolitische Strategien Die Zentralbank verfügt bezüglich der Geldmengenveränderung über sehr viel Macht, deshalb müssen ihr klare Ziele und Verpflichtungen vorgegeben werden. 10.3.1) Welche Zielgrösse für die Geldpolitik?: Die Zentralbank kann über die Geldpolitik nicht nur die Preisstabilität sichern, sie kann auch über die Geldpolitik die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steuern und ist damit in der Lage, die konjunkturelle Arbeitslosigkeit zu beeinflussen. Welches Ziel soll sie sich widmen? Meistens ist das primäre Ziel die Preisstabilität. Dabei muss man aber die Wirkungsverzögerungen (Lags) beachten, dazu werden operative Ziele und Zwischenziele formuliert. Ein typisches operatives Ziel sind kurzfristige Zinsen, die auf dem Geldmarkt 140 zwischen Banken gezahlt werden. Die Zwischenziele können weniger direkt beeinflusst werden, sind aber klar messbar und haben einen direkten Zusammenhang mit der Preisstabilität. = Diese Wirkungskette muss beachtet werden, für das Ziel der Preisstabilität Die drei wichtigsten Ausrichtungen der strategischen Geldpolitik unterscheiden sich vor allem auch darin, welches Element der Wirkungskette im Vordergrund steht: 10.3.2) Wechselkurse: Die Veränderung der Geldmenge führt zu einer Verschiebung de relativen Knappheiten zwischen heimischer und ausländischen Währungen. Damit verändert sich auch der relative Preis der Währung, also der Wechselkurs. Die Zentralbank kann Wechselkursziele141 anstreben. Eine Wechselkursfixierung (Wechselkurs wird mit dem eines anderen Landes gekoppelt) nimmt aber der nationalen Geldpolitik die Möglichkeit ein anderes Inflationsziel als andere Länder des Fixkurssystems zu verfolgen. 10.3.3) Geldmengenziele142: Den Leitgedanken des Geldmengenziels kann man an der Quantitätsgleichung aufzeigen: P(Preisniveau) x Q(reales BIP) = M(Geldmenge) x V(Geldumlaufgeschwindigkeit) Der Monetarismus beruht auf der Annahme, dass zwischen dem Preisniveau und der Geldmengenentwicklung ein sehr direkter Zusammenhang besteht. Dies ist dann der Fall, wenn die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes konstant ist. Eine Erhöhung von M führt 139 Instrument der Geldpolitik. Vorschriften hinsichtlich des Betrags, den eine Bank als Sicherheit für Kundenguthaben bei der Zentralbank hinterlegen muss. 140 Markt, auf dem Kredite mit seht kurzfristiger Fälligkeit gehandelt werden. 141 Geldpolitisches Ziel, bei dem der Wechselkurs gegenüber einer anderen Währung innerhalb einer festgelegten Bandbreite gehalten wird. 142 Geldpolitisches Ziel, das über die Beeinflussung der Geldmenge Preisstabilität anvisiert. 36 zumindest mittelfristig zu einer Preisniveauerhöhung in gleichem Ausmass. Längerfristig verläuft die aggregierte Angebotskurve vertikal, M und P entwickeln sich synchron. = Entscheidend ist aber, das V konstant sein muss, sonst fehlt der klare Zusammenhang zwischen Geldmengenentwicklung und Preisen. 10.3.4) Inflationsziele143: Die Geldpolitik verzichtet auf Zwischenziele und lässt sich direkt auf die Erreichung des Endziels messen. Die Umsetzung erfolgt über operative Ziele, im Vordergrund stehen von der Zentralbank gut steuerbare kurzfristigen Zinsen. 10.4) Die Schweizer Geldpolitik 10.4.1) Mandat der CH-Nationalbank (SNB)144: Die SNB ist von Regierung+ Parlament unabhängig. Es gibt keine Befehle der Regierung an die SNB. Es ist wichtig, dass die Regierung keinen Einfluss auf die Tätigkeit der SNB hat, denn sie könnte die Geldschöpfung als Finanzierungsquelle nutzen oder aus politische Gründen (z.B. zur Verbesserung der Wahlchancen) die Konjunktur über die Geldpolitik beeinflussen. Dieser unabhängigen Stelle muss einen klaren Auftrag zugeteilt bekommen, gemäss Gesetz ist sie verpflichtet eine Geldpolitik im Gesamtinteresse des Landes zu verfolgen. 10.4.2) Geldpolitisches Strategien der SNB in der Nachkriegszeit: -1945-1973:Orinetierung am Wechselkurs: Im Fokus stand der Wechselkurs, der US-Dollar diente als Leitwährung 145 bis die USA infolge des Vietnamkrieges eine inflationistische Politik verfolgte. 1974 wurde dieses „Bretton-Woods-System“ aufgehoben. -1974-1999:Orientierung an der Geldmenge: Man verfolgte nun den Monetarismus, das Zwischenziel der Geldmengenentwicklung. Da das monetaristische Konzept nur dann funktionierte, wenn V konstant ist, konnte man Ende der 1980-er Jahren keine verlässlichen Aussagen mehr über die Geldmengenentwicklung machen. Grund waren eine Reihe von Innovationen auf den Finanzmärkten, worauf sich die Geldnachfrage stark veränderte. -Seit 1999:Orientierung an Inflation(sprognose): Im Zentrum der Kommunikation der schweizerischen Geldpolitik steht heute das endgültige Ziel, nämlich die Preisstabilität. 10.4.3) Das heutige geldpolitische Konzept der SNB: Das 1999 eingeführte Inflationsziel wird mit einem geldpolitischen Konzept umgesetzt, das drei wesentliche Punkte umfasst: - Die Definition der Preisstabilität (Ziel): Im geldpolitischen Konzept der SNB herrscht Preisstabilität dann, wenn die Inflation unter 2% liegt. Das SNB strebt deshalb eine Inflationsrate zwischen 2% und 0% an, um auch einer Deflation keine Chance zu geben, sich zu entwickeln. -Inflationsprognose146 (Entscheidungsgrundlage): Es wird ja ein langfristiges Inflationsziel angestrebt, und die Geldpolitik wirkt mit einer gewissen Verzögerung auf die Inflation. Als Entscheidungsgrundlage ist somit eine Prognose von Nöten, um zu erfahren, wie sich die heutige Politik auf die Inflation der kommenden Jahre auswirken wird. Die Inflationsprognose ist einerseits die Grundlage für den geldpolitischen Entscheid und andererseits ein wichtiges Instrument für die Kommunikation der Geldpolitik. -Zielband für den DreimonatsLibor, einen kurzfristigen Zinssatz (operatives Ziel): Das SNB muss ein operatives Ziel kommunizieren, an dem sich die Märkte orientieren 143 Geldpolitisches Ziel, das direkt Preisstabilität anvisiert. Staatliche Institution, die für die schweizerische Geldpolitik zuständig ist. 145 Referenzwährung bei einer Wechselkursfixierung zwischen mehreren Ländern. 146 Voraussage der zukünftigen Inflationsentwicklung 144 37 können. Dies ist ein kurzfristiger Zinssatz, der Dreimonats-Libor für Schweizer Franken147. Libor= „London Interbank Offered Rate“: Will die SNB eine expansive Geldpolitik verfolgen, weil sie in drei Jahren eine zu tief liegende Inflation erwartet, so reduziert sie das Zielband (SNB fokussiert sich nicht auf einen präzisen Zinssatz, sondern auf eine Band, innerhalb dessen dieser fluktuieren kann) für diesen Dreimonats-Libor. Mit den Repo-Geschäften148 kann die SNB die kurzfristigen Zinsen täglich beeinflussen. Kapitel 11: Wechselkurse 11,1) Wechselkurskonzepte und flexible Wechselkurse Verfolgt die Geldpolitik eine Strategie flexibler Wechselkurse 149, wird kein bestimmtes Kursniveau angestrebt. Die Geldpolitik kann den Preis von Währungen verändern: -Expansive Geldpolitik: Die Geldmenge wird erhöht, im Vergleich zu anderen Währungen sind nun mehr CHF im Umlauf, der Preis senkt sich. = Abwertung des Schweizer Frankens. -Restriktive Geldpolitik: Geldmenge wird im Vergleich zu anderen Währungen verknappt, der Preis steigt. = Aufwertung des Schweizer Frankens. 11.1.1) Nominale Wechselkurse150: I.d.R. ist der nominale Wechselkurs in europäischen Ländern definiert als einheimische Währung geteilt durch ausländische Währung. Der wichtigste Wechselkurs für die Schweiz: CH/EUR einheimische Währung Nominaler Wechselkurs = CHF = ausländische Währung 1.50 = EUR = 1.50 1.00 11.2.2) Reale Wechselkurse151: Damit die Güterkörbe verschiedener Länder verglichen werden können, müssen die Preise beider Güterkörbe in CHF angegeben werden: e (nominaler Wechselkurs) X p* (Preis Güterkorb im Ausland in ausländischer Währung) r (realer Wechselkurs) = p (Preis Güterkorb im Inland in Schweizer Franken) Wird die Geldmenge verdoppelt, so wird langfristig betrachtet keine Auswirkungen geben, da sich alle Preis aller Güter verdoppeln und sich somit real nichts ändert. Der nominale Wechselkurs wertet sich ab, nominal ist der CHF nur noch die Hälfte Wert, real aber ist er genauso Wert wie zu Beginn. Der reale Wechselkurs ist ökonomisch die relevante Grösse. 11.1.3) Effekte der Geldpolitik auf nominale und reale Wechselkurse: -Kurzfristiger Effekt einer expansiven Geldpolitik auf den realen Wechselkurs: Die Expansion der Geldmenge wird sofort zu einer nominalen Abwertung 152 des CHF führen (e 147 Zinssatz auf dem Londoner Interbanken-Markt für Schweizer Franken, gültig für Wertpapiere mit einer Laufzeit von drei Monaten. 148 Sehr kurzfristige Geschäfte der Zentralbank mit den Geschäftsbanken, die eine flexible Steuerung der Liquidität erlauben. Die Geschäftsbank erhält dabei kurzfristig liquide Mittel, wofür die Zentralbank den sogenannten Repo-Zins verrechnet. 149 Wechselkurs, der sich auf dem freien Markt bildet, ohne dass die Zentralbank versucht, diesen Kurs mit gezielten geldpolitischen Eingriffen zu gestalten. 150 Gibt an, in welchem Verhältnis die Währung eines Landes gegen die Währung eines anderen Landes getauscht werden kann. 151 Gibt an, in welchem Verhältnis ein repräsentativer Güterkorb eines Landes gegen denselben Güterkorb eines anderen Landes getauscht werden kann. 152 Die ausländische Währung wird, in inländischer Währung ausgedrückt, teurer. 38 steigt), p bleibt unverändert (inländische Geldpolitik keine Auswirkungen auf p*). Die nominale Abwertung führt zu einem Anstieg von r und damit zu einer realen Abwertung153. e (nominaler Wechselkurs) ↑ X p* (Preis Güterkorb im Ausland in ausländischer Währung) r (realer Wechselkurs) ↑ = p (Preis Güterkorb im Inland in Schweizer Franken) Schweizer Export-Uhrenproduzenten produzieren im Inland (Kosten reduzieren sich), ihre Erlöse fallen aber im Ausland an (Preise steigen: Güterkorb im Ausland wird im Vergleich zu einem Schweizer Güterkorb teurer). Der reale Wechselkurs ist also ein Mass für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit154 von Exportfirmen. - Langfristiger Effekt expansiver Geldpolitik auf den realen Wechselkurs: Langfristig verändert sich der nominale Wechselkurs sowie auch die Preise im Inland und führt zu einer erhöhten Inflation. Nicht nur e steigt dann, sondern auch sukzessive p: e (nominaler Wechselkurs) ↑ X p* (Preis Güterkorb im Ausland in ausländischer Währung) r (realer Wechselkurs) = p (Preis Güterkorb im Inland in Schweizer Franken) ↑ Langfristig hat eine expansive Geldpolitik keinen Effekt auf r. Der kurzfristige Effekt verschwindet in der langen Frist, weil alle Preis langfristig vollständig flexibel sind. = Fazit: Eine Expansion der inländischen Geldmenge führt Kurzfristig zu einer nominalen Abwertung der inländischen Währung Kurzfristig zu einer realen Abwertung der inländischen Währung Langfristig zu einer nominalen Abwertung der inländischen Währung Langfristig zu keiner Veränderung des realen Wechselkurses der inländischen Währung 11.2) Fixe Wechselkurse (Fixkurssystem)155 11.2.1) Funktionsweise und Vorteile: Fixe Wechselkurse haben den Vorteil, dass das Risiko von Wechselkursschwankungen eliminiert oder zu mindest stark reduziert wird und dass die stabilere Geldpolitik eines anderen Landes übernommen werden kann (macht z.B. ein Land mit einem inflationären Preisniveau). 11.2.2) Kosten und Gefahren: Ein grosser Nachteil ist, dass ein Land durch die Anbindung seine eigenständige Geldpolitik aufgibt und die Geldpolitik des anderen Landes stets verfolgt, selbst wenn diese andere Interessen als die Wechselkursbindung haben. Bsp. Situation Anfang der 1990-er Jahre im Europäischen Währungssystem156, als die Mitgliedländer ihre Währung an die D-Mark als Leitwährung koppelten. 153 Der Preis eines Güterkorbes im Inland wird im Verhältnis zu demselben Güterkorb, in die gleiche Währung umgerechnet, im Ausland günstiger. 154 Die inländischen Preise sind, in die gleiche Währung umgerechnet, tiefer als die entsprechenden Preise im Ausland. 155 Wechselkurssystem, in dem die Währungen innerhalb von definierten Bandbreiten aneinander gebunden sind. 156 Währungspolitische Zusammenarbeit der Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft mit dem Ziel, Währungsstabilität zu gewährleisten. 39 = Fixe Wechselkurse führen dann zu Problemen, wenn sich die konjunkturelle Situation der beteiligten Länder stark voneinander unterscheiden. 11.3) Das Europäische Währungssystem (EWS) 11.3.1) Entwicklung der monetären Integration in Europa: Nach dem Bretton-Woods System in den 1970-er Jahren, wollte man wieder eine grössere Wechselkursstabilität zwischen den Ländern betreiben. Dies aus zwei Gründen: Die EU-Länder betreiben untereinander viel Handel, Wechselkursschwankungen erschweren dies. Es gab vermehrt Länder, welche ihre Währung durch eine expansive Geldpolitik bewusst schwächten, um ihre Exportindustrie auf Kosten der Handelspartner zu bevorteilen. Dies vergiftete das Klima zwischen den Staaten. 1979 wurde das Europäische Währungssystem (EWS) eingeführt: Die Wechselkurse liess man nur innerhalb enger, vorher vereinbarter Brandbreiten schwanken. 11.3.2) Inflationskonvergenz im EWS: Das Problem: die beteiligten Länder wiesen unterschiedliche Inflationsraten auf. - Italien hatte eine grössere Inflationsrate als Dtl. In einer solchen Situation steigt das p stärker als das p*, r fällt, es kommt zu einer Aufwertung der it.-Lira gegenüber dem D-Mark. Für eine italienische Exportfirma wurden die inländischen Kosten zu gross, als dass sie sie mit den im Ausland erbrachten Erträge hätte decken können. Das EXW wurde somit nur „light“ eingeführt: Man liess die Währungen von Zeit zu Zeit an die Entwicklung der Inflationsdifferenzen anpassen, bis die Inflationsraten genügend stark konvergiert waren. Mit periodischen Anpassungen der Wechselkursparität157 wurde der reale Aufwertungseffekt aufgefangen und damit das Problem für die italienische Exportindustrie entschärft. 11.3.3)Die EWS-Krise von 1992: Spekulative Attacken auf fixe Wechselkurse: Fixkurssysteme sind anfällig für spekulative Attacken 158, die eine grosse Instabilität des Systems verursachen können. Es gibt zwei Formen von Inkonsistenten, die von den Finanzteilnehmern für spekulative Attacken genutzt werden und in der EWS-Krise 1992 beobachtet wurden: - Der Fall des englischen Pfunds: Eine Inkonsistent zwischen der Konjunkturlage und der Geldpolitik, die aus der Fixierung des Wechselkurses resultiert. - Der Fall der italienischen Lira: Die Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Exportindustrie, weil ein fixer Wechselkurs bei zu grossen Inflationsunterschieden zu einer realen Aufwertung der inländischen Währung führt. 11.4) Währungsunionen 11.4.1) Fixkurssysteme vs. Währungsunionen: In einem Fixkurssystem sind die Wechselkurse nicht für alle Zeiten fixiert (Austritt aus dem System jederzeit möglich). In einer Währungsunion159 sind allerdings die nominalen Wechselkurse unwiderruflich fixiert, es existiert eine einzige Währung. Eine geldpolitische Behörde besteht für die ganze Währungsunion, einzelne Länder können über ihre Geldmengen keine Auf- und Abwertungen tätigen. Es schafft Stabilität, reduziert aber auch die Flexibilität. Vorteil: Das 157 Im Rahmen eines fixen Wechselkurssystems festgelegtes Austauschverhältnis zwischen zwei Währungen bzw. einer Währung und Gold (Gold-Patität) 158 Situation, bei der die Finanzmarktteilnehmer in grossem Stile eine erwartete Wechselkurskorrektur aufgrund von bestehenden makroökonomischen Ungleichgewichten ausnutzen, und zwar durch den gezielten Kauf oder Verkauf der entsprechenden Währung. Die Spekulation erzwingt dann häufig die Anpassung, auf die spekuliert wurde. 159 Integrationsform, bei der die nationalen Währungen zugunsten einer gemeinsamen Währung aufgegeben werden. 40 Wechselkursrisiko160 wie auch die Transaktionskosten beim Währungsaustausch werden eliminiert und die Preistransparenz steigt an. 11.4.2) Optimale Währungsräume: Eine Währungsunion sind dann erfolgreich, wenn die Konjunkturverläufe und die Wirtschaftsstrukturen der beteiligten Länder sich ähneln. Je mehr das der Fall ist, desto kleiner ist die Gefahr, dass diese Union von asymmetrische Schocks161 heimgesucht wird. Sind die Konjunkturverläufe allerdings verschieden, gibt es drei alternative Anpassungsmechanismen: flexible Löhne (und damit auch flexible Preise), mobile Arbeitskräfte und ausgleichende Fiskalströme. 11.5) Die Europäische Währungsunion162 11.5.1) Entstehung der EWU und die Konvergenzkriterien: Durch den Vertrag von Maastricht Anfang der 1990-er Jahre wurde die Europäische Gemeinschaft zu einer Währungsunion. Den Kernpunkt dieses Prozedere bildete die Entwicklung der Konvergenzkriterien 163. - Bei der Geldpolitik sind es folgende Kriterien: Zinssätze innerhalb eines engen Rahmens Ein relativ stabiler Wechselkurs im Vorfeld des Beitritts Eine ähnliche Inflationsrate wie die übrigen Mitgliedländer - Bei der Fiskalpolitik: Ein jährliches Budgetdefizit (Nettoverschuldung) von ma. 3% des BIP’s Eine Staatsverschuldung von unter 60% des BIP’s Durch diese Kriterien sollten sich die beteiligten Volkswirtschaften annähern. Das Problem: Die Gefahr der asymmetrischen Schocks hängen von realwirtschaftlichen Grössen wie der Wirtschaftsstruktur und der Regulierung der Arbeits- und Produktmärkte ab, diese sind aber weitgehend landesspezifisch und können nicht auf gesamteuropäische Ebene geregelt werden. Die Währungsunion wurde zu Anfang stark kritisiert, Etwaige Anpassungsmechanismen wurden nicht richtig umgesetzt. Zahlreiche EU-Mitgliederstaaten haben -Wenig flexible Löhne und relativ starr regulierte Arbeitsmärkte -Wenig mobile Arbeitskräfte (auch aufgrund der Sprachunterschiede, die eine ähnliche Mobilität der Arbeitskräfte wie in den USA verhindern) -Geringe ausgleichende Fiskalströme, weil das von Brüssel aus zentral verwaltete Budget der EU bei weitem nicht gross genug ist, um hier einen makroökonomischen wirksamen Ausgleich zu schaffen. Die Kritik war berechtigt. Beispiel: Dtl./Spanien Dtl befand sich in einer rezessiven Phase, Spanien in einer Hochkonjunktur. Die Europäische hatte Probleme, denn für Dtl. sollte die Geldpolitik expansiv, für Spanien restriktiv betrieben werden. Die EZB164 entschied sich für die Garantie der Preisstabilität, da man keine spezifische Lösung für diesen Zwiespalt fand. 160 Unsicherheit über die zukünftigen Wechselkursentwicklungen. Exogene Veränderungen der konjunkturellen Situation, welche die Mitgliedländereiner Währungsunion in unterschiedlichem Ausmasse treffen. 162 Zusammenschluss eines Teils der Mitgliedsländer der EU zu einer Währung und der EZB als gemeinsamer Zentralbank. 163 Makroökonomische Bedingungen, die ein Land erfüllen muss, wenn es Mitglied der Europäischen Währungsunion (EWU) werden möchte. 164 Institution, die für die gemeinsame Geldpolitik der Mitgliedländer der EWU zuständig ist. 161 41 11.5.2) „Wechselkursanpassungen“ auch in der Währungsunion: In einer Währungsunion gibt es keinen nominalen Wechselkurs mehr, da nur noch eine Währung besteht, der reale Wechselkurs existiert aber noch. Eine unterschiedliche Inflation beeinflusst den realen Wechselkurs, denn der reale Wechselkurs vergleicht das Preisniveau im Ausland mit demjenigen im Inland, ausgedrückt in derselben Währung. Beispiel Dtl./Spanien (Abb 11.4): In dieser Situation, wertet sich der „deutsche Euro“ gegenüber dem „spanischen Euro“ ab. Die deutschen Exporte werden preislich wettbewerbsfähiger, während die Importe Spaniens teurer werden und zurückgehen. Die Nachfrage in Dtl. expandiert, diejenige in Spanien nimmt ab. Dieser Mechanismus bringt den konjunkturellen Ausgleich, den man üblicherweise mit der Geldpolitik anstrebt (dieser benötigt allerdings einige Zeit). Somit entsteht der Ausgleich der Konjunkturschwankungen direkt über den realen Wechselkurs: Staatsfinanzen Kapitel 12: Finanzierung der Staatstätigkeit 12.1) Formen von Staatseinnahmen Es gibt grundsätzlich drei Arten, wie Staatsausgaben finanziert werden können: 12.1.1) Steuern165: Abgaben, verschiedener Formen: - direkte Steuern166: Diese Steuern enthalten Umverteilungskomponente von wohlhabenden zu weniger wohlhabenden Akteuren. Personen mit einem höheren Einkommen müssen mehr abgeben, zudem steigt der Prozentsatz des Einkommens mit der Einkommenshöhe (=Progression). - Indirekte Steuern167: =Mwst.+Zölle. Ein gewisses Umverteilungselement besteht bei den Gütern für den täglichen Bedarf, die mit einem niedrigeren Steuersatz belegt werden. - Gebühren: Dies sind Zahlungen von Personen an den Staat für eine klar definierte Leistung z.B. Ausstellung des Passes. 12.1.2) Verschuldung: Staatsverschuldung168 durch Finanzierung über den Kapitalmarkt. Staat bestreitet mit den Krediten seine Ausgaben um z.B. Investitionen zu tätigen oder zur Finanzierung des laufenden Staatsaufwands. Eine hohe Verschuldung bringt hohe Kosten mit sich (Passivzinsen steigen mit steigender Verschuldung+ die Bonität sinkt auf den Kapitalmärkten (Staat muss für jeden aufgenommenen Franken höhere Zinsen zahlen)). Senkung der Staatsverschuldung-Steuererhöhungen/Reduktion der Staatsausgaben. 12.1.3) Inflationssteuer: Staat nimmt einen Kredit von der Zentralbank auf, hier wird letztendlich eine Inflationssteuer 169 erhoben. Mit der Zeit führt die Finanzierung zu einer beschleunigenden Inflation, denn man besteuert zunehmend diejenigen, welche gezwungen sind Geld zu halten. Jeder versucht kein Geld zu halten, niemand will mehr die Noten der Zentralbank annehmen und die Inflationssteuer verliert ihre Steuerbasis. 165 Abgabe, die der Staat von Individuen oder Firmen einfordert und der keine direkte Gegenleistung gegenübersteht. 166 Steuer, deren Bemessungsgrundlage auf persönlichen Merkmalen der steuerpflichtigen Personen und Firmen beruht, etwa dem Einkommen oder dem Vermögen 167 Steuer, deren Bemessungsgrundlage im weitesten Sinne auf Marktssituationen beruht. Ein typisches Beispiel einer indirekten Steuer ist die Mehrwertsteuer. 168 Gesamtheit der Schulden aller öffentlichen Haushalte. In der Schweiz entspricht die gesamte Staatsverschuldung der Summe Bundes-, Kantons- und Gemeindeschulden. 169 Einnahmen, die der Staat durch übermässige Geldschöpfung erzielt. 42 12.2) Steuern 12.2.1) Steuern als verzerrende Preiseingriffe: Ein Nachteil der Steuern ist, dass sie die relativen Preise verändern und damit Ineffizienzen verursachen (Kapitel 2). Das rote Dreieck kennzeichnet den Wohlstandsverlust, der durch die Verzerrung der Preise durch die Steuern entsteht. 12.2.2) Die Höhe der Wohlfahrtsverluste durch Steuern: Wie hoch der Wohlfahrtsverlust durch die Steuern ausfällt, hängt von zwei Faktoren ab: -Die Preiselastizität170 von Angebot und Nachfrage: Nachfrage unelastisch= Veränderung des Preises führt zu geringen Veränderung der Menge. Nachfrage elastisch = geringe Erhöhung des Preises führt zu einem massiven Rückgang der nachgefragten Menge. Elastizitäten und der Wohlfahrtsverlust durch Steuern: Auf dem Gut wird eine Steuer t erhoben, die Reaktion fällt auf der Angebotsseite stark aus: Die Produzenten können ohne weiteres auf die Produktion anderer Güter umsteigen. Es wird weniger von diesem Gut produziert und es entsteht ein Wohlfahrtsverlust (=linke Grafik). Das unelastische Preisangebot (Zigaretten) reagiert kaum auf Preisänderungen, zwar reduziert die Steuer den Preis, den die Anbieter erhalten, dennoch können sie nicht auf ein anderes Gut umsteigen. Die Verluste sind deshalb hier kleiner. Reagiert das Angebot überhaupt nicht, weil es vollkommen unelastisch ist, entstehen keine Wohlfahrtsverluste durch Steuern (=unwahrscheinlich). Aus Effizienzsicht sollte man die Steuern dort anlegen, wo die Nachfrage+Angebot unelastisch ist. Allerdings zahlt dann diejenige Marktseite, die nicht ausweichen kann, den Grossteil der Steuern. - Der 2. Faktor ist die Steuerhöhe: Je höher die Steuer, desto stärker die Mengenreaktion. Steuerhöhe, Steuerertrag und Wohlfahrtsverluste: Bei einer hohen Steuer erfolgen keineswegs höhere Einnahmen, als bei einer tiefen, da aufgrund der hohen Steuern kaum mehr Transaktionen durchgeführt werden. Diese Beschränkung führt zu massiven Wohlfahrtsverlusten. Laffer-Kurve: diese besagt, dass eine Senkung sehr hoher Steuern die Steuereinnahmen erhöhen sollte. Umstritten ist die Frage, ab wann eine Steuer so hoch ist, dass ihre Senkung tatsächlich expansiv wirkt. 170 Verhältnis der proportionalen Änderung der Menge zu proportionalen Änderung des Preises. 43 12.2.3) Wer bezahlt die Steuern?: Die Frage, welche Bevölkerungsgruppen eine Steuer bezahlen müssen, nennt man die Steuerinzidenz171. Eine Luxussteuer172 sollte vor allem jene treffen, die sich teure Güter und sich somit hohe Steuern leisten können. Die Steuer fiel jedoch kontraproduktiv aus, denn wer die Steuer bezahlt, hängt von der Elastizität des Angebots und der Nachfrage ab. Die Nachfrage ist elastisch, die Reichen konnten ihre Yachten im Ausland anschaffen, die Angebotsseite, die Produzenten der Yachten traf es jedoch hart, als der Yachtenmarkt nach Einführung der Steuer um 90% einbrach. = Es ist einerlei, ob die Steuer auf der Nachfrage- oder Angebotsseite erhoben wird; entscheidend ist, wer dieser Steuer besser ausweichen kann. 12.3) Staatsverschuldung 12.3.1) Staatsverschuldung im Inland und im Ausland: Ein Budgetdefizit173 bedeutet, dass die budgetierten Ausgaben grösser als die budgetierten Einnahmen sind. Die Mehrausgaben werden immer über Verschuldung finanziert. -Erfolgt die Verschuldung im Inland, so führt dies zu einem Rückgang der inländischen Investitionen. (Crowding-out-Prozess174) -Erfolgt die Verschuldung im Ausland, so führt dies zu einem Rückgang der Nettoexporte (Exporte minus Importe). (Staat finanziert durch den Kredit Augaben im Inland, er wandelt deshalb die Euro in CHF um, Nachfrage nach CHF steigt, die Importe werden begünstigt, die Erträge von Exporten sinken, Nettoexporte reduzieren sich.) 12.3.2) Vorteile der Staatsverschuldung: Es gibt drei Begründungen die Schulden nicht gleich auszugleichen - staatliche Investitionen mit langer Laufzeit: heutiges Geld wird für zukünftige Erträge aufgewendet. - Steuerglättung175: Idee: nicht bei jeder unvorhersehbaren Schwankung der Staatsaugaben müssen die Steuersätze geändert werden. Es ist unumgänglich, dass ein gewisses Mass an Verschuldung zugelassen werden muss. - Makroökonomische Stabilisierung176 über die Fiskalpolitik: Idee: in einer schlechten Wirtschaftslage höhere Staatsausgaben als Staatseinnahmen zuzulassen und damit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stärken. Umgekehrt sollte in einer Hochkonjunktur ein Überschuss an Staatseinnahmen zu einem Budgetüberfluss führen. = Die Staatsverschuldung sollte aber immer kurzfristig sein, sonst häuft sich der Schuldenberg. 171 Analyse der Verteilungswirkung einer teuer. Die Steuerinzidenz zeigt auf, welche Bevölkerungsgruppen die Steuer schliesslich bezahlt. 172 Steuer auf Güter und Dienstleistungen, deren Konsum als Luxus gilt. Die Luxussteuer hat zu Ziel, Wohlhabende stärker zu besteuern. 173 Die Ausgaben eines öffentlichen Haushalts übersteigen innerhalb einer Budgetperiode dessen Einnahmen. 174 Verdrängung privater Investitionen durch die wegen einer expansiven Fiskalpolitik steigenden Zinsen. 175 Gleichmässige Besteuerung über die Zeit hinweg. 176 Wirtschaftspolitische Massnahmen zur Glättung konjunktureller Schwankungen. 44 12.3.3) Nachteile der Staatsverschuldung: Die wichtigsten Probleme: -Verdrängung privater Investitionen: I.d.R. sind private Investitionen effizienter als staatliche. Grund für diese Annahme ist das unterschiedliche Wettbewerbsumfeld (der Staat hat keine Konkurrenten, ist Monopolist, kein Anreiz zu Verbesserung) und das unterschiedliche Konkursrisiko (auf einem Wettbewerb: nicht gezwungen effizient zu sein, da staatliche Firmen kaum je Konkurs gehen, selbst bei Misserfolg.). -Verlust des Handlungsspielraums im Budget aufgrund des Überhandnehmens von Zinszahlungen: Es bleiben keine Gelder für andere, produktivere Staatsausgaben übrig. Ab einem gewissen Niveau entwickelt die Staatsverschuldung ein selbstverstärkendes Element. -Verlockung der Monetarisierung der Verschuldung177: Diese droht dann, wenn die Staatsverschuldung vollkommen aus dem Ruder läuft. Es gibt zwei Varianten: - „Erhebung“ einer Inflationssteuer, indem sich der Staat bei der Zentralbank verschuldet und so faktisch über die Notenpresse die Staatsausgaben finanziert, Dies führt in die ökonomische Katastrophe der Hyperinflation (Kapitel 9). - Staat verschuldet sich auf dem Kapitalmarkt und nicht direkt bei der Zentralbank. Der Staat kann die Zentralbank dazu bringen, mit einer expansiven Geldpolitik die Inflation anzuheizen (geschah in (Nach)Kriegsjahren, um Kriegsschulden loszuwerden). Die nominale Schuld beträgt zwar Milliardenbeträge, real besassen diese Milliarden aber kaum noch an Wert. 12.3.4) Warum steigt die Staatsverschuldung tendenziell an?: Drei politisch-ökonomischen Gründe spielen für die steigende Staatsverschuldung eine Rolle: -grössere Attraktivität einer Verschuldung gegenüber einer Steuererhöhung: Sind die Staatsausgaben höher als die Staatseinnahmen sollte man eigentlich eine Steuererhöhung durchführen, dies ist aber auf ein Wahlen basierendem System unattraktiv, Politiker werden nicht mehr gewählt. Eine Staatsverschuldung ist für die Politiker „besser zu verkraften“. -Trennung von Ausgabenbeschluss und Einnahmenentscheid: Häufig werden Ausgaben beschlossen, obwohl deren Finanzierung nicht unmissverständlich gesichert ist. -Stimmentausch178: Parlamentarier vertreten oft regionale oder auch Brancheninteressen. Für die ist es attraktiv, teuere Projekte anderer Parlamentarier zu befürworten, um im Gegenzug für ihr eigenen Projekt Unterstützung zu erhalten. Oft müssen Bremsen für Staatsausgaben eingeführt werden, um diesen Anreiz zu mindern. 12.4) Schweizer Staatsfinanzen 12.4.1) Die wichtigsten Steuern: - Direkte Steuern: Diese werden bei den Haushalten und den Formen erhoben. Einkommenssteuern+Gewinnsteuern werden bei den laufenden Einkommen, Vermögenssteuern+Kapitalsteuern auf dem Bestand an Vermögen erhoben. -Bei den Haushalten gilt die Einkommenssteuer 179, welche 44 Milliarden einbringt und von Bund, Kantonen und Gemeinden erhoben wird. Sie hängt von der Höhe des Einkommens (progressive Steuer), vom Wohnort (Die Steuersätze unterscheiden sich von Kantonen und Gemeinden), und den Zivilstand (Einkommen verheirateter Personen wird addiert (höhere Steuern für sie), als für einen unverheirateten). Aus der Vermögenssteuer180 resultiert 4,9 Milliarden CHF, welche von den Kantonen und Gemeinden erhoben wird, wobei es Unterschiede in der Höhe des Steuersatz je nach Vermögen und Wohnsitz hat. 177 Reduktion des realen Werts der Staatsverschuldung durch eine hohe Inflation. Bemühen von Mitglieder einer Legislative, durch gegenseitige Zusagen für parlamentarische Abstimmungen ihre eigenen politischen Anliegen im Parlament durchzubringen. 179 Direkte Steuer, die als Prozentsatz des laufenden Einkommens erhoben wird. 180 Direkte Steuer, die als Prozentsatz des Bestandes an Vermögen erhoben wird. 178 45 -Bei den Unternehmen wird auf dem laufenden Einkommen die Gewinnsteuer erhoben (11 Milliarden CHF). Auf Bundesebene beträgt diese Ertragssteuer 8,5%, in vielen Kantonen steigt die Steuer mit dem Gewinn im Verhältnis zum Eigenkapital (Rendite). Das Vermögen wird mit der Kapitalsteuer belegt (1,6 Milliarden CHF), welche von Kantonen+Gemeinden erhoben wird. -Indirekte Steuern: Die Mehrwertsteuer 181 bringt dem Staat rund 18Milliarden ein, welche vom Bund erhoben wird. Der normale Steuersatz beträgt 7,6%, für Güter des täglichen Bedarfs aber 2,4%, einige Güter sind von der Mwst. befreit. Die Ausnahmen erhöhen den administrativen Aufwand, weshalb man von einer „idealen Mhst.“ Spricht, wo alle Ausnahmen beseitigt werden. 12.4.2)Der ausgeprägte Finanzföderalismus182: - Föderalismus im Schweizer Steuersystem: Mehr als 60% de Steuern erheben die Kantone und Gemeinden. Der Föderalismus zeigt: Kantonen und Gemeinden werden betreffend den Steuern viel Verantwortung überlassen. -Vorteile des Finanzföderalismus: der finanzpolitische Wettbewerb zwischen Kantonen und Gemeinden. Bietet ein Kanton gute steuerliche Rahmenbedingung ist es für Firmen+Private interessant sich dort anzusiedeln. Aus diesem Grund kann sich kein Kanton/Gemeinde ein ineffizientes Steuersystem leisten. Der starke Standortwettbewerb senkt die Steuerbelastung, zudem achten die Kantone darauf die Steuern effizient einzusetzen, um gute staatliche Dienstleitungen anbieten zu können und Steuerzahler halten zu können. Weiterer Vorteil ist die Subsidiarität183: Ein starker Finanzföderalismus führt dazu, dass die wirklich Betroffenen möglichst direkt über Steuern und Staatsausgaben entscheiden können. -Nachteile des Finanzföderalismus: Die unterschiedlichen Steuerebenen führen zu einer Komplexität, die eine effiziente Umsetzung+Administration des Steuersystems erschwert. Gewisse Prozesse können aus Effizienzsicht auf einer zu tiefen Ebene angesiedelt sein, so dass Grössenvorteile ungenutzt bleiben. -Der Finanzausgleich184: Es gibt drei Formen: -Beteiligung der Kantone an den Bundeseinnahmen: Kantonsanteile sind am Gewinn der Nationalbank und an den Treibstoffabgaben beteiligt. Es fliessen aber auch kantonsbreiträge an die Sozialwerke des Bundes. -freie Finanzaustausch: schafft eine Umverteilung ungebundener Mittel eher reiche zu eher finanzschwachen Kantonen. -zweckgebundene Finanzausgleich: Finanzhilfe vom Bund an die Kantone erfolgt über Beiträge an konkrete Projekte (Strassenbau/Schulwesen). -Beim Finanzausgleich beachtet man die Finanzkraft der Kantone (Zug/Zürich=finanzstarke Kantone, Waadt/Graubünden=miitelstarke, Wallis/Bern=finanzschwache). Nettozahler im 181 Indirekte Steuer, die als Prozentsatz des Mehrwerts (Verkaufspreis abzüglich Preis der Vorleistungen) der verkauften Güter und Dienstleistungen erhoben wird. 182 Föderalismus: Zusammenschluss einzelnes Gebietskörperschaften zu einem Staatenbund unter Bewahrung eines grossen Masses ihrer Eigenständigkeit. 183 Prinzip, nach dem übergeordnete Gebietskörperschaften eine staatliche Aufgabe nur dann übernehmen, wenn untergeordnete dazu nicht oder nur ineffizient in der Lage sind. 184 Finanzielle Umverteilung zwischen den Teilbereichen eines föderalistischen organisierten Staates unter Berücksichtigung ihrer Leistungsfähigkeit und Sonderlasten. 46 Finanzausgleich sind die finanzstarken Kantone, während die beiden anderen Kategorien in unterschiedlicher Intensität Nettoempfänger sind. 12.4.3)Die Schuldenbremse: Auch in der Schweiz hat die Verschuldung zugenommen. Meist beachtet man bei der Schuldenberechnung einige Schulden nicht (implizite Staatsverschuldung185). Diese zunehmende Verschuldung führte im Jahre 2001 zur Einführung der Schuldenbremse186. Umgesetzt wird die Schuldenbremse über eine simple Ausgabenregel nach folgender Formel: (schlechte Wirtschaftslage: gute Wirtschaftslage: 1 = Ausgaben dürfen höher als Einnahmen sein < 1 = Ausgaben kleiner als Einnahmen ) Schwierigkeit der Umsetzung der Schuldenbremse: Im Moment der Budgeterstellung kennt man weder die Einnahmen noch das zukünftige BIP. Man benötigt eine Konjunkturprognose. Für Fehlbeträge wurde ein Ausgleichkonto geschaffen in das allfällige unvorhergesehene Überschüsse eingezahlt oder aus dem Defizite finanziert werden können. Weiteres Problem war ein bereits vorhandener strukturelles Defizit187. Die Formel geht von einem Ausgangspunkt strukturell ausgeglichenen Budget aus. Dieses Problem führte bei der Einführung der Schuldenbremse zu finanzpolitischen Korrekturprogramme. Kapitel 13: Einkommensverteilung und Sozialwerke 13.1) Effizienz und Verteilung Der Erfolg einer Wirtschaftspolitik kann man anhand der effizienten Einsetzung der Ressourcen messen (Pareto-Effizienz). Das Pareto Konzept sagt aber nichts über die Verteilung möglicher Effizienzgewinne aus. In einem marktwirtschaftlichen System beruht die Einkommensverteilung stark auf der Produktivität der ArbeitnehmerInnen. Ihre Leistung wird entschädigt, und die Höhe der Entschädigung hängt ab von der Wertschätzung, die diese Leistung auf dem Markt erfährt. Daraus ergibt sich eine Verteilung, die keine Rücksicht auf den Bedarf der einzelnen Personen nimmt, denn ist eine Person nur beschränkt leistungsfähig, wird sie ein niedriges Einkommen erzielen. Eine vollkommene Gleichverteilung erscheint jedem gerecht. Zwischen Effizienz und Verteilung besteht allerdings ein Zielkonflikt: Eine absolute Gleichverteilung würde die materiellen Anreize eliminieren, welche die Gesellschaftsmitglieder dazu bewegen, sich in ihren wirtschaftlichen Bestrebungen anzustrengen. 13.2) Einkommensverteilung und Umverteilung 13.2.1) Die Messung der Einkommensverteilung: Als wichtigstes Konzept hat sich der GiniKoeffizient188 durchgesetzt. 185 Schulden, die sich aus den zukünftigen staatlichen Verpflichtungen ergeben (z.b. aus zukünftigen Ansprüchen aus den Sozialversicherungen). Um die gesamtem Staatsschulden zu ermitteln, muss die implizite zur expliziten (angewiesenen) Staatsverschuldung hinzugerechnet werden. 186 Finanzpolitischer Mechanismus zur Stabilisierung der Staatsverschuldung unter Berücksichtigung des Konjunkturzyklus. 187 Budgetdefizit, das auch in einer konjunkturell ausgeglichenen Situation besteht. Dies hat zur Folge, dass die Staatsverschuldung über einen ganzen Konjunkturzyklus hinweg ansteigt. 188 Numerisches Mass für die Ungleichheit einer Verteilung. Ein Wert von 0 bedeutet dabei eine völlige Gleichverteilung, ein Wert von 100 entspricht einer extremen Ungleichverteilung, bei der eine einzelne Person alles besitzt. 47 Gini-Koeffizient: Auf der Winkelhalbierend en OB herrscht absolute Gleichverteilung (Bsp. 15% der Familien erhalten 15% des Einkommens dieser Gesellschaft). In der Realität ist dies nicht anzutreffen, es herrscht eine Ungleichverteilung, die der Lorenzkurve 189 entspricht. Bei vollkommener Gleichverteilung, nähert sich die Lorenzkurve der Winkelhalbierenden an, das blaue Dreieck reduziert sich und der Gini-Koeffizient würde 0 betragen. Gini-Koeffizienten für die Einkommen ausgewählter Länder: Vor allem reiche Industrieländer weisen i.d.R. relativ geringe GiniKoeffizienten auf, dies meist aufgrund ausgebauter Systeme der sozialpolitischen Umverteilung. Neben den Löhnen aus Erwerbstätigkeiten, den Erträgen der Vermögen, die die Verteilungssituation ebenfalls bestimmt, gibt es noch die staatlichen Transfers 190: Staatliche Transfers und die Lorenzkurve: 13.2.2) Arten der Umverteilung: Dem Staat bietet sich dazu zwei Möglichkeiten an: - Umverteilung über die Einnahmenseite durch die Ausgestaltung des Steuersystems: Bsp. Reiche Personen zahlen mehr auch aufgrund des progressiven Steuersystems (Steuersatz steigt mit dem Einkommen). Es ist eine direkte Umverteilung von Reich zu Arm. 189 Grafische Darstellung der Vermögens- und Einkommensverteilung. Die Lorenzkurve gibt Auskunft über das Ausmass der Ungleichheit in einer Gesellschaft. 190 Durch staatliche Institutionen gewährte Einkommenszahlung ohne Gegenleistung. 48 -Umverteilung über die Ausgabenseite: Den Benachteiligten werden direkt Geldtransfers zukommen oder ihnen staatliche Leistungen verbilligt anbieten. Diese Massnahmen sollen auch die Risiken starker Einkommensverluste abfedern. Ziel der Sozialversicherungen ist es, die Auswirkungen zu mindern, wenn eines dieser Risiken eintrifft. Es geht darum Erwerbsersatz zu zahlen (AHV/Mutterschaftsversicherung) Unterstützung bei der Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit (ALV/gewisse Grad IV) Gesundheit wiederherzustellen (KV) Diese Transfers betragen 120Milliarden CHF jährlich, Tendenz steigend. Jährlich beträgt das CH-BIP 450 Milliarden CHF. Eine effiziente Ausgestaltung dieser Umverteilungsinstrumente ist ein wichtiges Ziel der effizienzorientierten Wirtschaftspolitik. 13.3) Die Drei Säulen der Schweizer Altersvorsorge Das Dreisäulenprinzip191 bildet sie grundsätzliche Ausgestaltung der CHAltersvorsorge. Die Grafik zeigt die Säulen auf und ihre Unterscheidungsmerkmale: -Ziele: Die 1. Säule zielt auf eine Absicherung des Existenzbedarfs im Alter ab. Die 2.Säule soll den Pensionierten ermöglichen, ihren gewohnten Lebensstandart beizubehalten. Die 3.Säule soll weitgehende Bedürfnisse individuell abdecken. -Finanzierungsmethode: Bei der 191 Konzept der schweizerischen Altersvorsorge, wobei die 1.Säule durch die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV), die 2. Säule durch die berufliche Vorsorge (BV) und die 3. Säule durch die private Selbstvorsorge gebildet werden. 49 Finanzierung der AHV kommt das Umlageverfahren 192 zur Anwendung. Bei der 2.Säule und 3.Säule das Kapitaldeckungsverfahren 193. -Finanzierungsquelle: AHV Finanzierung aus Versichertenbeiträge, aus Beiträge der Arbeitgeber und des Bundes/Kantone und aus Beiträgen der Mwst.. Bei der 2.Säule: Beiträge der Arbeitgeber+Arbeitnehmer und „Beiragszahler“ (=die Zinserträge: Durch die Anlagen der Gelder auf dem Kapitalmarkt werden zusätzlich Zinseinkommen erzielt). 3.Säule: durch die Beiträge der Versicherten und durch die aus angesparten Kapitel erzielten Zinserträge. -Grundprinzip: 1.Säule nach Solidaritätsprinzip: Gut entlöhnte Erwerbstätige zahlen mehr in die AHV ein, als sie später an Renten erhalten. 2. Säule nach Äquivalenzprinzip: Sie beinhaltet Umverteilungskomponenten zwischen Geschlechtern und Zivilsandsituationen.. Je mehr man an Geld einzahlt, desto höher fallen die Renten aus. 3.Säule nach Äquivalenzprinzip ohne Umverteilungen. -Zugehörigkeit des Versichertenkreises: Bei AHV=ganze Bevölkerung, obligstorisch. 2.Säule=die tatsächlich Erwerbtätigen Arbeitnehmer+Arbeitgeber, obligatorisch. Bildung einer 3.Säule ist freiwillig . -Träger: Bei AHV=eigenössiche Versicherung, staatliche Organisation. 2.Säule=private+öffentliche Pensionskassen. 3.Säule=private Banken+Versicherungen. 13.4) Bevölkerungsalterung und die erste Säule 13.4.1) Die demografische Herausforderung: Die Kombination von höheren Lebenserwartung und tiefer Geburtenquote führt von einer pyramidenförmigen Bevölkerungspyramide (viele junge und wenige ale Menschen) zu einer pilzförmigen (wenige junge, viele alte Menschen). Die Zahl der Erwerbtätigen pro Rentners ist ein entscheidender Faktor bei der Finanzierung der AHV über das Umlageverfahren. Erwerbstätige pro Rentner 1960 2005 Prognose 2040 4,8 3,2 1,8 Natürlich gibt es Unsicherheiten bei der Prognose von 1940 (Erwartung von knapp doppelt so viele Erwerbstätige wie Rentner), dass es deutlich weniger Erwerbstätige pro Rentner geben wird, bewahrheitet sich aber mit Sicherheit. 13.4.2) Lösungsmöglichkeiten für das Finanzierungsproblem: Die Bevölkerungsalterung hat auch Effekte auf den Arbeitsmarkt oder auf das Wachstumspotenzial. Schon heute ist es sinnvoll, Massnahmen zur Problembekämpfung zu diskutieren, denn es ist ein Problem, bei dem man das Ruder nicht kurzfristig herumreissen kann. Ihre Anpassung lässt sich nur über lang dauernde Prozesse bewerkstelligen. Es gibt zwei Parameter, wovon die AHV längerfristig abhängig ist: -Wirtschaftspolitisch direkt beeinflussbare Parameter -Höhe der heutigen einzuzahlenden Beiträge: Dass es mehr Rentner als Erwerbstätige gibt, dem kann man entgegenwirken, indem man die Beiträge durch eine Erhöhung der Lohnprozente oder durch eine Steuererhöhung (Mwst.) erhöht. -Höhe der Renten: Andere Möglichkeit ist die Senkung der Renten, hier wird der Mischindex194 diskutiert. Dieser gibt an, mit welcher Formel die Renten angepasst werden, 192 Finanzierungsmethode von Versicherungen, bei der die Versicherungsbeiträge der Beitragspflichtigen unmittelbar für die Finanzierung der heutigen Versicherungsleistungen verwendet werden. 193 Finanzierungsmethode von Versicherungen, bei der die Versicherungsbeiträge der Beitragspflichtigen auf dem Kapitalmarkt angelegt werden, um später den Versicherungsanspruch abzudecken. 194 Index, der die Anpassung der AHV-Renten regelt. Der Mischindex berücksichtigt derzeit zu 50% die Reallohnentwicklung und zu 50% die Inflation. 50 d.h., zu welchem Prozentsatz Inflations- und Wachstumsentwicklung jeweils berücksichtigt so dass man zu einem Inflationsindex übergeht. -Höhe des Rentenalters: Die höhere Lebenserwartung und Lebensverbesserung kann eine Erhöhung des Rezentalters durchaus rechfertigen. Da es Frühpensionierungen gibt, sollte man das nicht nur das offizielle sondern auch das tatsächliche Rentenalter erhöhen, was aber Aufgabe der beruflichen Vorsorge (2.Säule, Regelung der AHV) ist. Andere Möglichkeit ist es Anreize zu schaffen, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten. -Wirtschaftspolitisch nur indirekt beeinflussbare Parameter: -Immigration: Einwanderung junger Personen im erwerbstätigen Alter entlasten die AHV finanziell. Allerdings würden auch diese später eine Rente beanspruchen. Diese Lösunf löst das Problem nur vorübergehend. -Geburtenrate: Längerfristig kann durch eine Erhöhung der Kinderzahl dem Problem klar entgegengewirkt werden (hätte jede Schweizerin statt 1,4, ca. 2,5-3Kinder). Der Kinderwunsch ist aber von Faktoren abhängig, welche nicht im Einflussbereich der Wirtschaftspolitik fallen. -Wirtschaftswachstum: Das Problem würde sich lösen, wenn das Wirtschaftswachstum höher sein würde (Statt 1,5% z.B. 3,5%). Die Bevölkerungsalterung verursacht aber einen negativen Wachstumsimpuls, da ein Standbein des Wirtschaftwachstum der CH die hohe Erwerbstätigenquote ist. Da es mehr Rentner geben wird, werden auch weniger Arbeitsstunden geleistet. Aus diesem Grund muss sich das andere Standbein, das Produktivitätswachstum, um den Rückgang der Arbeitsstunden und die Finanzierungsprobleme der Sozialversicherung zu lösen, verstärken. 13.5) Herausforderungen für die zweite Säule Wirtschaftspolitische Entscheidungen spielen auch für die finanziell gesunde Pensionskasse195 eine Rolle. Hier sind folgende politisch festgelegte Parameter wichtig: 13.5.1) Der Mindestzinssatz196: Da sich die 2.Säule ebenfalls über die Zinszahlungen finanziert, spielen die Unterschiede in der Entwicklung der Finanzmärkte eine wichtige Rolle (lange Hochzinsphase=hohe Kapitalaufstockung, anhaltende Tiefzinsphase=tiefer ausfallende Renten). Der Mindestzinssatz schreibt vor, dass die Pensionskassen einen gewissen Zinssatz erreichen müssen. Das Problem: Niemand kann einen bestimmten Zinssatz auf den Finanzmärkte garantieren. Es ist ein Marktpreis, der sich frei bildet und von einer Unmenge von Faktoren abhängt, die durch die Politik beeinflussbar sind. Hier sollen aber Schwankungsreserven 197 aushelfen. 13.5.2) Der Umwandlungssatz198: Nach der Pensionierung wird der gesammelte Kapitalstock der 2.Säule wieder abgebaut, um damit die Rente zu finanzieren. Steigt aber die Lebenserwartung muss das Kapital für eine grössere Anzahl von Jahren ausreichen, wodurch es in kleinere Portionen aufgeteilt wird. Jeder hat aber ein Anrecht auf eine jährliche Rente in der Höhe des Umwandlungssatz (wird bis 2014 schrittweise auf 6,4% gesenkt). Der Entscheid der Anpassung des Umwandlungssatzes ist ein Politikum. 195 Vorsorgeeinrichtung grosser Unternehmen oder der öffentlichen hand, über die der obligatorische Bereich der beruflichen Vorsorge (2.Säule) abgewickelt wird. Kleinere Unternehmen organisieren die berufliche Vorsorge durch so genannte Sammelstiftungen. 196 Vom Bundesrat vorgegebener Zinssatz für die Mindestverzinsung der Pensionskassenguthaben (2.Säule). 197 Rückstellungen der Pensionskassen für den Ausgleich des Risikos von Schwankungen des zukünftigen Kapitalertrags. 198 Prozentsatz, der bestimmt, welcher Anteil des angesparten Pensionskassenguthabens in Form einer jährlichen Rente an die Pensionierten ausbezahlt wird. 51 13.5.3) Ähnlichkeiten der Finanzierungsprobleme von erster und zweiter Säule: Beide Säulen weisen eine Abhängigkeit der demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung auf: AHV BV Demografie Bestimmung des Verhältnisses Erwerbtätige zu Pensionierten Umwandlungssatz (Abhängigkeit insbesondere von der Lebenserwartung) Wirtschaftsentwicklung Wirtschaftswachstum (bestimmt Höhe der Beiträge und somit finanzielle Situation dieses Sozialwerkes) Zinserträge (die man an den Kapitalmärkten erzielt - durchschnittliche Rendite hängt direkt von Wachstumsrate des BIP ab) Grundkonzepte, Weitere Kapitel: Kapitel 14) Gundlagen der Mirkoökonomie Kapitel 15) Grundlagen der Makroökonmie 52 Anhang: Boxen und ihre Seiten Kapitel 1 Kapitel 2 Kapitel 3 Kapitel 4 Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitel 7 Kapitel 8 Kapitel 9 Kapitel 10 Kapitel 11 Kapitel 12 Kapitel 13 Seite 30 36 38 40 42 58 62 78 81 104 118 132 134 139 165 174 188 196 208 222 226 236 258 268 279 284 295 319 331 384 409 411 421 Titel der Box Das Ziel der gerechten Einkommensverteilung Wie misst man die Wohlstand? Wie misst man Arbeitslosigkeit? Wie misst man Preisstabilität? Wie misst man die Nachhaltigkeit der Staatsfinanzen? Die zentrale Bedeutung von Anreizen Adam Smith Kosten-Nutzen-Analysen: Die Regulierungsfolgeabschätzung Ein vereinfachtes Beispiel zur unterschiedlichen Organisierbarkeit von Interessen Cassis de Dijon Die WTO Warum produzieren Firmen in vollständiger Konkurrenz überhaupt, wenn sie keine Gewinne erzielen ? Grenzkosten und Durchschnittskosten Fixkosten und ihre Effekte auf die Durchschnittskosten Positive externe Effekte Was geschieht mit den Erträgen aus der Lenkungsabgabe? Die 72er-Regel Das verblüffende Ausmass des technischen Fortschritts War die Schweizer Wachstumsschwäche nur ein Datenproblem? Unterschiedliche Ansätze zur Messung der Arbeitslosenquote Strukturwandel Produktivität und Löhne John Maynard Keynes Konjunkturbeobachtungen und Konjunkturprognose in der Schweiz Inflation und Preisvergleiche; Wann war der Erdölpreis auf Rekordhöhe? „Keynesianer“ versus „Monetaristen“ Hintergrund der Philips-Kurve und ihre Rolle in der Politikberatung Was bedeutet die Aussage „Die Zentralbank senkt die Zinsen“? Die Umsetzung der Geldpolitik über Repo-Geschäfte Keine Boxen vorhanden Finanzierungsquellen der Staatsverschuldung Ansätze zur Beurteilung der Verteilungsgrechtigkeit Staatsausgaben: Wachsende Bedeutung der Sozialversicherungen Die Rolle der Finanzmarktentwicklung für die 2.Säule 2012 Zusammenfassung Wirtschaftspolitik powered by Helen Dahdal