Allgemeinbildung

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ALLGEMEINBILDUNG
Das große Buch der
Allgemeinbildung
Die Grundlagen der Allgemeinbildung – kurz, klar und verständlich formuliert.
7 000 Stichwörter und Artikel mit rund 400 Fotos, Grafiken, Karten, Tabellen,
Infokästen und Register; klar strukturiert in 17 Wissenskapitel:
Kultur und Sprache
• Kunst und Musik • Literatur • Sprichwörter und Redensarten
Glauben und Denken
• Religion und Philosophie • Mythen, Sagen, Märchen • Die Bibel
Mensch und Leben
• Psychologie, Soziologie, Anthropologie, Ethnologie
• Medizin und Gesundheit • Die Wissenschaft vom Leben
Erde, Naturwissenschaft und Technik
• Geografie • Geowissenschaften
• Exakte Naturwissenschaften und Mathematik • Die Technik
Das große Buch der
Geschichte und Gesellschaft
• Weltgeschichte • Deutsche Geschichte • Politik • Wirtschaft
Allgemeinbildung
ALLGEMEINBILDUNG
Das große Buch der
Allgemeinbildung
ISBN 978-3-411-05626-2
14,99 € (D) • 15,50 € (A)
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Duden
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Duden
Das große Buch der
Allgemeinbildung
2. Auflage
Dudenverlag
Mannheim . Zürich
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
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All Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
The New Dictionary of Cultural Literacy by E.D. Hirsch Jr., Joseph F. Kett, James Trefil
© 2002 by Houghton Mifflin Harcourt Publishing Company
Mit freundlicher Genehmigung von Houghton Mifflin Harcourt Publishing Company
© Duden 2013
Bibliographisches Institut GmbH
Dudenstraße 6, 68167 Mannheim
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ISBN 978-3-411-05626-2
Auch als E-Book erhältlich unter:
ISBN 978-3-411-90608-6
Redaktion: Michael Bauer
Herstellung: Judith Diemer
Layout: Horst Bachmann
Satz: Bibliographisches Institut GmbH, Mannheim
Umschlaggestaltung: glas-ag, Seeheim-Jugenheim
Druck und Bindung: Parzeller Druck- und Mediendienstleistungen GmbH & Co. KG,
Frankfurter Straße 8, 36043 Fulda
Umschlagabbildungen: © DouDou – Fotolia.com: Hintergrundbild;
MEV Verlag, Augsburg: Beethoven, Fisch; © CORBIS/Royalty-Free: Erde;
Copyright ALK: Polle; picture-alliance/dpa, Frankfurt am Main: Roboter
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12.11.2012 14:16:03 Uhr
Hinweise für die Benutzer
Der moderne Mensch ertrinkt in Informationen. Alle paar Jahre verdoppelt sich das
Wissen. Die Verunsicherung wächst: Was muss ich wissen, was sollte ich wissen, was
ist nicht so wichtig?
Ein Leitfaden durch das Labyrinth des Wissensangebots unserer Zeit zu sein ist das
erklärte Ziel des vorliegenden Buchs. Es versammelt die Daten, Fakten und Zusam
menhänge, die den Grundbestand unserer Allgemeinbildung darstellen.
Fünf große Themenkreise, übersichtlich eingeteilt in Wissenskapitel, enthalten die
alphabetisch geordneten Artikel. Bei der Reihenfolge der Stichwörter innerhalb
der Kapitel wurden die bestimmenden Artikel »der«, »die«, »das« nicht berück
sichtigt.
Das rote Symbol kennzeichnet zusätzliche wissenswerte und interessante Einzel
heiten zum Artikelinhalt oder auch Verknüpfungen zu anderen Wissensgebieten.
Das Symbol am Artikelende signalisiert, dass zu einem Stichwort ein sog. Infokas
ten vorhanden ist, der Zitate, Anekdoten oder bemerkenswerte Begebenheiten ent
hält. Ein ausführliches Register am Ende des Buches führt jeden Benutzer schnell
und sicher zu der gesuchten Information.
Hinweise zur Aussprache
Aussprachebezeichnungen stehen in eckigen Klammern hinter allen Stichwörtern,
bei denen die Aussprache Schwierigkeiten bereiten könnte. Die lautsprachliche Um
schrift folgt dem Internationalen Lautschriftsystem der Association Phonetique In
ternationale; die verwendeten Zeichen bedeuten:
a = helles a, dt. Blatt, frz. patte
= dunkles a, dt. war, engl. rather
ã = nasales a, frz. grand
= dumpfes a, engl. but
= halboffener Reibelaut b, span. Habanera
c = Ichlaut, dt. mich
¸ = sj Laut (stimmlos), poln Sienkie wicz
= stimmhaftes engl. th, engl. the ˙
æ= breites ä, dt. Äther
= offenes e, dt. fett
e = geschlossenes e, engl. egg, dt. Beet
= dumpfes e, dt. alle
˜ = nasales e, frz. fin
= geriebenes g, span. Tarragona,
niederländ. Gogh
i = geschlossenes i, dt. Wiese
= offenes i, dt. bitte
ı̃ = nasales i, port. Infante
= lj, span. Sevilla
= ng Laut, dt. Hang
= nj Laut, Champagner
= offenes o, dt. Kopf
o = geschlossenes o, dt. Tor
ø = geschlossenes ö, dt. Höhle
œ= offenes ö, dt. Hölle
œ̃= nasales ö, frz. parfum
s = stimmloses s, dt. was
z = stimmhaftes s, dt. singen
= zj Laut (stimmhaft), poln. Zielona Gora
= stimmloses sch, dt. Schuh
= stimmhaftes sch, Garage
= stimmloses th, engl. thing
u = geschlossenes u, dt. Kuh
= offenes u, dt. bunt
ũ = nasales u, port. Atum
v = stimmhaftes w, dt. Wald
w= halbvokalisches w, engl. well
x = Achlaut, dt. Krach
y = geschlossenes ü, dt. Mütze
= konsonantisches y, frz. Suisse
= bezeichnet Länge des vorhergehenden
Vokals
= bezeichnet Betonung und steht vor der
betonten Silbe, z. B. ætl = Attlee
= unter Vokalen, gibt an, dass der Vokal
unsilbisch ist
›Das große Buch der Allgemeinbildung‹ verzichtet weitgehend auf Abkürzungen:
Einige wenige wurden dennoch verwendet. Es bedeuten:
d. Ä. = der Ältere
d. J. = der Jüngere
d. Gr. = der Große
hl. = heilige(r)
Hl. = Heilige(r)
Jh. = Jahrhundert
Mio. = Millionen
Mrd. = Milliarden
n. Chr. = nach Christus
u. a. = unter anderem, unter anderen
v. a. = vor allem
v. Chr. = vor Christus
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Gesellschaft
Kapitel 1 Weltgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Kapitel 2 Deutsche Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Kapitel 3 Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
Kapitel 4 Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
Kultur und
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Sprache
Kunst und Musik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
Sprichwörter und Redewendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
Glauben und Denken
Kapitel 8 Religion und Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
Kapitel 9 Mythen, Sagen, Märchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
Kapitel 10 Die Bibel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345
Mensch und Leben
Kapitel 11 Psychologie, Soziologie, Anthropologie, Ethnologie . . . . 367
Kapitel 12 Medizin und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387
Kapitel 13 Die Wissenschaft vom Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419
Erde, Naturwissenschaft und Technik
Kapitel 14 Geografie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433
Kapitel 15 Geowissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495
Kapitel 16 Exakte Naturwissenschaften und Mathematik . . . . . . . . . 515
Kapitel 17 Die Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 549
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .564
DuLexAllgAufmacherk_2009
15.12.2010
11:22 Uhr
Seite 1
1
Weltgeschichte
1
Weltgeschichte
2
Deutsche
Geschichte
3
Politik
4
Wirtschaft
Die Erforschung und Darstellung der Menschheitsgeschichte
ist ein verhältnismässig junger Zweig der Geschichtswissenschaft. Sie geht auf die Geschichtsschreibung der Aufklärung
zurück. Voltaires Werk »Versuch einer allgemeinen Weltgeschichte ...« aus dem Jahr 1756, in dem die Geschichte der
Menschheit als gleichmäßiger Aufstieg von primitiver Barbarei bis zur Herrschaft von Vernunft und Tugend dargestellt
wird, gilt als erste wirkliche Weltgeschichte.
Seit dem 19. Jahrhundert versucht die Geschichtswissenschaft, die geschichtliche Entwicklung der verschiedenen
Völker, Reiche und Kulturen in ihren wechselseitigen Beziehungen und inneren Gemeinsamkeiten zu einem Gesamtbild
zusammenzufassen.
Im 20. und 21. Jahrhundert, als Wissenschaften, Technologie,
Massenkommunikation und Finanzierungsinstrumente die
Menschheit in einen globalen Zusammenhang brachten, erhielt das Interesse an einer Universalgeschichte neuen Auftrieb.
Dieses Kapitel will grundlegendes welthistorisches Wissen
vermitteln, indem es auf die wichtigsten Personen und
Begriffe eingeht. Eine vollständige Darstellung der Weltgeschichte wurde dabei nicht angestrebt.
Abb
A
Abbasiden, muslimisches Herrschergeschlecht, das
750 die Omaijaden als Kalifen entmachtete und bis
1258 als Kalifen in Bagdad herrschte. Nach der Er
oberung Bagdads durch die Mongolen lebte eine
Zweiglinie der Abbasiden noch bis 1517 noch als Ka
lifen (›Scheinkalifen‹) in Kairo.
Abendland, Okzident, Bezeichnung für den west
europäischen Kulturkreis, der sich im Mittelalter
herausbildete und bis heute über kulturelle Gemein
samkeiten verfügt. Das Abendland ist geistesge
schichtlich von der römisch griechischen Antike
und von der katholischen Weltkirche des Mittelal
ters geprägt. Es umfasst die Länder mit katholischer
bzw. protestantischer Bevölkerung im Gegensatz zu
den Ländern mit orthodoxer Bevölkerung in Osteu
ropa und islamischer Bevölkerung im Orient. Der
Begriff leitet sich davon ab, dass das Abendland von
Italien aus gesehen eher im Westen, wo die Sonne am
Abend untergeht, liegt. Der Gegenbegriff ist Mor
genland (Orient).
Absolutismus, der monarchische Regierungs
form, in der der Herrscher die uneingeschränkte
und ungeteilte Staatsgewalt ohne Mitwirkung von
Ständen oder Parlament innehat und über den Ge
setzen steht. In Europa prägte der Absolutismus be
sonders das 17. und 18. Jh., wobei der französische
König Ludwig XIV. als Musterbeispiel eines absolu
ten Monarchen gilt.
In der 2. Hälfte des 18. Jh. bildete sich der aufgeklär
te Absolutismus aus. Er war geprägt von den Ideen
der Aufklärung (Kapitel 8) und sah im Herrscher
den ›ersten Diener‹ des Staates, der dem Gemein
wohl verpflichtet war. Beispiele für Monarchen die
ses Stils waren Friedrich II., der Große, in Preußen
und Joseph II. in Österreich. Im 19. Jh. wurde der
Absolutismus in Europa weitgehend durch den par
lamentarischen Verfassungsstaat abgelöst.
Adel, ein ehemals sozial, rechtlich und politisch be
vorrechtigter Stand, der durch eigene Lebensfor
men und ein ausgeprägtes Standesbewusstsein ge
kennzeichnet ist. Er beeinflusste in Europa über lan
ge Zeiträume hinweg das gesamte gesellschaftliche
Leben. Besonders in der Politik war der Adel ein be
stimmender Faktor, da meist nur Adlige in wichtige
Ämter gelangen konnten. Die Adelsvorrechte wur
den überwiegend erst im 19./20. Jh. beseitigt. Der
Adel ist meist erblich; in Monarchien kann er durch
den Monarchen verliehen werden. In Deutschland
10
Weltgeschichte
sind die bis 1918 verliehenen Adelsbezeichnungen
nur noch Teil des Namens.
Adoptivkaiser, Antoninen, die römischen Kaiser
des 2. Jh., die durch Adoption zur Herrschaft ge
langten, wenn geeignete männliche Erben fehlten.
Die Adoption des Nachfolgers durch den regieren
den Kaiser wurde dabei als ›Auswahl des Besten‹
verstanden.
Afghanistankrieg, der mit dem Einmarsch sowjeti
scher Truppen zum Schutz der kommunistischen
Regierung 1979 ausgebrochene Krieg zwischen af
ghanischen Regierungstruppen und sowjetischen
Interventionstruppen (bis 1988/89) sowie islamisch
orientierten Rebellengruppen (Mudschaheddin).
Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen dauerte
der Krieg als Bürgerkrieg zwischen verfeindeten
Mudschaheddingruppen an. Seit 1994 griffen die
Milizen der radikalislamischen Taliban in die
Kämpfe ein und eroberten schnell den größten Teil
des Landes. Nach der Einnahme von Kabul 1996 rie
fen sie einen islamischen Staat aus, der 1997 den Na
men ›Islamisches Emirat Afghanistan‹ erhielt.
Nach den Terroranschlägen in New York und Wa
shington am 11. September 2001, für die der saudi
arabische Terrorist Osama Bin Laden (* um 1957,
† 2011) verantwortlich gemacht wurde, der sich in
Afghanistan aufhielt, griffen Anfang Oktober briti
sche und amerikanische Truppen das Taliban Re
gime an, das die Auslieferung Bin Ladens verwei
gerte. Mit ihrer Unterstützung konnte die Nordalli
anz bis Dezember 2001 den größten Teil des Landes
einnehmen und noch im Dezember wurde eine
bergangsregierung gebildet. Anfang 2002 wurde
zur Absicherung des bergangsprozesses eine in
ternationale Friedenstruppe unter UN Mandat
nach Afghanistan entsandt. Bis 2012 wurden zwar
politische Strukturen geschaffen, der Krieg dauert
aber an; zunehmend sollen afghanische Sicherheits
kräfte Verantwortung übernehmen; der endgültige
Abzug der internationalen Streitkräfte ist noch of
fen.
ägäische Kultur, die bronzezeitliche Kultur des 3.
und 2. Jahrtausends v. Chr. auf dem griechischen
Festland (helladische und mykenische Kultur), den
Inseln der Ägäis (Kykladenkultur), auf Kreta (mi
noische Kultur) und an der Küste Kleinasiens. Zu
ihrer höchsten Blüte kam sie um 1500 v. Chr. auf
Kreta.
Weltgeschichte
Pella
334
M
331
330
32 4
Ekbatana
323
33
1
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Susa
33
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33
32 4
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abhängige Staaten
330
32
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Harmozeia
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Alexandria
Alexandria
Sogdiane
325
Alexandria
Rhambakia
325
325
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Eroberungen Alexanders
Alexandria
Prophthasio
326
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Persepolis
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Rot
Königreich Makedonien
336 v. Chr.
Pasargadai
329
5
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Alexandria
Drapsaka
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Alexandria
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am Paropamisos
3 27
Nikaia
(Hindukusch)
Bukephala Sangala
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324
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500 km
Alexandria am Margos
Zadrakarta
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331
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Gaza
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32 6
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Alexandria
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333
Tigris
Tyros
Paraitonion
Alexandria
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3
250
Schlacht
Stadtgründung Alexanders
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333
Tarsos
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Gordion
Thapsakos
32
Aralsee
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M I T T E L M E E R
Memphis
Zug des Krateros
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ys
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Flottenzug des Nearchos
persische Königsstraße
pis
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Ha
Sparta
Sardeis
Ephesos
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Kriegszüge Alexanders des Großen
3
Sestos
Byzantion
Kas
Schwarz
334
325
KAPITEL
333
325
Pattala
lf
Golf von Oma n
Das Reich Alexanders des Großen 323 v. Chr.
ägyptisches Reich, zusammenfassende Bezeich
nung für die Reichsbildungen in Ägypten von 2850
v. Chr. bis zur Eroberung des Landes durch Alexan
der den Großen 332 v. Chr. In dieser Zeit wurde
Ägypten von 31 Dynastien regiert; man gliedert die
se Zeit in Altes Reich (2660–2160), Mittleres Reich
(2040–1785) und Neues Reich (1552–1070) mit Zwi
schenzeiten, einer Frühzeit und einer Spätzeit. Nach
Alexander dem Großen gehörte Ägypten zum grie
chischen, dann zum römischen und seit dem 7. Jh.
zum arabischen Kulturkreis.
Albigenser, nach der Stadt Albi in Südfrankreich
gebildete Bezeichnung für die südfranzösischen Ka
tharer, die in den Albigenserkriegen (1209–29) im
Rahmen eines Kreuzzuges vor allem durch die fran
zösischen Könige unterworfen wurden. Damit wur
de die Beherrschung des zuvor weitgehend unabhän
gigen Südfrankreich durch die französische Krone
eingeleitet.
Alea iacta est,
Die Würfel sind gefallen.
Alexander der Große, König von Makedonien
(* 356, † 323 v. Chr.). Als Herrscher über Griechen
1
A lt
land begann Alexander 334 seinen Krieg gegen das
Persische Reich, das er bis 327 ganz eroberte; 325
drang er bis nach Indien vor. Seine Bemühungen um
eine Verschmelzung aller Reichsteile scheiterten an
seinem frühen Tod. Danach zerfiel sein Reich
schnell und wurde unter mehrere Nachfolger, die
Diadochen, aufgeteilt. Die Kriegszüge Alexan
ders erschlossen neue Räume und führten zur Ent
stehung eines Welthandels und verkehrs, auf dessen
Basis die hellenistische ›Weltkultur‹ entstehen konn
te.
Alexander wurde 342–340 von dem Philosophen
Aristoteles unterrichtet, der ihm den Zugang zur
griechischen Bildung vermittelte.
Alliierte [zu französisch allier ›verbünden‹], Be
zeichnung für eine Gruppe verbündeter (alliierter)
Staaten, vor allem für die im Ersten Weltkrieg gegen
die Mittelmächte, im Zweiten Weltkrieg gegen die
Achsenmächte und im zweiten Golfkrieg 1991 gegen
den Irak verbündeten Staaten.
Alte Welt, Bezeichnung für die schon in der Antike
bekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika im
Gegensatz zu Amerika, der Neuen Welt, die erst seit
11
Weltgeschichte
Ame
der Entdeckung durch Kolumbus (1492) bekannt
ist; Australien bleibt dabei unberücksichtigt.
Amenophis,
Echnaton IV.
amerikanischer Bürgerkrieg,
Sezessionskrieg.
amerikanischer Unabhängigkeitskrieg, 1775–83,
der Krieg zwischen Großbritannien und seinen 13
nordamerikanischen Kolonien, der zur Bildung der
USA führte. Mit französischer Hilfe gelang es dem
amerikanischen Oberkommandierenden George
Washington 1781, die britischen Truppen zur Kapi
tulation zu zwingen. Im Frieden von Paris erkannte
Großbritannien 1783 die Unabhängigkeit der USA
an.
amerikanische Unabhängigkeitserklärung, weit
gehend von Thomas Jefferson verfasstes und durch
den Kontinentalkongress als parlamentarische Ver
sammlung der 13 rebellierenden britischen Kolo
nien in Nordamerika am 4. 7. 1776 verabschiedetes
Dokument. Mit ihm erklärten sich die 13 Kolonien
von Großbritannien unabhängig, erläuterten die
Gründe für diesen Schritt und legten die Prinzipien
dar, für die sie um ihre Unabhängigkeit kämpften.
Der 4. Juli, der Tag der Verkündung der Unab
hängigkeitserklärung, ist der Nationalfeiertag der
USA.
Einwanderung der Griechen nach Griechenland im
2. Jahrtausend v. Chr. und endet etwa um 500 n. Chr.
mit der Absetzung des letzten weströmischen Kai
sers (476). Die Antike prägte das abendländische
Europa in vielfacher Hinsicht (z. B. in Wissenschaft,
Kunst, Philosophie, Recht).
Antisemitiismus, der Abneigung oder Feindselig
keit gegen Juden. Im Mittelalter und in der frühen
Neuzeit gab es einen religiös begründeten Antisemi
tismus, der den Juden die Kreuzigung Jesu Christi
zum Vorwurf machte. Ein rassistischer Antisemitis
mus entstand dagegen erst im 19. Jahrhundert. Im
späten 19. und frühen 20. Jh. wurde der Antisemitis
mus besonders in Deutschland und Frankreich zum
politischen Schlagwort einzelner Politiker und Par
teien. Schwere Judenverfolgungen (Pogrome) gab es
in Russland. Der Antisemitismus gipfelte nach 1933
unter der Herrschaft des Nationalsozialismus in
Deutschland in der planmäßigen Ausrottung der
großen Mehrzahl der europäischen Juden.
Antoninen,
Adoptivkaiser.
Arbeiterbewegung, der Kampf der Industriearbei
terschaft um die Beteiligung an der politischen und
Amselfeld, serbisch Kosovo polje, fruchtbares
Hochbecken im Kosovo. Das Amselfeld war wieder
holt Stätte entscheidender Schlachten. Am 28. 6.
1389 besiegte ein türkisches Heer unter Murad I.
(* 1326 ?, † 1389) ein südslawisch serbisches Heer
unter Lazar I. Hrebeljanović (* um 1329, † 1389).
Die Folge war die Unterwerfung Serbiens unter tür
kische Herrschaft.
Am 19. 10. 1448 wurde der ungarische Reichsverwe
ser J. Hunyadi (* um 1408, † 1456) mit seinem Heer
von den Türken unter Murad II. (* 1404, † 1451) ge
schlagen.
Ancien Régime, das [ã sj˜ re i m; französisch ›alte
Regierungsform‹], Bezeichnung für das absolutis
tisch regierte Frankreich vor der Französischen Re
volution 1789, allgemein auch für die politischen
und gesellschaftlichen Verhältnisse in Europa im
17./18. Jh., besonders die Welt des Adels.
Antike, die [von lateinisch antiquus ›alt‹], Epo
chenbegriff für das um das Mittelmeer zentrierte
griechisch römische Altertum. Sie beginnt mit der
12
Arbeiterbewegung Plakat ›Arbeiter und Bauern‹ von
Alexander Apsit (1920). Mit diesem Plakat wurde in der
Sowjetunion das Klassenbündnis am Ende des Bürgerkrieges beschworen.
Weltgeschichte
Attila, König der Hunnen († 453). Er herrschte über
ein Reich, dessen Mittelpunkt im heutigen Ungarn
lag; es reichte im Osten bis zum Kaukasus und im
Westen fast bis zum Rhein. Mit seinen Reiterheeren
drang er tief ins Römische Reich ein. So konnte sein
Kriegszug nach Gallien 451 erst nahe der Loire in
der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern durch
eine Koalition von Westgoten, Burgundern, Fran
ken und Römern gestoppt werden. Nach Attilas Tod
zerfiel sein Reich.
Attila lebt in Sagen und Liedern fort, so z. B. als
Etzel im Nibelungenlied.
Assyrien, im Altertum das Herrschaftsgebiet der
Stadtfürsten von Assur, das seit etwa 2400 v. Chr.
nachweisbar ist. Im 13. Jh. stieg Assyrien zur Groß
macht im Vorderen Orient auf und beherrschte zeit
weise auch Babylon und Ägypten. 612 v. Chr. ver
nichteten Babylonier und Perser das assyrische
Reich.
Atatürk,
Kemal Atatürk, Mustafa.
Athen, in der Antike eine der bedeutendsten Städte
und die größte Stadt Griechenlands. Athen war die
führende Macht unter den griechischen Stadtstaa
ten in den Perserkriegen. Unter Perikles erlebte es
seine höchste politische und kulturelle Blüte ( atti
sche Demokratie). Im Peloponnesischen Krieg un
terlag es Sparta, 338 v. Chr. kam es unter makedoni
sche, seit dem 2. Jh. v. Chr. unter römische Herr
schaft. Mit dem Untergang des Römischen Reichs
verfiel auch Athen; neue Bedeutung erlangte es erst
seit 1834 als Hauptstadt des unabhängigen Grie
chenland.
Atlantik-Charta [ k...], 1941 von dem amerikani
schen Präsidenten Franklin D. Roosevelt und dem
britischen Premierminister Winston Churchill ver
einbarte Erklärung über die Grundlagen einer zu
künftigen Weltordnung, die nach dem Beitritt der
Sowjetunion von allen Alliierten des Zweiten Welt
kriegs als allgemeines Programm anerkannt wurde.
Die Atlantik Charta forderte vor allem das Selbst
bestimmungsrecht der Völker, den Aufbau eines kol
lektiven Sicherheitssystems und die Entwaffnung
von Friedensbrechern. Ihre Prinzipien und Ziele
Der Parthenontempel auf der Akropolis in Athen ist das Hauptwerk
der hochklassischen griechischen Kunst. Giebel und umlaufende
Friese waren reich mit Reliefdarstellungen geschmückt.
attische Demokratie, in Athen im 6./5. Jh. v. Chr.
entstandene und unter Perikles vollendete Staats
form. Sie zielte auf eine gleichmäßige politische Ver
tretung aller Vollbürger der Stadt ab und sollte die
Herrschaft eines Einzelnen (Tyrannis) verhindern.
Die attische Demokratie gilt als ältestes Vorbild der
modernen Demokratien, wenngleich antike Denker
wie Platon und Aristoteles sie als nicht stabil kriti
sierten.
Aufklärung ;Kapitel 8.
Augustus [lateinisch ›der Erhabene‹], eigentlich
Gaius Octavianus, der erste römische Kaiser (* 63
v. Chr., † 14 n. Chr.). Von seinem Großonkel Gaius
Julius Caesar testamentarisch adoptiert und zum
Haupterben eingesetzt, setzte er sich als Mitglied
des 2. Triumvirats gegen die Caesarmörder und
13
1
gingen 1945 in die ›Charta der Vereinten Nationen‹
ein.
KAPITEL
gesellschaftlichen Macht seit der Mitte des 19. Jahr
hunderts. Den geschichtlichen Hintergrund bilde
ten das starke Wachstum der Arbeiterschaft infolge
der industriellen Revolution und die krisengefähr
dete, sozialpolitisch und arbeitsrechtlich ungesi
cherte Lage der Arbeiter. Zur geistigen Grundlage
wurden sozialistische Ideen, besonders die von Karl
Marx.
In den einzelnen Staaten gestaltete sich die Arbeiter
bewegung sehr unterschiedlich. Träger wurden im
politischen Bereich die Arbeiterparteien und hin
sichtlich der wirtschaftlichen Forderungen die Ge
werkschaften. Nach dem Sieg der Bolschewiki in der
russischen Oktoberrevolution 1917 spaltete sich
die Arbeiterbewegung in die reformorientierte Sozi
aldemokratie und die nach Revolution strebenden
kommunistischen Parteien.
A ug
A zt
danach gegen seine Bundesgenossen Marcus Anto
nius (* um 82, † 30 v. Chr.) und Marcus Aemilius Le
pidus (* um 90, † 13/12 v. Chr.) durch. Seit 30 v. Chr.
war er alleiniger Herrscher Roms. Er behielt den for
malen Staatsaufbau der römischen Republik bei,
bündelte aber die wichtigsten Funktionen in seiner
Person und formte so die Republik zur Monarchie
um. Er beendete die Bürgerkriege, führte eine ge
ordnete Verwaltung ein und rundete das Staatsge
biet ab. Das Augusteische Zeitalter war eine Blüte
zeit des Römischen Reiches.
›Augustus‹ war im Mittelalter und in der frühen
Neuzeit der offizielle lateinische Titel der Kaiser.
Azteken, Indianervolk, das zur Zeit der spanischen
Eroberung im 16. Jh. weite Gebiete Mexikos be
herrschte. Seit dem 12. Jh. hatten die Azteken eine
Hochkultur und ein bedeutendes Reich geschaffen,
das durch Hernán Cortés 1519–21 für Spanien er
obert wurde und unterging. Die Nachkommen der
Azteken bilden noch heute einen Großteil der Bevöl
kerung Zentralmexikos.
B
Babylon, Stadt in Mesopotamien, die erstmals Ende
des 3. Jahrtausends v. Chr. erwähnt wurde und vom
Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. bis zu Alexander
dem Großen das kulturelle Zentrum Vorderasiens
war. Nach einem ersten Höhepunkt vom 18. bis
13. Jh. stand sie unter der Vorherrschaft Assyriens,
erlebte dann aber im 6. Jh. unter Nebukadnezar II.
(* 605, † 562 v. Chr.) als Neubabylonisches Reich ih
re höchste Blüte. Ab 550 v. Chr. war Babylon eine
der drei Hauptstädte des Perserreichs.
›Babylonische Gefangenschaft‹ nennt man den
Zwangsaufenthalt der Juden in Babylonien unter
Nebukadnezar II.; später im übertragenen Sinne
auch den Aufenthalt der Päpste in Avignon
(1309–76).
Der ›Babylonische Turm‹ der Bibel war ein Stu
fentempel in Babylon, der bis in den Himmel reichen
sollte und dessen Fertigstellung Gott durch die ba
bylonische Sprachverwirrung verhinderte ( Turm
bau zu Babel, Kapitel 10).
Bartholomäusnacht, auch Pariser Bluthochzeit,
die Ermordung von Tausenden von Hugenotten mit
ihren Führern in der Nacht zum 24. 8. (Bartholo
mäustag) 1572 in Paris. Sie erfolgte auf Drängen der
Königinmutter Katharina von Medici (* 1519,
† 1589) wenige Tage nach der Hochzeit des Protes
tanten Heinrich von Navarra (* 1553, † 1610), des
14
Weltgeschichte
späteren Königs Heinrich IV., mit Margarete von
Valois (* 1553, † 1615), der Schwester des Königs
Karl IX. (* 1550, † 1574). Die Bartholomäusnacht
brachte die Hugenotten in unversöhnlichen Gegen
satz zur Krone.
Bastille [bas ti j], im 14. Jh. erbaute Burg in Paris.
Die als Staatsgefängnis benutzte Bastille wurde im
Verlauf der Französischen Revolution am 14. 7. 1789
von einer revolutionären Menschenmenge gestürmt
und später zerstört. Dieses Ereignis gilt als entschei
dender Durchbruch der Revolution.
Der 14. Juli, der Tag des Sturms auf die Bastille,
ist der französische Nationalfeiertag.
Becket, Thomas Erzbischof von Canterbury
(* 1118, † 1170). Zunächst enger Vertrauter und
Kanzler des englischen Königs Heinrich II. (* 1133,
† 1189), trat er nach seiner Ernennung zum Erzbi
schof von Canterbury (1162) energisch für die Rech
te der Kirche gegen den König ein. Nachdem er sei
ne Gegner 1170 gebannt hatte, wurde er in der Ka
thedrale von Canterbury von vier Gefolgsleuten des
Königs ermordet. Schon 1173 wurde er heilig ge
sprochen.
Sein Leben wurde in Dramen von T. S. Eliot und
von Jean Anouilh verarbeitet.
Befreiungskriege, Freiheitskriege, die Kriege der
europäischen Mächte 1813–15 gegen die Herrschaft
Napoleons I. Österreich, Russland, Preußen und
Schweden vereinigten sich und besiegten Napoleon
in der Völkerschlacht bei Leipzig (16.–19. 10. 1813).
Nach weiteren Kämpfen zogen die Verbündeten am
31. 3. 1814 in Paris ein. Napoleon wurde auf die Insel
Elba verbannt.
Im März 1815 (während des Wiener Kongresses)
landete Napoleon wieder in Frankreich, es begann
die ›Herrschaft der Hundert Tage‹. Bei Waterloo
siegten am 18. 6. 1815 der preußische Marschall Blü
cher und der britische Feldherr Arthur Wellesley,
Herzog von Wellington (* 1769, † 1852), gemeinsam
über Napoleon. Wieder wurde Paris eingenommen.
Napoleon wurde auf die Insel Sankt Helena ver
bannt.
Benedikt von Nursia, Ordensgründer (* um 480,
† 547), Gründer und Abt des ersten Benediktiner
klosters Monte Cassino bei Neapel. Durch die von
ihm verfasste und nach ihm benannte Regel für das
Ordensleben wurde er der Begründer des abendlän
dischen Mönchtums.
Weltgeschichte
seinem Tod dankte er ab. Nach ihm wurde der Staat
Bolivien benannt.
Ben Gurion, David früher David Grün, israelischer
Politiker(* 1886, † 1973). Als Anhänger der zionisti
schen Bewegung kam der in Polen geborene Ben Gu
rion 1906 nach Palästina, wo er 1921 Mitbegründer
der jüdischen Gewerkschaftsbewegung und 1930
der sozialistischen Partei war. 1948 rief er den Staat
Israel aus und war dessen erster Ministerpräsident,
1955–63 auch Verteidigungsminister.
Bolschewiki [russisch ›Mehrheitler‹], seit 1903 der
am marxistischen Konzept der proletarischen Welt
revolution festhaltende größere, von Lenin geführte
Flügel der russischen Sozialdemokraten im Gegen
satz zu den reformorientierten Menschewiki (›Min
derheitler‹). Die Bolschewiki ergriffen mit der Okto
berrevolution 1917 die Macht in Russland und er
richteten die Sowjetunion. Aus den Bolschewiki
ging die Kommunistische Partei der Sowjetunion
hervor.
Berliner Kongress, 1878, Zusammenkunft der füh
renden Staatsmänner der europäischen Großmäch
te und des Osmanischen Reichs in Berlin zur Neu
ordnung der Verhältnisse auf dem Balkan nach dem
russisch türkischen Krieg von 1877/78. Als ›ehrli
cher Makler‹ übernahm der deutsche Reichskanzler
Otto von Bismarck die Aufgabe, die unterschiedli
chen Interessen von Großbritannien, Russland und
Österreich Ungarn auszugleichen. Die Folge war je
doch eine Verschärfung des russisch österrei
chischen Gegensatzes und der nationalen Frage auf
dem Balkan.
Bettelorden, im 13. Jh. entstandene Mönchsorden
(Franziskaner, Dominikaner), die auf Besitz ver
zichten und sich durch Arbeit oder Betteln erhalten.
Sie wollten der Verweltlichung der Kirche entgegen
wirken und prägten stark das kirchliche Leben des
späten Mittelalters. Bettelorden verbinden klöster
liches Leben mit seelsorgerischer Tätigkeit.
Bill of Rights, die [ v ra ts; englisch ›Gesetz der
Rechte‹], das englische Staatsgrundgesetz von 1689,
das nach der Vertreibung Jakobs II. entworfen wur
de. Es verbrieft u. a. die parlamentarische Redefrei
heit und macht die Erhebung von Steuern und den
Unterhalt eines stehenden Heeres von der Billigung
des Parlaments abhängig. Die Bill of Rights war eine
wichtige Voraussetzung für die parlamentarische
Regierungsform in Großbritannien.
Blut, Schweiß und Tränen,
ton.
Churchill, Sir Wins
Bolı́var, Simon südamerikanischer Politiker und
Freiheitskämpfer (* 1783, † 1830), Führer des Unab
hängigkeitskampfes des nördlichen Südamerika ge
gen die spanische Kolonialherrschaft 1811–24. Er
regierte 1825–30 als Diktator die neu entstandene
Republik Großkolumbien, konnte aber den Abfall
Venezuelas und Perus nicht verhindern. Kurz vor
Borgia [ b rd a], aus Spanien stammendes Adelsge
schlecht, aus dem die Päpste Calixtus III. (* 1378,
† 1458, Papst ab 1455) und Alexander VI. (* 1430,
† 1503, Papst ab 1492) stammten, deren Vetternwirt
schaft die Borgia Reichtum, Einfluss und Macht
verdankten. Die Borgia Päpste stehen sinnbildlich
für die Päpste der Renaissancezeit, die vor allem
Wert auf Macht und Luxus legten und ihre geistli
chen Aufgaben vernachlässigten.
Berühmte Vertreter der Borgia sind auch Lu
crezia Borgia (* 1480, † 1519), eine Tochter Ale
xanders VI., deren Jahrhunderte überdauernder
schlechter Ruf durch zeitgenössische Verleumdung
entstand, und ihr Bruder, der als Musterbeispiel ei
nes Renaissancemenschen geltende Cesare Borgia
(* 1475, † 1507).
Boston Tea Party [ b st n ti p t ; englisch ›Bos
toner Teefeier‹], die Vernichtung einer Ladung Tee
der britischen Ostindischen Kompanie durch als In
dianer verkleidete Bürger im Hafen von Boston am
16. 12. 1773. Dieser Protest gegen die Teesteuer ver
schärfte den Konflikt der nordamerikanischen Ko
lonien mit dem Mutterland Großbritannien, der
letztlich zur amerikanischen Unabhängigkeitserklä
rung führte.
Bourbonen [bur...], französisches Herrscherge
schlecht, das 1589–1792 und 1814–30 sowie in einer
Nebenlinie 1830–48 alle französischen Könige
stellte. Weitere Nebenlinien herrschten 1701–1808,
1814–68, 1874–1931 und seit 1975 in Spanien,
1735–1860 in Neapel Sizilien und 1731–36 und
1748–1803 im italienischen Herzogtum Parma.
Bourgeoisie, die [b r wa zi ; französisch], Be
zeichnung für das wohlhabende städtische Bürger
tum des 19. Jahrhunderts. Als Spitzengruppe des
15
KAPITEL
Eine wichtige Maxime aus der Benediktinerregel
lautet: ›Ora et labora!‹ (›Bete und arbeite!‹).
1
B ou
Box
dritten Standes stieg die Bourgeoisie durch
die Französische Revolution zur führenden gesell
schaftlichen Kraft in Frankreich auf. Im marxisti
schen Sprachgebrauch ist die Bourgeoisie die füh
rende Klasse der kapitalistischen Gesellschaft, da
sie über die entscheidenden Produktionsmittel und
das Finanzkapital verfügt. Sie ist somit der eigent
liche Gegner der Arbeiterschaft und wird im Zuge
einer Revolution durch das Proletariat entmach
tet.
Boxeraufstand, nach dem chinesischen Geheim
bund der Boxer benannter Aufstand im Jahr 1900,
der sich vor allem gegen den westlichen Einfluss in
China richtete und in der Kriegserklärung der chi
nesischen Regierung an die europäischen Mächte
gipfelte. In der Folge besetzte eine gemeinsame Ar
mee Großbritanniens, Frankreichs, Russlands, Ita
liens, Deutschlands, Österreich Ungarns und der
USA Peking und schlug den Aufstand nieder.
Aus dem Krieg gegen die Boxer stammt der Aus
spruch des britischen Oberbefehlshabers ›Germans
to the front‹ (›Deutsche an die Front‹).
Breschnew, Leonid Iljitsch sowjetischer Politiker
(* 1906, † 1982). Er war 1964 führend am Sturz
N. Chruschtschows beteiligt und seither Parteivor
sitzender der KPdSU. In den folgenden Jahren ver
drängte Breschnew zunehmend die anderen Mitglie
der der Staats und Parteiführung und wurde 1977
Staatsoberhaupt der Sowjetunion. Unter ihm setzte
innenpolitisch wieder eine verschärfte Unterdrü
ckungspolitik ein, außenpolitisch verstärkte sich der
Druck auf die Staaten des Ostblocks. Das Hauptziel
seiner Politik war es, die Großmachtstellung der
Sowjetunion zu erhalten und auszubauen.
Breschnew-Doktrin, von dem sowjetischen Staats
und Parteichef Leonid Breschnew aufgestellte The
se von der beschränkten Unabhängigkeit der Ost
blockstaaten, die sich der Führungsmacht Sowjet
union unterzuordnen hätten. Die Breschnew Dok
trin diente u. a. 1968 zur Rechtfertigung des Einmar
sches von Truppen des Warschauer Pakts in die
Tschechoslowakei ( Prager Frühling).
Brest-Litowsk, Stadt in Weißrussland, in der am
3. 3. 1918 der von den Mittelmächten diktierte
Frieden zwischen ihnen und Sowjetrussland ge
schlossen wurde. Russland verlor Polen, Litauen,
Kurland und die Ukraine sowie Gebiete im Süden
Armeniens. In einem Zusatzvertrag vom August
16
Weltgeschichte
1918 erkannte es auch die Unabhängigkeit Estlands,
Livlands und Georgiens an.
Briand, Aristide [bri ã], französischer Politiker
(* 1862, † 1932). Als Ministerpräsident und Außenmi
nister bemühte sich Briand in den 1920er Jahren um
Abrüstung und eine deutsch französische Aussöh
nung. Für seine Bemühungen um den Locarno Pakt
erhielt er mit dem deutschen Außenminister Gustav
Stresemann (Kapitel 2) 1926 den Friedensnobel
preis. Im Briand Kellogg Pakt erreichte er 1928 die
völkerrechtliche Ächtung des Angriffskrieges.
Britisches Empire [ empa ], das englisch briti
sche Weltreich. Nach Anfängen im 16. Jh. erwarb
England im 17. Jh. Kolonien in Nordamerika und in
der Karibik sowie Handelsniederlassungen in West
afrika und Indien. In Kriegen gegen Frankreich ver
größerte es im 18. Jh. diese Besitzungen. Die Unab
hängigkeit der USA (1776/83) brachte das Ende die
ses ›Ersten Empire‹.
Im 19. Jh. erwarb Großbritannien umfangreichen
Kolonialbesitz: Kanada und Australien wurden er
schlossen, Indien restlos britischer Herrschaft un
terworfen und weite Teile Afrikas kamen unter bri
tische Gewalt. Die von Europäern besiedelten Ko
lonien erhielten in der 2. Hälfte des 19. Jh. parla
mentarische Selbstverwaltung und wurden zu Do
minions zusammengeschlossen (Kanada 1867, Aus
tralien 1901, Neuseeland 1907, die Südafrikanische
Union 1910). Seit 1918 stiegen sie zu selbstständi
gen, dem Mutterland gleichgestellten Mitgliedern
des Britischen Reichs auf. Die anderen Kolonien
wurden vom Mutterland direkt verwaltet. Nach
dem Zweiten Weltkrieg musste Großbritannien
auch diese nach und nach in die Unabhängigkeit
entlassen. Viele von ihnen sind jedoch bis heute im
Commonwealth of Nations (Kapitel 3) zusam
mengeschlossen.
Bronzezeit [ br˜s ...], vorgeschichtliche Kulturstufe
zwischen der Steinzeit und der Eisenzeit, die
vor allem durch den Gebrauch von Bronze zur Her
stellung von Geräten und Waffen geprägt war. In
fast allen Teilen der Alten Welt gab es eine Bronze
zeit, deren Beginn und Dauer jedoch nach regiona
len Gegebenheiten unterschiedlich war. In Mitteleu
ropa begann sie etwa zu Beginn des 2. Jahrtausends
v. Chr. und dauerte bis gegen 700 v. Chr.
Brot und Spiele, lateinisch panem et circenses,
Zitat aus den Satiren des römischen Schriftstellers
Weltgeschichte
Bronzezeit Wallanlage aus Holz und Erde (Rekonstruktion im
Freilichtmuseum Biskupin, Polen). Sie ist ein eindrucksvolles
Beispiel für die Befestigungsanlagen der jüngeren Bronzezeit.
Juvenal (* um 60, † 140 n. Chr.), der damit ausdrück
te, dass man dem Volk nur genügend zu essen und
Vergnügungen bieten müsse, um es zufrieden zu
stellen.
Brutus, eigentlich Marcus Iunius Brutus, einer der
Mörder Caesars (* 85, † 42 v. Chr.). Obwohl Caesar
ihn großzügig förderte, wurde Brutus als Anhänger
der römischen Republik das Haupt der Verschwö
rung gegen Caesar. Nach der Niederlage der Ver
schwörer in der Schlacht bei Philippi 42 v. Chr. ge
gen Marcus Antonius (* um 82, † 30 v. Chr.) und Au
gustus beging er Selbstmord.
›Auch du, Brutus?‹ (lateinisch ›Et tu, Brute?‹),
waren nach dem römischen Schriftsteller Sueton
(* um 70, † um 140) die letzten Worte Caesars, als er
bei seiner Ermordung Brutus unter seinen Mördern
erkannte.
Buren, die ehemals politisch führende Bevölke
rungsgruppe in Südafrika, die sich selbst als Afri
kaander bezeichnen. Die Buren sind Nachkommen
der seit 1652 ins Kapland eingewanderten niederlän
dischen, deutschen und französischen Siedler. Sie
zogen 1835–38 im Großen Treck nach Norden und
gründeten die Burenstaaten Natal, Transvaal und
Oranjefreistaat, die 1843 (Natal) und dann nach
dem Burenkrieg 1902 unter britische Herrschaft
kamen.
Burenkrieg, der Krieg zwischen Großbritannien
und den von Buren besiedelten südafrikanischen
Staaten Transvaal und Oranjefreistaat 1899–1902.
Er führte nach harten Kämpfen zur Eingliederung
der Burenstaaten in das Britische Empire.
Burgunder, Burgunden, germanischer Stamm, der
seit 406/407 im Gebiet um Mainz, Alzey und Worms
siedelte. Von hier 436 durch Römer und Hunnen
vertrieben, wurden die Burgunder im Rhônegebiet
angesiedelt, wo sie ein Reich gründeten. 532 wurden
sie von den Franken besiegt und ins Fränkische
Reich eingegliedert.
Die Niederlage der Burgunder im Kampf gegen
die Hunnen fand Eingang ins Nibelungenlied.
Byzantinisches Reich, das Oströmische Reich, das
nach der Reichsteilung 395 n. Chr. entstand und die
östliche Hälfte des Römischen Reichs umfasste. Es
war geprägt von der staatliche Tradition Roms und
einer Verbindung von hellenistischer und christli
cher Kultur. Seit dem 7. Jh. wurde es auf dem Balkan
durch die Slawen, in Afrika und dem Vorderen Ori
ent durch den Islam immer weiter zurückgedrängt.
Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Tür
ken 1453 ging es unter.
Den Namen Byzantinisches Reich für das Oströ
mische Reich prägten erst die Humanisten nach By
zanz, dem antiken Namen von Konstantinopel.
C
Caesar, eigentlich Gaius Iulius
Caesar, römischer Staatsmann
und Feldherr (* 102 oder 100,
† 44 v. Chr.). Nach der Unter
werfung Galliens unter die
Herrschaft Roms setzte sich
Caesar im Bürgerkrieg (49–45
v. Chr.) gegen Gnaeus Pom
peius (* 106, † 48 v. Chr.) als Gaius Iulius Caesar
alleiniger Machthaber durch.
44 v. Chr., an den Iden des März, wurde er von
Anhängern der Republik, die ihm vorwarfen, eine
Monarchie errichten zu wollen, ermordet. Nach
ihm nannten sich die späteren römischen Kaiser
Caesaren.
Von ›Caesar‹ ist das deutsche Wort ›Kaiser‹
ebenso wie das russische ›Zar‹ abgeleitet.
Caesar erlangte Ruhm auch als Schriftsteller.
17
KAPITEL
Bürgerkönig, Beiname des französischen Königs
Louis Philippe (* 1773, † 1850), der nach der Julire
volution von 1830 als Kandidat des liberalen Groß
bürgertums auf den Thron kam. Außenpolitische
Misserfolge und die Verschleppung innenpolitischer
Reformen führten 1848 zu seinem Sturz in der
Februarrevolution. Er war der letzte französische
König.
1
C ae
Cal
berliefert sind von ihm die Schriften über den Gal
lischen Krieg (›De bello Gallico‹) und über den Bür
gerkrieg gegen Pompeius.
CAE SA R
Den Rubikon überschreiten
Im Jahr 49 v. Chr. überschritt der römische
Konsul Iulius Caesar, um seine Stellung gegenüber Pompeius zu behaupten, mit seinem Heer
den Fluss Rubikon, der Italien von der Provinz
Gallia Cisalpina trennte. Damit beschwor er den
Bürgerkrieg herauf, der ihm die Macht im Staat
sicherte. Die Redewendung wird noch heute im
Sinn von ›eine folgenschwere, nicht mehr rückgängig zu machende Entscheidung treffen‹
gebraucht.
Weltgeschichte
† 1973) und übernahm 1959 die Macht. Seit 1961
führte er, in Anlehnung an die Sowjetunion, eine
kommunistische Diktatur in Kuba ein. Das Kuba
Castros wurde in den 60er und 70er Jahren häufig
als Modell für die Dritte Welt angesehen. Der ver
heerende wirtschaftliche Niedergang seit dem Zu
sammenbruch des Ostblocks nach 1989, verstärkt
durch die Wirtschaftsblockade der USA, zwang
Castro, marktwirtschaftliche Ansätze (z. B. Bauern
märkte) zuzulassen. Krankheitsbedingt übergab er
2006 seine Ämter seinem Bruder Raúl und trat 2008
als Präsident zurück.
Calvin, Johannes französisch schweizerischer Re
formator (* 1509, † 1564). Calvin wirkte seit 1536
hauptsächlich in Genf, wo er eine strenge Kirchen
zucht einführte, die alle Lebensbereiche erfasste und
notfalls mit Gewalt durchgesetzt wurde. Er ist neben
Ulrich Zwingli (* 1484, † 1531) Begründer der refor
mierten Kirchen ( Kalvinismus, Kapitel 8).
Cato, eigentlich Marcus Porcius Cato Censorius, rö
mischer Staatsmann (* 234, † 149 v. Chr.). Cato gilt
wegen seines konservativen Festhaltens an alten rö
mischen Werten und Institutionen als Hauptvertre
ter altrömischer Staats und Moralvorstellungen,
der besonders im Gegensatz zum nach Rom eindrin
genden Hellenismus stand.
Als unversöhnlicher Gegner Karthagos soll Cato
jede seiner öffentlichen Reden mit dem Satz ›Cete
rum censeo Carthaginem esse delendam‹ (›Im bri
gen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört
werden muss.‹) beendet haben.
Camp-David-Abkommen [ kæmp de v d ], nach
den vorangegangenen Verhandlungen auf dem
Landsitz der amerikanischen Präsidenten, Camp
David, benanntes ägyptisch israelisches Abkom
men von 1978, das den israelischen Rückzug von be
setztem ägyptischem Gebiet (Sinaihalbinsel) regel
te. Es führte 1979 zum Abschluss des ägyptisch is
raelischen Friedensvertrags, der den seit der Grün
dung Israels 1948 bestehenden Kriegszustand zwi
schen beiden Staaten beendete.
Chamberlain, Neville [ t e mb l n], britischer Po
litiker (* 1869, † 1940). Als Premierminister
(1937–40) betrieb Chamberlain zunächst eine Be
schwichtigungspolitik ( Appeasement, Kapitel 3)
gegenüber dem nationalsozialistischen Deutsch
land, die im Münchner Abkommen gipfelte. Nach
deren Scheitern gab er im März 1939 eine Garantie
erklärung für Polen ab und erklärte Deutschland
nach dessen berfall auf Polen im September 1939
den Krieg.
Cannae. Bei der antiken Ortschaft Cannae in Süd
italien fand am 2. 8. 216 v. Chr. eine Schlacht zwi
schen dem karthagischen Heer unter Hannibal und
einem erheblich größeren römischen Heer statt. Es
gelang Hannibal, das römische Heer durch die kar
thagische Reiterei einzukesseln und die römische
Armee fast völlig zu vernichten.
Die Schlacht von Cannae gilt bis heute als Muster
einer Umfassungsschlacht und wird von Militär
theoretikern studiert.
Che Guevara [t e ge ara], eigentlich Ernesto Gue
vara Serna, lateinamerikanischer Revolutionär
(* 1928, † 1967). Che Guevara war als Industriemi
nister (1961–65) maßgeblich an der revolutionären
Umgestaltung Kubas unter Fidel Castro Ruz betei
ligt. Bei dem Versuch, in Bolivien eine Guerillaorga
nisation aufzubauen, wurde er erschossen.
Che Guevara war eine Leitfigur der Befreiungs
bewegungen in der Dritten Welt und ein Idol der Stu
dentenbewegung 1968.
Castro Ruz, Fidel [ rus], kubanischer Revolutionär
und Politiker (* 1927). Castro kämpfte 1956–59 mit
einer Rebellenarmee gegen den damaligen kubani
schen Staatspräsidenten Fulgencio Batista (* 1901,
Chiang Kai-shek [t ia kai k], chinesischer Gene
ral und Politiker (* 1887, † 1975). Als Führer der
Kuomintang setzte er sich ab 1925 in ganz China ge
gen regionale Machthaber durch. Seine Innenpolitik
18
Weltgeschichte
Die Chinesische Mauer bei Jinshanling, etwa 120 km nordöstlich
von Peking
war von Antikommunismus und dem Festhalten an
traditionellen Leitbildern geprägt. Während des
Zweiten Weltkriegs lehnte er sich eng an die USA
an. Im chinesischen Bürgerkrieg (1946–49) von den
Kommunisten geschlagen, musste er 1949 nach Tai
wan fliehen, wo er die Republik China errichtete;
1950 bis zu seinem Tod war er deren Präsident.
Chinesische Mauer, mit einer Gesamtlänge von
über 2 500 km die größte Schutzanlage der Erde im
Norden Chinas. Um 200 v. Chr. begonnen, erhielt sie
ihre heutige Form im 15. Jahrhundert. Sie diente der
Sicherung Chinas gegen die Mongolen.
Chou En-lai [d u ],
Zhou Enlai.
Chruschtschow, Nikita Sergejewitsch [xru...],
sowjetischer Politiker (* 1894, † 1971). Als Nachfol
ger Stalins führte Chruschtschow innenpolitische
Reformen durch. Außenpolitisch warb er um ›fried
liche Koexistenz‹, deren Grenzen sich jedoch in der
Unterdrückung des Ungarnaufstands (1956) und
der Entscheidung für den Bau der Berliner Mauer
zeigten. In seiner Amtszeit kam es über die Frage der
Führung der kommunistischen Weltbewegung zum
Bruch mit den chinesischen Kommunisten. 1964
wurde er von einer Politiker
gruppe um Leonid Breschnew
gestürzt.
Churchill, Sir Winston [ t
t l], britischer Politiker (* 1874,
† 1965). Nachdem er bereits im
Ersten Weltkrieg als Marine
und Munitionsminister ent
scheidenden Einfluss ausgeübt
hatte, stand Churchill als früh
Sir Winston Churchill
Cicero, eigentlich Marcus Tullius Cicero, römischer
Politiker und Schriftsteller (* 106, † 43 v. Chr.). Cice
ro, ein entschiedener Verfechter der römischen Re
publik, stieg zu höchsten Staatsämtern auf; als Kon
sul vereitelte er 63 die Verschwörung des Catilina.
Seine größte Bedeutung liegt jedoch in seinem
schriftstellerischen Schaffen, durch das er – unter
Vermittlung der griechischen Gedankenwelt an die
Römer – zum eigentlichen Schöpfer des klassischen
Lateins wurde. Er beeinflusste entscheidend die
abendländische Geistesgeschichte.
SIR WIN ST ON CHURC HI LL
Blut, Schweiß und Tränen
Dieser Ausspruch stammt aus einer Rede, die
Sir Winston Churchill als Premierminister am
13. Mai 1940 vor dem Unterhaus hielt. Er appellierte damit an den Widerstandsgeist und
Durchhaltewillen des britischen Volkes angesichts der Bedrohung durch Hitlerdeutschland.
›Ich möchte dem Haus sagen, was ich zu denjenigen sagte, die sich dieser Regierung angeschlossen haben: Ich habe nichts anzubieten als
Blut, Mühe, Tränen und Schweiß.‹
Clemenceau, Georges [klemã so], französischer
Politiker (* 1841, † 1929). Als französischer Minis
terpräsident (1917–20) versuchte Clemenceau nach
dem Ende des Ersten Weltkriegs, Deutschland so
weit wie möglich zu schwächen ( Versailler Ver
trag, Kapitel 2). Er war ein glühender Nationalist
und wohl die stärkste Politikerpersönlichkeit im
Frankreich seiner Zeit.
Club of Rome [kl b v r m], ein 1968 gegründeter
informeller Zusammenschluss von Wissenschaft
lern, Politikern und Wirtschaftsführern aus zahlrei
chen Ländern mit Sitz in Paris. Ziel ist die Erfor
19
KAPITEL
zeitiger Warner vor Hitler nach 1933 der britischen
Beschwichtigungspolitik ( Appeasement, Kapi
tel 3) Neville Chamberlains ablehnend gegenüber.
Im Zweiten Weltkrieg leitete er als Premierminister
(seit 1940) mit dem amerikanischen Präsidenten
Roosevelt und dem sowjetischen Staatschef Stalin
die politische und militärische Kriegführung der Al
liierten.
Churchill malte und war auch schriftstellerisch
tätig. Für sein Werk über den Zweiten Weltkrieg er
hielt er 1953 den Nobelpreis für Literatur.
1
C lu
Weltgeschichte
Clu
schung der Menschheitsprobleme, vor allem der
wirtschaftlichen, politischen, ökologischen, sozia
len und demografischen Situation der Mensch
heit.
CLU B O F RO ME
Die Zukunft der Menschheit
Die ›Berichte an den Club of Rome‹ machten ihn
weltweit bekannt und trugen zur Schärfung des
Bewusstseins für die globalen Probleme bei. Im
ersten Bericht ›Die Grenzen des Wachstums‹
aus dem Jahr 1972 steht die Warnung:
›Jeder Tag exponentiellen Wachstums bringt die
Welt näher an die letztgültigen Grenzen dieses
Wachstums.‹
Cluny [kly ni], 910 gegründete Benediktinerabtei in
Burgund, die im 11./12. Jh. Ausgangs und Mittel
punkt einer umfassenden Erneuerungsbewegung
des abendländischen Mönchtums und der Kirche
insgesamt war. Die cluniazensische Reform führte,
nach einem Niedergang des kirchlichen Lebens im
10. Jh., zu einer neuen Blüte im hohen Mittelalter.
Die Abteikirche von Cluny war bis zum Bau der
heutigen Peterskirche in Rom im 16. Jh. die größte
Kirche der Christenheit.
Cook, James [k k], britischer Seefahrer (* 1728,
† 1779). Cook leistete auf drei Weltumsegelungen
(1768–71, 1772–75, 1776–80) Bahnbrechendes zur
Erforschung Australiens und Ozeaniens sowie des
antarktischen Raums. Er wurde auf seiner letzten
Fahrt auf Hawaii von Eingeborenen erschlagen.
Cordon sanitaire, der [k r d˜ sani t r; franzö
sisch ›Sicherheitsgürtel‹], politisches Schlagwort für
den 1919/20 auf britisches und französisches Drän
gen errichteten Staatengürtel von Finnland über die
baltischen Staaten und Polen bis Rumänien, der
Sowjetrussland vom übrigen Europa trennen sollte,
um dieses vor der ›bolschewistischen Weltrevolu
tion‹ zu schützen.
Cortés, Hernán, auch Hernando Cortez, Eroberer
Mexikos (* 1485, † 1547). Cortés eroberte 1519–21
das Aztekenreich, das den größten Teil Mexikos um
fasste, für Spanien. Sein rücksichtsloses Vorgehen
führte zum Zusammenbruch der aztekischen Kul
tur. Als Statthalter des nun Neuspanien genannten
Gebietes drang er bis Honduras und Kalifornien
vor.
20
Cromwell, Oliver [ kr mw l], englischer Staats
mann (* 1599, † 1658). Cromwell, ein strenger Puri
taner, entschied als Heerführer 1644/45 den eng
lischen Bürgerkrieg ( Puritanische Revolution) zu
gunsten des Parlaments gegen den Absolutismus des
Königs Karl I. (* 1600, † 1649), drängte 1648 das
Parlament beiseite und ließ 1649 den König hinrich
ten. Als ›Lord Protector‹ herrschte er über England,
das er erstmals mit Schottland und Irland zusam
menschloss. Durch siegreiche Kriege gegen die Nie
derlande und Spanien begründete er die See und
Handelsmacht Englands.
D
Dalai-Lama, das politische und religiöse Oberhaupt
der Tibeter. Der gegenwärtige 14. Dalai Lama Ten
zin Gyatso (* 1935; 1940 inthronisisert) floh nach
der Besetzung Tibets durch China und einem nieder
geschlagenen Volksaufstand ( Tibetfrage) 1959
nach Indien, wo er seither im Exil lebt. Von hier setzt
er sich für die friedliche Wiedererringung der tibeti
schen Unabhängigkeit ein. 1989 wurde ihm der Frie
densnobelpreis verliehen.
Danton, Georges [dã t˜], französischer Revolutio
när (* 1759, † 1794). Als Justizminister der Revolu
tionsregierung organisierte Danton 1792 die Terror
herrschaft. Nach der Abwehr der äußeren Feinde
der Revolution im 1. Koalitionskrieg trat er 1794 für
den Abbau des Terrors ein, weshalb er von den Radi
kalen um Robespierre als Verräter angeklagt und
hingerichtet wurde.
Seine Rolle in der Französischen Revolution
wurde mehrfach literarisch verarbeitet, so z. B. in
dem Drama ›Dantons Tod‹ (1835) von Georg Büch
ner, der darin in Bezug auf Dantons Schicksal den
Ausspruch prägte: ›Die Revolution frisst ihre eige
nen Kinder.‹
Dareios I., persischer König (* 550, † 486 v. Chr.).
Er erweiterte das Persische Reich im Osten bis zum
Indus. Mit seinen misslungenen Kriegszügen gegen
die Griechen (Schlacht bei Marathon 490 v. Chr.)
begannen die Perserkriege.
Dayton-Abkommen [ de tn ], nach dem Verhand
lungsort Dayton in Ohio (USA) benanntes Abkom
men von 1995, das die auf der Bosnien Konferenz
(Kroatien, Jugoslawien Serbien, Bosnien und Her
zegowina, die USA als Vermittler) getroffenen Ver
einbarungen für eine Friedensregelung in Bosnien
und Herzegowina festschrieb und zum Frieden von
Paris führte (Dezember 1995). Bosnien und Herze
Weltgeschichte
Deng Xiaoping [ ciao...], chinesischer Politiker
(* 1904, † 1997). Nach¸ dem Tod Mao Zedongs (1976)
stieg Deng zum ›starken Mann‹ Chinas auf. Im In
nern verfolgte er eine Politik der Wirtschaftsrefor
men bei gleichzeitigem Festhalten am überkomme
nen politischen System. Außenpolitisch öffnete er
China nach Westen. Seit 1987 zog er sich aus den
meisten Führungspositionen zurück, behielt aber
seinen beherrschenden Einfluss. 1989 war er maß
geblich für die Niederschlagung der Demokratiebe
wegung verantwortlich.
Diadochen [griechisch ›Nachfolger‹], die Feldher
ren Alexanders des Großen, die nach dessen Tod
(323 v. Chr.) sein Weltreich unter sich aufteilten. Die
Diadochenkämpfe um die Ausdehnung dieser Teil
reiche (Diadochenreiche) fanden erst 281 v. Chr. ihr
Ende.
Disraeli, Benjamin britischer Politiker (* 1804,
† 1881). Als Führer der konservativen Partei war
Disraeli 1868 und 1874–80 britischer Premierminis
ter. Er gilt als einer der Hauptvertreter des briti
schen Imperialismus.
divide et impera! [lateinisch ›teile und herrsche!‹],
die politische Maxime, durch Spaltung der Gegner
Macht zu gewinnen; sie wird, ohne Beweis, auf Kö
nig Ludwig XI. (* 1423,† 1483) von Frankreich zu
rückgeführt.
Dominion, das [d m nj n; englisch ›Herrschaft‹,
›Gebiet‹], seit 1907 offizielle Bezeichnung für die
sich selbst regierenden Staaten innerhalb des Briti
schen Reichs ( Britisches Empire). Sie werden seit
1945 als ›Members of the Commonwealth‹ (Mitglie
der des Commonwealth) bezeichnet.
Dominotheorie, im Kalten Krieg entstandene
Theorie über die fortschreitende Ausbreitung des
Kommunismus, vor allem in Südostasien. Wie bei
einer Reihe hintereinander stehender Dominosteine
der Fall eines einzigen den Sturz der ganzen Reihe
bewirke, so ziehe der kommunistische Umsturz in ei
nem Land weitere in den Nachbarländern nach sich.
In den 1960er Jahren diente die Dominotheorie zur
Begründung des amerikanischen Einsatzes im Viet
namkrieg.
Drakon, athenischer Gesetzgeber, der um 621
v. Chr. erstmals die Gesetze Athens aufzeichnete.
Die Härte der Strafen seiner Gesetze ist sprichwört
lich geworden (drakonische Strafen).
Dreyfusaffäre, Affäre um den fälschlicherweise
wegen Landesverrats verurteilten französischen
Hauptmann jüdischen Glaubens Alfred Dreyfus
(* 1859, † 1935), die Frankreich um die Wende vom
19. zum 20. Jh. erschütterte. Die Wiederaufnahme
des Verfahrens gegen Dreyfus wurde gegen den Wi
derstand des Militärs durch eine öffentliche Kampa
gne erzwungen, wobei die Angelegenheit immer
mehr zur politischen Streitfrage zwischen der milita
ristisch antisemitischen Rechten und der republika
nisch demokratischen Linken wurde. Die Dreyfus
affäre endete 1906 mit der Rehabilitierung von
Dreyfus.
DRE YF US AF FÄ RE
Ich klage an!
In einem offenen Brief an den französischen
Präsidenten trat der Schriftsteller Émile Zola für
Dreyfus ein. Er beschuldigte das Kriegsgericht,
ein Fehlurteil aufgrund von Vorurteilen gefällt
zu haben. Diesem am 13. 1.1898 in der Zeitschrift ›Aurore‹ veröffentlichten Brief gab er die
berschrift ›J’accuse!‹ (›Ich klage an!‹).
dritter Stand, in der mittelalterlichen und frühneu
zeitlichen Ständegesellschaft die Bürger und Bau
ern, die nach dem Adel und der Geistlichkeit den
dritten Platz einnahmen. In der Französischen Re
volution erkämpfte sich der dritte Stand die rechtli
che Gleichstellung und die politische Führung, die
vorwiegend dem Großbürgertum zufiel. Mit dem
Aufkommen der modernen Industrie verengte sich
der Begriff ›dritter Stand‹ auf das besitzende Bür
gertum, die Bourgeoisie, im Unterschied zum Prole
tariat, das nun als vierter Stand bezeichnet wurde.
Dschingis Khan, eigentlich Temüdschin, Begrün
21
1
Drake, Francis [dre k], englischer Seefahrer (* um
1540, † 1596), der berühmteste Seefahrer des Elisa
bethanischen Zeitalters. Er kämpfte als Freibeuter
seit 1567 in Westindien gegen Spanien und umsegel
te bei einer solchen Kriegsfahrt 1577–80 die Erde
(2. Erdumseglung nach Magellan). Drake spielte
1588 eine wichtige Rolle beim englischen Sieg über
die spanische Armada.
KAPITEL
gowina blieb als international anerkannter einheitli
cher Staat, gegliedert in zwei Teile (Union aus bos
niakisch kroatischer Föderation und bosnisch ser
bischer Republik), erhalten.
Dsc
Duc
der des mongolischen Weltreichs (* um 1155 oder
1167, † 1227). Er einte bis 1205 die Mongolen und
baute ein straff organisiertes Staatswesen auf. Da
nach eroberten seine Heere ganz Nord und Zentral
asien bis nach Russland. Bei seinem Tod hinterließ
Dschingis Khan ein Reich, das vom Chinesischen
Meer bis an die Ostgrenzen Europas reichte. Seine
Nachfolger vergrößerten und bewahrten es, in Teil
reiche untergliedert, zum Teil für Jahrhunderte
( Goldene Horde).
Duce [ du t e; italienisch ›Führer‹], in der Form
›Duce del fascismo‹ (Führer des Faschismus) Herr
schaftstitel Benito Mussolinis.
Dunant, Henry [dy nã], der Gründer des Internatio
nalen Roten Kreuzes (* 1828, † 1910). Nachdem er
1859 als Augenzeuge der Schlacht von Solferino
(1859) das Elend der Verwundeten gesehen hatte,
gründete der Schweizer Henry Dunant 1863 das In
ternationale Komitee vom Roten Kreuz. Auf seine
Anregung hin wurde 1864 auch die Genfer Konven
tion zum Schutz der Kriegsverwundeten abge
schlossen.
1901 erhielt Dunant den Friedensnobelpreis.
E
Echnaton, eigentlich Amenophis IV., ägyptischer
König (1364 bis 1347 v. Chr.). Er erhob, unter Ab
kehrung vom traditionellen Reichsgott Amun, die
Sonnenscheibe (Aton) zum einzigen Gott und baute
sich in Amarna eine neue Hauptstadt. Er gilt als Ket
zerkönig. Seine Gemahlin war Nofretete.
Edikt von Nantes [ nãt], von König Heinrich IV.
(* 1553, † 1610) von Frankreich 1598 erlassenes
Edikt, das die französischen Religionskriege been
dete. Es bestätigte den Katholizismus als Staatsreli
gion, gewährte aber den Hugenotten Gewissens
freiheit und an vielen Orten das Recht, Gottesdiens
te abzuhalten. Außerdem erhielten sie rund 100 ›Si
cherheitsplätze‹, an denen sie eigene Truppen unter
halten konnten. Die Aufhebung des Edikts von
Nantes durch Ludwig XIV. 1685 führte zur Auswan
derung zahlreicher Hugenotten nach Deutschland
und in die Niederlande.
Eigentum ist Diebstahl, Ausspruch des französi
schen Frühsozialisten Pierre Joseph Proudhon
(* 1809, † 1865), mit dem er seine Forderung begrün
dete, dass jeder Mensch nur so viel besitzen solle,
wie für seinen Lebensunterhalt nötig sei.
Eisenzeit, die dritte große vorgeschichtliche Kul
22
Weltgeschichte
turperiode (nach Steinzeit und Bronzezeit), die
durch die Verwendung von Eisen zur Herstellung
von Geräten, Schmuck und Waffen gekennzeichnet
ist. Die Verbreitung der Eisentechnik ging um 1400
v. Chr. von den Hethitern aus und erreichte über den
Balkan (Griechenland um 1100 v. Chr.) Europa. In
Skandinavien setzte sie sich stellenweise erst um
Christi Geburt durch. Allgemein wird das Ende der
Eisenzeit (und damit der Vorgeschichte) mit dem
Einsetzen einer breiten schriftlichen berlieferung
angesetzt, so im Mittelmeerraum mit dem Beginn
der klassischen griechischen und römischen Ge
schichte, in Skandinavien dagegen erst nach der Wi
kingerzeit.
Eiserner Vorhang, von Winston Churchill 1946 ge
prägter Ausdruck, der bildhaft die von der Sowjet
union seit Ende des Zweiten Weltkriegs betriebene
Abschließung ihres Machtbereichs (besonders in
Europa) von der westlichen Welt bezeichnete.
Im Theater ist der ›eiserne Vorhang‹ ein feuersi
cherer und rauchdichter Vorhang, der bei Feuerge
fahr herabgelassen wird und das Bühnenhaus gegen
den Zuschauerraum abschließt.
Eldorado [spanisch ›das vergoldete (Land)‹], sa
genhaftes Goldland im Innern des nördlichen Süd
amerika. Die Suche nach diesem Land war Ursache
für viele Entdeckungs und Eroberungszüge der
Konquistadoren. Die Sage blieb bis ins 18. Jh. leben
dig.
Heute bezeichnet man mit Eldorado auch ein
Traumland, ein Paradies.
Elisabeth I., englische Königin (* 1533, † 1603, Kö
nigin ab 1558), Tochter Heinrichs VIII. Sie sicherte
ihre Herrschaft im Innern u. a. durch die Inhaftie
rung und Hinrichtung (1587) ihrer katholischen Ri
valin Maria Stuart. Den Krieg gegen Spanien ge
wann sie dank des Sieges ihrer Flotte unter Francis
Drake über die spanische Armada. Unter ihrer
Regierung erlebte England einen großen wirtschaft
lichen Aufschwung und eine geistige Blütezeit (Eli
sabethanisches Zeitalter).
Da Elisabeth nie heiratete, galt sie als ›die jung
fräuliche Königin‹ (englisch ›the Virgin Queen‹);
nach ihr wurde der amerikanische Bundesstaat Vir
ginia benannt.
Emanzipation, die [lateinisch ›Freilassung‹], die
Befreiung aus einem Zustand der Abhängigkeit,
Entrechtung oder Unterdrückung, besonders die
ßer Gebiete in Amerika, Afrika und Asien führten.
Erste Weltumsegelungen bewiesen noch im 16. Jh.
die Kugelgestalt der Erde. Auf diesem Fundament
aufbauend, führten vor allem Engländer und Nie
derländer im 17. und 18. Jh. zahlreiche Entdeckungs
fahrten durch, die u. a. Australien und die Südsee er
schlossen; gleichzeitig erkundeten und eroberten
Russen Sibirien. Im 19. und frühen 20. Jh. wurden
die Entdeckungsfahrten dann mit der Erkundung
des Inneren Afrikas und Zentralasiens sowie der Po
largebiete weitgehend abgeschlossen.
Entente cordiale, die [ãtãtk r djal; französisch
›herzliches Einverständnis‹], Bezeichnung für die
bündnisähnlichen Beziehungen zwischen Großbri
tannien und Frankreich seit 1904. Ihr Kern waren
militärische Absprachen für den Fall eines Krieges
gegen Deutschland. Aus der Entente cordiale entwi
ckelte sich durch die Einbeziehung Russlands seit
1907 die Tripelentente, die dann zu Beginn des Ers
ten Weltkriegs den Mittelmächten Deutschland und
Österreich Ungarn gegenüberstand.
Denkmal für Karl Marx und Friedrich Engels von Ludwig Engelhardt
im Marx-Engels-Forum in Berlin-Mitte
Engels, Friedrich sozialistischer Schriftsteller und
Politiker (* 1820, † 1895). Er verfasste gemeinsam
mit Karl Marx das Kommunistische Manifest und
unterstützte diesen materiell und geistig. Neben
Marx ist er der Begründer des Marxismus.
Entdeckung Amerikas. Obgleich Wikinger bereits
um 1000 in Nordamerika gelandet waren und breto
nische und galizische Fischer wohl schon im späten
Mittelalter in den Gewässern vor Neufundland
fischten, gilt bis heute die Landung von Kolumbus
auf der Bahamainsel Guanahani am 12. 10. 1492 als
Entdeckung Amerikas; das Wissen um die früheren
Fahrten war nicht ins Bewusstsein der Zeitgenossen
gedrungen.
Entdeckungsfahrten, die Fahrten, durch die das
Wissen der Europäer um fremde Erdteile erweitert
und ihre Herrschaft über die Erde ausgebreitet wur
de. Somit zählen z. B. die Fahrten der Wikinger im
Nordatlantik im 10. Jh. und Marco Polos nach China
im 13. Jh. ebenso dazu wie die Fahrten vor allem por
tugiesischer und spanischer Seeleute im 15. und
16. Jh., die zur Entdeckung und Eroberung gro
Entkolonialisierung, die Aufhebung der Kolonial
herrschaft und die Entlassung der bisherigen Kolo
nien in die staatliche Unabhängigkeit durch die Ko
lonialmächte. Obwohl die Anfänge der Entkoloniali
sierung bis ins 18. Jh. zurückreichen, wird der Be
griff vor allem für die Zeit vom Ende des Zweiten
Weltkriegs bis in die 1960er Jahre verwendet, in der
die meisten Kolonien ihre Unabhängigkeit erlang
ten.
Entstalinisierung, Schlagwort, das die nach dem
Tod Stalins (1953) eingeleitete Abkehr vom Stalinis
mus (u. a. Personenkult, Terror, Unterdrückung ab
weichender Meinungen) bezeichnet. Eine erste Pha
se der Entstalinisierung setzte 1956 ein und endete
mit dem Sturz Nikita Chruschtschows 1964. Erst
nach dem Machtantritt Michail Gorbatschows
(1985) begann mit der Einleitung einer umfassenden
Rehabilitierung stalinistischer Opfer, der kritischen
Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Fol
gen des Stalinismus und politischen Reformen eine
zweite Etappe der Entstalinisierung.
Erster Weltkrieg, 1914–18, Krieg zwischen den
Mittelmächten (Deutsches Reich, Österreich Un
garn) und den Alliierten (vor allem Großbritannien,
Frankreich, Italien, Russland). Er wurde 1914 durch
das Attentat von Sarajevo ausgelöst. Der Erste
Weltkrieg war durch ausgedehnten Stellungskrieg
23
1
rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung be
nachteiligter Gruppen. Ausgehend von der Idee der
Aufklärung, dass allen Menschen gleiche Rechte zu
stehen, formierten sich seit dem späten 18. Jh. zahl
reiche Emanzipationsbewegungen (z. B. der Skla
ven, Juden, Frauen und des Bürgertums). Während
es häufig relativ rasch gelang, eine rechtliche Gleich
stellung zu erlangen, dauern die Bemühungen um ei
ne soziale Gleichstellung teilweise bis heute an (z. B.
Emanzipation der Frau).
Er s
KAPITEL
Weltgeschichte
Weltgeschichte
Etr
an allen Fronten und große Verluste an Soldaten auf
beiden Seiten geprägt. Trotz Erfolgen an der Ost
front und in Italien mussten die Mittelmächte nach
dem Kriegseintritt der USA (1917) Ende 1918 kapi
tulieren. Deutschland verlor im Versailler Vertrag
(Kapitel 2) seine Kolonien sowie große Gebiete im
Osten und Westen und musste enorme Reparatio
nen zahlen.
Der Erste Weltkrieg veränderte die politische Land
karte in Europa nachhaltig: Österreich Ungarn zer
fiel in mehrere Staaten (u. a. entstand als neues Land
Jugoslawien), ebenso das Osmanische Reich. In
Deutschland, Österreich, der Türkei und Russland
wurde die Monarchie gestürzt.
Etrusker, ein Volk unbekannter Herkunft, das im
8. Jh. v. Chr. als Kernland Etrurien, die Landschaft
zwischen den Flüssen Tiber und Arno, beherrschte
und von dort aus seine Herrschaft nach Süden und
Osten bis an die Adria ausdehnte. Die Etrusker sie
delten in zahlreichen voneinander unabhängigen
Städten, von denen die zwölf mächtigsten in einem
Bund zusammengeschlossen waren. Ihre Macht und
Kultur erlebten im 6. Jh. v. Chr. ihren Höhepunkt; zu
dieser Zeit wurde Rom von etruskischen Königen
regiert. Im 3. Jh. v. Chr. unterwarfen die Römer
dann ihrerseits die Etrusker.
Europa der Vaterländer, von dem französischen
Präsidenten Charles de Gaulle geprägter Ausdruck,
der dessen Abneigung gegen ein unter einem ge
meinsamen staatlichen Dach vereinigtes Europa
zum Ausdruck brachte. Nach seiner Vorstellung
sollte das vereinigte Europa aus einem Zusammen
schluss weiterhin souveräner Nationalstaaten (Va
terländer) bestehen.
Exkommunikation, eine Kirchenstrafe,
bann.
F
Kirchen
Faschismus, der [zu italienisch fascio ›Rutenbün
del‹], zunächst Eigenbezeichnung der politischen
Bewegung, die unter Führung Benito Mussolinis
1922–45 in Italien eine Diktatur errichtet hatte; da
von abgeleitet auch Bezeichnung für alle extrem
nationalistischen, nach dem Führerprinzip orga
nisierten, antiliberalen und antikommunistischen
Bewegungen, die seit dem Ersten Weltkrieg die par
lamentarischen Demokratien stürzen wollten. Fa
schistische Bewegungen gab es in der Zeit zwischen
den beiden Weltkriegen in allen europäischen Staa
ten, in einigen (z. B. Spanien, Portugal, Österreich,
24
Deutschland) konnten sie die Macht erlangen. In
der Nachkriegszeit waren sie nur noch in Spanien
und Portugal und in Grenzen in Italien einfluss
reich.
Februarrevolution, Bezeichnung für zwei revolu
tionäre Erhebungen:
Am 24. Februar 1848 erhoben sich in Paris vor allem
Studenten und Arbeiter, setzten den Bürgerkönig
Louis Philippe ab und riefen die Republik aus.
Die Februarrevolution 1917 in Russland führte zum
Sturz des Zaren und zur Bildung einer provisori
schen bürgerlichen Regierung. Durch das Nebenei
nanderbestehen dieser Regierung und von Arbeiter
und Soldaten Räten kam es in den folgenden Mona
ten zu einer Dauerkrise: Mit der Forderung ›Alle
Macht den Räten!‹ bereitete Lenin die alleinige
Machtübernahme durch die Bolschewiki in der
Oktoberrevolution vor.
Feudalismus, der [von lateinisch feudum ›Lehn
gut‹], ein soziales, wirtschaftliches und politisches
Ordnungssystem, in dem eine adlige Oberschicht
vom Herrscher mit Grundbesitz sowie politischen
und gesellschaftlichen Vorrechten ausgestattet wird.
In Europa bezeichnet der Feudalismus die durch das
Lehnswesen (Kapitel 2) geprägte Gesellschafts
ordnung des Mittelalters und der frühen Neuzeit.
Feudalismus ist auch in Altamerika und Asien nach
gewiesen und in Schwarzafrika teilweise noch heute
verbreitet. Der feudale Staat ist streng hierarchisch
organisiert und wird durch ein System von Treuebe
ziehungen zusammengehalten.
Fin de Siècle, das [f˜d sj kl; französisch ›Ende
des Jahrhunderts‹], Bezeichnung für die Zeit des
ausgehenden 19. Jh., die in Gesellschaft, Kultur und
Kunst krisenhafte, für eine Spätzeit typische Er
scheinungsformen aufwies.
Franco Bahamonde, Francisco spanischer Gene
ral und Politiker (* 1892, † 1975). Franco stürzte im
Spanischen Bürgerkrieg (1936–39) die parlamen
tarische Republik und errichtete in der Folge eine
faschistische Diktatur, die bis zu seinem Tod be
stand.
Franklin, Benjamin [ fræ kl n], amerikanischer Po
litiker und Naturwissenschaftler (* 1706, † 1790).
Franklin stieg durch unermüdliches Selbststudium
vom einfachen Handwerker (Buchdrucker) in hohe
Ämter auf. Als Politiker setzte er sich für die ameri
Weltgeschichte
Französische Revolution, Epoche der französi
schen Geschichte, die von 1789 bis 1799 dauerte und
in der die alte Herrschaft (Ancien Régime) gewalt
sam beseitigt wurde. Sie wurzelte gedanklich in
der Aufklärung. – Nachdem König Ludwig XVI.
(* 1754, † 1793) im Mai 1789 wegen hoher Staats
schulden die Generalstände (Geistlichkeit, Adel,
dritter Stand) einberufen hatte, erklärte sich der
dritte Stand zur verfassunggebenden Nationalver
sammlung. Der Widerstand des Königs wurde durch
die Erstürmung der Bastille gebrochen. Es wurde
eine konstitutionelle Monarchie errichtet, die je
doch bereits 1792 unter dem Einfluss der Jakobiner
in eine Republik umgewandelt wurde. Der National
konvent, die neue Volksvertretung, beschloss die
Abschaffung des Königtums; der König und die Kö
nigin Marie Antoinette wurden 1793 hingerichtet.
Der Wohlfahrtsausschuss (das ausführende Organ
des Nationalkonvents) mit Robespierre an der Spit
ze und der Nationalkonvent übten eine blutige
Schreckensherrschaft aus, der Tausende zum Opfer
fielen. Nach dem Sturz der Jakobiner übernahm
1795 ein Direktorium von fünf Konventsmitgliedern
die Regierung, das 1799 durch einen Staatsstreich
Napoleon Bonapartes aufgelöst wurde.
Die Losung der Französischen Revolution, ›Frei
heit, Gleichheit, Brüderlichkeit‹ (Liberté, Égalité,
Fraternité), blieb eine immer wieder und auch heute
noch erhobene Forderung der Vorkämpfer für die
Menschenrechte.
Frauenwahlrecht, das Recht der Frauen, an den
Wahlen zu den parlamentarischen Vertretungen der
Staaten teilzunehmen. In vielen europäischen Staa
ten wurde das Frauenwahlrecht nach dem Ersten
Weltkrieg eingeführt (z. B. Österreich 1918,
Deutschland 1919, Großbritannien 1928), teilweise
aber auch erst deutlich später (z. B. Frankreich 1946,
Schweiz 1959–91, auf Bundesebene 1971).
Freihandel ;Kapitel 4.
Freiheitskriege,
Befreiungskriege.
Fronde, die [ fr˜d ; französisch ›Schleuder‹], die
u. a. vom französischen Hochadel getragenen Auf
stände gegen die Errichtung des Absolutismus in
Frankreich zur Zeit der vormundschaftlichen Regie
rung Kardinal Mazarins für Ludwig XIV. 1648–53.
Sie scheiterten vor allem an der Uneinigkeit der Auf
ständischen. Die Erfahrungen der Frondeaufstände
prägten Ludwig XIV. stark und bestimmten ihn zur
Errichtung seiner absoluten Herrschaft.
fünfte Kolonne, Bezeichnung für politische Grup
pen, die bei politischen Konflikten oder Kriegen (im
Untergrund) Gegner des eigenen Landes aus ideolo
gischen Gründen unterstützen.
Die Bezeichnung geht auf einen der Führer des
Aufstandes gegen die Republik zurück. Er sagte, er
werde vier Kolonnen gegen Madrid führen; aber die
fünfte Kolonne (die Anhänger des Aufstandes in
Madrid) werde mit der Offensive beginnen.
G
Gaddhafi, Moamar al- libyscher Politiker (* 1942,
†2011). Gaddhafi war 1969 führend am Sturz des li
byschen Königs Idris as Senussi (* 1890, † 1983) be
teiligt. Seither regierte er sein Land in wechselnden
Funktionen, wobei er im Islam die Grundlage seiner
Politik sah. Ursprünglich einer der entschiedensten
Gegner Israels und der USA und Förderer des welt
weiten Terrorismus, bemühte sich Gaddhafi seit
2003 zunehmend um Anerkennung der internatio
nalen Staatengemeinschaft. Gaddhafi starb im liby
schen Bürgerkrieg 2011.
Galilei, Galileo ;Kapitel 16.
Gallien, in der römischen Antike das Land der Gal
lier. Nach seiner Lage zu Rom unterschied man spä
ter zwischen Gallia Cisalpina (›Gallien diesseits der
Alpen‹), das von den keltischen Galliern bewohnte
Oberitalien, und Gallia Transalpina (›Gallien jen
seits der Alpen‹), das ebenfalls keltisch besiedelte
Gebiet zwischen Rhein, Alpen, Mittelmeer, Pyrenä
en und Atlantik. Die Gallia Cisalpina wurde
225–190 v. Chr. von Rom erobert und zur Provinz
gemacht, die 42 v. Chr. mit dem übrigen Italien ver
einigt wurde.
Das transalpine Gallien wurde 125–51 v. Chr. von
den Römern erobert; die gallische Bevölkerung wur
de romanisiert. Seit etwa 400 n. Chr. drangen Ger
manen über den Rhein ein und siedelten sich an; im
Westen gingen sie in der gallorömischen Bevölke
rung auf, im Osten überlagerten sie diese. 486 erlag
das verbliebene römische Herrschaftsgebiet in Mit
25
KAPITEL
kanische Unabhängigkeit ein und hatte wesent
lichen Anteil an der Erarbeitung der demokrati
schen Verfassung der neu entstandenen USA (1787).
Bedeutend sind seine wissenschaftlichen Arbei
ten, die im Wesentlichen aus den Jahren 1746–52
stammen, vor allem Experimente zur Elektrizität
(Konstruktion von Blitzableitern, 1752 Nachweis
der elektrischen Natur der Gewitter).
1
Gal
G al
telgallien dem Angriff der Franken unter Chlodwig.
Gallien wurde Teil des Fränkischen Reiches.
Gallikanismus, der [von Gallia, dem lateinischen
Namen für Frankreich], in der französischen Kirche
des 15. bis 18. Jh. die maßgebende Kirchenverfas
sung. Der Gallikanismus schränkte den päpstlichen
Einfluss auf die französische Kirche zugunsten der
Bischöfe und des Königs ein. Die sogenannten ›gal
likanischen Artikel‹ von 1682 bestätigten u. a. die
Oberhoheit eines Konzils über den Papst und legten
fest, dass päpstliche Entscheidungen der Zustim
mung der Gesamtkirche bedürften. Mit dem Ende
des Königtums ab 1789 verlor der Gallikanismus sei
ne Grundlage.
Gama, Vasco da portugiesischer Seefahrer (* um
1460, † 1524). Er entdeckte 1497/98 im Auftrag des
portugiesischen Königs den Seeweg um Afrika (Kap
der Guten Hoffnung) nach Indien. 1502–04 unter
warf er einige Städte an der Westküste Indiens und
legte damit den Grundstein für das portugiesische
Kolonialreich in Asien. 1524 wurde er als Vizekönig
nach Indien gesandt, wo er noch im selben Jahr
starb.
Gambetta, Leon französischer Politiker (* 1838,
† 1882). Gambetta, ein Gegner des Zweiten Kaiser
reichs, proklamierte nach der Kapitulation von Se
dan die Republik (4. Oktober 1870). Als Innen , Fi
nanz und Kriegsminister der ›Regierung der natio
nalen Verteidigung‹ suchte er mit von ihm aufgestell
ten Volksheeren vergeblich, Paris zu entsetzen. Als
Führer der radikalen, dann aufseiten der gemäßig
ten Republikaner bekämpfte Gambetta die monar
chistische Mehrheit der Nationalversammlung. Er
übte großen Einfluss auf die Politik der Linken in
der Dritten Republik aus und vertrat eine gegen das
Deutsche Reich gerichtete Außenpolitik.
Gandhi, Indira Priyadarshini indische Politikerin
(* 1917, † 1984), Tochter von Jawaharlal Nehru. Sie
förderte als Ministerpräsidentin 1966–77 und
1980–84 die Industrialisierung ihres Landes und
baute dessen politisch militärische Stellung in Süd
asien aus. Zugleich war sie eine der Führungsgestal
ten der Blockfreienbewegung. Sie fiel einem Atten
tat religiöser Fanatiker unter ihren Leibwächtern
zum Opfer.
Gandhi, Mahatma [Hindi ›große Seele‹], eigentlich
Mohandas Karamchand Gandhi, Führer der indi
26
Weltgeschichte
schen Unabhängigkeitsbewe
gung (* 1869, † 1948). Gandhi
kämpfte bereits vor dem Ersten
Weltkrieg für die Gleichberech
tigung seiner Landsleute in Süd
afrika und danach für die Unab
hängigkeit Indiens von Großbri
tannien. Sein hohes Ansehen
und seine Erfolge gründen sich
auf seine Methode des ›gewalt Mahatma Gandhi
losen Widerstands‹. Nach der
Erlangung der Unabhängigkeit Indiens (1947) such
te er die Gegensätze zwischen Muslimen und Hin
dus zu schlichten. Er wurde von einem jungen Hin
dufanatiker ermordet.
Garibaldi, Giuseppe italienischer Freiheitskämpfer
(* 1807, † 1882), einer der Führer der italienischen
Einheitsbewegung ( Risorgimento). Er stürzte
1860 als Führer des ›Zugs der Tausend‹ die Herr
schaft der Bourbonen in Sizilien und Unteritalien
und schuf damit die Voraussetzung für die Bildung
des Königreichs Italien.
Gaulle, Charles de [go l], französischer Politiker
und General (* 1890, † 1970). Er organisierte nach
der französischen Kapitulation 1940 als Chef der
französischen Exilregierung von London aus den
Widerstand (Résistance) gegen die deutsche Be
satzungsmacht und das Vichyregime ( Vichy).
1945–46 war er Regierungs und Staatschef. 1958
wurde er zum Staatspräsidenten gewählt und schuf
eine auf seine Person zugeschnittene Verfassung
(5. Republik). Unter seiner Präsidentschaft entließ
Frankreich bis 1960 seine afrikanischen Kolonien in
die Unabhängigkeit. 1962 beendete er den Algerien
krieg und stimmte der Unabhängigkeit Algeriens zu.
De Gaulle förderte die deutsch französische Zu
sammenarbeit und schloss 1963 mit K. Adenauer
den deutsch französischen Freundschaftsvertrag.
Sein Ziel war die Stärkung der weltpolitischen Stel
lung Frankreichs. 1969 trat er zurück.
Generalstaaten, ursprünglich eine gemeinsame
Vertretung der Stände mehrerer Territorien eines
Landesherrn (in den Niederlanden erstmals 1464);
nach 1581 Bezeichnung für die von Spanien abgefal
lenen niederländischen Provinzen, seit 1814 für das
niederländische Parlament.
Generalstände, die aus Abgeordneten der drei
Stände Adel, Geistlichkeit und Bürgertum zusam
Gewerbefreiheit, das dem Einzelnen zustehende
Recht, ein Gewerbe auszuüben. Die Gewerbefrei
heit löste in Europa zu Beginn des 19. Jh. das Zunft
wesen ( Zünfte) ab, nachdem sie in Frankreich
bereits während der Französischen Revolution ein
geführt worden war. Sie war ein Hauptanliegen des
Wirtschaftsliberalismus.
Ghibellinen,
Guelfen und Ghibellinen.
GL A D I AT O R EN
Morituri te salutant
In seiner Biografie des Kaisers Claudius
schreibt der römische Schriftsteller Sueton,
dass der Kaiser zur Volksbelustigung auf einem
See von Gladiatoren eine Seeschlacht ausfechten ließ. Vor diesem Schauspiel begrüßten
ihn die Kämpfer mit den Worten ›Ave, Caesar,
morituri te salutant‹ (›Heil dir, Kaiser, die Todgeweihten grüßen dich!‹).
Gladiatoren [zu lateinisch gladius ›Schwert‹], die
Teilnehmer an römischen Kampfspielen (Gladiato
renspielen) auf Leben und Tod, die seit 105 v. Chr.
zur Unterhaltung des Volkes veranstaltet wurden.
Sie waren zumeist Sklaven, Kriegsgefangene oder
verurteilte Verbrecher und wurden in eigenen Gla
diatorenschulen ausgebildet.
Gleichgewicht der Macht englisch Balance of Po
wer, ein Ziel vor allem der englischen Politik seit
dem 18. Jh., das darin bestand, dass kein Staat und
keine Mächtegruppierung so viel Macht besitzen
dürfe, um eine Vorherrschaft ausüben zu können.
Dabei hielten sich bis ins 20. Jh. meist die fünf euro
päischen Großmächte Großbritannien, Frankreich,
Russland, Österreich und Preußen (Deutschland)
die Waage. Im 20. Jh. ging dieses Gleichgewicht
durch den Aufstieg der USA und der Sowjetunion zu
Weltmächten verloren.
Glorreiche Revolution, der unblutige (daher ›glor
reiche‹) Sturz (1688/89) des zum Katholizismus
übergetretenen englischen Königs Jakob II. (* 1633,
† 1701) durch das englische Parlament und die
Thronbesteigung durch dessen protestantisch ge
bliebene Tochter Maria (* 1662, † 1694) und deren
Gemahl Wilhelm von Oranien. Mit der Glorreichen
Revolution waren die Versuche der Könige aus dem
Haus Stuart, in England den Absolutismus zu er
richten, endgültig gescheitert. Das englische König
tum ist seither an eine Verfassungsordnung gebun
den. Die Glorreiche Revolution bildete den Höhe
punkt im Kampf zwischen Krone und Parlament um
die Souveränität im Staat.
Goldene Horde, Bezeichnung für das Reich
Dschötschis († 1227), des ältesten Sohns von
Dschingis Khan, das die nordwestlichen Teile des
mongolischen Eroberungsgebietes in Asien und Eu
ropa umfasste, vor allem auch Russland. Es erlebte
im späten 13. Jh. einen Höhepunkt. Im 15. Jh. zerfiel
das Reich durch Abspaltungen langsam; die letzten
Reste in der Ukraine wurden 1502 zerschlagen.
Golfkriege, Bezeichnung für drei Kriege in der Re
gion am Persischen Golf:
1980–88 fand der 1. Golfkrieg nach einem berfall
Iraks auf Iran zwischen diesen beiden Ländern statt.
Er stand im Zeichen irakischer Gebietsforderungen
und des iranischen Drängens auf Verbreitung der
iranischen islamischen Revolution und forderte ho
he Verluste an Menschenleben.
1990/91 kam es nach einem irakischen berfall auf
das Emirat Kuwait zum 2. Golfkrieg, in dessen Ver
lauf eine von der UNO bevollmächtigte internatio
nale Streitmacht unter Führung der USA Kuwait be
freite und die irakischen Angreifer vernichtend
schlug.
2003 führten Auseinandersetzungen um die Abrüs
tung und um Waffenkontrollen im Irak sowie
die Nichteinhaltung zahlreicher UN Resolutionen
durch Saddam Husain zu wachsenden Spannungen
mit der UNO. Trotz fehlenden UN Mandats began
nen alliierte Truppen unter Führung der USA am
20. 3. 2003 den Krieg im Irak mit Luftangriffen auf
Bagdad und mit einer von Kuwait ausgehenden Bo
denoffensive. Der Fall Bagdads am 9. 4. 2003 mar
kierte das Ende des Regimes von Saddam Husain.
Am 1. 5. 2003 wurde der Krieg offiziell für beendet
erklärt; Abzug der ausländischen Streitkräfte aller
dings erst Ende 2011.
Gorbatschow, Michail Sergejewitsch sowjeti
scher Politiker (* 1931). Gorbatschow, 1985 zum Ge
neralsekretär der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion und 1988 auch zum Staatsoberhaupt
27
1
mengesetzte gesamtfranzösische Ständeversamm
lung des 14.–18. Jahrhunderts. Ihr oblag vor allem
die Steuerbewilligung (auch Französische Revolu
tion).
Gor
KAPITEL
Weltgeschichte
Gor
gewählt, leitete unter der Parole ›Glasnost und Pe
restroika‹ (›Öffnung und Umgestaltung‹) einschnei
dende Reformen des politischen und wirtschaftli
chen Systems der Sowjetunion ein. Außenpolitisch
entließ er 1989/90 die sowjetischen Satellitenstaaten
Mittelosteuropas aus der sowjetischen Vorherr
schaft und ermöglichte so deren Demokratisierung
und die deutsche deutsche Vereinigung. Nach einem
gescheiterten Putschversuch orthodoxer kommu
nistischer Kräfte trat er im August 1991 als General
sekretär der KPdSU und im Dezember 1991 auch als
Staatspräsident zurück.
Gorbatschow erhielt 1990 den Friedensnobel
preis.
Ground Zero Bis zum 11. 9. 2001 waren die 420 m hohen Zwillingstürme des World Trade Centers ein markantes Zeichen der Skyline
von New York; nach dem Anschlag islamistischer Terroristen, die
zwei entführte Passagiermaschinen in die Türme gesteuert hatten,
fielen sie in sich zusammen und hinterließen ein mehr als 6 Hektar
großes Trümmerfeld.
Gordischer Knoten, nach dem sagenhaften Grün
der des Phrygierreichs in Kleinasien, Gordion, be
nannter Knoten, der Joch und Deichsel von dessen
Streitwagen zusammenhielt. Nach einer Prophezei
ung sollte demjenigen, dem es gelang, den Knoten zu
lösen, die Herrschaft über Asien zufallen. Alexander
der Große löste das Problem, indem er den Knoten
mit dem Schwert durchhieb.
Goten, germanisches Volk, das ursprünglich in Süd
skandinavien, dann an der unteren Weichsel ansäs
sig war. Zwischen 150 und 180 wanderten die Goten
an die Schwarzmeerküste und lösten so die 1. Phase
der germanischen Völkerwanderung aus. Seit Mitte
des 3. Jh. bedrängten sie die Balkangrenze des Rö
mischen Reichs. Ab 269 schied sich der Stamm nach
seinen Wohnsitzen in Südrussland in Westgoten und
Ostgoten; Reste hielten sich bis ins 16. Jh. auf der
Krim (Krimgoten).
28
Weltgeschichte
Gottesgnadentum, eine Herrschaftsauffassung in
Monarchien, nach der der Monarch in göttlichem
Auftrag herrsche; seit der Karolingerzeit wurde dem
Herrschertitel die Formel ›von Gottes Gnaden‹ (la
teinisch ›Dei gratia‹) beigefügt.
Gracchus [ graxus], Beiname einer römischen Fa
milie, aus der zwei bedeutende Politiker des 2. Jh.
v. Chr. stammten, mit deren Wirken das Jahrhundert
der römischen Bürgerkriege begann. Sowohl Tibe
rius Sempronius Gracchus (* 162, † 133 v. Chr.) als
auch sein Bruder Gaius Sempronius Gracchus
(* 153, † 121 v. Chr.) versuchten, sich eine politische
Machtstellung gegen die herrschende Elite zu schaf
fen, indem sie die Plebejer ( Plebs) durch Bodenre
formen für sich gewannen. Immer radikaler wer
dend, fanden sie beide bei bürgerkriegsähnlichen
Unruhen den Tod.
Gregor VII., seit 1073 Papst (* um 1021, † 1085).
Als entschiedener Anhänger der Kirchenreform,
die von Cluny ausgegangen war und im Investitur
streit gipfelte, forderte Gregor neben dem Verbot
der Laieninvestitur ( Investiturstreit, Kapitel 2),
des Kaufs geistlicher Ämter und der Priesterehe
vor allem eine Unterwerfung der weltlichen Herr
scher unter den Papst. Vor Kaiser Heinrich IV.
musste er 1083/84 aus Rom flüchten und starb im
Exil. Seine Gedanken prägten die mittelalterliche
Kirche und führten das Papsttum auf den Gipfel
seiner Macht.
griechische Kolonisation, Bezeichnung für die
Ausbreitung der Griechen in der Antike: Zwischen
1200 und 900 v. Chr. setzten sich Griechen auf Zy
pern und in Kleinasien fest. Seit dem 8. Jh. v. Chr.
wurden rund um das Mittelmeer griechische Kolo
nien errichtet. Im Bereich der Eroberungen Alexan
ders des Großen wurden zahlreiche griechische
Städte gegründet. Am Ende dieser Entwicklung wa
ren der Vordere Orient und das östliche Mittelmeer
griechisch geprägt, während im westlichen Mittel
meer die Römer Teile der griechischen Kultur über
nahmen und die Griechen als kulturell führendes
Volk ablösten.
Ground Zero [ gra nd z r ; englisch ›Null
grund‹], amerikanischer Name für den Punkt, über
dem die erste Atombombe explodierte; seit dem Ter
roranschlag vom 11. September 2001 auch Bezeich
nung für die Trümmerlandschaft in New York, wo
vorher die Türme des World Trade Centers standen.
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