MY FAIR LADY MY FAIR LADY Musical in zwei Akten von Alan Jay Lerner und Frederick Loewe nach Pygmalion von George Bernard Shaw und dem gleichnamigen Film von Gabriel Pascal Deutsch von Robert Gilbert, mit deutschen & englischen Übertiteln Professor Henry Higgins HOLGER HAUER a. G. / Ks. ARMIN KOLARCZYK Eliza Doolittle STEFANIE SCHAEFER / KRISTINA STANEK Oberst Hugh Pickering PAVEL FIEBER a. G. / PETER PICHLER a. G. Alfred P. Doolittle, Elizas Vater Ks. EDWARD GAUNTT / Ks. HANS-JÖRG WEINSCHENK a. G. Mrs. Pearce, Higgins’ Hausdame CHRISTINA NIESSEN / Ks. TINY PETERS Freddy Eynsford-Hill CAMERON BECKER / JAMES EDGAR KNIGHT Mrs. Higgins / Ärgerliche Frau Sts. EVA DERLEDER a. G. Jamie NANDO ZICKGRAF Harry DANIEL PASTEWSKI a. G. Mrs. Eynsford-Hill CORNELIA GUTSCHE / SUSANNE SCHELLIN Clara Eynsford-Hill / Blumenmädchen u. a. LISA HÄHNEL a. G. / CONSTANZE KIRSCH* Straßenartisten / Tänzer JOHANNA BERGER, VERONICA BRACACCINI, MARLEEN JAKOB, CHRISTOPHER BASILE, ANDREY KOROLKOV, WITALIJ KÜHNE, CLAUDIO GUSTAVO ROMERO Opernzuschauer und Straßenverkäufer CORNELIA GUTSCHE / NICOLE HANS, URSULA HAMM-KELLER, ILKA KERN, DAGMAR LANDMANN Vier Obsthändler MEHMET ALTIPARMAK* / LUKASZ ZIOLKIEWICZ, Ks. JOHANNES EIDLOTH, DANIEL PASTEWSKI a. G., NANDO ZICKGRAF Kneipenwirt MARTIN BEDDIG Pianist PAUL HARRIS / MARIUS ZACHMANN Diener LISA HÄHNEL a. G. / CONSTANZE KIRSCH*, ULRIKE GRUBER / KATHARINA SEBASTIAN a. G., NANDO ZICKGRAF, DANIEL PASTEWSKI a. G. Chauffeur JEONG-GIL KIM Lord Boxington MARTIN BEDDIG / ALEXANDER HUCK Lady Boxington ILKA KERN / SUSANNE SCHELLIN Polizist DANIEL ESCHBACH * Mitglied des Opernstudios Doppelbesetzungen in alphabetischer Reihenfolge Musikalische Leitung Regie Bühne Mitarbeit Bühne Kostüme Choreografie Choreinstudierung & Nachdirigat Licht Dramaturgie STEVEN MOORE SAM BROWN ANNEMARIE WOODS MANUEL KOLIP ILONA KARAS LUCY BURGE ULRICH WAGNER RICO GERSTNER RAPHAEL RÖSLER, ACHIM SIEBEN BADISCHE STAATSKAPELLE BADISCHER STAATSOPERNCHOR STATISTERIE DES BADISCHEN STAATSTHEATERS PREMIERE 12.12.15 GROSSES HAUS Aufführungsdauer ca. 3 ¼ Stunden, eine Pause Aufführungsrechte Gallissas Theaterverlag und Mediaagentur GmbH, Berlin 1 Regieassistenz & Abendspielleitung CHRISTINE HÜBNER Regieassistenz CAROLINE WELZL Dance Captain JOHANNA BERGER Musikalische Assistenz & Einstudierung PAUL HARRIS, MIHO UCHIDA Studienleitung STEVEN MOORE Mitarbeit Choreinstudierung MARIUS ZACHMANN Sprachcoach BARBARA ZECHEL Bühnenbildassistenz NELE RICHTER Kostümassistenz STEFANIE GAISSERT Kostümhospitanz JESSICA REISSFELDER Einrichtung Übertitel ACHIM SIEBEN Soufflage EVELYN WALLPRECHT Inspizienz UTE WINKLER Leitung der Statisterie OLIVER REICHENBACHER Technische Direktion HARALD FASSLRINNER, RALF HASLINGER Bühneninspektor RUDOLF BILFINGER Bühne MARGIT WEBER, STEPHAN ULLRICH Leiter der Beleuchtungsabteilung STEFAN WOINKE Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Ton & Videotechnik HUBERT BUBSER, GUNTER ESSIG, JAN PALLMER Leiter der Requisite WOLFGANG FEGER Werkstättenleiter GUIDO SCHNEITZ Produktionsassistenz EDUARD MOSER Malsaalvorstand GIUSEPPE VIVA Leiter der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN Schreinerei ROUVEN BITSCH Schlosserei MARIO WEIMAR Polster- und Dekoabteilung UTE WIENBERG Pyrotechnik & Waffenmeister MICHAEL PAOLONE, HARALD HEUSINGER Kostümdirektorin CHRISTINE HALLER Gewandmeister/-in Herren PETRA ANNETTE SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF, KARIN WÖRNER, ANNETTE GROPP Schuhmacherei THOMAS MAHLER, NICOLE EYSSELE, VALENTIN KAUFMANN Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY Kostümbearbeitung ANDREA MEINKÖHN Chefmaskenbildner RAIMUND OSTERTAG Maske MELISSA DÖBERL, LAURA FELDMANN, FREIA KAUFMANN, NIKLAS KLEIBER, MARION KLEINBUB, MELANIE LANGENSTEIN, CAROLIN MASKE, JESSICA MOLNAR, INKEN NAGEL, SOTIRIOS NOUTSOS, SANDRA OESTERLE, MONIKA SCHNEIDER, DOROTHEE SONNTAG-MOLZ, KERSTIN WIESELER WIR DANKEN der Privatbrauerei Hoepfner GmbH für die Unterstützung der Premierenfeier. Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. ICH MACHE EINE HERZOGIN AUS DIESER RINNSTEINPFLANZE! 2 Kristina Stanek 3 GOSSE FEINE AUS DER IN DIE GESELLSCHAFT ZUM INHALT 1. AKT London im Jahr 1912. Im Königlichen Opernhaus Covent Garden ist eine Vorstellung zu Ende gegangen. Straßenverkäufer stürzen sich auf die Opernbesucher und preisen ihre Ware an. Die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle zieht mit ihrem großen Mundwerk und lautem Gefeilsche die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich, darunter der Sprachspezialist Professor Higgins, der Feldforschung betreibt und auf der Suche nach außergewöhnlichen Dialekten ist. Er ist davon überzeugt, dass sich Klasse über Sprache definiert, und die Sprache der Schlüssel zum gesellschaftlichen Aufstieg ist. Er möchte Eliza in sechs Monaten zu einer feinen Dame machen, die sich ohne aufzufallen in gehobener Gesellschaft bewegen kann. Zufällig lernt er Oberst Pickering kennen, einen Spezialisten für gesprochenes Sanskrit und indische Dia4 lekte. Er lädt ihn zu sich nach Hause ein. Eliza ist fasziniert von Higgins’ Idee und träumt von einem Leben im Wohlstand. Alfred P. Doolittle, Elizas trinkfester Vater, ist wieder einmal pleite. Der Müllmann bittet seine Tochter um Geld, um weitersaufen zu können. Eliza ist noch ganz beflügelt von dem Gedanken, eine Lady zu werden, und gibt ihrem Vater ein paar Münzen. Eliza sucht Professor Higgins in seinem Studio auf. Sie geht auf seinen Vorschlag ein und möchte bei ihm Sprachunterricht nehmen. Sie träumt davon, als Lady einen eigenen Blumenladen aufzumachen. Pickering schlägt Higgins eine Wette vor: Es werde dem Sprachforscher nicht gelingen, Eliza beim nächsten Diplomatenball als Herzogin einzuführen. Higgins geht die Wette ein. Eliza wohnt ab sofort bei dem überzeugten Junggesellen und wird seine Schülerin. Elizas Vater kommt in Higgins’ Studio. Er sorgt sich um seine Tochter ... und um sein eigenes Wohl und das seines Geldbeutels. Seine Argumentation und Schlagfertigkeit beeindrucken den Professor. Doolittles Plan geht auf und er verlässt Higgins um fünf Pfund reicher. Eliza ist vom unbarmherzigen Unterricht übermüdet und gereizt. Auch Higgins’ Bedienstete können die ewigen Sprachübungen nicht mehr hören. Doch der Professor ist unerbittlich und hat zu später Stunde auch Erfolg: Seine Schülerin macht Fortschritte. Pickering und Higgins wollen es riskieren, Eliza zum Pferderennen nach Ascot mitzunehmen und sie dort auf die Probe zu stellen. Auf der Zuschauertribüne von Ascot ist die feine Gesellschaft versammelt und fiebert dem Rennen entgegen. In der Loge von Mrs. Higgins, die dem Experiment ihres Sohnes kritisch gegenübersteht, wird Eliza der feinen Gesellschaft vorgestellt. Nachdem sie die Situation anfangs gut gemeistert hat, verfällt sie zunehmend in ihre derbe Sprechweise zurück und provoziert damit einen Skandal. Nur Freddy Eynsford-Hill findet Gefallen an Eliza und ihrer besonderen Art. Er hat sich in sie verliebt und möchte sie unbedingt wiedersehen. Er wartet vor Higgins’ Haus. Doch Eliza lässt durch Mrs. Pearce, Higgins’ Hausdame, ausrichten, dass sie niemanden sehen möchte. Wochen später besprechen Higgins und Pickering den nächsten Schritt: Elizas Auftritt auf dem Diplomatenball, der am Abend stattfinden soll. Kurz bevor sie aufbrechen, bringen sie Eliza noch schnell die wichtigsten Tanzschritte bei. 2. AKT Nach der Rückkehr vom Ball feiern Higgins und Pickering ihren Erfolg: Eliza hat sich als Dame bewährt und Higgins seine Wette gewonnen. Doch Eliza fühlt sich und ihre Leistung nicht gewürdigt. Sie wirft Higgins vor, in ihr ausschließlich ein Versuchsobjekt zu sehen. Im Streit verlässt sie sein Haus. Vor der Tür begegnet Eliza Freddy, der dort immer noch auf sie wartet. Sie ist von seiner Unentschiedenheit und Zurückhaltung enttäuscht. Sie geht zum Blumenmarkt vor der Oper, wo sie sich von ihren alten Bekannten Nähe und Zuneigung erhofft. Doch Eliza ist nicht mehr das Blumenmädchen von früher und fühlt sich in der vertrauten Umgebung nicht mehr zu Hause. Auch ihr Vater hat sich verändert: Higgins hat einen amerikanischen Millionär auf den cleveren Müllmann aufmerksam gemacht. Dieser hat ihm ein Vermögen vermacht. Nun steht Doolittle kurz vor der Hochzeit und feiert seinen letzten Abend als Junggesellen. Eliza bittet Higgins’ Mutter um Rat. Mrs. Higgins versteht und bewundert die junge, selbstbewusste Dame. Higgins ist auf der Suche nach Eliza. Als er sie unverhofft im Haus seiner Mutter antrifft, kommt es zwischen ihm und den beiden Frauen zum Streit. Doch Higgins, der für Eliza mittlerweile mehr als nur rein wissenschaftliches Interesse hat, vermag es immer noch nicht, sie wie eine Dame und nicht wie seine Schülerin zu behandeln. Eliza verlässt ihn für immer. 5 SONGS & NUMMERN 1. AKT Nr. 1 Ouvertüre Nr. 2 Kann denn die Kinder keiner lehren, wie man spricht? Higgins & Ensemble Why can’t the English? Nr. 3 Wäre das nicht wundaschön? Eliza & Ensemble Wouldn’t it be loverly? Nr. 4 Mit ’nem kleenen Stückchen Glück Doolittle, Jamie & Harry With a little bit of luck Nr. 5 Bin ein Mann wie jedermann Higgins I’m an ordinary man Nr. 6 Reprise Mit ’nem kleenen Stückchen Glück Doolittle, Jamie & Harry With a little bit of luck Nr. 7 Wart’s nur ab Eliza Just you wait Nr. 8 Ach, Professor Higgins Mrs. Pearce & Diener The servant’s chorus Nr. 9 Es grünt so grün Eliza, Higgins & Pickering The rain in spain Nr. 10 Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht Eliza, Mrs. Pearce & Dienerinnen I could have danced all night Nr. 11 Ascot-Gavotte Chor Ascot gavotte Nr. 12 Ensemble Chor Nr. 13 Weil ich weiß, in der Straße wohnst du Freddy On the street where you live Nr. 14 Elizas Entrée Nr. 17 Botschaftswalzer The embassy waltz 6 2. AKT Nr. 18 Zwischenaktmusik Nr. 19 Sie sind es, der’s geschafft hat Higgins, Pickering & Ensemble You did it Nr. 20 Reprise Wart’s nur ab Eliza Just you wait Nr. 20a Reprise Weil ich weiß, in der Straße wohnst du On the street where you live Freddy Nr. 20b Tu’s doch Eliza & Freddy Show me Nr. 21 Der Blumenmarkt Eliza & Ensemble Nr. 22 Bringt mich pünktlich zum Altar Doolittle, Jamie, Harry & Chor Get me to the church on time Nr. 24 Kann eine Frau nicht sein wie ein Mann? Higgins A hymn to him Nr. 25 Ohne dich Eliza & Higgins Without you Nr. 26 Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht Higgins I’ve grown accustomed to her face Nr. 27 Schlussmusik Folgeseiten Kristina Stanek, Holger Hauer 7 8 9 DER WEG ZUM WELTERFOLG ZUM STÜCK In der an Erfolgen nicht gerade armen Geschichte des klassischen amerikanischen Musicals markiert My Fair Lady von Alan Jay Lerner und Frederick Loewe einen besonderen Höhepunkt. Auch aus dem Schaffen der beiden Musicalmacher ragt My Fair Lady heraus. Lerner und Loewe hatten zuvor schon bei vier Produktionen zusammengearbeitet und zwei weitere sollten folgen. Doch keines der vorhergehenden und der nachfolgenden Stücke war so erfolgreich wie ihr Meisterwerk von 1956. Die überschwänglichen Berichte und Gerüchte über die Tryouts in New Haven und Philadelphia sorgten für säckeweise Vorbestellungen von Eintrittskarten. Der Schwarzmarkt florierte. Die beiden Hits „Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht“ und „Weil ich weiß, in der Straße wohnst du“ wurden vorab veröffentlicht und befeuerten die Nachfrage noch mehr. Bei der Uraufführung am 15. März 1956 im New Yorker Mark Hellinger Theatre kam es zu einem Menschenauflauf, der nur mit einem 10 großen Polizeiaufgebot unter Kontrolle gehalten werden konnte. Allein die originale Broadway-Produktion lief 6 ½ Jahre, wurde 2.717 Mal in Folge gespielt und überholte damit den Rekordhalter Oklahoma! von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II. Tickets waren angeblich bis zu zwei Jahre im Voraus ausverkauft. Die Plattenaufnahme von Columbia Records, die drei Tage nach der umjubelten Uraufführung mit dem Originalcast eingespielt wurde, stand zwei Jahre lang an der Spitze der Charts, und das in einer Zeit in der Rock- und Poplegenden wie Elvis Presley die Playlists der Radiostationen und die Sortimente in den Plattenläden dominierten. Die Darstellerin der Eliza, die junge und bislang eher unbekannte britische Schauspielerin Julie Andrews, war neben Rex Harrison als Higgins der Star der Produktion und die Macher Lerner und Loewe die neuen Helden des Broadway. Doch der Weg zu diesem außergewöhnli- chen Erfolg war steinig. New York war für die Entwicklung der Gattung Musical ein ähnlich fruchtbarer Boden wie Wien im 19. Jahrhundert für die Operette. Gewiefte Broadway-Produzenten rissen sich um die erfolgreichen Theaterstücke – immer auf der Suche nach Vorlagen für einen neuen Musicalerfolg. Und dabei war ein bekannter Titel selbstverständlich erfolgversprechender als ein gänzlich neuer Stoff mit einem unbekannten Titel. Wie viele andere Musicals dieser Zeit basiert auch My Fair Lady auf einem erfolgreichen Theaterstück: auf Pygmalion von George Bernard Shaw. In der fünfaktigen Romanze von 1912 hatte der irische Dramatiker den bekannten antiken Mythos über einen Bildhauer und Frauenfeind, der sich die perfekte Frau kreiert, erfolgreich in die Gegenwart übertragen. Eine erste Schwierigkeit ging von Shaw aus, der sich sich vehement gegen eine musikalische Adaption seiner Theaterstücke wehrte. Seine ablehnende Haltung war eine Reaktion auf die Operette Der tapfere Soldat von Oscar Straus, die auf seiner Komödie Helden, engl. Arms and the Man, basierte und die Shaw verabscheute. Wiederholt traten Produzenten an Shaw heran, um die Rechte für eine Vertonung von Pygmalion zu erwerben, jedes Mal ohne Erfolg. Auch nach der außerordentlich erfolgreichen Verfilmung von 1938 durch den rumänisch-stämmigen Filmregisseur und Produzent Gabriel Pascal ließ sich Shaw nicht erweichen. Erst nach seinem Tod 1950 war der Weg frei für eine Musicaladaption. Es lässt sich nicht eindeutig rekonstruieren, wer wann wen kontaktierte und somit den Startschuss für das spätere Erfolgsstück gab. Lerner schreibt in seiner Autobiografie The Street Where I Live, dass Pascal, der neben Pygmalion auch Shaws Major Barbara (1940) und Androkles und der Löwe (1952) verfilmt hatte, den Librettisten 1952 anrief und ihm vorschlug, Pygmalion als Musical herauszubringen. Andere Quellen berichten hingegen, dass die New Yorker Theatre Guild bei Lerner und Loewe anfragte, die mit dem FantasyMusical Brigadoon einen ersten großen Erfolg hatten und deswegen als Kreativteam in Betracht kamen. Lerner und Loewe zeigten Interesse und nach einer gemeinsamen Sichtung des PygmalionFilms suchten sie Pascal auf, der die Rechte besaß, und beschlossen schließlich gemeinsam, das Projekt anzugehen. Neben Shaws Stück sollte Pascals Film als Vorlage für das Musical dienen. Loewe und Lerner waren sich bewusst, dass der Stoff zuvor bereits von so namhaften und erfahrenen Komponisten und -autoren wie Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II. sowie von Cole Porter abgelehnt worden war. Warum wurde das beliebte Stück, das zwei attraktive Hauptrollen enthielt, mehrmals für ein Musical in Erwägung gezogen und letztlich immer wieder aufgegeben? Ein Grund war sicherlich die Tatsache, dass Shaws Stück nur über einen Erzählstrang verfügt, was der Konvention des amerikanischen Musicals mit seinen üblicherweise zwei meist amourösen Handlungssträngen nicht entsprach. Hinzu kam, dass Shaws Schauspiel keine reine Liebeskomödie, sondern darüber hinaus auch eine wortgewaltige sozialkritische Satire auf die englische Gesellschaft war. Außerdem hielt das Kammerstück – mit Ausnahme des 1. Akts, der auf dem Markt in Covent Garden spielt – keine Szenen für bühnenwirksame Tänzer- und Chorauftritte bereit. 11 Ungeachtet dessen machten sich Loewe und Lerner an die Arbeit und stellten erste Überlegungen zu einer möglichen Besetzung an. Im Oktober 1952 kam es zum Vertragsschluss zwischen ihnen und der Theatre Guild. Doch kurz darauf zogen sich Lerner und Loewe überraschend zurück und gaben das Projekt auf. Wie Lerner schreibt und die Korrespondenz zwischen ihm und der Theatre Guild belegt, waren es tatsächlich inhaltliche, dramaturgische Gründe, die sie zu dem Schritt veranlassten. Nun begaben sich die Produzenten erneut auf die Suche nach einem Komponisten und fragten Leute wie André Previn, Harold Arlen und sogar Leonard Bernstein an. Doch auch er lehnte ab. Kaum vorzustellen, wie seine Lady geklungen hätte! Lerner und Loewe gingen währenddessen für einige Zeit getrennte Wege und verfolgten eigene Projekte. Erst im Sommer 1954, nach Pascals Tod, kamen die beiden wieder zusammen und beschlossen, das Pygmalion-Projekt wieder aufzunehmen. Die beiden kämpften weiterhin mit den dramaturgischen Schwierigkeiten der Vorlage. Ihre Lösung bestand schließlich darin, sich von Shaws intimer Kammerspiel-Dramaturgie zu lösen. Das Musical enthält einige Szenen, die im Schauspiel nicht vorkommen bzw. nicht auf der Bühne gezeigt werden, wie Elizas Auftritt auf dem Ball und ihre Rückkehr auf dem Blumenmarkt. Ein zweiter großer Unterschied – sowohl zum Stück als auch zum Film – besteht darin, dass Elizas Probe, die ursprünglich bei einer kleinen Teeparty bei Mrs. Higgins erfolgt, im Musical jedoch nach Ascot und somit in eine große Öffentlichkeit verlegt wurde. Ungeachtet der ungeklärten Rechtslage – der Rechtsnachfolger von Pascal stand noch nicht fest – machten sich die Produ12 zenten erneut auf die Suche nach geeigneten Sängern und Schauspielern – eine für den notwendigen kommerziellen Erfolg eines Musicals grundlegende Frage, da ein großer Teil des Erfolgs davon abhing, ob große Namen besetzt waren. Weite Teile der Fachliteratur befassen sich mit der Frage, wer wann für welche Rolle in Frage kam und wie die Verhandlungen verliefen. Lerner behauptet in seiner Autobiografie, dass Harrison immer die erste Wahl für Higgins gewesen sei. Andere Quellen sagen aus, dass Lerner zunächst Michael Redgrave umwarb und ihn für die Rolle gewinnen wollte. Harrison kam erst dann ins Blickfeld, als die Verhandlungen mit Redgrave scheiterten. Auch Noël Coward, George Sanders und John Gielgud wurden in Erwägung gezogen. 1955 fiel die Wahl schließlich – auf eine Anregung Kurt Weills hin, für dessen Musical Love Life Lerner den Text geschrieben hatte – und nach langen Verhandlungen in London auf den Briten Rex Harrison. Auch über die Besetzung von Eliza Doolittle finden sich unterschiedliche Aussagen. Laut Lerners Autobiografie war die Amerikanerin Mary Martin ursprünglich nicht vorgesehen; andere behaupten hingegen, dass sie sehr wohl seine Wunsch-Eliza war. Wie Lerner schreibt, hat Martin letztlich abgelehnt, weil sie nach Einsicht in die Kompositionsentwürfe an der musikalischen Qualität zweifelte, und die sehr viel jüngere und unerfahrene Julie Andrews wurde die Eliza Doolittle der Uraufführung. Als die Besetzung und das Team mit dem Regisseur Moss Hart, Oliver Smith als Bühnenbildner, Cecil Beaton als Kostümbildner und Hanya Holm als Choreografin nach vielen Verhandlungen vollständig waren, begannen am 3. Januar 1956 in New York die Proben, auch wenn die Noten und das Textbuch noch nicht fertig waren. Bis zuletzt kam es zu Änderungen und ganze Nummern wurden hinzufügt oder gestrichen. Die Nummern und Dialoge, die bereits vorlagen und drinblieben, wurden während des Probenprozesses unentwegt verändert. Rex Harrison als britischem Schauspieler lag in diesem Zusammenhang Shaws Stück besonders am Herzen und er hatte bei den Proben immer eine Ausgabe zur Hand und diskutierte kritisch jede Abweichung von der Vorlage. Harrison, der als arrogant, grob und unsensibel beschrieben wird, war während der gesamten Probenperiode angespannt und nervös. Er hegte bereits seit den Verhandlungen grundlegende Zweifel, ob ihm die Rolle lag. Hinzukam, dass er nie zuvor in einem Musical auf der Bühne gestanden hatte. Sein zum Teil allürenhaftes Verhalten prägte den Ablauf der Proben maßgeblich und belastete damit seine Spielpartner und das Team. So beklagt sich der Cecil Beaton mehrmals über Harrisons Egotismus, und Regisseur Moss Hart berichtet gar von Wutausbrüchen und abgebrochenen Proben. Harrison war beispielsweise nicht bereit, während Eliza ihren Song „Ohne dich“ gegen ihn richtet, auf der Bühne zu bleiben. Auch zwischen ihm und seinem Freund Robert Coote, dem Darsteller des Pickering, kam es zu Konflikten. Die Spannungen gingen soweit, dass sich Spiel und Realität überlagerten und seine Kollegen sowie der gesamte Chor in der Szene, in der Eliza ihm die Pantoffeln ins Gesicht wirft, applaudierten. Doch auch die Arbeit mit Julie Andrews war eine große Herausforderung. Ihr junges Alter und ihre Unerfahrenheit machten es ihr schwer, die Rolle der Eliza auszufüllen. Erst nach tränenreichen Krisen und intensiven Einzelproben im Folgeseiten Holger Hauer, Pavel Fieber Hotelzimmer mit dem Regisseur gelang es ihr zu der Eliza zu werden, für die sie später so gefeiert werden sollte. Im Januar 1956 ging es nach New Haven, wo erstmals Proben mit dem Orchester stattfanden und im Shubert Theatre mehrere Vorstellungen vor Testpublikum angesetzt waren. Harrisons Nervosität und Lampenfieber nahm durch die Präsenz und Klangmacht des Orchester weiter zu und führte kurz vor der ersten Testvorstellung dazu, dass er sich weigerte aufzutreten. Seine Absage und der Ausfall der Tryouts wurde schon im Radio verbreitet und die anderen Darsteller hatten das Theater bereits verlassen, als Rex Harrison sich doch umentschied. Die erste Testaufführung am 4. Februar fand vor ausverkauftem Haus statt, und begeisterte das Publikum. Trotz großer technischer Schwierigkeiten und dramaturgischer Schwächen der gespielten Fassung gab es auch bei den restlichen Vorstellungen in New Haven Standing Ovations. Lerner und Loewe reagierten unverzüglich und überarbeiteten vor allem die Problemstellen im 1. Akt, der 25 Minuten zu lang war. Harrisons Nummer „Come to the ball“, die beim Publikum nicht zündete, wurde ebenso gestrichen wie Elizas „Say a prayer for me“ und ein Ballett. Mit diesen Änderungen ging die Produktion nach Philadelphia, wo die Show vier Wochen im Februar und März im Erlanger Theatre gezeigt wurde. Von da an stand dem Siegeszug von My Fair Lady Richtung Broadway nichts mehr im Weg, der mit Tourneen bis hinter den Eisernen Vorhang in die UdSSR, zahlreichen Revivals am Broadway und unzähligen internationalen Neuproduktionen schließlich die ganze Welt umfasste. 13 14 15 ZEITTAFEL 1891 Der Filmproduzent Gabriel Pascal, später bekannt durch seine Verfilmungen von George Bernard Shaws Schauspielstücken, wird im rumänischen Arad geboren. 1901 Am 10. Juni kommt Friedrich Löwe als Sohn des österreichischen Operettentenors Edmund Löwe in Berlin zur Welt. Seine frühen Lebensjahre sind nicht dokumentiert. Eigenen Aussagen zufolge schreibt er seine erste Komposition im Alter von neun Jahren, studiert am Berliner Konservatorium bei Ferruccio Busoni und Eugène d’Albert und debütiert mit 13 Jahren als Konzertpianist bei den Berliner Philharmonikern. 1903 Die Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst gründet zusammen mit anderen Suffragetten und mit der Unterstützung ihrer Töchter die Women’s Social and Political Union (WSPU). Ihr Ziel war das aktive und passive Wahlrecht – engl. Suffrage – für Frauen aller Klassen im Vereinigten Königreich. Mit einer eigenen Zeitung „The Suffragette“ machen sie auf ihr Anliegen aufmerksam und organisieren landesweit Demonstrationen, bei denen Hunderttausende Frauen für ihre Gleichberechtigung auf die Straße gehen. Ab 1910Die zunächst friedliche Bewegung radikalisiert sich. Am 18. November kommt es in London zu Straßenschlachten zwischen Demonstrantinnen und der Polizei. Die Frauen ketten sich an Zäune und Gebäude und verüben Anschläge auf private und öffentliche Gebäude. Zahlreiche Suffragetten werden inhaftiert und treten in den Hungerstreik. Emmeline Pankhurst prägt im November 1912 den Begriff „Bürgerkrieg der Frauen“. 1913 Am 4. Juni protestiert Emily Davison beim Epsom Derby auf der Rennbahn für Frauenrechte und wird vom Rennpferd des Königs niedergetrampelt. Sie erliegt vier Tage später ihren Verletzungen. Der Unfall ist fotografisch und filmisch dokumentiert. Davison gilt als Märtyrerin der Suffragettenbewegung. Auf ihrem Grabstein steht „Taten, nicht Worte“. George Bernard Shaws Pygmalion wird am 16. Oktober 1913 am Wiener Burg- 16 theater in deutscher Übersetzung uraufgeführt. Nach Aufführungen in Berlin im gleichen Jahr folgt am 11. April 1914 in London die englische Erstaufführung. Wegen der Verwendung von Schimpfwörtern wie „bloody“ (verdammt) kommt es zu Kontroversen in der Öffentlichkeit. 1918 Der Librettist Alan Jay Lerner wird am 31. August in New York geboren. Der Sohn des vermögenden Inhabers der Lerner-Shops, einer amerikanische Mode-Kette, studiert u. a. an der renommierten Juilliard School Komposition und in Harvard. 1924 Loewe immigriert mit seinem Vater in die USA und schreibt neben zahlreichen Gelegenheitsjobs in den 30er Jahren Musik für mehrere Shows und Revuen. 1938 Die von Gabriel Pascal produzierte Pygmalion-Verfilmung kommt in die Kinos und wird ein großer Erfolg. Regie führt Anthony Asquith, Sohn des britischen Premierministers Henry Asquith und strikten Gegners des Frauenwahlrechts. Ko-Regisseur Leslie Howard spielt auch den Sprachforscher Higgins. Das Drehbuch schreibt Shaw, der dafür einen Oscar erhält. 1942 Lerner und Loewe lernen sich kennen. Die beiden verbindet eine langjährige und enge Zusammenarbeit. Ihre Musicals zeichnen sich durch unterhaltsame Fantasiewelten aus. Die männliche Hauptrolle wird fast immer mit einem Schauspieler besetzt. 1943 Lerners und Loewes erste Gemeinschaftsarbeit What’s Up? wird am Broadway uraufgeführt. Die Choreografie stammt von George Balanchine. 1947 Das am 13. März am New Yorker Ziegfeld Theatre uraufgeführte Märchenmusical Brigadoon wird zum ersten großen Erfolg von Lerner und Loewe und wird 1954 von Vincente Minelli mit Gene Kelly verfilmt. Die berühmteste Nummer „Almost like being in love“ wird später als Jazzstandard u. a. von Chet Baker, Judy Garland, Ella Fitzgerald, Dean Martin oder Natalie Cole interpretiert. 17 1951 Das Filmmusical An American In Paris kommt in die Kinos; das Drehbuch stammt von Alan Jay Lerner, die Musik von George Gershwin. Im gleichen Jahr wird Lerners und Loewes Wild West-Musical Paint Your Wagon mit mäßigem Erfolg uraufgeführt. 1954 Am 6. Juli stirbt Gabriel Pascal in New York. 1956 My Fair Lady wird am 15. März am Mark Hellinger Theatre in New York uraufgeführt und mit 2.717 Aufführungen und einer Spielzeit von 6 ½ Jahren ein legendärer Erfolg. Die junge britische Schauspielerin Julie Andrews gibt die Eliza, Rex Harrison den Sprachforscher Henry Higgins. 1958 Das Filmmusical Gigi von Vincente Minelli, nach einem Drehbuch von Lerner und mit Musik von Loewe, kommt in die Kinos. Der Film wird mit neun Oscars ausgezeichnet, unter anderem in den Kategorien „Bester Film“, „Bestes adaptiertes Drehbuch“, „Bester Song“ und „Beste Filmmusik“. 1960 Camelot ist die letzte Broadway-Produktion von Lerner und Loewe. Danach setzt Loewe sich aus gesundheitlichen Gründen und wegen Differenzen mit Lerner zur Ruhe. 1961 Am 25. Oktober 1961 bringt das Berliner Theater des Westens die deutschsprachige Erstaufführung von My Fair Lady mit Karin Hübner als Eliza, Paul Hubschmid als Professor Higgins, Friedrich Schoenfelder als Pickering und Rex Gildo als Freddy heraus. 1964 Die Verfilmung von My Fair Lady mit Audrey Hepburn als Eliza und Rex Harrison als Higgins zieht ein Massenpublikum in die Kinos und wird u. a. mit acht Oscars gekrönt. 1973/74 Lerner und Loewe kommen noch einmal für die Bühnenversion von Gigi und dem erfolglosen Musicalfilm The Little Prince zusammen. 1986 Alan Jay Lerner stirbt am 14. Juni in New York. 1988 Frederick Loewe stirbt am 14. Februar in Palm Springs, Kalifornien. 18 Kristina Stanek xxx 19 MUSICAL GLOSSAR Ballad Inniges, kontemplatives Liebeslied in ruhig fließendem Tempo, als Solo oder Duett, Bsp. „Weil ich weiß, in der Straße wohnst du“ aus My Fair Lady. Book (dt. Libretto / Textbuch) Ist im klassischen → Musical meist episodisch strukturiert und unterscheidet sich hierin von der Erzählstruktur des Schauspiels und der Oper. Damit einher gehen vergleichsweise häufige Szenen- und Kulissenwechsel, die im Schauspiel oder in der Oper eher aktweise erfolgen. Die meisten Musicals umfassen zwei Akte und bestehen aus mindestens 16 Nummern, wobei der längere 1. Akt im Durchschnitt 90 bis 105 Minuten und der kürzere 2. Akt 45 bis 60 Minuten dauert. Inhaltlich sind Musicalhandlungen durch die Paarung gegensätzlicher Charaktere geprägt. Im Zentrum stehen häufig Paare, die sich hinsichtlich Herkunft, Alter, Wertvorstellungen oder Sozialstatus unterscheiden. Broadway Gegend um den New Yorker Times Square, in der sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche kommerzielle Musical- und Theaterbühnen etabliert haben, die nicht öffentlich subventioniert sind und über kein festes Ensemble verfügen. Kleinere Theater am Rand oder 20 außerhalb des Theaterbezirks bezeichnet man als Off-Broadway-Bühne. Charm Song Optimistische Gesangsnummer, die das Publikum verzaubern und für die Figur einnehmen soll, Bsp. „Wäre das nicht wundaschön“ aus My Fair Lady. Comedy Number Komische Gesangsnummer, die unterhalten und zum Lachen anregen soll, Bsp. „Mit ’nem kleenen Stückchen Glück“ aus My Fair Lady. Eleven o’Clock Song Gesangsnummer kurz vor der Schlussnummer, oft der dramaturgische Höhepunkt eines → Musicals, z. B. „Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht“ aus My Fair Lady. Bezeichnung geht auf den Umstand zurück, dass Musicalvorstellungen am → Broadway üblicherweise um 20.40 Uhr begannen und die vorletzte Nummer meist gegen 23 Uhr angestimmt wurde. Interpolation Einfügungen von Nummern in ein bereits bestehendes → Musical. Die nachträglichen Einschübe gingen und gehen bis heute von den wechselnden Stars aus, die ihre „special routines“ einfügen. Diese Praxis ist der Grund dafür, dass zahlreiche sich stark unterscheiden- de Fassungen ein und desselben Musicals vorliegen. Hinzu kommen unterschiedliche Arrangements und Orchestrierungen (→ Orchestrator). Die Kompositionen erschienen fast nie im Druck, mit Ausnahme einzelner Songs. Klavierauszüge wurden selten angefertigt; Orchesterpartituren werden bis heute nicht veröffentlicht. Die originalen Instrumentationen der Uraufführungsproduktion sind in den meisten Fällen verschollen. „I Want“ Song Lyrische Gesangsnummer, in welcher der häufig unvermögende Held bzw. die unvermögende Heldin von einer schönen Zukunft träumt, Bsp. „Wäre das nicht wundaschön“ aus My Fair Lady. Musical Kommerzielle Gattung des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts. Entwickelte sich nach dem Ersten Weltkrieg in den USA aus der → Musical Comedy und dem → Musical Play zur eigenständigen Gattung. Begriff „Musical“ ist seit Mitte der 1950er Jahren etabliert. Die Ausrichtung auf kommerziellen Erfolg ist maßgebend für Form, Inhalt und Produktion (→ Tryouts). Zentrum des amerikanischen Musicalbetriebs ist der New Yorker → Broadway. Das europäische Pendant befindet sich im Londoner West End. Die Gattung geht auf unterschiedliche Vorformen zurück, in denen Gesang, Tanz, Dialog und Slapstick vereint sind, wie z. B. im → Vaudeville US-amerikanischer Prägung mit einer inhaltlich nicht verknüpften Aneinanderreihung von Nummern. Weitere Wurzeln liegen in der Wiener Operette und den Comic Operas von Arthur Sullivan und William Gilbert im englischen Sprachraum. Wichtige Musicalautoren und -komponisten, häufig als feste Teams, sind Irving Berlin, George und Ira Gershwin, Richard Rodgers und Lorenz Hart, Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II, Cole Porter, Kurt Weill, Frederick Loewe und Alan Jay Lerner, Leonard Bernstein, Andrew Lloyd Weber sowie Stephen Sondheim. Musical Scene Ausgedehnte Szene, in der wiederholt zwischen Dialog, teilweise vom Orchesterspiel unterlegt, und Gesang, solistisch oder chorisch, gewechselt wird, Bsp. „Sie sind es, der’s geschafft hat“ aus My Fair Lady. Musical Comedy Vorform des → Musical Play, mit einer unsentimental-komischen Handlung und einer loser Abfolge von Songs und komischen Nummern nach Boy-Meets-Girl-Schema. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Tanz und spek21 takulären → Production Numbers. Musikalisch orientiert sich die Musical Comedy an populären Melodien und Modetänzen. Gesungen wurde meist von Schauspielern. Musical Play Vorform des klassischen → Musicals, die Mitte der 1920er Jahre aus der → Musical Comedy hervorgeging. Nicht nur komische Unterhaltung, sondern auch ernste Sujets. Musik und Tanz waren dramaturgisch motiviert und narrativ eingebettet. Häufig wurden bekannte Schauspielstücke oder Filme vertont. Beispiele sind Show Boat mit Musik von Jerome Kern und Text von Oscar Hammerstein II (1927) und Oklahoma! von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II (1943), das als Meilenstein dieser Gattung gilt. Musicalfilm, auch Filmmusical Spielfilm mit vielen Tanz- und Gesangseinlagen. Entstand in den 1930er mit Einführung des Tonfilms und erlebte seine Blüte Mitte des 20. Jahrhunderts. Meist dienten erfolgreiche Broadway-Musicals als Vorlage, die für die Filmversion teilweise stark verändert wurden. Es gibt auch genuine Musicalfilme, die erst später für die Theaterbühne adaptiert wurden. Opening Number Erste Nummer nach der → Ouvertüre. Steht in frühen Musicals in keinem inhaltlichen Bezug zum Rest und hat die Funktion, Sänger, Chor und Tänzer und die Szene zu präsentieren; später wurde sie in die Handlung eingebunden. Orchestrator (dt. Arrangeur) Viele Musical-Komponisten schreiben nur die Melodien für die Songs; der Orchestrator ist für die Instrumentation der Melodien verantwortlich und arrangiert sie außerdem zu Gesangs- oder Tanznummern, Ouvertüren, Verwandlungsmusiken usw. Ausnahmen 22 sind Musical-Komponisten wie Kurt Weill, Leonard Bernstein oder Stephen Sondheim. Einer der berühmtesten Arrangeure war Robert Russell Bennett. Der Kompositionsschüler von Nadia Boulanger arbeitete u. a. für Jerome Kern, Cole Porter, George Gershwin und Richard Rodgers. Er arrangierte und orchestrierte über 300 Musicals, darunter Show Boat, Kiss Me, Kate und My Fair Lady. Ouvertüre Instrumentale Einleitung des Musicals im Stile eines Potpourris, in dem unterschiedliche Motive des Musicals medley-artig verbunden werden. Patter Song (dt. Plapper-Lied) Nummer, in der viel Text in raschem Tempo und sprachnahem Duktus vorgetragen wird. Vergleichbar mit schnellen Arien in italienischen Buffo-Opern, z. B. „Largo al factotum“ aus Rossinis Der Barbier von Sevilla oder im englischen Sprachraum mit den Comic Operas von Arthur Sullivan und William Gilbert, z. B. The Pirates of Penzance. Beispiele aus Musicals sind „Supercalifragilisticexpialidocious“ aus Mary Poppins oder „Money Song“ aus Cabaret. Preview Voraufführung einer Musicalproduktion im dem Theater, wo auch die Uraufführung stattfindet (vgl. → Tryout). Production Number Aufwendige und oftmals ausgedehnte Spektakelnummern mit Solisten, Chor und Tanz, nicht zwingend narrativ eingebettet. Die Handlung kommt zum Stillstand. Revue Ausstattungs- und Showtheater ohne Handlung (vgl. → Ziegfeld Follies); Nummern können unter einem Motto stehen. Showstopper Musikalische Nummer, die das Publikum stark begeistert, zu langanhaltenden Ovationen hinreißt und die Show zum Stoppen bringt. Song (Solo-)Gesangsnummer mit charakteristischer, einprägsamer Melodie der Form AABA, seltener ABAB oder AABB. Die Standardform umfasst 32 Takte, jeder Teil 8 Takte. Der kontrastierende B-Teil wird als „bridge“ oder „release“ bezeichnet. Im Optimalfall geht der gesprochene Text organisch in den Song über, wie z. B. in „Es grünt so grün“ aus My Fair Lady. Es wird zwischen diegetischen und nicht-diegetischen Songs unterschieden. Diegetische Songs kommen in Musicals häufig vor und sind dadurch gekennzeichnet, dass sie Teil der Handlung sind, wie z. B. „I’m singin’ in the rain“ aus dem gleichnamigen → Musicalfilm. Soft Shoe Lautlose Steptanz-Nummer mit Schuhen ohne Taps. Wird meist zur Auflockerung einer Szene eingesetzt. Tony Award Kurzform für Antoinette Perry Award. Renommierte amerikanische Auszeichnung für Musicals und Theaterstücke, die seit 1947 jährlich verliehen werden. Benannt nach der amerikanischen Schauspielerin und Regisseurin Antoinette Perry. Beschränkt auf → BroadwayProduktionen. My Fair Lady wurde 1957 mit insgesamt sechs Tony Awards ausgezeichnet, unter anderem in den Kategorien „Bestes Musical“, „Bester Hauptdarsteller“, „Beste Kostüme“ und „Beste Regie“. Tryout Voraufführung, die im Gegensatz zu den → Previews außerhalb von New York stattfinden. Abhängig von der Publikumsreaktion werden anschließend Songs und Dialoge gekürzt, anderweitig bearbeitet, gestrichen oder eingefügt. Rollen können umbesetzt werden. Im Ernstfall wird die Produktion vor der Broadway-Premiere abgesetzt. Underscoring Bezeichnet die Musik, die im Musical, aber auch im Film, als stimmungsvoller Hintergrund unter einen gesprochenen Text gelegt wird. Vaudeville Form des Unterhaltungstheaters. Man unterscheidet zwischen Pariser und amerikanischem Vaudeville. Das Vaudeville französischer Prägung des frühen 19. Jahrhunderts ist ein kleines Theaterstück mit eingelegten, populären Musiknummern. Das US-Vaudeville hatte seine Blütezeit um 1900 und hat anders als das französische keine Handlung, sondern basiert auf Sketchen, akrobatischen und musikalischen Nummern. Berühmte amerikanische Vaudeville-Künstler waren Buster Keaton und die Marx Brothers. Ziegfeld Follies Opulent ausgestattete → Revuen mit Gesang, Tanz und Akrobatik, die zwischen 1907 und 1936, teilweise jährlich von Florenz Ziegfeld jr. an verschiedenen → Broadway-Theatern produziert wurden, auch als Jahresrevuen bezeichnet. Folgeseiten Holger Hauer, Sts. Eva Derleder, Staatsopernchor 23 24 25 EINE MUSIKALISCHE REISE ZUR MUSIK Musicals und Musicalfilme wie Mary Poppins oder Sound Of Music haben mich schon als Kind begeistert. Insbesondere die Verbindung von Schauspiel und Gesang hat mich fasziniert und ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert. Mit sieben Jahren habe ich in der Choral Society meiner Heimatstadt, später in der Schule und in der Universität, bei Aufführungen von Comic Operas von Arthur Sullivan und Musicals wie Oliver, The Kind And I oder The Wizard Of Oz mit großer Freude im Chor mitgesungen. My Fair Lady hat es mir besonders angetan. Der Film zählt schon immer zu meinen Lieblingsfilmen und, soweit ich mich erinnern kann, konnte ich schon früh Text und Musik mitsprechen und -singen. Die Bühnenversion habe ich zwar erst später, ungefähr mit 17 Jahren kennengelernt, aber auch hier war ich aufs Neue begeistert und bin es bis heute. Warum ist dieses 26 Stück so stark – sowohl auf der Leinwand als auch auf der Bühne? Erst zuckt man nur leicht mit dem Zeh und dann hört man sich selbst dabei zu, wie man eine der berühmten Melodien mitsingt. Was liegt in dieser Musik, die uns immer wieder anspricht und in den Körper fährt? Stil Es gibt viel Parfüm, Geruch und Farbe in der Komposition von Frederick Loewe. Sie ist voll Charme, spritzig und frisch. Fast jede Nummer ist in einem eigenen musikalischen Stil komponiert: Vom VaudevilleStil der beiden Doolittle-Nummern geht es mit den spanischen Tanzrhythmen der Jota und Habanera auf die iberische Halbinsel, „wo Spaniens Blüten blühen.“ Wenn Eliza am Ende des 1. Akts die Szene im feinen Ballkleid betritt, reisen wir mit ihr – begleitet von wunderschöner Walzermusik – an die Donau ... und Hollywood ist mit Freddys romantischer Ballade „Weil ich weiß, in der Straße wohnst du“ auch nicht weit. Bei einer solchen stilistischen Vielfalt kann keine Langeweile aufkommen. Hinzu kommt der reizvolle Wechsel zwischen den eher intim-privaten Szenen und den großen spektakulären Ensemblenummern. In dem Neben- oder besser Nacheinander der Stile liegt auch eine große Herausforderung an die Musiker, die unablässig zwischen den musikalischen Welten wechseln und genau den richtigen „Ton“ treffen müssen. Loewes Komposition ist auch insofern interessant, als die Songs eng in die Handlung eingebunden sind. Sie geben Auskunft über die Charaktere und ihre Entwicklung. So ist beispielsweise Elizas erste Nummer ein einfaches, kleines Straßenliedchen mit kleinen Tonschritten, das man mitpfeifen kann. In „Wart’s nur ab“ erleben wir sie mit einer launisch-trotzigen Nummer, in der sie sich mit kindlichem Charme in eine Rache-Fantasie steigert. In ihrer dritten Nummer steht eine andere Eliza auf der Bühne. „Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht“ ist geprägt von einer lyrischen und raumgreifenden Melodie mit einem großen Ambitus. In Higgins’ Musik hingegen dominiert passenderweise das Wort, seine Nummern sind wenig emotional. Nur sein letzter Song ist davon ausgenommen und markiert eine psychologische Wende der Figur. In „Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht“ erleben wir zum ersten Mal einen Higgins, der sich nicht im wortgewaltigen Sprechgesang ausdrückt, sondern einen Mann, der schwärmt und Gefühle zeigt. Möglichkeiten My Fair Lady wird traditionell gemischt besetzt – mit Schauspielern und Sängern. Schon Rex Harrison, der Higgins der Uraufführung und des Films, war kein Sänger. Und wie bei allen Musicals liegt auch bei My Fair Lady der Reiz in der Mischung aus Arioso, Sprechgesang und gesprochenem Text, der teilweise mit Musik unterlegt ist. Für mich als Musikalischen Leiter dieser Neuproduktion ergeben sich daraus eine Vielzahl an Möglichkeiten. Musik lebt nicht auf dem Papier, sondern im Moment der Aufführung. Das trifft selbstverständlich auf jedes Werk zu. Doch bei diesem Musical kann man mit dem Ensemble jeden Ton, jedes Wort, jede musikalische Phrase prüfen und ausprobieren, ob man sie lieber singt oder spricht und wann man zwischen den unterschiedlichen Artikulationsweisen wechselt. Mir ist dabei besonders wichtig, nicht zu viel festzulegen. Eine frische, fast improvisierte Vortragsweise passt sehr gut zu diesem Stück. Mein Ziel ist es daher, den Darstellern einen gewissen Freiraum zu lassen. Wie im Jazz, der die Komposition stark beeinflusst hat, beginnen auch der Text und Loewes Musik zu leben, wenn das Ensemble in jeder Vorstellung spontan und dynamisch in einem kreativen Miteinander die Musik neu entstehen lässt. Freude Mir, und hoffentlich auch dem Publikum, macht My Fair Lady viel Freude. Dieses Musical bietet die Möglichkeit, aus unserem Alltag herauszutreten. Und diese Melodien, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen, erzeugen in uns nicht nur Gefühle, sondern geben uns auch die Möglichkeit, auf eine musikalische Reise zu gehen und in eine andere Welt einzutauchen. Steven Moore 27 EMAN- ZIPATION ZUR INSZENIERUNG Die Entstehungsgeschichte von My Fair Lady ist lang und verworren. Sie ist zudem von vielen widersprüchlichen Anekdoten und Legenden überlagert. Unbestritten ist jedoch, dass dieses wunderbare Musical bereits im Voraus bei den Testaufführungen ein enormer Erfolg war. Bei diesen so genannten Tryouts wurde die neue Musicalproduktione vor einem Testpublikum außerhalb von New York, in diesem Fall in New Haven und Philadelphia, aufgeführt. Obwohl die Produzenten bei My Fair Lady mit erheblichen technischen Schwierigkeiten und unzähligen Verzögerungen im Bühnenablauf zu kämpfen hatten, die das zu diesem Zeitpunkt noch ungekürzte und ohnehin sehr lange Stück weiter verlängerten, war Lerners und Loewes Meisterwerk bereits damals auf dem Weg, eines der erfolgreichsten Musicals zu werden. Dieser Erfolg wurde 1964 durch die Filmadaption von George Cukor sogar noch übertroffen. In My Fair Lady – sowohl in der Film- als auch in der Bühnenfassung – wird dem Publikum eine durch und durch britische Gesellschaft vor Aug und Ohr geführt, eine Gesellschaft, in der mangelhafte sprach28 liche Fähigkeiten ein ernst zu nehmendes Hindernis auf dem Weg zum Erfolg darstellen. Für viele Zuschauer in den USA, aber auch in Europa, war und ist My Fair Lady eine Reise in eine andere Welt: ins frühe 20. Jahrhundert, nach Großbritannien, in dieses rätselhafte Land mit seinem strengen System von gesellschaftlichen Klassen und Traditionen, ähnlich exotisch wie ein afrikanischer Volksstamm. In der deutschen Übersetzung von Robert Gilbert – die Lerner bekanntlich ausnehmend gut gefiel – wird Elizas berüchtigter Londoner CockneyDialekt durch einen derben Berliner Dialekt ersetzt, wobei das Bühnenbild in vielen deutschsprachigen Produktionen die Handlung trotzdem in London verortet. Und das ist auch gut so. Meiner Ansicht nach sind Zeit und Ort für die Handlung wesentlich, und es ist mir eine besondere Ehre und Freude, für das Karlsruher Publikum diese besondere Atmosphäre und das London Edwards VII. und George V. aufs Neue heraufzubeschwören. Ich habe in Eliza immer eine frühe Feministin gesehen. 1913, also in der Zeit, in der My Fair Lady spielt, kam die Suffragette Emily Nando Zickgraf, Ks. Tiny Peters, Katharina Sebastian, Lisa Hähnel, Daniel Pastewski 29 Davison beim Epsom Derby ums Leben. Sie wurde von einem Rennpferd des Königs niedergetrampelt, als sie auf der Rennbahn für Frauenrechte protestierte. Wenige Tage später erlag sie im Krankenhaus ihren Verletzungen. Möglicherweise ist es ein Zufall, dass Eliza ihr Debüt als Dame der feinen Gesellschaft ausgerechnet beim Pferderennen Ascot gibt. Aber einem Publikum, dem die Geschichte der britischen Frauenbewegung bekannt ist, werden sich augenblicklich Assoziationen und Zusammenhänge erschließen. Ich habe mich deswegen entschieden, in meiner Inszenierung einen stummen Suffragettenchor auftreten zu lassen, der Eliza auf ihrem Weg begleitet. Auch wenn Eliza selbst möglicherweise zunächst nicht versteht, wer diese Frauen sind und was sie wollen, so stellt diese politische Bewegung einen wichtigen historischen Hintergrund für ihre Entwicklung zu einer selbstbestimmten Frau dar. Wie sieht Elizas Geschichte genau aus? Sie hat sich unter Higgins’ Anleitung so weit entwickelt, dass sich die Schülerin schließlich selbst übertrifft und gegen ihren Meister rebelliert. In diesem Zusammenhang spielt Mrs. Higgins eine kleine, aber wichtige Rolle. Zunächst reagiert die Mutter des Sprachforschers empört, als sie von Oberst Pickering erfährt, dass ihr Sohn vorhat, ein Blumenmädchen nach Ascot zu bringen. Dann sieht sie jedoch, wie sich dieses Blumenmädchen zunächst in der Gegenwart der feinen „Herrschaften“ behauptet und schließlich im 2. Akt auch gegenüber ihrem ungezogenen Sohn „ihre Frau steht“. Mrs. Higgins repräsentiert eine Frauengeneration mit teilweise aristokratischen Hintergrund, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gegen eine patriarchale Gesellschaftsordnung rebellierten. Die Geschichte der Suffragetten in Großbritannien 30 ist eine Geschichte der Mittel- und Oberschicht. Denn die Stimmen dieser Frauen, oft Ehefrauen und Töchter ehrbarer Männer, wurden eher gehört als andere. Erst später weitete sich die Bewegung aus und ergriff alle gesellschaftlichen Schichten. In der vorletzten Szene des Musicals erleben wir, wie Mrs. Higgins und Eliza sich verbünden, und wir sehen, wie Mrs. Higgins Eliza in ihrer Selbstbestimmtheit bestärkt und vor ihrem Sohn Partei für sie ergreift. Dieser hatte zuvor, in der Streitszene, Elizas Ansichten und Bedürfnisse ignoriert und ging allein deswegen über ihre Bedürfnisse hinweg, weil sie eine Frau und darüber hinaus eine von einfacher Herkunft ist. Interessanterweise vergisst Higgins in diesem Zusammenhang, dass er einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an Elizas Entwicklung hat. Dank der Erziehung, die er ihr hat angedeihen lassen, ist sie nicht mehr die einfache Frau von der Straße, sondern eine Frau mit Aufstiegschancen und Zukunft. Doch Eliza ist auch in dieser Szene für ihn immer noch Objekt, ein Gegenstand, den er glaubt zu besitzen, wie die ausgestopften Vögel in seiner Bibliothek. Eliza ist jedoch ein lebendiges und durchaus eigenwilliges Wesen und keines seiner toten, unbeweglichen und willenlosen Federtiere. Und das ist vielleicht der Grund für Higgins’ Enttäuschung; in seinen Augen ist Eliza undankbar. Das Ende des Musicals ist für einen Regisseur eine besondere Herausforderung. In seiner Autobiografie schreibt Lerner, dass sein Happy End Shaws Vorlage insofern stark verändert habe, als er Eliza nach dem Streit zu Higgins zurückkehren lasse. Shaw beschreibt im Nachwort seines Theaterstücks Elizas weiteren Werdegang recht eindeutig. Seine Eliza kehrt ausdrücklich nicht zu Higgins zurück. Dieser Gedanke ist für Shaw „unerträglich“. Stattdessen heiratet sie Freddy und eröffnet einen Blumenladen – ganz so wie sie es sich im 1. Akt erträumt hatte. Der Weg dahin ist vielleicht nicht immer einfach: Immer wieder gerät das Paar in finanzielle Schwierigkeiten, aus denen sie Oberst Pickerings Großzügigkeit wiederholt befreit. Doch es ist ein Weg, der schließlich in die wirtschaftliche Selbstständigkeit führt. Das Happy End des Musicals kehrt Shaws emanzipatorische Absichten in ihr Gegenteil: Hier erleben wir eine Eliza, die nach ihrem Streit wieder zu Higgins zurückkehrt, der sich just in diesem Moment eine Aufnahme von ihrem ersten Auftritt in der Wimpole Street 27a anhört und schließlich zu ihr den bezeichnenden Satz sagt: „Wo zum Teufel sind meine Pantoffeln?“ Diese reaktionäre Version stammt aus Gabriel Pascals Pygmalion-Verfilmung von 1938. Shaw betrachtete dieses Ende als erheblichen Eingriff in sein Werk und kam als Drehbuchautor dennoch den Erwartungen des Kinopublikums entgegen. Lerner und Loewe übernahmen sie nach Shaws Tod wahrscheinlich deswegen, weil es für ein Musicalpublikum der 50er Jahre ebenso angemessen schien wie für das Kinopublikum in den späten 30ern. Wir leben in einer anderen Zeit. Wir können uns ohne Weiteres eine Eliza vorstellen, die erwachsen, gereift und zu sich selbst gekommen ist. Es ist schwer nachvollziehbar, dass solch eine intelligente, clevere und schlagfertige Frau zu dem Mann zurückkehrt, der sie zuvor gedemütigt, beleidigt und bedroht hat, und der es nicht einmal auf die Bitte seiner Mutter, seines Freundes Pickering und seiner Angestellten hin zuwege brachte, nett zu ihr zu sein. Eine Eliza, die zurückkehrt, wäre in meinen und wahrscheinlich auch in Shaws Augen eine schwache oder verliebte Person. Doch Eliza ist keines von beiden, zumindest legt das der Text nicht nahe. Die wechselhafte Beziehung zwischen Higgins und Eliza steht in krassem Kontrast zu den traditionell romantischen Liebesbeziehungen des Musiktheaters jener Zeit. Sie macht den Kern von My Fair Lady aus. Hinzukommt, dass auch das Paar Eliza – Freddy sowohl bei Shaw als auch bei Lerner alles andere als perfekt ist: Freddy stellt für Eliza nur eine Fluchtmöglichkeit dar und sie ist sich dementsprechend unsicher, ob sie ihn heiraten soll oder nicht. Doch die Sachlage ist klar: Higgins ist nicht in der Lage zu lieben oder Liebe zu zeigen. Und Eliza kann, wie Shaw in seinem Nachwort schreibt, niemanden lieben, der nicht lieben kann. Aus diesem Grund habe ich einen Schluss entwickelt, in dem Eliza unsere Heldin bleibt. Sie ist aufgestiegen; aus der Gosse in die gehobene oder zumindest mittelständische Gesellschaft, von Higgins’ Puppe zu einer selbstbestimmten Frau. Higgins hingegen hat wegen seiner Eitelkeit und anderer charakterlicher Defizite eine Möglichkeit verpasst, glücklich zu werden. Er ist Opfer seines eigenen Stolzes und bleibt allein zurück, umgeben von seinen ausgestopften Vögeln, Büchern und klassischen Büsten. Am Ende steht für mich eine Eliza, die bereit ist für ein neues Zeitalter, eine Zeit mit einem umfassenden Wahlrecht. 1918 wurden erstmals Frauen zu Parlamentswahlen zugelassen; 1928 erhielten alle Frauen in Großbritannien das umfassende aktive und passive Wahlrecht. Doch Elizas Reise ist noch nicht zu Ende – auch wenn die Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft um einiges weiter fortgeschritten ist als 1912/13 – abgeschlossen ist sie noch nicht. Sam Brown 31 STEVEN MOORE Musikalische Leitung Der Australier studierte in Queensland Orgel, Klavierbegleitung und Gesang und erwarb an der Londoner Guildhall School seinen Master of Arts. Kursen am National Opera Studio folgte die Aufnahme in das Jette Parker Young Artists Programme am Royal Opera House Covent Garden. Dirigate beim Orchester des Royal Opera House und der San Francisco Opera, der Southbank Sinfonia, der West London Sinfonia sowie Assistenzen bei Nicola Luisotti, Thomas Hengelbrock, Franck Ollu und Julia Jones schlossen sich an. Moore betreute zahlreiche Produktionen des Royal Opera House, der San Francisco Opera und der Glyndebourne Touring Opera. Seit 2011 gehört er dem STAATSTHEATER KARLSRUHE an, seit 2014 als Studienleiter und Kapellmeister. 2015/16 dirigiert er Vorstellungen von Iphigenie auf Tauris, Die Entführung aus dem Serail und I Capuleti e i Montecchi sowie verschiedene Ballettproduktionen. Außerdem ist er in zahlreichen Liederabenden als Pianist zu erleben. 32 ULRICH WAGNER Nachdirigat & Choreinstudierung Ulrich Wagner studierte an der Musikhochschule Köln Komposition bei Krzysztof Meyer und Mauricio Kagel sowie Dirigieren bei Volker Wangenheim. 1995 wurde er als Solorepetitor, Studienleiter und Kapellmeister ans Theater Krefeld-Mönchengladbach engagiert. Er dirigierte dort ein breites Repertoire, angefangen von Monteverdis Krönung der Poppea über klassische und romantische Opern und Operetten bis hin zu zahlreichen Werken des 20. Jahrhunderts. 2003 wechselte er ans STAATSTHEATER und war dort als Studienleiter, Kapellmeister und Leiter des Opernstudios tätig. Seit Herbst 2009 ist er neben seinen dirigentischen Aufgaben Direktor des BADISCHEN STAATSOPERNCHORES und des Extrachores. Er dirigierte zahlreiche Repertoirevorstellungen sowie als eigene Premieren Pimpinone, Das Feuerwerk, Der Kleine Prinz und die Uraufführung von Michael Nymans Love Counts. Seit 2003 leitet er die Kinderkonzerte und die Konzertreihe Nachtklänge – Neue Musik in der Insel. Ks. Edward Gauntt, Staatsopernchor 33 SAM BROWN Regie ANNEMARIE WOODS Bühne Der britische Schauspiel- und Opernregisseur wurde 2011 zusammen mit Annemarie Woods sowohl mit dem Europäischen Opernregie-Preis als auch mit dem Ring Award ausgezeichnet. Er ist der bislang einzige Regisseur, der beide Preise gewann. Er inszeniert in Großbritannien, Italien, Österreich, Frankreich, in der Schweiz und in Deutschland. Sein Debüt auf der Opernbühne hatte er mit Sigurd, der Drachentöter an der Bayerischen Staatsoper. Er inszenierte Jakob Lenz von Wolfgang Rihm an der English National Opera, die szenische Uraufführung von Gerald Berrys The Importance of Being Earnest in Nancy sowie das Musical Hair am Staatstheater Darmstadt. Bei den INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELEN 2013 stellte er sich in Karlsruhe mit seiner Inszenierung von Händels Der Sieg von Zeit und Wahrheit und Berrys Der Sieg von Schönheit und Täuschung vor. Seine nächste Produktion ist Der Barbier von Sevilla an der Welsh National Opera. Annemarie Woods gewann 2011 gemeinsam mit Sam Brown sowohl den Europäischen Opernregie-Preis und den Ring Award inklusive aller Sonderpreise. Im gleichen Jahr wurden beide mit dem Europäischen Opernregie-Preis ausgezeichnet. 2015 erhielt Woods eine Nominierung beim Österreichischen Musiktheaterpreis in der Kategorie „Beste Ausstattung“. Mit Sam Brown verbindet sie eine langjährige Zusammenarbeit: Gemeinsam brachten sie The Importance of Being Earnest in Nancy, La Cenerentola in Luzern, Jakob Lenz an der English National Opera, Sigurd der Drachentöter in München, Der Zigeunerbaron in Klagenfurt oder La favorite in Graz auf die Bühne. Beim Scottish Ballet gestaltete sie außerdem das digitale Design von Alice in Wonderland. Bei den INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELEN KARLSRUHE 2013 stattete sie Händels Der Sieg von Zeit und Wahrheit und Der Sieg von Schönheit und Täuschung von Gerald Berry aus. 34 ILONA KARAS Kostüme LUCY BURGE Choreografie Während ihrer Ausbildung zur Damenschneiderin entdeckte die tschechische Kostümbildnerin ihre Liebe zum Theater. Ihre ersten Arbeiten schuf sie für ein Kinder- und Jugendtheater. Während ihres Modedesign-Studiums in London arbeitete sie weiterhin für kleine Theatergruppen und Zirkuskompagnien. Anschließend war sie fünf Jahre lang Costume Supervisor am Londoner Royal College of Music. Es folgten Engagements als Costume Supervisor u. a. beim Aldeburgh Festival, bei der Grange Park Opera, dem Bolschoi-Theater in Moskau, der Welsh National Opera, dem Royal Opera House Covent Garden London und der Glyndebourne Opera sowie für das DV8 Physical Theatre. Als freie Kostümbildnerin im Bereich Oper, Schauspiel und Tanz arbeitete sie u. a. für die English Touring Opera, die Pimlico Opera und die Northern Ireland Opera. 2015 entwarf sie das Kostümbild für Sam Browns Inszenierung von Händels Alcina am Staatstheater Cottbus. Lucy Burge war von 1970 bis 1985 Solistin der Rambert Dance Company, wo sie in zahlreichen Hauptrollen zu erleben war. Sie tanzte an der Seite von Rudolf Nurejew und stand an allen großen britischen Opernhäusern auf der Bühne, beispielsweise am Royal Opera House Covent Garden, an der Englisch Nation Opera, der Welsh National Opera und der Scottish Opera. Als Choreografin arbeitete sie mit Richard Jones u. a. bei Billy Budd an der Oper Frankfurt und Gloriana an der Hamburgischen Staatsoper sowie am Royal Opera House, mit Antony McDonald u. a. beim Ring des Nibelungen an der Nederlandse Reisopera und mit Katharina Thoma bei Ariadne auf Naxos beim Glyndebourne Festival. Mit Sam Brown brachte sie 2014/15 Donizettis La favorite an der Oper Graz auf die Bühne. Zukünftige Projekte führen sie an die Netherlandse Opera Amsterdam und die Scottish Opera sowie ins japanische Kobe. Folgeseiten Cameron Becker 35 36 37 HOLGER HAUER a. G. Professor Henry Higgins Der Regisseur, Schauspieler und Autor wirkte in zahlreichen Musicalproduktionen als Darsteller mit. Bei über 30 Produktionen in Osnabrück und Pforzheim, am Berliner Friedrichstadtpalast, am Gärtnerplatztheater München und mehrfach an der Staatsoperette Dresden führte er Regie. Außerdem stand Hauer in zahlreichen Fernsehfilmen und Serien vor der Kamera. Ks. ARMIN KOLARCZYK Professor Henry Higgins Der Bariton war zehn Jahre am Theater Bremen engagiert, bevor er 2007 ans STAATSTHEATER kam. Er sang hier u. a. Wolfram in Tannhäuser, Beckmesser in den Meistersingern und die Titelpartie in Doctor Atomic. 2015 wurde er zum Kammersänger ernannt. 2015/16 ist er u. a. als Kurwenal in Tristan und Isolde zu erleben. 2017 wird er bei den Bayreuther Festspielen debütieren. STEFANIE SCHAEFER Eliza Doolittle Nach ihrem Studium gastierte die Frankfurterin in Stuttgart, Mannheim, Schwerin, Osnabrück, Schwetzingen und Frankfurt. Festengagements führten sie an die Opernhäuser Wuppertal, Darmstadt und Erfurt sowie 2011 ans STAATSTHEATER. 2015/16 ist sie als Meg Page in Falstaff, Hänsel in Hänsel und Gretel und in der Titelrolle von Bizets Carmen zu erleben. KRISTINA STANEK Eliza Doolittle Die Mezzosopranistin studierte in Düsseldorf und an der Royal Academy of Music in London. Von 2012/13 war sie im Ensemble des Theaters Trier, wo sie Partien wie Carmen, Sesto in La Clemenza di Tito und Glucks Orfeo sang. Seit der Spielzeit 2015/16 ist sie fest im Ensemble des STAATSTHEATERS und steht dort u. a. als Romeo in I Capuleti e i Montecchi auf der Bühne. Ks. EDWARD GAUNTT Alfred P. Doolittle Der Texaner gastierte an internationalen Opernhäusern, wie z. B. an der Deutschen und der Komischen Oper Berlin sowie an der Semperoper Dresden. 2006 wurde dem Bariton, der seit 1985 Ensemblemitglied des STAATSTHEATERS ist, der Titel „Kammersänger“ verliehen. 2015/16 singt er u. a. Benoît in La Bohème und den Sprecher in Die Zauberflöte. Ks. HANS-JÖRG WEINSCHENK a. G. Alfred P. Doolittle Nach Stationen in Heidelberg und Wuppertal war der Tenor von 1980 bis 2013 im Ensemble des STAATSTHEATERS. Er gastierte in Zürich, Basel, Prag, Straßburg, am Teatro Real in Madrid, in Paris an der Opéra-Comique sowie u. a. in Hamburg, Stuttgart und regelmäßig am Gärtnerplatztheater in München. 2000 wurde ihm der Titel „Kammersänger“ verliehen. PAVEL FIEBER a. G. Oberst Hugh Pickering Der Schauspieler und Regisseur studierte in Wien Psychologie, Schauspiel, Regie und Musical. Es folgte eine Gesangsausbildung an der dortigen Akademie für Musik und Darstellende Kunst. 1997 bis 2002 war er Generalintendant des STAATSTHEATERS, von 2004 bis 2007 Intendant der Burgfestspiele Mayen. Er ist regelmäßiger Gast am Volkstheater in Wien. 38 PETER PICHLER a. G. Oberst Hugh Pickering Der Bitterfelder absolvierte sein Schauspielstudium in Graz und sammelte unter Hans Hollmann erste Theatererfahrungen. Festengagements führten ihn über Graz, Leipzig, Nürnberg, Dortmund, Saarbrücken, Würzburg, Memmingen und Meiningen nach Heidelberg. Pichler wurde dreimal mit dem Bayerischen Theaterpreis ausgezeichnet. CAMERON BECKER Freddy Eynsford-Hill Der amerikanische Tenor wurde an der Arizona State University und am Salzburger Mozarteum ausgebildet. Bevor er 2015/16 ans STAATSTHEATER wechselte, war er am Theater Regensburg engagiert. In Karlsruhe ist er u. a. als Tamino in Die Zauberflöte, als Pedrillo in Die Entführung aus dem Serail, als Malcolm in Macbeth und als Froh in Das Rheingold zu erleben. JAMES EDGAR KNIGHT Freddy Eynsford-Hill Der Australier ist seit dieser Spielzeit Ensemblemitglied des STAATSTHEATERS. Hier stellte sich der Absolvent der New Yorker Juilliard School als Fenton in der Neuproduktion von Falstaff vor. Außerdem wird er als Macduff in Verdis Macbeth zu erleben sein. CHRISTINA NIESSEN Mrs. Pearce Die Sopranistin wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichet. Seit 2006/07 ist sie am STAATSTHEATER engagiert und war hier beispielsweise als Eva in den Meistersingern, Senta im Fliegenden Holländer, Elsa in Lohengrin und als Feldmarschallin im Rosenkavalier zu erleben. 2015/16 singt sie u. a. Kundry in Parsifal und Brangäne in Tristan und Isolde. Ks. TINY PETERS Mrs. Pearce Die Sopranistin ist seit 1981 Ensemblemitglied des STAATSTHEATERS. Zu ihrem umfangreichen Repertoire gehören u. a. Adele in Die Fledermaus und Eliza in My Fair Lady. 2006 wurde ihr der Titel „Kammersängerin“ verliehen. 2015/16 singt sie u. a. Blumenmädchen in Parsifal, Papagena in Die Zauberflöte und Gretel in Hänsel und Gretel. Sts. EVA DERLEDER a. G. Mrs. Higgins / Ärgerliche Frau Eva Derleder war an vielen Theatern engagiert und wurde zweimal zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Von 2002 bis 2015 war sie im Ensemble des STAATSTHEATERS. Sie spielte hier zuletzt u. a. in Alice, Wie es Euch gefällt und in Irgendwann in der Nacht. 2015/16 ist sie in Drei Schwestern und Du sollst den Wald nicht vor dem Hasen loben zu sehen. NANDO ZICKGRAF Jamie / 1. Obsthändler / 1. Diener / Butler Bereits während seines Studiums gastierte der Freiburger am STAATSTHEATER. Gastengagements führten ihn nach Pforzheim und zur Opera Factory Freiburg. Von 2013 bis 2015 war er Mitglied des OPERNSTUDIOS und verstärkt nun das Ensemble des STAATSTHEATERS. 2015/16 singt er u. a. Bardolfo in Falstaff und Lance in Knight Crew. 39 DANIEL PASTEWSKI a. G. Harry / 2. Obsthändler / 2. Diener / Butler Daniel Pastewski studierte in Leipzig und bei Friedemann Röhlig in Karlsruhe. Er ist Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie Preisträger des internationalen Gesangswettbewerb der Kammeroper Schloss Rheinsberg 2014. Am STAATSTHEATER gastierte er in Dino und die Arche und Fantasio, an der Staatsoper Stuttgart in Ariadne auf Naxos. CORNELIA GUTSCHE Mrs. Eynsford-Hill Cornelia Gutsche studierte an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden und ist seit 1996 festes Mitglied im BADISCHEN STAATSOPERNCHOR. Sie übernahm zahlreiche solistische Partien, wie z. B. Eléonore in Ritter Blaubart sowie Glücksradfrau, Zweite Bäuerin in Romeo und Julia auf dem Dorfe und das Sopran-Solo in Peter Grimes. SUSANNE SCHELLIN Mrs. Eynsford-Hill / Lady Boxington Susanne Schellin schloss ihr Gesangstudium bei Peter Ziethen an der Musikhochschule Detmold 1991 mit der Künstlerischen Reifeprüfung ab. Seit der Spielzeit 1991/92 singt sie im BADISCHEN STAATSOPERNCHOR. Sie war u. a. als Simons Weib in Dantons Tod, als Blanche in Ritter Blaubart und als Bronka in Die Passagierin auch solistisch zu erleben. LISA HÄHNEL a. G. Clara Eynsford-Hill / Blumenmädchen u. a. Die Sopranistin studiert an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Am STAATSTHEATER gastierte sie in einem Liederabend Populär. Seit 2013 ist sie regelmäßiger Gast der Volksschauspiele Ötigheim. Hier sang sie Bärbele in Jessels Schwarzwaldmädel, den Singenden Engel in Saiers Passion. 2016 wird sie dort als Solistin bei den Festlichen Konzerten zu erleben sein. CONSTANZE KIRSCH Clara Eynsford-Hill / Blumenmädchen u. a. Die Sopranistin studierte von 2006 bis 2010 bei Marga Schiml an der Hochschule für Musik Karlsruhe und anschließend am Institut für Musiktheater bei Christiane Libor. Sie gastierte 2013 bei den Osterfestspielen in BadenBaden und 2014 am Nationaltheater Mannheim. Seit 2014/15 ist sie Mitglied des OPERNSTUDIOS und singt u. a. Eine Griechin in Iphigenie auf Tauris. JOHANNA BERGER Straßenartistin / Tänzerin Nach Engagements u.a. am Aalto Theater, im Ballett des Saarländischen Staatstheaters und am Theater Heidelberg gehörte sie dem Tanzensemble des Staatstheaters Darmstadt an. Dort hat sie zuletzt auch ihr gesangliches und schauspielerisches Können in einer Musicalproduktion gezeigt. Anfang 2016 gastiert sie in einer Tanztheaterproduktion am Theater Erfurt. VERONICA BRACACCINI Straßenartistin / Tänzerin Veronica Bracaccini wurde in Rom geboren und absolvierte dort ihre Tanzausbildung. Von 2009 bis 2013 hatte sie an der imPerfect Dancers Company ihr erstes Engagement. 2013/14 war sie im Ensemble des Staatstheaters Darmstadt und dort in Choreografien von Mei-Hong Lin und Christina Comtesse zu erleben. Seit 2014/15 arbeitet sie frei. 40 Kristina Stanek, Cameron Becker 41 MARLEEN JAKOB Straßenartistin / Tänzerin Bereits während ihrer Ausbildung an der German Musical Academy Osnabrück debütierte Marleen Jakob am Theater Bielefeld in The Who’s Tommy. Nach dem Examen 2013 folgten Engagements, wie z. B. im Kindermusical Jim Knopf am GOP Varieté Hannover, in La Cage aux Folles und Rinaldo an der Oper Bonn sowie in Jesus Christ Superstar am Theater Hagen. CHRISTOPHER BASILE Straßenartist / Tänzer Der in Italien geborene Tänzer studierte in Pescara und war Stipendiat an der Alvin Ailey American Dance School in New York. Nach Engagements am Stadttheater Gießen und am Staatstheater Darmstadt ist er seit 2014 als freischaffender Tänzer, Schauspieler und Musicaldarsteller in Darmstadt und Gießen sowie bei Phase-Zero Productions in Leipzig tätig. ANDREY KOROLKOV Straßenartist / Tänzer Andrey Korolkov wurde in Moskau geboren und wurde an der Moskauer Ballettakademie zum Tänzer ausgebildet. Er tanzte im Ensemble des Bolschoi Theaters Moskau sowie des STAATSTHEATERS KARLSRUHE. Er gastierte außerdem in Kassel und Pforzheim. Er ist als Ballett- und Tanzlehrer an verschiedenen Ballettschulen tätig. WITALIJ KÜHNE Straßenartist / Tänzer Der Schauspieler und Tänzer erhielt seine Ausbildung u. a. an der Stella Academy Hamburg. Er war in zahlreichen Kurz- und Spielfilmen zu sehen und wirkte in Opern- und Musicalproduktionen mit, u. a. an der Oper Bonn, an den Theatern in Pforzheim, Bozen und Linz sowie auf der Seebühne Klagenfurt. CLAUDIO GUSTAVO ROMERO Straßenartist / Tänzer Der in Buenos Aires geborene Tänzer wurde u. a. an der Ballettschule des Teatro Colón ausgebildet. Er war Mitglied u. a. am Argentinischen Staatsballett sowie im Ballettensemble des Theaters Erfurt. Er war in zahlreichen Produktionen zu sehen, zuletzt in Strauss’ Der Zigeunerbaron, koproduziert vom Landestheater Coburg und der Coburger Sommeroperette. MEHMET ALTIPARMAK 3. Obsthändler Der junge Bariton studierte an der Mimar-Sinan-Universität in Istanbul bei Payam Koryak. Meisterkurse bei Elena Filipova, Amelia Felle und Christa Ludwig ergänzten seine Ausbildung. 2014 ging er als Gewinner aus dem 14. Siemens Gesangswettbewerb in Istanbul hervor und gehört somit seit 2014/15 dem OPERNSTUDIO am STAATSTHEATER an. LUKASZ ZIOLKIEWICZ 3. Obsthändler Der polnische Bassist studierte in seiner Heimatstadt Posen Sologesang und sang im Extrachor des Teatr Wielki. Nach einem Engagement in Kiel wechselte er ans Theater Nordhausen, wo er in verschiedenen Solopartien auf der Bühne stand. Seit Juni 2014 ist er Mitglied im BADISCHEN STAATSOPERNCHOR und war u. a. als Zöllner in La Bohème zu hören. 42 Ks. JOHANNES EIDLOTH 4. Obsthändler Noch während seines Studiums debütierte der Tenor am Staatstheater Stuttgart. 2004 sang er die Partie des Ersten Gralsritters in Parsifal unter Kent Nagano in der Regie von Nikolaus Lehnhoff im Festspielhaus BadenBaden und in Dessau. Seit 1994 ist er Mitglied des BADISCHEN STAATSOPERNCHORS. 2010 wurde er zum Kammersänger ernannt. MARTIN BEDDIG Kneipenwirt / Lord Boxington Martin Beddig studierte zunächst Konzertgitarre in Hannover und anschließend Gesang bei Josef Metternich in Köln. Während des Studiums erhielt er zusätzlich Schauspielunterricht, außerdem hatte er einen Gastvertrag am Theater Bonn. Von 1988 bis 1990 war er Mitglied des Bayreuther Festspielchores, seit 1990 ist er Mitglied des BADISCHEN STAATSOPERNCHORS. ULRIKE GRUBER 3. Dienerin Die Mezzosopranistin studierte am Mozarteum in Salzburg und in Leipzig. Als Mitglied verschiedener Salzburger Chöre erarbeitete sie sich ein breites Repertoire, trat regelmäßig bei den Salzburger Festspielen auf, häufig auch in solistischen Partien. Seit 2005 ist sie im BADISCHEN STAATSOPERNCHOR und hier in zahlreichen solistischen Partien zu erleben. KATHARINA SEBASTIAN a. G. 3. Dienerin Die Mezzosopranistin studiert derzeit am Institut für MusikTheater in Karlsruhe bei Christiane Libor. 2013/14 gastierte sie als Manja in Emmerich Kálmáns Gräfin Mariza am Stadttheater Pforzheim. Bei den NibelungenFestspielen Worms 2014 und dem Festival Euroclassic 2015 sang sie die Wellgunde in Loriots Fassung von Wagners Der Ring des Nibelungen. ALEXANDER HUCK Lord Boxington Nach der Gesangsausbildung und dem Besuch der Opernschule in Karlsruhe kam Alexander Huck 2000 in den BADISCHEN STAATSOPERNCHOR. Seit 2004 war er hier in vielen solistischen Partien zu hören, beispielsweise als als Sciarrone in Tosca sowie aktuell als 2. Wiedertäufer und 4. Bürger in Der Prophet. ILKA KERN Lady Boxington Ihr Gesangsstudium führte die deutsche Sopranistin nach Mailand und Lugano, wo sie 1995 ihr Konzert- und Operndiplom erhielt. Sie konzertierte in Europa u. a. in Paris, Mailand, Salzburg, Krakau sowie in Südafrika. Seit 1995/96 in Karlsruhe engagiert, war sie in vielen Opern solistisch zu hören: als 1. Dame in Zauberflöte, Woglinde im Ring oder als Magd in Daphne. 43 BILDNACHWEISE IMPRESSUM TITELFOTO Florian Merdes PROBENFOTOS Falk von Traubenberg HERAUSGEBER BADISCHES STAATSTHEATER KARLSRUHE GENERALINTENDANT Peter Spuhler TEXTNACHWEISE Die Texte sind Originalbeiträge für dieses Programmheft. Die nicht gekennzeichneten Beiträge sind von Raphael Rösler. Sollten wir Rechteinhaber übersehen haben, bitten wir um Nachricht. VERWALTUNGSDIREKTOR Michael Obermeier OPERNDIREKTOR Michael Fichtenholz LEITENDER DRAMATURG OPER Carsten Jenß REDAKTION Raphael Rösler KONZEPT DOUBLE STANDARDS BERLIN www.doublestandards.net BADISCHES STAATSTHEATER KARLSRUHE 2015/16, Programmheft Nr. 288 www.staatstheater.karlsruhe.de GESTALTUNG Kristina Schwarz, Danica Schlosser DRUCK medialogik GmbH, Karlsruhe ELIZA? WO ZUM TEUFEL SIND MEINE PANTOFFELN? 44 Kristina Stanek, Holger Hauer KANN EINE FRAU NICHT SEIN WIE EIN MANN?