Erläuterungsbericht - architektur.tu

Werbung
Entwurfsaufgabe war es ein Konzept für einen Monospace zu entwickeln welcher auf dem Ernst-Reuter-Platz in Berlin
Charlottenburg situiert ist.
Der Ernst-Reuter-Platz ist ein urbaner Kreisverkehr mit einem Durchmesser von 130 m, ursprünglich als Abzweigung auf
der Barocken Achse zwischen Stadtschloss und Schloss Charlottenburg gelegen, resultiert er mit seiner heutigen Gestalt
aus einem städtebaulichen Wettbewerb von 1955. Bernhard Hermkes und Werner Düttmann entwarfen eine große, begrünte Verkehrsinsel umgeben von freistehenden Bürogebäuden. Die grundsätzliche Idee hierfür geht auf einen Entwurf
Mies van der Rohes für den Alexanderplatz aus den 1920er Jahren zurück.
Als Produkt seiner Zeit, für die autogerechte Stadt entworfen, ist der Ernst-Reuter-Platz aus heutiger Sicht ein ungenutzter
urbaner Platz, ohne jegliche Aufenthaltsqualitäten. An diesen Platz und auf einem Areal nördlich und südlich der sich anschliesenden Strasse des 17. Juni lagert sich der Campus Charlottenburg mit Einrichtungen der Technischen Universität
und der Universität der Künste Berlin an.
Aus den beiden Parametern, Universität und Verkehr, ergibt sich das Konzept unseres Entwurfs.
Nach aussen hin ist eine der größten Universitäten Europas im Stadtbild nicht sichtbar, für Passanten kaum wahrnehmbar.
Links und rechts der Strassen befinden sich zwei- bis sechsspurige Abestellmöglichkeiten für Autos, dadurch ist ein erlebbar zusammenhängender Campus zur Zeit nicht vorhanden.
Unser Ziel war es deshalb die enorme Fläche, welche im Augenblick von parkenden PKW‘s eingenommen wird der Universität und somit den Studenten, Dozenten, Professoren und deren Mitarbeitern sowie Besuchern zurück zu geben und
dadurch Raum für Rekreation und interdisziplinären Austausch ausserhalb der einzelnen Institute zu schaffen.
Der gestapelte Monospace versteht sich als Knotenpunkt und Gravitationszentrum des Campus Charlottenburg.
Deshalb haben wir auf dem Ernst-Reuter-Platz einen HUB entworfen, welcher aufgrund seiner Funktionen, Destination
und Durchgangsort ist. Die bisher auf dem ganzen Campusgelände verstreuten Ankunfts- und Abfahrtsmöglichkeiten zur
Universität und in die einzelnen Stadtteile werden an diesem einen Ort gebündelt.
Busse, U-Bahn, Autos, Fahrradfahrer sowie Fußgänger kommen gemeinsam an einem Ort an, welcher mit seiner hybriden
Nutzungsvielfalt zum Verweilen einlädt oder erster und letzter Anlaufpunkt des universitären Tages ist.
Die Struktur des Gebäudes geht auf die Typologie des Parkhauses zurück.
Die weitaus größte Fläche in unserem Gebäude nehmen die parkenden Autos ein, welche damit einhergehend vom Strassenrand entfernt werden. Im Gebiet des Campus Charlottenburg befinden sich täglich etwa 700 parkende Fahrzeuge,
dies war für uns die ausschlaggebende Anzahl an maximal unterzubringenden Fahrzeugen. Dadurch ergeben sich zum
Großteil die Dimensionen des Gebäudes. Der Durchmesser orientiert sich an den Außenkanten des jetzigen Ernst-ReuterPlatzes.
Neben den multifunktional nutzbaren Parkgeschossen mit einer angenehmen lichten Raumhöhe von 3,50 Metern und einer Breite von 16 Metern, gibt es auch von der Parkstruktur unabhängige Ringe mit einer Breite von zehn Metern. In diesen
thermisch geschlossenen Ringen befinden sich, an Privatheit nach oben hin zunehmend, eine Ebene mit diversem Einzelhandel für den täglichen Bedarf, universitäre Räume, wie Labs und Auditorien, ein Restaurant sowie ein Fitnessstudio. Im
obersten Ring befinden sich zwei verschiedene Wohnungstypen (60 und 100m2). Diese Funktionsringe können neben der
Erschließung durch die fünf Kerne auch jeweils individuell über die darunter liegende Parkebene erschlossen werden und
sich je nach Bedarf auf diesen doppelgeschossigen Bereich hin ausweiten.
Die einfache Stahlbetonstruktur des Entwurfs mit zum Teil überdimensionierten Stützen bezieht sich auf die Permanenz
und der damit einhergehenden möglichen Nutzungsveränderung des Gebäudes im Laufe der Zeit. So kann das Gebäude
auf neue Begebenheiten flexibel reagieren, Funktionen verändert, hinzugefügt oder entfernt werden.
Bei der Materialwahl haben wir uns bewusst für Beton entschieden, da das zwei- und dreidimensionale Potential von Beton
darin steckt, dass er als Struktur, Textur vielfältig formbar und dessen Fläche vielschichtig behandelbar ist. Auch konzeptionell entspricht dieser Werkstoff der oben genannten Permanenz, da Beton oft mit einem gewissen Ewigkeitsanspruch
assoziiert wird.
Der Ernst-Reuter-Platz als multifunktionaler urbaner Platz in der Mitte des Gebäudes.
Durch die ovale Ringform haben wir einen neuen Platz in der Mitte unseres Gebäudes geschaffen, welcher auf verschiedenste Weise genutzt werde kann. An normalen Tagen als urbaner Platz, als Platz für Märkte oder diverse Veranstaltungen
wie Open-Airs, Freiluftkino oder Konzerte.
Der Campus Charlottenburg hat dadurch ein sichtbares Zeichen nach Aussen bekommen, und einen Ort an dem eine
Aufgabe der Universität als Ort des gesellschaftichen Lebens zur Stadt hin repräsentiert werden kann.
Herunterladen