Was ist HIV und AIDS? AIDS ist eine chronische, lebensbedrohliche Erkrankung, die durch das human immunodeficiency virus (HIV) verursacht wird. Das HI-Virus schädigt oder zerstört bestimmte Zellen der Immunabwehr. Dadurch kann der Körper nicht mehr effektiv Bakterien, Viren oder Pilze, die Krankheiten auslösen, bekämpfen. Deshalb wird man empfänglicher für Infektionen, die der Körper normalerweise problemlos bekämpfen würde und für bestimmte Krebsarten Das Virus und die Infektion werden HIV genannt. Der Begriff AIDS (acquired immunodeficiency syndrome = Krankheitsbild der erworbenen Abwehrschwäche) wird für ein spätes Stadium der HIV-Infektion benutzt. Am häufigsten erfolgt die Übertragung des HI-Virus durch Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person. Andere Möglichkeiten sind die Infektion durch infektiöses Blut oder durch verschmutzte Nadeln oder Spritzen. Unbehandelte Mütter können das HI-Virus während der Schwangerschaft, der Geburt oder durch das Stillen auf ihre Kinder übertragen. Vor etwa 20 Jahren sind die ersten Fälle von AIDS bekannt geworden. Seitdem hat sich die Erkrankung zu einer globalen Epidemie entwickelt. Weltweit leben knapp 40 Millionen Menschen mit HIV, 2,2 Millionen davon sind Kinder unter 15 Jahren. Laut der World Health Organization (WHO) haben sich im Jahre 2004 etwa fünf Millionen Menschen neu mit HIV infiziert und 3,1 Millionen sind an AIDS gestorben. 510 000 der Verstorbenen waren Kinder. Nach Angaben des Robert Koch-Institutes leben in Deutschland rund 44 000 Menschen mit HIV, darunter etwa 34 000 Männer, rund 9 500 Frauen und etwa 300 Kinder. Die Zahl der Neuinfektionen lag 2005 bei 2500 (+20%). Da das RKI für die Erfassung der HIV-Ansteckungen neue statistische Kriterien zu Grunde legt, ist der reale Anstieg in Deutschland allerdings deutlich niedriger. Die größten Auswirkungen hat die AIDS Epidemie in der Sub-Sahara Region Afrikas. Dort leben nach Schätzungen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) 25 Millionen Infizierte. Aber Afrika ist nicht die einzige Region, die durch AIDS verwüstet wird. Große Zunahmen werden aus den GUS Staaten (Osteuropa) und Asien berichtet. Die Zahl der Medikamente zur Behandlung von AIDS hat sich seit 1995 verdreifacht. Die Kombination verschiedener neuer Medikamente verringert schwere Komplikationen der Erkrankung und führt zu einer Lebensverlängerung. Aber diese positiven Nachrichten werden von Berichten über Medikamentenresistenz getrübt. Auffällig ist das zunehmende Desinteresse gegenüber AIDS in der Bevölkerung. Verschiedene Berichte aus Europa und USA zeigen ein zunehmend riskantes Verhalten bei jungen Menschen mit der Zunahme verschiedener sexuell übertragbarer Krankheiten. Wie entsteht HIV und Aids? Normalerweise greifen weiße Blutkörperchen und Antikörper fremde Organismen, die in den Körper eingedrungen sind, an und zerstören sie. Die Immunantwort wird von bestimmten weißen Blutkörperchen, den T-Helfer Zellen (CD4 Lymphozyten) koordiniert. Diese CD4 Lymphozyten sind das Hauptangriffsziel der HI-Viren. Sie docken an den Zellen an und werden in die Zelle geschleust. In der Zelle integrieren die Viren ihr eigenes Erbgut in das Erbgut der Wirtszelle und benutzen sie zur Vermehrung. Nach einiger Zeit zerstören die neu produzierten Viren die Wirtszelle und werden ins Blut freigesetzt. Sofort suchen sie einen neuen CD4 Lymphozyten und der Vermehrungsprozess startet von neuem. So werden täglich mehr als zehn Milliarden neuer HI-Viren produziert. Um diesen Prozess zu stoppen, bildet der Körper täglich etwa zwei Milliarden neuer CD4 Lymphozyten. In den allermeisten Fällen gewinnen jedoch die Vieren diesen Kampf und die Zahl der CD4 Lymphozyten sinkt kontinuierlich. Dadurch entsteht eine schwere Immunschwäche und der Körper ist nicht mehr fähig, eingedrungene Erreger zu bekämpfen. Es gibt verschiedene Wege, wie man sich mit HIV infizieren kann: • Sexueller Kontakt: Sie können sich über vaginalen, analen oder oralen Sex mit einem infizierten Partner anstecken. Das Virus ist sowohl im Samen als auch in der Scheidenflüssigkeit nachweisbar und kann über kleinste Verletzungen in den Körper dringen, die während des Sexualkontaktes entstehen. Wenn Sie bereits eine andere sexuell übertragbare Krankheit wie etwa Clamydien haben, ist die Gefahr, sich mit HIV zu infizieren viel größer. HIV wird in Europa in etwa 80 Prozent auf diesem Weg übertragen. • Übertragung durch infiziertes Blut: In einigen Fällen wurde das Virus durch infiziertes Blut und Blutprodukte, die transfundiert wurden, übertragen. Ende 1985 haben Krankhäuser und Blutbanken in Deutschland und in anderen westlichen Ländern begonnen, das Blut auf HIV Antikörper zu untersuchen. Diese Untersuchungen sowie eine verbesserte Untersuchung der Spender hat das Risiko, sich bei einer Blutübertragung zu infizieren, deutlich reduziert. Das gilt leider nicht für arme Länder der Dritten Welt. • Übertragung durch den gemeinsamen Gebrauch von Nadeln: HIV wird sehr leicht durch kontaminierte Nadeln und Spritzen übertragen. Dabei können auch andere Erkrankungen wie Hepatitis übertragen werden. Auf diesem Weg infizieren sich in Europa etwa 15 Prozent. • Übertragung durch Verletzungen: Das Risiko einer Infektion durch einen Nadelstich mit einer infizierten Nadel bei Angehörigen medizinischer Berufe ist sehr gering. Das durchschnittliche Risiko ist etwa 3 in 1000 Fällen. • Übertragung Mutter auf das Kind: Etwa ein Viertel bis ein Drittel aller unbehandelten HIV infizierten Mütter stecken ihre Kinder an. Werden diese Mütter aber bereits während der Schwangerschaft behandelt, sinkt das Infektionsrisiko um etwa zwei Drittel. Wird das Kind zusätzlich mit einem Kaiserschnitt entbunden, sinkt das Infektionsrisiko noch stärker. • Andere Übertragungsmöglichkeiten: In sehr seltenen Fällen kann das HI-Virus durch Organtransplantation oder schlecht desinfiziertes Operationsbesteck übertragen werden. So stecken Sie sich nicht mit HIV an! Um sich anzustecken, müssen infiziertes Blut, Samen oder vaginale Flüssigkeit in Ihren Körper gelangen. Im normalen zusammenleben wie Händeschütteln, Umarmen oder Wangenküssen wird das Virus nicht übertragen. Auch auf folgendem Weg können Sie sich nicht anstecken: • Berührung mit dem Schweiß oder Tränen von HIV Infizierten Personen • Gemeinsames Benützen von Handtüchern, Geschirr, Schwimmbädern, Toilettensitzen oder Telefonen • Mücken- oder Bienenstiche • Blutspende in Westeuropäischen Ländern. Dieser Ansteckungsweg wurde aber in jüngster Zeit aus China berichtet, da die benützten Nadeln kein Einmalbesteck waren und nicht richtig desinfiziert wurden Wer ist einem besonderen Risiko ausgesetzt? Prinzipiell ist niemand vom Risiko einer HIV-Infektion ausgeschlossen. Es gibt aber Situationen, bei denen die Ansteckungsgefahr besonders hoch ist: • Ungeschützter Sex mit vielen, wechselnden Partnern (Promiskuität) unabhängig davon ob Sie hetero-, homo- oder bisexuell sind. Ungeschützter Sex bedeutet Sex ohne Kondome. Das Ansteckungsrisiko ist besonders hoch, wenn Sie an einer anderen sexuell übertragbaren Krankheit wie Syphilis, Herpes genitalis, Chlamydien oder Gonorrhoe leiden. • Ungeschützter Sex mit einer infizierten Person Menschen • Gemeinsames benutzen von Spritzen bei Drogenabhängigkeit • Bluter, die vor 1985 Blutprodukte bekommen haben • Kinder einer unbehandelten, HIV-infizierten Mutter • Personen, die vor 1985 mit Bluttransfusionen behandelt wurden Welche Symptome treten bei HIV und AIDS auf? Die Symptome von HIV und AIDS variieren und hängen vom Stadium der Erkrankung ab. 1987 hat das Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Amerika vier verschiednen Stadien definiert. Stadium I: akute HIV-Krankheit. Bei etwa 70 bis 90 Prozent treten sechs Tage bis sechs Wochen nach der Infektion grippe-ähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten und Ausschlag auf. Auch wenn keine Symptome auftreten, kann der Infizierte das HI-Virus an andere weitergeben. Zu diesem Zeitpunkt ist der HIV-Test noch negativ. Erst ein bis drei Monate nach der Infektion lassen sich Antikörper im Blut nachweisen. Stadium II: asymptomatische Infektion (Latenzphase). Häufig folgt jetzt eine symptomfreie Phase, die etwa acht bis neun Jahre dauert. Trotzdem vermehrt sich das Virus in dieser Zeit weiter und zerstört die Immunzellen. Test zeigen eine deutliche Abnahme dieser Immunzellen im Blut. Stadium III: Lymphknotensyndrom. Etwa 40 Prozent der Infizierten leiden in dieser Zeit unter Lymphknotenschwellungen. Stadium IV: HIV-assoziierte Erkrankungen. Dieses Stadium entwickelt sich etwa zehn Jahre nach der Infektion und wird in verschiedene Unterstadien eingeteilt. Hat ein Patient eine der folgende Symptome spricht der Arzt vom AIDS-Related-Complex: • Nachtschweiß länger als ein Monat • Durchfall länger als ein Monat • Fieber länger als ein Monat • Trockener Husten und Atemnot • Gewichtsverlust • Chronische Müdigkeit Kommen weitere schwere Infektionen mit bestimmten Erregern wie eine Lungenentzündung mit Pneumocystis carinii oder neurologische Erkrankungen oder bestimmte Krebsarten wie das Kaposi's Sarkom dazu, spricht man vom AIDS Vollbild. Dabei ist auch die Zahl der CD4 Lymphozyten bereits unter 200 gesunken (normal ist 600 – 1000). Diese Krankheiten sind ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem bereits schwer geschädigt ist durch das HI-Virus. Studien zeigen, dass eine gleichzeitige Infektion mit HIV und GB Virus C (ehemals Hepatitis G Virus genannt) zu einer langsameren Krankheitsprogression der HIV-Infektion und zu einem deutlichen Überlebensvorsprung führt. Das GB Virus C scheint die Vermehrung des HI-Virus zu stören. Wie wird HIV oder AIDS diagnostiziert? HIV kann durch eine Blutuntersuchung nachgewiesen werden. Dabei wird das Blut auf Antikörper gegen das HI-Virus untersucht. Direkt nach eine Infektion ist der HIV Test aber noch negativ, da der Körper erst einige Zeit braucht, um Antikörper zu bilden. In der Regel dauert das etwa sechs bis zwölf Wochen, in einigen Fällen kann es aber bis zu sechs Monaten dauern. Zuerst wird ein einfacher Suchtest durchgeführt, der sogenannte enzyme-linked immunosorbent assay (ELISA) Test. Ist dieser positiv, wird der Test wiederholt. Ist auch der zweite Test positiv, wird zur endgültigen Bestätigung ein weiterer Bluttest, der sogenannte Western Blot Test, durchgeführt. Dieser Test ist wichtig, um falsch positive Befunde auszuschließen. Nur wenn alle drei Test positiv sind, steht die Diagnose HIV positiv. Ist der HIV Test positiv ausgefallen, wird Ihr Arzt in einem weiteren Test die Menge der Viren in ihrem Blut bestimmen. Dies erlaubt ihm, eine Prognose zu stellen. Studien haben gezeigt, dass Infizierte mit einer hohen Virusbelastung eine viel schlechtere Prognose haben als Menschen mit einer geringen Virusbelastung. Die Virusmenge entscheidet auch darüber, wann eine Therapie starten soll oder wann sie geändert werden muss. Wenn Sie HIV positiv sind, sprechen Sie mit ihrem Partner oder Ihren Partner darüber. Sie sollten sich auch sofort untersuchen lassen und sich schützen. Wie wird HIV und AIDS behandelt? Als HIV in den achziger Jahren entdeckt wurde, gab es keine Medikamente, das Virus zu bekämpfen und nur sehr wenige, um die Komplikationen zu behandeln. Seitdem wurden viele Medikamente entwickelt sowohl für die Behandlung von HIV als auch für die Therapie von opportunistischen Infektionen. Für viele Betroffene bedeutet das eine Verlängerung des Lebens und eine Verbesserung der Lebensqualität. Aber keines der Medikamente kann AIDS heilen. Außerdem haben die Medikamente viele Nebenwirkungen. Mittlerweile wurden Leitlinien zur Behandlung von HIV entwickelt. Nach momentanem wissenschaftlichen Stand sollte die Therapie die Virusmenge im Blut so weit wie möglich senken. Diese aggressive Therapie wird "highly active antiretroviral therapy" (HAART) genannt. Das Ziel wird durch eine Kombination von drei oder mehr Medikamenten erreicht. Wichtig ist aber auch die Lebensqualität. So ist die beste AIDSBehandlung eine Gradwanderung zwischen einer hohen Behandlungsdosis und einem noch erträglichen Maß an Nebenwirkungen. Medikamente, die das Wachstum und die Vermehrung des HI Virus in verschiedenen Lebensphasen verhindern, nennt man antiretrovirale Therapie. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Medikamentenklassen: • Nukleosidanaloge Reverse Transkriptase Hemmer (NRTIs) . NRTIs waren die ersten Medikamente, die entwickelt wurden. Sie verhindern die Vermehrung des HIV Enzyms Reverse Transkriptase. Die Hauptnebenwirkung ist eine Störung der Blutbildung im Knochenmark. So kann die Zahl der weißen und roten Blutkörperchen im Blut erniedrigt sein. • Nicht Nukleosidanaloge Reverse Transkriptase Hemmer (NNRTIs) . Diese Medikamente binden direkt an das Enzym Reverse Transkriptase. Die Hauptnebenwirkung ist Ausschlag. • Protease Hemmer (PIs) . Pis verhindern die Vermehrung des HI-Virus in einer späteren Phase des Lebenszyklus. Sie behindern ein Enzym, das HIV Protease heißt. Das führt dazu, dass die HI Viren nicht mehr infektiös sind. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Durchfall und andere Probleme des Magen-DarmTrakts. PIs können auch mit verschiednen anderen Medikamenten interagieren, daher sollten Sie immer erst mit ihrem Arzt sprechen, bevor Sie andere Medikamente nehmen. Weitere Nebenwirkungen sind erhöhte Triglyzeridwerte und Veränderungen des Zuckerhaushaltes, die zu Diabetes führen können. Manche Menschen bekommen Probleme mit der Fettverteilung im Körper. Einige verlieren einen Großteil des Körperfettes, andere lagern Fett vor allem im Bereich der Schultern und des Nackens an. Warum es zu dieser Umverteilung kommt, ist unklar. • Fusions Hemmer. Weltweit werden HI Viren gefunden, die gegen das gängige Therapieregime resistent geworden sind. Bei vielen Betroffenen wird eine Resistenz gegenüber wenigstens einem Medikament gefunden und bei einige zeigt die Dreier-Kombination keinen Effekt. Ein Medikament, das Enfuvirtide (T20) enthält, ist eine neue Substanzgruppe. Diese werden Fusions Inhibitoren genannt. Sie hindern das Virus daran, in eine gesunde Zelle zu gelangen, indem sie die Verschmelzung der Virusmembran mit der Zellmembran verhindern. So hindern diese Medikamente das Virus, sich weiter zu vermehren. Der Wirkstoff muss unter die Haut gespritzt werden In Studien wird eine neue Substanzgruppe getestet. Die sogenannten CCR5-Antagonisten verhindern das Eindringen der HI Viren in die Immunzellen. Der Therapieerfolg wird durch die Bestimmung der Virusmenge im Blut kontrolliert. Diese Kontrolle sollte zu Beginn der Therapie und dann etwa alle drei bis vier Monate erfolgen. Im Frühjahr 2004 startete die erste klinische HIV-Impfstoffstudie in Deutschland. Studien eines anderen HIV-Impfstoffs gab es bislang in Thailand, den USA und den Niederlanden. Leider war dieser Versuch nicht erfolgreich. Komplikationen HIV Infektionen schwächen das Immunsystem. Dadurch werden Sie anfälliger für Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen. Erkrankungen mit Erregern, die einen gesunden Menschen nicht krank machen würden, werden als opportunistische Infektionen bezeichnet. AIDS manifestiert sich in 80 Prozent der Fälle durch diese Infektionen. Außerdem sind HIV Infizierte anfälliger für bestimmte Krebsarten. Die Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten hat die Zahl der opportunistische Infektionen deutlich reduziert. Bakterielle Infektionen • Atypische Mykobakterien, insbesondere Mykobakterium avium. Diese Infektion wird von einer Gruppe von Bakterien ausgelöst und wird deshalb auch oft als Mykobakterium avium Komplex genannt. Normalerweise befallen diese Erreger nur die Atemwege. Bei einer fortgeschrittenen Infektion und einer reduzierten CD4 Lymphozytenzahl (unter 50 - 100) können die Bakterien aber alle Organe inkl. Knochenmark befallen. Das führt zu Symptomen wie Fieber, Gewichtsverlust, Magenschmerzen und Durchfall. • Tuberkulose (TB). Weltweit ist die Tuberkulose die häufigste Erkrankung, die mit einer HIV Infektion assoziiert ist. Etwa 15 Prozent der Todesfälle bei AIDS werden durch TB verursacht. Alle HIV positiven Menschen sollten auch einen Tuberkulose Hauttest oder eine Röntgenuntersuchung der Lunge durchführen lassen. Sind Sie mit Tuberkulose infiziert und ist die Erkrankung nicht aktiv, sollten Sie sich trotzdem behandeln lassen. Tuberkulose ist gefährlicher als viele opportunistische Infektionen, da sie auch auf nicht HIV-Infizierte übertragen werden kann. TB wird durch Husten oder Niesen übertragen. Tb befällt vor allem die Lunge, bei HIVInfizierten auch viele andere Organe. Sie befällt auch Personen mit einem hohen CD4 Lymphozyten Spiegel. So kann die Tb auch auftreten, bevor andere HIV assoziierte Erkrankungen auftreten. Besonders gefährlich ist die Tb, da immer wieder Erreger auftauchen, die gegen die gängige Antibiotika Kombination resistent sind. Diese nennt man Multidrug-resistant tuberculosis (MDR-TB) Virale Infektionen • Cytomegalievirus (CMV). Dieses Herpesvirus wird normalerweise über Körperflüssigkeiten wie Speichel, Blut oder Samen übertragen. Mindestens die Hälfte der Bevölkerung hat eine Infektion durchgemacht und trägt das Virus in sich. Ist das Immunsystem gesund, macht es keine Krankheitssymptome. Bei geschwächtem Immunsystem befällt und schädigt das Virus verschiednen Organe. Besonders gefürchtet ist der Befall der Netzhaut (CMV Retinits), da er ohne Behandlung zur Erblindung führt und die Infektion des Gehirns durch CMV. • Virale Hepatitis . Hepatitis B und C werden auf dem gleichen Wege übertragen wie HIV. Bei einer gleichzeitigen Infektion von Hepatitis und HIV, schreitet die HIV Erkrankung schneller voran. Die HIV Medikamente können zusätzlich zu einer Belastung der Leber führen. • Herpes simplex virus (HSV). Herpesinfektionen befallen, je nach Virenart, die Haut im Gesichtsbereich oder im Genitalbereich. Normalerweise heilen sie nach einiger Zeit ab, können aber immer wieder auftreten. Bei Menschen, die HIV positiv sind, ist der Hautbefall schwerer und heilt langsamer. Außerdem können systemische Infektionen auftreten, die alle Organe befallen. Dies kann bei Kleinkinder zu lebensbedrohlichen Infektionen führen. • JC Virus - progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML). PML ist eine sehr schwere Infektion des Gehirns. Diese Erkrankung tritt dann auf, wenn das Immunsystem sehr geschädigt ist. Die Symptome sind Sprachstörungen, Halbseitenschwäche, Blindheit oder Sensibilitätsverlust. Infektionen durch Pilze • Candida-Infektion . Candida Infektionen sind häufig bei HIV positiven Personen. Dieser Pilz führt zu einer Entzündung und zu einem dicken weißen Belag der Schleimhäute im Mund, der Zunge, der Speiseröhre oder der Scheide. Das führt zu Schluckbeschweren und Brennen hinter dem Brustbein. Insbesondere Kinder können schwere Symptome haben, die Essen und Trinke sehr schwierig machen. • Kryptokokkus Meningitis. Meningitis ist eine Gehirnhautentzündung. Die Kryptokokkus Meningitis wird durch eine Pilz verursacht, der in der Erde zu finden ist, und ist die häufigste Infektion des zentralen Nervensystem bei Personen mit HIV. Symptome sind Kopfschmerzen, hohes Fieber, Nackensteifigkeit und Lichtempfindlichkeit. Die Kryptokokkus Meningitis kann erfolgreich behandelt werden, aber die Behandlung muss frühzeitig erfolgen. Nach einer durchgemachten Infektion müssen längere Zeit Medikamente genommen werden, um eine erneute Erkrankung zu verhindern. Infektion durch Parasiten • Pneumocystis carinii Pneumonie (PCP). Das ist die häufigste opportunistische Infektion bei AIDS Patienten. 85 Prozent der AIDS Patienten bekommen eine Lungenentzündung durch diesen Erreger, bei 50 Prozent ist es das erste Zeichen einer AIDS Erkrankung. PCP befällt die Lunge. Symptome sind Husten, Fieber und Atemnot. PCP ist die führende Todesursache bei Kindern mit HIV. Durch die neuen antiretroviralen Medikamente konnte das Immunsystem vieler Betroffener so gestärkt werden, das die Zahl der schwere PCP Erkrankungen gesenkt werden konnte • Toxoplasmose. Toxoplasmose ist die häufigste Ursache von Gehirnschäden bei HIV-Erkrankten. Toxoplasma gondii ist ein Parasit, der durch Katzen übertragen wird. Bei gesunden Personen führt eine Infektion selten zu Symptomen. Bei Patienten mit AIDS führt die Infektion zu einer Gehirnentzündung (Enzephalitis). Typische Symptome sind Desorientierung, Anfälle, Sprachstörungen und Bewegungsstörungen. • Kryptosporidiose. Diese Infektion wird durch Parasiten ausgelöst, die normalerweise im Darm von Tieren leben. Die Infektion erfolgt über kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel. Der Parasit vermehrt sich im Darm und in den Gallengängen. Typische Symptome sind schwerer, chronischer Durchfall. Krebs • Kaposi Sarkom. Das Kaposi Sarkom ist ein Tumor der Gefäßwand. Es ist die häufigste Krebsform bei HIV positiven Personen, vor allem bei Männern. Bei nicht infizierten Personen ist diese Krebsform extrem selten. Es fängt meistens an als rötliche oder purpurfarbene Flecken auf der Haut oder im Mund. Kaposi Sarkome können aber auch innere Organe wie den Magen-Darm-Trakt oder die Lunge befallen. Kleine Hautveränderungen können mit flüssigem Stickstoff, Bestrahlung oder lokaler Chemotherapie behandelt werden. Ist der Tumor ausgebreitet, muss eine systemische Chemotherapie durchgeführt werden. • Non-Hodgkin Lymphome . Dieser Krebs entsteht aus Lymphozyten, einer speziellen Untergruppe der weißen Blutkörperchen. Meistens beginnt der Krebs in den Lymphknoten und breitet sich in andere Organe aus. Frühe Symptome sind schmerzlose Schwellungen der Lymphknoten am Hals oder in den Achseln. Weitere Komplikationen: 1980 wurde das sogenannte "wasting syndrom" als Komplikation von AIDS entdeckt. Dabei verliert der Betroffene mehr als zehn Prozent seines Körpergewichts. Weitere Symptome sind Durchfall, chronische Müdigkeit und Fieber. Das sollten Sie beachten Die medikamentöse Therapie ist die Basis der AIDS Therapie. Trotzdem sollte auch Sie aktiv werden. Hier einige Dinge, die Sie beachten sollten: • Suchen Sie sich einen Arzt, der AIDS-Spezialist ist und der Ihnen sympathisch ist. Sie werden lange Zeit von diesem Arzt behandelt werden • Halten Sie sich an die Anweisungen Ihres Arztes. Auch wenn Sie viele Medikamente über den Tag verteilt einnehmen müssen, ist es wichtig, einen genauen Zeitplan einzuhalten. Wenn Sie die Medikamente nicht vertragen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Setzen Sie die Therapie nicht einfach ab oder reduzieren Sie nicht die Dosis. • Lassen Sie sich impfen. So können Sie die Grippe oder Lungenentzündungen vermeiden. Rauchen Sie nicht und nehmen Sie keine Drogen. Das würde Ihren Körper schwächen. • Ernähren Sie sich gesund. Essen Sie viel Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte. Dadurch können Sie nicht nur Ihr Immunsystem stärken, sondern Sie fühlen sich auch besser. Wenn Sie Probleme mit dem MagendarmTrakt haben, sprechen Sie mit einer Ernährungsberaterin. • Vermeiden Sie Lebensmittel, die Erreger enthalten können. Dazu gehören nicht pasteurisierte Milchprodukte, rohe Eier, Austern, rohen Fisch oder rohes Fleisch. • Bewegen Sie sich regelmäßig. Dadurch wird nicht nur Ihr Körper fitter, sondern Sie können auch Depressionen, die häufig bei HIV-infizierten Personen auftreten, teilweise vorbeugen. • Schlafen Sie ausreichend. Das stärkt Ihr Immunsystem • Seinen Sie vorsichtig mit Haustieren. Waschen Sie immer ihre Hände, nachdem Sie Tiere gestreichelt haben und tragen Sie Handschuhe, wenn sie das Katzenklo oder einen Nagetierstall reinigen müssen. • Entspannen Sie sich regelmäßig. Jede Art der Entspannung wie Muskelrelaxation oder autogenes Training ist gut für Ihr Immunsystem. • Waschen Sie regelmäßig Ihre Hände. Das ist besonders wichtig, wenn Sie Mahlzeiten zubereiten oder Essen. • Gerissene oder abgerutschte Kondome: HIV-Infizierte und deren Partner sollten für solche Fälle mit der so genannten HIV-Postexpositionsprophylaxe (HIV-PEP) vertraut sein. Das ist eine mehrwöchige Chemotherapie mit Medikamenten, die gegen HIV gerichtet sind. Sie hat die bestmögliche Wirkung, wenn sie innerhalb von zwei Stunden nach dem Risikokontakt begonnen wird. Je mehr Stunden vergehen, desto geringer ist die Chance, dass die HIV-PEP wirkt. Quellen WHO, Deutsche AIDS-Hilfe, New England Journal of Medicine, March, 2004, New England Journal of Medicine, July, 2004