ALLGEMEINBILDUNG Das große Buch der Allgemeinbildung Die Grundlagen der Allgemeinbildung – kurz, klar und verständlich formuliert. 7 000 Stichwörter und Artikel mit rund 400 Fotos, Grafiken, Karten, Tabellen, Infokästen und Register; klar strukturiert in 17 Wissenskapitel: Kultur und Sprache • Kunst und Musik • Literatur • Sprichwörter und Redensarten Glauben und Denken • Religion und Philosophie • Mythen, Sagen, Märchen • Die Bibel Mensch und Leben • Psychologie, Soziologie, Anthropologie, Ethnologie • Medizin und Gesundheit • Die Wissenschaft vom Leben Erde, Naturwissenschaft und Technik • Geografie • Geowissenschaften • Exakte Naturwissenschaften und Mathematik • Die Technik Das große Buch der Geschichte und Gesellschaft • Weltgeschichte • Deutsche Geschichte • Politik • Wirtschaft Allgemeinbildung ALLGEMEINBILDUNG Das große Buch der Allgemeinbildung ISBN 978-3-411-05626-2 14,99 € (D) • 15,50 € (A) 978-3-411-05626-2.U1_U4.indd 1 29.06.12 14:38 was jeder_titelei2012.indd 2 25.06.2012 16:30:30 Uhr Duden ALLGEMEINBILDUNG was jeder_titelei2012.indd 1 25.06.2012 16:30:30 Uhr was jeder_titelei2012.indd 2 25.06.2012 16:30:30 Uhr Duden Das große Buch der Allgemeinbildung 2. Auflage Dudenverlag Mannheim . Zürich was jeder_titelei2012.indd 3 25.06.2012 16:30:30 Uhr Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnd.d-nb.de abrufbar. Es wurde größte Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten Angaben korrekt sind und dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Für im Werk auftretende Fehler können Autor, Redaktion und Verlag aber keine Verantwortung und daraus folgende oder sonstige Haftung übernehmen. Namen und Kennzeichen, die als Marken bekannt sind und entsprechenden Schutz genießen, sind durch das Zeichen ® geschützt. Aus dem Fehlen des Zeichens darf in Einzelfällen nicht geschlossen werden, dass ein Name frei ist. Das Wort Duden ist für den Verlag Bibliographisches Institut GmbH als Marke geschützt. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbietung in elektronischen Systemen. All Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. Titel der amerikanischen Originalausgabe: The New Dictionary of Cultural Literacy by E.D. Hirsch Jr., Joseph F. Kett, James Trefil © 2002 by Houghton Mifflin Harcourt Publishing Company Mit freundlicher Genehmigung von Houghton Mifflin Harcourt Publishing Company © Duden 2013 Bibliographisches Institut GmbH Dudenstraße 6, 68167 Mannheim E D C B A ISBN 978-3-411-05626-2 Auch als E-Book erhältlich unter: ISBN 978-3-411-90608-6 Redaktion: Michael Bauer Herstellung: Judith Diemer Layout: Horst Bachmann Satz: Bibliographisches Institut GmbH, Mannheim Umschlaggestaltung: glas-ag, Seeheim-Jugenheim Druck und Bindung: Parzeller Druck- und Mediendienstleistungen GmbH & Co. KG, Frankfurter Straße 8, 36043 Fulda Umschlagabbildungen: © DouDou – Fotolia.com: Hintergrundbild; MEV Verlag, Augsburg: Beethoven, Fisch; © CORBIS/Royalty-Free: Erde; Copyright ALK: Polle; picture-alliance/dpa, Frankfurt am Main: Roboter www.duden.de 978-3-411-05626-2_Titelei.indd 4 12.11.2012 14:16:03 Uhr Hinweise für die Benutzer Der moderne Mensch ertrinkt in Informationen. Alle paar Jahre verdoppelt sich das Wissen. Die Verunsicherung wächst: Was muss ich wissen, was sollte ich wissen, was ist nicht so wichtig? Ein Leitfaden durch das Labyrinth des Wissensangebots unserer Zeit zu sein ist das erklärte Ziel des vorliegenden Buchs. Es versammelt die Daten, Fakten und Zusam menhänge, die den Grundbestand unserer Allgemeinbildung darstellen. Fünf große Themenkreise, übersichtlich eingeteilt in Wissenskapitel, enthalten die alphabetisch geordneten Artikel. Bei der Reihenfolge der Stichwörter innerhalb der Kapitel wurden die bestimmenden Artikel »der«, »die«, »das« nicht berück sichtigt. Das rote Symbol kennzeichnet zusätzliche wissenswerte und interessante Einzel heiten zum Artikelinhalt oder auch Verknüpfungen zu anderen Wissensgebieten. Das Symbol am Artikelende signalisiert, dass zu einem Stichwort ein sog. Infokas ten vorhanden ist, der Zitate, Anekdoten oder bemerkenswerte Begebenheiten ent hält. Ein ausführliches Register am Ende des Buches führt jeden Benutzer schnell und sicher zu der gesuchten Information. Hinweise zur Aussprache Aussprachebezeichnungen stehen in eckigen Klammern hinter allen Stichwörtern, bei denen die Aussprache Schwierigkeiten bereiten könnte. Die lautsprachliche Um schrift folgt dem Internationalen Lautschriftsystem der Association Phonetique In ternationale; die verwendeten Zeichen bedeuten: a = helles a, dt. Blatt, frz. patte = dunkles a, dt. war, engl. rather ã = nasales a, frz. grand = dumpfes a, engl. but = halboffener Reibelaut b, span. Habanera c = Ichlaut, dt. mich ¸ = sj Laut (stimmlos), poln Sienkie wicz = stimmhaftes engl. th, engl. the ˙ æ= breites ä, dt. Äther = offenes e, dt. fett e = geschlossenes e, engl. egg, dt. Beet = dumpfes e, dt. alle ˜ = nasales e, frz. fin = geriebenes g, span. Tarragona, niederländ. Gogh i = geschlossenes i, dt. Wiese = offenes i, dt. bitte ı̃ = nasales i, port. Infante = lj, span. Sevilla = ng Laut, dt. Hang = nj Laut, Champagner = offenes o, dt. Kopf o = geschlossenes o, dt. Tor ø = geschlossenes ö, dt. Höhle œ= offenes ö, dt. Hölle œ̃= nasales ö, frz. parfum s = stimmloses s, dt. was z = stimmhaftes s, dt. singen = zj Laut (stimmhaft), poln. Zielona Gora = stimmloses sch, dt. Schuh = stimmhaftes sch, Garage = stimmloses th, engl. thing u = geschlossenes u, dt. Kuh = offenes u, dt. bunt ũ = nasales u, port. Atum v = stimmhaftes w, dt. Wald w= halbvokalisches w, engl. well x = Achlaut, dt. Krach y = geschlossenes ü, dt. Mütze = konsonantisches y, frz. Suisse = bezeichnet Länge des vorhergehenden Vokals = bezeichnet Betonung und steht vor der betonten Silbe, z. B. ætl = Attlee = unter Vokalen, gibt an, dass der Vokal unsilbisch ist ›Das große Buch der Allgemeinbildung‹ verzichtet weitgehend auf Abkürzungen: Einige wenige wurden dennoch verwendet. Es bedeuten: d. Ä. = der Ältere d. J. = der Jüngere d. Gr. = der Große hl. = heilige(r) Hl. = Heilige(r) Jh. = Jahrhundert Mio. = Millionen Mrd. = Milliarden n. Chr. = nach Christus u. a. = unter anderem, unter anderen v. a. = vor allem v. Chr. = vor Christus Inhaltsverzeichnis Geschichte und Gesellschaft Kapitel 1 Weltgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Kapitel 2 Deutsche Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Kapitel 3 Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Kapitel 4 Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Kultur und Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitel 7 Sprache Kunst und Musik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 Sprichwörter und Redewendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 Glauben und Denken Kapitel 8 Religion und Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Kapitel 9 Mythen, Sagen, Märchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 Kapitel 10 Die Bibel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345 Mensch und Leben Kapitel 11 Psychologie, Soziologie, Anthropologie, Ethnologie . . . . 367 Kapitel 12 Medizin und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 Kapitel 13 Die Wissenschaft vom Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 Erde, Naturwissenschaft und Technik Kapitel 14 Geografie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433 Kapitel 15 Geowissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495 Kapitel 16 Exakte Naturwissenschaften und Mathematik . . . . . . . . . 515 Kapitel 17 Die Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 549 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .564 DuLexAllgAufmacherk_2009 15.12.2010 11:22 Uhr Seite 1 1 Weltgeschichte 1 Weltgeschichte 2 Deutsche Geschichte 3 Politik 4 Wirtschaft Die Erforschung und Darstellung der Menschheitsgeschichte ist ein verhältnismässig junger Zweig der Geschichtswissenschaft. Sie geht auf die Geschichtsschreibung der Aufklärung zurück. Voltaires Werk »Versuch einer allgemeinen Weltgeschichte ...« aus dem Jahr 1756, in dem die Geschichte der Menschheit als gleichmäßiger Aufstieg von primitiver Barbarei bis zur Herrschaft von Vernunft und Tugend dargestellt wird, gilt als erste wirkliche Weltgeschichte. Seit dem 19. Jahrhundert versucht die Geschichtswissenschaft, die geschichtliche Entwicklung der verschiedenen Völker, Reiche und Kulturen in ihren wechselseitigen Beziehungen und inneren Gemeinsamkeiten zu einem Gesamtbild zusammenzufassen. Im 20. und 21. Jahrhundert, als Wissenschaften, Technologie, Massenkommunikation und Finanzierungsinstrumente die Menschheit in einen globalen Zusammenhang brachten, erhielt das Interesse an einer Universalgeschichte neuen Auftrieb. Dieses Kapitel will grundlegendes welthistorisches Wissen vermitteln, indem es auf die wichtigsten Personen und Begriffe eingeht. Eine vollständige Darstellung der Weltgeschichte wurde dabei nicht angestrebt. Abb A Abbasiden, muslimisches Herrschergeschlecht, das 750 die Omaijaden als Kalifen entmachtete und bis 1258 als Kalifen in Bagdad herrschte. Nach der Er oberung Bagdads durch die Mongolen lebte eine Zweiglinie der Abbasiden noch bis 1517 noch als Ka lifen (›Scheinkalifen‹) in Kairo. Abendland, Okzident, Bezeichnung für den west europäischen Kulturkreis, der sich im Mittelalter herausbildete und bis heute über kulturelle Gemein samkeiten verfügt. Das Abendland ist geistesge schichtlich von der römisch griechischen Antike und von der katholischen Weltkirche des Mittelal ters geprägt. Es umfasst die Länder mit katholischer bzw. protestantischer Bevölkerung im Gegensatz zu den Ländern mit orthodoxer Bevölkerung in Osteu ropa und islamischer Bevölkerung im Orient. Der Begriff leitet sich davon ab, dass das Abendland von Italien aus gesehen eher im Westen, wo die Sonne am Abend untergeht, liegt. Der Gegenbegriff ist Mor genland (Orient). Absolutismus, der monarchische Regierungs form, in der der Herrscher die uneingeschränkte und ungeteilte Staatsgewalt ohne Mitwirkung von Ständen oder Parlament innehat und über den Ge setzen steht. In Europa prägte der Absolutismus be sonders das 17. und 18. Jh., wobei der französische König Ludwig XIV. als Musterbeispiel eines absolu ten Monarchen gilt. In der 2. Hälfte des 18. Jh. bildete sich der aufgeklär te Absolutismus aus. Er war geprägt von den Ideen der Aufklärung (Kapitel 8) und sah im Herrscher den ›ersten Diener‹ des Staates, der dem Gemein wohl verpflichtet war. Beispiele für Monarchen die ses Stils waren Friedrich II., der Große, in Preußen und Joseph II. in Österreich. Im 19. Jh. wurde der Absolutismus in Europa weitgehend durch den par lamentarischen Verfassungsstaat abgelöst. Adel, ein ehemals sozial, rechtlich und politisch be vorrechtigter Stand, der durch eigene Lebensfor men und ein ausgeprägtes Standesbewusstsein ge kennzeichnet ist. Er beeinflusste in Europa über lan ge Zeiträume hinweg das gesamte gesellschaftliche Leben. Besonders in der Politik war der Adel ein be stimmender Faktor, da meist nur Adlige in wichtige Ämter gelangen konnten. Die Adelsvorrechte wur den überwiegend erst im 19./20. Jh. beseitigt. Der Adel ist meist erblich; in Monarchien kann er durch den Monarchen verliehen werden. In Deutschland 10 Weltgeschichte sind die bis 1918 verliehenen Adelsbezeichnungen nur noch Teil des Namens. Adoptivkaiser, Antoninen, die römischen Kaiser des 2. Jh., die durch Adoption zur Herrschaft ge langten, wenn geeignete männliche Erben fehlten. Die Adoption des Nachfolgers durch den regieren den Kaiser wurde dabei als ›Auswahl des Besten‹ verstanden. Afghanistankrieg, der mit dem Einmarsch sowjeti scher Truppen zum Schutz der kommunistischen Regierung 1979 ausgebrochene Krieg zwischen af ghanischen Regierungstruppen und sowjetischen Interventionstruppen (bis 1988/89) sowie islamisch orientierten Rebellengruppen (Mudschaheddin). Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen dauerte der Krieg als Bürgerkrieg zwischen verfeindeten Mudschaheddingruppen an. Seit 1994 griffen die Milizen der radikalislamischen Taliban in die Kämpfe ein und eroberten schnell den größten Teil des Landes. Nach der Einnahme von Kabul 1996 rie fen sie einen islamischen Staat aus, der 1997 den Na men ›Islamisches Emirat Afghanistan‹ erhielt. Nach den Terroranschlägen in New York und Wa shington am 11. September 2001, für die der saudi arabische Terrorist Osama Bin Laden (* um 1957, † 2011) verantwortlich gemacht wurde, der sich in Afghanistan aufhielt, griffen Anfang Oktober briti sche und amerikanische Truppen das Taliban Re gime an, das die Auslieferung Bin Ladens verwei gerte. Mit ihrer Unterstützung konnte die Nordalli anz bis Dezember 2001 den größten Teil des Landes einnehmen und noch im Dezember wurde eine bergangsregierung gebildet. Anfang 2002 wurde zur Absicherung des bergangsprozesses eine in ternationale Friedenstruppe unter UN Mandat nach Afghanistan entsandt. Bis 2012 wurden zwar politische Strukturen geschaffen, der Krieg dauert aber an; zunehmend sollen afghanische Sicherheits kräfte Verantwortung übernehmen; der endgültige Abzug der internationalen Streitkräfte ist noch of fen. ägäische Kultur, die bronzezeitliche Kultur des 3. und 2. Jahrtausends v. Chr. auf dem griechischen Festland (helladische und mykenische Kultur), den Inseln der Ägäis (Kykladenkultur), auf Kreta (mi noische Kultur) und an der Küste Kleinasiens. Zu ihrer höchsten Blüte kam sie um 1500 v. Chr. auf Kreta. Weltgeschichte Pella 334 M 331 330 32 4 Ekbatana 323 33 1 0 Susa 33 Opis Babylon 33 32 4 331 rs r abhängige Staaten 330 32 Alexandria ch Harmozeia er Go Alexandria Alexandria Sogdiane 325 Alexandria Rhambakia 325 325 ee es M Eroberungen Alexanders Alexandria Prophthasio 326 Alexandria Persepolis is Nil Pe Rot Königreich Makedonien 336 v. Chr. Pasargadai 329 5 3 24 Alexandria Drapsaka Baktra Alexandria Ohind am Paropamisos 3 27 Nikaia (Hindukusch) Bukephala Sangala Alexandria Alexandria Alexandropolis Phra 324 Alexandria 500 km Alexandria am Margos Zadrakarta Indus 331 Euph t ra Gaza Nikephorion Gaugamela 32 6 Issos Alexandria Alexandria Eschate Marakanda 29 s 333 Tigris Tyros Paraitonion Alexandria Pelusion 3 250 Schlacht Stadtgründung Alexanders s Meer 333 Tarsos Ammonion 0 333 u Ox Gordion Thapsakos 32 Aralsee che 4 M I T T E L M E E R Memphis Zug des Krateros l ys er Flottenzug des Nearchos persische Königsstraße pis e Ha Sparta Sardeis Ephesos Milet es Kriegszüge Alexanders des Großen 3 Sestos Byzantion Kas Schwarz 334 325 KAPITEL 333 325 Pattala lf Golf von Oma n Das Reich Alexanders des Großen 323 v. Chr. ägyptisches Reich, zusammenfassende Bezeich nung für die Reichsbildungen in Ägypten von 2850 v. Chr. bis zur Eroberung des Landes durch Alexan der den Großen 332 v. Chr. In dieser Zeit wurde Ägypten von 31 Dynastien regiert; man gliedert die se Zeit in Altes Reich (2660–2160), Mittleres Reich (2040–1785) und Neues Reich (1552–1070) mit Zwi schenzeiten, einer Frühzeit und einer Spätzeit. Nach Alexander dem Großen gehörte Ägypten zum grie chischen, dann zum römischen und seit dem 7. Jh. zum arabischen Kulturkreis. Albigenser, nach der Stadt Albi in Südfrankreich gebildete Bezeichnung für die südfranzösischen Ka tharer, die in den Albigenserkriegen (1209–29) im Rahmen eines Kreuzzuges vor allem durch die fran zösischen Könige unterworfen wurden. Damit wur de die Beherrschung des zuvor weitgehend unabhän gigen Südfrankreich durch die französische Krone eingeleitet. Alea iacta est, Die Würfel sind gefallen. Alexander der Große, König von Makedonien (* 356, † 323 v. Chr.). Als Herrscher über Griechen 1 A lt land begann Alexander 334 seinen Krieg gegen das Persische Reich, das er bis 327 ganz eroberte; 325 drang er bis nach Indien vor. Seine Bemühungen um eine Verschmelzung aller Reichsteile scheiterten an seinem frühen Tod. Danach zerfiel sein Reich schnell und wurde unter mehrere Nachfolger, die Diadochen, aufgeteilt. Die Kriegszüge Alexan ders erschlossen neue Räume und führten zur Ent stehung eines Welthandels und verkehrs, auf dessen Basis die hellenistische ›Weltkultur‹ entstehen konn te. Alexander wurde 342–340 von dem Philosophen Aristoteles unterrichtet, der ihm den Zugang zur griechischen Bildung vermittelte. Alliierte [zu französisch allier ›verbünden‹], Be zeichnung für eine Gruppe verbündeter (alliierter) Staaten, vor allem für die im Ersten Weltkrieg gegen die Mittelmächte, im Zweiten Weltkrieg gegen die Achsenmächte und im zweiten Golfkrieg 1991 gegen den Irak verbündeten Staaten. Alte Welt, Bezeichnung für die schon in der Antike bekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika im Gegensatz zu Amerika, der Neuen Welt, die erst seit 11 Weltgeschichte Ame der Entdeckung durch Kolumbus (1492) bekannt ist; Australien bleibt dabei unberücksichtigt. Amenophis, Echnaton IV. amerikanischer Bürgerkrieg, Sezessionskrieg. amerikanischer Unabhängigkeitskrieg, 1775–83, der Krieg zwischen Großbritannien und seinen 13 nordamerikanischen Kolonien, der zur Bildung der USA führte. Mit französischer Hilfe gelang es dem amerikanischen Oberkommandierenden George Washington 1781, die britischen Truppen zur Kapi tulation zu zwingen. Im Frieden von Paris erkannte Großbritannien 1783 die Unabhängigkeit der USA an. amerikanische Unabhängigkeitserklärung, weit gehend von Thomas Jefferson verfasstes und durch den Kontinentalkongress als parlamentarische Ver sammlung der 13 rebellierenden britischen Kolo nien in Nordamerika am 4. 7. 1776 verabschiedetes Dokument. Mit ihm erklärten sich die 13 Kolonien von Großbritannien unabhängig, erläuterten die Gründe für diesen Schritt und legten die Prinzipien dar, für die sie um ihre Unabhängigkeit kämpften. Der 4. Juli, der Tag der Verkündung der Unab hängigkeitserklärung, ist der Nationalfeiertag der USA. Einwanderung der Griechen nach Griechenland im 2. Jahrtausend v. Chr. und endet etwa um 500 n. Chr. mit der Absetzung des letzten weströmischen Kai sers (476). Die Antike prägte das abendländische Europa in vielfacher Hinsicht (z. B. in Wissenschaft, Kunst, Philosophie, Recht). Antisemitiismus, der Abneigung oder Feindselig keit gegen Juden. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gab es einen religiös begründeten Antisemi tismus, der den Juden die Kreuzigung Jesu Christi zum Vorwurf machte. Ein rassistischer Antisemitis mus entstand dagegen erst im 19. Jahrhundert. Im späten 19. und frühen 20. Jh. wurde der Antisemitis mus besonders in Deutschland und Frankreich zum politischen Schlagwort einzelner Politiker und Par teien. Schwere Judenverfolgungen (Pogrome) gab es in Russland. Der Antisemitismus gipfelte nach 1933 unter der Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland in der planmäßigen Ausrottung der großen Mehrzahl der europäischen Juden. Antoninen, Adoptivkaiser. Arbeiterbewegung, der Kampf der Industriearbei terschaft um die Beteiligung an der politischen und Amselfeld, serbisch Kosovo polje, fruchtbares Hochbecken im Kosovo. Das Amselfeld war wieder holt Stätte entscheidender Schlachten. Am 28. 6. 1389 besiegte ein türkisches Heer unter Murad I. (* 1326 ?, † 1389) ein südslawisch serbisches Heer unter Lazar I. Hrebeljanović (* um 1329, † 1389). Die Folge war die Unterwerfung Serbiens unter tür kische Herrschaft. Am 19. 10. 1448 wurde der ungarische Reichsverwe ser J. Hunyadi (* um 1408, † 1456) mit seinem Heer von den Türken unter Murad II. (* 1404, † 1451) ge schlagen. Ancien Régime, das [ã sj˜ re i m; französisch ›alte Regierungsform‹], Bezeichnung für das absolutis tisch regierte Frankreich vor der Französischen Re volution 1789, allgemein auch für die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Europa im 17./18. Jh., besonders die Welt des Adels. Antike, die [von lateinisch antiquus ›alt‹], Epo chenbegriff für das um das Mittelmeer zentrierte griechisch römische Altertum. Sie beginnt mit der 12 Arbeiterbewegung Plakat ›Arbeiter und Bauern‹ von Alexander Apsit (1920). Mit diesem Plakat wurde in der Sowjetunion das Klassenbündnis am Ende des Bürgerkrieges beschworen. Weltgeschichte Attila, König der Hunnen († 453). Er herrschte über ein Reich, dessen Mittelpunkt im heutigen Ungarn lag; es reichte im Osten bis zum Kaukasus und im Westen fast bis zum Rhein. Mit seinen Reiterheeren drang er tief ins Römische Reich ein. So konnte sein Kriegszug nach Gallien 451 erst nahe der Loire in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern durch eine Koalition von Westgoten, Burgundern, Fran ken und Römern gestoppt werden. Nach Attilas Tod zerfiel sein Reich. Attila lebt in Sagen und Liedern fort, so z. B. als Etzel im Nibelungenlied. Assyrien, im Altertum das Herrschaftsgebiet der Stadtfürsten von Assur, das seit etwa 2400 v. Chr. nachweisbar ist. Im 13. Jh. stieg Assyrien zur Groß macht im Vorderen Orient auf und beherrschte zeit weise auch Babylon und Ägypten. 612 v. Chr. ver nichteten Babylonier und Perser das assyrische Reich. Atatürk, Kemal Atatürk, Mustafa. Athen, in der Antike eine der bedeutendsten Städte und die größte Stadt Griechenlands. Athen war die führende Macht unter den griechischen Stadtstaa ten in den Perserkriegen. Unter Perikles erlebte es seine höchste politische und kulturelle Blüte ( atti sche Demokratie). Im Peloponnesischen Krieg un terlag es Sparta, 338 v. Chr. kam es unter makedoni sche, seit dem 2. Jh. v. Chr. unter römische Herr schaft. Mit dem Untergang des Römischen Reichs verfiel auch Athen; neue Bedeutung erlangte es erst seit 1834 als Hauptstadt des unabhängigen Grie chenland. Atlantik-Charta [ k...], 1941 von dem amerikani schen Präsidenten Franklin D. Roosevelt und dem britischen Premierminister Winston Churchill ver einbarte Erklärung über die Grundlagen einer zu künftigen Weltordnung, die nach dem Beitritt der Sowjetunion von allen Alliierten des Zweiten Welt kriegs als allgemeines Programm anerkannt wurde. Die Atlantik Charta forderte vor allem das Selbst bestimmungsrecht der Völker, den Aufbau eines kol lektiven Sicherheitssystems und die Entwaffnung von Friedensbrechern. Ihre Prinzipien und Ziele Der Parthenontempel auf der Akropolis in Athen ist das Hauptwerk der hochklassischen griechischen Kunst. Giebel und umlaufende Friese waren reich mit Reliefdarstellungen geschmückt. attische Demokratie, in Athen im 6./5. Jh. v. Chr. entstandene und unter Perikles vollendete Staats form. Sie zielte auf eine gleichmäßige politische Ver tretung aller Vollbürger der Stadt ab und sollte die Herrschaft eines Einzelnen (Tyrannis) verhindern. Die attische Demokratie gilt als ältestes Vorbild der modernen Demokratien, wenngleich antike Denker wie Platon und Aristoteles sie als nicht stabil kriti sierten. Aufklärung ;Kapitel 8. Augustus [lateinisch ›der Erhabene‹], eigentlich Gaius Octavianus, der erste römische Kaiser (* 63 v. Chr., † 14 n. Chr.). Von seinem Großonkel Gaius Julius Caesar testamentarisch adoptiert und zum Haupterben eingesetzt, setzte er sich als Mitglied des 2. Triumvirats gegen die Caesarmörder und 13 1 gingen 1945 in die ›Charta der Vereinten Nationen‹ ein. KAPITEL gesellschaftlichen Macht seit der Mitte des 19. Jahr hunderts. Den geschichtlichen Hintergrund bilde ten das starke Wachstum der Arbeiterschaft infolge der industriellen Revolution und die krisengefähr dete, sozialpolitisch und arbeitsrechtlich ungesi cherte Lage der Arbeiter. Zur geistigen Grundlage wurden sozialistische Ideen, besonders die von Karl Marx. In den einzelnen Staaten gestaltete sich die Arbeiter bewegung sehr unterschiedlich. Träger wurden im politischen Bereich die Arbeiterparteien und hin sichtlich der wirtschaftlichen Forderungen die Ge werkschaften. Nach dem Sieg der Bolschewiki in der russischen Oktoberrevolution 1917 spaltete sich die Arbeiterbewegung in die reformorientierte Sozi aldemokratie und die nach Revolution strebenden kommunistischen Parteien. A ug A zt danach gegen seine Bundesgenossen Marcus Anto nius (* um 82, † 30 v. Chr.) und Marcus Aemilius Le pidus (* um 90, † 13/12 v. Chr.) durch. Seit 30 v. Chr. war er alleiniger Herrscher Roms. Er behielt den for malen Staatsaufbau der römischen Republik bei, bündelte aber die wichtigsten Funktionen in seiner Person und formte so die Republik zur Monarchie um. Er beendete die Bürgerkriege, führte eine ge ordnete Verwaltung ein und rundete das Staatsge biet ab. Das Augusteische Zeitalter war eine Blüte zeit des Römischen Reiches. ›Augustus‹ war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit der offizielle lateinische Titel der Kaiser. Azteken, Indianervolk, das zur Zeit der spanischen Eroberung im 16. Jh. weite Gebiete Mexikos be herrschte. Seit dem 12. Jh. hatten die Azteken eine Hochkultur und ein bedeutendes Reich geschaffen, das durch Hernán Cortés 1519–21 für Spanien er obert wurde und unterging. Die Nachkommen der Azteken bilden noch heute einen Großteil der Bevöl kerung Zentralmexikos. B Babylon, Stadt in Mesopotamien, die erstmals Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. erwähnt wurde und vom Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. bis zu Alexander dem Großen das kulturelle Zentrum Vorderasiens war. Nach einem ersten Höhepunkt vom 18. bis 13. Jh. stand sie unter der Vorherrschaft Assyriens, erlebte dann aber im 6. Jh. unter Nebukadnezar II. (* 605, † 562 v. Chr.) als Neubabylonisches Reich ih re höchste Blüte. Ab 550 v. Chr. war Babylon eine der drei Hauptstädte des Perserreichs. ›Babylonische Gefangenschaft‹ nennt man den Zwangsaufenthalt der Juden in Babylonien unter Nebukadnezar II.; später im übertragenen Sinne auch den Aufenthalt der Päpste in Avignon (1309–76). Der ›Babylonische Turm‹ der Bibel war ein Stu fentempel in Babylon, der bis in den Himmel reichen sollte und dessen Fertigstellung Gott durch die ba bylonische Sprachverwirrung verhinderte ( Turm bau zu Babel, Kapitel 10). Bartholomäusnacht, auch Pariser Bluthochzeit, die Ermordung von Tausenden von Hugenotten mit ihren Führern in der Nacht zum 24. 8. (Bartholo mäustag) 1572 in Paris. Sie erfolgte auf Drängen der Königinmutter Katharina von Medici (* 1519, † 1589) wenige Tage nach der Hochzeit des Protes tanten Heinrich von Navarra (* 1553, † 1610), des 14 Weltgeschichte späteren Königs Heinrich IV., mit Margarete von Valois (* 1553, † 1615), der Schwester des Königs Karl IX. (* 1550, † 1574). Die Bartholomäusnacht brachte die Hugenotten in unversöhnlichen Gegen satz zur Krone. Bastille [bas ti j], im 14. Jh. erbaute Burg in Paris. Die als Staatsgefängnis benutzte Bastille wurde im Verlauf der Französischen Revolution am 14. 7. 1789 von einer revolutionären Menschenmenge gestürmt und später zerstört. Dieses Ereignis gilt als entschei dender Durchbruch der Revolution. Der 14. Juli, der Tag des Sturms auf die Bastille, ist der französische Nationalfeiertag. Becket, Thomas Erzbischof von Canterbury (* 1118, † 1170). Zunächst enger Vertrauter und Kanzler des englischen Königs Heinrich II. (* 1133, † 1189), trat er nach seiner Ernennung zum Erzbi schof von Canterbury (1162) energisch für die Rech te der Kirche gegen den König ein. Nachdem er sei ne Gegner 1170 gebannt hatte, wurde er in der Ka thedrale von Canterbury von vier Gefolgsleuten des Königs ermordet. Schon 1173 wurde er heilig ge sprochen. Sein Leben wurde in Dramen von T. S. Eliot und von Jean Anouilh verarbeitet. Befreiungskriege, Freiheitskriege, die Kriege der europäischen Mächte 1813–15 gegen die Herrschaft Napoleons I. Österreich, Russland, Preußen und Schweden vereinigten sich und besiegten Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig (16.–19. 10. 1813). Nach weiteren Kämpfen zogen die Verbündeten am 31. 3. 1814 in Paris ein. Napoleon wurde auf die Insel Elba verbannt. Im März 1815 (während des Wiener Kongresses) landete Napoleon wieder in Frankreich, es begann die ›Herrschaft der Hundert Tage‹. Bei Waterloo siegten am 18. 6. 1815 der preußische Marschall Blü cher und der britische Feldherr Arthur Wellesley, Herzog von Wellington (* 1769, † 1852), gemeinsam über Napoleon. Wieder wurde Paris eingenommen. Napoleon wurde auf die Insel Sankt Helena ver bannt. Benedikt von Nursia, Ordensgründer (* um 480, † 547), Gründer und Abt des ersten Benediktiner klosters Monte Cassino bei Neapel. Durch die von ihm verfasste und nach ihm benannte Regel für das Ordensleben wurde er der Begründer des abendlän dischen Mönchtums. Weltgeschichte seinem Tod dankte er ab. Nach ihm wurde der Staat Bolivien benannt. Ben Gurion, David früher David Grün, israelischer Politiker(* 1886, † 1973). Als Anhänger der zionisti schen Bewegung kam der in Polen geborene Ben Gu rion 1906 nach Palästina, wo er 1921 Mitbegründer der jüdischen Gewerkschaftsbewegung und 1930 der sozialistischen Partei war. 1948 rief er den Staat Israel aus und war dessen erster Ministerpräsident, 1955–63 auch Verteidigungsminister. Bolschewiki [russisch ›Mehrheitler‹], seit 1903 der am marxistischen Konzept der proletarischen Welt revolution festhaltende größere, von Lenin geführte Flügel der russischen Sozialdemokraten im Gegen satz zu den reformorientierten Menschewiki (›Min derheitler‹). Die Bolschewiki ergriffen mit der Okto berrevolution 1917 die Macht in Russland und er richteten die Sowjetunion. Aus den Bolschewiki ging die Kommunistische Partei der Sowjetunion hervor. Berliner Kongress, 1878, Zusammenkunft der füh renden Staatsmänner der europäischen Großmäch te und des Osmanischen Reichs in Berlin zur Neu ordnung der Verhältnisse auf dem Balkan nach dem russisch türkischen Krieg von 1877/78. Als ›ehrli cher Makler‹ übernahm der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck die Aufgabe, die unterschiedli chen Interessen von Großbritannien, Russland und Österreich Ungarn auszugleichen. Die Folge war je doch eine Verschärfung des russisch österrei chischen Gegensatzes und der nationalen Frage auf dem Balkan. Bettelorden, im 13. Jh. entstandene Mönchsorden (Franziskaner, Dominikaner), die auf Besitz ver zichten und sich durch Arbeit oder Betteln erhalten. Sie wollten der Verweltlichung der Kirche entgegen wirken und prägten stark das kirchliche Leben des späten Mittelalters. Bettelorden verbinden klöster liches Leben mit seelsorgerischer Tätigkeit. Bill of Rights, die [ v ra ts; englisch ›Gesetz der Rechte‹], das englische Staatsgrundgesetz von 1689, das nach der Vertreibung Jakobs II. entworfen wur de. Es verbrieft u. a. die parlamentarische Redefrei heit und macht die Erhebung von Steuern und den Unterhalt eines stehenden Heeres von der Billigung des Parlaments abhängig. Die Bill of Rights war eine wichtige Voraussetzung für die parlamentarische Regierungsform in Großbritannien. Blut, Schweiß und Tränen, ton. Churchill, Sir Wins Bolı́var, Simon südamerikanischer Politiker und Freiheitskämpfer (* 1783, † 1830), Führer des Unab hängigkeitskampfes des nördlichen Südamerika ge gen die spanische Kolonialherrschaft 1811–24. Er regierte 1825–30 als Diktator die neu entstandene Republik Großkolumbien, konnte aber den Abfall Venezuelas und Perus nicht verhindern. Kurz vor Borgia [ b rd a], aus Spanien stammendes Adelsge schlecht, aus dem die Päpste Calixtus III. (* 1378, † 1458, Papst ab 1455) und Alexander VI. (* 1430, † 1503, Papst ab 1492) stammten, deren Vetternwirt schaft die Borgia Reichtum, Einfluss und Macht verdankten. Die Borgia Päpste stehen sinnbildlich für die Päpste der Renaissancezeit, die vor allem Wert auf Macht und Luxus legten und ihre geistli chen Aufgaben vernachlässigten. Berühmte Vertreter der Borgia sind auch Lu crezia Borgia (* 1480, † 1519), eine Tochter Ale xanders VI., deren Jahrhunderte überdauernder schlechter Ruf durch zeitgenössische Verleumdung entstand, und ihr Bruder, der als Musterbeispiel ei nes Renaissancemenschen geltende Cesare Borgia (* 1475, † 1507). Boston Tea Party [ b st n ti p t ; englisch ›Bos toner Teefeier‹], die Vernichtung einer Ladung Tee der britischen Ostindischen Kompanie durch als In dianer verkleidete Bürger im Hafen von Boston am 16. 12. 1773. Dieser Protest gegen die Teesteuer ver schärfte den Konflikt der nordamerikanischen Ko lonien mit dem Mutterland Großbritannien, der letztlich zur amerikanischen Unabhängigkeitserklä rung führte. Bourbonen [bur...], französisches Herrscherge schlecht, das 1589–1792 und 1814–30 sowie in einer Nebenlinie 1830–48 alle französischen Könige stellte. Weitere Nebenlinien herrschten 1701–1808, 1814–68, 1874–1931 und seit 1975 in Spanien, 1735–1860 in Neapel Sizilien und 1731–36 und 1748–1803 im italienischen Herzogtum Parma. Bourgeoisie, die [b r wa zi ; französisch], Be zeichnung für das wohlhabende städtische Bürger tum des 19. Jahrhunderts. Als Spitzengruppe des 15 KAPITEL Eine wichtige Maxime aus der Benediktinerregel lautet: ›Ora et labora!‹ (›Bete und arbeite!‹). 1 B ou Box dritten Standes stieg die Bourgeoisie durch die Französische Revolution zur führenden gesell schaftlichen Kraft in Frankreich auf. Im marxisti schen Sprachgebrauch ist die Bourgeoisie die füh rende Klasse der kapitalistischen Gesellschaft, da sie über die entscheidenden Produktionsmittel und das Finanzkapital verfügt. Sie ist somit der eigent liche Gegner der Arbeiterschaft und wird im Zuge einer Revolution durch das Proletariat entmach tet. Boxeraufstand, nach dem chinesischen Geheim bund der Boxer benannter Aufstand im Jahr 1900, der sich vor allem gegen den westlichen Einfluss in China richtete und in der Kriegserklärung der chi nesischen Regierung an die europäischen Mächte gipfelte. In der Folge besetzte eine gemeinsame Ar mee Großbritanniens, Frankreichs, Russlands, Ita liens, Deutschlands, Österreich Ungarns und der USA Peking und schlug den Aufstand nieder. Aus dem Krieg gegen die Boxer stammt der Aus spruch des britischen Oberbefehlshabers ›Germans to the front‹ (›Deutsche an die Front‹). Breschnew, Leonid Iljitsch sowjetischer Politiker (* 1906, † 1982). Er war 1964 führend am Sturz N. Chruschtschows beteiligt und seither Parteivor sitzender der KPdSU. In den folgenden Jahren ver drängte Breschnew zunehmend die anderen Mitglie der der Staats und Parteiführung und wurde 1977 Staatsoberhaupt der Sowjetunion. Unter ihm setzte innenpolitisch wieder eine verschärfte Unterdrü ckungspolitik ein, außenpolitisch verstärkte sich der Druck auf die Staaten des Ostblocks. Das Hauptziel seiner Politik war es, die Großmachtstellung der Sowjetunion zu erhalten und auszubauen. Breschnew-Doktrin, von dem sowjetischen Staats und Parteichef Leonid Breschnew aufgestellte The se von der beschränkten Unabhängigkeit der Ost blockstaaten, die sich der Führungsmacht Sowjet union unterzuordnen hätten. Die Breschnew Dok trin diente u. a. 1968 zur Rechtfertigung des Einmar sches von Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei ( Prager Frühling). Brest-Litowsk, Stadt in Weißrussland, in der am 3. 3. 1918 der von den Mittelmächten diktierte Frieden zwischen ihnen und Sowjetrussland ge schlossen wurde. Russland verlor Polen, Litauen, Kurland und die Ukraine sowie Gebiete im Süden Armeniens. In einem Zusatzvertrag vom August 16 Weltgeschichte 1918 erkannte es auch die Unabhängigkeit Estlands, Livlands und Georgiens an. Briand, Aristide [bri ã], französischer Politiker (* 1862, † 1932). Als Ministerpräsident und Außenmi nister bemühte sich Briand in den 1920er Jahren um Abrüstung und eine deutsch französische Aussöh nung. Für seine Bemühungen um den Locarno Pakt erhielt er mit dem deutschen Außenminister Gustav Stresemann (Kapitel 2) 1926 den Friedensnobel preis. Im Briand Kellogg Pakt erreichte er 1928 die völkerrechtliche Ächtung des Angriffskrieges. Britisches Empire [ empa ], das englisch briti sche Weltreich. Nach Anfängen im 16. Jh. erwarb England im 17. Jh. Kolonien in Nordamerika und in der Karibik sowie Handelsniederlassungen in West afrika und Indien. In Kriegen gegen Frankreich ver größerte es im 18. Jh. diese Besitzungen. Die Unab hängigkeit der USA (1776/83) brachte das Ende die ses ›Ersten Empire‹. Im 19. Jh. erwarb Großbritannien umfangreichen Kolonialbesitz: Kanada und Australien wurden er schlossen, Indien restlos britischer Herrschaft un terworfen und weite Teile Afrikas kamen unter bri tische Gewalt. Die von Europäern besiedelten Ko lonien erhielten in der 2. Hälfte des 19. Jh. parla mentarische Selbstverwaltung und wurden zu Do minions zusammengeschlossen (Kanada 1867, Aus tralien 1901, Neuseeland 1907, die Südafrikanische Union 1910). Seit 1918 stiegen sie zu selbstständi gen, dem Mutterland gleichgestellten Mitgliedern des Britischen Reichs auf. Die anderen Kolonien wurden vom Mutterland direkt verwaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste Großbritannien auch diese nach und nach in die Unabhängigkeit entlassen. Viele von ihnen sind jedoch bis heute im Commonwealth of Nations (Kapitel 3) zusam mengeschlossen. Bronzezeit [ br˜s ...], vorgeschichtliche Kulturstufe zwischen der Steinzeit und der Eisenzeit, die vor allem durch den Gebrauch von Bronze zur Her stellung von Geräten und Waffen geprägt war. In fast allen Teilen der Alten Welt gab es eine Bronze zeit, deren Beginn und Dauer jedoch nach regiona len Gegebenheiten unterschiedlich war. In Mitteleu ropa begann sie etwa zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. und dauerte bis gegen 700 v. Chr. Brot und Spiele, lateinisch panem et circenses, Zitat aus den Satiren des römischen Schriftstellers Weltgeschichte Bronzezeit Wallanlage aus Holz und Erde (Rekonstruktion im Freilichtmuseum Biskupin, Polen). Sie ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Befestigungsanlagen der jüngeren Bronzezeit. Juvenal (* um 60, † 140 n. Chr.), der damit ausdrück te, dass man dem Volk nur genügend zu essen und Vergnügungen bieten müsse, um es zufrieden zu stellen. Brutus, eigentlich Marcus Iunius Brutus, einer der Mörder Caesars (* 85, † 42 v. Chr.). Obwohl Caesar ihn großzügig förderte, wurde Brutus als Anhänger der römischen Republik das Haupt der Verschwö rung gegen Caesar. Nach der Niederlage der Ver schwörer in der Schlacht bei Philippi 42 v. Chr. ge gen Marcus Antonius (* um 82, † 30 v. Chr.) und Au gustus beging er Selbstmord. ›Auch du, Brutus?‹ (lateinisch ›Et tu, Brute?‹), waren nach dem römischen Schriftsteller Sueton (* um 70, † um 140) die letzten Worte Caesars, als er bei seiner Ermordung Brutus unter seinen Mördern erkannte. Buren, die ehemals politisch führende Bevölke rungsgruppe in Südafrika, die sich selbst als Afri kaander bezeichnen. Die Buren sind Nachkommen der seit 1652 ins Kapland eingewanderten niederlän dischen, deutschen und französischen Siedler. Sie zogen 1835–38 im Großen Treck nach Norden und gründeten die Burenstaaten Natal, Transvaal und Oranjefreistaat, die 1843 (Natal) und dann nach dem Burenkrieg 1902 unter britische Herrschaft kamen. Burenkrieg, der Krieg zwischen Großbritannien und den von Buren besiedelten südafrikanischen Staaten Transvaal und Oranjefreistaat 1899–1902. Er führte nach harten Kämpfen zur Eingliederung der Burenstaaten in das Britische Empire. Burgunder, Burgunden, germanischer Stamm, der seit 406/407 im Gebiet um Mainz, Alzey und Worms siedelte. Von hier 436 durch Römer und Hunnen vertrieben, wurden die Burgunder im Rhônegebiet angesiedelt, wo sie ein Reich gründeten. 532 wurden sie von den Franken besiegt und ins Fränkische Reich eingegliedert. Die Niederlage der Burgunder im Kampf gegen die Hunnen fand Eingang ins Nibelungenlied. Byzantinisches Reich, das Oströmische Reich, das nach der Reichsteilung 395 n. Chr. entstand und die östliche Hälfte des Römischen Reichs umfasste. Es war geprägt von der staatliche Tradition Roms und einer Verbindung von hellenistischer und christli cher Kultur. Seit dem 7. Jh. wurde es auf dem Balkan durch die Slawen, in Afrika und dem Vorderen Ori ent durch den Islam immer weiter zurückgedrängt. Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Tür ken 1453 ging es unter. Den Namen Byzantinisches Reich für das Oströ mische Reich prägten erst die Humanisten nach By zanz, dem antiken Namen von Konstantinopel. C Caesar, eigentlich Gaius Iulius Caesar, römischer Staatsmann und Feldherr (* 102 oder 100, † 44 v. Chr.). Nach der Unter werfung Galliens unter die Herrschaft Roms setzte sich Caesar im Bürgerkrieg (49–45 v. Chr.) gegen Gnaeus Pom peius (* 106, † 48 v. Chr.) als Gaius Iulius Caesar alleiniger Machthaber durch. 44 v. Chr., an den Iden des März, wurde er von Anhängern der Republik, die ihm vorwarfen, eine Monarchie errichten zu wollen, ermordet. Nach ihm nannten sich die späteren römischen Kaiser Caesaren. Von ›Caesar‹ ist das deutsche Wort ›Kaiser‹ ebenso wie das russische ›Zar‹ abgeleitet. Caesar erlangte Ruhm auch als Schriftsteller. 17 KAPITEL Bürgerkönig, Beiname des französischen Königs Louis Philippe (* 1773, † 1850), der nach der Julire volution von 1830 als Kandidat des liberalen Groß bürgertums auf den Thron kam. Außenpolitische Misserfolge und die Verschleppung innenpolitischer Reformen führten 1848 zu seinem Sturz in der Februarrevolution. Er war der letzte französische König. 1 C ae Cal berliefert sind von ihm die Schriften über den Gal lischen Krieg (›De bello Gallico‹) und über den Bür gerkrieg gegen Pompeius. CAE SA R Den Rubikon überschreiten Im Jahr 49 v. Chr. überschritt der römische Konsul Iulius Caesar, um seine Stellung gegenüber Pompeius zu behaupten, mit seinem Heer den Fluss Rubikon, der Italien von der Provinz Gallia Cisalpina trennte. Damit beschwor er den Bürgerkrieg herauf, der ihm die Macht im Staat sicherte. Die Redewendung wird noch heute im Sinn von ›eine folgenschwere, nicht mehr rückgängig zu machende Entscheidung treffen‹ gebraucht. Weltgeschichte † 1973) und übernahm 1959 die Macht. Seit 1961 führte er, in Anlehnung an die Sowjetunion, eine kommunistische Diktatur in Kuba ein. Das Kuba Castros wurde in den 60er und 70er Jahren häufig als Modell für die Dritte Welt angesehen. Der ver heerende wirtschaftliche Niedergang seit dem Zu sammenbruch des Ostblocks nach 1989, verstärkt durch die Wirtschaftsblockade der USA, zwang Castro, marktwirtschaftliche Ansätze (z. B. Bauern märkte) zuzulassen. Krankheitsbedingt übergab er 2006 seine Ämter seinem Bruder Raúl und trat 2008 als Präsident zurück. Calvin, Johannes französisch schweizerischer Re formator (* 1509, † 1564). Calvin wirkte seit 1536 hauptsächlich in Genf, wo er eine strenge Kirchen zucht einführte, die alle Lebensbereiche erfasste und notfalls mit Gewalt durchgesetzt wurde. Er ist neben Ulrich Zwingli (* 1484, † 1531) Begründer der refor mierten Kirchen ( Kalvinismus, Kapitel 8). Cato, eigentlich Marcus Porcius Cato Censorius, rö mischer Staatsmann (* 234, † 149 v. Chr.). Cato gilt wegen seines konservativen Festhaltens an alten rö mischen Werten und Institutionen als Hauptvertre ter altrömischer Staats und Moralvorstellungen, der besonders im Gegensatz zum nach Rom eindrin genden Hellenismus stand. Als unversöhnlicher Gegner Karthagos soll Cato jede seiner öffentlichen Reden mit dem Satz ›Cete rum censeo Carthaginem esse delendam‹ (›Im bri gen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.‹) beendet haben. Camp-David-Abkommen [ kæmp de v d ], nach den vorangegangenen Verhandlungen auf dem Landsitz der amerikanischen Präsidenten, Camp David, benanntes ägyptisch israelisches Abkom men von 1978, das den israelischen Rückzug von be setztem ägyptischem Gebiet (Sinaihalbinsel) regel te. Es führte 1979 zum Abschluss des ägyptisch is raelischen Friedensvertrags, der den seit der Grün dung Israels 1948 bestehenden Kriegszustand zwi schen beiden Staaten beendete. Chamberlain, Neville [ t e mb l n], britischer Po litiker (* 1869, † 1940). Als Premierminister (1937–40) betrieb Chamberlain zunächst eine Be schwichtigungspolitik ( Appeasement, Kapitel 3) gegenüber dem nationalsozialistischen Deutsch land, die im Münchner Abkommen gipfelte. Nach deren Scheitern gab er im März 1939 eine Garantie erklärung für Polen ab und erklärte Deutschland nach dessen berfall auf Polen im September 1939 den Krieg. Cannae. Bei der antiken Ortschaft Cannae in Süd italien fand am 2. 8. 216 v. Chr. eine Schlacht zwi schen dem karthagischen Heer unter Hannibal und einem erheblich größeren römischen Heer statt. Es gelang Hannibal, das römische Heer durch die kar thagische Reiterei einzukesseln und die römische Armee fast völlig zu vernichten. Die Schlacht von Cannae gilt bis heute als Muster einer Umfassungsschlacht und wird von Militär theoretikern studiert. Che Guevara [t e ge ara], eigentlich Ernesto Gue vara Serna, lateinamerikanischer Revolutionär (* 1928, † 1967). Che Guevara war als Industriemi nister (1961–65) maßgeblich an der revolutionären Umgestaltung Kubas unter Fidel Castro Ruz betei ligt. Bei dem Versuch, in Bolivien eine Guerillaorga nisation aufzubauen, wurde er erschossen. Che Guevara war eine Leitfigur der Befreiungs bewegungen in der Dritten Welt und ein Idol der Stu dentenbewegung 1968. Castro Ruz, Fidel [ rus], kubanischer Revolutionär und Politiker (* 1927). Castro kämpfte 1956–59 mit einer Rebellenarmee gegen den damaligen kubani schen Staatspräsidenten Fulgencio Batista (* 1901, Chiang Kai-shek [t ia kai k], chinesischer Gene ral und Politiker (* 1887, † 1975). Als Führer der Kuomintang setzte er sich ab 1925 in ganz China ge gen regionale Machthaber durch. Seine Innenpolitik 18 Weltgeschichte Die Chinesische Mauer bei Jinshanling, etwa 120 km nordöstlich von Peking war von Antikommunismus und dem Festhalten an traditionellen Leitbildern geprägt. Während des Zweiten Weltkriegs lehnte er sich eng an die USA an. Im chinesischen Bürgerkrieg (1946–49) von den Kommunisten geschlagen, musste er 1949 nach Tai wan fliehen, wo er die Republik China errichtete; 1950 bis zu seinem Tod war er deren Präsident. Chinesische Mauer, mit einer Gesamtlänge von über 2 500 km die größte Schutzanlage der Erde im Norden Chinas. Um 200 v. Chr. begonnen, erhielt sie ihre heutige Form im 15. Jahrhundert. Sie diente der Sicherung Chinas gegen die Mongolen. Chou En-lai [d u ], Zhou Enlai. Chruschtschow, Nikita Sergejewitsch [xru...], sowjetischer Politiker (* 1894, † 1971). Als Nachfol ger Stalins führte Chruschtschow innenpolitische Reformen durch. Außenpolitisch warb er um ›fried liche Koexistenz‹, deren Grenzen sich jedoch in der Unterdrückung des Ungarnaufstands (1956) und der Entscheidung für den Bau der Berliner Mauer zeigten. In seiner Amtszeit kam es über die Frage der Führung der kommunistischen Weltbewegung zum Bruch mit den chinesischen Kommunisten. 1964 wurde er von einer Politiker gruppe um Leonid Breschnew gestürzt. Churchill, Sir Winston [ t t l], britischer Politiker (* 1874, † 1965). Nachdem er bereits im Ersten Weltkrieg als Marine und Munitionsminister ent scheidenden Einfluss ausgeübt hatte, stand Churchill als früh Sir Winston Churchill Cicero, eigentlich Marcus Tullius Cicero, römischer Politiker und Schriftsteller (* 106, † 43 v. Chr.). Cice ro, ein entschiedener Verfechter der römischen Re publik, stieg zu höchsten Staatsämtern auf; als Kon sul vereitelte er 63 die Verschwörung des Catilina. Seine größte Bedeutung liegt jedoch in seinem schriftstellerischen Schaffen, durch das er – unter Vermittlung der griechischen Gedankenwelt an die Römer – zum eigentlichen Schöpfer des klassischen Lateins wurde. Er beeinflusste entscheidend die abendländische Geistesgeschichte. SIR WIN ST ON CHURC HI LL Blut, Schweiß und Tränen Dieser Ausspruch stammt aus einer Rede, die Sir Winston Churchill als Premierminister am 13. Mai 1940 vor dem Unterhaus hielt. Er appellierte damit an den Widerstandsgeist und Durchhaltewillen des britischen Volkes angesichts der Bedrohung durch Hitlerdeutschland. ›Ich möchte dem Haus sagen, was ich zu denjenigen sagte, die sich dieser Regierung angeschlossen haben: Ich habe nichts anzubieten als Blut, Mühe, Tränen und Schweiß.‹ Clemenceau, Georges [klemã so], französischer Politiker (* 1841, † 1929). Als französischer Minis terpräsident (1917–20) versuchte Clemenceau nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, Deutschland so weit wie möglich zu schwächen ( Versailler Ver trag, Kapitel 2). Er war ein glühender Nationalist und wohl die stärkste Politikerpersönlichkeit im Frankreich seiner Zeit. Club of Rome [kl b v r m], ein 1968 gegründeter informeller Zusammenschluss von Wissenschaft lern, Politikern und Wirtschaftsführern aus zahlrei chen Ländern mit Sitz in Paris. Ziel ist die Erfor 19 KAPITEL zeitiger Warner vor Hitler nach 1933 der britischen Beschwichtigungspolitik ( Appeasement, Kapi tel 3) Neville Chamberlains ablehnend gegenüber. Im Zweiten Weltkrieg leitete er als Premierminister (seit 1940) mit dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt und dem sowjetischen Staatschef Stalin die politische und militärische Kriegführung der Al liierten. Churchill malte und war auch schriftstellerisch tätig. Für sein Werk über den Zweiten Weltkrieg er hielt er 1953 den Nobelpreis für Literatur. 1 C lu Weltgeschichte Clu schung der Menschheitsprobleme, vor allem der wirtschaftlichen, politischen, ökologischen, sozia len und demografischen Situation der Mensch heit. CLU B O F RO ME Die Zukunft der Menschheit Die ›Berichte an den Club of Rome‹ machten ihn weltweit bekannt und trugen zur Schärfung des Bewusstseins für die globalen Probleme bei. Im ersten Bericht ›Die Grenzen des Wachstums‹ aus dem Jahr 1972 steht die Warnung: ›Jeder Tag exponentiellen Wachstums bringt die Welt näher an die letztgültigen Grenzen dieses Wachstums.‹ Cluny [kly ni], 910 gegründete Benediktinerabtei in Burgund, die im 11./12. Jh. Ausgangs und Mittel punkt einer umfassenden Erneuerungsbewegung des abendländischen Mönchtums und der Kirche insgesamt war. Die cluniazensische Reform führte, nach einem Niedergang des kirchlichen Lebens im 10. Jh., zu einer neuen Blüte im hohen Mittelalter. Die Abteikirche von Cluny war bis zum Bau der heutigen Peterskirche in Rom im 16. Jh. die größte Kirche der Christenheit. Cook, James [k k], britischer Seefahrer (* 1728, † 1779). Cook leistete auf drei Weltumsegelungen (1768–71, 1772–75, 1776–80) Bahnbrechendes zur Erforschung Australiens und Ozeaniens sowie des antarktischen Raums. Er wurde auf seiner letzten Fahrt auf Hawaii von Eingeborenen erschlagen. Cordon sanitaire, der [k r d˜ sani t r; franzö sisch ›Sicherheitsgürtel‹], politisches Schlagwort für den 1919/20 auf britisches und französisches Drän gen errichteten Staatengürtel von Finnland über die baltischen Staaten und Polen bis Rumänien, der Sowjetrussland vom übrigen Europa trennen sollte, um dieses vor der ›bolschewistischen Weltrevolu tion‹ zu schützen. Cortés, Hernán, auch Hernando Cortez, Eroberer Mexikos (* 1485, † 1547). Cortés eroberte 1519–21 das Aztekenreich, das den größten Teil Mexikos um fasste, für Spanien. Sein rücksichtsloses Vorgehen führte zum Zusammenbruch der aztekischen Kul tur. Als Statthalter des nun Neuspanien genannten Gebietes drang er bis Honduras und Kalifornien vor. 20 Cromwell, Oliver [ kr mw l], englischer Staats mann (* 1599, † 1658). Cromwell, ein strenger Puri taner, entschied als Heerführer 1644/45 den eng lischen Bürgerkrieg ( Puritanische Revolution) zu gunsten des Parlaments gegen den Absolutismus des Königs Karl I. (* 1600, † 1649), drängte 1648 das Parlament beiseite und ließ 1649 den König hinrich ten. Als ›Lord Protector‹ herrschte er über England, das er erstmals mit Schottland und Irland zusam menschloss. Durch siegreiche Kriege gegen die Nie derlande und Spanien begründete er die See und Handelsmacht Englands. D Dalai-Lama, das politische und religiöse Oberhaupt der Tibeter. Der gegenwärtige 14. Dalai Lama Ten zin Gyatso (* 1935; 1940 inthronisisert) floh nach der Besetzung Tibets durch China und einem nieder geschlagenen Volksaufstand ( Tibetfrage) 1959 nach Indien, wo er seither im Exil lebt. Von hier setzt er sich für die friedliche Wiedererringung der tibeti schen Unabhängigkeit ein. 1989 wurde ihm der Frie densnobelpreis verliehen. Danton, Georges [dã t˜], französischer Revolutio när (* 1759, † 1794). Als Justizminister der Revolu tionsregierung organisierte Danton 1792 die Terror herrschaft. Nach der Abwehr der äußeren Feinde der Revolution im 1. Koalitionskrieg trat er 1794 für den Abbau des Terrors ein, weshalb er von den Radi kalen um Robespierre als Verräter angeklagt und hingerichtet wurde. Seine Rolle in der Französischen Revolution wurde mehrfach literarisch verarbeitet, so z. B. in dem Drama ›Dantons Tod‹ (1835) von Georg Büch ner, der darin in Bezug auf Dantons Schicksal den Ausspruch prägte: ›Die Revolution frisst ihre eige nen Kinder.‹ Dareios I., persischer König (* 550, † 486 v. Chr.). Er erweiterte das Persische Reich im Osten bis zum Indus. Mit seinen misslungenen Kriegszügen gegen die Griechen (Schlacht bei Marathon 490 v. Chr.) begannen die Perserkriege. Dayton-Abkommen [ de tn ], nach dem Verhand lungsort Dayton in Ohio (USA) benanntes Abkom men von 1995, das die auf der Bosnien Konferenz (Kroatien, Jugoslawien Serbien, Bosnien und Her zegowina, die USA als Vermittler) getroffenen Ver einbarungen für eine Friedensregelung in Bosnien und Herzegowina festschrieb und zum Frieden von Paris führte (Dezember 1995). Bosnien und Herze Weltgeschichte Deng Xiaoping [ ciao...], chinesischer Politiker (* 1904, † 1997). Nach¸ dem Tod Mao Zedongs (1976) stieg Deng zum ›starken Mann‹ Chinas auf. Im In nern verfolgte er eine Politik der Wirtschaftsrefor men bei gleichzeitigem Festhalten am überkomme nen politischen System. Außenpolitisch öffnete er China nach Westen. Seit 1987 zog er sich aus den meisten Führungspositionen zurück, behielt aber seinen beherrschenden Einfluss. 1989 war er maß geblich für die Niederschlagung der Demokratiebe wegung verantwortlich. Diadochen [griechisch ›Nachfolger‹], die Feldher ren Alexanders des Großen, die nach dessen Tod (323 v. Chr.) sein Weltreich unter sich aufteilten. Die Diadochenkämpfe um die Ausdehnung dieser Teil reiche (Diadochenreiche) fanden erst 281 v. Chr. ihr Ende. Disraeli, Benjamin britischer Politiker (* 1804, † 1881). Als Führer der konservativen Partei war Disraeli 1868 und 1874–80 britischer Premierminis ter. Er gilt als einer der Hauptvertreter des briti schen Imperialismus. divide et impera! [lateinisch ›teile und herrsche!‹], die politische Maxime, durch Spaltung der Gegner Macht zu gewinnen; sie wird, ohne Beweis, auf Kö nig Ludwig XI. (* 1423,† 1483) von Frankreich zu rückgeführt. Dominion, das [d m nj n; englisch ›Herrschaft‹, ›Gebiet‹], seit 1907 offizielle Bezeichnung für die sich selbst regierenden Staaten innerhalb des Briti schen Reichs ( Britisches Empire). Sie werden seit 1945 als ›Members of the Commonwealth‹ (Mitglie der des Commonwealth) bezeichnet. Dominotheorie, im Kalten Krieg entstandene Theorie über die fortschreitende Ausbreitung des Kommunismus, vor allem in Südostasien. Wie bei einer Reihe hintereinander stehender Dominosteine der Fall eines einzigen den Sturz der ganzen Reihe bewirke, so ziehe der kommunistische Umsturz in ei nem Land weitere in den Nachbarländern nach sich. In den 1960er Jahren diente die Dominotheorie zur Begründung des amerikanischen Einsatzes im Viet namkrieg. Drakon, athenischer Gesetzgeber, der um 621 v. Chr. erstmals die Gesetze Athens aufzeichnete. Die Härte der Strafen seiner Gesetze ist sprichwört lich geworden (drakonische Strafen). Dreyfusaffäre, Affäre um den fälschlicherweise wegen Landesverrats verurteilten französischen Hauptmann jüdischen Glaubens Alfred Dreyfus (* 1859, † 1935), die Frankreich um die Wende vom 19. zum 20. Jh. erschütterte. Die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Dreyfus wurde gegen den Wi derstand des Militärs durch eine öffentliche Kampa gne erzwungen, wobei die Angelegenheit immer mehr zur politischen Streitfrage zwischen der milita ristisch antisemitischen Rechten und der republika nisch demokratischen Linken wurde. Die Dreyfus affäre endete 1906 mit der Rehabilitierung von Dreyfus. DRE YF US AF FÄ RE Ich klage an! In einem offenen Brief an den französischen Präsidenten trat der Schriftsteller Émile Zola für Dreyfus ein. Er beschuldigte das Kriegsgericht, ein Fehlurteil aufgrund von Vorurteilen gefällt zu haben. Diesem am 13. 1.1898 in der Zeitschrift ›Aurore‹ veröffentlichten Brief gab er die berschrift ›J’accuse!‹ (›Ich klage an!‹). dritter Stand, in der mittelalterlichen und frühneu zeitlichen Ständegesellschaft die Bürger und Bau ern, die nach dem Adel und der Geistlichkeit den dritten Platz einnahmen. In der Französischen Re volution erkämpfte sich der dritte Stand die rechtli che Gleichstellung und die politische Führung, die vorwiegend dem Großbürgertum zufiel. Mit dem Aufkommen der modernen Industrie verengte sich der Begriff ›dritter Stand‹ auf das besitzende Bür gertum, die Bourgeoisie, im Unterschied zum Prole tariat, das nun als vierter Stand bezeichnet wurde. Dschingis Khan, eigentlich Temüdschin, Begrün 21 1 Drake, Francis [dre k], englischer Seefahrer (* um 1540, † 1596), der berühmteste Seefahrer des Elisa bethanischen Zeitalters. Er kämpfte als Freibeuter seit 1567 in Westindien gegen Spanien und umsegel te bei einer solchen Kriegsfahrt 1577–80 die Erde (2. Erdumseglung nach Magellan). Drake spielte 1588 eine wichtige Rolle beim englischen Sieg über die spanische Armada. KAPITEL gowina blieb als international anerkannter einheitli cher Staat, gegliedert in zwei Teile (Union aus bos niakisch kroatischer Föderation und bosnisch ser bischer Republik), erhalten. Dsc Duc der des mongolischen Weltreichs (* um 1155 oder 1167, † 1227). Er einte bis 1205 die Mongolen und baute ein straff organisiertes Staatswesen auf. Da nach eroberten seine Heere ganz Nord und Zentral asien bis nach Russland. Bei seinem Tod hinterließ Dschingis Khan ein Reich, das vom Chinesischen Meer bis an die Ostgrenzen Europas reichte. Seine Nachfolger vergrößerten und bewahrten es, in Teil reiche untergliedert, zum Teil für Jahrhunderte ( Goldene Horde). Duce [ du t e; italienisch ›Führer‹], in der Form ›Duce del fascismo‹ (Führer des Faschismus) Herr schaftstitel Benito Mussolinis. Dunant, Henry [dy nã], der Gründer des Internatio nalen Roten Kreuzes (* 1828, † 1910). Nachdem er 1859 als Augenzeuge der Schlacht von Solferino (1859) das Elend der Verwundeten gesehen hatte, gründete der Schweizer Henry Dunant 1863 das In ternationale Komitee vom Roten Kreuz. Auf seine Anregung hin wurde 1864 auch die Genfer Konven tion zum Schutz der Kriegsverwundeten abge schlossen. 1901 erhielt Dunant den Friedensnobelpreis. E Echnaton, eigentlich Amenophis IV., ägyptischer König (1364 bis 1347 v. Chr.). Er erhob, unter Ab kehrung vom traditionellen Reichsgott Amun, die Sonnenscheibe (Aton) zum einzigen Gott und baute sich in Amarna eine neue Hauptstadt. Er gilt als Ket zerkönig. Seine Gemahlin war Nofretete. Edikt von Nantes [ nãt], von König Heinrich IV. (* 1553, † 1610) von Frankreich 1598 erlassenes Edikt, das die französischen Religionskriege been dete. Es bestätigte den Katholizismus als Staatsreli gion, gewährte aber den Hugenotten Gewissens freiheit und an vielen Orten das Recht, Gottesdiens te abzuhalten. Außerdem erhielten sie rund 100 ›Si cherheitsplätze‹, an denen sie eigene Truppen unter halten konnten. Die Aufhebung des Edikts von Nantes durch Ludwig XIV. 1685 führte zur Auswan derung zahlreicher Hugenotten nach Deutschland und in die Niederlande. Eigentum ist Diebstahl, Ausspruch des französi schen Frühsozialisten Pierre Joseph Proudhon (* 1809, † 1865), mit dem er seine Forderung begrün dete, dass jeder Mensch nur so viel besitzen solle, wie für seinen Lebensunterhalt nötig sei. Eisenzeit, die dritte große vorgeschichtliche Kul 22 Weltgeschichte turperiode (nach Steinzeit und Bronzezeit), die durch die Verwendung von Eisen zur Herstellung von Geräten, Schmuck und Waffen gekennzeichnet ist. Die Verbreitung der Eisentechnik ging um 1400 v. Chr. von den Hethitern aus und erreichte über den Balkan (Griechenland um 1100 v. Chr.) Europa. In Skandinavien setzte sie sich stellenweise erst um Christi Geburt durch. Allgemein wird das Ende der Eisenzeit (und damit der Vorgeschichte) mit dem Einsetzen einer breiten schriftlichen berlieferung angesetzt, so im Mittelmeerraum mit dem Beginn der klassischen griechischen und römischen Ge schichte, in Skandinavien dagegen erst nach der Wi kingerzeit. Eiserner Vorhang, von Winston Churchill 1946 ge prägter Ausdruck, der bildhaft die von der Sowjet union seit Ende des Zweiten Weltkriegs betriebene Abschließung ihres Machtbereichs (besonders in Europa) von der westlichen Welt bezeichnete. Im Theater ist der ›eiserne Vorhang‹ ein feuersi cherer und rauchdichter Vorhang, der bei Feuerge fahr herabgelassen wird und das Bühnenhaus gegen den Zuschauerraum abschließt. Eldorado [spanisch ›das vergoldete (Land)‹], sa genhaftes Goldland im Innern des nördlichen Süd amerika. Die Suche nach diesem Land war Ursache für viele Entdeckungs und Eroberungszüge der Konquistadoren. Die Sage blieb bis ins 18. Jh. leben dig. Heute bezeichnet man mit Eldorado auch ein Traumland, ein Paradies. Elisabeth I., englische Königin (* 1533, † 1603, Kö nigin ab 1558), Tochter Heinrichs VIII. Sie sicherte ihre Herrschaft im Innern u. a. durch die Inhaftie rung und Hinrichtung (1587) ihrer katholischen Ri valin Maria Stuart. Den Krieg gegen Spanien ge wann sie dank des Sieges ihrer Flotte unter Francis Drake über die spanische Armada. Unter ihrer Regierung erlebte England einen großen wirtschaft lichen Aufschwung und eine geistige Blütezeit (Eli sabethanisches Zeitalter). Da Elisabeth nie heiratete, galt sie als ›die jung fräuliche Königin‹ (englisch ›the Virgin Queen‹); nach ihr wurde der amerikanische Bundesstaat Vir ginia benannt. Emanzipation, die [lateinisch ›Freilassung‹], die Befreiung aus einem Zustand der Abhängigkeit, Entrechtung oder Unterdrückung, besonders die ßer Gebiete in Amerika, Afrika und Asien führten. Erste Weltumsegelungen bewiesen noch im 16. Jh. die Kugelgestalt der Erde. Auf diesem Fundament aufbauend, führten vor allem Engländer und Nie derländer im 17. und 18. Jh. zahlreiche Entdeckungs fahrten durch, die u. a. Australien und die Südsee er schlossen; gleichzeitig erkundeten und eroberten Russen Sibirien. Im 19. und frühen 20. Jh. wurden die Entdeckungsfahrten dann mit der Erkundung des Inneren Afrikas und Zentralasiens sowie der Po largebiete weitgehend abgeschlossen. Entente cordiale, die [ãtãtk r djal; französisch ›herzliches Einverständnis‹], Bezeichnung für die bündnisähnlichen Beziehungen zwischen Großbri tannien und Frankreich seit 1904. Ihr Kern waren militärische Absprachen für den Fall eines Krieges gegen Deutschland. Aus der Entente cordiale entwi ckelte sich durch die Einbeziehung Russlands seit 1907 die Tripelentente, die dann zu Beginn des Ers ten Weltkriegs den Mittelmächten Deutschland und Österreich Ungarn gegenüberstand. Denkmal für Karl Marx und Friedrich Engels von Ludwig Engelhardt im Marx-Engels-Forum in Berlin-Mitte Engels, Friedrich sozialistischer Schriftsteller und Politiker (* 1820, † 1895). Er verfasste gemeinsam mit Karl Marx das Kommunistische Manifest und unterstützte diesen materiell und geistig. Neben Marx ist er der Begründer des Marxismus. Entdeckung Amerikas. Obgleich Wikinger bereits um 1000 in Nordamerika gelandet waren und breto nische und galizische Fischer wohl schon im späten Mittelalter in den Gewässern vor Neufundland fischten, gilt bis heute die Landung von Kolumbus auf der Bahamainsel Guanahani am 12. 10. 1492 als Entdeckung Amerikas; das Wissen um die früheren Fahrten war nicht ins Bewusstsein der Zeitgenossen gedrungen. Entdeckungsfahrten, die Fahrten, durch die das Wissen der Europäer um fremde Erdteile erweitert und ihre Herrschaft über die Erde ausgebreitet wur de. Somit zählen z. B. die Fahrten der Wikinger im Nordatlantik im 10. Jh. und Marco Polos nach China im 13. Jh. ebenso dazu wie die Fahrten vor allem por tugiesischer und spanischer Seeleute im 15. und 16. Jh., die zur Entdeckung und Eroberung gro Entkolonialisierung, die Aufhebung der Kolonial herrschaft und die Entlassung der bisherigen Kolo nien in die staatliche Unabhängigkeit durch die Ko lonialmächte. Obwohl die Anfänge der Entkoloniali sierung bis ins 18. Jh. zurückreichen, wird der Be griff vor allem für die Zeit vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1960er Jahre verwendet, in der die meisten Kolonien ihre Unabhängigkeit erlang ten. Entstalinisierung, Schlagwort, das die nach dem Tod Stalins (1953) eingeleitete Abkehr vom Stalinis mus (u. a. Personenkult, Terror, Unterdrückung ab weichender Meinungen) bezeichnet. Eine erste Pha se der Entstalinisierung setzte 1956 ein und endete mit dem Sturz Nikita Chruschtschows 1964. Erst nach dem Machtantritt Michail Gorbatschows (1985) begann mit der Einleitung einer umfassenden Rehabilitierung stalinistischer Opfer, der kritischen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Fol gen des Stalinismus und politischen Reformen eine zweite Etappe der Entstalinisierung. Erster Weltkrieg, 1914–18, Krieg zwischen den Mittelmächten (Deutsches Reich, Österreich Un garn) und den Alliierten (vor allem Großbritannien, Frankreich, Italien, Russland). Er wurde 1914 durch das Attentat von Sarajevo ausgelöst. Der Erste Weltkrieg war durch ausgedehnten Stellungskrieg 23 1 rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung be nachteiligter Gruppen. Ausgehend von der Idee der Aufklärung, dass allen Menschen gleiche Rechte zu stehen, formierten sich seit dem späten 18. Jh. zahl reiche Emanzipationsbewegungen (z. B. der Skla ven, Juden, Frauen und des Bürgertums). Während es häufig relativ rasch gelang, eine rechtliche Gleich stellung zu erlangen, dauern die Bemühungen um ei ne soziale Gleichstellung teilweise bis heute an (z. B. Emanzipation der Frau). Er s KAPITEL Weltgeschichte Weltgeschichte Etr an allen Fronten und große Verluste an Soldaten auf beiden Seiten geprägt. Trotz Erfolgen an der Ost front und in Italien mussten die Mittelmächte nach dem Kriegseintritt der USA (1917) Ende 1918 kapi tulieren. Deutschland verlor im Versailler Vertrag (Kapitel 2) seine Kolonien sowie große Gebiete im Osten und Westen und musste enorme Reparatio nen zahlen. Der Erste Weltkrieg veränderte die politische Land karte in Europa nachhaltig: Österreich Ungarn zer fiel in mehrere Staaten (u. a. entstand als neues Land Jugoslawien), ebenso das Osmanische Reich. In Deutschland, Österreich, der Türkei und Russland wurde die Monarchie gestürzt. Etrusker, ein Volk unbekannter Herkunft, das im 8. Jh. v. Chr. als Kernland Etrurien, die Landschaft zwischen den Flüssen Tiber und Arno, beherrschte und von dort aus seine Herrschaft nach Süden und Osten bis an die Adria ausdehnte. Die Etrusker sie delten in zahlreichen voneinander unabhängigen Städten, von denen die zwölf mächtigsten in einem Bund zusammengeschlossen waren. Ihre Macht und Kultur erlebten im 6. Jh. v. Chr. ihren Höhepunkt; zu dieser Zeit wurde Rom von etruskischen Königen regiert. Im 3. Jh. v. Chr. unterwarfen die Römer dann ihrerseits die Etrusker. Europa der Vaterländer, von dem französischen Präsidenten Charles de Gaulle geprägter Ausdruck, der dessen Abneigung gegen ein unter einem ge meinsamen staatlichen Dach vereinigtes Europa zum Ausdruck brachte. Nach seiner Vorstellung sollte das vereinigte Europa aus einem Zusammen schluss weiterhin souveräner Nationalstaaten (Va terländer) bestehen. Exkommunikation, eine Kirchenstrafe, bann. F Kirchen Faschismus, der [zu italienisch fascio ›Rutenbün del‹], zunächst Eigenbezeichnung der politischen Bewegung, die unter Führung Benito Mussolinis 1922–45 in Italien eine Diktatur errichtet hatte; da von abgeleitet auch Bezeichnung für alle extrem nationalistischen, nach dem Führerprinzip orga nisierten, antiliberalen und antikommunistischen Bewegungen, die seit dem Ersten Weltkrieg die par lamentarischen Demokratien stürzen wollten. Fa schistische Bewegungen gab es in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in allen europäischen Staa ten, in einigen (z. B. Spanien, Portugal, Österreich, 24 Deutschland) konnten sie die Macht erlangen. In der Nachkriegszeit waren sie nur noch in Spanien und Portugal und in Grenzen in Italien einfluss reich. Februarrevolution, Bezeichnung für zwei revolu tionäre Erhebungen: Am 24. Februar 1848 erhoben sich in Paris vor allem Studenten und Arbeiter, setzten den Bürgerkönig Louis Philippe ab und riefen die Republik aus. Die Februarrevolution 1917 in Russland führte zum Sturz des Zaren und zur Bildung einer provisori schen bürgerlichen Regierung. Durch das Nebenei nanderbestehen dieser Regierung und von Arbeiter und Soldaten Räten kam es in den folgenden Mona ten zu einer Dauerkrise: Mit der Forderung ›Alle Macht den Räten!‹ bereitete Lenin die alleinige Machtübernahme durch die Bolschewiki in der Oktoberrevolution vor. Feudalismus, der [von lateinisch feudum ›Lehn gut‹], ein soziales, wirtschaftliches und politisches Ordnungssystem, in dem eine adlige Oberschicht vom Herrscher mit Grundbesitz sowie politischen und gesellschaftlichen Vorrechten ausgestattet wird. In Europa bezeichnet der Feudalismus die durch das Lehnswesen (Kapitel 2) geprägte Gesellschafts ordnung des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Feudalismus ist auch in Altamerika und Asien nach gewiesen und in Schwarzafrika teilweise noch heute verbreitet. Der feudale Staat ist streng hierarchisch organisiert und wird durch ein System von Treuebe ziehungen zusammengehalten. Fin de Siècle, das [f˜d sj kl; französisch ›Ende des Jahrhunderts‹], Bezeichnung für die Zeit des ausgehenden 19. Jh., die in Gesellschaft, Kultur und Kunst krisenhafte, für eine Spätzeit typische Er scheinungsformen aufwies. Franco Bahamonde, Francisco spanischer Gene ral und Politiker (* 1892, † 1975). Franco stürzte im Spanischen Bürgerkrieg (1936–39) die parlamen tarische Republik und errichtete in der Folge eine faschistische Diktatur, die bis zu seinem Tod be stand. Franklin, Benjamin [ fræ kl n], amerikanischer Po litiker und Naturwissenschaftler (* 1706, † 1790). Franklin stieg durch unermüdliches Selbststudium vom einfachen Handwerker (Buchdrucker) in hohe Ämter auf. Als Politiker setzte er sich für die ameri Weltgeschichte Französische Revolution, Epoche der französi schen Geschichte, die von 1789 bis 1799 dauerte und in der die alte Herrschaft (Ancien Régime) gewalt sam beseitigt wurde. Sie wurzelte gedanklich in der Aufklärung. – Nachdem König Ludwig XVI. (* 1754, † 1793) im Mai 1789 wegen hoher Staats schulden die Generalstände (Geistlichkeit, Adel, dritter Stand) einberufen hatte, erklärte sich der dritte Stand zur verfassunggebenden Nationalver sammlung. Der Widerstand des Königs wurde durch die Erstürmung der Bastille gebrochen. Es wurde eine konstitutionelle Monarchie errichtet, die je doch bereits 1792 unter dem Einfluss der Jakobiner in eine Republik umgewandelt wurde. Der National konvent, die neue Volksvertretung, beschloss die Abschaffung des Königtums; der König und die Kö nigin Marie Antoinette wurden 1793 hingerichtet. Der Wohlfahrtsausschuss (das ausführende Organ des Nationalkonvents) mit Robespierre an der Spit ze und der Nationalkonvent übten eine blutige Schreckensherrschaft aus, der Tausende zum Opfer fielen. Nach dem Sturz der Jakobiner übernahm 1795 ein Direktorium von fünf Konventsmitgliedern die Regierung, das 1799 durch einen Staatsstreich Napoleon Bonapartes aufgelöst wurde. Die Losung der Französischen Revolution, ›Frei heit, Gleichheit, Brüderlichkeit‹ (Liberté, Égalité, Fraternité), blieb eine immer wieder und auch heute noch erhobene Forderung der Vorkämpfer für die Menschenrechte. Frauenwahlrecht, das Recht der Frauen, an den Wahlen zu den parlamentarischen Vertretungen der Staaten teilzunehmen. In vielen europäischen Staa ten wurde das Frauenwahlrecht nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt (z. B. Österreich 1918, Deutschland 1919, Großbritannien 1928), teilweise aber auch erst deutlich später (z. B. Frankreich 1946, Schweiz 1959–91, auf Bundesebene 1971). Freihandel ;Kapitel 4. Freiheitskriege, Befreiungskriege. Fronde, die [ fr˜d ; französisch ›Schleuder‹], die u. a. vom französischen Hochadel getragenen Auf stände gegen die Errichtung des Absolutismus in Frankreich zur Zeit der vormundschaftlichen Regie rung Kardinal Mazarins für Ludwig XIV. 1648–53. Sie scheiterten vor allem an der Uneinigkeit der Auf ständischen. Die Erfahrungen der Frondeaufstände prägten Ludwig XIV. stark und bestimmten ihn zur Errichtung seiner absoluten Herrschaft. fünfte Kolonne, Bezeichnung für politische Grup pen, die bei politischen Konflikten oder Kriegen (im Untergrund) Gegner des eigenen Landes aus ideolo gischen Gründen unterstützen. Die Bezeichnung geht auf einen der Führer des Aufstandes gegen die Republik zurück. Er sagte, er werde vier Kolonnen gegen Madrid führen; aber die fünfte Kolonne (die Anhänger des Aufstandes in Madrid) werde mit der Offensive beginnen. G Gaddhafi, Moamar al- libyscher Politiker (* 1942, †2011). Gaddhafi war 1969 führend am Sturz des li byschen Königs Idris as Senussi (* 1890, † 1983) be teiligt. Seither regierte er sein Land in wechselnden Funktionen, wobei er im Islam die Grundlage seiner Politik sah. Ursprünglich einer der entschiedensten Gegner Israels und der USA und Förderer des welt weiten Terrorismus, bemühte sich Gaddhafi seit 2003 zunehmend um Anerkennung der internatio nalen Staatengemeinschaft. Gaddhafi starb im liby schen Bürgerkrieg 2011. Galilei, Galileo ;Kapitel 16. Gallien, in der römischen Antike das Land der Gal lier. Nach seiner Lage zu Rom unterschied man spä ter zwischen Gallia Cisalpina (›Gallien diesseits der Alpen‹), das von den keltischen Galliern bewohnte Oberitalien, und Gallia Transalpina (›Gallien jen seits der Alpen‹), das ebenfalls keltisch besiedelte Gebiet zwischen Rhein, Alpen, Mittelmeer, Pyrenä en und Atlantik. Die Gallia Cisalpina wurde 225–190 v. Chr. von Rom erobert und zur Provinz gemacht, die 42 v. Chr. mit dem übrigen Italien ver einigt wurde. Das transalpine Gallien wurde 125–51 v. Chr. von den Römern erobert; die gallische Bevölkerung wur de romanisiert. Seit etwa 400 n. Chr. drangen Ger manen über den Rhein ein und siedelten sich an; im Westen gingen sie in der gallorömischen Bevölke rung auf, im Osten überlagerten sie diese. 486 erlag das verbliebene römische Herrschaftsgebiet in Mit 25 KAPITEL kanische Unabhängigkeit ein und hatte wesent lichen Anteil an der Erarbeitung der demokrati schen Verfassung der neu entstandenen USA (1787). Bedeutend sind seine wissenschaftlichen Arbei ten, die im Wesentlichen aus den Jahren 1746–52 stammen, vor allem Experimente zur Elektrizität (Konstruktion von Blitzableitern, 1752 Nachweis der elektrischen Natur der Gewitter). 1 Gal G al telgallien dem Angriff der Franken unter Chlodwig. Gallien wurde Teil des Fränkischen Reiches. Gallikanismus, der [von Gallia, dem lateinischen Namen für Frankreich], in der französischen Kirche des 15. bis 18. Jh. die maßgebende Kirchenverfas sung. Der Gallikanismus schränkte den päpstlichen Einfluss auf die französische Kirche zugunsten der Bischöfe und des Königs ein. Die sogenannten ›gal likanischen Artikel‹ von 1682 bestätigten u. a. die Oberhoheit eines Konzils über den Papst und legten fest, dass päpstliche Entscheidungen der Zustim mung der Gesamtkirche bedürften. Mit dem Ende des Königtums ab 1789 verlor der Gallikanismus sei ne Grundlage. Gama, Vasco da portugiesischer Seefahrer (* um 1460, † 1524). Er entdeckte 1497/98 im Auftrag des portugiesischen Königs den Seeweg um Afrika (Kap der Guten Hoffnung) nach Indien. 1502–04 unter warf er einige Städte an der Westküste Indiens und legte damit den Grundstein für das portugiesische Kolonialreich in Asien. 1524 wurde er als Vizekönig nach Indien gesandt, wo er noch im selben Jahr starb. Gambetta, Leon französischer Politiker (* 1838, † 1882). Gambetta, ein Gegner des Zweiten Kaiser reichs, proklamierte nach der Kapitulation von Se dan die Republik (4. Oktober 1870). Als Innen , Fi nanz und Kriegsminister der ›Regierung der natio nalen Verteidigung‹ suchte er mit von ihm aufgestell ten Volksheeren vergeblich, Paris zu entsetzen. Als Führer der radikalen, dann aufseiten der gemäßig ten Republikaner bekämpfte Gambetta die monar chistische Mehrheit der Nationalversammlung. Er übte großen Einfluss auf die Politik der Linken in der Dritten Republik aus und vertrat eine gegen das Deutsche Reich gerichtete Außenpolitik. Gandhi, Indira Priyadarshini indische Politikerin (* 1917, † 1984), Tochter von Jawaharlal Nehru. Sie förderte als Ministerpräsidentin 1966–77 und 1980–84 die Industrialisierung ihres Landes und baute dessen politisch militärische Stellung in Süd asien aus. Zugleich war sie eine der Führungsgestal ten der Blockfreienbewegung. Sie fiel einem Atten tat religiöser Fanatiker unter ihren Leibwächtern zum Opfer. Gandhi, Mahatma [Hindi ›große Seele‹], eigentlich Mohandas Karamchand Gandhi, Führer der indi 26 Weltgeschichte schen Unabhängigkeitsbewe gung (* 1869, † 1948). Gandhi kämpfte bereits vor dem Ersten Weltkrieg für die Gleichberech tigung seiner Landsleute in Süd afrika und danach für die Unab hängigkeit Indiens von Großbri tannien. Sein hohes Ansehen und seine Erfolge gründen sich auf seine Methode des ›gewalt Mahatma Gandhi losen Widerstands‹. Nach der Erlangung der Unabhängigkeit Indiens (1947) such te er die Gegensätze zwischen Muslimen und Hin dus zu schlichten. Er wurde von einem jungen Hin dufanatiker ermordet. Garibaldi, Giuseppe italienischer Freiheitskämpfer (* 1807, † 1882), einer der Führer der italienischen Einheitsbewegung ( Risorgimento). Er stürzte 1860 als Führer des ›Zugs der Tausend‹ die Herr schaft der Bourbonen in Sizilien und Unteritalien und schuf damit die Voraussetzung für die Bildung des Königreichs Italien. Gaulle, Charles de [go l], französischer Politiker und General (* 1890, † 1970). Er organisierte nach der französischen Kapitulation 1940 als Chef der französischen Exilregierung von London aus den Widerstand (Résistance) gegen die deutsche Be satzungsmacht und das Vichyregime ( Vichy). 1945–46 war er Regierungs und Staatschef. 1958 wurde er zum Staatspräsidenten gewählt und schuf eine auf seine Person zugeschnittene Verfassung (5. Republik). Unter seiner Präsidentschaft entließ Frankreich bis 1960 seine afrikanischen Kolonien in die Unabhängigkeit. 1962 beendete er den Algerien krieg und stimmte der Unabhängigkeit Algeriens zu. De Gaulle förderte die deutsch französische Zu sammenarbeit und schloss 1963 mit K. Adenauer den deutsch französischen Freundschaftsvertrag. Sein Ziel war die Stärkung der weltpolitischen Stel lung Frankreichs. 1969 trat er zurück. Generalstaaten, ursprünglich eine gemeinsame Vertretung der Stände mehrerer Territorien eines Landesherrn (in den Niederlanden erstmals 1464); nach 1581 Bezeichnung für die von Spanien abgefal lenen niederländischen Provinzen, seit 1814 für das niederländische Parlament. Generalstände, die aus Abgeordneten der drei Stände Adel, Geistlichkeit und Bürgertum zusam Gewerbefreiheit, das dem Einzelnen zustehende Recht, ein Gewerbe auszuüben. Die Gewerbefrei heit löste in Europa zu Beginn des 19. Jh. das Zunft wesen ( Zünfte) ab, nachdem sie in Frankreich bereits während der Französischen Revolution ein geführt worden war. Sie war ein Hauptanliegen des Wirtschaftsliberalismus. Ghibellinen, Guelfen und Ghibellinen. GL A D I AT O R EN Morituri te salutant In seiner Biografie des Kaisers Claudius schreibt der römische Schriftsteller Sueton, dass der Kaiser zur Volksbelustigung auf einem See von Gladiatoren eine Seeschlacht ausfechten ließ. Vor diesem Schauspiel begrüßten ihn die Kämpfer mit den Worten ›Ave, Caesar, morituri te salutant‹ (›Heil dir, Kaiser, die Todgeweihten grüßen dich!‹). Gladiatoren [zu lateinisch gladius ›Schwert‹], die Teilnehmer an römischen Kampfspielen (Gladiato renspielen) auf Leben und Tod, die seit 105 v. Chr. zur Unterhaltung des Volkes veranstaltet wurden. Sie waren zumeist Sklaven, Kriegsgefangene oder verurteilte Verbrecher und wurden in eigenen Gla diatorenschulen ausgebildet. Gleichgewicht der Macht englisch Balance of Po wer, ein Ziel vor allem der englischen Politik seit dem 18. Jh., das darin bestand, dass kein Staat und keine Mächtegruppierung so viel Macht besitzen dürfe, um eine Vorherrschaft ausüben zu können. Dabei hielten sich bis ins 20. Jh. meist die fünf euro päischen Großmächte Großbritannien, Frankreich, Russland, Österreich und Preußen (Deutschland) die Waage. Im 20. Jh. ging dieses Gleichgewicht durch den Aufstieg der USA und der Sowjetunion zu Weltmächten verloren. Glorreiche Revolution, der unblutige (daher ›glor reiche‹) Sturz (1688/89) des zum Katholizismus übergetretenen englischen Königs Jakob II. (* 1633, † 1701) durch das englische Parlament und die Thronbesteigung durch dessen protestantisch ge bliebene Tochter Maria (* 1662, † 1694) und deren Gemahl Wilhelm von Oranien. Mit der Glorreichen Revolution waren die Versuche der Könige aus dem Haus Stuart, in England den Absolutismus zu er richten, endgültig gescheitert. Das englische König tum ist seither an eine Verfassungsordnung gebun den. Die Glorreiche Revolution bildete den Höhe punkt im Kampf zwischen Krone und Parlament um die Souveränität im Staat. Goldene Horde, Bezeichnung für das Reich Dschötschis († 1227), des ältesten Sohns von Dschingis Khan, das die nordwestlichen Teile des mongolischen Eroberungsgebietes in Asien und Eu ropa umfasste, vor allem auch Russland. Es erlebte im späten 13. Jh. einen Höhepunkt. Im 15. Jh. zerfiel das Reich durch Abspaltungen langsam; die letzten Reste in der Ukraine wurden 1502 zerschlagen. Golfkriege, Bezeichnung für drei Kriege in der Re gion am Persischen Golf: 1980–88 fand der 1. Golfkrieg nach einem berfall Iraks auf Iran zwischen diesen beiden Ländern statt. Er stand im Zeichen irakischer Gebietsforderungen und des iranischen Drängens auf Verbreitung der iranischen islamischen Revolution und forderte ho he Verluste an Menschenleben. 1990/91 kam es nach einem irakischen berfall auf das Emirat Kuwait zum 2. Golfkrieg, in dessen Ver lauf eine von der UNO bevollmächtigte internatio nale Streitmacht unter Führung der USA Kuwait be freite und die irakischen Angreifer vernichtend schlug. 2003 führten Auseinandersetzungen um die Abrüs tung und um Waffenkontrollen im Irak sowie die Nichteinhaltung zahlreicher UN Resolutionen durch Saddam Husain zu wachsenden Spannungen mit der UNO. Trotz fehlenden UN Mandats began nen alliierte Truppen unter Führung der USA am 20. 3. 2003 den Krieg im Irak mit Luftangriffen auf Bagdad und mit einer von Kuwait ausgehenden Bo denoffensive. Der Fall Bagdads am 9. 4. 2003 mar kierte das Ende des Regimes von Saddam Husain. Am 1. 5. 2003 wurde der Krieg offiziell für beendet erklärt; Abzug der ausländischen Streitkräfte aller dings erst Ende 2011. Gorbatschow, Michail Sergejewitsch sowjeti scher Politiker (* 1931). Gorbatschow, 1985 zum Ge neralsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und 1988 auch zum Staatsoberhaupt 27 1 mengesetzte gesamtfranzösische Ständeversamm lung des 14.–18. Jahrhunderts. Ihr oblag vor allem die Steuerbewilligung (auch Französische Revolu tion). Gor KAPITEL Weltgeschichte Gor gewählt, leitete unter der Parole ›Glasnost und Pe restroika‹ (›Öffnung und Umgestaltung‹) einschnei dende Reformen des politischen und wirtschaftli chen Systems der Sowjetunion ein. Außenpolitisch entließ er 1989/90 die sowjetischen Satellitenstaaten Mittelosteuropas aus der sowjetischen Vorherr schaft und ermöglichte so deren Demokratisierung und die deutsche deutsche Vereinigung. Nach einem gescheiterten Putschversuch orthodoxer kommu nistischer Kräfte trat er im August 1991 als General sekretär der KPdSU und im Dezember 1991 auch als Staatspräsident zurück. Gorbatschow erhielt 1990 den Friedensnobel preis. Ground Zero Bis zum 11. 9. 2001 waren die 420 m hohen Zwillingstürme des World Trade Centers ein markantes Zeichen der Skyline von New York; nach dem Anschlag islamistischer Terroristen, die zwei entführte Passagiermaschinen in die Türme gesteuert hatten, fielen sie in sich zusammen und hinterließen ein mehr als 6 Hektar großes Trümmerfeld. Gordischer Knoten, nach dem sagenhaften Grün der des Phrygierreichs in Kleinasien, Gordion, be nannter Knoten, der Joch und Deichsel von dessen Streitwagen zusammenhielt. Nach einer Prophezei ung sollte demjenigen, dem es gelang, den Knoten zu lösen, die Herrschaft über Asien zufallen. Alexander der Große löste das Problem, indem er den Knoten mit dem Schwert durchhieb. Goten, germanisches Volk, das ursprünglich in Süd skandinavien, dann an der unteren Weichsel ansäs sig war. Zwischen 150 und 180 wanderten die Goten an die Schwarzmeerküste und lösten so die 1. Phase der germanischen Völkerwanderung aus. Seit Mitte des 3. Jh. bedrängten sie die Balkangrenze des Rö mischen Reichs. Ab 269 schied sich der Stamm nach seinen Wohnsitzen in Südrussland in Westgoten und Ostgoten; Reste hielten sich bis ins 16. Jh. auf der Krim (Krimgoten). 28 Weltgeschichte Gottesgnadentum, eine Herrschaftsauffassung in Monarchien, nach der der Monarch in göttlichem Auftrag herrsche; seit der Karolingerzeit wurde dem Herrschertitel die Formel ›von Gottes Gnaden‹ (la teinisch ›Dei gratia‹) beigefügt. Gracchus [ graxus], Beiname einer römischen Fa milie, aus der zwei bedeutende Politiker des 2. Jh. v. Chr. stammten, mit deren Wirken das Jahrhundert der römischen Bürgerkriege begann. Sowohl Tibe rius Sempronius Gracchus (* 162, † 133 v. Chr.) als auch sein Bruder Gaius Sempronius Gracchus (* 153, † 121 v. Chr.) versuchten, sich eine politische Machtstellung gegen die herrschende Elite zu schaf fen, indem sie die Plebejer ( Plebs) durch Bodenre formen für sich gewannen. Immer radikaler wer dend, fanden sie beide bei bürgerkriegsähnlichen Unruhen den Tod. Gregor VII., seit 1073 Papst (* um 1021, † 1085). Als entschiedener Anhänger der Kirchenreform, die von Cluny ausgegangen war und im Investitur streit gipfelte, forderte Gregor neben dem Verbot der Laieninvestitur ( Investiturstreit, Kapitel 2), des Kaufs geistlicher Ämter und der Priesterehe vor allem eine Unterwerfung der weltlichen Herr scher unter den Papst. Vor Kaiser Heinrich IV. musste er 1083/84 aus Rom flüchten und starb im Exil. Seine Gedanken prägten die mittelalterliche Kirche und führten das Papsttum auf den Gipfel seiner Macht. griechische Kolonisation, Bezeichnung für die Ausbreitung der Griechen in der Antike: Zwischen 1200 und 900 v. Chr. setzten sich Griechen auf Zy pern und in Kleinasien fest. Seit dem 8. Jh. v. Chr. wurden rund um das Mittelmeer griechische Kolo nien errichtet. Im Bereich der Eroberungen Alexan ders des Großen wurden zahlreiche griechische Städte gegründet. Am Ende dieser Entwicklung wa ren der Vordere Orient und das östliche Mittelmeer griechisch geprägt, während im westlichen Mittel meer die Römer Teile der griechischen Kultur über nahmen und die Griechen als kulturell führendes Volk ablösten. Ground Zero [ gra nd z r ; englisch ›Null grund‹], amerikanischer Name für den Punkt, über dem die erste Atombombe explodierte; seit dem Ter roranschlag vom 11. September 2001 auch Bezeich nung für die Trümmerlandschaft in New York, wo vorher die Türme des World Trade Centers standen.