PRIVAT Serie: Männergesundheit Leichtsinn ist ansteckend! Aus der Serie „Kapital Körper" – Teil 5: Infektionserkrankungen I nfektionskrankheiten sind ein Problem von Kindern, alten Menschen oder Bewohnern von Entwicklungsländern. Hepatitis, HIV/ AIDS, Lungenentzündung und Sepsis (Blutvergiftung) gehen uns Westeuropäer nichts mehr an, schließlich genießen wir umfassenden Impfschutz, haben ein ausgeprägtes Hygienebewusstsein und werden über Ansteckungsrisiken teilweise schon in der Schule aufgeklärt. Könnte man meinen. Die Realität sieht aber etwas anders aus. Ganz aktuell vermittelt uns das Phänomen „Schweinegrippe“, wie schnell und unberechenbar sich eine Infektion im Zeitalter der Globalisierung ausbreiten kann. Selbstverständlich sind hierzulande die Ausmaße von Infektionskrankheiten aufgrund genannter Voraussetzungen weitaus weniger katastrophal als zum Beispiel in Afrika oder Südostasien. Nichtsdestotrotz sterben in Deutschland jährlich immer noch mehrere Tausende an einer Infektion. Lässt man die laut Serie: Männergesundheit Teil 1: Teil 2: Teil 3: Teil 4: Teil 5: Teil 6: Teil 7: Teil 8: Teil 9: Teil 10: 56 Herz- und Kreislauf – Februar Krebs (Darm, Prostata) – März Atemwegserkrankungen (Lunge) – April Lebererkrankungen – Mai Infektionen – Juni/Juli Allergien – August Depressionen/Impotenz – September Rückenschmerzen – Oktober Haut- und Haarerkrankungen – November Augenerkrankungen – Dezember/Januar SÜDWESTFALEN MANAGER 6/09 Todesursachenstatistik gut 20.000 Todesfälle durch Lungenentzündung – hauptsächlich alte geschwächte Menschen – einmal außen vor, erliegen jedes Jahr immer noch mehrere Tausende durchaus auch jüngere Menschen einer Sepsis, und auch HIV und Hepatitis fordern mehrere hundert Opfer. Darüber hinaus steigen die Infektionsraten an vermeintlich kontrollierten Erkrankungen wie zum Beispiel Masern. Auch die sich häufenden HIV-Neuinfektionen zeugen von einem abnehmenden Präventionsbewusstsein. Selbst der Zugriff auf den zuverlässigsten Schutz bei vielen Infektionserkrankungen – das Impfen – lässt neuesten Studien des Robert-Koch-Instituts zufolge in Deutschland nach. Das männliche Geschlecht kommt bei dieser negativen Bilanz besonders schlecht weg: Die Mehrzahl der 20 häufigsten meldepflichtigen Infektionserkrankungen betrifft deutlich mehr Männer als Frauen, allen voran sexuell und durch Blut übertragbare Krankheiten wie HIV/AIDS, Hepatitis B und C sowie Syphilis. Als Gründe dafür werden unter anderem ein riskanteres Sexualverhalten und häufigerer Drogengebrauch vermutet. Diese Tendenz unterstreicht einmal mehr das Bild vom deutschen Durchschnittsmann, der grundsätzlich rücksichtsloser mit seiner Gesundheit umgeht als das weibliche Geschlecht. Das Thema „Infektionserkrankungen“ ist sehr komplex, es zu oberflächlich zu behandeln, würde dem Phänomen nicht gerecht werden. Doch man kann nicht häufig genug das Bewusstsein dafür schärfen, was auf unser Immunsystem einprasseln kann. Der SÜDWESTFALEN MANAGER greift das Thema auf, um vor allem den männlichen Leser zum Präventionsprofi zu machen und Geschlechterverhältnis bei Infektionskrankheiten Krankheit 0,59 Norovirus-Gastroenteritis* Masern* Shigellose* Salmonellose* EHEC-Erkrankung Hepatitis A Rotavirus-Erkrankung* E.-coli-Enteritis* Influenza* Campylobacter-Enteritis* Kryptosporidiose* Yersiniose* Giardiasis* Tuberkulose* Hepatitis C* Malaria* Hepatitis B* Hantavirus-Erkrankung* HIV-Infektion* Syphilis* 0,83 0,86 0,96 1,00 1,01 1,02 1,10 mehr männliche Fälle 1,11 1,12 1,12 1,27 1,41 1,51 1,60 2,20 2,31 2,79 5,35 11,59 mehr weibliche Fälle 0,1 1,0 10,0 100,0 Inzigenzquotienten männlich/weiblich (logarithmisch) * = Statistisch signifikanter Gechlechtsunterschied (p < 0,05; bezogen auf einen Inzidenzquotienten von 1) Quelle: Robert-Koch-Institut Serie: Männergesundheit Alter in Monaten Impfstoff gegen Geburt 2 3 4 1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung Diphterie 1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung Pneumokokken 5 bis 6 9 bis 17 ab 18 Auffrischung alle AuffriAuffri10 Jahre schung mit schung mit mit 2-fach3-fach3-fachImpfstoff Impfstoff Impfstoff ab 60 Auffrischung alle 10 Jahre mit 2-fachImpfstoff 1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung 1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung Auffrischung 1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung eventuell postexpo1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung sitionelle Prophylaxe Hepatitis B schenken Sie sich selbst! Alter in Jahren 11 bis 14 15 bis 23 Tetanus (Wundstarrkrampf) Pertussis (Keuchhusten) Polio (Kinderlähmung) Haemophilus Typ b Ihr schönstes Lächeln PRIVAT Grundimmunisierung 1 x, danach Auffrischung alle 6 Jahre 1. Impfung 2. Impfung 3. Impfung 4. Impfung Meningokokken 1x Varizellen (Windpocken) 2. Impfung bei Kombi1. Impfung impfung mit MMR Humane Papilloviren (HPV) Influenza (Grippe) Masern Mumps Röteln (MMR) 1 x bei ungeimpften Personen ohne Windpocken jedes Jahr im Herbst 1. Impfung 2. Impfung The fine art of dental science Standard-Impfungen laut Ständiger Impfkommission (Quelle: Robert-Koch-Institut) Von ästhetischer Zahnmedizin, Zahnimplantaten, folgende Fragen zu beantworten: Was zeichnet eigentlich eine Infektionserkrankung aus? Gegen welche Formen kann man sich impfen lassen? Und wie sieht überhaupt ein optimaler Impfschutz aus? Ganz besonderes Augenmerk haben wir auf HIV/AIDS gelegt – eine Erkrankung, um die es erstaunlich still geworden ist. Infektion versus Infektionskrankheit Im Volksmund wird eine Infektion oft mit der eigentlichen Krankheit gleichgesetzt, dabei handelt es sich hier um verschiedene Dinge. Unter einer Infektion versteht man im Allgemeinen das Eindringen von Erregern wie Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten in einen Wirt. Ob es zu einer Vermehrung der Keime kommt, hängt dabei vom Immunsystem des Wirts und von der Menge und Aggressivität des Eindringlings ab. Infektionen können durchaus auch symptomlos bleiben, man spricht dann von einer inapparenten Infektion – die übrigens auch eine Immunität gegen weitere Infektionen hinterlassen kann. Mit der Infektionskrankheit im eigentlichen Sinne sind die jeweiligen Symptome gemeint, die sich in unterschiedlichen zeitlichen Verläufen von nur leichten unspezifischen Störungen des Allgemeinbefindens bei nicht immungeschwächten Menschen bis hin zu septischen Krankheitsbildern, gekennzeichnet durch Fieber, erhöhte Atemfrequenz, beschleunigter Puls und Durst (so genanntes systemisches inflammatorisches ResponseSyndrom), äußern können. Während es gegen einige Erreger die Möglichkeit einer vorbeugenden Impfung gibt, können gegen viele Krankheiten nur Antibiotika, Antimykotika und Virostatika eingesetzt werden. Seit der Abschaffung der bis 1983 gesetzlich vorgeschriebenen Pockenschutzimpfung für Kinder besteht in Deutschland keine Impfpflicht mehr. Es werden vielmehr Empfehlungen der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts abgegeben, die den lokalen und regionalen Anforderungen entsprechend regelmäßig aktualisiert werden. Bei den Impfungen unterscheidet man zwischen so genannten Standardimpfungen und Indikationsimpfungen, die z. B. für bestimmte Berufsgruppen (z. B. Landwirtschaft/Forst: SÜDWESTFALEN MANAGER 6/09 57 Funktionsdiagnostik und -therapie über Endodontie und Laserzahnheilkunde bis hin zum individuellen Behandlungskonzept für Angstpatienten: im geschmackvollen Wohlfühlambiente realisieren die Spezialisten der Praxisklinik Dr. Schlotmann und Partner das gesamte Spektrum der modernen Zahnmedizin. Dr. Thomas Schlotmann ist Zahnarzt und Zahntechnikermeister. Er leitet die Praxisklinik sowie das Dentallabor ‘Centrum Schöne Zähne‘ und bietet damit alles aus einer Hand und unter einem Dach. Ästhetik Implantate Funktion Narkose Platz der Deutschen Einheit 8 46282 Dorsten | Tel. 02362 - 61900 E-Mail: [email protected] Serie: Männergesundheit PRIVAT SWM-QUICKIE Impfen: Pro und Kontra 10 Fragen an... Einige Zielgruppen – vor allem homöopathisch und anthroposophisch ausgerichtete Menschen (oder vielleicht eben gerade Männer?) –, zweifeln den Zweck des Impfens an. Hier die häufigsten Argumente und die Stellungnahme des Robert-Koch-Instituts (RKI) dazu: Argument 1: „Die Wirksamkeit von Impfungen wurde niemals belegt.“ Laut RKI erhält ein Impfstoff nach geltendem Arzneimittelrecht nur bei nachgewiesener Wirkung eine Zulassung. Es dürfte also keine kommerziell vertriebenen Impfstoffe geben, wenn das Argument zuträfe. Außerdem zeigt sich bei vielen Erkrankungen nach Einführung des Impfstoffes ein deutlicher Rückgang: So verringerte sich mit der Schluckimpfung das Auftreten der Kinderlähmung (Poliomyelitis) Anfang der 60er Jahre von 4.700 auf weniger als 50 Fälle in nur fünf Jahren. Argument 2: „Man kann trotz Impfungen erkranken.“ Laut RKI grundsätzlich nicht verkehrt, denn keine Impfung kann 100 Prozent der Geimpften schützen. Statistisch gesehen wird die Erkrankungswahrscheinlichkeit dennoch deutlich gesenkt – abhängig von bestimmten Faktoren wie Alter und Gesundheitszustand. Während die Masernschutzimpfung bei 97 bis 98 Prozent aller Kinder anschlägt, variiert der Schutz bei Grippeimpfungen zwischen 50 und 90 Prozent. Darüber hinaus ist natürlich das Einhalten der vorgesehenen Zeitabstände bei Mehrfachimpfungen ausschlaggebend für den Schutz. …Lars Gärtner Lars Gärtner, geboren am 20. September 1974 in Essen, ist ein bekannter deutscher Schauspieler. Er studierte vier Jahre an der Schauspielschule in Bochum und lernte bei Pina Bausch den modernen Tanz. Zu seiner bekanntesten Rolle gehört „Timo Becker“ aus der Fernsehserie „Stromberg“, in der Lars Gärtner den Chef von Stromberg spielt. Autoritärer oder demokratischer Führungsstil? Es gibt nur einen Führungsstil und der ist autoritär, der Rest ist Freundschaft. Fanblock oder Businessloge? Fanblock, sonst ist die Stimmung so steif. Aktie oder Sparbuch? Sparbuch, sonst zahlt der Staat nicht, wenn alles futsch ist. Am besten 30 Prozent in der Tasche, 40 Prozent Sparbuch, 20 Prozent Aktien und anderes. BMW oder Mercedes? Keins von beiden, es sei denn, ein anderer bezahlt. Schnürschuh oder Slipper? Schnürschuhe, man weiß nie was kommt. Alpen oder Balearen? Alpen, da hat man mehr Ruhe. Bratwurst oder Kaviar? Bratwurst ist immer die bessere Alternative, es sei denn, man will jemanden beeindrucken. Aber Vorsicht, Frauen mögen Kaviar meistens nicht. Traumschiff oder Tatort? Traumschiff, da steht man nicht im Regen und spielt schlecht gelaunte Menschen. Stadtwald oder Fitness-Studio? Puhh! Heidi Klum oder Naomi Campbell? Mit den Vätern von denen würde ich gerne mal ein Bier trinken. 58 SÜDWESTFALEN MANAGER 6/09 Argument 3: „Das Durchmachen einer Erkrankung ist normal und besser als jede Impfung.“ Es liegt laut RKI bisher keine wissenschaftliche Studie vor, die für eine bessere geistige oder körperliche Entwicklung bei nicht geimpften Kindern spricht. Zudem steht umgekehrt außer Frage, dass Infektionen – die vermeidbar gewesen wären – Kinder in ihrer Entwicklung zurückwerfen und auch für Erwachsene noch gefährlich werden können. Argument 4: „Impfungen fördern die Erkrankungen, gegen die sie eigentlich schützen sollen.“ Bei bestimmten Impfstoffen können tatsächlich krankheitsähnliche Symptome hervorgerufen werden – das bekannteste Beispiel sind die „Impfmasern“. Bei rund fünf Prozent der Geimpften bewirkt der noch beinhaltete abgeschwächte Masernvirus einige Symptome, die volle Krankheitsausprägung tritt aber praktisch nie ein. Nach einer Impfung kann es außerdem zu Symptomen wie Fieber, Übelkeit und Schwellungen kommen – diese haben mit der Infektionskrankheit aber nichts zu tun. Argument 5: „Impfungen fördern Allergien.“ Es gibt keine wissenschaftliche Studie, die einen Kausalzusammenhang zwischen steigenden Allergien und zunehmenden Impfraten aufzeigt. Sicher ist nur, dass es heute sowohl mehr Impfungen als auch mehr Allergien gibt. Anthroposophisch orientierte Menschen, die Impfungen ablehnen, leben auch generell gesünder – ihr besserer Gesundheitszustand lässt sich also nicht einfach auf die fehlenden Impfungen zurückführen. Gegen das Argument spricht die Tatsache, dass in Ost-Deutschland die Allergien steigen, während Impfraten abnehmen. Zu DDR-Zeiten bestand eine Impfpflicht und es gab kaum Allergien. Argument 6: „Die meisten Erkrankungen, gegen die geimpft wird, treten in Deutschland gar nicht mehr auf.“ In der Tat sind einige Infektionen wie Kinderlähmung oder Diphtherie hierzulande eine Rarität geworden – allerdings erst als Resultat von Impfprogrammen. Sinken die Impfquoten, können auch wieder neue Epidemien entstehen. In Deutschland treten neuerdings vermehrt Masernepidemien auf, was sich auch auf sinkende Impfquoten zurückführen lässt. Argument 7: „Impfungen können auch durch andere Arzneimittel wie Antibiotika kompensiert werden.“ Diese Aussage beruht auf einer Überschätzung der gegenwärtigen medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten. Zwar gibt es große Fortschritte insgesamt, viele Erkrankungen lassen sich aber so nicht in den Griff bekommen. So sind z. B. Antibiotika gegen Viren nicht wirksam. Impfung und Therapie widersprechen sich also nicht, sondern ergänzen sich. Teilweise verhindern Impfungen zwar nicht die Infektion, aber schwere Krankheitsverläufe. FSME), für bestimmte Reiseziele (z. B. Gelbfieber für Südostasien), Prophylaxe beim Kontakt mit erkrankten Personen im Umfeld (Riegelungsimpfung) oder beim Kontakt mit einem Erreger (postexpositionelle Impfung) vorgesehen sind. Wir geben Ihnen in Tabelle 1 einen Überblick über die Impfungen, die im aktuellsten epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts als Standard angesehen werden. Also zücken Sie Ihren Impfpass und schauen nach, ob Sie auch bestens gewappnet sind. Bedenken Sie dabei, dass Ihnen in der Kindheit versäumte Impfungen auch heute noch zum Verhängnis werden können – so kann ein ungeimpfter Mann zum Beispiel unfruchtbar werden, wenn er im Erwachse- Serie: Männergesundheit PRIVAT Clevere Vermehrungstaktik: Nachdem das HI-Virus mit bestimmten Proteinen an der Wirtszelle angedockt ist, dringt die HIV-RNA in den Zellkern ein und passt sich durch mehrere enzymatische Prozesse an die Zell-DNA an. Die mutierte Zell-RNA – das Transportmittel der DNA –, verlässt die Wirtszelle anschließend, um andere Zellen zu befa befallen. Bestimmte Proteine als Andockstellen Wirtszellkern mit DNA HI-Virus mit HIV-RNA nenalter an Mumps erkrankt. Informationen zu den Indikationsimpfungen, die über diese Standardempfehlungen hinausgehen, findet man auf den Internetseiten des Robert-KochInstituts (www.rki.de). Welche Impfungen die gesetzlichen Kassen übernehmen müssen, richtet sich nach den Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (auf Basis der STIKO-Empfehlungen). Die Krankenkassen können natürlich auch über diesen Rahmen hinaus erstatten. Neben den Kassen können auch der öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) oder der Arbeitgeber erstatten – sofern die Impfung als Bestandteil von Arbeitsschutzmaßnahmen angesehen werden kann. Selbst wenn der Arbeitsbereich nicht in der sogenannten Biostoff verordnung aufgelistet wird, sollte der Arbeitgeber ein Interesse an einer Impfung und damit an einem langfristigen gesundheitlichen Schutz des Arbeitnehmers und seines Umfelds haben – nicht zuletzt, um sich vor möglichen späteren Regressansprüchen im Schadensfall abzusichern. Therapiemöglichkeiten in den wohlhabenden Ländern wie die sogenannte HAART (hochaktive antiretrovirale Therapie) haben in letzter Zeit den Anschein erweckt, die Krankheit im Griff zu haben. Diese Nachlässigkeit zeigt sich unter anderem in einem Anstieg der Neuinfektionen in Deutschland im Jahr 2008. Rund 2.500 der etwa 3.000 Neuinfizierten sind Statistiken der UN zufolge Männer. Das entspricht ungefähr auch der Relation des HIV-/AIDS-Vorkommens zwischen den Geschlechtern in Deutschland: Von den rund 64.000 HIV-/AIDS-Kranken sind ca. 52.000 Personen Männer. AIDS ist nach wie vor eine chronische und schwerwiegende Erkrankung, die eine lebenslange regelmäßige Medikamenteneinnahme erfordert – die wiederum viele Nebenwirkungen verursacht. Viele Mythen und Vorurteile ranken sich um dieses hochkomplexe Krankheitsbild. Der SÜDWESTFALEN MANAGER räumt damit auf und bringt Sie auf den neuesten Stand. AIDS/HIV – die vernachlässigte Krankheit Eine HIV-Übertragung ist möglich über Blut (auch Menstruationsblut), Sperma, Scheidenflüssigkeit, Muttermilch sowie Genitalund Rektalsekrete. Für eine Infektion muss das Virus in ausreichender Menge in den Körper oder auf Schleimhaut gelangen, d. h. eine sexuelle Übertragung ist auch ohne eine Ejakulation über Schleimhaut-Schleimhaut-Kontakt möglich, wenn z. B. Entzündungen und kleine Verletzungen vorliegen. Zwar wurde HIV Übertragung und Krankheitsverlauf: Leider gibt es gegen viele Infektionserkrankungen noch keine Impfstoffe – eine davon ist HIV bzw. AIDS. In den letzten Jahren ist es in der Öffentlichkeit still geworden um diese Immunschwächekrankheit. Neue SÜDWESTFALEN MANAGER 6/09 59 PRIVAT Serie: Männergesundheit AIDS-Tests: Welche gibt es und was bringen sie? Wer ausschließen will, dass er sich mit HIV infiziert hat, sollte frühestens drei Monate nach der letzten Risikosituation einen Antikörpertest durchführen lassen. Während der Test bei Gesundheitsämtern (meist kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr bis zu 15 Euro) anonym durchgeführt wird, wird er in einer ärztlichen Praxis „aktenkundig“ – mit allen möglichen Folgen. Man unterscheidet mehrere Testverfahren: Suchtest und Bestätigungstest: Begonnen wird mit dem sogenannten Suchtest ELISA, der auch geringste Mengen Antikörper in der Blutprobe entdeckt. Ist dieser Suchtest „reaktiv“, d. h. es liegen Antikörper vor, wird ein aufwendigerer und teurerer Bestätigungstest vorgenommen. Ähnlich wie ein Feuermelder, der bereits bei geringster Hitzeentwicklung falschen Alarm geben kann, kann der Suchtest aufgrund seiner hohen Empfindlichkeit nämlich auch „falsch positive“ Testergebnisse hervorbringen. Der Bestätigungstest – meistens der so genannte „Western Blot“ – der an derselben Blutprobe durchgeführt wird, widerlegt oder bestätigt den Antikörpernachweis deshalb, erst dann wäre der Antikörpertest „positiv“. Schnelltest und Heimtest: Bei bestimmten Notfallsituationen sind in Deutschland (in der Regel im Krankenhaus) auch so genannte Schnell-Suchtests zugelassen. „Tests für zu Hause“ sind dagegen nicht zugelassen, da sie höchst störanfällig sind. Direkter Virusnachweis: Neben den Antikörpertests setzt man in seltenen Fällen (z.B. bei Neugeborenen von HIVpositiven Müttern) auch den direkten Nachweis von Viren bzw. Virus-Erbmaterial ein (meist mit einem so genannten PCR-Test) ein. Aufgrund seiner größeren Störanfälligkeit muss das Ergebnis immer durch einen Antikörpertest frühestens drei Monate später bestätigt werden. Der sehr teure Virus-Nachweistest muss in der Regel selbst bezahlt werden. HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP): Sollte das HI-Virus in den Körper gelangt sein, besteht innerhalb von 48 bis 72 Stunden noch die Möglichkeit einer vorsorglichen medikamentösen Behandlung, die das „Einnisten“ der Infektion verhindert. Die so genannte HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP oder HIV-PEP) wird angeboten, wenn ungeschützter Geschlechtsverkehr mit einem HIV-positiven Sexualpartner stattfand bzw. die Infektionswahrscheinlichkeit des Sexualpartners sehr hoch ist. Der Schutzeffekt der HIV-PEP wird auf zirka 80 Prozent geschätzt – wobei gilt: Je früher die PEP, desto größer der Effekt. Nur der Arzt kann entscheiden, ob die rund vierwöchige Therapie sinnvoll ist. auch in Urin, Kot, Speichel, Schweiß und Tränenflüssigkeit nachgewiesen, allerdings nur in Mengen, die für eine Ansteckung nicht ausreichen. Es besteht also keine Infektionsgefahr bei Küssen, Anhusten oder Anniesen und Insektenstichen. Eine HIV-Infektion lässt sich in drei Stadien einteilen, die unterschiedliche Symptome charakterisieren: die primäre oder akute HIV-Infektion, die Latenzphase und das AIDS-Stadium. Die Symptome einer frischen HIV-Infektion ähneln meist einer Grippe und sind gekennzeichnet durch Abgeschlagenheit, Lymphknotenschwellung, Appetitverlust und Hautausschlag. In dieser Phase, die kurz nach der Infektion auftritt und bis zu 14 Tage anhalten kann, vermehren sich die Viren exponenziell und es kommt zu einem Abfall der sogenannten CD4-Helferzellen, das sind bestimmte Abwehrzellen zum Schutz gegen krankmachende Organismen. In der Latenzphase sinkt die Viruslast und ein von Individuum zu Individuum unterschiedlich langer Zeitraum ohne spürbare Symptome tritt ein. Trotzdem verringert sich kontinuierlich die Anzahl der CD4-Helferzellen, was wiederum zu einem Anstieg der Viruslast führt. Wenn der Betroffene jetzt nicht mit antiretroviralen Medikamenten behandelt wird, kann sich der Körper irgendwann selbst gegen normalerweise leicht zu bekämpfende Krankheitserreger nicht mehr wehren, das AIDS-Stadium tritt ein. AIDS ist durch das Auftreten sogenannter „opportunistischer“ Infektionen gekennzeichnet: Beispiele hierfür sind Lungenentzündung, Schäden im Gehirn durch Toxoplasmose-Erreger und bestimmte Krebserkrankungen (z.B. Kaposi-Sarkom, Lymphome). Behandlung: Da in absehbarer Zeit kein Impfstoff gegen HIV zur Verfügung stehen wird, setzt man auf medikamentöse Therapie. Standard ist die hochaktive anti-retrovirale Therapie, abgekürzt HAART, mit der das AIDS-Stadium über viele Jahre hinausgezögert oder sogar vermieden werden kann. Für einen individuell abgestimmten Einsatz von HAART sind zwei Indikatoren wichtig: die Anzahl der CD4-Helferzellen und die Viruslast. Fällt die Anzahl der Helferzellen unter eine bestimmte Menge pro Mikroliter Blut, muss umgehend mit der Therapie begonnen werden. In regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wird dann geprüft, ob die Therapie anschlägt und sich die Helferzellen regenerieren. Genau so wichtig ist die Bestimmung der Anzahl der vorhandenen Viren im Blut, die sogenannte Viruslast. Hier gilt, die Virenmenge unter eine bestimmte Nachweisgrenze zu bringen. Dazu wird aus dem Blutplasma des Patienten bestimmt, wie viel HIV-Erbmaterial (DNA/ RNA) vorhanden ist. Kann mithilfe der antiretroviralen Behandlung die Viruslast gesenkt werden, erholt sich auch der Bestand an CD4-Helferzellen und die Gefahr einer (ALLENBàROS"àROTRENNWËNDE-ESSKABINEN)NDUSTRIELÚSUNGEN%INRICHTUNGEN Á !LLESAUSEINER(AND !,4-!.. 3934%-%).2)#(45.'%. «iÌiÌiÊ*>Õ}ÊÊi}iiÊ*À`ÕÌÊÕ`ÊÌ>}iÊÊÕv>}ÀiV iÀÊ-iÀÛViÊÊi`iÀâiÌÊÛiÀB`iÀL>À Ã>ÞÊ££Ê°ÊxÇ{ÎÊÌÌi`À /i°ÊäÓÇÓÓÉÈÎ{nÓäÊ >ÝÊäÓÇÓÓÉÈxÇ{È vJ>Ì>ÃÞÃÌiiÀV ÌÕ}i°`i ÜÜÜ°>Ì>ÃÞÃÌiiÀV ÌÕ}i°`iÊ Serie: Männergesundheit PRIVAT Erkrankung an AIDS verringert sich. Derzeit wesentlicher Bestandteil dieser Programme verlässlichere Version wird erst in frühestens gibt es mehr als 20 HIV-Medikamente, die an ist die Aufklärung über Safer Sex, von der fünf Jahren erwartet. Auch ist noch nicht unterschiedlichen Stellen des HIV-Vermeh- richtigen Kondombenutzung bis hin zur abzusehen, inwiefern die so genannte PrEP rungszyklus ansetzen, indem sie bestimmte Wissensvermittlung über bestimmte sexuelle (Prä-Expositions-Prophylaxe) – die vorsorgEnzyme hemmen (weitere sind in der Erpro- Praktiken. Gleichzeitig propagiert die WHO, liche Einnahme von HIV-Medikamenten bei bung). Ganz wichtig bei der anti-retroviralen die Anzahl der Sexualpartner maßvoll zu hal- nichtinfizierten Risikopersonen – das InMedikamententherapie ist die Compliance ten und nicht zu früh mit dem Geschlechts- fektionsrisiko senken kann, denn Viren sind des Patienten, also die Bereitschaft des Pati- verkehr anzufangen. Liegt eine frische bekanntermaßen „lernfähig“ und entwickeln enten die Vorgaben einzuhalten, denn Unre- HIV-Infektion vor, kann durch frühzeitige Resistenzen. Erschwerend hinzu kommen die gelmäßigkeiten können die Resistenzentwick- Behandlung mit hochaktiven anti-retrovi- starken Nebenwirkungen und die immens lung des Virus fördern und so die Viruslast ralen Medikamenten die Viruslast im Blut hohen Kosten der Medikamente. Man darf gespannt sein, mit welchen wieder steigern. Sollten die Helferzellen trotz des Betroffenen gesenkt werden und dadurch neuen Formen von Mikrooder wegen ausbleibender organismen wir in Zukunft anti-retroviraler Therapie Man darf gespannt sein, mit welchen neuen Formen von Mikroorganismen wir in zu tun haben werden und unter einen bestimmten Zukunft zu tun haben werden und wie wir damit umgehen werden. wie wir damit umgehen Wert fallen, besteht das Risiko, an so genannten Opportunistischen In- auch die Weitergabe von HI-Viren an Ande- werden. Deswegen panisch zu werden, ist fektionen (OI) zu erkranken, zum Beispiel an re vermindert werden – was allein aber noch aber überhaupt nicht angebracht. Das aktueiner speziellen Lungenentzündung (Pneu- keinen ausreichenden Schutz vor einer Über- elle Beispiel „Schweinegrippe“ zeigt, dass wir mocystis-Pneumonie) oder an Toxoplasmo- tragung bietet (die bereits vorgestellte HIV- schon sehr viel dazugelernt haben und für se. Auch für dieses schwere Krankheitsbild, PEP). In der Entwicklungsphase befinden sich viele Ernstfälle gewappnet sind. Wenn jeder das mittlerweile aufgrund der erfolgreichen außerdem die so genannten Mikrobizide, die Einzelne auch noch vorbildlich handelt, indem HAART viel seltener auftritt, gibt es aber bei Frauen auf chemischen Weg in Form von er aufmerksam ist, Hygiene betreibt, für einen mittlerweile gezielte medikamentöse Be- Cremes oder Zäpfchen eine HIV-Infektion bestmöglichen Impfschutz sorgt und auf einen handlungsmöglichkeiten und gute Therapie- verhindern sollen. Bisher wird dabei aber die vorsichtigen Umgang im Sexualleben achtet, erfolge, ein frühes Erkennen vorausgesetzt. Schleimhaut so stark angegriffen, dass sich dann sind die Chancen hoch, Epidemien zu Um das Immunsystem generell zu stärken das Infektionsrisiko sogar noch erhöht. Eine verhindern. Thomas Corrinth | [email protected] und die starken Nebenwirkungen der Therapie abzumildern, sind für die Betroffenen komplementäre Therapien sinnvoll: DarunKontakt, Infos und Hilfe ter fallen zum Beispiel eine ausgewogene Ernährung, Homöopathie, Yoga oder Autogenes Die Internetseite des Robert-Koch-Instituts www.rki.de mit umfangreichen Informationen zu Krankheitsbildern, ImpfTraining. Dies alles soll dennoch nicht darüschutz, Aktuellem zu gesundheitspolitischen Entscheidungen und aktuellen Forschungsergebnissen, Telefonnummer: ber hinwegtäuschen, dass mit den derzeitigen 030/18754-0 Medikamenten noch keine völlige EliminieDeutsche AIDS-Hilfe in Berlin: Auf der Internetseite www.aidshilfe.de gibt es umfassende Informationen zu Krankrung des Virus möglich ist. Gute Prävention heitsbildern, zu Veranstaltungen und Seminaren sowie bundesweite Kontaktadressen. Telefonisch erreichbar unter ist daher nach wie vor oberstes Ziel. Prävention: Die Folgekosten, die bei einer Ausbreitung von HIV/AIDS für die Gesellschaft entstehen, sind laut WHO weitaus höher als Investitionen in Präventionsprogramme. Ein 030/69 00 87-0 zu den Bürozeiten Montag, Mittwoch, Donnerstag 09:00-12:30 und 13:30-17:00 Uhr, Dienstag 11:0012:30 und 13:30-17:00 sowie Freitag 09:00-14:30 Uhr. In dringenden Fällen (zum Beispiel beim Verdacht einer HIV-Infektion) bietet die AIDS-Hilfe eine bundesweite Hotline unter der Telefonnummer 0180 33 19411 (9 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz, abweichende Tarife der Mobilanbieter) an, Erreichbarkeit: Montag bis Freitag von 09:00 Uhr bis 21:00, am Sonntag von 12:00 Uhr bis 14:00 Uhr. Stahlhallenbau mit Konzept. 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