Unternehmensinteraktion (20119) Übung 8 – Terminmärkte Matthias Held Welle I: 08. Januar, Welle II: 15. Januar In Mailand wurde vor kurzem ein großer Terminmarkt für Shirts eröffnet. An diesem sind sehr viele Marktteilnehmer aktiv, die Preisfindung ist somit effizient. Anbieter können ihre Mengen einstellen und erhalten für diese Forwardpreisangebote, der beste Preis erhält den Zuschlag. Robert und Karl wollen von diesem Markt Gebrauch machen und überlegen, wieviele Shirts sie auf Termin verkaufen sollten. Beide haben Produktionskosten von 5 e pro Shirt und schätzen die Preisabsatzfunktion zu p = 102 − 0.004q Matthias Held Unternehmensinteraktion (20119) 2 Terminmärkte vs. Kassamärkte • Kassa-/ Spotmarkt: kurzfristige Erfüllungsfrist, meist innerhalb von zwei Tagen • Termin-/ Forwardmarkt: längere Erfüllungsfrist (auf Termin) Werden die verkauften Forwards nicht bis zum Erfüllungsdatum am Markt zurückgekauft so muss der Verkäufer: • • • das Gut liefern (tatsächliche Erfüllung), oder die Differenz ausgleichen (Zahlung oder Teillieferung) • Forwards: Ermöglichen Risikotransfer (Hedging) • Allaz und Vila (1993): Auch bei fehlender Unsicherheit können Terminmärkte im Gleichgewicht existieren und werden auch genutzt Matthias Held Unternehmensinteraktion (20119) 3 Gründe für Terminkontrakte • Hedging: Unternehmen wollen sich gegen Preisschwankungen absichern • Spekulation: Hoffen auf vorteilhafte Preisbewegung • Arbitrage: Suche nach risikoarmen Arbitragewinnen, z.B. wenn sich Spot und Forward unangemessen weit voneinander entfernen Matthias Held Unternehmensinteraktion (20119) 4 Terminmärkte 1. (Forward) Produzenten legen ihre Forwardmengen fi fest 2. (Forward) Spekulanten bieten auf die Forwardmenge mit Preisangeboten (Bertrand), wobei der Zuschlag an den höchsten Bieter mit Forwardpreis pf geht 3. (Spot) Unternehmen produzieren die jeweiligen Mengen und geben diese auf den Markt. Produktionsmengen oberhalb fi können zum Spotpreis verkauft werden, Mengen unterhalb fi müssen im Spotmarkt zurückgekauft werden. Matthias Held Unternehmensinteraktion (20119) 5 Stufe 2 • Gegeben ihrer Forwardmengen fR und fK maximieren Robert und Karl ihre Profite aus dem Spotmarkt: πR = (a − b(qR + qK ))(qR − fR ) − kqR ∂πR ! = a − 2bqR − bqK + bfR − k = 0 ∂qR a − k + bfR 1 ⇒ qR∗ (qK ) = − qK = 12125 + 0.5fR − 0.5qK 2b 2 • Genauso für Karl: qK∗ (qR ) = Matthias Held a − k + bfK 1 − qR = 12125 + 0.5fK − 0.5qR 2b 2 Unternehmensinteraktion (20119) 6 Reaktionsfunktionen Matthias Held Unternehmensinteraktion (20119) 7 Stufe 2 • Gegeben Ihrer verkauften Forwards produzieren beide die gleichgewichtigen Mengen: qR∗ = qR∗ (qK∗ (qR∗ )) a + 2bfR − bfK − k = 8083.33 + = 3b a + 2bfK − bfR − k ⇒ qK∗ = = 8083.33 + 3b • 2 1 fR − fK 3 3 2 1 fK − fR 3 3 Der resultierende Spotpreis (abhängig von den Fowardmengen) ist: p(qR∗ + qK∗ ) = Matthias Held a − b(fR + fK ) + 2k 1 = 37.33 − (fR + fK ) 3 750 Unternehmensinteraktion (20119) 8 Stufe 1b • • • • • • In Stufe 1b haben die Produzenten schon ihre Forwardmengen gewählt und die Spekulanten bieten jetzt auf fR + fK Der höchste Forwardpreis pf zieht die gesamte Menge auf sich Wird ein Preis pf kleiner ps = p(qR∗ + qK∗ ) geboten, so stellt dies eine Arbitragemöglichkeit dar Preise steigen um Arbitragemöglichkeiten zu attrahieren Forwardpreise oberhalb des Spotpreises führen zu Verlusten für die Spekulanten Im Gleichgewicht ist der Forwardpreis gleich dem Spotpreis pf = ps • Weder den Produzenten noch den Spekulanten erwachsen Arbitragegewinne im Gleichgewicht Matthias Held Unternehmensinteraktion (20119) 9 Stufe 1 • Produzenten antizipieren, dass sie keinen Arbitragegewinn einfahren werden: πR = (pf − ps )fR + (ps − k)qR | {z } | {z } Arbitragegewinne πR = 0 |{z} Arbitragegewinne Matthias Held Cournotgewinne + (ps − k)qR | {z } Cournotgewinne Unternehmensinteraktion (20119) 10 Stufe 1 • Obwohl ihnen keine (und auch sonst niemandem) Arbitragegewinne zufallen, pf = ps , verkaufen die Produzenten Forwards in Reaktion auf die Verkäufe des Konkurrenten: πR = (ps (qR∗ (fR , fK ) + qK∗ (fR , fK )) − k)qR ∂πR ! = a − 4bfR − bfK − k = 0 ∂fR a−k 1 ⇒ fR∗ (fK ) = − fK = 6062.5 − 0.25fK 4b 4 • Genauso für Karl: fK∗ (fR ) = Matthias Held a−k 1 − fR = 6062.5 − 0.25fR 4b 4 Unternehmensinteraktion (20119) 11 Stufe 1 • Karl und Robert antizipieren die jeweiligen Reaktionen und wählen die Gleichgewichtsmengen: • a−k = 4850 5b Damit ergeben sich die Produktionsmengen sowie Preise: • 2(a − k) = 9700 5b a + 4k ps = pf = = 24.40 e 5 Die jeweiligen Profite ergeben sich zu fR = fK = qR = qK = πR = πK = Matthias Held (a − k)2 = 188180 e 12.5b Unternehmensinteraktion (20119) 12 Gefangenendilemma • Will oder kann Karl keine Forwardposition aufbauen, fK = 0, so ist Robert de facto der Stackelbergführer im Wettbewerb • Er wird seine Forwardmengen so festlegen, dass im Mengenwettbewerb die Stackelbergmengen resultieren • Roberts Mengenreaktion: qR∗ (fR ) = 8083.33 + 0.66fR • Karls Mengenreaktion: 8083.33 − 0.33fR • Spotpreis: p = 37.33 − 0.00133fR • Robert kann die Mengen und Preise allein durch seine Forwardwahl bestimmen • fR∗ (fK = 0) = 6062.5 − 0.25 × 0 = 6062.5 Matthias Held Unternehmensinteraktion (20119) 13 Gefangenendilemma • Gegeben der Forwards fR ergeben sich die Produktionsmengen qR∗ = 12125 qK∗ = 6062.5 • Woraus die Preise und Profite resultieren: pf = ps = 29.25 e πR = 294031.25 e πK = 147015.63 e Matthias Held Unternehmensinteraktion (20119) 14 Gefangenendilemma • Es ist im nicht-kooperativen Spiel (Wettbewerb) für beide besser, die Cournotmengen auszubringen (keine Forwards nutzen) • Gegeben der Konkurrent würde keine Forwards nutzen, fj = 0, ist es für den Unternehmer rational, durch angekündigte Forwardmengen fi > 0 die Stackelbergführerschaft annehmen zu wollen • Der Konkurrent antizipiert dies, wodurch es für ihn rational ist, auch Forwardmengen auszubringen Matthias Held Unternehmensinteraktion (20119) 15 Gefangenendilemma Tabelle: Forwardmengen – Roberts Profit / Karls Profit Karl wählt: Robert wählt: fR > 0 fR = 0 Matthias Held fK > 0 188180 147016 188180 fK = 0 294031 294031 261361 147016 Unternehmensinteraktion (20119) 261361 16