ZEITSCHRIFT FÜR GESCHICHTE, VOLKS- UND HEIMATKUNDE Februar 2008 Nummer 2 Band 47 Das älteste Bild von Hersfeld – „Ein wirklich spektakulärer Fund“ (11) Mittelteil Detail (13) Mittelteil Detail (laut Dr. Holger Th. Gräf, Landesamt für Landesgeschichte Marburg) dies mit den Worten Jesu: „Ich bin das Tor und die Tür, so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden.“ (Joh. 10, 9) Das Kirchspiel Neukirchen kann sich glücklich schätzen, in dem vom Restaurator wiederhergestellten Marienaltar aus 1573 in Odensachsen mit seiner ältesten Stadtansicht Hersfelds ein weiteres Kleinod in seiner Gemeinde zu beherbergen. Gemeinsam mit dem seltenen geschnitzten Flügelaltar aus 1522 in Neukirchen (Foto 14) hat das Kirchspiel damit zwei außergewöhnliche Objekte gleichen Genres. Orientiert an der Bibel sollen diese Kleinode die Menschen dazu einladen, vor die Bilder zu treten, um selbst zu schauen und zu verstehen, von Angesicht zu Angesicht, von einem Gesicht zum anderen, von einer Sicht zur anderen. Zwei fassbare Zeitzeugen der Geschichte, die wie ein leuchtender Regenbogen eine Brücke spannen von den Anfängen der Reformation bis in unsere Gegenwart. (1) Mittelteil Detail Literatur Das Alter des Marienaltars (12) Mittelteil Detail Die Datierung des Altars erschließt sich dem Betrachter erst bei genauerem Hinsehen. Das Entstehungsjahr 1573 der mit Tempera auf Holz gemalten Tafelbilder ist zum einen angebracht an der Außenseite des rechten Altarflügels (Verkündung) und zum anderen im unteren Drittel des Kreuzstammes Jesu (Kreuzigung Christi) mit einer rätselhaften Signatur in der Mitte der Jahreszahl 1573 und den Buchstaben V und H in Ligatur (Foto 1). Diese Kennzeichnung ähnelt der lateinischen Schreibweise der Zahl sechs, ist jedoch mit einer kleinen, waagerechten Linie zwischen den Kapitalbuchstaben V und I verbunden. Diese Signatur findet sich noch einmal etwas größer dargestellt auf der linken, unteren Ecke der Anbetung der Heiligen Drei Könige. Hier aber ist die kleine Verbindungslinie als eindeutig gewollt auszumachen und weist auf das verschlüsselte Monogramm des Malers hin. Die Art und Weise der Ausführung des Monogramms und auch der anderen Kapitalbuchstaben lässt spontan auf die Arbeit eines hoch qualifizierten Bildhauers schließen, denn die großen Meister ihrer Zeit waren oft Bildhauer und Maler. Erwin Sturm, Die Bau – und Kunstdenkmale des Fuldaer Landes, Kreis Hünfeld LCI, Lexikon der christlichen Ikonographie Victor Sabo, 1000 Jahre Odensachsen, Die Kirche, Mein Heimatland Juni 2003, Nr. 6, Band 42 Victor Sabo, 700 Jahre Kirche in Neukirchen, Mein Heimatland 1995, Band 36, Nr. 12a und 12b 8 Über die Entdeckung auf dem Flügelaltar in Haunetal-Odensachsen Von Victor Sabo, Haunetal-Neukirchen Teil 2: Hersfeld als Jerusalem - das bislang einzige Gemälde des Malers Wer war der Maler? (14) Flügelaltar der Kirche in Neukirchen. Fotos: J. Zühlke/V. Sabo Victor Sabo, Symbole von Macht und Recht, Mein Heimatland 1983, Band 30, Nr. 14 Prof. Dr. v. Huhn, Symbole des Rechts Dr. Dieter Großmann, Protestantischer Kirchenbau im Hersfelder Gebiet, Odensachsen, Mein Heimatland 1954, Band 16, Nr. 5 Joseph Hörle, Die Grabsteine im Stift Hersfeld, Die Stiftsruine, 1938/40 Ubbo Mozer, Der Bildhauer Valentinus Hep in Hersfeld, Mein Heimatland, 1969, Band 23, Nr. 14 Prof. Dr. Azzola, Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen Jürgen Kaiser, Mittelalter in Deutschland Schätze der Weltkunst, Die Renaissance, Romanik und Gotik Harald Neuber, Haunetaler Geschichte Hiltgart Keller, Reclams Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten B. Bilzer, F. Winzer, Meisterwerke aus der Schatzkammer europäischer Malerei Rheingauer Verlag, Die Malerei aller Zeiten Edwin Mullins, 100 Meisterwerke aus den großen Museen der Welt Die Bibel, Lutherübersetzung in der revidierten Fassung von 1984 Mein besonderer Dank gilt Herrn Pfarrer Thomas Funk und dem Kirchenvorstand von Odensachsen, Herrn Ernst-Heinrich Meidt für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung bei der Erstellung der vorliegenden Schrift, Herrn Jörg Zühlke für die hervorragenden Fotoarbeiten, Herrn Johannes van Horrick für die Einladung in den Kapitelsaal zur Präsentation des Städteatlasses Hersfeld, der entscheidenden Wende bei der Entdeckung des ältesten Bildes von Hersfeld, Herrn Dr. Holger Th. Gräf vom Hess. Landesamt für geschichtliche Landeskunde für die wissenschaftliche Beratung und Unterstützung bei diesem „spektakulären Fund“, den EheleutenH. u. P. Weppler für die digitale Fotobearbeitung sowie „der besten Ehefrau von allen“ für ihre große Hilfsbereitschaft und ihr Verständnis für die zeitaufwändige Arbeit. »Mein Heimatland«, monatliche Beilage zur »Hersfelder Zeitung«. Gegründet von Wilhelm Neuhaus. Schriftleitung: Ernst-Heinrich Meidt Druck und Verlag: Hoehl-Druck, 36251 Bad Hersfeld Bei meinen Nachforschungen über das eigenwillige Monogramm erinnerte ich mich an eine ähnliche Darstellung in der Kirche zu Wehrda. Dieses Memento erwies sich als ein Volltreffer: Ein großes, farbiges Renaissance-Doppelgrabmal (Fotos 2 und 3) an der Nordwand des Kirchenschiffes in Wehrda zeigt die Stifter der Kirche, Lukas von Trümbach und seine Gemahlin Clara, geb. von Schenk zu Schweinsberg. Beide knien in Hochrelief vor einem hohen Kruzifix, zu dessen Füßen Totenschädel und Gebeine liegen. Darunter in einer verzierten Kartusche die Jahreszahl mit dem Monogramm in der Mitte: 15 VH 70. Zur großen Freude nennt dazu auch noch der Maler im Sockel seinen ausgeschriebenen Namen: VALENTINUS HEP. (2) Renaissance-Doppelgrabmal Erst durch diese Inschrift wurde der von den Wissenschaftlern lange Zeit gesuchte geniale Renaissance - Bildhauermeister mit den Initialen VH identifiziert. Aus Hersfelder und Fuldaer Archivalien lassen sich Vater Hermann Hep (HH) und Sohn Valentinus (VH) nachweisen. Während die Familie in Fulda lediglich (3) Renaissance-Doppelgrabmal Detail temporär auftaucht, ist sie in Hersfeld bereits seit dem 14. Jh. nachweisbar. Die Auftraggeber der Heps waren die Fürstäbte von Fulda, Hersfeld und Schlüchtern, die kaiserlichen Statthalter in Fulda, geistliche Würdenträger und Angehörige der buchischen Ritterschaft, wie die Herren von Trümbach, von Haune, von Buchenau, von Hutten und von Schenk zu Schweinsberg. Für etwas mehr als ein Vierteljahrhundert hatte offenbar die Hep-Werkstatt den ersten Rang inne im osthessischen geistlich und ritterschaftlich bestimmten Gebiet. Das gibt diesen Bildhauern, unabhängig von der künstlerischen Qualität ihrer Werke, eine kulturgeschichtliche Bedeutung. Die Archäologen Joseph Hörle und Ubbo Mozer bezeichnen Valentinus Hep geradezu als d e n Renaissance Bildhauermeister und Steinmetzen unter dem gelehrten Hersfelder Fürstabt Ludwig Landau (1570-1588). Als Fürstabt Ludwig IV. gilt dieser als der entschiedenste Förderer der Renaissance in Hersfeld. Seit Anfang seiner Regierungszeit avancierte Valentinus Hep quasi zu „seinem Hofbildhauer.“ Bei den bisherigen Werken des Meisters handelte es sich seit 1559 ausschließlich um Grabplatten und 5 derers Fürstabt Ludwig IV. Auch sie zeigt das große Wappen Ludwigs mit Umschrift. Die typische Signatur Valentinus Heps findet sich wieder zwischen einer weiteren Jahreszahl 15 VH 88 unter dem Wappenschild. Durch Beschädigungen im Verlauf der Jahrhunderte präsentiert sich die Grabplatte heute in mehreren, zusammengefügten Bruchstücken. Von der Jahreszahl und der Signatur sind heute leider nur noch die 15, das V und der erste Schaft des H’ s sicher zu erkennen. Diese beschädigte Grabplatte Fürstabt Ludwigs IV. steht heute als Prunkstück in der Eingangshalle der Hersfelder Stiftsruine, denn sie ist der „alleinige“ in Hersfeld noch erhaltene Grabstein eines Hersfelder Abtes. (4) Wappenstein Schloss Eichhof. Epitaphe (Wandgrabmäler) in den Kreisen Fulda, Hünfeld und Schlüchtern. 1572 verfertigt Valentinus Hep seine erste Arbeit, die keinen Grabstein darstellt. Es ist ein Wappenstein (Foto 4) mit großem Familienwappen des Fürstabtes Ludwig IV. rechter Hand im Portal des Schlosses Eichhof. Es zeigt im quadrierten Schild zweimal das Hersfelder Doppelkreuz, sowie jeweils zwei Pilgerstäbe. Die Signatur VH findet sich in der rechten unteren Ecke. Das Hersfelder Doppelkreuz (Foto 5) ist der wichtigste verbliebene Besitz der Reichsabtei Hersfeld und steht heute im Eingangsbereich zum Stift neben dem Linggdenkmal, sein Material stammt von den „Langen Steinen“ am Stoppelsberg. Der Arbeit V. Heps sollten noch annähernd 30 weitere Werkstücke folgen. Die Krönung seines Bildhauerlebens und den bisher zeitlich letzten Beleg für sein Wirken aber bildete 1588 ausgerechnet die Grabplatte (Foto 6) seines großen För- (5) Stiftskreuz neben Linggdenkmal. 6 (6) Grabplatte Vorhalle Stiftsruine Das bislang e i n z i g e Gemälde Valentin Heps Da das Kloster Hersfeld auch in Wehrda begütert war, hatte Fürstabt Ludwig Landau, der aus Hünfeld stammte, vermutlich besonders gute Kontakte zu der buchischen Adelsherrschaft derer von Trümbach (vormals Trubenbach). Allein acht von fünfzehn Grabmälern Valentinus Heps finden sich in den Kirchen von Wehrda (7) (Foto 7) und Rhina (1). Damit (7) Kirche in Wehrda. zählen die Herren von Trümbach neben dem Stift Hersfeld womöglich mit zu den größten Auftraggebern des bedeutenden Bildhauermeisters. So ließe sich demzufolge auch der Auftrag während der Trubenbachischen Erbteilung im Jahre 1573 für Valentinus Hep erklären, den in Odensachsen hoch begüterten Herren von Trümbach als Maler einen Marienaltar für die Kirche zu erstellen. Neben seiner jahrelangen, künstlerischen Tätigkeit als genialer Bildhauer kreierte er damit sein bislang e i n z i g e s Gemälde, das von ihm auf uns überkommen ist. Ein spektakulärer Fund – Die Entdeckung Hersfelds als Jerusalem In den Mittelpunkt des Bildhintergrundes der Kreuzigungsdarstellung stellt er dabei eine mit hohen Mauern bewehrte mittelalterliche Stadt (Foto 8) symbolisch als die „Heilige Stadt Jerusalem,“ eingebettet in seine heimatliche Landschaft der Rhön und des Knülls, erkennbar an den hier vorherrschenden Gesteinen des hexagonalen Säulenbasalts hinter dem rechten Kreuz des bösen Schächers. Spontan drängte sich die Vermutung in mir auf, es könne sich bei der dargestellten mittelalterlichen Stadt um Valentin Heps Heimatstadt Hersfeld handeln, so wie es bei vielen Malern der Renaissance probat war. Jedoch konnte ich einige Elemente der Stadtansicht nicht einwandfrei zuordnen. Auch die freundliche Hilfe von Frau B. Schwarz vom Geschichtsverein zeitigte kein Ergebnis. Erst eine Einladung Herr van Horricks, dem Leiter der Technischen Verwaltung und des Stadtarchivs der Stadt Bad Hersfeld, in den Kapitelsaal, brachte die entscheidende Wende. Frau Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann, die Direktorin des Hess. Landesamtes für Landesgeschichte in Marburg, stellte u. a. Herrn Dr. Holger Th. Gräf vor, als den zuständigen Leiter bei der Erstellung des Hessischen Städteatlasses mit der Stadtmappe Hersfeld. Herr Dr. Gräf präsentierte in einem eindrucksvollen Vortrag die historische Entwicklung der Stadt anhand von Bildern und Karten und erwies sich dabei als ein profunder Kenner Hersfelds. Anschließend nutzte ich die Gelegenheit, Herrn Dr. Gräf mit einem Poster der Kreuzigungsszene des Flügelaltars zu konfrontieren, das ich einer plötzlichen Eingebung zufolge mitgenommen hatte. Kaum hatte er das Bild erblickt, als er ausrief: „Aber das ist ja Hersfeld – und auch noch als die Heilige Stadt Jerusalem“. Für weitere Untersuchungen am Landesamt in Marburg überließ ich Herrn Dr. Gräf das Bild. Einige Tage später konnte er mir meine ursprüngliche Vermutung tatsächlich bestätigen. Hier ein modifizierter Auszug seiner Stellungnahme: „…..herzlichen Dank für das Flügelaltarbild. Ich habe mir den Ausschnitt mit der Stadtvedute in Vergrößerung angeschaut und bin mir sicher, dass es sich um eine Ansicht Hersfelds handelt. Bei den Gebäuden neben dem linken Gekreuzigten weist der hohe viereckige Turm eindeutig auf das Schloss Eichen (Eichhof) (Foto 9) hin mit der angedeuteten Auenlandschaft. Das Mühlrad an der Stirnseite des giebelständigen Gebäudes zeigt die Eichmühle. Der Gebäudekomplex über Longinus stellt die Stiftskirche mit Westturm (Foto 10) und Vierung dar, rechts daneben (8) Mittelteil Detail der breit gezogene Treppengiebel des Hospitals. Der Torturm des inneren Johannestores schließt sich rechts neben dem Kreuz Jesu an, davor verläuft die äußere Stadtmauer mit dem Peterstor. Der große gotische Steinbau (Foto 11) mit rauchendem Schornstein und Giebelerker dahinter ist das vormalige, alte Rathaus. Damit liegt das genaueste Bild des mittelalterlichen Rathauses überhaupt vor, das dem 1607 entstandenen RenaissanceNeubau weichen musste. Den rechten Bildrand der Stadtvedute beschließt die Stadtkirche mit der ehemals hohen, spitzen Turmhaube und den vier Wichhäuschen (Ecktürmchen). Rechts davon ist gerade noch der Anbau des Kirchenschiffs auszumachen. Bei dem hohen, schlanken Turm hinter dem Rathaus könnte es sich wegen seiner außerordentlichen Bedeutung als Träger der ältesten Glocke Deutschlands um den Katharinenturm handeln, den einzigen und ältesten romanischen Campanile nördlich der Alpen. Aus Platzgründen und aus freier, künstlerischer Interpretation hat ihn der Maler aus dem Stiftsbezirk hier- her verlegt (Foto 11). Insgesamt will ich nicht versäumen, Sie zu diesem außerordentlich interessanten und wirklich spektakulären Fund zu beglückwünschen und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.“ 1591, Moers 1592/97, Lehnhardt 1615 und Matthäus Merian 1655 etc.). Die Reformation war einst der Auslöser gewesen für einen innerdeutschen Religionskrieg und wurde mit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 offiziell vom katholischen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Maximilian II., anerkannt. Auf der rechten Bildhälfte der Kreuzigungsszene offenbart der Künstler seine politische Einstellung und auch die seines Landesherren, des Hessischen Landgrafens Wilhelm IV. und nimmt eindeutig Stellung gegen den Habsburger Kaiser, dessen Farben Schwarz und Gold den schwarzen Doppeladler auf goldenem Grund symbolisieren. Indem der Maler die in Schwarz und Gold gehaltene, zeitgenössische Pluderhose als des „Kaisers Kleider dem bösen Schächer“ anzieht, stellt er damit den Kaiser auf die gleiche Stufe wie den unbußfertigen Schächer und „schlägt ihn symbolisch ans Kreuz“ (Foto 13). Da der Odensachsener Marienaltar vermutlich aus religiösen Gründen obsolet geworden war, musste er 1706 /1707 beim Anbau des neuen Kirchenschiffs aus der zuvor zentralen Aufstellung in eine periphere gebracht werden. Er hatte dem neuen Kanzelaltar weichen müssen, seine Teile wurden voneinander getrennt, aber (10) Mittelteil Detail Die älteste Stadtansicht von Hersfeld (9) Mittelteil Detail. Mit seinem bislang einzigen Gemälde verbindet Valentinus Hep auf geniale Weise symbolisch den Auftraggeber, den Standort des Marienaltars, seine Heimatstadt und die „Heilige Stadt Jerusalem.“ In der chronologischen Abfolge der Stadtansichten Hersfelds, zu der letzten Endes eine Aneinanderreihung glücklicher Umstände geführt hat, steht demnach sein Bild auf dem Flügelaltar aus dem Jahr 1573 an erster Stelle und ist somit die älteste Abbildung Hersfelds überhaupt (vor Dilich aus Pietätsgründen nicht zerschlagen, sondern an unterschiedlichen Standorten im Innenraum aufbewahrt. 300 Jahre später nun erleben wir die Renaissance des berühmten Bildhauers als Maler mit der „Wiedergeburt und Wiedervereinigung des Marienaltars von Odensachsen“ und symbolisch zugleich eine „Auferstehung und Wiederkunft Christi“ mit seinem unvergänglichen Credo: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“ (Foto 12). Im Zentrum des Altarbildes wird der Blick frei unter den segnenden Armen des Gekreuzigten hindurch auf die „Heilige Stadt Jerusalem“ und den Weg ins Para- 7 derers Fürstabt Ludwig IV. Auch sie zeigt das große Wappen Ludwigs mit Umschrift. Die typische Signatur Valentinus Heps findet sich wieder zwischen einer weiteren Jahreszahl 15 VH 88 unter dem Wappenschild. Durch Beschädigungen im Verlauf der Jahrhunderte präsentiert sich die Grabplatte heute in mehreren, zusammengefügten Bruchstücken. Von der Jahreszahl und der Signatur sind heute leider nur noch die 15, das V und der erste Schaft des H’ s sicher zu erkennen. Diese beschädigte Grabplatte Fürstabt Ludwigs IV. steht heute als Prunkstück in der Eingangshalle der Hersfelder Stiftsruine, denn sie ist der „alleinige“ in Hersfeld noch erhaltene Grabstein eines Hersfelder Abtes. (4) Wappenstein Schloss Eichhof. Epitaphe (Wandgrabmäler) in den Kreisen Fulda, Hünfeld und Schlüchtern. 1572 verfertigt Valentinus Hep seine erste Arbeit, die keinen Grabstein darstellt. Es ist ein Wappenstein (Foto 4) mit großem Familienwappen des Fürstabtes Ludwig IV. rechter Hand im Portal des Schlosses Eichhof. Es zeigt im quadrierten Schild zweimal das Hersfelder Doppelkreuz, sowie jeweils zwei Pilgerstäbe. Die Signatur VH findet sich in der rechten unteren Ecke. Das Hersfelder Doppelkreuz (Foto 5) ist der wichtigste verbliebene Besitz der Reichsabtei Hersfeld und steht heute im Eingangsbereich zum Stift neben dem Linggdenkmal, sein Material stammt von den „Langen Steinen“ am Stoppelsberg. Der Arbeit V. Heps sollten noch annähernd 30 weitere Werkstücke folgen. Die Krönung seines Bildhauerlebens und den bisher zeitlich letzten Beleg für sein Wirken aber bildete 1588 ausgerechnet die Grabplatte (Foto 6) seines großen För- (5) Stiftskreuz neben Linggdenkmal. 6 (6) Grabplatte Vorhalle Stiftsruine Das bislang e i n z i g e Gemälde Valentin Heps Da das Kloster Hersfeld auch in Wehrda begütert war, hatte Fürstabt Ludwig Landau, der aus Hünfeld stammte, vermutlich besonders gute Kontakte zu der buchischen Adelsherrschaft derer von Trümbach (vormals Trubenbach). Allein acht von fünfzehn Grabmälern Valentinus Heps finden sich in den Kirchen von Wehrda (7) (Foto 7) und Rhina (1). Damit (7) Kirche in Wehrda. zählen die Herren von Trümbach neben dem Stift Hersfeld womöglich mit zu den größten Auftraggebern des bedeutenden Bildhauermeisters. So ließe sich demzufolge auch der Auftrag während der Trubenbachischen Erbteilung im Jahre 1573 für Valentinus Hep erklären, den in Odensachsen hoch begüterten Herren von Trümbach als Maler einen Marienaltar für die Kirche zu erstellen. Neben seiner jahrelangen, künstlerischen Tätigkeit als genialer Bildhauer kreierte er damit sein bislang e i n z i g e s Gemälde, das von ihm auf uns überkommen ist. Ein spektakulärer Fund – Die Entdeckung Hersfelds als Jerusalem In den Mittelpunkt des Bildhintergrundes der Kreuzigungsdarstellung stellt er dabei eine mit hohen Mauern bewehrte mittelalterliche Stadt (Foto 8) symbolisch als die „Heilige Stadt Jerusalem,“ eingebettet in seine heimatliche Landschaft der Rhön und des Knülls, erkennbar an den hier vorherrschenden Gesteinen des hexagonalen Säulenbasalts hinter dem rechten Kreuz des bösen Schächers. Spontan drängte sich die Vermutung in mir auf, es könne sich bei der dargestellten mittelalterlichen Stadt um Valentin Heps Heimatstadt Hersfeld handeln, so wie es bei vielen Malern der Renaissance probat war. Jedoch konnte ich einige Elemente der Stadtansicht nicht einwandfrei zuordnen. Auch die freundliche Hilfe von Frau B. Schwarz vom Geschichtsverein zeitigte kein Ergebnis. Erst eine Einladung Herr van Horricks, dem Leiter der Technischen Verwaltung und des Stadtarchivs der Stadt Bad Hersfeld, in den Kapitelsaal, brachte die entscheidende Wende. Frau Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann, die Direktorin des Hess. Landesamtes für Landesgeschichte in Marburg, stellte u. a. Herrn Dr. Holger Th. Gräf vor, als den zuständigen Leiter bei der Erstellung des Hessischen Städteatlasses mit der Stadtmappe Hersfeld. Herr Dr. Gräf präsentierte in einem eindrucksvollen Vortrag die historische Entwicklung der Stadt anhand von Bildern und Karten und erwies sich dabei als ein profunder Kenner Hersfelds. Anschließend nutzte ich die Gelegenheit, Herrn Dr. Gräf mit einem Poster der Kreuzigungsszene des Flügelaltars zu konfrontieren, das ich einer plötzlichen Eingebung zufolge mitgenommen hatte. Kaum hatte er das Bild erblickt, als er ausrief: „Aber das ist ja Hersfeld – und auch noch als die Heilige Stadt Jerusalem“. Für weitere Untersuchungen am Landesamt in Marburg überließ ich Herrn Dr. Gräf das Bild. Einige Tage später konnte er mir meine ursprüngliche Vermutung tatsächlich bestätigen. Hier ein modifizierter Auszug seiner Stellungnahme: „…..herzlichen Dank für das Flügelaltarbild. Ich habe mir den Ausschnitt mit der Stadtvedute in Vergrößerung angeschaut und bin mir sicher, dass es sich um eine Ansicht Hersfelds handelt. Bei den Gebäuden neben dem linken Gekreuzigten weist der hohe viereckige Turm eindeutig auf das Schloss Eichen (Eichhof) (Foto 9) hin mit der angedeuteten Auenlandschaft. Das Mühlrad an der Stirnseite des giebelständigen Gebäudes zeigt die Eichmühle. Der Gebäudekomplex über Longinus stellt die Stiftskirche mit Westturm (Foto 10) und Vierung dar, rechts daneben (8) Mittelteil Detail der breit gezogene Treppengiebel des Hospitals. Der Torturm des inneren Johannestores schließt sich rechts neben dem Kreuz Jesu an, davor verläuft die äußere Stadtmauer mit dem Peterstor. Der große gotische Steinbau (Foto 11) mit rauchendem Schornstein und Giebelerker dahinter ist das vormalige, alte Rathaus. Damit liegt das genaueste Bild des mittelalterlichen Rathauses überhaupt vor, das dem 1607 entstandenen RenaissanceNeubau weichen musste. Den rechten Bildrand der Stadtvedute beschließt die Stadtkirche mit der ehemals hohen, spitzen Turmhaube und den vier Wichhäuschen (Ecktürmchen). Rechts davon ist gerade noch der Anbau des Kirchenschiffs auszumachen. Bei dem hohen, schlanken Turm hinter dem Rathaus könnte es sich wegen seiner außerordentlichen Bedeutung als Träger der ältesten Glocke Deutschlands um den Katharinenturm handeln, den einzigen und ältesten romanischen Campanile nördlich der Alpen. Aus Platzgründen und aus freier, künstlerischer Interpretation hat ihn der Maler aus dem Stiftsbezirk hier- her verlegt (Foto 11). Insgesamt will ich nicht versäumen, Sie zu diesem außerordentlich interessanten und wirklich spektakulären Fund zu beglückwünschen und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.“ 1591, Moers 1592/97, Lehnhardt 1615 und Matthäus Merian 1655 etc.). Die Reformation war einst der Auslöser gewesen für einen innerdeutschen Religionskrieg und wurde mit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 offiziell vom katholischen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Maximilian II., anerkannt. Auf der rechten Bildhälfte der Kreuzigungsszene offenbart der Künstler seine politische Einstellung und auch die seines Landesherren, des Hessischen Landgrafens Wilhelm IV. und nimmt eindeutig Stellung gegen den Habsburger Kaiser, dessen Farben Schwarz und Gold den schwarzen Doppeladler auf goldenem Grund symbolisieren. Indem der Maler die in Schwarz und Gold gehaltene, zeitgenössische Pluderhose als des „Kaisers Kleider dem bösen Schächer“ anzieht, stellt er damit den Kaiser auf die gleiche Stufe wie den unbußfertigen Schächer und „schlägt ihn symbolisch ans Kreuz“ (Foto 13). Da der Odensachsener Marienaltar vermutlich aus religiösen Gründen obsolet geworden war, musste er 1706 /1707 beim Anbau des neuen Kirchenschiffs aus der zuvor zentralen Aufstellung in eine periphere gebracht werden. Er hatte dem neuen Kanzelaltar weichen müssen, seine Teile wurden voneinander getrennt, aber (10) Mittelteil Detail Die älteste Stadtansicht von Hersfeld (9) Mittelteil Detail. Mit seinem bislang einzigen Gemälde verbindet Valentinus Hep auf geniale Weise symbolisch den Auftraggeber, den Standort des Marienaltars, seine Heimatstadt und die „Heilige Stadt Jerusalem.“ In der chronologischen Abfolge der Stadtansichten Hersfelds, zu der letzten Endes eine Aneinanderreihung glücklicher Umstände geführt hat, steht demnach sein Bild auf dem Flügelaltar aus dem Jahr 1573 an erster Stelle und ist somit die älteste Abbildung Hersfelds überhaupt (vor Dilich aus Pietätsgründen nicht zerschlagen, sondern an unterschiedlichen Standorten im Innenraum aufbewahrt. 300 Jahre später nun erleben wir die Renaissance des berühmten Bildhauers als Maler mit der „Wiedergeburt und Wiedervereinigung des Marienaltars von Odensachsen“ und symbolisch zugleich eine „Auferstehung und Wiederkunft Christi“ mit seinem unvergänglichen Credo: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“ (Foto 12). Im Zentrum des Altarbildes wird der Blick frei unter den segnenden Armen des Gekreuzigten hindurch auf die „Heilige Stadt Jerusalem“ und den Weg ins Para- 7 ZEITSCHRIFT FÜR GESCHICHTE, VOLKS- UND HEIMATKUNDE Februar 2008 Nummer 2 Band 47 Das älteste Bild von Hersfeld – „Ein wirklich spektakulärer Fund“ (11) Mittelteil Detail (13) Mittelteil Detail (laut Dr. Holger Th. Gräf, Landesamt für Landesgeschichte Marburg) dies mit den Worten Jesu: „Ich bin das Tor und die Tür, so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden.“ (Joh. 10, 9) Das Kirchspiel Neukirchen kann sich glücklich schätzen, in dem vom Restaurator wiederhergestellten Marienaltar aus 1573 in Odensachsen mit seiner ältesten Stadtansicht Hersfelds ein weiteres Kleinod in seiner Gemeinde zu beherbergen. Gemeinsam mit dem seltenen geschnitzten Flügelaltar aus 1522 in Neukirchen (Foto 14) hat das Kirchspiel damit zwei außergewöhnliche Objekte gleichen Genres. Orientiert an der Bibel sollen diese Kleinode die Menschen dazu einladen, vor die Bilder zu treten, um selbst zu schauen und zu verstehen, von Angesicht zu Angesicht, von einem Gesicht zum anderen, von einer Sicht zur anderen. Zwei fassbare Zeitzeugen der Geschichte, die wie ein leuchtender Regenbogen eine Brücke spannen von den Anfängen der Reformation bis in unsere Gegenwart. (1) Mittelteil Detail Literatur Das Alter des Marienaltars (12) Mittelteil Detail Die Datierung des Altars erschließt sich dem Betrachter erst bei genauerem Hinsehen. Das Entstehungsjahr 1573 der mit Tempera auf Holz gemalten Tafelbilder ist zum einen angebracht an der Außenseite des rechten Altarflügels (Verkündung) und zum anderen im unteren Drittel des Kreuzstammes Jesu (Kreuzigung Christi) mit einer rätselhaften Signatur in der Mitte der Jahreszahl 1573 und den Buchstaben V und H in Ligatur (Foto 1). Diese Kennzeichnung ähnelt der lateinischen Schreibweise der Zahl sechs, ist jedoch mit einer kleinen, waagerechten Linie zwischen den Kapitalbuchstaben V und I verbunden. Diese Signatur findet sich noch einmal etwas größer dargestellt auf der linken, unteren Ecke der Anbetung der Heiligen Drei Könige. Hier aber ist die kleine Verbindungslinie als eindeutig gewollt auszumachen und weist auf das verschlüsselte Monogramm des Malers hin. Die Art und Weise der Ausführung des Monogramms und auch der anderen Kapitalbuchstaben lässt spontan auf die Arbeit eines hoch qualifizierten Bildhauers schließen, denn die großen Meister ihrer Zeit waren oft Bildhauer und Maler. Erwin Sturm, Die Bau – und Kunstdenkmale des Fuldaer Landes, Kreis Hünfeld LCI, Lexikon der christlichen Ikonographie Victor Sabo, 1000 Jahre Odensachsen, Die Kirche, Mein Heimatland Juni 2003, Nr. 6, Band 42 Victor Sabo, 700 Jahre Kirche in Neukirchen, Mein Heimatland 1995, Band 36, Nr. 12a und 12b 8 Über die Entdeckung auf dem Flügelaltar in Haunetal-Odensachsen Von Victor Sabo, Haunetal-Neukirchen Teil 2: Hersfeld als Jerusalem - das bislang einzige Gemälde des Malers Wer war der Maler? (14) Flügelaltar der Kirche in Neukirchen. Fotos: J. Zühlke/V. Sabo Victor Sabo, Symbole von Macht und Recht, Mein Heimatland 1983, Band 30, Nr. 14 Prof. Dr. v. Huhn, Symbole des Rechts Dr. Dieter Großmann, Protestantischer Kirchenbau im Hersfelder Gebiet, Odensachsen, Mein Heimatland 1954, Band 16, Nr. 5 Joseph Hörle, Die Grabsteine im Stift Hersfeld, Die Stiftsruine, 1938/40 Ubbo Mozer, Der Bildhauer Valentinus Hep in Hersfeld, Mein Heimatland, 1969, Band 23, Nr. 14 Prof. Dr. Azzola, Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen Jürgen Kaiser, Mittelalter in Deutschland Schätze der Weltkunst, Die Renaissance, Romanik und Gotik Harald Neuber, Haunetaler Geschichte Hiltgart Keller, Reclams Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten B. Bilzer, F. Winzer, Meisterwerke aus der Schatzkammer europäischer Malerei Rheingauer Verlag, Die Malerei aller Zeiten Edwin Mullins, 100 Meisterwerke aus den großen Museen der Welt Die Bibel, Lutherübersetzung in der revidierten Fassung von 1984 Mein besonderer Dank gilt Herrn Pfarrer Thomas Funk und dem Kirchenvorstand von Odensachsen, Herrn Ernst-Heinrich Meidt für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung bei der Erstellung der vorliegenden Schrift, Herrn Jörg Zühlke für die hervorragenden Fotoarbeiten, Herrn Johannes van Horrick für die Einladung in den Kapitelsaal zur Präsentation des Städteatlasses Hersfeld, der entscheidenden Wende bei der Entdeckung des ältesten Bildes von Hersfeld, Herrn Dr. Holger Th. Gräf vom Hess. Landesamt für geschichtliche Landeskunde für die wissenschaftliche Beratung und Unterstützung bei diesem „spektakulären Fund“, den EheleutenH. u. P. Weppler für die digitale Fotobearbeitung sowie „der besten Ehefrau von allen“ für ihre große Hilfsbereitschaft und ihr Verständnis für die zeitaufwändige Arbeit. »Mein Heimatland«, monatliche Beilage zur »Hersfelder Zeitung«. Gegründet von Wilhelm Neuhaus. Schriftleitung: Ernst-Heinrich Meidt Druck und Verlag: Hoehl-Druck, 36251 Bad Hersfeld Bei meinen Nachforschungen über das eigenwillige Monogramm erinnerte ich mich an eine ähnliche Darstellung in der Kirche zu Wehrda. Dieses Memento erwies sich als ein Volltreffer: Ein großes, farbiges Renaissance-Doppelgrabmal (Fotos 2 und 3) an der Nordwand des Kirchenschiffes in Wehrda zeigt die Stifter der Kirche, Lukas von Trümbach und seine Gemahlin Clara, geb. von Schenk zu Schweinsberg. Beide knien in Hochrelief vor einem hohen Kruzifix, zu dessen Füßen Totenschädel und Gebeine liegen. Darunter in einer verzierten Kartusche die Jahreszahl mit dem Monogramm in der Mitte: 15 VH 70. Zur großen Freude nennt dazu auch noch der Maler im Sockel seinen ausgeschriebenen Namen: VALENTINUS HEP. (2) Renaissance-Doppelgrabmal Erst durch diese Inschrift wurde der von den Wissenschaftlern lange Zeit gesuchte geniale Renaissance - Bildhauermeister mit den Initialen VH identifiziert. Aus Hersfelder und Fuldaer Archivalien lassen sich Vater Hermann Hep (HH) und Sohn Valentinus (VH) nachweisen. Während die Familie in Fulda lediglich (3) Renaissance-Doppelgrabmal Detail temporär auftaucht, ist sie in Hersfeld bereits seit dem 14. Jh. nachweisbar. Die Auftraggeber der Heps waren die Fürstäbte von Fulda, Hersfeld und Schlüchtern, die kaiserlichen Statthalter in Fulda, geistliche Würdenträger und Angehörige der buchischen Ritterschaft, wie die Herren von Trümbach, von Haune, von Buchenau, von Hutten und von Schenk zu Schweinsberg. Für etwas mehr als ein Vierteljahrhundert hatte offenbar die Hep-Werkstatt den ersten Rang inne im osthessischen geistlich und ritterschaftlich bestimmten Gebiet. Das gibt diesen Bildhauern, unabhängig von der künstlerischen Qualität ihrer Werke, eine kulturgeschichtliche Bedeutung. Die Archäologen Joseph Hörle und Ubbo Mozer bezeichnen Valentinus Hep geradezu als d e n Renaissance Bildhauermeister und Steinmetzen unter dem gelehrten Hersfelder Fürstabt Ludwig Landau (1570-1588). Als Fürstabt Ludwig IV. gilt dieser als der entschiedenste Förderer der Renaissance in Hersfeld. Seit Anfang seiner Regierungszeit avancierte Valentinus Hep quasi zu „seinem Hofbildhauer.“ Bei den bisherigen Werken des Meisters handelte es sich seit 1559 ausschließlich um Grabplatten und 5