Programmheft - Badisches Staatstheater Karlsruhe

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MY
FAIR LADY
MY FAIR LADY
Musical in zwei Akten von Alan Jay Lerner und Frederick Loewe
nach Pygmalion von George Bernard Shaw und dem gleichnamigen Film
von Gabriel Pascal
Deutsch von Robert Gilbert, mit deutschen & englischen Übertiteln
Professor Henry Higgins HOLGER HAUER a. G. / Ks. ARMIN KOLARCZYK
Eliza Doolittle STEFANIE SCHAEFER / KRISTINA STANEK
Oberst Hugh Pickering PAVEL FIEBER a. G. / PETER PICHLER a. G.
Alfred P. Doolittle, Elizas Vater Ks. EDWARD GAUNTT /
Ks. HANS-JÖRG WEINSCHENK a. G.
Mrs. Pearce, Higgins’ Hausdame CHRISTINA NIESSEN / Ks. TINY PETERS
Freddy Eynsford-Hill CAMERON BECKER / JAMES EDGAR KNIGHT
Mrs. Higgins / Ärgerliche Frau Sts. EVA DERLEDER a. G.
Jamie
NANDO ZICKGRAF
Harry
DANIEL PASTEWSKI a. G.
Mrs. Eynsford-Hill CORNELIA GUTSCHE / SUSANNE SCHELLIN
Clara Eynsford-Hill / Blumenmädchen u. a. LISA HÄHNEL a. G. / CONSTANZE KIRSCH*
Straßenartisten / Tänzer JOHANNA BERGER, VERONICA BRACACCINI, MARLEEN JAKOB, CHRISTOPHER BASILE,
ANDREY KOROLKOV, WITALIJ KÜHNE,
CLAUDIO GUSTAVO ROMERO
Opernzuschauer und Straßenverkäufer CORNELIA GUTSCHE / NICOLE HANS,
URSULA HAMM-KELLER, ILKA KERN,
DAGMAR LANDMANN
Vier Obsthändler MEHMET ALTIPARMAK* / LUKASZ
ZIOLKIEWICZ, Ks. JOHANNES EIDLOTH,
DANIEL PASTEWSKI a. G., NANDO ZICKGRAF
Kneipenwirt
MARTIN BEDDIG
Pianist PAUL HARRIS / MARIUS ZACHMANN
Diener
LISA HÄHNEL a. G. / CONSTANZE KIRSCH*,
ULRIKE GRUBER / KATHARINA SEBASTIAN a. G.,
NANDO ZICKGRAF, DANIEL PASTEWSKI a. G.
Chauffeur
JEONG-GIL KIM
Lord Boxington MARTIN BEDDIG / ALEXANDER HUCK
Lady Boxington ILKA KERN / SUSANNE SCHELLIN
Polizist
DANIEL ESCHBACH
*
Mitglied des Opernstudios
Doppelbesetzungen in alphabetischer Reihenfolge
Musikalische Leitung Regie
Bühne Mitarbeit Bühne
Kostüme Choreografie
Choreinstudierung & Nachdirigat
Licht
Dramaturgie STEVEN MOORE
SAM BROWN
ANNEMARIE WOODS
MANUEL KOLIP
ILONA KARAS
LUCY BURGE
ULRICH WAGNER
RICO GERSTNER
RAPHAEL RÖSLER, ACHIM SIEBEN
BADISCHE STAATSKAPELLE
BADISCHER STAATSOPERNCHOR
STATISTERIE DES BADISCHEN STAATSTHEATERS
PREMIERE 12.12.15 GROSSES HAUS
Aufführungsdauer ca. 3 ¼ Stunden, eine Pause
Aufführungsrechte Gallissas Theaterverlag und Mediaagentur GmbH, Berlin
1
Regieassistenz & Abendspielleitung CHRISTINE HÜBNER Regieassistenz CAROLINE
WELZL Dance Captain JOHANNA BERGER Musikalische Assistenz & Einstudierung PAUL
HARRIS, MIHO UCHIDA Studienleitung STEVEN MOORE Mitarbeit Choreinstudierung
MARIUS ZACHMANN Sprachcoach BARBARA ZECHEL Bühnenbildassistenz NELE
RICHTER Kostümassistenz STEFANIE GAISSERT Kostümhospitanz JESSICA REISSFELDER
Einrichtung Übertitel ACHIM SIEBEN Soufflage EVELYN WALLPRECHT Inspizienz UTE
WINKLER Leitung der Statisterie OLIVER REICHENBACHER
Technische Direktion HARALD FASSLRINNER, RALF HASLINGER Bühneninspektor RUDOLF
BILFINGER Bühne MARGIT WEBER, STEPHAN ULLRICH Leiter der Beleuchtungsabteilung
STEFAN WOINKE Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Ton & Videotechnik
HUBERT BUBSER, GUNTER ESSIG, JAN PALLMER Leiter der Requisite WOLFGANG
FEGER Werkstättenleiter GUIDO SCHNEITZ Produktionsassistenz EDUARD MOSER
Malsaalvorstand GIUSEPPE VIVA Leiter der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN
Schreinerei ROUVEN BITSCH Schlosserei MARIO WEIMAR Polster- und Dekoabteilung
UTE WIENBERG Pyrotechnik & Waffenmeister MICHAEL PAOLONE, HARALD HEUSINGER
Kostümdirektorin CHRISTINE HALLER Gewandmeister/-in Herren PETRA ANNETTE
SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF,
KARIN WÖRNER, ANNETTE GROPP Schuhmacherei THOMAS MAHLER, NICOLE
EYSSELE, VALENTIN KAUFMANN Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY
Kostümbearbeitung ANDREA MEINKÖHN Chefmaskenbildner RAIMUND OSTERTAG
Maske MELISSA DÖBERL, LAURA FELDMANN, FREIA KAUFMANN, NIKLAS KLEIBER,
MARION KLEINBUB, MELANIE LANGENSTEIN, CAROLIN MASKE, JESSICA MOLNAR,
INKEN NAGEL, SOTIRIOS NOUTSOS, SANDRA OESTERLE, MONIKA SCHNEIDER,
DOROTHEE SONNTAG-MOLZ, KERSTIN WIESELER
WIR DANKEN
der Privatbrauerei Hoepfner GmbH für die Unterstützung der Premierenfeier.
Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer
Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind.
ICH MACHE EINE
HERZOGIN AUS DIESER
RINNSTEINPFLANZE!
2
Kristina Stanek
3
GOSSE
FEINE
AUS DER
IN DIE
GESELLSCHAFT
ZUM INHALT
1. AKT
London im Jahr 1912. Im Königlichen
Opernhaus Covent Garden ist eine Vorstellung zu Ende gegangen. Straßenverkäufer
stürzen sich auf die Opernbesucher und
preisen ihre Ware an.
Die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle zieht
mit ihrem großen Mundwerk und lautem
Gefeilsche die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich, darunter der Sprachspezialist Professor Higgins, der Feldforschung betreibt und auf der Suche nach
außergewöhnlichen Dialekten ist. Er ist
davon überzeugt, dass sich Klasse über
Sprache definiert, und die Sprache der
Schlüssel zum gesellschaftlichen Aufstieg
ist. Er möchte Eliza in sechs Monaten zu
einer feinen Dame machen, die sich ohne
aufzufallen in gehobener Gesellschaft
bewegen kann. Zufällig lernt er Oberst
Pickering kennen, einen Spezialisten für
gesprochenes Sanskrit und indische Dia4
lekte. Er lädt ihn zu sich nach Hause ein.
Eliza ist fasziniert von Higgins’ Idee und
träumt von einem Leben im Wohlstand.
Alfred P. Doolittle, Elizas trinkfester Vater,
ist wieder einmal pleite. Der Müllmann bittet seine Tochter um Geld, um weitersaufen zu können. Eliza ist noch ganz beflügelt
von dem Gedanken, eine Lady zu werden,
und gibt ihrem Vater ein paar Münzen.
Eliza sucht Professor Higgins in seinem
Studio auf. Sie geht auf seinen Vorschlag
ein und möchte bei ihm Sprachunterricht
nehmen. Sie träumt davon, als Lady einen
eigenen Blumenladen aufzumachen. Pickering schlägt Higgins eine Wette vor: Es
werde dem Sprachforscher nicht gelingen,
Eliza beim nächsten Diplomatenball als
Herzogin einzuführen. Higgins geht die
Wette ein. Eliza wohnt ab sofort bei dem
überzeugten Junggesellen und wird seine
Schülerin.
Elizas Vater kommt in Higgins’ Studio. Er
sorgt sich um seine Tochter ... und um sein
eigenes Wohl und das seines Geldbeutels.
Seine Argumentation und Schlagfertigkeit
beeindrucken den Professor. Doolittles
Plan geht auf und er verlässt Higgins um
fünf Pfund reicher.
Eliza ist vom unbarmherzigen Unterricht
übermüdet und gereizt. Auch Higgins’
Bedienstete können die ewigen Sprachübungen nicht mehr hören. Doch der
Professor ist unerbittlich und hat zu später
Stunde auch Erfolg: Seine Schülerin macht
Fortschritte. Pickering und Higgins wollen
es riskieren, Eliza zum Pferderennen nach
Ascot mitzunehmen und sie dort auf die
Probe zu stellen.
Auf der Zuschauertribüne von Ascot ist die
feine Gesellschaft versammelt und fiebert
dem Rennen entgegen. In der Loge von
Mrs. Higgins, die dem Experiment ihres
Sohnes kritisch gegenübersteht, wird
Eliza der feinen Gesellschaft vorgestellt.
Nachdem sie die Situation anfangs gut gemeistert hat, verfällt sie zunehmend in ihre
derbe Sprechweise zurück und provoziert
damit einen Skandal.
Nur Freddy Eynsford-Hill findet Gefallen
an Eliza und ihrer besonderen Art. Er hat
sich in sie verliebt und möchte sie unbedingt wiedersehen. Er wartet vor Higgins’
Haus. Doch Eliza lässt durch Mrs. Pearce,
Higgins’ Hausdame, ausrichten, dass sie
niemanden sehen möchte.
Wochen später besprechen Higgins und
Pickering den nächsten Schritt: Elizas Auftritt auf dem Diplomatenball, der am Abend
stattfinden soll. Kurz bevor sie aufbrechen,
bringen sie Eliza noch schnell die wichtigsten Tanzschritte bei.
2. AKT
Nach der Rückkehr vom Ball feiern Higgins
und Pickering ihren Erfolg: Eliza hat sich
als Dame bewährt und Higgins seine Wette gewonnen. Doch Eliza fühlt sich und ihre
Leistung nicht gewürdigt. Sie wirft Higgins
vor, in ihr ausschließlich ein Versuchsobjekt zu sehen. Im Streit verlässt sie sein
Haus.
Vor der Tür begegnet Eliza Freddy, der dort
immer noch auf sie wartet. Sie ist von seiner Unentschiedenheit und Zurückhaltung
enttäuscht.
Sie geht zum Blumenmarkt vor der Oper,
wo sie sich von ihren alten Bekannten
Nähe und Zuneigung erhofft. Doch Eliza ist
nicht mehr das Blumenmädchen von früher
und fühlt sich in der vertrauten Umgebung
nicht mehr zu Hause.
Auch ihr Vater hat sich verändert: Higgins
hat einen amerikanischen Millionär auf den
cleveren Müllmann aufmerksam gemacht.
Dieser hat ihm ein Vermögen vermacht.
Nun steht Doolittle kurz vor der Hochzeit
und feiert seinen letzten Abend als Junggesellen.
Eliza bittet Higgins’ Mutter um Rat. Mrs.
Higgins versteht und bewundert die junge,
selbstbewusste Dame. Higgins ist auf der
Suche nach Eliza. Als er sie unverhofft
im Haus seiner Mutter antrifft, kommt es
zwischen ihm und den beiden Frauen zum
Streit. Doch Higgins, der für Eliza mittlerweile mehr als nur rein wissenschaftliches
Interesse hat, vermag es immer noch
nicht, sie wie eine Dame und nicht wie seine Schülerin zu behandeln. Eliza verlässt
ihn für immer.
5
SONGS &
NUMMERN
1. AKT
Nr. 1
Ouvertüre
Nr. 2
Kann denn die Kinder keiner lehren,
wie man spricht?
Higgins & Ensemble
Why can’t the English?
Nr. 3
Wäre das nicht wundaschön?
Eliza & Ensemble
Wouldn’t it be loverly?
Nr. 4
Mit ’nem kleenen Stückchen Glück
Doolittle, Jamie & Harry
With a little bit of luck
Nr. 5
Bin ein Mann wie jedermann
Higgins
I’m an ordinary man
Nr. 6
Reprise Mit ’nem kleenen Stückchen Glück
Doolittle, Jamie & Harry
With a little bit of luck
Nr. 7
Wart’s nur ab
Eliza
Just you wait
Nr. 8
Ach, Professor Higgins
Mrs. Pearce & Diener
The servant’s chorus
Nr. 9
Es grünt so grün
Eliza, Higgins & Pickering
The rain in spain
Nr. 10
Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht
Eliza, Mrs. Pearce & Dienerinnen
I could have danced all night
Nr. 11
Ascot-Gavotte
Chor
Ascot gavotte
Nr. 12
Ensemble
Chor
Nr. 13
Weil ich weiß, in der Straße wohnst du
Freddy
On the street where you live
Nr. 14
Elizas Entrée
Nr. 17
Botschaftswalzer
The embassy waltz
6
2. AKT
Nr. 18
Zwischenaktmusik
Nr. 19
Sie sind es, der’s geschafft hat
Higgins, Pickering & Ensemble
You did it
Nr. 20
Reprise Wart’s nur ab
Eliza
Just you wait
Nr. 20a Reprise Weil ich weiß, in der Straße wohnst du On the street where you live
Freddy
Nr. 20b Tu’s doch
Eliza & Freddy
Show me
Nr. 21
Der Blumenmarkt
Eliza & Ensemble
Nr. 22
Bringt mich pünktlich zum Altar
Doolittle, Jamie, Harry & Chor
Get me to the church on time
Nr. 24
Kann eine Frau nicht sein wie ein Mann?
Higgins
A hymn to him
Nr. 25
Ohne dich
Eliza & Higgins
Without you
Nr. 26
Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht
Higgins
I’ve grown accustomed to her
face
Nr. 27
Schlussmusik
Folgeseiten Kristina Stanek, Holger Hauer
7
8
9
DER
WEG
ZUM
WELTERFOLG
ZUM STÜCK
In der an Erfolgen nicht gerade armen Geschichte des klassischen amerikanischen
Musicals markiert My Fair Lady von Alan
Jay Lerner und Frederick Loewe einen
besonderen Höhepunkt. Auch aus dem
Schaffen der beiden Musicalmacher ragt
My Fair Lady heraus. Lerner und Loewe
hatten zuvor schon bei vier Produktionen
zusammengearbeitet und zwei weitere
sollten folgen. Doch keines der vorhergehenden und der nachfolgenden Stücke war
so erfolgreich wie ihr Meisterwerk von
1956. Die überschwänglichen Berichte und
Gerüchte über die Tryouts in New Haven
und Philadelphia sorgten für säckeweise Vorbestellungen von Eintrittskarten.
Der Schwarzmarkt florierte. Die beiden
Hits „Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht“ und
„Weil ich weiß, in der Straße wohnst du“
wurden vorab veröffentlicht und befeuerten die Nachfrage noch mehr. Bei der
Uraufführung am 15. März 1956 im New
Yorker Mark Hellinger Theatre kam es zu
einem Menschenauflauf, der nur mit einem
10
großen Polizeiaufgebot unter Kontrolle
gehalten werden konnte. Allein die originale Broadway-Produktion lief 6 ½ Jahre,
wurde 2.717 Mal in Folge gespielt und
überholte damit den Rekordhalter Oklahoma! von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II. Tickets waren angeblich bis
zu zwei Jahre im Voraus ausverkauft. Die
Plattenaufnahme von Columbia Records,
die drei Tage nach der umjubelten Uraufführung mit dem Originalcast eingespielt
wurde, stand zwei Jahre lang an der Spitze
der Charts, und das in einer Zeit in der
Rock- und Poplegenden wie Elvis Presley
die Playlists der Radiostationen und die
Sortimente in den Plattenläden dominierten. Die Darstellerin der Eliza, die junge
und bislang eher unbekannte britische
Schauspielerin Julie Andrews, war neben
Rex Harrison als Higgins der Star der Produktion und die Macher Lerner und Loewe
die neuen Helden des Broadway.
Doch der Weg zu diesem außergewöhnli-
chen Erfolg war steinig. New York war für
die Entwicklung der Gattung Musical ein
ähnlich fruchtbarer Boden wie Wien im
19. Jahrhundert für die Operette. Gewiefte
Broadway-Produzenten rissen sich um
die erfolgreichen Theaterstücke – immer
auf der Suche nach Vorlagen für einen
neuen Musicalerfolg. Und dabei war ein
bekannter Titel selbstverständlich erfolgversprechender als ein gänzlich neuer
Stoff mit einem unbekannten Titel. Wie
viele andere Musicals dieser Zeit basiert
auch My Fair Lady auf einem erfolgreichen
Theaterstück: auf Pygmalion von George
Bernard Shaw. In der fünfaktigen Romanze
von 1912 hatte der irische Dramatiker den
bekannten antiken Mythos über einen
Bildhauer und Frauenfeind, der sich die
perfekte Frau kreiert, erfolgreich in die
Gegenwart übertragen.
Eine erste Schwierigkeit ging von Shaw
aus, der sich sich vehement gegen eine
musikalische Adaption seiner Theaterstücke wehrte. Seine ablehnende Haltung
war eine Reaktion auf die Operette Der
tapfere Soldat von Oscar Straus, die auf
seiner Komödie Helden, engl. Arms and
the Man, basierte und die Shaw verabscheute. Wiederholt traten Produzenten
an Shaw heran, um die Rechte für eine
Vertonung von Pygmalion zu erwerben,
jedes Mal ohne Erfolg. Auch nach der
außerordentlich erfolgreichen Verfilmung
von 1938 durch den rumänisch-stämmigen
Filmregisseur und Produzent Gabriel Pascal ließ sich Shaw nicht erweichen. Erst
nach seinem Tod 1950 war der Weg frei für
eine Musicaladaption.
Es lässt sich nicht eindeutig rekonstruieren, wer wann wen kontaktierte und
somit den Startschuss für das spätere
Erfolgsstück gab. Lerner schreibt in seiner
Autobiografie The Street Where I Live,
dass Pascal, der neben Pygmalion auch
Shaws Major Barbara (1940) und Androkles und der Löwe (1952) verfilmt hatte, den
Librettisten 1952 anrief und ihm vorschlug,
Pygmalion als Musical herauszubringen.
Andere Quellen berichten hingegen, dass
die New Yorker Theatre Guild bei Lerner
und Loewe anfragte, die mit dem FantasyMusical Brigadoon einen ersten großen
Erfolg hatten und deswegen als Kreativteam in Betracht kamen. Lerner und
Loewe zeigten Interesse und nach einer
gemeinsamen Sichtung des PygmalionFilms suchten sie Pascal auf, der die
Rechte besaß, und beschlossen schließlich gemeinsam, das Projekt anzugehen.
Neben Shaws Stück sollte Pascals Film als
Vorlage für das Musical dienen.
Loewe und Lerner waren sich bewusst,
dass der Stoff zuvor bereits von so namhaften und erfahrenen Komponisten und
-autoren wie Richard Rodgers und Oscar
Hammerstein II. sowie von Cole Porter
abgelehnt worden war. Warum wurde
das beliebte Stück, das zwei attraktive
Hauptrollen enthielt, mehrmals für ein
Musical in Erwägung gezogen und letztlich
immer wieder aufgegeben? Ein Grund
war sicherlich die Tatsache, dass Shaws
Stück nur über einen Erzählstrang verfügt,
was der Konvention des amerikanischen
Musicals mit seinen üblicherweise zwei
meist amourösen Handlungssträngen nicht
entsprach. Hinzu kam, dass Shaws Schauspiel keine reine Liebeskomödie, sondern
darüber hinaus auch eine wortgewaltige
sozialkritische Satire auf die englische
Gesellschaft war. Außerdem hielt das
Kammerstück – mit Ausnahme des 1. Akts,
der auf dem Markt in Covent Garden
spielt – keine Szenen für bühnenwirksame
Tänzer- und Chorauftritte bereit.
11
Ungeachtet dessen machten sich Loewe
und Lerner an die Arbeit und stellten erste
Überlegungen zu einer möglichen Besetzung an. Im Oktober 1952 kam es zum
Vertragsschluss zwischen ihnen und der
Theatre Guild. Doch kurz darauf zogen sich
Lerner und Loewe überraschend zurück
und gaben das Projekt auf. Wie Lerner
schreibt und die Korrespondenz zwischen
ihm und der Theatre Guild belegt, waren
es tatsächlich inhaltliche, dramaturgische
Gründe, die sie zu dem Schritt veranlassten.
Nun begaben sich die Produzenten erneut
auf die Suche nach einem Komponisten
und fragten Leute wie André Previn,
Harold Arlen und sogar Leonard Bernstein
an. Doch auch er lehnte ab. Kaum vorzustellen, wie seine Lady geklungen hätte!
Lerner und Loewe gingen währenddessen
für einige Zeit getrennte Wege und verfolgten eigene Projekte. Erst im Sommer
1954, nach Pascals Tod, kamen die beiden
wieder zusammen und beschlossen, das
Pygmalion-Projekt wieder aufzunehmen.
Die beiden kämpften weiterhin mit den
dramaturgischen Schwierigkeiten der Vorlage. Ihre Lösung bestand schließlich darin,
sich von Shaws intimer Kammerspiel-Dramaturgie zu lösen. Das Musical enthält einige
Szenen, die im Schauspiel nicht vorkommen
bzw. nicht auf der Bühne gezeigt werden,
wie Elizas Auftritt auf dem Ball und ihre
Rückkehr auf dem Blumenmarkt. Ein zweiter
großer Unterschied – sowohl zum Stück als
auch zum Film – besteht darin, dass Elizas
Probe, die ursprünglich bei einer kleinen
Teeparty bei Mrs. Higgins erfolgt, im Musical
jedoch nach Ascot und somit in eine große
Öffentlichkeit verlegt wurde.
Ungeachtet der ungeklärten Rechtslage
– der Rechtsnachfolger von Pascal stand
noch nicht fest – machten sich die Produ12
zenten erneut auf die Suche nach geeigneten Sängern und Schauspielern – eine
für den notwendigen kommerziellen Erfolg
eines Musicals grundlegende Frage, da ein
großer Teil des Erfolgs davon abhing, ob
große Namen besetzt waren. Weite Teile
der Fachliteratur befassen sich mit der
Frage, wer wann für welche Rolle in Frage
kam und wie die Verhandlungen verliefen.
Lerner behauptet in seiner Autobiografie,
dass Harrison immer die erste Wahl für
Higgins gewesen sei. Andere Quellen
sagen aus, dass Lerner zunächst Michael
Redgrave umwarb und ihn für die Rolle
gewinnen wollte. Harrison kam erst dann
ins Blickfeld, als die Verhandlungen mit
Redgrave scheiterten. Auch Noël Coward,
George Sanders und John Gielgud wurden in Erwägung gezogen. 1955 fiel die
Wahl schließlich – auf eine Anregung Kurt
Weills hin, für dessen Musical Love Life
Lerner den Text geschrieben hatte – und
nach langen Verhandlungen in London auf
den Briten Rex Harrison. Auch über die
Besetzung von Eliza Doolittle finden sich
unterschiedliche Aussagen. Laut Lerners
Autobiografie war die Amerikanerin Mary
Martin ursprünglich nicht vorgesehen;
andere behaupten hingegen, dass sie sehr
wohl seine Wunsch-Eliza war. Wie Lerner
schreibt, hat Martin letztlich abgelehnt,
weil sie nach Einsicht in die Kompositionsentwürfe an der musikalischen Qualität
zweifelte, und die sehr viel jüngere und
unerfahrene Julie Andrews wurde die
Eliza Doolittle der Uraufführung.
Als die Besetzung und das Team mit dem
Regisseur Moss Hart, Oliver Smith als
Bühnenbildner, Cecil Beaton als Kostümbildner und Hanya Holm als Choreografin
nach vielen Verhandlungen vollständig
waren, begannen am 3. Januar 1956 in
New York die Proben, auch wenn die Noten
und das Textbuch noch nicht fertig waren.
Bis zuletzt kam es zu Änderungen und
ganze Nummern wurden hinzufügt oder
gestrichen. Die Nummern und Dialoge, die
bereits vorlagen und drinblieben, wurden
während des Probenprozesses unentwegt
verändert.
Rex Harrison als britischem Schauspieler
lag in diesem Zusammenhang Shaws Stück
besonders am Herzen und er hatte bei den
Proben immer eine Ausgabe zur Hand und
diskutierte kritisch jede Abweichung von
der Vorlage. Harrison, der als arrogant,
grob und unsensibel beschrieben wird,
war während der gesamten Probenperiode
angespannt und nervös. Er hegte bereits
seit den Verhandlungen grundlegende
Zweifel, ob ihm die Rolle lag. Hinzukam,
dass er nie zuvor in einem Musical auf
der Bühne gestanden hatte. Sein zum Teil
allürenhaftes Verhalten prägte den Ablauf
der Proben maßgeblich und belastete
damit seine Spielpartner und das Team. So
beklagt sich der Cecil Beaton mehrmals
über Harrisons Egotismus, und Regisseur
Moss Hart berichtet gar von Wutausbrüchen und abgebrochenen Proben. Harrison
war beispielsweise nicht bereit, während
Eliza ihren Song „Ohne dich“ gegen ihn
richtet, auf der Bühne zu bleiben. Auch
zwischen ihm und seinem Freund Robert
Coote, dem Darsteller des Pickering, kam
es zu Konflikten. Die Spannungen gingen soweit, dass sich Spiel und Realität
überlagerten und seine Kollegen sowie der
gesamte Chor in der Szene, in der Eliza ihm
die Pantoffeln ins Gesicht wirft, applaudierten. Doch auch die Arbeit mit Julie
Andrews war eine große Herausforderung.
Ihr junges Alter und ihre Unerfahrenheit
machten es ihr schwer, die Rolle der Eliza
auszufüllen. Erst nach tränenreichen
Krisen und intensiven Einzelproben im
Folgeseiten Holger Hauer, Pavel Fieber
Hotelzimmer mit dem Regisseur gelang
es ihr zu der Eliza zu werden, für die sie
später so gefeiert werden sollte.
Im Januar 1956 ging es nach New Haven,
wo erstmals Proben mit dem Orchester
stattfanden und im Shubert Theatre mehrere Vorstellungen vor Testpublikum angesetzt waren. Harrisons Nervosität und
Lampenfieber nahm durch die Präsenz und
Klangmacht des Orchester weiter zu und
führte kurz vor der ersten Testvorstellung
dazu, dass er sich weigerte aufzutreten.
Seine Absage und der Ausfall der Tryouts
wurde schon im Radio verbreitet und die
anderen Darsteller hatten das Theater
bereits verlassen, als Rex Harrison sich
doch umentschied.
Die erste Testaufführung am 4. Februar
fand vor ausverkauftem Haus statt, und
begeisterte das Publikum. Trotz großer
technischer Schwierigkeiten und dramaturgischer Schwächen der gespielten
Fassung gab es auch bei den restlichen
Vorstellungen in New Haven Standing
Ovations. Lerner und Loewe reagierten
unverzüglich und überarbeiteten vor allem
die Problemstellen im 1. Akt, der 25 Minuten zu lang war. Harrisons Nummer „Come
to the ball“, die beim Publikum nicht zündete, wurde ebenso gestrichen wie Elizas
„Say a prayer for me“ und ein Ballett. Mit
diesen Änderungen ging die Produktion nach Philadelphia, wo die Show vier
Wochen im Februar und März im Erlanger
Theatre gezeigt wurde. Von da an stand
dem Siegeszug von My Fair Lady Richtung
Broadway nichts mehr im Weg, der mit
Tourneen bis hinter den Eisernen Vorhang
in die UdSSR, zahlreichen Revivals am
Broadway und unzähligen internationalen
Neuproduktionen schließlich die ganze
Welt umfasste.
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14
15
ZEITTAFEL
1891 Der Filmproduzent Gabriel Pascal, später bekannt durch seine Verfilmungen
von George Bernard Shaws Schauspielstücken, wird im rumänischen Arad
geboren.
1901 Am 10. Juni kommt Friedrich Löwe als Sohn des österreichischen Operettentenors Edmund Löwe in Berlin zur Welt. Seine frühen Lebensjahre sind nicht
dokumentiert. Eigenen Aussagen zufolge schreibt er seine erste Komposition
im Alter von neun Jahren, studiert am Berliner Konservatorium bei Ferruccio
Busoni und Eugène d’Albert und debütiert mit 13 Jahren als Konzertpianist bei
den Berliner Philharmonikern.
1903
Die Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst gründet zusammen mit anderen
Suffragetten und mit der Unterstützung ihrer Töchter die Women’s Social and
Political Union (WSPU). Ihr Ziel war das aktive und passive Wahlrecht – engl.
Suffrage – für Frauen aller Klassen im Vereinigten Königreich. Mit einer eigenen Zeitung „The Suffragette“ machen sie auf ihr Anliegen aufmerksam und
organisieren landesweit Demonstrationen, bei denen Hunderttausende Frauen
für ihre Gleichberechtigung auf die Straße gehen.
Ab 1910Die zunächst friedliche Bewegung radikalisiert sich. Am 18. November kommt
es in London zu Straßenschlachten zwischen Demonstrantinnen und der
Polizei. Die Frauen ketten sich an Zäune und Gebäude und verüben Anschläge
auf private und öffentliche Gebäude. Zahlreiche Suffragetten werden inhaftiert
und treten in den Hungerstreik. Emmeline Pankhurst prägt im November 1912
den Begriff „Bürgerkrieg der Frauen“.
1913 Am 4. Juni protestiert Emily Davison beim Epsom Derby auf der Rennbahn für
Frauenrechte und wird vom Rennpferd des Königs niedergetrampelt. Sie erliegt
vier Tage später ihren Verletzungen. Der Unfall ist fotografisch und filmisch dokumentiert. Davison gilt als Märtyrerin der Suffragettenbewegung. Auf ihrem
Grabstein steht „Taten, nicht Worte“.
George Bernard Shaws Pygmalion wird am 16. Oktober 1913 am Wiener Burg-
16
theater in deutscher Übersetzung uraufgeführt. Nach Aufführungen in Berlin
im gleichen Jahr folgt am 11. April 1914 in London die englische Erstaufführung.
Wegen der Verwendung von Schimpfwörtern wie „bloody“ (verdammt) kommt
es zu Kontroversen in der Öffentlichkeit.
1918 Der Librettist Alan Jay Lerner wird am 31. August in New York geboren. Der
Sohn des vermögenden Inhabers der Lerner-Shops, einer amerikanische
Mode-Kette, studiert u. a. an der renommierten Juilliard School Komposition
und in Harvard.
1924
Loewe immigriert mit seinem Vater in die USA und schreibt neben zahlreichen
Gelegenheitsjobs in den 30er Jahren Musik für mehrere Shows und Revuen.
1938 Die von Gabriel Pascal produzierte Pygmalion-Verfilmung kommt in die Kinos
und wird ein großer Erfolg. Regie führt Anthony Asquith, Sohn des britischen
Premierministers Henry Asquith und strikten Gegners des Frauenwahlrechts.
Ko-Regisseur Leslie Howard spielt auch den Sprachforscher Higgins. Das
Drehbuch schreibt Shaw, der dafür einen Oscar erhält.
1942 Lerner und Loewe lernen sich kennen. Die beiden verbindet eine langjährige
und enge Zusammenarbeit. Ihre Musicals zeichnen sich durch unterhaltsame Fantasiewelten aus. Die männliche Hauptrolle wird fast immer mit einem
Schauspieler besetzt.
1943
Lerners und Loewes erste Gemeinschaftsarbeit What’s Up? wird am Broadway
uraufgeführt. Die Choreografie stammt von George Balanchine.
1947 Das am 13. März am New Yorker Ziegfeld Theatre uraufgeführte Märchenmusical Brigadoon wird zum ersten großen Erfolg von Lerner und Loewe und wird
1954 von Vincente Minelli mit Gene Kelly verfilmt. Die berühmteste Nummer
„Almost like being in love“ wird später als Jazzstandard u. a. von Chet Baker,
Judy Garland, Ella Fitzgerald, Dean Martin oder Natalie Cole interpretiert.
17
1951 Das Filmmusical An American In Paris kommt in die Kinos; das Drehbuch
stammt von Alan Jay Lerner, die Musik von George Gershwin.
Im gleichen Jahr wird Lerners und Loewes Wild West-Musical Paint Your
Wagon mit mäßigem Erfolg uraufgeführt.
1954 Am 6. Juli stirbt Gabriel Pascal in New York.
1956 My Fair Lady wird am 15. März am Mark Hellinger Theatre in New York uraufgeführt und mit 2.717 Aufführungen und einer Spielzeit von 6 ½ Jahren ein
legendärer Erfolg. Die junge britische Schauspielerin Julie Andrews gibt die
Eliza, Rex Harrison den Sprachforscher Henry Higgins.
1958 Das Filmmusical Gigi von Vincente Minelli, nach einem Drehbuch von Lerner
und mit Musik von Loewe, kommt in die Kinos. Der Film wird mit neun Oscars
ausgezeichnet, unter anderem in den Kategorien „Bester Film“, „Bestes adaptiertes Drehbuch“, „Bester Song“ und „Beste Filmmusik“.
1960 Camelot ist die letzte Broadway-Produktion von Lerner und Loewe. Danach
setzt Loewe sich aus gesundheitlichen Gründen und wegen Differenzen mit
Lerner zur Ruhe.
1961
Am 25. Oktober 1961 bringt das Berliner Theater des Westens die deutschsprachige Erstaufführung von My Fair Lady mit Karin Hübner als Eliza, Paul
Hubschmid als Professor Higgins, Friedrich Schoenfelder als Pickering und Rex
Gildo als Freddy heraus.
1964
Die Verfilmung von My Fair Lady mit Audrey Hepburn als Eliza und Rex Harrison als Higgins zieht ein Massenpublikum in die Kinos und wird u. a. mit acht
Oscars gekrönt.
1973/74 Lerner und Loewe kommen noch einmal für die Bühnenversion von Gigi und
dem erfolglosen Musicalfilm The Little Prince zusammen.
1986 Alan Jay Lerner stirbt am 14. Juni in New York.
1988 Frederick Loewe stirbt am 14. Februar in Palm Springs, Kalifornien.
18
Kristina Stanek
xxx
19
MUSICAL
GLOSSAR
Ballad Inniges, kontemplatives Liebeslied
in ruhig fließendem Tempo, als Solo oder
Duett, Bsp. „Weil ich weiß, in der Straße
wohnst du“ aus My Fair Lady.
Book (dt. Libretto / Textbuch) Ist im
klassischen → Musical meist episodisch
strukturiert und unterscheidet sich hierin
von der Erzählstruktur des Schauspiels
und der Oper. Damit einher gehen vergleichsweise häufige Szenen- und Kulissenwechsel, die im Schauspiel oder in der
Oper eher aktweise erfolgen. Die meisten
Musicals umfassen zwei Akte und bestehen aus mindestens 16 Nummern, wobei
der längere 1. Akt im Durchschnitt 90 bis
105 Minuten und der kürzere 2. Akt 45 bis
60 Minuten dauert. Inhaltlich sind Musicalhandlungen durch die Paarung gegensätzlicher Charaktere geprägt. Im Zentrum
stehen häufig Paare, die sich hinsichtlich
Herkunft, Alter, Wertvorstellungen oder
Sozialstatus unterscheiden.
Broadway Gegend um den New Yorker
Times Square, in der sich seit dem Ende
des 19. Jahrhunderts zahlreiche kommerzielle Musical- und Theaterbühnen etabliert
haben, die nicht öffentlich subventioniert sind und über kein festes Ensemble
verfügen. Kleinere Theater am Rand oder
20
außerhalb des Theaterbezirks bezeichnet
man als Off-Broadway-Bühne.
Charm Song Optimistische Gesangsnummer, die das Publikum verzaubern und für
die Figur einnehmen soll, Bsp. „Wäre das
nicht wundaschön“ aus My Fair Lady.
Comedy Number Komische Gesangsnummer, die unterhalten und zum Lachen
anregen soll, Bsp. „Mit ’nem kleenen
Stückchen Glück“ aus My Fair Lady.
Eleven o’Clock Song Gesangsnummer kurz
vor der Schlussnummer, oft der dramaturgische Höhepunkt eines → Musicals,
z. B. „Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht“ aus
My Fair Lady. Bezeichnung geht auf den
Umstand zurück, dass Musicalvorstellungen am → Broadway üblicherweise
um 20.40 Uhr begannen und die vorletzte
Nummer meist gegen 23 Uhr angestimmt
wurde.
Interpolation Einfügungen von Nummern
in ein bereits bestehendes → Musical.
Die nachträglichen Einschübe gingen und
gehen bis heute von den wechselnden
Stars aus, die ihre „special routines“
einfügen. Diese Praxis ist der Grund dafür,
dass zahlreiche sich stark unterscheiden-
de Fassungen ein und desselben Musicals
vorliegen. Hinzu kommen unterschiedliche
Arrangements und Orchestrierungen (→
Orchestrator). Die Kompositionen erschienen fast nie im Druck, mit Ausnahme
einzelner Songs. Klavierauszüge wurden
selten angefertigt; Orchesterpartituren
werden bis heute nicht veröffentlicht. Die
originalen Instrumentationen der Uraufführungsproduktion sind in den meisten
Fällen verschollen.
„I Want“ Song Lyrische Gesangsnummer,
in welcher der häufig unvermögende Held
bzw. die unvermögende Heldin von einer
schönen Zukunft träumt, Bsp. „Wäre das
nicht wundaschön“ aus My Fair Lady.
Musical Kommerzielle Gattung des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts. Entwickelte sich nach dem Ersten Weltkrieg in
den USA aus der → Musical Comedy und
dem → Musical Play zur eigenständigen
Gattung. Begriff „Musical“ ist seit Mitte
der 1950er Jahren etabliert. Die Ausrichtung auf kommerziellen Erfolg ist maßgebend für Form, Inhalt und Produktion (→
Tryouts). Zentrum des amerikanischen
Musicalbetriebs ist der New Yorker →
Broadway. Das europäische Pendant
befindet sich im Londoner West End. Die
Gattung geht auf unterschiedliche Vorformen zurück, in denen Gesang, Tanz, Dialog
und Slapstick vereint sind, wie z. B. im →
Vaudeville US-amerikanischer Prägung
mit einer inhaltlich nicht verknüpften
Aneinanderreihung von Nummern. Weitere
Wurzeln liegen in der Wiener Operette und
den Comic Operas von Arthur Sullivan und
William Gilbert im englischen Sprachraum.
Wichtige Musicalautoren und -komponisten, häufig als feste Teams, sind Irving
Berlin, George und Ira Gershwin, Richard
Rodgers und Lorenz Hart, Richard Rodgers
und Oscar Hammerstein II, Cole Porter,
Kurt Weill, Frederick Loewe und Alan Jay
Lerner, Leonard Bernstein, Andrew Lloyd
Weber sowie Stephen Sondheim.
Musical Scene Ausgedehnte Szene, in
der wiederholt zwischen Dialog, teilweise
vom Orchesterspiel unterlegt, und Gesang,
solistisch oder chorisch, gewechselt wird,
Bsp. „Sie sind es, der’s geschafft hat“ aus
My Fair Lady.
Musical Comedy Vorform des → Musical
Play, mit einer unsentimental-komischen
Handlung und einer loser Abfolge von
Songs und komischen Nummern nach
Boy-Meets-Girl-Schema. Ein weiterer
Schwerpunkt liegt auf dem Tanz und spek21
takulären → Production Numbers. Musikalisch orientiert sich die Musical Comedy
an populären Melodien und Modetänzen.
Gesungen wurde meist von Schauspielern.
Musical Play Vorform des klassischen
→ Musicals, die Mitte der 1920er Jahre
aus der → Musical Comedy hervorgeging.
Nicht nur komische Unterhaltung, sondern
auch ernste Sujets. Musik und Tanz waren
dramaturgisch motiviert und narrativ
eingebettet. Häufig wurden bekannte
Schauspielstücke oder Filme vertont.
Beispiele sind Show Boat mit Musik von
Jerome Kern und Text von Oscar Hammerstein II (1927) und Oklahoma! von Richard
Rodgers und Oscar Hammerstein II (1943),
das als Meilenstein dieser Gattung gilt.
Musicalfilm, auch Filmmusical Spielfilm
mit vielen Tanz- und Gesangseinlagen.
Entstand in den 1930er mit Einführung des
Tonfilms und erlebte seine Blüte Mitte des
20. Jahrhunderts. Meist dienten erfolgreiche Broadway-Musicals als Vorlage,
die für die Filmversion teilweise stark
verändert wurden. Es gibt auch genuine
Musicalfilme, die erst später für die Theaterbühne adaptiert wurden.
Opening Number Erste Nummer nach der
→ Ouvertüre. Steht in frühen Musicals in
keinem inhaltlichen Bezug zum Rest und
hat die Funktion, Sänger, Chor und Tänzer
und die Szene zu präsentieren; später wurde sie in die Handlung eingebunden.
Orchestrator (dt. Arrangeur) Viele Musical-Komponisten schreiben nur die Melodien für die Songs; der Orchestrator ist für
die Instrumentation der Melodien verantwortlich und arrangiert sie außerdem zu
Gesangs- oder Tanznummern, Ouvertüren,
Verwandlungsmusiken usw. Ausnahmen
22
sind Musical-Komponisten wie Kurt Weill,
Leonard Bernstein oder Stephen Sondheim. Einer der berühmtesten Arrangeure
war Robert Russell Bennett. Der Kompositionsschüler von Nadia Boulanger arbeitete u. a. für Jerome Kern, Cole Porter,
George Gershwin und Richard Rodgers.
Er arrangierte und orchestrierte über 300
Musicals, darunter Show Boat, Kiss Me,
Kate und My Fair Lady.
Ouvertüre Instrumentale Einleitung des
Musicals im Stile eines Potpourris, in dem
unterschiedliche Motive des Musicals
medley-artig verbunden werden.
Patter Song (dt. Plapper-Lied) Nummer,
in der viel Text in raschem Tempo und
sprachnahem Duktus vorgetragen wird.
Vergleichbar mit schnellen Arien in italienischen Buffo-Opern, z. B. „Largo al factotum“ aus Rossinis Der Barbier von Sevilla
oder im englischen Sprachraum mit den
Comic Operas von Arthur Sullivan und William Gilbert, z. B. The Pirates of Penzance.
Beispiele aus Musicals sind „Supercalifragilisticexpialidocious“ aus Mary Poppins
oder „Money Song“ aus Cabaret.
Preview Voraufführung einer Musicalproduktion im dem Theater, wo auch die
Uraufführung stattfindet (vgl. → Tryout).
Production Number Aufwendige und oftmals ausgedehnte Spektakelnummern mit
Solisten, Chor und Tanz, nicht zwingend
narrativ eingebettet. Die Handlung kommt
zum Stillstand.
Revue Ausstattungs- und Showtheater
ohne Handlung (vgl. → Ziegfeld Follies);
Nummern können unter einem Motto
stehen.
Showstopper Musikalische Nummer, die
das Publikum stark begeistert, zu langanhaltenden Ovationen hinreißt und die
Show zum Stoppen bringt.
Song (Solo-)Gesangsnummer mit charakteristischer, einprägsamer Melodie der
Form AABA, seltener ABAB oder AABB.
Die Standardform umfasst 32 Takte, jeder
Teil 8 Takte. Der kontrastierende B-Teil
wird als „bridge“ oder „release“ bezeichnet. Im Optimalfall geht der gesprochene
Text organisch in den Song über, wie z. B.
in „Es grünt so grün“ aus My Fair Lady. Es
wird zwischen diegetischen und nicht-diegetischen Songs unterschieden. Diegetische Songs kommen in Musicals häufig vor
und sind dadurch gekennzeichnet, dass
sie Teil der Handlung sind, wie z. B. „I’m
singin’ in the rain“ aus dem gleichnamigen
→ Musicalfilm.
Soft Shoe Lautlose Steptanz-Nummer mit
Schuhen ohne Taps. Wird meist zur Auflockerung einer Szene eingesetzt.
Tony Award Kurzform für Antoinette
Perry Award. Renommierte amerikanische
Auszeichnung für Musicals und Theaterstücke, die seit 1947 jährlich verliehen
werden. Benannt nach der amerikanischen
Schauspielerin und Regisseurin Antoinette
Perry. Beschränkt auf → BroadwayProduktionen. My Fair Lady wurde 1957
mit insgesamt sechs Tony Awards ausgezeichnet, unter anderem in den Kategorien
„Bestes Musical“, „Bester Hauptdarsteller“, „Beste Kostüme“ und „Beste Regie“.
Tryout Voraufführung, die im Gegensatz zu
den → Previews außerhalb von New York
stattfinden. Abhängig von der Publikumsreaktion werden anschließend Songs und
Dialoge gekürzt, anderweitig bearbeitet,
gestrichen oder eingefügt. Rollen können
umbesetzt werden. Im Ernstfall wird die
Produktion vor der Broadway-Premiere
abgesetzt.
Underscoring Bezeichnet die Musik, die im
Musical, aber auch im Film, als stimmungsvoller Hintergrund unter einen gesprochenen Text gelegt wird.
Vaudeville Form des Unterhaltungstheaters. Man unterscheidet zwischen
Pariser und amerikanischem Vaudeville.
Das Vaudeville französischer Prägung des
frühen 19. Jahrhunderts ist ein kleines
Theaterstück mit eingelegten, populären
Musiknummern. Das US-Vaudeville hatte
seine Blütezeit um 1900 und hat anders als
das französische keine Handlung, sondern basiert auf Sketchen, akrobatischen
und musikalischen Nummern. Berühmte
amerikanische Vaudeville-Künstler waren
Buster Keaton und die Marx Brothers.
Ziegfeld Follies Opulent ausgestattete →
Revuen mit Gesang, Tanz und Akrobatik,
die zwischen 1907 und 1936, teilweise jährlich von Florenz Ziegfeld jr. an
verschiedenen → Broadway-Theatern
produziert wurden, auch als Jahresrevuen
bezeichnet.
Folgeseiten Holger Hauer, Sts. Eva Derleder, Staatsopernchor
23
24
25
EINE
MUSIKALISCHE
REISE
ZUR MUSIK
Musicals und Musicalfilme wie Mary
Poppins oder Sound Of Music haben mich
schon als Kind begeistert. Insbesondere die Verbindung von Schauspiel und
Gesang hat mich fasziniert und ein Lächeln
auf mein Gesicht gezaubert. Mit sieben
Jahren habe ich in der Choral Society
meiner Heimatstadt, später in der Schule
und in der Universität, bei Aufführungen
von Comic Operas von Arthur Sullivan und
Musicals wie Oliver, The Kind And I oder
The Wizard Of Oz mit großer Freude im
Chor mitgesungen.
My Fair Lady hat es mir besonders angetan. Der Film zählt schon immer zu meinen
Lieblingsfilmen und, soweit ich mich
erinnern kann, konnte ich schon früh Text
und Musik mitsprechen und -singen. Die
Bühnenversion habe ich zwar erst später,
ungefähr mit 17 Jahren kennengelernt,
aber auch hier war ich aufs Neue begeistert und bin es bis heute. Warum ist dieses
26
Stück so stark – sowohl auf der Leinwand
als auch auf der Bühne? Erst zuckt man nur
leicht mit dem Zeh und dann hört man sich
selbst dabei zu, wie man eine der berühmten Melodien mitsingt. Was liegt in dieser
Musik, die uns immer wieder anspricht und
in den Körper fährt?
Stil
Es gibt viel Parfüm, Geruch und Farbe in
der Komposition von Frederick Loewe. Sie
ist voll Charme, spritzig und frisch. Fast
jede Nummer ist in einem eigenen musikalischen Stil komponiert: Vom VaudevilleStil der beiden Doolittle-Nummern geht es
mit den spanischen Tanzrhythmen der Jota
und Habanera auf die iberische Halbinsel,
„wo Spaniens Blüten blühen.“ Wenn Eliza
am Ende des 1. Akts die Szene im feinen
Ballkleid betritt, reisen wir mit ihr – begleitet von wunderschöner Walzermusik – an
die Donau ... und Hollywood ist mit Freddys
romantischer Ballade „Weil ich weiß, in
der Straße wohnst du“ auch nicht weit.
Bei einer solchen stilistischen Vielfalt
kann keine Langeweile aufkommen. Hinzu
kommt der reizvolle Wechsel zwischen
den eher intim-privaten Szenen und den
großen spektakulären Ensemblenummern.
In dem Neben- oder besser Nacheinander
der Stile liegt auch eine große Herausforderung an die Musiker, die unablässig
zwischen den musikalischen Welten
wechseln und genau den richtigen „Ton“
treffen müssen.
Loewes Komposition ist auch insofern
interessant, als die Songs eng in die
Handlung eingebunden sind. Sie geben
Auskunft über die Charaktere und ihre
Entwicklung. So ist beispielsweise Elizas
erste Nummer ein einfaches, kleines Straßenliedchen mit kleinen Tonschritten, das
man mitpfeifen kann. In „Wart’s nur ab“
erleben wir sie mit einer launisch-trotzigen
Nummer, in der sie sich mit kindlichem
Charme in eine Rache-Fantasie steigert. In
ihrer dritten Nummer steht eine andere Eliza auf der Bühne. „Ich hätt’ getanzt heut’
Nacht“ ist geprägt von einer lyrischen und
raumgreifenden Melodie mit einem großen
Ambitus. In Higgins’ Musik hingegen
dominiert passenderweise das Wort, seine
Nummern sind wenig emotional. Nur sein
letzter Song ist davon ausgenommen und
markiert eine psychologische Wende der
Figur. In „Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht“
erleben wir zum ersten Mal einen Higgins,
der sich nicht im wortgewaltigen Sprechgesang ausdrückt, sondern einen Mann,
der schwärmt und Gefühle zeigt.
Möglichkeiten
My Fair Lady wird traditionell gemischt
besetzt – mit Schauspielern und Sängern.
Schon Rex Harrison, der Higgins der Uraufführung und des Films, war kein Sänger.
Und wie bei allen Musicals liegt auch bei
My Fair Lady der Reiz in der Mischung aus
Arioso, Sprechgesang und gesprochenem
Text, der teilweise mit Musik unterlegt ist.
Für mich als Musikalischen Leiter dieser
Neuproduktion ergeben sich daraus eine
Vielzahl an Möglichkeiten. Musik lebt nicht
auf dem Papier, sondern im Moment der
Aufführung. Das trifft selbstverständlich auf jedes Werk zu. Doch bei diesem
Musical kann man mit dem Ensemble jeden
Ton, jedes Wort, jede musikalische Phrase
prüfen und ausprobieren, ob man sie lieber
singt oder spricht und wann man zwischen
den unterschiedlichen Artikulationsweisen
wechselt. Mir ist dabei besonders wichtig,
nicht zu viel festzulegen. Eine frische, fast
improvisierte Vortragsweise passt sehr
gut zu diesem Stück. Mein Ziel ist es daher,
den Darstellern einen gewissen Freiraum
zu lassen. Wie im Jazz, der die Komposition stark beeinflusst hat, beginnen auch
der Text und Loewes Musik zu leben, wenn
das Ensemble in jeder Vorstellung spontan
und dynamisch in einem kreativen Miteinander die Musik neu entstehen lässt.
Freude
Mir, und hoffentlich auch dem Publikum,
macht My Fair Lady viel Freude. Dieses
Musical bietet die Möglichkeit, aus unserem Alltag herauszutreten. Und diese Melodien, die einem nicht mehr aus dem Kopf
gehen, erzeugen in uns nicht nur Gefühle,
sondern geben uns auch die Möglichkeit,
auf eine musikalische Reise zu gehen und
in eine andere Welt einzutauchen.
Steven Moore
27
EMAN-
ZIPATION
ZUR INSZENIERUNG
Die Entstehungsgeschichte von My Fair
Lady ist lang und verworren. Sie ist zudem
von vielen widersprüchlichen Anekdoten
und Legenden überlagert. Unbestritten ist
jedoch, dass dieses wunderbare Musical
bereits im Voraus bei den Testaufführungen ein enormer Erfolg war. Bei diesen so
genannten Tryouts wurde die neue Musicalproduktione vor einem Testpublikum
außerhalb von New York, in diesem Fall in
New Haven und Philadelphia, aufgeführt.
Obwohl die Produzenten bei My Fair Lady
mit erheblichen technischen Schwierigkeiten und unzähligen Verzögerungen im
Bühnenablauf zu kämpfen hatten, die das
zu diesem Zeitpunkt noch ungekürzte und
ohnehin sehr lange Stück weiter verlängerten, war Lerners und Loewes Meisterwerk
bereits damals auf dem Weg, eines der
erfolgreichsten Musicals zu werden. Dieser
Erfolg wurde 1964 durch die Filmadaption
von George Cukor sogar noch übertroffen.
In My Fair Lady – sowohl in der Film- als
auch in der Bühnenfassung – wird dem
Publikum eine durch und durch britische
Gesellschaft vor Aug und Ohr geführt, eine
Gesellschaft, in der mangelhafte sprach28
liche Fähigkeiten ein ernst zu nehmendes
Hindernis auf dem Weg zum Erfolg darstellen. Für viele Zuschauer in den USA, aber
auch in Europa, war und ist My Fair Lady
eine Reise in eine andere Welt: ins frühe
20. Jahrhundert, nach Großbritannien, in
dieses rätselhafte Land mit seinem strengen System von gesellschaftlichen Klassen
und Traditionen, ähnlich exotisch wie ein
afrikanischer Volksstamm. In der deutschen
Übersetzung von Robert Gilbert – die Lerner
bekanntlich ausnehmend gut gefiel – wird
Elizas berüchtigter Londoner CockneyDialekt durch einen derben Berliner Dialekt
ersetzt, wobei das Bühnenbild in vielen
deutschsprachigen Produktionen die
Handlung trotzdem in London verortet. Und
das ist auch gut so. Meiner Ansicht nach
sind Zeit und Ort für die Handlung wesentlich, und es ist mir eine besondere Ehre und
Freude, für das Karlsruher Publikum diese
besondere Atmosphäre und das London
Edwards VII. und George V. aufs Neue
heraufzubeschwören.
Ich habe in Eliza immer eine frühe Feministin gesehen. 1913, also in der Zeit, in der My
Fair Lady spielt, kam die Suffragette Emily
Nando Zickgraf, Ks. Tiny Peters, Katharina Sebastian, Lisa Hähnel, Daniel Pastewski
29
Davison beim Epsom Derby ums Leben. Sie
wurde von einem Rennpferd des Königs
niedergetrampelt, als sie auf der Rennbahn
für Frauenrechte protestierte. Wenige Tage
später erlag sie im Krankenhaus ihren Verletzungen. Möglicherweise ist es ein Zufall,
dass Eliza ihr Debüt als Dame der feinen Gesellschaft ausgerechnet beim Pferderennen
Ascot gibt. Aber einem Publikum, dem die
Geschichte der britischen Frauenbewegung
bekannt ist, werden sich augenblicklich Assoziationen und Zusammenhänge erschließen. Ich habe mich deswegen entschieden,
in meiner Inszenierung einen stummen
Suffragettenchor auftreten zu lassen, der
Eliza auf ihrem Weg begleitet. Auch wenn
Eliza selbst möglicherweise zunächst nicht
versteht, wer diese Frauen sind und was sie
wollen, so stellt diese politische Bewegung
einen wichtigen historischen Hintergrund
für ihre Entwicklung zu einer selbstbestimmten Frau dar.
Wie sieht Elizas Geschichte genau aus?
Sie hat sich unter Higgins’ Anleitung so
weit entwickelt, dass sich die Schülerin
schließlich selbst übertrifft und gegen
ihren Meister rebelliert. In diesem Zusammenhang spielt Mrs. Higgins eine kleine,
aber wichtige Rolle. Zunächst reagiert die
Mutter des Sprachforschers empört, als sie
von Oberst Pickering erfährt, dass ihr Sohn
vorhat, ein Blumenmädchen nach Ascot
zu bringen. Dann sieht sie jedoch, wie sich
dieses Blumenmädchen zunächst in der Gegenwart der feinen „Herrschaften“ behauptet und schließlich im 2. Akt auch gegenüber
ihrem ungezogenen Sohn „ihre Frau steht“.
Mrs. Higgins repräsentiert eine Frauengeneration mit teilweise aristokratischen Hintergrund, die in den ersten Jahrzehnten des
20. Jahrhunderts gegen eine patriarchale
Gesellschaftsordnung rebellierten. Die Geschichte der Suffragetten in Großbritannien
30
ist eine Geschichte der Mittel- und Oberschicht. Denn die Stimmen dieser Frauen,
oft Ehefrauen und Töchter ehrbarer Männer,
wurden eher gehört als andere. Erst später
weitete sich die Bewegung aus und ergriff
alle gesellschaftlichen Schichten.
In der vorletzten Szene des Musicals
erleben wir, wie Mrs. Higgins und Eliza
sich verbünden, und wir sehen, wie Mrs.
Higgins Eliza in ihrer Selbstbestimmtheit
bestärkt und vor ihrem Sohn Partei für sie
ergreift. Dieser hatte zuvor, in der Streitszene, Elizas Ansichten und Bedürfnisse
ignoriert und ging allein deswegen über ihre
Bedürfnisse hinweg, weil sie eine Frau und
darüber hinaus eine von einfacher Herkunft
ist. Interessanterweise vergisst Higgins in
diesem Zusammenhang, dass er einen nicht
zu vernachlässigenden Anteil an Elizas
Entwicklung hat. Dank der Erziehung, die er
ihr hat angedeihen lassen, ist sie nicht mehr
die einfache Frau von der Straße, sondern eine Frau mit Aufstiegschancen und
Zukunft. Doch Eliza ist auch in dieser Szene
für ihn immer noch Objekt, ein Gegenstand,
den er glaubt zu besitzen, wie die ausgestopften Vögel in seiner Bibliothek. Eliza
ist jedoch ein lebendiges und durchaus eigenwilliges Wesen und keines seiner toten,
unbeweglichen und willenlosen Federtiere.
Und das ist vielleicht der Grund für Higgins’
Enttäuschung; in seinen Augen ist Eliza
undankbar.
Das Ende des Musicals ist für einen Regisseur eine besondere Herausforderung. In
seiner Autobiografie schreibt Lerner, dass
sein Happy End Shaws Vorlage insofern
stark verändert habe, als er Eliza nach dem
Streit zu Higgins zurückkehren lasse. Shaw
beschreibt im Nachwort seines Theaterstücks Elizas weiteren Werdegang recht
eindeutig. Seine Eliza kehrt ausdrücklich
nicht zu Higgins zurück. Dieser Gedanke
ist für Shaw „unerträglich“. Stattdessen
heiratet sie Freddy und eröffnet einen Blumenladen – ganz so wie sie es sich im 1. Akt
erträumt hatte. Der Weg dahin ist vielleicht
nicht immer einfach: Immer wieder gerät
das Paar in finanzielle Schwierigkeiten,
aus denen sie Oberst Pickerings Großzügigkeit wiederholt befreit. Doch es ist ein
Weg, der schließlich in die wirtschaftliche
Selbstständigkeit führt. Das Happy End des
Musicals kehrt Shaws emanzipatorische
Absichten in ihr Gegenteil: Hier erleben wir
eine Eliza, die nach ihrem Streit wieder zu
Higgins zurückkehrt, der sich just in diesem
Moment eine Aufnahme von ihrem ersten
Auftritt in der Wimpole Street 27a anhört
und schließlich zu ihr den bezeichnenden
Satz sagt: „Wo zum Teufel sind meine Pantoffeln?“ Diese reaktionäre Version stammt
aus Gabriel Pascals Pygmalion-Verfilmung
von 1938. Shaw betrachtete dieses Ende als
erheblichen Eingriff in sein Werk und kam
als Drehbuchautor dennoch den Erwartungen des Kinopublikums entgegen. Lerner
und Loewe übernahmen sie nach Shaws
Tod wahrscheinlich deswegen, weil es für
ein Musicalpublikum der 50er Jahre ebenso
angemessen schien wie für das Kinopublikum in den späten 30ern.
Wir leben in einer anderen Zeit. Wir können
uns ohne Weiteres eine Eliza vorstellen,
die erwachsen, gereift und zu sich selbst
gekommen ist. Es ist schwer nachvollziehbar, dass solch eine intelligente, clevere
und schlagfertige Frau zu dem Mann
zurückkehrt, der sie zuvor gedemütigt,
beleidigt und bedroht hat, und der es nicht
einmal auf die Bitte seiner Mutter, seines
Freundes Pickering und seiner Angestellten
hin zuwege brachte, nett zu ihr zu sein. Eine
Eliza, die zurückkehrt, wäre in meinen und
wahrscheinlich auch in Shaws Augen eine
schwache oder verliebte Person. Doch Eliza
ist keines von beiden, zumindest legt das
der Text nicht nahe.
Die wechselhafte Beziehung zwischen
Higgins und Eliza steht in krassem Kontrast
zu den traditionell romantischen Liebesbeziehungen des Musiktheaters jener Zeit.
Sie macht den Kern von My Fair Lady aus.
Hinzukommt, dass auch das Paar Eliza –
Freddy sowohl bei Shaw als auch bei Lerner
alles andere als perfekt ist: Freddy stellt für
Eliza nur eine Fluchtmöglichkeit dar und sie
ist sich dementsprechend unsicher, ob sie
ihn heiraten soll oder nicht. Doch die Sachlage ist klar: Higgins ist nicht in der Lage zu
lieben oder Liebe zu zeigen. Und Eliza kann,
wie Shaw in seinem Nachwort schreibt,
niemanden lieben, der nicht lieben kann.
Aus diesem Grund habe ich einen Schluss
entwickelt, in dem Eliza unsere Heldin
bleibt. Sie ist aufgestiegen; aus der Gosse
in die gehobene oder zumindest mittelständische Gesellschaft, von Higgins’ Puppe zu
einer selbstbestimmten Frau. Higgins hingegen hat wegen seiner Eitelkeit und anderer
charakterlicher Defizite eine Möglichkeit
verpasst, glücklich zu werden. Er ist Opfer
seines eigenen Stolzes und bleibt allein
zurück, umgeben von seinen ausgestopften
Vögeln, Büchern und klassischen Büsten.
Am Ende steht für mich eine Eliza, die bereit
ist für ein neues Zeitalter, eine Zeit mit
einem umfassenden Wahlrecht. 1918 wurden erstmals Frauen zu Parlamentswahlen
zugelassen; 1928 erhielten alle Frauen in
Großbritannien das umfassende aktive
und passive Wahlrecht. Doch Elizas Reise
ist noch nicht zu Ende – auch wenn die
Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft
um einiges weiter fortgeschritten ist als
1912/13 – abgeschlossen ist sie noch nicht.
Sam Brown
31
STEVEN MOORE Musikalische Leitung
Der Australier studierte in Queensland Orgel,
Klavierbegleitung und Gesang und erwarb
an der Londoner Guildhall School seinen
Master of Arts. Kursen am National Opera
Studio folgte die Aufnahme in das Jette Parker Young Artists Programme am Royal Opera House Covent Garden. Dirigate beim Orchester des Royal Opera House und der San
Francisco Opera, der Southbank Sinfonia,
der West London Sinfonia sowie Assistenzen bei Nicola Luisotti, Thomas Hengelbrock,
Franck Ollu und Julia Jones schlossen sich
an. Moore betreute zahlreiche Produktionen
des Royal Opera House, der San Francisco
Opera und der Glyndebourne Touring Opera.
Seit 2011 gehört er dem STAATSTHEATER
KARLSRUHE an, seit 2014 als Studienleiter
und Kapellmeister. 2015/16 dirigiert er Vorstellungen von Iphigenie auf Tauris, Die
Entführung aus dem Serail und I Capuleti e
i Montecchi sowie verschiedene Ballettproduktionen. Außerdem ist er in zahlreichen
Liederabenden als Pianist zu erleben.
32
ULRICH WAGNER
Nachdirigat & Choreinstudierung
Ulrich Wagner studierte an der Musikhochschule Köln Komposition bei Krzysztof Meyer
und Mauricio Kagel sowie Dirigieren bei
Volker Wangenheim. 1995 wurde er als Solorepetitor, Studienleiter und Kapellmeister ans
Theater Krefeld-Mönchengladbach engagiert. Er dirigierte dort ein breites Repertoire,
angefangen von Monteverdis Krönung der
Poppea über klassische und romantische
Opern und Operetten bis hin zu zahlreichen
Werken des 20. Jahrhunderts. 2003 wechselte er ans STAATSTHEATER und war dort als
Studienleiter, Kapellmeister und Leiter des
Opernstudios tätig. Seit Herbst 2009 ist er
neben seinen dirigentischen Aufgaben Direktor des BADISCHEN STAATSOPERNCHORES
und des Extrachores. Er dirigierte zahlreiche
Repertoirevorstellungen sowie als eigene
Premieren Pimpinone, Das Feuerwerk,
Der Kleine Prinz und die Uraufführung von
Michael Nymans Love Counts. Seit 2003 leitet
er die Kinderkonzerte und die Konzertreihe
Nachtklänge – Neue Musik in der Insel.
Ks. Edward Gauntt, Staatsopernchor
33
SAM BROWN Regie
ANNEMARIE WOODS Bühne
Der britische Schauspiel- und Opernregisseur wurde 2011 zusammen mit Annemarie
Woods sowohl mit dem Europäischen
Opernregie-Preis als auch mit dem Ring
Award ausgezeichnet. Er ist der bislang
einzige Regisseur, der beide Preise gewann.
Er inszeniert in Großbritannien, Italien,
Österreich, Frankreich, in der Schweiz und
in Deutschland. Sein Debüt auf der Opernbühne hatte er mit Sigurd, der Drachentöter
an der Bayerischen Staatsoper. Er inszenierte Jakob Lenz von Wolfgang Rihm an
der English National Opera, die szenische
Uraufführung von Gerald Berrys The Importance of Being Earnest in Nancy sowie das
Musical Hair am Staatstheater Darmstadt.
Bei den INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELEN 2013 stellte er sich in Karlsruhe mit
seiner Inszenierung von Händels Der Sieg
von Zeit und Wahrheit und Berrys Der Sieg
von Schönheit und Täuschung vor. Seine
nächste Produktion ist Der Barbier von
Sevilla an der Welsh National Opera.
Annemarie Woods gewann 2011 gemeinsam mit Sam Brown sowohl den Europäischen Opernregie-Preis und den Ring
Award inklusive aller Sonderpreise. Im
gleichen Jahr wurden beide mit dem Europäischen Opernregie-Preis ausgezeichnet.
2015 erhielt Woods eine Nominierung beim
Österreichischen Musiktheaterpreis in
der Kategorie „Beste Ausstattung“. Mit
Sam Brown verbindet sie eine langjährige
Zusammenarbeit: Gemeinsam brachten sie
The Importance of Being Earnest in Nancy,
La Cenerentola in Luzern, Jakob Lenz an
der English National Opera, Sigurd der Drachentöter in München, Der Zigeunerbaron
in Klagenfurt oder La favorite in Graz auf
die Bühne. Beim Scottish Ballet gestaltete
sie außerdem das digitale Design von Alice
in Wonderland. Bei den INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELEN KARLSRUHE
2013 stattete sie Händels Der Sieg von Zeit
und Wahrheit und Der Sieg von Schönheit
und Täuschung von Gerald Berry aus.
34
ILONA KARAS Kostüme
LUCY BURGE Choreografie
Während ihrer Ausbildung zur Damenschneiderin entdeckte die tschechische
Kostümbildnerin ihre Liebe zum Theater.
Ihre ersten Arbeiten schuf sie für ein Kinder- und Jugendtheater. Während ihres
Modedesign-Studiums in London arbeitete
sie weiterhin für kleine Theatergruppen
und Zirkuskompagnien. Anschließend war
sie fünf Jahre lang Costume Supervisor
am Londoner Royal College of Music. Es
folgten Engagements als Costume Supervisor u. a. beim Aldeburgh Festival, bei der
Grange Park Opera, dem Bolschoi-Theater
in Moskau, der Welsh National Opera, dem
Royal Opera House Covent Garden London
und der Glyndebourne Opera sowie für das
DV8 Physical Theatre. Als freie Kostümbildnerin im Bereich Oper, Schauspiel und Tanz
arbeitete sie u. a. für die English Touring
Opera, die Pimlico Opera und die Northern
Ireland Opera. 2015 entwarf sie das Kostümbild für Sam Browns Inszenierung von
Händels Alcina am Staatstheater Cottbus.
Lucy Burge war von 1970 bis 1985 Solistin
der Rambert Dance Company, wo sie in
zahlreichen Hauptrollen zu erleben war. Sie
tanzte an der Seite von Rudolf Nurejew und
stand an allen großen britischen Opernhäusern auf der Bühne, beispielsweise am
Royal Opera House Covent Garden, an der
Englisch Nation Opera, der Welsh National
Opera und der Scottish Opera. Als Choreografin arbeitete sie mit Richard Jones u. a.
bei Billy Budd an der Oper Frankfurt und
Gloriana an der Hamburgischen Staatsoper
sowie am Royal Opera House, mit Antony
McDonald u. a. beim Ring des Nibelungen
an der Nederlandse Reisopera und mit Katharina Thoma bei Ariadne auf Naxos beim
Glyndebourne Festival. Mit Sam Brown
brachte sie 2014/15 Donizettis La favorite
an der Oper Graz auf die Bühne. Zukünftige
Projekte führen sie an die Netherlandse
Opera Amsterdam und die Scottish Opera
sowie ins japanische Kobe.
Folgeseiten Cameron Becker
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HOLGER HAUER a. G. Professor Henry Higgins
Der Regisseur, Schauspieler und Autor wirkte in zahlreichen Musicalproduktionen als Darsteller mit. Bei über 30 Produktionen in Osnabrück und
Pforzheim, am Berliner Friedrichstadtpalast, am Gärtnerplatztheater München und mehrfach an der Staatsoperette Dresden führte er Regie. Außerdem stand Hauer in zahlreichen Fernsehfilmen und Serien vor der Kamera.
Ks. ARMIN KOLARCZYK Professor Henry Higgins
Der Bariton war zehn Jahre am Theater Bremen engagiert, bevor er 2007 ans
STAATSTHEATER kam. Er sang hier u. a. Wolfram in Tannhäuser, Beckmesser in den Meistersingern und die Titelpartie in Doctor Atomic. 2015 wurde er
zum Kammersänger ernannt. 2015/16 ist er u. a. als Kurwenal in Tristan und
Isolde zu erleben. 2017 wird er bei den Bayreuther Festspielen debütieren.
STEFANIE SCHAEFER Eliza Doolittle
Nach ihrem Studium gastierte die Frankfurterin in Stuttgart, Mannheim,
Schwerin, Osnabrück, Schwetzingen und Frankfurt. Festengagements
führten sie an die Opernhäuser Wuppertal, Darmstadt und Erfurt sowie
2011 ans STAATSTHEATER. 2015/16 ist sie als Meg Page in Falstaff, Hänsel
in Hänsel und Gretel und in der Titelrolle von Bizets Carmen zu erleben.
KRISTINA STANEK Eliza Doolittle
Die Mezzosopranistin studierte in Düsseldorf und an der Royal Academy of
Music in London. Von 2012/13 war sie im Ensemble des Theaters Trier, wo
sie Partien wie Carmen, Sesto in La Clemenza di Tito und Glucks Orfeo sang.
Seit der Spielzeit 2015/16 ist sie fest im Ensemble des STAATSTHEATERS
und steht dort u. a. als Romeo in I Capuleti e i Montecchi auf der Bühne.
Ks. EDWARD GAUNTT Alfred P. Doolittle
Der Texaner gastierte an internationalen Opernhäusern, wie z. B. an der
Deutschen und der Komischen Oper Berlin sowie an der Semperoper
Dresden. 2006 wurde dem Bariton, der seit 1985 Ensemblemitglied des
STAATSTHEATERS ist, der Titel „Kammersänger“ verliehen. 2015/16 singt
er u. a. Benoît in La Bohème und den Sprecher in Die Zauberflöte.
Ks. HANS-JÖRG WEINSCHENK a. G. Alfred P. Doolittle
Nach Stationen in Heidelberg und Wuppertal war der Tenor von 1980 bis
2013 im Ensemble des STAATSTHEATERS. Er gastierte in Zürich, Basel,
Prag, Straßburg, am Teatro Real in Madrid, in Paris an der Opéra-Comique
sowie u. a. in Hamburg, Stuttgart und regelmäßig am Gärtnerplatztheater
in München. 2000 wurde ihm der Titel „Kammersänger“ verliehen.
PAVEL FIEBER a. G. Oberst Hugh Pickering
Der Schauspieler und Regisseur studierte in Wien Psychologie, Schauspiel,
Regie und Musical. Es folgte eine Gesangsausbildung an der dortigen Akademie für Musik und Darstellende Kunst. 1997 bis 2002 war er Generalintendant des STAATSTHEATERS, von 2004 bis 2007 Intendant der Burgfestspiele
Mayen. Er ist regelmäßiger Gast am Volkstheater in Wien.
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PETER PICHLER a. G. Oberst Hugh Pickering
Der Bitterfelder absolvierte sein Schauspielstudium in Graz und sammelte
unter Hans Hollmann erste Theatererfahrungen. Festengagements führten
ihn über Graz, Leipzig, Nürnberg, Dortmund, Saarbrücken, Würzburg,
Memmingen und Meiningen nach Heidelberg. Pichler wurde dreimal mit
dem Bayerischen Theaterpreis ausgezeichnet.
CAMERON BECKER Freddy Eynsford-Hill
Der amerikanische Tenor wurde an der Arizona State University und am
Salzburger Mozarteum ausgebildet. Bevor er 2015/16 ans STAATSTHEATER
wechselte, war er am Theater Regensburg engagiert. In Karlsruhe ist er
u. a. als Tamino in Die Zauberflöte, als Pedrillo in Die Entführung aus dem
Serail, als Malcolm in Macbeth und als Froh in Das Rheingold zu erleben.
JAMES EDGAR KNIGHT Freddy Eynsford-Hill
Der Australier ist seit dieser Spielzeit Ensemblemitglied des STAATSTHEATERS. Hier stellte sich der Absolvent der New Yorker Juilliard School als
Fenton in der Neuproduktion von Falstaff vor. Außerdem wird er als Macduff in Verdis Macbeth zu erleben sein.
CHRISTINA NIESSEN Mrs. Pearce
Die Sopranistin wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichet. Seit 2006/07 ist sie am STAATSTHEATER engagiert und war hier beispielsweise als Eva in den Meistersingern, Senta im Fliegenden Holländer,
Elsa in Lohengrin und als Feldmarschallin im Rosenkavalier zu erleben.
2015/16 singt sie u. a. Kundry in Parsifal und Brangäne in Tristan und Isolde.
Ks. TINY PETERS Mrs. Pearce
Die Sopranistin ist seit 1981 Ensemblemitglied des STAATSTHEATERS. Zu
ihrem umfangreichen Repertoire gehören u. a. Adele in Die Fledermaus
und Eliza in My Fair Lady. 2006 wurde ihr der Titel „Kammersängerin“ verliehen. 2015/16 singt sie u. a. Blumenmädchen in Parsifal, Papagena in Die
Zauberflöte und Gretel in Hänsel und Gretel.
Sts. EVA DERLEDER a. G. Mrs. Higgins / Ärgerliche Frau
Eva Derleder war an vielen Theatern engagiert und wurde zweimal zum
Berliner Theatertreffen eingeladen. Von 2002 bis 2015 war sie im Ensemble
des STAATSTHEATERS. Sie spielte hier zuletzt u. a. in Alice, Wie es Euch
gefällt und in Irgendwann in der Nacht. 2015/16 ist sie in Drei Schwestern
und Du sollst den Wald nicht vor dem Hasen loben zu sehen.
NANDO ZICKGRAF Jamie / 1. Obsthändler / 1. Diener / Butler
Bereits während seines Studiums gastierte der Freiburger am STAATSTHEATER. Gastengagements führten ihn nach Pforzheim und zur Opera
Factory Freiburg. Von 2013 bis 2015 war er Mitglied des OPERNSTUDIOS
und verstärkt nun das Ensemble des STAATSTHEATERS. 2015/16 singt er
u. a. Bardolfo in Falstaff und Lance in Knight Crew.
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DANIEL PASTEWSKI a. G. Harry / 2. Obsthändler / 2. Diener / Butler
Daniel Pastewski studierte in Leipzig und bei Friedemann Röhlig in Karlsruhe. Er ist Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie
Preisträger des internationalen Gesangswettbewerb der Kammeroper
Schloss Rheinsberg 2014. Am STAATSTHEATER gastierte er in Dino und
die Arche und Fantasio, an der Staatsoper Stuttgart in Ariadne auf Naxos.
CORNELIA GUTSCHE Mrs. Eynsford-Hill
Cornelia Gutsche studierte an der Hochschule für Musik Carl Maria
von Weber in Dresden und ist seit 1996 festes Mitglied im BADISCHEN
STAATSOPERNCHOR. Sie übernahm zahlreiche solistische Partien, wie
z. B. Eléonore in Ritter Blaubart sowie Glücksradfrau, Zweite Bäuerin in
Romeo und Julia auf dem Dorfe und das Sopran-Solo in Peter Grimes.
SUSANNE SCHELLIN Mrs. Eynsford-Hill / Lady Boxington
Susanne Schellin schloss ihr Gesangstudium bei Peter Ziethen an der Musikhochschule Detmold 1991 mit der Künstlerischen Reifeprüfung ab. Seit
der Spielzeit 1991/92 singt sie im BADISCHEN STAATSOPERNCHOR. Sie
war u. a. als Simons Weib in Dantons Tod, als Blanche in Ritter Blaubart
und als Bronka in Die Passagierin auch solistisch zu erleben.
LISA HÄHNEL a. G. Clara Eynsford-Hill / Blumenmädchen u. a.
Die Sopranistin studiert an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Am
STAATSTHEATER gastierte sie in einem Liederabend Populär. Seit 2013 ist
sie regelmäßiger Gast der Volksschauspiele Ötigheim. Hier sang sie Bärbele in Jessels Schwarzwaldmädel, den Singenden Engel in Saiers Passion.
2016 wird sie dort als Solistin bei den Festlichen Konzerten zu erleben sein.
CONSTANZE KIRSCH Clara Eynsford-Hill / Blumenmädchen u. a.
Die Sopranistin studierte von 2006 bis 2010 bei Marga Schiml an der Hochschule für Musik Karlsruhe und anschließend am Institut für Musiktheater
bei Christiane Libor. Sie gastierte 2013 bei den Osterfestspielen in BadenBaden und 2014 am Nationaltheater Mannheim. Seit 2014/15 ist sie Mitglied
des OPERNSTUDIOS und singt u. a. Eine Griechin in Iphigenie auf Tauris.
JOHANNA BERGER Straßenartistin / Tänzerin
Nach Engagements u.a. am Aalto Theater, im Ballett des Saarländischen
Staatstheaters und am Theater Heidelberg gehörte sie dem Tanzensemble
des Staatstheaters Darmstadt an. Dort hat sie zuletzt auch ihr gesangliches und schauspielerisches Können in einer Musicalproduktion gezeigt.
Anfang 2016 gastiert sie in einer Tanztheaterproduktion am Theater Erfurt.
VERONICA BRACACCINI Straßenartistin / Tänzerin
Veronica Bracaccini wurde in Rom geboren und absolvierte dort ihre
Tanzausbildung. Von 2009 bis 2013 hatte sie an der imPerfect Dancers
Company ihr erstes Engagement. 2013/14 war sie im Ensemble des Staatstheaters Darmstadt und dort in Choreografien von Mei-Hong Lin und
Christina Comtesse zu erleben. Seit 2014/15 arbeitet sie frei.
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Kristina Stanek, Cameron Becker
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MARLEEN JAKOB Straßenartistin / Tänzerin
Bereits während ihrer Ausbildung an der German Musical Academy Osnabrück debütierte Marleen Jakob am Theater Bielefeld in The Who’s Tommy.
Nach dem Examen 2013 folgten Engagements, wie z. B. im Kindermusical
Jim Knopf am GOP Varieté Hannover, in La Cage aux Folles und Rinaldo an
der Oper Bonn sowie in Jesus Christ Superstar am Theater Hagen.
CHRISTOPHER BASILE Straßenartist / Tänzer
Der in Italien geborene Tänzer studierte in Pescara und war Stipendiat an
der Alvin Ailey American Dance School in New York. Nach Engagements
am Stadttheater Gießen und am Staatstheater Darmstadt ist er seit 2014
als freischaffender Tänzer, Schauspieler und Musicaldarsteller in Darmstadt und Gießen sowie bei Phase-Zero Productions in Leipzig tätig.
ANDREY KOROLKOV Straßenartist / Tänzer
Andrey Korolkov wurde in Moskau geboren und wurde an der Moskauer Ballettakademie zum Tänzer ausgebildet. Er tanzte im Ensemble des
Bolschoi Theaters Moskau sowie des STAATSTHEATERS KARLSRUHE. Er
gastierte außerdem in Kassel und Pforzheim. Er ist als Ballett- und Tanzlehrer an verschiedenen Ballettschulen tätig.
WITALIJ KÜHNE Straßenartist / Tänzer
Der Schauspieler und Tänzer erhielt seine Ausbildung u. a. an der Stella
Academy Hamburg. Er war in zahlreichen Kurz- und Spielfilmen zu sehen
und wirkte in Opern- und Musicalproduktionen mit, u. a. an der Oper Bonn,
an den Theatern in Pforzheim, Bozen und Linz sowie auf der Seebühne
Klagenfurt.
CLAUDIO GUSTAVO ROMERO Straßenartist / Tänzer
Der in Buenos Aires geborene Tänzer wurde u. a. an der Ballettschule des
Teatro Colón ausgebildet. Er war Mitglied u. a. am Argentinischen Staatsballett sowie im Ballettensemble des Theaters Erfurt. Er war in zahlreichen Produktionen zu sehen, zuletzt in Strauss’ Der Zigeunerbaron, koproduziert vom Landestheater Coburg und der Coburger Sommeroperette.
MEHMET ALTIPARMAK 3. Obsthändler
Der junge Bariton studierte an der Mimar-Sinan-Universität in Istanbul bei
Payam Koryak. Meisterkurse bei Elena Filipova, Amelia Felle und Christa
Ludwig ergänzten seine Ausbildung. 2014 ging er als Gewinner aus dem
14. Siemens Gesangswettbewerb in Istanbul hervor und gehört somit seit
2014/15 dem OPERNSTUDIO am STAATSTHEATER an.
LUKASZ ZIOLKIEWICZ 3. Obsthändler
Der polnische Bassist studierte in seiner Heimatstadt Posen Sologesang
und sang im Extrachor des Teatr Wielki. Nach einem Engagement in Kiel
wechselte er ans Theater Nordhausen, wo er in verschiedenen Solopartien auf der Bühne stand. Seit Juni 2014 ist er Mitglied im BADISCHEN
STAATSOPERNCHOR und war u. a. als Zöllner in La Bohème zu hören.
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Ks. JOHANNES EIDLOTH 4. Obsthändler
Noch während seines Studiums debütierte der Tenor am Staatstheater
Stuttgart. 2004 sang er die Partie des Ersten Gralsritters in Parsifal unter
Kent Nagano in der Regie von Nikolaus Lehnhoff im Festspielhaus BadenBaden und in Dessau. Seit 1994 ist er Mitglied des BADISCHEN STAATSOPERNCHORS. 2010 wurde er zum Kammersänger ernannt.
MARTIN BEDDIG Kneipenwirt / Lord Boxington
Martin Beddig studierte zunächst Konzertgitarre in Hannover und anschließend Gesang bei Josef Metternich in Köln. Während des Studiums erhielt
er zusätzlich Schauspielunterricht, außerdem hatte er einen Gastvertrag am
Theater Bonn. Von 1988 bis 1990 war er Mitglied des Bayreuther Festspielchores, seit 1990 ist er Mitglied des BADISCHEN STAATSOPERNCHORS.
ULRIKE GRUBER 3. Dienerin
Die Mezzosopranistin studierte am Mozarteum in Salzburg und in Leipzig.
Als Mitglied verschiedener Salzburger Chöre erarbeitete sie sich ein breites Repertoire, trat regelmäßig bei den Salzburger Festspielen auf, häufig
auch in solistischen Partien. Seit 2005 ist sie im BADISCHEN STAATSOPERNCHOR und hier in zahlreichen solistischen Partien zu erleben.
KATHARINA SEBASTIAN a. G. 3. Dienerin
Die Mezzosopranistin studiert derzeit am Institut für MusikTheater in
Karlsruhe bei Christiane Libor. 2013/14 gastierte sie als Manja in Emmerich
Kálmáns Gräfin Mariza am Stadttheater Pforzheim. Bei den NibelungenFestspielen Worms 2014 und dem Festival Euroclassic 2015 sang sie die
Wellgunde in Loriots Fassung von Wagners Der Ring des Nibelungen.
ALEXANDER HUCK Lord Boxington
Nach der Gesangsausbildung und dem Besuch der Opernschule in Karlsruhe kam Alexander Huck 2000 in den BADISCHEN STAATSOPERNCHOR.
Seit 2004 war er hier in vielen solistischen Partien zu hören, beispielsweise als als Sciarrone in Tosca sowie aktuell als 2. Wiedertäufer und 4. Bürger in Der Prophet.
ILKA KERN Lady Boxington
Ihr Gesangsstudium führte die deutsche Sopranistin nach Mailand und
Lugano, wo sie 1995 ihr Konzert- und Operndiplom erhielt. Sie konzertierte
in Europa u. a. in Paris, Mailand, Salzburg, Krakau sowie in Südafrika. Seit
1995/96 in Karlsruhe engagiert, war sie in vielen Opern solistisch zu hören:
als 1. Dame in Zauberflöte, Woglinde im Ring oder als Magd in Daphne.
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BILDNACHWEISE
IMPRESSUM
TITELFOTO
Florian Merdes
PROBENFOTOS Falk von Traubenberg
HERAUSGEBER
BADISCHES STAATSTHEATER
KARLSRUHE
GENERALINTENDANT
Peter Spuhler
TEXTNACHWEISE
Die Texte sind Originalbeiträge für dieses
Programmheft. Die nicht gekennzeichneten
Beiträge sind von Raphael Rösler.
Sollten wir Rechteinhaber übersehen
haben, bitten wir um Nachricht.
VERWALTUNGSDIREKTOR
Michael Obermeier
OPERNDIREKTOR
Michael Fichtenholz
LEITENDER DRAMATURG OPER
Carsten Jenß
REDAKTION
Raphael Rösler
KONZEPT
DOUBLE STANDARDS BERLIN
www.doublestandards.net
BADISCHES STAATSTHEATER
KARLSRUHE 2015/16,
Programmheft Nr. 288
www.staatstheater.karlsruhe.de
GESTALTUNG
Kristina Schwarz, Danica Schlosser
DRUCK
medialogik GmbH, Karlsruhe
ELIZA? WO ZUM
TEUFEL SIND MEINE
PANTOFFELN?
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Kristina Stanek, Holger Hauer
KANN EINE
FRAU NICHT
SEIN WIE
EIN MANN?
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