17. September 2015 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Rundfunkchor Berlin Iannis Xenakis Gustav Mahler Arnold Schönberg Berliner Festspiele in Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker Berliner Festspiele in Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker Bitte schalten Sie Ihr Mobiltelefon vor Beginn des Konzerts aus. Bitte beachten Sie, dass Mitschnitte und Fotografieren während des Konzerts nicht erlaubt sind. Das Konzert wird von Deutschlandradio Kultur live am 17. September 2015 ab 20:03 Uhr übertragen Das Deutschlandradio Kultur ist in Berlin über UKW 89,6 MHz, Kabel 97,50 MHz, digital und über Livestream auf www.dradio.de zu empfangen. Bildnachweise Titel: Jakobsleiter, Fassade der Abteikirche in Bath. Foto: Wikimedia Commons S. 9Arnold Schönberg, Gezeichnete Antwort auf eine gewidmete Zeichnung, 1920 Foto Arnold Schönberg Center, Wien © Lawrence Schönberg, VG Bild-Kunst, Bonn S. 11Eroberung einer ägyptischen Stadt. Krieger ersteigen auf Leitern die Stadtmauern. Relief, assyrisch, 7. Jahrhundert v.u.Z., Relief vom Palast des Assurbanibal in Ninive (Irak) © akg-images, Berlin / Erich Lessing S. 26Filmstill aus „pi“, einem amerikanischen experimentellen Science-Fiction Thriller von Darren Aronofsky 1998 S. 28Iannis Xenakis © J. Rancy S. 29Gustav Mahler, Bildquelle unbekannt S. 30Arnold Schönberg 1936, Fotograf: Weston Edward © Arnold Schönberg Center, Wien S. 35Rundfunkchor Berlin © Jonas Holthaus S. 36Anne Kohler, Foto Privatbesitz S. 36Deutsches Symphonie-Orchester Berlin © Frank Eidel S. 37Ingo Metzmacher © Harald Hoffmann Musikfest Berlin 2015 Donnerstag, 17. September, 20 Uhr 5 Konzertprogramm 6 Essay 14 Besetzung und Saalplan 16 Liedtexte „Kindertotenlieder“ 18 Text „Die Jakobsleiter“ 28 Komponisten 32 Interpreten 49 Musikfest Berlin 2015 im Radio und Internet 50 Musikfest Berlin 2015 Programmübersicht 52 Impressum Viele weitere Texte zum Musikfest Berlin lesen Sie im Blog der Berliner Festspiele: blog.berlinerfestspiele.de 4 Eine gemeinsame Produktion und Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin und des Deutschen SymphonieOrchesters Berlin gefördert aus den Mitteln des Hauptstadtkulturfonds Programm Erzengel Gabriel Iannis Xenakis (1922–2001) Shaar für großes Streichorchester (1983) Donnerstag, 17. September 20:00 Uhr Philharmonie 18:55 Uhr Einführung mit Habakuk Traber Gustav Mahler (1860–1911) Kindertotenlieder für Mezzosopran und Orchester (1901–1904) 1. Nun will die Sonn‘ so hell aufgehn 2. Nun seh‘ ich wohl, warum so dunkle Flammen 3. Wenn Dein Mütterlein tritt zur Tür herein 4. Oft denk‘ ich, sie sind nur ausgegangen 5. In diesem Wetter, in diesem Braus Pause Solostimmen Kindertotenlieder: Wiebke Lehmkuhl Altistin Die Jakobsleiter: Thomas E. Bauer Bariton (Gabriel) Daniel Behle Tenor (Ein Berufener) Matthias Wohlbrecht Tenor (Ein Aufrührerischer) Martin Gantner Bariton (Ein Ringender) Boaz Daniel Bariton (Der Auserwählte) Gerhard Siegel Tenor (Der Mönch) Edda Moser Sopran (Der Sterbende) Daniela Fally Sopran (Die Seele) Rundfunkchor Berlin Anne Kohler Einstudierung Deutsches SymphonieOrchester Berlin Ingo Metzmacher Leitung Oratorium für Soli, gemischten Chor und Orchester (1915–1922) Nach dem Particell des Komponisten eingerichtet von Winfried Zillig Gabriel und Chor: Ob rechts, ob links, vorwärts oder rückwärts, bergauf oder bergab Fünf Chorgruppen (Jubelnde, Zweifelnde, Unzufriedene – Die Gleichgültigen, Die Sanftergebenen): Kein Anfang und kein Ende Gabriel und sechs Soli (Ein Berufener – Ein Aufrührerischer – Ein Ringender – Der Auserwählte – Der Mönch – Der Sterbende): Gleichviel, weiter. Ah! Die Luft ist rein. Gabriel, Die Seele, Chor: Nahst du wieder dem Licht Großes Symphonisches Zwischenspiel mit vier Fernensembles 5 Arnold Schönberg (1874–1951) Die Jakobsleiter (Fragment) Essay Das Offenbar(t)e und das Verborgene 6 Ein großartiges Bild für den Schaffenden ist Jakob, der mit Gott ringt, bis er ihn segnet. Wenn die Juden nichts als das erfunden hätten, müssten sie kolossale Leute gewesen sein. Gustav Mahler Zweimal in seinem Leben war Jakob, der Stammvater des Volkes Israel, seinem Gott besonders nahe – einmal auf der Flucht und auf dem Weg zur Versöhnung, einmal im Kampf und in der Vision. Er träumte von einer Leiter, die auf der Erde stand und in den Himmel ragte. Engel stiegen daran auf und nieder, von der Spitze ertönte Gottes Stimme und verhieß dem Rastenden die Gegend als Land für seine Nachkommen. Auf dem Weg zum Friedensschluss mit seinem Bruder Esau rang er eine Nacht lang mit einem Engel. (Mit Gott?) Er ließ nicht locker; das bescherte ihm eine ausgerenkte Hüfte, Gottes Segen und den Beinamen „Israel“ (Gottesstreiter). Beide Male ging es um die Beziehung zu Gott, aber auch um das Verhältnis von Offenbarem und Verborgenem, denn den Herrn sah er niemals, spürte nur dessen Kraft und ahnte seine Größe und Weite. Geheimnis und Offenbarung, das Urthema religiöser Mystik, wählte Recha Freier als Motto für das sechste und letzte „Testimonium“, das 1983 in Jerusalem und Tel Aviv stattfand. Die poetisch und musikalisch begabte Tochter eines Rabbiners und einer Pianistin rief 1932 die Jugend-Alliah ins Leben und rettete damit tausende jüdische Jugendliche vor Lagerhaft und Ermordung. Daran erinnert heute eine Gedenktafel am Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße. Vor ihrer Flucht nach Palästina lebte Recha Freier in Berlin, ihr Mann war als Rabbiner an der Synagoge in der Rykestraße tätig. Sie setzte in Israel ihr soziales Engagement fort und initiierte das Kulturfestival „Testimonium“ 1966 mit Roman Habenstock-Ramati. Haubenstocks Wunsch, der Passion des jüdischen Volkes in der Diaspora durch jüdische und nicht-jüdische Komponisten Ausdruck zu verleihen, ergänzte Freier um den Aspekt der Hoffnung, denn „die jüdische Geschichte in der Diaspora ist nicht nur durch Leiden, sondern auch ... durch Vision, Heldenmut und künstlerische Kreativität gekennzeichnet“. Viele Werke zeitgenössischer Musik gehen auf ihre Initiative zurück. So war sie auch die Auftraggeberin des 1. Aktes von „DONNERSTAG“ aus „LICHT“ von Karlheinz Stockhausen. In Anspielung auf seine Förderin lässt er im 2. Akt, „MICHAELs REISE UM DIE ERDE“ in Jerusalem enden (Aufführung am 18. und 19. September beim Musikfest Berlin). Shaar Sechsmal fand das Festival statt. Zweimal bat sie Iannis Xenakis um ein Werk, für 1983 deshalb, weil sie meinte, „dass sich ein mystisches Thema für ihn gut eigne. Als Idee schlug sie Moses’ Himmelfahrt vor, die der Teufel heftig zu verhindern sucht. Der Komponist wünschte sich ‚mehr Teufel‘ im Sujet. Recha Freier aber wollte auf den MosesZusammenhang nicht ganz verzichten; doch überlegte sie, wie der Teufel eine stärkere Essay und erfolgreichere Rolle spielen könnte. Sie erinnerte sich an die Geschichte von Joseph della Reina, dem Helden einer kabbalistischen Sage, der versucht, die Macht des Bösen zu brechen und die Welt zu erlösen.“ (Shalhevet Freier) Er bewährte sich mit den Seinen in harten Prüfungen, überstand Konfrontationen mit mächtigen Engeln und ihren Kohorten, ließ sich von Satans imposanter Erscheinung und vom bezirzenden Jammern seines Gefolges nicht beirren. Doch beim letzten Schritt fiel er auf die List des Teufels herein und geriet in die Gewalt des Bösen, die Dämonenkönigin wurde seine Konkubine; seinem wüsten Leben setzte er schließlich selbst ein Ende. Recha Freier missfiel der Schluss. In ihrer Variante erfuhr Joseph von einem geheimen engen Tor, das aus dieser Welt führt, von der Rettungstür zur Feuerleiter der Seligkeit. „Shaar“ (Tor) nannte ­Xenakis sein Werk. „Shaar“ entwickelt sich als Drama, indem die drei Elemente vervielfacht, vergrößert, ineinander geblendet, übereinander gelagert, miteinander montiert in den endlosen Tonraum geschickt und aus ihm wieder zusammengeholt werden. Die Schnittstellen zwischen den Stadien bilden Einzeltöne, in welche die Musik zurückgenommen wird, oder weiche Blenden, bei denen zuvor Verborgenes an die Oberfläche dringt. Diesen Prozess steuert das Verhältnis von Struktur (als innerer Verfassung) und Gestalt (als äußerer Erscheinung). Xenakis führt durch mächtige Kontraste; sie verstärken sich im Abschnitt nach dem goldenen Schnitt; von heulenden Glissandi reichen sie über bebende 7 Es enthält über die kabbalistische Josephs-Legende hinaus weitere Zeichen jüdischmystischen Denkens. Xenakis wählte die Einheit des Streicherklangs und entfaltete sie in unzähligen Differenzierungen; Musik erscheint als Sprache und Symbol, als Struktur und Gestalt. Das Stück zählt 144 Takte. 144 Ellen messe laut Johannes-Apokalypse die Mauer des himmlischen Jerusalem, 144-mal Tausend (Tausend galt als Grenze numerischer Vorstellungskraft) sollten darin Wohnung finden. 144 ist die Zahl der apokalyp­ tischen Rettung. Er gliederte „Shaar“ auf zwei Arten in zwei große Teile: äußerlichzeitlich in der Mitte durch eine lange Pause, gedanklich-innerlich an der Stelle des goldenen Schnitts; dort wird der Anfang in seinen wesentlichen Merkmalen komprimiert wieder aufgerufen. Aus drei „kinetischen Vokabeln“ (N. Matrossian / R. Gehlhaar) ließ er es entstehen: aus Glissandi (Gleitbewegungen zwischen zwei Tönen), Repetitionen und Clustern (Tontrauben). Die Gleitfiguren, die auf- und abwärts, als kurze Gesten und in weiten Wogen geführt werden, und die Cluster, die sich wie Kerne verdichten oder wie Wolken ausbreiten, sind räumliche Phänomene; repetierte Töne artikulieren die Zeit. Tonwiederholungen und Glissandi bedeuten Bewegung, Cluster betonen dagegen den Zustand selbst bei innerer Unruhe. Bereits die Disposition der quasi sprachlichen Elemente verwebt Zwei- und Dreizahl ineinander. In der jüdischen Mystik wurde disputiert, ob das Alphabet, damit auch Worte und Sprache, aus zwei oder aus drei Urkonsonanten hervorgegangen sei. Die Sprache aber ist nach jüdischer Lehre das Medium göttlicher Offenbarung, durch sie kam der Impuls zur Schöpfung. Essay Cluster und brodelnde Abgründe bis zum einsamen Gesang einer Violine, in den eine zweite Fragezeichen wirft. Das Melos wird wie in Mahlers „Lied von der Erde“ zum Schluss hin in den Klang umgeklappt. „Shaar“ endet unvermittelt offen, wie wenn sich jäh ein Tor zur Ungewissheit auftut. 8 Kindertotenlieder 1901 orientierte sich Gustav Mahler neu. Mit der Vierten Symphonie schloss er die „Wunderhornphase“ ab, in der er für gesungene oder verborgene Texte meist Gedichte aus der (Volkslied-)Sammlung Achim von Arnims und Clemens Brentanos heranzog. Sie entstand aus dem „Wunderhorn“-Lied „Das himmlische Leben“ und schließt mit dessen Schlaraffia-Vision; danach trennten sich Symphonie und Lied in Mahlers Schaffen wieder. 1901 / 02 schrieb er zunächst acht, 1904 zwei weitere Gesänge nach Versen von ­Friedrich Rückert; an diesen zogen ihn neben dem Inhalt (Vergänglichkeit, Tod, Stellung des Künstlers) vor allem der hohe sprachliche Stilisierungsgrad an, der sich von den „Rohdiamanten“ der „Wunderhorn“-Sammlung diametral unterschied. Für die Hälfte der Vertonungen wählte er Gedichte aus dem Schmerzensfundus der 428 „Kindertotenlieder“, mit denen sich der Poet und Orientalist den Jammer über den Tod seiner beiden jüngsten Kinder um die Jahreswende 1833 / 34 von der Seele geschrieben hatte, und veröffentlichte sie unter dem gleichen Titel wie der Dichter. Ähnlich Ergreifendes und Erschütterndes wurde selten komponiert. Mahler begab sich auf die Gegenseite zum „himmlischen Leben“. Im Bild der Jakobsleiter gesprochen thematisierte das Finale der Vierten das obere, befreiende, den Menschen unsichtbare Ende als Kinderfantasie und (bisweilen derbe) Humoreske; die „Kindertotenlieder“ widmen sich dagegen dem unteren Ende, der Sammelstelle des Weltschmerzes. Der tröstliche Ton in ihnen nährt sich davon, dass Text und Musik den Blick nach oben öffnen zu „jenen Höhn / Im Sonnenschein. / Der Tag ist schön / In jenen Höhn.“ So schließt das vierte Lied, so könnte der Zyklus enden. Doch Mahler entfesselt noch einmal das wilde Weltge­ tümmel, ein urzeitliches Sturmwetter und Inferno, ehe er leise und „langsam, wie ein Wiegenlied“ das fünfte Stück und das Ganze in den versöhnenden Schluss sinken lässt – ins Himmelreich als Mutterland. Das aufwühlend Neue an den Liedern ist nicht ihr Sujet – Kindheit und Tod verknüpfte Mahler schon in früheren Werken miteinander. Neu ist die Art, wie er es zur Sprache bringt. Mit den poetischen Kriterien wandelte sich sein musikalischer Stil. Die „Kindertotenlieder“ erhalten ihren ergreifenden Ausdruck durch ein fein ausgearbeitetes Stimmgeflecht. Der Gesangspart wird in eine kammermusikalische Textur eingewoben, die nur im letzten, dramatischen Lied einem kompakten Orchestersatz weicht. Akkorde und Harmonik, das strukturelle und kommunikative Bindemittel der abendländischen Musik, bietet oft nur noch die Harfe; exponierte Momente dieser Tradition scheinen in Anspielungen an Wagners „Tristan“-Vorspiel im zweiten und in der traurig-schönen Sextenseligkeit des vierten Liedes durch, in dem die Träne zum Okular der Verklärung wird. Hier setzt sich das Hell-Dunkel, das Pendeln zwischen Dur und Moll, zwischen Essay musiksprachlicher Formel und expressiver Geste aus dem ersten Lied fort. In Seufzermotiven, mit denen dort der Gesang anhebt und begleitet wird, deutet sich bereits das „Ach und Weh“ der Neunten Symphonie an. Die „Kindertotenlieder“ sind die Vorboten von Mahlers Spätstil. Der Komponist erstrebt Deutlichkeit durch Zurücknahme. Das gilt auch für die innere Verfassung der Stücke. Sie entstehen aus knappen Motivkonstellationen. Ihre Form setzt bei der strophischen Gliederung an, lässt darin aber nichts ganz identisch wiederkehren. Mahler lenkt die Aufmerksamkeit auf die gezielten Momente der Veränderung, zugleich beschreiben die Stücke eine spiralartige Bewegung wie sonst die „Weltlauf-Scherzi“ der Symphonien oder die mentalen Kreisläufe der Trauer. Die Jakobsleiter 9 Keines seiner drei groß angelegten religiösen Werke vollendete Arnold Schönberg: nicht das Oratorium „Die Jakobsleiter“, nicht die Oper „Moses und Aron“, nicht das Projekt der „Modernen Psalmen“. Jedes Enden im Fragment geschah in geschichtlichem Zu­sammenhang: mit dem Schock des ersten Weltkriegs bei der „Jakobsleiter“, mit dem Aufmarsch des Nationalsozia­ lismus bei „Moses und Aron“, mit dem eigenen Le­ bens­ ende bei den „Modernen Psalmen“. Alle drei beziehen sich auf Schönbergs Ort in der jüdischen Geschichte und auf seine Stellung als Künstler – unabhängig von der Konfession, bei der er eingeschrieben war. 35 Jahre seines Lebens, von 1898 bis 1933, gehörte er der protestantischen Christenheit an, am 24. Juli 1933 kehrte er in Paris, der ersten Station seiner Emigration, in die jüdische Glaubensgemeinschaft zurück. Seine Bedeutung als Künstler hing für ihn nicht von äußerer Anerkennung ab, sondern von seiner „Berufung“ und dem Maß, wie er sie in seinem Werk zu erfüllen vermochte. Zu diesem zählen vor allem seine musikalischen Kompositionen, aber auch – über die musiktheoretischen Texte hinaus – literarische Schriften vom Drama „Der biblische Weg“ bis zu den 18 Entwürfen „Moderner Psalmen“ und sein 1934 erstmals entworfenes Vier-Punkte-Programm zur Rettung der Judenheit. Die drei genannten Werke führen das religiöse Suchen und das künstlerische Ringen zusammen. Wahre Zukunft wäre der Fluchtpunkt, an dem sie sich vereinen. Essay 10 Im Text der „Jakobsleiter“ sind die beiden Gottesbegegnungen des Erzvaters motivisch ineinander geflochten und mystisch ausgelegt. Die Himmelsleiter diente der jüdischen Mystik als Sinnbild für den Aufstieg der Seele aus dem Gefängnis des Menschseins hin zur Freiheit Gottes; die chassidische Literatur verglich mit ihr das Gebet als mystische Erhebung, bei der Zahlensymbolik und Engelsnamen helfen. Beten zieht sich wie ein Leitgedanke durch die Vorgeschichte der „Jakobsleiter“. „Ich will seit langem ein Oratorium schreiben, das als Inhalt haben sollte: wie der Mensch von heute, der durch den Materialismus, Sozialismus, Anarchie gegangen ist, der Atheist war, aber sich doch ein Restchen alten Glaubens bewahrt hat (in Form von Aberglauben), wie dieser Mensch mit Gott streitet […] und schließlich dazu gelangt, Gott zu finden und religiös zu werden. Beten zu lernen!“ bekannte Schönberg im Dezember 1912 dem Dichter Richard Dehmel, den er für ein gemeinsames Großprojekt gewinnen wollte. Vergebens. Ähnliche Überlegungen bewegten damals, als die Theosophie unter Denkern und Künstlern viele Anhänger fand, auch manch anderen kreativen Geist. Schönberg bezog sich vor allem auf zwei Schriften: auf August Strindbergs autobiographisches Fragment „Jakob ringt“ und auf Honoré de Balzacs Erzählung „Seraphita“ aus dessen „Buch der Mystik“, einem der vierzig Bände der „Comédie humaine“. Strindberg schreibt vom „religiösen Kampf des Dichters“, der sich „experimentierend auf den Standpunkt des Gläubigen stellt“, wie ein Auserwählter die Schuld der Zeit auf sich geladen fühlt, aufrührerische Gedanken in sich aufkeimen lässt, in mönchischer Einsamkeit seine Seele auf Gott richten und ihm näher kommen will. Balzacs Erzählung handelt von dem früh vollendeten Hermaphroditen Seraphita / Seraphitus, der ein junges Paar in seinen Bann zieht. Die drei sprechen über Leben, Liebe, Erfüllung, Gott – bis zu jenem Abend, an dem sich der Himmel über dem norwegischen Fjord öffnet und das geheimnisvolle Doppelwesen in einem Meer des Lichts zwischen Engelscharen zu Gott entrückt wird. Aus Balzacs Vision wollte Schönberg einen „spirituellen Ring“, eine Opern- oder Oratorientrilogie schaffen, Anregungen aus Strindbergs Fragment sollten in eine monumentale Vokalsymphonie einfließen. Beide Vorhaben wurden nicht verwirklicht. Als Quintessenz entstand die „Jakobsleiter“. Mit der Niederschrift ihres Textes begann Schönberg am 18. Januar 1915, zwei Jahre nach dem Dehmel-Brief, am 26. Mai 1917 schloss er sie ab; dazwischen lagen sechs Monate Kriegsdienst. Wie im Schaffensrausch komponierte er Anfang Juni bis 19. September 1917 gut 600 Takte, ehe er erneut für drei Monate einberufen wurde. In den vier Jahren nach dem zweiten Kriegseinsatz gelangen ihm noch weitere hundert Takte. 1944 nahm er sich das Werk im amerikanischen Exil erneut vor, die Überarbeitung gedieh nicht weit, Neues entstand nicht; einen Stipendienantrag zur Vollendung von „Jakobsleiter“ und „Moses und Aron“ wies die Guggenheim Foundation 1945 ab. Die „Jakobsleiter“ hinterließ Schönberg als Particell, eine auf wenige Systeme reduzierte Partitur mit Instrumen­ tationsangaben. Aus ihm stellte Winfried Zillig, 1925 bis 1928 Schönbergs Schüler in Berlin, auf Bitte von Gertrud Schönberg eine Aufführungsfassung her. Schönberg nannte die „Jakobsleiter“ ein Oratorium. Der Gattung entspre­chend gliederte er es in zwei Teile. Zwischen ihnen sah er ein „großes symphonisches Zwischen- 11 12 Essay spiel“ vor, „welches an Stelle von Worten die hier folgenden Bilder und Szenen ausdrückt“, sich also musikalisch immer mehr zur Vorahnung, Vorspur und Vorform des nachfolgenden zweiten Teils entwickeln sollte. Haupt- und Leitfigur des Dramas ist Gabriel, der Erzengel, der das Paradies bewacht, die Propheten über Israels Weg zur Rettung belehrt und über die Cherubim, die Schutzengel Himmels und der Erde, gebietet; „Mann“ oder „Stärke Gottes“ bedeutet sein Name. Ihm steht ein ausgewählter Querschnitt von Menschen gegenüber: zunächst der vielstimmige Chor, der sich im Sprechgesang artikuliert. Dann fünf genauer spezifizierte Gruppen: Unzufriedene, Zweifelnde, Jubelnde, Gleichgültige und Sanftergebene, deren Parts von verschiedenen Chorgruppen gesungen werden. Schließlich sechs idealtypische Individuen, ein Berufener, ein Aufrührerischer, ein Ringender, ein Auserwählter, ein Mönch und ein Sterbender (dessen Rolle von einem hohen Sopran in tiefer Lage gesprochen werden soll). In der letzten Sequenz dann die Seele, die mit Gabriel und den anderen Stimmen ohne Worte, nur auf vorgeschriebene Laute konzertiert. Die Dramaturgie entspricht einer fortschreitenden Differenzierung und spirituellen Individualisierung, einem Aufstieg auf der geistig-seelischen Himmelsleiter; ihr Ende deutet sich mit dem großen Zwischenspiel bereits an. Denn in diesem Interludium, einem Oratorienakt ohne Worte, wird musikalisch Entscheidendes geleistet. Der Raum weitet sich, ähnlich wie im Schlusskapitel von Balzacs „Seraphita“, doch nicht visuell, sondern klanglich, das Hören geht dem Sehen voraus. Das Orchester auf der Hauptbühne korrespondiert mit vier Ensembles, je zwei in der Höhe und in der Ferne, in unterschiedlichen Distanzen aufgestellt. Wenn Schönbergs Oratorium aufgeführt wird, werden die Fernparts meist vorproduziert und elektronisch eingespielt. Das Musikfest Berlin konnte eine Lösung mit Live-Ensembles ermöglichen. In ihnen wirken auch, wortlos, Sängerinnen mit, vor allem zwei hohe Soprane, mit deren Sphärentönen die Partitur endet. Für den zweiten Teil des Oratoriums existieren nur einzelne musikalische Skizzen. Schönberg konzipierte ihn als götter- und engelsreicheres Spiegelbild des ersten. Er sollte mit einem Chor schließen, der sich bis in Formulierungen und Typisierungen auf den Anfang bezieht. Gewandelt hat sich die Haltung: Die Klage läuterte sich zum Gebet. Die Menschenseelen, die im ersten Teil eine gewisse Höhe auf der „Himmelsleiter“ erreichten, schickt Gabriel zu Beginn des zweiten wieder ins Erdenleben, damit sie sich aufs neue bewähren und in der Seligkeitsskala weiter aufsteigen können. So wird nach der Lehre von der Wiedergeburt eine Spiralbewegung angedeutet, die Umlauf für Umlauf näher zu Gott führt, bis alle zersprengten Seelen wieder in seinem Licht versammelt wären. Dann könnte die „Jakobsleiter“ eingeholt werden. Nach dieser Vorstellung behandelt Schönbergs Dichtung einen Ausschnitt aus einer langen Gott- und Menschheitsgeschichte, einen offenen Prozess. Den repräsentiert am sinnfälligsten das Fragment. „Seltsamerweise ist gerade der Schluss des Jakobsleiterfragments einer der eindrucksvollsten Schlüsse, die es überhaupt in der abendländischen Musik gibt“, schrieb Zillig. „Schönbergs Erfindung der im Raum schwebenden Klänge führt in neue Bezirke. Die Verzauberung ist vollständig, trotz des Fragmentarischen, ja es drängt sich der Gedanke auf, ob diese seltsame und einmalige Verzauberung nicht gerade im Unvollendeten des Werks seine Wurzel hat“. Die Vermutung wird dadurch bestärkt, dass Schönbergs Text-Typoskript beim symphonischen Zwischenspiel die Anmerkung enthält: „Soll auch Essay Gabriels Part in der „Jakobsleiter“ beginnt: „Ob rechts, ob links, vorwärts oder rückwärts, bergauf oder bergab – man hat weiterzugehen, ohne zu fragen, was vor oder hinter einem liegt.“ Beethovens Maxime, dass „Weitergehen“ in der Kunst und im Leben alles sei, mischt sich mit dem Gottesbefehl an Lot, sich bei der Flucht aus Gomorrha nicht nach dem alten Leben umzusehen, zu einer ästhetischen Devise. Musik erscheint dabei wie eine höhere Sprache jenseits fixierender Begriffe. Sie gleicht derjenigen, die Gershom Scholem zufolge nicht primär „auf Mitteilung eines Mitteilbaren ausgerichtet ist, sondern vielmehr – und in diesem Paradoxon gründet jegliche Symbolik – auf Mitteilung eines Nicht-Mitteilbaren, das in ihr lebt.“ In dieser überschreitenden Sprachlichkeit treffen sich Religion und Musik. Die jüdische und in ihrem Gefolge die christliche Religion beruhen auf der Sprache, nicht auf dem Bild. „Ihr habt [am Sinai] keinerlei Bild [von Gott] gesehen – nur eine Stimme gehört“, heißt es im 5. Buch Mose. Die Sprache Gottes verflicht sich mit der menschlichen, nimmt deren Gestalt an; in der Musik liegt eine Möglichkeit, die göttlichen Anteile im Gesagten und Gemeinten hervortreten, Verborgenes offenbar werden zu lassen. Geistig gliche sie damit der Jakobsleiter. Habakuk Traber 13 im Schlusschor, insbesondere im ‚Amen‘, verwendet werden.“ Und neben dem Text für den Schlusschor notierte er: „Zum Teil aus dem großen Zwischenspiel.“ Dieses nimmt also viel vorweg. Ohnehin wäre selbst im Fall einer „Vollendung“ die Frage geblieben, wie weit ein Werk jenes Ganze antizipieren kann, zu dem die Menschen und ihre Seelen erst streben, anders gefragt: Wie nahe reicht der Künstler-Prophet an die Ewigkeit? Für die Darstellung und Beflügelung der transzendierenden Sehnsucht kommt ihm nach Schönbergs Überzeugung eine Schlüsselrolle zu. Wie Jakob ist er ein Berufener, weil mit Genie begabt, ein Ringender, weil auf Perfektion seines Werkes bedacht, ein Auserwählter, weil er mit seinen Gedanken bereits Konfigurationen des Künftigen setzt und prüft. Diese Arbeit muss in jeder Komposition, in ihrer Idee, den Grundeinheiten ihrer Sprache, in ihrer Gestalt und Form geleistet werden. Die „Jakobsleiter“ ist dafür beispielhaft. Als erste umfangreiche Komposition ersetzt sie die Gravitation des Tonartensystems durch die selbsttragende Kraft des werkspezifischen Gedankens. Ihre Musik beginnt mit einem Sechston-Motiv, das sechsmal in den Celli erscheint und dann verändert in anderen Instrumenten vervielfacht wird. Über ihm bauen Bläser aus den restlichen Stufen der Halbtonskala einen Sechsklang auf. Beide zusammen bilden den Urgedanken des Werkes. Sie verhalten sich komplementär und beziehungsreich zueinander wie die geplanten Hälften des Oratoriums. Schönberg verwirklichte in ihnen drei wesentliche Merkmale der späteren Reihenkomposition: ein Ausgangsmaterial, das alle zwölf Töne enthält, ohne einen im Verlauf zu wiederholen; das Herauswachsen des Werkes aus einem Urgedanken durch entwickelnde Variation; das Erzeugen von Spannungen aus Tönen und Linien, nicht durch Akkordbeziehungen. „In diesem musikalischen Raum gibt es wie in Swedenborgs Himmel (beschrieben in Balzacs ‚Seraphita‘) kein absolutes Unten, kein Rechts oder Links, Vor- oder Rückwärts. Jede musikalische Konfiguration muss verstanden werden als wechselseitige Beziehung von Klängen, von oszillierenden Schwingungen, die an verschiedenen Stellen und zu verschiedenen Zeiten auftreten“, erläuterte Schönberg 1933 die Zwölftonkomposition. Kategorie Besetzung „Die Jakobsleiter” Gemischter Chor 12-stimmig in wechselnder Gruppierung der Stimmen zu Chören I. Sopran / II. Sopran / I. Mezzosopran / II. Mezzosopran / I. Alt / II. Alt I. Tenor / II. Tenor / I. Bariton / II. Bariton / I. Bass / II. Bass Orchester Kleine Flöte / 3 Flöten / 3 Oboen / Englisch Horn Kleine Klarinette in Es / 3 Klarinetten / Bassklarinette 3 Fagotte / Kontrafagott 3 Trompeten / 4 Hörner / 3 Posaunen / Basstuba Pauken / Glockenspiel / Xylofon / 2 Becken / Tamtam Große Rührtrommel / Triangel / Windmaschine Celesta / Klavier / Harfe I. Geigen / II. Geigen / Bratschen / Violoncelli / Kontrabässe 14 Ensembles in der Höhe H1 H23 Oboen / Englisch Horn / Klarinette / Bassklarinette / 3 Trompeten Mandoline / Celesta / Harfe / Harmonium / 5 Sologeigen 2 Hohe Soprane / Harmonium / 6 Sologeigen Ensembles in der Ferne F1 F2 Hoher Sopran (Die Seele) / 3 Trompeten / 2 Hörner Harmonium / 6 Sologeigen 3 Soprane / 2 Hörner / 2 Posaunen / Harmonium / 6 Sologeigen Kategorie Ensemble in der Höhe H2 Gemischter Chor weitere Chorstimmen Orchester 15 Dirigent Ensemble in der Höhe H 1 Ensemble in der Ferne F 1 Stand: 3. August 2015 Ensemble in der Ferne F 2 Liedtexte Gustav Mahler Kindertotenlieder Nun will die Sonn‘ so hell aufgehn Nun will die Sonn‘ so hell aufgehn, Als sei kein Unglück die Nacht geschehn! Das Unglück geschah nur mir allein! Die Sonne, sie scheinet allgemein! 16 Du musst nicht die Nacht in dir verschränken, Musst sie ins ewge Licht versenken! Ein Lämplein verlosch in meinem Zelt! Heil sei dem Freudenlicht der Welt! Nun seh ich wohl, warum so dunkle Flammen Nun seh ich wohl, warum so dunkle Flammen Ihr sprühtet mir in manchem Augenblicke, O Augen! Gleichsam, um voll in einem Blicke Zu drängen eure ganze Macht zusammen. Doch ahnt ich nicht, weil Nebel mich umschwammen, Gewoben vom verblendeten Geschicke, Dass sich der Strahl‘ bereits zur Heimkehr schicke, Dorthin, von wannen alle Strahlen stammen. Ihr wolltet mir mit eurem Leuchten sagen: Wir möchten nah dir bleiben gerne, Doch ist uns das vom Schicksal abgeschlagen. Sieh uns nur an, denn bald sind wir dir ferne! Was dir nur Augen sind in diesen Tagen: In künftgen Nächten sind es dir nur Sterne. Liedtexte Wenn dein Mütterlein Wenn dein Mütterlein Tritt zur Tür herein Mit der Kerze Schimmer, Ist es mir, als immer Kämst du mit herein, Huschtest hinterdrein Als wie sonst ins Zimmer. O du, des Vaters Zelle, Ach zu schnelle Zu schnell erloschner Freudenschein! 17 Wenn dein Mütterlein Tritt zur Tür herein Und den Kopf ich drehe, Ihr entgegensehe, Fällt auf ihr Gesicht Erst der Blick mir nicht, Sondern auf die Stelle Näher nach der Schwelle, Dort, wo würde dein Lieb Gesichtchen sein, Wenn du freudenhelle Trätest mit herein Wie sonst, mein Töchterlein. Oft denk ich, sie sind nur ausgegangen Oft denk ich, sie sind nur ausgegangen! Bald werden sie wieder nach Hause gelangen! Der Tag ist schön! O sei nicht bang! Sie machen nur einen weiten Gang. Ja wohl, sie sind nur ausgegangen Und werden jetzt nach Hause gelangen. O sei nicht bang, der Tag ist schön! Sie machen nur den Gang zu jenen Höhn! Sie sind uns nur vorausgegangen Und werden nicht wieder nach Haus verlangen! Wir holen sie ein auf jenen Höhn Im Sonnenschein! Der Tag ist schön! Auf jenen Höhn! Liedtexte In diesem Wetter In diesem Wetter, in diesem Braus, Nie hätt ich gesendet die Kinder hinaus; Man hat sie hinaus getragen, Ich durfte nichts dazu sagen. 18 In diesem Wetter, in diesem Saus, Nie hätt ich gelassen die Kinder hinaus, Ich fürchtete, sie erkranken; Das sind nun eitle Gedanken. In diesem Wetter, in diesem Graus, Nie hätt ich gelassen die Kinder hinaus, Ich sorgte, sie stürben morgen, Das ist nun nicht zu besorgen. In diesem Wetter, in diesem Graus, Nie hätt ich gesendet die Kinder hinaus. Man hat sie hinaus getragen, Ich durfte nichts dazu sagen! In diesem Wetter, in diesem Saus,in diesem Braus, Sie ruhn, als wie in der Mutter Haus, Von keinem Sturme erschrecket, Von Gottes Hand bedecket. Friedrich Rückert, “Kindertotenlieder”, 1833/34 Gesungener Text Arnold Schönberg Die Jakobsleiter Text vom Komponisten Gabriel Ob rechts, ob links, vorwärts oder rückwärts, bergauf oder bergab – man hat weiterzugehen, ohne zu fragen, was vor oder hinter einem liegt. Es soll verborgen sein: ihr durftet, musstet es vergessen, um die Aufgabe zu erfüllen. Chor (in vielen Gruppen) Gabriel Gleichviel! Weiter! Chor (in vielen Gruppen) Weiter? … Wohin? … Wie lange? … 19 Der unerträgliche Druck ... ! Die schwere Last … ! Welche schrecklichen Schmerzen … ! Brennende Sehnsucht ... ! Heiße Begierden … ! Schein der Erfüllung … ! Trostlose Einsamkeit … ! Zwang der Formeln … ! Vernichtung des Willens … ! Lügen um Glück ... ! Mord, Raub, Blut, Wunden … ! Besitz, Schönheit, Genuss … ! Freude am Eitlen, Selbstgefühl … ! Heimliche Stunde, süßes Behagen … ! Heitere Tatkraft und glückliches Wirken … ! Ein Werk steht da, ein Kind kam zur Welt, ein Weib küsst, ein Mann jauchzt … und wird wieder stumpf … Und sinkt zurück; und ächzt weiter; und stirbt, wird begraben, vergessen … Ohne zu fragen – Gesungener Text Unzufriedene Zweifelnde Jubelnde Kein Anfang und kein Ende! Kein Anfang und kein Ende! Kein Anfang und kein Ende! Einige Einige Und dann ist unsre Liebe vorbei! Wann hat unsre Liebe begonnen? Andere Andere Andere Wieder andere Wieder andere Wieder andere Andere Gruppen Wieder andere Wieder andere Andere Gruppen Wieder andere Gruppen Nie dich besitzen! Immer außen stehn zu müssen! Hunger der Seele! Hunger des Leibs! 20 Krankheit und Not! Schande und Spott! Wie bald und der Herbst welkt die Blätter! Trügender Schein: mir, oder dem Gehassten? Grenze der Empfänglichkeit! Geteilte Freude, ganzes Leid! Alle Einige Nie endet dieser Kuss! O herrliches Sonnenlicht! Mildfreundlicher Mond! Geschenk grüner Wiesen! Glück bunter Blumen! Ihr meine, meine blühenden Bäume! Alle Alle ( gleichzeitig, aber im Rhythmus verschieden ) Leid ohne Ende! Endloser Zweifel! Lust ohne Ende! Ganzer Chor (in gleichem Rhythmus) (heiter, erstaunt) Weiter? Weiter … ? (gesteigert, heftiger) Wie, es soll wirklich immer so weiter geh‘n? (nach und nach geradezu drohend werdend) Die Gleichgültigen (unmittelbar anschließend) Immer weiter; warum nicht? Einmal sind wir oben, dann wieder unten; jetzt sollen wir wohl nach rechts, später etwas mehr nach links – – – – Gesungener Text Die Sanftergebenen (unmittelbar anschließend, fortsetzend) – – – – und so nimmt man‘s auf sich, wie‘s kommt – – – Ja, ja – – – – Ja, ja – – – – wie‘s kommt, so kommt‘s – – – – Ja, ja – – – – man nimmt‘s – – – – auf sich – – – – und trägt‘s – – – – wie‘s kommt... Ja. – – – – wie‘s kommt – – – – Chor (sehr „lyrisch“, schön gesungen) O – – –wie schön lebt sich‘s doch im Dreck. Gabriel (murmelt wie im Schlaf) Ein Berufener Ich suchte die Schönheit. Alles habe ich ihr geopfert: kein Zweck war mir heilig, kein Mittel eindeutig. Zügellos stürmte ich diesem Ziele zu, ungeprüft habe ich natürliche Bestimmungen unterdrückt, unbedenklich allen Sinn der Form unter­ geordnet. Vielleicht sogar hätte ich so getan, wenn ich dafür hätte leiden müssen. Jedoch ich habe nicht gelitten. Im Gegenteil: mein Leben war von heller Freude erfüllt. Ohne geblendet zu werden, sah ich überall ins Helle. Der Sonne Strahlen lächelten mir und erwärmten mich, wärmten mich ebenso, wie das warme Leben; zeigten alles rosig und vergoldeten den Schmutz. Kein Leid konnte an mich heran, keine Bewegung die meinige verändern! Ich sah nur meine Sonne, vernahm nur den Rhythmus der Schönheit! Gabriel Du bist immerhin zufrieden mit dir: dein Götze schenkt dir Erfüllung, eh‘ du, wie Suchende, die Qualen der Sehnsucht genossen. Abgeschlossenheit – eine zu einfache Formel; denn jede Fortsetzung ist Qual – hält dich warm. Du Heide hast nichts erschaut. 21 Gleichviel! Weiter! Ah! Die Luft ist wieder rein – Weiter! Keine Pausen! Herbei, ihr, die ihr glaubt, durch Taten näher gekommen zu sein. Gesungener Text Ein Aufrührerischer Geboten gehorchen, die bloß das Ohr vernimmt, doch Trieben taub sich erweisen, die das ganze Wesen erschüttern; jene, die die Seelen entdecken, um sie der Qual zu überlassen, für gut halten; diese, die die Seele zur Glücksbegierde entflammen, und dadurch allein schon Glück schenken, für bös halten – – – – Es kann nicht derselbe Gott sein, der durch Triebe uns den einen, durch Gebote den andern Weg weist! Wie höhnt der Gott der Triebe den der Gebote, indem er die Wölfe, die besitzen; rauben, stehlen, falsch Zeugnis reden und ehebrechen, glücklich werden lässt! Wie machtlos aber zeigt sich der Herr der Gebote, wenn er seine Schafe der Qual und Verfolgung, selbstgeschaffener und von Fremden angetaner, ausliefert! 22 Gabriel Dies Entweder und dies Oder, eins und zwei, wie Kurzsichtigkeit und Anmaßung, eins durchs andere bedingt, ebendarum keins: der Hebel deiner Empörung! Mit offenem Maul zuhören: staunend; aber nicht zum Widerspruch! Ein Ringender Alter, Weisheit, Gesagtem, Geschriebenem und Selbstgesehenem, das alles banal mir schien, zu trotz sucht‘ ich ahnungslos das Glück. Als es sich mir versagte, strebt‘ ich „Schmerzlosigkeit“ an durch Entsagung, was auch misslang. Eine dunkle Erinnerung vergangener Leiden befähigt mich gegenwärtige leicht zu ertragen, drum meint‘ ich, es sei gleichgültig, worüber man unglücklich ist. Gabriel Du irrst; je mehr Anlässe imstande sind, dich unglücklich zu machen, je empfindlicher du dich erweist, desto näher bist du. Gesungener Text Der Ringende Gabriel Gegen seinen und euren Willen ist einer da, euch zu führen. Tritt näher du, der auf mittlerer Stufe ein Abbild ist und den Glanz besitzt; der einem Viel-Höheren ähnlich ist, wie dem Grundton der ferne Oberton; während andere, tiefere, selbst fast Grundtöne ihm, wie der helle Bergkrystall, fremder sind, als Kohle dem Diamanten! Tritt näher, dass sie dich sehn! Der Auserwählte Ich sollte nicht näher, denn ich verliere dabei. Aber ich muss, so scheint es, mitten hinein, obgleich mein Wort dann unverstanden bleibt. Ob sie es wollen, ob es mich dazu treibt, weil sie mir ähneln, mit ihnen verbunden zu sein? Bin ich‘s, der ihre Stunde und den Ablauf zeigt, der Peitsche und Spiegel, Leier und Schwert vereint, der ihr Herr ist und Diener, ihr Weiser und Narr zugleich? 23 Nicht deshalb klag‘ ich; mein Unglück trage ich gern. Ich weiß, dass ich so alte Schuld tilge. Doch wie vermeide ich neue? „Ich weiß die Gebote wohl“: „Du sollst nicht – – – !“ – ich habe es nie getan! „Du sollst ... !“ – ich tu es seit jeher! „Das alles habe ich gehalten von Jugend auf!“ Was ich zu geben hatte – es war nicht viel, aber doch mein Bestes – habe ich stets gegeben. Genommen habe ich keinem, erworben fast nichts. Ihm folgte ich nach, so gut ich‘s vermochte. Doch in den rätselhaft zwiespält‘gen Lagen, in die mich unausgesetzt mein Schicksal stürzte, entbehrte ich schmerzlich der Führung des Worts, sah mich sinken und unrein werden, unfähig Recht von Unrecht zu scheiden. Warum ward uns kein Sinn gegeben, ungesagte Gesetze zu ahnen, kein Auge, da zu sehn, kein Ohr, da zu hören? 24 Gesungener Text Glänzt auch im Umkreis Erhabenheit, so reibt sich doch Schmach an mir; ich versuche, dem Stoff zu entfliehn: der Ekel macht es mir leicht, der Hunger zwingt mich zurück; wenn ich noch so hoch mich erhebe, verlier‘ ich sie nie aus dem Aug‘, ihr Bestes ist mein, wie ihr Ärgstes, ich raub‘ es, stehle, entwind‘ es, verachte Erworbnes, Ererbtes, raffe zusammen, reiße an mich, es neu zu fassen: Ein Neues gewiss, ein Höh‘res vielleicht vorzubilden. Sie sind Thema, Variation bin ich. Doch mich treibt ein andres Motiv. Treibt einem Ziele mich zu. Welchem? Ich muss es wissen! Hinüber‘ Mein Wort lass‘ ich hier, müht euch damit! Meine Form nehm ich mit, sie steh euch indes voran, bis sie wieder mit neuen Worten – wieder den alten – zu neuem Missverständnis in eurer Mitte erscheint. Gabriel Hier hast du Auge und Ohr. Doch, er ist weit weg, wenn die Wellen euch streifen, die ihn durchwühlten. Benagt einstweilen das Wort; beides zugleich wirkte verwirrend. Wähle jeder das Teilchen, das er zu wahren vermag. Es ist nicht zu wenig. Denn er ist wunderbar begnadet – worin er Höchstem ähnelt – sich in seinem Kleinsten zu offenbaren. Der Form bleibt ihr fern; sie wird euch später: ihr werdet sie einmal selbst sein; wenn die nächste euch abstößt. Er muss schaffen, so lange er unrein ist: aus sich heraus schaffen! Wenn‘s vorbei, bewegt es ihn nicht mehr. Der Mönch Herr, verzeih meine Überhebung! Weil mir durch deine Gnade manches gelungen ist, was andern versagt ist, glaubte ich einer zu sein, um dessentwillen du dies Sodom und Gomorra verschontest. Aber ich fürchte, wenn du nochmals zehn Gerechte fordern wirst, werde ich wieder nicht einer davon sein. Ich habe mir eine Last aufgebürdet, die größer ist, als ich sie tragen kann. Ich meinte: der Herr will Opfer, denn er ist der Herr. Darum nahm ich sie gerne auf mich, denn es befriedigte meine Eitelkeit, ein guter Diener zu sein. Gesungener Text Aber ich trug sie nicht gern; der Wille war zu schwach. Ich weiß, ich habe auf ein Glück verzichtet, das mir unbekannt ist; aber ich fürchte, wenn ich das Glück kennte, ich hätte ihm nicht widerstehen können. So ist mein Opfer vielleicht zwecklos, weil ich es feig vermieden habe, mich der Versuchung auszusetzen. Gabriel Wie du doch schwankst und unsicher bist! Manche, die noch Lust und Leid bewegt, stehen fester als du, den es nur mehr als Begriff anfällt: du prüfst dich allein! Nicht noch, sondern schon unbekannt ist dir derlei. Und du meinst noch, der Herr verlange dein Opfer? Weißt du nicht, dass du selbst so willst? Weißt du auch nicht mehr von dem größern Opfer, das du gebracht: du warst reicher, eh du vollkommener wurdest. Jetzt hast du allen Glanz hingegeben für ein trauriges Wissen: dass du nicht ausreichst! Erfahre mehr: Der Sünde wirst du noch oft verfallen, deine Sünden sind Strafen, die reinigen. Jedoch, dass du sie jetzt schon als Sünden erkennst, die Taten, bei denen du dich früher noch für schuldlos hieltest, macht dich reifer. Geh; verkünde; und leide; sei Prophet und Märtyrer. 25 Der Sterbende Herr, mein ganzes Leben lang habe ich auf diesen Augenblick gewartet und gehofft, dass die letzte große Anstrengung, die nötig ist, es zu verlassen, mir Aufklärung bringen wird. Und jetzt sehe ich nicht viel mehr, als dass mir dieser Augenblick nicht unbekannt ist; dass ich ihn schon öfters durchgemacht haben muss. – Oder doch mehr: dass es mich schon durch Jahrtausende so treibt; dass ich durch alle Welten gehetzt bin; dass ich tausend Leben überstanden habe – eines ärger, als das frühere; tausend Tode erlitten – einen befreiender, als den vorigen. Tausend Leben! Wer von ihnen weiß und sie überblickt, dem sind sie nichts Fürchterliches mehr. Fürchterlich ist ein Leben, ein Leid! Ein Schmerz, so groß, dass man nur ihn fühlt. Wer, wie jetzt ich, tausend Schmerzen fühlt, ist fast schon schmerzfrei. Sie heben ihn, er wird leicht und weiß, dass ihn seine verstorbenen Leben tragen. Und er fliegt – – – – Ich fliege – – – – Der seligste Traum erfüllt sich: Fliegen! Weiter! – – – – Weiter! – – – – Zum Ziel – – – – Oh – – – – Gesungener Text Gleichzeitig mit Gabriels breitem Gesang setzen aus der Ferne Frauenstimmen ein. Die Seele (…) singt ohne Textworte in langen Tönen und eine Gruppe Frauen- und Männerstimmen spricht dazu. Seele Hohe Frauenstimmen Gabriel (aus der Ferne) Eratme dir Mut und Kraft zur schwerern Prüfung! Nahst du wieder dem Licht? Die Flügel zu heilen, die das Dunkel verbrannt? Die Sünden verblassen; Weiß jedoch gehst du stets von hier fort! Schmerzen beflecken; Ich kenne deine Leiden und deine zukünftigen Sünden. Tilge die Sinne … Tilg den Verstand … Nun klagst du nicht mehr; beginnst zu begreifen, was du bald wieder vergessen musst. Löse dich auf! Kehrst du wieder, so lasse die Klage hinter dir. Wenn du nicht mehr klagst, bist du nah. (singt auf vorgeschriebene Laute) (singt allein weiter) 26 (wieder allein weiter) (wieder allein) (immer weiter) (hört auf) Gesungener Text Frauen- und (sprechen) Männerstimmen Ein Regenbogen auf ihrem Kleid! Ist Zeichen der Schuld, weil der Gnade. Die Farben löschen aus ... Raum für neue … Durchsichtiges Ohnlicht – – – – Zustand der Nähe – – – – leuchtend jedoch – – – – will farbensinnlich sich entfernen – – – – 27 Bewegung! Erdenjammer! (zusammen) Er muss noch lange wandern! (hören auf) Gabriel (allein) Dann ist dein Ich gelöscht – – – – Großes Symphonisches Zwischenspiel Hier endet die Partitur. Das Textbuch enthält noch einen etwa gleich langen zweiten Teil. Abdruck des Textes mit freundlicher Genehmigung der Universal-Edition. Biografien / Komponisten 28 Iannis Xenakis In der mit mathematischer Präzision konstruierten Musik von Iannis Xenakis werden enorme, den Hörer überwältigende Energien freigesetzt. Seinen Kompositionen liegen visuelle Vorstellungen zu Grunde, die Xenakis mit Hilfe mathe­ matischer Verfahren in Partituren oder elektro­ akustische Klänge verwandelt. Hier berührt sich der musikalische Konstrukteur mit dem Architekten. Iannis Xenakis wurde 1922 als Sohn griechischer Eltern geboren, die in Rumänien lebten, wo sein Vater eine Handelsniederlassung leitete. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wurde er auf ein Eliteinternat in Griechenland geschickt, bereitete sich anschließend auf ein technisches Studium vor und nahm privaten Musikunterricht. Als Xenakis im Herbst 1940 sein Studium in Athen aufnahm, wurde er in den Strudel der geschichtlichen Ereignisse gezogen und schloss sich verschiedenen Widerstandsbewegungen gegen die italienische und deutsche Besatzung an. In den Wirren des Kriegsendes erlitt Xenakis im Januar 1945 eine schwere Verwundung. Er verlor ein Auge und blieb durch die Lähmung der linken Gesichtshälfte sein Leben lang gezeichnet. Nach seiner Genesung konnte er 1947 sein Studium mit einem Diplom als Bau­ ingenieur abschließen. Einer drohenden Zwangs­einberufung entzog er sich mit der Flucht nach Paris, wo er eine Arbeit im Büro des berühmten Architekten Le Corbusier fand. Xenakis führte zunächst nur Berechnungen durch, wurde aber zunehmend mit Entwürfen betraut. Parallel dazu besuchte er für zwei Jahre die Analysekurse Olivier Messiaens. Die Uraufführung seines Orchesterwerks „Métastasis“ im Oktober 1955 machte Xenakis mit einem Schlag bekannt. Beinahe zeitgleich veröffentlichte er einen Artikel, in dem er die serielle Musik seiner Zeit grundlegend kritisierte. 1958 führte ein Streit über Xenakis‘ zunächst verschwiegenen Anteil an dem Philips-Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel zu einem Zerwürfnis mit Le Corbusier. Xenakis’ schöpferische Tätigkeit wendete sich danach eindeutiger als vorher der Musik zu. Sein kontinuierlich erweitertes umfangreiches Œuvre umfasst Kompositionen für eine Vielzahl von Klang­ körpern vom gigantisch besetzten Orchester bis zum Solostück. Iannis Xenakis starb am 4. Februar 2001 in Paris. Gustav Mahler Die Rezeptionsgeschichte der Musik Gustav Mahlers (1860–1911) ist erstaunlich. Waren seine Werke noch 1960, als sich der Geburtstag des Komponisten zum hundertsten Mal jährte, eine Angelegenheit für wenige Spezialisten, sind sie nun zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Repertoires zahlreicher Orchester geworden. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Vor allem Biografien / Komponisten 29 sehen wir in der Zerrissenheit und den inneren Brüchen der Mahlerschen Musik keine künstlerische Unvollkommenheit mehr, sondern nehmen sie im Gegenteil als einzigartige Qualität wahr. Mahler ist für uns kein Jugendstilkomponist mehr, dessen Musik sich im sinnlichen Genuss erschöpft, sondern fast ein Zeitgenosse, dessen Musik zum Nachdenken und zur geistigen Auseinandersetzung herausfordert. Damit steht er uns als zutiefst moderner Künstler vor Augen, obwohl Mahler mit seinen künstlerischen Mitteln, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, die Schwelle zur neuen Musik nicht überschritt. Gustav Mahler wurde am 7. Juli 1860 als Sohn einer deutschsprachigen jüdischen Familie in Kalischt in Böhmen geboren. Schon bald nach seiner Geburt zogen die Eltern ins benachbarte Iglau, einer größeren Stadt, wo Mahler Kindheit und Jugend verbrachte. In Iglau empfing er vielfältige musikalische Eindrücke, vor allem auch von der Volks- und Militärmusik, deren Erinnerungsspuren sich später in seinen Werken wiederfinden. Nach erstem Klavierunterricht, den er mit sechs Jahren erhielt, besuchte ­Mahler das Konservatorium in Wien und auch die dortige Universität, wo er Student Anton Bruckners war. Alle Versuche, sich als Komponist durchzusetzen, schlugen zunächst fehl. Mahler sah seine Chance nun in der Tätigkeit eines Dirigenten, für die es keine geregelte Ausbildung und nur vage Karrieremuster gab. Sein Aufstieg als Dirigent war atemberaubend und führte über zahlreiche Stationen binnen zehn Jahren von Operettendirigaten in einem Kurort zum Amt des Kapellmeisters der Oper in Hamburg, das er von 1891 bis 1897 ausfüllte. In Hamburg fand Mahler, der sich zu einem besessenen Arbeiter entwickelt hatte, endlich ein künstlerisches Umfeld, das seinen Ansprüchen genügte. Vor allem aber gelang es ihm jetzt auch, sein Leben so einzurichten, dass es Raum für kontinuierliches Schaffen bot. Von 1893 an zog sich Mahler jedes Jahr im Sommer in die Abgeschiedenheit eines ländlichen Ferienhauses zurück um zu komponieren. Der Ertrag der Hamburger Zeit übertrifft deswegen alles Frühere erheblich und reicht von der Neufassung der Ersten Symphonie über die „Wunderhorn“-Lieder und die Zweite Symphonie bis zu weiten Teilen der Dritten Symphonie. 1897 erhielt Mahler den Ruf auf einen der prestigeträchtigsten Posten seiner Zeit und wurde erst Kapellmeister, dann bald Direktor der Wiener Hofoper. Die Dekade seiner bis 1907 währenden Amtszeit ging mit vielen bahn­ brechenden Aufführungen als besondere Glanzzeit in die Geschichte der Oper ein. Gleichzeitig gelang es Mahler, sich immer mehr als Komponist zu etablieren, sodass seine Symphonien nun auch von anderen Dirigenten – und nicht nur von ihm selbst – aufgeführt wurden. Trotz aller Erfolge als Operndirektor wandelte sich sein Bild in der Öffentlichkeit allmählich von dem eines nebenbei auch komponierenden Dirigenten zu dem eines dirigierenden Komponisten. 30 Biografien / Komponisten Im Sommer 1907 entschloss sich Mahler, der eine gewisse Amtsmüdigkeit verspürte, nach New York an die Metropolitan Opera zu gehen. Dort sollte er nur im Winter für vier Monate dirigieren, sodass ihm die übrige Zeit in Europa zur freien Verfügung stand. Kurz darauf brachte dieser Sommer zwei einschneidende, bittere Erfahrungen für Mahler. Seine älteste Tochter, die der im März 1902 geschlossenen Ehe mit Alma Schindler entsprossen war, starb an einer Scharlach-Diphterie, und bei Mahler selbst wurde eine Herzerkrankung diagnostiziert. Von 1908 an entstand mit dem „Lied von der Erde“, der Neunten Symphonie und der Fragment gebliebenen Zehnten Symphonie ein Spätwerk, in dem Gesten der Trauer und des Abschieds ergreifend auskomponiert sind. Im Spätsommer 1910 war Mahler in eine tiefe Krise geraten. Seine Gesundheit war geschwächt, seine Ehe praktisch am Ende. Der September brachte dem Komponisten mit der Uraufführung der Achten Symphonie noch einmal große künstlerische Bestätigung, und er absolvierte auch noch die Wintersaison in Amerika. Im Februar erkrankte er aber an einer damals nicht behandelbaren Herzinfektion. Vom Tode gezeichnet kehrte Mahler im April 1911 nach Europa zurück und starb am 18. Mai in Wien. Arnold Schönberg Zusammen mit Igor Strawinsky ist Arnold Schönberg (1874 –1951) der bedeutendste und einflussreichste Komponist der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zwei grundlegende Entwicklungen in der Musik sind untrennbar mit seinem Namen verbunden, die Aufgabe der Tonalität und der Gedanke einer der eigentlichen Komposition vorangehenden Vorordnung des musikalischen Materials. Fast nebenbei war Arnold Schönberg auch der wichtigste Kompositionslehrer seiner Epoche. Zu seinen zahlreichen Schülern zählen Alban Berg und Anton Webern, die durch den Unterricht bei Schönberg selbst zu großen Komponisten wurden. Arnold Schönberg wurde am 13. September 1874 in Wien geboren. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und war im Wesentlichen Auto­ didakt, der seine Kenntnisse aus Lexika, von Klassenkameraden und aus dem Violinunterricht bezog. Erst 1895 lernte er mit Alexander Zemlinsky einen professionellen Musiker und Komponisten kennen, mit dem er sich rasch anfreundete und der ihm Unterricht erteilte. Zemlinsky prägte Schönberg vor allem auch durch sein hohes Ethos von den Pflichten eines Künstlers, das Schönberg selbst später an seine Schüler weitergab. 1899 entstand mit dem Streichsextett „Verklärte Nacht“ die erste Komposition, die Schönberg als vollwertig anerkannte, und schon dieses Werk zeigt mit seiner unbedingten und bezwingenden Ausdruckskraft, seinem melodischen Reichtum, seiner Vorliebe für die Dissonanz als Ausdrucksträger und Biografien / Komponisten selbst festgelegt wird, wodurch ein gewisser innerer Zusammenhalt der Musik bei völliger Freiheit der Gestaltung garantiert ist. Diese Methode blieb in verschiedenen Ausformungen wesentliche Grundlage seines weiteren Schaffens. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten trieb Schönberg, der bereits in den 1920er Jahren antisemitischen Anwürfen ausgesetzt war, im Mai 1933 in die Emigration. Nach einigen Umwegen ließ er sich 1934 in Los Angeles nieder. Die materiellen Bedingungen in Kalifornien waren für Schönberg sehr schwierig, vor allem als er 1944 seine Professur für Komposition, die er 1936 angetreten hatte, aus Altersgründen abgeben musste. Trotz dieser bedrängten Situation schuf Schönberg noch hoch bedeutende Werke wie das „Streichtrio“ und die Kantate „A Survivor from Warsaw“, mit der er auf den Holocaust reagierte. Schönberg starb am 13. Juli 1951 in Los Angeles. 31 seiner formalen Meisterschaft wesentliche Charakteristika von Schönbergs reifem Stil. Bis zum Ersten Weltkrieg führte Schönberg ein unruhiges Leben. Zwar erhielt er Anerkennung und Unterstützung von berühmten Kollegen wie Richard Strauss und Gustav Mahler, er war aber gezwungen, von verschiedenen musikalischen Gelegenheitsarbeiten und kleineren Lehrauf­ trägen zu leben. Er zog deshalb häufig um und wohnte abwechselnd in Berlin und in Wien. Auch sein Privatleben verlief stürmisch. Unabhängig von diesen ungünstigen Bedingungen schuf Schönberg Werk um Werk und setzt dabei eine musikalische Revolution in Gang. Unter seinem Ausdrucksbedürfnis zerriss ihm die Tonalität und in den Werken, die er zwischen 1907 und 1909 in einem wahren Schaffensrausch komponierte, stieß er entscheidend in die neue Musik vor. Kompositionen dieser Zeit wie das Monodram „Erwartung“ und die „Fünf Orchesterstücke“ wirken immer noch so frisch und umstürzend neuartig, als seien sie gestern entstanden. Das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutete eine Zäsur für Schönberg. Hochfliegende Kompositionspläne hatte er abbrechen müssen und er empfand das Kriegsende als Zusammenbruch der ihn tragenden Kultur. Einen künstlerischen Neuanfang machte er im November 1918 mit der Gründung des „Vereins für musikalische Privataufführungen“, dem Urbild aller Avantgarde-Ensembles unserer Zeit, der sich der angemessenen Aufführung von Werken der neuen Musik widmete. Zudem entdeckte Schönberg zunehmend das Dirigieren für sich. Auch wenn Aufführungen von Schönbergs Musik im Konzertsaal in der Regel auf Ablehnung stießen und oft Skandale hervorriefen, wuchs seine künstlerische Reputation doch ständig. 1925 wurde er schließlich als Professor für Komposition an die Preußische Akademie der Künste nach Berlin berufen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er für sich bereits die Zwölftonmethode ent­ wickelt, bei der eine bestimmte Reihenfolge der benutzten Töne schon vor dem Komponieren Biografien / Interpreten 32 Wiebke Lehmkuhl Die aus Oldenburg stammende Altistin Wiebke Lehmkuhl studierte bei Ulla Groenewold und Hanna Schwarz an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. In den folgenden Jahren erhielt sie Auszeichnungen wie den MozartPreis der Stadt Hamburg im Mozart-Jahr 2006 und den Preis der Walter und Charlotte Hamel Stiftung als Nachwuchssängerin des Jahres 2011. Auf den internationalen Konzertpodien ist Wiebke Lehmkuhl eine gefragte Solistin und regelmäßig bei renommierten Festivals zu Gast, so etwa bei den Salzburger Festspielen, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Lucerne Festival und dem Festival La Folle Journée in Nantes. Außerdem gastierte Wiebke Lehmkuhl bereits im Wiener Musikverein, dem Gewandhaus zu Leipzig, der Berliner Philharmonie sowie in Bilbao, Tokio und Shanghai. Opernengagements führten die Altistin an die Opéra Bastille in Paris, das Opernhaus Zürich, die Bayerische Staatsoper in München und an die Mailänder Scala. Im Dezember 2013 gab Wiebke Lehmkuhl ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern in Robert Schumanns „Szenen aus Goethes Faust“ unter der Leitung von Daniel Harding, der sie daraufhin für 2015 nach Stockholm zum Swedish Radio Symphony Orchestra einlud. Thomas E. Bauer Thomas E. Bauer erhielt seine erste musika­ lische Ausbildung bei den Regensburger Dom­ spatzen; später studierte er an der Hochschule für Musik und Theater in München. Als international gefragter Bariton hat er mit so bedeu­ tenden Orchestern wie dem Boston Symphony Orchestra, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam und der Akademie für Alte Musik Berlin konzertiert. Neue Musik ist ein Schwerpunkt in seinem breiten Repertoire. So wirkte er bei zahlreichen Uraufführungen mit und wurde 2003 mit dem Schneider-Schott-Musikpreis Mainz ausgezeichnet. Sein Debüt bei den Salzburger Festspielen gab er 2006 mit „Quaderno di Strada“ für Bariton und Ensemble von ­Salvatore Sciarrino. Am Teatro alla Scala überzeugte er in Bernd Alois Zimmermanns „Die Soldaten“; zuletzt war er an der Oper Basel in Peter Ruzickas Oper „Hölderlin“ zu Gast. Mit dem Dirigenten und Hammerflügel-Spezialisten Jos van Immerseel veranstaltet der Sänger regelmäßig Liederabende. 2004 unternahm Thomas E. Bauer eine Recital-Tournee mit der Transsibirischen Eisenbahn, dokumentiert in dem Film „Winterreise – Schubert in Sibirien“. Er ist Gründer und Intendant der Kulturwald Festspiele Bayerischer Wald. Daniel Behle Daniel Behle entschied sich für den Gesang, nachdem er bereits Schulmusik, Posaune und Komposition studiert hatte. Nach Engagements am Oldenburgischen Staatstheater, der Volksoper Wien und der Oper Frankfurt ist der Tenor freischaffend tätig und konzertiert u.a. mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, der Tschechischen Philharmonie und der Bachakademie Stuttgart. 2014 gab er bei den Salzburger Osterfestspielen unter Christian Thielemann sein Rollendebüt als Matteo in Strauss’ „Arabella“ und war an der Bayerischen Staatsoper in München in „Die schweigsame Frau“ zu erleben. Weitere Opernproduktionen führten ihn an das Théâtre La Monnaie in Brüssel und zum Festival d’Aix-en-Provence. In der aktuellen Saison der Oper Frankfurt übernimmt er mit dem Erik erstmals eine Wagner-Partie in „Der fliegende Holländer“. Als Liedsänger überzeugt er bei zahl­ reichen Recitals und CD-Einspielungen, u.a. mit Liedern von Franz Schubert, Robert Schumann und Richard Strauss sowie mit Arien von Bach und Gluck. Im Herbst 2013 präsentierte Daniel Biografien / Interpreten Behle seinen eigens komponierten RingelnatzZyklus im Beethoven-Haus Bonn. Ein Jahr später erschien seine Bearbeitung von Schuberts „Winterreise“ für Tenor und Klaviertrio auf CD. 33 als Graf Almaviva in Mozarts „Le nozze di Figaro“ am Stadttheater Koblenz. Kurz darauf wurde er von Götz Friedrich für die Uraufführung von „Das verratene Meer“ von Hans Werner Henze an die Deutsche Oper Berlin verpflichtet. Es folgten weitere Debüts am Theater Basel, an der Mailänder Scala, der Semperoper in Dresden und bei den Salzburger Festspielen. Matthias Wohlbrecht Seither gastierte der Bariton an den bedeutenDer Tenor Matthias Wohlbrecht studierte an der den Opernhäusern weltweit unter herausragenden Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, Hochschule für Musik in Würzburg Gesang und vervollständigte seine Ausbildung an der Akade- Zubin Mehta, Kirill Petrenko, James Levine, Simone Young, Ingo Metzmacher und Christian mie des Belcanto in Mailand. Bereits während Thielemann. Im September 2001 gab er seinen des Studiums gab er sein Debüt als Dr. Blind in Einstand in den USA in Wagners „Lohengrin“ Johann Strauss’ „Die Fledermaus“ am Mainan der Los Angeles Opera unter der Leitung von franken Theater Würzburg. Nach FestengageKent Nagano. Außerdem sang er an der Metroments am Volkstheater Rostock, am Staats­ politan Opera in New York, an der San Francisco theater Darmstadt und am Nationaltheater Mannheim ist er seit 2004 Mitglied im Ensemble Opera und Chicago Lyric Opera; 2006 debütierte er in Tokio. Der gebürtige Freiburger des Badischen Staatstheaters Karlsruhe. Zu seinem umfangreichen Repertoire gehören u.a. gewann nach seinem Studium bei Klaus Dieter Kern an der Hochschule für Musik Karlsruhe den die Rollen des Loge in Wagners „Rheingold“ Ersten Preis beim VDMK-Wettbewerb in Berlin. und Walther in „Tannhäuser“ sowie Pedrillo in 2005 wurde Martin Gantner zum Bayerischen Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“, ScaKammersänger ernannt. ramuccio in Strauss’ „Ariadne auf Naxos“ und Edmondo in Puccinis „Manon Lescaut“. Matthias Wohlbrecht ist regelmäßig bei internationalen Gastspielen zu erleben: Im Jahr 2007 debütierte er am Teatro La Fenice in Venedig; Boaz Daniel 2008 und 2010 sang er in Wagners „Siegfried“ am Teatro Petruzzelli in Bari. Darüber hinaus Boaz Daniel schloss 1996 sein Studium an der wurde er ans Teatro Lirico Giuseppe Verdi in Rubin Academy of Music in Tel Aviv ab und Triest und an die Westpac Opera in Auckland absolvierte ein Zweitstudium am Wiener in Neuseeland verpflichtet. Gastengagements Konservatorium. Bis 2005 war er der Wiener in der Saison 2014/15 führten ihn zum Seoul Staatsoper als Ensemblemitglied verbunden, Symphony Orchestra sowie an den Gasteig seitdem als Gast, u.a. 2010 in der NeuinszeMünchen. nierung der „Götterdämmerung“ unter Franz Welser-Möst. Zudem gastiert er weltweit unter namhaften Dirigenten, etwa bei den Salzburger Festspielen, am Royal Opera House Covent Garden, in der Londoner Barbican Hall, an der Martin Gantner Deutschen Oper Berlin und der San Francisco Opera. 2009 debütierte er an der Semperoper Martin Gantner war von 1993 bis 2007 Mitglied Dresden als Kurwenal in Wagners „Tristan und im Ensemble der Bayerischen Staatsoper in Isolde“; mit dieser Rolle feierte er große Erfolge, München. Sein Operndebüt feierte der Bariton 34 Biografien / Interpreten etwa in der letzten Saison der Berliner Staats­ Edda Moser oper im Schillertheater unter Daniel Barenboim. In Verdis „Don Carlo“ stand der israelische Edda Moser wurde in Berlin geboren und ausgeBariton im Januar 2012 neben Jonas Kaufmann bildet. Nach Stationen u.a. in Frankfurt und auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper in Wien brachte Herbert von Karajan sie an die München; mit Anna Netrebko und Rolando Metropolitan Opera in New York, wo sie im Villazón sang er 2007 in München bei der konNovember 1968 ihren Einstand als Königin der zertanten Aufführung von „La Bohème“ unter Nacht in Mozarts „Zauberflöte“ feierte. Seither Bertrand de Billy. In Bernd Alois Zimmermanns gastierte die Sopranistin an allen großen „Die Soldaten“ war Boaz Daniel sowohl bei den Opernhäusern und bei Musikfestivals weltweit. Salzburger Festspielen zu erleben wie auch an­Bekannt für ihre Mitwirkung an Aufführungen lässlich seines Debüts an der Mailänder Scala zeitgenössischer Werke, hat sie viele Komposi­ im Januar. tionen von Hans Werner Henze eingespielt und sang die Uraufführung seines Oratoriums „Das Floß der Medusa“. Eine in Kupfer gravierte Aufnahme mit Edda Mosers Interpretation der Arie „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ aus Gerhard Siegel Mozarts „Zauberflöte“ startete 1977 mit der Der Tenor Gerhard Siegel begann seine Musiker- unbemannten Raumkapsel Voyager 2 ihren Flug ins Weltall. Auch wirkte sie in dem Film „Don laufbahn als Instrumentalist und Komponist. Giovanni“ unter der Regie von Joseph Losey mit. Nach seinem Gesangsstudium bei Liselotte Becker-Egner am Konservatorium von Augsburg Im März 2011 erschien die Autobiographie von Edda Moser mit dem Titel „Ersungenes Glück“. wurde er Ensemblemitglied des Stadttheaters Trier. Dort gelangte die Bühnenfassung von Heinrich Heines „Deutschland – ein Wintermärchen“ zur Uraufführung, zu der er die Musik komponierte. Er ist Preisträger des InternatioDaniela Fally nalen Hans Gabor Belvedere Gesangswett­ bewerbs in Wien. Im Konzertfach trat Gerhard Die in Niederösterreich geborene Sopranistin Siegel bislang vor allem in Arnold Schönbergs Daniela Fally beendete 2005 ihr Gesangs­ „Gurre-Liedern“ in Erscheinung, so auf Tourneen studium an der Universität für Musik und darmit Michael Gielen und dem SWR Sinfonieorstellende Kunst Wien mit Auszeichnung. Zuvor chester sowie mit den Wiener Philharmonikern hatte sie bereits Theaterwissenschaften stuunter Zubin Mehta. Von 1999 bis 2006 wirkte er diert sowie eine Musicalausbildung und eine als festes Mitglied am Staatstheater Nürnberg, private Schauspielausbildung abgeschlossen. wo er insbesondere bei seinem Debüt als Stol2006 gab Daniela Fally ihren Einstand an der zing in Richard Wagners „Meistersingern“ und Wiener Staatsoper als Fiakermilli in Richard in der Titelpartie von „Siegfried“ Erfolge feierte. Strauss’ „Arabella“ unter Franz Welser-Möst. Seit 2006 freischaffend tätig, gastierte Gerhard Nach vier Jahren im Ensemble an der Volksoper Siegel u.a. an der Metropolitan Opera in New Wien ist die Sopranistin seit der Saison 2009/ York, bei den Bayreuther Festspielen, an der 2010 Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper Wiener Staatsoper, am Londoner Covent und wirkte u.a. in Produktionen von Strauss’ Garden und in dem von Jeffrey Tate geleiteten „Ariadne auf Naxos“ und „Der Rosenkavalier“, „Ring“ an der Oper Köln sowie an der Verdis „Un ballo in maschera“ und in Massenets Komischen und der Deutschen Oper in Berlin. „Werther“ mit. Für ihre Interpretation der Adele Biografien / Interpreten in Johann Strauss’ „Fledermaus“ wurde ihr im Juni 2006 die Eberhard-Waechter-Medaille verliehen. Gastengagements führten Daniela Fally u.a. zu den Salzburger Festspielen, zum Lucerne Festival, an die Bayerische Staatsoper in München, die Staatsoper Hamburg und die Semper­ oper Dresden. Zuletzt debütierte sie an der Lyric Opera of Chicago, an der Opéra national de Paris sowie bei den Salzburger Osterfestspielen unter Christian Thielemann. Rundfunkchor Berlin 35 Mit rund 60 Konzerten jährlich, CD-Einspielungen und Gastauftritten bei internationalen Festivals zählt der Rundfunkchor Berlin zu den herausragenden Chören der Welt. Drei Grammy Awards stehen für die Qualität seiner Aufnahmen. 1925 gegründet, feiert er in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen. Sein breit gefächertes Repertoire, ein flexibles, reich nuanciertes Klangbild, makellose Präzision und packende Ansprache machen den Profichor zum gefragten Partner bedeutender Orchester und Diri­ genten, darunter Simon Rattle, Christian Thielemann oder Daniel Barenboim. In Berlin ist der Chor ständiger Partner der Berliner Philhar­moniker sowie des Deutschen SymphonieOrchesters Berlin und des Rundfunk-Sinfonie­ orchesters Berlin. Internationales Aufsehen erregt der Rundfunkchor Berlin auch mit seinen interdisziplinären Projekten der Reihe „Broadening the Scope of Choral Music“, mit denen er Chormusik neu erlebbar macht. Mit seinen Mitsingformaten für unterschiedliche Zielgruppen möchte der Rundfunkchor Berlin möglichst viele Menschen zum Singen bringen. Mit seiner breit angelegten Bildungsinitiative SING!, der Akademie und der Schola sowie der Internationalen Meisterklasse Berlin setzt sich das Ensemble im Profi- und Laienbereich für musikalischen Nachwuchs ein. Seit seiner Gründung von Dirigenten wie Helmut Koch, Dietrich Knothe und Robin Gritton geprägt, wird das Ensemble seit 2001 von Simon Halsey geleitet. Mit Beginn der Saison 2015/16 übernimmt Gijs Leenaars die Position des Chefdirigenten und Künstlerischen Leiters, Halsey bleibt dem Chor als Ehrendirigent verbunden. Der Rundfunkchor Berlin ist ein Ensemble der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin in der Trägerschaft von Deutschlandradio, der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Berlin und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg. Biografien / Interpreten 36 Anne Kohler Anne Kohler studierte Schulmusik in Hamburg sowie Dirigieren und Gesang in Karlsruhe. Von 1996 bis 2009 unterrichtete sie als Dozentin für Ensembleleitung, Gesang und Stimmbildung an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Dort gründete sie den Jazzchor „Vivid Voices“, der 2002 den 1. Preis beim deutschen Chorwettbewerb in der Jazzkategorie gewann. Neben der Leitung des Kammerchores „Pro Musica Bremen“ (2002–2004) übernahm sie 2003 die „Capella St. Crucis Hannover“, die sich durch eine rege Konzerttätigkeit im oratorischen und A Cappella-Bereich auszeichnet. Anne Kohler besuchte Meisterkurse bei Frieder Bernius, Eric Ericson und Tonu Kaljuste, Barbara Schlick und Kurt Widmer, war Mitglied in mehreren solis­tischen Vokalensem­bles und arbeitete als Stimmbild­nerin für diverse Ensembles. Als Dozentin und Jurorin ist sie in den Bereichen Chorleitung, Stimmbildung und Jazzchorleitung tätig. Seit 2009 leitet Anne Kohler den Kammerchor der Musikhochschule Detmold sowie das Vokal­ensemble „Pop-Up“. Deutsches Symphonie-Orchester Berlin In den bald 70 Jahren seines Bestehens hat sich das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin durch sein Engagement für die zeitgenössische Musik, durch die Sicherheit, mit der es in musikalischen Stilen vom Barock bis zur Gegenwart zuhause ist, mit seinen Rundfunkproduktionen sowie durch bedeutende Persönlichkeiten, die es an sich zu binden verstand, einen exzellen­ten Ruf erworben. Gegründet 1946 als RIASSymphonie-Orchester, wurde es 1956 in RadioSymphonie-Orchester Berlin (RSO) umbenannt; seit 1993 trägt es seinen heutigen Namen. Ferenc Fricsay definierte als erster Chefdirigent Maßstäbe im Repertoire, im Klangideal und in der Medienpräsenz. 1964 übernahm Lorin Maazel die künstlerische Verantwortung, 1982 folgte Riccardo Chailly und 1989 Vladimir Ashkenazy. Kent Nagano wurde 2000 zum Chefdirigenten berufen; heute ist er dem Orchester als Ehren­­dirigent verbunden. Von 2007 bis 2010 setzte Ingo Metzmacher mit progressiver Programmatik und konsequentem Einsatz für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts Akzente im haupt­- Biografien / Interpreten städtischen Konzertleben. Seit September 2012 ist Tugan Sokhiev Chefdirigent und Künstlerischer Leiter. Nicht nur im Rahmen zahlreicher Gastspiele, sondern auch mit vielfach ausgezeich­­neten CD-Einspielungen ist das DSO im inter­nationalen Musikleben präsent. 2011 erhielt es für die Produktion von Kaija Saariahos „L’amour de loin“ unter Kent Naganos Lei­tung einen Grammy Award. 2014 erschien mit ­Prokofjews „Iwan der Schreckliche“ die von der Fachkritik hochgelobte erste gemeinsame CD mit Tugan Sokhiev. Das DSO ist – ebenso wie der Rund­funkchor Berlin – ein Ensemble der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH in der Trägerschaft von Deutschlandradio, der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Berlin und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg. Ingo Metzmacher war von 2007 bis 2010 Chef­ dirigent und Künstlerischer Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin. Nach ersten Stationen beim Ensemble Modern in Frankfurt und an der dortigen Oper sowie am Théâtre de la Monnaie in Brüssel wurde der gebürtiger Hannoveraner 1997 zum General­ musikdirektor der Hamburgischen Staatsoper ernannt, wo er während acht Spielzeiten zahlreiche international beachtete Aufführungen leitete. Danach war er Chefdirigent an der Nederlandse Opera in Amsterdam. Im Dezember 2014 wurde Ingo Metzmacher zum neuen Intendanten der KunstFestSpiele Herrenhausen ab 2016 berufen. Höhepunkte der letzten Jahre waren seine Auftritte bei den Salzburger Festspielen, am Grand Théâtre de Genève, am Royal Opera House in London, am Opernhaus Zürich sowie an der Wiener und Berliner Staatsoper. Nebst Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ an der Wiener Staatsoper leitete er in der vergangenen Saison etwa Zimmermanns „Die Soldaten“ an der Mailänder Scala sowie 37 Ingo Metzmacher eine Neuproduktion von Strauss’ „Ariadne auf Naxos“ an der Berliner Staatsoper. Zudem gab er zahlreiche Konzerte mit international führenden Orchestern. Zu seiner umfangreichen Diskographie zählen u.a. die Livemitschnitte seiner Hamburger Silvesterkonzerte unter dem Titel „Who is afraid of 20th Century Music?“, die Gesamtaufnahme der Symphonien von Karl Amadeus Hartmann mit den Bamberger Symphonikern, die Uraufführung von Hans Werner Henzes Neunter Symphonie mit den Berliner Philharmonikern, Hans Pfitzners „Von deutscher Seele“ und Engelbert Humperdincks „Königs­ kinder“ mit dem DSO. Seinem im Jahr 2005 er­ schienenen Buch „Keine Angst vor neuen Tönen“ folgte im Herbst 2009 „Vorhang auf! Oper entdecken und erleben“. Besetzungsliste Rundfunkchor Berlin Die Jakobsleiter Nora von Billerbeck, Anne Bretschneider, Judith Engel, Catherine Hense, Cosima Henseler, Friederike Holzhausen, Dagmar Hoppe, Lotta Hultmark, Barbara Kind, Petra Leipert, Gesine Nowakowski, Sarah Papadopoulou, Heike Peetz, Sabine Puhlmann, Karen Rettinghaus, Sylke Schwab, Uta Schwarze, Anett Taube, Beate Thiemann, Aline Vogt, Anke Voigt, Ricarda Vollprecht, Isabelle Voßkühler, Gabriele Willert Alt oksolana Chraniuk, Uta Damm-Kühner, Monika Degenhardt, R Karin Eger, Sabine Eyer, Katharina Heiligtag, Annerose Hummel, Inga Jäger, Ulrike Jahn, Sibylle Juling, Ingrid Lizzio, Judith Löser, Kristiina Mäkimattila, Bettina Pieck, Christina Seifert, Tatjana Sotin, Kerstin Stöcker, Doris Zucker Tenor wa-Young Eum, Peter Ewald, Robert Franke, Friedemann Hecht, H Mark Heines, Jens Horenburg, Thomas Kober, Christoph Leonhardt, Ulrich Löns, Holger Marks, Bruno Michalke, Seongju Oh, Christian Rathgeber, Jan Remmers, Norbert Sänger, Hartmut Schröder, Markus Schuck, Joo-hoon Shin, Johannes Spranger Bass ören von Billerbeck, Joachim Fiedler, Oliver Gawlik, Erik Ginzburg, S Sascha Glintenkamp, Robin Grunwald, Christoph Hülsmann, Young Wook Kim, Fabian Kuhnen, Artem Nesterenko, Thomas Pfützner, Axel Scheidig, Jörg Schneider, Rainer Schnös, David Stingl, Georg Streuber, Wolfram Teßmer, Michael Timm, René Voßkühler, Georg Witt 38 Sopran Saison-Besetzung Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Violinen I Violinen II Viola Violoncello Flöte Oboe Klarinette Fagott Horn Trompete Posaune Tuba Harfe Pauke Schlagzeug 39 Kontrabass ei Lu 1. Konzertmeister, Olga Polonsky, Ingrid Schliephake, W Isabel Grünkorn, Ioana-Silvia Musat, Mika Bamba, Dagmar Schwalke, Ilja Sekler, Pauliina Quandt-Marttila, Nari Brandner, Nikolaus Kneser, Michael Mücke, Elsa Brown, Ksenija Zečević, Lauriane Vernhes Andreas Schumann Stimmführer, Eva-Christina Schönweiß Stimmführerin, Johannes Watzel stellv. Stimmführer, Clemens Linder, Rainer Fournes, Matthias Roither, Stephan Obermann, Eero Lagerstam, Tarla Grau, Jan van Schaik, Uta Fiedler-Reetz, Bertram Hartling, Kamila Glass, Marija Mücke, Elena Rindler Igor Budinstein Solo, Annemarie Moorcroft Solo, Birgit Mulch-Gahl stellv. Solo, Verena Wehling, Leo Klepper, Andreas Reincke, Lorna Marie Hartling, Henry Pieper, Anna Bortolin, Eve Wickert, Thaïs Coelho, Viktor Bátki Mischa Meyer 1. Solo, Dávid Adorján Solo, Adele Bitter, Andreas Lichtschlag, Mathias Donderer, Thomas Rößeler, Catherine Blaise, Claudia Benker, Leslie Riva-Ruppert, Sara Minemoto Peter Pühn Solo, Ander Perrino Cabello Solo, Christine Felsch stellv. Solo, Gregor Schaetz, Gerhardt Müller-Goldboom, Matthias Hendel, Ulrich Schneider, Rolf Jansen Kornelia Brandkamp Solo, Gergely Bodoky Solo, Frauke Leopold, Frauke Ross Piccolo Thomas Hecker Solo, Viola Wilmsen Solo, Martin Kögel stellv. Solo, Isabel Maertens, Max Werner Englischhorn Stephan Mörth Solo, Richard Obermayer stellv. Solo, Bernhard Nusser, Joachim Welz Bassklarinette Karoline Zurl Solo, Jörg Petersen Solo, Douglas Bull stellv. Solo, Hendrik Schütt, Markus Kneisel Kontrafagott Barnabas Kubina Solo, Paolo Mendes Solo, Ozan Cakar stellv. Solo, Georg Pohle, Joseph Miron, Antonio Adriani Joachim Pliquett Solo, Falk Maertens Solo, Heinz Radzischewski stellv. Solo, Raphael Mentzen, Matthias Kühnle András Fejér Solo, Andreas Klein Solo, Susann Ziegler, Rainer Vogt, Tomer Maschkowski, Bassposaune Johannes Lipp Elsie Bedleem Solo Erich Trog Solo, Jens Hilse Solo Roman Lepper 1. Schlagzeuger, Henrik Magnus Schmidt stellv. 1. Schlagzeuger, Thomas Lutz 128 DAS MAGAZIN DER BERLINER PHILHARMONIKER ABO ✆ Te l e f o n: BESTELLEN SIE JETZ T! 040 / 468 605 117 @ E - M a i l: [email protected] O n l i n e: www.berliner-philharmoniker.de/128 Foto: André Løyning Café Restaurant Ein Tag mit… Karl Ove Knausgård Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele in Kooperation mit der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius HAT Gaststätten und Catering GmbH Café Restaurant Manzini 2. Oktober 2015, 19:30 Uhr Haus der Berliner Festspiele Ludwigkirchstr. 11 10719 Berlin-Wilmersdorf Fon 030 88 578 20 www.berlinerfestspiele.de In Kooperation mit Die Berliner Festspiele werden gefördert durch [email protected], www.manzini.de _MFB15_Knausgard_Anz_81x111_4c_pso_RZ.indd 1 10.08.15 11:14 Faust | Melnikov | Queyras Robert Schumann Klavierkonzert & Klaviertrio Nr. 2 Alexander Melnikov, Klavier Isabelle Faust, Violine Jean-Guihen Queyras, Violoncello Freiburger Barockorchester Pablo Heras-Casado HMC 902198 Johannes Brahms Violinsonaten op. 100 & 108 Dietrich | Schumann | Brahms Schumann | Brahms | Dietrich Neue Bahnen Als „ein geheimes Bündnis verwandter Geister“ empfand Robert Schumann seine Freundschaft zu Johannes Brahms. Auf zwei neuen CDs haben Isabelle Faust, Alexander Melnikov und Jean-Guihen Queyras Kammermusik sowie das berühmte Schumann’sche Klavierkonzert eingespielt. Als geistesverwandte Musiker finden sie auf ihren Originalinstrumenten einen ganz eigenen Ansatz, der die ursprünglichen Feinheiten, die Transparenz und zugleich Leidenschaftlichkeit dieser Meisterwerke wieder neu zum Leben erweckt. FAE-Sonate Isabelle Faust, Violine Alexander Melnikov, Klavier HMC 902219 harmoniamundi.com Auch auf Ihrem Smart- und iPhone Ab 40 macht man Kompromisse. bei Männern keine Jetzt im Handel Di., 10.11.15 · 20 Uhr · Philharmonie* Fr., 29.1.16 · 20 Uhr · Kammermusiksaal Orchestre de Paris · Paavo Järvi, Leitung Saint-Saëns: Cellokonzert Nr. 1 a-moll Berlioz: Symphonie fantastique Neues Programm: „Tango!“ Sol Gabetta Violoncello Sol Gabetta Mo., 14.12.15 · 20 Uhr · Kammermusiksaal* Felix Klieser Klazz Brothers & Cuba Percussion Klazz Brothers Rudolf Buchbinder Klavier Rudolf Buchbinder Gustavo Dudamel Leitung Gustavo Dudamel Mo., 25.1.16 · 20 Uhr · Philharmonie Daniil Trifonov Klavier Bach/Brahms: Chaconne d-moll Chopin: Zwölf Etüden op. 10 Rachmaninow: Sonate Nr. 1 d-moll Khatia Buniatishvili Hélène Grimaud Enoch zu Guttenberg Mi., 24.2.16 · 20 Uhr · Philharmonie Violine Mutter’s Virtuosi – Stipendiaten der „Anne-Sophie Mutter Stiftung e.V.“ Bach: Doppelkonzert d-moll BWV 1043 Previn: Nonett Vivaldi: Die vier Jahreszeiten op. 8 Di., 12.4.16 · 20 Uhr · Philharmonie* Klavier Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia · Sir Antonio Pappano, Leitung Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur Saint-Saëns: „Orgelsymphonie“ Do., 14.4.16 · 20 Uhr · Kammermusiksaal* Do., 25.2.16 · 20 Uhr · Kammermusiksaal Khatia Buniatishvili Klavier Anne-Sophie Mutter Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung Strawinsky: Drei Sätze aus „Petruschka“ sowie Werke von Liszt Sächsische Staatskapelle Dresden Weber: Konzertstück f-moll Mozart: Klavierkonzerte C-Dur & d-moll Simón Bolívar Symphony Orchestra of Venezuela Strawinsky: Petruschka (1947) Strawinsky: Le Sacre du Printemps Lang Lang Klavier „Karneval der Tiere“ · Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg Christmas meets Cuba Di., 19.1.16 · 20 Uhr · Philharmonie* Mi., 17.2.16 · 20 Uhr · Philharmonie* Michael Bully Herbig Fr., 18.12.15 · 20 Uhr · Kammermusiksaal Mo., 18.1.16 · 20 Uhr · Philharmonie* Anne-Sophie Mutter National Symphony Orchestra Washington Christoph Eschenbach, Leitung Grieg: Klavierkonzert a-moll Brahms: Symphonie Nr. 1 c-moll Felix Klieser Horn Württembergisches Kammerorchester Haydn: Hornkonzert Nr. 1 D-Dur Schumann: Adagio und Allegro sowie Werke von Purcell, Holst & Dvořák Mo., 4.4.16 · 20 Uhr · Philharmonie* Quadro Nuevo Sol Gabetta Violoncello Il Giardino Armonico · Giovanni Antonini, Leitung J.S. Bach, W.F. Bach, C.Ph.E. Bach & Telemann So., 22.5.16 · 20 Uhr · Philharmonie* Daniil Trifonov Die Trommelsensation aus Japan Neues Programm: „Mystery“ Klavier Pittsburgh Symphony Orchestra Manfred Honeck, Leitung Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 2 c-moll Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6 „Pathétique“ Mi., 23.3.16 · 20 Uhr · Philharmonie Mo., 20.6.16 · 20 Uhr · Philharmonie Di., 15.3.16 · 20 Uhr · Philharmonie Kodo Bach: Matthäus-Passion Chorgemeinschaft Neubeuern Enoch zu Guttenberg, Leitung The Philharmonics Hélène Grimaud Di., 5.4.16 · 20 Uhr · Kammermusiksaal Bobby McFerrin Von Samba bis Bossa Nova mit brasilianischen Sängern, Instrumentalisten und Tänzern The Philharmonics Daniil Trifonov * in Zusammenarbeit mit der Konzert-Direktion Adler „Das gewisse Quäntchen Schmäh“ Sol Gabetta 0800-633 66 20 Tickets Anruf kostenfrei www.firstclassics-berlin.de | Alle Vorverkaufsstellen VSF&P GEDANKENFREIHEIT In neue Richtungen denken Das Magazin für ungezähmte Gedanken. Mit Essays, Reportagen und Bildern, die den Horizont erweitern. Illustrationen: Büchner: Olaf Hajek; Becker & Lorde: Miriam Migliazzi & Mart Klein; Molotov: Felix Gephart cicero.de Jeden Monat neu am Kiosk oder unter shop.cicero.de probelesen. WO Klassik & Oper / CD DVD Stöbern. Entdecken. Mitnehmen. • KOMPONISTEN BESTER STIMMUNG SIND JONAS KAUFMANN Nessun Dorma SOL GABETTA Beethoven: Tripelkonzert YO-YO MA Songs from the Arc of Life Jonas Kaufmann glänzt auf seinem neuen Album mit Arien von Giacomo Puccini, stilvoll begleitet vom Orchestra di Santa Cecilia. Limitierte Deluxe-CD mit Bonus-DVD erhältlich ab 11.9.15 Diese Neueinspielung des berühmten Tripelkonzerts lebt von den unterschiedlichen Charakteren der drei fantastischen Solisten Sol Gabetta, Giuliano Carmignola und Dejan Lazić. Und das Kammerorchester Basel unter Giovanni Antonini ist auch bei den ergänzenden Ouvertüren brillant. Erhältlich ab 11.9.15 Yo-Yo Ma und die Pianistin Kathryn Stott verbindet seit 30 Jahren eine tiefe Freundschaft. Zu diesem Jubiläum haben sie ein wunderbares Album mit ihren Lieblingswerken von Bach, Schubert, Brahms, Schumann und Debussy aufgenommen. Erhältlich ab 18.9.15 Friedrichstraße www.kulturkaufhaus.de Mo-Fr 9-24 Uhr Sa 9-23:30 Uhr Rundfunkchor Berlin Gijs Leenaars Dirigent 19. September 2015 Sa 22 Uhr Passionskirche Berlin Tickets unter Tel: 030/20298722 [email protected] www.rundfunkchor-berlin.de Gestaltung: s-t-a-t-e.com Schütz • Bach • Schönberg ©Hannes Böck Ausstellung | Exhibition Arnold Schönberg – Der musikalische Gedanke Arnold Schönberg – The Musical Idea Das Arnold Schönberg Center ist zentraler Bewahrungsort von Schönbergs Nachlass und ein öffentliches Kulturzentrum in Wien. The Arnold Schönberg Center is an unique repository of Schönberg’s archival legacy and a cultural center that is open to the public. Archiv | Archive Bibliothek | Library Schönbergs Arbeitszimmer | Study Ausstellungen | Exhibitions Konzerte | Concerts Workshops Symposia Arnold Schönberg Center Schwarzenbergplatz 6 Zaunergasse 1 – 3 (Eingang) A-1030 Wien T (+43/1) 712 18 88 [email protected] www.schoenberg.at Mo – Fr 10 – 17 saison 2015/16 im Cinema Paris Kurfürstendamm 211 10719 Berlin 2015 GISELLE Sonntag, 11. Oktober 2015 JEWELS Sonntag, 8. November 2015 2016 DIE KAMELIENDAME Sonntag, 6. Dezember 2015 DER WIDERSPENSTIGEN ZÄHMUNG Sonntag, 24. Januar 2016 DER NUSSKNACKER Sonntag, 20. Dezember 2015 SPARTAKUS Sonntag, 13. März 2016 DON QUIXOTE Sonntag, 10. April 2016 Das Musikfest Berlin 2015 im Radio und Internet Deutschlandradio Kultur Die Sendetermine Fr 4.9. 20:03 Uhr San Francisco Symphony Live-Übertragung So 6.9. 20:03 Uhr The Israel Philharmonic Orchestra Live-Übertragung Do 10.9. 20:03 Uhr Mahler Chamber Orchestra Aufzeichnung vom 9.9. So 13.9. 20:03 Uhr SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg Aufzeichnung vom 7.9. 17.9. 20:03 Uhr Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Live-Übertragung 18.9. 20:03 Uhr Berliner Philharmoniker Live-Übertragung So 20.9. 20:03 Uhr Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Aufzeichnung vom 16.9. Mi 23.9. 20:03 Uhr „Quartett der Kritiker“ Aufzeichnung vom 10.9. Do 24.9. 20:03 Uhr Emerson String Quartet Aufzeichnung vom 10.9. Fr 25.9. 20:03 Uhr The Royal Danish Orchestra Aufzeichnung vom 14.9. Fr 16.10. 20:03 Uhr The Danish String Quartet Aufzeichnung vom 13.9. Do 22.10. 20:03 Uhr IPPNW-Benefizkonzert Aufzeichnung vom 12.9. Deutschlandradio Kultur ist in Berlin über 89,6 MHz, Kabel 97,50, digital und über Livestream auf www.dradio.de zu empfangen. kulturradio vom rbb Die Sendetermine Do 3.9. 20:04 Uhr Staatskapelle Berlin Live-Übertragung Sa 19.9. 20:04 Uhr Konzerthausorchester Berlin Aufzeichnung vom 6.9. Sa 26.9. 20:04 Uhr Rundfunkchor Berlin Aufzeichnung vom 19.9. So 27.9. 20:04 Uhr Berliner Philharmoniker Aufzeichnung vom 12.9./13.9. kulturradio vom rbb ist in Berlin über 92,4 MHz, Kabel 95,35, digital und über Livestream auf www.kulturradio.de zu empfangen. Digital Concert Hall Die Sendetermine So 13.9. 20:00 Uhr Berliner Philharmoniker Digital Concert Hall Live-Übertragung Sa 19.9. 19:00 Uhr Berliner Philharmoniker Digital Concert Hall Live-Übertragung 49 Do Fr Veranstaltungsübersicht Mi 2.9. 20:00 Kammermusiksaal Synergy Vocals Ensemble Modern Do 3.9. 19:00 Philharmonie Staatskapelle Berlin Fr 4.9. 20:00 Philharmonie San Francisco Symphony Sa 5.9. 17:00 Kammermusiksaal Schumann Quartett 20:00 Philharmonie Boston Symphony Orchestra 11:00 Philharmonie Konzerthausorchester Berlin 20:00 Philharmonie The Israel Philharmonic Orchestra 50 So 6.9. Mo 7.9. 20:00 Philharmonie SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg Di 8.9. 20:00 Philharmonie Orchester und Chor der Deutschen Oper Berlin Mi 9.9. 18:30 Philharmonie Foyer Eröffnung Carl Nielsen Ausstellung 20:00 Kammermusiksaal Mahler Chamber Orchestra 18:00 Ausstellungsfoyer Kammermusiksaal „Quartett der Kritiker“ 20:00 Kammermusiksaal Emerson String Quartet Do 10.9. Fr 11.9. 20:00 Philharmonie Philharmonia Orchestra Sa 12.9. 17:00 Kammermusiksaal The Danish String Quartet 19:00 Philharmonie Berliner Philharmoniker 22:00 Kammermusiksaal IPPNW-Benefizkonzert So 13.9. 11:00 Kammermusiksaal The Danish String Quartet 17:00 Kammermusiksaal Novus String Quartet 20:00 Philharmonie Berliner Philharmoniker 14.9. 20:00 Philharmonie The Royal Danish Orchestra Di 15.9. 20:00 Philharmonie Swedish Radio Symphony Orchestra Mi 16.9. 20:00 Philharmonie Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Do 17.9. 20:00 Philharmonie Rundfunkchor Berlin Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Fr 18.9.* ab 10:00 Martin-Gropius-Bau 20:00 Haus der Berliner Festspiele Ensemble Musikfabrik 20:00 Philharmonie Rundfunkchor Berlin Berliner Philharmoniker 17:00 Haus der Berliner Festspiele Ensemble Musikfabrik 19:00 Philharmonie Rundfunkchor Berlin Berliner Philharmoniker 22:00 Passionskirche Rundfunkchor Berlin 11:00 Kammermusiksaal Arditti Quartet 17:00 Kammermusiksaal Gringolts / Boyd / Altstaedt 20:00 Philharmonie Rundfunkchor Berlin Berliner Philharmoniker Sa So 19.9. 20.9. Orfeo * Weitere Präsentationstermine 19., 20., 26., 27., 30. September und 1.– 4. Oktober 51 Mo Impressum Musikfest Berlin Veranstaltet von den Berliner Festspielen in Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker Berliner Festspiele Ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen des Bundes GmbH Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Künstlerischer Leiter: Dr. Winrich Hopp Organisationsleitung: Anke Buckentin Stellv. Organisationsleitung: Kathrin Müller Mitarbeit: Ina Steffan, Magdalena Ritter Presse: Patricia Hofmann, Makiko Mizushima Intendant: Dr. Thomas Oberender Kaufmännische Geschäftsführerin: Charlotte Sieben Presse: Claudia Nola (Ltg.), Sara Franke, Patricia Hofmann, Makiko Mizushima Redaktion: Christina Tilmann (Ltg.), Anne Phillips-Krug, Dr. Barbara Barthelmes, Jochen Werner Internet: Frank Giesker, Jan Köhler Marketing: Stefan Wollmann (Ltg.), Gerlind Fichte, Christian Kawalla Grafik: Christine Berkenhoff Vertrieb: Uwe Krey Ticket Office: Ingo Franke (Ltg.), Simone Erlein, Gabriele Mielke, Marika Recknagel, Torsten Sommer, Christine Weigand Hotelbüro: Heinz Bernd Kleinpaß (Ltg.), Frauke Nissen Protokoll: Gerhild Heyder Technik: Andreas Weidmann (Ltg.) 52 Programmheft Herausgeber: Berliner Festspiele Redaktion: Dr. Barbara Barthelmes Komponistenbiografien: Dr. Volker Rülke Korrektorat: Anke Buckentin, Kathrin Kiesele, Anne Phillips-Krug, Christina Tilmann, Jochen Werner Gestaltung: Ta-Trung, Berlin Grafik: Christine Berkenhoff Anzeigen: Runze & Casper Werbeagentur GmbH Herstellung: enka-druck GmbH Stand: August 2015. Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Copyright: 2015 Berliner Festspiele, Autoren und Fotografen Partner: Berliner Festspiele, Schaperstraße 24, 10719 Berlin T +49 30 254 89 0 www.berlinerfestspiele.de, [email protected] Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH Schöneberger Str. 15, 10963 Berlin, kbb.eu