O E M S U P P L I E R 2 015 | FORSCHUNG UND ENT WICKLUNG Referenzdesign für moderne Fahrzeugsysteme Leistungsfähige Multicore-SoC-Plattformen mit flexiblen, offenen Linux-Betriebssystemen erlauben es Automobilentwicklern, mehrere komplexe Funktionen auf einem Steuergerät zu hosten. Der Artikel beschreibt ein Referenzdesign, das ein Fahrerinformationsdisplay, Infotainment-Funktionen, Fahrerassistenzsysteme und Consumer-Elektronikgeräte enthält. F ür Automobilhersteller war es nie schwieriger als heute, die drei großen Herausforderungen Innovation, reduzierte Komponentenkosten und kürzere Markteinführungszeiten zu meistern. Fahrer und Passagiere erwarten, dass die in Smartphones und Tablets jederzeit verfügbaren Funktionen auch Teil der Fahrzeugelektronik werden. Darüber hinaus gibt es die Tendenz, dass die Hersteller verschiedener Marken Technologien gemeinsam nutzen, zum Beispiel die GENIVI-Linux-Plattform für Infotainment-Systeme. Um Kunden zu gewinnen und zu binden, besteht aber immer noch großer Bedarf an Kreativität und OEM-Markendifferenzierung. Eine sehr beliebte Lösung ist es, proprietäre, selbst entwickelte Embedded-Software mit Open-Source-Komponenten zu kombinieren. Der Artikel beschreibt eine von Mentor Graphics entwickelte Proof-of-Concept-Referenzplattform, die flexibel an spezielle Designs angepasst werden kann und in der Lage ist, kundenspezifische Funktionen in einem sicheren, automobilspezifischen Paket zur Verfügung zu stellen. Die Designmöglichkeiten dieser besonderen Plattform decken die aktuellen Markttrends ab. Dazu zählen ein Fahrerinformationsmodul, Fahrzeug-Infotainment, Fahrerassistenzsysteme und auf AUTOSAR basierende Kommunikationsfähigkeiten, die mit bestehenden Fahrzeugnetzwerken zusammen arbeiten. Überblick über das Referenzdesign. Die Technologie wird mithilfe eines Typ-1-Embedded-Hypervisors integriert, der im Betriebssystem-Kern des Designs verwendet und auf einer Automobil-Hardware-Referenzplattform gehostet wird. In diesem Fall kommt die AXSB-Plattform von XS Embedded (XSe) zum Einsatz. Erfüllung der Konzeptanforderungen Herausforderungen bei diesem Design sind u.a. die Aufrechterhaltung einer akzeptablen Leistung für jede einzelne der gehosteten Anwendungen, die gemeinsame Nutzung verfügbarer Hardware-Ressourcen und das Verwalten einer sicheren Kommunikation zwischen den einzelnen Bereichen. Durch die Wahl einer Multicore-Referenz- plattform werden die Kosten für die Komponenten reduziert und Hardware konsolidiert. Die verwendete XSeAXSB-Plattform verfügt neben einer V850-MCU von Renesas über eine J6-Multicore-CPU von Texas Instruments. Die AXSB enthält auch eine Reihe von Peripherie-Komponenten, die Ethernet, serielle/USB Ports, Radio-Tuner, Eingänge für Rückfahrkameras und CAN-Transceiver unterstützen. Eine Yocto-basierte GENIVI-konforme Linux-Distribution wurde für die Plattform optimiert und erreicht sehr schnelle Boot-Zeiten. Um die Anforderungen der OEMs zu erfüllen, wurden die Speicherkomponenten und der Boot-Loader adaptiert, sodass das Linux-Betriebssystem in weniger als zwei Sekunden hochfahren kann und im Standard-Betriebsmodus läuft. Bilder: Mentor Graphics | © Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG, München, www.hanser-automotive.de; Nicht zur Verfügung in Intranet- u.Internet-Angeboten oder elektron. Verteilern 44 | O E M S U P P L I E R 2 015 | 45 Mentor Automotive Mentor Automotive ist ein führender Anbieter von Automotive-Entwicklungswerkzeugen und Embedded Software. Unsere Produkte unterstützen die komplexen Entwicklungsherausforderungen unserer Automobilkunden und helfen Ihnen dabei, die steigende Komplexität in Innovationen und Wettbewerbsvorteile umzuwandeln. Start-up-Architektur für mehrere Bereiche auf einem SoC. Für das DIM wurde das Nucleus RTOS von Mentor Graphics als schnell bootendes Betriebssystem mit kleiner Speichergröße gewählt. Dieses Betriebssystem ist in hohem Maße konfigurierbar und verfügt über eine Open-GLES2-Standardschnittstelle für beliebte DIM-Grafikapplikationen. Sichere Kommunikation wurde mithilfe von Remote Protocol Messaging (RPMsg) implementiert. Dadurch kann der DIM-Software-Stack Live-Daten an das Infotainment-System und den AUTOSAR-Software-Stack übertragen. Ausbau des Infotainmentsystems Die Implementierung einer Hypervisor-Virtualisierungsschicht ist eine elegante Möglichkeit, um Linux und das Nucleus RTOS zusammen auf einer Hardware-Plattform zu betreiben. Jedes Betriebssystem läuft auf einer dedizierten virtuellen Maschine und die Hardware-Ressourcen der AXSB-Plattform werden gemeinsam genutzt. Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Betriebs­ bereichen erfolgt mithilfe des RPMsg-­ Protokolls auf eine kontrollierte Weise, sodass einige Daten von den Anwendungen gemeinsam genutzt werden können. Privilegien lassen sich so einstellen, dass die Ressourcen verwaltet und der Zugriff auf einige Funktionen des Systems verweigert wird. Für den Fall, dass nicht vertrauenswürdige oder nicht zertifizierte Anwendungen installiert oder in das Infotainment-System heruntergeladen werden, besteht so eine sichere Trennung. Das Proof-of-Concept-Referenzdesign bietet eine Reihe von Funktionen. Dazu gehören eine Software-Radio-Tuner, ein Rückfahrkamera-Feed, ein Multimedia-Video- und Audio-Player sowie Fahrzeugsystemfunktionen wie HVAC-Steuerungen und ein Luftdruck-Überwachungssystem. Die Kontrolle des Reifendrucks ist eine typische Funktion mit einer Datenquelle in einem entfernten Teil des Fahrzeugs. Im Falle zu niedrigen Reifendrucks oder eines defekten Reifens wird über den CAN-Bus eine Nachricht mit hoher Priorität gesendet und sofort auf dem Fahrerinformationsbildschirm angezeigt. Der Prioritäten gesteuerte Interrupt bewirkt, dass der Warnbildschirm dem standardmäßigen Infotainment-Home-Bildschirm überlagert wird. Das System wurde mithilfe eines CAN-Message-Generators getestet, dem ETAS-BusMaster-Simulator. Im heutigen schnelllebigen Markt der Automobilelektronik ist es keine Option mehr, ein Design von Grund auf neu zu erstellen. Es würde jahrelange Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten erfordern, bis die richtige Lösung auf den Markt kommt. Durch die Verwendung eines vorgefertigten Referenzdesign-Konzepts können Entwickler an einem Ausgangspunkt beginnen, an dem bereits einige der schwierigen Performance- und Integrationsproblems gelöst wurden. W j Mentor Graphics (Deutschland) GmbH www.mentor.com/automotive Andrew Patterson ist Marketing Direktor der Embedded Software Abteilung bei Mentor Graphics. Das beinhaltet die Entwicklung und Produktion elektrischer Leitungssätze; die Produktdefinition & Architekturentwicklung sowie IVI-Systeme; ADAS; Architektur, Entwicklung und Integration von Kommunikationsnetzwerken & AUTOSAR, Service und Dokumentation; PCB System Design; Mechanische Analyse; die Zuverlässigkeit der Leistungselektronik und CFD-Simulation. Mentor Graphics (Deutschland) GmbH Arnulfstr. 201 80634 München Ansprechpartner: Stefan Marx Marketing Manager Automotive Europe Tel.: +49 (0) 89 570 96 133 Telefax: +49 (0) 89 570 400 Web: www.mentor.com/automotive E-Mail: [email protected] © Carl Hanser München, www.hanser-automotive.de; Nicht zur Verfügung in Intranet- u.Internet-Angeboten oder elektron. Verteilern F I RVerlag M E NGmbH P R O& F ICo.KG, L FORSCHUNG UND ENT WICKLUNG