9-7 Überspannungsschutz für Anlagen und Geräte der

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Überspannungsschutz
für Anlagen und Geräte der Niederspannung
1. Einleitung
2. Entstehung von Überspannungen
Wie die Statistiken der Schadensversicherer regelmäßig aufzeigen, machen Blitz- und Überspannungsschäden einen beträchtlichen Anteil des gesamten
Schadensaufwandes aus. Nur ein nach DIN EN 62305
errichtetes, vollständiges Blitzschutzsystem, welches
auf der Basis einer guten Erdungsanlage aufbaut, und
sowohl den Äußeren Blitzschutz, als auch Überspannungsschutzmaßnahmen beinhaltet, ist in der Lage
physikalische Schäden an einer baulichen Anlage wirkungsvoll zu verhindern. Der Äußere Blitzschutz kann
zwar ein Gebäude vor direkten Blitzeinwirkungen bewahren, aber er kann nicht verhindern, dass das Erdpotential des getroffenen Objektes um einige 100kV
angehoben wird. Dies führt zu Isolationsüberschlägen
an der Elektroinstallation und den daran angeschlossenen elektrischen und elektronischen Einrichtungen.
2.1 Blitzentladungen (LEMP: Lightning electromagnetic impulse)
Eine Ursache für die Entstehung von Überspannungen sind Blitzentladungen. Die dabei in oder an einer
baulichen Anlage verursachten Schäden hängen unter anderem von der Lage der Einschlagstelle und der
Amplitude des Blitzstroms ab. Nach DIN EN 62305
werden die folgenden Schadensquellen unterschieden:
S1: Blitzeinschläge in die bauliche Anlage;
S2: Blitzeinschläge neben der baulichen Anlage;
S3: Blitzeinschläge in die Versorgungsleitungen, die in
die bauliche Anlage eingeführt sind;
S4: Blitzeinschläge neben den Versorgungsleitungen,
die in die bauliche Anlage eingeführt sind.
Umfangreiche statistische Auswertungen haben die
folgende Häufigkeitsverteilung von Blitzströmen ergeben:
Tabelle 1
Bild 1
Verfasser: Klaus Gottschalk
2.2 Schalthandlungen (SEMP: Switching electromagnetic pulse)
Zu den Schalthandlungen zählen das Schalten großer
induktiver und kapazitiver Lasten, das Auslösen von
Sicherungen, Kurzschlüsse und Unterbrechungen im
Stromversorgungsnetz usw.. Sie sind die häufigste Ursache für die Entstehung von Überspannungen. Die
Höhe der zu erwartenden Überspannungen hängt von
vielen unterschiedlichen Faktoren ab, wie etwa dem
Netzsystem und der Art der Schalthandlung.
Stand 04/2012
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Überspannungsschutz
für Anlagen und Geräte der Niederspannung
2.3 Elektrostatische Entladungen
(ESD: Electrostatic discharge)
Elektrostatische Entladungen werden anders als bei
Blitzentladungen nicht von außen in die bauliche Anlage oder an ein System geführt, sondern dort selbst erzeugt. ESD ist die Entladung einer Potentialdifferenz,
die meist durch Reibung, wie etwa beim Laufen über
einen Teppichboden, entsteht. Elektrostatische Entladungen sind für Menschen ungefährlich, können aber
Schäden an elektronischen Bauteilen herbeiführen. In
der Industrie schützt man sensible Komponenten z.B.
durch spezielle ESD - Arbeitsplätze oder besondere
Bauteilverpackungen.
3. Einkopplung von Überspannungen
3.1 EMV Beeinflussungsmodell
Bild 2 zeigt das EMV Beeinflussungsmodell. Das
Modell beinhaltet eine Störquelle als Erzeuger einer
Störung und eine Störsenke, die durch die Störung
beeinträchtigt werden kann. Störquelle und Störsenke
sind über einen physikalischen Mechanismus verbunden, der als Kopplung oder Kopplungsmechanismus
bezeichnet wird. Als Störquelle wirken z.B. Blitzentladungen oder Schalthandlungen. Störsenke sind die
elektrischen und elektronischen Einrichtungen einer
baulichen Anlage.
Bild 2
3.2 Galvanische Kopplung
Die galvanische Kopplung erfolgt über eine
gemeinsame Impedanz. Bei einem Direkteinschlag in die Blitzschutzanlage eines
Gebäudes verursacht der Blitzstrom am
Stoßerdungswiderstand eine Potentialanhebung. Über den Potentialausgleich wird
dadurch eine Überspannung in alle angeschlossenen Leitungen eingekoppelt.
Verfasser: Klaus Gottschalk
3.3 Induktive Kopplung
Bei der induktiven Kopplung wird, nach
dem Transformatorprinzip, Energie durch
ein gemeinsames Magnetfeld übertragen.
Die induktive Kopplung wirkt sich meist
deutlich stärker als die kapazitive Kopplung aus. Vermeidung: Schleifenfläche
verringern, z.B. durch optimierte Verlegung
Schirmungsmaßnahmen (Schirm beidseitig geerdet)
3.4 Kapazitive Kopplung
Die Kapazitive Kopplung erfolgt durch
das elektrische Feld. Sie wirkt zwischen
voneinander isolierten Leitern, die sich
auf unterschiedlichem Potential befinden. Vermeidung: Schirmungsmaßnahmen
4. Unterscheidung von transienten und
temporären Überspannungen
4.1 Transiente Überspannungen
Transiente Überspannungen, zu denen auch Blitz- und
Schaltüberspannungen zählen, sind kurzzeitige Überspannungen von nur einigen Millisekunden Dauer
oder weniger. Überspannungsschutzgeräte sind dazu
bestimmt, transiente Überspannungen zu begrenzen.
4.2 Temporäre Überspannungen
Temporäre oder auch zeitweilige Überspannungen
entstehen aufgrund von Netzfehlern, wie z. B. Neutralleiterunterbrechnungen (siehe 4.3) und treten für die
Dauer von einigen Zehntel Sekunden bis zu einigen
Sekunden auf.
4.3 Neutralleiterunterbrechung
Eine Ursache für Spannungserhöhungen können Neutralleiterunterbrechungen sein. Im Drehstromnetz liegt
an jedem Strang die gleiche Spannung. Eine ungleichmäßige Belastung durch die Verbraucher wird über
den im Neutralleiter fließenden Strom ausgeglichen.
Kommt es aber zu einer Unterbrechung des Neutralleiters bilden die Verbraucher einen unbestimmten
Ersatzsternpunkt und die Spannung an den angeschlossenen Geräten kann deutlich über der Gerätenennspannung liegen. Durch die überhöhte Spannung
Stand 04/2012
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Überspannungsschutz
für Anlagen und Geräte der Niederspannung
können angeschlossene Geräte beschädigt werden,
auch wenn die Neutralleiterunterbrechung nur wenige
Sekunden andauert. Installierte Überspannungsableiter können nicht vor Spannungserhöhungen schützen,
die durch Neutralleiterunterbrechungen entstehen.
Bild 6
5. Potentialausgleich
5.1 Vollständiger Potentialausgleich
Um sich effektiv gegen die Auswirkungen von Überspannungen schützen zu können, gibt es die Möglichkeit des vollständigen Potentialausgleichs oder der
vollständigen Isolierung einer Anlage oder eines Systems. Die vollständige Isolierung lässt sich in der Praxis allerdings, außer bei z. B. kleinen akkubetriebenen
Geräten, kaum durchführen. Für einen vollständigen
Potentialausgleich müssen alle elektrisch leitfähigen
Teile in den Potentialausgleich einbezogen werden.
5.2 Potentialausgleich für aktive Leiter / Wirkungsweise von SPDs
Da ein direkter Anschluss der aktiven Leiter der energie- und informationstechnischen Kabel an den Potentialausgleich nicht möglich ist, werden sie durch Überspannungsableiter indirekt eingebunden. Überspannungsableiter haben unter normalen Bedingungen
keinen großen Einfluss auf die angeschlossenen Anlagen und Systeme, aber für den Moment des Auftretens transienter Überspannungen verkleinert sich ihre
Impedanz deutlich. Dadurch werden alle am Schutzgerät angeschlossenen Leiter auf annähernd gleiches
Potential gebracht, die Überspannungen werden wirksam begrenzt und Stoßströme abgeleitet. Nach dem
Ableitvorgang geht das Schutzgerät wieder in seinen
normalen Betriebszustand über.
6. Blitzschutzzonen-Konzept nach DIN EN 62305-4
Als Basis für die Planung von Überspannungsschutzmaßnahmen in einer baulichen Anlage wird das Blitzschutzzonen-Konzept nach DIN EN 62305-4 herangezogen. Die bauliche Anlage wird in unterschiedliche
Blitzschutzzonen (LPZ) eingeteilt. Das sind Zonen, in
denen der Bedrohungspegel durch die elektromagnetischen Auswirkungen des Blitzstroms und die Störfestigkeit der Systeme innerhalb dieser Zone aufeinander abgestimmt sind. Hinsichtlich der Störfestigkeit
der Systeme muss die DIN EN 60664-1; VDE 0110-1
(Isolationskoordination für elektrische Betriebsmittel in
Niederspannungsanlagen) beachtet werden.
Abhängig von der Art der Blitzbedrohung definiert die
DIN EN 62305-4 folgende Blitzschutzzonen (LPZ):
Äußere Zonen
LPZ 0: Zone, die durch das ungedämpfte elektromagnetische Feld des Blitzes gefährdet
ist, und in der die inneren Systeme dem
vollen oder anteiligen Blitzstrom ausgesetzt sein können. LPZ 0 wird unterteilt in:
LPZ 0A: Zone, die durch direkte Blitzeinschläge
und das volle elektromagnetische Feld des
Blitzes gefährdet ist. Die inneren Systeme
können dem vollen Blitzstrom ausgesetzt
sein;
LPZ 0B: Zone, die gegen direkte Blitzeinschläge
geschützt, aber durch das volle elektromagnetische Feld des Blitzes gefährdet ist.
Die inneren Systeme können anteiligen
Blitzströmen ausgesetzt sein.
Innere Zonen
(Geschützt gegen direkte Blitzeinschläge)
LPZ 1: Zone, in der Stoßströme durch Stromaufteilung und durch SPDs an den Zonengrenzen begrenzt werden. Das elektromagnetische Feld des Blitzes kann durch
räumliche Schirmung gedämpft sein.
LPZ 2 ...n: Zone, in der Stoßströme durch Stromaufteilung und durch zusätzliche SPDs an
den Zonengrenzen weiter begrenzt werden können. Das elektromagnetische Feld
des Blitzes kann durch zusätzliche räumliche Schirmung weiter gedämpft sein.
DIN EN 62305-4
Wie man erkennen kann, unterschieden sich die aufeinander folgenden Zonen wesentlich im Bedrohungspegel.
Verfasser: Klaus Gottschalk
Stand 04/2012
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Überspannungsschutz
Überspannungsschutz
Anlagenund
undGeräte
Geräte der
fürfür
Anlagen
der Niederspannung
Niederspannung
© Vervielfältigung und Veröffentlichung nur mit Genehmigung vom
An allen Zonengrenzen werden ÜberspannungsAn
allen Zonengrenzen
werden
Überspannungsschutzgeräte
für die energieund informationstechschutzgeräte
für
die
energieund
informationstechninischen Kabel installiert. Die Auswahl der Ableischen
Kabel
installiert.
Die Auswahl
derBlitzschutzAbleitertypen
tertypen,
unter
Berücksichtigung
des
unter
Berücksichtigung
zonen-Konzeptes,
zeigtdes
dieBlitzschutzzonen-KonzepTabelle 2.
tes zeigt die Tabelle 2.
7.Zuordnung
Zuordnungder
der Ableitertypen
Ableitertypen
Um
gegen
ÜberspannunUm einen
einenwirkungsvollen
wirkungsvollenSchutz
Schutz
gegen
Überspangen
für Anlagen
und und
Geräte
der der
Niederspannung
nungen
für Anlagen
Geräte
Niederspan- zu
erreichen,
stehen Schutzgeräte
(SPDs) unterschiedlinung zu erreichen,
stehen Schutzgeräte
untercher
Leistungsklassen
zur Verfügung.
schiedlicher
Leistungsklassen
zur Verfügung.
Ableitertyp
Typ 1
Typ 1+2
1
Bezeichnung
Blitzstromableiter
Kombiableiter
1
Bild 7
Bild 7
Typ J. Pröpster
Blitzschutzzone
P-BM
LPZ 0A – LPZ 1
P-HMS 280 (DP)
LPZ 0A – LPZ 2
Typ 2
Überspannungsableiter
P-VM(S)
LPZ 1 – LPZ 2
Typ 3
Geräteschutz;
Feinschutz
P-DA
LPZ 2 – LPZ 3
Installationsort
Hauptverteilung
vor oder nach dem Zähler
Hauptverteilung
nach dem Zähler
Unterverteilung oder
Hauptverteilung, wenn kein
Äußerer Blitzschutz
vorhanden ist
Möglichst nahe an den zu
schützenden Endgeräten
Zweck
Blitzschutzpotentialausgleich;
Ableiten anteiliger Blitzströme
Blitzschutzpotentialausgleich;
Überspannungsschutz
Reduzierung der
Überspannungen auf ein
ungefährliches
Spannungsniveau
Überspannungsschutz für
Endgeräte;
Lokaler Potentialausgleich;
Querspannungsschutz
Nicht in den Normen verifiziert, aber allgemein im Sprachgebrauch anerkannt.
Tabelle 2
Tabelle 2
Wann benötigt man Blitzstromableiter?
Bemerkung:
Die sogenannten Kombiableiter, haben sich seit
Obwohl die Norm E DIN VDE 0675-6 (A1, A2) zurückgezogen ist, sind die in dieser Norm verwendeten Bezeicheinigen Jahren auf dem Markt durchgesetzt, weil
Ein blitzstromtragfähiger
1 (B-Ableiter)
nungen
der Anforderungsklassen
für Überspannungsschutzgeräte
B (jetzt Typ 1), C Ableiter
(jetzt TypTyp
2) und
D (jetzt Typ
gleichzeitig
der Blitzschutzpotentialausgleich
und
oder Typ 1+2 (B+C-Ableiter) muss immer dann ein3)
nach
wie
vor
bei
den
Installateuren
gängig.
der Überspannungsschutz komfortabel in einem
gesetzt werden, wenn am Einbauort des SchutzgeGerät realisiert werden.
rätes anteilige Blitzströme erwartet werden. Damit
Diese Überspannungsschutzgeräte, die sogenannten ist
8. Wann
Blitzstromableiter?
immerbenötigt
dann zu man
rechnen,
wenn bei einem Objekt
In diesem Zusammenhang
noch
auf ein
Kombiableiter,
haben sich seitmuss
einigen
Jahren
aufindem oder bei einem Gebäude in unmittelbarer Nähe eiFachkreisen
häufig kontrovers
diskutiertes
Thema
Markt
durchgesetzt,
weil gleichzeitig
der BlitzschutzEinder
blitzstromtragfähiger
Ableitererfüllt
Typ 1ist:
oder Typ 1+2
ne
folgenden Bedingungen
eingegangen
werden,
dem
so
genannten
"Technopotentialausgleich und der Überspannungsschutz muss immer dann eingesetzt werden, wenn am Einlogiekonflikt"inbei
denGerät
Kombiableitern.
Es gab seit
komfortabel
einem
realisiert werden.
bauort
des Schutzgerätes
anteilige
Blitzströme erwar
Äußeres
Blitzschutzsystem
vorhanden
langem Typ 1 Ableiter auf Funkenstreckenbasis
tet werden. Damit ist immer dann zu rechnen, wenn
 Einspeisung über Freileitung
und
Typ 2Zusammenhang
Ableiter auf Varistorbasis.
Somit
In
diesem
muss noch auf
einstanden
in Fach- bei einem Objekt oder bei einem Gebäude in unmittelalso grundsätzlich zwei unterschiedliche, konkurAntenne
überder
Dach
installiert
kreisen häufig kontrovers diskutiertes Thema einge- 
barer
Nähe eine
folgenden
Bedingungen erfüllt ist:
rierende Technologien bei der Entwicklung von
AndereBlitzschutzsystem
geerdete, exponiert
gelegene
gangen werden, dem so genannten „Technologiekon- 
• Äußeres
vorhanden
Typ 1 + 2 Kombiableitern zur Verfügung. Bei den
Dachaufbauten
vorhanden
flikt“ bei den Kombiableitern. Es gab seit langem Typ • Einspeisung
über Freileitung
Funkenstreckenableitern, die ja von jeher für hohe
1Blitzströme
Ableiter aufausgelegt
Funkenstreckenbasis
und
Typ
2 Ableiter • Antenne über Dach installiert
waren, wurde
der
niedrige
Anmerkung:
auf
Varistorbasis.
Somit
standen
also
grundsätzlich
• Andere geerdete, exponiert gelegene DachaufbauSchutzpegel, der bei den Kombiableitern benötigt
Entspricht
nach dem
zwei
unterschiedliche,
konkurrierende
ten vorhanden,
z.B.Blitzschutzzonen-Konzept
eine großflächige Photovoltawird, durch
eine spezielle
AnsteuerungTechnologien
erreicht.
dem
Übergang von LPZ 0A auf LPZ 1 bzw. 2.
bei
der
Entwicklung
von
Typ
1
+
2
Kombiableitern
zur
ikanlage
Die Varistorableiter, die problemlos einen niedrigen
Verfügung.
den Funkenstreckenableitern,
die ja
SchutzpegelBei
erzeugen,
waren bis vor einigen Jahvon
jeher
für
hohe
Blitzströme
ausgelegt
waren,
wur- Bemerkung:
ren noch nicht für die energiereichen Blitzimpulse
de
der niedrige
der beiEntwicklung,
den KombiableiEntspricht nach dem Blitzschutzzonen-Konzept dem
ausgelegt.
AberSchutzpegel,
durch die rasante
die
tern
benötigt
wird, durchdie
eine
spezielle
Übergang von LPZ 0A auf LPZ 1 bzw. 2.
auf dem
Varistorsektor
letzten
JahreAnsteuerung
vonstatten
erreicht.
die problemlos
einen
gegangenDie
ist, Varistorableiter,
gibt es heute gleichwertige
Kombiableiter auf
Funkenstrecken
und waren
Varistorbasis.
niedrigen
Schutzpegel
erzeugen,
noch bis vor
einigen Jahren nicht für die energiereichen BlitzimpulAnmerkung:
se
ausgelegt. Aber durch die rasante Entwicklung, die
Obwohl
der Normenentwurf
DINJahre
VDE vonstatten
0675-6 (A1,
auf
dem Varistorsektor
die letzten
geA2) zurückgezogen
ist, sind
die in dieser
Norm vergangen
ist, gibt es heute
gleichwertige
Kombiableiter
wendeten
Bezeichnungen
der Anforderungsklasauf
Funkenstrecken
– und Varistorbasis.
sen für Überspannungsschutzgeräte B (jetzt Typ
1), C (jetzt Typ 2) und D (jetzt Typ 3) nach wie vor
bei den Installateuren gängig.
1
Verfasser: Klaus Gottschalk
Verfasser: Klaus Gottschalk
Stand 04/09
Stand 04/2012
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Überspannungsschutz
für Anlagen und Geräte der Niederspannung
9. Bauelemente für Überspannungsschutzgeräte
10. Koordination der Schutzgeräte
Die für den Einsatz in Überspannungsableitern infrage kommenden Bauelemente müssen über eine sehr
schnelle Ansprechzeit und ein hohes Ableitvermögen
verfügen, da die Anstiegszeiten von Transienten sehr
kurz und die zu erwartenden Stromwerte groß sind. Je
nach Anforderung kommen die folgenden Bauelemente, auch in Kombinationen, zum Einsatz:
Bei Überspannungsschutzgeräten für die Niederspannung kommen je nach Ableitertyp unterschiedliche
Bauelemente zum Einsatz. Wie unter Punkt 9 bereits
veranschaulicht, unterscheiden sich die verwendeten
Bauelemente deutlich in ihren Eigenschaften.
1. Funkenstrecke
• Spannungsschaltendes Bauteil
• Ansprechzeit < 100 ns
• Sehr große Stoßstrombelastbarkeit
• Auftreten von Netzfolgeströmen
2. Varistor (spannungsabhängiger Widerstand)
• Spannungsbegrenzendes Bauteil
• Ansprechzeit < 25 ns
• Große Stoßstrombelastbarkeit (abhängig vom eingesetzten Typ)
• Kein Netzfolgestrom
• Schutzpegel wird mit zunehmender Nennspannung höher
• Für den Einsatz in Überspannungsableitern thermisch überwacht
3. Gasentladungsableiter
• Spannungsschaltendes Bauteil
• Ansprechzeit < 100 ns
• Große Stoßstrombelastbarkeit (abhängig vom eingesetzten Typ)
• Auftreten von Netzfolgeströmen
4. Suppressordiode
• Spannungsbegrenzendes Bauteil
• Ansprechzeit < 1 ns
• Enge Spannungsbegrenzung
• Geringe Stoßstrombelastbarkeit
Sind mehrere unterschiedliche Überspannungsschutzgeräte in einem Strompfad vorhanden, kommt
es zu einer gegenseitigen Beeinflussung. Es besteht
die Gefahr, dass die leistungsschwächeren Geräte
mit der schnelleren Ansprechzeit und dem niedrigeren
Schutzpegel überlastet werden, da sie dazu „neigen“
den größeren Strom zu ziehen. Um zu gewährleisten,
dass die Stromtragfähigkeit der jeweiligen Geräte nicht
überschritten wird, müssen sie aufeinander abgestimmt, also koordiniert werden. Die Grundlage hierfür
ist eine entsprechende Leitungslänge zwischen den
einzelnen Überspannungsschutzgeräten (Bild 8). Die
Leitungslänge ist so gewählt, dass im Falle eines transienten Ereignisses der Stromanstieg auf der Leitung
einen Spannungsfall verursacht, der für ein selektives
Ansprechen der Geräte sorgt. Bevor ein Ableiter überlastet wird, muss der vorgeschaltete, leistungsstärkere
Ableiter ansprechen.
Zwischen Typ 1 Blitzstromableitern auf Funkenstreckenbasis mit einem Schutzpegel von < 4 kV und Typ
2Überspannungsableitern auf Varistorbasis mit einem
Schutzpegel < 1,5 kV soll eine Leitungslänge von mindestens 10 Metern und zwischen Typ 2 und Typ 3 Ableitern eine Leitungslänge von mindestens 5 Metern
eingehalten werden.
Die Hersteller der Überspannungsableiter stellen in
Ihren Dokumentationen ausreichende Informationen
über die Koordination ihrer Geräte zur Verfügung.
Bild 8
Verfasser: Klaus Gottschalk
Stand 04/2012
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Überspannungsschutz
für Anlagen und Geräte der Niederspannung
11. Einsatz von Überspannungsschutzgeräten in verschiedenen Netzsystemen
11.1 Netzsysteme
11.2 Bedeutung der Abkürzungen
Die verschiedenen Netzsysteme unterscheiden sich in
der Art der Erdverbindung:
1. Buchstabe:
Erdungsverhältnis der Stromquelle
T:
Direkte Erdung des Sternpunktes
Bild 9
Bild 12
I:
Isolierung aller aktiven Teile
von Erde
Bild 13
Bild 10
2. Buchstabe:
Beziehung der Körper der
elektrischen Anlage zur Erde
T:
Körper direkt geerdet. Dies
ist unabhängig von der bestehenden Erdung eines
Punktes der Stromquelle
Bild 14
N:
Körper direkt mit
dem Betriebserder (Trafoerder)
verbunden.
Bild 15
Bild 11
Im TN-System beschreiben die weiteren Buchstaben
das Verhältnis zwischen dem N-Leiter und dem PELeiter.
C: N-Leiter und PE-Leiter kombiniert (PEN-Leiter)
S: N-Leiter und PE-Leiter separat
Verfasser: Klaus Gottschalk
Stand 04/2012
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Überspannungsschutz
für Anlagen und Geräte der Niederspannung
11.3 „3+1 Schaltung“ im TT-System
Um den nach Norm geforderten Schutz vor indirektem Berühren zu gewährleisten, werden anÜberspannungsschutzgeräte für das TT-System spezielle Anforderungen gestellt. Deshalb fordert die DIN VDE 0100534 die sogenannte „3+1 Schaltung“ für das TT Netz.
„4+0“ im TN-System
Verursacht der Ableiter einen Kurzschluss, spricht die
vorgeschaltete Sicherung an und der Ableiter wird sicher vom Netz getrennt.
Bild 16
„4+0“ im TT-System
Verursacht ein Ableiter in dieser Schaltungsvariante
einen Kurzschluss, besteht die Gefahr, dass aufgrund
eines möglichen großen Erdungswiderstandes die
vorgeschaltete Sicherung nicht anspricht. Somit wird
der Ableiter nicht vom Netz getrennt und es kann zu
hohen Berührungsspannungen kommen!
Bild 17
„3+1“ im TT-System
Durch die „3+1 Schaltung“ im TT-System wird gewährleistet, dass im Fehlerfall ein Kurzschlussstrom zum
fließen kommt, bei dem die vorgeschaltete Sicherung
auslöst.
Bild 18
„3+1 Schaltung“
Die „3+1 Schaltung kann“ auch im TN-System angewendet werden. Aber technische Vorteile, wie z. B. der
etwas niedrigere Schutzpegel und die schnellere Ansprechzeit (bei Varistorableitern) sprechen dafür, die
Ableiter netzkonform auszuwählen.
Die Praxis hat gezeigt, dass beim Aufbau der
„3+1-Schaltung“ mit einpoligen Geräten häufig Installationsfehler gemacht
werden.
Deshalb
empfiehlt es sich auf
die
netzkonformen
Geräte der Hersteller
zurückzugreifen (siehe Bild 23).
Bild 19
Verfasser: Klaus Gottschalk
Stand 04/2012
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Überspannungsschutz
für Anlagen und Geräte der Niederspannung
11.4 Überspannungsableiter und RCD (Fehlerstromschutzschalter)
Überspannungsschutzgeräte vom Typ 1 und Typ 2
werden aus Sicht der Energieeinspeisung vor den
RCD installiert (Bilder 20 bis 23). Zum Einen, um ein
Auslösen des Fehlerstromschutzschalters bei Stoßstrombelastung und folglich eine Unerbrechung der
Stromversorgung des angeschlossenen Systems zu
vermeiden. Zum Anderen, um die RCD vor Beschädigung zu schützen.
Wird besonderer Wert auf die Versorgungssicherheit
des angeschlossenen Systems gelegt, sollte auf die
Stoßstromfestigkeit des installierten RCD geachtet
werden.
11.5 Beispiele für den Einsatz von Überspannungsschutzmaßnahmen
Beispiele für den Einsatz von verschiedenen Überspannungsschutzgeräten im TN- und TT-Netz zeigen
die Bilder 20 bis 23.
Bild 20
Bild 21
Verfasser: Klaus Gottschalk
Stand 04/2012
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Überspannungsschutz
für Anlagen und Geräte der Niederspannung
Bild 22
Bild 23
Verfasser: Klaus Gottschalk
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Überspannungsschutz
für Anlagen und Geräte der Niederspannung
12. Vorsicherung
12.1 Maximale Vorsicherung
Der Schutz bei Kurzschlüssen in Überspannungsableitern wird durch eine entsprechende Vorsicherung
gewährleistet. Die Schutzgerätehersteller weisen zu
diesem Zweck Maximalwerte für diese Sicherung aus.
Besitzt eine vorgelagerte Sicherung der Gebäudeinstallation (Bild 24 F1) einen Wert kleiner oder gleich
dem maximal empfohlenen Wert, ist eine separate Sicherung im Ableiterpfad (Bild 24 F2) nicht notwendig.
Andernfalls muss die Sicherung F2 gemäß dem vom
Hersteller angegebenen maximalen Sicherungswert
und unter Beachtung der Selektivität der Sicherungen
untereinander ausgewählt werden. Ein großer Wert
für die Ableitervorsicherung ist vorteilhaft, da die Impulsbelastbarkeit der Sicherungen aufgrund ihrer Auslösecharakteristik mit kleiner werdenden Nennwerten
abnimmt.
Ist eine eigene Sicherung im Ableiterpfad nicht zwingend erforderlich, kann noch abgewogen werden, ob
die Versorgungssicherheit des angeschlossenen Systems oder die Aufrechterhaltung des Schutzes bei
Überspannung Vorrang hat.
Bild 24
12.2 Vorrang der Versorgungssicherheit
12.3 Vorrang der Aufrechterhaltung des Schutzes
bei Überspannung
Wird der Versorgungssicherheit Vorrang eingeräumt,
wird die Sicherung F2 im Ableiterpfad vorgeschaltet.
Vorteil: Bildet ein Ableiter im Fehlerfall einen Kurzschluss, trennt ihn die Sicherung F2 vom
Netz und die Spannungsversorgung des
Systems bleibt erhalten.
Nachteile: Bei einem Ansprechen der Sicherung F2
und gleichzeitig intaktem Ableiter, ist das
System nicht mehr gegen Überspannungen geschützt.
Defekte Ableiter werden, sofern ihre Funktion nicht über einen Fernmeldekontakt
überwacht wird, meistens erst spät erkannt.
Bild 25 Vorrang der Versorgungssicherheit
Verfasser: Klaus Gottschalk
Gibt man der Aufrechterhaltung des Schutzes bei
Überspannung den Vorrang, wird, wenn es die Einbaubedingungen zulassen, auf die Sicherung F2 im
Ableiterpfad verzichtet. Vorteile:
Es fallen keine zusätzlichen Kosten und kein
weiterer Montageaufwand für Sicherungen an.
Es ist kein unbemerkter Kurzschluss der Ableiter möglich.
Nachteil:
-Bei einem kurzgeschlossenen Ableiter löst die Sicherung F1 aus und unterbricht die Spannungsversorung
des Systems.
Bild 26 Vorrang der Aufrechterhaltung des Schutzes
bei Überspannung
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Überspannungsschutz
für Anlagen und Geräte der Niederspannung
13. Anschlussleitungslänge
14. Querschnitt von Erdungsleitern
Die Wirksamkeit des Überspannungsschutzes ist von
der Länge der Anschlussleitungen der SPDs abhängig. Dies gilt besonders dann, wenn das verwendete
Gerät anteilige Blitzströme führt, wie z. B. bei Typ 1
oder Typ 1+2 Ableitern. Die DIN VDE 0100-534 fordert daher möglichst kurze Anschlussleitungen zu den
Überspannungsschutzeinrichtungen,
vorzugsweise
mit einer Gesamtanschlusslänge von weniger als einem halben Meter. Die Praxis zeigt jedoch, dass diese
Forderung oft schwierig zu realisieren ist. Falls die Anschlusslänge nicht auf weniger als 0,5 m beschränkt
werden kann, ist die sogenannte V-Verdrahtung für
den Anschluss der SPDs zu bevorzugen (siehe Bild
24), wenn diese Anschlussvariante bedingt durch die
maximal zulässige Ableitervorsicherung möglich ist.
Die DIN VDE 100-534 gibt für Erdungsleiter von SPDs,
die am oder in der Nähe des Speisepunktes einer Anlage eingebaut sind, einen Mindestquerschnitt von 4
mm² Kupfer vor. Besonders zu beachten ist hierbei
auch der Klemmbereich des eingesetzten Ableiters,
da viele am Markt erhältlichen Geräte nur für einen
minimalen Anschlussquerschnitt von 6 mm² ausgelegt
sind.
Ist am Einbauort mit anteiligen Blitzströmen zu rechnen, so wird für die eingesetzten Typ 1 bzw. Typ 1+2
Ableiter ein Querschnitt von 16 mm² Kupfer gefordert.
Bild 27
V-Verdrahtung
Bild 28
Anschluss über Stichleitung
Verfasser: Klaus Gottschalk
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