Rotierende Elektrische Maschinen 2 Geschaltete Reluktanzmaschine Prof. Dr.-Ing. Andreas Baral Einleitung Die geschaltete Reluktanzmaschine wird auch als Switched-Reluctance-Machine (SRM) bezeichnet. Der Motor zeichnet sich durch einen sehr einfachen Aufbau aus. Er ist robust und wartungsarm. Es können sehr hohe Drehzahlen erreicht werden, da der Rotor keine Wicklungen enthält. Die geschaltete Reluktanzmaschine gewinnt aufgrund der rasanten Entwicklung in der Leistungselektronik zunehmend an Bedeutung. Die ersten Motoren wurden 1839 von Taylor patentiert und wurden später in Lokomotiven eingesetzt. Allerdings konnte die genaue Bestimmung der Position des Rotors sowie die zeitlich richtige Bestromung der Spulen zu dieser Zeit nicht gewährleistet werden. Aus diesem Grund geriet die geschaltete Reluktanzmaschine fast in Vergessenheit. Erst mit der Entwicklung der Leistungshalbleiter Anfang der 1970er Jahre wurde die Maschine wieder interessant. Als Nachteil der Reluktanzmaschine sind die relativ komplexe Ansteuerung und die Notwendigkeit eines Lagegebers zu bezeichnen. Grundlagen der Reluktanzmaschine Grundprinzip der Reluktanzmaschine Vereinfacht kann das Prinzip der Reluktanzmaschine an einem Eisenstab im Magnetfeld erläutert werden. In Bild 1 ist eine einfache Prinzipanordnung dargestellt. Der an einem Hebel befestigte Eisenstab erfährt in einem Magnetfeld eine Kraft F. Diese Kraft lässt sich in eine Radialkraft (FR) und eine Tangentialkraft (FT) zerlegen (Bild 1a).Die Tangentialkraft bewegt den Eisenstab in die sogenannte ausgerichtete Position (Bild 1b). In dieser Position ist der magnetische Widerstand (Reluktanz) am geringsten und die Tangentialkraft ist null. Befindet sich der Stab in seiner ausgerichteten Position, wird das bestromte Spulenpaar aus- und das nächste Spulenpaar eingeschaltet. Der Rotorzahn richtet sich nun neu aus. Der Rotor dreht sich. Um ein kontinuierliches Drehmoment zu erzeugen, muss die aktive Spule gezielt aus- und die nächste eingeschaltet werden. Der Rotor dreht sich im Uhrzeigersinn, wenn die Spulen gegen den Uhrzeigersinn eingeschaltet werden. 121 jb-2016_em.indb 121 24.08.2015 16:54:09 Uhr 2 Rotierende Elektrische Maschinen – + – + F Ft Ft = 0 Fg F = Fg M M=0 a) O b) O Bild 1: Reluktanzprinzip Aufbau Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist der Aufbau des geschalteten Reluktanzmotors sehr einfach, was die Maschine sehr robust und kostengünstig macht. Der feststehende Teil der Reluktanzmaschine wird als Stator und der rotierende Teil als Rotor bezeichnet. Der Rotor und der Stator besitzen ausgeprägte Zähne oder Pole (Bild 2). Die Statorwicklung ist als Zahnspulenwicklung ausgeführt. Die gegenüberliegenden Spulen werden in Reihe geschaltet und bilden einen Strang. Stator und Rotor werden geblecht ausgeführt, um die Wirbelstromverluste gering zu halten. Die Anzahl der Statorzähne ist meistens höher als die Anzahl der Rotorzähne. Der Rotor besitzt weder Permanentmagnete noch Wicklungen, weshalb die Konstruktion sehr einfach und robust ist. Dieser einfache Aufbau führt dazu, dass die Reluktanzmaschine vorwiegend im hohen Drehzahlbereich eingesetzt wird. Hohe Drehzahlen (120.000 U/min) werden beispielsweise in der Textilindustrie gefordert. Die Herstellung dieses Motors wird dadurch stark vereinfacht, dass die Wicklungen eingepresst werden können. Aus der Anzahl der Stator- und Rotorpole ergeben sich die Phasen- und die Polpaarzahl. Im Bild 3 sind einige mögliche Konfigurationen von Rotor- und Statorpolen dargestellt. 122 jb-2016_em.indb 122 24.08.2015 16:54:09 Uhr