Fachbereich Stadtentwicklung und Planung GESTALTUNGS- UND MODERNISIERUNGSHANDBUCH INNENSTADT RHEYDT: BAUTEN DES WIEDERAUFBAUS UND WERBEANLAGEN IMPRESSUM Herausgeber: Stadt Mönchengladbach Der Oberbürgermeister Dezernat für Planen und Bauen Fachbereich Stadtentwicklung und Planung 41050 Mönchengladbach Gefördert durch: – Europäische Union - Investition in unsere Zukunft - Europäischer Fonds für regionale Entwicklung – Städtebauförderung von Bund, Ländern und Gemeinden – Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes NordrheinWestfalen Bearbeitung und Layout: Strauß & Fischer – Historische Bauwerke GbR, Krefeld www.historische-bauwerke.de Textliche und grafische Redaktion: Stadt Mönchengladbach Fachbereich Stadtentwicklung und Planung, Abteilung Bebauungsplanung und Stadtgestaltung, Sebastian Lieser Layout Deckblatt: Stadt Mönchengladbach Fachbereich Geoinformation und Grundstücksmanagement, Bereich Mediengestaltung Korrektorat: Korrekturservice Ute Wendt, Köln Druck und Bindung: DRS Weirich Business Print Service, Kaarst © Mönchengladbach 2013 GESTALTUNGS- UND MODERNISIERUNGSHANDBUCH INNENSTADT RHEYDT: BAUTEN DES WIEDERAUFBAUS UND WERBEANLAGEN Fachbereich Stadtentwicklung und Planung 3 | VORWORT VORWORT Die Rheydter Innenstadt ist bis heute in wesent- rechte Erneuerung und Entwicklung derjenigen lichen Teilen durch den Wiederaufbau nach dem Bereiche der Innenstadt, die auf qualitätvolle Wei- Zweiten Weltkrieg geprägt. se durch den Wiederaufbau geprägt sind. Durch Dieser Wiederaufbau war der Stolz der Rheydter diese „Leitlinien für Erhaltung und Gestaltung“ Bürger, aber auch über die Stadt hinaus städte- soll ein konzeptioneller Rahmen aufgezeigt wer- baulich bedeutsam: Rheydt war eine der ersten den, wie die Bebauung der Wiederaufbauzeit bau- Städte im Rheinland, die über eine ausgearbeite- lich und gestalterisch weiterentwickelt werden te Wiederaufbauplanung verfügten, und eine der kann, ohne dabei ihre Qualitäten zu verlieren. wenigen, in denen diese konsequent verwirklicht Weiterer Bestandteil des stadtgestalterischen wurde. Konzepts sind Vorgaben für Werbeanlagen im Der Wiederaufbau des zerstörten Rheydt erfolgte Bereich der gesamten Innenstadt. Gerade Werbe- in den 1940er- und 1950er-Jahren nach der städ- anlagen prägen den städtischen Raum nachhal- tebaulichen Konzeption des Architekten Alfons tig – im Positiven wie im Negativen. „Leitlinien Leitl. Ziel war es, die Innenstadt aufzulockern und für Werbeanlagen“ sollen deshalb aufzeigen, wo zu durchgrünen sowie den Verkehr gezielt zu len- in der Rheydter Innenstadt welche Werbeanlagen ken. Leitl trennte Durchgangs- von stadtinternem stadtbildverträglich sind, und entsprechende ge- Verkehr und ordnete das Stadtgefüge durch die stalterische Vorgaben machen. Anlage von großen Magistralen neu. Kernstück der Leitl’schen Planung war die Kamm- Das vorliegende Gestaltungs- und Modernisie- bebauung an der Hauptstraße, die mit einer kla- rungshandbuch stellt die Ergebnisse des stadtge- ren, gegliederten Raumabfolge, einer ausgewo- stalterischen Konzeptes gebündelt dar. Es richtet genen Maßstäblichkeit der Bebauung sowie einer sich insbesondere an Bauherren, Eigentümer gemischten Nutzungsstruktur besonders hohe und Nutzer und soll diesen zeigen, wie bei Er- städtebauliche Qualitäten aufwies. neuerungen oder Umbauten auf die vorhandene städtebauliche Qualität Rücksicht genommen und Bis heute haben sich die Strukturen des Wieder- gleichzeitig der Bestand an heutige Bedürfnisse aufbaus stadträumlich bewährt. angepasst werden kann. Sie sind mittlerweile jedoch vielfach überformt Am Anfang des Handbuches werden die Ergeb- und gestalterisch verfremdet. nisse der Stadtbildanalyse präsentiert, danach die Es gilt deshalb, diese städtebaulich bedeutsamen darauf aufbauenden Leitlinien. Empfehlungen zur Bereiche zu bewahren, wieder sichtbar zu ma- Modernisierung zeigen im Weiteren, wie die Bau- chen und sie zeitgemäß fortzuentwickeln. substanz an heutige Anforderungen angepasst werden kann – gerade auch mit Hinblick auf ener- Hierzu wurde im Rahmen des vom Rat der Stadt getische Optimierung oder Barrierefreiheit. Mönchengladbach beschlossenen „Innenstadt- Abgerundet wird das Handbuch durch Informatio- konzeptes Rheydt“ und der Städtebaufördermaß- nen zu Fördermitteln, die zur gestalterischen und nahme „Soziale Stadt“ ein stadtgestalterisches substanziellen Aufwertung der Bebauung einge- Konzept erarbeitet. setzt werden können. Auf Grundlage einer Analyse von Stadtbaugeschichte und Stadtbild formuliert dieses Konzept Andreas Wurff Vorgaben für eine behutsame und stadtbildge- Technischer Beigordneter VORWORT | 4 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort S. 4 Inhaltsverzeichnis S. 5 1 RHEYDT: STADTBAUGESCHICHTE UND STADTBILDANALYSE S. 7 Stadtbaugeschichte Rheydt S. 9 Stadtbildanalyse Rheydt S. 19 2 LEITLINIEN FÜR ERHALTUNG UND GESTALTUNG S. 25 Einführung: Prinzipien der Architektur des Wiederaufbaus S. 27 Gliederung der Leitlinien zur Erhaltung und Gestaltung in vier Stadtzonen 1-4 S. 33 Zusammengefasste Vorgaben und Empfehlungen für die vier Stadtzonen S. 34 Die Zielsetzungen für die Erhaltung und Gestaltung der Stadtzone 1 S. 35 LEITLINIEN STADTZONE 1 – KOPFBAUTEN Leitlinien zur Erhaltung und Gestaltung Stadtzone 1 – Kopfbauten S. 36 – Fassade: Konstruktion und Gliederung S. 36 – Fassade: Material S. 37 – Fassade: Farbigkeit S. 38 – Fassade: Brüstungen und Gesimse – Fassade: Balkone und Erker S. 39 – Arkaden S. 40 – Ladeneinbauten/Ladenlokale S. 41 – Vordächer, Markisen und Hauseingänge S. 42 – Fenster und Fensterbänke S. 43 – Dach/Dachentwässerung – Dachgauben/Dachflächenfenster S. 44 LEITLINIEN STADTZONE 1 - ZWISCHENBAUTEN UND NORDSEITE Leitlinien zur Erhaltung und Gestaltung Stadtzone 1 – Zwischenbauten/Nordseite S. 45 – Fassade: Konstruktion und Gliederung S. 45 – Fassade: Material S. 46 – Fassade: Farbigkeit – Fassade: Brüstungen und Gesimse S. 47 – Fassade: Balkone und Erker S. 48 – Ladeneinbauten/Ladenlokale S. 49 – Vordächer S. 50 – Markisen und Hauseingänge S. 51 – Fenster und Fensterbänke S. 52 – Dach/Dachentwässerung S. 53 – Dachgauben/Dachflächenfenster S. 54 5 | INHALTSVERZEICHNIS Die Zielsetzungen für die Erhaltung und Gestaltung der Stadtzone 2 S. 55 LEITLINIEN STADTZONE 2 Leitlinien zur Erhaltung und Gestaltung Stadtzone 2 S. 56 – Fassade: Konstruktion und Gliederung S. 56 – Fassade: Material S. 57 – Fassade: Farbigkeit S. 58 – Fassade: Balkone und Erker S. 59 – Ladeneinbauten/Ladenlokale S. 60 – Vordächer, Markisen – Hauseingänge S. 61 – Fenster und Fensterbänke S. 62 – Dach/Dachentwässerung S. 63 – Dachgauben/Dachflächenfenster S. 64 3 LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN S. 67 Typische Werbeanlagen der Architektur des Wiederaufbaus und künftige Zielsetzung für Leitlinien S. 67 Gliederung der Leitlinien für Werbeanlagen in vier Werbezonen A–D S. 71 – Leitlinien Allgemein S. 72 – Leitlinien für die Werbezone A S. 74 – Leitlinien für die Werbezone B S. 79 – Leitlinien für die Werbezone C S. 81 – Leitlinien für die Werbezone D S. 82 Rheydter Beispiele: Vorher – nachher S. 83 4 EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG S. 86 Energetische Ertüchtigung: Grundlagen und Prinzipien S. 87 – Energetische Ertüchtigung: Außenwand S. 92 – Energetische Ertüchtigung: Außenwand Außendämmung S. 93 – Energetische Ertüchtigung: Außenwand Kerndämmung S. 94 – Energetische Ertüchtigung: Außenwand Innendämmung S. 95 – Energetische Ertüchtigung: Keller und erdberührte Flächen S. 97 – Energetische Ertüchtigung: Dach und oberste Geschossdecke S. 98 – Energetische Ertüchtigung: Fenster und Türen S. 99 Moderne Wohnungen im Bestand – Planungsansätze und Musterbeispiele S. 101 Überblick Fördermöglichkeiten S. 107 Fußnoten, Bild- und Quellennachweis S. 109 INHALTSVERZEICHNIS | 6 1 STADTBAUGESCHICHTE – STADTBILDANALYSE RHEYDT: STADTBAUGESCHICHTE UND STADTBILDANALYSE STADTBAUGESCHICHTE RHEYDT Rheydt gehört historisch gesehen zu den jüngeren Städten des Niederrheins. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts war Rheydt noch ein Straßendorf beiderseits der heutigen Hauptstraße mit knapp unter 2.000 Einwohnern und 275 Häusern.1 Das Kloster St. Alexander, im 15. Jahrhundert eingerichtet, bildete bis in das frühe 19. Jahrhundert ein räumliches Zentrum, das das Straßendorf auf den Karten der 1820er-Jahre etwa mittig in einen östlichen und westlichen Teil gliederte. Die gleichnamige, zum Ende des 12. Jahrhunderts erstmals erwähnte Burg Rheydt liegt etwa 4 km vom damaligen Ortskern entfernt in einer Niersniederung und spielte für die stadträumliche Entwicklung Rheydts kaum eine Rolle. Die nördlich des Klosters St. Alexander gelegene Kirche ist seit Mitte des 16. Jahrhunderts reformiert, parallel dazu fesverband Schrievers westlich des Birnbaums, wurden im Kloster bis in das 18. Jahrhundert hi- beiderseits des Rheydter Baches, ist ebenfalls gut nein katholische Gottesdienste abgehalten. West- ablesbar. lich der evangelischen Kirche entwickelte sich auch der Markt, für dessen Erweiterung das 1802 Vom Straßendorf zur Stadt säkularisierte Kloster nach und nach abgebrochen Bis zur Jahrhundertwende zeigen die historischen wurde: Ab 1818 gab es dort zunächst zwei Jahr- Kataster eine gleichmäßige stadträumliche Ver- märkte, ab 1836 bestand zudem das Recht auf dichtung, zunächst innerhalb der oben genannten Abhaltung eines Wochenmarkts (Abb. 1). T-förmigen Siedlungsstruktur von Hauptstraße Mit dem Bau der Kirche St. Marien 1735 erhielt und heutiger Friedrich-Ebert-Straße/Birnbaum die katholische Gemeinde einen Kirchenneubau, (Abb. 3). Auch entlang der Mühlenstraße, vor al- der an der Weggabelung von heutiger Odenkir- lem an der Mündung der heutigen Brucknerallee, chener Straße und Bahnhofstraße einen neuen sind etliche Neubauten dargestellt. Siedlungsschwerpunkt setzte. Dieser „Birnbaum“ Besonders prägnant tritt die Bebauung entlang bezeichnete Bereich entwickelte sich, begünstigt der heutigen Friedrich-Ebert-Straße hervor; durch durch den Chausseebau ab den 1830er-Jahren, zu den Ausbau zur Chaussee ist diese im Vergleich einer Nord-Süd-orientierten Siedlungsachse, die zur leicht geschwungenen Hauptstraße ver- T-förmig an das Ost-West-orientierte Straßendorf gleichsweise gerade dargestellt. Vor allem an der beiderseits der heutigen Hauptstraße anschloss Westseite der heutigen Friedrich-Ebert-Straße ist (Abb. 2). Entlang der heutigen Hauptstraße ist eine eine relativ geschlossene Bebauung entstanden, vergleichsweise dichte Bebauung dargestellt, die ältere Bauten fielen teilweise dem Chaussee- Baustruktur deutet eine Vielzahl von Bauernhöfen ausbau zum Opfer. an. Die evangelische Hauptkirche und das südlich Durch den (im Kataster nicht dargestellten) Bahn- davon liegende Kloster treten deutlich hervor. Der körper der 1852/53 eröffneten Eisenbahnverbin- parallel zur Hauptstraße fließende Rheydter Bach dung zwischen Mönchengladbach und Aachen, war östlich der Odenkirchener Straße um 1820 der westlich der Chaussee angelegt ist, wurde noch ländlich geprägt und Standort von einzelnen der Hofesverband Schrievers reduziert und vom Mühlen und frühindustriellen Betrieben. An der heutigen Stadtkern Rheydts getrennt; parallel zur Ostseite der heutigen Friedrich-Ebert-Straße ist heutigen Bachstraße, die am Rheydter Bach durch am damaligen Flur Birnbaum zwischen Rheydter Schrievers führte, ist als breiterer Straßenzug die Bach und der Gabelung der heutigen Bahnhof- heutige Dahlener Straße angelegt. Der Bereich straße/Odenkirchener Straße ein Hofesverband zu östlich des Birnbaums und südlich der Haupt- erkennen, an dessen Südende die 1735 erbaute straße, beiderseits des Rheydter Bachs, war 1863 katholische Kirche St. Marien anschloss. Der Ho- unverändert ländlich geprägt. 9 | STADTBAUGESCHICHTE RHEYDT Abb. 1: Markt vor dem Bau des neuen Rathauses, um 1895 (Quelle: Ansichtskarte privat) Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts forcierte die Industrialisierung die Rheydter Stadtentwicklung, wobei sich – wie auch in anderen Städten ? des Niederrheins – vor allem Betriebe der Textil- ? industrie ansiedelten. Da die 1856 verabschiedete neue preußische Städteordnung auch auf Rheydt ? angewandt wurde, kann das frühere Straßendorf spätestens ab diesem Zeitpunkt als Stadt gelten. Die Stadtwerdung drückte sich um 1900 auch in prägenden Neubauten aus: dem Neubau des Rathauses 1894 bis 96 südlich des Markts, dem Neubau der dortigen evangelischen Hauptkirche 1902 (nach Plänen von Johannes Otzen) und dem neuen Postamt 1897/98 an der Odenkirchener Straße. Dies wird auch in den Katastern deutlich: Anstelle des Klosterkomplexes, der in den bis Abb. 2: Rheydt 1820 (Umzeichnung Katasterpläne: Strauß & Fischer Historische Bauwerke, Krefeld) Abb. 3: Stadtentwicklung Rheydt 1820 bis 1863 (Umzeichnung Katasterpläne: Strauß & Fischer Historische Bauwerke, Krefeld) Abb. 4: Stadtentwicklung Rheydt 1867 bis 1912 (Umzeichnung Katasterpläne: Strauß & Fischer Historische Bauwerke, Krefeld) 1863 nachgeführten Katastern an der Hauptstraße noch eingezeichnet ist, ist in den späteren, bis 1912 nachgeführten Katastern die heutige evangelische Hauptkirche mit dem Markt dargestellt. Der Neubau der Kirche St. Marien 1853 bis 55 (nach Plänen von Vincenz Statz) ist erst im jüngeren, ab 1867 erstellten Kataster eingetragen. Zugleich schließt sich während der Zeit des Deutschen Kaiserreichs die Bebauung innerhalb des heutigen Innenstadtumrisses. Mit der Kaiserstraße (heute Stresemannstraße), der Kronprinzenstraße (heute Waisenhausstraße) und der Victoriastraße (heute Hugo-Preuß-Straße) werden diejenigen Straßen angelegt, die heute einen Teil der Südstadt der Rheydter Innenstadt bilden (Abb. 4). Diese Entwicklung ist offenbar – wie auch in anderen Kommunen – durch privatwirtschaftliche Initiative gefördert worden, wie sie das preußische Fluchtliniengesetz von 1875 und die daran anknüpfenden Ortsstatute vielfach ermöglichten: so wurde die Waisenhausstraße 1878 von den Ev. Hauptkirche Gebr. Vierhaus als „Unternehmerstraße“ erbaut 90 und so das dortige Areal für den weiteren Wohnungsbau entwickelt.2 Auch das Areal zwischen Hauptstraße und heutiger Stresemannstraße ist in diesem Kataster nunmehr durch mehrere Straßenzüge in Nord-Süd- bzw. Ost-West-Richtung unterteilt, darunter die Harmoniestraße und der östliche, gerade Abschnitt der heutigen Marktstraße (diese wurde um 1910 in einem S-Schwung zur Bachstraße hin verlängert, um das große Geviert zwischen Harmoniestraße und heutiger Friedrich-Ebert-Straße zu teilen). STADTBAUGESCHICHTE RHEYDT | 10 RHEYDT: STADTBAUGESCHICHTE UND STADTBILDANALYSE Große Gewerbebauten sind u. a. an der Westseite des Bahnhofs zu erkennen. Östlich der Limitenstraße sind 1899/1912 weitere neue, Ost-West-orientierte Straßen eingezeichnet, so die Königstraße und die heutige Wilhelm-Strauß-Straße. Ab 1870 ergänzte die östlich der Rheydter Innenstadt gelegene Bahntrasse zwischen Mönchengladbach und Odenkirchen mit dem Bahnhof Geneicken die ältere, westlich gelegene Bahntrasse mit dem heutigen Hauptbahnhof Rheydt, die 1903 bis 05 erbaute Kirche St. Josef in Rheydt-Hövel deutet dort eine künftig beabsichtigte Siedlungsrichtung an. 1895 hatte Rheydt bereits mehr als 30.000 Einwohner und zählte 2.955 Häuser, hatte sich also in beiderlei Hinsicht binnen 60 Jahren ver- Abb. 5: Markt mit Rathaus und evang. Hauptkirche, 1930 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/85) zehnfacht. 3 Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte sich die Bebauung innerhalb des heutigen Rheydter Rings vielerorts zu Blockrandbebauungen geschlossen. Richtung Osten, jenseits der Limitenstraße/Gartenstraße, zeigten gerade die älteren Straßen – Hauptstraße, Mühlenstraße und Königstraße – eine mehrheitlich geschlossene straßenbegleitende Bebauung, während die Wilhelm-Strauß-Straße oder die heutige Gracht kaum bebaut waren. Nördlich der Mühlenstraße gab es an der heutigen Wilhelm-Strater-Straße und der Brucknerallee längere Hauszeilen, an dem nördlich der Mühlenstraße liegenden Lauf der Gartenstraße war die Bebauung hingegen eher lückenhaft. Historische Fotografien (Abb. 5-7) vermitteln einen Eindruck über das wesent- Abb. 6: Bahnhofstraße/Ecke Marienplatz, 1930 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/405) lich durch das gründerzeitliche Wachstum ge- Abb. 7: Marienplatz, ca. 1928 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/237) prägte Rheydter Stadtbild in dieser Zeit. Die stadträumliche Entwicklung Rheydts vollzog sich auch in Richtung der nördlich gelegenen Nachbarstadt Mönchengladbach, deren Stadtgebiete seit dem frühen 20. Jahrhundert zusammenwuchsen. Bereits der preußische Staat hatte im beginnenden 20. Jahrhundert versucht, Städtekonkurrenzen (wie zwischen Ruhrort und Duisburg mit konkurrierenden finanzintensiven Hafenbauprojekten) durch kommunale Zusammenschlüsse aufzulösen. Eine ähnliche Entwicklung gab es auch in Weimarer Zeit: 1929 wurden Mönchengladbach und Rheydt im Zuge der kommunalen Neugliederung des rheinisch-westfälischen Industriegebiets miteinander verbunden – ein Zusammenschluss, wie er auch zwischen Duisburg und Hamborn sowie Elberfeld und 11 | STADTBAUGESCHICHTE RHEYDT Barmen (zum heutigen Wuppertal) gestiftet wur- Schraffur gezeichnet sind und sich lediglich in der de. Anders als dort wurde der Zusammenschluss Stärke des Umrisses unterscheiden – die Innen- jedoch im Juni 1933 rückgängig gemacht: eine stadt von Rheydt, so die Botschaft des Plans, ist Ausgemeindung, die mit dem gebürtigen Rheyd- dem Erdboden gleich. ter Joseph Goebbels verknüpft wird, bekanntlich Parallel zu ersten Sofortmaßnahmen einer „Win- führender Nationalsozialist und seit März 1933 terfestmachung“,7 d. h. der Instandsetzung leicht „Reichsminister für Volksaufklärung und Propa- beschädigter Wohnungen, wurde ein Rahmenplan ganda“.4 Erst 1975 führte die Kommunalreform für den Wiederaufbau vorbereitet, der in einem Mönchengladbach und Rheydt wieder zusammen. größeren Maßstab den gesamten Stadtraum ordnen und sich vertieft der Innenstadt von Rheydt Abb. 8: Kriegszerstörungen an der Hauptstraße im September 1943 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/24517) 1945 – Rheydt in Trümmern widmen sollte – nach damaligem Verständnis Die Innenstadt von Rheydt wurde im Zweiten der Bereich zwischen Mühlenstraße und Stre- Weltkrieg stark zerstört; im Stadtarchiv Mönchen- semannstraße, Limitenstraße und der heutigen gladbach erhaltene Fotografien verdeutlichen die Friedrich-Ebert-Straße. Dabei lautete eine Vorga- Kriegsschäden, beispielsweise nach den Bombar- be, die „zu liefernden Planungen sollen den ge- dierungen im August/September 1943 (Abb. 8-9). gebenen Verhältnissen und den historischen und Eine im Herbst 1944 erstellte Liste führt Rheydt kulturellen Bedingtheiten der Stadt im grösstmög- an zwölfter Stelle – mit knapp 38 % schweren lichen Umfang Rechnung tragen”.8 und totalen Schäden sowie knapp 16 % Totalschäden (in Summe: 9.000 bzw. 3.840 Gebäu- Der Weg zum Generalplan für Rheydt de). Von 11.174 Bauten auf dem Gebiet der Stadt Die großflächigen Zerstörungen durch die Bom- Rheydt, die seit Mai 1940 bombardiert wurde, wa- bardierungen deutscher Städte hatten noch zu ren bei Kriegsende nur knapp 1.000 ohne Schä- Zeiten des NS-Regimes die Gründung eines den; die Zerstörung der Innenstadt wird mit 80 % „Arbeitsstabs Wiederaufbauplanung zerstörter angegeben. Ein vermutlich 1947 angefertigter Städte“ initiiert.9 Im Juni 1944 hatte man den und im Stadtarchiv Mönchengladbach erhaltener Architekten Friedrich G. Winter beauftragt, Plä- Schadensplan (Abb. 10) belegt das Ausmaß der ne für den Wiederaufbau für die beiden Städte Schäden; nur wenige Häuser sind tiefschwarz Mönchengladbach und Rheydt auszuarbeiten.10 als „erhalten“ gekennzeichnet. Diese Karte Folgerichtig trat man nach Kriegsende zuerst an wirkt umso eindrücklicher, weil stark (50-80 %) F. G. Winter heran; am 31.7.1945 nahmen der da- und vollständig zerstörte Häuser mit derselben malige Rheydter Oberbürgermeister Brocher und 5 6 Abb. 9: Kriegszerstörungen an der Hauptstraße im September 1943 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. digi 1179) Abb. 10: Kriegszerstörungen an der Hauptstraße im September 1943 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. digi 1179) STADTBAUGESCHICHTE RHEYDT | 12 RHEYDT: STADTBAUGESCHICHTE UND STADTBILDANALYSE der damalige Stadtbaurat Weinhold in Düsseldorf (Jahrgang 1903) und Rudolf Schwarz (Jahrgang dessen Planung in Augenschein – verzichteten 1897) publizistisch vorstellte und zugleich mit dann jedoch auf eine weitere Zusammenarbeit. diesen Architekten bekannt wurde. Stattdessen holte man Rat bei Hans Schwip- 1938 wechselte Leitl die Seiten und wurde selbst pert, damals Professor an der RWTH Aachen Architekt – allerdings nicht durch ein Hochschul- und zugleich Leiter der Architekturklasse an der studium, sondern durch eine Ausbildung im Büro Kunstakademie Düsseldorf, der auch für den des Berliner Architekten Hermann Lahmé, eines Wiederaufbau bei der Provinz Nordrhein zustän- früheren Klassenkameraden und engen Freundes. dig war. Schwippert schlug dem neuen Rheyd- Dies war ein seinerzeit noch möglicher Weg zum ter Oberbürgermeister Dr. Marcus im Juni 1946 Architektenberuf abseits der Technischen Hoch- vor, einen federführenden Generalplaner für den schulen und Baugewerkschulen; Leitl gehörte Rheydter Wiederaufbau einzusetzen – einen Pla- somit aber nicht zu den akademisch ausgebilde- ner, der seit April 1946 in der Rheydter Nordstr. 83 ten Architekten. Nach kurzer Bürogemeinschaft wohnte: Alfons Leitl. mit Lahmé und dem gebürtigen Grazer Architekten Paul Wolfgang Fischer wechselte Leitl 1940 Abb. 11: Porträt Alfons Leitl um 1950 (Quelle: Busmann, Alfons Leitl, S. 14) Alfons Leitl – Architekturjournalist, Architekt in das Büro von Herbert Rimpl (Jahrgang 1902), und Stadtplaner damals eines der führenden Architekturbüros für Der Architekt Alfons Leitl, Jahrgang 1909, hat- den Industriebau. Rimpl war als Chefarchitekt der te bis zu seiner neuen Aufgabe in Rheydt einen „Heinkel-Flugzeugwerke“ mit dem Bau des Hein- etwas ungewöhnlichen Werdegang hinter sich kel-Werks in Oranienburg 1934 bis 36 bekannt (Porträt Abb. 11). In Berlin geboren und in Wien geworden und wurde 1937 Chefarchitekt der aufgewachsen, war er 1926 zum Abitur nach „Reichswerke AG Hermann Göring“ in Salzgitter Berlin zurückgekehrt und hatte dort 1928 eine und Linz, eines neu geschaffenen Staatskonzerns Ausbildung beim Berliner Bauwelt-Verlag begon- unter nationalsozialistischer Regie. Bei Rimpl war nen. Ab 1933 lassen sich Fachbeiträge Leitls in Alfons Leitl (lt. seines Biografen Busmann) Leiter der renommierten Wochenzeitschrift „Bauwelt“ der Abteilung für Montagebau, die Teil der Reichs- und der Schwesterzeitschrift „Monatshefte für werke AG war.12 Baukunst und Städtebau“ nachweisen. Nach Kriegsende arbeitete Leitl mit Johannes Leitl galt (auch den Zeitgenossen in der Nach- Krahn – der ebenfalls in der Abteilung für Mon- kriegszeit) als ein bestimmten Strömungen der tagebau tätig gewesen war – zunächst bei der architektonischen Moderne zugewandter Archi- „Holzmontagebaugesellschaft Sigmaringen“ des tekturjournalist, der in der NS-Zeit die Bauten von Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Parallel Architekten wie Egon Eiermann (Jahrgang 1904), konzipierte er eine eigene Architekturzeitschrift, Johannes Krahn (Jahrgang 1908), Fritz Jaenecke die schließlich ab 1947 als „Baukunst und Werk- 11 Abb. 12: Gestaltung der Stadtmitte Rheydt - Variante, dat. September 1947, Leitl (Quelle: HA Erzbistum Köln) Abb. 13: Gestaltung der Stadtmitte Rheydt - Variante, dat. Sept. 1947, Leitl (Quelle: HA Erzbistum Köln) 13 | STADTBAUGESCHICHTE RHEYDT form“ erschien, rasch zu einer bedeutenden Ar- und ab September 1947 ist er auf den Planstem- chitektur-Monatszeitschrift wurde und deren Her- peln separat als Mitarbeiter genannt (und damit ausgeber Leitl bis 1954 war. herausgehoben). Als Zeichner ist auf den Plänen u. a. ein Zeichner Brosi vermerkt – vermutlich Der Auftrag an Leitl und das Stadtplanerteam Rudolf Brosi, der später in Rheydt selbst als Archi- Der Neu-Rheydter Alfons Leitl, den die Stadt tekt tätig ist. Auch Hermann Lahmé, der Leitl 1938 Rheydt Anfang 1947 beauftragte, war somit ein zum Architekten fortbildete, siedelte in den spä- Planer mit besonderem Profil, mit begrenzter ten 1940er-Jahren nach Rheydt über und bildete Erfahrung im Städtebau, aber einem guten Leu- etwa 1949 bis 51 eine (vermutlich projektbezo- mund als „Moderner“. Gemäß dem geschlos- gene) Arbeitsgemeinschaft mit Leitl, aus der u. a. senen Vertrag sollte Leitl als Auftragnehmer der die Volksschule in Wegberg hervorging.16 Leitl Stadt Rheydt (d. h. als freier Architekt) bis zum scharte damit ein Team um sich, das sich (soweit Herbst 1947 einen Verkehrsplan und einen Ge- ermittelbar) aus externen, vorher nicht in Rheydt neralbebauungsplan erarbeiten sowie Unterlagen ansässigen Planern zusammensetzte. für die Freigabe möglichst großer Teile der bisherigen Bausperrgebiete bereitstellen; bis zum Juni Der Weg der Leitl-Planung 1948 sollten die wichtigsten Teilbebauungspläne Der Fortgang der Leitl-Planung lässt sich an den folgen, der Abschluss der Gesamtplanung wurde im Stadtarchiv Mönchengladbach und im Histo- bis zum 31.12.1948 vereinbart.13 rischen Archiv des Erzbistums Köln erhaltenen Die Wiederaufbauplanung stand in allen Städten Plänen in ihren wesentlichen Schritten nach- und Kommunen mit größeren Kriegsschäden un- vollziehen. Nicht alle Pläne sind datiert: Gerade ter besonderem Zeitdruck: Für die Neuordnung die Skizzen tragen selten ein Datum. Die bei- wurden Teilbereiche der Städte mit Bausperren den frühesten Pläne, die zugleich das damalige belegt, die jedoch als Eingriffe in das private Ei- Zentrum Rheydts zwischen Hauptstraße und gentum nicht beliebig lange aufrechterhalten Stresemannstraße, Friedrich-Ebert-Straße und werden konnten. Zudem hatten die Städte ver- Limitenstraße zeigen, datieren vom 29.7.1947 ständlicherweise selbst ein großes Interesse, (Abb. 12-13). In ihnen finden sich bereits zentrale den Wiederaufbau zügig in Gang zu bringen und Bausteine der künftigen Leitl-Planung (Abb. 14), wieder ein funktionierendes Gemeinwesen zu er- wenngleich noch in skizzenhafter Form: zwei möglichen. verschiedene Varianten für eine Zeilenbebauung Das neu eingerichtete Stadtplanungsbüro Leitls in Nord-Süd-Richtung zwischen Hauptstraße und soll zeitweise zehn Mitarbeiter umfasst haben: Marktstraße, die durch Querbauten verkettet wer- Namentlich genannt sind in einem 1953 in den sollten; eine Verbreiterung der Limitenstraße „Baukunst und Werkform“ erschienenen Aufsatz, mit einer direkten Verbindung in die Gartenstraße der die Leitl‘sche Stadtplanung in Rheydt vorstellte, und ein akzentuierter, architektonischer Platz an zum einen Dipl.-Ing. Ludwig Hinrichs und Architekt der Kreuzung der Limitenstraße mit der Strese- Gerhard Blume (für das Stadtplanungsbüro) und mannstraße, eine Neukonzeption des Marktplat- zum anderen Architekt Paul Bernert (für das zes einschließlich der Einmündung der Bruck- separate Architekturbüro).14 Ludwig Hinrichs nerallee sowie Überlegungen zum westlichen, war wie Leitl im Baubüro der „Reichswerke AG bisher S-förmigen Abschnitt der Marktstraße. Hermann Göring“ tätig gewesen und hatte in Gerade der in beiden Skizzen modifizierte Markt Salzgitter beim Siedlungsbau der Wohnungs- verdient dabei besondere Beachtung: In beiden Aktiengesellschaft der Reichswerke AG (WAG) Zeichnungen ist er auf ein Quadrat reduziert und mitgewirkt.15 allseitig gefasst. Nach Süden sollte ihn nicht mehr Anhand der im Historischen Archiv des Erzbis- das historistische Rathaus begrenzen, sondern tums Köln verwahrten Pläne aus dem Nachlass eine vor dem Rathaus zu errichtende Bebauung: Leitl lässt sich ableiten, dass Hinrichs maßgeblich Die Architektur der Gründerzeit war seinerzeit an der Konzeption der Rheydter Stadtplanung be- gerade unter Architekten wenig geschätzt und teiligt war: Zentrale Pläne der im Juli 1947 einset- sollte so quasi verborgen werden. Im Bereich zenden Planüberlieferungen tragen sein Kürzel, der ehemaligen Harmonie (an der Südseite der Abb. 14: Generalbebauungsplan, dat. 8.9.1947 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 15/59/22/14 KP) STADTBAUGESCHICHTE RHEYDT | 14 RHEYDT: STADTBAUGESCHICHTE UND STADTBILDANALYSE Abb. 15: Perspektivische Ansicht Hauptstraße – Mündung Harmoniestraße, dat. Nov. 1947 (Quelle: HA Erzbistum Köln) Abb. 16: Perspektivische Ansicht Markstraße Nordseite, dat. 18.10.47 (Quelle: HA Erzbistum Köln) 15 | STADTBAUGESCHICHTE RHEYDT Marktstraße) ist eine zentrale Grünfläche darge- straße (deren Straßenführung so betont worden stellt. Beide Pläne sind mit dem Verfasserkürzel Hi wäre). Ein Plan vom Oktober 1947 stellt wiederum versehen – der bereits erwähnte Ludwig Hinrichs. verschiedene Höhenstaffelung einander gegen- In den folgenden Monaten bearbeitete das Stadt- über: Die Kopfbauten der südlichen Hauptstraße planerteam den Bereich der Hauptstraße zwischen sind jeweils viergeschossig, die Verbindungsbau- Friedrich-Ebert-Straße und Markt mit besonderer ten variieren zwischen zwei- und viergeschossig. Intensität. Pläne vom September 1947 spielen Auch für die Brücke über die Harmoniestraße sind verschiedene Lösungen durch: Die Hauptstraße verschiedene Varianten dargestellt. wird wahlweise als Einbahnstraße, als zweispu- Besonders eindrücklich sind die perspektivischen rige Straße und als Fußgängerzone entworfen, die Darstellungen, die in diesen Monaten von der ge- Kopfbauten der Nord-Süd-orientierten Zeilen soll- planten Bebauung gezeichnet werden, die man als ten wahlweise nur die Südseite oder Nord- und verkettete Zeilenbebauung oder Kammbebauung Südseite gleichermaßen prägen. In zwei Varianten bezeichnen könnte: Vom Oktober 1947 stammt führte die Harmoniestraße nach Norden über die eine Darstellung der Marktstraße mit einer ge- Hauptstraße hinaus bis an die Marktstraße: ein- schwungenen Kammbebauung (Abb. 15), und mal mit stadträumlich wirksamen Brücken über vom November 1947 ist eine besonders reprä- die Hauptstraße (die so mittig geteilt worden sentativ angelegte Perspektive des Mittelteils der wäre), einmal mit Brücken parallel zur Haupt- Marktstraße erhalten (Abb. 16). Die erstgenann- te Zeichnung mit Schattenwurf, Personen und Staffage zeigt die durchgängig viergeschossige Variante mit einer dreigeschossigen Brücke über die Harmoniestraße, auf der Sonnenschirme eine Aussichtsterrasse andeuten. Eine wesentliche Idee ist hier auch sichtbar: eine überdachte Wegeführung, die vor den Querbauten entlangführt, die Kopfbauten durchquert (und dadurch eine Schaufenster-/Ladenfläche an dessen Stirnseite freistellt) und nur beiderseits der Einmündung der Harmoniestraße in einer stirnseitigen Arkade quasi um die Kopfbauten herumführt. Die Systematik der verketteten Zeilen- oder Kammbebauung sollte auch auf weitere Planungsbereiche übertragen werden. Der auf den Abb. 17: Vogelschau Aufbauabschnitt 1 (Innenstadt), dat. 28.12.1947 (Quelle: HA Erzbistum Köln) 8.9.1947 datierte Generalbebauungsplan (Abb. 14, S. 14) verdeutlicht, dass das Leitl-Team eine Neustrukturierung der gesamten Stadtmitte (zwischen Hauptstraße und Stresemannstraße) vorsah sowie weitere Planungsbereiche entwickelte: den Bereich um Bahnhof und Stadthalle, die Gracht, den Bereich um die Kirche St. Josef und den Bereich Jöbgesbergweg/Egerstraße im Südwesten. Am 30.12.1947 präsentierte Leitl den Stand der Wiederaufbauplanung in einer (nicht öffentlichen) Ratsherrensitzung. Hierfür entstand eine aufwendig gezeichnete und kolorierte Vogelschau des Rheydter Zentrums – bezeichnet mit Aufbauabschnitt 1 und datiert vom 28.12.47 (Abb. 17). Kurz nach diesem Ratstermin datiert eine weitere Vogelschau, die den „Stadtplatz“ und die Gracht Abb. 18: Vogelschau Stadtplatz/Gracht, dat. 5.1.1948 (Quelle: HA Erzbistum Köln) Abb. 19: Vogelschau Bahnhofsumfeld, undatiert (Quelle: HA Erzbistum Köln) zeigt (Abb. 18). Das Zentrum der Zeichnung bildet eine Kammbebauung an der Nordseite des Kirmesplatzes. Die übrige Bebauung ist eher schematisch dargestellt; prägnante stadträumliche Rahmungen sind zum einen die rechteckig eingefasste Kreuzung der Limitenstraße mit Stresemannstraße/Gracht, zum anderen die beabsichtigte Einfassung der Limitenstraße mit einer leichten Betonung durch einen Versatz/Eckvorlage auf der Höhe der Marktplatz-Südostecke. Eine dritte, undatierte Vogelschau in ähnlicher Darstellungsweise schließlich zeigt (aus Richtung Südost blickend) die Bereiche südlich der Stresemannstraße mit Einbeziehung von Bahnhof und Stadthalle (Abb. 19). Vor dem Bahnhof ist ein Park angelegt, der sich als Grünzug (im Verlauf der heutigen Moses-Stern-Straße) bis zur Limitenstraße fortsetzen sollte. Die Stadthalle ist an der Südseite durch einen größeren Blockbau nach STADTBAUGESCHICHTE RHEYDT | 16 RHEYDT: STADTBAUGESCHICHTE UND STADTBILDANALYSE Südost sowie drei Zeilen nach Südwest ergänzt – Kammbebauung der Hauptstraße, so Leitl, hätte Vorschläge, die zum Teil bereits in dem erwähn- die Vorzüge vergrößerter Ladenfronten als vergrö- ten Generalbebauungsplan vom September 1947 ßerte Verkaufsfläche; sie ermögliche eine Über- enthalten waren. Auffällig sind die großen Block- dachung auf beiden Straßenseiten für einen wit- randbebauungen zwischen Stresemannstraße terungsunabhängigen Einkauf. Leitl prägte hierfür und Endepohlstraße, die große Grünbereiche um- den Ausdruck Basarstraße und hob hervor, dass fassen und etwas schematisch wirken. Hier hatte eine solche Bebauung bislang einzigartig wäre. Leitl offenbar nicht beabsichtigt, die großen Grün- Angesichts der notwendigen Umlegungen, um derzeit-Blockstrukturen nachträglich zu teilen. aus der bestehenden kleinteiligen Parzellierung am für eine solche Bebauung die notwendigen Bau- 30.12.1947 präsentierte Leitl seine städtebau- felder zu schaffen und um eine einheitliche Be- liche Konzeption auch in einem ausführlichen bauung der Hauptstraße zu fördern, regte Leitl Vortrag: zunächst die Nord-Süd-Achse der auf- an, freiwillige Baugenossenschaften aus Grund- geweiteten Limitenstraße mit der Überbrückung stückseigentümern zu bilden. Der Vortrag wurde, der Wilhelm-Strauß-Straße, dann seine Idee, die wie das Protokoll vermerkt, mit „lebhaftem Bei- Gracht als stadtnahen Kirmesplatz zu konzipieren fall“ aufgenommen.17 und über einen Spazierweg an die Marktstraße Abschließend wurde beschlossen, die Planung anzubinden, sodass Gracht und Markt als Veran- schrittweise in Teilabschnitten offenzulegen und staltungsgelände miteinander verbunden werden so nach und nach in das Genehmigungsverfahren könnten. Nach einem Hinweis auf die Grünfläche einzubringen, das diese Offenlegung als Teil der vor der künftigen Stadtsparkasse an der Markt- demokratischen Beteiligung vorsah (und bekannt- straße präsentierte er die Kernbereiche seiner lich bis heute vorsieht). Zugleich wurde die Ein- Planung: die Hauptstraße und den Marktplatz. richtung eines Planungsausschusses beschlos- Offenbar wohl wissend, dass der dargestellte sen, der am 3.2.1948 erstmals tagte und die Bauriegel vor dem Rathaus keinen uneinge- weitere Ausarbeitung der Wiederaufbauplanung schränkten Beifall finden würde, versuchte er begleitete; anwesend waren in diesem Ausschuss diesen nicht nur mit der Proportion des Platzes, neben Vertretern der Stadt Rheydt regelmäßig sondern auch mit der „nicht sehr schönen“ Ge- Alfons Leitl, Ludwig Hinrichs und Gerhard Blume. staltung des Rathauses und dem kommenden In den folgenden beiden Monaten wurden an- Platzbedarf der Verwaltung zu begründen. Die schließend Teilbebauungspläne im Maßstab 1:500 In Abb. 20: Fluchtlinienplan Nr. 1001, nördliche Innenstadt, 1948: Eintragung der neuen stadträumlichen Baufluchten auf dem bisherigen Flurstücken, rot hinterlegt die dem künftigen Straßenraum zugeschlagenen Flächen (Quelle: Stadtplanungsamt Stadt MG) 17 | STADTBAUGESCHICHTE RHEYDT der genannten Ratsherrensitzung erarbeitet, um auch die notwendigen Umlegungs- Harmoniestraße auf die Hauptstraße errichtete: Bebauungspläne im selben Maßstab anknüpften. verfahren durchführen zu können – die Neuord- einen ersten Kopfbau der Kammbebauung. Dieses Die städtebauliche Umsetzung der Leitl‘schen nung des Stadtgrundrisses brachte zwangsläufig kleine, für den Kaufmann Paul Wallraf errichtete Planung war somit planungsrechtlich in die Wege eine Veränderung der Parzellenzuschnitte und Gebäude sollte dort noch vor der Aufhebung der geleitet – und bedurfte nun der Umsetzung. damit Änderungen am bisherigen Grundbesitz mit Bausperre als Muster für den Wiederaufbau die- sich, durch die Straßenverbreiterungen etwa ent- nen (Abb. 22, S. 20). fiel überbaubare Grundfläche. Zum Abschluss von Leitls Stadtplanungstätig- Da eine entsprechende, neue gesetzliche Grund- keit entstand im November 1948 der bekannte lage nach damaliger Einschätzung noch fehlte, großformatige Flächenaufteilungsplan für die griff man hierfür auf Gesetze der NS-Zeit zurück, Gesamtstadt Rheydt, der 2012 auch im Zentrum die für die seinerzeit konzipierten durchgreifenden einer Ausstellung zum Wiederaufbau stand.18 Zum Stadtumgestaltungen geschaffen worden waren: Jahreswechsel 1948/49 endete der Vertrag der Aufgrund der Verordnung über Neuordnungsmaß- Stadt Rheydt mit Alfons Leitl, der nachfolgend nahmen zur Beseitigung von Kriegsfolgen vom die Wiederaufbauplanung von Wesel bearbeitet.19 2. Dezember 1940 und deren Folgeverordnung Leitls Planungen mündeten in dem Ortsstatut vom aus dem Jahr 1942 ließ sich die Stadt Rheydt 25.8.1949, das u. a. Geschosshöhen vorschreibt nun zum Neuordnungsgebiet erklären – mit den und differenziert Geschosszahlen sowie Bautiefen Rechtsfolgen, dass die Neuordnungspläne nach für Vorder- und Hinterhäuser der einzelnen Stra- Genehmigung durch die höhere Verwaltungsbe- ßenzüge festlegt; für Teilbereiche der Innenstadt hörde rechtskräftig wurden, ohne dass Bürger ist dieses Ortsstatut unverändert rechtsgültig. Ihn Rechtsmittel einlegen konnten, und man diese ergänzten die beiden Fluchtlinienpläne 1001 und Umlegungen „erforderlichenfalls zwangsweise“ 1002, die die neuen, auf der Leitl-Planung basie- durchführen könne. Im März 1948 wurde die renden Fluchtlinien für die damalige Rheydter In- Rheydter Wiederaufbauplanung von Landesregie- nenstadt festsetzten und im Februar 1948 rechts- rung, Landesplanungsgesellschaft und Bezirks- kräftig wurden (Abb. 20-21). Weitere Teilbereiche planungsstelle genehmigt. der heutigen Innenstadt und der Gracht erhielten Impulse für die architektonische Ausgestaltung ab den frühen 1950er-Jahren Durchführungsplä- des Wiederaufbaus sollte ein Mustergebäude ge- ne im Maßstab 1:500, die die Regelungen des ben, das Leitl 1948 (mit seinem von Paul Bernert Ortsstatuts ergänzten und an die ab Mitte der geleiteten Architekturbüro) an der Mündung der 1950er-Jahre weitere Durchführungspläne bzw. Abb. 21 Fluchtlinienplan Nr. 1002, südliche Innenstadt, 1948 (Quelle: Stadtplanungsamt Stadt MG) STADTBAUGESCHICHTE RHEYDT | 18 RHEYDT: STADTBAUGESCHICHTE UND STADTBILDANALYSE STADTBILDANALYSE RHEYDT Die städtebauliche Planung von Alfons Leitl gab der Rheydter Innenstadt bis hin zu Mustergrund- umsetzen zu können, so erfüllte sich dies nicht. dem Wiederaufbau von Rheydt den gestalteri- rissen ausgearbeitet hatte. Eine lange, im Februar Neben einigen Architekten aus dem ehemaligen schen und planungsrechtlichen Rahmen. Leitl 1948 gezeichnete Ansicht zeigt die charakte- Stadtplanerteam Leitls waren es vor allem ortsan- entwarf jedoch nicht nur die stadträumlichen ristische Stahlbetonskelettbauweise mit in der sässige, oft bereits vor 1945 in Rheydt beheima- Strukturen des künftigen Rheydt, sondern gab Fassade sichtbarem Tragwerk, wie sie das Haus tete Architekten, die die städtebauliche Planung auch umfangreiche planerische Anregungen für Wallraf hat, für die gesamte Straßenabwicklung mit ihren Entwürfen umsetzten (Abb. 24.1-24.2). die architektonische Umsetzung des Wiederauf- (Abb. 23). Die Kammbebauung ist mit ihren bei- Diese Umsetzung erfolgte nach den architektoni- baus. Die Kammbebauung der Hauptstraße bilde- den unterschiedlichen Höhen für die Kopfbauten schen Prinzipien der Zeit, aber auch mit der da- te hier erneut einen Schwerpunkt. Der Musterbau, und die Verbindungsbauten, mit ihren Vor- und mals vorhandenen gestalterischen und konstruk- den Leitl 1948 mit seinem von Paul Bernert ge- Rücksprüngen sowie der prägnanten Wegefüh- tiven Bandbreite – im Gegensatz zu Siedlungen leiteten Architekturbüro für den Kaufmann Paul rung dargestellt. Leitls Wunsch und Vorstellung und Quartieren, die in einer Handschrift von ei- Wallraf an der Mündung der Harmoniestraße auf war, so wird hier deutlich, keine monoton-gleich- nem Planungsteam für einen (institutionellen) die Hauptstraße errichtete (Abb. 22), wurde bereits förmige Architektur, aber eine Architektur nach ei- Bauherrn errichtet wurden. im Abschnitt zur Stadtbaugeschichte erwähnt: er nem Gestaltungs- und Konstruktionsprinzip – eine sollte als Muster für die geplante Kammbebauung Architektur aus einem Guss. Wie viel Leitl steckt in Rheydt? dienen und bildete einen Baustein der zugehöri- Sollte Leitl gewünscht oder gehofft haben, den Die verschiedenen Vogelschauen, in denen Leitl gen Planung, die Leitl gerade für diesen Bereich Wiederaufbau von Rheydt aus einer (seiner) Hand zum Jahreswechsel 1947/48 seine stadträumli- GestaltunGs- und ModernisierunGskonZept rheydt_abwicklung hauptstraße_M 1:200 Abb. 23: Ansicht und Schemagrundriss Hauptstraße, dat. 19.2.1948, Ausschnitt Südseite (Quelle: HA Erzbistum Köln, PK 170) Abb. 24.1: Südseite Hauptstraße, Ansichten Baueingabepläne Hauptstraße 52 ! Baujahr: !1949 (Erdgeschoss und 1. Obergeschoss) Architekt: !Leonhard Eyckers, Düsseldorf Bauherr: !Wilhelm Vits Hauptstraße 50 ! Baujahr: !1954 Architekt: !Heinz Thevißen Bauherr: !Wwe. Karl Niehl Baujahr: !1953 (Aufstockung) Hauptstraße 52 Thevißen Architekt: !Heinz ! Bauherr: !Wilhelm Vits, Gastwirt Baujahr: !1949 (Erdgeschoss und 1. Obergeschoss) Architekt: !Leonhard Eyckers, Düsseldorf Bauherr: !Wilhelm Vits Hauptstraße 50 ! Baujahr: !1954 Architekt: !Heinz Thevißen Bauherr: !Wwe. Karl Niehl Hauptstraße 46 ! Baujahr: !1953 Architekt: !Erwin Arnold Bauunternehmung Bauherr: !Erwin Arnold Bauunternehmung Hauptstraße 44 Hauptstraße 42 Hauptstraße 38 Hauptstraße 32-36 Hauptstraße 30 Baujahr: !1950 Architekt: !Wilhelm Kamp, ! ! !Arch. BDA, Rheydt Bauherr: !Wwe. Else Stock Baujahr: !1953 Architekt: !Arnold Wohnungsbau GmbH Bauherr: !Erben Dr. Klock Baujahr: !1949 Architekt: !Hans Klinkenberg Ing. Bauherr: !Heinrich Wintzen (Schuhhaus) Baujahr: !1954 Architekt: !Heinz Thevißen Bauherr: !Carl Kalderoni Abt. Einrichtungshaus Kalderoni Baujahr: !1948 Architekt: !Alfons Leitl Bauherr: !Hans Wallraf, Rheydt Abb. 24.2: Südseite Hauptstraße, Ansichten realisierte Planungen (Rekonstruktion nach historischen Fotografien) 19 | STADTBILDANALYSE RHEYDT Baujahr: !1953 (Aufstockung) Architekt: !Heinz Thevißen Bauherr: !Wilhelm Vits, Gastwirt Hauptstraße 46 ! Baujahr: !1953 Architekt: !Erwin Arnold Bauunternehmung Bauherr: !Erwin Arnold Bauunternehmung Hauptstraße 44 Hauptstraße 42 Hauptstraße 38 Hauptstraße 32-36 Hauptstraße 30 Baujahr: !1950 Architekt: !Wilhelm Kamp, ! ! !Arch. BDA, Rheydt Bauherr: !Wwe. Else Stock Baujahr: !1953 Architekt: !Arnold Wohnungsbau GmbH Bauherr: !Erben Dr. Klock Baujahr: !1949 Architekt: !Hans Klinkenberg Ing. Bauherr: !Heinrich Wintzen (Schuhhaus) Baujahr: !1954 Architekt: !Heinz Thevißen Bauherr: !Carl Kalderoni Abt. Einrichtungshaus Kalderoni Baujahr: !1948 Architekt: !Alfons Leitl Bauherr: !Hans Wallraf, Rheydt chen Ideen und Konzepte anschaulich präsentierte Kammbebauung ein, wie sie auch der gültige (siehe Abb. 17-19, S. 16), zeigen drei Teilbereiche Fluchtlinienplan (Abb. 20) vorgab. in und an der Rheydter Innenstadt. Die erwähnte Die unten stehende Gegenüberstellung der Kammbebauung an der Südseite Hauptstraße bil- Leitl‘schen Gesamtplanung für die Südseite det die zentrale, prägnante Baufigur innerhalb der Hauptstraße mit den Ansichten der Baueingabe- Vogelschau zur heutigen nördlichen Innenstadt. pläne und den realisierten Fassaden (ganz unten) An ihr lässt sich exemplarisch nachvollziehen, in verdeutlicht, dass auch die übrigen Bauten der welchem Umfang die Leitl‘sche Wiederaufbaupla- Hauptstraße diesem Prinzip folgten: Die städte- nung in Rheydt umgesetzt wurde. bauliche Figur der Kammbebauung wurde (weit- Das erste Wohn- und Geschäftshaus, das nach gehend) umgesetzt, die Gestaltungsvorschläge dem Musterbau von Leitl und Bernert an der Leitls wurden hingegen nur teilweise aufgegriffen. Hauptstraße errichtet wurde, war das Schuhhaus Wintzen (Hauptstraße 38, Arch. Paul Klinkenberg). Entstanden ist so an der Hauptstraße eine Mit seiner konservativen, putzsichtigen Architek- architektonisch vielfältige Straßenansicht, die tur bildete es gestalterisch bereits einen gewissen durch die prägnante städtebauliche Figur der Kontrapunkt zum Leitl‘schen Musterbau; zugleich Kammbebauung zu einem Ganzen zusam- fügte es sich jedoch in die von Leitl konzipierte mengebunden wird. Abb. 22 (oben): Muster-Kopfbau Hauptstraße 30, Arch. Alfons Leitl, Mitarbeiter Paul Bernert (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1280) Zwischenstand 29.08.2012 Harmoniestraße abwicklung gemäß Baueingabe Harmoniestraße Harmoniestraße abwicklung gemäß Baueingabe Harmoniestraße Harmoniestraße abwicklung gemäß historischem Bildmaterial Hauptstraße 26 Hauptstraße 22/24 Hauptstraße 20 Hauptstraße 18 Baujahr: !1960 Architekt: !Paul Bernert Bauherr: !Hans Wallraf, Rheydt Baujahr: !1950 Architekt: !Jaekel & Neuhausen Bauherr: !Wilhelm Müllers, Rheydt Baujahr: !1952 Architekt: !Platt (?) Bauherr: !Erwin Arnold ! ! !Bauunternehmung Baujahr: !1957 Baujahr: !1949 Architekt: !Paul Bernert, Architekt: !Johann Dassen ! ! !Brucknerallee 90 ! ! !Bauunternehmung Bauherr: !Ernst Viand Bauherr: !Franz Joeres Hauptstraße 16 Hauptstraße 14 Hauptstraße 12 Hauptstraße 10 Hauptstraße 2 Baujahr: !1952 Architekt: !Rudolf Brosi Bauherr: !Richard Gauls, ! ! !Rheydt Baujahr: !1957 (Vorzeichnungen 1955) Architekt: !Heinz Thevißen Bauherr: !CeKa-Verwaltungs-GmbH Gebrüder Heinemann Harmoniestraße Baujahr: !1952 Baujahr: !1950 Architekt: !Platt (?) Architekt: !Rudolf Brosi Bauherr: !Erwin Arnold Bauunternehmung Bauherr: !Johann Cleven, ! ! !Rheydt Hauptstraße 26 Hauptstraße 22/24 Hauptstraße 20 Hauptstraße 18 Baujahr: !1960 Architekt: !Paul Bernert Bauherr: !Hans Wallraf, Rheydt Baujahr: !1950 Architekt: !Jaekel & Neuhausen Bauherr: !Wilhelm Müllers, Rheydt Baujahr: !1952 Architekt: !Platt (?) Bauherr: !Erwin Arnold ! ! !Bauunternehmung Baujahr: !1957 Baujahr: !1949 Architekt: !Paul Bernert, Architekt: !Johann Dassen ! ! !Brucknerallee 90 ! ! !Bauunternehmung Bauherr: !Ernst Viand Bauherr: !Franz Joeres Hauptstraße 16 Hauptstraße 14 Hauptstraße 12 Baujahr: !1952 Baujahr: !1950 Architekt: !Platt (?) Architekt: !Rudolf Brosi Bauherr: !Erwin Arnold Bauunternehmung Bauherr: !Johann Cleven, ! ! !Rheydt Hauptstraße 10 Hauptstraße 2 Baujahr: !1952 Architekt: !Rudolf Brosi Bauherr: !Richard Gauls, ! ! !Rheydt Baujahr: !1957 (Vorzeichnungen 1955) Architekt: !Heinz Thevißen Bauherr: !CeKa-Verwaltungs-GmbH Gebrüder Heinemann STADTBILDANALYSE RHEYDT | 20 RHEYDT: STADTBAUGESCHICHTE UND STADTBILDANALYSE Vergleicht man die damaligen Planungen Leitls Zeit. Auch im Bereich der Marktstraße ist Leitls mit der späteren Umsetzung, so zeigt sich, dass städtebauliche Planung umgesetzt, sowohl im es verschiedene Bereiche gibt, in denen eine ähn- Bereich des heutigen Sparkassenplatzes als auch liche Umsetzung erfolgte, während andere Ideen im Bereich der gestaffelten Verschwenkung des offenbar verworfen oder schlicht nicht umgesetzt Marktstraßenverlaufs hin zur Kreuzung mit der wurden. Friedrich-Ebert-Straße. Eine weitgehende stadträumliche Umsetzung Zu den stadträumlichen Ideen Leitls, die keine erfolgte im Bereich Limitenstraße einschließlich Umsetzung erfuhren, gehört der Riegel vor dem der Kreuzung mit Stresemannstraße und Gracht, Rathaus. Während wir heute dessen historistische dem damaligen „Rheydter Ei“ (so benannt wegen Gestaltung schätzen, hätte Leitl dieses Bauwerk der großen Verkehrsinsel). Historische Aufnah- gerne hinter neuer Architektur verborgen. men (Abb. 25) verdeutlichen die stadträumliche Auch seine Konzeption für einen Park gegenüber Konzeption von Platz und Straßenaufweitung, die dem Bahnhof wurde nicht umgesetzt, hier verläuft insbesondere an der Ostseite der Limitenstraße heute der Rheydter Ring. Seine bauliche Idee für auch durch eine vergleichsweise einheitliche Fas- die Fassung des Stadtplatzes an der Gracht wurde sadengestaltung unterstützt ist. Zusammen mit verändert realisiert – woran Leitl selbst teilhatte, den Bauten an der Hauptstraße war diese „mo- sind doch die ersten Wohnhäuser an der Gracht derne“ Straße ein beliebtes Postkartenmotiv der (im südöstlichen Teil) noch von ihm entworfen. Abb. 25: Limitenstraße, 1958 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1475) 21 | STADTBILDANALYSE RHEYDT Vielfalt und Einheit – Rheydt heute Die Wiederaufbauarchitektur von Rheydt war der Stolz der Rheydter Bürger, die städtebauliche Gestaltung wurde weit über die Stadtgrenzen hinaus positiv wahrgenommen. Heute ist diese Architektur stellenweise in die Jahre gekommen. Die architektonischen und stadträumlichen Qualitäten der Nachkriegsarchitektur der 1950er- und 1960er-Jahre müssen heute teilweise neu entdeckt werden, teilweise sind sie verschüttet und müssen neu zutage gefördert werden. 43 28 31 37 35 39 36 21 3a 25 23 23 25 17 21 14 15 24 12 11 20 16 14 86 99 12 P 78 17 20 19 Straße 22 Kindergarten 26 28 30 P 36 43 42 53,55 44 aße 48 57 57 34 65 55 67 57 64-78 71 75 77 76 78 80 82 84 86 88 90 93 95 97 99 10 1 10 3 7,5 P 20d 83-81 P 10 12 11 85 Pestalo 26 24 28 14 36 38 63 111 65 69 70 73 72 74 75 Elberfelder Straße 33 Jugendheim 40 37 15b 11 37 lder erfe Elb 13 15 ße Stra 17 35 46a 46 43 e 12 bis 1944 Altersklasse 4 Weg (AK 4)!!!!!!!!!!!!!!!!!1919-1933 36 31 38 35 Altersklasse 3 (AK 3)!!!!!!!!!!!!!!!!!1871-1918 115 P 77 76 P 42,44 34 29 Altersklasse 2 (AK 2)!!!!!!!!!!!!!!!!!1835-1870 33 P 61 40 Altersklasse 1 (AK 1)!!!!!!!!!!!!!!!!!!vor 1835 Stadtumbaugebiet Jugendfreizeitheim 46 17 18 22 25 24 34a 15a 22 21 20 e zzistraß 17 27 34 59 28 57 29 49 33 47 35 P P P 25 23 45 KARTIERUNG BAUALTERSKLASSEN 30 15 16 19g P P 99 15 43 GESTALTUNGS- UND MODERNISIERUNGSKONZEPT RHEYDT 21 13 46 13 87 95 92 97 61a 29 36 Post 73 74 20e 79 traße 80 82 84 86 90 91 Limite ns 10 12 14 16 18 11 13 15 17 71 72 26 30 69 24a 19 67 70 22 32 65 68 16 21 63 66 14 45 44 61 62,64 12 42 59 60 19e 41 11 40 57 27 34 58 25 fstraße 55 56 10 49 34 36 54 91 36 38 19f von - Galen - Straße 34 19c 32 25 53 52 Weg 37 - Straße 19d 30 38 49 50 22a 27 47 48 20c 19 94 32 19b 19a 31 40 45 89 46 17 41 Bahnho 43 96 20b 20a 12 61 - Straß 31 41 44 98 4-6 28 chiffer 44 39 81 P 35 14a 88a 40 39 49-51 33 36 79 32 15 38 37 35 Preuß 28 77 31 30 12 88 36 35 26 28 71-75 33 24 23 26 13 34 27 Hugo 22 22 11 31 29 20 21 20 10 32 27 e 18 21 Straße Dorfbroicher 28 25 aß 16 10 19 10 25 raße 23 20 Str 21 17 13 - 15 11 15 18 15 22 43 39 9a 13 16 69 Kronenstraße 11 16 18 er m-S 55 59 60 11 55 53 19 Wilhel 57 r Str 44 che 40 rfbroi 55 58 Königstraße 14 Waisenhausst 12 3a -16 en 14 8 , 17 ch -2 P 15 12 kir en 26 13 Od La 45 Do 53 66 23a 14 5,7 41 ns nge 26 54 30 70 10 30 , 28 , 26 13 - Straße Mittelstraße se gas 24 26 64 62 19 Kath. 22 2-4 82 80 60 56 54 62 58 50 Terrasse tz npla Marie 20 16-18 12 67 46 42 Weg Marienkirche 10 6-10 40 49 23 21 11 13 15 13 34 Kindergarten 32 33 47 63 56 25 10 Dahlener Straße P 18 45 Gracht 83 81 14 12 15 15 43 25 41 38 30 61 5a Dorfbroicher 41 51 P 13 Gracht 31 27 11 36 29 37 72 12 iffer Wilhelm - Sch 40 94-96 88 42 50 - 52 45 - 47 33 79 77 traße 52 44 109 107 105 103 101 99 86 84 29 40 34 33 Weg 16 Weg 40 70 68 66 38 82 80 78 76 97 95 93 91 89 87 69 67 51 20 38 Stresemanns 42 49 Grachtstraße 39 Marktstraße 26 37 iestraße 25 32 40 38 36 34 32 63 39 37 33 29 27 21 9 17-1 47 74 49 47 45 15 13 11 25 42 75 43 39 39 38 24 41 34 ße ert-Stra ich-Eb 65 41 37 35 22 43 P 35 1-7 Mittelstraße 44 30 33 31 20 38 Friedr 40 45 P 27 1a 46 65 67 Harmon 42 47 Ma 13 12 27 44 14 e aß rktstr Rathaus 23 46 49 L 370 31 Limitenstraße 15 2-3 33 28 26 32 34 Bachstraße 11 10 36 13 11 31 19 15 Am Neumarkt 48 51 10 36 Mark 10 53 11 38 11 e ß tstra 25 36 17 11 55 12 Straße K7 Heinrich-Pesch- 30 23 21 19 23 18 15 tr. ße 59 27 12 17 aße 33 31 20 18 Kampstraße r-S lstra 22 16 Bachstr 11 ate 2a tr W-S Pa u 65 13 35 14 10 11 76 26 24 21 50 91 16 11 7-9 17 Markt 36 34 15 Wilhelm-Strauß-Straße 32 30 17 15 14 93 37 35 33 13 27 25 23 Ev. Hauptkirche 50 38 39 10 82-84 95 18 Kloet 11 46 44 42 40 12 97 Hohlstraße 20 asse ersg 12 15 65 90 52 aße 55 53 ptstr 51 Hau 49 47 45 41 39 162 160 156 150 148 146 144 140 138 134 130 126-126a 122 116 114 110 186 184 182 38 17 18 101 21 - Str 99 stra Haupt 75 73 69 67 65 63 61 59 57 97 ße 180 178 176 172 170 41 19 88 103 22 el Wilh 12 10 aße 48 44 46 95 93 91 85 200 165 161 157 155 153 151 L 370 Hauptstraße 40 21 90 Wilhelm - Strater - Straße 17 23 92 105 29 iffer 40 42 36-38 34 30 32 83 81 79 62 20 18 117-119 115 66 54 52 50 Stümgesgasse 26 111 B59 19 16 19 allee 25 96 t-Straße Kindertagesstätte 28 16 21 kner Bruc 29 100 115 rich-Eber Fried 31 19 nstraße Mühle ch m-S 72 70 58 56 31 29 27 175 173 147 141 139 135 131 133 127-129 125 121 43 32 29a 31 104 119 18 Berufliche Schulen 29 106 34 35 121 22 Gartenst raße 27 26 31 36 37 110 K7 100 98 96 92 90 82 Schule 33 38 123 Hohlstraße 32 nstraße Mühle 80 78 42 116 125 33 Heinrich-Pesch-Straße 34 63 64 ße Hohlstra 130 128 126 124 120 118 89 87 85 83 81 79 77 75 61 , 57 ße nstra Mühle 129 119 81a Fabrik 45 127 IB-K 7 59 ße ra st of dh ie Fr 48 Kindergarten 119 129 P 133 P P P 45 131 54 Altersklasse 7 (AK 7)!!!!!!!!!!!!!!!!!1965-1976 35 41 25 23 21 146 14 16 24 26 36 46 52 54 STRAUSS & FISCHER - HISTORISCHE BAUWERKE GBR | RICHARD-WAGNER-STR. 15 | 47799 KREFELD 59 12 22 64 10 20 Altersklasse 9/10 (AK 9/10)!1995-heute 57 raße Reitbahnst 18 47 Altersklasse 8 (AK 8)!!!!!!!!!!!!!!!!!1977-1994 1965-heute 144 19 45 62 17 43 55 65 Altersklasse 6 (AK 6)!!!!!!!!!!!!!!!!!1950-1964 43 P 41 135 10 ße 12 71 Stra 14 P 52 Weg ner 18 1945-1964 33 69 22 20 Altersklasse 5.2 (AK 5.2)!!!!!!!!1945-1949 35a 29 che Busbahnhof Altersklasse 5.1 (AK 5.1)!!!!!!!1934-1944 37 27 nkir 66 Mittelstraße Bahnhof raße tern-St Moses-S Ode Hbf. Rheydt e -Straß -Stern Moses 50 41 66 28 30 39 48 43a !!! ! !!! ! Architektonische Vielfalt und stadträumliche Einheit – dies sind Charakteristika, die auch aus den Kartierungen sprechen, die 2012 für den Bereich der Rheydter Innenstadt angelegt wurden. Wie umfassend der Wiederaufbau die Rheydter Innenstadt bis heute prägt, zeigt bereits die oben stehende Kartierung der Baualtersklassen. Die rot markierten Gebäude bilden die vor 1944 der Wiederaufbauplanung Leitls (Hauptstraße, errichteten Bauten. Die geringe Anzahl zeigt be- Marktstraße und Limitenstraße sowie Markt und reits: Kriegszerstörung und Wiederaufbau haben Gracht). nur wenig ältere Architektur bestehen lassen Der Südabschnitt der Waisenhausstraße und die (siehe auch Schadensplan von 1947, Abb. 10, Hugo-Preuß-Straße, die im Stadtraum als eher S. 12). Es handelt sich vor allem um gründer- gründerzeitlich geprägt wahrgenommen werden, zeitliche Bauten, ergänzt um wenige Bauten der zeigen in der Kartendarstellung dennoch eine grö- Zwischenkriegszeit. Sie konzentrieren sich auf ßere Anzahl von Bauten der Wiederaufbauphase. den südlichen Teil des Stadtumbaugebiets und Die grün dargestellten Bauten wurden nach 1965 Kartierung Baualter einzelne „Inseln“ in der übrigen Innenstadt, wobei errichtet oder sind, wie der große Baukörper des > ABBILDUNG OBEN bemerkenswerterweise sogar einzelne Vorkriegs- ehem. Kaufhofs am Marienplatz, nach 1965 so Die Kartierung des Baualters erfolgte auf der Ba- bauten im Bereich der Kammbebauung an der umfassend umgestaltet worden, dass sie als Bau- sis der Baualtersklassen nach BKI, wurde für die Hauptstraße bestehen blieben. ten dieser Zeit wahrgenommen werden. Hier tre- oben stehende Kartendarstellung jedoch zu den Demgegenüber macht die blau dargestellte Wie- ten die Bauten der späten 1960er-Jahre im Stadt- drei relevanten Phasen gebündelt: Dies sind die deraufbauphase heute einen wesentlichen Anteil raum weniger hervor, als es die Kartendarstellung vor 1944 errichteten Bauten, die Bauten des Wie- der Bebauung der Rheydter Innenstadt aus. Durch nahelegt; vor Ort entsteht eher der Eindruck, dass deraufbaus (1945 bis 1964) und die nachfolgen- die bis 1949 geltende Bausperre sind es vor allem innerhalb der Rheydter Innenstadt neben einzel- den, ab 1965 errichteten Bauten. ab 1950 errichtete Gebäude. In Teilbereichen wie nen Großbauten (wie dem besagten ehem. Kauf- Die Datierung erfolgte mehrheitlich nach dem Au- der Hauptstraße, der Friedrich-Ebert-Straße, der hof-Komplex) nur wenig jüngere Architekturen genschein im Rahmen einer Begehung, teilweise Marktstraße, der Limitenstraße/Gartenstraße und entstanden sind. wurden auch die zugehörigen Baugenehmigungs- der Gracht, mit Abstrichen auch in der Mühlen- unterlagen ausgewertet. Bauten, deren Datierung straße und dem Nordteil der Waisenhausstraße nicht gesichert ist bzw. die in die Schnittstelle entstanden geschlossene Bebauungen dieser von zwei Baualtersklassen fallen oder die zwei zwischen 1945 und 1964 spannenden Baupha- prägende Ausbauphasen zeigen, haben diagonal se. Die Bauten dieser Baualtersklasse umfassen geteilte Schraffur erhalten. somit insbesondere die genannten Kerngebiete STADTBILDANALYSE RHEYDT | 22 43 28 31 37 35 39 36 33 18 3a 25 25 23 16 allee 19 25 21 28 16 21 kner Bruc 29 17 19 14 15 24 12 11 20 16 14 86 99 12 33 78 20 22 26 28 30 P 33 34 36 40 43 42 53,55 44 aße 57 48 34 65 55 67 57 64-78 67 69 71 70 71 73 72 77 74 76 78 80 82 84 86 88 90 93 95 75 97 99 20e 10 1 10 3 7,5 P 20d 83-81 10 12 11 85 18 20 e zzistraß 17 Pestalo 57 59 28 26 34a 36 38 61 63 24 73 72 74 75 77 Elberfelder Straße 27 76 33 35 36 38 33 15 40 42 geneigte Altersklasse Dachfläche 4 Weg (AK 4)!!!!!!!!!!!!!!!!!1919-1933 35 P 37 40 Jugendheim 115 Altersklasse 3 (AK 3)!!!!!!!!!!!!!!!!!1871-1918 13 ße Stra 17 lder Elb 37 P 31 38 35 61 46a 46 43 e 12 46 11 erfe 34 29 36 Altersklasse 2 (AK 2)!!!!!!!!!!!!!!!!!1835-1870 33 - Straß 30 15b 26 111 69 70 42,44 Altersklasse 1 (AK 1)!!!!!!!!!!!!!!!!!!vor 1835 Stadtumbaugebiet 12 P 65 40 KARTIERUNG DACHFORMEN 22 P 22 24 49 22 23 47 34 GESTALTUNGS- UND MODERNISIERUNGSKONZEPT RHEYDT 21 15 45 25 P P 99 29 25 28 43 P P 41 13 13 14 16 19g P 95 92 97 61a 19e 34 Post 65 68 87 84 90 91 86 79 traße 80 82 Limite ns 10 12 14 16 18 11 13 63 66 16 15 61 62,64 14 17 59 60 15a 30 57 58 24a 19 55 56 25 32 19f 32 21 54 Weg 30 34 19c von - Galen - Straße fstraße 53 52 22a 36 19d 19 94 25 49 50 12 41 38 47 48 10 88a 39 27 45 46 17 19b 19a 31 40 43 15 37 40 29 Bahnho 41 44 20c Jugendfreizeitheim 31 39 96 20b 20a 11 4-6 28 chiffer 44 35 36 91 P 33 32 12 88 35 38 49-51 31 30 89 28 13 33 36 27 55 23 26 81 22 79 21 20 11 31 34 25 e m-S 57 15 18 10 32 P 77 16 98 46 44 42 40 71-75 25 28 23 aß 36 38 34 Straße Dorfbroicher 10 raße 21 20 Str - Straße 32 69 Kronenstraße 22 18 er Wilhel 16 49 45 43 39 10 13 14 14a 37 35 28 26 24 22 20 18 Preuß 27 Hugo - 21 19 17 13 - 15 11 9a 12 55 53 19 en -16 8 59 60 15 16 , 17 ch 14 -2 P 15 12 26 kir en 13 Od ge Lan 11 8 - 10 Schule 5,7 41 se as nsg 10 r Str 57 26 58 11 14 Waisenhausst 12 3a - Straße Mittelstraße 12 che 40 rfbroi 44 55 23 56 23a Königstraße 10 30 , 28 , 26 13 Marienkirche P 45 Do 53 25 66 54 30 70 19 Kath. 24 51 27 38 21 Marie 22 29 41 30 25 15 20 2-4 82 80 64 62 60 56 54 67 58 Weg nplatz 11 13 13 16-18 12 6-10 63 62 12 10 Dahlener Straße 15 32 Gracht 49 50 traße 52 44 47 46 42 38 Stresemanns 42 40 38 36 34 45 - 47 11 11 36 29 29 27 21 9 17-1 15 13 11 45 Gracht 49 47 45 43 41 39 43 Grachtstraße 83 81 79 77 75 37 41 39 39 33 33 61 5a 72 42 35 34 37 65 33 78 76 74 40 50 - 52 31 40 32 Marktstraße 26 41 34 ße ert-Stra ich-Eb iestraße 25 43 P 13 12 38 38 24 30 19 38 70 68 66 36 109 107 105 103 101 94-96 88 86 84 82 80 99 97 95 93 91 89 87 69 67 51 27 22 40 Friedr Harmon 20 42 45 37 Straße 49 17 47 23 44 47 63 18 39 15 37 14 iffer Wilhelm - Sch 40 Dorfbroicher 35 19 P 13 33 17 46 49 P Rathaus Am Neumarkt 48 51 ße tstra 25 Weg 16 Weg 31 1-7 Mittelstraße 65 67 42 11 10 36 14 32 1a 44 tstr 13 11 27 46 Limitenstraße 11 10 53 L 370 31 33 aße Mark 15 15 2-3 32 34 Bachstraße 25 18 15 tr. ße 55 10 36 Kampstraße r-S lstra 59 11 38 11 28 26 11 ate 2a tr W-S Pa u 65 12 Straße K7 Heinrich-Pesch- aße 30 23 21 19 17 Bachstr 33 31 27 14 12 Mark 23 Wilhelm-Strauß-Straße 35 24 22 20 18 16 11 76 26 15 13 11 10 21 20 17 7-9 17 Markt 38 36 34 32 30 30 15 50 91 15 39 37 35 33 13 27 25 23 14 93 er Kloet 50 15 10 82-84 95 16 se sgas 12 11 Ev. Hauptkirche 46 44 42 40 12 97 18 -S aße 53 ptstr 51 Hau 49 47 45 41 65 90 52 17 88 101 Hohlstraße 20 -S chiffer 73 69 67 65 63 61 59 57 55 162 160 156 150 148 146 144 140 138 134 130 126-126a 122 116 114 110 straße 21 17 18 90 103 21 10 traße 40 42 36-38 34 30 32 20 18 12 99 97 95 93 91 85 83 81 Haupt 79 75 186 184 182 180 178 176 172 170 27 19 105 22 19 nstraße Mühle 66 62 200 165 161 157 155 153 151 L 370 Hauptstraße 29 21 Wilhelm - Strater - Straße 92 17 23 111 B59 29 64 58 56 54 52 50 48 44 46 Stümgesgasse 26 96 t-Straße 31 70 47 31 29 27 175 173 147 141 139 135 131 133 127-129 125 121 117-119 115 39 100 115 rich-Eber Fried K7 100 98 96 92 90 82 41 32 29a 31 104 119 23 22 29 106 34 35 121 Berufliche Schulen 21 27 26 31 36 37 110 Gartenst raße 38 123 Hohlstraße 32 nstraße Mühle 80 78 72 43 116 125 33 Heinrich-Pesch-Straße 34 63 61 , 57 120 118 130 128 126 124 89 87 85 83 81 79 77 75 P ße elm ße nstra Mühle 129 119 81a Schule 45 127 IB-K 7 59 Hohlstra Wilh ße ra st of dh ie Fr 48 131 P 133 P P P 45 144 55 146 57 59 31 23 23 14 12 16 14 P 21 3a 21 P 34 36 43 40 44 48 50 55 57 64-78 71 83-81 93 20e 20d 95 97 99 10 1 10 3 7,5 10 11 12 85 15 17 18 20 36 38 63 65 69 70 42,44 Altersklasse 3 (AK 3)!!!!!!!!!!!!!!!!!1871-1918 1 Vollgeschoss Jugendheim 73 40 35 Altersklasse 4 Weg (AK 4)!!!!!!!!!!!!!!!!!1919-1933 72 74 75 P 77 Elberfelder Straße 76 33 5 Vollgeschosse 35 36 38 P 21 22 25 24 34a 37 28 27 P P P 26 24 Altersklasse 2 (AK 2)!!!!!!!!!!!!!!!!!1835-1870 III P 61 28 59 29 57 Altersklasse 1 (AK 1)!!!!!!!!!!!!!!!!!!vor 1835 Stadtumbaugebiet 12 46a 46 13 14 16 19g P P 49 15b 11 13 15 aße r Str elde erf Elb 17 39 87 91 95 97 92 99 e zzistraß Pestalo 22 115 90 P 75 79 Limite nstraße 80 82 84 90 88 6 Vollgeschosse 40 Post 47 GESTALTUNGS- UND MODERNISIERUNGSKONZEPT RHEYDT 17 111 11 13 15 17 19 86 10 12 14 16 18 30 86 15a 32 84 26 21 82 24a 34 80 22 fstraße 78 16 36 77 76 14 25 73 74 12 38 71 72 10 27 70 91 40 69 89 Bahnho 67 81 45 33 31 65 68 31 44 79 63 66 46 48 Kindergarten 119 129 P P P 131 133 45 P 54 35a 33 Weg 35 41 43 45 144 19 25 23 146 18 20 22 24 26 36 4 Vollgeschosse Altersklasse 9/10 (AK 9/10)!1995-heute 54 !! STRAUSS & FISCHER - HISTORISCHE BAUWERKE GBR | RICHARD-WAGNER-STR. 15 | 47799 KREFELD 59 16 64 14 57 raße Reitbahnst 12 52 62 21 10 8 Vollgeschosse 47 55 17 7 Vollgeschosse Altersklasse 8 (AK 8)!!!!!!!!!!!!!!!!!1977-1994 46 135 ße P 3 Vollgeschosse Altersklasse 7 (AK 7)!!!!!!!!!!!!!!!!!1965-1976 27 P Altersklasse 6 (AK 6)!!!!!!!!!!!!!!!!!1950-1964 43 37 41 Altersklasse 5.2 (AK 5.2)!!!!!!!!1945-1949 52 Mo Altersklasse 5.1 (AK 5.1)!!!!!!!1934-1944 2 Vollgeschosse 50 raße 39 48 77 15 43 34 KARTIERUNG GEBÄUDEHÖHEN 28 Stra 65 Straße P 71-75 Dorfbroicher 13 VI I 30 ner 10 69 49-51 67 29 25 23 VIII che 12 61 62,64 34 55 65 II 30 III nkir Ode 14 59 III III 59 60 61a 41 46 44 57 19e 43 Hbf. Rheydt 57 10 42 III 58 29 57 53,55 Kronenstraße P aße III 19f 21 11 40 55 56 40 37 23 | STADTBILDANALYSE RHEYDT 18 r Str 44 II 53 54 Weg 38 35 41 66 Mittelstraße Busbahnhof che rfbroi IV 36 38 19c III IV n-St ses-Ster -Stern 45 34 19d IV III e -Straß 20 Do III III - Straße 32 19b 19a 19 37 35 Preuß 28 IV Jugendfreizeitheim IV 22 42 26 52 IV IV IV 33 e 12 II-III 40 27 24 49 50 20c 20b 20a IV 43a Moses 32 22 III III IV IV 49 45 47 48 98 IV 55 53 III III 45 46 96 III IV 66 33 P 30 Weg 28 20 III Hugo - 43 43 27 31 61 - Straß III II III 26 III 39 41 44 25 III II III 21 39 von - Galen - Straße III 18 III 35 36 28 4-6 III 19 33 36 34 29 16 10 III 32 17 17 31 30 15 11 28 32 9a 23 26 30 II 13 - 15 II II 22 22a II II 21 20 IV 94 II 15 18 13 41 27 e III 13 16 14a IV 88a 40 39 III III 25 III-IV V Bahnhof III III 14 11 38 37 III 23 20 III III IV III aß Str chiffer III III P III-IV III III II II 21 m-S III IV 12 12 88 36 35 18 er Wilhel III III III IV IV III 8 - 10 IV II 19 III IV III III IV II 33 III III 8 V III IV I III en -16 14 -2 Königstraße IV III , 17 ch 26 IV 15 12 II III IV kir en sg gen Lan e ass 13 10 III Od IV 23a 11 10 34 31 32 III III III 22 III 28 III III IV 20 25 5,7 41 Mittelstraße III III III 19 22 IV IV III III V V VI V II II IV 54 IV Schule III III IV 12 V III 15 III III 66 IV IV IV Terrasse 16 3a IV VI IV 62 58 50 V 14 iffer - Straße IV II V raße Waisenhausst III IV IV 46 IV IV V I 11 12 IV IV IV Straße 10 IV Marienkirche V 42 IV IV 30 III III Kath. IV 17 IV 60 30 , 28 , 26 V-VII nplatz VIII 38 IV I V V V V Marie 13 III 18 IV IV 67 Weg III 24 IV 63 70 V IV II II II II II 15 2-4 82 V V IV IV IV V 14 III III V Dorfbroicher III 81 80 IV-V III III IV Gracht 58 IV 56 IV 64 62 60 54 IV V 83 V 19 Wilhelm - Sch 11 13 13 42 V V traße 52 22 26 40 38 36 IV 79 77 V III 15 16 49 IV 57 IV 47 IV 55 V Stresemanns 20 16-18 12 IV 53 IV 45 49 51 IV 44 Gracht 43 Grachtstraße IV 56 21 34 III 1-7 P 15 Weg IV 41 13 6-10 IV 47 23 IV 39 IV 45 25 IV 37 IV 43 27 IV 33 IV 41 29 11 11 IV IV IV IV 12 V 50 - 52 39 45 - 47 V V 41 25 9 17-1 15 94-96 88 42 IV IV 75 29 27 21 V IV 109 107 105 103 101 99 86 84 72 70 68 82 80 78 76 97 95 93 91 89 87 69 67 51 74 40 IV 39 III 38 V V 30 25 61 5a IV IV 36 29 IV Dahlener Straße 49 66 38 IV 35 33 33 ße Mittelstraße 37 47 V V IV 40 39 V V 65 11 37 IV 40 34 ert-Stra 37 traße 32 IV IV 35 V 31 26 41 34 ich-Eb P 10 33 36 27 25 43 IV V II-III 31 III III Marktstraße VI 13 12 38 24 30 32 63 V I 22 38 P 13 25 Wilhelm-Strauß-Straße 23 20 45 Friedr 40 ies Harmon 42 IV IV Limitenstraße 44 47 III IV IV 23 V 19 46 49 IV IV ße IV 21 18 V 17 48 51 III IV tstra Rathaus Am Neumarkt 10 53 II IV IV 1a 42 15 11 55 15 2-3 IV 36 14 IV IV IV 44 Mark II-VI III IV 27 Kampstraße 2a ße 59 10 Straße K7 V V V L 370 11 10 13 11 33 31 27 23 ße tstra 19 15 IV Mark 11 tr. r-S trate W-S lstra Pau 65 11 aße IV IV IV 11 76 12 Heinrich-Pesch- IV Bachstr IV 21 IV IV 17 IV 35 IV IV IV IV IV V V IV IV Markt V IV IV 17 20 IV IV V IV III-V II III-IV III IV 15 V III-IV III III III-IV IV 13 III 14 78 91 16 IV 11 24 20 V V V II IV Ev. Hauptkirche III-V III III 26 18 65 11 V III III-IV III 186 184 182 41 10 93 18 IV 28 26 IV 46 44 150 148 146 144 140 138 134 130 126-126a 122 116 114 110 V V III 36 34 32 30 30 99 97 90 50 III-IV V 95 93 91 52 42 40 V V V 85 straße 180 178 176 172 170 162 160 156 12 33 82-84 95 Hohlstraße 20 IV 30 35 33 IV IV IV-V 37 IV IV 57 38 69 83 81 75 L 370 Hauptstraße 200 165 161 157 155 153 151 141 139 135 131 133 127-129 125 121 117-119 43 12 97 147 Haupt V 73 V V V VI 67 65 63 aße 53 IV IV 61 59 ptstr 51 Hau 49 47 45 41 IV IV IV IV 39 V IV V IV 175 173 IV V V 42 99 III III 34 86 98 96 III III III III P 17 18 101 92 90 82 IV 100 Schule 11 20 19 17 24 88 103 21 IV IV 55 IV IV 22 12 ße Mühle 130 128 126 124 120 Fabrik 15 21 90 Wilhelm - Strater - Straße 92 105 nstraße Mühle III 79 IV IV 15 13 ! 129 119 19 17 23 111 B59 22 11 III !!! Stümgesgasse 26 Kindertagesstätte 16 19 allee 25 96 t-Straße 75 IV III IV IV 27 25 23 16 III 32 16 28 100 115 rich-Eber kner 21 Bruc 29 Fried Gartenst 25 Berufliche Schulen 25 32 29a 31 104 119 29 III III 10 IV III IV II IV IV IV Fr ße ra st of dh nstra IV 115 66 62 II 17 IV III 14 IV 36-38 34 IV IV IV IV IV 7-9 31 18 29 34 35 106 31 64 III III III III IV II III 52 50 48 44 46 IV IV II II III 34 22 raße 27 26 31 36 37 121 K7 III ersg Kloet III III III II II II 54 40 42 IV VI asse III 15 IV IV 118 IV 58 56 31 III III IV 20 VI ! 28 65 Kindergarten 119 129 Hbf. Rheydt 43 36 33 38 110 IV 80 72 70 III 29 30 32 12 10 aße - Str !!! 89 87 85 83 81 III III III III 79 77 63 61 , 57 47 18 41 64 35 39 123 Hohlstraße 32 iffer - Sch IV IV III III III 78 19 III 65 62 37 43 116 125 33 Heinrich-Pesch-Straße 34 81a IV IV 27 12 67 !! IV II III elm 46 54 ße 45 127 IB-K 7 IV 54 STRAUSS & FISCHER - HISTORISCHE BAUWERKE GBR | RICHARD-WAGNER-STR. 15 | 47799 KREFELD III Hohlstra Wilh 33 26 ie IV III I Bachstraße 37 135 Stra 10 52 Altersklasse 9/10 (AK 9/10)!1995-heute 36 raße 24 22 20 18 16 14 12 V nstraße Altersklasse 8 (AK 8)!!!!!!!!!!!!!!!!!1977-1994 25 23 21 Reitbahnst IV II Mühle 47 45 43 41 46 19 17 IV I 59 III 36 33 P P ße 38 Altersklasse 7 (AK 7)!!!!!!!!!!!!!!!!!1965-1976 35 Weg ner 10 12 14 18 20 Flachdach Altersklasse 6 (AK 6)!!!!!!!!!!!!!!!!!1950-1964 27 che Busbahnhof 22 Altersklasse 5.2 (AK 5.2)!!!!!!!!1945-1949 35a nkir 66 Mittelstraße Bahnhof Altersklasse 5.1 (AK 5.1)!!!!!!!1934-1944 39 ter Moses-S Ode Moses n-Straße 52 41 e -Straß -Stern 66 28 30 50 48 43a !! !!! ! !!! ! !!! ! 43 28 31 37 35 39 36 21 3a 25 23 23 25 17 21 14 15 24 12 11 20 16 14 86 99 12 P 78 22 Kindergarten 26 28 30 P Kindergarten 36 47 43 53,55 44 aße 57 48 34 54 65 55 67 57 64-78 71 75 80 82 84 P 7,5 63 111 65 69 73 40 70 42,44 72 74 75 38 P Kindergarten lder erfe 13 15 ße Stra 17 40 41 119 52 42 Glasfassade/gemischte Fassadenmaterialien 43 129 50 39 54 P 133 P P P 45 131 15b 11 Elb Putzfassade 2.Hälfte 20.Jhd. 48 Ziegelfassade P Elberfelder Straße 36 P Jugendheim 115 31 46 15 77 76 Putzfassade Gründerzeit 35 35 41 25 23 21 146 18 20 22 24 26 46 52 36 Riemchen-/Fliesen-/Kunststoffbekleidung 54 STRAUSS & FISCHER - HISTORISCHE BAUWERKE GBR | RICHARD-WAGNER-STR. 15 | 47799 KREFELD 59 10 16 64 P 14 57 raße Reitbahnst 12 47 62 19 45 55 17 43 Naturstein 144 48 11 12 38 33 135 ße 65 13 14 61 31 46a 35a P 71 Stra 10 37 Weg ner 12 3 17 18 22 36 Betonskelett/Sichtbeton Weg 33 69 che 14 10 27 nkir 18 1 24 34a 46 ter Moses-S Ode 20 10 25 59 34 Stadtumbaugebiet 43 22 99 27 57 28 49 40 37 41 66 Mittelstraße Busbahnhof 97 10 28 38 35 30 29 95 21 20 26 24 33 e Moses 93 29 P P Pestalo 22 n-Straße 90 16 19g P P P 47 KARTIERUNG FASSADENMATERIALIEN 28 aße -Str -Stern 88 20d 83-81 85 P e zzistraß 17 Jugendfreizeitheim 30 86 87 95 92 97 99 23 45 29 Post 78 20e 79 traße 80 82 84 86 90 91 Limite ns 10 12 14 16 18 11 13 15 17 77 76 15a 30 73 74 26 19 71 72 24a 32 69 22 21 67 70 16 15 43 34 27 34 65 68 25 fstraße 63 66 14 13 46 44 61 62,64 12 42 59 60 GESTALTUNGS- UND MODERNISIERUNGSKONZEPT RHEYDT 21 11 40 57 61a 41 29 25 36 36 58 19e 34 25 55 56 10 36 38 19f 32 38 53 54 91 52 22a 27 49 50 Weg 30 34 19c von - Galen - Straße - Straße 19d 31 40 47 48 20c 19 94 Bahnho 45 89 46 17 41 32 19b 19a 12 61 - Straß 44 43 81 P 41 44 96 20b 20a 88a 40 39 49-51 39 15 38 37 55 35 98 4-6 28 chiffer 57 33 36 79 32 14a 37 35 Preuß 28 49 45 77 31 30 12 88 36 35 26 28 71-75 33 29 24 23 26 13 34 27 Hugo 22 22 11 31 27 e 20 21 20 10 32 43 Straße Dorfbroicher 28 25 aß 21 10 25 23 20 Str 21 16 19 18 15 18 15 22 18 er 19 17 13 - 15 11 13 16 69 Kronenstraße 11 55 53 39 9a 10 66 59 60 11 16 -16 en 14 m-S Hbf. Rheydt r Str 44 26 58 Königstraße 14 Waisenhausstraße 12 3a , 17 ch Wilhel 12 Bahnhof che 40 rfbroi 57 66 23a 14 P 43a 45 Do 55 23 62 58 30 70 15 12 kir en 13 Od 8 26 25 64 62 5,7 -2 24 2-4 82 80 60 56 54 67 46 42 50 10 30 , 28 , 26 13 26 22 42 53 27 63 Gracht 19 41 ge Lan 20 16-18 12 29 21 Marie - Straße Mittelstraße se as nsg 6-10 40 49 Terrasse nplatz Marienkirche 10 13 34 45 Weg Kath. P 32 33 43 51 P 20 19 Straße 41 83 81 56 25 15 11 12 15 17 Gracht 31 45 - 47 30 61 5a 72 12 10 13 109 107 105 103 101 94-96 88 86 84 42 50 - 52 14 Dahlener Straße 78 76 74 40 70 68 66 38 82 80 99 97 95 93 91 89 87 69 67 51 Grachtstraße 39 41 38 29 37 18 49 15 47 35 11 36 79 77 traße 52 44 Dorfbroicher 39 20 31 33 33 Weg 13 37 38 Stresemanns 42 16 Weg 27 40 34 37 Marktstraße 26 32 iestraße 25 41 34 ße ert-Stra ich-Eb 40 63 40 38 36 34 32 iffer Wilhelm - Sch 42 29 27 21 9 17-1 35 49 47 45 43 41 39 37 15 13 11 25 44 75 33 33 1-7 Mittelstraße 65 67 65 27 1a 46 P 31 39 38 24 43 P 13 12 23 22 38 Friedr 40 L 370 31 Harmon 20 42 45 33 Limitenstraße 44 47 32 34 Bachstraße 30 25 19 46 49 ße Rathaus Am Neumarkt 48 51 14 tstra 23 36 17 11 10 53 15 2-3 36 11 10 36 13 11 21 18 15 tr. ße 55 10 38 Kampstraße r-S lstra 59 11 15 aße tstr Mark 11 28 26 11 ate 2a tr W-S Pa u 65 12 Straße K7 Heinrich-Pesch- aße 30 23 21 19 17 Bachstr 33 31 27 12 Mark 17 Wilhelm-Strauß-Straße 35 24 22 20 18 16 15 Markt 26 15 13 38 36 34 14 10 13 32 30 11 76 11 7-9 50 50 91 15 39 37 35 33 11 Ev. Hauptkirche 27 25 23 17 14 93 16 er Kloet 65 90 33 10 82-84 95 18 se sgas 12 12 97 Hohlstraße 20 -S 162 160 156 150 148 146 144 140 138 134 130 126-126a 122 116 114 110 46 44 42 40 99 52 aße 53 ptstr 51 Hau 49 47 45 41 97 35 17 18 101 21 -S chiffer 73 69 67 65 63 61 59 57 55 95 93 91 85 straße 186 184 182 37 19 88 103 22 elm Wilh 10 traße 40 42 36-38 34 30 32 20 18 12 83 81 75 180 178 176 172 170 Haupt 79 62 200 165 161 157 155 153 151 L 370 Hauptstraße 39 21 90 Wilhelm - Strater - Straße 17 23 92 105 29 19 nstraße Mühle 66 54 52 50 48 44 46 Stümgesgasse 26 111 B59 19 16 19 allee 25 96 t-Straße Kindertagesstätte 28 16 21 kner Bruc 29 100 115 rich-Eber Fried 31 70 58 56 31 29 27 175 173 147 141 139 135 131 133 127-129 125 121 117-119 115 41 32 29a 31 104 119 18 Berufliche Schulen 29 106 34 35 121 22 Gartenst raße 27 26 31 36 37 110 K7 100 98 96 92 90 82 Schule 33 38 123 Hohlstraße 32 nstraße Mühle 80 78 72 43 116 125 33 Heinrich-Pesch-Straße 34 63 64 ße Hohlstra 120 118 130 128 126 124 89 87 85 83 81 79 77 75 61 , 57 ße nstra Mühle 129 119 81a Fabrik 45 127 IB-K 7 59 ße ra st of dh ie Fr Kartierung Dachformen Kartierung Geschossigkeit Kartierung Fassadenmaterial > ABBILDUNG LINKE SEITE OBEN > ABBILDUNG LINKE SEITE UNTEN > ABBILDUNG OBEN Bis in das frühe 20. Jahrhundert war das ge- Durch die Kartierung der Geschossigkeit traten !!! Die Kartierung der Fassadenmaterialien zeigt eine neigte Dach die vorherrschende Dachform; in verschiedene Hochpunkte und bauliche Akzen- große Vielfalt. Während die Gebäude der Baual- den 1920er-Jahren wurde die Frage „Flachdach tuierungen hervor, die in Verknüpfung mit der tersklassen bis 1944 überwiegend putzsichtig oder Steildach“ zu einem Streitpunkt zwischen Baualterskartierung unterschiedlichen Stadtbau- sind (mit unterschiedlich stark ausgeprägtem modernen und konservativen Architekten. Diese phasen zugeordnet werden konnten – zum einen Fassadendekor), steigt die Materialvarianz bei ideologische Handhabung lässt sich in Rheydt Solitärbauten der Vorkriegszeit wie die beiden den Bauten der Nachkriegszeit merklich. Neben nicht nachweisen. Bei der Dachform zeigt sich Kirchen und das Rathaus, zum anderen größere Putz kommen nun auch Betonskelett und Sicht- lediglich bei der Südseite der Hauptstraße ein Kaufhausbauten beiderseits der Stresemannstra- beton, Klinkerriemchen/Fliesen und Ziegel, später konzeptbedingter Wechsel zwischen Flachdach ße der Baualtersklassen nach 1965. auch Glas als Fassadenmaterial vor. Die Materi- und Sattelfach: Die höheren Kopfbauten haben Die prägnante Kammbebauung an der Südseite alvarianz ist durch nachfolgende Fassadenumge- ein flaches Dach, die dazwischenliegenden Ver- der Hauptstraße tritt innerhalb einer vergleichs- staltungen (u. a. im Zuge von Dämmmaßnahmen) bindungsbauten geneigte Dächer. Ansonsten weise einheitlichen Umgebungsbebauung an zusätzlich vermehrt, beispielsweise an der Nord- zeigte die Kartierung der Dachformen ein eher der Hauptstraßen-Nordseite und der Marktstra- seite des Markts (Ecke Hauptstraße/Bruckneral- uneinheitliches Bild. In Teilbereichen herrschen ßen-Nordseite hervor. Auch wird eine vergleichs- lee/Mühlenstraße). eher Flachdachbauten vor, etwa bei den Eck- weise einheitlich hohe raumbildende Bebauung bauten an der Mündung Brucknerallee sowie der an der Kreuzung Limitenstraße/Gartenstraße Nord- und Westseite des Markts. Die Bauten an deutlich. Gegenüber der Marienkirche setzen hö- der Hauptstraßen-Nordseite und die Ostseite der here Eckgebäude einen Akzent, wie er dort bereits Limitenstraße zeigen hingegen geneigte Dächer. zur Jahrhundertwende bestanden hatte. Die Bauhöhe an Waisenhausstraße und Hugo-Preuß-Straße ist hingegen insgesamt niedriger. Die Kartierung der Geschossigkeit unterstützt somit die Befunde der Baualterskartierung insbesondere im Hinblick auf die städtebaulichen Strukturen der Leitl-Planung. ! FAZIT Die Architektur des Wiederaufbaus zeigt charakteristische gestalterische und konstruktive Merkmale, die oftmals unter dem Begriff Nachkriegsmoderne zusammengefasst werden. Die Architektur des Wiederaufbaus stellt allerdings keine gestalterische Einheit dar oder basiert auf einer einheitlichen Konstruktion: Innerhalb der Architektur des Wiederaufbaus (1945-1964) gibt es vielmehr eine merkliche Vielfalt. STADTBILDANALYSE RHEYDT | 24 2 LEITLINIEN FÜR ERHALTUNG UND GESTALTUNG LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG EINFÜHRUNG: PRINZIPIEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS Die Architektur des Wiederaufbaus (1945-1964) Jahren verstärkt auch in Betonbauweise. Stich- wird mit ihren charakteristischen gestalterischen wort war die „Industrialisierung des Bauwesens“, und konstruktiven Merkmalen oftmals unter dem d. h. die Ablösung der handwerklichen Bauwerks- Begriff Nachkriegsmoderne zusammengefasst. erstellung durch eine Vorfertigung in der Fabrik, Sie stellt allerdings keine gestalterische Einheit begünstigt durch immer größere Transportkapa- dar oder basiert auf einer einheitlichen Konstruk- zitäten, eine fortschreitende Verbilligung der Bau- tion, sondern zeigt vielmehr eine merkliche ge- stoffe und eine ebenso fortschreitende Verteue- stalterisch-konstruktive Vielfalt. rung der Arbeitskraft. Konstruktion, Form und Gestaltung wurden ins- Konstruktion und Material des Industriezeit- besondere in der ersten Hälfte des 20. Jahr- alters hunderts als einander wechselseitig bedingende Bis weit in das 18. Jahrhundert waren als Kon- und beeinflussende Faktoren gesehen: Daraus struktionsweisen im Hochbau zum einen der resultierte u. a. die Überzeugung, dass ein Stahl- Massivbau, zum anderen der Fachwerkbau vor- betonskelettbau (quasi als Fortentwicklung des herrschend. Der Massivbau war durch tragende hölzernen Fachwerkbaus) als solcher erkennbar Mauerwerkswände geprägt, der Fachwerkbau sein solle, d.h., das tragende Skelett sollte in der durch ein tragendes (hölzernes) Fachwerkgerüst. Fassade sichtbar sein. Steht das tragende Skelett Der Massivbau galt als dauerhafter, aber teurer hinter der Fassade, so wurde angestrebt, dass die und aufwendiger, sodass auch Mischformen mit davor montierte Fassade als nicht tragend wahr- massiven Umfassungswänden und tragenden zunehmen ist. inneren Fachwerkwänden vorkommen. Decken Aus dem traditionellen Nebeneinander von Mas- wurden vorrangig als Holzbalkendecken erstellt, sivbau und Fachwerkbau entwickelten sich so Dachtragwerke waren ebenfalls aus Holz. Im Lau- zur Mitte des 20. Jahrhunderts neue Konstruk- fe des 19. Jahrhunderts kam zuerst Stahl, später tionsweisen, die sich jedoch in der einen oder kamen Beton/Stahlbeton als neue Baustoffe hin- anderen Form weiterhin diesen beiden ursprüng- zu; zudem wurden die vorhandenen Konstruk- lichen Konstruktionsweisen zuordnen lassen. Sie tionsweisen durch neue ergänzt. So wurden für bildeten das Repertoire des zeitgenössischen die oft feuchtigkeitsanfällige Kellerdecke neue Architekten, Baumeisters und Bauunternehmers, Deckensysteme entwickelt, etwa die sog. Preu- wobei ihre Verwendung teilweise auch ideolo- ßische Kappendecke, die aus Stahlträgern mit gisch vorgeprägt war: Konservative Planer waren dazwischengemauerten oder -betonierten Gewöl- eher einer traditionellen Massivbauweise (z. B. bekappen besteht. mit verputzten Mauerwerkswänden) zugeneigt, Viele neue Konstruktionsweisen dienten der Ver- progressivere Planer bevorzugten Bauweisen wie billigung und Beschleunigung des Bauens, etwa den Stahlbetonskelettbau, die stärker in Richtung Systemblocksteine, die das konventionelle Back- Vorfertigung wiesen. Damit einher gingen ge- steinmauerwerk ersetzen sollten. Im beginnen- stalterische Unterschiede, die sich in den frühen den 20. Jahrhundert gewann die Vorfertigung im 1950er-Jahren teilweise noch auf die Debatten Bauwesen größere Bedeutung – zu Beginn des der Weimarer Zeit zurückführen lassen, wo die Jahrhunderts in Holzbauweise, ab den 1920er- Konservative und Moderne miteinander um die Abb. 28 Systemskizze Massivbau Abb. 29 Systemskizze Massivbau mit Wandpfeilern 27 | EINFÜHRUNG: PRINZIPIEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS Abb. 26 (ganz oben): Massivbau Hauptstr. 38 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/ 31935) Abb. 27 (oben): Massivbau Stresemannstr. 83 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1527) Abb. 30 Systemskizze Massivbau mit Schotten „richtige“ Hausgestaltung stritten. Bei diesem Ein Beispiel für diese Konstruktionsweise des Streit wurde beispielsweise die Dachform ideolo- Massivbaus ist das 1949 erbaute Gebäude Haupt- gisch aufgeladen: Das Steildach galt einigen als str. 38 (Schuhhaus Wintzen). Aufnahmen aus der handwerklich-traditionell, das Flachdach hinge- Rohbauphase zeigen das Außenmauerwerk mit gen als modern. Diese Debatten wurden teilweise den traditionellen, gemauerten Segmentbögen auch über die Baukonstruktion argumentiert; so der Obergeschossfenster, die die konservative galt das Flachdach lange als anfälligere Konstruk- Gestaltung wesentlich mitprägen (Abb. 26). Das tion, die aber u. a. den ungenutzten Dachraum Erdgeschoss wurde für ein Ladenlokal großflä- (und damit ungenutztes Volumen) einspare. chiger verglast, hier übernehmen zwei nach innen gerückte Stützen die Funktion der tragenden Abb. 31 (oben): Musterbau Hauptstraße 30 im frühen Wiederaufbau (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1577) Konstruktion und Gestaltung der Architektur Fassade. des Wiederaufbaus Ebenfalls dem Massivbau zuzuordnen ist das Die Konstruktionen und Materialien der Wieder- Gebäude Stresemannstr. 83/Ecke Limitenstraße. aufbauarchitektur wurden mehrheitlich nicht in Fotos der Bauphase zeigen ein konventionell ge- dieser Zeit entwickelt, sondern in den Jahrzehn- mauertes Obergeschoss, dort mit scheitrechten ten zuvor. Dennoch gab es – ungeachtet der oben Mauerwerksstürzen, während das Erdgeschoss benannten Vielfalt – eine spezifische Gestaltung, durch ein Stahlbetonstützenraster in Fassaden- eine typische Materialwahl und Konstruktionswei- ebene größere Schaufenster erlaubt (Abb. 27). sen, die es heute erlauben, die Architekturen des Auch dieses Gebäude wurde im Anschluss ver- Wiederaufbaus als solche zu erkennen. putzt. Das baukonstruktiv-gestalterische Repertoire des Den Gegensatz zum Massivbau bildet, als neu- Wiederaufbaus verdeutlicht eine Zusammenstel- zeitlicher Fachwerkbau, die (Stahlbeton-)Skelett- lung, die 1959 in einem zeitgenössischen Stan- bauweise. Schott stellt in seiner erwähnten dardwerk zur Baugestaltungslehre abgedruckt Baugestaltungslehre zwei grundsätzliche Prinzi- wurde. Einleitend sind dort zunächst die beiden pien des Skelettbaus vor: zum einen den Stahl- traditionellen Konstruktionsweisen Fachwerkbau betonskelettbau mit innen liegendem Tragwerk und Massivbau beschrieben, dann die Weiterent- und vorgesetzter Fassade (Abb. 32), zum anderen wicklung des Massivbaus mit Stahlbetondecken den Stahlbetonskelettbau mit Stützenraster in der und flacherem Dach, bei dem die Verringerung Fassade (Abb. 33). der Dachlast eine stärkere Durchfensterung der Als Skelettbau sofort erkennbar ist das bereits Fassade ermöglicht habe (Abb. 28). Eine Variante genannte Gebäude Hauptstr. 30 (Haus Wallraf, der Massivbauweise ist die Ausbildung von tra- Abb. 21 und 31). Das tragende, in Fassadenebene genden gemauerten Wandpfeilern (Abb. 29). Zu liegende Stahlbetonskelett ist wie beim traditio- den Massivbauweisen gehört zudem die Schot- nellen Fachwerkbau mit Stützen und Querriegeln tenbauweise, bei der parallele Massivwände aus- (Letztere in der Ebene der Geschossdecken) ge- gebildet werden, während die Fassaden nicht tra- fügt und teilweise mit Mauerwerk, teilweise mit gend sein können (Abb. 30) – eine Lösung, die vor Fenster ausgefacht; die Diagonalschraffur des allem beim Bau von Reihenhäusern und anderen ausfachenden Mauerwerks scheint dessen nicht gereihten Bauten eingesetzt wurde. tragende Funktion zu unterstreichen. Konstruktion Abb. 32 Systemskizze Stahlbetonskelettbau mit Vorhangfassade Abb. 33: Systemskizze Stahlbetonskelettbau mit Stützen in Fassadenebene EINFÜHRUNG: PRINZIPIEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS | 28 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG und Gestaltung sind hier auf eine spezifische, für ein Stahlbetonskelett, dessen Ausfachungen hin- die Architektur des Wiederaufbaus durchaus prä- ter die Stützenvorderkante gerückt sind, um wie gende Weise verbunden. beim Gebäude Hauptstr. 30 das tragende Skelett Die Wahl der Konstruktionsweise konnte ge- zu betonen. Im Gegensatz zu diesem wurden die stalterische Gründe haben, wie sie für Leitl un- Fassaden bei der Zeile Limitenstr. 1-17 jedoch zweifelhaft eine Rolle spielten: Oft war es im vollständig verputzt; die Fassadengliederung ist Wiederaufbau aber schlicht eine Frage der Her- nicht durch einen Materialwechsel, sondern durch stellungsökonomie und damit eine Frage, welches einen zweifarbigen Putzanstrich betont. System für das jeweilige Bauwerk schneller und/ oder günstiger war. Ein gutes Beispiel hierfür ist Material und Gestaltung des Wiederaufbaus das Gebäude Hauptstraße 32-36 (ehem. Kaufhaus Die Trennung von Tragkonstruktion und Fassa- Kalderoni). Fotos der Bauphase zeigen ein Stahl- de bei der Skelettbauweise wird mitunter da- skeletttragwerk, das nachfolgend ummantelt, mit mit begründet, man trenne so das dauerhaftere Mauerwerk ausgefacht und abschließend verputzt Tragsystem vom weniger langlebigen Ausbau. wurde (Abb. 34, 35 + 37). Die äußere Gestaltung Für die baulichen Charakteristika der Wieder- gibt somit nicht zwangsläufig einen Hinweis auf aufbauarchitektur war jedoch ein anderer Vorteil die gewählte Konstruktionsweise, diese ist hier der Skelettbauweise bedeutsamer: Die nicht tra- pragmatisch und nicht ideologisch angewandt. genden Fassaden ermöglichten filigrane Details. Die Ausführung der Skelettbauweise musste auch So verdeutlichen die Musterskizzen, die Schott nicht unbedingt „industrieller“ erfolgen als bei in seiner Baugestaltungslehre zeigt, verschiede- der Massivbauweise: Eine Baustellenaufnahme ne Muster der Skelettbauweise, wie sie auch in des Kopfbaus Hauptstr. 52/Ecke Markt zeigt die Rheydt zu finden waren (Abb. 41-42). durchaus noch handwerkliche Herstellung mit Eine im damaligen Zeitgeschmack progressivere örtlich gefertigter Stützenschalung (Abb. 36). Fassade war die des Gebäudes Stresemannstr. Gerade bei flächenhaft verputzten Gebäuden 17/19 (ebenfalls ehem. Kaufhaus Kalderoni), bei tritt die Konstruktionsweise als Merkmal zurück: der die Fassade in ein schlankes Raster mit Glas- so bei der Limitenstr. 1-17 (Ostseite), wo sich bausteinausfachungen aufgelöst ist (Abb. 40). Im mehrgeschossige Stützen in den Obergeschossen Erdgeschoss sind auf einem Baustellenfoto einge- abzeichnen und diese wie Wandvorlagen vertikal rückte Stützen zu erkennen, auch die darüber lie- gliedern (Abb. 38). Hier zeigen Fotos der Bauphase gende Fassade ist augenscheinlich nicht tragend. 29 | EINFÜHRUNG: PRINZIPIEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS Abb. 34-35 (oben): Stahlskelettbau Hauptstr. 32-36 in zwei verschiedenen Bauetappen (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/31769 und 10/31935) Abb. 36 (unten links): Stahlbetonskelettbau – Baustellenaufnahme am Markt (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1534) Abb. 37 (unten rechts): Hauptstraße 32-36 nach Fertigstellung, 1953 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1282) Abb. 38 (oben links): Limitenstr. 1-17 mit Fassadenstützen (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1533) Ein prominenter Rheydter Skelettbau mit präg- Ebenfalls eine nicht tragende Fassade hatte Abb. 39 (oben rechts): Kaufhof Stresemannstraße mit Vorhangfassade (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1995) nanter Vorhangfassade ist das Gebäude Strese- das schmale Gebäude Harmoniestr. 5/7 (ehem. mannstr. 1-7 (ehem. Kaufhof). Die Obergeschoss- Kaufhaus Kalderoni), auch wenn dort vermutlich fassaden sind über einem weit vorkragenden gemauerte Haustrennwände wie die genann- Vordach ganz in Glasflächen mit dünnen Profilen ten Schotten wirken und es also im Grunde kein aufgelöst (Abb. 39). Das damalige Kaufhaus nahm Skelettbau ist (Abb. 43, S. 31). Beide Fassaden bereits eine große Parzelle ein, sodass die nicht zeigen allerdings typische gestalterische Merk- tragend vorgehängte Fassade zumindest an der male der progressiven Wiederaufbauarchitektur: Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Marktstraße umlau- zum einen das gestalterische Experiment, be- fen konnte und die Wirkung der Fassade deutlich kannte Baustoffe (hier: Glasbausteine) auf unge- steigerte. wohnte Weise einzusetzen und so eine neuartige Abb. 40: Stahlbetonskelettbau – Baustellenaufnahme am Markt (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1534) Abb. 41: Beispiele Skelettbau mit Vorhangfassade (teilweise mit in der Fassade sichtbaren Deckenplatten) Abb. 42: Beispiele Skelettbau mit Stützenraster in der Fassadenebene EINFÜHRUNG: PRINZIPIEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS | 30 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG Fassadenansicht zu schaffen, und zum anderen die Brüstungsfelder durch mehrfarbiges Kleinmo- der Wunsch nach Filigranität. saik belegt sind (Abb. 46). Beim Gebäude Harmoniestr. 5/7 ist so eine auch Abb. 43: Geschäftshaus Harmoniestr. 5/7, um 1955 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1972) Abb. 44: Bankgebäude Friedrich-Ebert-Str. 37 heute noch modern wirkende Fassade mit schlan- Material und Detail des Wiederaufbaus ken Pfosten, harmonischer Gliederung und auf Die Architektur des Wiederaufbaus ist in vielerlei das Fassadenganze perfekt abgestimmten Wer- Hinsicht eine Fortsetzung der Architekturen, die beanlagen geschaffen. die vorherigen Jahrzehnte in Theorie und Praxis Innerhalb der Architektur des Wiederaufbaus sind geprägt hatten. Der Verzicht auf Ornamentik in der neben diesen progressiven Gestaltungen und De- Fassadengestaltung, der um 1900 in der zeitge- taillierungen die konventionellen und konservati- nössischen Kritik am Historismus und dessen or- ven Fassaden meist in der Mehrzahl – so auch in namentbeladenen Stuckfassaden seinen Ausgang Rheydt. Architektur, Konstruktion und Gestaltung genommen hat, hat bei manchen Putzbauten des waren in der Zeit des Wiederaufbaus oft auch Aus- Wiederaufbaus zu kargen, schmucklosen Gestal- druck einer Haltung oder einer gestalterisch-kon- tungen geführt, an denen nur wenige Details noch zeptionellen Prägung aufseiten der Planer. Dies eine gestalterische Handschrift zeigen – etwa zeigt sich bereits bei der Wiederaufbauplanung Fenster und Türen, die innerhalb der einheitlichen Leitls: Die Wahl der sichtbaren Stahlbetonskelett- Putzfassade durch schmale Putzstreifen (Fa- bauweise war auch als Bekenntnis zur Architektur schen) gerahmt sind. der Moderne gemeint. Diese Entscheidung hat damit eine zeitgeschichtliche Dimension, die über die Konstruktion selbst hinausgeht. Die Wahl der Gestaltung konnte jedoch auch durch die Bauaufgabe bzw. den Bauherrn bedingt sein. So sollte die transparente Fassade des Kaufhauses Stresemannstr. 1-7 (ehem. Kaufhof) als einladende Geste und Modernitätsversprechen verstanden werden (Abb. 39). Das vormalige Bankgebäude an der Friedrich-Ebert-Str. 37/Ecke Bachstraße sollte demgegenüber durch eine auf- Abb. 45: Wohn- und Geschäftshaus Fr.-Ebert-Str. 49 Die wenigen Details und Gliederungen (etwa schmale vorkragende Traufkanten und Vordächer, Fenstereinfassungen und Fensterteilungsproportionen) sowie die sichtbaren Materialoberflächen (etwa Putzoberflächen mit speziellen Körnungen) sind in der Konsequenz umso bedeutsamer für die Gesamtwirkung: Gehen die wenigen prägenden Details verloren, kann die Fassade gänzlich an Charakter verlieren. wendige und handwerklich gefügte Natursteinfas- Was uns heute karg erscheint, wurde zeitgenös- sade Solidität und konservative Bodenständigkeit sisch positiv verstanden; die Fassaden sollten vermitteln (Abb. 44). Natursteinbekleidungen ge- vorrangig durch ausgewogene Proportionen und rade in handwerklicher Ausführung waren hoch- feine Details wirken. Exemplarisch hierfür können wertige und dauerhafte Fassadenkonstruktionen, die zeittypischen Profile der Schaufenster stehen, die auch für eine zeittypische Gestaltung genutzt die nicht nur eine spezifische Farbigkeit (etwa in wurden: So zeigt das Gebäude Friedrich-Ebert-Str. Schwarz und Gold) haben, sondern auch sorgsam 49 zwei unterschiedliche Natursteine, mit denen gefügt und von schlanker Ausführung sind. in den beiden Obergeschossen eine vertikale, Andere Merkmale zeigen ebenfalls eine spezifi- geschossübergreifende Gliederung gestaltet ist, sche Haltung der Zeit: Die mit Klinkerriemchen die oberhalb des Erdgeschoss-Ladenlokals in ei- oder Kleinmosaik bekleideten Fassaden, die wie nem breiten, waagerechten Natursteinband endet abwaschbar wirken, werden heute gerne mit der (Abb. 45). Diese Form der vertikalen Gliederung Abkehr vom Schutt und Schmutz der kriegszer- ist, verbunden mit Materialwechseln, ein Merkmal störten Städte verknüpft (man beachte die ab- der Wiederaufbauarchitektur, das sich auch beim waschbaren Flächen in den zeitgenössischen Kü- Gebäude Wilhelm-Schiffer-Str. 2a/Ecke Haupt- chen). Die Flächigkeit des Putzbaus ist dort in eine straße (Textilhaus Beeten) findet. Farblich abge- spezifische Materialästhetik übersetzt, die unser setzte Putzglieder binden dort die Fenster zu ver- Bild der Wiederaufbauarchitektur mitgeprägt hat: tikalen Gliederungselementen zusammen; dieser Gerade das Kleinmosaik gilt als Fassadenbeklei- gestalterische Effekt wird dadurch verstärkt, dass dung vielen als Zeugnis dieser Zeit. 31 | EINFÜHRUNG: PRINZIPIEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS Das Gebäude Wilhelm-Schiffer-Str. 2a/Ecke auch angenommen wird; die Dämmwirkung von Hauptstraße (Textilhaus Beeten) mit den Brüs- Baustoffen und die Prinzipien des Wärmedurch- tungsfeldern in mehrfarbigem Kleinmosaik wurde gangs waren bereits bekannt. Die Entscheidung, bereits erwähnt (Abb 46), andere Fassaden des die Außenwände der Gebäude auf die seinerzeit Wiederaufbaus sind ganz mit keramischer Be- übliche Weise herzustellen, kann somit nicht auf kleidung versehen. Diese Fassaden bilden wie die schlichte Unkenntnis zurückgeführt werden. Glasbaustein-Fassade des Kaufhauses Kalderoni Sie hatte somit verschiedene Ursachen: Während an der Stresemannstraße (Abb. 40) ein Spiel mit heute vielfach die Herstellungsenergie für das neuen Materialien, zu denen später Kunststoffbe- Haus (bzw. dessen Konstruktion) erhöht wird, kleidungen hinzukommen. etwa durch mehr Dämmung, dickere Wände und/ Neben Putzbauten und Fassaden mit Vorhangfas- oder dichtere Konstruktionen, um die im Betrieb sade, sichtbarem Stahlbetonskelett u. Ä. finden eines Hauses notwendige Energie zu verringern, sich in Rheydt auch Sichtklinkerfassaden. Auch war dies in den 1950er-Jahren eher umgekehrt. diese sind als Gestaltungen der Zeit erkennbar; Die Dichtigkeit von Fenstern in der Wiederaufbau- Vorbilder hierfür kamen teilweise aus der Schweiz zeit war schlechter als die heutiger Fenster, auch und Skandinavien. Sie gehören oft zu einer eher aus konstruktiven Gründen (etwa hinsichtlich der handwerklichen, konservativeren Architektur und Dichtungen); der so entstandene Luftwechsel ver- sind mit entsprechenden Details versehen: Neben hinderte allerdings eine zu starke Raumluftfeuch- vorkragenden Traufgesimsen in Ortbeton finden te und damit verbundene Schäden wie Schimmel- sich schlichte Werksteinrahmungen der Fenster bildung. Hierauf wird im Abschnitt Energetische und Türen, Werksteinsohlbänke mit Konsolen oder Ertüchtigung weiter eingegangen. durch Werksteinpfosten zu Bändern zusammen- Auch die Grundrisse und Wohnungszuschnitte gefasste Fenster. Das Mauerwerk wirkt oft durch der Wiederaufbauarchitektur sind Zeugnisse ih- einen flächigen, sauber gesetzten Mauerwerks- rer Zeit. Mit ihren aus heutiger Sicht verdichteten verband mit zugehörigem Fugenbild, verbunden Grundrissen und knappen Flächen je Bewohner mit laibungsbündigen Rollschichten vor den Fens- spiegeln sie die Überwindung der Wohnungs- terstürzen. not der Nachkriegszeit und das damalige Wohlstandsniveau wider. Hier sind unsere Anforderun- Konstruktion und Wärmeschutz gen gestiegen – sowohl in der Wohnungsgröße Die Fassade bildet nicht nur die sichtbare, ge- als auch im Ausstattungsstandard. Auch auf diese staltete Außenansicht eines Gebäudes, sondern Aspekte wird in den folgenden Kapiteln näher ein- ist auch Teil der Raumhülle, die innen und außen gegangen. trennt. Die bauphysikalischen Anforderungen an Abb. 46: Wohn- und Geschäftshaus Willhelm-Schiffer-Str. 2 a die Raumhülle haben sich seit den 1950er-Jahren verändert, insbesondere im Hinblick auf Dämmwirkung und Luftdichtigkeit. So waren die Außenwände der Bauten des Wiederaufbaus oft einschalig, d. h. ohne zusätzliche Dämmung, und die Fensterprofile in der Regel ohne thermische Trennung, d. h. ohne Teilung zwischen Innen- und Außenprofil. Blickt man in die zeitgenössischen Ausgaben der seit 1936 erscheinenden Neufert‘schen „Bauentwurfslehre“, bis heute das entsprechende Standardwerk, so zeigt sich dort, dass dies nicht auf Unkenntnis beruhte. Auch damals wurde bereits eine Normtemperatur von 20 °C für Wohnräume, Badezimmer und Küchen angesetzt (allerdings für Vorräume, Flur und WCs nur 15 °C), wie sie heute EINFÜHRUNG: PRINZIPIEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS | 32 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG GLIEDERUNG DER LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG IN VIER STADTZONEN 1-4 Die Innenstadt von Rheydt ist, wie die Kartierun- Hinweise geben, wie die architektonischen und Der Bereich Hauptstraße (einschließlich der gen gezeigt haben, in ihrem heutigen Umriss in stadträumlichen Qualitäten gefördert werden Kammbebauung Südseite) bildet die Stadtzone 1; wesentlichen Teilen durch den Wiederaufbau ge- können. Die verschiedenen Quartiere und die mit aufgrund der hohen stadträumlichen und stadt- prägt. Ergebnis des Wiederaufbaus war jedoch diesen verknüpften Anforderungen und Zielset- geschichtlichen Bedeutung orientieren sich diese keine homogene Architektur und Stadtstruktur: zungen lassen es hierbei sinnvoll erscheinen, die Leitlinien an einem denkmalgerechten Umgang: So haben sich in der Südstadt Rheydts auch et- Innenstadt in vier Bereiche – sog. Stadtzonen – zu die Gebäude sollen bewahrt und auf denkmalbe- liche Gründerzeitbauten erhalten. Zudem hat die unterteilen. reichsverträgliche Weise gestärkt werden, d.h., Rheydter Innenstadt keine funktionale Einheitlich- Diese vier Stadtzonen sind in der unten stehenden die im Stadtraum sichtbare Gebäudehülle (Fas- keit: Teilbereiche sind von dichtem Einzelhandel Karte räumlich definiert. Für die beiden Stadtzo- saden und Dächer) ist dem historischen Vorbild geprägt, andere Teilbereiche haben eine erhöhte nen 1 und 2, die auf qualitätvolle Weise durch den entsprechend zu pflegen und instand zu setzen. Gastronomiedichte. Insgesamt ist die Rheydter In- Wiederaufbau geprägt sind, wurden die auf den Bei der Architektur des Wiederaufbaus in der nenstadt, auch über die beschaulichere Südstadt folgenden Seiten erläuterten Leitlinien für Erhal- Stadtzone 2 soll das Stadtbild „Wiederaufbau’“ hinaus, ein Wohnstandort geblieben. tung und Gestaltung konzipiert. Sie dienen als durch einen stadtbildverträglichen Umgang mit Diese strukturelle Untergliederung der Rheydter Grundlage der Zielsetzungen des Stadtumbauge- dem Bestand gestärkt werden. Architektur und Innenstadt bildete auch das Innenstadtkonzept biets für die Rheydter Innenstadt (gemäß § 171 b Städtebau des Wiederaufbaus sollen als das Cha- des Büros Scheuvens + Wachten ab, die Stadt- BauGB), das vom Rat der Stadt Mönchengladbach rakteristische und Prägende hervortreten. Für die räume für die ermittelten Schwerpunkte Handel, 2009 beschlossen wurde. Der Umriss des Stadt- Hauptstraße und weitere Teile der Innenstadt so- Gastronomie und Nur-Wohnen auswiesen. umbaugebiets bildet den räumlichen Gesamtrah- wie den Bereich der Gracht wird die Einrichtung Für einen bestandsgerechten Umgang mit den men der vier Stadtzonen (ohne den Bereich um eines Denkmalbereichs geprüft, die die Leitlinien Gebäuden innerhalb der Rheydter Innenstadt das Pahlkebad sowie einen südlichen Bereich, verbindlich festschreiben würde. Für Werbeanla- sollen Leitlinien für Erhaltung und Gestaltung die außerhalb der Rheydter Innenstadt liegen). gen sind eigene Leitlinien konzipiert (ab S. 65). 43 28 31 37 35 39 36 21 3a 25 23 23 16 21 12 11 20 16 14 12 33 P 15 18 17 20 19 Straße 22 Kindergarten 26 28 30 36 47 49 51 43 40 53,55 44 aße 48 50 57 34 65 55 67 58 57 64-78 71 75 82 84 86 88 90 93 95 97 99 10 1 10 3 7,5 P 20d P 10 12 11 85 13 14 17 18 21 20 28 P 22 36 38 61 63 65 27 25 24 34a 59 28 P P 26 24 57 69 73 75 40 29 P P 15 16 19g P 95 92 97 99 e 49 22 70 111 42,44 74 77 76 31 37 15b lder E 13 15 ße Stra 17 40 115 36 P 35 Zone 1: Hauptstraße 12 11 e lberf 33 72 P P 40 46 33 Jugendheim Zone 1: Hauptstraße - Kopfbauten 42 Post 80 20e 79 83-81 80 nstraße 82 84 86 Limite 90 91 12 14 16 18 11 13 15 17 30 19 32 78 15a 21 77 76 26 34 73 74 24a fstraße 71 72 22 36 69 34 25 67 70 29 38 47 27 27 45 25 40 65 68 Elberfelder Straße STADTZONEN – LEITLINIEN FÜR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 38 Bahnho 63 66 16 Pestalo 43 34 INNENSTADTKONZEPT RHEYDT zzistraß 17 36 31 61 62,64 14 15 34 44 59 60 12 21 13 46 44 32 37 35 46a 119 129 4143 Zone 3: Geschäftsbereich 54 131 P 133 P P P 45 35 41 43 45 47 144 25 23 21 146 14 16 18 20 22 26 59 12 24 54 64 Reitb 36 57 ahnstraße 10 52 62 17 19 55 ße Zone 4: Südstadt 46 135 71 Stra P 52 35a Weg ner 33 | GLIEDERUNG DER LEITLINIEN NACH VIER STADTZONEN 33 69 che REAL-Einkaufszentrum P 50 37 27 nkir 29 Weg Zone 2: Wiederaufbau 39 raße 48 Ode Moses-S Kindergarten 28 30 46 43 48 57 58 10 42 35 Busbahnhof 55 56 61a 29 25 23 33 65 54 87 10 P 53 52 19e 41 11 40 19f 30 49-51 49 50 22a 55 47 48 Weg von - Galen - Straße 36 38 19c 94 57 45 17 41 34 19d 19 37 - Straße 19b 19a 31 Hbf. Rheydt 46 91 P 43 20c 20b 20a 88a 40 39 28 41 66 18 41 44 98 30 61 e Straß 20 10 39 15 38 37 32 tern-St 12 35 12 88 36 35 29 iffer - Mittelstraße 22 14 33 36 96 Jugendfreizeitheim traße Busbahnhof 32 89 33 35 Preuß 28 49 45 4-6 43a Moses 31 30 81 28 13 34 27 24 23 26 11 31 25 e aß 22 22 10 32 23 20 Str 21 Hugo 26 21 20 79 28 43 77 25 raße 18 er 20 27 15 18 14a 55 53 19 18 21 13 16 71-75 22 -16 en 14 16 19 14 15 16 , 17 ch 15 12 kir en 13 Od - Sch 12 Bahnhof 17 13 - 15 11 10 14 Waisenhausst 11 12 3a 5,7 m Wilhel 9a 11 12 Straße Dorfbroicher Kronenstraße Königstraße 69 60 23a 8 - 10 39 -S -Stern 59 66 54 30 70 P 10 66 r Str 44 64 62 10 30 , 28 , 26 13 8 che rfbroi 57 82 80 60 19 -2 45 Do 55 62 58 50 56 54 67 46 42 26 21 26 26 2-4 56 25 41 Mittelstraße g Lan 24 42 53 30 iffer - Straße 61 sse 22 23 11 41 38 29 Mar 20 16-18 12 25 63 Gracht 83 81 Terrasse tz ienpla Marienkirche ga ens 6-10 40 45 Weg Kath. 10 13 34 Kindergarten 32 33 43 27 45 - 47 33 36 33 ße 11 12 15 Dorfbroicher Gracht P 13 Weg 41 29 40 34 traße ert-Stra Weg 16 Kampstraße 31 12 10 13 15 94-96 88 42 50 - 52 14 Dahlener Straße 76 109 107 105 103 101 99 86 84 72 70 68 82 80 78 97 95 93 91 89 87 69 67 51 Grachtstraße 39 Marktstraße 25 26 37 37 5a 79 77 traße 52 44 49 74 40 38 Stresemanns 42 47 66 38 39 38 24 32 40 63 40 38 36 34 32 Wilhelm - Sch 42 29 27 21 9 17-1 39 49 47 45 43 41 39 15 13 11 25 44 75 37 37 35 22 41 34 ich-Eb 65 33 35 1-7 Mittelstraße 65 67 P 33 31 20 38 Friedr 40 43 P 27 1a 46 ies Harmon 42 45 L 370 31 30 13 12 27 44 47 ße tstra 31 36 23 46 49 2-3 33 Limitenstraße 48 51 15 K7 14 Mark Rathaus Am Neumarkt 10 53 10 34 Bachstraße 11 28 26 32 11 10 36 13 11 25 20 19 11 55 11 30 36 tstr Mark 15 aße 23 18 17 59 12 Straße Heinrich-Pesch- aße 38 23 21 19 17 Bachstr 33 31 27 12 21 Wilhelm-Strauß-Straße 35 24 22 20 18 16 17 15 tr. r-S ße lstra 26 15 13 Markt 38 15 36 34 14 10 11 ate 2a tr W-S Pau 65 11 7-9 13 32 30 17 11 76 15 39 37 35 33 Ev. Hauptkirche 27 25 23 52 50 46 44 42 40 14 78 91 Kloet 11 39 10 93 16 asse ersg 12 59 57 aße 55 53 ptstr 51 Hau 49 47 45 41 65 90 38 82-84 95 18 - Str 178 176 172 170 162 160 156 150 148 146 144 Haupt 75 73 69 67 65 63 L 370 Hauptstraße 140 138 134 130 126-126a 122 116 114 110 12 97 Hohlstraße 20 - 62 61 127-129 125 121 99 186 184 182 41 17 18 86 99 21 elm Wilh 18 12 10 aße 50 48 44 46 97 straße Kindergarten 19 88 101 22 er Schiff 40 42 36-38 34 30 32 20 95 93 91 85 180 P 24 17 14 15 21 Wilhelm - Strater - Straße 90 103 29 ße 83 81 79 200 P 17 23 92 105 31 19 nstra Mühle 66 54 52 117-119 115 64 58 56 31 29 27 222 179 165 161 157 155 153 151 141 139 135 131 133 177 175 173 147 72 70 47 ße Hohlstra Stümgesgasse 26 111 B59 19 16 19 allee 25 96 t-Straße Kindertagesstätte 28 115 100 rich-Eber kner 21 Bruc 29 Fried Gartenst 25 32 29a 31 104 119 18 Berufliche Schulen 29 106 34 35 121 22 raße 27 26 31 36 37 110 K7 100 98 96 92 90 82 Schule 33 38 123 Hohlstraße 32 nstraße Mühle 80 78 43 116 125 33 Heinrich-Pesch-Straße 34 63 89 87 85 83 81 79 77 75 61 , 57 118 ße nstra 132 130 128 126 124 120 Mühle 131 129 119 81a Fabrik 45 127 IB-K 7 59 ße ra st of dh ie Fr STRAUSS & FISCHER - HISTORISCHE BAUWERKE GBR | RICHARD-WAGNER-STR. 15 | 47799 KREFELD !!! ! ZUSAMMENGEFASSTE VORGABEN UND EMPFEHLUNGEN FÜR DIE VIER STADTZONEN Stadtzone 1 – Hauptstraße: Die Stadtzone 1 umfasst mit der Hauptstraße die städtebauliche Figur der Kammbebauung, einen zentralen Baustein der Leitl‘schen Wiederaufbauplanung. Deshalb gelten für die Kammbebauung besondere denkmalgerechte Zielsetzungen. FÜR DIE STADTZONE 1 IST DIE STÄRKUNG DER HISTORISCHEN BAUFIGUR DAS LEITMOTIV. Die Zielsetzungen innerhalb dieser Stadtzone zielen darauf ab, die architektonischen und stadträumlichen Qualitäten zu erhalten, zu stärken und, wo die Qualitäten durch Umbauten gemindert sind, diese wiederherzustellen. Stadtzone 2 – Wiederaufbau: Die Stadtzone 2 umfasst die Bereiche der Rheydter Innenstadt, die über die Hauptstraße hinaus durch die Wiederaufbauplanung Leitls entscheidend geprägt sind und bis heute als Bereiche des Wiederaufbaus wahrgenommen werden. Entsprechend gehören hierzu der gesamte Verlauf der Limitenstraße, aber auch Bereiche wie der Markt, die Marktstraße und die Friedrich-Ebert-Straße. LEITMOTIV IST HIER DIE STÄRKUNG DES STADTBILDES. Die Leitlinien werden im folgenden Abschnitt ausführlich dargestellt. Diese Leitlinien zielen, wie diejenigen der Stadtzone 1, vor allem auf die Architektur des Wiederaufbaus, d. h. die Bauzeit 1945 bis 1964. Der Zuschnitt der Stadtzone 2 ist entsprechend gewählt; im Hinblick auf eine rechtliche Handhabbarkeit der Leitlinien stellt diese eine parzellengenaue Unterteilung dar. Da sich innerhalb der Stadtzone 2 (wie auch innerhalb der Stadtzone 1) sowohl jüngere Gebäude (d. h. nach 1964) als auch ältere Gebäude (d. h. vor 1945) befinden, ist die Anwendbarkeit der Leitlinien dennoch im Einzelfall zu prüfen. Stadtzone 3 – Geschäftsbereich: Die Stadtzone 3 umfasst im Wesentlichen den Hauptgeschäftsbereich entlang der Stresemann- und der Dahlener Straße sowie angrenzende Randbereiche der Wilhelm-Schiffer-Straße. In diesem Bereich präsentieren sich viele Gebäude mit jüngeren Fassadengestaltungen, hier treten die stadtgestalterischen Zielsetzungen hinter die Anforderungen eines zeitgemäßen Geschäftszentrums zurück. LEITMOTIV IST DIE STÄRKUNG UND VERDICHTUNG DES EINZELHANDELSSTANDORTS RHEYDT. Neu- und Umbauten sollen daher auch in einer von den Gestaltungsprinzipien der Wiederaufbau-Architektur abweichenden Gestaltung möglich sein, solange diese Neu- und Umbauten gestalterisch qualitätvoll sind und nicht in einen Kontrast zu benachbarten Gebäuden des Wiederaufbaus treten. Stadtzone 4 – Südstadt: Die Stadtzone 4 umfasst die Südstadt, die südlich der Stresemannstraße liegt. Sie besteht zum einen aus dem Bereich um die Waisenhausstraße/Hugo-Preuß-Straße, der als reines Wohngebiet wahrgenommen wird, und des Bereichs um Odenkirchener Straße/Bahnhofstraße, der als Mischgebiet mit stärkerer gastronomischer Nutzung wahrgenommen wird. Beide Bereiche charakterisiert eine auch durch die Kartierungen belegte bauliche Mischung aus gründerzeitlichen Bauten und aus Gebäuden des Wiederaufbaus. LEITMOTIV IST HIER DIE STÄRKUNG DES CHARAKTERISTISCH DURCHMISCHTEN STADTBILDES. Ziel ist daher eine Bewahrung und Instandsetzung der vorhandenen Fassadengliederungen und -farbigkeiten sowohl bei den Bauten des Wiederaufbaus wie auch der Gründerzeit; diese schließen auch bestandsgerechte Fensterteilungen und Eingangstüren sowie einen behutsamen Umgang mit Fragen der Modernisierung und Erweiterung ein. GLIEDERUNG DER LEITLINIEN NACH VIER STADTZONEN | 34 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG DIE ZIELSETZUNGEN FÜR DIE ERHALTUNG UND GESTALTUNG DER STADTZONE 1 Die Grundzüge der Kammbebauung sind der U-förmige Wegeführung sollte, so die damals an ihrer Südseite den zentralen, stadträumlich Wechsel zwischen vier- bis fünfgeschossigen nicht umgesetzten Vorstellungen Leitls, durch ein herausgehobenen Baustein der Leitl‘schen Kopfbauten, die quer zur Straße stehen und verbindendes, gestalterisch einheitliches Vordach Wiederaufbauplanung. mit ihren Stirnseiten die alte Straßenbreite der zu einer „Basarstraße“ werden (im Sinne einer Diese Kammbebauung wurde von Alfons Leitl Hauptstraße aufnehmen, und demgegenüber überdeckten Einkaufsstraße). städtebaulich und architektonisch als einheit- zurückgesetzten dreigeschossigen Zwischenbau- liche Baufigur konzipiert. Diese Konzeption ten. Während die höheren Kopfbauten Flachdä- Leitmotiv der Leitlinien der Stadtzone 1 der Kammbebauung wurde in der städtischen cher bzw. von der Hauptstraße nicht einsehbare, Das Leitmotiv der Leitlinien der Stadtzone 1 ist Bauleitplanung festgeschrieben und in dem am sehr flach geneigte Dächer haben, zeigen die die Stärkung der historischen Baufigur. Dabei 12.11.1949 erlassenen Ortsstatut definiert, das Zwischenbauten Satteldächer mit zur Haupt- soll die städtebauliche Grundidee des Wiederauf- u. a. Gebäudehöhen festlegt und für Teilbereiche straße orientierter Traufe. Die Kopfbauten bilden baus erhalten und dort stärker herausgearbeitet der Hauptstraße unverändert gültig ist. Während durch den leichten geschwungenen Verlauf der werden, wo diese durch spätere Umbauten oder die städtebauliche Konzeption der Kammbe- Hauptstraße eine Reihung, wodurch stets meh- Zubauten geschwächt wurde. Sie soll zudem dort bauung ab 1948 entsprechend dem Leitl-Plan rere Kopfbauten hintereinander sichtbar sind, weitergeführt werden, wo die Baufigur unvoll- umgesetzt wurde, wurde die architektonische obwohl der Hauptstraßen-Querschnitt im Zuge ständig geblieben ist, insbesondere im Bereich Konzeption Leitls für die Kammbebauung jedoch des Wiederaufbaus nicht verbreitert wurde. Die dreigeschossig geplanter, aber nur zweigeschos- nur in eingeschränktem Umfang realisiert. Durch Kopfbauten treten daher innerhalb der Kammbe- sig ausgeführter Zwischenbauten. die Teilung in einzelne Parzellen und deren sepa- bauung vorrangig in Erscheinung, während die Die individuelle Gestaltung der einzelnen Bauten rate Bebauung wechselt die jeweilige architekto- Zwischenbauten nur abschnittsweise sichtbar innerhalb der Kammbebauung soll gewahrt nische Gestaltung der Fassaden von Bauwerk zu sind. bleiben. Wo die ursprüngliche architektonische Bauwerk, obwohl die gesamte Baufigur bis zum Durch die Mündung von Harmoniestraße/Har- Fassadengestaltung des Wiederaufbaus noch Beginn der 1960er fertiggestellt war und damit in monieplatz ist die Kammbebauung in zwei erhalten ist, soll diese auch künftig erhalten und die Kernphase des Wiederaufbaus fällt. Während Abschnitte unterteilt. Die stadträumliche Einheit instand gesetzt werden; wo sie heute durch die Baufigur in ihrer städtebaulichen Anlage von der Baufigur wird durch die Fußgängerführung Um- und Zubauten verändert ist, soll ihre ur- der Vision zeugt, den Wiederaufbau in einem entlang der Vorderfassaden betont, die ursprüng- sprüngliche Gestaltung zurückgewonnen werden. gestalterischen Duktus durchzuführen, verdeutli- lich infolge des angrenzenden Verkehrsraums Orientierung hierfür sollen die zeitgenössischen chen die Unterschiede der realisierten Architek- noch stärker wahrnehmbar war und bei beiden Baupläne und die historischen Aufnahmen bieten, turen, dass der Wiederaufbau nicht zentralistisch, Abschnitten identisch ist: Die eckständigen die sich gerade aus der Hauptstraße zahlreich sondern wesentlich von einzelnen Privatleuten Kopfbauten an Anfang und Ende des jeweiligen erhalten haben und diese als repräsentatives (und deren Planern) durchgeführt wurde. Abschnitts haben eine eingerückte Arkade an der Zentrum des wiederaufgebauten Rheydts 43 28 31 37 45 Die Hauptstraße bildet mit der Kammbebauung 35 renden gestalterischen Konstruktionsprinzipien kn Bruc 15 21 14 19 17 17 12 11 16 14 86 99 12 97 33 P 10 te, ebenfalls regelmäßig befensterte Fassaden. 93 78 91 76 47 traße 35 e 44 42 11 13 25 31 27 35 37 39 36 38 40 42 20 31 Rathaus 12 13 39 schraffiert dargestellt. 31 48 51 15 29 46 49 35 44 20 27 22 40 38 45 25 25 26 34 41 40 23 45 - 32 rich-E Marktstr 24 38 43 Fried Grachtstraße 39 iestra Harmon 42 47 30 Am Neumarkt 10 53 36 13 23 11 55 Mar 33 Wilhelm-Strauß-Straße sind innerhalb des Umrisses der Stadtzone 1 11 10 35 | DIE ZIELSETZUNGEN FÜR DIE ERHALTUNG UND GESTALTUNG DER STADTZONE 1 e 23 19 59 e raß ktst 14 raß rktst 21 18 unter welche Vorgaben fällt: Die Kopfbauten 23 21 19 156 Karte verdeutlicht, welches Gebäude jeweils 35 33 31 11 17 Hauptstraße andererseits. Die beigefügte 27 15 15 der Kammbebauung und die Nordseite der 36 24 17 150 148 146 bebauung einerseits, die Zwischenbauten Markt 20 12 144 Vorgaben für die Kopfbauten der Kamm- 46 32 30 140 138 134 130 Ev. Hauptkirche 50 40 126-126a 122 tung und Gestaltung sind untergliedert in 90 38 14 P e tstraß Limitenstraße 22 Ma 83 17 15 18 81 Haup 116 114 110 52 26 16 10 65 75 99 Die nachfolgenden Leitlinien für Erhal- 15 13 34 33 tr. 11 p Hau 49 57 63 61 67 73 97 27 17 7-9 47 55 ß tstra 53 37 r-S K 25 23 45 41 39 51 59 69 95 151 11 ate ße lstra Pau 65 asse rsg loete 12 2a r-S chiffe 62 93 147 141 139 L 370 Hauptstraße aße 18 tr W-S traße 30 32 79 52 50 48 44 46 20 12 10 36-38 34 66 54 40 42 91 85 135 131 133 Kampstr aße nstr Mühle 15 29 27 19 58 56 31 117-119 115 64 Hohls m-S 72 70 127-129 125 121 Kindergarten 95 82-84 80 78 40 88 101 Abb. 47 : Der Geltungsbereich der Stadtzone 1 ist hier gelb dargestellt. Die Leitlinien sind in die sogenannten Kopfbauten (schraffiert) und die Zwischenbauten/Nordseite (nicht schraffiert) unterteilt. 100 98 kale Putz- oder Steinvorlagen vertikal geglieder- 44 17 18 90 103 96 92 90 89 Kindergarten 24 20 19 105 82 132 130 128 regelmäßiger Befensterung und die durch verti- 48 21 92 traße ns Mühle 87 85 83 81 Kindergarten 26 23 B59 111 Wilhelm - Strater - Straße Kindertagesstätte 16 ee 19 erall 25 96 traße 63 16 21 28 100 115 bert-S rich-E 75 61 , 57 3a 25 23 23 29 Fried eine große Schaufensteranlage abgeteilt. Diese 126 124 120 118 tonskelett mit Ausfachungen, die Putzfassade mit Weg im Erdgeschoss ein kleines Ladenlokal bzw. 79 18 Berufliche Schulen 25 32 29a 31 104 favorisierte, in der Fassade sichtbare Stahlbe- 81a 77 22 34 35 106 119 wert zu. 59 131 129 119 ße nstra Mühle nebeneinander sichtbar bleiben: das von Leitl Abschnitts liegenden Kopfbauten ist durch diesen bildenden Gebäude – ein wichtiger Zeugnis- 21 e unterschiedlichen, zeitgenössisch parallel existie- und in direkter Linie durch die Kopfbauten hin- 29 Ladenzeile der angrenzenden Zwischenbauten durchgeleitet. Bei den innerhalb des jeweiligen architektonische Gestaltung der die Baufigur 26 36 37 31 27 36 33 38 110 121 liche städtebauliche Baufigur und variierende Fri fs ho ed Gartenstr aß 39 116 3 daher beiden Grundcharakteristika – einheit- ße tra präsentierten. Hier sollen auch zukünftig die Stirnseite, von dort wird der Fußgänger vor die Aus stadthistorischer Perspektive kommt 4 Stadtzone 1 Kopfbauten FASSADE: KONSTRUKTION UND GLIEDERUNG 1 URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Kopfbauten wurden nicht einheitlich (im Sinne Leitls), sondern mit individuellen Gestaltungen errichtet. Hierbei lassen sich drei unterschiedlich ausgeprägte Konstruktionsweisen identifizieren: Gebäude mit sichtbarem, z. T. leicht vorstehendem Stahlbetonskelettraster (etwa die Kopfbauten Hauptstraße 14, Hauptstraße 30 und Hauptstraße 42), Gebäude mit vertikaler, leicht vorstehender Fassadengliederung (etwa die Kopfbauten Hauptstraße 26 und Hauptstraße 46) und Gebäude mit Lochfassade (etwa die Kopfbauten Hauptstraße 2 und Hauptstraße 36). Sie erscheinen in dieser Reihung dennoch bauzeitlich als „Einheit in der Vielfalt“, da diese drei Konstruktionsweisen aufgrund ihrer gestalterischen Umsetzung alle der Nachkriegsmoderne zugerechnet werden können. VORGABE Die charakteristische bauzeitliche Ausprägung der einzelnen Kopfbauten soll grundsätzlich erhalten werden. Da die Kammbebauung den Kernbereich der Leitl-Bebauung bildet, ist bei Erhaltung der Fassaden besondere Sorgfalt anzuwenden. Die jeweilige Konstruktionsweise (in der Fassade sichtbares Stahlbetonskelett, vertikale Fassadengliederung oder Lochfassade) soll in Verbindung mit dem bauzeitlichen Fassadenmaterial, dessen spezifischen Details und Gesamtkonzeption bewahrt werden. Wo die charakteristische Ausprägung beeinträchtigt ist, etwa durch Umbauten der Erdgeschosszone, soll der bauzeitliche Zustand als Vorbild des künftigen Erscheinungsbildes dienen, um dieses in angemessenem Umfang zu ergänzen oder wiederherzustellen. Insgesamt soll die bauzeitliche Proportion der Fassade, d. h. das Längen- und Breitenverhältnis der Einzelelemente zueinander wie auch die Gesamtabmessungen, nicht verändert bzw. auf den ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden; bei den Kopfbauten soll daher eine Außendämmung der Fassaden nicht erfolgen. Die geschossweise Gliederung der Fassaden soll ebenfalls erhalten werden. Positives Beispiel Fassade – Konstruktion: Stahlbetonskelettfassade mit Putzbekleidung, Hauptstraße 14 (negativ: unschön erneuerte Schaufensteranlage im Erdgeschoss) Positives Beispiel Fassade – Konstruktion: instand gesetzte Stahlbetonskelettfassade mit ornamental gestalteten Ausfachungen, Hauptstraße 30 (negativ: zu umfangreiche Werbeanlage) LEITLINIEN STADTZONE 1 – KOPFBAUTEN | 36 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 1 Stadtzone 1 Kopfbauten FASSADE: MATERIAL URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Das vorherrschende Fassadenmaterial war – wie sich auch aus historischen Fotografien ablesen lässt – Putz, wobei auch die sichtbaren Stahlbetonskelette und Vertikalpfeiler offenbar mit Putz ummantelt waren. Die Kopfbauten Hauptstraße 2 und Hauptstraße 46 zeigten abweichend davon in den Obergeschossen eine helle Natursteinbekleidung mit ähnlicher Tonigkeit. Bei den Kopfbauten mit vertikaler Fassadengliederung sind die Brüstungsfelder der Obergeschosse, die zwischen den vertikalen Putzgliedern liegen, durch dunklere Materialien gebildet, die jeweils die Vertikalität der Fassade betonen: Beim Kopfbau Hauptstraße 14 sind dies bspw. bräunliche Werksteinplatten, beim Kopfbau Hauptstraße 20 dunkelblaue Glasplatten. Bei den Kopfbauten Hauptstraße 26 und 30 sind die Ausfachungen mit Plattierungen bzw. Ziegelausfachungen hergestellt, die auch ornamental wirken sollen. VORGABE Das bauzeitliche Fassadenmaterial soll grundsätzlich erhalten bleiben. Wo das ursprüngliche Fassadenmaterial ersetzt oder verdeckt ist, etwa durch das Umkleiden der gesamten Fassaden (z. B. Hauptstraße 36), soll der bauzeitliche Zustand als Vorbild des künftigen Erscheinungsbildes dienen, um dieses in angemessenem Umfang zu ergänzen oder wiederherzustellen. Der Erhalt bauzeitlicher Fassadenmaterialien (auch solche, die aktuell unter jüngeren Bekleidungen verborgen sind) hat dabei Vorrang vor einer Rekonstruktion. Es sollen möglichst keine Fassadenmaterialien ergänzt werden, die nicht zeitgenössisch am jeweiligen Bauwerk verwendet wurden; eine nachträgliche Außendämmung etwa als Wärmedämmverbundsystem ist daher gestalterisch nicht erwünscht. Bei ursprünglich putzsichtigen Gebäuden soll bspw. weiterhin der Putz prägendes Fassadenmaterial bleiben, dessen Farbigkeit und Helligkeit dem bauzeitlichen Vorbild entsprechen und dessen Helligkeitsabstufung übernehmen soll. Wo zeitgenössisch Naturstein als Fassadenmaterial vorhanden war, ist auch künftig ein entsprechender Werkstein denkbar (bei den helltonigen Bekleidungen der Fassaden und Pfeiler als Kalkstein, z. B. Muschelkalk/Travertin). Diese Bekleidung sollte in einer soliden handwerklichen Ausführung gemäß den zeitgenössischen Techniken hergestellt werden, also bspw. ohne sichtbare Klammern und ohne offene Stoßfugen. Vorbild kann hier u. a. die (unter einem Anstrich erhaltene) bauzeitliche Natursteinbekleidung im Erdgeschoss des Kopfbaus Hauptstraße 20 sein. Vorhandene Natursteinelemente sollen nicht überstrichen bzw. von Anstrichen befreit werden. Bei den Kopfbauten mit Ausfachungen innerhalb des tragenden Stahlbetonskeletts (z. B. Hauptstraße 26 und 30) soll die prägnante ornamentale Wirkung erhalten bleiben. Positives Beispiel Fassade – Material: originale Brüstungsfelder mit ornamentaler Bekleidung, Hauptstraße 26 37 | LEITLINIEN STADTZONE 1 – KOPFBAUTEN Negatives Beispiel Fassade – Material: nachträglich mit Naturstein bekleidete Putzfassade, offene Plattenfugen (anstelle Mörtelfugen) und vertikaler Versatz an den Stützenbekleidungen, Hauptstraße 30 1 Stadtzone 1 Kopfbauten FASSADE: FARBIGKEIT URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die vorherrschende Fassadenfarbigkeit bildete – historischen Fotografien zufolge – heller Putz, auch die sichtbaren Stahlbetonskelette und Vertikalpfeiler waren offenbar mit Putz ummantelt. Die Kopfbauten Hauptstraße 2 und Hauptstraße 46 zeigten abweichend davon in den Obergeschossen eine helle Natursteinbekleidung, die sich in der Tonigkeit aber offenbar gut an die Putzbauten anschloss. Bei den Stahlbetonskelettbauten war das in der Fassade vorstehende Konstruktionsraster hell, die Ausfachungen (geschlossene Felder bzw. Brüstungen) hingegen waren dunkler – zum Teil mit keramischem Material, zum Teil mit Ziegel –, sodass das Stahlbetonskelett optisch deutlich hervortrat. Die Kopfbauten, deren Erdgeschoss durch ein knappes Vordach von den Obergeschossen getrennt war (Kopfbauten Hauptstraße 14, Hauptstraße 20, Hauptstraße 36 und Hauptstraße 42), hatten im Erdgeschoss eine dunklere Tonigkeit, offenbar eine Natursteinbekleidung, die sich vom helleren Obergeschossputz abhob. Bei diesen Kopfbauten, die der Kategorie vertikale Fassadengliederung zuzuordnen sind, sind zudem die Brüstungsfelder der Obergeschosse, die zwischen den vertikalen Putzgliedern liegen, durch dunklere Materialien gebildet, die jeweils die Vertikalität der Fassade betonen: Beim Kopfbau Hauptstraße 14 sind dies bspw. bräunliche Werksteinplatten, beim Kopfbau Hauptstraße 20 dunkelblaue Glasplatten. Ähnlich den Ausfachungen bei den Stahlbetonskelettbauten zeigt sich hier die zeitgenössische Bandbreite von Fassadenmaterialien. VORGABE Die Fassadenfarbigkeit soll sich künftig so weit als möglich am bauzeitlichen Zustand orientieren. Bei den Putzbauten soll weiterhin vorrangig Putz sichtbar sein, dessen Farbigkeit und Helligkeit dem bauzeitlichen Vorbild entsprechen und dessen Helligkeitsabstufung erhalten bleiben soll. Die helle Tonigkeit soll genutzt werden, die „Einheit in der Vielfalt“ zu unterstützen; die Farbigkeit der Kammbebauung soll jedoch nicht vereinheitlicht werden (etwa durch einen verbindlichen Farbfächer). Wo anstelle des sichtbaren Putzes ein Anstrich erforderlich ist (etwa wegen vorhandener älterer Beschichtungen), sollen die Farbigkeit und der Glanzwert des Neuanstrichs dem ursprünglichen Zustand möglichst gut entsprechen bzw. sich in die umgebende Bebauung einfügen. Zeitgenössische Sonderelemente innerhalb der Fassaden sollen ebenfalls mit originaler Oberfläche erhalten werden. Dazu zählen die ornamentalen Ausfachungen an den Kopfbauten Hauptstraße 26 und 30 ebenso wie die Brüstungsfelder bei den Kopfbauten Hauptstraße 14 und 20 (bräunliche Werksteinplatten bzw. dunkelblaue Glasplatten). Neue, ursprünglich nicht vorhandene Farbakzente und Flächenfarbigkeiten sind hingegen unerwünscht. Ziel ist ein am jeweiligen „Original“ orientierter Gesamteindruck. Positives Beispiel Fassade – Farbigkeit: vertikal gegliederte Fassade mit heller Putzbekleidung und dunkelblauen Glasplatten-Brüstungen, Hauptstraße 20 (negativ: Werbeanlagen) Positives Beispiel Fassade – Farbigkeit: instandgesetzte Stahlbetonskelettfassade mit ornamental gestalteten Ausfachungen aus roten Tafeln mit hellem Fugenraster, Hauptstraße 30 LEITLINIEN STADTZONE 1 – KOPFBAUTEN | 38 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 1 Stadtzone 1 Kopfbauten FASSADE: BRÜSTUNGEN UND GESIMSE Positives Beispiel Fassade – Brüstungen und Gesimse: bauzeitliche WerksteinBrüstungsfelder mit originaler WerksteinKantenabdeckung, Hauptstraße 26 URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Bei den Kopfbauten mit sichtbarem, leicht vorstehendem Stahlbetonskelett und den Kopfbauten mit vertikaler, leicht vorstehender Fassadengliederung entstehen durch die Gliederungen horizontale Flächen, auf denen Wasser stehen könnte: bei den Kopfbauten mit sichtbarem Stahlbetonskelett auf jeder Geschossebene, bei den Kopfbauten mit vertikaler Fassadengliederung über dem Erdgeschoss am Übergang zum knappen Vordach. An diesen Positionen sind Fensterbänke angeordnet, die leicht vorkragen und so eine Tropfkante bilden; sie sind dunkler gehalten als die hellen Putzglieder und bestehen offenbar teilweise aus Naturstein, teilweise aus einer dunklen, schmal ausgeführten Einblechung. VORGABE Der Erhalt bauzeitlicher Fassadenmaterialien (auch solche, die aktuell unter jüngeren Bekleidungen verborgen sind) hat dabei Vorrang vor einer Rekonstruktion – dies gilt auch für die Fassadendetails. Instandsetzungen von Fassadendetails sollen sich an der bauzeitlichen Gestaltung orientieren, auch wenn heutigen Normen entsprechende Lösungen erforderlich sind. Für die Abdeckung der vorkragenden horizontalen Bauglieder (z. B. die Querträger beim Stahlbetonskelett) soll beispielsweise ein dem bauzeitlichen Vorbild entsprechender Werkstein oder eine dem bauzeitlichen Vorbild entsprechende schmale Einblechung gewählt werden, jeweils in Koordination mit der Gestaltung der Gesamtfassade, jedoch keine ausladenden Zinkabdeckungen mit Kappleisten o. Ä. 1 Stadtzone 1 Kopfbauten FASSADE: BALKONE UND ERKER URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die spezifische stadträumliche Baufigur der Kopfbauten war auf eine eher blockhafte Wirkung ausgerichtet. Eine Aufgliederung der Baukörper durch Balkone und Erker, die vor der Fassadenflucht liegen, war daher nicht Teil des bauzeitlichen Konzepts. Entsprechend sind ursprünglich weder Erker noch Balkone errichtet worden, die in der Hauptstraße sichtbar sind; eine Ausnahme ist die Fassade des Kopfbaus Hauptstraße 26 an der Harmoniestraße, die Balkone integriert. VORGABE Am Kopfbau Hauptstraße 36 sind im Zuge einer Instandsetzungsmaßnahme Balkone errichtet worden, die an den benachbarten Zwischenbau anschließen und verdeutlichen, wie stark die stadträumliche und architektonische Wirkung durch Balkon- und Erkeranbauten verändert wird. Die Kopfbauten sollen daher auch künftig ohne Balkone und Erker bleiben, die vor die Fassadenflucht treten. Eine Ausnahme sind die bauzeitlichen Balkone am Kopfbau Hauptstraße 26 und rückwärtige, vom Straßenraum nicht wahrnehmbare Balkone und Erker. 39 | LEITLINIEN STADTZONE 1 – KOPFBAUTEN Negatives Beispiel Fassade – Balkone und Erker: Balkonergänzung an der Nahtstelle zwischen Kopf- und Zwischenbau, Hauptstraße 32-36 1 Positives Beispiel Arkaden: Arkaden-Durchgang, Hauptstraße 20 1 Stadtzone 1 Kopfbauten ARKADEN URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Kammbebauung hat eine spezifische Arkadenstruktur, die von Alfons Leitl konzipiert und mit dem damals realisierten Straßenraum der Hauptstraße verknüpft war, der zwischen den Kopfbauten Parkplätze vorgesehen hatte. Diese Arkadenstruktur ist in den beiden durch die Mündung der Harmoniestraße/ Harmonieplatz gebildeten Abschnitten der Kammbebauung identisch: Die eckständigen Kopfbauten an Anfang und Ende des jeweiligen Abschnitts (Hauptstraße 2, 26, 30 und 52) haben eine eingerückte Arkade an der Stirnseite der Gebäude, von dort wird der Fußgänger vor die Ladenzeile der angrenzenden Zwischenbauten und in direkter Linie durch die übrigen Kopfbauten hindurchgeleitet. Bei den innerhalb des jeweiligen Abschnitts liegenden Kopfbauten (Hauptstraße 14, 20, 36, 42 und 46) ist durch diesen Weg im Erdgeschoss ein kleineres Ladenlokal bzw. eine große, vierseitig verglaste Schaufensteranlage abgeteilt. Die Arkaden haben einen rechtwinkligen Querschnitt, entsprechend der Gebäudestruktur der Kopfbauten. Im Erdgeschoss der Kopfbauten sind die Stützenstrukturen sowohl bei den Arkaden an der Stirnseite als auch bei den durchwegenden Arkaden (mit vorgelagerten Schaufenstern bzw. Läden) sichtbar; die Obergeschosse der Kopfbauten wirken dadurch wie aufgeständert. Die Stützen hatten quadratische Querschnitte, ausgenommen der Kopfbau Hauptstraße 2 mit prägnanten runden, dunkel ummantelten Stützen. VORGABE Die spezifische Arkadenstruktur der Kammbebauung und die damit in Beziehung stehende Ausbildung von Schaufensteranlagen und Ladenlokalen sind bis heute im Grundsatz erhalten und sollen auch künftig weder baulich geschlossen noch in ihren Querschnitten und Abmessungen verändert werden. Wo die Arkaden baulich verändert wurden, sollen die bauzeitliche Gestaltung und Struktur zurückgewonnen werden. Abb. 48: Musterentwurf Leitl für Kammbebauung Hauptstraße mit hinter der Fassadenflucht liegenden Balkonen (nicht realisiert) (Quelle: HA Erzbistum Köln, PK 170) PRINZIPIEN ARKADEN UND WEGEFÜHRUNG – ZEICHNUNG ALFONS LEITL: – Durchgehende „Basarstraße“ entlang der Geschäfte der Kammbebauung – Kopfbauten „in der Reihe“ mit Durchwegung im Erdgeschoss – Eck-Kopfbauten mit Arkaden an der Stirnseite LEITLINIEN STADTZONE 1 – KOPFBAUTEN | 40 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 1 Stadtzone 1 Kopfbauten LADENEINBAUTEN/LADENLOKALE URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die charakteristische bauzeitliche Ausbildung der Erdgeschosszone gehört – gerade in Verbindung mit der Arkadenstruktur – zu den prägenden Elementen der „Einheit in der Vielfalt“. Die Gliederungen der Ladenlokale waren mit Bezug zu den Obergeschossen, deren Fenstergliederungen und Bekleidungen konzipiert; Ziel war, trotz der größeren Fensterfläche im Erdgeschoss eine bauliche Einheit von Erdgeschoss und Obergeschossen zu erhalten. Die Schaufenster waren entsprechend auf die Stützenteilungen abgestimmt und zeigten niedrige Sockel. Die Verglasungen der Schaufenster waren überwiegend aus ungeteilten Großformaten mit schmalen Metallprofilen, zum Teil mit profillosem Glasstoß an den Ecken. VORGABE Die bauzeitlichen Gliederungen der Schaufensteranlagen und Ladenlokale sind bspw. bei den Kopfbauten Hauptstraße 20, Hauptstraße 26 und Hauptstraße 30 erhalten. Bei anderen Kopfbauten sind diese hingegen spürbar verändert, beim Kopfbau Hauptstraße 46 auch deutlich erweitert. Zu den Charakteristika der Erdgeschosse gehört nicht nur deren Bezug zu den Fenstergliederungen und Bekleidungen der Obergeschosse, sondern auch die großformatigen Schaufenster mit niedrigen Sockeln und deren Einfügung in das sichtbare Stützraster. Die bauzeitlichen Gliederungen der Schaufensteranlagen und Ladenlokale sollen erhalten werden; wo diese durch Umbau und/oder Erweiterung verändert wurden, soll der ursprüngliche Zustand so weit als möglich zurückgewonnen werden. Dies gilt insbesondere für jene Schaufensteranlagen, die über den ursprünglichen Grundriss hinaus erweitert wurden: Hier ist ein Rückbau bei einer künftigen Instandsetzung unbedingt geboten. Positives Beispiel Ladeneinbauten/Ladenlokale: Ladenlokal/Schaufensteranlage mit Brüstung und bauzeitlicher Einfassung, Hauptstraße 20 41 | LEITLINIEN STADTZONE 1 – KOPFBAUTEN Positives Beispiel Vordächer: schmales bauzeitliches Betonvordach, Hauptstraße 20 1 Stadtzone 1 Kopfbauten VORDÄCHER URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Erdgeschosse der Kopfbauten hatten bauzeitlich – je nach Fassadengliederung – entweder ein knappes Betonvordach (Hauptstraße 14, 20, 26, 36, 42 und 52) oder kein Vordach (Hauptstraße 2, 30 und 46). VORGABE Bei einzelnen Kopfbauten sind zwischenzeitlich Vordächer nachgerüstet oder erweitert worden, bspw. bei den Kopfbauten Hauptstraße 2 (seitlich) und Hauptstraße 42 (umlaufend); diese dienen auch der Anbringung von bauzeitlich nicht vorhandenen Werbeanlagen (siehe hierzu: Leitlinien für Werbeanlagen). Erhalten sind die bauzeitlichen Vordächer etwa bei den Kopfbauten Hauptstraße 14 und Hauptstraße 20. Ziel ist, den bauzeitlichen Umriss der Kopfbauten zu erhalten und von der bauzeitlichen Konzeption abweichende Vordächer zurückzubauen. 1 Stadtzone 1 Kopfbauten MARKISEN URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Markisen oder ähnliche temporäre Vordächer waren bauzeitlich bei den Kopfbauten nicht vorhanden, sie hätten der beabsichtigten Baufigur der Kammbebauung mit ihrem klaren Umriss auch entgegengestanden. VORGABE Ziel ist, den bauzeitlichen Umriss der Kopfbauten zu erhalten. Markisen oder ähnliche temporäre Vordächer sollen daher nicht montiert werden und sollen, wo vorhanden, demontiert werden. Positives Beispiel Hauseingänge: bauzeitliche Hauseingangstür mit Werksteinlaibung, Hauptstraße 46 1 Stadtzone 1 Kopfbauten HAUSEINGÄNGE URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Hauseingangstüren gehören zu den zeittypischen Elementen der Fassade. Wo ein Ladenlokal vorhanden ist, sind diese oft an die jeweilige Schaufenster- und Ladentürgestaltung angepasst, etwa mit großem mattiertem Drahtglasfeld und goldfarben eloxierten Beschlägen. Bauzeitlich kommen vor allem Metalltüren vor, meist als Rahmentüren mit Glasfüllung, seltener auch Holztüren; die Beschläge sind ebenfalls oft charakteristische Elemente der Wiederaufbauzeit, etwa als mit Kunststoffschnur umwickelte Holme oder geschwungene Stoßgriffe. VORGABE Bei den Hauseingangstüren sollten, wenn die historische Tür nicht erhalten werden kann oder bereits ersetzt wurde, die charakteristischen Elemente der zeitgenössischen Türen in Abstimmung mit der Gesamtfassade als Vorbild für die erneuerte Hauseingangstür dienen. Dies gilt in besonderem Maße für die Hauseingangstüren, die Teil einer erdgeschossigen Ladenfront sind. Bei einer notwendigen Erneuerung sollte vor diesem Hintergrund Kunststoff als Türmaterial ebenso vermieden werden wie eine von der Fassadengliederung abweichende, gründerzeitliche oder postmoderne Türgestaltung. LEITLINIEN STADTZONE 1 – KOPFBAUTEN | 42 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 1 Stadtzone 1 Kopfbauten FENSTER UND FENSTERBÄNKE URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Kopfbauten hatten farblich und gestalterisch auf die jeweilige Fassadengestaltung abgestimmte Fenster. Diese waren, soweit aus den historischen Fotografien erkennbar, mehrheitlich Stahlfenster mit überwiegend dunkler Tonigkeit (etwa bei den Kopfbauten Hauptstraße 14, Hauptstraße 20, Hauptstraße 30 und Hauptstraße 36). Die Fenster hatten asymmetrische Teilungen (etwa bei den Kopfbauten Hauptstraße 30 und Hauptstraße 42), symmetrische Teilungen mit Oberlichtern (etwa beim Kopfbau Hauptstraße 14) wie auch ungeteilte Fenster (etwa bei den Kopfbauten Hauptstraße 2 und Hauptstraße 36). Die schlanken Profilierungen der bauzeitlichen Fenster werden heute als zeittypisches Element wahrgenommen. Historische Aufnahmen belegen neben Dreh- und Kippfenstern auch Vertikaldrehfenster (an einer mittigen Vertikaldrehachse). Eine Besonderheit unter den Kopfbauten stellt die Stirnseite des Kopfbaus Hauptstraße 46 dar, die zunächst als geschlossene Wandfläche konzipiert war, dann aber mit einer Blindverglasung aus hochrechteckigen, abwechselnd hellblauen und beigefarbenen Scheiben zwischen vertikalen Natursteinfeldern ausgeführt wurde. Diese Verwendung von Glas als Gestaltungselement korrespondiert mit den Glasbrüstungen beim Kopfbau Hauptstraße 20. Die Fensterbänke waren in die Rahmung der Fenster eingebunden und kragten – ähnlich den Gesimsabdeckungen – leicht vor. Sie waren in der Regel aus einem dem Fenster entsprechenden Material, meist ebenfalls Metall. VORGABE Historische Fenster sind mit ihren zeittypischen Profilierungen und Gliederungen prägend für die jeweiligen Fassaden und können wichtige Zeugnisse der jeweiligen Bautechnik sein. Gerade die Stahlfenster der Nachkriegszeit stellen oftmals hochwertige Konstruktionen von hohem Zeugniswert dar. Bei den Kopfbauten der Kammbebauung sind diese Fenster allerdings vielfach nicht mehr erhalten. Wo die bauzeitlichen Stahlfenster erhalten sind, sollten diese bewahrt und ggf. durch Einbau neuer Dichtungen und Isolierglasscheiben ertüchtigt werden. Wo jüngere Fenster mit vom bauzeitlichen Fenster abweichender Profilierung und Teilung eingebaut wurden, sollten bei einem künftigen Austausch wieder eine schlanke Profilierung und eine Teilung gemäß dem bauzeitlichen Fenster realisiert werden. Die Fensterbänke zählen zu den Fassadendetails, eine Instandsetzung soll sich daher an der bauzeitlichen Gestaltung orientieren. Es soll daher eine dem bauzeitlichen Vorbild entsprechende Einblechung gewählt werden, jeweils in Koordination mit der Gestaltung der Gesamtfassade und der vorhandenen bzw. künftigen Fenster. Positives Beispiel Fenster: bauzeitliche Verglasung, Hauptstraße 46 43 | LEITLINIEN STADTZONE 1 – KOPFBAUTEN Positives Beispiel Fensterbänke: Gesims-Abdeckungen, Hauptstraße 26 Abb. 49: Bauzeitliche Stahl-Vertikaldrehfenster, Hauptstraße 26 (Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1279) PRINZIPIEN FENSTER – HISTORISCHES FOTO: – Filigrane Ausführungsdetails – Schmale Dachkante – Schlanke Fensterprofile – Schmale, wenig vorkragende Brüstungseinblechungen Positives Beispiel Dach: Traufabschluss mit sichtbarer Schalungsstruktur und schmaler Einblechung, Hauptstraße 46 1 Stadtzone 1 Kopfbauten DACH UND DACHENTWÄSSERUNG URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Kopfbauten waren mit Flachdächern bzw. mit sehr flach geneigten Dächern konzipiert, die zum Straßenraum nicht in Erscheinung treten. Die gleichförmig umlaufenden Traufen kragten entsprechend der architektonischen Konzeption des zeitgenössischen Entwurfs unterschiedlich stark vor, waren jedoch jeweils möglichst schmal gehalten, u. a. durch eine zurückliegende zweite Kante des Dachaufbaus. Das Gebäude wurde jeweils durch eine sichtbare, nicht vollständig eingeblechte Traufkante ohne vorgehängte Rinne abgeschlossen. VORGABE Die Dächer der Kopfbauten sollen auch künftig als Flachdächer bzw. sehr flach geneigte Dächer ausgebildet sein, damit die Dachflächen zum Straßenraum hin nicht in Erscheinung treten. Die Traufe soll nicht vollständig eingeblecht bzw. umkleidet werden, sie soll vielmehr in Anlehnung an das bauzeitliche Original aus hellem Material und möglichst schmal ausgeführt sein, wo notwendig mit einer zweiten, dunkel gehaltenen und zur hellen Traufkante zurückgesetzten Dachkante. Die Entwässerung der Dächer ist gemäß historischem Vorbild verdeckt anzuordnen. Die aktuelle Traufhöhe der Kopfbauten soll nicht erhöht oder abgesenkt werden. 1 Positives Beispiel Dach: Traufabschluss mit schmaler Einblechung, Hauptstraße 20 Stadtzone 1 Kopfbauten DACHGAUBEN/DACHFLÄCHENFENSTER URSPRÜNGLICHER ZUSTAND 1 Die flach geneigten Dächer bzw. Flachdächer der Kopfbauten besaßen keine Gauben, Zwerchhäuser oder sonstigen zum Straßenraum hin sichtbaren Dachaufbauten. VORGABE Der Abschluss der Kopfbauten durch eine horizontale Dachkante ohne weitere, darüber sichtbare Bauteile ist für den Umriss der gesamten Baufigur der Kammbebauung von besonderer Bedeutung. Die Dächer der Kopfbauten sollen daher auch künftig von Gauben, Zwerchhäusern oder sonstigen zum Straßenraum hin sichtbaren Dachaufbauten freigehalten werden. Oberlichter und Dachflächenfenster sind nur möglich, solange diese zum Straßenraum nicht oder nur geringfügig in Erscheinung treten. LEITLINIEN STADTZONE 1 – KOPFBAUTEN | 44 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 1 Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite FASSADE: KONSTRUKTION UND GLIEDERUNG URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Zwischenbauten der Südseite Hauptstraße und die Bauten der Nordseite folgen wie die Kopfbauten drei unterschiedlich ausgeprägten Konstruktionsweisen: Gebäude mit sichtbarem, leicht vorstehendem Positives Beispiel Fassade – Konstruktion: Ziegelsichtmauerwerksfassade mit rahmenden Gliederungen, Hauptstraße 67 Stahlbetonskelett (etwa die Zwischenbauten beiderseits des Kopfbaus Hauptstraße 42) und Gebäude mit vertikaler, leicht vorstehender Fassadengliederung (etwa die Zwischenbauten beiderseits des Kopfbaus Hauptstraße 46), vor allem aber Gebäude mit Lochfassade. Gebäude mit Lochfassade bilden die Mehrzahl der Zwischenbauten und der Bauten an der Nordseite. Teilweise zeigen sie schlichte, ungegliederte Putzfassaden mit dezenter Einfassung der Fensteröffnungen (wie die Zwischenbauten Hauptstraße 10 und Hauptstraße 44), teilweise sind auch (damals als konservativ aufgefasste) rahmende Gliederungen vorhanden (etwa beim Zwischenbau Hauptstraße 38). Die erhöhte Anzahl eher konventioneller Putzbauten mit Lochfassade gerade im Abschnitt zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Harmoniestraße/Harmonieplatz lässt diese gegenüber den Kopfbauten nicht nur stadträumlich, sondern auch gestalterisch zurücktreten. VORGABE Die charakteristische bauzeitliche Ausprägung der einzelnen Gebäude – Zwischenbauten der Südseite Hauptstraße und die Bauten der Nordseite – soll grundsätzlich erhalten werden. Die jeweils ablesbare Konstruktionsweise bzw. Gliederung (in der Fassade sichtbares Stahlbetonskelett, vertikale Fassadengliederung oder Lochfassade) soll in Verbindung mit dem bauzeitlichen Fassadenmaterial, dessen spezifischen Details und Gesamtkonzeption bewahrt werden. Insgesamt soll die bauzeitliche Proportion der Fassade, d. h. das Längen- und Breitenverhältnis der Einzelelemente zueinander wie auch die Fassadenflucht zu den Nachbargebäuden, nicht verändert werden. Bei den Zwischenbauten der Südseite Hauptstraße und den Bauten der Nordseite ist daher eine Innendämmung einer Außendämmung der Fassaden vorzuziehen. Wo die ursprüngliche Ansicht durch nachträgliche Veränderungen beeinträchtigt ist, etwa durch Umbauten der Erdgeschosszone, soll der bauzeitliche Zustand als Vorbild des künftigen Erscheinungsbildes dienen, um dieses in angemessenem Umfang zu ergänzen oder wiederherzustellen. Bei den zweigeschossig gebliebenen Zwischenbauten Hauptstraße 12 und Hauptstraße 22/24 sind Aufstockungen um ein drittes Geschoss denkbar, wenn sich die Fassaden in Material und Gestaltung an den vorhandenen Obergeschossfassaden orientieren; die Trauf- und Firstlinien der benachbarten Zwischenbauten sind dann aufzunehmen. Insgesamt soll die bauzeitliche Proportion der Fassade, d. h. das Längen- und Breitenverhältnis der Einzelelemente zueinander wie auch die Gesamtabmessungen, nicht verändert bzw. auf den ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden; bei den Kopfbauten ist daher eine Außendämmung der Fassaden nicht zulässig. Die geschossweise Gliederung der Fassaden soll ebenfalls erhalten werden. 45 | LEITLINIEN STADTZONE 1 – ZWISCHENBAUTEN UND NORDSEITE Positives Beispiel Fassade – Konstruktion: Vertikale Putzgliederung mit Kleinmosaikbrüstungen, Hauptstr. 33 Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite FASSADE: MATERIAL Positives Beispiel Fassade – Material: Ziegelsichtmauerwerksfassade mit rahmenden Gliederungen, Hauptstraße 41 URSPRÜNGLICHER ZUSTAND 1 Bei den Zwischenbauten der Südseite Hauptstraße und den Bauten der Nordseite überwiegen Gebäude mit Putzfassade – oft als eher schlichte, ungegliederte Putzfassaden mit lediglich sparsamer Detaillierung, etwa (damals als konservativ aufgefasste) rahmende Gliederungen wie beim Zwischenbau Hauptstraße 38. Beim Zwischenbau Hauptstraße 16 sind in den Brüstungsbereichen des 2. Obergeschosses Putzfelder durch eine Fuge umrahmt, die in Fensterbreite ausgeführt offenbar für eine leichte Vertikalität der Fassade sorgen sollten. Neben diesen eher konventionellen Putzbauten zeigt sich jedoch auch, in Einzelbauten, die Vielfalt zeitgenössischer Fassadenmaterialien, wie sie stärker noch in der Stadtzone 2 hervortritt. Natursteinbekleidungen sind vorrangig in Erdgeschossbereichen zur Aufwertung der Läden zu finden, etwa beim Gebäude Hauptstraße 22/24, dessen Obergeschoss zudem mit einem zeittypischen, vergleichsweise dezenten Kleinmosaik bekleidet ist. Auch die Bekleidung mit Klinkerriemchen bzw. keramischen Materialien ist realisiert worden, etwa bei den benachbarten Häusern Hauptstraße 39 + 41. Ein Beispiel für eine Ziegelfassade, dort mit Rollschichten und kräftiger Fensterrahmung, ist bspw. das Gebäude Negatives Beispiel Fassade – Material: Neuverkleidung einer Stahlbetonskelettfassade mit spiegelnden Materialien, Hauptstraße 18 Hauptstraße 67. VORGABE Das bauzeitliche Fassadenmaterial soll grundsätzlich erhalten bleiben. Wo das ursprüngliche Fassadenmaterial ersetzt oder verdeckt ist, etwa durch die Verkleidung der Fassade oder eine entsprechende Umgestaltung, soll der bauzeitliche Zustand als Vorbild des künftigen Erscheinungsbildes dienen, um dieses in angemessenem Umfang zu ergänzen oder wiederherzustellen – etwa beim Zwischenbau Hauptstraße 18 mit dunkelblauen spiegelnden Paneelen in horizontaler Anordnung an einer vormaligen Stahlbetonskelettfassade, der so in unpassender Weise hervortritt. Bei ursprünglich putzsichtigen Gebäuden soll bspw. weiterhin der Putz prägendes Fassadenmaterial bleiben, dessen Farbigkeit und Helligkeit dem bauzeitlichen Vorbild entsprechen und dessen Helligkeitsabstufung übernehmen soll. Wo zeitgenössisch Naturstein, Ziegel oder keramische Beläge als Fassadenmaterial vorhanden waren, sind auch künftig entsprechende Materialien denkbar. Diese Bekleidungen sollten in einer soliden handwerklichen Ausführung gemäß den zeitgenössischen Techniken hergestellt werden. Der Erhalt bauzeitlicher Fassadenmaterialien (auch solche, die aktuell unter jüngeren Bekleidungen verborgen sind) hat dabei Vorrang vor einer Rekonstruktion. Es sollen möglichst keine Fassadenmaterialien ergänzt werden, die nicht zeitgenössisch am jeweiligen Bauwerk verwendet wurden. Positives Beispiel Fassade – Material: Putzfassade mit bauzeitlicher Kleinmosaikbekleidung, Hauptstraße 22/24 Nach 1965 errichtete oder nach 1965 durchgreifend umgestaltete Bauten sollen, sofern eine Instandsetzung durchgeführt werden soll, bei den Fassaden in einer an den Charakteristika der umgebenden Bebauung orientierten Gestaltung erneuert werden. LEITLINIEN STADTZONE 1 – ZWISCHENBAUTEN UND NORDSEITE | 46 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 1 Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite FASSADE: FARBIGKEIT URSPRÜNGLICHER ZUSTAND PRINZIPIEN FASSADENFARBIGKEIT – HISTORISCHES FOTO: – Gedämpfte Tonigkeit der Fassaden – Vorrangig Beige-Braun-Farbspektrum – Durchgehende Fassadenflucht Die vorherrschende Fassadenfarbigkeit bildete – historischen Fotografien zufolge – heller Putz, der gerade an der Nordseite Hauptstraße zum Teil durch dunkle Fenstergewände akzentuiert war. Bei dunkleren Putzen (im Spektrum der Erdfarben, d. h. im Beige-Braun-Farbspektrum) konnten die akzentuierenden Fensterwände und Fensterfaschen auch heller bzw. weiß sein. Gliederungen durch unterschiedliche (Putz-)Farbigkeiten wurden insbesondere an der Nordseite der Hauptstraße realisiert. Historische Farbaufnahmen der 1970er-Jahre belegen für die Hauptstraße eine gewisse „Einheit in der Vielfalt“ innerhalb des genannten Farbspektrums. Farbliche Akzente setzten keramische Bekleidungen, etwa die Brüstungsfelder aus Kleinmosaik beim Textilhaus Beeten (Hauptstraße 33, s. Abb. S. 45). VORGABE Die Fassadenfarbigkeit soll sich künftig so weit als möglich am bauzeitlichen Zustand orientieren. Bei den Putzbauten soll weiterhin vorrangig Putz sichtbar sein, dessen Farbigkeit und Helligkeit dem bauzeitlichen Vorbild entsprechen und dessen Helligkeitsabstufung erhalten bleiben soll. Im Zweifel soll eine helle Tonigkeit (gebrochenes Weiß bis Beige) genutzt werden, die „Einheit in der Vielfalt“ zu unterstützen. Die Farbigkeit der Zwischenbauten wie der Nordseitenbebauung soll nicht vereinheitlicht werden (etwa durch einen verbindlichen Farbfächer), aber sich in Farbigkeit und Glanzwert des Neuanstrichs möglichst gut in die umgebende Bebauung einfügen. Neue, ursprünglich nicht vorhandene Farbakzente und Flächenfarbigkeiten sind hingegen unerwünscht. Ziel ist ein Gesamteindruck der „Einheit in der Vielfalt“, bei der die Kopfbauten der Kammbebauung hervortreten, während die übrigen Hauptstraßenbebauung als rahmende Architektur zurücktritt. 1 Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite FASSADE: BRÜSTUNGEN UND GESIMSE URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Bei den Lochfassaden sind die Fenstereinfassungen wesentliche Gestaltungselemente: Teilweise sind sie als gestufte Faschen, teilweise als schmale, schlichte Werksteinfassungen gestaltet. Bei den Zwischenbauten mit sichtbarem, leicht vorstehendem Stahlbetonskelett und den Zwischenbauten mit vertikaler, leicht vorstehender Fassadengliederung entstehen durch die Gliederungen horizontale Flächen, auf denen Wasser stehen könnte: bei den Zwischenbauten mit sichtbarem Stahlbetonskelett auf jeder Geschossebene, bei den Zwischenbauten mit vertikaler Fassadengliederung über dem Erdgeschoss am Übergang zum knappen Vordach. An diesen Positionen sind (wie bei den Kopfbauten) Abdeckungen angeordnet, die leicht vorkragen und so eine Tropfkante bilden; sie sind dunkler gehalten als die hellen Putzglieder und bestehen offenbar teilweise aus Naturstein, teilweise aus einer dunklen, schmal ausgeführten Einblechung. VORGABE Der Erhalt bauzeitlicher Fassadenmaterialien (auch solche, die aktuell unter jüngeren Bekleidungen verborgen sind) hat Vorrang vor einer Rekonstruktion – dies gilt auch für die Details der Fassaden. Es sollen möglichst keine Fassadenmaterialien ergänzt werden, die nicht zeitgenössisch am jeweiligen Bauwerk verwendet wurden. Für die Abdeckung der vorkragenden horizontalen Bauglieder (z. B. die Querträger beim Stahlbetonskelett) sollen ein dem bauzeitlichen Vorbild entsprechender Werkstein oder eine dem bauzeitlichen Vorbild entsprechende dunkle Einblechung gewählt werden, jeweils in Abstimmung mit der Gesamtfassade. 47 | LEITLINIEN STADTZONE 1 – ZWISCHENBAUTEN UND NORDSEITE Abb. 50: Hauptstraße in den 1970er-Jahren (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/50281) Positives Beispiel Fassade – Brüstungen und Gesimse: Spaltklinkerfassade mit bauzeitlicher Fensterrahmung, Hauptstraße 39 1 Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite FASSADE: BALKONE UND ERKER URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Balkone waren bei den Zwischenbauten wie auch an der Nordseite Hauptstraße zur Straße hin ursprünglich kaum vorhanden. Eine Ausnahme bilden Ziergitter und kleine Zierbalkone, etwa vor den bodentiefen Fenstern des 2. Obergeschosses beim eher traditionalistischen Zwischenbau Hauptstraße 38; sie bilden allerdings keine Balkone im funktionalen Sinne, sondern stellen spezifische, auf die Architektur bezogene Gliederungselemente dar. VORGABE Wo balkonähnliche Ziergitter als Bestandteil der ursprünglichen Fassadengliederung errichtet wurden, sollen diese erhalten und ggf. instand gesetzt werden. Neue, zum Straßenraum orientierte oder von diesem aus wahrnehmbare Balkone oder Erker sollen hingegen nicht errichtet werden. Positives Beispiel Fassade – Balkone und Erker: bauzeitliche Ziergitter, Hauptstraße 47 1 Positives Beispiel Fassade – Balkone und Erker: bauzeitlicher Zierbalkon, Hauptstraße 38 LEITLINIEN STADTZONE 1 – ZWISCHENBAUTEN UND NORDSEITE | 48 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 1 Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite LADENEINBAUTEN/LADENLOKALE Positives Beispiel Ladeneinbauten/ Ladenlokale: bauzeitliches Ladenlokal mit Brüstungen und zeitgenössischen Schaufensterprofilen, Hauptstraße 22 URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Gliederungen der Ladenlokale waren mehrheitlich mit Bezug zu den Obergeschossen und deren Achsgliederungen konzipiert, sodass trotz der größeren Fensterfläche im Erdgeschoss eine bauliche Einheit von Erdgeschoss und Obergeschossen gewahrt war. Die Schaufenster zeigten vorwiegend niedrige Sockel, die Verglasungen waren überwiegend aus ungeteilten Großformaten mit schmalen Metallprofilen. Die Zugänge zu den Wohnungen waren zumeist als zurückliegende Eingänge in die Ladenarchitektur integriert. VORGABE Die gestalterische Qualität der Hauptstraße wurde auch durch eine bauliche Einheit von Erdgeschoss und Obergeschossen erzielt. Die bauzeitlichen Gliederungen der Ladenlokale sind allerdings nur noch vereinzelt erhalten, bspw. beim Zwischenbau Hauptstraße 22 (mit Werksteinbekleidung, Sockel unter den Schaufenstern und zeittypischen, goldfarben eloxierten Schaufensterprofilen). Für die künftige Gestaltung von Ladenlokalen sollten zwei Grundprinzipien beachtet werden: Zum einen sollte die Gliederung des Erdgeschosses in einen gestalterischen Bezug zu der Gliederung der Obergeschosse gesetzt werden, zum anderen sollten spezifische Gliederungsdetails des Wiederaufbaus aufgegriffen werden. Dazu zählen die Sockel bei den Schaufenstern (anstelle bodentiefer Schaufenster), die Wahrung der Fassadenflucht der darüberliegenden Obergeschossfassade bei der Positionierung der Schaufensterebene, eine an der Geometrie des Gebäudes orientierte Schaufenstergestaltung (keine mehrfach geknickten Schaufensteranlagen o. Ä.) und hochwertige Tür- und Fensteranlagen (schlanke, gleichmäßig umlaufende Profile statt kräftiger, unregelmäßig breit umlaufender Kunststoffprofile). Positives Beispiel Ladeneinbauten/ Ladenlokale: bauzeitliches Ladenlokal mit Brüstungen und zeitgenössischen Schaufenstern, Hauptstraße 47 Negatives Beispiel Vordächer: dominante Überdachung vor den Zwischenbauten, Hauptstraße 38 49 | LEITLINIEN STADTZONE 1 – ZWISCHENBAUTEN UND NORDSEITE Negatives Beispiel Vordäch: dominante Überdachung vor den Zwischenbauten, Hauptstraße 44 Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite VORDÄCHER 1 URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Erdgeschosse der Zwischenbauten und die Gebäude an der Nordseite Hauptstraße hatten – je nach Fassadengliederung – oftmals ein knappes Betonvordach. VORGABE Um den Fußgängerweg durch die Arkaden der Kopfbauten zusätzlich attraktiver zu gestalten, hatte Alfons Leitl in mehreren Zeichnungen vorgeschlagen, vor den Zwischenbauten ein verbindendes, gestalterisch einheitliches Vordach zu erstellen, um den Weg entlang der Kammbebauung zu einer „Basarstraße“ (im Sinne einer überdeckten Einkaufsstraße) werden zu lassen. Da die Wegeführung durch die Kopfbauten seit der Einrichtung der Fußgängerzone mittlerweile nicht mehr der zwingende Weg der Kunden ist, ist an verschiedenen Abschnitten der Zwischenbauten anstelle dessen eine vorgestellte Laubengangarchitektur realisiert worden. Diese ist gestalterisch allerdings kaum auf die Wiederaufbau-Architektur der Kammbebauung abgestimmt und wirkt eher als vorgestellter Fremdkörper. Sofern eine umfassendere Vordachlösung als Witterungsschutz aktuelle Kundenerwartungen bedienen soll, so können vor den Zwischenbauten auch größer dimensionierte Vordächer als die bauzeitlichen realisiert werden. Diese sollen die Tiefe der die Kopfbauten querenden Arkadengänge nicht überschreiten, sollen stützenfrei vorkragen und sollen nur schwach geneigt sein; vorteilhafterweise sollten sie sich gestalterisch an den Vordächern orientieren, die Alfons Leitl für die geplanten Kammbebauungen der Rheydter Innenstadt konzipiert hat. Sie sollten mindestens je Abschnitt (zwischen zwei Kopfbauten) einheitlich gestaltet und durchgehend ausgeführt sein. An der Nordseite Hauptstraße sollen Vordächer über die bauzeitlich vorhandenen Vordächer hinaus nicht montiert, die vorhandenen Vordächer weder umgestaltet noch in der Tiefe verändert werden. Eine für die gesamte Nordseite der Hauptstraße konzipierte Überdachung ist nur dann denkbar, sofern diese gebäudeunabhängig konzipiert und gestalterisch verträglich ist. Eine derartige Lösung soll im Vorfeld mit den zuständigen Behörden abgestimmt werden und sollte dann für die gesamte Nordseite der Hauptstraße einheitlich sein. PRINZIPIEN VORDÄCHER – ZEICHNUNGEN ALFONS LEITL: – Schlanke, flache Kragplatten mit schmaler Ansichtskante – Minimierte Tragkonstruktion, nicht sichtbar oder unterseitig PRINZIPIEN VORDÄCHER – ZEICHNUNGEN ALFONS LEITL: – Einheitliche Vordachgestaltung für den jeweiligen Straßenzug Abb. 51 (links): Vordächer: Entwurf Leitl für Vordächer (hier: nicht realisierte Kammbebauung Marktstraße) (Quelle: HA Erzbistum Köln, PK 170) Abb. 52 (rechts): Vordächer: Entwurf Leitl für Vordächer (hier: Kammbebauung Hauptstraße) (Quelle: HA Erzbistum Köln, PK 170) LEITLINIEN STADTZONE 1 – ZWISCHENBAUTEN UND NORDSEITE | 50 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 1 Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite MARKISEN URSPRÜNGLICHER ZUSTAND PRINZIPIEN MARKISEN – HISTORISCHES FOTO: – Einfarbige Markisen – Reihung entlang der Straße: vergleichbar tiefe Ausladung und Neigung Markisen oder ähnliche temporäre Vordächer waren bei den Zwischenbauten bauzeitlich offenbar nicht vorhanden. An der Nordseite der Hauptstraße hingegen waren Markisen bauzeitlich vorhanden und dann in der Regel unterhalb dieser Betonvordächer montiert. Zeitgenössische Aufnahmen zeigen diese bspw. im westlichen Hauptstraßenabschnitt als Reihe monochromer Markisen mit ähnlicher Ausladung. VORGABE Bei den Zwischenbauten der Kammbebauung sollen keine Markisen montiert werden. Markisen können hingegen bei Bauten an der Nordseite der Hauptstraße unterhalb des Betonvordachs montiert werden, sofern ein solches bauzeitlich vorhanden war; ansonsten ist zu prüfen, ob für die jeweilige Fassadengliederung eine Markise gestalterisch zuträglich ist. Die Markisen sollen von gedeckter Farbigkeit sein, Ausladung und Neigung sollten sofern vorhanden auf benachbarte Markisen abgestimmt sein. Die Breite der Markise soll zudem auf die Fassadengliederung abgestimmt sein, insbesondere dann, wenn mehrere Markisen vorhanden oder vorgesehen sind; diese sollen jeweils in gleicher Farbigkeit sein. Gestalterisches Ziel ist eine ruhige, gestalterisch einheitliche Anordnung von Markisen, wo diese im Kontext der Abb. 53: Zeitgenössische Markisen an der Nordseite Hauptstraße (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1453) jeweiligen architektonischen Gestaltung nicht störend sind. Werbeaufdrucke sollen auf Markisen lediglich auf der Vorderkante aufgebracht werden. Im geöffneten Zustand soll bei den Markisen eine lichte Durchgangshöhe von mind. 2,20 m eingehalten werden. Als maximale Ausladung sollen 2 m nicht überschritten werden, wobei zum Fahrbahnrand bzw. Positives Beispiel Hauseingänge: bauzeitlicher Eingangsbereich, Hauptstraße 26 zur Fahrgasse (Fußgängerzone) ein Abstand von mind. 60 cm eingehalten werden soll. Notwendige Rettungswege dürfen nicht eingeschränkt werden. 1 Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite HAUSEINGÄNGE URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Hauseingangstüren gehören zu den zeittypischen Elementen der Fassade. Wo ein Ladenlokal vorhanden ist, sind diese oft an die jeweilige Schaufenster- und Ladentürgestaltung angepasst, etwa mit großem mattiertem Drahtglasfeld und goldfarben eloxierten Beschlägen. Bauzeitlich kommen vor allem Metalltüren vor, meist als Rahmentüren mit Glasfüllung, seltener auch Holztüren; die Beschläge sind ebenfalls oft charakteristische Elemente der Wiederaufbauzeit, etwa als mit Kunststoffschnur umwickelte Holme oder geschwungene Stoßgriffe. VORGABE Bei den Hauseingangstüren sollten, wenn die historische Tür nicht erhalten werden kann oder bereits ersetzt wurde, die charakteristischen Elemente der zeitgenössischen Türen in Abstimmung mit der Gesamtfassade als Vorbild für die erneuerte Hauseingangstür dienen. Dies gilt in besonderem Maße für die Hauseingangstüren, die Teil einer erdgeschossigen Ladenfront sind. Bei einer notwendigen Erneuerung sollte vor diesem Hintergrund Kunststoff als Türmaterial ebenso vermieden werden wie eine von der Fassadengliederung abweichende, gründerzeitliche oder postmoderne Türgestaltung. 51 | LEITLINIEN STADTZONE 1 – ZWISCHENBAUTEN UND NORDSEITE Positives Beispiel Hauseingänge: bauzeitlicher Eingangsbereich, Hauptstraße 65 Negatives Beispiel Fenster: geänderte Fassadenwirkung durch abweichende Fensterteilung, Hauptstraße 50-52 Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite FENSTER 1 URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Fenster waren bauzeitlich auf die jeweilige Fassadengestaltung abgestimmt. So waren bei den Zwischenbauten, die als seitliche Erweiterung benachbarter Kopfbauten anschlossen und deren jeweilige Gestaltung fortführten, wie dort auch Stahlfenster mit überwiegend dunkler Tonigkeit vorhanden. Realisiert wurden sowohl asymmetrische Teilungen als auch symmetrische Teilungen mit Oberlichtern und ungeteilte Fenster. Historische Aufnahmen belegen neben Dreh- und Kippfenstern auch Vertikaldrehfenster (an einer mittigen Vertikaldrehachse). Neben diesen besonders prägnanten Stahlfenstern kamen gerade bei den Putzbauten mit Lochfassade auch Holzfenster vor, oft aus zwei oder drei gleich breiten Flügeln mit stehenden Scheibenformaten. Sprossenfenster sind, als traditionalistischer Sonderfall, lediglich beim Zwischenbau Hauptstraße 38 überliefert (dort teilweise erhalten). VORGABE Historische Fenster sind mit ihren zeittypischen Profilierungen und Gliederungen prägend für die jeweiligen Fassaden und können wichtige Zeugnisse der jeweiligen Bautechnik sein. Gerade die Stahlfenster der Nachkriegszeit stellen oftmals hochwertige Konstruktionen von hohem Zeugniswert dar. Bei den Zwischenbauten der Kammbebauung sind die bauzeitlichen Fenster allerdings vielfach nicht mehr erhalten; vielfach wurden die neuen Fenster mit abweichender Teilung eingebaut. So hatten die Fenster beim Zwischenbau Hauptstraße 10 bauzeitlich eine einheitliche Flügelbreite (schmalere Fenster mit zwei Flügeln, breitere Fenster mit drei Flügeln); heute sind beide Fensterformate zweiflügelig, was der Proportion der ansonsten schlichten Fassade abträglich ist. Beim Zwischenbau Hauptstraße 22/24 sind die Fenster einflügelig statt ursprünglich zweiflügelig, auch dort ist die Gliederung der Fassade dadurch Abb. 54: Bauzeitliche Fensterteilung und -materialien, Hauptstraße 50-52 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/56753) PRINZIPIEN FENSTER – HISTORISCHES FOTO: – Fensterteilungen mit unterschiedlichen Scheibenformaten (symmetrisch und asymmetrisch) ungünstig verändert. Ziel ist daher: Wo die bauzeitlichen Fenster erhalten sind, sollten diese bewahrt und ggf. durch Einbau neuer Dichtungen und Isolierglasscheiben bzw. durch den Umbau zu Kastenfenstern ertüchtigt werden. Wo jüngere Fenster mit vom bauzeitlichen Fenster abweichender Profilierung und Teilung eingebaut wurden, sollten bei einem künftigen Austausch wieder eine schlanke Profilierung und eine Teilung gemäß dem bauzeitlichen Fenster realisiert werden. Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite FENSTERBÄNKE 1 URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Bei den Stahlfenstern waren die Fensterbänke oftmals in die Rahmung der Fenster eingebunden und aus einem dem Fenster entsprechenden Material, meist ebenfalls Metall. Bei Holzfenstern herrschten offenbar Werksteinbänke vor, die in die Einfassungen der Fensteröffnungen eingebunden waren (siehe Abschnitt Fassade). VORGABE Bauzeitliche Fensterbänke sollten möglichst erhalten werden. Wo dies nicht möglich ist oder die Fensterbänke nicht bestandsgerecht erneuert wurden, sollen dem historischen Vorbild entsprechende Fensterbänke eingebaut werden. LEITLINIEN STADTZONE 1 – ZWISCHENBAUTEN UND NORDSEITE | 52 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 1 Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite DACH UND DACHENTWÄSSERUNG URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Zwischenbauten wie auch die Bauten an der Nordseite der Hauptstraße waren mit traufständigen Satteldächern konzipiert. Die Satteldächer bei den Zwischenbauten haben eine flachere Neigung, ihr Firstpunkt liegt jeweils unter der Traufkante der Kopfbauten, damit diese als quer zur Hauptstraße stehende Bauten stadträumlich wirksam werden. Die Bauten an der Nordseite der Hauptstraße haben gegenüber den Zwischenbauten eine steilere Dachneigung. Die Trauflinie ist, wo die geplante Geschosszahl errichtet wurde, bei den Zwischenbauten wie auch bei den Bauten an der Nordseite der Hauptstraße durchgehend. Zeitgenössische Aufnahmen zeigen die Dächer mit einer dunklen Ziegeleindeckung und vorgehängter Rinne an einer zumeist geringfügig vorkragenden Traufe. Die Fallrohre sind in der Regel in der Fassade verborgen oder in eine Eintiefung an der Haustrennwand eingefügt. VORGABE Die Dächer sollen auch künftig als traufständige Satteldächer in Erscheinung treten, wobei die Trauflinie einheitlich sein soll (gemäß Ortssatzung Rheydt 1949 für die Zwischenbauten: drei Geschosse, Traufhöhe 9,80 m). Die Firstlinie soll möglichst durchgehend sein und darf bei den Zwischenbauten nicht höher als die Traufhöhe der viergeschossigen Kopfbauten (von 12,70 m gemäß Ortssatzung Rheydt 1949) hinaufgeführt werden, sofern der bauzeitliche Dachstuhl nicht bereits höher war. Die Traufkanten sollen aus hellem Material und möglichst schmal ausgeführt werden, wo notwendig mit einer zweiten, dunkel gehaltenen und zur hellen Traufkante zurückgesetzten Dachkante. Die Entwässerung der Dächer ist gemäß historischem Vorbild verdeckt anzuordnen. Die aktuelle Traufhöhe der Gebäude soll nicht erhöht oder abgesenkt werden. Positives Beispiel Dach und Dachentwässerung: knappes Traufgesims und eingetieftes Fallrohr, Hauptstraße 41-43 53 | LEITLINIEN STADTZONE 1 – ZWISCHENBAUTEN UND NORDSEITE Stadtzone 1 Zwischenbauten und Nordseite DACHGAUBEN/DACHFLÄCHENFENSTER 1 URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die flacheren Satteldächer der Zwischenbauten besaßen keine Gauben, Zwerchhäuser oder sonstigen Dachaufbauten; in älteren Luftbildern sind stellenweise kleine Dachflächenfenster zu erkennen, die offenbar vom Straßenraum kaum wahrzunehmen waren. Die steileren Satteldächer an der Nordseite der Hauptstraße hingegen besaßen bauzeitliche Gauben, die vor allem zur Straßenseite als gleichmäßig gereihte Einzelgauben aufgesetzt waren. VORGABE Die Dächer der Zwischenbauten sollen zur Hauptstraße hin auch künftig von Gauben, Zwerchhäusern oder sonstigen Dachaufbauten freigehalten werden, da die geneigte Dachfläche ohne Aufbauten für den Umriss der gesamten Baufigur der Kammbebauung wichtig ist. Auch die Satteldächer jener Zwischenbauten, die im Zuge einer künftigen Aufstockung die bauzeitlich vorgesehene Geschossigkeit erreichen, sollen zur Hauptstraße keine Gauben, Zwerchhäuser oder sonstigen Dachaufbauten erhalten. Dachflächenfenster sind trotz eingeschränkter Wahrnehmbarkeit von der Hauptstraße auf sparrenbreite Fenster in möglichst geringer Zahl zu beschränken. Bei den steileren Dächern an der Nordseite Hauptstraße sind Gauben erlaubnisfähig, wobei diese zur Straßenseite hin als Einzelgauben (nicht als breite Gaubenanlagen) aufgesetzt werden sollen. Die Positionierung dieser vom Straßenraum aus wahrnehmbaren Gauben soll sich an der Gliederung der darunterliegenden Fassade und deren Fensterraster orientieren, die Fenstergrößen sollen die gesetzlichen Mindestabmessungen für Fluchtfenster nicht überschreiten (lichtes Maß Breite x Höhe= 0,90 x 1,20 m, Gaubenabmessungen entsprechend). Der Einbau von Gauben ist zur Straßenseite dem Einbau von Dachflächenfenstern vorzuziehen. PRINZIPIEN DACHGAUBEN – HISTORISCHES FOTO: – Regelmäßige Anordnung von Einzelgauben auf straßenseitigen Dachflächen Abb. 55: Bauzeitliche Dachlandschaft mit Einzelgauben an der Nordseite Hauptstraße (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/13613) LEITLINIEN STADTZONE 1 – ZWISCHENBAUTEN UND NORDSEITE | 54 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG DIE ZIELSETZUNGEN FÜR DIE ERHALTUNG UND GESTALTUNG DER STADTZONE 2 In der Stadtzone 2 (Karte siehe S. 33) bilden Gestaltung niedergelegten architektonischen die Bauten der Wiederaufbauzeit, d. h. die Prinzipien orientieren (siehe auch vorhergehende Bauten der Altersklassen 5.2. und 6 (1945-64) Abschnitte). den prägenden Baubestand. Bauten anderer Neben den Vorgaben der jeweils gültigen Bebau- Baualtersklassen sind vorhanden, allerdings in ungspläne sind, sofern es sich bei dem fragli- deutlich geringerem Umfang. Die nachfolgenden chen Gebäude um ein eingetragenes Denkmal Leitlinien für Erhaltung und Gestaltung zielen ins- handelt, es Teil eines Denkmalbereichs ist oder in besondere auf die Bauten der Wiederaufbauzeit. der Umgebung eines Denkmals bzw. Denkmalbe- Für die Bauten anderer Baualtersklassen sind reichs steht, die Belange des Denkmalschutzes diese Leitlinien sinnentsprechend anzuwenden, gemäß dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege d. h. im Hinblick auf ein die Architektur und den der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen Städtebau der Wiederaufbauzeit repräsentieren- (Denkmalschutzgesetz – DSchG) zu beachten. des Stadtbild. Bauten der Altersklassen vor 1945 Die Leitlinien sind nach Bauteilen (Dach, Fassa- sollen daher in ihrem äußeren Erscheinungsbild de, Werbung etc.) untergliedert. bewahrt werden. Bauten der Altersklassen nach 1964 sollen sich daher in ihrem äußeren Erscheinungsbild so weit möglich an den in den nachfolgenden Leitlinien für Erhaltung und 55 | LEITLINIEN STADTZONE 2 Abb. 56: Luftbild Innenstadt Rheydt von Osten, 1959 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/13668) Stadtzone 2 FASSADE: KONSTRUKTION UND GLIEDERUNG 2 URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Bauten des Wiederaufbaus zeigen in Rheydt verschiedene gestalterisch-konstruktive Grundmuster, die sich in der Gliederung der Fassaden ablesen lassen. Diese Grundmuster sind zum Ersten ein in der Fassadengliederung sichtbares Konstruktionsraster, das in seinen horizontalen Elementen die Geschosstrennungen, in seinen vertikalen Elementen eine Achsgliederung der Fassade zeigt. Zum Zweiten sind dies durch vertikale, geschossübergreifende Wandvorlagen regelmäßig gegliederte Fassaden, zum Dritten Lochfassaden mit regelmäßiger, oft einheitlicher Fenstergliederung. Weitere zeitgenössische Fassadenkonstruktionen waren in Rheydt als Sonderfälle zu finden: Vorhangfassaden (Structural Glazing) etwa beim Kaufhaus Kaufhof auf der großen Parzelle Marktstraße/Friedrich-Ebert-Straße/Stresemannstraße und eine Fassade mit Glasbausteinen beim Kaufhaus Kalderoni an der Stresemannstraße (beide heute verändert). VORGABE Die erhaltenen bauzeitlichen Fassaden sollen bei den Bauten des Wiederaufbaus soweit möglich bewahrt und instand gesetzt werden; historische Fotografien und die zeitgenössischen Baueingabepläne können zu spezifischen Gliederungen und Details Auskunft geben. Wo die bauzeitlichen Fassaden durch Umbauten bereits stark verändert sind, sollte angestrebt werden, diese im Falle einer neuerlichen Veränderung/ Instandsetzung den Grundmustern und Detailprinzipien der Wiederaufbau-Architektur entsprechend zu erneuern. Die Architekturen des Wiederaufbaus sollen dabei nicht imitiert, sondern ihre Prinzipien aufgriffen und zeitgenössisch interpretiert werden. Positives Beispiel Fassade – Konstruktion: bauzeitliche Werksteinfassade mit Gesimsgliederung, Friedrich-Ebert-Straße 21 Positives Beispiel Fassade – Konstruktion: bauzeitliche Putzfassade mit eingetieften Gliederungen, Friedrich-Ebert-Straße 29 Positives Beispiel Fassade – Konstruktion: bauzeitliche Stahlbetonskelettfassade mit Kleinmosaik-Ausfachungen, Limitenstr. 35 LEITLINIEN STADTZONE 2 | 56 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 2 Stadtzone 2 FASSADE: MATERIAL URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Fassadenmaterialien sind bei den Bauten des Wiederaufbaus wie die Fassadengliederungen nicht einheitlich, werden in Verbindung mit dem gestalterisch-konstruktiven Grundmuster aber durchaus als zeitgenössisch empfunden. Als vorherrschendes Fassadenmaterial wird Putz wahrgenommen. Bei den Lochfassaden, die ohne größeren Bauschmuck sind, tritt oftmals die Einfassung der Fenster durch Putzfaschen, Rahmungen und/oder Werksteinfensterbänke gestalterisch hervor. Insbesondere im Bereich der Friedrich-Ebert-Straße wurden auch etliche Gebäude mit Werksteinbekleidung versehen, wobei diese Werksteinfassaden in der Regel handwerklich gefügt und die Fugen vermörtelt sind. Eine Reihe von Bauten zeigen zeitgenössische Spaltklinker- und Fliesenbekleidungen, meist in einem ziegelähnlichen Format und einer entsprechenden Anbringung (Mauerwerksverband). Bauten mit Sichtmauerwerk finden sich insbesondere im Bereich Marktstraße, dort zumeist als regelmäßiger Verband mit Rollschicht-Fensterstürzen (teilweise als Lochfassaden, teilweise mit vertikaler Fassadengliederung). VORGABE Die erhaltenen bauzeitlichen Fassadenmaterialien sollen bei den Bauten des Wiederaufbaus soweit möglich bewahrt und instand gesetzt werden. Dabei sind Aspekte wie die Filigranität der Konstruktion und der Details, zeittypische Materialien und deren konstruktive Fügung zu beachten und sollen sich, wenn eine Erneuerung der Fassadenmaterialien notwendig ist, an den Materialien des Wiederaufbaus orientieren. VORGABE NACHTRÄGLICHE FASSADENDÄMMUNG Eine Außendämmung ist möglich, wenn die Charakteristika der jeweiligen Fassade dadurch nicht signifikant verändert oder verdeckt werden; dies ist im Einzelfall abzuwägen. Zu den Charakteristika, die durch eine Außendämmung nicht verändert werden sollen, zählen beispielsweise sichtbare Stahlbetonskelettkonstruktionen, insbesondere bei vorstehenden Gliederungselementen (sowohl betonsichtig als auch putzsichtig), aber auch reine Putzornamente sowie ziegelsichtige Fassaden mit sauberem Fugenbild und hochwertiger Klinkeroberfläche. Bei Werksteinfassaden soll auf eine Außendämmung generell verzichtet werden. Ist eine energetische Sanierung des Gebäudes geboten, aber eine Außendämmung aufgrund der vorgenannten Einschränkungen nicht möglich, so sollte stattdessen die Möglichkeit einer Innendämmung geprüft werden. Bei nachträglichen Dämmungen sollte grundsätzlich auf die Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit des Dämmmaterials, die Belange des Brandschutzes und die Möglichkeiten einer späteren Entsorgung geachtet werden. Zur energetischen Ertüchtigung werden Hinweise im nachfolgenden Kapitel 5 gegeben, die eine Fachberatung jedoch nicht ersetzen können. Positives Beispiel Fassade – Material: bauzeitliche Sichtmauerwerksfassade mit Fensterrahmung und Rollschichtsturz sowie angrenzendem Rauputzfeld, Harmoniestr. 11 57 | LEITLINIEN STADTZONE 2 Positives Beispiel Fassade – Material: bauzeitliche Werksteinfassade mit handwerklicher Durchgestaltung, Friedrich-Ebert-Straße 37 2 Stadtzone 2 FASSADE: FARBIGKEIT URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Als vorherrschendes Fassadenmaterial wird Putz wahrgenommen, der zeitgenössischen Fotografien zufolge in einem hellen, weiß bis grauen Farbspektrum sowie in Sand- und Brauntönen gehalten sein konnte. In vergleichbarer Tonigkeit sind auch die Gebäude mit Werksteinbekleidung, insbesondere im Bereich der Friedrich-Ebert-Straße, wobei diese Werksteinfassaden in der Regel handwerklich gefügt und die Fugen vermörtelt sind. Eine Reihe von Bauten zeigen zeitgenössische Spaltklinker- und Fliesenbekleidungen, meist in einem ziegelähnlichen Format und einer entsprechenden Anbringung (Mauerwerksverband); hier sind zumeist helle, mitunter auch pastellige Farbtöne vertreten. Die vorhandenen Bauten mit Sichtmauerwerk bilden zu den vorgenannten Fassadenmaterialien einen gewissen Kontrast, sie sind Abb. 57: Kolorierte Baueingabezeichnung Harmoniestraße 10, 1954 (Quelle: Hausakte) insbesondere im Bereich der Kreuzung Marktstraße/Harmoniestraße entstanden (teilweise als Lochfassaden, teilweise mit vertikaler Fassadengliederung). VORGABE Die Fassadenfarbigkeit soll sich am bauzeitlichen Zustand orientieren. Bei den Putzbauten soll weiterhin vorrangig Putz sichtbar sein, dessen Farbigkeit und Helligkeit sich am bauzeitlichen Vorbild orientieren und dessen Helligkeitsabstufung aufgreifen soll. Im Zweifel soll bei diesen Putzbauten eine helle Tonigkeit (gebrochenes Weiß bis Beige) genutzt werden, die „Einheit in der Vielfalt“ zu unterstützen. Werkstein- und Sichtmauerwerksfassaden sollen nicht überstrichen, sondern die Materialfarbigkeit sichtbar gelassen werden; eine mögliche Reinigung soll behutsam, fachgerecht und unter Schutz der Steinoberfläche erfolgen, um spätere Schäden zu vermeiden. Zeitgenössische neue, ursprünglich nicht vorhandene Farbakzente und Flächenfarbigkeiten sind nicht erwünscht. Ziel ist ein Gesamteindruck, der die „Einheit in der Vielfalt“ transportiert. Positives Beispiel Fassade – Farbigkeit: bauzeitliche Werksteinfassade mit unterschiedlichen Texturen/Farbigkeiten, Friedrich-Ebert-Straße 49 Positives Beispiel Fassade – Farbigkeit: bauzeitliche Putzfassade mit keramischer Bekleidung, Odenkirchener Str. 23 (unschön: Werbeanlage) LEITLINIEN STADTZONE 2 | 58 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 2 Stadtzone 2 FASSADE: BALKONE UND ERKER URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Balkone wurden in der Nachkriegszeit aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens bevorzugt an der lärmgeschützten rückwärtigen Hoffassade vorgesehen. Gleichwohl sind zeitgenössisch auch an Straßenfassaden Balkone vorgesehen worden, meist als Kragbalkone mit schlankem Rand; sie sind dann in der Regel Bestandteil einer entsprechenden Architekturgliederung und zeigen zumeist Metallgeländer mit schlanken Stäben. Häufiger im Stadtbild vorhanden sind Brüstungsgeländer, vor allem bei den Terrassen vor den Staffelgeschossen (u. a. bei Bauten an der Ostseite Limitenstraße); auch diese Brüstungsgeländer sind in der Regel aus Metallgeländern mit schlanken Stäben. Im Bereich der Balkon- und Brüstungsgeländer wurden bereits zeitgenössische Sichtschutzplanen nachgerüstet, zumeist als monochrome Stoffbespannungen. VORGABE Die zeitgenössischen Balkone und Dachterrassen vor den Staffelgeschossen sowie deren Geländer in der zeittypisch schlanken Profilierung sollen erhalten werden. Neue Balkone und Dachterrassen sollen hingegen nicht ergänzt werden. Ein Sichtschutz kann bei Balkonen und (Dach-)Terrassen wie bei Brüstungsgeländern vorgesehen werden, wenn dieser nicht höher als der Handlauf des Geländers und von monochromer, zurückhaltender Farbigkeit sowie nicht glänzend ist. Positives Beispiel Fassade – Balkone und Erker: bauzeitliche Balkone, Stresemannstr. 39 59 | LEITLINIEN STADTZONE 2 Positives Beispiel Fassade – Balkone und Erker: bauzeitliches Brüstungsgeländer an Dachterrasse, Friedrich-Ebert-Straße 29 2 Stadtzone 2 LADENEINBAUTEN/LADENLOKALE URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Gliederungen der Ladenlokale – sofern ein solches vorhanden war – waren bei den Bauten des Wiederaufbaus mehrheitlich mit Bezug zu den Obergeschossen und deren Achsgliederungen konzipiert, sodass trotz der größeren Fensterfläche im Erdgeschoss eine bauliche Einheit von Erdgeschoss und Obergeschossen gewahrt war. Die Schaufenster zeigten in der Regel niedrige Sockel, die Verglasungen waren überwiegend aus ungeteilten Großformaten mit schmalen Metallprofilen, zum Teil mit profillosem Glasstoss an den Ecken. Die Zugänge zu den Wohnungen waren zumeist als zurückliegende Eingänge in die Ladenarchitektur integriert. VORGABE Die gestalterische Qualität wurde bei den Wohn- und Geschäftshäusern des Wiederaufbaus überwiegend durch eine bauliche Einheit von Erdgeschoss und Obergeschossen erzielt und sollte, wo diese noch vorhanden ist, bewahrt und instand gesetzt werden. Die bauzeitlichen Gliederungen der Ladenlokale sind allerdings nicht bei jedem Gebäude erhalten. Wo die neue Gliederung ohne den grundsätzlich erforderlichen gestalterischen Bezug zu den darüberliegenden Geschossen ist, sollen bei der Erneuerung von Ladenlokalen zwei Grundprinzipien beachtet werden: Zum einen sollte die Gliederung des Erdgeschosses (wieder) in einen gestalterischen Bezug zu der Gliederung der Obergeschosse gesetzt werden; zum anderen sollten spezifische Gliederungsdetails des Wiederaufbaus aufgegriffen werden. Dazu zählen die Sockel bei den Schaufenstern (anstelle bodentiefer Schaufenster), die Wahrung der Fassadenflucht der darüberliegenden Obergeschossfassade bei der Positionierung der Schaufensterebene, eine an der Geometrie des Gebäudes orientierte Schaufenstergestaltung (keine mehrfach geknickten Schaufensteranlagen o. Ä.) und hochwertige Tür- und Fensteranlagen (schlanke, gleichmäßig umlaufende Profile statt kräftiger, unregelmäßig breit umlaufender Kunststoffprofile). Positives Beispiel Ladeneinbauten/Ladenlokale: bauzeitliches Ladenlokal mit Brüstung und bauzeitlicher Fensterrahmung, Mühlenstr. 20/Ecke Wilhelm-Sträter-Straße Positives Beispiel Ladeneinbauten/Ladenlokale: bauzeitliches Ladenlokal mit Brüstung und bauzeitlicher Fensterrahmung sowie zeitgenössischer Werbeanlage, Stresemannstr. 75 LEITLINIEN STADTZONE 2 | 60 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 2 Stadtzone 2 VORDÄCHER UND MARKISEN URSPRÜNGLICHER ZUSTAND PRINZIPIEN MARKISEN – HISTORISCHES FOTO: – Einfarbige Markisen – Reihung entlang der Straße: vergleichbar tiefe Ausladung und Neigung Die Erdgeschosse bei den Bauten des Wiederaufbaus hatten beim Vorhandensein von Ladenlokalen – je nach Fassadengliederung – oft ein knappes Betonvordach. Dieses war dann Bestandteil der Fassadengliederung, hatte jedoch nur bedingte Funktionen des Witterungsschutzes. Markisen oder ähnliche temporäre Vordächer waren bauzeitlich vorhanden und waren dann in der Regel unterhalb dieser Betonvordächer montiert. Zeitgenössische Aufnahmen zeigen diese bspw. an der Stresemannstraße als Reihe monochromer Markisen mit identischer Ausladung, die ein ruhiges, auf die Architektur abgestimmtes Bild ergaben. Selten waren auch im 1. Obergeschoss Markisen vorhanden, zum Beispiel für eine gastronomische Nutzung. VORGABE Vordächer sollen über die bauzeitlich vorhandenen Vordächer hinaus nicht montiert, die vorhandenen Vordächer weder umgestaltet noch in der Tiefe verändert werden. Ein zusätzlicher Witterungsschutz als tiefes Vordach oder gebäudeunabhängige Überdachung soll somit in der Stadtzone 2 nicht errichtet werden. Markisen können bei Bauten des Wiederaufbaus unterhalb des Betonvordachs montiert werden, sofern ein solches vorhanden war; ansonsten ist zu prüfen, ob für die jeweilige Fassadengliederung eine Markise gestalterisch zuträglich ist. Die Markisen sollen von gedeckter Farbigkeit sein, Ausladung und Abb. 58: Historische Markisen und Vordächer an der Stresemannstraße/Ecke Limitenstraße zum Ende der 1950er Jahre (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1372) Positives Beispiel Vordächer: erhaltenes bauzeitliches Vordach, Mühlenstraße 18 Neigung sollten sofern vorhanden auf benachbarte Markisen abgestimmt sein. Die Breite der Markise soll zudem auf die Fassadengliederung abgestimmt sein, insbesondere dann, wenn mehrere Markisen vorhanden sind; diese sollen jeweils in gleicher Farbigkeit sein. Gestalterisches Ziel ist eine ruhige, gestalterisch einheitliche Anordnung von Markisen, wo diese im Kontext der jeweiligen architektonischen Gestaltung nicht störend sind. Werbeaufdrucke sind auf Markisen nicht gestattet. Im geöffneten Zustand ist bei den Markisen eine lichte Durchgangshöhe von mind. 2,20 m einzuhalten. Als maximale Ausladung soll 2 m nicht überschritten werden, wobei zum Fahrbahnrand bzw. zur Fahrgasse (Fußgängerzone) ein Abstand von mind. 60 cm eingehalten werden soll. Diese Abmessungen gelten ausdrücklich auch für Markisen bei Betrieben des Gaststättengewerbes. Notwendige Rettungswege dürfen grundsätzlich nicht eingeschränkt werden. 2 Stadtzone 2 HAUSEINGÄNGE URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Hauseingangstüren gehören zu den zeittypischen Elementen der Fassade. Wo ein Ladenlokal vorhanden ist, sind diese oft an die jeweilige Schaufenster- und Ladentürgestaltung angepasst, etwa mit großem mattiertem Drahtglasfeld und goldfarben eloxierten Beschlägen. Bauzeitlich kommen vor allem Metalltüren vor, meist als Rahmentüren mit Glasfüllung, seltener auch Holztüren; die Beschläge sind ebenfalls oft charakteristische Elemente der Wiederaufbauzeit, etwa als mit Kunststoffschnur umwickelte Holme oder geschwungene Stoßgriffe. VORGABE Bei den Hauseingangstüren sollten, wenn die historische Tür nicht erhalten werden kann oder bereits ersetzt wurde, die charakteristischen Elemente der zeitgenössischen Türen als Vorbild für die erneuerte Hauseingangstür dienen. Dies gilt in besonderem Maße für die Hauseingangstüren in einer erdgeschossigen Ladenfront. Bei einer Erneuerung sollte daher Kunststoff als Material vermieden werden, ebenso eine von der Fassadengliederung abweichende, gründerzeitliche oder postmoderne Türgestaltung. 61 | LEITLINIEN STADTZONE 2 Positives Beispiel Hauseingänge: bauzeitlicher Eingangsbereich, Limitenstraße 44 Positives Beispiel Fenster: bauzeitliche Fenster, ertüchtigt als Kastenfenster, Stresemannstr. 39 2 Stadtzone 2 FENSTER URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Bauten des Wiederaufbaus hatten zumeist auf die jeweilige Fassadengestaltung abgestimmte Fenster. Neben hellen/weißen Rahmen wurden auch dunkle Rahmen realisiert. Soweit erkennbar waren die Fenster vorwiegend aus Holz, in gestalterisch hervorgehobenen Bauten (insbesondere mit gewerblicher Nutzung) wurden auch Stahlfenster eingebaut. Historische Aufnahmen belegen dort neben Dreh- und Kippfenstern auch Vertikaldrehfenster (an einer mittigen Vertikaldrehachse). Die Teilungen der zeitgenössischen Fensterflächen waren auf die Gesamtgestaltung der jeweiligen Fassade bezogen, zeigten aber zwischen den jeweiligen Bauten einen zeittypischen Variantenreichtum: vertikale Teilungen in einzelne Flügel, sowohl mit gleichförmiger Teilung wie auch mit breiterem Glasfeld in der Mitte, kreuzförmige und asymmetrische Teilungen sowie ungeteilte Fenster (bei geringerer Fenstergröße). Verbindendes Merkmal dieser Fenster sind die auch gegenüber den gründerzeitlichen Holzfenstern schlanken Rahmen und Fensterprofile. Positives Beispiel Fensterbänke: bauzeitliche Sohlbänke mit Konsolen, Marktstraße 19 VORGABE Historische Fenster sind mit ihren zeittypischen Profilierungen und Gliederungen prägend für die jeweiligen Fassaden und können wichtige Zeugnisse der jeweiligen Bautechnik sein. Gerade die Stahlfenster der Nachkriegszeit stellen oftmals hochwertige Konstruktionen von hohem Zeugniswert dar. Wo ein Erhalt historischer Fenster nicht möglich ist oder diese bereits ersetzt wurden, ist für den Einbau neuer Fenster für die gestalterische Qualität der Fassade, auch bei Bauten des Wiederaufbaus, eine auf das Fassadenganze abgestimmte Profilierung wichtig: Neue Fenster sollten nicht nur eine dem bauzeitlichen Original entsprechende Teilung erhalten, sondern auch über vergleichbar schlanke Rahmenprofile verfügen. Für die Zeit des Wiederaufbaus eher untypische Fensterteilungen wie kleinformatige Sprossenteilungen sollten vermieden werden, sofern diese am Gebäude nicht historisch belegt sind. Wo jüngere Fenster mit vom bauzeitlichen Fenster abweichender Profilierung und Teilung eingebaut wurden, sollten bei einem künftigen Austausch wieder eine schlanke Profilierung und eine Teilung gemäß dem bauzeitlichen Fenster realisiert werden. Positives Beispiel Fensterbänke: bauzeitliche Werksteinrahmung mit dunkler Metallfensterbank, Marktstraße 31 Stadtzone 2 FENSTERBÄNKE URSPRÜNGLICHER ZUSTAND 2 Die Fensterbänke zeigen die damals üblichen Materialien, die bei Holzfenstern u. a. Außenfensterbänke aus Stein und Beton umfassten. Bei Stahlfenstern waren die Fensterbänke zumeist in die Rahmung der Fenster eingebunden und oft ebenfalls aus Metall. VORGABE Bauzeitliche Fensterbänke sollten möglichst erhalten werden. Wo dies nicht möglich ist oder die Fensterbänke nicht bestandsgerecht erneuert wurden, sollen dem historischen Vorbild entsprechende Fensterbänke eingebaut werden. LEITLINIEN STADTZONE 2 | 62 LEITLINIEN ZUR ERHALTUNG UND GESTALTUNG 2 Stadtzone 2 DACH UND DACHENTWÄSSERUNG URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Die Bauten des Wiederaufbaus (1945-64) hatten in Rheydt keine einheitliche Dachform. Realisiert wurden zum einen traufständige Gebäude mit Satteldach, zum anderen Gebäude mit Flachdach bzw. mit flach geneigtem, von der Straße nicht sichtbarem Dach. Die Traufen kragen sowohl bei den Satteldächern als auch bei den Flachdächern entsprechend der jeweiligen architektonischen Konzeption unterschiedlich weit vor. Insbesondere bei den Bauten mit Flachdächern waren diese Traufkanten eher schmal gehalten; wo bei diesen Bauten Staffelgeschosse vorhanden waren, kragten die Dächer als waagerechte Dächer mit schmalem Rand aus. Die helle Betonrandkante war häufig mit einer schmalen, etwas dunkleren oberseitigen Blechkante kombiniert, die zusammen als Doppellinie wahrzunehmen waren. Die Bauten mit Satteldächern hatten sichtbare Rinnen und Fallrohre, während die Bauten mit Flachdach bzw. flach geneigtem, von der Straße nicht sichtbarem Dach überwiegend eine von der Straße nicht sichtbare Entwässerung hatten. VORGABE Die vorhandenen Dächer sollen in der jeweiligen Dachform (Satteldach, Flachdach etc.) erhalten bleiben. Dächer von Neubauten bzw. neue Dächer sollen sich in Form und sichtbarer Dacheindeckung an den vorhandenen Dächern der Umgebungsbebauung orientieren. Die Traufen sollen, insbesondere bei Bauten mit Flachdach bzw. flach geneigtem, von der Straße nicht sichtbarem Dach, nicht vollständig eingeblecht werden und möglichst schmale Ansichtskanten bewahren. Die Entwässerung soll bei Bauten mit Flachdach bzw. flach geneigtem, von der Straße nicht sichtbarem Dach verdeckt angeordnet werden. Positives Beispiel Dach und Dachentwässerung: bauzeitliches Traufgesims mit vorgehängter Rinne, Harmoniestr. 11 63 | LEITLINIEN STADTZONE 2 Stadtzone 2 DACHGAUBEN/DACHFLÄCHENFENSTER 2 URSPRÜNGLICHER ZUSTAND Bauten mit Flachdach bzw. flach geneigtem, von der Straße nicht sichtbarem Dach hatten aufgrund ihrer baulichen Charakteristika keine mit Gauben oder sonstigen Dachaufbauten vergleichbaren Elemente. Traufständige Bauten mit Satteldach hatten hingegen zur Straße teilweise auf die Satteldachfläche aufgesetzte Gauben, zumeist Einzelgauben als gerade Schleppgaube. Diese waren in der Regel auf die Gliederung der darunterliegenden Fassade abgestimmt und hatten einen wahrnehmbaren Abstand zur Traufe. Zusammenhängende, breite Gaubenanlagen sind zeitgenössischen Luftbildern zufolge vor allem zu den Innenhofseiten realisiert worden. Wo ein Staffelgeschoss mit einem Satteldach versehen war, waren keine Gauben o. Ä. vorhanden. Dachflächenfenster kamen bauzeitlich vor allem als sparrenbreite Metallfenster mit Ausstellmöglichkeit vor. VORGABE Bauten mit Flachdach bzw. flach geneigtem, von der Straße nicht sichtbarem Dach sollen aufgrund ihrer baulichen Charakteristika auch künftig keine mit Gauben oder sonstigen Dachaufbauten vergleichbaren, vom Straßenraum aus sichtbaren Elemente erhalten. Bei traufständigen Bauten des Wiederaufbaus (1945-64) mit Satteldach sollen die vorhandenen Gauben in Form und Dimension bewahrt werden. Wo ein Dachgeschossausbau eine zusätzliche Belichtung des Dachgeschosses erfordert, ist die Ergänzung von Gauben bei Bauten mit Satteldach dem Einbau von Dachflächenfenstern vorzuziehen, ausgenommen dann, wenn das Gebäude ein Staffelgeschoss hat. Sind neue Gauben zulässig, können diese als aufgesetzte Einzelgauben in der Form gerader Schleppgauben ergänzt werden, wobei diese in gestalterischer Abstimmung mit der darunterliegenden Fassade angeordnet werden sollen. Breite Gaubenanlagen sollen, sofern sie vom Straßenraum aus sichtbar sind, nicht errichtet werden. Ausnahmen sind – etwa hinsichtlich der Ergänzung von Zwerchhäusern – möglich, wenn diese gestalterisch von hoher Qualität und im Kontext der Umgebungsbebauung nicht als störend wahrzunehmen sind. Nachträgliche Dacheinschnitte sind an den rückwärtigen, vom Straßenraum nicht Abb. 59: Bauzeitliche Dachlandschaft mit Einzelgauben an der Stresemannstraße (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/13652) einsehbaren Dachflächen möglich. Die Vorgaben bei Bauten mit Satteldach sind auf Gebäude jüngerer Altersklassen (ab Baujahr 1965) entsprechend anzuwenden. Bei Gebäuden älterer Altersklassen, v. a. Gründerzeitbauten (1871-1918), sollte PRINZIPIEN DACHGAUBEN – HISTORISCHES FOTO: – Regelmäßige Anordnung von Einzelgauben auf straßenseitigen Dachflächen die Neuerrichtung von bauzeitlich nicht vorhandenen Gauben, Zwerchhäusern o. Ä. vermieden werden. Positives Beispiel Dachgauben/Dachflächenfenster: regelmäßig angeordnete Einzelgauben an der straßenseitigen Dachfläche, Friedrich-Ebert-Straße 42 LEITLINIEN STADTZONE 2 | 64 3 LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN TYPISCHE WERBEANLAGEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS UND ZIELSETZUNG FÜR WERBEANLAGEN Die Zeit des Wiederaufbaus ist nicht nur durch jardin-Werbung am Eckhaus an der gegenüber- spezifische Formen der architektonischen Gestal- liegenden Seite der Gracht). Daneben gibt es, tung, sondern auch durch eine spezifische Form insbesondere im Bereich der Kammbebauung, der Außenwerbung geprägt. Diese unterscheidet bei bestimmten Formen der Architekturgliederung sich auch in Rheydt von jener, die etwa um 1900 auch eine Einfügung von Außenwerbung etwa im üblich war – nicht nur durch neue technische oberen Bereich der Schaufensteranlagen. Dies bedeutet auch: Eine auf die Architektur Möglichkeiten beleuchteter Werbung, sondern Die damalige Außenwerbung erscheint uns heute abgestimmte Außenwerbung sollte bestimmte auch durch eine Form der Zurückhaltung hinsicht- nicht nur (im Vergleich zu den heutigen Werbean- Flächen nutzen (können), die sich je nach Gliede- lich Größe und Umfang der Werbung. Betrachtet lagen) als zurückhaltend und auf die Architektur rung der Fassade unterscheiden konnten. Diese man zeitgenössische Fotografien der Rheydter abgestimmt, sondern wird auch als Außenwer- Unterschiede bestehen, betrachtet man die histo- Hauptstraße im Hinblick auf die damalige Wer- bung der Zeit identifiziert. rischen Aufnahmen aus der Zeit des Wiederauf- bung, so werden verschiedene Prinzipien deutlich, Ein wichtiger Grundsatz zeitgenössischer Au- baus, sowohl zu älteren Bauwerken (insbeson- die in Abstimmung auf die jeweilige Architektur ßenwerbung, wie er in der 1952 veröffentlichten dere Gründerzeitbauten) als auch innerhalb der umgesetzt wurden und die vorhandenen Gliede- „Musterverordnung über Außenwerbung“ für Wiederaufbauarchitektur selbst. rungen respektierten. Mittel- und Kleinstädte niedergelegt ist, laute- So lassen sich, wie bei den Leitlinien für Erhaltung te: „Werbeeinrichtungen müssen nach Größe, und Gestaltung definiert, in der Architekturgliede- Farbe, Form, Werkstoff und Anbringungsart klar rung drei Grundmuster erkennen, die vor allem in gestaltet, werkgerecht durchgebildet sein und der Stadtzone 1 (Kammbebauung), aber auch in sich der Architektur des Bauwerks sowie dem den Stadtzonen 2 und 3 umfangreich vertreten Landschafts-, Orts- und Straßenbild anpassen.“ sind: Als typische Werbeanlagen der 1950er Jahre gelten insbesondere beleuchtete Schriftzüge (z. B. Neon) mit verketteten Buchstaben und mit einer Schriftart aus der Gruppe der Schreibschriften. Die Außenwerbung sollte sich, so könnte man diese Grundsätze zusammenfassen, der Architektur und der Fassadengliederung gestalterisch ein- und unterordnen. Dies sei, so die Musterverordnung, nicht erfüllt - Gebäude mit sichtbarem Stahlbetonskelett; Historische Fotos zeigen auch Schriftzüge aus bei regelloser Anbringung, Häufung und aufdring- - Gebäude mit vertikaler Fassadengliederung; Einzelbuchstaben, die bei den Schriftzügen be- licher Wirkung sowie dann, wenn Giebelflächen, - Gebäude mit Lochfassade. kannter Unternehmen und Marken in deren tragende Bauteile oder architektonische Gliede- Weitere prägnante Gliederungen in den Stadtzo- Corporate-Design gehalten waren (etwa bei der rungen in störender Weise bedeckt, verdeckt oder nen 2 und 3, die spezifische Flächen und Formen Philipps-Werbung am Atlantis-Haus und der Du- überschnitten werden. für die Außenwerbung vorgeben, sind: 67 | TYPISCHE WERBEANLAGEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS - die Bauten der Gründerzeit mit ihren oftmals erkennbar, in die Schaufenster integriert. Andere in wahrnehmbarer Distanz zur dahinterliegenden stark mit Stuckdekor versehenen Fassaden, etwa Beispiele integrierten Leuchtwerbung in die obe- Fassade standen (siehe u. a. Abb. 23). Eine Kom- die Häuser Marktstraße 13 und Marktstraße 32; ren Felder der Schaufenster. bination beider Flächen – geschlossene vertikale - die vermehrt ab Mitte der 1960er-Jahre errich- Gebäude mit vertikaler Fassadengliederung nutz- Wandflächen und Vordächer – zeigt eine Nacht- teten Gebäude mit horizontaler Bänderung der ten ebenfalls geschlossene Wandbereiche, die aufnahme des Atlantis-Hauses am zentralen Fassade (durch Brüstungs- und Fensterbänder), dann oftmals gebäudehohe Fassadenabschnitte Verkehrsknotenpunkt Gracht/Limitenstraße/Stre- etwa die Häuser Marktstraße 27 und Mühlenstra- umfassten. Dazu zählen die geschlossenen Fas- semannstraße (siehe Abb. 24, S. 53); aufgrund ße 2-4. sadenflächen, die die Kopfbauten Hauptstraße dieses herausgehobenen Standorts und der Fern- Daraus ergaben sich zeitgenössisch verschiedene 20 und 26 an den Längsseiten hinter der Stirn- wirkung sind dort zusätzlich Leuchtschriften an Flächen für die Außenwerbung. Bei den Gebäu- fassade zeigen. Hier finden sich zeitgenössisch den Vorderkanten der Flachdächer montiert. den mit sichtbarem Stahlbetonskelett war die Signets, vertikal angeordnete Schriftzüge aus Vorrangig bildete die zeitgenössische Außenwer- Werbung so in die Fassadengliederung integriert, Einzelbuchstaben und Schriftzüge mit horizonta- bung der Wiederaufbauphase den Namen des dass das Gitterwerk des Stahlbetonskeletts sicht- ler Beschriftung (mit max. zwei Zeilen); mitunter Ladengeschäfts (meist des Inhabers) ab, teilweise bar blieb und beispielsweise keine Trennung von sind Signets und Schrift kombiniert. Bei Putz- kombiniert mit einem Signet. Mitunter war auch Erdgeschoss-Ladenzone und Obergeschossen bauten ohne gliedernde Fassadenstruktur, etwa die Branche des jeweiligen Ladengeschäfts er- durch umlaufende Leuchtkästen erfolgte. Das dem Wintzen-Haus (Hauptstraße 38), wurden die gänzt. von Alfons Leitl entworfene Geschäftshaus Haupt- Schriftzüge in den Fassadenflächen zwischen den An herausgehobenen Platzsituationen, Kreuzun- straße 30 beispielsweise ist durch das sichtbare erdgeschossigen Schaufenstern und den Fens- gen und Einkaufsstraßen war, wie historische Stahlbetonskelett und Ausfachung mit rauten- tern des 1. Obergeschosses angebracht. Aufnahmen zeigen, bereits in der ersten Hälfte förmig verlegten roten Keramiktafeln geprägt. Bei den Gebäuden mit vertikaler Fassadenglie- des 20. Jahrhunderts nicht nur die übliche Wer- Als Außenwerbung für das Ladenlokal fungierte derung trennen, sofern es sich um Wohn- und bung in der Erdgeschosszone bzw. im Brüstungs- lediglich ein Signet mit den Initialen des Bau- Geschäftshäuser handelt, zumeist knappe, hori- bereich des 1. Obergeschosses montiert, sondern herrn, das im (obersten) 3. Obergeschoss an der zontale Betonvordächer Erd- und Obergeschosse darüber hinaus auch Außenwerbung in den Brüs- Harmonieplatzfassade in das geschlossene erste voneinander. Die Schriftzüge und Signets der La- tungsbereichen der darüberliegenden Geschosse Feld hinter der Stirnfassade eingefügt war; wei- denlokale wurden dann in der Regel auf die Vor- sowie Werbeschriften im Dachbereich vorhanden. tere Außenwerbung war, vor allem bei Dunkelheit derkante dieser Vordächer montiert, die dadurch An diese Bereiche intensiverer Außenwerbung Abb. 60 (Linke Seite, links oben): erhaltene zeittypische Außenwerbung der Wiederaufbauzeit, Hauptstr. 47 Abb. 61 (Linke Seite, links unten): erhaltene zeittypische Außenwerbung der Wiederaufbauzeit, Bahnhofstr. 14 Abb. 62 (Linke Seite, rechts oben): zeitgenössische Werbeanlagen in der Brüstungszone oberhalb des Ladenlokals (Zwischenbau) und an geschlossenem Wandbereich (Kopfbau) 1953, Hauptstraße 38 und Hauptstraße 36 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1282) Abb. 63 (Linke Seite, rechts unten): zeitgenössische Werbeanlagen am Atlantis-Haus (Nachtansicht) 1960, Limitenstr. 55 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 19/2/1408) Abb. 64 (rechts): zeitgenössische Werbeanlagen auf Vordächern 1960, Hauptstraße/Nordseite Markt (Quelle: Sign. 10/2/1369) TYPISCHE WERBEANLAGEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS | 68 LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN knüpfte man, wenngleich in abgemilderter Form, Möglichkeiten, mit dem Wiederaufbau auch diese im Rheydt der 1950er-Jahre an. Intensivere Au- Probleme zu lösen, haben daher in der Außen- ßenwerbung sollen weiterhin an stadträumlich werbung der 1950er-Jahre auch in Rheydt ihren herausgehobenen Positionen wie dem Mari- Niederschlag gefunden. enplatz oder der Kreuzung Stresemannstraße/ Mit der flächendeckenden Verbreitung der Licht- Limitenstraße/Gracht, aber auch der Strese- werbung, ermöglicht auch durch die Ablösung mannstraße als breiterer, von Verkehr stärker fre- der (kosten- und wartungsintensiven) Leuchtwer- quentierter Einkaufsstraße möglich sein – sowohl bung mittels Glühbirnen durch die (preiswertere) als geschossweise gestapelte Werbeschriftzüge Leuchtwerbung mit Neonröhren, besaßen in den als auch als Werbung oberhalb der Traufe. An 1950er-Jahren nicht mehr nur Großstädte, son- solchen herausgehobenen stadträumlichen Po- dern auch die Zentren von Klein- und Mittelstäd- sitionen waren (gekoppelt mit einer intensiveren ten eine durch Licht gebildete Nachtarchitektur, Belegung der Fassaden mit Außenwerbung) auch die vielfach in zeitgenössischen Ansichtskarten Markenwerbungen vorhanden, etwa beim o. g. überliefert ist. Atlantis-Haus. Die Möglichkeiten der Außenwerbung sind ab den Die geringe Intensität der Außenwerbung in den 1960er-Jahren durch den Kunststoff-Leuchtkas- 1950er-Jahren, wie sie u. a. in historischen Auf- ten nochmals erweitert und preiswerter gemacht nahmen der Hauptstraße sichtbar wird, hat ihre worden. Zugleich haben sich, wie sich auch in Ursache nicht zuletzt in den seit der Jahrhundert- Rheydt feststellen lässt, mit der Verbreitung des wende bestehenden Diskussionen um angemes- Kunststoff-Leuchtkastens die Dichte der Außen- sene Formen und Intensitäten der Außenwerbung. werbung und der Umfang der Fassadenbelegung Auch in Rheydt waren, wie historische Aufnahmen (wieder) deutlich erhöht. So wurde mit Leuchtkäs- zeigen, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ten nicht nur Außenwerbung realisiert, die oft die stark durch Außenwerbung „zugesetzte“ Fas- gesamte Fassadenbreite umfasst, sondern neue saden vorhanden, die zeitgenössisch vor allem Foliendrucktechniken ermöglichen es auch, sämt- durch bürgerliche Kreise kritisiert wurden. Die liche grafischen Darstellungen als Außenwerbung 69 | TYPISCHE WERBEANLAGEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS umzusetzen und die optische Vielfalt deutlich zu ristische Ziele dar. Auffällig ist bei den jeweiligen erhöhen. Die weiter oben zitierten Prinzipien der Werbesatzungen, deren Erfolg in den Stadtbildern Außenwerbung, wie sie die Musterverordnung angenehm wahrzunehmen ist, dass der Umfang über Außenwerbung von 1952 auf der Basis der der Außenwerbung wieder verringert wird, Ele- damaligen Erfahrungen und Vorstellungen formu- mente wie rechtwinklige Kunststoff-Leuchtkästen lierte und wie sie auch heute noch sinnvoll sind, weitgehend verbannt sind und vorrangig Schrift- sind dadurch missachtet. Zusammen mit zusätz- züge aus Einzelbuchstaben (zum Teil verkettet) lichen Elementen wie Ausleger-Leuchtkästen, als Ladenbezeichnung dienen. Zugleich sind die Großtafelwerbung (z. T. als Wechselwerbung) und dort gewählten Formen der Außenwerbung un- Großbannerwerbung ist so in einzelnen Straßen- verkennbar unserer heutigen Zeit zugehörig, sie zügen eine Dichte an Außenwerbung erreicht, in wirken qualitätvoll und ermöglichen zugleich, der die einzelne Außenwerbung kaum noch wahr- dass die einzelne Werbeanlage wieder wahrge- genommen wird und in ein farbiges „Hintergrund- nommen wird. rauschen Außenwerbung“ eingeht. Die grundlegende Problematik, Stadtbild und Außenwerbung in eine sinnvolle Balance zu bringen, hat eine Vielzahl von Kommunen in den vergangenen Jahren dazu gebracht, mit Werbesatzungen die bekannten Prinzipien angemessener Werbung neu durchzusetzen. Hierzu zählen bundesdeutsche Städte wie Heidelberg und Trier, aber auch Kommunen im benachbarten Ausland wie das niederländische Maastricht und das dänische Esbjerg. Diese Innenstädte sind durch eine historische Bebauung geprägt, vorrangig aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, und stellen tou- Die Prinzipien für eine zeitgemäße Außenwerbung, wie sie in den genannten Kommunen umgesetzt werden, sollen auch für Rheydt Anwendung finden, kombiniert mit den spezifischen Charakteristika der Außenwerbung der 1950er-Jahre (insbesondere bei der Kammbebauung). Ziel ist eine an die Architektur und ihre Gliederungen angepasste und stadtbildverträgliche Werbung, die gleichwohl nicht die Außenwerbung der 1950er-Jahre imitiert, sondern deren Prinzipien aufgreift und fortschreibt. Abb. 65 (Linke Seite): Kreuzung Limitenstraße/ Gracht, Eckhaus Limitenstr. 45/47 mit zeitgenössischen Werbeanlagen aus (verketteten) Einzelbuchstaben 1964 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/50794) Abb. 66 (rechts): Kreuzung Limitenstraße/Gracht, Eckhaus Limitenstr. 45/47 mit intensivierten Werbeanlagen, u. a. geänderte Vordach-Werbeanlage 1976 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/52026) TYPISCHE WERBEANLAGEN DER ARCHITEKTUR DES WIEDERAUFBAUS | 70 LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN GLIEDERUNG DER LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN IN VIER WERBEZONEN A-D Der räumliche Geltungsbereich der Leitlinien für historischen Vorbild orientierte Vorgaben enthält, Werbeanlagen umfasst den Innenstadtbereich und zum anderen die Zone C, die jene stadträum- innerhalb des Geltungsbereichs des Stadtumbau- lich prägnanten oder herausgehobenen Gebäude gebietes Rheydt. In der nebenstehenden parzel- umfasst, an denen eine über die Vorgaben der len- und gebäudegenauen Karte sind vier Zonen Zone A hinausgehende Belegung von Fassaden- definiert, für die jeweils unterschiedliche Leitlini- und Dachflächen möglich sein soll. en für Werbeanlagen gelten. Die Zone D umfasst jene Bereiche des Stadtum- Die Zone A umfasst die Gebäude innerhalb des baugebiets Rheydt, die auch in den erdgeschos- Stadtumbaugebiets, die als Teil des Geschäfts- sigen Bereichen stark von Wohnnutzungen (bzw. zentrums Innenstadt Rheydt gelten und durch wohnverträglichen Nutzungen wie Arztpraxen) entsprechende Funktionen für Einzelhandel, Ge- geprägt sind und bei denen gegenüber den Vor- werbe und/oder Verwaltung geprägt sind. gaben der Zone A nochmals zurückhaltender mit Aus dieser Zone A sind zwei Teilbereiche ausge- Werbeanlagen vorgegangen werden soll. gliedert, die zusätzliche Vorgaben erfordern, die auf den Leitlinien für Werbeanlagen der Zone A Die Leitlinien für Werbeanlagen gliedern sich vor aufbauen, jedoch darüber hinausgehen bzw. diese diesem Hintergrund in mehrere Abschnitte. Die an signifikanten Punkten einschränken. mit „Allgemein“ überschriebenen Leitsätze gelten Diese beiden Teilbereiche sind zum einen die für alle Zonen A-D. Darauf aufbauend sind Leit- Zone B, die die Südseite Hauptstraße (Kamm- linien für Werbeanlagen zu den einzelnen Zonen bebauung) umfasst und strengere, stärker am formuliert, die diese zonenspezifisch ergänzen. 43 28 31 37 35 39 36 23 23 21 18 3a 25 32 16 17 21 14 15 24 12 11 20 16 14 86 99 12 33 10 78 20 19 Straße 22 Kindergarten 26 28 30 36 51 43 42 40 53,55 44 aße 57 48 34 65 55 67 58 57 64-78 71 75 77 76 78 80 82 84 86 88 90 93 95 97 99 10 1 10 3 7,5 20d 10 12 11 85 14 15 16 19g 13 87 26 24 28 17 18 22 36 38 61 63 65 69 73 75 40 70 42,44 27 25 24 34a 59 28 57 STADTZONEN – LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN 111 21 20 22 49 29 92 99 e 47 77 15b 72 74 11 76 115 Jugendheim 33 40 46 17 35 36 31 Zone B:!!Innenstadt - Südseite Hauptstraße 15 37 Zone A:!!Innenstadt - Kernbereich 33 13 34 Post 73 74 20e 79 83-81 80 nstraße 82 84 86 Limite 90 91 95 97 10 12 14 16 18 11 13 15 17 30 34 21 32 19 fstraße 71 72 15a 36 69 26 25 67 70 29 38 65 68 24a Pestalo 45 INNENSTADTKONZEPT RHEYDT zzistraß 17 43 34 27 27 63 66 25 40 15 38 Bahnho 61 62,64 22 13 46 36 31 59 60 16 44 57 14 42 34 44 58 22a 35 46a 46 119 Weg Zone C:!!Innenstadt - Sonderbauten 50 Mose 37 41 Zone D:!!Wohnbebauung 52 129 39 Straße s-Stern- Kindergarten 28 48 48 55 56 12 11 40 32 36 38 30 34 von - Galen - Straße 37 - Straße 30 30 Ode 54 131 43 35a nkir 133 33 45 27 che Weg 35 144 41 135 19 25 23 21 16 18 20 22 24 47 26 52 59 14 36 62 64 12 45 46 raße Reitbahnst 10 43 54 5557 ße Stra 17 146 ner 65 53 54 61a 41 29 25 23 94 49-51 52 19e 43 Hbf. Rheydt 49 50 17 41 32 19f 12 37 12 47 48 10 19c 21 35 14 45 91 19d 19 33 18 46 89 19b 19a 31 41 66 20 43 20c 20b 20a 88a 40 39 28 e Mittelstraße 22 10 41 44 96 Jugendfreizeitheim e -Straß Busbahnhof 39 98 4-6 -Stern 35 15 38 37 55 33 36 81 32 12 88 36 35 29 57 31 30 79 33 Preuß 28 77 28 13 34 27 ße 25 26 49 45 Straße 23 26 14a 61 - Straß 12 Bahnhof 22 11 31 23 20 tra 22 21 20 10 32 21 20 15 18 71-75 28 18 rS 35 27 Hugo 24 10 25 raße 19 ne -16 18 21 13 16 15 22 14 he , 17 43 Dorfbroicher Kronenstraße 11 16 15 irc 12 chiffer m-S 16 19 14 Weg nk 17 13 - 15 11 11 12 69 60 Königstraße 14 Waisenhausst 12 3a 13 e Od Wilhel 9a 43a Moses 59 26 54 55 53 39 10 66 r Str 44 57 66 23a 8 - 10 5,7 8 che rfbroi 55 62 58 30 70 10 30 , 28 , 26 13 -2 45 Do 53 67 46 42 50 64 62 19 41 26 24 23 21 iffer - Straße Mittelstraße Lan e 22 2-4 82 80 60 56 54 56 25 M 20 16-18 12 25 63 Gracht Terrasse latz arienp Kath. ass 6-10 40 49 Weg Marienkirche sg gen 13 34 Kindergarten 32 33 47 27 30 11 13 15 10 71 | WERBEZONE A 17 45 29 45 - 47 41 38 29 10 Dahlener Straße 12 15 18 43 12 Wilhelm - Sch 61 5a 15 41 83 81 14 25 37 Dorfbroicher 31 Grachtstraße 39 11 36 33 ße Mittelstraße 1a Weg 13 50 - 52 1-7 40 94-96 88 42 35 33 t-Stra 79 77 traße 52 44 109 107 105 103 101 99 86 84 72 70 68 82 80 78 76 97 95 93 91 89 87 69 67 51 74 40 38 Stresemanns 42 49 66 38 49 47 47 20 31 40 34 37 40 39 Gracht 27 Marktstraße 26 32 h-Eber 41 34 iestraße 25 43 43 41 37 39 38 24 38 38 36 35 Kindergarten 23 22 40 ic Friedr Harmon 20 42 45 34 16 Weg Limitenstraße 44 47 39 37 17-1 33 19 46 49 33 29 27 21 9 13 12 75 15 13 11 32 63 Rathaus Am Neumarkt 48 51 65 45 31 36 17 11 10 53 2-3 42 30 25 18 15 tr. 55 ße tstra Mark Kampstraße r-S e traß 59 15 14 27 44 11 ate 2a tr W-S ls Pau 65 10 Straße K7 46 65 67 11 L 370 31 36 13 11 11 76 11 33 28 26 32 34 Bachstraße 11 10 Mark 15 23 50 91 12 Heinrich-Pesch- 30 36 ße tstra 14 93 16 e 38 23 21 19 17 aß Bachstr 33 31 27 14 12 21 Wilhelm-Strauß-Straße 35 24 22 20 18 16 17 36 34 26 15 13 15 39 82-84 95 18 11 10 13 Markt 32 30 17 7-9 Ev. Hauptkirche 50 46 44 42 40 38 37 35 33 11 27 25 23 57 90 52 aße 55 53 ptstr 51 Hau 49 47 45 41 39 65 H 75 73 69 67 65 63 172 170 162 160 156 150 148 146 144 140 138 134 130 126-126a 122 116 114 110 L 370 Hauptstraße 99 12 97 20 Kloet 62 61 59 97 38 17 18 101 21 15 asse ersg 12 48 44 46 95 93 91 85 200 186 184 182 41 19 88 103 22 el Wilh 12 10 traße er - S chiff m-S 40 42 36-38 34 30 32 20 18 81 79 180 178 176 40 21 90 Wilhelm - Strater - Straße 17 23 92 105 29 19 nstraße Mühle 83 raße auptst 66 121 117-119 115 64 58 56 54 52 50 222 179 165 161 157 155 153 151 141 139 135 131 133 127-129 125 177 175 173 147 72 70 47 31 29 27 Stümgesgasse 26 111 B59 19 16 19 allee 25 96 t-Straße Kindertagesstätte 28 115 100 rich-Eber kner 21 Bruc 29 Fried 31 100 78 43 29a 31 104 119 Gartenst 25 29 106 34 35 121 22 raße 27 26 31 36 37 110 K7 90 82 80 98 96 92 Schule 33 38 123 Hohlstraße 32 63 nstraße Mühle 42 116 125 33 Heinrich-Pesch-Straße 34 61 , 130 128 126 124 120 118 89 87 85 83 81 79 77 75 57 ße nstra Mühle 129 119 81a Fabrik 45 127 IB-K 7 59 ße ra st of dh ie Fr STRAUSS & FISCHER - HISTORISCHE BAUWERKE GBR | RICHARD-WAGNER-STR. 15 | 47799 KREFELD 26 Leitlinien für Werbeanlagen ALLGEMEIN Grundsätzlich gilt: Um die Leitlinien für Werbeanlagen umzusetzen, sollte für das Errichten, Anbringen und Ändern von Werbeanlagen eine Werbeanlagensatzung erlassen werden, die die zulässigen und unzulässigen Formen von Werbeanlagen und andere, Werbeanlagen betreffende Punkte verbindlich regelt. Genehmigungspflichtig sollten nach dieser Maßgabe auch Werbeanlagen sein, die nur gelegentlich oder kurzfristig angebracht bzw. aufgestellt werden. Von diesen Regelungen ausgenommen werden sollten Werbeanlagen an zugelassenen öffentlichen Anschlagflächen, wechselnde Programmwerbung für Lichtspielhäuser und Theater sowie vergleichbare Unternehmen, wenn die Werbeflächen selbst genehmigt sind. Als Werbeanlagen gelten im Folgenden alle ortsfesten Einrichtungen auf privaten Grundstücken, die der Ankündigung oder Anpreisung oder als Hinweis auf Gewerbe, Beruf oder auf Veranstaltungen dienen und vom öffentlichen Straßenraum aus sichtbar sind. Dazu gehören insbesondere Schilder, Fahnen, Spanntransparente, Beschriftungen, Bemalungen, Lichtwerbungen, Schaukästen, für Anschläge und/oder Lichtwerbung bestimmte Säulen, Tafeln und Flächen sowie Anhänger, die offensichtlich der Werbung dienen. Werbeanlagen an Baudenkmälern bzw. in deren unmittelbarer Umgebung unterliegen zusätzlich dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz – DSchG) und bedürfen zusätzlich einer Erlaubnis gemäß § 9 DSchG, die bei der Unteren Denkmalbehörde zu beantragen ist. MASZE AUSLEGER Schnitt Farbgebung von Werbeanlagen: Unzulässig soll bei Werbeanlagen die Verwendung von grellen Farbtönen, Leucht-, Reflex- und Signalfarben, bspw. der Sonderfarbreihen RAL F 7 (Reflexfarben) und RAL F 81 (Farben im Straßenverkehr ) sein. Die Farbgebung der Werbeanlagen soll sich sowohl in das Erscheinungsbild des Gebäudes, auf das sie montiert sind, als auch in das Erscheinungsbild der sie umgebenden Bauten einfügen. Beleuchtung von Werbeanlagen: Leuchtwerbungen sollen als durchscheinende Schriften oder Symbole nur dann zulässig sein, wenn sie aus Einzelbuchstaben oder Einzelsymbolen gefertigt sind. Einzelbuchstaben und Einzelsymbole können Oberkante Ausleger max. Unterkante Fensterbank hinterleuchtet werden. Gebogene Leuchtröhren, sog. Neonröhren, sind bei Bauten der Wiederaufbauzeit besonders erwünscht. Flächige Werbetafeln, Kunststoff-Leuchtkästen oder Werbeanlagen mit Leuchtstofflampen sollen nicht zulässig sein. Abstand OK Gehweg bis UK Ausleger: mind. 2,5 m Fläche max.: 0,5 qm Die Beleuchtung von Werbeanlagen durch am Gebäude angebrachte Strahler (Auslegerleuchten), die mit 1. OG der Werbeanlage selbst nicht verbunden sind, soll ebenso nicht zulässig sein. Werbeanlagen – Ausleger: Ausladung max.: 75 cm Werbeanlagen sollen als Ausleger bis zu einer Ausladung von 75 cm zulässig sein. Die Fläche der Ausleger soll 0,5 qm nicht überschreiten. Je Ladenlokal soll ein Ausleger zulässig sein, der Abstand zwischen zwei Auslegern soll 4 m nicht unterschreiten (bezogen auf die Außenkanten der Ausleger). Die Ausleger sollen mit einem Abstand von 30 cm zur seitlichen Grundstücksgrenze zulässig sein, sollen die Oberkante der Bezugsgrundfläche, d. h. die Unterkante der Fenster des 1. Obergeschosses nicht überschreiten und von ihrer Unterkante einen lichten Abstand zum Gehwegniveau von mind. 2,50 m einhalten. Eine Montage an Wandpfeilern soll in deren Mittelachse erfolgen. OK Gehsteig EG WERBEZONE A | 72 LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN Leitlinien für Werbeanlagen ALLGEMEIN Großflächenwerbung: Großflächenwerbung soll grundsätzlich unzulässig sein. Abweichend davon können Werbeanlagen, auch Großflächenwerbung, an Baugerüsten zugelassen werden, sofern diese dazu beitragen, in Verbindung mit einer Schutzplane die vorübergehende optische Beeinträchtigung des Straßen- und Stadtbildes durch die Einrüstung zu verringern. Sie sollen nur für die Dauer der für die Bauarbeiten notwendigen Rüstzeiten angebracht werden. Sofern mehr als eine Werbefläche an einer zusammenhängenden Gerüstfläche angebracht werden soll, soll die Summe der beabsichtigten Werbeflächen einem übergreifenden Gestaltungskonzept folgen. Werbung an Baugerüsten kann zudem zugelassen werden, wenn es sich um Eigenwerbung der am Bauwerk tätigen Unternehmen oder um Werbung für das betreffende Bauvorhaben handelt. Letztere soll in einer angemessenen Abmessung für den Zeitraum zulässig sein, in dem das Unternehmen an der jeweiligen Baustelle tätig ist, und soll auf die Bereiche der dritten und vierten Gerüstlage beschränkt sein (Erdgeschossniveau = erste Gerüstlage). Eigenwerbung von am Bauwerk tätigen Unternehmern und/oder für das betreffende Bauvorhaben soll nicht mit weiteren Werbeanlagen an derselben zusammenhängenden Gerüstfläche kombiniert werden können. Fassadentransparente: Transparente, die Hinweise auf Sonderveranstaltungen, Feste etc. geben, sollen ausnahmsweise für die Dauer von bis zu 4 Wochen auf Fassadenflächen zugelassen werden können. Diese sollen eine im Bezug zur jeweiligen Fassade angemessene, im Einzelfall abzustimmende Abmessung haben und sollen nicht an Auslegern montiert sein. Hinweisschilder Hinweisschilder (Namensschilder) sollen im Erdgeschoss eines Gebäudes montiert werden. Sie sollen je Nutznießer eine Größe von 0,25 qm und je Gebäude eine Fläche von 1 qm nicht überschreiten, sie sollen ebenfalls nur an der Stätte der Leistung zulässig sein. Abweichungen hinsichtlich Größe und Gesamtzahl können gestattet werden, wenn eine besonders große Anzahl von Hinweisschildern erforderlich sind (z. B. bei Passagen und Ärztehäusern). Mehrere Hinweisschilder an einem Gebäude sollen in Gruppen zusammengefasst und in Material, Farbe und Größe einheitlich gestaltet werden. Positives Beispiel Werbeanlage: Einzelbuchstaben mit Bezug zur Fassadengliederung, DK-Esbjerg 73 | WERBEZONE A Negatives Beispiel Werbeanlage: Leuchtkasten mit überdeckter Fassadengliederung und überdimensionale Werbetafeln, Dahlener Straße 7 Positives Beispiel Werbeanlage: Einzelbuchstaben mit Bezug zur Schaufenstergliederung, DK-Esbjerg Leitlinien für Werbeanlagen WERBEZONE A A Die Leitlinien für Werbeanlagen der Werbezone A sollen eine Hebung der architektonischen und stadt- räumlichen Qualitäten durch gestalterische Vorgaben erreichen. Aufgrund des hohen Anteils an Bauten der Wiederaufbauzeit innerhalb der Werbezone A orientieren sich diese Leitlinien an den Gestaltungsprinzipien, wie sie in der Zeit des Wiederaufbaus (1945-64) auch in Rheydt umgesetzt wurden. Ziel ist dabei für die Werbezone A nicht die flächendeckende Rekonstruktion von Werbeanlagen der Wiederaufbauzeit (auch wenn dies durchaus gewünscht ist), sondern die Umsetzung qualitätsfördernder Gestaltungsvorgaben zur weiteren Attraktivierung des Rheydter Stadtbildes. Die folgenden Leitlinien für Werbeanlagen der Werbezone A übertragen die Gestaltungsprinzipien der Wiederaufbauzeit daher auf heute gebräuchliche Werbeanlagen. Zulässigkeit von Werbeanlagen: Werbeanlagen sollen nur an der Stätte der Leistung zulässig sein. Bei Werbeanlagen an geschlossenen, geschossübergreifenden Wandflächen sollen Ausnahmen gelten (siehe unter Zulässige Fassadenbereiche für Werbeanlage, Punkt 2). Die Werbeanlage soll in einem gestalterischen Bezug sowohl zur Gesamtfassade als auch zur Fassadengliederung des Ladenlokals stehen. Formen von Werbeanlagen: Werbeanlagen sollen nur aus baukörperlich getrennten Einzelbuchstaben oder zusammenhängenden Schriftzügen bestehen, außerdem kann durch Symbole und Warenzeichen auf das Gewerbe oder Marken hingewiesen werden. Die Buchstaben, Schriftzüge und Symbole können auf durchsichtigen Glasträgerplatten montiert werden, die max. 10 cm vor der Fassadenflucht liegen dürfen. Nicht zulässig sollen insbesondere Leuchtkästen, Laufschriften, Fahnen, Fahnentransparente, Spannbänder mit Werbung und Werbeanlagen mit wechselndem oder sich bewegendem Licht sein. Ausnahmen für temporäre künstlerische Installationen sollen möglich sein. Negatives Beispiel Werbeanlage: Leuchtkasten mit überdimensioniertem Vordach, Harmoniestraße 8 Positives Beispiel Werbeanlage: Werbeanlage aus Einzelbuchstaben und Werbeausleger, abgestimmt auf Fassadengliederung, DK-Esbjerg Negatives Beispiel Werbeanlage: umlaufende Werbeanlagen aus Leuchtkästen mit negativer Wirkung auf die Fassadengliederung, Bahnhofstraße 1 WERBEZONE A | 74 LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN A Leitlinien für Werbeanlagen WERBEZONE A Zulässige Fassadenbereiche für Werbeanlagen: Werbeanlagen sollen in Größe, Farbe, Proportion, Gliederung, Lichtwirkung und Plastizität auf die Gestaltung der Fassade abgestimmt sein und sich den Fassadenflächen unterordnen, auf denen sie befestigt oder in die sie integriert sind. Hierbei soll berücksichtigt werden, wo bei den Gebäuden der jeweiligen Altersklassen Flächen für Außenwerbung regelmäßig vorhanden und genutzt wurden. Die Werbeanlagen sollen die Elemente der Fassadengliederung nicht überdecken oder deren architektonische Gliederung beeinträchtigen. Dazu gehört bei Gründerzeitbauten (1871-1918), dass gliedernde Bauteile wie Gesimse, Pilaster und Rahmungen, Fenster und Türen, Stuckdekor und historische Inschriften nicht überdeckt werden. Dazu gehört bei Bauten des Wiederaufbaus (1945-64), dass die das Bauwerk gliedernden Bauteile, z. B. sichtbares Stahlbetonskelett, Putz- und Wandvorlagen, Gesimse und Rahmungen nicht überdeckt werden. Werbeanlagen sollen nicht an Erkern, Balkonen oder Loggien montiert sein. Werbeanlagen sollen an folgenden Bereichen der Fassade montiert werden: 1. Brüstungsbereiche des 1. Obergeschosses, 2. geschlossene geschossübergreifende Wandbereiche in den Obergeschossen (soweit vorhanden), 3. Schaufensteranlagen. Die genauen Angaben sind im Folgenden aufgeführt. Unzulässig soll insbesondere die Montage von Werbeanlagen in Brüstungsbereichen oberhalb des 1. Obergeschosses, an Traufen und Flachdachkanten sein. 1. Werbeanlagen an Brüstungsbereichen des 1. Obergeschosses 1.1 bei vorhandenen Betonvordächern: Etliche Bauten der Wiederaufbauzeit verfügen als Bestandteil der Fassadengliederung über ein Betonvordach. Hier soll je Ladenlokal eine Werbeanlage möglich sein, die an der Vorderkante des Betondachs montiert ist, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: Das Vordach ist bauzeitlich und ragt mindestens 20 cm vor die darüberliegende Fassade, das Vordach vollzieht eine (architektonisch gewollte) Trennung zwischen Erdgeschoss-Ladenlokal und Obergeschossen. Diese Werbeanlagen an bauzeitlichen Vordächern sollen grundsätzlich mit horizontaler Schrift versehen werden, der Schriftzug soll parallel zur dahinterliegenden Fassade liegen. Positiv bewertete Werbeanlagen: Werbeanlagen auf Traufe und im Brüstungsbereich des 1. Obergeschosses 75 | WERBEZONE A Negativ bewertete Werbeanlagen: Werbeanlagen an geschlossenem Wandbereich (Treppenhaus) und Megaposter Positives Beispiel Werbeanlage: zeitgenössische Werbeanlage an geschlossenem Wandbereich mit Bezug zur Fassadengliederung und sichtbarer Putztextur, Hauptstraße 33 Negatives Beispiel Werbeanlage: Werbeanlage ohne Bezug zur Fassadengliederung, Mühlenstraße 100 A Leitlinien für Werbeanlagen WERBEZONE A 1.2 ohne vorhandene Betonvordächer: Bei Bauten der Wiederaufbauzeit ohne ein mind. 20 cm vorkragendes bauzeitliches Betonvordach und bei Bauten jüngerer Altersklassen (d. h. ab Baujahr 1965) soll je Ladenlokal eine Werbeanlage möglich sein, die an der Fassadenfläche zwischen der erdgeschossigen Schaufensteranlage und den Fenstern des 1. Obergeschosses, somit im Brüstungsbereich des 1. Obergeschosses, montiert sein soll. 1.3 bei vorhandenem Stuckdekor: Bei Bauten der Zeit des deutschen Kaiserreichs (1871-1918, sog. Gründerzeitbauten), aber auch bei Bauten anderer Baujahre ist eine umfangreiche plastische Durchgestaltung der Fassade durch Putz, Stuck und Naturstein vorhanden. Bei einer derart durchgestalteten Fassade sollen Werbeanlagen nur in den Bereichen zwischen den erdgeschossigen Schaufenstern und den Fenstern des 1. Obergeschosses montiert werden, die hierfür bauzeitlich vorgesehen und daher ohne Bauzier sind. 2. Werbeanlagen an geschlossenen, geschossübergreifenden Wandflächen: Bei etlichen Bauten der Wiederaufbauzeit sind vertikal über mehrere Geschosse reichende geschlossene Wandbereiche oberhalb des Erdgeschosses vorhanden (z. B. an Kreuzungen und Straßeneinmündungen). Wo diese ohne architektonisch-konstruktive Unterteilung (etwa durch Gesimse oder Querträger) sind, soll Außenwerbung an diesen geschlossenen Wandbereichen zulässig sein – insbesondere dann, wenn hier bereits bauzeitlich Werbeanlagen vorhanden waren. Zulässig sollen an diesen Wandbereichen Schriftzüge aus Einzelbuchstaben in vertikaler oder horizontaler Anordnung gemäß historischem Vorbild sein. Die Schriftgröße und die beanspruchte Fassadenfläche sollen eine dem historischen Vorbild entsprechende Ausdehnung haben und in einem angemessenen Verhältnis zur Gesamtfläche des geschlossenen Wandbereichs stehen. Grundsätzlich soll die Fassadenfläche unter und zwischen der Werbeanlage sichtbar sein. Der Schriftzug der Werbeanlage soll nicht als Ausleger montiert werden. Die Schriftzüge können ergänzt oder ersetzt werden durch ein Signet in einer den historischen Vorbildern entsprechenden Größe. Sofern am selben Gebäude mehrere Werbeanlagen zulässig sind, so sollen diese so vorgesehen werden, dass sie eine angemessene Distanz zueinander einhalten und als separate Werbeanlagen wahrzunehmen sind. Abweichend von der sonst gültigen Vorgabe, dass die Werbeanlage nur an der Stätte der Leistung Negatives Beispiel Werbeanlage: Leuchtkasten ohne Bezug zur Architekturgliederung, Bahnhofstraße 13 Positives Beispiel Werbeanlage: in die Schaufensteranlage integrierte Werbeanlage, DK-Esbjerg WERBEZONE A | 76 LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN A Leitlinien für Werbeanlagen WERBEZONE A möglich sein soll, kann für eine derartige geschlossene Wandfläche eine Werbeanlage als Sonderanlage genehmigt werden, die im Corporate Design eines Unternehmens oder einer Marke wirbt, sofern die Prinzipien der grafischen Werbeanlagen der 1950er-Jahre konzeptionell und gestalterisch zugrunde liegen (Vorbild: zeitgenössische Philips-Werbung am Atlantis-Haus, siehe S. 67). 3. Schaufensteranlagen 3.1 Werbeanlagen in Schaufensteranlagen Beleuchtete oder selbstleuchtende Werbeanlagen, die in oder hinter Schaufensterverglasungen montiert sind, sollen nur dann zulässig sein, wenn an der Fassade des zugehörigen Gebäudes keine weitere Werbeanlage vorhanden ist. Eine solche Werbeanlage ist vor allem bei Gründerzeitbauten erwünscht, wenn die Fassade keine oder nur stark eingeschränkte Möglichkeiten bietet, eine gestalterisch verträgliche Werbeanlage gemäß den geltenden Prinzipien zu montieren. Wo eine Werbeanlage in oder hinter Schaufensterverglasungen montiert ist, sollen weitere Werbeanlagen nicht zulässig sein. Werbeanlagen in oder hinter Schaufensterverglasungen sollen im oberen Bereich der Schaufensteranlage montiert werden und dürfen maximal 20 % der Schaufensterfläche einnehmen (bezogen auf den rechtwinkligen Umriss der Werbeanlage). Diese Werbeanlagen sollen eine Höhe von 50 cm (bezogen auf die Schrifthöhe) nicht überschreiten. 3.2 Werbeanlagen auf Schaufensteranlagen Wo eine Werbeanlage in oder hinter Schaufensterverglasungen vorhanden ist, sollen die Schaufenster nicht beklebt, überdeckt oder übermalt werden. Bei allen übrigen Fällen soll gestattet werden, bis zu 20 % der einzelnen Schaufensterfläche durch Schriftzüge und/oder einzelne Logos zu bekleben. Schriftzüge sollen ausgeschnitten sein, d.h., das Schaufensterglas soll zwischen den Buchstaben sichtbar bleiben. Ausnahmen für eine großflächige Beklebung oder Überdeckung der Schaufenster können für Sonderverkaufsveranstaltungen, Instandsetzungsarbeiten etc. zeitlich befristet gestattet werden. 77 | WERBEZONE A ABCDE A bei zweiteiliger Werbung Abstand ABCDE B Abstand: mind. 30 cm Ansicht Bezugsgrundfläche: Fassadenbreite Strecke A+B = C = max. 50 % der Bezugsgrundfläche Fassadenbreite Höhe max. 50 cm bzw. 70% der Bezugsgrundfläche: Höhe Abstand: mind. 30 cm BEZUGSMASZE Bezugsgrundfläche für Buchstabenhöhe: Abstand Oberkante Schaufenster bis Unterkante Fensterbank 1.OG Ansicht Bezugsgrundfläche: Fassadenbreite Strecke A+B = C = max. 50 % der Bezugsgrundfläche Fassadenbreite Höhe max. 50 cm bzw. 70% der Bezugsgrundfläche: Höhe Bezugsgrundfläche für Buchstabenhöhe: Abstand Oberkante Schaufenster bis Unterkante Fensterbank 1.OG BEZUGSMASZE Abstand: mind. 30 cm ABCDEFGHIJKL C Abstand: mind. 30 cm BUCHSTABENGRÖSSE Höhe: max. 50cm Tiefe: max. 15cm Schnitt XY Ansicht Leitlinien für Werbeanlagen WERBEZONE A A Größe von Werbeanlagen: Grundsätzlich gilt: Die Werbeanlage soll nicht die gesamte Fassadenbreite beanspruchen, sondern soll lediglich 50 % der Gebäudebreite einnehmen; mehrere Werbeanlagen werden ggf. addiert. Die Werbeanlage soll außerdem zu beiden seitlichen Gebäudekanten einen Abstand von mind. 30 cm halten. Ist eine Straßenfassade mit zulässiger Werbeanlage schmaler als 4 m, kann abweichend auch eine Werbeanlage mit bis zu 75 % der Bezugsgrundflächenbreite gestattet werden. Die Höhe der Buchstaben soll maximal 50 cm betragen. Die Höhe der Buchstaben soll außerdem nicht mehr als 70 % der Höhe der Bezugsgrundfläche betragen; ist die Bezugsgrundfläche niedriger als 70 cm, soll die Buchstabenhöhe entsprechend kleiner gewählt werden. Als Buchstabentiefe sollen max. 15 cm zulässig sein. Als Abmessung der Werbeanlage gilt die jeweils längste Abmessung in vertikaler und horizontaler Richtung. Die zulässige Größe einer Werbeanlage richtet sich nach der Bezugsgrundfläche. Bei Bauten der Wiederaufbauzeit (1945 bis 1964) und jünger ist diese Bezugsgrundfläche bei einer Montage im Brüstungsbereich des 1. Obergeschosses: in horizontaler Richtung: Die Fläche zwischen der Oberkante des Betonvordachs bzw. der Oberkante des erdgeschossigen Schaufensters und der Unterkante der Fensteröffnungen des 1. Obergeschosses; in vertikaler Richtung: Die Fläche zwischen den seitlichen Fassadenbegrenzungen/Haustrennwänden. Bei Bauten der Gründerzeit (1871-1918) ist diese Bezugsgrundfläche die für Werbeanlagen zeitgenössisch vorgesehene Fassadenfläche, etwa die Aussparungen innerhalb eines Stuckdekors. Positives Beispiel Werbeanlage: Werbeanlagen mit Einzelbuchstaben in einer auf die Gesamtfassade abgestimmten Größe und Positionierung – harmonische Gesamtgestaltung unter selbstverständlich wirkender Integration von Werbeanlagen, DK-Esbjerg Negatives Beispiel Werbeanlage: Trennung von Erdgeschoss und Obergeschoss durch umlaufende Werbeanlage aus großflächigen Leuchtkästen („Bauchbinde“) – Werbeanlagen als Störfaktor in der architektonischen und stadträumlichen Wirkung eines Gebäudes, Limitenstraße 56-58 WERBEZONE B | 78 LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN B Leitlinien für Werbeanlagen WERBEZONE B Die Werbezone B umfasst jenes als Kammbebauung bezeichnete Ensemble, das an der Südseite der Hauptstraße in besonderem Maße von der städtebaulichen Konzeption Alfons Leitls und dessen architektonischer Umsetzung zeugt (siehe Karten unten). Die Leitlinien für Werbeanlagen der Werbezone B sollen eine Bewahrung bzw. Rückgewinnung der bauzeitlichen Gestaltungsqualitäten unterstützen. Entsprechend sollen Werbeanlagen wieder stärker Prinzipien aufgreifen und umsetzen, wie sie zur Zeit des Wiederaufbaus in der Hauptstraße realisiert worden sind. In der Zone B gelten dem Grundsatz nach die Leitlinien für Werbeanlagen der Zone A, sofern diese nicht durch die nachfolgenden, ergänzenden oder abweichenden Vorgaben aufgehoben sind. Diese ergänzenden oder abweichenden Vorgaben begründen sich aus den spezifischen Zielsetzungen zur Erhaltung des Wiederaufbau-Ensembles Kammbebauung. Die Vorgaben sind nach Kopfbauten einerseits und Zwischenbauten andererseits unterschieden. Bei den Kopfbauten sind Gruppen gebildet, die jeweils vergleichbare architektonische Merkmale aufweisen; Gruppe 1 sind die Kopfbauten Hauptstraße 14, 20, 26, 36 und 52; Gruppe 2 sind die Hauptstraße 30 und 40; Gruppe 3 sind die Kopfbauten Hauptstraße 2 und 46. Zulässigkeit von Werbeanlagen Werbeanlagen sollen nur an der Stätte der Leistung zulässig sein. Formen von Werbeanlagen Grundsätzlich soll sich die Schrift- und Lichtgestaltung der Werbeanlagen an den eingangs als typisch benannten Werbeanlagen der 1950er-Jahre orientieren. 43 28 31 37 45 Für Werbeanlagen an den Kopfbauten soll eine Gestaltung aus beleuchteten Schriftzügen mit verkette35 39 ten Buchstaben und mit einer Schriftart aus der Gruppe der Schreibschriften vorgegeben werden. Die 27 raße 3a 25 23 allee 24 11 19 21 12 20 17 18 90 16 88 14 1 86 99 12 97 100 98 96 92 90 33 82 80 e nstraß Mühle 93 78 76 36 35 23 19 13 20 Kindergarten 39 25 40 23 34 45 - 47 32 33 37 11 36 bert-S Marktstraße 26 34 41 iestraße rich-E 25 Abb. 68: Der Geltungsbereich der Werbezone B ist im Kartenausschnitt dunkelblau dargestellt – Gesamtübersicht siehe S. 71 Grachtstraße 38 24 38 43 Mar 13 27 22 40 45 Fried Harmon 42 47 79 | WERBEZONE B 30 12 35 44 14 aße ktstr Rathaus 31 29 46 49 11 11 10 36 20 31 48 51 15 ße stra kt Mar Am Neumarkt 10 53 17 23 Kindergarten 40 21 27 11 55 12 21 18 23 59 27 14 10 33 31 17 Kindergarten 24 15 44 22 20 48 15 18 13 Markt 38 26 16 11 Ev. Hauptkirche 46 32 30 140 138 134 130 19 13 44 42 126-126a 122 90 52 Limitenstraße 11 e 116 114 110 tstraß Haup 50 40 99 17 7-9 34 67 65 81 97 15 25 23 p Hau 49 ße tstra 55 53 63 61 75 95 27 17 ße rs 35 33 51 59 57 69 73 93 135 131 133 11 e gass 47 45 41 39 37 tr. lstra Pau 65 r-S ate r-S 2a tr W-S traße 34 30 32 62 20 18 12 10 36-38 79 52 50 48 44 46 91 85 127-129 125 121 aße Kampstr e nstraß Mühle 66 54 40 42 83 50 91 29 58 56 31 117-119 115 64 27 oete 72 70 130 128 89 87 85 83 81 79 78 10 95 82-84 63 47 19 126 124 120 118 17 21 15 14 19 17 Wilhelm - Strater - Straße Kindertagesstätte 16 19 26 23 92 77 75 61 , 129 119 81a Ziel ist: Die Kopfbauten sollen auch durch zeittypische Werbeanlagen wieder stärker als Bauten der 57 16 kner 21 Bruc 28 25 B59 59 18 23 29 96 ebenfalls an als typisch wahrgenommenen Werbesignets der 1950er-Jahre orientieren. Gartenst 25 32 29a 100 Die Kombination mit werbenden, ggf. beleuchteten Signets ist erwünscht und gestattet, wenn diese sich 22 29 34 35 31 104 wenn diese nachweislich bereits in den 1950er-Jahren verfügbar war. Wiederaufbauzeit hervortreten. 26 31 36 Schriftart, die nicht aus der Gruppe der Schreibschriften stammt, kann abweichend gestattet werden, 21 36 33 38 37 beleuchteten Schriftzüge sollen durch gebogene Neonröhren (keine Leuchstoffröhren!) gebildet sein. Eine ße tra ofs dh ie Fr 25 Negatives Beispiel Werbeanlage: Werbeanlagen als umlaufender Leuchtkastenreihe („Bauchbinde“), als mehrgeschossiger Ausleger und als Signet-Leuchtkasten, Hauptstraße 40 B Leitlinien für Werbeanlagen WERBEZONE B Zulässige Fassadenbereiche für Werbeanlagen und deren Größe Hauptstraße 14, 20, 26, 36 und 52: Diese Kopfbauten haben an den Längsseiten der Obergeschosse geschlossene Wandbereiche ohne architektonisch-konstruktive Querteilung. Zulässig sollen an diesen geschlossenen Wandbereichen Schriftzüge aus Einzelbuchstaben in vertikaler oder horizontaler Anordnung gemäß historischem Vorbild sein. Die Schriftgröße und die beanspruchte Fassadenbezugsfläche soll dem historischen Vorbild entsprechende Abmessungen nicht überschreiten. Die Schriftzüge können ergänzt oder ersetzt werden durch ein Signet in einer dem historischen Vorbild entsprechenden Dimension. Grundsätzlich soll die Fassadenfläche unter und zwischen der Werbeanlage sichtbar sein. Der vertikale Schriftzug der Werbeanlage soll nicht als Ausleger montiert werden. Im Einzelfall soll auch eine Sonderanlage genehmigungsfähig sein, die im Sinne der zeitgenössischen grafischen Werbeanlagen konzipiert ist (Vorbild: Werbeanlage Polydor des Geschäfts Radio Doehlert am Kopfbau Hauptstraße 14). Werbeanlagen auf den Vordächern sollen bei diesen Kopfbauten nicht gestattet sein, es sei denn, die Werbeanlagen an den geschlossenen Wandbereichen sind als horizontaler Schriftzug im Bereich des obersten Geschosses montiert und werden durch einen identischen Schriftzug auf dem Vordach wiederholt. Zusammen mit oder anstelle einer Werbeanlage (Schriftzug und/oder Signet) an den geschlossenen Wandbereichen der Ost- und Westfassaden sollen auch Werbeanlagen zulässig sein, die gemäß den Prinzipien der Werbezone A in den erdgeschossigen Schaufensteranlagen montiert sind. Weitere oder abweichende Werbeanlagen sollen an diesen Kopfbauten nicht zulässig sein. Hauptstraße 30 und 40: Diese Kopfbauten haben an den Längsseiten der Obergeschosse geschlossene Wandbereiche, die durch eine architektonisch-konstruktive Querteilung (Querträger Stahlbetonskelett) untergliedert sind. Zulässig sollen an diesen geschlossenen Wandbereichen Schriftzüge aus Einzelbuchstaben in horizonAbb. 69: Werbeanlage am Kopfbau Hauptstraße 14, Radio Döhlert 1959 (Quelle: Stadtarchiv MG, Sign. 10/2/1398) PRINZIPIEN WERBEANLAGEN KOPFBAUTEN GRUPPE 1 – HISTORISCHES FOTO: – Werbeanlage aus vertikal angeordneten Einzelbuchstaben, kombiniert mit Signet taler Anordnung sein. Die Werbeanlage soll die gliedernden Elemente der Fassade nicht überdecken. Die Schriftgröße und die beanspruchte Fassadenbezugsfläche sollen dem historischen Vorbild entsprechende Abmessungen nicht überschreiten. Die Schriftzüge können ergänzt oder ersetzt werden durch ein Signet in einer dem historischen Vorbild entsprechenden Dimension. Grundsätzlich soll die Fassadenfläche der Gefachfelder (Material Ziegel/Keramik) weiterhin in ausreichendem Umfang sichtbar sein. Der Schriftzug der Werbeanlage soll nicht als Ausleger montiert werden. Zusammen mit oder anstelle einer Werbeanlage (Schriftzug und/oder Signet) an den geschlossenen Wandbereichen der Ost- und Westfassaden sollen Werbeanlagen zulässig sein, die gemäß den Prinzipien der Werbezone A in den erdgeschossigen Schaufensteranlagen montiert sind. Werbeanlagen auf den Vordächern sollen bei diesen Kopfbauten nicht gestattet sein. Weitere oder von den obigen Vorgaben abweichende Werbeanlagen sollen an diesen Kopfbauten ebenfalls nicht zulässig sein. Hauptstraße 2 und 46: Diese Kopfbauten haben an den Längsseiten der Obergeschosse keine geschlossenen Wandbereiche. Bei diesen Kopfbauten sollen nur Werbeanlagen zulässig sein, die gemäß den Prinzipien der Werbezone A in den erdgeschossigen Schaufensteranlagen montiert sind. Werbeanlagen an den Brüstungen des 1. Obergeschosses sollen bei diesen Kopfbauten nicht gestattet sein. Weitere oder von der obigen Vorgabe abweichende Werbeanlagen sollen an diesen Kopfbauten ebenfalls nicht zulässig sein. WERBEZONE B | 80 LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN C Leitlinien für Werbeanlagen WERBEZONE C Positives Beispiel Werbeanlage: Werbeanlage aus Einzelbuchstaben, montiert auf Brüstungsbereich 1. OG, Stresemannstraße 42 Die Werbezone C umfasst den Kernbereich des Einzelhandels in Rheydt. Diese Bereiche waren bereits in der Wiederaufbauzeit durch eine intensivere Belegung mit Werbeanlagen geprägt (Beispiel: Atlantis-Haus an der Kreuzung Limitenstraße/Stresemannstraße/Gracht). Die zusätzlich als erlaubnisfähig ausgewiesene Werbeanlagen sollen dieser historisch gewordenen Situation Rechnung tragen. Die in der Karte rot dargestellten Gebäude gestatten Werbeanlagen in den Brüstungsbereichen der Obergeschosse sowie eine Werbeanlage auf der Vorderkante des Flachdachs. Die in der Karte (siehe S. 71) rot mit Schrägschraffur dargestellten Gebäude gestatten Werbeanlagen nur in den Brüstungsbereichen der Obergeschosse. Zulässigkeit von Werbeanlagen: Werbeanlagen sollen nur an der Stätte der Leistung zulässig sein. Dachwerbeanlagen sollen auch als Markenwerbung zulässig sein. Die Werbeanlage soll in einem gestalterischen Bezug sowohl zur Gesamtfassade als auch zur Fassadengliederung des Ladenlokals stehen. Formen von Werbeanlagen: Es sollen die entsprechenden Vorgaben der Werbezone A gelten. Zulässige Fassadenbereiche für Werbeanlagen: Wie in der Werbezone A sollen Werbeanlagen an folgenden Bereichen der Fassade montiert werden: Brüstungsbereiche des 1. Obergeschosses, Schaufensteranlagen, geschlossene geschossübergreifende Wandbereiche in den Obergeschossen (soweit vorhanden). Genaue Vorgaben siehe Werbezone A. Darüber hinaus sollen folgende Anbringungsorte zulässig sein: - In der Karte rot dargestellte Gebäude: Werbeanlagen in den Brüstungsbereichen der 2. und 3. Obergeschosse und Werbeanlagen an der Traufkante vorhandener Flachdächer (maximal eine Werbeanlage je Fassade). Bei den Werbeanlagen an Traufkanten sollen die in Rheydt in den 1950er-Jahren ehemals vorhandenen Dachwerbeanlagen als Vorbild dienen. Diese Dachwerbeanlagen sind auch als Markenwerbung zulässig. - In der Karte rot mit Schrägschraffur dargestellte Gebäude: Werbeanlagen in den Brüstungsbereichen der 2. und 3. Obergeschosse, sofern diese Geschosse gewerblich genutzt werden. Größe von Werbeanlagen Es sollen die entsprechenden Vorgaben der Werbezone A gelten. 81 | WERBEZONE C Negatives Beispiel Werbeanlage: Werbeanlage aus Einzelbuchstaben, jedoch montiert an überdimensioniertes Vordach, Hauptstraße 44 D Leitlinien für Werbeanlagen WERBEZONE D Die Bereiche, die im Übersichtsplan auf S. 71 als Werbezone D kartiert sind, dienen vorrangig dem Wohnen und wohngebietsverträglichen Gewerbenutzungen, etwa Arztpraxen und Büros freier Berufe. Werbeanlagen sollen in diesem Teil der Rheydter Innenstadt auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt werden. Zulässigkeit von Werbeanlagen: Werbeanlagen sollen nur an der Stätte der Leistung zulässig sein. Sie sollen hier nur an Bauten zulässig sein, in denen ein für Wohngebiete zulässiges Gewerbe, insbesondere Gaststätten oder Läden für die Nahversorgung, mit einem zum Straßenraum wahrnehmbaren erdgeschossigen Ladenlokal vorhanden ist. Für Praxen und Büros freier Berufe sollen lediglich Hinweisschilder (Namensschilder) zulässig sein. Formen von Werbeanlagen: Es sollen die entsprechenden Vorgaben der Werbezone A gelten. Zulässige Fassadenbereiche für Werbeanlagen: Werbeanlagen sollen an diesen Gebäuden im Bereich der Brüstungen des 1. Obergeschosses zulässig sein, es gelten die zugehörigen Vorgaben der Leitlinien für Werbeanlagen zur Zone A. Weitere oder darüber hinausgehende Werbeanlagen sollen nicht erlaubnisfähig sein. Größe von Werbeanlagen Es sollen die entsprechenden Vorgaben der Werbezone A gelten. Positives Beispiel Werbeanlage: Werbeanlage aus Einzelbuchstaben und Werbeausleger, abgestimmt auf Fassadengliederung, DK-Esbjerg Negatives Beispiel Werbeanlage: Werbeanlagen aus Leuchtkästen, Friedrich-Ebert-Straße WERBEZONE D | 82 LEITLINIEN FÜR WERBEANLAGEN - RHEYDTER BEISPIELE BEISPIEL 1: VORHER BEISPIEL 1: NACHHER BEISPIEL 1 – Dahlener Straße 7 + 9 VORHER: Die Werbeanlagen oberhalb der Schaufenster bestehen aus Leuchtkästen und überdecken die Architekturgliederung (Dahlener Straße 7) bzw. nehmen die gesamte Hausbreite ein (Dahlener Straße 9). Zusätzliche Werbetafeln verdecken im Erdgeschoss Fenster und Stützen (Dahlener Straße 7). Die Auslegerwerbung ist an der gemeinsamen Haustrennwand platziert. NACHHER: Die Werbeanlagen sind als Schriftzüge aus Einzelbuchstaben gebildet und so oberhalb der Schaufenster platziert, dass keine Architekturgliederungen (hier: Gesims) überdeckt werden. Die Werbetafeln mit dem Speisenangebot sind hinter der Schaufensterscheibe platziert (Dahlener Str. 7). Die Auslegerwerbung ist auf die Architekturgliederung bezogen, hier: auf die Mittelachse des darunterstehenden Pfeilers, und befindet sich nicht an den Haustrennwänden. Die Werbeanlagen sind in Zahl und Dimension auf ein verträgliches Maß reduziert. Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit der Abbildung ist die Laterne in der Nachher-Visualisierung herausretuschiert worden. BEISPIEL 2 – Bahnhofstraße 13 VORHER: Die Gliederung des Erdgeschosses weicht deutlich von der Gliederung der Obergeschosse ab, das nachträgliche Vordach verstärkt diese Trennung. Hinter der Schaufensteranlage ist die urspüngliche Teilung anhand der Stützen noch ablesbar. Die Werbeanlage auf dem Vordach ist eine breite Leuchtkastenanlage, zusätzlich ist das Schaufenster stark mit Werbeschrift belegt. NACHHER: Die Werbeanlage ist oberhalb der Schaufensteranlage platziert und besteht aus Einzelbuchstaben, hier in einer hinterleuchteten Variante. Zusätzlich ist ein Ausleger montiert, bezogen auf die Mittelachse der darunter befindlichen Wandfläche. Um eine gestalterisch verträgliche Werbeanlage zu ermöglichen, wurde die Gestaltung des Erdgeschosses verändert. Vordach und Natursteinbekleidung wurden entfernt, die Schaufensteranlage wieder stärker in Richtung der (asymmetrischen) bauzeitlichen Gliederung gestaltet. Die neue Werbeanlage bewirkt hier zusammen mit der Neugestaltung des Erdgeschosses eine Aufwertung des ursprünglich repräsentativen, hochwertigen Gründerzeitgebäudes. BEISPIEL 2: VORHER BEISPIEL 2: NACHHER BEISPIEL 3 – Harmoniestraße 8 VORHER: In der Brüstungszone zwischen den erdgeschossigen Schaufensteranlagen und den Fenstern des 1. Obergeschosses teilen eine breite Werbeanlagen-Kastenkonstruktion und ein weit vorkragendes Glasvordach die Fassade. Die Natursteinbekleidung des Erdgeschosses verstärkt diesen Effekt. Teilweise sind die Fenster vollständig mit Bannerwerbung verschlossen. NACHHER: Die Einheit der historischen Fassade mit ihrer zeittypischen keramischen Bekleidung wird wiederhergestellt. Die breite Werbeanlagen-Kastenkonstruktion und das weit vorkragende Glasvordach entfallen hierfür. Die Werbeanlagen sind aus Einzelbuchstaben gesetzt, hier exemplarisch auf Glastafeln mit Hinterleuchtung (zur Verringerung der notwendigen Befestigungspunkte). BEISPIEL 3: VORHER 83 | WERBEANLAGEN BEISPIEL 3: NACHHER BEISPIEL 4: NACHHER BEISPIEL 4: VORHER BEISPIEL 4 – Limitenstraße 45/47 VORHER: dominante Werbeanlage an Vordächern, Brüstungen und in Schaufenstern. NACHHER: Reduzierung der Werbeanlagen in Zahl und Dimension auf ein verträgliches Maß, hier im Bereich der Werbezone C mit Werbung an der Dachkante und an der geschlossenen Fassadenfläche. Neue Werbeanlagen als Schriftzüge mit Einzelbuchstaben bzw. als Firmensignet. Verringerung der Werbung in den Schaufenstern. Insgesamt eine gestalterische Rückgewinnung eines architektonisch prägnanten Gebäudes an stadträumlich wichtiger Stelle. BEISPIEL 5 – Hauptstraße 30 VORHER: dominante, mehrgeschossige Auslegerwerbung an einem stadtbaugeschichtlich besonders bedeutenden Gebäude (Musterbau Leitl für die Kammbebauung an der Südseite Hauptstraße) NACHHER: Werbeanlage als Signet an historisch belegter Position (geschlossenes Gefach im 3. Obergeschoss), ergänzt durch Werbeanlagen in den Schaufenstern. BEISPIEL 6 – Stresemannstraße 28/30 VORHER: starke Belegung der Fassade durch Leuchtkästen, durch Werbefahnen und Ausleger. NACHHER: Werbeanlagen als voneinander deutlich abgerückte Schriftzüge mit Einzelbuchstaben, zudem Reduzierung der Werbeanlagen in Zahl und Dimension auf ein verträgliches Maß. BEISPIEL 6: VORHER BEISPIEL 5: NACHHER BEISPIEL 5: VORHER BEISPIEL 6: NACHHER WERBEANLAGEN | 84 4 EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: GRUNDLAGEN UND PRINZIPIEN Der Klimaschutz gehört zu den erklärten Zielen gilt es – wie auch bei den Gründerzeitgebäuden – der Stadt Mönchengladbach. Ihm soll die „ener- zu beachten, dass eine energetische Ertüchtigung getische Sanierung“ bzw. die „energetische der gestalteten Straßenfassade nicht zu einer op- Ertüchtigung“ dienen, die durch die Energieein- tischen Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes sparverordnungen und die damit verbundene Dis- führen soll. kussion über die Energieeinsparung im Gebäude- Zur Gesamtbetrachtung gehört die Definition der bestand ein viel diskutiertes Thema ist. Mit diesen künftigen Nutzungsrandbedingungen – d. h., wie Begriffen wird im Wesentlichen die Verbesserung werden die Räume künftig genutzt und welche bzw. Modernisierung der Gebäudehülle hinsicht- Temperierung ist beabsichtigt. Zur Gesamtbe- lich ihrer Wärmeübertragung bezeichnet, mit dem trachtung gehören ebenfalls Überlegungen zur Ziel, den Energieverbrauch für die Beheizung und bisherigen und künftigen Wärmeversorgung. Ein mögliche Lüftungswärmeverluste zu verringern. besser gedämmtes Haus benötigt nur eine kleinere Heizanlage und ermöglicht Niedertempera- Solide Bestandsaufnahme turheizsysteme wie z. B. Fußboden- oder Wand- Eine energetische Ertüchtigung erfordert zu Be- heizungssysteme. ginn stets eine Analyse der baulichen Gegeben- Bei der Konzeption der energetischen Er- heiten, d. h. die Aufnahme der vorhandenen Kons- tüchtigung sollte daher die Dimensionierung der truktionen und Eigenschaften von Außenwänden, haustechnischen Anlage unter Berücksichtigung Fenstern und Außentüren, Dach und oberer Ge- der künftig vorhandenen Gebäudehülle und deren schossdecke sowie Kellerdecke bzw. Bodenplat- thermischen te. Hierzu gehören Kenntnisse sowohl über die erfolgen; nur durch eine nicht zu groß vorhandenen Wandaufbauten und Materialien als dimensionierte Heizanlage kann das Energie- auch die vom Umbau betroffenen Anschlussde- einsparpotenzial gut ausgeschöpft werden. tails. Für eine erfolgreiche energetische Ertüch- Die Bestandsaufnahme zur Vorbereitung einer tigung ist weniger das Maß zusätzlicher Dämm- energetischen Ertüchtigung sollte auch genutzt stoffstärken entscheidend, sondern vor allem ein werden, um eine klassische ingenieurtechnische Gesamtkonzept, das die Gebäudehülle als Ganzes Begutachtung des Gebäudes durchführen zu verbessert. Die ausschließliche Betrachtung ein- lassen. Hierbei soll eventueller weitergehender zelner Bauteile kann zu Bauschäden führen, z. B. Instandsetzungs- und Reparaturbedarf ermittelt wenn eine zusätzliche Dämmung der Fassade werden: Eine energetische Ertüchtigung kann nur ohne Überlegungen zu Fenstern und Fensterlai- erfolgreich sein, wenn keine anderweitigen bau- bungen und ohne Überlegungen zu Fragen der lich-konstruktiven Probleme bestehen. Eigenschaften (Dämmwerten) Raumlüftung erfolgt. Planung und Ausführung einer energetischen Ertüchtigung erfordern eine fachkundige Beratung und Begleitung. Wer als Hauseigentümer nicht selbst vom Fach ist, sollte hier eine externe Beratung (etwa einen zertifizierten Energieberater) hinzuziehen: nur so ist der dauerhafte Erfolg der energetischen Ertüchtigung gewährleistet. Zielsetzungen der energetischen Ertüchtigung Mit der energetischen Ertüchtigung von Gebäuden werden allgemein vier Ziele verbunden: Ziel 1: Verminderung des Heizenergieverbrauchs Die Bauten der Wiederaufbauzeit wurden den früher anerkannten Regeln der Technik entsprechend konstruiert und gebaut. Seither haben sich die Anforderungen gewandelt: So werden heute mehr Räume beheizt und die Ansprüche der Nut- Die Frage, ob eine energetische Ertüchtigung zer an Wohnkomfort sind gestiegen. Die Vermin- sinnvoll ist, sollte dabei vor dem Hintergrund einer derung des Heizenergieverbrauchs zielt daher Kosten-Nutzen-Betrachtung ermittelt werden. Das auf Umweltfreundlichkeit und sinkende Energie- bedeutet beispielsweise: Bei einem Haus in der kosten, aber auch auf eine bessere Temperierung Zeile sollte der bauliche und finanzielle Aufwand und veränderte Lüftung der Gebäude. für die Dämmung der Rück- und/oder Vorderseite Ziel 2: Werterhalt mit den tatsächlichen Einsparungen verglichen Die Anpassung an neue Standards, wie etwa eine werden. Bei den Architekturen des Wiederaufbaus energetische Ertüchtigung, soll auch den Wert ei- 87 | ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: GRUNDLAGEN UND PRINZIPIEN Abb. 71 (oben): Exemplarische Außenwandkonstruktionen der Wiederaufbauzeit, Schottenbauweise mit tragenden Querwänden (Quelle: Schmitt, Hochbaukonstruktion, 1962) Abb. 72 (unten): Exemplarische Außenwandkonstruktionen der Wiederaufbauzeit, Stahlbetonskelettbau mit Ausfachungen (Quelle: Schmitt, Hochbaukonstruktion, 1962) ner Immobilie dauerhaft erhalten. Im Zuge einer Für alle anderen Sanierungen ist der Gesamt- energetischen Ertüchtigung werden nicht nur die nachweis bzw. bei Einzelmaßnahmen an der Kosten für Heizenergie gesenkt, sondern damit ist Gebäudehülle der Bauteilnachweis zu führen. Bei in der Regel auch eine Instandhaltung und War- Gesamtnachweisen für Sanierungsvorhaben dür- tung verbunden, die die notwendigen Reparatur- fen die Grenzwerte für den Primärenergiebedarf intervalle eines Gebäudes wieder verlängert. (QP) und den Wärmeverlust über die Gebäudehül- Ziel 3: Steigerung der Nutzungsqualität le die Anforderungen für das Referenzgebäude bis Eine energetische Ertüchtigung erhöht in der Re- zu 40 % überschreiten. gel die Nutzungsqualität eines Gebäudes. So wird Grundsätzlich ist für die Einhaltung der EnEV-An- durch eine Dämmung der Außenwände (unabhän- forderungen der Hauseigentümer verantwortlich. gig von der genauen Position der Dämmschicht) Die Komplexität der Nachweisverfahren und der eine Erhöhung der raumseitigen Wandtemperatu- resultierenden Planung wird es jedoch auch hier ren erreicht und die Behaglichkeit gesteigert. notwendig machen, sich fachkundige Beratung Ziel 4: Vermeidung von Bauschäden und Begleitung zu sichern, sofern der Hauseigen- Die energetische Ertüchtigung kann bei fachge- tümer und Bauherr nicht selbst vom Fach ist. rechter Planung und Ausführung zur Vermeidung Wer (im Sinne der EnEV) im Auftrag des Eigen- von Bauschäden beitragen. So verringern gut tümers bei der Errichtung oder Änderung von gedämmte Bauteile die Gefahr von Schimmelbil- Gebäuden tätig wird, ist für die Einhaltung der dung auf inneren Oberflächen von Außenwänden. EnEV-Anforderungen im Rahmen seines Wirkungskreises ebenfalls verantwortlich. Ausfüh- Energieeinsparverordnung rungsbetriebe haben dem Bauherren dazu direkt Bei der Sanierung von Wohn- und Nichtwohnge- nach Abschluss der Arbeiten eine sog. Unterneh- bäuden ist der Nachweis gemäß Energieeinspar- mererklärung auszustellen, mit der bescheinigt verordnung (EnEV) 2009 erforderlich, wenn die wird, dass die ausgeführten Leistungen den An- Veränderung der Gebäudehülle mehr als 10 % der forderungen der EnEV entsprechen. Diese Be- gesamten jeweiligen Bauteilfläche des Gebäudes scheinigung muss der Hauseigentümer mindes- beträgt. Abweichungen von den Vorgaben der tens 5 Jahre aufbewahren und der zuständigen EnEV sind (auf Antrag) bei Baudenkmalen oder Behörde auf Verlangen vorlegen. sonstiger besonders erhaltenswerter Bausubs- Über die o. g. Abweichungen bei Denkmalen und tanz möglich, wenn die Erfüllung der Anforde- erhaltenswerter Bausubstanz hinaus ist eine Be- rungen die Substanz oder das Erscheinungsbild freiung von den EnEV-Anforderungen möglich, beeinträchtigen oder andere Maßnahmen zu ei- wenn die Erfüllung dieser Anforderungen zu ei- nem unverhältnismäßig hohen Aufwand führen nem unangemessenen Aufwand oder zu einer würden. unbilligen Härte führen würde. Als unbillige Härte Abb. 73: Exemplarisches Bespiel für den Verlust der gestalterischen Vielfalt einer gründerzeitlichen Fassade und somit des Stadtbildes im Zuge einer energetischen Sanierung mit Außendämmung. Die unsanierte Haushälfte zeigt den ursprünglichen Bauzier an der Fassade, der bei der sanierten Haushälfte zugunsten der außen liegenden Wärmedämmung vollständig aufgegeben wurde. ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: GRUNDLAGEN UND PRINZIPIEN | 88 EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG versteht der Gesetzgeber bei Bestandsgebäuden, eine sinnvolle Berücksichtigung der Fenster ener- wenn die erforderlichen finanziellen Aufwendun- getisch ertüchtigt werden; hier ist vielmehr wich- gen nicht innerhalb einer angemessenen Frist tig, die einzelnen Teilelemente aufeinander abzu- durch die eintretenden Einsparungen erwirtschaf- stimmen. So kann es im Einzelfall sinnvoller sein, tet werden können. Für einen solchen Antrag kann fassadenweise zu sanieren, anstatt beispielswei- die eingangs genannte Kosten-Nutzen-Betrach- se zuerst die Wandflächen und erst später die tung herangezogen werden, wenn diese ergeben Fenster energetisch zu ertüchtigen. Anderenfalls hat, dass die erforderliche Wirtschaftlichkeit (auch bestünde die Gefahr, dass in Zwischenlösungen vor dem Hintergrund örtlicher Mietspiegel) bei der investiert wird, die dann kostenintensiv zurückge- den EnEV-Anforderungen entsprechenden ener- baut werden müssen. getischen Ertüchtigung nicht gegeben ist. Hierbei sollte bedacht werden, dass es im Ge- Dies muss nicht zwangsläufig den Verzicht auf bäudebestand einfacher und weniger einfach jede Form der energetischen Ertüchtigung bedeu- zu realisierende Ertüchtigungsmaßnahmen gibt. ten: Eine Abweichung von den Vorgaben der EnEV So kann die oberseitige Dämmung der obersten kann im Umkehrschluss auch heißen, dass man Geschossdecke zumeist relativ unabhängig von geringere, auf die Möglichkeiten und Einschrän- der Bewohnung der darunter befindlichen Räume kungen des jeweiligen Bestandsgebäudes und an erfolgen, sofern ein ungenutzter Dachraum vor- die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ange- handen ist. Auch unterseitige Dämmmaßnahmen passte Maßnahmen für die energetische Ertüchti- an der Kellerdecke, mit einer zusätzlichen Begleit- gung vorsehen kann. Auch diese Abwägung sollte dämmung der aufgehenden Innenwände, sind oft mit fachlicher Beratung vorgenommen werden. in einer eigenen Baumaßnahme umsetzbar. In der Diskussion um die Energieeinsparung bei Sanierungskonzept – Umfang der energeti- Gebäuden werden heute Begriffe wie Niedrig- schen Ertüchtigung energiehaus, Passivhaus, Nullenergiehaus oder An die Bestandsaufnahme sollten vor dem Hin- Plusenergiehaus verwendet, deren Bezeichnun- tergrund der Energieeinsparverordnung, deren gen die aufzuwendenden Heizenergien bereits im Anforderungen Befreiungsmöglichkeiten Namen tragen. Vielen Hauseigentümern sind auch die Überlegungen zu Konzept und Umfang einer und die mit dem Jahresheizenergiebedarf verknüpften Sanierung und einer damit evtl. verbundenen Begriffe aus der Förderung der Kreditanstalt für energetischen Ertüchtigung anschließen. Es be- Wiederaufbau (KfW) geläufig, etwa das KfW-Effi- darf hierzu eines Gesamtkonzepts und eines zienzhaus 70 und das KfW-Effizienzhaus 55. Die Fahrplans, insbesondere dann, wenn nicht alle damit verbundenen hohen energetischen Stan- beabsichtigten Maßnahmen direkt durchgeführt dards sind jedoch nur bei Neubauten ohne Wei- werden können. So kann die Fassade nicht ohne teres erreichbar. 89 | ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: GRUNDLAGEN UND PRINZIPIEN 5 4 2 6 3 HEIZUNG 1 Abb. 74: Mittlere Energieverluste bei unsanierten Nachkriegsbauten in Prozent (Datengrundlage: Institut für Wohnen und Umwelt IWU) 7 = sonstige Energieverluste 6 % 6 = keine Kellerdämmung 6 % 5 = keine Dachdämmung 6 % 4 = Fensterlüftung 17 % 3 = einfache Isolierverglasung 17 % 2 = ungedämmte Außenwand 19 % 1 = veraltete Heizkessel 29 % Bei der energetischen Ertüchtigung von Bestands- port in einer Baukonstruktion und die entspre- gebäuden sind hingegen Abstriche unumgänglich, chenden Eigenschaften der dort eingesetzten die – siehe Bestandsaufnahme – die spezifischen Materialien. Eine dieser Kenngrößen ist die Wär- Voraussetzungen des jeweiligen Gebäudes be- meleitfähigkeit, die in W/(mK) angegeben wird. rücksichtigen. In diesem Zusammenhang ist auch Die Angabe „035“ für eine Dämmstoff-Wärmeleit- die Frage einer ausreichenden Lüftung zu beach- fähigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang eine ten: Durch die steigende Luftdichtigkeit der heuti- Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/(mK). Zum Ver- gen Bauelemente und Konstruktionen ist ein hin- gleich: Beton hat eine Wärmeleitfähigkeit von 2,1 reichender Luftaustausch, der früher u. a. durch W/(mK) und ist damit deutlich schlechter. die Fugen der Fenster erfolgte, nicht mehr in je- Aus Materialstärke eines Baustoffs geteilt durch dem Fall gegeben. Hier sind ergänzende Maßnah- die jeweilige Wärmeleitfähigkeit resultiert der men vorzusehen und/oder erhöhte Anforderungen Wärmeleitwiderstand R, der in m2K/W gemessen an das Nutzerverhalten notwendig. wird. Addiert man beispielsweise die einzelnen Wärmeleitwiderstände der Bauteilschichten ei- Bauphysikalische Grundlagen ner Außenwand (Putz, Ziegel, Dämmung etc.), Die Funktion der Gebäudehülle besteht u. a. darin, erhält man den Wärmedurchgangswiderstand in gewissem Umfang die äußeren Witterungsbe- der gesamten Außenwand, der auch bei den Be- dingungen abzupuffern. Dazu bildet das Bauwerk trachtungen der Energieeinsparverordnung von ein komplexes thermisches Funktionsgefüge aus, Bedeutung ist. in dem Teilfunktionen des Wärme- und Feuchte- Je niedriger der Wert für den Wärmedurchgangs- durchgangs und der Wärmespeicherung eine widerstand ist, desto geringer ist auch der Wär- wichtige Rolle spielen. Je nach Tages- und Jah- mestrom nach außen, wenn dort geringere Tem- reszeit, nach Wetter- und Witterungslage verlau- peraturen als innen herrschen. fen diese Prozesse unterschiedlich. Die Modelle Die Gebäudehülle dient nicht nur dem Wärme- für den Wärmetransport, die in der Bauphysik schutz, sondern auch der Feuchteregulierung. verwendet werden, versuchen diese Prozesse ab- Neben der Wärme wird bei einem entsprechen- zubilden und berechenbar zu machen – sowohl den Gefälle, d. h. einem entsprechenden Feuchte- mathematisch berechenbar als auch berechenbar unterschied zwischen innen und außen, in der im Sinne der Bauschadensfreiheit. Regel auch Wasserdampf durch die Außenwand Diese Berechnungen sind für den Laien oft schwer geleitet. Hier kommen verschiedene Faktoren nachvollziehbar. Dennoch gibt es bei den bauphy- zusammen: So kann die Luft bekanntlich mehr sikalischen Grundlagen einige Kenngrößen, an Feuchte speichern, je wärmer sie ist – was im denen sich auch der Laie orientieren kann. Umkehrschluss bedeutet, dass sie Feuchte etwa Mehrere Kenngrößen betreffen den Wärmetrans- als Kondensat abgibt, wenn sie sich (etwa an kal- AUSWAHL ANSPRECHPARTNER FÜR DIE ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG VON BESTANDSBAUTEN: Energieberatung der Verbraucherzentralen: Die unabhängigen Energieberater der Verbraucherzentrale helfen bei allen Fragen zum Energieverbrauch. Für einkommensschwache Haushalte mit entsprechendem Nachweis sind die Beratungsangebote kostenfrei. Information unter www.verbraucherzentrale-energieberatung.de Förderung der Energieberatung durch den Bund: Der Bund fördert Energiesparberatungen in Wohngebäuden vor Ort. Ansprechpartner ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Information unter www.bmwi.de Energieberater für Baudenkmale: Sachverständige für das KfW-Programm „Energieeffizient Sanieren“ für Baudenkmale und für sonstige besonders erhaltenswerte Bausubstanz gemäß § 24 EnEV“ unterstützen bei der energetischen Sanierung von Baudenkmalen und sonstiger besonders erhaltenswerter Bausubstanz. Information unter www.energieberater-denkmal.de oder www.energie-effizienz-experten.de Start-Beratung vom Architekten: Die nordrhein-westfälischen Architektinnen und Architekten bieten in Kooperation mit der Energieagentur NRW eine kostengünstige Erstberatung an. Information unter www.aknw.de/Bauherren ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: GRUNDLAGEN UND PRINZIPIEN | 90 EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG ten Oberflächen) abkühlt. Wie die Luft speichern tausches bewirkt. Dieser aus energetischer Sicht auch andere Bauteile Feuchte – je nach ihren gewünschte Effekt kann zur Folge haben, dass spezifischen Baustoffeigenschaften. Die meisten insbesondere die winterlichen Raumluftfeuchten Baustoffe enthalten kleine Poren, in denen sich ansteigen. Diese erhöhten Raumluftfeuchten kön- neben der Luft immer auch Wasserdampf befin- nen bei dem Durchgang des Wasserdampfs durch det. Die Bauteilfeuchte ist Schwankungen ausge- die Außenwand kondensieren: entweder bereits setzt: Oftmals sind die Porenwände mit flüssigem an der Innenwand oder aber innerhalb der Au- Wasser belegt, manchmal sind die Poren auch ßenwand, wo es bei entsprechenden Kondensat- vollständig mit flüssigem Wasser gefüllt. Eine ab- mengen zu einer Durchfeuchtung der Außenwand solut trockene Baukonstruktion gibt es vor diesem kommen kann. Hintergrund nicht. In der Berechnungspraxis wird Im energieeffizienten Bauen soll daher durch daher auch die Wärmeleitfähigkeit stets bei der eine geforderte luftdichte Ausführung das Ein- „baupraktischen“ Feuchte eingesetzt. dringen von warmer und feuchter Raumluft in Das Feuchtegleichgewicht wird u. a. durch das die Konstruktion wirksam unterbunden werden. Anbringen einer Wärmedämmung, die Ober- Dazu werden innenraumseitig Dampfbremsen flächenbekleidung der Konstruktion (Putz, Ver- oder Dampfsperren mit unterschiedlichen sd-Wer- schalungen) und andere Veränderungen der ten verwendet. Dieser Kennwert bezeichnet die Raumluftfeuchte (etwa durch eine veränderte dampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke und Wohnungslüftung infolge des Einbaus neuer bildet den Widerstand ab, den ein Bauteil der Fenster) beeinflusst. Diese Veränderungen gilt Wasserdampfdiffusion entgegensetzt. Je grö- es auch bei einer energetischen Ertüchtigung ßer der sd-Wert ist, umso weniger Wasserdampf zu bewerten und entsprechende Vorkehrungen dringt durch das jeweilige Bauteil hindurch. Die zu treffen, dass die Veränderungen des Feuch- Kenngröße ist ein Vergleichswert bezogen auf tegleichgewichts nicht zu Feuchteschäden füh- eine Luftschichtdicke mit dem gleichen Diffusi- ren. In diesem Zusammenhang sind auch weitere, onswiderstand und wird daher in der Einheit Me- die Feuchte beeinflussende Faktoren zu beachten, ter angegeben. etwa der Salzgehalt der Wand, das Vorhandensein Bei der energetischen Ertüchtigung muss auch von aufsteigender Feuchte aufgrund fehlender bei den Gebäuden der Wiederaufbauzeit die Frage Sperrmaßnahmen und die Schlagregendichtigkeit der Luftdichtigkeit bzw. die Frage, wie luftdicht der Außenwand. Hier gilt erneut der Rat, fachliche das Gebäude künftig sein soll, auf der Basis der Beratung hinzuziehen, wenn eigene umfassende Bestandsaufnahme geklärt werden. Die eingangs Kenntnisse nicht vorhanden sind. erwähnte Kosten-Nutzung-Betrachtung wie auch die baulich-konstruktiven Möglichkeiten des Be- Luftdichtigkeit standsgebäudes sollten hierbei beachtet werden. Die Gebäude der Wiederaufbauzeit wurden nicht Generell gilt: Aufenthaltsräume brauchen einen luftdicht errichtet. Dies war aufgrund der bau- ausreichenden Luftwechsel. Der in den Aufent- konstruktiv-technischen Möglichkeiten nicht im haltsräumen freigesetzte Wasserdampf muss wie heutigen Maße möglich; die zeitgenössischen erwähnt abgeführt, aber auch Gerüche müssen Bauteile (vor allem Fenster und Türen) haben Fu- durch Frischluft hinreichend beseitigt werden. gen und Spalten, über die Luft ein- und ausströmt. Zudem kann es weitere Verbraucher geben, die Nachteil dieser Konstruktionen sind vor allem die Zuluft benötigen, etwa einen raumluftabhängigen hohen Lüftungswärmeverluste, die bei stärkerem Kamin oder eine Dunstabzugshaube. Wind auch die Behaglichkeit in Fensternähe ein- Während es im Neubau hierfür technische Lösun- schränken können. Ein Vorteil dieses erhöhten gen, etwa Abluftanlagen gibt, stellt sich bei der Luftaustauschs ist der Feuchtetransport, sodass energetischen Ertüchtigung im Gebäudebestand die Raumluft etwa im Winter relativ trocken und die Frage der technischen Realisierbarkeit, der die Schimmelbildungsgefahr eher gering ist. Kosten und des baulichen Aufwands. Die Erfahrung zeigt, dass bereits eine moderate Abdichtung der Gebäudehülle, etwa durch dichtere Fenster, eine deutliche Minderung des Luftaus91 | ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: GRUNDLAGEN UND PRINZIPIEN ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: AUSSENWAND Die energetische Ertüchtigung von Außenwänden Mauerwerk) zu beachten und unabhängige fach- erfolgt vorrangig, aber nicht ausschließlich durch kundige Beratung einzuholen. eine nachträgliche Dämmung. Bei der Auswahl Grundsätzlich müssen bei der Planung und Aus- des geeigneten Dämmsystems und der Erstel- führung von nachträglichen Wärmedämmmaß- lung des zugehörigen Dämmkonzepts sind ver- nahmen die Anschlussdetails mit großer Sorgfalt schiedene Randbedingungen zu beachten. Dazu konzipiert und ausgeführt werden. Hierbei ist den gehören die im Rahmen der Bestandsaufnahme Wärmebrücken besondere Beachtung zu schen- ermittelte Konstruktion der Außenwand, aber ken, wobei es geometrische Wärmebrücken (etwa auch baurechtliche Fragen wie Grenzabstände bei den Außenecken von Erkern) gibt, die quasi und Nachbarrecht sowie Fragen des Brand- und konstruktionsbedingt sind. Schallschutzes. Vor allem aber sind die bauphy- Prinzipiell gibt es für die nachträgliche Wärme- sikalischen Rahmenbedingungen zu beachten, dämmung von Außenwänden drei verschiedene die für die jeweilige zu dämmende Außenwand Dämmkonzepte: die Außendämmung, bei der sich zutreffen. die Dämmschicht auf der Außenseite der Gebäu- Wesentlich ist hier der bereits genannte Feuchte- dehülle befindet, die Kerndämmung, bei der die schutz, insbesondere der Schutz gegen aufstei- Dämmung zwischen der Innen- oder Außenwand- gende Feuchte im Mauerwerk. Durchfeuchtete schale eines zweischaligen Mauerwerks liegt, und Wände besitzen u. a. schlechtere Wärmedämm- die Innendämmung, bei der sich die Dämmschicht eigenschaften. Allerdings gilt es bei feuchtem auf der Innenraumseite befindet. Mauerwerk, die entsprechenden Ursachen durch Die beiden gebräuchlichen Dämmweisen bei der einen Fachmann ermitteln zu lassen. Innerhalb Gebäudemodernisierung sind die Außendäm- des möglichen Ursachenspektrums sollte u. a. die mung und die Innendämmung. Der entscheidende mögliche Salzbelastung der Wände (etwa durch Unterschied im Hinblick auf historische Gebäude Taumittelsalze oder andere Salzquellen wie Nutz- besteht darin, dass bei einer Außendämmung das viehhaltung) beachtet werden, da Salze hygrosko- äußere Erscheinungsbild zum Teil erheblich ver- pisch wirken, d. h. Wasser binden. Zudem können ändert wird. Salze, wenn sie im Mauerwerk trocknen, ihr Vo- Gestalterische und baulich-konstruktive Details lumen bei der Kristallisation deutlich vergrößern; der Fassade müssen vielfach verändert werden, der resultierende Kristallisationsdruck kann zum etwa die Art des Dachüberstands oder die außen Salztreiben führen und, weil diese Prozesse im- liegenden Fensterbänke. Aufgrund der Zielset- mer wieder erfolgen können, nach und nach das zung, das historische Stadtbild des Wiederauf- Mauerwerk zerstören. Anhand einer Mauerwerks- baus in Rheydt zu stärken und wieder erlebbar zu probe kann ein Fachlabor bei entsprechenden machen, wird die Innendämmung in der Regel der Verdachtsfällen die Salzbelastung bestimmen. Vorzug zu geben sein. Maßnahmen zur Horizontal- und Vertikalabdich- AUSSENDÄMMUNG KERNDÄMMUNG INNENDÄMMUNG tung wurden bereits in der Wiederaufbauzeit durchgeführt. So legte man als Horizontalsperre Bitumendachpappen o. Ä. ein. Diese Horizontalsperren sind in der Regel heute noch funktionsfähig. Wo keine wirksame Horizontalsperre vorhanden ist, besteht eine sichere und gut kontrollierbare Methode darin, in einer tief liegenden Lagerfuge des Mauerwerks abschnittsweise mit einer Mauersäge einen Spalt einzusägen, in den eine Folie eingelegt wird, die ggf. mit der Absichtung der Bodenplatte verklebt werden kann. Darüber hinaus gibt es auch chemische Horizontalsperren, deren Wirksamkeit jedoch teilweise umstritten ist. Hier gilt es, die entsprechenden Hinweise der Hersteller (etwa bei salzbelastetem ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: AUSSENWAND | 92 EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: AUSSENWAND AUSSENDÄMMUNG Bei der Außendämmung wird vorrangig zwischen Bei der Architektur des Wiederaufbaus werden dem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) und bei der Wahl einer Außendämmung vor allem der hinterlüfteten Vorhangfassade unterschieden. WDVS in Betracht kommen. Hierbei sollten Fra- Beim WDVS werden Dämmstoffplatten direkt auf gen des Brandschutzes besonders beachtet wer- den Außenputz der Bestandswand aufgeklebt den: Einzelne WDVS sind in der Vergangenheit und je nach System zusätzlich verdübelt. Auf die aufgrund ihres Brandverhaltens in die Diskussion Dämmstoffplatten wird eine Schicht aus Armie- geraten. Zudem werden WDVS u. a. aufgrund der rungsmörtel und Armierungsgewebe aufgebracht Inhaltsstoffe in den Oberputzen kritisch disku- und mit einem Oberputz versehen. Bei hinterlüf- tiert, etwa der enthaltenen Giftstoffe, die eine Be- teten Vorhangfassaden werden die Dämmplatten siedlung durch Algen hemmen sollen: WDVS-Au- hingegen mit einer vorab montierten Unterkons- ßenwandoberflächen unterschreiten häufiger truktion auf den Außenputz der Bestandswand den Taupunkt, daher besteht besonders auf der aufgebracht. Darüber wird ein Witterungsschutz Nordseite verstärkt die Gefahr für Algenwachs- angebracht, der in traditioneller Bauweise aus tum. Deshalb werden in Putzen und Anstrichen Brettschalungen, Schiefer oder Schindeln beste- Biozide eingesetzt, die durch Auswaschung ins hen kann; zwischen Witterungsschutz und Däm- Grundwasser gelangen können. AUSSENDÄMMUNG mung bleibt eine Belüftungsebene („HinterlüfAbb. 75: Prinzip Außendämmung mit WDVS tung“), die der Abführung von Feuchtigkeit dient. ALS NACHTEILE DER AUSSENDÄMMUNG GELTEN: ALS VORTEILE DER AUSSENDÄMMUNG GELTEN: Die Wand erhält einen zusätzlichen Witterungsschutz. Die Außenwand kann als Wärmespeicher der Innenraumbeheizung dienen. Im Zuge der Außendämmung erfolgt auch eine Sanierung der Außenfassade, d. h., unansehnliche Fassaden können gestalterisch aufgewertet werden. Bei fachgerechter Planung können bestehende Wärmebrücken durch einbindende Wände und Decken, durch Fensteranschlüsse etc. vermindert werden. Die vorhandene Raumfläche wird durch eine Außendämmung nicht verringert. Die Außendämmung ist vergleichsweise kostenaufwendig und nicht in jedem Fall wirtschaftlich. Neben der Außendämmung selbst ist u. U. eine Gerüststellung erforderlich, die Arbeiten sind witterungsabhängig. Zudem können baulich-konstruktive Veränderungen am Gebäude notwendig sein, etwa Änderungen am Dachüberstand und an den Sohlbänken. Die lichte Fensteröffnung verringert sich geringfügig. Bei denkmalgeschützten Fassaden ist eine Außendämmung speziell bei Sichtfassaden in der Regel nicht zugelassen. Bei Häusern in der Zeile oder in der Blockrandbebauung ist sowohl die Bauflucht als auch die Fassadenvorderkante der Nachbargebäude planerisch einzubeziehen, hier sind ggf. baurechtliche und/oder nachbarrechtliche Abstimmungen erforderlich. In den Außenwänden vorhandene wasserführende Rohrleitungen werden zusätzlich vor Frosteinwirkung geschützt. Bei Grenzbebauungen bzw. genau eingehaltener Abstandsfläche sowie bei eng stehenden Gebäuden ist eine Außendämmung baurechtlich teilweise nicht möglich. Das Gebäude kann während der Maßnahme ohne wesentliche Beeinträchtigung bewohnt werden. Die ökologische Belastung durch Biozide wird unter Umweltaspekten kritisch gesehen. 93 | ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: AUSSENWAND AUSSENDÄMMUNG Abb. 76: Beispiel für nachträgliche Außendämmumg mit WDVS, hier mit Mineralwolledämmung an der aufgehenden Wand und mit extrudiertem Polystyrol-Hartschaum im Sockelbereich ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: AUSSENWAND KERNDÄMMUNG Eine (Hohl- Bestandsuntersuchungen (wie z. B. mittels En- raumdämmung) eignet sich ausschließlich für nachträgliche Kerndämmung doskop oder Wärmebildkamera), eine Planung zweischaliges Mauerwerk. Hierbei wird der vor- zur Vermeidung von Wärmebrücken (wie z. B. an handene Hohlraum zwischen der Vormauerschale Laibungen und Rolllädenkästen) sowie eine Bera- und der rückwärtigen tragenden Hintermauer- tung zur Wahl des Dämmstoffes durch eine Fach- schale nachträglich mit einem einblasbaren, hy- firma oder einen Fachplaner erforderlich. drophoben Kerndämmmaterial komplett verfüllt Bei der Architektur des Wiederaufbaus finden sich oder bereits vorhandene Kerndämmung nachver- nur vereinzelt zweischalige Wandaufbauten, wie dichtet. Dies erfolgt über punktuelle Bohrungen z. B. Vorhangfassaden, die sich für eine nachträg- durch die Vormauerschale, über die unter Einsatz liche Kerndämmung eignen. Geeignete baukons- von Maschinentechnik das Dämmmaterial einge- truktive Voraussetzungen sind häufiger bei den blasen wird (s. Systemskizze Abb. 78). Bauten ab den 1970ern zu finden. KERNDÄMMUNG Es wird prinzipiell zwischen rieselfähigem Material (Granulate) und nicht rieselfähigem Material (Dämmschäume) unterschieden. Die Wahl des geeigneten Dämmmaterials hängt stark von der vorhandenen baulichen Situation und dem gesteckAbb. 77: Prinzip Kerndämmung ten Sanierungsziel ab. Hier sind entsprechende ALS VORTEILE DER KERNDÄMMUNG GELTEN: Bei einer Kerndämmung bleibt das äußere Erscheinungsbild gewahrt (bedeutend vor allem bei historischen und denkmalgeschützten Gebäuden). ALS NACHTEILE DER KERNDÄMMUNG GELTEN: Nachbarschaftsrechtliche und baurechtliche Abstimmungen können in der Regel entfallen (ausgenommen evtl. denkmalrechtliche Abstimmungen bei Denkmalen und Denkmalbereichen). Die Kerndämmung eignet sich nur für zweischalige Konstruktionen. Die Kerndämmung gilt als kostengünstige energetische Ertüchtigung. Die Kerndämmung benötigt lediglich eine kurze Ausführungszeit. Bei einer geringen Breite des Hohlraums (1,5 bis 4 cm) müssen kostenintensivere Hochleistungsdämmstoffe eingesetzt werden, um spürbare Dämmeffekte zu erzielen. Die vorhandene Raumfläche wird durch eine Kerndämmung nicht verringert. Die Kerndämmung bedingt eine Detailplanung zur Vermeidung von Wärmebrücken. Das Gebäude kann während der Maßnahme ohne wesentliche Beeinträchtigung bewohnt werden. Bei einer Durchnässung der Kerndämmung (z. B. infolge Rohrbruch) kann diese nur schwer getrocknet werden. Der Wirkungsgrad der nachträglichen Dämmung ist durch die vorhandenen Konstruktion (z. B. Hohlraumbreite) begrenzt. Abb. 78: Schematische Darstellung der nachträglichen Verfüllung eines Hohlraumes mit Kerndämmung (Bild Knauf) ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: AUSSENWAND KERNDÄMMUNG | 94 EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: AUSSENWAND INNENDÄMMUNG Der Einsatz von Innendämmsystemen bedarf ei- Als dampfdiffusionsoffen werden hingegen Kon- ner entsprechenden Konzeption und präzisen Pla- struktionen bezeichnet, die den Feuchtetransport nung, insbesondere im Hinblick auf einbindende nur wenig hemmen. Das Austrocknungspotenzial Bauteile wie Deckenbalken, Fensteranschlüsse, der Wand nach innen wie nach außen soll auf Wand-Dachanschlüsse oder Zwischenwände; diese Weise so wenig wie möglich eingeschränkt hier sind beispielsweise nicht nur Laibungs- werden, die Feuchtespeicherfähigkeit der einge- dämmstreifen an den Fensteröffnungen, sondern setzten Dämmstoffe kann zudem zur Feuchtregu- auch Flankendämmstreifen an Decken und Zwi- lierung des Raumklimas beitragen. schenwänden erforderlich. Sowohl bei dampfdiffusionsdichten wie dampfdif- Die Innendämmsysteme sind auch im Hinblick fusionsoffenen Innendämmungen sollte sicherge- auf den Taupunkt in der Wand zu planen. Bei stellt werden, dass die Fassade bei Schlagregen plattenförmigen Innendämmungen ist daher u. a. nicht durchfeuchtet wird, da der verringerte Wär- eine vollflächige Verklebung der Dämmstoffe un- mestrom durch die Fassade deren Abtrocknung erlässlich, da mögliche Hohlstellen eine Abtrock- (gerade an Nordseiten) verlangsamt. Auch hier ist nung von in der Wand anfallendem Tauwasser den entsprechenden Details besondere Sorgfalt hemmen. Die Innendämmsysteme sind (wie auch zu widmen. die Außendämmungen) jeweils Systemlösungen, Wasserabweisende deren Bestandteile (Unterputz, Kleber, Dämmplat- (sog. Hydrophobierungen) haben sich in diesem ten, Oberputz etc.) nicht ohne Weiteres gegen an- Kontext gerade bei Mauerwerk vielfach nicht dere, evtl. preisgünstigere Produkte ausgetauscht dauerhaft bewährt, da der wasserabweisende werden können. Film auch das Abtrocknen der Fassade nach Au- Bei der Innendämmung wird unterschieden zwi- ßen hindert und zudem über Mikrorisse Wasser schen dampfdiffusionsdichten und dampfdiffusi- eindringen kann, das mitunter ebenfalls zurück- onsoffenen Konstruktionen. gehalten wird. Als diffusionsdicht bezeichnet werden Konstruk- Ein Hinweis: Dämmtapeten sind als Innendämm- tionen mit einer dampfsperrenden Dämmung maßnahme in der Regel ungeeignet. Sie haben oder einer Dämmung in Verbindung mit einer aufgrund der geringen Materialstärke nur eine dampfsperrenden bzw. dampfbremsenden Folie. geringe Dämmwirkung und sind im Vergleich Bei dieser Form von Innendämmsystemen wird entsprechend unwirtschaftlich. Die Stöße und die Feuchtezufuhr in die Außenwand gehemmt Anschlüsse sind zudem schimmelgefährdet, vor bzw. gestoppt. Bei dampfdiffusionsdichten In- allem bei bestehenden Feuchteproblemen. Fassadenimprägnierungen nendämmungen ist zudem zu beachten, dass die Feuchteregulierung durch andere Wege erfolgen muss, etwa durch ein entsprechendes Lüftungsverhalten. Abb. 80: Beispiel für nachträgliche Innendämmumg mit Leichtlehmbauplatten Abb. 81: Beispiel für nachträgliche Innendämmung mit mineralischem Wärmedämmstoff aus Calciumsilikat-Hydraten 95 | ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: AUSSENWAND INNENDÄMMUNG INNENDÄMMUNG Abb. 79: Prinzip Innendämmung ALS VORTEILE DER INNENDÄMMUNG GELTEN: Bei einer Innendämmung bleibt das äußere Erscheinungsbild gewahrt (bedeutend vor allem bei historischen und denkmalgeschützten Gebäuden). Nachbarschaftsrechtliche und baurechtliche Abstimmungen können in der Regel entfallen (ausgenommen evtl. denkmalrechtliche Abstimmungen bei Denkmalen und Denkmalbereichen). Die Innendämmung ist vergleichsweise kostengünstig; Kosten für Fassadengerüste und Veränderungen von baulich-konstruktiven Details der Fassade sind selten erforderlich. Die Ausführung ist zudem witterungsunabhängig. Die nachträgliche Dämmmaßnahme kann raum- und wohnungsweise erfolgen, selbst die Nachdämmung einzelner Wandabschnitte wie Heizkörpernischen und Fensterlaibungen ist (nach entsprechender fachlicher Beurteilung) vielfach machbar. Mit einer Innendämmung lässt sich in der Regel eine schnellere Aufheizung des Raumes realisieren, da das hinter der Innendämmung liegende Mauerwerk mit seinem Speichervermögen nicht einbezogen ist. Dies ist insbesondere für selten genutzte Räume vorteilhaft. ALS NACHTEILE DER INNENDÄMMUNG GELTEN: Eine Innendämmung ist im Gegensatz zu einer Außendämmung anspruchsvoller in der Konstruktion und Ausführung; vor allem die Anschlussdetails bedürfen sorgfältiger Planung. Das nutzbare Raumvolumen verringert sich geringfügig. Eine Innendämmung kann, je nach baukonstruktiven und bauphysikalischen Gegebenheiten, in der Regel nicht den Wirkungsgrad einer Außendämmung erreichen, die Minderung der erforderlichen Heizenergie fällt daher geringer aus. Wasserführende Rohrleitungen, die in oder unmittelbar auf der Außenwand vorhanden sind, müssen in den warmen Bereich, also vor die Dämmung, verlegt werden. Die thermische Abkopplung der Außenhülle vom Innenraumklima bewirkt eine größere thermische Belastung der Wand, da sich diese bei einer Innendämmung im kalten, ungedämmten Bereich befindet. Diffusionsoffene kapillaraktive Innendämmsysteme haben zudem den Vorteil, dass die Außenwand weiterhin gut abtrocknen kann (vor allem bei bereits vorgeschädigten Bauteilen) und weiterhin als Feuchtespeicher der Innenraumluft fungieren kann. Innendämmsysteme sind vielfach mit Wandheizungssystemen kombinierbar, die zusätzliche Behaglichkeit schaffen können. Abb. 82: Systemskizze einer Wandflächenheizung Abb. 83: Beispiel für eine Wandflächenheizung in einer Innenputzschale ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: AUSSENWAND INNENDÄMMUNG | 96 EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: KELLER UND ERDBERÜHRTE FLÄCHEN Die Wärmeverluste über einen wenig gedämmten geeignetem Dämmmaterial ausgestopft werden. Keller sind in der Regel geringer als über eine Der Brandschutz ist ebenfalls zu beachten, ins- wenig gedämmte Fassade. Im Rahmen eines besondere bei Fluchtwegen; als Dämmmaterial umfassenden, das Gesamtgebäude umfassenden empfehlen sich bei brandgefährdeten Kellerräu- Konzepts kann aber auch die energetische Er- men beispielsweise Mineralwolle bzw. minerali- tüchtigung des Kellers sinnvoll sein. Hierbei sollte sche Dämmplatten. im Vorfeld geklärt werden, ob der Keller aktuelle In dichter bebauten, innerstädtischen Bereichen Probleme (etwa mit aufsteigender oder eindrin- sind nachträgliche Außenabdichtungen und Au- gender Feuchte) hat und welche Anforderungen ßendämmungen von Kellern meist mit einem er- künftig an den Keller gestellt werden sollen. höhten Aufwand verbunden, etwa wenn die Stra- Bei unbeheizten Kellerräumen kann es sinnvoll ßenfassaden an öffentliche Wegeflächen grenzen. sein, die Kellerdecke zur Vermeidung von Wärme- Auch hier gilt es, eine entsprechende Kosten-Nut- verlusten und Fußkälte im Erdgeschoss nachträg- zen-Betrachtung durchzuführen. Die nachträgli- lich zu dämmen. Eine oberseitige Dämmung der che Dämmung und Abdichtung ist eine aus dem Kellerdecke wird nur bei einer Erdgeschosssanie- Gesamtkonzept zu entwickelnde Maßnahme, die rung und bei ausreichenden Raumhöhen möglich bei Feuchteproblemen einer umfassenden Ursa- sein und ist mit einem entsprechenden Gesamt- chenforschung bedarf und daher ebenfalls mit aufwand verbunden. fachlicher Beratung konzipiert werden muss. Auch bei einer unterseitigen Kellerdeckendämmung ist die Raumhöhe zu beachten, die Beschaffenheit des Deckenuntergrundes muss eine Dämmungsmontage oder einen Dämmputz ermöglichen. Sind Rohrleitungen oder Leitungsbündel direkt unter der Decke befestigt, so ist auf eine durchgängige Dämmstärke zu achten; können die Leitungen nicht verlegt werden, sollten diese verkleidet (Verkofferung) und die Hohlräume mit Abb. 84: Nachträgliche Abdichtung und Dämmung einer Kelleraußenwand Abb. 85: Unterseitige Dämmung einer Preussischen Kappendecke 97 | ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: FENSTER UND TÜREN ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: DACH UND OBERSTE GESCHOSSDECKE Die energetische Ertüchtigung von Flachdächern dert wird. Insbesondere bei einer Kombination und geneigten Dächern ist wie die Montage ei- mit einer nachträglichen Fassadendämmung ist ner Innen- oder Außendämmung in Planung und auch der Anschluss zwischen Dachdämmung und Durchführung in der Regel eine Aufgabe für den Fassadendämmung zu planen und sorgfältig aus- Fachbetrieb. zuführen. Bei einem Flachdach kann eine energetische Er- Bei einer Aufsparrendämmung ist zu beachten, tüchtigung im Rahmen einer Sanierung der Dach- dass sich die baurechtlichen Abstandsflächen des haut sinnvoll sein. Hierbei sind die Anschlusshö- Gebäudes durch eine Erhöhung von First, Traufe hen an die umlaufende Attika und die Führung der und Ortgang ebenfalls erhöhen können. Dachentwässerung zu beachten. Eine Dämmung der obersten Geschossdecke Bei einem geneigten Dach kann die energetische kann alternativ sinnvoll sein, wenn der Dachraum Ertüchtigung sowohl in der Ebene der Dachfläche nicht zu Wohnzwecken genutzt wird. Wie bei der als auch in der Ebene der obersten Geschossde- nachträglichen Dämmung der Dachebene kom- cke erfolgen. men Aufdecken-, Zwischendecken- und Unterde- Bei einer nachträglichen Dämmung in der Ebe- ckendämmungen vor, auch deren Kombinationen. ne der Dachfläche ist dies zwischen den Spar- Bei den Bauten des Wiederaufbaus, die in der ren, unter den Sparren oder über den Sparren Regel bereits Stahlbetondecken haben, kommen möglich; Kombinationen dieser Dämmweisen hierfür vor allem Aufdeckendämmungen infrage, sind ebenfalls machbar. Wichtig ist hier wie bei die eine gewisse Druckfestigkeit haben sollten, der energetischen Ertüchtigung der Außenwän- damit der Dachraum zu Inspektionszwecken be- de eine tragfähige konstruktive Grundlage, d. h. gangen werden kann. Unterdeckendämmungen ein funktionsfähiger Dachstuhl, der die zusätz- verringern die Raumhöhen und werden daher bei lichen Lasten der Dämmung tragen kann bzw. den eher geringeren Raumhöhen der Wiederauf- entsprechend verstärkt wird. Wichtig ist eben- bauzeit nicht vorteilhaft sein. falls ein bauphysikalisch einwandfreier Aufbau mit Dampfbremse und Unterspannbahn, bei der u. a. eine Durchfeuchtung der Dämmung verhin- Abb. 86: Nachträgliche Aufdämmung einer Geschossdecke zu einem unbeheizten Dachraum Abb. 87: Nachträgliche Dämmung eines Dachstuhls mit zwei orthogonal zueinander versetzten Dämmebenen und Luftdichtigkeitsebene Abb. 88: Beispiel einer Aufsparrendämmung ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: FENSTER UND TÜREN | 98 EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: FENSTER UND TÜREN Die energetische Ertüchtigung einer Gebäude- Eine weitere grundsätzliche Möglichkeit ist die hülle sollte stets auch die planerische Berück- Montage einer zweiten, innenseitigen Fenster- sichtigung der vorhandenen Fenster und Türen ebene als Kastenfenster. Die neue Fensterebene beinhalten. Ältere Fenster können zum Teil er- wird dann als moderne Zweischeibenverglasung hebliche Wärmeverluste verursachen und zeigen realisiert; der entstehende Zwischenraum stellt bauartbedingte Undichtigkeiten. Neue Fenster einen gewissen Puffer dar, wobei darauf geachtet gelten im Vergleich als energetisch günstiger, sie werden muss, dass eventueller Tauwasseranfall sind oft praktischer und pflegeleichter. Innerhalb verdunsten kann. Ebenfalls möglich ist die Ergän- des bauphysikalischen Gefüges der Außenwand zung durch eine raumseitige Zweischeibenvergla- ist die Erhöhung der Dichtigkeit jedoch sorgfältig sung als Verbundfenster. abzuwägen und zu planen, damit es nicht zu Bau- Ist der Einbau neuer Fenster geboten, weil eine Er- schäden kommt. tüchtigung der historischen Fenster nicht möglich Historische Fenster zeigen, wie heutige Fenster, ist oder diese nicht erhalten sind, so sollte neben qualitative Unterschiede; auch in der Wiederauf- der Beachtung der bauphysikalischen Rahmenbe- bauphase wurden zum Teil hochwertige und dau- dingungen auch eine angemessene, auf die his- erhafte Fenster und Türen eingebaut. Historische torische Fensterteilung und Fassadengliederung Fenster und Türen mit ihren Teilungen, Oberflä- abgestimmte Gestaltung angestrebt werden. Dies chen und Details prägen zudem erheblich das trägt nicht zuletzt zum Wert des Gebäudes bei, der äußere Erscheinungsbild eines Gebäudes. sich bei Bestandsgebäuden auch an einer anspre- Bei der energetischen Ertüchtigung einer Gebäu- chenden und qualitätvollen Gestaltung bemisst. dehülle sollte daher bei einem historischen Ge- Eine sorgfältige und fachgerechte Ausführung bäude mit historischen Fenstern nicht grundsätz- sollte generell angestrebt werden. lich der Austausch der Fenster im Vordergrund stehen. Oft ist es ebenso möglich, die historischen Fenster zu erhalten und zu ertüchtigen. So kann es möglich und ausreichend sein, Mängel an der Verglasung und/oder Undichtigkeiten zu beseitigen und die Fenstereigenschaften durch eine neue, hochwertigere Verglasung zu verbessern. Diese Möglichkeit besteht insbesondere bei Fenstern, die bereits eine Zweischeibenverglasung haben. Abb. 89: Ertüchtigung eines Bestandsfensters durch ein zweites, dahintergesetztes Fenster (sogenanntes Kastenfenster) 99 | ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: KELLER UND ERDBERÜHRTE BAUTEILE Abb. 90: Negatives Beispiel: Gründerzeitfassade mit nicht auf die Fassade abgestimmter Fensterteilung (Besser: Teilung des unteren Öffnungsflügels in zwei Öffnungsflügel) Abb. 91: Positives Beispiel: Gründerzeitfassade mit auf die Fassade abgestimmter Fensterteilung, mit zweiflügeligem Öffnungsflügel, Kämpfer und unterteiltem Oberlicht sowie Anpassung an gekrümmten Sturz Abb. 92: Negatives Beispiel: Gebäude der Wiederaufbauzeit mit Sprossenteilung im Scheibenzwischenraum (Besser: Sprossenausbildung mit Wiener Sprossen, d. h. nicht glasteilenden Sprossen mit Steg im Scheibenzwischenraum) Abb. 93: Positives Beispiel: Fensterteilung in Abstimmung mit Fassadengliederung und mit der Bauzeit entsprechenden Fenstergliederungen (Fensterbänder) Abb. 94: Negatives Beispiel: Gebäude der Wiederaufbauzeit mit nicht auf die Fassade abgestimmter Fensterteilung (Besser: Teilung des unteren Öffnungsflügels in zwei Öffnungsflügel) Abb. 95: Positives Beispiel: Gebäude der Wiederaufbauzeit mit zeittypischer Fenstergliederung ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG: KELLER UND ERDBERÜHRTE BAUTEILE | 100 EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG MODERNE WOHNUNGEN IM BESTAND – PLANUNGSANSÄTZE UND MUSTERBEISPIELE Der Wohnungsbau der Wiederaufbauzeit war bis Trennte man beispielsweise in der Zeit des Wie- minderung sollen, vereinfacht gesagt, Barrieren weit in die 1950er-Jahre durch die Wohnungsnot deraufbaus häufig den Essplatz von der Küche innerhalb von Gebäuden (und damit auch die nach den umfangreichen Kriegszerstörungen und und machte Letztere zu einer reinen Kochküche, Barrieren für ein selbstständiges Wohnen trotz knappe Ressourcen im Bauwesen geprägt. Viele so geht der Trend heute wieder dahin, die Küche Einschränkungen) mindern. Die Barrierefreiheit Wohnungen sind daher durch eine Minimierung stärker in das Wohnen einzubeziehen – entweder wird durch die DIN 18040 geregelt, wobei diese der Gesamtfläche wie auch der Raumgrößen ge- als Wohnküche mit integriertem Essplatz oder als im Gegensatz zu den älteren Regelwerken stärker prägt. Diese optimierten Grundrisse basierten auf offene Küche. Gleiches gilt für die Bäder: War man mit Schutzzielen arbeitet: Hintergrund ist, dass die Überlegungen, welche Wohn- und Nutzflächen in den 1950er-Jahren vielfach froh über ein eige- Vielfalt der möglichen Einschränkungen groß ist erforderlich sind, um „gut“ zu wohnen: Überle- nes Bad innerhalb der Wohnung, wenn es auch und auch die Lösungen stärker auf die jeweiligen gungen, wie sie seit dem späten 19. Jahrhundert beengt und ohne eigenes Fenster war, sind heute Einschränkungen abgestimmt werden sollen. In- vor dem Hintergrund beengter und hygienisch größere und möglichst natürlich belichtete Bäder nerhalb der DIN 18040 wird zwischen barriere- unzureichender Wohnverhältnisse insbesondere gefragt. freien Wohnungen und barrierefreien Wohnungen in den damaligen Altstädten unternommen wur- Gestiegene Nutzungsanforderungen an Woh- für Rollstuhlfahrer unterschieden. den. Sie führten bereits in der ersten Hälfte des nungs- und Raumgrößen führen dazu, dass bei Viele Vorgaben der Barrierefreiheit betreffen Be- 20. Jahrhunderts zu als mustergültig erachteten konventionellen Wohnungen der Wiederaufbauzeit wegungsflächen und Durchgangsbreiten, da die Siedlungen, etwa die der Firma Krupp um die oft die damalige Bewohnerzahl heute nicht mehr Hilfsmittel eines körperlich eingeschränkten Men- Jahrhundertwende oder die Frankfurter Siedlun- erreicht wird, aber auch die einzelnen Räume als schen mehr Raum einnehmen als bei einem Men- gen des Neuen Bauens in der Weimarer Zeit. Die klein empfunden werden. Als Grundflächen ein- schen ohne Rollstuhl oder Rollator. So empfiehlt optimierten Grundrisse waren dabei vor allem für zelner Räume galten in den 1950er-Jahren bei- die DIN 18040 für Wohnungstüren eine lichte die breite Bevölkerung gedacht. spielsweise 6 bis 9 qm für eine Koch-/Arbeitskü- Breite von mindestens 80 cm, bei Wohnungen für che, 11,5 bis 15 qm für ein Elternschlafzimmer Rollstuhlfahrer von mindestens 90 cm. Bei Bädern Raumgröße und Wohnkomfort ohne separates Kinderbett, 13,5 bis 20 qm für sieht die DIN 18040 vor, dass vor jedem Sanitär- Die Wohnungen aus der Zeit des Wiederaufbaus ein Wohnzimmer und 6,5 bis 14 qm für ein Ein- objekt (WC-Becken, Waschtisch, Dusche etc.) eine stellten trotz dieser Entwicklungen der Vor- und bettzimmer mit Einbauschrank als ausreichend Bewegungsfläche von 1,20 x 1,20 m freizuhalten Zwischenkriegszeit nicht nur für Flüchtlinge und (Quelle: K. L. Spengemann, Grundrißatlas, Gü- sei; in Wohnungen für Rollstuhlfahrer beträgt die- Ausgebombte, sondern auch für das Gros der tersloh 1955, S. 13). Aus den jeweiligen, deutlich se 1,50 x 1,50 m. Zu diesen Bewegungsflächen, neuen Bewohner einen bis dahin nicht gekann- voneinander abweichenden Grundflächen ergibt die sich überschneiden dürfen, kommen u. U. ten „modernen“ Standard an Komfort und Hygi- sich häufig auch eine stärkere Zuordnung der seitliche Bewegungsflächen, Seitenabstände oder ene bereit. Dies gilt insbesondere für die dama- Nutzungen zu einzelnen Räumen; die Wohnungen zusätzliche Anforderungen, etwa die niveauglei- lige Badausstattung und die Heizung. Viele ältere werden dadurch tendenziell als weniger flexibel che, schwellenlose Ausbildung der Dusche. Wohnungen hatten seinerzeit noch Einzelbrandö- wahrgenommen, etwa im Vergleich zu Gründer- Für die nicht durch eine DIN abgedeckten barrie- fen statt Zentralheizung, einen Badezuber im Kel- zeitwohnungen mit weniger großen Unterschie- remindernden Änderungen können beispielsweise ler und das WC außerhalb der eigenen Wohnung den in den Raumgrößen. die Vorgaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (auf „halber Treppe“), das mitunter mit anderen (KfW) für den altersgerechten Umbau herangezo- Mietern zusammen genutzt werden musste. Die Barrierefreiheit – Barriereminderung gen werden. Die im zugehörigen Merkblatt formu- neuen Wohnungen waren auch bautechnisch ein Zu dem Wandel in den allgemeinen Nutzungsan- lierten Anforderungen können auch bausteinwei- Komfortgewinn: Stahlbetondecken dämpften den forderungen tritt ein weiterer Wandel, der Men- se umgesetzt werden; im Vergleich zu den oben Schall und knarzten nicht, geringere Raumhöhen schen mit körperlichen Einschränkungen und zitierten Anforderungen wird etwa gefordert, dass waren nicht nur bautechnisch effizient, sondern deren Wohnumfeld betrifft. Barrierefreiheit und Innentüren mindestens 80 cm lichte Breite haben führten auch zu einer besseren Heizbarkeit der Barriereminderung stehen für die steigende Be- und die Bewegungsflächen vor Sanitärgegenstän- Räume, und die ersten Zweischeibenverglasun- deutung funktionsfähigen Wohnraums für Men- den 0,90 x 1,20 m betragen sollen. gen bekamen im Winter keine Eisblumen mehr. schen mit Einschränkungen. Ziel von Barrierefrei- Für die Planung einer barrierefreien oder barri- Die Komfortansprüche haben sich seither auch in heit und Barriereminderung ist, dass in einer (im erearmen Wohnung sollte daher ein Fachmann der Mitte der Gesellschaft deutlich gewandelt und Mittel) älter werdenden Gesellschaft die eigene herangezogen werden, der die Zielsetzungen der erhöht. Dies betrifft zum einen die Quadratmeter Wohnung auch bei körperlichen Einschränkungen DIN 18040 oder alternativer Regelwerke, aber je Bewohner, die im statistischen Mittel seit dem weiter nutzbar sein soll; auch für Jüngere, die auch die etwaigen konkreten Anforderungen ei- Zweiten Weltkrieg kontinuierlich steigen, zum körperliche Einschränkungen haben, sollen mehr nes künftigen Nutzers umsetzt. Hier sind bei Um- anderen aber auch die Funktionen innerhalb der entsprechende Wohnungen vorhanden sein. bauten und Modernisierungen mitunter bauliche Wohnung. Maßnahmen zur Barrierefreiheit oder Barriere- und finanzielle Grenzen gesetzt, etwa bei der 101 | MODERNE WOHNUNGEN IM BESTAND – PLANUNGSANSÄTZE UND MUSTERBEISPIELE Frage der Nachrüstung eines Fahrstuhls. Wie bei einfließen. Dies bietet sich gerade bei innerstäd- der energetischen Ertüchtigung muss die Frage tischen Wohnlagen an, die auch für ältere Men- eines auf Barrierefreiheit zielenden Umbaus vor schen die Vorteile kurzer Wege, belebter Straßen dem Hintergrund der baulich-konstruktiven Mög- und gewohnter Umgebung haben. Hier gilt es, lichkeiten und der vorhandenen Wohnungs- und auf die Möglichkeiten der jeweiligen Wohnungen Gebäudegrundrisse betrachtet werden. abgestimmte Lösungen zu entwickeln, die großzügigere Raumzuschnitte, moderne Bad- und Kü- Wohnungsmodernisierung – Prinzipien chenlösungen mit größeren Bewegungsflächen, Die Architektur des Wiederaufbaus ist vielfach Durchgangsbreiten und schwellenloser Detaillie- durch eine konstruktive Trennung von Tragsystem rung (insbesondere in Bad und WC) verbinden. und Ausbau geprägt. Dies bedeutet, dass anders Oft können beispielsweise offene Küchen sowohl als im gründerzeitlichen Wohnhaus viele innere modernen Wohnbedürfnissen dienen als auch Wände nicht tragend sind und mit einem ver- barrierearm sein. gleichsweise geringen Aufwand verändert werden können. Welche Wände tragend und welche Wohnungsmodernisierung – Musterbeispiele Wände nicht tragend sind, sollte im Zweifel ein Die Musterbeispiele für die grundrissliche Mo- Bauingenieur/Statiker klären: Zudem sollte vor dernisierung von Nachkriegswohnungen wurde Beginn einer Umbaumaßnahme bei der zuständi- zum einen anhand von zeitgenössischen Muster- gen Bauordnung der Stadt Mönchengladbach ge- grundrissen, zum anderen anhand von in Rheydt klärt werden, ob Art und Umfang der Maßnahme anzutreffenden Wohnungsgrundrissen erarbeitet. eine Baugenehmigung erfordern. Die Modellbeispiele 1 bis 3 beruhen auf Muster- Auch für die Änderungen an Grundrissen sollte ein grundrissen, die dem 1955 von K. L. Spengemann Planer herangezogen werden. Bei der Planung, publizierten Grundrissatlas entstammen. auch der umfassenden Umbauplanung, einer Das Modellbeispiel 1 zeigt eine kleine 2-Zim- meist nur der Fachmann überblicken und voraus- mer-Wohnung für seinerzeit zwei Personen mit schauend berücksichtigen kann. Die beigefügten 39,50 qm. Küche und WC liegen am knappen Ein- Mustergrundrisse sollen vor diesem Hintergrund gangsflur, Bad und Schlafraum werden über den exemplarische Lösungsvorschläge sein, die zei- Wohnraum erschlossen. Die exemplarische barri- Modellbeispiel 1: Umnutzung einer nicht barrierefreien Wohnung zu einer barrierefrei nutzbaren Wohnung für eine Person (Barrierefreies Wohnen, angelehnt an die DIN 18040, Teil 2) gen, welches Potenzial auch konventionelle Woh- errefreie Neuplanung tauscht die Funktionen Bad nungen der Wiederaufbauzeit bieten. und Küche: Die größere vormalige Küche wird zu Bei einer Anpassung von Wohnungen an einen einem barrierefreien Bad, das kleinere vormalige Abb. 96 (links): bauzeitlicher Mustergrundriss einer 2-Zimmer-Wohnung (Quelle: Spengemann Grundrissatlas 1959) zeitgemäßen Wohnkomfort können nicht nur Bad wird zu einer barrierefreien, zum Wohnraum zeitgemäße Raumzuschnitte hergestellt werden, offenen Kochnische. Der Flur wird aufgeweitet. sondern auch Aspekte der Barriereminderung Wohnraum und Schlafraum bleiben unverändert, mind. 0,80m SCHLAFEN mind. 0,80m mind. 1,20m mind. 0,80m FLUR WOHNEN AB mind. 0,80m BAD HAUSFLUR KÜCHE mind. 0,90m mind. 1,20m Maßnahmen zur Sicherstellung der Bewegungsflächen und schwellenlosen Übergänge - Bewegungsfläche 1,20 x 1,20 m, s. rote Schraffur - Bewegungsfläche 1,50 x 1,50 m, s. orangefarbene Schraffur - Modifizierung der Wohnungseingangstür, um vor der Wohnungstür eine Bewegungsfläche von 1,50 x 1,50 m zu realisieren - Lichte Türbreite im Wohngebäude, hier Wohnungseingangstür mind. 90 cm - Lichte Türbreite im Wohnbereich mind. 80 cm - ebenengleicher Austritt in die Wohnung und auf den Freisitz BALKON schwellenlos mind. 0,90m Abb. 97 (rechts): Modernisierungsvorschlag mit Maßnahmen zur räumlichen Neuorganisation: - Zusammenlegung von vormaligen WC und Flur für den Ausbau eines barrierefreien Eingangsbereiches und die Integration von Abstellschränken - Ausbau der vormaligen Küche zu einem barrierefreien Bad mit ebenengleicher Dusche - Integration einer barrierefreien Küche im vormaligen Bad und Öffnen der neuen Küche zum Wohnraum durch neuen breiten Durchgang mind. 1,20m Wohnung gibt es viele Aspekte zu beachten, die MODERNE WOHNUNGEN IM BESTAND – PLANUNGSANSÄTZE UND MUSTERBEISPIELE | 102 EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG sind jedoch nur noch für eine Singlewohnung Raum wird zum Wohnzimmer, das ehemalige Bad möbliert. Durch Maßnahmen zur Barriereminde- wird zur Küche und zum Wohnraum geöffnet. Das rung sind auch hier etliche Anforderungen der neue, größere Bad wird im Bereich der vormali- Barrierefreiheit hinsichtlich der Durchgangsbrei- gen Küche eingerichtet. Der Flur wird aufgeweitet ten und Bewegungsflächen erfüllt. und erhält anstelle von WC und Abstellraum einen Abstellschrank. Auch hier sind zugleich etliche Das Modellbeispiel 2 zeigt eine 3-Zimmer-Woh- Anforderungen der Barrierefreiheit hinsichtlich nung für vier Personen und einer Wohnfläche der Durchgangsbreiten und Bewegungsflächen von 64,40 qm. Die Wohnung ist um einen innen erfüllt, etwa im barrierefreien Bad. liegenden Flur organisiert, Wohnraum und Schlaf- Die drei Modellbeispiele umfassen bewusst Klein- räume sind relativ gleichwertig in der Größe, Bad wohnungen, da die Problematik einer Anpassung und Küche sind nach heutigem Verständnis klein, an zeitgemäße Wohnbedürfnisse dort oft beson- ein Abstellraum ist nicht vorhanden. Die exemp- ders deutlich wird. Die angewandten Prinzipien larische barrierefreie Neuplanung sieht nun vor, einer grundrisslichen Neuorganisation können auf den Wohnraum und das benachbarte Schlafzim- größere Wohnungen übertragen werden, wobei mer zu einem großen Wohn-Ess-Bereich zu ver- aus Kostengründen die Lage der vorhandenen In- binden. Die Küche wird zum Essbereich geöffnet stallation (v. a. Steigleitungen für Frisch- und Ab- und kann in diesen erweitert werden; das Bad wasser sowie Gas) planerisch berücksichtigt und wird im Bereich des vormaligen separaten WCs möglichst beibehalten werden sollte. Modellbeispiel 2: Umnutzung einer nicht barrierefreien Wohnung zu einer barrierefrei nutzbaren Wohnung für zwei Personen (Barrierefreies Wohnen, angelehnt an die DIN 18040, Teil 2) Abb. 98 (links): Bauzeitlicher Mustergrundriss einer 3-Zimmer-Wohnung (Quelle: Spengemann Grundrissatlas 1959) Abb. 99 (rechts): Modernisierungsvorschlag mit Maßnahmen zur räumlichen Neuorganisation: - Umbau des vormaligen WCs und der vormaligen Küche zu einem neuen barrierefreien Bad mit ebenengleicher Dusche und einer neuen barrierefreien Küche, die sich zum Wohn-Ess-Bereich öffnet - Zusammenlegen von vormaligen Wohnzimmer und vormaligen Schlafzimmer zu einem gemeinsamen Wohn-Ess-Bereich - Aufgabe des vormaligen Bades zugunsten einer barrierefreien Ankleide und eines Abstellraums Maßnahmen zur Sicherstellung der Bewegungsflächen und schwellenlosen Übergänge: - Bewegungsfläche 1,20 x 1,20 m, s. rote Schraffur - Ausbildung der Ankleide, um Schrankstellflächen im Schlafzimmer zu reduzieren, um die erforderlichen Bewegungsflächen zu gewährleisten - Lichte Türbreite im Wohngebäude, hier Wohnungseingangstür mind. 90 cm - Lichte Türbreite im Wohnbereich mind. 80 cm Anmerkung Abweichungen: - Die für Hausflure empfohlende Breite von 1,50 m vor „Türen mit gegenüberliegender Wand“ wäre in diesem Fallbeispiel nicht zu realisieren. neu organisiert. Das vorherige Bad erweitert das verbleibende Schlafzimmer als Schrankzimmer, Die Zusammenlegung von Kleinwohnungen an der kleine Nebenflur wird zum Abstellraum. Diese einem örtlichen Beispiel wird im Modellbeispiel 4 großzügigere, nunmehr für zwei Bewohner kon- anhand des Gebäudes Hauptstraße 46 dargestellt zipierte Wohnung erfüllt zugleich etliche Anforde- (s. S. 105). Das viergeschossige Gebäude gehört rungen der Barrierefreiheit hinsichtlich der Durch- zu den sog. Kopfbauten der Kammbebauung an gangsbreiten und Bewegungsflächen. der Südseite der Hauptstraße und verfügt über ein Ladenlokal im Erdgeschoss sowie Wohnungen in Das Modellbeispiel 3 zeigt eine 2-Zimmer-Woh- den drei Obergeschossen. Die Wohnungen sind nung für zwei Personen mit 45,60 m . Auch hier über ein innen liegendes, großzügiges Treppen- sind Wohn- und Schlafraum ähnlich groß, das Bad haus erschlossen, diese sind lt. Baueingabepläne ist über die Küche zu erreichen. Die exemplari- 1- bis 2-Zimmer-Wohnungen und haben in den sche barrierefreie Neuplanung wandelt die Woh- beiden Hauptgeschossen (1. und 2. OG) Woh- nung zur Singlewohnung um; der etwas größere nungsgrößen zwischen ca. 38 qm und ca. 59 qm mind. 0,90m mind. 0,90m mind. 1,20m WOHNEN SCHLAFEN AB mind. 0,90m HAUSFLUR FLUR mind. 0,80m BAD 103 | MODERNE WOHNUNGEN IM BESTAND – PLANUNGSANSÄTZE UND MUSTERBEISPIELE mind. 0,80m mind. 1,20m mind. 0,80m ebengleiche Dusche 1,20mx1,20m mind. 0,80m 2 ESSEN KÜCHE mögl. Erweiterung Küchenzeile (insgesamt ca. 347 qm) bei sieben Wohnungen je Etage. Die Bäder sind lediglich zwischen ca. 3,5 qm und 5 qm klein. Die kleinste Wohneinheit ist zudem nur zur nördlich gelegenen Hauptstraße orientiert und damit nicht ausreichend belichtet. In der exemplarischen Neuplanung sind die Wohnungsflächen zu drei 3-Zimmer-Wohnungen zusammengelegt, wobei die tragenden Stützen und Wände erhalten bleiben. Jede Wohnung hat einen großzügigen, nach Süden orientierten Wohnbereich mit Balkon oder Wintergarten, ein natürlich belichtetes Bad und eine zum Wohn-Ess-Bereich geöffnete Küche. Eine Wohnung ist behinderModellbeispiel 3: Umnutzung einer nicht barrierefreien Wohnung zu einer barrierefrei nutzbaren Wohnung für eine Person (Barrierefreies Wohnen, angelehnt an die DIN 18040, Teil 2) tengerecht konzipiert, dort sind entsprechend Abb. 100 (links): bauzeitlicher Mustergrundriss einer 3-Zimmer-Wohnung (Quelle: Spengemann Grundrissatlas 1959) Aufzug, der im Erdgeschoss einen Nebenraum Abb. 101 (rechts): Modernisierungsvorschlag mit Maßnahmen zur räumlichen Neuorganisation: - Tausch von Wohn- und Schlafzimmer - Umbau der vormaligen Küche zu einem neuen barrierefreien Bad mit ebenengleicher Dusche - Einbau einer barrierefreien Küche, die sich zum Wohnraum öffnet in das vormalige Bad, - Aufgabe des vormaligen WCs und Abstellraums zugunsten eines tiefen Abstellschrankes und eines breiteren Flurs Maßnahmen zur Sicherstellung der Bewegungsflächen und schwellenlosen Übergänge: - Bewegungsfläche 1,20 x 1,20 m, s. rote Schraffur - Bewegungsfläche 1,50 x 1,50 m, s. orangefarbene Schraffur - Lichte Türbreite im Wohngebäude, hier Wohnungseingangstür mind. 90 cm - Lichte Türbreite im Wohnbereich mind. 80 cm die Gangbreite des zentralen Treppenhauses wird der gültigen DIN ein barrierefreies und ein nicht barrierefreies Bad vorhanden. Ein nachgerüsteter des Ladenlokals nutzt, erschließt die Geschosse; am Aufzug auf die erforderliche Breite erweitert. Das Modellbeispiel 5 soll anhand des Gebäudes Limitenstraße 39 beispielhaft veranschaulichen, dass durch kleine Veränderungen in den nicht tragenden Strukturen (Abbruch oder Versetzen von nicht tragenden Wänden, Zusammenlegung von Wohnungen oder einzelnen Räumen, Tausch von Funtionen) auch in den auf Minimierung ausgelegten Wohnungsgrundrissen des Wiederaufbaus Potenzial für zeitgemäßes, komfortables Wohnen zu finden ist (s. S. 105). mind. 1,20m KÜCHE BAD WOHNEN AB mind. 0,80m FLUR mind. 0,80m mind. 0,80m SCHLAFEN mind. 0,90m HAUSFLUR MODERNE WOHNUNGEN IM BESTAND – PLANUNGSANSÄTZE UND MUSTERBEISPIELE | 104 EMPFEHLUNGEN ZUR MODERNISIERUNG WINTERGARTEN WOHNEN ESSEN KÜCHE SCHLAFEN AB AB SCHLAFEN BAD BALKON BALKON SCHLAFEN mind. 0,80m WC WOHNEN/ ESSEN mind. 0,80m WOHNEN/ ESSEN KÜCHE KÜCHE Fahrstuhl Behindertengerecht 1,40m x 1,10m SCHLAFEN WC BAD mind. 1,20m AB FLUR mind. 0,80m FLUR mind. 0,80m FLUR mind. 1,20m mind. 0,90m BAD (BARRIEREFREI) SCHLAFEN BAD FLUR mind. 0,80m SCHLAFEN SCHLAFEN mind. 0,80m SCHLAFEN SCHLAFEN BALKON SCHLAFEN ZIMMER BALKON BAD BAD WHG 1 FLUR ZIMMER WHG 2 FLUR HAUSFLUR KÜCHE WOHNEN AB AB KÜCHE 105 | MODERNE WOHNUNGEN IM BESTAND – PLANUNGSANSÄTZE UND MUSTERBEISPIELE WOHNEN Modellbeispiel 4 (oben): Beispiel Hauptstraße 46: Grundriss 1. Obergeschoss gemäß Baueingabeplan (Quelle: Hausakte) Abb. 102 (oben links): Beispiel Hauptstraße 46: sieben unterschiedlich große Wohnungen, darunter eine reine Nordwohnung mit Flächen zwischen ca. 38 qm und ca. 59 qm Abb. 103 (oben rechts): Modernisierungsvorschlag mit Maßnahmen zur räumlichen Neuorganisation: - Einbau eines Aufzugs (im Erdgeschoss in Nebenraum des Ladenlokals), alternativ auch im Luftraum des Treppenraums möglich - Zusammenlegung der bisherigen Wohnungsflächen zu drei größeren Wohneinheiten mit je 3 Schlafzimmern, Wohn-Ess-Bereich mit offener Küche, Bad und separatem WC – Exemplarische Planung einer behindertengerechten Wohnung mit einem barrierefreien und einem nicht barrierefreien Bad gemäß DIN 18040, Bewegungsflächen s. Schraffur – Rückwärtige Ergänzung von Balkonen bzw. Einfügung eines Wintergartens - Neue Wohnungsgrößen ca. 110 m2 (rückwärtige Wohnung) bzw. ca. 120 m2 (vordere Wohnungen) Modellbeispiel 5 (unten): Beispiel Limitenstraße 39: Grundriss 1. Obergeschoss gemäß Baueingabeplan (Quelle: Hausakte) Abb. 104 (links): Beispiel Limitenstraße 39: 3 Wohnungen je Geschoss mit einer Wohnfläche von ca. 50 bis 90 qm Abb. 105 (rechts): Modernisierungsvorschlag mit Maßnahmen zur räumlichen Neuorganisation: – Realisierung von zwei statt drei Wohnungen je Geschoss mit einer Wohnfläche von jeweils ca. 100 qm – Zusammenlegung des Wohn- und Essbereiches zu einem großen Wohnbereich – räumliche Zuordnung der Küche zum Wohnbereich – Einbau eines großzügigen Bades in vormalige Küche - Vergrößerung des Schlafzimmers durch Zusammenlegung mit vormaligem Bad und einem Teil des Flurs - Optische Öffnung und indirekte Belichtung des Flurs zum Wohnbereich durch doppelflügeligen, verglasten Durchgang - Verbreiterung des vorhandenen Balkons zum Innenhof MODERNE WOHNUNGEN IM BESTAND – PLANUNGSANSÄTZE UND MUSTERBEISPIELE | 106 FÖRDERMÖGLICHKEITEN ÜBERSICHT DER WESENTLICHEN FÖRDERMÖGLICHKEITEN: INTERNETPORTAL ZUR SUCHE NACH GEEIGNETEN FÖRDERPROGRAMMEN: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: www.foerderdatenbank.de Förderprodukte für Bestandsimmobilien KfW Förderbereich: Wohnungsmodernisierung Förderart: zinsgünstige Kredite und Zuschüsse Förderberechtigte: Unternehmen; Kommune; öffentl. Einrichtung; Privatperson; Verband/Vereinigung Ansprechpartner: KfW Bankengruppe Ziel und Gegenstand: Die KfW fördert die Modernisierungen von Bestandsbauten mit zinsgünstigen Krediten und Zuschüssen. Schwerpunkte der Förderung sind u. a.: – altersgerechtes Umbauen – energieeffizientes Sanieren und energetische Ertüchtigung von Baudenkmalen und Bauten mit besonders erhaltenswerter Bausubstanz: Weil die energetische Sanierung von Baudenkmalen und besonders erhaltenswerter Bausubstanz nicht immer vollständig mit Denkmalschutzauflagen vereinbar ist, bietet die KfW für solche Gebäude erleichterte Fördervoraussetzungen. – baubegleitende Beratung Förderung von investiven Maßnahmen im Bestand (RL BestandsInvest) Förderbereich: Wohnungsmodernisierung Förderart: Darlehen Förderberechtigte: Unternehmen; Privatperson; Verband/Vereinigung Ansprechpartner: zuständiges Amt für Wohnungswesen; NRW.BANK Ziel und Gegenstand: Das Land Nordrhein-Westfalen gewährt Darlehen zur Verbesserung von Wohnangeboten insbesondere für ältere und pflegebedürftige Menschen. Schwerpunkte der Förderung sind: – bauliche Maßnahmen zur Reduzierung von Barrieren im Wohnungsbestand – bauliche Anpassung und Modernisierung von bestehenden Altenwohn- und Pflegeheimen, – wohnungswirtschaftliche Maßnahmen des Stadtumbaus bei hochverdichteten Sozialwohnungsbeständen der 1960er- und 1970er-Jahre in Verbindung mit integrierten Bewirtschaftungskonzepten – denkmalgerechte Erneuerung von selbst genutztem Wohnraum in Werks- und Genossenschaftssiedlungen und in historischen Stadt- und Ortskernen sowie in Stadterneuerungsgebieten – bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz im Wohnungsbestand und in bestehenden vollstationären Dauerpflegeeinrichtungen. Förderprogramm NRW.BANK Gebäudesanierung Förderbereich: Energieeffizienz, erneuerbare Energien; Wohnungsmodernisierung Förderart: Darlehen Förderberechtigte:Privatperson Ansprechpartner:NRW.BANK Ziel und Gegenstand: Die NRW.BANK fördert Investitionsvorhaben zur Steigerung der Energieeffizienz, zur Verbesserung des Umweltschutzes sowie des barrierefreien Umbaus an selbst genutztem Wohneigentum. Schwerpunkte der Förderung sind: – Verbesserung der Energieeffizienz und Erneuerung von Heizungsanlagen oder deren Komponenten sowie unmittelbar dadurch notwendige Maßnahmen – Modernisierung und Instandsetzung, Behebung baulicher Mängel – Barrierereduzierung 107 | FÖRDERMÖGLICHKEITEN KURZE ÜBERSICHT ZU STEUERLICHEN ABSCHREIBUNGSMÖGLICHKEITEN BEI DENKMALEN UND GEBÄUDEN IN EINEM DENKMALBEREICH: AUSFÜHRLICHE INFORMATIONEN: Broschüre „Steuertipps für Denkmaleigentümer“, zuletzt erschienen 2009 Herausgegeben vom Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW, in Zusammenarbeit mit dem Finanzministerium des Landes NRW Abrufbar im Internet: http://www.mbwsv.nrw.de/stadtentwicklung/_pdf_container/Brosch_SteuertippDenkmal_09.pdf Erhöhte Abschreibungsmöglichkeiten (sog. Denkmal-AfA) Bei Gebäuden und Gebäudeteilen, die als Baudenkmal un­ter Schutz gestellt sind, können für nachträgliche Anschaf­fungs- oder Herstellungskosten anstelle der üblichen linea­ren Abschreibung erhöhte Absetzungen in Anspruch ge­nommen werden. Die erhöhten Absetzungen betragen im Jahr der Fertigstel­lung und den folgenden sieben Jahren jeweils 9 % und in den darauf folgenden vier Jahren jeweils 7 % der begüns­tigten Anschaffungs- oder Herstellungskosten. Bei entsprechenden Maßnahmen an einem zu eigenen Wohnzwecken genutzten Baudenkmal können – unter den näheren steuerrechtlichen und denkmalfachlichen Voraussetzungen des § 7 i Einkommensteuergesetz (EStG) – im Jahr des Abschlusses der Baumaßnahme und in den neun folgenden Jahren jeweils bis zu 9 % wie Sonderausgaben abgezogen werden. Aufgrund der Komplexität dieser steuerrechtlichen Thematik ist es ratsam, sich hierzu im Vorfeld durch einen Fachmann (etwa einen Steuerberater) beraten zu lassen, der auch die persönlichen Rahmenbedingungen ausreichend berücksichtigen kann. Voraussetzung ist: Das betreffende Gebäude oder der Gebäudeteil muss ein geschütztes Baudenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes NRW (DSchG) sein. Dies ist dann gegeben, wenn das Gebäude oder der Gebäudeteil nach § 3 DSchG in die Denkmalliste eingetragen ist oder gemäß § 4 DSchG als vorläufig eingetragen gilt. Begünstigt sind grundsätzlich nur Anschaffungs- und Herstellungskosten, die dem Baudenkmal zuzurechnen sind. Die Anschaffungskosten für den Erwerb der Altbausubstanz können nicht erhöht abgeschrieben werden. Die erhöhten Absetzungen kommen auch bei Gebäuden in Betracht, die zwar selbst kein Baudenkmal sind, aber in­nerhalb eines Denkmalbereichs liegen, wie er für einen Teil der Rheydter Innenstadt beabsichtigt ist. Begünstigt sind in diesem Fall nur die Herstellungskosten der Teile des Gebäudes, die nach Art und Umfang zur Erhaltung des schützenswerten äußeren Erschei­nungsbildes des Denkmalbereichs erforderlich sind – beispielsweise die Fassade. Näheres ergibt sich u. a. aus der Satzung des Denkmalbereichs und sollte im Zuge einer Beratung durch die Untere Denkmalbehörde erfragt werden. Die Bescheinigung für erhöhte Abschreibungsmöglichkeiten gemäß § 40 DSchG kann nur erteilt werden, wenn die Baumaßnahmen in Abstimmung mit der Stadt Mönchengladbach vorgenom­men worden sind. Der Bauherr muss also vor Beginn der Baumaßnahmen diese im Einzelnen mit der zuständigen Unteren Denkmalbehörde abstimmen. Diese wird hierzu den Landschaftsverband – LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland – hinzuziehen. Im Rah­men der fachlichen Abstimmung ist Klarheit darüber herbeizuführen, welche Baumaßnahmen oder Gewerke für eine erhöhte Abschreibung bescheinigt werden können. Bauliche Maßnahmen zur Anpassung eines Baudenkmals an einen zeitgemäßen Nutzungsstandard sind begünstigt, beispielsweise die Aufwendungen für eine zeitgemäße Haustechnik, die Heizungsanlage, die Toilette, das Badezimmer usw., nicht jedoch Aufwendungen für Einbaumö­bel, Beleuchtungskörper oder Einrichtungsgegenstände. Nur tatsächlich angefallene Aufwendungen sind beschei­nigungsfähig. Dazu gehört nicht der Wertansatz für die eigene Arbeitsleistung der Denkmaleigentümer oder für unentgeltlich Beschäftigte, weil ersparte Kosten steuerrechtlich nicht berücksichtigt werden können. Für die Bescheinigung sind Originalrechnungen vorzulegen, die prüffähig zusammengestellt sein müssen. Genauere Auskünfte erteilt die Untere Denkmalbehörde der Stadt Mönchengladbach. FÖRDERMÖGLICHKEITEN | 108 FUSSNOTEN KAPITEL 1 1 Landschaftsverband Rheinland, Amt für rheinische Landeskunde Bonn (Hg.): Rheinischer Städteatlas Rheydt (= Lieferung IX Nr. 52). Köln 1989, Textbeilage (folgende Angaben nach dieser Quelle, sofern nicht anders angegeben). 2 Hausaktenkammer Mönchengladbach, Hausakte Waisenhausstraße 40, Notiz 1951. 3 Landschaftsverband Rheinland, Amt für rheinische Landeskunde Bonn (Hg.): Rheinischer Städteatlas Rheydt (= Lieferung IX Nr. 52). Köln 1989, Textbeilage 4 Wolfgang Löhr (Hg.): Loca Desiderata. Mönchengladbacher Stadtgeschichte. Band 3.1. Köln 2003, S. 304-311. BILD- UND QUELLENNACHWEIS „Reichswerke AG für Waffen- und Maschinenbau Hermann Göring“, und den sog. Schiffahrtsblock, d.h. die „Reichswerke AG für Binnenschiffahrt Hermann Göring“. Siehe: Walter Naasner: Neue Machtzentren in der deutschen Kriegswirtschaft 1942-1945. Die Wirtschaftsorganisation der SS, das Amt des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz und das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition / Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. (= Schriften des Bundesarchivs 45). Boppard 1994, FN 226. 13 Stadtarchiv Mönchengladbach, Sign. Akte 25b/5, Bericht über die Tätigkeit des Hauptausschusses. Historische Aufnahmen sind, soweit möglich, in den Bildunterschriften mit Einzelsignatur nachgewiesen. Die zugehörigen Archivsignaturen bezeichnen folgende Archive: – HA Erzbistum Köln: Historisches Archiv des Erzbistums Köln (AEK) – Stadtarchiv MG: Stadtarchiv Mönchengladbach Quellennachweis für nicht in den Bildunterschriften nachgewiesene Abbildungen: – Abb. 73: Max von Trott zu Solz, Eisenach 5 Werner Durth, Niels Gutschow: Träume in Trümmern. Planungen zum Wiederaufbau zerstörter Städte im Westen Deutschlands. Erster Band Konzepte. Braunschweig/Wiesbaden 1988, S. 66. 14 Alfons Leitl: Aus der Planung der Stadt Rheydt, In: Baukunst und Werkform 1952, Heft 12, S. 18-23, hier S. 20 (darin enthalten: Ippendorf: Die Durchführung der Rheydter Stadtplanung S. 21-22). – Abb. 76: INTHERMO GmbH 6 Verwaltungsbericht Rheydt 1945-47, zit. nach Johannes Busmann: Die revidierte Moderne. Der Architekt Alfons Leitl 1909-1975. Wuppertal 1995, S. 71. 15 Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz. Architektur des Untergangs. Wien 1998, S. 798. – Abb. 81: Multipor 16 Johannes Busmann: Die revidierte Moderne. Der Architekt Alfons Leitl 1909-1975. Wuppertal 1995, S. 168. – Abb. 84: puren gmbh 7 Wolfgang Löhr (Hg.): Loca Desiderata. Mönchengladbacher Stadtgeschichte. Band 3.1. Köln 2003, S. 341. 8 Stadtarchiv Mönchengladbach, Sign. Akte 25b/5, Bericht über die Tätigkeit des Hauptausschusses. 9 Werner Durth, Niels Gutschow: Träume in Trümmern. Planungen zum Wiederaufbau zerstörter Städte im Westen Deutschlands. Erster Band Konzepte. Braunschweig/Wiesbaden 1988, S. 55-93. – Im Stadtarchiv Mönchengladbach hat sich ein Text über den „Zeitlichen Ablauf der Stadtplanungsarbeiten“ erhalten, in dem der am 1.9.1945 eingesetzte Rheydter Stadtbaurat Kurt Pieper eine Chronologie der stadtplanerischen Aktivitäten zwischen 1940 und 1945 gibt, siehe: Stadtarchiv Mönchengladbach, Sign. Akte 25c/3989, Band 1. 10 Winter war seinerzeit im Bauamt der Reichsjugendführung tätig (1944 im Range eines Oberstammführers der Hitlerjugend, entspricht dem Rang eines Oberstleutnants) und mitverantwortlich für die planerischen Vorgaben u. a. für HJ-Heime, von denen er selbst mehrere errichtete. Siehe: Reichsjugendführung der NSDAP (Hg.), Friedrich G. Winter (Bearb.): Jugendwohnheime in ihrer baulichen Gestaltung. o. O. [1944]. Zur Planung Winters siehe: Stadtarchiv Mönchengladbach, Sign. Akte 25c/3989, Band 1: Ausstellungsbroschüre „Ausstellung Düsseldorfer Architekten“, Kunsthalle Düsseldorf 9. Mai bis 10. Juni 1948. Winter zeigte neben diversen Bauprojekten offenbar elf Pläne zu Rheydt, die im Katalog mit „455-465 Vorentwurf zum Aufbauplan von Gladbach-Rheydt 1945“ aufgeführt sind. 11 Folgende Angaben nach: Johannes Busmann: Die revidierte Moderne. Der Architekt Alfons Leitl 1909-1975. Wuppertal 1995, v. a. S. 11-17. 12 Die „Reichswerke AG Hermann Göring“ war unterteilt in den sog. Montanblock, d.h. die „Reichswerke AG für Berg- und Hüttenbetriebe Hermann Göring“, den sog. Waffenblock, d.h. die 17 Stadtarchiv Mönchengladbach, Sign. Akte 25b/5, Protokoll der nichtöffentlichen Ratssitzung vom 30.12.1947. Zitat Basarstraße S. 31. 18 Städtisches Museum Rheydt: 3 Zi. KB. Gladbacher Familien und Gladbacher Häuser. 12.2.-10.6.2012. Siehe hierzu auch der Katalog zur Ausstellung mit dem Beitrag von Christian Wolfsberger: Der Bauleitplan von 1948 für Rheydt, S. 30-33. 19 Gudrun Escher: Wesel, eine Stadt des Wiederaufbaus, In: Eva Dietrich u.a. (Hg.): Zukunft braucht Herkunft. Beiträge zur städtebaulichen Denmalpflege. Essen 2011, S. 86-97. – Abb. 78: Knauf Insulation GmbH – Abb. 80: CLAYTEC – Abb. 83: Thomas Eidam – Abb. 85: Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – Abb. 86: Franz Baumann KG, Rosenheim – Abb. 87: DEUTSCHE ROCKWOOL – Abb. 88: Bauer Digital KG – Abb. 89: Franz Pfluegel (www.immonet.at) Alle übrigen Abbildungen: Strauß & Fischer Historische Bauwerke, GBR Stadt Mönchengladbach Der Oberbürgermeister Dezernat für Planen und Bauen Fachbereich Stadtentwicklung und Planung 41050 Mönchengladbach Gefördert durch: