Fachbericht - Marketing.ch

Werbung
Fachbericht
Marketing - Ethik
Ethik in der Werbung
Fehlende Wertschätzung, stark überzogene Kaufargumente und Mangel an Respekt sind nur
drei von vielen Ärgernissen, die Konsumenten davon abhalten, Industrie, Handel, Erzeugern
und deren Absatzmittlern Werbeargumente „abzukaufen“. Der Schrei nach (mehr) MarketingEthik ist unüberhörbar. Irreführende Werbung, unsensibler Umgang mit Datenschutz sowie
Arbeiter-Ausbeutung bei der Produktherstellung führen zu sozialkritischen Diskussionen. Wie
lässt sich das Vertrauen wieder herstellen?
Wer
heutzutage
hart
erwirtschaftete Euros oder
Schweizer
Werbung
Franken
und
in
Marketing
investiert, ärgert sich immer
öfter
darüber,
dass
die
Wirkung gleich Null ist –
Konsument:
Gegen eure Werbung
sind wir immun.
Also vergesst es.
Quelle: Cluetrain Manifest
oder stark zu Wünschen
Werbebetreibender*:
???
übrig lässt. Das betrifft alle
Größenordnungen:
stolzen
vom
Startup-
Unternehmer
über
traditionellen
Handwerker * Mit „Werbetreibender“ können sich auch gerne Kreative und Agenturen
bis
zum
Kapitän
den
eines
angesprochen fühlen.
international aktiven börsennotierten Industriegiganten. Davon können alle ein Lied singen.
Alle spüren es am betriebswirtschaftlichen Ergebnis.
Werbung verpufft ungehört, sie erzielt erschreckend wenig Wirkung. IMAS, eine der
führenden europäischen Marktforschungsorganisationen, führte bei Personen ab 18 Jahren
eine repräsentative Befragung durch. Das Resultat ist besonders für Großunternehmen
ernüchternd: Hier herrschen teilweise extrem große Defizite, was die Glaubwürdigkeit betrifft.
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Was ist die Ursache? Während der letzten beiden Jahrzehnte haben sich fast
unbemerkt drei gravierende Veränderungen eingeschlichen, die sich auf das ganze
Leben auswirken:
 Soziodemographischer Wandel: Überalterung der Gesellschaft. Der Anteil der über 65Jährigen wird stark ansteigen, während die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter
abnimmt. Unterschiedliche Szenarien lassen vermuten, dass die Überalterung zum wichtigen
Thema für Wirtschaft und Gesellschaft werden wird. Nach wie vor dominiert noch die
Jugend.
 Werte im Wandel: Manipulation, Schönwetter-Kommunikation und Lügen sind die größten
Glaubwürdigkeits-Killer deutscher Unternehmen. Zu diesem Resultat kam die Universität
Hohenheim (Stuttgart) in der Studie „Glaubwürdigkeit – Schlüssel zum Vertrauen“.
Transparenz, Wahrheit sowie die Übereinstimmung von Reden und Handeln gelten als
wichtigste Kriterien glaubwürdiger Kommunikation, so die Autoren dieser Studie.
Mündige – oder durch unglaubhafte Kommunikation sensibilisierte – Konsumenten gehen
nicht nur mit der Werbeindustrie immer kritischer um. Vielmehr stellt heute weltweit eine
wachsende Schar „neuer“ Verbraucher das antrainierte oder gelernte Wunsch- und
Konsumdenken in Frage. Es findet eine Rückbesinnung auf das „einfache, wahre, echte
Leben“.
Statt ständig noch mehr zu arbeiten, um noch mehr Kaufen zu können, übt man sich im
Verzicht und findet darin oft mehr Sinn und Erfüllung. Mittlerweile gibt es viele Initiativen und
Aktionen, die entweder zum Kampf gegen ausbeuterische Herstellungsmethoden oder
gezielt zum Verzicht aufrufen. So wird der konsumkritische „Buy Nothing Day“ (Kauf-NixTag) bereits in 45 Ländern organisiert. Die Überzeugung dahinter: Einkaufen sei eine
Sucht, die nur eine kurzfristige Befriedung der eigenen Sehnsucht ermöglicht.
 Wachsendes Medienangebot: Wie vielen Werbebotschaften fühlen Sie sich aus-gesetzt?
Experten sprechen von 1.500, 2.500, 3.000 – manche sogar von bis zu 4.000
Werbeimpulsen, die auf jeden von uns täglich unbewusst einwirken. Bedingt durch die
ständig steigende Anzahl an Werbekanälen wird jeder Einzelne auch mit einer kontinuierlich
steigenden Zahl an Werbeimpulsen konfrontiert. Während Ältere Leser sich bestimmt noch
an die Zeiten des zweikanaligen Schwarzweiß-Fernsehens erinnern, macht heute jede
Fernbedienung den Zuschauer zum Herrscher über ungezählte öffentlich-rechtliche und
private TV-Kanäle. Diese wiederum verschmelzen mehr und mehr mit Smartphones,
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Laptops, Tablets und vor allem den Social Media. Ähnlich verhält es sich bei den
„Holzmedien“, sprich Fach- und Publikumszeitschriften, die nach dem Einscannen
integrierter QR-Codes ebenfalls informieren oder werben.
Chance für Medien – und/oder Werbetreibende: (Journalistische) Angebote können,
individuell aufbereitet, reichweitenstark und zielgruppenspezifisch übermittelt werden. Das
betrifft im großen Stil die Kommunikation mit privaten Zielgruppen. Die hohe Akzeptanz und
Nutzung der Social-Media-Kanäle ermöglichen Industrie, Markenartiklern und Werbern somit
eine 24-stündige Werbepräsenz. Wer Business-to- Business-Zielgruppen erreichen möchte,
sollte seine Marketingstrategie darauf ausrichten, dass Entscheider, Meinungsbildner und
Geschäftspartner Social Media beruflich weit weniger nutzen, als häufig zu lesen ist.
Vielleicht inspirieren Sie die folgenden Thesen und Impulse dazu, ihre traditionellen
(Kommunikations-)Werte wie Sinn, Ethik und Wertschätzung zu hinterfragen. Sollten Sie der
Gefahr unterliegen anzunehmen, das Thema sei für Sie zu abgedreht, hören Sie bitte auf die
mahnenden Worte von William Wrigley Jr.: „Die Leute werden von einem Mann nicht viel
kaufen, der nicht ihren Respekt erringt“, so der Erfinder des gleichnamigen legendären USKaugummis.
Ehrlichkeit gegenüber
Konsumenten
Der aufgeblasene, selbstherrliche Jargon, mit dem ihr
um euch werft – in der
Presse und auf euren
Konferenzen – was hat der
mit uns zu tun?
Quelle: Cluetrain Manifest
Wertschätzung als
Voraussetzung
Die Unternehmen müssen
heruntersteigen von ihren
Elfenbeintürmen und mit
den Menschen reden, mit
denen sie Beziehungen
aufbauen wollen.
Quelle: Cluetrain Manifest
Zielgruppenrelevante
Ansprache
Habt ihr mal bemerkt, dass
Geld an sich irgendwie eindimensional ist, worüber
könnten wir uns noch
unterhalten?
Quelle: Cluetrain Manifest
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Laut Untersuchung eines amerikanischen Marktforschers verbindet die Menschen heute eine
Art Hassliebe mit der Werbung. Weiterhin würden wachsende Zudringlichkeit und besonders
die Menge der Werbeimpulse die Werbewirkung negativ beeinflussen. Immerhin bekundeten
rund 54 Prozent der Befragten, Produkte nicht zu kaufen, deren Hersteller sie mit Werbung
bombardieren.
Ganze 60 Prozent gaben
an,
die
negativer
als
Werbung
jetzt
wahrzunehmen
noch
vor
Positionierung:
Wir sind das
international
bedeutendste
Unternehmen
für XY
Werbeappell:
Jetzt 38 % mehr Inhalt
zum gleichen Preis!
einigen
Jahren. Ein Drittel aller
Befragten könne sich sogar
vorstellen,
in
Gesellschaft
einer
ohne
Marketing und Werbung zu
leben. Ahnen Sie, wo das
hinführen kann, wenn sich
diese
negativen
Einstellungen im gleichen
Tempo fort-entwickeln?
Häufigstes Strickmuster bisheriger Ideen, Konzepte und Verkaufs-Strategien: auffallen,
auffallen!
Die
Appelle
gipfeln
in:
kaufen,
kaufen!
Statt
ehrliche,
glaubhafte
Kommunikationsstrategien zu entwickeln, verscherzen Werbetreibende durch bunte Bildchen
und oft inhaltslose Texten die Gunst und Sympathie der Konsumenten. Das hat zur Folge,
dass die Reizschwelle potenzieller Käufer nach dem Hau-drauf-Prinzip mit jeder neuen
Botschaft übertrumpft werden muss. Oliviero Toscani, heftig umstrittener Starwerber, der die
spektakulären
Kampagnen
des
italienischen
Modeherstellers
Benetton
kreierte,
verabschiedete sich schon vor vielen Jahren aus der Werbung mit den Worten, die Werbung
sei ein lächelndes As. Das sollte auch den cleveren Marketern zu denken geben, oder?
Rechtfertigt es die Alles-ist-mach-und-kaufbar-Welt, das Überangebot an Waren und
Dienstleistungen als glück- und seligmachend zu glorifizieren? Bereits Sir Spencer Winston
Churchill war der Auffassung: „Der materielle Fortschritt befriedigt keines der Bedürfnisse,
die der Mensch wirklich hat.“
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These Nr. 1: Marketer verlieren Vertrauen der Konsumenten
Mittlerweile beschweren sich auch sehr viele Konsumenten, dass in der Werbung getrickst
und gemogelt werde. Mangelnde Geschäftsethik spiegele sich auch in illegaler oder
belästigender Onlinewerbung, sprich Spam-E-Mails, wider. Während früher pro Jahr nur eine
bis fünf Beschwerden beim Deutschen Rat für Public Relations eingingen, sind es jetzt schon
über tausend Fälle.
70 Prozent der Deutschen halten Unternehmer für unehrlich. Der Konsument bestraft
Unternehmer für Habgier, Profitdenken und fehlende Moral. Für Werbetreibende sind solche
Einschätzungen fatal. Mit dieser öffentlichen Meinung geht den seriösen Unternehmern das
wertvollste Kapital verloren, das sie besitzen: das Vertrauen.
Konsumenten bestrafen anbiedernde Werbung mit Nicht-Kauf
„Werbung kann richtig Spaß machen. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist sie das
Schlimmste“, denkt der bekannte Regisseur Wim Wenders. Für Jugendliche sind
glamouröse Lifestyle-Welten, die rund um die Uhr in Fernsehen, Kino, Internet, Magazinen
und den Social Media um Nachahmung buhlen, meist ein schillerndes Vorbild. Allerdings
fühlt sich diese Zielgruppe mit „krassen“, plumpen oder anbiedernden Appellen wie „Hey, wir
suchen coole Auszubildende, die in unser flippiges Team passen“ eher genervt als
verstanden.
These Nr. 2: 90 Prozent der Werbung verpufft wirkungslos
90 Prozent der Werbung sei schlicht ohne Wirkung, man müsse was dagegen tun, titeln die
Medien. Völlig aus der Luft gegriffen scheint diese These nicht zu sein. So Mancher lästert
hinter vorgehaltener Hand, solche Ergebnisse kämen nur zustande, weil weder Kunde noch
Agenturleute ihren Job beherrschen.
These Nr. 3: Verbraucher üben sich in Verzicht
Verbraucher fragen sich immer öfter: Brauchen wir Luxus? Designerwäsche, teure Uhren am
Handgelenk, jährlich mehrere Urlaubsreisen? Die Medien zelebrieren täglich neue Wünsche,
getreu dem Motto: „Mein Haus, mein Boot, mein Pferd“, und erklären dem Konsumenten,
was ihm noch fehle. Provokante Frage: Macht Sie persönlich all der Überfluss glücklicher?
Zunehmend mehr Konsumenten erkennen:
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Je mehr man die Werbung hinterfragt, desto geringer wird der tatsächliche Bedarf. Je kleiner
der Besitz, desto größer die persönliche Freiheit. Ein Lösungsweg von vielen heißt:
Bedürfnisse abspecken. Ausgerechnet in den USA, dem Land, das Shopping zur Religion
erhoben hat, wurde das Entwöhnungsprogramm gegen den Kaufrausch, die freiwillige
Einfachheit, ins Leben gerufen. So gilt der Wirtschaftswissenschaftler Duane Elgin als Vater
der Simplify-Bewegung. Während sich dessen Fans noch vor etwa dreißig Jahren
überwiegend aus Aussteigern im Land der unbegrenzten Möglichkeiten rekrutierten, frönen
heute weltweit Millionen Normalsterblicher dieser Verzichts-Philosophie.
Der einfache Beweggrund dahinter: Ich muss doch nichts kaufen, um mich zu belohnen.
In einer US-Lifestyle-Studie geben zwei Drittel aller Befragten an, dass ihnen viel Geld nicht
mehr so wichtig sei wie noch vor fünf Jahren. Acht von zehn Amerikanern sind der Meinung,
dass sie viel mehr kaufen und konsumieren, als sie wirklich brauchen. „Mir geht es um
erfülltes Dasein, das einen Sinn hat. Ausgeglichen ist nicht spirituell hohl“, so Duane Elgin
vom Trends Research Institute, New York. Mittlerweile sind auch in Europa viele Menschen
eingefleischte Konsumverweigerer.
These Nr. 4: Jugend verweigert sich alten Marketing-Strickmustern
Die von der Werbeindustrie stark hofierte Generation der ab 14-jährigen Teenager ist nicht
mehr so einfach zu begeistern. Diese Zielgruppe ist in Sachen Marketing mit allen Wassern
gewaschen und entlarvt sofort, wenn man sie zu banal anspricht, resümieren die
Marktforscher. Die Jugendlichen bestimmen heute selbst, was sie gut finden und was nicht.
„Nimm mich!“ als Verkaufs-Appell stößt auf Widerstand
Für Jugendliche geht es künftig beim Kauf oder dem Besitz von Markenprodukten nicht mehr
darum, mit dem Signal „Ich bin very wichtig!“ zu beeindrucken, sondern in ihren Kreisen
schlicht und ergreifend als taff oder smart zu gelten.
These Nr. 5: Frauen sind die neue Wirtschaftsmacht
„80 Prozent der Kaufentscheidungen verdanken wir Frauen“, sagte Metro-Chef Hans
Joachim Koerber. Eines ist klar: Frauen sind die neue Wirtschaftsmacht. Schon heute
verfügen über 17,9 Millionen Frauen über ein eigenes Einkommen. 1,2 Millionen davon sind
selbstständig.
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Der Ansatz für Marketer lautet: Gesättigte Märkte erfordern geschlechtsspezifische
Strategien. „Zielgruppe Frau“ will eigenständige und wesentlich gezielter, mit emotionalen
Argumenten umworben werden.
These Nr. 6: Ältere wünschen keine Ghettoisierung
Gerade in den Augen jüngerer Werber und Marketingverantwortlicher beginnt die
Grabstellenpflege spätestens ab der Lebensmitte. Selbstverständlich ist das stark überspitzt
dargestellt. Die Realität „wirbt“ noch immer überwiegend mit klischeehaften Vorstellungen
entsprechender Lebenswelten. Man stößt auf dröge, diskriminierende und oft lieblos
gemachte 50-plus-Kampagnen oder einzelne Werbemittel.
Gutmütige weibliche und männliche Grauhaarige, die vital über grüne Wiesen hüpfen, um
Kleinkindern Sahnebonbons in die Patschhändchen zu drücken. Große Verunsicherung
herrscht meist auch bei den Auftraggebern solcher irrealen Szenen. Vieles von dem, was
entwickelt wird, zeigt: Es fällt schwer, sich mit der Zielgruppe zu identifizieren.
Dabei deckte bereits 1998 das britische Forschungsinstitut Carat Insight in der Studie „Grey
Matters“ Defizite in der Tonalität auf. Der Tenor damals: Die Werber marschieren
schnurstracks an den Alten vorbei. Viele der in der Studie befragten Konsumenten
bemängelten: Die Werbung sei inhaltlich überladen und oft von kurzfristiger Gewinngier
getrieben.
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Wohlgemerkt: Ältere Menschen sind der Werbung mehr aufgeschlossen und positiver
eingestellt als der Durchschnitt der Bevölkerung. Andererseits finden sie sich in der Werbung
unterrepräsentiert und fühlen sich von gängigen Werbebotschaften nicht angesprochen.
Erschütterndes Fazit: Ganze 86 Prozent konnten sich mit der heutigen Werbung nicht
identifizieren.
Empfehlung:
Sorgen
Sie
vor!
Fragen
Sie
sich,
möglichst
im
Kreise
aller
Marketingverantwortlichen und Werbeausführenden, ob und welche Vertrauens- oder
Sympathieverluste Ihre aktuelle Marketing-Kommunikation erlitten hat. Schmieden Sie nach
gründlicher Analyse eine Strategie, die erlittene oder mögliche künftige Zielgruppenverluste
wettmacht.
Ergänzen Sie die folgende Checkliste mit Daten, Werten und Rückschlüssen aus
laufenden Marketingmaßnahmen.
Scheuen Sie nicht, alles Relevante auf den Prüfstand zu stellen. Klopfen Sie Ihre
Kommunikation auf Nischen, Fehler, Plattheiten oder diskriminierende Äußerungen ab.
Verschließen Sie nicht Ihre Augen vor Hebeln, die künftig gewährleisten, dass Ihr Marketing
das tut, was es soll: verkaufen! Aber möglichst im Sinne der Konsumenten. Mit Ehrlichkeit,
Wertschätzung und durch zielgruppenrelevante Ansprache.
Die Märkte bestehen aus
Menschen, nicht aus
demographischen
Segmenten.
Zwei Gespräche finden
gleichzeitig statt. Eines im
Unternehmen.
Das andere im Markt.
Quelle: Cluetrain Manifest
Quelle: Cluetrain Manifest
Wir würden uns wirklich
wünschen,
dass
ihr
mitbekommt, was hier
passiert.
Das
wäre
wirklich nett. Aber es
wäre
ein
Fehler,
anzunehmen, wir säßen
nur hier und warteten ab.
Quelle: Cluetrain Manifest
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Checkliste mit Denkhilfen und Impulsen aus dem Cluetrain Manifest:
 Benutzt
Ihre
Werbe-
wettbewerbsrechtlichen
oder
Marketingstrategie
Kriterien
die
gleiche
unter
ethischen,
Sprache,
mit
sozialen
der
Sie
und
oder
Familienangehörige angesprochen werden möchten? Motto: Was Du nicht willst, das
man Dir tut, das füg auch keinem anderem zu.
* Unternehmen, die nicht realisieren, dass ihre Märkte jetzt von Mensch zu Mensch
vernetzt sind, deshalb immer intelligenter werden und sich [in] einem permanenten
Gespräch befinden, verpassen ihre wichtigste Chance.
 Sind Ihre Argumente, Appelle und Handlungsempfehlungen logisch, möglichst kurz,
stringent und vor allem verständlich aufgebaut?
* Leider ist immer gerade der Teil eines Unternehmens, mit dem der Markt sprechen
möchte, hinter einem Schleier aus Worthülsen versteckt, deren Sprache falsch klingt –
und oft auch ist.
 Stichwort Grund- und Zusatznutzen: Zielen Angebote und Vorschläge, die Sie Ihrer
Zielgruppe anbieten, ausschließlich auf deren Geldbörse ab? Oder haben Sie so
gründlich argumentiert, dass sich von den Umworbenen nachvollziehbarer nichtmonetärer Nutzen ableiten lässt? (Zeitersparnis, Komfort, Luxus usw.)
* Um mit menschlicher Stimme zu sprechen, müssen [die die] Anliegen und Besorgnisse
Ihrer Communities – der Gemeinschaft [ihrer] Marktteilnehmer – teilen.
 Ist Ihre gesamte Kommunikation frauenfreundlich?
*Wir haben echte Macht – und das wissen wir auch. Wenn ihr das Licht am Ende des
Tunnels nicht erkennen könnt, dann wird sich schon jemand anderes finden, der besser
zuhört, interessanter ist und mit dem es mehr Spaß macht, zu spielen.
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 Stichwort „Tonalität“: Sind Text, Bild und Konzept stimmig, im Hinblick auf die
Lebenserfahrung sowie Bildungs- und Entscheider-Niveau Ihrer Zielgruppe?
* Menschliche
Gemeinschaften
entstehen
aus
Diskursen
–
aus
menschlichen
Gesprächen über menschliche Anliegen.

 Ermöglichen
Ihre
Werbemaßnahmen
eine
emotionale
Bindung
zu
Ihrem
Angebot/Unternehmen?
* Einen Sinn für Humor entwickeln, bedeutet nicht, einige Witze auf die UnternehmensWebsite zu stellen. Vielmehr geht es um echte Werte, mehr Bescheidenheit, eine klare
Sprache und einen wirklich eigenen Standpunkt.
 Haben Sie Produkt oder Dienstleistung und Marketing exakt auf die altersspezifischen
Zielgruppenbedürfnisse abgestimmt?
* Als Märkte und Arbeitnehmer fühlen wir uns zu Tode gelangweilt von den
Informationen, die wir von Euch nur per Fernbedienung bekommen. Wozu brauchen wir
gesichtslose Jahresberichte und Marktforschungsstudien aus dritter Hand, um uns
persönlich zu begegnen?
 Sind Sie umfassend darauf vorbereitet, ältere Zielgruppen mit in den Augen der
Zielgruppe authentischen Werbemitteln und überzeugenden Konzepten zu gewinnen?
* Lüften wir den Schleier und reden über uns selbst: Wir sind diese Märkte. Wir wollen mit
Euch sprechen.
 Sind Ihre Konzepte so angelegt, dass sie Vertrauen bilden?
* Kommt runter von eurem Trip. Hört auf mit eurer neurotischen Selbstumkreisung.
Nehmt an der Party teil.
 Ist das Angebot, das Sie bewerben oder vermarkten möchten, fair?
* Die meisten Marketingprogramme gründen auf der Angst, der Markt könnte erkennen,
was wirklich in den Unternehmen geschieht.
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 Strotzt Ihre Strategie vor Superlativen?
* Mit menschlicher Stimme zu sprechen, ist kein Jahrmarktstrick. Man kann sie auch nicht
auf einer schicken Konferenz aufschnappen.
 Wirkt Ihre Werbung sympathisch statt aggressiv?
* Bombastische Ankündigungen, z. B. „Wir wollen die Besten im Markt für XYZ sein“, sind
noch lange kein Standpunkt, geschweige denn eine Position.
 Lassen Ihre Marketingideen eine Prise Humor oder Hintergründigkeit zu, sofern das zu
Produkt oder Dienstleistung passt?
* Wer annimmt, die Online-Märkte seien dieselben Märkte, die einst die TV-Spots im
Fernsehen erduldet haben, macht sich was vor.
Schluss-Appell:
Ob Sie den Werbetreibenden oder der Kreativ-Zunft angehören, Sie haben bestimmt
erkannt, dass es in einer Welt der wachsenden Orientierungslosigkeit Sinn macht, über
Altmodisches wie Ethik, Wertschätzung und Moral nachzudenken. Für jeden unter uns ist
das bestimmt eine große Herausforderung. Als Anregung hilft Ihnen vielleicht Thomas
Manns Vorstellung des Kaufmannseins. Der deutsche Schriftsteller schreibt in seiner
Unternehmergeschichte der Buddenbrocks: „Mein Sohn, sey mit Lust bey den Geschäften
am Tage, aber mache nur solche, dass wir bei Nacht ruhig schlafen können.“ Wie steht es
um Ihre Nachtruhe?
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