Freie wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Grades eines Masters in Sozialmanagement an der Alice Salomon Hochschule Berlin – University of Applied Sciences – (Masterarbeit) „Entgrenzte“ Arbeitswelt – Begrenzte Betreuungszeiten. Die Implementierung eines flexiblen Betreuungskonzeptes als Marketinginstrument – Möglichkeiten und Grenzen hinsichtlich bedarfs- und kundenorientierter Kinderbetreuung in Kindertagesstätten eingereicht bei Erstleser: Herr Prof. Dr. Hans-Dieter Bamberg Zweitleser: Herr Prof. Dr. Bernd Maelicke von: Sabrina Heinz Kirchstraße 4 01705 Freital Matrikelnummer: 6102011 Freital, 30.01.2011 i Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis iv Tabellenverzeichnis v 1 Einleitung 1.1 Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 5 5 7 2 Was macht die Kindertagesstätte im 21. Jahrhundert zu einem kundenorientierten Unternehmen? 2.1 Demografischer Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Kundenorientierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Gesellschaftliche Wandlungsprozesse . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1.1 Strukturwandel in der Arbeitswelt . . . . . . . . . . 2.2.1.2 Wandel der Familienstruktur . . . . . . . . . . . . . 2.3 Neue Finanzierungsmodalitäten und Wettbewerbssteigerung . . . . . 2.4 Kundenorientierung versus Wertvorstellung . . . . . . . . . . . . . . . 9 9 12 12 13 17 18 19 3 Grundbegriffe des Marketing 3.1 Marketing im Profitbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Besonderheiten von Kindertagesstätten als Nonprofit-Organisationen 3.3 Marketing im Non-Profitbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Nonprofit-Marketing als Managementprozess . . . . . . . . . . . . . . 21 21 23 29 31 4 Grundlagen zur Strategieimplementierung 33 4.1 Begriff und Inhalt der Strategieimplementierung . . . . . . . . . . . . 33 4.2 Prozess der Strategieimplementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 5 Strategieimplementierung 5.1 Strategieentwicklungsphase . . . . . . 5.1.1 Normative Marketingplanung 5.1.1.1 Interne Analyse . . . 5.1.1.2 Externe Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 39 39 39 41 ii 5.2 5.3 5.1.1.3 Marktsegmentierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeptionelle Implementierungsebene . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1 Strategische Marketingplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1.1 Geschäftsfeldstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1.2 Marktteilnehmerstrategien . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1.3 Marketinginstrumentestrategien . . . . . . . . . . . . 5.2.2 Operative Marketingplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.2.1 Ressourcenpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.2.2 Absatzpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.2.3 Kommunikationspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . Implementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.1 Implementierungsbarrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.2 Zusammenhang zwischen externen und internen Prozessen . . 5.3.3 Problembereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.4 Bezugsrahmen der Strategieimplementierung . . . . . . . . . . 5.3.4.1 Anpassung der Organisations- und Einrichtungsstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.4.2 Anpassung der Organisations- und Einrichtungskultur 5.3.4.3 Anpassung der Organisations- und Einrichtungssysteme 6 Maßnahmen für die Implementierung des flexiblen Angebotes unter Berücksichtigung von Möglichkeiten und Grenzen 6.1 Was heißt flexible Betreuung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1.1 Was heißt Flexibilität in den Landesgesetzgebungen? . . . . . 6.1.2 Form und Startvoraussetzungen der Flexibilität . . . . . . . . 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt . . . . . . . . . . . 6.2.1 Elternperspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.2 Pädagogische Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.2.1 Was ist pädagogische Qualität? . . . . . . . . . . . . 6.2.2.2 Ist Bildung in einer flexiblen Angebotsstruktur möglich? 6.2.3 Kinderperspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.3.1 Die Notwendigkeit der konzeptuellen Veränderung . . 6.2.3.2 Altersheterogenität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.3.3 Modularisierung von Angeboten . . . . . . . . . . . . 6.2.3.4 Notwendigkeit: Strukturierung des Tages . . . . . . . 6.2.3.5 Erzieherinnen-Kind-Beziehung . . . . . . . . . . . . . 6.2.4 Erzieherinnenperspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Flexible Betreuungszeiten erfordern Modelle zum bedarfsgerechten Personaleinsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 47 47 47 49 51 53 55 57 58 61 61 62 64 64 65 66 68 71 71 72 74 75 75 77 77 78 79 80 81 81 82 83 84 85 Inhaltsverzeichnis iii 7 Zusammenfassung und Ausblick 87 Literaturverzeichnis 90 Erklärung 95 Tabellarischer Lebenslauf 96 iv Abbildungsverzeichnis 2.1 Zusammengefasste Geburtenziffern der Kalenderjahre . . . . . . . . . 10 3.1 Möglicher Nonprofit-Marketingmanagementprozess einer Kindertageseinrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 4.1 Strategieimplementierungsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 5.1 5.2 5.3 5.4 Ansoff-Matrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prozess des operativen Marketings im Nonprofit-Bereich Maßnahmen der Kommunikationspolitik . . . . . . . . . Bezugsrahmen der Strategieimplementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 55 58 65 v Tabellenverzeichnis 5.1 Unterstützende Maßnahmen zur Implementierung . . . . . . . . . . . 63 1 1 Einleitung „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen einige Mauern, andere Windmühlen“. (Chinesisches Sprichwort) Das Thema Familie beschäftigt die Politik in Zeiten gesellschaftlicher Wandlungsprozesse stärker denn je. Die frühkindliche Betreuung, Erziehung und Bildung war lange Zeit, vor allem im Westen Deutschlands, ein Thema, welches wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit fand, klein geredet oder als private Angelegenheit der Familie abgetan wurde (vgl. Krappmann 2008, Vorwort; S.H.). Inzwischen setzt sich ein neuer öffentlicher wie auch familienpolitischer Diskurs durch: Die von Familien erbrachten Leistungen können nicht mehr nur als reine Privatsache, sondern als ein Beitrag für die Gesellschaft und deren Humankapital gesehen werden (vgl. Klinkhammer 2005, S.19). Der vom Statistischen Bundesamt prognostizierte1 Bevölkerungsrückgang und die Überalterung der Gesellschaft in den nächsten Jahren haben Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und folglich für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Bereits 2002 beschließt das Bundeskabinett eine nationale Strategie für nachhaltige Entwicklung2 , bei deren Gestaltung speziell die Frauen eine Schlüsselrolle spielen. Denn trotz der Zunahme der Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Kindern weist Deutschland, zum Beispiel im Vergleich zu den skandinavischen Ländern3 Schweden, Dänemark und Norwegen, immer noch Defizite bezüglich der Partizipation der Frauen am Arbeitsleben und beim Beschäftigungsniveau der bereits weiblichen 1 „Bevölkerungsvorausberechnungen basieren auf Hypothesen und sind deshalb mit Unsicherheiten behaftet. Ihre Ergebnisse hängen zum einen von der aktuellen Bevölkerungszahl und -struktur und zum anderen von den Annahmen zur Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und der Wanderungen ab. Da der Verlauf der einzelnen Komponenten mit zunehmendem Abstand vom Basiszeitpunkt immer schwerer vorhersehbar ist, haben langfristige Bevölkerungsvorausberechnungen einen Modellcharakter“ (Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2010: Bevölkerungsvorausberechnung, http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/ abisz/Bevoelkerungsvorausberechnung,templateId=renderPrint.psml) 2 Gruescu, Sandra/ Rürup, Bert: „Nachhaltige Familienpolitik im Interesse einer aktiven Bevölkerungsentwicklung“ 2003 siehe: http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/BMFSFJ/Service/Publikationen/ publikationen,did=13764.html 3 Mehr als drei Viertel der Frauen in diesen Ländern sind erwerbstätig. Trotzdem liegt die Geburtenrate um ein Drittel höher als in der Bundesrepublik Deutschland. 1 Einleitung 2 Berufstätigen auf. Im Jahr 2009 befinden sich in Deutschland 28,6 Prozent der Frauen in einem Alter zwischen 15 und 64 Jahren nicht in einem Erwerbsverhältnis. Etwa 52,3 Prozent der nicht am Berufsleben teilnehmenden Frauen im Alter zwischen 25 und 54 Jahren stehen dabei allein aufgrund familiärer Verpflichtungen nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung (Allen 2010). Gesamtwirtschaftlich betrachtet ist dies ein nicht zufriedenstellender Zustand4 . Auf dem Arbeitsmarkt besteht ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Dieser kann nicht allein durch die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften kompensiert werden. Es müssen positive familienpolitische Maßnahmen geschaffen werden, um einerseits die geringe Erwerbstätigkeit von Ehefrauen mit Kindern zu steigern. Andererseits soll auch Ein-Eltern-Familien5 die Möglichkeit zur eigenständigen Absicherung durch Erwerbstätigkeit gegeben werden, um der fortschreitenden Armutsentwicklung entgegenzuwirken (vgl. Eichhorst/Thode 2002:7-9). Gleichwohl muss ein Anreiz für – um der Karriere willen – kinderlose Frauen geschaffen werden, damit diese ihren Kinderwunsch realisieren können bzw. sich mit diesem für die demografische Entwicklung wichtigen Thema auseinandersetzen. Das Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere der Bereich der institutionellen frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung, nimmt bei der Gestaltung von familienfreundlichen Rahmenbedingungen einen hohen Stellenwert ein. „Sie bildet ein zentrales Fundament für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ (ebd.:20). Denn der bisherige Mangel, speziell an institutionellen Betreuungsmöglichkeiten für Unterdreijährige in Westdeutschland, wird „[...] als eine Ursache sowohl für das nach wie vor geringe berufliche Engagement von Müttern mit Kindern im Vorschulalter als auch für die anhaltend niedrige Geburtenrate diskutiert“ (Bien/Riedel 2006:268). Seit einiger Zeit steht daher der Ausbau der infrastrukturellen Betreuungsangebote für Kinder – eben vorwiegend in den westlichen Ländern der Bundesrepublik – auf der politischen Agenda (vgl. Stöbe-Blossey 2005:149). „Wenn der Ausbau der Kinderbetreuung [jedoch] einen Beitrag leisten soll, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf [...] zu verbessern, müssen Kindertageseinrichtungen nicht nur pädagogischen und bildungspolitischen Qualitätsansprüchen genügen. Die Zeitgestaltung dieser Betreuungsangebote muss darüber hinaus auch die Anforderungen erwerbstätiger Eltern berücksichtigen“ (Heitkötter, Martina 2006:217; S.H.). Öffnungszeitenarrangements institutioneller Kindereinrichtungen sind dabei aber nicht nur für „[...] bereits erwerbstätige Eltern und deren berufsbedingte Zeitbedarfe relevant [...], sondern 4 5 Laut einer Studie 2008 der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft, hätte eine bessere Gleichstellung zwischen Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 29 Prozent und ein Anstieg der Beschäftigungsrate um 28 Prozent zur Folge. „Neben dem Merkmal Erwerbstätigkeit wird auch die Familienform als ein Indikator für vorhandenen Betreuungsbedarf gesehen“ (van Santen, Eric 2006:149). 1 Einleitung 3 auch für Eltern mit kleinen Kindern, die den Schritt in die Arbeitswelt erst noch bzw. wieder gehen möchten [...]“ (ebd.:232; S.H.). Das Arbeitsfeld der Kindertagesstätten ist, aufgrund des 1996 gesetzlich geregelten Anspruches auf einen außerfamilialen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten dritten Lebensjahr6 , von einem starken Wachstum geprägt. Aufgrund der stark rückläufigen Anzahl von zu betreuenden Kindern in den nächsten Jahren, als Folge des demografischen Wandels, wird es jedoch zu einem Überhang an Betreuungsplätzen für Drei- bis Sechsjährige vor allem im Osten Deutschlands kommen. Schon jetzt sind Einrichtungen nicht mehr ausgelastet. Doch es entstehen in Gebieten, wo bisher kein Mangel an Plätzen besteht und der Markt weitestgehend gesättigt ist, weiterhin neue Kindergärten. Diese werden nicht wie üblich von klassischen Betreibern, wie beispielsweise Kommunen, freien Trägern oder der Kirche, sondern von Elterninteressensvereinigungen oder -initiativen betrieben. Diese Initiativen entstehen oft aus der Unzufriedenheit mit den bisher angebotenen Leistungen der Kindertagesstätten. Ebenso stellen private Kinderbetreuungseinrichtungen, deren oberste Prämisse es ist, sich am konkreten Bedarf der Eltern und an den Bedürfnissen der Kinder zu orientieren und ihnen gerecht zu werden, für die klassischen Betreiber von Kindertagesstätten in Zukunft einen ernstzunehmenden Konkurrenten dar (vgl. Schwaten 2008:10). Eine weitere Herausforderung stellt die Umgestaltung des Sozialstaates dar. Diese zwingt den sozialen Bereich ebenfalls zum Umdenken. Und zwar weg von der Denkweise: „Der Staat soll’s richten“. Bis weit in die 90er Jahre hatte die soziale Arbeit in der Gesellschaft eine Sonderstellung: monopolartig wurde sie von sechs Wohlfahrtsdachverbänden organisiert, die sich bezüglich der Preise und der Gestaltung der Dienste mit den staatlichen Stellen absprachen. Konkurrenz war somit nicht vorhanden. Zudem wurden die Einrichtungen nach dem „Selbstkostendeckungsprinzip“7 finanziert, so dass es kaum finanzielle Probleme gab. Mit der Gründung von Initiativkindergärten und privaten Kinderbetreuungsanbietern ist im Laufe der Zeit Konkurrenz entstanden, trotzdem wurden keine Änderungen und Anpassungsprozesse an die vielfältigen Bedürfnisse der „Kunden“ seitens der Verbände vorgenommen. Die Kosten stiegen bei gleichzeitig suboptimaler Qualität (vgl. Klug 2001:14f). Die Abrechnungsmodalitäten haben sich bereits in vielen Bundesländern zwischen Kommunen und freien Trägerschaften völlig verändert. Statt der Pauschalzuschüsse (80 Prozent der Gesamtkosten) wird die öffentliche Hand zunehmend leistungsorientiert finanzieren. Das betriebswirtschaftliche Risiko wird damit auf die gemeinnützigen Träger verlagert. 6 7 SGB VIII § 24 „Wenn Defizite entstanden, wurden diese vom Kostenträger, und das heißt von öffentlichen Kassen, übernommen“ (Klug 2001, S.14). 1.1 Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit 4 Vor diesem Hintergrund ist es für Kindertageseinrichtungen inzwischen wichtig, eine neue Sichtweise einzunehmen und sich Gedanken bezüglich möglicher Marketingstrategien zu machen. 1.1 Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit Auch wenn manch einer sich immer noch fragt, ob man die Nutzer seiner Leistungen als „Kunden“ bezeichnen kann und ob es ethisch vertretbar sei, seine soziale Einrichtung wie ein „Unternehmen“ zu organisieren, hat der, wie bereits in der Einleitung deutlich geworden ist, in der Literatur oft genannte Paradigmenwechsel hin zur „Ökonomisierung und Kundenorientierung“ selbst das Arbeitsfeld der frühkindlichen Betreuung, Bildung und Erziehung längst auf breiter Ebene erreicht. Ökonomische, politische sowie gesellschaftliche Zwänge und Trends machen inzwischen auch vor Kindertagesstätten nicht mehr Halt. Eine klare Positionierung (Leitbildentwicklung) und die Entwicklung von Angeboten, die der derzeitigen und der zukünftigen Marktlage entsprechen, sind inzwischen notwendig, um die eigene Position am Markt zu stärken bzw. zu sichern. In der freien Wirtschaft hat sich der Einsatz von Marketing als Grundlage einer marktorientierten Unternehmensführung bereits durchgesetzt (vgl. ebd.:4). Das zentrale Ziel dieser Master Thesis ist es, eine strategische Neuausrichtung für Kindertagesstätten aufzuzeigen, um den anstehenden Veränderungen und Erwartungen gerecht zu werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der theoretischen Implementierung eines flexiblen Betreuungskonzeptes für eine Kindertageseinrichtung im Bundesland Sachsen als eine mögliche Marketingstrategie. Des Weiteren soll der Betrachtung von Möglichkeiten und Grenzen kundenorientierter Arbeit im Bereich der institutionellen frühkindlichen Betreuung, Bildung und Erziehung nachgegangen werden. Die notwendige konzeptionelle Vorarbeit der Analyse und der Auswahl der Strategie sowie der geeigneten Instrumente wird, da sie den Ausgangspunkt einer Implementierung bildet, mit behandelt. Das im Anschluss einer Implementierung folgende Controlling der notwendigen operativen Maßnahmen findet im Rahmen dieser Arbeit jedoch keine Beachtung. 1.2 Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit Nachdem im ersten Kapitel einleitend die Auseinandersetzung mit der behandelten Thematik kurz begründet wurde und anschließend die Darstellung des Gegenstandes sowie der Zielsetzung dieser Arbeit erfolgte, steht nun die Vorgehensweise und der Aufbau der Master Thesis im Mittelpunkt. Das zweite Kapitel beabsichtigt einerseits 1.2 Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit 5 die in der Einleitung skizzierten, sich wechselseitig überlagernden gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen und Rahmenbedingungen näher zu betrachten und andererseits der Frage nachzugehen, ob Kindertagesstätten heutzutage als Dienstleistungsunternehmen bezeichnet werden können. Folgenden Fragestellungen soll dabei nachgegangen werden: • Welcher Bedarf ergibt sich aufgrund des demografischen Wandels aber auch angesichts der gesellschaftlichen sowie volkswirtschaftlichen Entwicklungen? • Wie gestaltet sich die derzeitige Situation am Arbeitsmarkt bezüglich der Arbeitszeiten? • „Wie sieht die Landschaft der Öffnungs- und Schließzeiten bundesdeutscher Kindesbetreuungseinrichtungen im Überblick aus?“ (Heitkötter 2006:224) • In welchen Zeitarrangements der Kindertageseinrichtungen werden derzeit die Kinder im Vorschulalter betreut? • Welche Unterschiede existieren zwischen den infrastrukturellen Angeboten für Null bis Zweijährige und den Angeboten für Drei- bis Sechsjährige? • Wo bestehen allgemein Differenzen bezüglich der Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur zwischen den ostdeutschen und den westdeutschen Bundesländern? • Was bedeutet Kundenorientierung in einer Bildungs- und Betreuungseinrichtung für Kleinkinder? • Muss man, wenn man kundenorientiert arbeiten möchte, vollkommen auf die Vorstellungen und Wünsche der Eltern eingehen? • Mit welchen Rahmenbedingungen wird in Deutschland im Bereich der frühkindlichen Betreuung Wettbewerb geschaffen? Zur näheren Betrachtung des Marketing als ein wichtiges Managementinstrument für das Fortbestehen von Kindertagesstätten soll zunächst in Kapitel drei diesbezüglich eine allgemeine terminologische Einführung gegeben werden und anschließend im vierten Kapitel die Grundlagen der Strategieimplementierung aufgezeigt werden. Im fünften Kapitel dieser Arbeit kann dann der idealtypischen Implementierung eines flexiblen Betreuungskonzeptes als eine Möglichkeit kunden- und marktorientierten Handelns nachgegangen werden. Dabei wird ein möglicher strategischer Planungsprozess einschließlich der Implementierungsplanung der Marketingstrategie „Flexibles Betreuungskonzept“ in einer sächsischen Kindertageseinrichtung exemplarisch dargestellt. 1.3 Methodik 6 Im Unterschied zur Wirtschaft, woher ursprünglich der Kundenbegriff stammt, handelt es sich in einer Kindertagesstätte jedoch „nicht um eine eindimensionale Dienstleistung, sondern vielmehr um ein mehrdimensionales Planen und Handeln, ein Angebot, das die verschiedenen Bedarfslagen und Wertesysteme berücksichtig[en] muss“ (Becker-Textor 1999). Möglichkeiten und Grenzen für die Einführung eines flexiblen Betreuungsangebots in einer Kindertagesstätte in Sachsen sollen im sechsten Kapitel aufgezeigt werden. • Welche Besonderheiten im Hinblick auf rechtliche und organisatorische Fragen herrschen im Achten Buch Sozialgesetzbuch – Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII), im Sächsischen Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen sowie im Landesjugendhilfegesetz? • Wie könnten sich solche gesetzlichen Regelungen auf die Gestaltung eines flexiblen Betreuungskonzeptes auswirken? • Was heißt „flexible“ Kinderbetreuung? Wie definiert man „Flexibilität“ in Bezug auf eine pädagogische Einrichtung? • Welche strukturellen, als auch mentalen und pädagogischen Hindernisse resultieren aus der Gestaltung eines flexiblen Kinderbetreuungskonzeptes? • Ergeben sich dabei aber auch neue organisatorische sowie pädagogisch-methodische Möglichkeiten in Hinblick auf die Arbeit mit Vorschulkindern? Zur praxisnahen Beantwortung der zuvor aufgestellten Fragen greift diese Arbeit auf zwei Studien zurück, in denen verschiedene Einrichtungen mit flexiblen Angeboten aus unterschiedlichen Bundesländern untersucht und deren pädagogische Fachkräfte, Kinder sowie Eltern befragt worden sind. Mit einer Zusammenfassung des behandelten Themas und einem Ausblick auf zukünftige Arbeitsmethoden in Kindertagesstätten bezüglich des Bereichs „Kundenorientierung“ schließt diese wissenschaftliche Arbeit im siebenten Kapitel ab. 1.3 Methodik Der Inhalt der nun folgenden wissenschaftlichen Arbeit liegt einer umfassenden Recherche der bisher publizierten Literatur zu Grunde. Die theoretischen Grundlagen zum Thema Marketing und Nonprofit-Marketing stützen sich auf den aktuellen Forschungsstand der Fachliteratur und wurden dieser entnommen. Die Auswertung der statistischen Daten erfolgt im Rahmen dieser Master Thesis mittels sekundärer Quellen. Für die Beantwortung der zuvor in der Einleitung gestellten Fragen 1.3 Methodik 7 wurden verschiedene wissenschaftliche Studien, dokumentierte Fachtagungen, Arbeitspapiere/Dokumentationen sowie Forschungsberichte zum Thema Arbeitswelt und Kindertagesstätten herangezogen. Da sich die Arbeit lediglich auf das Erschließen und Auswerten sekundärer Literatur beschränkt und eigene empirische Untersuchungen nicht durchgeführt werden konnten, kann nicht der Anspruch auf Vollständigkeit des behandelten Themas erhoben werden. Ebenso liefert diese Masterarbeit kein allgemeingültiges Konzept zur Implementierung. Es wird vielmehr exemplarisch die Implementierung einer bestimmten Marketingstrategie, in dem Fall eines flexiblen Betreuungsangebotes, für Kindertagesstätten aufgezeigt. 8 2 Was macht die Kindertagesstätte im 21. Jahrhundert zu einem kundenorientierten Unternehmen? 2.1 Demografischer Wandel Der demografische Wandel stellt für Deutschland einen der wichtigsten Einflussfaktoren bezogen auf die künftige Entwicklung von Angebot und Nachfrage im Bereich der sozialen Dienstleistungen dar. Die Häufigkeit der Geburten ist deutschlandweit betrachtet inzwischen so niedrig, „[...] dass sich die Elternjahrgänge bei weitem nicht mehr vollständig durch die Geburt von Kindern ersetzen“ (BIB 2008:6). Kindertagesstätten werden in Deutschland in den nächsten Jahren insgesamt betrachtet mit einer rückläufigen Anzahl von Kindern konfrontiert werden. Waren es im Jahre 2009 noch 4,2 Millionen Kinder unter sechs Jahren, werden es 2020 bereits ca. 300.000 Kinder weniger sein. Wenn in zehn Jahren dann die starken Jahrgänge mit potentiellen Müttern aus dem gebärfähigen Alter herausfallen, muss man bei der Fortsetzung des derzeitigen Trends (durchschnittlich 1,4 Kinder pro Frau) einen weiteren starken Rückgang der Geburtenzahl bis zum Jahre 2050 einkalkulieren. Der Osten Deutschlands wird dabei noch deutlich stärker von der fortschreitenden Alterung betroffen sein als der Westen, da in den neuen Bundesländern bereits seit der Wiedervereinigung ein kontinuierlicher Bevölkerungsrückgang durch den Wegzug junger Menschen in den Westen (die Zuwanderung führte hier bis 2005 zu einem Bevölkerungszuwachs) und andererseits ein Geburtenrückgang zu verzeichnen ist (Abb. 2). Das Ende der DDR führte im Osten zu einem Geburteneinbruch (auch „Demographic Shocks“ genannt) zwischen den Jahren ’91 und ’94. Um sich im „neuen System“ mit all seinen Möglichkeiten und Risiken zurechtzufinden, schoben junge Menschen zu dieser Zeit zunächst den Wunsch, eine Familie zu gründen, auf. „Nachdem relativ schnell offensichtlich wurde, dass sich der Systemwandel mit seinen vielen Problemen (wirtschaftlicher Strukturwandel, Arbeitslosigkeit, neue Bildungs- und Qualifikationserfordernisse, ein neues System der sozialen Sicherung) über einen längeren Zeitraum erstrecken würde [...]“ entschied man sich entweder ganz gegen Kinder bzw. gegen ein weiteres Kind (BIB 2004: 22). 2.1 Demografischer Wandel 9 Inzwischen haben sich die Geburtenniveaus von Ost und West angeglichen: 2006 gebaren Frauen in den alten Bundesländern im Durchschnitt 1,36 (ohne Berlin-West) und Frauen in den neuen Bundesländern durchschnittlich 1,32 Kinder (vgl. BIB 2008:36). Abb. 2.1: Zusammengefasste Geburtenziffern der Kalenderjahre (Quelle: Statistisches Bundesamt8 ) Im Jahr 2010 kamen in Deutschland auf 100 Personen (im Erwerbsalter von 20 bis unter 65 Jahren) 34 Personen (über 65 Jahren). In Sachsen (41) lässt sich im Vergleich zu den übrigen Bundesländern sogar der höchste Altenquotient (Verhältnis von Bevölkerung im Erwerbsalter zu Bevölkerung im Rentenalter) verzeichnen (vgl. Pötzsch 2010). In Sachsen, wie in den anderen Bundesländern auch, gibt es je nach Region aber deutliche Abweichungen zu den vom Statistischen Bundesamt ermittelten Daten, so dass letztendlich eine unterschiedliche Bewertung stattfinden muss. In Dresden und Leipzig kann zum Beispiel ein leichter Bevölkerungszuwachs verzeichnet werden. Darauf soll im Rahmen der Strategieentwicklungsphase in Kapitel 5 näher eingegangen werden. Zudem herrschen bezüglich des Bedarfs und des Platzangebotes für Kinder innerhalb des Bereiches frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung auch erhebliche West-Ost Unterschiede. Das Arbeitsfeld der Kindertagesstätten ist, aufgrund des 1996 gesetzlich geregelten Anspruches auf einen außerfamilialen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten dritten Lebensjahr, von einem starken Wachstum geprägt. Vor allem im Osten wird es bis zum Jahr 2050 zu einer Überdeckung kommen (Bedarfsrückgang um etwa 19 bis 21 Prozent). Demgegenüber steht eine erhebliche Versorgungslücke für die Betreuung der Kinder zwischen null und drei 8 Quelle: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/ Grafiken/Bevoelkerung/Diagramme/Geburtenziffer,templateId=renderLarge.psml 2.1 Demografischer Wandel 10 Jahren (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010:12). Im Jahr 2009 lag die durchschnittliche Versorgungsquote (Kindertagesstätten und Kindertagespflege) in Deutschland für Dreijährige bis zum Schuleintrittsalter bei 92,5 Prozent und die der Ein- bis Dreijährigen bei 20,4 Prozent. Drei Jahre zuvor lag die Versorgungsquote der unter Dreijährigen noch bei 13,6 Prozent und die der Drei- bis unter Sechsjährigen bei 87,6 Prozent. In den neuen Bundesländern (44,9 Prozent und 95,1 Prozent) lag die durchschnittliche Betreuungsquote sogar noch höher als in den alten Bundesländern (14,9 Prozent und 92 Prozent) (vgl. Textor 2010). Die außerfamiliale Betreuung war im Gegensatz zu den Bundesländern im Osten, wo die Krippenbetreuung eine lange Tradition besitzt, sehr lange Zeit in Westdeutschland trotz des Bedarfs gesellschaftlich nicht anerkannt9 (vgl. Riedel 2005:110). Der errechnete Rückgang der Kinderzahl in der Altersgruppe null bis drei Jahren könnte demzufolge im Westen zu einer besseren Angebotsstruktur führen. Da nach derzeitigen Angaben nur jedes fünfte Kleinkind einen Betreuungsplatz hat, müssen für diese Kinder sogar noch neue Plätze entstehen (vgl. Spiegel Online 2009). Dafür müssen finanzielle und personelle Anstrengungen unternommen werden, um die von der Bundesregierung geplante Betreuungsquote in dieser Altersgruppe zu erhöhen: Mit Hilfe des im Jahre 2008 vom Bundestag verabschiedeten Krippenausbaugesetzes soll die Lösung des Versorgungsproblems der Unterdreijährigen noch vorangetrieben werden: Ab dem 1. August 2013 soll für jedes Kind ab dem zweiten Lebensjahr ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Kinderkrippe, Kindertagesstätte oder bei einer Tagesmutter bestehen (vgl. Spiegel Online 2008). Die Statistiken weisen, wie bereits erwähnt, für Betreuungsplätze für Kinder ab drei Jahren im neuen Bundesgebiet bereits nahezu eine Vollversorgung auf. In einigen Regionen gehören bereits jetzt schon lange Wartelisten für freiwerdende Kinderbetreuungsplätze der Vergangenheit an (vgl. Riedel 2005:112). In immer mehr westlichen Bundesländern, wo der Kindergartenmarkt noch nicht gesättigt ist, werden vom Gesetzgeber Strukturen (z.B. Gutscheinmodell)10 eingeführt, um den Wettbewerb unter den Einrichtungen zu erhöhen. Ökonomisch gesehen entwickelt sich der relevante Markt für Kindertagesstätten immer mehr von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt. Trotz der hier nur kurz dargestellten Situation in den alten und den neuen Bundesländern bezüglich der Nutzungsquoten wird es für Kindertagesstätten im zunehmenden Maße notwendig sein, neue Möglichkeiten zu suchen, um ihre Position am Markt sichern zu können. 9 „In der BRD dagegen bleibt lange die Auffassung dominierend, dass kleine Kinder ausschließlich zur Mutter gehören, einer Betreuung nur in Notfällen zuzustimmen sei, und eine ‚Fremdbetreuung‘ – man beachte die negative Konnotation des Begriffs ‚Fremd‘ – in der Regel für die Kinder von Nachteil sei“ (Giebeler 2005, S. 25) 10 Siehe auch unter „Finanzierungsgrundlagen“ 2.2 Kundenorientierung 11 2.2 Kundenorientierung In einer Kindertagesstätte sind aus wirtschaftlicher Sicht gesehen die Eltern die wichtigste Kundengruppe. Sie entscheiden im Regelfall für ihre Kinder und bezahlen letztendlich für die erbrachten Leistungen. Die Eltern nehmen mit ihrem „Kaufverhalten“ Einfluss auf die Kindertageseinrichtung. Sie entscheiden über den Absatz der Dienstleistung. Das bedeutet, dass die Einrichtung ihr Angebot so gestalten muss, dass der Kunde, in dem Fall die Eltern und deren Kinder, möglichst gut befriedigt werden. „Eltern suchen die optimale Betreuung für ihre Kinder, deren Reaktionen selbstverständlich in ihr Qualitätsurteil mit eingehen. Insofern sind mittelbar auch die Kinder Kunden des Kita-Unternehmens. Zufriedene Kinder in der Einrichtung zu haben, ist jedoch lediglich eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für zufriedene Eltern. Damit der Kunde ‚König‘ wird, bedarf es insbesondere einer neuen Denkhaltung, die sich in einem Kommunikationsangebot an dem ‚Kunden‘ zeigt. Es gilt die Selbstbezüglichkeit der eigenen Einrichtung zu erkennen und die Nutzer in den kritischen Reflexionsprozess einzubeziehen“ (Klug 2001:41): „Orientiere dich als Professioneller am Wohl der Betreuten, wie sie es selbst verstehen, tue nichts, was ihren formulierten Interessen widerspricht oder ihnen schadet, achte auf ihre Zufriedenheit und konstruiere keinen Gegensatz zwischen deinen Werten und den Interessen deiner Nutzer“ (Klug 2001:39). Die Kindertagesstätte kann ihren „[...] Auftrag der Erziehung, Bildung und Betreuung [...] in einer Zeit gesellschaftlicher Veränderungen [aber] nur dann erfüll[en] [...], wenn ein Bewusstsein über aktuelle Geschehnisse und daraus folgende Bedürfnisse besteht“ (Kammrath/Jaschinsky 2008:1; S.H.). Dies soll im Folgenden skizziert werden. Die Eltern sind aber nicht die einzige Anspruchsgruppe einer Kindertagesstätte, der Beachtung geschenkt werden muss. Der Kundenbegriff im pädagogischen Arbeitsfeld gestaltet sich wesentlich komplexer als in der Wirtschaft (vgl. Dahle, Schrader 1999:15). Dieser Aspekt wird im fünften Kapitel noch einmal aufgegriffen und näher betrachtet. 2.2.1 Gesellschaftliche Wandlungsprozesse Der gegenwärtig steigende und zugleich auch sich verändernde Bedarf an Betreuungsangeboten für Kinder findet seinen Ursprung im Wandel von einer Industrie- zu einer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft. Die erhöhte Nachfrage an derartigen Angeboten liegt nicht zuletzt darin begründet, dass die Zahl der gut ausgebildeten oder studierten und demnach hoch qualifizierten jungen Frauen einen erheblich Anstieg verzeichnet und folglich die „Berufstätigkeit und die damit einhergehende finanzielle Absicherung [...] inzwischen fester Bestandteil 2.2 Kundenorientierung 12 weiblicher Lebensplanung [geworden ist]“ (Klose 2007:29, S.H.). Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf das klassische Familienmodell11 und resultiert in einem Wandel des bisher vorherrschenden Geschlechterverhältnisses. In diesem Zusammenhang kommt es laut Karin Jurczyk aber seit einigen Jahren verstärkt zu einer widersprüchlichen Neustrukturierung. Der Prozess ist einerseits von der Gleichstellung der Geschlechter aber andererseits auch von „[...] dem Beibehalten alter und dem Entstehen neuer Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern [...]“ (Jurczyk 2005:19; S.H.) gekennzeichnet. Auch wenn Frauen immer öfters einer Erwerbstätigkeit nachgehen und sich das Verständnis des Mannes von seiner Vaterrolle gewandelt hat, sind es immer noch die Frauen, die nach der Geburt des Kindes zu Hause bleiben oder nur verkürzt arbeiten gehen. Trotz der einerseits Re-Traditionalisierung der Geschlechterrollen, ist andererseits aber festzustellen, dass das Alleinernährermodell vom Zuverdienermodell immer mehr abgelöst wird (Klinkhammer 2005:15; S.H.). Hier besteht, wie man im folgenden Abschnitt sehen kann, Handlungsbedarf auf Ebene der Kinderbetreuungeinrichtungen, aber auch seitens der Unternehmen selbst12 . 2.2.1.1 Strukturwandel in der Arbeitswelt Damit die Infrastruktur der Kindertagesstätten ausgebaut sowie die Betreuungsangebote weiterentwickelt werden können, muss zunächst ein Verständnis bezüglich aktueller Entwicklungen am Arbeitsmarkt herrschen. Diese sollen mit den daraus resultieren Problemen anschließend skizziert werden. Erwerbsbeteiligung von Frauen Das Erwerbsverhalten bei Frauen13 wird größtenteils durch den Aspekt der Familiengründung beeinflusst. Ein beträchtlicher Teil der Frauen gibt ihre Berufstätigkeit auf, sobald sie Kinder bekommen (Rübenach/Keller 2011:330). Nur 37 Prozent waren trotz Kind aktiv erwerbstätig. Im Vergleich dazu gingen mehr als doppelt so viele Frauen ohne Kind 2009 einer Erwerbstätigkeit nach. Das Alter des Kindes bzw. der Kinder ist eine entscheidende Variable bei der Untersuchung, in welchem Umfang Mütter von minderjährigen Kindern ihre Erwerbstätigkeit aufgeben bzw. unterbrechen. So nahmen lediglich 29 Prozent der Frauen mit einem Unter-Dreijährigen im Haushalt 2008 am Arbeitsleben teil. Immerhin fast 60 Prozent der Mütter mit Kindern zwischen dem vierten und dem sechsten Lebensjahr waren dagegen wieder aktiv erwerbstätig. Der Betreuungsbedarf verringert sich somit 11 Das traditionelle Alleinernährermodell: der Mann arbeitet, die Frau kümmert sich um Haushalt und Kinder. Vor allem in Westdeutschland hat dieses Modell eine lange Tradition. 12 siehe Abschnitt 7.2 13 Hier sind alle Frauen bis einschließlich 30 Jahren gemeint. 2.2 Kundenorientierung 13 proportional zum ansteigenden Alter des Kindes und erzeugt folglich eine Verstärkung der Anzahl der ins Berufsleben zurückkehrenden Frauen (vgl. ebd.:333). Eine ausgeglichene Integration von Frauen und Männern in den Arbeitsmarkt lässt sich jedoch nicht nur am eben aufgezeigten Beteiligungsgrad festmachen. Deutlich aussagekräftiger ist der im Anschluss dargestellte Umfang der Arbeitszeit von Müttern und Vätern. Zur besseren Koordination der Bereiche Familie und Beruf ist es für viele Mütter durchaus angenehmer, lediglich einer Teilzeittätigkeit nachzugehen. Die im Vergleich geringere Nettoarbeitszeit bringt jedoch negative Folgen im Umfang des Gehaltes sowie bezüglich der Altersvorsorge mit sich. Gerade diese Darstellung verdeutlicht noch einmal die Notwendigkeit eines infrastrukturellen Ausbaus der Kinderbetreuung sowie einer Überarbeitung derzeitiger Betreuungsangebote bzw. -konzepte (Rübenach, Keller 2011:333). Teilzeitarbeit als dominierende Arbeitsform von Müttern Formal betrachtet hat Deutschland das vom Europäischen Rat im Rahmen der Europäischen Beschäftigungsstrategie (EBS)14 festgelegte Ziel, die Beschäftigungsquote der Frauen bis 2010 auf 60 Prozent zu erhöhen15 , erreicht. „Die Frauenbeschäftigungsquote ist als alleinige Kennziffer [aber] nur begrenzt aussagefähig, will man das Ausmaß der weiblichen Partizipation am Arbeitsmarkt bestimmen“ (Kümmerling/Jansen/Lehndorff 2008:2). Denn laut Arbeitskräftestichprobe werden alle Personen dem Erwerbstätigenteil zugeordnet, sobald diese in der Woche der Erhebung mindestens eine Stunde gegen Entgelt tätig waren. Gleiches gilt für diejenigen, die sich gegenwärtig in Elternzeit befinden. „Für die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt ist auch die durchschnittliche Zahl der von Frauen geleisteten Wochenstunden entscheidend“ (ebd.:2). Trotz einer guten Ausbildung arbeiten Frauen, sofern sie mindestens ein Kind besitzen, größtenteils in Teilzeitanstellung oder üben lediglich einen sogenannten „Minijob“ aus. Der Anteil der Frauen, die sich in solchen Arbeitsverhältnissen befindet, ist in den letzten Jahren erheblich 14 „Die EBS dient der Koordinierung der beschäftigungspolitischen Prioritäten, zu denen sich die Mitgliedstaaten auf EU-Ebene bekennen. Die Staats- und Regierungschefs verständigen sich auf einen Aktionsrahmen mit gemeinsamen Zielen und Prioritäten, die anschließend in den einzelstaatlichen Programmen umgesetzt werden. Die Koordinierung stützt sich auf einen jährlichen Zyklus und bildet den Teil ‚Beschäftigung‘ der umfassenderen EU-Strategie für Wachstum und Beschäftigung“ (http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/07/1455&format= HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en) Brüssel, 8. Oktober 2007 Referenznummer: IP/07/1455 15 Bundesrepublik Deutschland. Nationaler Beschäftigungspolitischer Aktionsplan 2003 (http://ec.europa.eu/social/main.jsp?langId=en&catId=101) (18.02.2011) S.4 2.2 Kundenorientierung 14 gestiegen, während im Gegenzug die Männer weiterhin im überwiegenden Teil einer Vollbeschäftigung nachgehen (vgl. ebd.:2). Betrachtet man die Arbeitsformen der deutschen Frauen mit Kindern unter 15 Jahren unter territorialen Vergleichskategorien, so lassen sich selbst über 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung noch, zum Teil gravierende, innerdeutsche (Ost-West-) Unterschiede bezüglich deren Erwerbsbeteiligung konstatieren. Die durchschnittliche Erwerbsbeteiligung im östlichen Teil der Bundesrepublik lebenden Mütter liegt mit 58 Prozent lediglich drei Prozentpunkte vor den ihrer westdeutschen Pendants. Eine wesentlich stärkere Diskrepanz lässt sich vergleichend bezüglich der Arbeitszeiten feststellen. Während von den erwerbstätigen Frauen im Osten, deren jüngstes Kind das 14. Lebensjahr noch nicht überschritten hat, mehr als die Hälfte einer Vollzeit-Tätigkeit nachgehen, entschieden sich lediglich 22 Prozent der westdeutschen Mütter dieses Arbeitswochenpensum zu bewältigen. Ein entscheidender Indikator bezüglich der deutlich schnelleren Re-Integration der ostdeutschen Frauen in den Arbeitsmarkt dürfte die dort vorherrschende, gut ausgebaute Kleinkinderbetreuung sein, die es den Frauen ermöglicht, früher und in höherem Umfang ins Arbeitsleben zurück zu kehren. Statistische Erhebungen aus dem Jahr 2008 verdeutlichen den rascheren Wiedereinstieg in die Erwerbstätigkeit ostdeutscher Mütter auch prozentual im Vergleich zu den in den alten Bundesländern lebenden Frauen. Es lässt sich dabei eine stets gleichbleibende Differenz von ungefähr sechs bis sieben Prozent hinsichtlich der Erwerbstätigenquote zwischen beiden Vergleichsgruppen, sowohl mit Kindern im Krippenalter, im Kindergartenalter, als auch im Grundschulalter konstatieren. Erst nach Erreichen des 10. Lebensjahres gleichen sich die Quoten bei ost- und westdeutschen Müttern an (vgl. Weinmann 2010). Zunahme von atypischen Arbeitszeiten Die von den Müttern vorrangig ausgeübte Teilzeitarbeit, wie oben dargestellt, entspricht schon lange nicht mehr dem traditionellen Bild von einer fünf Tage in der Woche ausschließlich am Vormittag ausgeübten Tätigkeit. „[...] [E]in gutes Drittel der Teilzeitbeschäftigten [arbeitet] an mindestens einem Wochentag ganztags, nur ein Drittel der klassisch oder geringfügig Teilzeitbeschäftigten arbeitet ausschließlich vormittags“ (Esch, Stöbe-Blossey 2005:135). Ebenso melden „Arbeitgeber [...] Bedarf an Arbeitskräften in Teilzeit häufig für die Nachmittags- und frühen Abendstunden an“ (Erler/Sterzing 2005:88). Das Normalarbeiterverhältnis, im Sinne einer Tätigkeit mit geregelten Arbeitszeiten, wie beispielsweise wochentags von morgens bis spät nachmittags löst sich immer mehr auf (vgl. Klinkhammer 2005:11). Allein die Hälfte aller Beschäftigten leisten Wochenend-, Nacht- und/oder Schichtdienst. Vor allem im Dienstleistungs- und 2.2 Kundenorientierung 15 Gesundheitssektor, wo die Arbeitszeiten außerhalb der „normalen“ Betreuungszeiten in Kindertagesstätten liegen, sind besonders viele Frauen tätig (vgl. ebd.:12). Derzeitige institutionelle Angebote können nicht annähernd diesen Bedarf abdecken. Gut zwei Drittel der deutschen Kindertagesstätten haben bereits vor 7.30 Uhr geöffnet. Durchschnittlich 89 Prozent der im Kita-Check16 befragten Kindertageseinrichtungen bieten eine Betreuung über die Mittagszeit an (vgl. DIHK:8). Laut der öffentlichen Statistik der Kinder- und Jugendhilfe bieten lediglich 65 Prozent der Einrichtungen eine Übermittag-Betreuung an. Das positive Ergebnis im Kita-Check könnte, so die DIHK, aufgrund der freiwilligen Teilnahme an der Umfrage entstanden sein. Das heißt, dass sich vor allem Einrichtungen beteiligt haben, die sich selbst als attraktiv einstufen (vgl. Henry-Huthmacher 2005:11). Nur vier Prozent der deutschen Kindertageseinrichtungen betreuen Kinder noch nach 18 Uhr. Für Eltern, die noch nach 18 Uhr berufstätig sind, besteht demzufolge kaum bis keine Möglichkeit ihr Kind zu dieser Zeit noch institutionell betreuen zu lassen (DHIK 2008:8). Betriebskindergärten stellen mit einer Quote von 30 Prozent eine Ausnahme dar (vgl. Henry-Huthmacher 2005:11). Auch im Jahr 2008 schließen noch 99 Prozent der Einrichtungen samstags. Dahingehend gibt es kaum Ost-West-Unterschiede. Unterschiede gibt es dagegen zwischen den Trägern: „Während kommunale, kirchliche sowie von Wohlfahrtsverbänden getragene [...] [Einrichtungen] nah am Durchschnitt liegen, haben immerhin 14 Prozent der Betriebskindergärten am Samstag geöffnet – ein klares Indiz dafür, dass diese Einrichtungen sich stark an den Bedürfnissen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern orientieren. Die privat-gewerblichen Einrichtungen liegen mit immerhin acht Prozent ebenfalls weit über dem Durchschnitt“ (DHIK 2008:9; S.H.). Ein weiteres Problem stellen die Schließzeiten in den Ferien dar. Dieser Aspekt ist laut der DIHK schon längst nicht mehr zeitgemäß. Im Gegensatz zu betrieblich getragenen Betreuungseinrichtungen (88 Prozent davon haben geöffnet), haben 67 Prozent der Kindergärten in den Ferien geschlossen. 40 Prozent davon bieten immerhin eine Alternativbetreuung beispielsweise in einer anderen Einrichtung an (vgl. DIHK 2008:9). Ein kleiner Hoffnungsschimmer stellt die Tatsache dar, dass etwa 58 Prozent der Kindergärten flexibel reagieren, wenn es um zusätzliche Betreuungsstunden in Notfällen bzw. Ausnahmefällen geht. Dies ist jedoch angesichts aktueller Rahmenbedingungen und zukünftiger Entwicklungen, wie bereits zuvor beschrieben, ein sehr kleiner Beitrag zur wichtigen Thematik „Flexibilisierung“. Auch hier sind es wieder 16 „Die DIHK hat 1.700 Kitas in einem so genannten Kita-Check befragt, um die Angebotsstruktur hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf näher zu untersuchen“. 2.2 Kundenorientierung 16 vor allem die Betriebskindergärten (70 Prozent) und privat-gewerblich geführten Einrichtungen (61 Prozent), die spontane Betreuungsmöglichkeiten anbieten. Ebenfalls reagieren 64 Prozent der von Wohlfahrtsverbänden getragenen Einrichtungen flexibel auf derartige Fälle (vgl. ebd.:11). „Die bekannten traditionellen Formen flexibler Arbeitszeit, [wie Teilzeit oder Schichtarbeit] werden durch neue Formen und Mechanismen, wie Vertrauensarbeitszeit, Arbeitszeitkonten und Blockfreizeiten ergänzt, mit denen Unternehmen anstreben, ihren Personaleinsatz noch stärker an die Marktrhythmen und Auftragszyklen anzupassen“ (Klinkhammer 2005:12). Daraus resultieren dann variable tägliche bzw. wöchentliche Arbeitszeiten für die Beschäftigten. Fast dreiviertel der Arbeitstätigen unterliegen solchen Arbeitszeitschwankungen (vgl. ebd.:12). Eine einfache quantitative Ausweitung der Kindertagesbetreuung mit dem Angebot einer klassischen Betreuung (halbtags, Teilzeit oder ganztags) wie das für die nächsten Jahre von der Bundesregierung geplant ist, greift deshalb nur teilweise. Oft werden Ganztagesplätze suboptimal genutzt, da immer nur eine Betreuungszeit für die gesamte Woche gebucht werden kann (der längste Tag in der Woche wird als Richtlinie genommen). Die Eltern zahlen dementsprechend für Stunden, die sie nicht nutzen. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass bei einer stärkeren Orientierung an den Nutzungszeiten Ganztagesplätze auf mehrere Kinder verteilt werden könnten. Finanziell käme das auch den Kommunen zu Gute, denn diese zahlen ebenfalls für nicht genutzte Zeiten (Pauschalzuschüsse). Eine individuelle Buchung bzw. Abrechnung von Betreuungszeiten wird noch viel zu selten von Kindertagesstätten angeboten. Lediglich 31 Prozent der Einrichtungen bieten ihren Eltern solch eine flexible Möglichkeit. Betriebskindergärten (50 Prozent) und privat geführte Kindertageseinrichtungen (45 Prozent) sind auch in diesem Fall wieder Vorbild. Und „[a]uch hier sind im Wesentlichen die Träger der [...] [Einrichtungen] und die Jugendämter die verantwortlichen Akteure, die eine größere Flexibilität zulassen müssen“ (DIHK 2008:12; S.H.). 2.2.1.2 Wandel der Familienstruktur Das Familienbild hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. In früheren Zeiten waren andere Formen des Zusammenlebens als die bürgerliche Kleinfamilie (Vater, Mutter und Kind(er)) eher sehr selten. Heute sind nichteheliche Lebensgemeinschaften mit Kind(ern), Patchworkfamilien, Alleinerziehende (Ein-Eltern-Familie) oder sogenannte Regenbogenfamilien (gleichgeschlechtliche Paare mit Kind(ern)) Normalität (vgl. Klinkhammer 2005:17). „Alleinerziehende, bilden eine feste Größe unter den Familien Deutschlands“ (Egeler 2010:2; S.H.). Fast ein Fünftel der 8,2 Millionen Familien mit Kindern unter 18 Jahren waren Ein-Eltern-Familien. Vor 2.3 Neue Finanzierungsmodalitäten und Wettbewerbssteigerung 17 allem in Ostdeutschland ist diese Familienform sehr verbreitet (27 Prozent im Osten, 17 Prozent im Westen). Ebenso ist zu konstatieren, dass überwiegend Frauen (90 Prozent) alleinerziehend sind. Auffällig ist weiterhin, dass alleinerziehende Väter (11 Prozent) viel seltener Kinder im Krippen- oder Vorschulalter versorgten als alleinerziehende Mütter (31 Prozent) (vgl. Egeler 2010:6). Da alleinerziehende Mütter die „[...] alleinige Verantwortung für Kindererziehung, Haushaltsführung und materielle Absicherung [...]“ (Peltner/Züchner 2006:188; S.H) haben, gehen sie (42 Prozent) deutlich häufiger Vollzeit arbeiten als Mütter, die mit einem Partner zusammenleben (27 Prozent) (vgl. Egeler 2010:7). „[E]in gut funktionierendes familienexternes Betreuungsnetzwerk ist infolgedessen gerade für Alleinerziehende von essentieller Bedeutung“ (Peltner/Züchner 2006:189; S.H.). 2.3 Neue Finanzierungsmodalitäten und Wettbewerbssteigerung „Soziale Arbeit muss mit [...] [immer knapper werdenden] Ressourcen haushalten, sie muss sich selber unter den Zwang stellen, mit begrenzten Mitteln möglichst viel zu erreichen – dies gebietet auch das ökologische Prinzip, Ressourcen nicht zu verschwenden“ (Klug 2001:17; S.H.). Bereits in den 90er Jahren wurde das Selbstkostendeckungsprinzip abgeschafft und marktwirtschaftliche Instrumente in die Soziale Arbeit eingeführt, um die monopolartige Stellung der großen Wohlfahrtsverbände aufzuheben. Denn diese orientierten sich vor allem an ihren eigenen Vorstellungen und weniger an den unterschiedlichen Bedürfnissen ihrer „Kunden“. Dies war sowohl aus fachlicher als auch ökonomischer Sicht nicht befriedigend. Nun versucht der Gesetzgeber zusätzliche Wettbewerbsmodelle im Bereich der Kindertagesstätten einzuführen (vgl. ebd.:14). Allgemeine Aussagen über die zukünftigen Finanzierungsmodelle lassen sich nicht machen, da diese Entscheidung in Abhängigkeit von den öffentlichen Geldern und der politischen Mehrheit in den jeweiligen Bundesländern steht (vgl. ebd.:118). Der Trend geht aber in Richtung subjektorientierte oder kindbezogene Förderung. In Zukunft wird in immer mehr Bundesländern – u. a. in Bayern17 , Hamburg18 , Berlin19 und Brandenburg20 – das Angebot über die Nachfrage geregelt. Die Eltern erhalten 17 Bayern: www.stmas.bayern.de/kinderbetreuung/baykibig/index.htm 18 Hamburg: Hamburger Kinderbetreuungsgesetz (KibeG 2004 § 22) 19 Berlin: Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und Kindertagespflege (Kindertagesförderungsgesetz – KitaFöG 2005, § 23 Abs. 1 Satz 3) 20 Brandenburg: Zweites Gesetz zur Ausführung des Achten Buches des Sozialgesetzbuches – Kinderund Jugendhilfe (Kindertagesstättengesetz – KitaG 2004, geändert 2010, §16 Abs. 2) 2.4 Kundenorientierung versus Wertvorstellung 18 einen Gutschein von der Kommune, mit dem sie die Möglichkeit haben, in einer Kindertagesstätte ihrer Wahl für ihr Kind Betreuungsstunden zu kaufen. Wo das Betreuungsangebot seitens der Eltern angenommen wird, fließen auch die staatlichen Mittel hin, weil ja sie als Subjekt die Mittel erhalten (ebd.:118). Kritische Stimmen meinen jedoch, dass beispielsweise vorrangig die Nachfragemacht der Eltern gestärkt werden würde und nicht die Qualität des Betreuungsangebots21 . Seit dem im Dezember 2008 in Kraft getretenen Kinderförderungsgesetzes können künftig nicht nur gemeinnützige Träger staatliche Zuschüsse bekommen, sondern auch gewinnorientierte private Betreiber von Krippen und Kindertagesstätten (vgl. Gandor/Langen 2008:123). Den Kommunen steht es jedoch frei, ob sie den Zuschuss gewähren oder nicht. 2.4 Kundenorientierung versus Wertvorstellung Kindertagesstätten müssen sich, nicht zuletzt auf Grund gesellschaftlicher Entwicklungen, wie eben dargestellt, zunehmenden Herausforderungen stellen und stehen unter großem Handlungs- und Veränderungsdruck. Die Orientierung am Kunden ist aber gleichzeitig auch eine Frage der Werte. Denn die Orientierung an den eigenen Werten, seien es sozialistische, humanistische oder christliche, steht im Mittelpunkt einer jeden sozialen Einrichtung. Mit dem aus der Wirtschaft stammenden Begriff des „Kunden“ verbinden sich oft Befürchtungen, dass man sich Kundenwünschen bedingungslos unterwerfen und somit seine Werte dem Markt opfern müsse. „Kundenorientierung an sich stellt eine wertgebundene Einrichtungsphilosophie nicht in Frage. [...] Vielmehr sind die Werte, die in einer Einrichtung von den Mitarbeiterinnen geteilt werden, als Teil ihrer Identität nicht prinzipiell marktfeindlich. Ein klares Profil ist sogar eine Grundvoraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg“ (Klug 2001:38; S.H.). Die gemeinsamen gelebten Werte vermitteln etwas Gemeinsames unter den Mitarbeitern und schaffen auch „[...] nach außen eine klare Erkennbarkeit mit der Chance größerer Resonanz bei den Eltern“ (ebd.:43; S.H.). Die eigenen Werte denen der Kunden völlig unterzuordnen, würde letztendlich bedeuten, dass das eigene Profil sowohl für Außenstehende, beispielsweise für potentielle Kunden, als auch für Mitarbeiterinnen nicht mehr eindeutig erkennbar wäre. Zudem ist es unmöglich, allen Elternwünschen gerecht zu werden, besonders wenn sie sich entgegengesetzt zueinander verhalten. Insofern lässt sich sagen, dass es weder von Vorteil ist, die Vorschläge der Eltern sofort zu übernehmen, noch sie komplett abzulehnen. Pädagogische und organisatorische Zielvorstellungen und deren Umsetzung müssen eher in einem Dialog miteinander 21 Näheres dazu http://www.kindergartenpaedagogik.de/666.html (Das Hamburger „Kita Gutschein-System“ von Sören Arlt) 2.4 Kundenorientierung versus Wertvorstellung 19 ausdiskutiert werden, um die Ergebnisse später mit in die Marketingentwicklung einfließen zu lassen. Um ein Optimum bezüglich der Kundenorientierung erreichen zu können, muss die Kindertagesstätte in drei Bereichen aktiv werden. „Eine systematische Kundenorientierung spielt sich im Dreieck zwischen Kunde – Konkurrenz – eigene Einrichtung ab“ (ebd.:42). 20 3 Grundbegriffe des Marketing 3.1 Marketing im Profitbereich Die Bedeutung des Marketing sowie die Denkhaltung im Marketing haben sich über die Jahrzehnte vor dem Hintergrund der sich wandelnden Wettbewerbsbedingungen kontinuierlich weiterentwickelt und somit auch gewandelt. Handelte es sich in den 50er Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg noch um eine reine Produktionsorientierung – sprich die zentrale Aufgabe, die Produktion der Güter sicherzustellen (Massenproduktion aufgrund sehr hoher Nachfrage zu realisieren) –, verlagerte sich der Handel nun schon langsam von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt. Es kam von der reinen Bewältigung der Produktionsprobleme zum Vertrieb der Produkte (Phase der Verkaufsorientierung). In den 70er Jahren wurden die Konsumenten zum entscheidenden Engpassfaktor, da die Angebote inzwischen größer als die Nachfrage waren. Die Unternehmen begannen sich zunehmend darauf zu konzentrieren, die Bedürfnisse der Kunden zu befriedigen, indem sie das Prinzip der Marktsegmentierung (Aufteilung des Gesamtmarktes in Teilmärkte, Differenzierung der Marktbearbeitung) heranzogen. Die Bedürfnisse und Wünsche der Konsumenten standen im Mittelpunkt der Unternehmensführung (Phase der Marktorientierung) (vgl. Bruhn 2010:15f). Diese ausschließlich auf den Kunden gerichtete Betrachtungsweise musste, aufgrund der mehr und mehr gesättigten Märkte „[...] und dem daraus resultierenden Verdrängungswettbewerb zu einer stärker kompetitiven22 Ausrichtung des Marketing [...]“, in den 80er Jahren erweitert werden (Götz, Höschele 1995:4f; S.H.). Anspruchsgruppen, wie beispielsweise Mitarbeiter, Umwelt und Staat, wurden bei der Betrachtung mit herangezogen; das strategische Marketing entstand23 (Phase der Wettbewerbsorientierung). Die Bedeutung von umfeldbezogenen Faktoren nahm Anfang der 90er Jahre stark zu. Eine zunehmende Orientierung des Marketing an den sich immer schneller wandelnden gesellschaftlichen, rechtlichen, ökologischen und technologischen Rahmen- 22 Kompetitiv: „auf Wettbewerb beruhend“, „konkurrierend“ 23 „Dem Marketing kam - und kommt auch heute noch - die Aufgabe zu, strategische Wettbewerbsvorteile gegenüber den Konkurrenten aufzubauen und diese am Markt durchzusetzen bzw. zu verteidigen“ (Bruhn 2009:16). 3.1 Marketing im Profitbereich 21 bedingungen war zwingend notwendig (vgl. Bruhn 2010:17). Das Anspruchsspektrum des Marketing erweiterte sich abermals. Es entstand ein modernes und erweitertes Verständnis von Marketing. Marketing umfasst nun „[...] jegliche Form eines Austauschs zwischen zwei Kontrahenten, bei dem beide Parteien durch den Austauschprozess ihre Bedürfnisse zu befriedigen versuchen. Neben der Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen werden auch die Austauschprozesse zwischen nicht-kommerziellen Organisationen und Individuen in die Betrachtung mit einbezogen. Dabei haben sich heute vielfältige Formen des so genannten nicht-kommerziellen Marketing24 (z. B. Vermarktung der Leistungen von Parteien, [...] und Museen) und des Social-Marketing (z. B. [...] Spendenorganisationen) herausgebildet“ (Meffert 2008:10; S.H.). Die moderne und erweiterte Interpretation des Marketingbegriffs von der American Marketing Association (2003) wird der Vielfalt des Begriffes gerecht und soll in dieser Arbeit als Definition dienen: „Marketing is an organizational function and a set of processes for creating, communicating and delivering value to customers and for managing customer relationships in ways that benefit the organization and its stakeholders“ (Meffert 2008:11). In dieser Definition werden spezifische Merkmale des Marketing genannt25 : 1. Marketing als duales Führungskonzept Marketing wird heute als integrierte, marktorientierte Konzeption der Unternehmensführung verstanden. Es wird sowohl als Leitbild des Managements als auch als gleichberechtigte Funktion, neben anderen Grundfunktionen der Betriebswirtschaft (z.B. Finanzierung), in einer Unternehmensorganisation verstanden. 2. Informations- und Aktionsorientierung Das Marketing bezieht sich auch auf marktgerichtete (1) und unternehmensgerichtete (2) Prozesse sowie Aufgaben: (1) die Konzeption, Durchführung und Kontrolle von Marketingaktivitäten, die sich auf den Nachfrager ausrichten: Gestaltung des Produktangebotes, Marktforschung usw. (2) Aufgabe des Marketing innerhalb des Unternehmens: Koordination aller markt- und nachfragerrelevanten Ressourcen und Fähigkeiten. 24 Dazu mehr im Abschnitt 3.3 25 Mehr dazu in Meffert, H.; Burmann, C.; Kichgeorg, K.: (2008): Marketing, 10. Aufl., Wiesbaden, S.13-17. 3.2 Besonderheiten von Kindertagesstätten als Nonprofit-Organisationen 22 3. Kundennutzenorientierung Potentielle Kunden erwerben nur dann ein Produkt oder eine Dienstleistung eines Anbieters, wenn sie einen Nutzen davon haben. Die Erfassung der Bedürfnisse der Kunden ist demnach die Voraussetzung. 4. Beziehungsorientierung Das moderne Marketingverständnis hat den Aufbau einer längerfristigen Beziehung zwischen Kunden und Anbieter zum Ziel (Kundenpflege). 5. Wertorientierung Die Marketingaktivitäten sind an den Zielen des Unternehmens ausgerichtet; die Unternehmensziele können wiederum auch von den Aktivitäten beeinflusst werden. 6. Stakeholderorientierung „[...] die Wirkungen des Marketing [sind] nicht nur in der Erzielung eines Nachfrager- und Anbieternutzens zu sehen“ (Meffert 2008:17; S.H.). Neben Anbieter und Nachfrager können auch noch andere Anspruchsgruppen (engl. Stakeholder) durch die Geschäftstätigkeit im weitesten Sinne betroffen sein, wie beispielsweise staatliche Institutionen, Bürger, Aktionäre. „Das Marketing als Management-Instrument ist nicht etwa ausschließlich für erwerbswirtschaftliche Unternehmen von Interesse, sondern ist in höchstem Maße relevant für Probleme und Herausforderungen, mit denen sich Nonprofit-Organisationen konfrontiert sehen. Alle Organisationen brauchen Austauschbeziehungen mit anderen, um die von ihnen benötigten Ressourcen zu erwerben, diese in nützliche Produkte und Dienstleistungen umzuwandeln und schließlich diesen Output auf effiziente Weise an die Zielmärkte zu verteilen“ (Kotler 1978:14f). 3.2 Besonderheiten von Kindertagesstätten als Nonprofit-Organisationen „Als Grundlage für die Umsetzung eines Nonprofit-Marketing sind zunächst die Besonderheiten von Nonprofit-Organisationen [bzw. Kindertageseinrichtungen] näher zu betrachten, da diese konkrete Hinweise darauf geben, bei welchen Aspekten eine – im Vergleich zum kommerziellen Marketing – differenzierte Herangehensweise zur Implementierung der Marketingorientierung notwendig ist“ (Bruhn 2005:41; S.H.). Folgende sechs Punkte lassen sich als Besonderheiten herausfiltern: 1. Zielinhalte 3.2 Besonderheiten von Kindertagesstätten als Nonprofit-Organisationen 23 2. Definition der Leistung oder des Produktes 3. Anspruchsgruppenorientierung 4. Finanzierung 5. Mitarbeiter- und Organisationsstrukturen 6. Konsequenz der Nachfrageorientierung 1. Zielinhalte Im Unterschied zu Unternehmen im Profitbereich handelt es sich im Nonprofit-Bereich um Organisationen, bei denen statt Gewinnerzielung vor allem bedarfswirtschaftliche beziehungsweise soziale und gesellschaftliche Ziele im Vordergrund stehen. „Monetäre Ziele beschränken sich lediglich auf die Finanzierung [...] der genannten primären Ziele“ (Bruhn 2009: 127; S.H.). Die grundsätzlichen Ziele für die Kindertageseinrichtungen und die Kindertagespflege sind im SGB VIII § 22 Abs. 1 und 2 verankert: „(1) Tageseinrichtungen sind Einrichtungen, in denen sich Kinder für einen Teil des Tages oder ganztägig aufhalten und in Gruppen gefördert werden. Kindertagespflege wird von einer geeigneten Tagespflegeperson in ihrem Haushalt oder im Haushalt des Personensorgeberechtigten geleistet. Das Nähere über die Abgrenzung von Tageseinrichtungen und Kindertagespflege regelt das Landesrecht. Es kann auch regeln, dass Kindertagespflege in anderen geeigneten Räumen geleistet wird. (2) Tageseinrichtungen für Kinder und Kindertagespflege sollen 1. die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit fördern, 2. die Erziehung und Bildung in der Familie unterstützen und ergänzen, 3. den Eltern dabei helfen, Erwerbstätigkeit und Kindererziehung besser miteinander vereinbaren zu können“. 2. Definition der Leistung oder des Produktes In den wenigsten Fällen handelt es sich bei Angeboten im Nonprofit-Bereich um materielle Güter. Vorrangig sind es Beratungen oder andere Dienstleistungen. „Neben der Erstellung individueller Dienstleistungen besteht eine weitere Leistung von Nonprofit-Organisationen in der Vermittlung bestimmter Werte, Interessen oder 3.2 Besonderheiten von Kindertagesstätten als Nonprofit-Organisationen 24 Ideen“ (Bruhn 2005:42). Die Angebote sind sehr vielschichtig und komplex, so dass es nicht immer aus der Sicht des Marketing einfach ist, genau zu beschreiben, was die relevanten Produkte bzw. Leistungen einer Organisation oder Einrichtung alles darstellen (vgl. ebd.:42). Da es sich, wie bereits erwähnt, im Nonprofit-Bereich größtenteils um Produkte der Kategorien „Dienstleistungen oder Werte-, Interessenund Ideenvermittlungen“ handelt, kann das Nonprofit-Marketing ähnlich dem des Dienstleistungsmarketing angesehen werden. Die Erkenntnisse aus dem Dienstleistungsmarketing26 können demnach in das Konzept des Nonprofit-Marketing integriert werden. Auch das Produkt in einer Kindertagesstätte ist kein normales Wirtschaftsgut. Das Produkt ist die pädagogische Arbeit mit Kleinkindern (vgl. Dahle/Schrader 1999:15; S.H.). Die Dienstleistung beschränkt sich hier nicht nur auf die reine Betreuung, sondern beinhaltet ethische sowie schwer messbare emotionale Aspekte (z.B. Zugewandtheit, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit seitens der pädagogischen Fachkräfte, Beziehungsaufbau, Einfühlung) (vgl. ebd.:18). Die Vermittlung ethischer Aspekte und das Fördern und Erlernen anderer wichtiger Kompetenzen wird bereits gesetzlich festgeschrieben: „(3) Der Förderungsauftrag umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes und bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Er schließt die Vermittlung orientierender Werte und Regeln ein. Die Förderung soll sich am Alter und Entwicklungsstand, den sprachlichen und sonstigen Fähigkeiten, der Lebenssituation sowie den Interessen und Bedürfnissen des einzelnen Kindes orientieren und seine ethnische Herkunft berücksichtigen“ (SGB VIII § 22 Abs. 3). 3. Anspruchsgruppenorientierung Im Nonprofit-Bereich agieren Leistungsanbieter sehr oft im Rahmen nicht-schlüssiger Tauschbeziehungen, das heißt, dass nicht nur der Leistungsempfänger und der Anbieter in einer Beziehung zueinander stehen, sondern auch noch andere Anspruchsgruppen mit hinzukommen (Bruhn 2005:43). Nonprofit-Organisationen sind nämlich im Gegensatz zu kommerziellen Unternehmen viel stärker von anderen Personen und Bezugsgruppen abhängig, sei es, um Gelder zu bekommen oder um einen gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen. Die Anspruchsgruppenorientierung ist daher von hoher Relevanz und sollte auch bei der Implementierung eines Nonprofit-Marketing 26 Mehr dazu in Bruhn/Meffert 2009: Dienstleistungsmarketing. Grundlagen-Konzepte-Methoden. 3.2 Besonderheiten von Kindertagesstätten als Nonprofit-Organisationen 25 berücksichtigt werden (vgl. Bruhn 2009:127). Unter einer „[...] umfassende[n] Anspruchsgruppenorientierung [...] [ist dabei] die konsequente Ausrichtung sämtlicher Aktivitäten einer Nonprofit-Organisation an den Erwartungen der verschiedenen internen und externen Beziehungspartner“ zu verstehen (ebd.:45; S.H). „Im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung, handelt es sich [...] [ebenfalls] nicht um eine eindimensionale Dienstleistung, sondern vielmehr um mehrdimensionales Planen und Handeln, ein Angebot, das die verschiedenen Bedarfslagen und Wertesysteme berücksichtig[en] [muss]“ (Becker-Textor 1999; S.H.). Die Herausforderung ist es, den unterschiedlichen oder gar konträren Ansprüchen gerecht zu werden. Es sind aber nicht nur die Anspruchsgruppen (Kinder, Eltern, Gesellschaft bzw. Staat, pädagogische Fachkräfte) untereinander, die unterschiedliche Ansichten vertreten. Jeder hat auf seine individuelle Weise Wünsche und Vorstellungen an die Kindertageseinrichtung. Innerhalb der Interessengruppe Eltern kann es beispielsweise dazu kommen, dass die eine Familie gerade die eine Kindertagesstätte aus Gründen einer bestimmten Weltanschauung auswählt. Eine andere Familie dagegen denkt vielleicht weltanschaulich ganz anders und muss trotzdem sein Kind, aufgrund des Wunsches der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, in diese Einrichtung bringen, weil in der Umgegend kein anderer Kindergarten so lange Öffnungszeiten anbietet (vgl. Tietze/Viernickel 2003:11). Die Kinder, wie schon erwähnt, sind die primären „Konsumenten“ der Kindertagesstätte. Da sie aber noch nicht entscheiden und deutlich formulieren können, was sie wollen und was nicht, müssen sie hoffen, dass ihre „Wünsche, Bedürfnisse und Interessen von ihren Eltern [...] oder durch den Gesetzgeber (per Vorschrift) bzw. durch den Kindergartenträger und dessen Mitarbeiter/innen [...]“ berücksichtigt und artikuliert werden (Dahle, Schrader 1999:17; S.H.). Die Eltern sind also Auftraggeber und Kunden, denn sie entscheiden und wählen letztendlich die Kindertagesstätte für ihre Kinder aus. Die Eltern werden in ihrer Entscheidung indirekt vom Arbeitgeber beeinflusst, der in der heutigen Zeit mehr denn je flexible und kreative Arbeitnehmer wünscht. Eltern befinden sich in einer Zwickmühle bezüglich eigener Interessen, Arbeitgebervorstellungen und Bedarfslagen der Kinder. Neben der Implementierung von reformpädagogischen Konzepten, der seit einiger Zeit verstärkt von den Kindertagesstätten nachgegangen wird, ist es ebenfalls wichtig, aufgrund der stetig wachsenden Anforderungen in der Arbeitswelt, neue und vor allem flexible Betreuungsmodelle einzuführen. Trotz der Bedenken der Kindergärtnerinnen müssen diese Modelle, die heutzutage für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig sind, nicht im Widerspruch zum pädagogischen Konzept der Einrichtung stehen. „[D]ie ‚Gesellschaft bzw. der Staat, der über seine Jugendämter die Kinderbetreuung bezuschußt (sic!)‘ [...] [und] durch Gesetze und Richtlinien sowie durch die Ausbildung 3.2 Besonderheiten von Kindertagesstätten als Nonprofit-Organisationen 26 von Fachkräften den Rahmen und inhaltliche Ziele [festlegt]“, ist ebenfalls einer der Kunden der Tagesstätten für außerfamiliale frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (Dahle/Schrader 1999:16; S.H.). Er gibt auch die Rahmenbedingungen für die Einführung flexibler Öffnungszeiten vor. Jedes Bundesland hat seine eigenen Richtlinien, an die sich jeweils die Kindertageseinrichtungen zu halten haben. Auch wenn eine bestimmte Gruppe meist nicht explizit als Kunde genannt wird, ist diese ebenso wichtig für die Einrichtung. Gemeint sind die Kindergärtnerinnen. „Im TQM27 wird die Mitarbeiterorientierung als notwendige Voraussetzung für die Zufriedenheit der Kunden [genannt] [...]. Mitarbeiterinnen können dementsprechend als ‚interne‘ Kunden angesehen werden“ (Klug 2001:32; S.H.). Denn nur wenn sie einen angenehmen (Beteiligung an Entscheidungsprozessen, Möglichkeit der Selbstverwirklichung etc.) und familienfreundlichen Arbeitsplatz vorfinden, werden sie motiviert an ihre Arbeit gehen. Dies wirkt sich wiederum positiv auf das Gesamtbild der Einrichtung aus. Wie man sieht, ist der Chor der Kundenwünsche und -bedürfnisse einer Kindertagesstätte nicht einstimmig. Kommunikation mit dem Kunden, in erster Linie mit den Eltern, hat daher einen hohen Stellenwert. Da sie im wirtschaftlichen Sinne Nachfrager der Leistungen sind, „[...] bleibt also schon aus diesem Grund nichts anderes übrig, als sich mit den Intentionen der Eltern auseinander zu setzen und alle am Erziehungsprozess Beteiligten ins Boot zu holen“ (Klug 2001:42; S.H.). 4. Finanzierung Die Finanzierung der Nonprofit-Organisationen erfolgt überwiegend aus öffentlichen Geldern, Spenden o.ä.. Den geringeren Teil übernehmen die direkten Kunden, die die angebotenen Leistungen nutzen. Zur Finanzierung von Kindertagesstätten kommen je nach Bundesland verschiedene Modelle zum Tragen. Ein Zuschuss von den jeweiligen Bundesländern besteht, bis auf das Land Niedersachsen28 , überall. Jedoch gibt es Unterschiede bezüglich der Höhe und Ausgestaltung (vgl. Jaich:53). Eine Beteiligung an den Kosten der Kindertagesbetreuung seitens der Eltern sieht SGB VIII § 90 vor, da das Nutzen der Kindertagesbetreuung eine Entlastung der Eltern und eine Ergänzung zum elterlichen Erziehen, Betreuen und Bilden darstellt (vgl. Kita-PortalMV: „Finanzierung“): „(1) Für die Inanspruchnahme von Angeboten [...] 3. der Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen nach den §§ 22, 27 TQM: Das Total Quality Management-Konzept „[...] geht von einer Aufgabenverteilung zwischen Träger, Leitung, Team und Mitarbeiterinnen aus, im Mittelpunkt des Modells steht ‚die optimale Befriedigung der Bedürfnisse des Konsumenten‘[...]“ (Klug 2001, S.32; S.H.). 28 vgl. Jaich 2002:30 3.2 Besonderheiten von Kindertagesstätten als Nonprofit-Organisationen 27 24 können Teilnahmebeiträge oder Gebühren festgesetzt werden. Landesrecht kann eine Staffelung der Teilnahmebeiträge und Gebühren, die für die Inanspruchnahme der Tageseinrichtungen für Kinder zu entrichten sind, nach Einkommensgruppen und Kinderzahl oder der Zahl der Familienangehörigen vorschreiben oder selbst entsprechend gestaffelte Beträge festsetzen“ (SGB VIII § 90 Artikel 1 Abs. 3; S.H.). Unterschiede herrschen ebenso zwischen Profit-Unternehmen und Nonprofit-Organisationen bezüglich der Finanzierung der Marketing-Aktivitäten. Die monetären Mittel für Marketing-Aktivitäten im Nonprofit-Bereich sind relativ gering. Allzu oft wird noch die Ansicht vertreten, dass die für das Marketing aufgewendeten Gelder sinnlos verschwendet werden und die eigentliche Mission der Organisation bzw. Einrichtung vernachlässigt wird. „In diesem Zusammenhang ist es [, laut Bruhn,] sinnvoll, den Beitrag des Marketing zur Erfüllung der Aufgaben der Nonprofit-Organisation den Anspruchsgruppen individuell aufzuzeigen, um so Bedenken gegenüber einem professionellen Marketing abzubauen“ (Bruhn 2005:46; S.H.). Auch im Bereich der Kinderbetreuung sind die finanziellen Mittel begrenzt. Vor allem wird hier die zunehmende Marketing- und Kundenorientierung mit Argwohn betrachtet. Bisher mussten sich die Eltern mit ihren Kindern nach den Kindertageseinrichtungen und ihren Angeboten orientieren. Inzwischen hat sich dieses Bild gewandelt. Ebenso wird die finanzielle Unterstützung seitens des Staates immer geringer, so dass Anstrengungen unternommen werden müssen, um die wichtigen, vor allem zahlenden, Interessensgruppen einer Kindertagesstätte für die eigene Einrichtung zu gewinnen. 5. Mitarbeiter- und Organisationsstrukturen In Nonprofit-Organisationen arbeiten sowohl Mitarbeiter hauptberuflich als auch ehrenamtlich. Ehrenamtliche Mitarbeiter bringen sich als freiwillige und in der Regel als unentgeltliche Arbeitskraft ein, wovon Nonprofit-Organisationen aufgrund ihrer finanziellen Lage profitieren. Der Nachteil ist jedoch, dass diese Arbeitskräfte meist nur mangelnde fachliche Kenntnisse mitbringen und eine gewisse Stabilität aufgrund einer fehlenden vertraglichen Bindung fehlt. Ein weiteres Problem stellt die Tatsache dar, dass der Anteil der ehrenamtlich Tätigen in Nonprofit-Organisationen in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Der Wettbewerb um die freiwilligen Mitarbeiter hat sich demzufolge verschärft, so dass Anstrengungen unternommen werden müssen, um Ehrenamtliche zu akquirieren (vgl. Bruhn 2005:47f). Ein weiterer wichtiger Punkt ist die meist ehrenamtliche Leitung in NonprofitOrganisationen. Das Verhältnis von ehrenamtlicher Leitung und hauptamtlichen, 3.3 Marketing im Non-Profitbereich 28 sprich bezahlten, Mitarbeitern kann immer wieder von Konflikten (z.B. wegen eines mangelnden, unzuverlässigen oder auch zeitaufwendigen Informationsflusses sowie aufgrund fehlender Fachkompetenz des Vorstandes) geprägt sein. „Die vorgegebene Hierarchie in einer Nonprofit-Organisation sieht beispielsweise oftmals vor, dass ehrenamtliche Funktionäre an der Spitze der Organisation stehen, die mit entsprechenden Befugnissen ausgestattet sind“ (Bruhn 2005:301). Wie bereits im zweiten Artikel aufgezeigt worden ist, kommt es heutzutage und zukünftig immer mehr darauf an, auch in Nonprofit-Einrichtungen unternehmerisch zu denken und letztendlich so zu handeln. Der ehrenamtliche Vorstand und seine Mitglieder bringen nicht immer die notwendige Erfahrung mit, um eine Organisation bzw. Einrichtung heutzutage erfolgreich führen zu können (vgl. Gandor/Langen 2008:129). Motivierte und veränderungsbereite Leitungskräfte von Kindertagesstätten erfahren oftmals wenig Unterstützung von ihren Trägern, die sich meist aus ehrenamtlichen Mitgliedern unterschiedlicher Berufsfelder zusammensetzen. Die Kompetenzen für Personal und Budget liegen in der Regel nicht in den Händen der Leitungskraft einer Kindertageseinrichtung, sondern verbleiben beim Träger (vgl. Klug 2001:26). „Diesen fehlt [aber] angesichts ihrer eigenen fachlichen Unkenntnis zumeist der Mut, Kompetenzen an fachlich versierte Leitungen zu delegieren. Da sie Vorgehensweisen und Entscheidungen im Alltag der Tagesstätte vielfach nicht beurteilen können, wollen sie lieber alles selbst im Griff behalten und haben Angst, dass etwas schief läuft. Denn dafür müssen sie als Träger wiederum den Kopf hinhalten“ (Gandor/Langen 2008:129). 6. Konsequenz der Nachfrageorientierung „Nonprofit-Organisationen sehen – im Gegensatz zu kommerziellen Unternehmen – ihre Aufgabe nicht immer darin, eine erhöhte Nachfrage durch konsequente Zielgruppenausrichtung anzustreben“ (ebd.:49). Oftmals wird auch das Ziel verfolgt, gewisse Verhaltensweisen bestimmter Teile der Bevölkerung zu verändern, wie zum Beispiel das Thema Drogenkonsum oder zu schnelles Fahren (vgl. ebd.:49f). Kindertageseinrichtungen versuchen ebenfalls in ihrer Arbeit mit den Kindern und den Eltern, wichtige Werte zu vermitteln und bestimmte Verhaltensweisen zu verändern (z.B. gesunde Ernährung). 3.3 Marketing im Non-Profitbereich Vom Konsumgüterbereich ausgehend erweiterte sich der Marketinggedanke durch die sogenannte Broadening (Ausweitung)-Deepening (Vertiefung)-Diskussion Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre auch auf andere Bereiche. Das bisherige Verständnis 3.3 Marketing im Non-Profitbereich 29 von Marketing sollte nämlich erweitert – das heißt auch auf andere Organisationstypen (soziale Nonprofit-Organisationen) bezogen werden – beziehungsweise neu überdacht – sprich die Erweiterung der Zielsetzungen des bisherigen Marketing um Aspekte, wie beispielsweise die soziale Verantwortung, Ökologieorientierung, Nachhaltigkeit – werden; so das Ergebnis einer Umfrage unter Marketingprofessoren in den frühen 70er Jahren (vgl. Bruhn 2005:61f). Die weiteste Begriffsauffassung stellt die generische Interpretation (Generic Marketing) des Marketing von Philip Kotler (1972) dar, da der „[...] Objektbereich des Marketing auch auf alle Austauschprozesse im nicht-kommerziellen Bereich [...]“ erweitert wurde (ebd.:62; S.H.): Marketing versteht sich hier als eine universelle Konzeption der Beeinflussung sowie als Sozialtechnik, die auf jegliche Austauschprozesse zwischen Individuen und Gruppen angewandt werden kann (vgl. Meffert/ Burmann/Kirchgeorg 2008:10). Um die Ziele in nicht-kommerziellen Organisationen erreichen zu können, sollten die bewährten Marketingmethoden konsequent angewendet werden. Das NonprofitMarketing war eine spezifischere Fokussierung des Marketing auf nicht-kommerzielle Organisationen. Lange Zeit wurde ausnahmslos die Austauschbeziehung zwischen Anbieter und Leistungsempfänger vordergründig betrachtet. In den letzten Jahren erkannte man nun auch die Bedeutung anderer relevanter Beziehungen in NonprofitOrganisationen und integrierte sie in das Konzept des Marketing (vgl. Bruhn 2005:62). „Entsprechend besteht eine zentrale Aufgabe des Nonprofit-Marketing darin, die Beziehungen zu sämtlichen relevanten Anspruchsgruppen anhand eines integrativen Managementprozesses zu steuern“ (ebd.:63). Non-Profit-Marketing kann folgendermaßen definiert werden: „Nonprofit-Marketing ist eine spezifische Denkhaltung. Sie konkretisiert sich in der Analyse, Planung, Umsetzung und Kontrolle sämtlicher interner und externer Aktivitäten, die durch eine Ausrichtung am Nutzen und den Erwartungen der Anspruchsgruppen (z.B. Leistungsempfänger, Kostenträger, Mitglieder, Spender, Öffentlichkeit) darauf abzielen, die finanziellen, mitarbeiterbezogenen und insbesondere aufgabenbezogenen Ziele der Nonprofit-Organisationen zu erreichen“ (ebd.:63). Deutlich wird, dass auch Non-Profit-Marketing nicht nur eine Grundfunktion neben anderen, wie Controlling, Beschaffung usw. ist, sondern als Leitbild des Managements gesehen werden muss. Es stellt für nicht-kommerzielle Organisationen eine ganzheitliche Philosophie; ein umfassendes Führungskonzept dar. 3.4 Nonprofit-Marketing als Managementprozess 30 Hervorzuheben sind demzufolge fünf wesentliche Merkmale des Nonprofit-Marketing, die sich aus der Definition ergeben: (1) Leitidee einer anspruchgruppenorientierten Organisationsführung Analyse der Bedürfnisse und Vorstellungen der unterschiedlichen Anspruchsgruppen (2) Systematisches Planungs- und Entscheidungsverhalten der unterschiedlichen Marketingaktivitäten (3) Suche nach kreativen und innovativen Problemlösungen, um sich von Anderen abheben zu können (4) Interne und externe Integration sämtlicher Marketingaktivitäten (5) Ausbalancieren der verschiedenen Zielkategorien Aufgabenbezogene, finanzielle und mitarbeiterbezogene Ziele stellen allesamt Grundvoraussetzungen für die Erstellung der Non-Profit-Mission dar (vgl. Bruhn 2005:64f). 3.4 Nonprofit-Marketing als Managementprozess Mit Hilfe des Managementprozesses kann die Nonprofit-Organisation bzw. NonprofitEinrichtung systematisch an die Erstellung und Umsetzung eines Nonprofit-Marketingkonzeptes herangehen. „Dieser Managementprozess verdeutlicht, wie das NonprofitMarketing seiner Rolle als Initiator für eine systematische Führung der NonprofitOrganisation gerecht werden kann. Kern des Managements ist die kontinuierliche Marketingplanung. Sie beschäftigt sich mit der Analyse- und Planungsphase des Managementprozesses und resultiert in einem Marketingplan, der den Verantwortlichen Antworten darauf gibt, welche Maßnahmen wie und zu welchem Zeitpunkt durchzuführen sind“ (Bruhn 2005:94). Folgender beispielhaft dargestellte Managementprozess in einer Kindertageseinrichtung kann als Art „roter Faden“ dieser weiteren Arbeit betrachtet werden. 3.4 Nonprofit-Marketing als Managementprozess Abb. 3.1: Möglicher Nonprofit-Marketingmanagementprozess einer Kindertageseinrichtung 31 32 4 Grundlagen zur Strategieimplementierung Eine geschlossenes und schlüssiges Konzept zur Implementierung ist wichtig, um die entwickelte Strategie erfolgreich umsetzen zu können. Laut Bruhn ist „[d]ie Planung und Implementierung einer Marketingstrategie [...] ebenso bedeutend wie die Strategieentwicklung selbst. Damit Marketingstrategien nicht nur geplant, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden, ist es unabdingbar, sich detailliert mit dem Implementierungsprozess von Marketingstrategien sowie deren Erfolgsbedingungen auseinander zu setzen“ (Bruhn 2010, S.82; S.H.). 4.1 Begriff und Inhalt der Strategieimplementierung Unter der Implementierung [im Allgemeinen] ist ein Prozess zu verstehen, „[...] der die Strategie in aktionsfähige Aufgaben umwandelt und damit die Um- und Durchsetzung der Strategie sicherstellt“ (Bruhn 2010, S.82). Die Strategieimplementierung in Nonprofit-Organisationen ist ein „[...]Prozess, durch den die Idee und das Konzept des Nonprofit-Marketing in aktionsfähige Aufgaben mit dem Ziel umgesetzt werden, die Mission der Nonprofit-Organisation unter Beachtung der Fachlichkeit und Wirtschaftlichkeit zu erfüllen“ (Bruhn 2005:426f). Folgende drei Schwerpunkte werden im Rahmen der Implementierung gesetzt: • Spezifizierung der allgemeinen Marketingstrategie • Akzeptanzschaffung für die Strategie bei den einzelnen Mitarbeitern • Anpassung der Strukturen und Kulturen sowie der Systeme in einer Organisation bzw. einer Einrichtung Leicht verändert lassen sich diese drei Kernaspekte als Implementierungsebenen darstellen: 1. Konzeptionelle Ebene Auf dieser Ebene wird das Ziel verfolgt, die Implementierungsinhalte und -maßnahmen zu spezifizieren. Dieser Aufgabe wird bereits im Rahmen der Strategieentwicklungsphase (Strategische und operative Marketingplanung) nachgegangen. Sie bildet die Grundlage des Implementierungprozesses. 4.2 Prozess der Strategieimplementierung 33 2. Personelle Ebene Der Motivation sowie der Überzeugung jedes einzelnen Mitarbeitenden kommt im Rahmen der Implementierung ein hohe Bedeutung zu. Kurz- bis mittelfristig muss beim Personal eine Akzeptanz, sprich die Bereitschaft („Wollen“) sowie die Fähigkeit zur Veränderung („Kennen“, „Verstehen“ und „Können“), bezüglich der Marketingstrategie geschaffen werden. Weiterhin muss sich die bisherige Unternehmenskultur auf mittlerer bis längerer Sicht zu einer kunden- und marktorientierten Kultur entwickeln (Anpassung bzw. Schaffung) und von den Mitarbeitern auch gelebt werden (vgl. Bruhn/Meffert 2009:386). 3. Institutionelle Ebene „Im Rahmen der Marketingimplementierung werden darüber hinaus auch Anpassungen hinsichtlich der Strukturen (Aufbau- und Ablauforganisation) sowie Systeme (z.B. Informationssysteme) einer Unternehmung notwendig“ (ebd.:387). 4.2 Prozess der Strategieimplementierung Folgende Abbildung liefert ein Beispiel für einen Implementierungsprozess. Die Implementierung einer Marketingstrategie stellt sich dabei, wie bereits mehrfach erwähnt, vor allem auf personeller Ebene als eine komplexe und mehrstufige Aufgabe dar (vgl. Bruhn 2010:82): 1. Phase: Vermittlung von Informationen und Erklärungen sowie Akzeptanzschaffung für anstehende Veränderungen 2. Phase: Durchsetzung der Veränderung, Vermittlung von Kenntnissen, Erarbeitung von Maßnahmen und Festlegung konkreter Verantwortlichkeiten 3. Phase: Implementieren der festgelegten operativen Maßnahmen sowie Anpassungen der Strukturen, Systeme und der Kultur (vgl. Bruhn 2005:430). Des Weiteren handelt es sich bei der Implementierung einer Strategie nicht um einen abgeschlossenen und einmaligen Prozess. Das Nonprofit-Unternehmen muss auch nach der Implementierung der Strategie kontinuierlich seine Implementierungsumgebung analysieren und auf Veränderungen reagieren, indem sie ihre Strategie und deren Maßnahmen daran anpasst. 4.2 Prozess der Strategieimplementierung 34 Abb. 4.1: Strategieimplementierungsprozess (in Anlehnung an Bruhn 2010:83) Um die Implementierung der Strategie erfolgreich umsetzen zu können, bedarf es zunächst einer Entscheidung bezüglich eines geeigneten Implementierungsansatzes. Folgende Erfolgsfaktoren sollten dabei betrachtet und aufeinander abgestimmt werden (vgl. Bruhn 2010:86): • Führungs- und Implementierungsstil • Implementierungsgeschwindigkeit • Implementierungsintensität • Implementierungsorganisation • Implementierungsträger Führungs- und Implementierungsstil „Der Führungs- und der Implementierungsstil sind wesentlicher Bestandteil für den Erfolg einer Implementierung“ (vgl. Sander 2004:748; Bruhn 2005:86). Es umfasst den Partizipationsgrad und die Implementierungsrichtung. 4.2 Prozess der Strategieimplementierung 35 Die Einführung einer Marketingorientierung im Bereich der frühkindlichen Betreuung, Erziehung und Bildung kann von den Mitarbeiterinnen „[...] als eine Art ‚Entfremdungsprozess‘von den eigentlichen Arbeitsinhalten erlebt [werden]“ (Bruhn 2005:469f). In einer Kindertageseinrichtung ist eine partizipative Form der Führung von Mitarbeiterinnen, das heißt ein kooperativer Führungsstil mit Führung durch Zielvereinbarung, von hoher Relevanz. Die Mitarbeiterinnen können sich aktiv am Einrichtungsgeschehen beteiligen, indem die Leiterin die Mitarbeiterinnen über beabsichtigte Veränderungen und Entscheidungen informiert und ihnen ermöglicht, frei ihre Meinung zu äußern und ihnen ein Mitwirkungsrecht einräumt (vgl. Walter/ Cornelsen 2005:278). Der Einbezug sowie die Verpflichtung der Mitarbeiterinnen in den Implementierungsprozess könnten der zum Teil starken Abwehrhaltung entgegenwirken. Die Akzeptanz und Motivation der Mitarbeitenden gegenüber der zu implementierenden Strategie ist also auch abhängig vom Partizipationsgrad. Dieser Führungsstil führt aber gleichzeitig auch zu einer Komplexitätserhöhung bei zu treffenden Entscheidungen (vgl. Sander 2004:748). Bezüglich der Implementierungsrichtung können grundsätzlich zwei Ansätze unterschieden werden. Zum einen ist das der Top-down- und zum anderen der Bottom-Up-Ansatz. Von einem Top-down-Ansatz spricht man, wenn die Strategie vom obersten Management formuliert und „[...] dann für die nachgelagerten Ebenen als Handlungsrahmen vorgegeben [...]“ wird (Sander 2004:748). Wenn der Entscheidungsfindungsprozess auf den unteren Ebenen durch Eigeninitiative gestaltet „[...] und durch höhergestellte Ebenen nach eventuellen Modifikationen weitergegeben wird, handelt es sich um einen Bottom-Up-Ansatz. Eine Kombination beider Ansätze im Gegenstrom- bzw. Down-up-Prinzip soll die jeweiligen Nachteile – auftretende Implementierungswiderstände bzw. zu detaillierte Vorschläge – vermeiden“ (ebd.:748). Laut Bruhn ist es wichtig, dass die Initiative und der Anstoß seitens der Führungsebene kommt (vgl. Bruhn 2005:430). Die schriftlich formulierten einrichtungsübergreifenden strategischen Ziele des Trägers (z.B. Familienförderung sowie -unterstützung, Marktstellung) werden auf die jeweilige Kindertagesstätte in Zielvereinbarungsgesprächen heruntergebrochen. Aus dem einrichtungsübergreifenden Ziel des Trägers, die Familien zu unterstützen und die Marktstellung zu verbessern, soll in einer Kindertagesstätte ein flexibleres Betreuungskonzept implementiert werden (vgl. Klug 2001:74). Wichtig ist dabei, dass die Leitungskraft in der Kindertageseinrichtung vom Aspekt des Marketing und betriebswirtschaftlichen Denken überzeugt sein und dies im Alltag vorleben muss (Anspruchsgruppenorientierung). An dieser Stelle ist eine offene und aktive Kommunikation über das Vorhaben und den damit einhergehenden Maßnahmen von hoher Relevanz. Mit den Mitarbeitern muss auch dahingehend kommuniziert werden, um Verständnis und Unterstützung für die Implementierung der Strategien zu erreichen (vgl. Bruhn 2005:468). Nur wenn alle Mitarbeiter von den 4.2 Prozess der Strategieimplementierung 36 Gründen und damit einhergehenden Vorteilen einer Marketingorientierung überzeugt sind, werden sich die Mitarbeiter an der Zielerreichung beteiligen und letztendlich die erfolgreiche Umsetzung der Veränderung in der Kindertageseinrichtung ermöglichen (vgl. ebd.:470). Implementierungsgeschwindigkeit Unter der Implementierungsgeschwindigkeit ist der Quotient aus Umfang und Dauer der Implementierung zu verstehen. Allgemeine Aussagen lassen sich hinsichtlich der Geschwindigkeit nicht machen, da diese immer abhängig „[...] von der zu implementierenden Strategie sowie dem Unternehmens- und Umweltkontext [...]“ ist (Sander 2004:750). Da es sich bei der Implementierung eines flexiblen Betreuungskonzeptes eher um eine Mischung von innovationsorientierter und qualitätsorientierter Strategie handelt, spielt der Faktor Zeit auf den ersten Blick eine nebensächliche Rolle (vgl. ebd.:750). Heutzutage ist es nicht mehr nur wichtig, ob und wie man auf die Entwicklungen und sich verändernden Rahmenbedingungen reagiert, sondern auch wie schnell man auf diese reagieren kann und sich daran anpassen kann. Der Faktor Zeit ist demnach nicht ganz außer Acht zu lassen. Implementierungsintensitäten Die Implementierungsintensität bezieht sich auf den Fortschritt der Implementierung einzelner Teilbereiche und Maßnahmen (vgl. ebd.:751). Der Prozess der Implementierung kann auf verschiedene Arten angegangen werden. Zum einen wäre das die Wahl der sofortigen radikalen Restrukturierung. In einem großen Schritt wird die Strategie in der gesamten Einrichtung umgesetzt. Der radikale Bruch mit Gewohnheiten und vertrauten Abläufen kann zu einem verstärkten Widerstand seitens der Mitarbeitenden gegen die neue Strategie führen. Zum anderen gäbe es die Möglichkeit der sukzessiven Veränderung. In dem Fall werden kontinuierlich und in kleinen Schritten die Elemente in der Einrichtung umgesetzt. Bruhn empfiehlt eine Vorgehensweise in Form einer Mischung aus beiden. Zunächst sollte radikal der Anstoß zur Veränderung gegeben werden. Intensive Schulungsmaßnahmen (Seminare, Workshops) können im Kindergarten eingesetzt werden, um die pädagogischen Fachkräfte mit dem neuen Thema vertraut zu machen und den Wert des Marketingdenkens für die Einrichtung zu vermitteln. Nach dieser Anschubphase sollte dann eine schrittweise Umstrukturierung stattfinden (vgl. Bruhn 2005:466). Implementierungsorganisation Für die Umsetzung bietet es sich an, die Technik des Projektmanagement anzuwenden. Jedes Projektteam verfolgt dabei ein klar definiertes Teilziel. Die Mitarbeiterinnen in den jeweiligen Teams bzw. Arbeitskreisen versuchen anschließend die klar definierten 4.2 Prozess der Strategieimplementierung 37 Teilziele durch konkrete Maßnahmen zu operationalisieren (vgl. ebd.:469): „Durch die Erfüllung der Teilziele werden die strategischen Gesamtziele erfüllt“ (Klug 2001:74). Implementierungsträger Implementierungsträger sind Mitarbeiter in der Einrichtung, die entsprechend ihrer spezifischen Kompetenzen, Fähigkeiten, aber auch aufgrund ihrer Überzeugung von der geplanten Strategie in den Implementierungsprozess mit einbezogen werden und maßgeblich Einfluss auf den Erfolg der Strategieimplementierung haben. „Diese können entsprechend ihrer Förderungsmöglichkeiten in Macht- und Fachpromotoren unterteilt werden“ (Sander 2004:753). Der Machtpromotor hat dank seiner hierarchischen Position in der Aufbauorganisation die Möglichkeit maßgeblich an der Erfüllung der Aufgaben beizutragen (vgl. ebd.:753). Die Leiterin und die stellvertretende Leiterin einer Kindertageseinrichtung haben nicht nur eine Vorbildfunktion inne, sondern auch die Aufgabe, Überzeugungsarbeit bei den pädagogischen Fachkräften zu leisten sowie Anreize zu geben und im Falle eines Konfliktes zu vermitteln und ggf. zu schlichten (vgl. Bruhn 2005:85). Der Fachpromotor bringt sich mit seinem Wissen und seinen Kompetenzen ein und fördert somit die Implementierung. Auch er kann eine Konfliktsituation bzw. Widerstände seitens der Mitarbeiter in eine positive Richtung lenken. Da der Fachpromotor „[...] bereits an der Strategieentwicklung beteiligt [...] [ist, ist er] in der Lage, bei Konflikten bezüglich deren Qualität eine geeignete Argumentation [zu] liefern“ (Sander 2004:753; S.H.). 38 5 Strategieimplementierung 5.1 Strategieentwicklungsphase Wie bereits am Anfang des dritten Kapitels erwähnt, bildet die konzeptionelle Ebene (beinhaltet die strategische und operative Marketingplanung) den Ausgangspunkt einer Implementierung. Hier werden Implementierungsinhalte sowie -maßnahmen spezifiziert. Dafür bedarf es jedoch wichtiger Informationen und einer gewissen Vorarbeit im Rahmen der normativen Marketingplanung. 5.1.1 Normative Marketingplanung 5.1.1.1 Interne Analyse Selbstvergewisserung Die Marketingentwicklung beginnt in einer Kindertageseinrichtung zunächst mit dem Prozess der Selbstvergewisserung. Dabei sollen zuerst generelle bzw. allgemeine Werte und Prinzipien der Einrichtung und des Trägers unabhängig von den Bedürfnissen des Marktes geklärt werden: Gemeinsam sollte der Frage nach den Wertvorstellungen nachgegangen werden. Die formulierten ethischen Maximen des Trägers (z.B. Religiosität, Solidarität oder Stärkung sowie Unterstützung der Familie) und die Wertvorstellungen der Mitarbeiterinnen (z.B. Kollegialität, Professionalität) sollen zu einem gelebten Selbstbild der Kindertagesstätte werden (vgl. Klug 2001:44). Verhaltensgrundsätze und grundlegende Ziele der Einrichtung Auf der Basis der Wertvorstellungen werden Verhaltensgrundsätze gegenüber externen Anspruchsgruppen erarbeitet (z.B. Gewährleistungen hoher Qualität, Freundlichkeit und Fairness im Umgang, Offenheit für Anregungen etc.) „Schließlich sollten Ziele formuliert werden, die die Arbeit näher charakterisieren. Darin sollten auch die Potenziale der Mitarbeiterinnen Platz haben“ (Klug 2001:46). Zu den Zielen einer Einrichtung gehören zum Beispiel: 1. Pädagogische Ziele (Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes, Ziele, die sich aus dem pädagogischen Ansatz ergeben) 2. Anspruchsgruppengerichtete Ziele (Zufriedenheit, Bindung) 5.1 Strategieentwicklungsphase 39 3. Mitarbeitergerichtete Ziele (hohe Zufriedenheit, Motivation, Identifikation mit den Zielen, hoher Qualifikationsstand) 4. Organisationsbezogene Ziele (Führungsstil, Unternehmenskultur) (vgl. Klug 2001:46; Bruhn 2005:167). Die Ziele sind lediglich SOLL-Zustände. Anhand der Informationen aus der Marktanalyse und der Zusammenarbeit mit den Eltern und Partnern, wie beispielsweise anderen Organisationen, müssen diese Ziele weiter differenziert werden, so dass am Ende konkrete Leistungen, die vom Personal der Kindertagesstätte erbracht werden sollen, abgeleitet und in einem Zielkatalog festgehalten werden können. Die Informationen aus der Kommunikation mit dem Kunden werden des Weiteren für den Strategiefindungsprozess gebraucht. Parallel zur externen Analyse wird eine einrichtungsinterne Analyse durchgeführt, um Stärken und Schwächen (IST-Zustand) herauszufinden. Folgende Punkte sollten im Rahmen der Eigensituationsanalyse erfragt werden: • Konzept/Pädagogik Wie sieht das bisherige Konzept aus? Welche pädagogische Grundüberzeugung haben die Mitarbeiter in der Einrichtung? Gibt es eine bestimmte Zielgruppe? Ist die Einrichtung fachlich besonders spezialisiert? Gibt es positive Aspekte, die andere Einrichtungen nicht vorweisen können? Welche Schwächen hat das Konzept? Wie kann man diese beseitigen? • Konditionen/Rahmenbedingungen Welche Konditionen werden angeboten? Welche der spezifischen Rahmenbedingungen und Leistungsangebote unterscheiden sich positiv von anderen Kindertagesstätten? Orientiert sich das Angebot an den Bedürfnissen der Kunden? Bestehen Potenziale für Veränderungen bzw. Verbesserungen? • Öffentlichkeitsarbeit/Kommunikation nach außen Wie gestaltet sich die Kommunikation nach außen? Ist diese stark oder eher schwach ausgeprägt? Hat die Einrichtung ein klares Leitbild, dass für Außenstehende ersichtlich ist? Gibt es Informationsmaterial über die Einrichtung? • Mitarbeiterauswahl Wie schätzen die pädagogischen Fachkräfte das eigene Arbeitsumfeld ein? „Sind sie mit den Arbeitsbedingungen und der Arbeitsatmosphäre zufrieden, wo bestehen Verbesserungspotenziale“ (Sen 2006:64f)? Gehen die pädagogischen Fachkräfte motiviert, kreativ und mit Engagement an ihre Arbeit? Wie ist der Qualifikationsstand der pädagogischen Fachkräfte? Werden Weiterbildungsund Fortbildungsmaßnahmen angeboten? 5.1 Strategieentwicklungsphase 40 • Effektivität „Wie hoch ist die Effektivität der Organisations- und Arbeitsabläufe? Wo bestehen in dieser Hinsicht Verbesserungspotenziale“ (ebd.:65)? • Kooperationspartner Bestehen bereits Kooperationen mit Partnern (Unternehmen, Tagespflegepersonen, anderen Einrichtungen)? In welchen Bereichen können erfolgsversprechende Kooperationen eingegangen werden? (vgl. Dahle/Schrader 1999:38-40; Sen 2006:64f) 5.1.1.2 Externe Analyse Im Rahmen der Marktforschung sollen Informationen, die den Markt betreffen, gewonnen und ausgewertet und das Verhalten der Kunden, vor allem das der Eltern, analysiert werden. Es kann demnach zwischen Sekundär- und Primärforschung unterschieden werden: Sekundärforschung „Bei der Sekundärforschung liegt das Informationsmaterial vor und ist dem Untersuchungszweck entsprechend auszuwerten. Hierbei können sowohl interne als auch externe Informationsquellen zur Auswertung herangezogen werden“ (ebd.:120). Eine Kindertageseinrichtung kann beispielsweise aktuelle Statistiken zum Thema Bevölkerungsentwicklung und Geburten, Erwerbstätigkeit, Familienstruktur u.ä. analysieren. Folgende Punkte sollte die Analyse enthalten: (1) Demografische Entwicklung Welche demografischen Entwicklungen lassen sich die nächsten Jahre und Jahrzehnte verzeichnen? Was bedeutet das für den Bereich der institutionellen Kindertagesbetreuung? Wie sieht es auf regionaler bzw. lokaler Ebene aus? Beispiel Sachsen: Bevölkerungsentwicklung Seit mehr als 50 Jahren lässt sich in Sachsen ein kontinuierlicher Bevölkerungsrückgang verzeichnen. Im Gegensatz zu damals (5,5 Millionen Einwohner) leben heute über eine Million Menschen weniger in Sachsen (4,15 Millionen ). Der durchschnittlich Rückgang pro Jahr liegt derzeit bei 0,6 Prozent. Die „[...] aktuelle Prognose geht von einem Rückgang auf 3,78 bzw. 3,65 Millionen Einwohner bis zum Jahr 2025 aus. Das werden etwa 9 bzw.12 Prozent weniger Einwohner sein als heute“ (Statistisches Landesamt Sachsen 2011: „Bevölkerungsbestand“; S.H.). Die Hauptursache für den Bevölkerungsrückgang in Sachsen ist das seit der Wiedervereinigung 1990 zu verzeichnende Geburtendefizit. In den letzten 20 Jahren (1990-2010) „[...] wurden in Sachsen insgesamt 658.500 Kinder geboren, 5.1 Strategieentwicklungsphase 41 das waren rund 469.500 weniger, als Menschen im gleichen Zeitraum gestorben sind“ (ebd.:„Geburten und Sterbefälle“; S.H.). Obgleich es in Sachsen 2010 mit 35.100 Lebendgeborenen zu einem, im Vergleich zu den anderen Jahren, neuen Höchstwert bezüglich der Geburten gekommen ist, lag dieser trotzdem noch weit unter dem von 1990 (vgl. ebd.:„Geburten und Sterbefälle“). Die Verluste durch die Abwanderungen in die alten Bundesländer zu Beginn der 1990er Jahre verstärken zudem die negative Bevölkerungsentwicklung. „Die Wanderungsverluste gegenüber dem früheren Bundesgebiet wurden durch Wanderungsgewinne mit dem Ausland und den neuen Bundesländern verringert. Zusammen betrugen die Gewinne 145.200 Personen“ (ebd.:„Zu- und Fortzüge“). Laut einer Studie des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung e.V. (IÖR) in Dresden wird die Einwohnerzahl in Dresden und näherer Umgebung bis zum Jahr 2025 voraussichtlich um rund 4.600 auf 715.000 anwachsen. „Die Region gehört damit zu den wenigen noch wachsenden Regionen in Sachsen und Deutschland“ (IÖR 2010/2011:1). Der Bevölkerungszuwachs lässt sich vor allem direkt in der Landeshauptstadt Dresden verzeichnen. Im umliegenden Land wird die Anzahl der Bewohner dagegen um rund 13.400 auf 180.000 zurückgehen. Jedoch ist auch hier zu sagen, dass es innerhalb des Umlandes Kommunen gibt, die weiterhin eine ausgeglichene bis positive Bevölkerungsentwicklung erwarten können. Welche Stärken bzw. welche Schwächen hat die eigene Einrichtung im Umgang mit gesellschaftlichen Veränderungen und Entwicklungen? (2) Gesellschaftliche Trends Welche gesellschaftlichen Trends (z.B. Wandel der Familienstruktur) können sich auf die Kindertageseinrichtungen auswirken und in welcher Form? Beispiel Sachsen: Alleinerziehende Nach Erhebungen des Statistischen Landesamtes sind 2009 in Sachsen 4,9 Prozent Alleinerziehende mit minderjährigen Kinder (vgl. Statistisches Landesamt Sachsen 2009:30). Laut einer vom sächsischen Sozialministerium in Auftrag gegebenen Studie waren im Januar 2011 im Freistaat Sachsen ungefähr 6,5 Prozent der etwa 260.000 Arbeitslosen alleinerziehend. In Sachsen haben über 12.500 Alleinerziehende trotz einer abgeschlossenen Berufsausbildung keinen Arbeitsplatz. Die Betreuungsquote ist mit 95,2 Prozent zwar sehr hoch, reicht jedoch nicht aus. Berufstätige Eltern benötigen nicht nur einen Betreuungsplatz für ihre Kinder, sondern auch mehr bedarfsgerechte Öffnungszeiten. Vor allem in den Abendstunden und am Wochenende, wo viele Eltern häufig arbeiten müssen, besteht noch Nachholbedarf. Diese Ausweitung müsste zügig vollzogen 5.1 Strategieentwicklungsphase 42 werden, damit in Zukunft alle Alleinerziehenden die Möglichkeit bekommen, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen (vgl. FDP-Fraktion im Sächsischen Landtag 2011) „Gerade vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Fachkräftebedarfs in Sachsen [...] [kann es sich der Freistaat] nicht leisten, auf junge Talente zu verzichten“ (ebd.; S.H.). Primärforschung „Bei der Primärforschung werden speziell für die individuellen Informationsbedürfnisse und Problemstellungen des Nonprofit-Marketing zugeschnittene Erhebungen durchgeführt“(ebd.:120). Kindergärten sollten Fragebögen für die Eltern anfertigen und sie nach der Zufriedenheit des Angebots befragen. Um neue potenzielle Kunden zu gewinnen, können Mütter in Mutter-Kind-Gruppen befragt oder telefonische Interviews durchgeführt werden. Es kann das Leistungsangebot anderer (konkurrierender) Kindertagesstätten beobachtet und ausgewertet sowie Möglichkeiten bezüglich einer Zusammenarbeit entwickelt werden. Die Kindertageseinrichtung kann auch andere Einrichtungen befragen, die bereits ein bestimmtes markt- und kundenfreundliches Konzept anbieten und daraus wichtige Erkenntnisse ziehen. Das Profil der Kindertagesstätte wird ebenfalls vom Umfeld geprägt. „Gerade im Bereich Kinderbetreuung entstehen derzeit viele Initiativen und Netze zur Vermittlung und Qualifizierung von Babysittern und Tagesmüttern. Kinderflohmärkte und Second-Hand-Läden boomen. Überall werden neue Kinder-Kultur- und Freizeitangebote entwickelt“ (Dahle, Schrader 1999:32). Welche Kontakte hat die Einrichtung und welchen Nutzen hat das Umfeld von der Kindertagesstätte und andersherum? Ein wichtiger Aspekt ist auch die Konkurrenz. Denn wenn man sie kennt; weiß, was für Konditionen mit welcher Qualität sie anbieten, kann man auch entsprechend auf sie reagieren (Mitbewerberanalyse). Das Thema Konkurrenz, insbesondere das Verhalten zur Konkurrenz, wird im sozialen Bereich immer noch mit auffälliger Zurückhaltung behandelt. Es ist im Gegensatz zur freien Wirtschaft nicht selbstverständlich, die Konkurrenz zu beobachten und Beziehungs- und Verhaltensformen zum Umgang mit ihr zu entwickeln und in den Arbeitsalltag einzubeziehen und positiv umzusetzen. Mit den im zweiten Kapitel dargestellten derzeitigen Rahmenbedingungen und zukünftigen Entwicklungen entstehen bereits automatisch Konkurrenzsituationen, auch wenn sich Kindertagesstätten größtenteils noch mit dem inzwischen stattgefundenen Paradigmenwechsel, d.h. hin zu betriebswirtschaftlichen Methoden und Kundenorientierung, schwer tun. Letztendlich ist es aber in jedem Falle Voraussetzung, sich mit dem Angebot der Konkurrenz auseinander zu setzen, um die gesammelten Informationen bei der Marketingentwick- 5.1 Strategieentwicklungsphase 43 lung mit einzubeziehen. Im Rahmen der Entwicklung von wettbewerbsgerichteten Verhaltensstrategien wird auf diesen Aspekt nochmal eingegangen. Mit Hilfe der Marktanalyse soll folglich die Position der Kindertagesstätte auf ihren verschiedenen Märkten analysiert werden (vgl. Kortendieck 2008:54). „Neben aktuellen oder zu erwartenden Rahmenbedingungen aufgrund der generellen Marktsituation [...] können in diesem Zusammenhang das Verhalten von Wettbewerbern, die Situation der Leistungsempfänger [...] [Eltern und deren Kinder] und der Einfluss sonstiger Anspruchsgruppen, wie beispielsweise der Staat und die Kommune], von Interesse sein“ (Bruhn 2005:96; S.H.). Aus diesen Rahmenbedingungen können dann Risiken aber auch Chancen für die Kindertageseinrichtung abgeleitet werden. Die organisations- bzw. einrichtungsinternen Stärken und Schwächen sowie die ermittelten externen Chancen und Risiken werden anschließend in einer SWOTAnalyse (Strengths-Weaknesses-Opportunities-Threats-Analysis) gegenübergestellt. Hierbei werden die Informationen lediglich vorsortiert (vgl. Bruhn 2005:125f). Diese könnte folgendermaßen aussehen (Beispiel): Chancen - Standortpolitik: Finanzielle Unterstützung für flexible Betreuungsangebote seitens des Freistaates - steigender Bedarf nach atypischen Öffnungszeiten - demographischer Wandel - gestiegene Erwartungen der Eltern - Bildungsanspruch Stärken - wirtschaftliche Solidität - Organisationskultur - gut ausgebildete und motivierte Arbeitskräfte Risiken - Gesetzliche Rahmenbedingungen - Steigender Wettbewerb - Privat-gewerbliche Kindertagesstätten mit kundenorientierten Angeboten - Verknappung öffentlicher Mittel Schwächen - zu starre Öffnungszeiten - Ferienschließzeiten - kaum bis keine Marketingerfahrung - geringe Öffentlichkeitsarbeit - Organisationsstruktur Durch Gegenüberstellung der Ergebnisse der Chancen-Risiken- sowie der StärkenSchwächen-Analyse können Marketingentscheidungen konkretisiert werden. „Dabei gilt es, Chancen und Risiken mit korrespondierenden Stärken und Schwächen in Verbindung zu bringen“ (Bruhn 2005:127). Zum Schluss wird mit Hilfe dieser Ergebnisse die Marketingproblemstellung formuliert (vgl. Bruhn 2010:43). 5.1 Strategieentwicklungsphase 44 Die Marketingproblemstellung einer Kindertagesstätte könnte zum Beispiel folgendermaßen sein: Die Erwartungen der Öffentlichkeit, insbesondere die der Eltern, an Kindergärten sind gestiegen. Der Träger und die Mitarbeiter der Kindertagesstätte sollten – auch mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die Anzahl der Kinder in den nächsten Jahren zurückgehen wird und immer mehr privat-gewerbliche Kindereinrichtungen entstehen – um den gesetzlich festgeschriebenen Auftrag (SGB VIII § 22 Abs. 3) zu erfüllen ein Konzept anbieten, das der derzeitigen Marktlage entspricht. Zentrales Marketingproblem ist daher das „Bekanntmachen“ des neuen flexiblen Betreuungsangebotes der Kindertagesstätte, um bisherige Kunden weiterhin zu binden sowie potentielle Kunden zu akquirieren. 5.1.1.3 Marktsegmentierung Die Segmentierung des Marktes stellt eine weitere Basisentscheidung für NonprofitOrganisationen dar. Vor allem für Kindertageseinrichtungen ist die Marktsegmentierung relevant, denn der Markt wird aufgrund der demografischen Einflussfaktoren nicht erweitert (die Kinderzahlen bleiben entweder konstant oder gehen eher zurück), sondern anders verteilt. Die Kindertageseinrichtung muss Leistungen (bedarfsgerechte Angebote) anbieten, die sich von anderen Einrichtungen abheben, um somit weitere Marktanteile für sich gewinnen zu können. „Die Marktsegmentierung dient demzufolge dazu, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen und innerhalb der Leistungsempfänger offen zu legen und Konsequenzen im Hinblick auf eine differenzierte Marktbearbeitung zu ziehen“ (Bruhn 2005:181). Zunächst sind die Marktsegmente zu identifizieren und anschließend näher zu beschreiben, um dann zu entscheiden, für welche man sich entscheidet. (1) Bildung und Identifikation möglicher Marktsegmente Die Einrichtungen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung sprechen mit ihrem Produkt bzw. ihren Leistungen einen bestimmten Markt von Kindern an. Es sind (Klein-)Kinder zwischen 0 und 7 Jahren (Alter der Kinder). Wie bereits erwähnt, sind zwar die Kinder die primären Kunden, jedoch entscheiden sie nicht über die Wahl der Tageseinrichtung. Da die Eltern für ihre Kinder entscheiden, sind sie für diese Betrachtung auch wichtige Kunden. „Die Entscheidung, welches Segment gewählt wird, hängt mit der einrichtungsspezifischen Profilentscheidung einerseits und ihren Vorannahmen bezüglich regionaler Märkte andererseits zusammen“ (Klug 2001:51). Durch die gezielten Befragungen bereits im Rahmen der externen Analyse (z.B. Experten, Umfragen in Mutter-Kind-Gruppen oder in den umliegenden Firmen usw.) kann die Kindertageseinrichtung herausfinden, welche Bedarfe bestehen. 5.1 Strategieentwicklungsphase 45 Im Rahmen der Segmentierung kann auf verschiedene Kriterien zurückgegriffen werden. In der vorliegenden Arbeit beschränkt sich dies auf das sozioökonomische Segment – die Bedürfnisse berufstätiger Eltern. Dabei können die Eltern anhand verschiedener Kriterien zunächst grob in Gruppen unterteilt werden. Die Informationen können dabei aus den Elternbefragungen stammen: (a) Berufstätige Mütter (Anteil) (b) Alleinerziehende (Anteil) (c) Haushaltseinkommen der Eltern (d) Eltern mit Verwandten (z.B. Großeltern) in der Umgebung (Anteil) „Aus diesen Faktoren [...] kann [eventuell später] auf die Nachfrage nach zusätzlichen, flexiblen Betreuungsangeboten und auf die Zahlungsbereitschaft für diese Angebote geschlossen werden“ (Klinkhammer 2008b:68; S.H.). (2) Beschreibung entsprechender Marktsegmente Die zuvor identifizierten Segmente werden in diesem Schritt näher beschrieben. Berufstätige Eltern können sein: – Alleinerziehende, die einer Teilzeitarbeit nachgehen oder Familien, die stundenweise zu flexiblen Zeiten arbeiten (z.B. Berufseinsteiger oder Wiederaufnahme der Berufstätigkeit nach der Elternzeit). Das Interesse für eine stundenweise Betreuung (unterschiedliche Länge) an einigen (44,8 Prozent) oder an allen (38,8 Prozent) Tagen in der Woche ist vor allem für Mütter mit Kleinkindern (unter 3 Jahren) sehr groß. – Alleinerziehende, die einer geregelten Vollzeittätigkeit nachgehen sowie Familien, die nicht immer auf einen Ganztagsplatz angewiesen sind und ihre Kinder auch gern einmal früher abholen bzw. später bringen wollen oder können (Familienzeit effektiv nutzen) – Alleinerziehende oder Familien, die in Vollzeit arbeiten und durch Geschäftsreisen oder abendliche Besprechungen auf flexible Betreuungszeiten angewiesen sind (vgl. Haug-Schnabel et al. 2008:9) – „Alleinerziehende oder Familien, die generell oder immer wieder zu atypischen Zeiten arbeiten (Journalisten, Ärzte, Krankenschwestern, Schauspieler, Schichtarbeiter, Nachtarbeiter) – Alleinerziehende oder Familien, wobei eine Person mehrere Jobs zu unterschiedlichen Zeiten hat – Alleinerziehende oder Familien vorübergehend in besonderen Lebenslagen“ (ebd.:9). 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 46 Wie bereits aufgezeigt worden ist, handelt es sich bei der Kundengruppe im allgemeinen um die Eltern, die zu ganz unterschiedlichen Zeiten arbeiten müssen, aber allesamt den Wunsch hegen, Beruf und Familienleben vereinbaren zu können. Nun ist es die Aufgabe der Einrichtung zu entscheiden, was in ihrem Rahmen möglich ist anzubieten und auf welche Kundengruppe das Augenmerk letztendlich gelegt werden soll. Diese Kundengruppe muss dann gezielt mit Marketingmaßnahmen angesprochen werden. 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 5.2.1 Strategische Marketingplanung Auf die normative Marketingplanung folgt die strategische Marketingplanung (vgl. Bruhn 2005:198). Im Rahmen der strategischen Marketingplanung werden die bisherigen Entscheidungen, die getroffen wurden, konkretisiert. Dmit verbunden ist eine Entscheidung bezüglich der Marktfeldstrategien sowie grundlegender Verhaltensweisen gegenüber Wettbewerbern und den Anspruchsgruppen usw. (vgl. Meffert 2008:22). Zudem zielt diese Planung darauf ab, einen bedingten, globalen sowie langfristigen Verhaltensplan (5-10 Jahre) aufzustellen, um die relevanten Marketingziele einer Nonprofit-Organisation zu erreichen. Die strategische Marketingplanung stellt somit das zentrale Bindeglied zwischen der Zielfestlegung und der Planung operativer Maßnahmen dar (vgl. Bruhn 2005:198). Folgende Fragen sind im Zusammenhang des strategischen Marketing grundlegend: • Auf welchen Märkten bleibt oder wird eine Organisation tätig? (Wo bzw. wohin?) (z. B. Markterschließung und/oder Produktentwicklung) • Welches ist die Grundausrichtung der Marketingstrategie? (Wie?) (z. B. Preisvorteile oder überlegene Produktqualität) • Zu welcher Zeit wird eine Organisation in den verschiedenen Märkten tätig? (vgl. Kleinaltenkamp/Kuß 2009:20). 5.2.1.1 Geschäftsfeldstrategien Unter Marketinggesichtspunkten gesehen, sollte sich die Kindertagesstätte Gedanken machen, was die Zielrichtung ihres Marketing werden soll, um am Markt weiterhin bestehen zu können. Mit Hilfe der Ansoff-Matrix kann beispielsweise eine Marktfeldstrategie für die Kindertagesstätte festgelegt werden, die dann die generelle strategische Stoßrichtung bestimmt (Bruhn 2005, S.199). In die Strategieentwicklung 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 47 fließen dabei die Inhalte und Ergebnisse aus der normativen Marketingplanung mit hinein. Es gibt dabei vier mögliche Zielrichtungen: Abb. 5.1: Ansoff-Matrix (vgl. Bruhn 2005, S.200) Für Kindertagesstätten in den neuen Bundesländern lässt sich relativ deutlich sagen, dass die horizontale Produkt- und Leistungsentwicklung als Marktfeldstrategie in Frage kommt. In Sachsen, wie auch in den anderen östlichen Bundesländern ist der relevante Markt weitgehend gesättigt, d.h. genügend Kindergartenplätze vorhanden. Das Ziel ist es daher, neue Marktsegmente zu gewinnen, „[...] angestrebt durch spezifisch auf die Bedürfnisse von bestimmten Leistungsempfängern abgestimmte Leistungsvarianten [...]“ (Bruhn 2005:202). Diese Marktstrategie der Produkt-/Leistungsentwicklung ist, wie gesagt für Kindertagesstätten aufgrund der zukünftigen Entwicklungen von größter Bedeutung. Leistungen werden hier angeboten, die sich an der derzeitigen Marktlage und den Bedürfnissen der Kunden orientieren. Dabei kann der Aspekt des Produktausbaus auf drei unterschiedliche Art und Weisen geschehen: 1. vertikale Produktentwicklung: Hierbei wird ein Anschlussprodukt entwickelt und somit der Service verbessert. Dabei können Angebote vor- oder nachgelagert sein: Indem „[...] neben der Betreuungsmöglichkeit für drei- bis sechsjährige Kinder vorgelagert jetzt auch Betreuungsmöglichkeiten für Kleinstkinder [...]“ angeboten werden. Nachgelagerte Betreuung wäre dann die Aufnahme von Hortkindern usw. (Möller, Schlenther-Möller 2007:216; S.H.). 2. laterale Produktentwicklung: Hier werden völlig neue Produkte entwickelt. Wie bei der Diversifikation auch, beschränkt sich die Kindertagesstätte hier nicht mehr nur darauf, für drei- bis sechsjährige ein Betreuungs-, Erziehungs- und Bildungsangebot anzubieten, sondern nimmt noch andere Ziele und Aspekte in das Konzept auf. Zu nennen wäre hier die Implementierung von außergewöhn- 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 48 lichen Angeboten, wie Sprachförderung, Heilpädagogik, Elternberatung usw. (vgl. ebd.:216). Die Implementierung von Zusatzleistungen „[...] kann natürlich nur dann eine gelungene Strategie werden, wenn [die Kindertagesstätte zum einen ihre Kernleistungen bereits bis zum Standard entwickelt hat und zum anderen] das Know-how [für zusätzliche Angebote] vorhanden ist und die Leistung in das Profil der Einrichtung passt“ (Klug 2001:48; S.H.). 3. horizontale Produktentwicklung: Hier wird entschieden, welche bestehenden Produkte bzw. Leistungen weiterentwickelt werden sollen, um mehr Attraktivität sowohl für die aktuelle Kundengruppe als auch für neue Kunden zu erreichen. Beispiele sind das Angebot einer spezifischen (pädagogischen) Ausrichtung (Waldorf, Montessori, ökologische Orientierung usw.) oder aber die Flexibilisierung von Betreuungszeiten, wie hier im Rahmen dieser Arbeit (vgl. ebd.:216). 5.2.1.2 Marktteilnehmerstrategien Im Rahmen der Marktteilnehmerstrategien wird die Frage gestellt, wie der Markt bearbeitet werden soll und wie man sich gegenüber Kunden, Konkurrenten und anderen Anspruchsgruppen verhält (vgl. Bruhn 2010:75). Die Kindertageseinrichtung kann im Rahmen der Markbearbeitungsstrategien zwischen drei Strategievarianten wählen: 1. „Undifferenzierte Marktbearbeitung (Standardisierung), 2. Differenzierte Marktbearbeitung (Differenzierung), 3. ‚Segment-of-One‘-Bearbeitung (Individualisierung)“ (Bruhn 2005:215). In einer Kindertagesstätte wäre eine differenzierte Marktbearbeitung angebracht. Selbst wenn die Kunden bzw. potentiellen Kunden allgemein den Wunsch nach längeren und flexibleren Öffnungszeiten hegen, unterscheiden sie sich die Bedürfnisse je nach Familien- und Berufssituation voneinander. Die differenzierte Bearbeitung verlangt einen zielgruppenspezifischen Einsatz von Marketinginstrumenten. Die Kindertageseinrichtung versucht sich folglich auf die verschiedenen Bedürfnisse der Kunden einzustellen (vgl. Bruhn 2005:215f). Anspruchsgruppengerichtete Verhaltensstrategien „Außer den grundsätzlichen Entscheidungen hinsichtlich der Bearbeitung des Marktes ist ferner festzulegen, welches anspruchsgruppenbezogene Strategiekonzept die Nonprofit-Organisation verfolgen will“ (ebd.:217). Dabei sollten alle möglichen 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 49 internen als auch externen Anspruchsgruppen in die Betrachtung mit einbezogen werden. Während die Beziehung zu den pädagogischen Fachkräften in der Einrichtung von der gelebten Kommunikationskultur abhängig ist, werden die einrichtungsexternen Beziehungen gegenüber den verschiedenen externen Anspruchsgruppen durch die Verhaltensstrategien, für die sich die Einrichtung entschieden hat, bestimmt. Nonprofit-Organisationen haben nicht nur viele Anspruchsgruppen mit oft verschiedenen Bedürfnissen, sondern befinden sich teilweise in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einigen Anspruchsgruppen. Ein systematisches Beziehungsmanagement zu den betreffenden Anspruchsgruppen aufzubauen ist dabei von hoher Relevanz. Dieses Beziehungsmanagement wird in den letzten Jahren von Experten mit dem Begriff des „Relationship-Marketing“ in Verbindung gebracht (vgl. ebd.:217f). „[...] [I]nnerhalb des Relationship-Marketing [sind] grundsätzlich drei alternative Anspruchsgruppenstrategien zu unterscheiden“ (ebd.:218). Zum einen wäre das die Anspruchsgruppenakquisitionsstrategie (1), zum anderen die Anspruchsgruppenbindungsstrategie (2) und die Anspruchsgruppenrückgewinnungsstrategie (3). Die Kindertagesstätte hat das Ziel der Akquisition neuer und der Pflege vorhandener Kunden. Grundvoraussetzung für die Bindung der Kunden (2) an die Einrichtung ist die hohe pädagogische Qualität im Umgang mit den Kindern. Regelmäßig sollten Elternbefragungen durchgeführt werden und die Möglichkeit bestehen, Rückmeldung geben zu können, auch in Form von negativer Kritik (Beschwerdemanagement). Ebenso sollten Eltern ausreichend in die Arbeit in der Tageseinrichtung einbezogen werden (Elternbeirat, Elternabend, Elternbriefe, Elterngespräche). Diese beispielhaft genannten Methoden müssen gut durchgeführt und strukturell verankert werden (vgl. Klug 2001:49f). Es ist aufgrund der demografischen Entwicklung zu erwarten, dass die sinkenden Kinderzahlen in Ostdeutschland es in naher Zukunft notwendig machen, sich ebenso Gedanken über den Aspekt der Akquisition (1) zu machen. „Um zukünftige Kunden zu erreichen, muss die Einrichtung [auch] ein Marketingkonzept entwickeln, indem sie Planung, Organisation und Durchführung von Strategien und Aktivitäten festlegt, deren Ziel es ist, neue Kunden zu gewinnen“ (ebd.:51). Eine ebenso wichtige Gruppe stellen die eigenen Mitarbeiter dar. Diese interne Anspruchsgruppe steht im engen Kontakt zu den Kunden, so dass diese Gruppe einen hohen Einfluss auf die Zufriedenheit und folglich auch auf die Bindung der Kunden hat. Wettbewerbsgerichtete Verhaltensstrategie „Bei der Entwicklung von wettbewerbsgerichteten Verhaltensstrategien wird die Art und Weise festgelegt, in der eine Nonprofit-Organisation ihren (Haupt-) Wettbewerbern gegenübertritt“ (Bruhn 2005:222). 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 50 Statt den Aspekt der Konkurrenz komplett zu negieren, gilt es, das Verhältnis zur Konkurrenz zu gestalten. Dabei gibt es für die Kindertageseinrichtung unterschiedliche Möglichkeiten bezüglich der Vorgehensweise (vgl. Klug 2001:55): • Kooperationsbeziehungen sind für Kindertageseinrichtungen relevant, denen nicht genügend Ressourcen (Personal, finanzielle Mittel usw.) zur Verfügung stehen, um allein zusätzliche Leistungen anbieten zu können. Bei dieser punktuellen Zusammenarbeit wird die Absicht verfolgt, gemeinsame Ziele zu verwirklichen (Den Eltern eine kompetente Hilfe bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu sein). Eine Möglichkeit wäre die Kooperation mit Tagespflegepersonen, um die Betreuung zu Randzeiten (wenn es sehr wenig Kinder sind) gewährleisten zu können. Eine andere Variante wären Belegplätze, die von kooperierenden Unternehmen gebucht werden. Bei einer Zusammenarbeit sollte immer geschaut werden, welche Leistungen sowie Stärken die jeweiligen Partner einbringen können und in welchen Bereichen sie sich gegenseitig unterstützen können (vgl. Takkt 2006:3). • Die Einrichtung kann auch einen anderen Weg gehen und eine Konfliktbeziehung zur Konkurrenz einschlagen. Ziel der Kindertagesstätte ist es, sich von den anderen Einrichtungen abzuheben und somit Kunden zu gewinnen. Dabei heben sie ihre eigene Qualität deutlich hervor (‚Wir sind die Besten‘). • Im Falle einer Ausweichstrategie, verfolgt die Einrichtung das Ziel mit innovativen Leistungen, neuartigen Marketinganstrengungen oder abgeschirmten Marktsegmenten dem erhöhten Konkurrenzdruck zu entgehen. Die Kindertageseinrichtung könnte sich beispielsweise auf berufstätige Alleinerziehende konzentrieren (vgl. Bruhn 2005:225). • Die Anpassungsstrategie hat zum Ziel, das eigene Verhalten an das der Mitbewerber anzupassen. Diese defensive Ausrichtung ist in Hinblick auf die zukünftigen Entwicklungen einer Kindertageseinrichtung nicht vorteilhaft (vgl. ebd.:225). 5.2.1.3 Marketinginstrumentestrategien Nachdem Entscheidungen über die Strategien getroffen worden sind, können nun diese in Bezug auf den Marketinginstrumentemix29 formuliert werden (vgl. Bruhn 2005:97). Der Kindertageseinrichtung stehen dabei wahlweise verschiedene Instrumente zur Verfügung, mit deren Hilfe letztendlich im Rahmen der operativen Marketingplanung 29 Dazu mehr im Abschnitt 5.2.2: „Operative Marketingplanung“ 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 51 die Ziele der Einrichtung umgesetzt werden können (ebd.:226). Folgende wären zunächst für die Betrachtung wichtig: 1. Die Leistungsstrategie ist von hoher Relevanz. Denn wenn die angebotene Leistung den Bedürfnissen der Kunden entspricht, können darauf die anderen Instrumente aufgebaut werden und Wettbewerbsvorteile erzielt werden. Es ist jedoch wichtig, dass das Konzept/ die Leistung kontinuierlich auf Entwicklungen und Rahmenbedingungen hin überprüft und gegebenenfalls angepasst wird (vgl. Sen 2006:80). 2. Bei einer Preis- und Gebührenstrategie könnte festgelegt werden, zu welchen Konditionen die Kindertageseinrichtung die Leistungen außerhalb der Normalöffnungszeiten, d.h. auch gleichzeitig außerhalb des Finanzierungsrahmen des Landes Sachsen und dessen Kommunen, anbietet (vgl. Bruhn 2005:226). 3. Im Rahmen der Kommunikationsstrategie soll herausgefunden werden, welche Maßnahmen genutzt werden können, um die potentiellen Anspruchsgruppen zu informieren und zu beeinflussen. „Die jeweilige Kommunikationsstrategie ergibt sich direkt aus den im Rahmen der Geschäftsfeld- und Marktteilnehmerstrategien formulierten Schwerpunkte“ (ebd.:227). Zwei zentrale Ziele werden im Rahmen der Kommunikationspolitik der Kindertageseinrichtung verfolgt: • Mit Hilfe der Kommunikationspolitik soll über die Zusatzleistung (flexible Öffnungszeiten) der Einrichtung informiert werden und letztendlich bekannt gemacht werden • Eine intensive Beziehung zu den einzelnen Anspruchsgruppen ist für die Kindertagesstätte von großer Bedeutung. Sie hat mit den Anspruchsgruppen einen langfristigen Dialog im Sinne eines Beziehungsmanagements aufzubauen (vgl. Bruhn 2005:395). Um die zuvor genannten zentralen Aufgabenbereiche erfüllen zu können, bedarf es einer strategischen Ausrichtung der Kommunikationspolitik. „Im Rahmen der Festlegung einer Kommunikationsstrategie erfolgt eine Schwerpunktsetzung für die zu ergreifenden Kommunikationsmaßnahmen [...]“ (ebd.:395). Dabei ist zu sagen, dass eine Kommunikationsstrategie immer anhand vier Dimensionen spezifiziert wird. Jede Dimension muss im Rahmen der operativen Marketingplanung durch geeignete Teilmaßnahmen umgesetzt werden. Die Dimensionen sollten dabei nach der Priorität geordnet werden. Für die Kindertagesstätte ergibt sich folgende Reihenfolge: (a) bei gewissen Zielpersonen (z.B. Eltern, potentielle Unternehmen) (b) für gewisse Objekte (Kindertagesstätte im Ganzen) 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 52 (c) in gewisser Art (z.B. informative Gestaltung der Werbung) (d) für gewisse Zeitabschnitte (z.B. gegen Ende des Schuljahres, zweites und drittes Quartal) Nach der Festlegung der grundsätzlichen Gestaltungsart (b und c) sollte in der Einrichtung über den beabsichtigten Zweck sowie das Ziel der Strategie entschieden werden. Dabei gibt es verschiedene mögliche Strategietypen, von denen die Bekanntmachungsstrategie (allgemein neue Leistung bekannt machen) und die Zielgruppenerschließungsstrategie (potentielle Unternehmen und die im Rahmen der Marktsegmentierung identifizierten Anspruchsgruppen) im Vordergrund stehen. 4. Personalpolitische Strategie: In einer Nonprofit-Einrichtung, wie der Kindertagesstätte, ist es sehr wichtig, die Interessen und Bedürfnisse der pädagogischen Fachkräfte wahrzunehmen, zu berücksichtigen sowie diese schlussendlich auch in Einklang mit den Bedürfnissen und Verhaltensweisen der Anspruchsgruppen zu bringen. Ebenso muss sich Gedanken über personalpolitische Maßnahmen gemacht werden, um beispielsweise die Motivation und Zufriedenheit der eigenen Fachkräfte zu steigern. 5. Die Finanzierungsstrategie konzentriert sich darauf, wie Geldeinnahmequellen für die geplante Strategie gefunden und diese auch langfristig genutzt werden können (ebd.:227f). 6. Partnerschaften- und Kooperationenstrategie: Im Zusammenhang mit der Finanzierungsstrategie sollte sich die Einrichtung Gedanken machen, mit welchen Einrichtungen, Personen oder Unternehmen sie eine Partnerschaft oder Kooperation eingehen möchte, damit das flexible Betreuungsangebot in die Tat umgesetzt werden kann. 5.2.2 Operative Marketingplanung Die Planungen der operativen Maßnahmen basieren, wie bereits erwähnt und auf der Abbildung 3.1 sichtbar, auf den Marketinginstrumentestrategien sowie auf den anderen zuvor getroffenen langfristigen strategischen Entscheidungen (Marktsegmente, Marktforschung usw.). Sie sind der Handlungsrahmen (vgl. Bruhn 2005:292). „Ausgehend von operationalen Subzielen ist der Marketing-Mix [Marketinginstrumente] zu konzipieren“ (Meffert 2008:22; S.H.). Mit Hilfe des Einsatzes der Marketinginstrumente kann die operative Marketingplanung einrichtungs- und situationsindividuell umgesetzt werden. Die geplanten Ziele werden durch eine für die Einrichtung entsprechend geeignete Kombination dieser Instrumente erreicht. Der Marketing-Mix 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 53 besteht nach der klassischen Marketinglehre, also nach dem Ansatz der „4 P’s“, aus vier Instrumenten (vgl. ebd.:22): Product: Produkt- und Leistungspolitik „... umfasst alle Aktivitäten eines Unternehmens, die auf die Gestaltung einzelner Produkte oder des gesamten Absatzprogramms gerichtet sind. Price: Preis- und Konditionenpolitik ... umfasst alle absatzpolitischen Maßnahmen zur ziel- und marktgerechten Gestaltung des vom Käufer wahrgenommenen Verhältnisses zwischen dem Preis und der Nutzenstiftung einer Sach- oder Dienstleistung. Promotion: Kommunikationspolitik Hierzu zählen sämtliche Maßnahmen, die darauf abzielen, auf Kenntnisse, Einstellungen und Verhaltensweisen von Markteilnehmern gegenüber den Unternehmensleistungen einzuwirken. Place: Distributionspolitik ... bezieht sich auf alle Entscheidungen und Handlungen, die mit dem Weg eines Produktes vom Hersteller bis zum Endkäufer in Verbindung stehen“ (Kammrath/ Jaschinsky 2008:4). Dieser Marketing-Mix spiegelt jedoch ausschließlich die absatzmarktorientierte Perspektive wider. Spezifische Maßnahmen zur Ressourcenbeschaffung finden hier keine Berücksichtigung. „Ausgehend von dem Spannungsfeld von Mission und Wirtschaftlichkeit kommt es aber zu der Überlegung, dass eine Nonprofit-Organisation zunächst Maßnahmen im Rahmen der Ressourcenpolitik (Personalpolitik, Finanzierungspolitik, Partnerschaften und Kooperationen) zu ergreifen hat, die zur Erfüllung der Leistungsbereitstellung dienen“ (Bruhn 2005:293). Das Marketinginstrument Kommunikationspolitik, dass oben im klassischen Marketing-Mix mit genannt wurde, wird im Nonprofit-Bereich als drittes elementares und wichtiges Gestaltungselement neben der Ressourcenpolitik und der Absatzpolitik gesehen, da Nonprofit-Organisationen nicht einfach eine standardisierte Ware verkaufen, sondern in ihrer Arbeit mit Individuen zu tun haben und das Produkt ein nur geringes Standardisierungspotenzial aufweist. Die Maßnahmen im Rahmen der Kommunikationspolitik laufen dabei immer parallel zu den Maßnahmen im Bereich der Ressourcenpolitik und der Absatzpolitik ab. Abbildung 5.2 zeigt einen modifizierten Marketing-Mix, der den Besonderheiten im Nonprofit-Bereich Rechnung trägt. Denn dieser Ansatz läuft nicht nur prozessartig ab, sondern enthält weitere wichtige Marketinginstrumente (vgl. Bruhn 2005:292f). 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 54 Abb. 5.2: Prozess des operativen Marketings im Nonprofit-Bereich (in Anlehnung an Bruhn 2005:293) Die Kindertageseinrichtung muss bei der Entscheidung der operativen Strategien immer auch die Frage nach den vorhandenen und möglichen Ressourcen stellen. Darauf soll zunächst kurz eingegangen werden. 5.2.2.1 Ressourcenpolitik Personalpolitik Das Leistungspotenzial der Kindertageseinrichtung ist vor allem abhängig von den Fähigkeiten und dem Auftreten seiner pädagogischen Fachkräfte, denn sie stehen immer in engen Kontakt zu den Kindern und den Eltern (Bruhn/Meffert 2009:358). Sie haben eine hohen Einfluss auf die Zufriedenheit der Eltern und deren Kinder. Die Personalpolitik sollte „[a]ufgrund des hohen Interaktionsgrades im sogenannten ‚magischen Dreieck‘ Dienstleister – Mitarbeitende – Kunde [...]“ nicht, wie bisher, als ein gesonderter bzw. unabhängiger Teil der Unternehmensführung gesehen werden (Bruhn/Meffert 2009:361; S.H.). Da die enge Beziehung zwischen Einrichtung und pädagogischer Fachkraft eine integrierte Kundenorientierung voraussetzt, „[...] lässt sich das Verständnis des Internen Marketing auch als personalorientiertes internes Marketingkonzept charakterisieren, dessen Kern die innerbetriebliche Implementierung einer im Hinblick auf externe Märkte konzipierte Marketingstrategie ist“ (ebd.:363; S.H.). Das personalorientierte Marketing hat zum Ziel, motivierte sowie kundenorientierte Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. Sie haben die Aufgabe Kunden zufrieden zustellen sowie externe Marketingziele effizient umzusetzen. Aus 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 55 diesem Oberziel ergeben sich folgende „[...] Unterziele eines personalorientierten Internen Marketing im Sinne einer internen Steuerung zu absatzmarktorientierten Zwecken“ (Bruhn/Meffert 2009:363; S.H.): • Mitarbeiterauswahl bzw. -einsatz sowohl nach fachspezifischen als auch nach interaktionsspezifischen Fähigkeiten • Mitarbeiter über absatzmarktrelevante Aspekte informieren und bei der Erstellung dieser einbinden (z.B. Mission der Einrichtung, Marketingstrategie) • „Erzeugung von Akzeptanz bei den Mitarbeitenden hinsichtlich einer [...] kundenorientierten Verhaltensausrichtung“ (ebd.:363; S.H.). Finanzpolitik Eine weitere Aufgabe im Rahmen der Ressourcenpolitik stellt die Finanzpolitik dar. Da eine Kindertagesstätte nicht gewinnorientiert arbeitet, verfügt sie demnach über geringe bzw. eingeschränkte Budgets (vgl. Bruhn 2010:36). Daher kommen vorrangig Instrumente zum Einsatz, die sich auf die Finanzierungsplanung sowie die Beschaffung von Finanzmitteln konzentrieren. Zu nennen sind hier beispielsweise Gebühren, Beiträge, Spenden, nicht-monitäre Leistungen und staatliche Beiträge (vgl. Bruhn 2005:310). Die Beiträge der Eltern sind in Sachsen gesetzlich von den Kommunen festgelegt. Das geplante Angebot bezüglich der Öffnungszeiten geht über den vom Land Sachsen und den Kommunen gesetzlich festgelegten Rahmen hinaus, so dass die Tagesstätte andere mögliche Geldeinnahmequellen finden muss. Eine Variante wären die Eltern. Sie müssten die zusätzliche Betreuung aus eigener Tasche bezahlen. Das würde jedoch letztendlich dazu führen, dass sich nur gut verdienende Familien das flexible Betreuungsangebot leisten und nutzen können. Alleinerziehende oder Familien mit geringem Einkommen, die ebenso dringend solch eine Unterstützung bräuchten, blieben außen vor. Eine andere Möglichkeit der Finanzmittelgewinnung könnten Fördermittel darstellen. Hier sollte geschaut werden, „[...] inwieweit Fördermittel für die Umsetzung der Marketingstrategie genutzt werden können“ (Schwaten 2008:24; S.H.). Die CDU/FDP-Koalition in Sachsen beispielsweise hat für das Jahr 2011 sowie für 2012 insgesamt 1,9 Millionen Euro für Projekte zur Schaffung und Erprobung von flexiblen Betreuungszeiten in den Kindertageseinrichtungen bereitgestellt (vgl. FDP-Fraktion im Sächsischen Landtag 2011). Partnerschaften und Kooperationen Im Zusammenhang mit der Suche nach „finanzieller Unterstützung“ könnte sich die Einrichtung nach Kooperationspartnern umsehen. 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 56 Es könnten beispielsweise Bündnispartner in der Umgebung gesucht werden, die Interesse am Vorhaben zeigen bzw. haben und sie finanziell mit unterstützen. Zum Beispiel könnte dieses flexible Betreuungskonzept der Kindertageseinrichtung bei Firmen als eine Art „Ersatz für einen Betriebskindergarten“ angeboten werden (Belegplätze oder Platzsharing) (vgl. Takkt 2006:16). Die Kindertagesstätte sichert dem jeweiligen Unternehmen Plätze für die Kinder der Beschäftigen zu und erhält im Gegenzug eine finanzielle Förderung vom Unternehmen. Um eine Kooperation mit einem oder mehreren kommerziellen Unternehmen zu schließen, bedarf es einer gewissen Vorarbeit. In einer externen SOLL-Analyse sollten Informationen (Bedarf, Arbeitszeiten) gesammelt und Interessen der Mitarbeiter in den potentiellen Unternehmen erforscht werden, damit das Konzept nicht nur familienfreundlich, sondern auch von den Öffnungszeiten her an der Realität des Unternehmens ausgerichtet ist. Für die Unternehmen selbst bedeutet eine familienbewusste Personalpolitik, dass die Einsparungen größer sind als die Investition. Denn sie sparen sich beispielsweise Kosten für die Überbrückung der Mitarbeiter in Elternzeit durch neues Personal (Personalsuche, Einarbeitung usw.) oder „verlieren“ wichtige Mitarbeiterinnen, die aufgrund des Kindes nicht mehr ins Berufsleben zurückkehren. Des Weiteren erscheint gerade ein familienbewusstes Unternehmen für qualifizierte Fachkräfte mit Kindern sehr attraktiv. Zum Schluss hat die Einrichtung die Aufgabe, mit ausgewählten Kommunikationsmaßnahmen das Interesse der Unternehmen an der angebotenen Leistung zu wecken. Diese Maßnahmen sollen unter anderem im Abschnitt „Kommunikationspolitik“ näher benannt werden. 5.2.2.2 Absatzpolitik Leistungspolitik Im Rahmen der Leistungspolitik soll das Leistungsangebot optimal gestaltet und in regelmäßigen Abständen (Elternbefragungen, Umfragen in der Umgebung) auf aktuelle Bedürfnisse und Entwicklungen hin überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Die Leistungpolitik stellt, wie Sen sagt, das „Herz des Marketing“ dar. Es kann beispielsweise über die anderen Instrumente des Marketing-Mix nur ein Wettbewerbsvorteil erlangt werden, wenn die Qualität der Leistung bzw. des Angebotes der Tageseinrichtung auch den Bedürfnissen der Kunden (Eltern und Kinder sowie Mitarbeiter) gerecht wird (vgl. Sen 2006:80). Die Eltern haben den Wunsch nach einer qualitativ hochwertigen und flexiblen außerfamilialen Kinderbetreuung. Das bedeutet, dass die Leistung verändert und damit verbessert werden muss (Leistungsvariation) (vgl. Bruhn 2005:336). Es wird eine Leistung über dem Standard hinaus angeboten. „Kernleistungen sind [...] Basis- 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 57 produkte, die dem Standard auf dem Markt entsprechen, z.B. Sicherheit der Kinder, pädagogisch anerkannter Ansatz, [...] anregende Räume, kommunikative Kompetenz der Erzieherinnen etc.“ (Klug 2001:47). Kindertageseinrichtungen, die sich aber von der Konkurrenz abheben wollen, müssen Zusatzleistungen anbieten. Die Informationen der internen IST-Analyse werden den Informationen der SOLLAnalyse (Befragungen in Unternehmen, Elternbefragungen gegenüberstellt. Aus diesen Erkenntnissen kann dann ein am Kunden orientiertes Angebot erstellt werden, das kontinuierlich auf den Aspekt der Aktualität hin überprüft werden muss (Beschwerdemanagement, Elternumfragen, externe Befragungen). 5.2.2.3 Kommunikationspolitik Die Kommunikationspolitik ist für Einrichtungen und Organisationen im NonprofitBereich von hoher Relevanz. Damit können sie Anspruchsgruppen akquieren, aber auch weiterhin an die Einrichtung binden. Sie können ebenso ihre Einrichtung in der Öffentlichkeit darstellen und das Interesse potentieller Geldgeber wecken. „Als Kommunikationspolitik wird [daher] die Gesamtheit der Kommunikationsinstrumente und -maßnahmen einer Organisation bezeichnet, die eingesetzt werden, um die Nonprofit-Organisation und ihre Leistungen den relevanten Anspruchsgruppen darzustellen und/oder mit diesen in Interaktion zu treten“ (Bruhn 2005:383f; S.H.). Wie in der Abbildung 5.3 sichtbar, umfasst die Kommunikationspolitik allgemein sowohl Maßnahmen der externen als auch Maßnahmen der internen Kommunikation. Die interne Mitarbeiterkommunikation sowie die Kommunikation zwischen den Anspruchsgruppen und den Mitarbeitern (Interaktive Kommunikation) sind dabei von größter Bedeutung (vgl. ebd.:383f). Abb. 5.3: Maßnahmen der Kommunikationspolitik (in Anlehnung an Bruhn 2005:384) 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 58 Wie bei allen anderen Marketinginstrumenten auch, läuft bezüglich des Einsatzes der Kommunikationspolitik ein Prozess ab. Nach einer Analyse des IST-Zustandes und des SOLL-Zustandes der Kommunikationssituation folgt die Festlegung der zentralen Ziele. „Um eine differenzierte Kommunikationsarbeit zu realisieren, sind die relevanten Zielgruppen zu identifizieren, zu beschreiben und ihre Erreichbarkeit [...] zu ermitteln“ (Bruhn 2010:202; S.H.). Für die Einrichtung, wie mehrfach erwähnt, sind die Eltern und deren Kinder sowie potentielle Unternehmen vor Ort oder in der Region zum Beispiel wichtige Zielgruppen, für die geeignete Kommunikationsmaßnahmen ausgewählt und umgesetzt werden müssen. Eine Maßnahme der Kommunikationspolitik stellt die Institutionelle Kommunikation dar. Mit Hilfe der Instrumente der Institutionellen Kommunikation kann die Bekanntheit der Einrichtung gesteigert und die Umsetzung der anvisierten Positionierung erzielt werden. Ebenso soll in diesem Zusammenhang Vertrauen aufgebaut und die Kompetenzen und die Leistungsfähigkeit der Einrichtung aufgezeigt werden. Die Öffentlichkeitsarbeit zum Beispiel ist ein unentbehrliches Instrument im Rahmen der Institutionellen Kommunikation. Sie „[...] beinhaltet die Planung, Organisation, Durchführung sowie Kontrolle aller Aktivitäten einer Nonprofit-Organisation, um bei ausgewählten Anspruchsgruppen (extern und intern) um Verständnis sowie Vertrauen für die Organisation zu werben und damit Ziele der Institutionellen Kommunikation zu erreichen“ (Bruhn 2005:403; S.H.). Die Öffentlichkeitsarbeit einer Einrichtung bezieht sich weniger auf ein bestimmtes Angebot bzw. auf eine konkrete Leistung, denn mehr auf die Darstellung der gesamten Einrichtung in der Öffentlichkeit (vgl. Sen 2006:93). Die Tageseinrichtung sollte regelmäßig • Veranstaltungen (Frühlings- und Sommerfest, Laternenfest, Weihnachtsmarkt usw.), • Infoabende (über wichtige pädagogische Themen) • sowie „Tage der offenen Tür“ durchführen. Die Termine und Inhalte der Veranstaltungen, interessanten Infoabende sowie Schnuppertage werden über Flyer und in der Lokal- sowie Regionalpresse bekannt gegeben. Vor allem die Veranstaltungen bzw. „Feste“ haben nicht nur einen Erlebniswert für alle Beteiligten, sondern gleichzeitig das Ziel, potentielle Kunden in einer ungezwungenen Atmosphäre für die Einrichtung zu gewinnen. Diese Aktionen sollten nicht nur in der Regionalzeitung bekanntgegeben, sondern auch nachher darüber berichtet werden. Ebenso kann die Einrichtung eine eigene Homepage erstellen (lassen), auf der das Konzept des Hauses vorgestellt wird sowie über die Leistungen der Tagesstätte, aber 5.2 Konzeptionelle Implementierungsebene 59 auch über die durchgeführten sowie geplanten „Feste“ (evtl. mit Fotos) informiert wird. Zur Erreichung kundenorientierter Zielsetzungen ist aber vor allem die Mitarbeiterkommunikation (internes Kommunikationsinstrument) sehr wichtig (vgl. Bruhn/Meffert 2009:288). Wie bei der externen Kommunikation auch, sollten bei der internen Kommunikation bezüglich der Qualität ähnliche Ansprüche und Maßstäbe gesetzt werden (vgl.Bruhn/Meffert 2009:374). „Die Mitarbeiterkommunikation umfasst [folglich] sämtliche Informations- und Kommunikationsabläufe in [...] [einer Einrichtung], die der Steuerung von Meinungen, Einstellungen und Verhalten der Mitarbeitenden und Führungskräfte dienen“ (Bruhn/Meffert 2009:375; S.H.). Die pädagogischen Fachkräfte sollten genauestens über das geplante Vorhaben informiert und in den Strategieerstellungsprozess eingebunden werden, damit sie sich integriert und motiviert fühlen sowie Akzeptanz und Verständnis für das Konzept geschaffen werden kann. Diese positive Stimmung und Einstellung kann sich wiederum vorteilhaft auf die externen Kunden auswirken („Zufriedene Mitarbeiter, zufriedene Kunden“). Um direkt auf das flexible Betreuungskonzept der Tageseinrichtung aufmerksam zu machen und letztendlich darüber zu informieren, bedarf es im Rahmen der Marketingkommunikation, die immer noch viel zu wenig im Nonprofit-Sektor genutzt wird, einer leistungsspezifischen Öffentlichkeitsarbeit. Diese richtet sich ebenso sowohl an die externen Kunden (erste Zielgruppe) als auch an die Mitarbeitenden (zweite Zielgruppe). Im zweiten Quartal des Jahres ist es beispielsweise wichtig, verstärkt Werbemaßnahmen (Tag der offenen Tür, Angebot von Schnuppertage für interessierte Kinder, Informationsveranstaltung, die zum Ziel haben, über das Angebot der Einrichtung zu informieren) durchzuführen, da in diesem Zeitraum Anmeldungen für die Kindergartenplätze starten. Die Tagesstätte sollte auch hier wieder ihre Angebote auf Flyer und Briefe festhalten und in die Unternehmen geben oder im Ortsamt auslegen. Klug empfiehlt beispielsweise einen Stammtisch für Berufstätige (ein oder zweimal im Monat stattfindend) einzurichten, wo die Möglichkeit besteht, über Probleme und Wünsche zu diskutieren. Die Mitarbeiter der Unternehmen sowie Eltern in der Umgebung könnten dazu eingeladen werden (vgl. Klug 2001:64). Entscheidend ist, dass die Maßnahmen immer auf die potentiellen Kunden bzw. die gewünschten Ziele ausgerichtet sind. Der Einsatz ist dabei immer „[...] abhängig von den konkreten finanziellen Möglichkeiten, den persönlichen Fähigkeiten und sonstigen Ressourcen“ (Klug 2001:53f; S.H.). Zu beachten ist auch, dass die kundengerichteten Leistungsversprechen immer auch als mitarbeiterbezogene Leistungsverpflichtung gelten. Die Mitarbeiter sollten die Leistungsversprechen einerseits vertreten können und andererseits sollten sie auch leistbar für sie sein. 5.3 Implementierung 60 Die Instrumente der Dialogkommunikation gewinnen in der heutigen Zeit bei den Anspruchsgruppen eines Unternehmens oder einer Organisation immer mehr an Bedeutung. Ziel der Dialogkommunikation ist es, den Kunden nicht nur als passiven Nutzer anzusehen, sondern ihn aktiv mit in den Prozess einzubeziehen. Damit sollen die Kunden stärker an das Unternehmen oder an die Einrichtung gebunden werden (vgl. Bruhn 2005:512). Bisher wurde vor allem von der Kundenakquisition geredet. Die Kundenbindung ist letztendlich ebenso wichtig. Mehrmals im halben Jahr stattfindende Stammtische zum Unterhalten, Diskutieren u.ä. für die Eltern der Kinder in der Einrichtung mit dem pädagogischen Fachkräften zusammen, sollen die Bindung an die Tagesstätte erhöhen sowie Transparenz und Vertrauen schaffen. 5.3 Implementierung Bezüglich der Implementierungsziele ist zu sagen, dass diese unter Beachtung der Faktoren Zeit und Kosten festgelegt werden sollten: „Implementierungsfragen sind [...] unter Wirtschaftlichkeitsaspekten zu betrachten. Vor diesem Hintergrund ist im Einzelfall zu klären, ob eine Anpassung der bestehenden Unternehmenspotenziale [...] realisierbar ist“ (Bruhn 2010:83; S.H.). Bevor die Marketingstrategie erfolgreich umgesetzt werden kann, muss zunächst überprüft werden, ob für die Strategieimplementierung Unternehmenspotenziale vorhanden sind (Strategie-Potenzial-Fit-Analyse). Es muss letztendlich für eine erfolgreiche Implementierung der Strategie eine Kongruenz („Fit“) zwischen den Strukturen, dem Managementsystem und der Kultur des Nonprofit-Unternehmens bzw. der Einrichtung bestehen (vgl. Bruhn/Meffert 2009:389). In aller Regel sind auf allen drei Betrachtungsebenen (Struktur, System und Kultur) Anpassungen notwendig. 5.3.1 Implementierungsbarrieren Im Rahmen der Implementierung des Marketingkonzeptes können zahlreiche Barrieren auftreten, die sich primär auf die Bereiche der Kultur, der Struktur und der Systeme beziehen (vgl. Bruhn 2005:431). Ebenso können, so Sander, externe (z.B. staatliche Rahmenbedingungen, Trägerstrukturen der Einrichtung) oder individuelle Faktoren (z.B. Verhalten der einzelnen Mitarbeiter auf Veränderungsprozesse) Implementierungsbarrieren darstellen (vgl. Sander 2004:774). Das Konzept des Marketing stößt bei vielen Trägern immer noch viel zu oft auf Ablehnung. Die Diskussion darüber, ob es notwendig sei, ein professionelles Marketing in Einrichtungen und Organisationen des Nonprofit-Bereichs einzuführen, werden nicht erst seit kurzen geführt. „Diese Diskussion verdeutlicht die Legitimationspro- 5.3 Implementierung 61 blematik eines Nonprofit-Marketing, d.h. es besteht für Nonprofit-Organisationen die Notwendigkeit, gegenüber internen und externen Anspruchsgruppen zu rechtfertigen, Methoden und Instrumente des Marketing einzusetzen“ (Bruhn 2005:66). Vor allem kirchliche Träger verbinden mit dem Begriff des Marketing ausschließlich negative Inhalte (z.B. „Kommerzialisierung“, „marktschreierischer Verkauf“ u.ä.) (vgl. ebd.:66f). Ein nicht unwichtiger Punkt ist dabei, dass der Vorstand der Träger meist aus Ehrenamtlichen besteht und diese weniger aus betriebswirtschaftlichen Gründen, sondern eher aufgrund verbandlicher Kriterien ihren Posten innehaben. Die Anforderungen an eine soziale Organisation sind nicht nur hoch, sondern auch komplex: „Die Wahrnehmung all dieser Aufgaben jedenfalls setzt hohe Kompetenzen, Fähigkeiten und Kenntnisse auf ganz unterschiedlichen Ebenen voraus“ (Langnickel/ Gabler 1997:14). Um ein Marketingkonzept in der Einrichtung implementieren zu können muss der Träger sich mit den tatsächlichen Inhalten des Nonprofit-Marketing auseinandersetzen und letztendlich bereit und willens sein, sich an den Bedürfnissen der Kunden zu orientieren (vgl. Bruhn 2005:68). Um genannte Barrieren, vor allem auf personeller Ebene, abzubauen, sollten verschiedene unterstützende Instrumente zum Einsatz kommen. Zu nennen wären hier im Rahmen der Implementierungsrealisation (Um- und Durchsetzung) Kommunikations-, Organisations-, Motivations- und Unterstützungsmaßnahmen (siehe Tabelle 5.1) (vgl. ebd.:763). 5.3.2 Zusammenhang zwischen externen und internen Prozessen Um die am externen Kunden ausgerichtete Einrichtungsstrategie erfolgreich und kontinuierlich umsetzen zu können, bedarf es nicht nur einmaliger und/oder befristeter Maßnahmen. Aufgrund der engen Beziehung zwischen der Leistung bzw. dem Angebot, dem Kunden und den pädagogischen Fachkräften bietet sich daher der Einsatz des internen Marketing an (Sander 2004:765). In diesem Zusammenhang kann das interne Marketing gesehen werden als „[...] die systematische Optimierung unternehmensinterner Prozesse mit Instrumenten des Marketing- und Personalmanagements, um durch eine konsequente und gleichzeitige Kunden- und Mitarbeiterorientierung das Marketing als interne Denkhaltung durchzusetzen, damit die marktgerichteten Unternehmensziele effizient erreicht werden“ (Bruhn 2010:86). Die interne Kundenorientierung hat demnach Einfluss auf die Erreichung der externen Ziele der Einrichtung. Zur Erhöhung der internen Kundenorientierung können verschiedene dialogorientierte und zufriedenheitssteigernde Maßnahmen eingesetzt werden. Als ein sehr wichtiges und zentrales Instrument ist hier das Empowerment zu nennen. Die pädagogischen Fachkräfte bekommen beispielsweise mehr Verantwortung zugesprochen und können in einem gewissen Rahmen selbstbestimmt handeln. Im 5.3 Implementierung 62 Tab. 5.1: Unterstützende Maßnahmen zur Implementierung Kommunikation Organisation Unterstüzung Motivation • Abwärtskommunikation (Informationsbriefe, Aushänge etc.) • Autonomie• Partizipations• Individualuntermaßnahmen maßnahmen stützungsmaßnahmen (Hierachieabflachung, (persönlich, repräsen(Aus- und WeiterEinführung neuer tativ) bildung, Seminare Führungskonzepte: zu bestimmten • Dialog• Anreizmaßnahmen mitarbeiterorienThemenbereichen kommunikation (Leistungsbeurteilung tiert, Führung nach etc.) (Arbeitssitzungen, etc.) Zielvereinbarung • GruppenunterKommunikationsetc.) runden etc.) stützungsmaßnahmen (Coaching, • Verhaltens• AufwärtsModeratorenänderungskommunikation maßnahmen beistellung etc.) (Mitarbeiterbefragung, (Organisationsentinternes Beschwerde• Beratungsmaßwicklung, Kulturentmanagement etc.) nahmen wicklung) (Coaching, • FormalisierungsIT-Beratung etc.) maßnahmen (z.B.Regelungssystem) • Personalveränderungsmaßnahmen (Veränderung der Personalzusammensetzung aufgrund von Kompetenzen und Qualifikationen etc.) (vgl. Sander 2004:764) Kontakt mit Anspruchsgruppen hat das zur Folge, dass sie individueller und flexibler auf deren Bedürfnisse und Vorstellungen eingehen können. Diese aktive Teilnahme hinsichtlich der Belange in der Einrichtung und die Eigenverantwortung bzw. die Möglichkeit eigene Entscheidungen im Umgang mit den Anspruchsgruppen zu treffen, steigern die Motivation der Fachkräfte. (vgl. Bruhn 2005:452). Weitere sinnvolle Maßnahmen im Rahmen des internen Marketing und somit zur Sicherung der Strategieimplementierung sind unter anderem: die Optimierung der internen Kommunikation, Mitarbeiterbefragungen, regelmäßige Mitarbeitergespräche, kontinuierlich wiederkehrende Schulungsmaßnahmen (Bruhn 2005:91f). Eine interne Kundenorientierung, wie eben kurz beschrieben, kann jedoch nur erfolgreich umgesetzt werden und funktionieren, wenn gleichzeitig die Systeme, die Strukturen sowie die Kultur der Einrichtung ihr angepasst werden. Das bedeutet im Bereich der Strukturen beispielsweise, dass die Aufgaben nur effizient erfüllt werden und die pädagogischen Fachkräfte nur flexibel auf Wünsche und Bedürfnisse der 5.3 Implementierung 63 Anspruchsgruppen reagieren können, wenn die Ablauf- sowie Aufbauorganisation entsprechend modifiziert wurde (z.B. flache Hierarchien, kooperativer Führungsstil, Führung nach Zielvereinbarung). Die verschiedenen Systeme (Informations-, Personalmanagement-, Kommunikations- und Steuerungssysteme) sollten gleichzeitig die Strukturen unterstützen (vgl. Bruhn 2005:93). Ebenso muss die Unternehmenskultur so verändert werden, dass ein anspruchsgruppenorientiertes Denken in der Einrichtung gelebt wird (vgl. ebd.:93). 5.3.3 Problembereiche Es können aber nicht nur Schwierigkeiten und Probleme aufgrund von „Widerständen“ seitens der Mitarbeiter entstehen, sondern auch mangels unzureichender bzw. fehlerhafter Vorbereitung. Eine Analyselücke entsteht beispielsweise, wenn die (interne) Stärken-Schwächen-Analyse nicht gründlich genug durchgeführt wurde und sich die formulierte Strategie letztendlich nicht kongruent zu den eigenen Ressourcen und Kompetenzen verhält (vgl. Bruhn/Meffert 2009:385). Zu der falschen Einschätzung und Bewertung eigener Ressourcen und Fähigkeiten kann auch eine falsche Einschätzung bezüglich der externen Marktsituation sowie -entwicklung erfolgen. Von einer Planungslücke spricht man, wenn sich die Organisation bzw. Einrichtung zu sehr auf das operative Tagesgeschäft konzentriert und eine längerfristige und koordinierte strategische Planung außer Acht lässt. Die Ressourcenplanung bedarf einer längerfristigen Planung mit zielkonformen Maßnahmen. Anstrengungen zur Akquisition von privaten Geldern sollten kontinuierlich unternommen werden, um in bestimmten Situationen kurzfristig finanzielle Mittel zur Verfügung zu haben (vgl. Bruhn 2005:427f). Von einer Implementierungslücke spricht man, wenn die formulierte Strategie und Zielsetzung mangelhaft umgesetzt wird. Dieses Umsetzungsdefizit könnte unter Umständen aufgrund von Widerständen seitens der Mitarbeiter entstehen. Anhand der kurz dargestellten Barrieren und Problembereiche „[...] wird deutlich, dass die Formulierung einer Strategie alleine nicht ausreichend ist, wenn dieser keine konkreten Maßnahmen zur Um- und Durchsetzung folgen“ (Bruhn 2005:426). 5.3.4 Bezugsrahmen der Strategieimplementierung Bruhn empfiehlt, die Umsetzungsphase immer in Abhängigkeit von einer Analyse der Implementierungsumgebung durchzuführen, damit die Strukturen, Systeme und die Kultur des Nonprofit-Unternehmens erfolgreich an das Strategievorhaben angepasst werden können (vgl. Bruhn 2010:83): „Eine erfolgreiche Strategieimplementierung bedingt [...] explizit die Berücksichtigung der Interessen sowohl der internen als 5.3 Implementierung 64 auch der externen Bezugsgruppen einer Nonprofit-Organisation, da die Realisierung einer externen Anspruchsgruppenorientierung durch eine interne Anspruchsgruppenorientierung mittelbar unterstützt wird. Darüber hinaus [...] [werden die Bereiche Strukturen, Systeme und Kultur] zusätzlich durch markt-, situations-, umfeld- sowie konkurrenzbezogene Einflüsse bestimmt“ (Bruhn 2005:434f; S.H.). Abb. 5.4: Bezugsrahmen der Strategieimplementierung (in Anlehnung an Bruhn 2005:434) 5.3.4.1 Anpassung der Organisations- und Einrichtungsstruktur Die bereits vorhandene Struktur der Einrichtung muss so verändert bzw. angepasst werden, dass der Gedanke des Marketing möglichst effizient umgesetzt werden kann. „Die Organisationsstruktur lässt sich dabei als das Ergebnis einer durch Regeln geschaffenen Ordnung interpretieren [...]. Sie stellt ein ’strategischer Hebel’ für die Umsetzung einer stärkeren Anspruchsgruppenorientierung dar, da sie die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Hervorbringung und Umsetzung erfolgreicher Ideen schafft [...]“ (Bruhn 2005:437; S.H.). Um sich langfristig als Tageseinrichtung am Markt behaupten zu können, müssen organisationsintern sowohl Fragen der Verantwortlichkeiten als auch der Kompetenzverteilung geklärt werden: „Häufig leiden Fachkräfte weniger an der Arbeit mit ihren Klienten, als unter mangelnden Organisationsbedingungen“ (Klug 2001:18). „Die Hauptkritikpunkte an der Trägerschaft beziehen sich vor allem auf strukturelle Aspekte. Problemschwerpunkte sind: fehlender, unzuverlässiger oder zeitaufwendiger 5.3 Implementierung 65 Informationsfluss, fehlende Kommunikation zwischen Träger und einzelnen Kindergärten, (...) unklare Entscheidungskompetenz der Leiterinnen [...]“ (Klug 2001:19; S.H.). Die Ressourcenverantwortung (Personal und Budget) sollte daher der Leitungskraft obliegen. Damit eine Veränderung der Unternehmenskultur überhaupt gelingen kann, bedarf es dezentraler Strukturen. Wie bereits angesprochen30 , sollten die Entscheidungsund Handlungskompetenzen der pädagogischen Fachkräfte erweitert werden, damit diese ebenso in bestimmten Situationen31 flexibel reagieren können. In einer Kindertagesstätte empfiehlt sich ein kooperativer Führungsstil32 . Die Leitungskraft der Tagesstätte bezieht die pädagogischen Fachkräfte in die sie betreffende sowie beabsichtigte Entscheidungen ein, indem darüber informiert und nach den Meinungen gefragt wird. Ebenso sollten die Mitarbeiter aktiv in den Prozess der Strategieimplementierung einbezogen werden. Dabei empfiehlt es sich Gruppen bzw. Teams zu bilden, die sich jeweils um die Erstellung und Umsetzung bestimmter Aufgaben kümmern. Hier bietet sich beispielsweise eine Führung durch Zielvereinbarung an. Zwischen der Leitungskraft und den pädagogischen Fachkräften werden Ziele vereinbart. Die Maßnahmen zur Zielerreichung sollten so weit wie möglich von den Teams selbst entwickelt, geplant und durchgeführt (nach Absegnung der Leitungskraft) werden. Das Team übernimmt dabei gemeinschaftlich Verantwortlichkeit für die zuvor aufgestellten Aufgaben und entscheidet letztendlich gemeinsam, wer welche Aufgaben zu übernehmen und zu dokumentieren hat (vgl. Klug 2001:105). Zusammengefasst kann, auch wenn hier keine allgemeingültige Empfehlung für eine bestimmte Organisationsform genannt wird, gesagt werden, dass dezentrale Strukturen notwendig sind, um kundenorientiert arbeiten zu können. 5.3.4.2 Anpassung der Organisations- und Einrichtungskultur „[Die] [Organisations]kultur lässt sich [...] nicht schreiben wie ein Organigramm, sie lässt sich nicht planen wie ein Organisationsentwicklungsprozess, sie lässt sich aber erfragen und durch Interviews ermitteln. Sie ist so etwas wie der ’Geist’ eines Unternehmens, der jenseits aller Regelungen die Leistungsbereitschaft fördert oder hemmt“ (Klug 2001:109; S.H.). Die Aktivitäten, Entscheidungen sowie Handlungen der pädagogischen Fachkräfte werden in der Kindertageseinrichtung durch die 30 vgl. „Zusammenhang zwischen externen und internen Prozessen“ 31 dazu mehr im Abschnitt 6.3 „Flexible Betreuungszeiten erfordern Modelle zum bedarfsgerechten Personaleinsatz“ 32 vgl. auch Abschnitt 4.2 „Prozess der Strategieimplementierung – Führungs- und Implementierungsstil“ 5.3 Implementierung 66 gemeinsamen Werte, Überzeugungen, Normen sowie Denk- und Verhaltensmuster geprägt. Die pädagogischen Fachkräfte haben nicht nur einen Einfluss auf die Kundenzufriedenheit und -bindung, sondern beeinflussen auch nachweislich die Implementierung eines kunden- und marketingorientierten Konzeptes. Sie entscheiden mit ihrem Verhalten zum größten Teil über Erfolg oder Misserfolg der Strategieimplementierung. Die Organisationskultur wird wie die Organisationsstruktur und -systeme zuerst einer IST-Analyse (Mitarbeiterbefragung) unterzogen. Anschließend wird die zuvor bestimmte einrichtungseigene Kulturposition den gestellten Ansprüchen zur Implementierung der Strategie gegenübergestellt. Dabei kann festgestellt werden, an welcher Stelle Anpassungen bzw. Veränderungen notwendig sind. Oft verhindern psychologische Barrieren eine erfolgreiche Implementierung der Strategie. Ein Veränderungsoder Entwicklungsprozess in der Einrichtung löst bei den Mitarbeitern oft Misstrauen (fehlender Glaube an die praktische und erfolgreiche Umsetzung) oder eine Ablehnung (Befürchtung bestimmte Gewohnheiten aufgeben zu müssen) gegenüber dem Aspekt der stärkeren Marketingorientierung aus (vgl. Bruhn 2005:467). Eine kunden- und marktfeindlich eingestimmte Organisationskultur, so Bruhn, kann für die Einrichtung jedoch aufgrund der derzeitigen Rahmenbedingungen und zukünftigen Entwicklungen auf längere Sicht nicht vorteilhaft sein. Daher ist es notwendig, dass die Leitungskraft Vorbehalte (negative Einstellungen und Denkhaltungen) seitens ihrer Mitarbeiterinnen gegenüber dem Marketing mit verschiedenen Maßnahmen zerstreut. Folgende Instrumente könnten dafür genutzt werden: • Die notwendigen Veränderungen gegenüber den pädagogischen Fachkräften erklären und begründen und welche Auswirkungen solch eine Veränderung auf jeden Einzelnen hat. • „Einbeziehung der Mitarbeiter bei der Strategieentwicklung und Verdeutlichung von positiven Effekten der Marketingorientierung für die [...] [Einrichtung] • Anbieten von Qualifikationsmaßnahmen [...]“: Seminare zum Thema NonprofitMarketing (Bruhn 2005:462; S.H.). • „Eine der wichtigsten Möglichkeiten und Potenziale hat die Leiterin in ihrer Fähigkeit zur Motivation durch Visionen. ’Wenn du ein Schiff bauen willst’, sagte Antoine de Saint Exupéry einmal, ’dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und Arbeit zu verteilen. Lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer’. [...] [In einer lernenden Kindertageseinrichtung] ist die Vision das beste Mittel, Mitarbeiterinnen zu führen. Wenn es der Leiterin gelingt, mit ihren Mitarbeiterinnen zusammen eine Vision zu entwickeln, wie man in ihrer [...] [Kindertagesstätte] die Arbeit 5.3 Implementierung 67 zum Besten der Kinder und Eltern gestaltet, erzeugt dies die Lust zur Arbeit, die keine Anweisung erzeugen kann“ (Klug 2001:78; S.H.). Der Wandel bezüglich der Kultur in der Einrichtung gestaltet sich dabei über einen längeren Zeitraum: Es bedarf Zeit, „[...] über Jahre gewachsene und fest verankerte Werte- und Normengefüge[...]“ zu verändern (Meffert/Bruhn 2009:400; S.H.). In diesem Zusammenhang soll noch abschließend kurz gesagt werden, dass sich die Kultur des Trägers ebenso zu verändern bzw. anzupassen hat, damit eine Einrichtung weiterhin erfolgreich am Markt bestehen kann. Klug stellt nämlich fest, dass sowohl öffentliche Kindertagesstätten als auch Einrichtungen in freier Trägerschaft die unternehmerische Gesamtausrichtung in Form marktstrategischer Entscheidungen fehlt. Gründe hierfür können sein, dass der Vorstand des Trägers mangelnde Fachkompetenz besitzt oder der Meinung ist, dass professionelles Marketing nicht notwendig sei. Immer noch findet man ein marktfremdes Denken in den Trägervereinen, Organisationen bzw. Einrichtungen vor (vgl. Klug 2001:28). Meist liegt es an den ehrenamtlichen Vorständen, die zum größten Teil beruflich wenig mit Betriebswirtschaft und Marketing zu tun haben und letztendlich aus Unwissenheit ablehnend der Thematik gegenüberstehen (vgl. Bruhn 2005:67). 5.3.4.3 Anpassung der Organisations- und Einrichtungssysteme Neben der Überzeugung der pädagogischen Fachkräfte und der Veränderung der Strukturen bedarf es auch einer Anpassung der Systeme im Rahmen der Strategieimplementierung. „Managementsysteme bezeichnen sämtliche auf Dauer angelegte (teil-)standardisierte Verfahren, die eine kontinuierliche Bewältigung von Marketingaufgaben sowohl im Beschaffungs- als auch im Absatzmarkt erleichtern. Innerhalb des Managementsystems lassen sich im Allgemeinen verschiedene Subsysteme, wie das Planungs-, Kontroll-, Personalführungs-, Organisations- und schließlich das Informationssystem, unterscheiden“ (ebd.:454f). Die Einführung von mitarbeiter- sowie kundenbezogenen Informations- und Kontrollsystemen sind dabei von hoher Relevanz. Ein Mitarbeiter- und kundenbezogene Informationssystem stellt beispielsweise die regelmäßige Befragungen der internen und externen Kunden (z.B. anonyme Elternfragebögen und Mitarbeiterbefragungen) dar. Die ermittelten Daten werden in einer zuvor aufgebauten bzw. angelegten Datenbank gespeichert und können anschließend verarbeitet werden. Die Informationssysteme bedürfen gewisser Verantwortungen und Zuständigkeiten. Der Aufbau solcher Systeme beeinflusst folglich gleichzeitig die Struktur der Einrichtung. Bruhn empfiehlt, am Anfang, d.h. in der Aufbauphase, ein Projektteam zusammenzustellen, welches sich nur mit dieser Thematik befasst. Anschließend ist in 5.3 Implementierung 68 der Erprobungs- und Durchführungsphase eine feste Verankerung der verschiedenen Aufgaben (beispielsweise Datenerhebung, Datenpflege und Datenauswertung) in der Einrichtung notwendig. Da die pädagogischen Fachkräfte in der Regel dahingehend nicht ausgebildet sind, bedarf es gewisser Schulungsmaßnahmen, „[...] um das Funktionieren und die Sicherheit der Informationssysteme – insbesondere vor dem Hintergrund restriktiver Datenschutzbestimmungen – zu gewährleisten“ (Bruhn 2005:456; S.H.). Ebenso sollten Kontrollsysteme im Rahmen der Strategieimplementierung eingeführt werden. Unterschieden werden kann zwischen außen- und innengerichteten Kontrollsystemen. In der Kindertagesstätte wird vor allem der Schwerpunkt auf die Kontrollsysteme der externen Kunden gelegt. Den Eltern sollte die Möglichkeit gegeben werden, negative wie auch positive Kritik gegenüber der Einrichtung üben zu können. Hierbei bietet sich neben dem direkten Beschwerdegespräch ein „Eltern-Briefkasten“ an. Um den Erfolg der Implementierung (Erfassung der Zufriedenheit mit den Leistungen) bei den externen Kunden evaluieren zu können, sollten ebenso regelmäßig Elternbefragungen (ein oder zweimal im Jahr) durchgeführt werden. Ein in der Betriebswirtschaft gängiges Modell zur Messung der subjektiv wahrgenommenen Qualität von Dienstleistungen ist beispielsweise das SERVQUAL-Modell. Entwickelt wurde es ursprünglich in Kliniken, ist jedoch auch generell für andere Dienstleistungen einsetzbar. Bei dem Modell werden folgende vier Teilleistungen abgefragt, die hier nur kurz vorgestellt werden sollen: „Tangibles“ (materielle, technische Ausstattung), z.B. • Zufriedenheit mit den Räumlichkeiten und deren Ausstattung (Größe, Spielmaterial usw.) • Essen (Auswahlmöglichkeiten, Qualität usw.) „Responsivness“ (Bereitschaft, den Kunden bei der Inanspruchnahme der Leistung zu unterstützen), z.B. • Zeit der pädagogische Fachkräfte für Eltern und Kinder • Zeit der Leiterin für Probleme der Eltern „Assurance“ (Kompetenz und Dienstleistungsbereitschaft), z.B. • Fachlichkeit, Freundlichkeit • Erfolgsbeurteilung (Wurden die Elternwünsche umgesetzt?) 5.3 Implementierung 69 • Informationsverhalten (Rückmeldung, Beratung der Eltern usw.) • Akzeptanz bestimmter Angebote (Kern- und Zusatzleistungen) „Empathy“ (Bereitschaft auf Kundenwünsche einzugehen, Einfühlungsvermögen), z.B. • Beurteilung der Elternarbeit (Elternzeitung, Elternabend) • Einbeziehung in die Gestaltung der Programme • Zufriedenheit mit Öffnungszeiten (Was wünschen sich Eltern?) (vgl. Klug 2001, S.66f). Abschließend ist zu sagen, dass der Einsatz und die Komplexität der Systeme immer vom Leistungstyp und der Größe der Organisation bzw. Einrichtung abhängig ist. Das Oberziel ist, wie gesagt, Informationen der relevanten Anspruchsgruppen zu ermitteln, um den Implementierungserfolg der Strategie kontinuierlich verfolgen zu können (vgl. Bruhn 2005:459). 70 6 Maßnahmen für die Implementierung des flexiblen Angebotes unter Berücksichtigung von Möglichkeiten und Grenzen 6.1 Was heißt flexible Betreuung? Der Begriff der „Flexibilität“ „[...] wird bestimmt durch die Öffnungszeiten, die Lage der Betreuungszeiten sowie dem täglichen Umfang an Betreuungszeit. Diese drei Dimensionen liegen in der Umsetzung jenseits der gewöhnlichen ‚Normalzeiten‘“ (Klinkhammer 2005:60; S.H.). Folgende Kriterien weisen auf eine flexible und erweiterte Angebotsstruktur hin: 1. Betreuung über die „Standard-Öffnungszeiten“ hinaus Die Kindertageseinrichtung bietet ungewöhnlich lange Öffnungszeiten bzw. eine Betreuungsmöglichkeit (Kooperation mit Tagespflegepersonen, Babysitterdiensten u.ä.) für Bedarfe außerhalb der Öffnungszeiten (Wochenende, spät am Abend, in der Nacht) an. Dabei ist festzuhalten, dass es bezüglich der Öffnungszeiten große Unterschiede je nach Bundesland gibt. „Während eine Betreuungszeit nach 16.30 Uhr in den Flächenländern in Westdeutschland schon außerhalb der Standard-Öffnungszeiten der meisten Einrichtungen liegt, werden in den ostdeutschen Ländern und auch in den Stadtstaaten traditionell längere Öffnungszeiten vorgehalten (welche im Osten Deutschlands allerdings ausgedünnt wurden)“ (Stöbe-Blossey 2007:1). 2. Flexible Buchbarkeit Eltern können die benötigten Betreuungsstunden flexibel buchen. Dabei kann zwischen flexibler Lage (a) und flexiblen Umfang (b) unterschieden werden: (a) Es besteht hierbei die Möglichkeit, das Kind vormittags oder nachmittags in die Einrichtung zu bringen, sprich zu verschiedenen Zeiten betreuen zu lassen. 6.1 Was heißt flexible Betreuung? 71 (b) Eine flexible Buchbarkeit von Betreuungsstunden kann aber auch bedeuten, dass die Eltern das Kind an einem Tag für 4 Stunden und am nächsten Tag für 8 Stunden in die Kindertagesstätten bringen (vgl. Klinkhammer 2008a:13). 3. Notfallbetreuung „Die Einrichtung bietet kurzfristig buchbare/nutzbare Betreuungsmöglichkeiten, u.a. für den Fall der Erkrankung des Kindes, Dienstreise der Eltern oder Ausfall der eigentlichen Betreuungsperson/ -institution“ (ebd.:13) 4. Angebote zur Abend-, Wochenend- und Ferienbetreuung Da, wie bereits (im zweiten Kapitel) erwähnt, derartige Angebote rar sind, könnte die Einführung eines solchen Kriteriums in einer öffentlichen Kindertagesstätte einen Marktvorteil bringen. Diese zuvor vorgestellten Kriterien charakterisieren einen Idealtypus einer Kindertagesstätte mit einem erweiterten und flexiblen Betreuungskonzept. Eine solches idealtypisches, umfassendes Angebot wird in der Praxis kaum (nur privat-gewerbliche und ganz wenige in freier Trägerschaft) von einer Einrichtung verwirklicht (vgl. Klinkhammer 2008a:31). Am häufigsten, so Haug-Schnabel et al., werden verlängerte, atypische sowie flexible Öffnungszeiten von den Einrichtungen angeboten. Des Weiteren stellt sie fest, dass je nach Bundesland und Kommune „flexible Kinderbetreuung“ unterschiedlich definiert wird (vgl. Haug-Schnabel et al. 2008:6). 6.1.1 Was heißt Flexibilität in den Landesgesetzgebungen? Der Träger und die Leiterin einer Kindertagesstätte müssen sich, bevor sie ein flexibles Betreuungsangebot einführen wollen, zunächst im jeweiligen Landesgesetz informieren, ob und inwiefern ein solches Vorhaben überhaupt möglich ist. In Sachsen beispielsweise wird auch nach der Verabschiedung des neuen Sächsischen Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen im Dezember 2005 wieder grundsätzlich ein breiter Spielraum hinsichtlich der Öffnungszeiten gegeben: „Kindertageseinrichtungen sind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Kinder und der Erziehungsberechtigten sowie der örtlichen Gegebenheiten offen zu halten; ist für Kinder eine durchgehende Betreuung bedarfsnotwendig, sind Kinderkrippe und Kindergarten über Mittag offen zu halten. Die Öffnungszeiten werden vom Träger der Kindertageseinrichtung in Abstimmung mit dem Elternbeirat, der Gemeinde und dem örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe festgelegt“ (SächsKitaG §5). 6.1 Was heißt flexible Betreuung? 72 Da der Gesetzgeber eine flexible Angebotsgestaltung nicht explizit erwähnt und Betreuungszeiten, die über neun Stunden hinausgehen, nicht finanziert bzw. bezuschusst, stellt deren Einführung bzw. Umsetzung jedoch keinen Anreiz dar: „(1) Die Gemeinden erhalten zur Förderung der Aufgaben nach diesem Gesetz einen jährlichen Landeszuschuss. Maßstab für die Bemessung des Landeszuschusses ist die Anzahl der am Stichtag, dem 1. April des Vorjahres, in Einrichtungen und in Kindertagespflege im Gemeindegebiet aufgenommenen Kinder, berechnet auf eine tägliche neunstündige Betreuungszeit. Betreuungszeiten, die über neun Stunden pro Tag hinausgehen, bleiben unberücksichtigt“ (SächsKitaG § 18 Abs.1). Nicht nur in Sachsen fehlt im Finanzierungssystem die Unterstützung für flexible Angebote. Das kann zum einen bedeuten, dass die Tageseinrichtung keine derartigen Konzepte anbietet oder dass die Finanzierung aus privater Hand zu erfolgen hat. Kritisch ist dies dahingehend zu betrachten, dass der Zugang solcher, für die Eltern wichtiger, Angebote über die Finanzstärke der Eltern gesteuert wird: „Eltern mit gehobenen Einkommen können entsprechend leichter auf dem privat organisierten Markt ihre Leistungen einkaufen, als Familien mit einem geringen Einkommen. Dieses Dilemma wäre erst bei einer öffentlichen Grundfinanzierung der Angebote zu Randzeiten aufgelöst“ (Klinkhammer 2008a:65). Weiterhin ist kurz festzuhalten, dass sich die Finanzierungslogik in Deutschland nicht einheitlich gestaltet. Die öffentliche Bezuschussung der Bildungs- und Betreuungsangebote in den einzelnen Bundesländern kann wie folgt aussehen: (1) Buchungszeit des Kindes (bestimmte Wochenstundenzahl des Personals pro aufgenommenes Kind) (2) Personal-Kind-Relation (Personalschlüssel ist an Kinderzahl gebunden, 1:12) (3) Anstellungsschlüssel (Personalstunden sind an Kinderstunden gebunden) (4) Personalschlüssel pro Gruppe (Personalanzahl pro Gruppe bei definierter Höchstgröße der Gruppe) (vgl. Stöbe-Blossey 2007:3f). Von den eben dargestellten Finanzierungsmodellen bieten nicht alle die Möglichkeit flexible Betreuungszeiten einzuführen, ohne dass diese aus privaten Ressourcen finanziert werden müssen. Laut Klinkhammer schränkt beispielsweise die in Sachsen praktizierte Finanzierungslogik der Personal-Kind-Relation und zusätzlich gebunden an eine neunstündige Betreuungszeit die Umsetzung flexibler Angebote ein. Wenn in Sachsen ein PersonalKind-Schlüssel von 1:13 gesetzlich vorgegeben ist und nur 10 Kinder eine atypische 6.1 Was heißt flexible Betreuung? 73 Betreuung benötigen, entsteht für den Träger zusätzlicher Kostenaufwand. Für diese Angebote müssen andere Möglichkeiten gefunden werden. Zum Beispiel wird im Sächsischen Kita-Gesetz im § 12 Abs. 1 Satz 2 explizit die Förderung der Mitarbeit von anderen geeigneten (z.B. nebenamtlichen sowie ehrenamtlichen) Kräften erwähnt: „[...] Die Arbeit der Fachkräfte kann durch weitere geeignete Mitarbeiter sowie durch Eltern unterstützt werden“. Dieser im Gesetz stehende Satz wäre beispielsweise eine Lösungsmöglichkeit, um erweiterte und/oder flexible Angebote kostengünstig umsetzen zu können. Auffällig ist ebenso, dass in den Gesetzen der neuen Bundesländer flexible Angebote weder ganz ausgeschlossen werden noch richtig geregelt sind. Die Ganztagsbetreuung hat hier nicht nur Tradition, sondern es besteht auch ein großes Angebot an derartigen Plätzen, so dass auf den ersten Blick von den Eltern wenig Bedarf nach flexiblen Angeboten geäußert wird (vgl. Haug-Schnabel et al. 2008:7; Stöbe-Blossey 2007:6). Anzumerken wäre hier noch kurz, dass viele Eltern selbst gar nicht auf den Gedanken kommen, nach, bisher für sie „unbekannten“, Angeboten zu fragen. In den Bundesländern, so Esch und Stöbe-Blossey, wo ohnehin ein Platzmangel besteht, verzichten viele Frauen auf eine Erwerbstätigkeit und fragen diesbezüglich auch nicht nach. Die beiden empfehlen, dass man flexible Angebote als Modellprojekt in der Einrichtung einführt, damit die Eltern „erste Erfahrungen“ auf diesem Gebiet sammeln können (vgl. Esch/Stöbe-Blossey 2005:145). 6.1.2 Form und Startvoraussetzungen der Flexibilität Es gibt nicht die eine flexible Kinderbetreuung, sondern jede Einrichtung, die kundenund markorientiert arbeiten möchte, nutzt zum überwiegenden Teil nur bestimmte Aspekte der Flexibilität. Dies hat natürlich ganz unterschiedliche Konsequenzen für die Kinder und für die Einrichtungsorganisation und die pädagogischen Fachkräfte. Kindertagesstätten, die als „[...] einzigen Flexibilitätsaspekt lange Öffnungszeiten anbieten und bei denen die Kinder zumindest einen großen Teil jeden Tages in Gruppen mit der gleichen Zusammensetzung betreut werden, brauchen hinsichtlich ihrer Kontinuität im Gruppengeschehen und der Voraussehbarkeit von Ereignissen nicht hinterfragt werden“ (Haug-Schnabel et al. 2008:7). Es gibt aber auch Einrichtungen, wo die Möglichkeit besteht, die Kinder nur an bestimmten Tagen betreuen zu lassen. Bei solchen hochflexiblen Modellen muss geschaut werden, wie sich dieser Aspekt mit der pädagogischen Qualität und der Organisationsstruktur vereinbaren lässt (vgl. ebd.:7). Ebenso gibt es Unterschiede bezüglich der Startvoraussetzungen von Einrichtungen, die eine flexible Betreuung anbieten wollen bzw. schon anbieten. Zu nennen wäre hier die: 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt 74 (1) Intendierte Flexibilisierung Das sind Kindertageseinrichtungen, die bereits mit dem Ziel eröffnet haben, den Eltern ein flexibles Betreuungskonzept anbieten zu können. Ihre Rahmenbedingungen, ihr ganzes Konzept und ihre Tagesstruktur ist von Anfang darauf ausgelegt und gestaltet. (2) nachgebesserte oder nachträgliche Flexibilisierung Eine Kindertagesstätte, die im Zuge der Entwicklungen sich nachträglich und eventuell aus der Not heraus (unbelegte Betreuungsplätze) flexibilisieren möchte, kann nicht die erforderlichen Strukturen aufweisen. Dabei sollte unterschieden werden, ob die nachträgliche Flexibilisierung in der gesamten Einrichtung umgesetzt wird oder sich nur auf eine ausgewählte Gruppe beschränken soll (vgl. ebd.:8). Im Gegensatz zu Einrichtungen, die sich komplett für einen Wechsel in Richtung flexibler Angebote entscheiden und damit sehr große Veränderungen auf allen Ebenen vornehmen müssen, betreffen die Veränderungen bei der Beschränkung auf eine Gruppe, wo beispielsweise nur Ganztagesplätze für eine flexible Belegung geteilt werden, folglich nur diese Gruppe (vgl. Haug-Schnabel et al. 2008:29f) 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt In Tageseinrichtungen für (Klein-)Kinder treffen verschiedene Interessensgruppen, wie Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte, aufeinander. Welche Bedingungen sind notwendig, um eine qualitativ hochwertige flexible Kinderbetreuung als Tagesstätte anbieten zu können? Wo sind mögliche Grenzen bei der Implementierung eines flexiblen Betreuungsangebotes für die pädagogische Arbeit mit Kindern sowie für die Einrichtungsstruktur und deren alltäglichen Abläufe? In der Kindertageseinrichtung sind folglich drei Perspektiven auf Flexibilität zu betrachten und dessen Konsequenzen im (Betreuungs-) Alltag zu erfassen. Zu nennen sind hier die: (1) Elternperspektive (z.B. Flexibilität, Beratung) (2) Kinderperspektive (z. B. Kontinuität, Stabilität, Offenes Konzept) und (3) Erzieherinnenperspektive (z. B. Elternarbeit, Teamarbeit, Dienstplan, Arbeitszeitkonten)(vgl. Klinkhammer 2005:61f) 6.2.1 Elternperspektive Die Erwartungen der Eltern, dass die Kindergärten ein Konzept anbieten, welches der derzeitigen Marktlage entspricht, sind gestiegen. „In vielen Einrichtungen haben 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt 75 sich Regeln, Öffnungszeiten, Angebote etc. über etliche Jahre nicht geändert [...]“, obwohl es längst zu gesellschaftlichen Veränderungen hinsichtlich Familien- und Arbeitsstrukturen gekommen ist (Dahle, Schrader 1999:3; S.H.). „Familien sind wachsenden Anforderungen ausgesetzt. Berufsarbeit wird flexibler, fordernder und intensiver, Berufstätigkeit ist für die meisten Frauen – anders als noch eine Generation vorher – selbstverständlich, es wird [daher] zunehmend komplizierter, Familienleben und Berufsleben in Einklang zu bringen“ und vor allem schwieriger für die Kinder eine geeignete Kindertagesstätte zu finden (ebd.:3; S.H.). Eltern sind auf passgenaue infrastrukturelle Betreuungsangebote angewiesen, wie oben noch einmal (siehe auch Kapitel 2) skizziert. Damit verbunden ist auch vielfach der Wunsch, die arbeitsfreie Zeit eben mit ihren Kindern verbringen zu können. Wie im Kapitel 2 dargestellt, arbeiten vor allem die Mütter sehr oft in Teilzeit mit unregelmäßigen Arbeitszeiten, so dass der traditionelle Ganztagesplatz, wie er in den östlichen Bundesländern vor allem üblich ist, über den Bedarf der Eltern hinausgeht (Haug-Schnabel et al. 2008:7). Eine ebenso wichtige Rolle für die Eltern ist der Faktor Vertrauen. Denn Eltern vertrauen ihre Kinder einer institutionellen Einrichtung an und erwarten, dass die Einrichtung mit ihrem Vertrauen verantwortungsbewusst umgeht. Nichts beschäftigt Eltern mehr, als die Frage nach dem Wohl und der Entwicklung ihres Kindes (vgl. Klinkhammer 2005:61). Dafür muss die pädagogische Arbeit nicht nur qualitativ hochwertig sein, sondern auch für Eltern transparent gemacht werden. Das bedeutet, dass die Eltern ausreichend mit eingebunden und angesprochen werden und ihnen die Chance gegeben wird, zu gewissen Zeiten am Alltagsgeschehen teilzunehmen. Aufgrund unterschiedlicher Abholzeiten in einer flexiblen Kinderbetreuungseinrichtung haben die Eltern bereits fast den ganzen Tag Zugang zur Einrichtung und können einen Einblick in den Tagesablauf ihres Kindes bekommen. An die Stelle der klassischen Elternarbeit (ein oder zweimal im Jahr ein Gespräch, Elternabende) ist inzwischen eine Erziehungspartnerschaft gerückt. Dabei sollte das Prinzip der „Koproduktion“ herrschen: „Der Pädagoge kann seine Leistung nur in Zusammenarbeit mit dem Nutzer erbringen“ (Klug 2001:41). Nur so kann eine Erziehungspartnerschaft gelingen. Auch „[d]urch die [in einer flexiblen Tageseinrichtung notwendigen und] vermehrten Absprachen und den Austausch mit den Eltern wird eine Vertrauensbasis zwischen Familie und Tageseinrichtung aufgebaut“ (Klinkhammer 2005:95; S.H.). Bereits von Anfang an bedarf es einer ausreichenden Kommunikation zwischen den pädagogischen Fachkräften und den Eltern. Die Leiterin und die pädagogischen Fachkräfte haben die Aufgabe, beratend und unterstützend bei der Erstellung des individuellen Betreuungsvertrages zur Seite zu stehen. Hier werden nicht nur die Betreuungszeiten, sondern auch die pädagogischen Bildungs-, Förder- und Spielangebote sowie andere mögliche Module (z.B. Abendessen oder Mittagessen), die den Eltern 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt 76 zur Auswahl stehen, festgelegt (vgl. Klinkhammer 2007:2). Pädagogische Fachkräfte sollten sich bezüglich der Themas „Buchungsberatung“ fortbilden lassen. Denn die Beratung sowie Erstellung eines individuellen Betreuungsvertrages ist professionelle Elternarbeit. „Es braucht klare Informationen, viel Transparenz, was möglich ist und was nicht, damit Eltern sich tatsächlich entscheiden können [...]“ (Haug-Schnabel et al. 2008:34; S.H.). Zum einen müssen die pädagogischen Fachkräfte die Bedürfnisse und Wünsche der Eltern verstehen, zum anderen aber auch „Anwalt“ des Kindes sein, damit unter anderem das Kindeswohl gesichert und der Beziehungsaufbau gewährleistet werden kann (vgl. ebd.:33). „Die beste Lösung [laut Haug-Schnabel et al. ist]: die Eltern äußern Wünsche, die Einrichtung stellt pädagogisch gesicherte Angebotsvarianten vor und erarbeitet [daraus] mit den Eltern ein individuelles Betreuungsmodell [...]“ (ebd.:34; S.H.). An dieser Stelle endet die Arbeit zwischen Erzieherin und Eltern nicht, sondern es besteht die ganze Zeit eine Erziehungspartnerschaft. Die pädagogischen Fachkräfte sollten weder die Vorschläge der Eltern sofort übernehmen, noch sie komplett ablehnen. Pädagogische und organisatorische Zielvorstellungen und deren Umsetzung müssen eher in einem Dialog miteinander ausdiskutiert werden. Dabei ist es wichtig, dass immer eine Balance zwischen den Bedürfnissen und Wünschen der Eltern, den Bedürfnissen und Interessen des Kindes und den Rahmenbedingungen der Einrichtung herrscht. Wenn dies nicht möglich ist, sollte das Kindeswohl immer oberste Priorität haben (vgl. Klug 2001:42). 6.2.2 Pädagogische Fragen 6.2.2.1 Was ist pädagogische Qualität? Zu erwähnen wäre eingangs, dass der Begriff der pädagogischen Qualität unter anderem „[...] durch kontextuelle, zeitliche, örtliche, gesellschaftliche und personelle Bedingungen [beeinflusst wird]“ (Roux 2002:53; S.H.) und somit keine feste, unveränderbare Größe darstellt. In der aktuellen Fachpraxis bezieht sich pädagogische Qualität dabei auf Aspekte, die im SGB VIII § 22 als Aufgaben für Kindertageseinrichtungen festgelegt worden sind, zum Beispiel die Förderung der Entwicklung des Kindes und Sicherung des Wohlbefindens sowie die Unterstützung der Eltern in ihrer Betreuungs- und Erziehungsaufgabe im Rahmen einer Erziehungspartnerschaft (vgl. Tietze 2003:11). 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt 77 Nach Wolfgang Tietze et al. (1998:21-23) kann das komplexe Konstrukt „Pädagogische Qualität“ durch folgende drei pädagogische Bereiche beschrieben werden: • Pädagogische Strukturqualität: ist der gebotene „Input“, die situationsunabhängigen, zeitlich stabilen Rahmenbedingungen des Kindergartens, die zum größten Teil von Seiten der Politik reguliert werden. Sie beinhaltet räumlichmaterielle Merkmale (wie z.B. die Anzahl der zur Verfügung stehenden Räume, Gestaltung oder sonstige Ausstattung der Räume), soziale Merkmale (wie beispielsweise die Größe und Organisation der Gruppen sowie der ErzieherKind-Schlüssel) sowie Merkmale der personalen Dimension (z.B. die Ausbildung und berufliche Erfahrung der pädagogische Mitarbeiter sowie die zur Verfügung stehende Vor- und Nachbereitungszeit). • Pädagogische Prozessqualität: „umschreibt [...] alles, was in den Einrichtungen an pädagogischer Arbeit im weitesten Sinne stattfindet. [Sie] bezieht sich [...] auf das Gesamt der Interaktionen und Erfahrungen, die das Kind in der Kindergartengruppe mit seiner sozialen und räumlich-materialen Umwelt macht“ (Tietze/Viernickel 2003:11; S.H.): z.B. die Erzieher-Kind-Interaktion, Erzieher-Eltern-Interaktion oder Interaktion unter den Kollegen. • Pädagogische Orientierungsqualität: hierunter werden die Vorstellungen, Überzeugungen sowie Auffassungen verstanden, die die pädagogischen Fachkräfte bezüglich der kindlichen Entwicklung, der pädagogischen Ziele und Normen besitzen. Diese Faktoren lenken das pädagogische Handeln. (vgl. Tietze 1998:22). Die Merkmale der eben genannten Qualitätsbereiche beeinflussen dabei bis zu einem gewissen Grad einander. In der Studie über die Bewertung der Qualität in Kindergärten von Tietze et al. 1998 wird gezeigt, dass ungefähr 50 Prozent der pädagogischen Prozessqualität durch die politisch vorgegebenen Rahmenbedingungen, das heißt durch Aspekte der Strukturqualität, bestimmt werden (vgl. Tietze/Viernickel 2003:12f). 6.2.2.2 Ist Bildung in einer flexiblen Angebotsstruktur möglich? In den verschiedenen Studien, die in den letzten Jahren durchgeführt wurden sind, ist festzustellen, dass die Einstellungen der Befragten zu flexiblen Angeboten teilweise sehr weit auseinander gehen: „[...] von einer offenen, verhandlungsbereiten Einstellung bis hin zu ablehnender Haltung und überzogenen Vorstellungen über Flexibilität [...]“ (Klinkhammer 2008a:31; S.H.) Das Spannungsverhältnis bezieht sich dabei weniger auf das Verhältnis zwischen der von den Eltern gewünschten Flexibilität und 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt 78 dem Bildungsauftrag, sondern vielmehr auf organisatorische Aspekte. Diejenigen, die eine ablehnende Einstellung zu flexiblen Betreuungszeiten haben, nehmen meist die Rahmenbedingungen von Einrichtungen (z.B. Personalstruktur, -situation und -einsatz; Zeitabläufe), die traditionell Ganztagesplätze anbieten, als Grundlage der Betrachtung. „Folglich ist für einige Befragte ein flexibles Betreuungssetting im Grunde nicht zusammen zu denken mit der Umsetzung von Bildungsangeboten bzw. der Förderung kindlicher Bildungsprozesse. Dies ist, nach den Ausführungen mancher Befragten, nur in einem auf Regelmäßigkeit angelegten Ganztagsangebot möglich“ (Klinkhammer 2008a:31). Wer bereits persönliche (positive) Erfahrungen mit flexiblen Betreuungszeiten in Tageseinrichtungen machen konnte, sieht, dass es möglich ist, die auf den ersten Blick polarisierenden Begriffe (Flexibilität und Bildungsauftrag und pädagogische Qualität) in der Praxis zu vereinen. Es ist jedoch wichtig, die Organisation und die Abläufe auf die in der Einrichtung (geplanten) flexiblen Angebotsform anzupassen. Dabei sollten unter anderem bestimmte Eckwerte festgelegt werden. Diese geben einen gewissen Rahmen, an den sich die Eltern zu halten haben. Wichtige Eckpunkte wären hier zum Beispiel die Festlegung von Mindestanwesenheitszeiten, zeitliche Absprachen und zeitlich festgelegte Projekte für die Kinder (vgl. ebd.:31). Wie an anderen Stellen dieses Kapitels noch deutlich werden wird, bedarf es gewisser Mindestanwesenheitszeiten, damit eine Beziehung zwischen Kind und Erzieherin aufgebaut werden kann und ein pädagogisches Angebot sowie pädagogische Förderung zu ermöglichen. Im Allgemeinen werden Mindestanwesenheitszeiten von 10 bis 20 Stunden pro Woche empfohlen. Dabei sollte auch auf die Verteilung der Stunden über die Woche geachtet werden . Die Mindestbuchungszeiten sollten des Weiteren die Kernzeiten (Vormittag und/oder Nachmittag) abdecken, da in diesen Zeiten angeleitete Projekte durchgeführt werden (vgl. Haug-Schnabel et al. 2008:35). Fazit ist, dass in beiden vorherigen Abschnitten deutlich wird, dass pädagogische Qualität stark von organisatorischen und strukturellen Rahmenbedingungen abhängt; diese mit anderen Worten eine essentielle Grundlage für qualitativ hochwertige und flexible Betreuungssangebote darstellen. 6.2.3 Kinderperspektive Bei der Kinderbetreuung handelt es sich im Gegensatz zu Produkten aus der Wirtschaft nicht um eine gewöhnliche Ware, die angeboten wird, sondern „das ‚Produkt‘ ist hier die pädagogische Arbeit mit Kindern. Dabei geht es um Individuen, um Beziehungsaufbau und Einfühlung [...]“ (Dahle, Schrader 1999:15; S.H.). Kindertageseinrichtungen müssen daher, wenn sie eine flexible Betreuung anbieten wollen, auch den pädagogischen Alltag entsprechend qualitativ hochwertig gestalten. Das 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt 79 heißt, dass die Anpassung der Kinderbetreuung an die Rhythmik des Arbeitsmarktes unter Beachtung der kindlichen Interessen sowie Bedürfnisse zu erfolgen hat. Welche Möglichkeiten gibt es hinsichtlich der Gestaltung des Kindergartenalltages? Wo sind die Grenzen von Flexibilität und Zunmutbarkeit für Kinder? Welche positiven Effekte kann eine qualitativ hochwertige flexible Kinderbetreuung für Kleinkinder und Kinder haben? 6.2.3.1 Die Notwendigkeit der konzeptuellen Veränderung In Tageseinrichtungen mit dem Angebot flexibler Betreuungszeiten bietet es sich vom pädagogischen Konzept her an, eine offene Gruppenarbeit bzw. eine gruppenübergreifende Arbeit zu wählen und einzusetzen. Bei einer offenen Gruppenarbeit werden die bisherigen festen und geschlossenen Gruppen komplett aufgelöst, während bei der gruppenübergreifenden Arbeit eine teilweise Öffnung stattfindet. Das heißt, die Stammgruppen bleiben in dem Fall erhalten und für die Kinder besteht in regelmäßigen Abständen über den Tag verteilt, die Möglichkeit zwischen unterschiedlichen gruppenübergreifenden Angeboten, die jeweils in verschiedenen Themen- bzw. Funktionsräumen stattfinden, zu wählen und diese wahrzunehmen. In jedem Raum sind je nach „Themengebiet“ und Größe ein oder mehrere pädagogische Fachkräfte zuständig (vgl. Gärtner 2003). „Grundannahmen dieser Pädagogik sind das selbstbestimmte Lernen durch Einsicht und die Eigenverantwortlichkeit des Kindes, das sich seine Aktivitäten nach Interesse sucht und Entscheidungen selbst treffen kann und will“ (ebd.). Außerdem ermöglicht solch eine offene Gruppenarbeit, flexible Betreuungszeiten in der Tageseinrichtung anzubieten. Kindern, die zu einem späteren Zeitpunkt in die Einrichtung gebracht werden, wird somit nicht das Gefühl gegeben, etwas in der Gruppe am Vormittag verpasst zu haben und nun nicht mehr die Möglichkeit zu haben, Anschluss zu finden. Auf das Prinzip der Modularisierung der Angebote wird im übernächsten Abschnitt näher eingegangen. Fazit ist, dass in einer Tageseinrichtung, die bisher klassisch, d.h. in geschlossenen Gruppen, gearbeitet hat, die Öffnung der Gruppen prozessartig und schrittweise angegangen werden sollte. Denn in der Kindertagesstätte sind verschiedene Akteure und individuelle Persönlichkeiten, deren Bedürfnisse auf unterschiedliche Weise sehr wichtig sind und denen bei einer so großen Veränderung Beachtung geschenkt werden muss. Ebenso gibt es kein theoretisches und allgemeingültiges Konzept zur Implementierung für Kindertageseinrichtungen. Jede Einrichtung ist einmalig. Denn in ihr arbeiten und wirken einmalige Menschen mit (vgl. Becker-Textor 1998). 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt 80 6.2.3.2 Altersheterogenität Eine offene Gruppenarbeit bedeutet auch, dass Kinder unterschiedlichsten Alters aufeinander treffen. „Eine erweiterte Altersmischung in den Tageseinrichtungen [, so Klinkhammer,] wird angesichts der demographischen Entwicklungen nicht nur aus planerischer, sondern vor allen Dingen aus pädagogischer Sicht immer wichtiger“ (Klinkhammer 2005:116; S.H.). Denn wenn die Frauen, wie in der Einleitung dieser Arbeit erwähnt, ihren Kinderwunsch aufgrund verschiedener Gründe verschieben, liegt die Vermutung nahe, dass in den nächsten Jahren sowie Jahrzehnten der Anteil der Familien mit nur einem Kind steigen wird. Bereits jetzt wird von den in der Studie33 befragten pädagogischen Fachkräfte beobachtet, dass sich geschwisterähnliche Beziehungen unter den Kindern entwickeln. „Eine beliebte Regelung bei Kindern sind [zum Beispiel] die Patenschaften, die Kinder für andere Kinder im Haus übernehmen können“ (ebd.:102). Dabei haben ältere Kinder die Möglichkeit, Verantwortung für andere, meist jüngere, Kinder zu übernehmen und ihr eigenes Wissen über bestimmte Regeln im Haus (Ziel: Stärkung des Selbstbewusstseins) o.ä. zu vermitteln. Neben der erwachsenen Bezugsperson stellt solch ein Pate für das Kind einen zusätzlichen Halt im flexiblen Alltag dar (vgl.102f). 6.2.3.3 Modularisierung von Angeboten Die Orientierung an den Vorstellungen und Bedürfnissen der Arbeitswelt stehen nach Meinungen vieler im Widerspruch zu den Bildungsaufträgen in den einzelnen Bundesländern. „Die Umsetzung dieses Bildungsauftrages, so ist in der Fachdiskussion immer wieder zu hören, erfordert kontinuierliche Anwesenheitszeiten einer Kindergruppe [...]“ (Esch/Stöbe-Blossey 2005:141; S.H.). Jedoch ist es weder sinnvoll, auf pädagogische Qualität zugunsten der Bedarfe der Eltern zu verzichten, noch arbeitsmarktbezogene Rahmenbedingungen völlig außer Acht zu lassen. Es bedarf Lösungen, die beide wichtigen Aspekte möglichst in Einklang bringen. Eine organisatorische Lösung ist zunächst die Veränderung des Konzeptes (wie im vorherigen Abschnitt dargestellt), welches als weiteren Schritt eine Modularisierung der Aktivitäten bzw. Angebote vorsieht (vgl. ebd.:141). Der Tag sollte, laut Experten, in freie Spielzeiten und in angeleitete, meist themenbezogene Projektarbeit unterteilt werden. Diese Projektarbeiten sind als Bildungszeiten und die Spielphasen vorrangig als Betreuungszeiten zu sehen. Damit können auch flexiblen Einrichtungen dem gesetzlich festgelegten Trias Bildung, Erziehung und Betreuung gerecht werden. So können am Vormittag und am Nachmittag feste Module (Sprache, Musik, Naturwissenschaften u.ä.) zur Auswahl angeboten werden und in der restlichen Zeit (früh und abends) 33 mehr dazu in: Klinkhammer 2005 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt 81 freies Spiel in der gesamten Einrichtung (in den Themenräumen) stattfinden (vgl. Klinkhammer 2007:8). Die Möglichkeit eine Tätigkeit unter vielen auswählen zu können fördert zugleich den Aspekt, dass das Kind lernt für sich Entscheidungen zu treffen und deren Konsequenzen zu tragen (vgl. Klinkhammer 2005:117). 6.2.3.4 Notwendigkeit: Strukturierung des Tages Auch in Einrichtungen, die flexible Betreuungszeiten anbieten, ist der Tag klar strukturiert. Dieser unterscheidet sich jedoch von einer Regeleinrichtung. Um Unruhe zu vermeiden, „[...] haben Einrichtungen z. B. je nach Kern- oder Ruhezeiten klar definierte Bringzeiten am Tag. Für diese Ankunft ist eine ruhige Atmosphäre, z. B. ein eigener Empfangsraum, angebracht, in dem Kontakt zum Elternteil, zum Kind und eine gute, vertrauensvolle Übergabe möglich sind“ (HaugSchnabel et al. 2008:32; S.H.). Die pädagogischen Fachkräfte haben die Aufgabe, dem Kind den Start in den Tag mit einer individuellen Begleitung zu erleichtern. Dabei bedarf es in der Einrichtung eines sehr guten Erzieherin-Kind-Schlüssel. In vielen flexiblen Tagesstätten gibt es neben dieser Begleitung in den Tag ebenso eine Phase des „Abschiednehmens“. Das Kind wird nicht mitten aus dem Spiel gerissen, wenn die Eltern es abholen kommen wollen, sondern die Erzieherin wie auch die Eltern geben dem Kind Zeit, beispielsweise sein Spiel zu beenden und je nach Bedarf seine Sachen wegzuräumen sowie sich von anderen Kindern zu verabschieden. Wiederkehrende Abläufe, Rituale und pädagogische Gestaltungselemente sind in flexiblen Tageseinrichtungen von sehr großer Bedeutung. Sie stellen Punkte dar, an denen sich die Kinder orientieren können; die ihnen Stabilität und Sicherheit in einem flexiblen Kindergartenalltag geben. Empfohlen wird beispielsweise, dass sich die Kinder mehrmals am Tag zusammenfinden. Anbieten würde sich dabei ein Morgen-, Mittags- sowie Nachmittagskreis. In diesem Rahmen können Kinder erzählen, wie ihr Tag bisher war, mit wem sie noch spielen wollen oder welche (Spiel-)Wünsche sie allgemein haben. Diese Dinge sollten von der jeweilig anwesenden Erzieherin in das Übergabebuch eingetragen werden, damit die nächste Erzieherin, die nicht zu dieser Zeit anwesend ist, darüber auch informiert wird (vgl. Haug-Schnabel et al. 2008:32f). Des Weiteren ist es wichtig, die Kinder bei Entscheidungen, die den allgemeinen Alltag in der Kindertagesstätte betreffen, mit einzubeziehen. Gemeinsam sollten zum Beispiel Regeln aufgestellt oder Tagesabläufe bestimmt werden. Diese Vorgehensbzw. Arbeitsweise, konstatiert Ingeborg Becker-Textor, vermittelt „[...] Schlüsselqualifikationen für die Zukunft. Sie tragen dazu bei, dass Kinder Wege zu dialogischem Handeln, zu vorausschauender Planung, zu Kommunikation und Einfühlung mit anderen und in die Bedürfnisse anderer finden“ (Becker-Textor 1999). 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt 82 Neben den oben genannten Punkten bieten sich auch verschiedene andere pädagogische Gestaltungselemente in der offenen Gruppenarbeit an. Eine räumliche Orientierung für Kinder als auch Erwachsene (pädagogische Fachkräfte und Eltern) könnte eine Magnetwand darstellen, auf der sich alle (Themen-) Räume befinden. Die Kinder zeigen mit der Lage ihres persönlichen Magneten, wo sie sich in der Einrichtung gerade befinden. Das hilft zum Beispiel dem Freund des einen Kindes, der zu einem späteren Zeitpunkt in die Einrichtung kommt, wo sich dieses gerade aufhält. Hier lernen Kinder ein Stück weit Verantwortung für sich selbst zu übernehmen (vgl. Klinkhammer 2005:104). Die gemeinsamen Mahlzeiten sind für Kinder ebenso ein wichtiger Orientierungseckpfeiler. Denn diese Zeitpunkte bedeuten gleichzeitig auch, dass das Kind eventuell selbst abgeholt wird oder andere Kinder (evtl. Freunde) gehen und andere wiederum erst kommen (vgl. ebd.:106f). Aufgrund der individuellen Betreuungszeiten, die beispielsweise eine variable Gruppenzusammenstellung sowie einen Wechsel der Spielpartner zur Folge haben, lernen Kinder schon früh, flexibel auf sich verändernde Rahmenbedingungen einzustellen. Die Kinder werden in einer Einrichtung mit atypischen Betreuungszeiten auf die heutige Gesellschaft vorbereitet, in der flexibles Handeln von großer Bedeutung ist (vgl. ebd.:119). 6.2.3.5 Erzieherinnen-Kind-Beziehung Kinder und Kleinkinder brauchen Verlässlichkeit sowie Regelmäßigkeit. Jedoch weniger in Hinblick auf eine Gruppe bzw. Gruppenstruktur, denn mehr hinsichtlich einer Kontinuität der Betreuungspersonen. Dieses kindliche Bedürfnis kann auch, so Esch und Stöbe-Blossey, erfüllt werden, wenn ein Kind nur aller zwei Tage die Einrichtung besucht. „Je flexibler die Einrichtung oder das individuelle Betreuungsmodell eines Kindes ist, desto mehr braucht es ‚seine‘ Erzieherin als anfänglichen Halt“ (Haug-Schnabel et al. 2008:30). Eine Erzieherin, die gleichzeitig die „Bezugsperson“ ist, begleitet das Kind bzw. die Kinder, die erst zu einer späteren Tageszeit in die Einrichtung kommen, schrittweise in den Alltag und versucht auf die individuellen kindlichen Bedürfnisse einzugehen. Es gibt jedoch auch Einrichtungen, die von vornherein eine gewisse Mindestanwesenheitszeit als einen Eckwert vorgeben, an den sich die Eltern dann zu halten haben (vgl. Esch/Stöbe-Blossey 2005:142). Fazit ist, dass „[d]ie Erzieherin-Kind-Beziehung [...] ein Haupteinflussfaktor für das Wohlergehen des Kindes in der Einrichtung und ein entscheidender Faktor für seine zukünftige nicht nur soziale Entwicklung [ist]“ (Haug-Schnabel et al. 2008:12; S.H.). In mehreren Untersuchungen konnte festgestellt werden, das eine feste und sichere Bindung zur Erzieherin sich positiv ausgewirkt hat. Die Kinder waren „[...] empathischer, kooperativer, unabhängiger und zielorientierter. Sie konnten positive 6.2 Flexibilität als perspektivenabhängiges Konstrukt 83 Emotionen intensiver zeigen und verfügten über größere soziale, sprachliche und kognitive Kompetenzen“ (Textor 2007; S.H.). 6.2.4 Erzieherinnenperspektive Nicht nur für Kinder stellen flexible Betreuungsangebote große Veränderungen dar, sondern auch für den Arbeitsplatz der Erzieherin. Es reicht schon lange nicht mehr aus, sich nur auf die Arbeit mit den Kindern zu konzentrieren. „Zum Aufgabenspektrum von Tageseinrichtungen für Kinder gehören heute auch Familienorientierung, Bildungsauftrag, Dienstleistungsauftrag, individuelle Bedarfsorientierung und Gemeinwesenorientierung“ (Klinkhammer 2005:27). Diese neuen und vor allem komplexen Aufgaben können nur qualitativ hochwertig angegangen und gelöst werden, wenn die pädagogischen Fachkräfte entsprechendes Wissen erlernt und Kompetenzen erworben haben. Bereits ausgebildete Fachkräfte benötigen daher regelmäßig Fortund Weiterbildungen zu relevanten Themen. Angehende Erzieherinnen sollten bereits im Rahmen ihrer Ausbildung dahingehend geschult bzw. ausgebildet werden. Dies verweist auf einen sehr kritischen Punkt: die Ausbildung der Erzieherinnen. Im Rahmen der Ausbildung zur Erzieherin wird nämlich immer noch „[...] nicht auf die Arbeit in einer flexiblen, offenen Tageseinrichtung vorbereitet. Es fehlt die Vermittlung von alltagspraktischen wie pädagogischen Kompetenzen und Konzepten für eine Bewältigung eines immer komplexer und anspruchsvoller werdenden Betreuungsalltags“ (ebd.:73; S.H.). Es ist also nicht nur notwendig die bisherigen Finanzierungsmodelle, wie im anderen Abschnitt beschrieben, zu überarbeiten, sondern auch die Ausbildungsstrukturen. Pädagogische Kräfte müssen für die Arbeit in flexiblen Einrichtungen professionalisiert werden. Ein flexibles Angebot bzw. Konzept kann nur mit gut qualifizierten Fachkräften angeboten werden. Ein weiterer wichtiger Punkt stellt auch die persönliche Einstellung zu den aktuellen und zukünftigen Entwicklungen sowie zu der Thematik „Flexibilisierung in Tageseinrichtungen“ dar. Denn „[k]ritisiert wird, dass Erzieherinnen oft der gesamtgesellschaftliche Bezug fehlt, den sie benötigen, um die Bedarfe der Eltern zu verstehen und die Entwicklungen reflektieren zu können. Die Ursache wird wiederum in der reformbedürftigen Ausbildung gesehen, welche die Aufgabe haben sollte, mit dem Beruf der Erzieherin auch genau diese gesellschaftlichen Bezüge herzustellen“ (ebd.:73). Veränderungsprozesse, trotz dass sie notwendig sind, werden oft aufgrund psychologischer Barrieren negativ beeinflusst. Die Leitungskraft hat die Aufgabe, Einstellungen und (negative) Haltungen der pädagogischen Fachkräfte zu verändern. Aufgrund der flexiblen Betreuungszeiten müssen die pädagogischen Fachkräfte pädagogisch anders arbeiten als in einer klassischen Tageseinrichtung. Das bedeutet 6.3 Flexible Betreuungszeiten erfordern Modelle zum bedarfsgerechten Personaleinsatz 84 für die pädagogischen Fachkräfte, dass sie sich nicht nur auf neue Arbeitsformen einstellen, sondern auch für organisatorische Veränderungen offen sein müssen (vgl. Haug-Schnabel et al. 2008:30). Es ist sehr wichtig, dass pädagogische Fachkräfte die Bereitschaft sowie Kompetenzen besitzen, um im Team zu arbeiten. Denn dies ist vor allem in Einrichtungen mit flexiblen Angeboten Gang und Gebe. Der Austausch von Informationen, beispielsweise bezüglich der Kinder (z.B. geäußerte Wünsche, individuelle Bedürfnisse) oder andere wichtige Absprachen untereinander sind hier noch viel intensiver und die Teamsituation folglich viel enger (vgl. Haug-Schnabel et al. 2008:29). Zu den organisatorischen Veränderungen mehr im nächsten Abschnitt. 6.3 Flexible Betreuungszeiten erfordern Modelle zum bedarfsgerechten Personaleinsatz Die Entwicklung und Einführung von flexiblen Angeboten hat ebenso Konsequenzen auf personalwirtschaftlicher Seite. In Kindertageseinrichtungen sind die bisher genutzten starren und eher konstanten Konzepte sowie Abläufe von Zeit und Arbeit mit der eingeführten Flexibilität nicht mehr vereinbar. Der Einsatz der pädagogischen Fachkräfte muss mit dem Betreuungsbedarf in Einklang gebracht werden (vgl. Cramer/Schaffranke 2000:21). Daher müssen Arbeitszeit- und Dienstplanmodelle34 zum Einsatz kommen, die sowohl die Anforderungen der pädagogischen Arbeit als auch die zeitlichen Betreuungsbedarfe (tatsächliche Anwesenheit der Kinder) angemessen berücksichtigen. Die Nutzerfrequenzanalyse35 könnte zum Beispiel bei der Einsatzplanung des Personals helfen. Dabei werden die Bring- sowie Abholzeiten der Kinder dokumentiert und anschließend statistisch ausgewertet. Meist ist es nämlich so, dass es weniger an der Ressource „Personal“ liegt, denn mehr an der fehlenden Zeit-Flexibilität. Die ist, so Scheitz, aber gerade eine gute Voraussetzung für Optimierungsprozesse. Ein geeignetes Arbeitszeitmodell für eine Kindertageseinrichtung stellt das Konzept der jahresarbeitszeitlichen Dienstplanung dar. Gründe dafür sind folgende: „1. Es reagiert weitgehend bedarfs- und situationsorientiert. 2. Es integriert saisonale Schwankungen [(Schuljahresbeginn/-ende, Ferienzeiten)]. 3. Es bezieht Jahresereignisse ein. 34 Das Thema wird der Vollständigkeit halber in dieser Arbeit erwähnt, jedoch nur kurz angerissen. Mehr dazu in Cramer, Martin: Arbeitszeitmodelle und Dienstplangestaltung. Beltz-Verlag: Weinheim, Basel 2003. (Team- und Organisationsentwicklung praktisch. Wie Kindergärten TOP werden, Hrsg.:Pesch, Ludger/ Sommerfeld, Verena) 35 Im Rahmen dieser Arbeit wird darauf nicht näher eingegangen. 6.3 Flexible Betreuungszeiten erfordern Modelle zum bedarfsgerechten Personaleinsatz 85 4. Es erhöht durch Einbeziehung der Mitarbeiter in die notwendigen Regelungsprozesse den Grad der Selbstorganisation und den der Verantwortung. 5. Es reagiert sehr flexibel auf Veränderungen“ (Scheitz 2005; S.H.). Kurz gesagt, werden in diesem Modell die jährlich gearbeiteten Stunden (Stundenkontingent) jeder einzelnen Erzieherin dem jeweiligen Bedarf von pädagogischer Arbeit, Urlaub, Fort- und Weiterbildungen u.ä., die innerhalb des Jahres anfallen, gegenübergestellt und anschließend auf die Wochenarbeitszeit hochgerechnet (vgl. Scheitz 2005). Eine täglich bedarfsgerechte Einsatzplanung erfordert ebenso eine Flexibilisierung der Arbeitszeit. Nach Cramer sollte es möglich sein, die vertraglich festgelegte Wochenarbeitszeit der Erzieherin ungleichmäßig auf die Arbeitstage zu verteilen (täglicher Stundeneinsatz differiert). Dies ermöglicht ein flexibles Reagieren auf die verschiedenen Bedarfe im Tagesverlauf, sichert zugleich aber auch die Kontinuität in der Gruppe (Cramer/Schaffranke 2000:25). „Die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit wird nur noch im Durchschnitt eines längeren Zeitraums erreicht“ (Cramer/Schaffranke 2000:26). „Die Veränderungen in der täglichen Arbeitszeit, z.B. wegen Vertretungen oder der Möglichkeit früher zu gehen, werden in einem persönlichen Jahresarbeitszeitkonto festgehalten und der Jahresarbeitszeit gutgeschrieben oder davon abgerechnet“ (Scheitz 2005). Die Einsatzplanung des Personals nach Bedarf erfordert von den pädagogischen Fachkräften Flexibilität. Denn keiner, so Cramer und Schaffranke, könnte in einer Einrichtung mit flexiblen Angebot besser den Dienstplan gestalten, die Arbeitszeitkonten führen sowie die Arbeitszeit abrechnen als diejenigen, die direkt am Geschehen sind. Die Erzieherin selbst hat am besten im Blick, wie viel Kinder anwesend sind und kann darauf flexibel reagieren. „Nur die Erzieherinnen einer Einrichtung können sich bei Bedarfsschwankungen zeitnah absprechen [und untereinander darauf Acht geben, dass nicht ohne ‚Grund‘ Überstunden gemacht und letztendlich gesammelt werden]“ (Cramer/Schaffranke 2000:24; S.H.). Fazit ist, dass die Vorgehensweise der dezentralisierten sowie beteiligungsorientierten Dienstplan- und Arbeitszeitgestaltung letztendlich sowohl den Anforderungen an die Einrichtung als auch den Interessen der pädagogischen Fachkräfte (mehr Souveränität bei der Arbeitszeitgestaltung) gerecht werden und somit im Idealfall eine „win-win“ Situation entstehen kann. 86 7 Zusammenfassung und Ausblick „Wer zu neuen Ufern will, darf das Meer nicht fürchten.“ (Ovid) Die Rahmenbedingungen und Anforderungen an die Verantwortlichen haben sich im Bereich der Kinderbetreuung in den letzten Jahren deutlich verändert und sind nicht mehr mit den traditionellen Denkweisen und Argumentationen, wie „Der Staat wird’s richten“ oder „Was heißt hier Kunde? Wir sind eine soziale Einrichtung und nicht in der Wirtschaft“, kompatibel. Die Zeiten, in denen Kindergartenplätze noch Mangelware waren, kaum oder keine Konkurrenz herrschte und die Eltern sich mit den Angeboten einfach „zufrieden“ gegeben haben, sind vorbei. Nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels entwickelt sich der Markt der institutionellen Kinderbetreuung von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt. Käufer sind vorrangig die Eltern mit ihren Kindern. Deren Erwartungen und Bedürfnisse gegenüber der Kindertageseinrichtung sind in den letzten Jahren gestiegen. Die Lebenswelten der Familien haben sich beispielsweise stark gewandelt. Das traditionelle Familienbild bestehend aus Vater, Mutter und Kind sowie das klassische Alleinernährermodell verlieren zunehmend an Bedeutung. Vor allem die Zahl der Alleinerziehenden in Deutschland wächst und mit ihnen die Herausforderung Beruf, Familienleben und Erziehung des Kindes in Einklang zu bringen. Aber auch die Flexibilisierungs- sowie Deregularisierungstendenzen in der alles dominierenden Arbeitswelt erschweren das familiale Zusammenleben (vgl. Klinkhammer 2005:14). Eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf lässt sich nur verwirklichen, wenn geeignete und passgenaue Betreuungsangebote zur Verfügung stehen. Der überwiegende Teil der Kindertagesstätten biete jedoch immer noch zu kurze und bzw. oder starre Betreuungszeiten an. Die ökonomischen und politische Rahmenbedingungen sowie der wachsende Wettbewerb führen letztendlich dazu, dass es für Kindertagesstätten notwendig ist, und auch in Zukunft weiterhin notwendig sein wird, marktwirtschaftlich zu denken und zu handeln. Die Arbeit hatte sich daher zum Ziel gesetzt, die Implementierung einer möglichen Marketingstrategie aufzuzeigen, um sowohl den Bedürfnissen der Eltern gerecht zu werden als auch gleichzeitig das Fortbestehen der Einrichtung am Markt gewährleisten zu können. 7 Zusammenfassung und Ausblick 87 Das betriebswirtschaftliche Marketing kann, wie festgestellt werden musste, nicht analog auf Kindertagesstätten übertragen werden. Vor dem Hintergrund der Besonderheiten der Nonprofit-Organisationen, die, wie aufgezeigt worden ist, auch für Kindertageseinrichtungen gelten, wurden die Ansätze des kommerziellen Marketing bereits in den letzten Jahrzehnten von der Marketingwissenschaft aufgegriffen und dahingehend angepasst. Für den Bereich der institutionellen frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung wurde für die vorliegende Arbeit ein möglicher und idealtypischer Managementprozess erstellt und erläutert. In einer Kindertageseinrichtung sind normalerweise eine Vielzahl von unterschiedlichen Anspruchsgruppen zu berücksichtigen. Hierbei wurde der Schwerpunkt auf die Eltern mit ihren Kindern, da sie die primären Kunden der Einrichtung sind, sowie auf die pädagogischen Fachkräfte, da sie als wichtige interne Kunden gesehen werden können, gelegt. Die Berücksichtigung der Mitarbeiter ist von hoher Relevanz. Der Erfolg der Implementierung ist maßgeblich abhängig von ihren Einstellungen, Engagement, ihrer Motivation sowie ihrer Professionalität. Sie sind es auch, die im engen Kontakt zu den Kunden stehen. Faktoren wie Kundenzufriedenheit und Kundenbindung werden nicht zuletzt von dem Handeln und Auftreten der Mitarbeiter bestimmt. Die Strategien und Instrumentarien im Rahmen der strategischen und operativen Marketingplanung wurden hinsichtlich dieser oben genannten Anspruchsgruppen ausgewählt und kurz erläutert. Abschließend wurde aufgezeigt, dass eine Implementierung einer Strategie letztendlich eine Veränderung des Status quo in allen Bereichen (Struktur, Systeme und Kultur) bedeutet. Dabei ist festzustellen, dass weniger strukturelle und technische Probleme denn mehr psychologische Aspekte eine erfolgreiche Implementierung erschweren oder sogar verhindern können: „In zahlreichen Nonprofit-Organisationen sind starke Vorbehalte, Barrieren und Berührungsängste bei der Anwendung von Marketingprinzipien und -methoden zu beobachten“ (Bruhn 2005:512). Die Leitungskraft hat dabei die Aufgabe mit Hilfe verschiedener Maßnahmen die negativen Haltungen zu ändern. Dabei bieten sich zum Beispiel Schulungen und Seminare zur Marketingthematik an. Abschließend wurden Maßnahmen sowie Möglichkeiten und Grenzen bezüglich eines flexiblen Betreuungskonzeptes in einer Kindertagesstätte dargestellt und dabei deutlich gemacht, dass eine Einrichtung immer die Aufgabe hat, „[...] eine gute Balance zwischen der von Eltern und Arbeitgebern gewünschten Flexibilität und der für Kinder erforderlichen Kontinuität sowie der [...] [eigenen] erwarteten Qualität [...] [zu]“ finden (AG 78 2008:6; S.H.). Ein standardisiertes Modell zur flexiblen Betreuung von Kindern existiert dabei nicht. Stattdessen bedarf es bei der Erstellung eines 7 Zusammenfassung und Ausblick 88 Konzeptes bzw. einer Leistung der Zusammenarbeit von pädagogischen Fachkräften, Eltern und Trägern. Die Auseinandersetzung mit dem Marketing bietet der Kindertageseinrichtung die Chance einer Organisationsentwicklung mit einem klaren Konzept. Zum Teil veraltete einrichtungsinterne Abläufe, die Kommunikation sowie Zusammenarbeit können optimiert und damit Schwachstellen behoben werden. Damit Kindertageseinrichtungen auf die gestiegenen Anforderungen in der Gesellschaft professionell reagieren können, sind seitens des Gesetzgebers dringend Reformen und Veränderungen notwendig. Es müssen Finanzierungsmodelle entworfen werden, die eine praktische Umsetzung von flexiblen Betreuungsangeboten möglich machen. In den meisten Bundesländern mussten bisher die Kindertagesstätten, die kundenund marktorientiert arbeiten wollten, ohne eine zusätzliche Finanzierung seitens des Staates sowie der Kommunen auskommen und andere individuelle Lösungswege finden. Eine konzeptionelle Weiterentwicklung in den Kindertagesstätten verlangt gleichzeitig eine Reformierung der Erzieherinnenausbildung. Denn „[f]lexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind langfristig nur mit gut qualifizierten und motivierten [...] [pädagogischen Fachkräften umsetzbar und] vertretbar“ (Klinkhammer 2005:151; S.H.). Abschließend ist zu sagen, dass nicht nur für die Kindertagesstätten allein Handlungsbedarf aufgrund des gesellschaftlichen Wandels und des Strukturwandels in der Arbeitswelt besteht, sondern ebenfalls auf Seite der Unternehmen selbst. Es sind ebenso Konzepte und Modelle für kinderfreundlichere Arbeitsplätze erforderlich. Sie können mit geeigneten Arbeitszeitmodellen, Betriebskindergärten oder anderen Angeboten einen bedeutenden Beitrag zu diesen Veränderungen leisten. 89 Literaturverzeichnis AG 78(2008): Entwurf: Grundlagen zur Umsetzung flexibler Betreuungsangebote für Kindertageseinrichtungen in Münster. URL: http://www.muenster.org/stadtelternrat/images/stories/pdf/handlungsempfehlung_flexible _betreuungsangebote.pdf (30.01.2011) Allen, Tim: Erwerbsbeteiligung in der EU27 im Jahr 2009 . Fast jede fünfte Frau im Alter von 25 bis 54 Jahren ist außerhalb des Arbeitsmarktes. 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Freital, den 30.01.2011 Unterschrift 95 Tabellarischer Lebenslauf Persönliche Daten Name: Geburtsdatum: Geburtsort: Familienstand: Sabrina Heinz 23.04.1985 Dresden ledig, zwei Kinder Schulbildung 1991 – 1995 Grundschule Weißig 1995 – 2003 Kreisgymnasium Freital-Deuben Abschluss: Abitur Auslandsjahr Sept. 2003 – März 2004 AuPair in Lyon/Frankreich Studium Okt. 2004 – März 2007 Magisterstudium an der TU-Dresden Hauptfach: Französisch/Spanisch Sprachwissenschaft Nebenfach (I): Erziehungswissenschaften Nebenfach (II): Angewandte Linguistik April 2007 – Sept. 2008 Bachelorstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin Kernfach: Französisch Zweitfach: Erziehungswissenschaften Seit Okt. 2008 Erziehungszeit mit begleitendem Fernstudium zum Master in Sozialmanagement