Kirchner bei den Azteken Präsident werden will

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118. Jahrgang Nr. 31.626
Sonnabend, 4. August 2007
Kirchner bei den Azteken
Kritik gegenüber den USA und Lob den Mexikanern
Buenos Aires (AT/tam) – „Diese Mauer ist eine Schande“, sagte
Präsident Néstor Kirchner letzten
Dienstag vor mexikanischen Parlamentariern. „Sie ist nicht nur
eine Frechheit gegenüber Mexiko,
es ist eine Beleidigung aller Lateinamerikaner.“ Das argentinische Staatsoberhaupt kritisierte
mit diesen Worten den US-Plan
zum Bau des rund 1150 Kilometer langen Grenzzauns zwischen
den USA und Mexiko, der die illegale Einwanderung eindämmen
soll.
Einen Tag davor, am Montag,
trafen sich Kirchner und die Präsidentschaftskandidatin Cristina
Fernández de Kirchner, die ihn auf
der dreitägigen Reise ins aztekische Land begleitete, mit dem
mexikanischen Präsidenten Felipe
Calderón im historischen Nationalpalast in Mexiko Stadt. Dort
unterschrieben die beiden Staatsherren das Abkommen der strategischen Vereinigung (AEE). Darin werden verschiedene bilaterale
Vereinbarungen festgehalten unter
anderem in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Politik. So
sollen Kommissionen gebildet
werden aus Mitgliedern beider
Calderón (links) und Kirchner im historischen
Nationalpalast in Mexico City.
Länder, die verschiedene Projekte ausarbeiten, um die Beziehungen zu festigen. Es wird etwa vorgesehen, die Bankgeschäfte untereinander zu vereinfachen.
Der linksgerichtete Kirchner
und Calderón der rechtsgerichteten Partei PAN (Nationale Aktion)
sparten nicht mit gegenseitigem
Lob. Das Einvernehmen schien
überaus gut zu sein, obwohl
Kirchner in 2006 bei den mexikanischen Präsidentschaftswahlen
den linken Kandidaten Andrés
López Obrador unterstützt hatte.
„In Mexiko haben Tausende Argentinier eine Heimat gefunden,
die vor der Militärdiktatur flüchten mussten“, sagte Kirchner dankend.
Vom AEE versprechen sich
beide Staaten insbesondere im
wirtschaftlichen Bereich größere
Gewinne. Allerdings hat bereits
ein anderes Abkommen den Handel zwischen Mexiko und Argen-
tinien in den letzten zwei Jahren
um 40 Prozent angehoben. Am
Mittwoch kam es bei einem Treffen mit verschiedenen mexikanischen Unternehmen zu einigen Investitionszusagen von rund zwei
Milliarden US-Dollar. Zahlreiche
Firmen haben die Absicht, neu in
den argentinischen Markt einzusteigen. Andere wollen ausbauen.
Dabei handelt es sich unter anderem um Hersteller von Autoteilen
oder Parfümerie und Unternehmen im Hotelwesen oder im Bereich Kommunikation.
Kirchner äußerte gegenüber
Calderón den Wunsch, das Mexiko als Mitgliedstaat im südamerikanischen Handelsblock Mercosur
eintritt. Ein Bitte, die sicherlich
nicht einfach und schnell zu erfüllen ist, da Mexiko mit den USA in
der nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA eingebunden ist.
Jetzt bereits sprachen sich aber die
beiden Länder in Sachen UNO
Unterstützung zu. Sie werden sich
vice versa die Stimme geben, wenn
es um die Wahl der nichtpermanenten Mitglieder im Sicherheitsrat geht. Mexiko will für die Jahre
2009 und 2010 kandidieren, Argentinien für 2013 und 2014.
Präsident werden will ...
Castells und Ripoll; Macri aber definitiv nicht
Buenos Aires (AT/tam) – „Ich werde für das Amt des Präsidenten nicht
kandidieren“, dies teilte Mauricio Macri in einem Schreiben mit. Der Chef
der Bewegung Republikanischer Vorschlag (PRO) hat auf Druck und
Wunsch seiner Anhänger diesen Entscheid diese Woche publik gemacht.
Er habe das bereits nach den Stadtwahlen gesagt, fügte er lakonisch bei.
Macri ist mit einem hervorragenden Resultat von 61 Prozent der Stimmen im Juni zum Stadtregierungschef von Buenos Aires gewählt worden. Anfang Dezember wird er das Amt antreten. Einige Politiker bedauern Macris Entscheid, da sie ihn als den ernsthaftesten Konkurrenten des
Präsidenten Néstor Kirchner ergo Cristinas einschätzten.
Unterdessen sind aber andere Kandidaturen für das Amt des Präsidenten verkündet worden. Raúl Castells, der bärtige Piquetero (Straßensperrer)
und Chef der Unabhängigen Bewegung der Rentner und Arbeitslosen
(MIJD) wird bei den Wahlen im Oktober antreten. „Ich will eine Art Fortsetzung von Evo Morales und Hugo Chávez in Argentinien sein“, sagte
der Mann, der sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt.
Mit Vilma Ripoll stellt die Linke eine erste Kandidatin auf. Es ist eine
Art „Vorkandidatur“, wie die Neue Linke Sozialistische Bewegung der
Arbeiter (MST-nueva Izqierda) mitteilt. Denn ihr Wunsch sei, dass die
linken Parteien gemeinsam einen Kandidaten aufstellen, um gestärkt anzutreten. „Diese Kandidatur ist gleichzeitig ein Aufruf“, sagte Ripoll bei
der nationalen Parteisitzung. Es ginge darum, eine „neue Linke“ zu bil-
den, um gegen die derzeitige Regierung anzukämpfen, dabei kritisierte
sie Néstor und Cristina Kirchner heftig.
Was nun fehlt, ist die Kandidatur des peronistischen DissidentenBlocks. Diesen Samstag wollen diese Regierungsgegner, welchen unter
anderem die früheren Präsidenten Carlos Saúl Menem, Ramón Puerta
und Adolfo Rodríguez Sáa angehören, den Kandidaten bestimmen. Erst,
wenn dieser bekannt ist, kann abgeschätzt werden, was von den kommenden Präsidentschaftswahlen zu erwarten ist. Bisher – wie mehrere
Umfragen zeigen – würde Cristina Kirchner mit mindestens 45 Prozent
im ersten Wahlgang gewinnen.
Sonnabend, 4. August 2007
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
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Cobos begleitet Cristina
Vize für die Präsidentschaftswahlen bestimmt
Buenos Aires (AT/tam) – Julio
Cobos wird als Vize Cristina
Fernández de Kirchner in den Präsidentschaftswahlen im Oktober
begleiten. Der Ingenieur und Gouverneur der westlichen Provinz
Mendoza verkündete dies am
Samstag der vergangenen Woche
in einem offiziellen Akt in Vicente López, Provinz Buenos Aires.
„Julio Cobos, noch mehr Kraft für
den Wechsel“, versprachen die
Worte auf einem Plakat neben der
großen Leinwand, die Bilder von
Cobos zeigte. Ein Slogan, passend
zu jenem von Cristina Kirchner:
„Der Wechsel beginnt erst.“ Verschiedene Details dieser Veranstaltung erinnerten an jene vor
mehr als zwei Wochen, als die
First Lady in der Stadt La Plata
ihren Wahlkampf eröffnete – vermutlich eine abgestimmte Sache.
Vor rund 5000 Personen, darunter Bürgermeister und Gouverneure aus dem ganzen Land, lobte Cobos die Regierung von Präsident Néstor Kirchner. Der 52Jährige hat von Anfang an – so-
Julio Cobos aus Mendoza (Mitte)
zwischen anderen Radikale-K-Gouverneuren.
zusagen ein Pionier - beim Aufbau der Front zur Bürgerlichen
Vereinbarung (Frente para la Concertación Cívica Plural) mitgewirkt, die am Samstag ebenfalls
bestätigt wurde. Dabei handelt es
sich um eine Splittergruppe der
Radikalen Bürgerunion (UCR),
eine Mitterechtspartei. Die Radikalen K (K wie Kirchner), wie die
Medien die Mitglieder der Split-
tergruppe nennen, wollen in den
kommenden Präsidentschaftswahlen Kirchners linksgerichtete Regierung unterstützen. Das argentinische Staatsoberhaupt dankt
dies mit dem Posten des Vize-Präsidenten.
Verräter!, nennt sie der andere
Flügel der UCR, der in den Wahlen dem ehemaligen Wirtschaftsminister Roberto Lavagna folgen
wird. Die Radikalen K würden Ja
sagen, so die Verärgerten, zu einer autoritären und intoleranten
Regierung. „Wir haben niemanden verraten“, sagte denn auch
Cobos in seiner Rede. „Wir wollen einfach die alten Parteistrukturen brechen, unsere Grundprinzipien haben sich aber nicht verändert.“
Weiter betonte Cobos, dass er
nach wie vor – wie er bereits vor
einem Jahr gesagt habe – mindestens zu 70 Prozent mit der Regierung Kirchners einverstanden
sei. Sicher, es gebe einige Dinge,
die in näherer Zukunft anzupakken seien. Er selber sehe sich im
Amt des Vizepräsidenten vorwiegend als Berater und Vermittler,
sagt der frühere Minister für Umwelt und Öffentliche Bauten in
Mendoza.
Der erste gemeinsame Wahlkampf-Auftritt von Cristina Kirchner und Julio Cobos wird Mitte
August im Stadion Luna Park in
der Stadt Buenos Aires über die
Bühne gehen.
Vizepräsidenten
Im derzeitigen Gerangel um die Kandidaturen für die allgemeinen
Wah-len vom 28. Oktober konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf
die Kandidaten für exekutive Ämter, insbesondere den Präsident der
Republik, ebenfalls die Gouverneure der Provinzen und die Bürgermeister der Gemeinden.
Indessen stehen ihnen auch Stellvertreter zur Seite, für die die Wähler ihre Stimmen abgeben. Neben jedem Präsidentschaftskandidaten figuriert der Anwärter auf die Vizepräsidentschaft auf dem Wahlzettel.
Vizepräsidenten sind laut argentinischer Verfassung Stellvertreter. Sie
übernehmen das Amt vorübergehend bei Auslandsreisen oder Krankheit des Staatschefs und ständig, wenn der Präsident stirbt, demissioniert oder abgesetzt wird.
In der argentinischen Geschichte ist das mehrmals eingetreten. Die
Vizepräsidenten haben in den meisten Fällen andere politische Akzente als ihre Formelpartner gesetzt. So war es 1890 der Fall bei Carlos
Pellegrini, der auf die Demission von Juárez Celman folgte, ferner 1895
José Evaristo Uriburu nach Luis Sáenz Peña, 1904 José Figueroa Alcorta nach Manuel Quintana, 1916 Victorino de la Plaza nach Roque
Sáenz Peña, 1940 Ramón Castillo nach Roberto M. Ortiz und zuletzt
1973 Maria Estela Martínez de Perón nach Juan Domingo Perón.
Normalerweise amtieren Vizepräsidenten als Vorsitzende des Senats
mit doppeltem Stimmrecht bei Stimmenpatt, ansonsten sie sich um die
Verwaltung des Senats kümmern und protokollarische Aufgaben übernehmen. Ob sie in politischen Entscheidungen auch Gewicht haben,
hängt vom jeweiligen Präsidenten ab, der seinem Vizepräsidenten auch
besondere Aufgaben übertragen kann. Vielfach entzweien sich beide
Formelpartner meist zu Lasten des Vizepräsidenten, der politisch abgeschoben wird.
So geschah es zuletzt mit dem derzeitigen Vizepräsidenten Daniel
Scioli, der erst vor einigen Monaten aus dem politischen Exil herausgeholt wurde, als ihn Präsident Kirchner zu seinem Kandidaten für das
Gouverneursamt der einflussreichen Provinz Buenos Aires kürte. Diese überraschende Ernennung brachte politische Früchte für Kirchner,
wie die Umfragen zeigen, die Scioli durchweg als Wahlsieger vorweg
nehmen, womit auch die Präsidentenwahl auf den gemeinsamen Stimm-
zetteln präjudiziert werden würde.
Für die kommenden Wahlen wurden zwei prominente Politiker der
radikalen UCR zu Vizepräsidenten justizialistischer Kandidaten angemeldet. Zuerst kündigte Roberto Lavagna, der sich als Parteijustizialist
ausgibt, allerdings bar jeder Prominenz in der Partei, den radikalen Senator für Jujuy und Parteivorsitzenden der UCR, Gerardo Morales, als
seinen Formelpartner an. Vergangenen Sonntag kürten die dissidenten
Radikalen K erwartungsgemäss den Gouverneur von Mendoza, Julio
César Cleto Cobos als den Formelpartner der Präsidentengattin Cristina Kirchner an, die bisher nur von ihrem Gatten als Kandidatin aufgestellt wurde, ebenso wie Cobos nur von seinen dissidenten Parteikommilitonen gekürt wurde. Die formelle Verkündung der Formel durch
eine oder mehrere Parteien steht noch aus.
Im Fall Lavagna/Morales beruht die Formel auf der Entscheidung
des Parteivorstandes der UCR, die vom Parteimacher und Expräsidenten Raúl Alfonsín empfohlen worden war. Die dissidenten Radikalen K
machen nicht mit, ebensowenig andere treue Parteiradikale, die auf
Margarita Stolbitzer hören. Sie stellt sich als Kandidatin für das Gouverneursamt in der Provinz Buenos Aires gegen den offiziellen Kandidaten Ricardo Alfonsín, Sohn des Expräsidenten. Deutlicher kann sich
die Spaltung der Partei in drei Gruppen nicht darstellen.
Cobos ist ein tüchtiger Gouverneur seiner Provinz, gelernter Ingenieur mit Erfahrung in Exekutivämtern, die seine Formelpartnerin Cristina Kirchner entbehrt. Er wäre somit in der Lage, jederzeit die Nachfolge anzutreten, was man anderen Kandidaten nicht unbedingt zutrauen kann. Als Sprecher der fünf radikalen K-Gouverneure und mehrerer
-Bürgermeister konnte Cobos seine Kandidatur anstandslos durchsetzen, als er auf einer Parteiversammlung im Vorort Vicente López gekürt wurde und damit die Spaltung der Partei vorerst besiegelte. Die
Entscheidungen der Parteiführung, die Dissidenten auszustossen, wurden von der Wahljustiz nicht akzeptiert, die offenbar auf die Regierung
hört.
Dissidenten bleiben Parteiradikale, obwohl sie sich bei anderen Parteien als Kandidaten melden. Paradox, aber echt argentinisch, weil kompliziert und undurchsichtig.
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Sonnabend, 4. August 2007
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WOCHENÜBERSICHT
Operation mit
Handy-Licht beendet
Der Schreck war groß, als der
für solche Fälle vorgesehene Generator in der Poliklinik Juan
Domingo Perón in der Stadt Villa
Mercedes der Provinz San Luis
nicht ansprang. Die Ärzte waren
dabei, den Blindarm eines 29-jährigen Mannes zu operieren, als ein
Stromausfall das ganze Spital für
etwa eine Stunde in Dunkelheit
versetzte. Die Familienangehörigen sammelten darauf von den
Leuten im Wartesaal Handys ein,
brachten sie in den Operationssaal
und spendeten mit den Handybildschirmen Licht. Die Operation
konnte ohne schweren Komplikationen beendet werden. Der Bruder des Blindarm-Patienten berichtete allerdings später, die Narkose des Operierten habe bereits
nachgelassen.
Deutsche Abgeordnete
besuchen Buenos Aires
Mitglieder des Ausschusses für
Arbeit und Soziales im Deutschen
Bundestag besuchen diese Woche
die Hauptstadt Buenos Aires. Die
Delegation besteht unter anderem
aus Ralf Brauksiepe und Stefan
Müller, beide von der Christlich
Demokratischen Union (CDU/
CSU), Klaus Brandner der Sozialdemokratischen Partei Deutsch-
lands (SPD) und Jörg Rohde der
Freien Demokratischen Partei
(FDP). Die Politiker werden sich
mit dem argentinischen Arbeitsminister Carlos Tomada, Parlamentariern sowie Unternehmern treffen und über die soziale Sicherheit,
Arbeitsbedingungen und den
Kampf gegen die Armut in Argentinien sprechen.
Vater der Autobahn
25 de Mayo gestorben
Osvaldo Andrés Cacciatore ist
im Alter von 85 Jahren eines natürlichen Todes gestorben. Der frühere Brigadier war beinahe während der ganzen Zeit der Militärdiktatur – von 1976 bis 1982 –
Bürgermeister der Stadt Buenos
Aires. Unter der Regierung von
Cacciatore wurden die ersten Autobahnen in der Metropole - die 25
de Mayo - und die Perito Moreno
gebaut, beide 1980 eingeweiht.
Der ehemalige Militär war sehr
umstritten. So siedelte er für seine
kostspieligen Bauprojekte, die
zum Teil nicht zu Ende geführt
wurden, zig Menschen um. Er
wollte ohnehin die Armensiedlungen in der Hauptstadt ausmerzen.
Weiter wird ihm vorgehalten, dass
sich während seiner Amtszeit immerhin fünf Geheimgefängnisse
der Militärdiktatur (1976-83) in
der Metropole befanden.
Randglossen
Auf Staatsbesuch in Mexiko vereinbarte Präsident Kirchner mit
seinem Kollegen Calderón eine pompös genannte strategische Allianz, deren Inhalt die argentinische Presse verschwieg. Sie war
dabei richtig beraten, denn die Allianz stellte sich als nichtssagend
heraus. Die gemeinsamen Strategien beider Regierungen betreffen
Fragen, die auch bilateral, wenn gewüscht, abgeklärt werden können, ohne sie in eine angebliche strategische Allianz zu kleiden. Eine
Empfehlung Kirchners, dass Mexiko als Vollmitglied in die Zollunion des Mercosur aufgenommen werden sollte, wurde umgehend
von einem Sprecher der brasilianischen Regierung zunichte gemacht, müsste doch Mexiko hierfür aus der Freihandelszone NAFTA mit USA und Kanada aussteigen. Sie hat Mexiko Wohlstand
und Wachstum beschert, was Mercosur mitnichten nachvollziehen
kann.
Ohne eine Formalisierung wie die angebliche strategische Allianz, haben sich Kirchner und Calderón verständigt, dass sie sich gegenseitig
und nacheinander als ständige Vertreter der Lateinamerika-Gruppe im
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen unterstützen werden. Brasilien
bemüht sich derweil vergebens um einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat in Vertretung der gleichen Ländergruppe, ebenso wie Deutschland,
Japan, Indien und Ägypten. Die Vereinbarung Kirchners und Calderóns
bedarf keines Staatsvertrages und wird solange funktionieren, wie es
beide Regierungen wollen. Sie haben damit Brasilien eine klare Absage erteilt. All das ist reine Schaumschlägerei, weil die Reform der UNOStatuten keine Mehrheit geniesst, so dass alles bleibt, wie es war. Nur
Argentinien und Mexiko werden sich gegenseitig unterstützen. Ohne
Statuten-Reform.
Vor Botnia-Einweihung
weiteres Treffen
In wenigen Wochen wird die
Zellstofffabrik Botnia in Fray Bentos am Ufer des Flusses Uruguay
in Betrieb gehen – was die Verhandlungen zwischen Argentinien
und Uruguay nicht vereinfacht.
Bereits zum dritten Mal trafen sich
diese Woche Vertreter der beiden
Länder, um im Papierfabrik-Streit
voranzukommen, dieses Mal in
New York. Die Gesprächsrunden
bringen allerdings kaum Lösungen. Argentinien insistiert weiterhin darauf, dass Botnia den Standort wechselt. Uruguay sagt Nein.
Noch vor Ende des Monats wollen sich die Parteien erneut treffen. Am Dienstag haben Umweltschützer und Bewohner der Stadt
Gualeguaychú, die gegenüber Fray
Bentos liegt, vor der finnischen
Botschaft in Buenos Aires protestiert.
Weltweit mehr
Argentinier im Knast
Im November des letzten Jahres saßen weltweit rund 1250 Argentinier in Gefängnissen außerhalb ihrer Heimat, zurzeit sind es
1600. Innerhalb von acht Monaten
ist die Zahl um 30 Prozent angestiegen. Am meisten argentinische
Häftlinge zählt Spanien mit 650.
Darauf folgen Uruguay mit 270
und die USA mit 190 Insassen.
Dies ist aus Unterlagen des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten von Argentinien zu entnehmen. Der größte Teil der Festgenommenen ist in Drogengeschäfte verwickelt. Dies betrifft
besonders jene, die in Spanien eingebuchtet sind.
Schule brannte
auf der Antarktis
Die einzige öffentliche argentinische Schule auf der Antarktis
ist Samstag vor einer Woche durch
einen Brand völlig zerstört worden. Das Feuer entfachte aufgrund
einer kaputten Heizung, die nicht
mehr abgeschaltet werden konnte.
Die erst zehnjährige Primar- und
Sekundarschule auf der Basisstation Esperanza zählt 16 Schüler.
Da gerade Winterferien waren,
kam niemand zu Schaden. Das
Material für das neue Gebäude
kann aufgrund der Eisdecken erst
im kommenden Sommer nach
Esperanza, Provinz Feuerland,
verschifft werden. Bis dahin werden die Kinder in den Räumlichkeiten der Militärbasis unterrichtet.
Argentinier
stürzt in den Tod
Was diesen jungen Touristen
dazu bewogen hat, ist noch unklar:
Ein 26-jähriger Argentinier kletterte in der Stadt La Paz in Bolivien
nackt die Fassade der Kirche San
Francisco hoch. Auf dem Platz vor
der heiligen Stätte hatten sich viele Menschen zu einem volkstümlichen Fest zusammengefunden.
Etliche Leute versuchten den Argentinier zur Vernunft zu bringen.
Kurz bevor er oben auf einer Art
Galerie angelangte, wo ihn jemand
am Arm packen und hochziehen
wollte, fiel der junge Mann aus
einer Höhe von rund 40 Meter in
die Tiefe und starb.
(AT/tam)
Wer alleine fährt, zahlt mehr
Buenos Aires (AT/tam) – Die Blechmasse, die auf der Autobahn
täglich zur Morgenstunde in die Metropole hineinrollt und sich nur
mühsam vorwärts bewegt, soll endlich reduziert werden. Das hat die
Stadtregierung von Buenos Aires entschieden und sich dafür eine
erste mögliche Maßnahme ausgedacht: Alle Lenker, die alleine im
Fahrzeug in die Hauptstadt fahren, sollen doppelt soviel zahlen wie
jene, die jemanden mitführen. Soll heißen: Wer alleine fährt, zahlt
beispielsweise auf der Autopiste „25 de Mayo“ vier Pesos Gebühr
pro Teilstrecke. Ab zwei Personen kostet es nach wie vor zwei Pesos
und ist das Fahrzeug voll besetzt, ab vier Personen, kann der Lenker
das Gebührenhäuschen passieren, ohne zu bezahlen.
Die Regierung wollte dieses neue Zahlsystem bereits im Mai umsetzen. Allerdings verlangte das städtische Überwachungsamt erst eine
öffentlich Anhörung. So diskutierten letzten Dienstag Politiker, Stadtbewohner und Experten über das neue mögliche Verfahren. Dabei
gab es viele Dagegen und eher wenige Dafür. Ricardo Lasca vom
Nationalen Komitee zur Verteidigung des Verkehrsteilnehmers sagte: „Es ist ein ungerechtes und diskriminierendes System.“ Er halte
es für besser, dass man lediglich jene belohnt, die mit einem voll
besetzten Auto unterwegs sind.
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Sonnabend, 4. August 2007
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AUSFLÜGE UND REISEN
Herbergen nicht nur für die Jugend
Herbergen kommen auch bei
uns immer mehr in Mode. Weil das
Niveau des Massentourismus sich
nach unten verlagert, sind preiswerte Unterkünfte zunehmend gefragt.
Wobei es nicht nur neue und
spartanisch eingerichtete Albergues gibt: sogar altehrwürdige Häuser wie etwa das Gran Hotel Uspallata ist seit jüngstem in eine preiswerte Unterkunft umgewandelt
worden, indem in den existierenden Zimmern Mehrfachbetten installiert wurden. Als großes Hotel
hatte dieses Logis keine Zukunftsaussichten mehr, denn bei den
guten Belagstraßen ist Mendoza
heute nur anderthalb Fahrstunden
entfernt, und auch Chile liegt einen Steinwurf weit. Grand Hotels
außerhalb der Metropolen scheinen ausgedient zu haben.
Außer dem Wechsel in Uspallata haben wir bei einer jüngst absolvierten Reise durch die argentinische Vorandenregion noch
zahlreiche andere, teils neue Herbergen entdeckt, die nun dem
Budget-Reisenden zur Verfügung
stehen.
So etwa in Barreal (San Juan)
bei „El Alemán“, geführt von Perla, Vicky und Berni, oder auch in
Guandacol (La Rioja) im Hostal
San Bernardo, eine alte Goldmühle, wo das deutsche Ehepaar
Die neu eingerichtete Herberge an der Drahtseilbahn in Chilecito.
Schroeder neben Unterkunft
gleichfalls mit deutscher Hausmannskost aufwartet (http://
www.arpyn.com.ar/hoteles.asp).
Im winzigen Flecken Huaco hat
kürzlich das Ecohostel aufgemacht
(www.ecohostel.com.ar), praktischerweise nicht weit von den
Schwefelthermen Agua Hedionda
gelegen, die man aufsuchen kann.
Und sogar in Pastos Chicos, ein
verlassenes Dorf aus Adobehäusern in der Puna von Salta, rund
4000
Meter
hoch
(www.pastoschicos.com.ar), findet
man eine anheimelnde Bleibe in geheiztem Ambiente, wenn außen die
Temperaturen unter Null sinken.
Echt etwas für Abenteuertourismus
pur.
In der Suchmaschine Google
kann man im Intermet unzählige
dieser Herbergen (http://
www.hostels.org.ar/, nicht immer
für Jugendliche) aufspüren, bevor
man auf Ferien oder große Fahrt
geht. So auch das von Schweizern
und Holländern geführte, ruhig
und schattig gelegene Hostel El
Rincón in Villa General Belgrano
( h t t p : / / w w w. h o s t e l s . o rg . a r /
hostel.asp?hostel_id=27), das neuerdings sogar ein schönes, großes
Schwimmbecken besitzt.
Die interessanteste Unterkunft
von allen indes ist das soeben er-
öffnete Albergue am Cablecarril
von Chilecito (La Rioja). Hier
wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der deutschen Firma
Bleichert (Leipzig) eine 35 Kilometer lange Drahtseilbahn vom
Bahnhof Chilecito zu den 4600
Meter hoch gelegenen Gold-und
Silberminen La Mexicana am Famatina gebaut. Nach wenigen Jahren wurde der Betrieb eingestellt,
doch die Anlagen sind noch einwandfrei erhalten. Nun hat die
Fremdenverkehrsbehörde an der
Station 2 zwei der alten Gebäude
hergerichtet, um Trampern und
Campern in einem einmaligen
Milieu zwischen Schienen, Kabeln, Loren, Dampfkesseln und
Schornsteinen die Möglichkeit zur
Übernachtung zu geben (Info:
http://www.larioja.gov.ar/municip i o s / m u - c h i / Tu r i s m o 2 0 0 6 /
turismochi.htm).
Marlú
Auftakt zur Apertura
Abgang vieler wichtiger Spieler nach Europe macht den Trainern Sorge
Buenos Aires (AT/jvm) - Endlich ist es wieder soweit. Freitagabend brachte das Spiel zwischen
Colón und Vélez den langersehnten Auftakt zur diesjährigen Apertura. An insgesamt 19 Spieltagen
zwischen diesem Wochenende und
dem 19. Dezember werden die
zwanzig Teams wieder um die
Halbmeisterschaft kämpfen. Neben den altgewohnten Teams kikken in der diesjährigen Saison die
Neuzugänge Olimpo (Bahía Blanca) und San Martin (San Juan) sowie Tigre und Huracán, die sich
in den Qualifikationsspielen gegen
Nueva Chicago und Godoy Cruz
(Mendoza) durchsetzen konnten,
mit. Abgesehen von den beiden
ehemaligen Erstliga-Mannschaften fehlen auch Quilmes und Belgrano (Cordoba). Spannung ist mit
Sicherheit wieder garantiert beim
Super-Clasico zwischen Boca Juniors und River Plate, der diese
Kaum haltbar: Juan Román Riquelme.
Saison am 13.Spieltag im Monumental-Stadion, dem heimischen
Rasen Rivers, stattfinden wird. Es
gibt also allen Grund, sich darüber
zu freuen, dass die langweiligen
Sonntage der letzten Wochen endlich wieder der Vergangenheit angehören.
Nichtsdestotrotz blicken viele
Trainer den kommenden Wochen
mit Sorge entgegen. Durch das
Transferfenster der letzten Wochen
trafen jede Menge großzügiger
Angebote für einige von Argentiniens besten Spielern ein, und letztendlich startet die Saison mit 52
ehemaligen Erstliga-Kickern weniger. Titelverteidiger San Lorenzo tritt dieses Wochenende ohne
seine Spitzenspieler Ezequiel Lavezzi und Cristian Ledesma an und
auch Rivers Trainer Daniel Passarella grübelt, wie er mit dem Team
endlich mal wieder einen Titel
holen kann. Sowohl sein Torhüter
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Sonnabend, 4. August 2007
Juan Pablo Carrizo wie auch sein
Torjäger Ernesto Farías sind abgewandert. Vélez muss nicht nur auf
Gastón Sessa und Lucas
Castromán verzichten, sondern
auch auf Spitzenspieler Mauro
Zárate, der mit 22 Millionen Dollar, der teuerste Spieler der Liga
ist und ab sofort in Qatar seine
Bälle kicken wird. Auch der FC
Bayern setzt auf Argentinier und
legte für den ehemaligen Estudi-
antes-Spieler José Sosa stolze 13.6
Millionen hin. Bei Boca sind Daniel Díaz und Clemente Rodríguez schon weg, während um Juan
Román Riquelme noch gefeilscht
wird. Ob der Villareal-Spieler, der
mit Boca die Copa Libertadores
geholt hat, noch 6 Monate bleiben
darf, ist momentan die große Frage für Trainer Miguel Russo und
ganz Boca. Die Trainer sind es
zwar gewohnt, dass nach jeder Sai-
Panamerikanische Spiele
Laue Bilanz für Argentinien
Letzten Sonntag sind die Panamerikanischen Spiele in Rio de Janeiro mit viel Festlichkeiten zu Ende gegangen. Die Argentinier sind
im Großen und Ganzen allerdings nicht so zufrieden. Obwohl letztes Wochenende die beiden Tenniscracks Eduardo Schwank und
Horacio Zeballos im Doppel noch Gold holten, schaffte es die Nation im Medaillenspiegel mit elf Goldmedallien nur auf Platz 7. Sieht
so aus, als muss für Peking 2008 noch geübt werden. (dpa/AT)
Auf die miese Tour
Von Julia von Mylius
Nach drei Wochen ist letzten Sonntag die 94. Tour de France zu
Ende gegangen. Diesmal war es der Spanier Alberto Contador, der
als erster auf der Pariser Champs Elysée die Zielgerade überfuhr. Ein
bisschen hat man das Gefühl, dass sowieso kaum noch einer übrig
war oder ist überrascht, dass die Tour überhaupt zu Ende gefahren
worden ist. Bei all den Skandalen interessierten Ergebnisse zum
Schluss sowieso nicht mehr.
An Negativschlagzeilen fehlte es jedenfalls nicht, und zu Recht
darf jeder Sportfan sich von der ganzen Veranstaltung für dumm verkauft fühlen. Wo früher bewundernd angefeuert wurde, wurde diesmal gefeuert: Sinkewitz, Rasmussen, Winokurow. Ein gutes Ergebnis war kein Grund zur Freude, sondern für die nächste Doping-Kontrolle. Aber im ganzen betrachtet, war diese Skandaltour vielleicht
doch nicht so schlecht. Schließlich stellt Doping im Radsport nicht
erst seit gestern ein Problem dar. Man hat sich endlich entschieden,
das Thema öffentlich anzupacken, klar Tisch zu machen und vorher
undenkbare Dinge sind passiert: Ganze Teams wurden ausgeschlossen, der Träger des gelben Trikots von seinem eigenen Sponsor zurückgepfiffen und einige “saubere” Fahrer verzögerten den Start, protestierten gegen Doping anstatt wie üblich gegen Doping-Kontrollen. Der Radsport macht sich sowieso auf zur nächsten Etappe aber
wenn diese Tour genutzt wird, um endlich mal aufzuräumen und auch
ein paar Köpfe rollen zu lassen, dann kommt vielleicht auch wieder
der Tag, an dem ein Sprintsieg mit Sekt anstatt Blutproben begangen
wird. Nach der Vorstellung haben Veranstalter, Sponsoren und Fahrer fast keine andere Wahl - denn so eine Tour läßt sich nächstes Jahr
nämlich sowieso keiner mehr bieten.
ARGENTINISCHE WIRTSCHAFT
Der frei benannte Dollarkurs betrug Freitag nachmittags $ 3,17. Die
Rofex Terminkurse betrugen zum 31.8.
$ 3,162, 1.10. $ 3,181, 31.10. $ 3,197,
30.11. $ 3,213, 2.1. $ 3,229 und 31.1.
$ 3,245.
***
Der Mervalindex stieg in der Berichtswoche zum Donnerstag um
1,5% auf 2.186,64, der Burcapindex
um 1,8% auf 7.783,64 und der Börsenindex um 1,7% auf 116.455,90.
***
Der durchschnittliche Rindfleischpreis (kg Lebendgewicht in
Liniers) stieg in der Berichtswoche um
2,5% auf $ 2,609.
***
Die Gold-, Devisen- und Anlagenreserven der ZB betrugen am
20.7.07 U$S 44,18 Mrd., der Banknotenumlauf $ 64,38 Mrd. Eine Woche zuvor waren es U$S 43,89 Mrd.
bzw. $ 65,44 Mrd., einen Monat zuvor
U$S 42,47 Mrd. bzw. $ 60,94 Mrd. und
ein Jahr zuvor U$S 26,18 Mrd. bzw. $
50,28 Mrd.
***
Der Deckungskoeffizient der Devisenreserven in Pesos zum Tages-
son die Glanzspieler des argentinischen Fußballes sich aufmachen
um bei den großen, und vor allem
großzügigen Clubs in Europa mitzumischen, aber anders als im Vergleich zu den Vorjahren fallen die
Neuzugänge wesentlich spärlicher
aus als sonst.
Zwar ist Rolando Schiavi nach
seiner Zeit bei Gremio wieder zu
Newell’s in die erste Liga zurückgekehrt, aber vergleichbaren Er-
5
satz für all die verlorenen Superstars gibt es keinen.
Wer allerdings den argentinischen Fußball kennt, weiß, dass
sich unter dem argentinischen
Nachwuchs bestimmt ein paar zukünftige Sternchen befinden, die
uns in den kommenden Wochen
überraschen werden. An der wichtigsten Komponente, der Leidenschaft, wird es bestimmt nicht fehlen.
140 Jahre Deutsches Hospital
Buenos Aires (AT/sny) - Was gut
ist, bleibt erhalten. Vor nunmehr 140
Jahren hat die deutsche Gemeinde in
Buenos Aires auf eine Cholera-Epidemie, die damals in der Stadt wütete, mit der Errichtung eines Krankenhauses reagiert. Seitdem hat sich das
Hospital Alemán zu einer der führenden gemeinnützigen Institutionen entwickelt, das trotz des Konkurrenzdrucks stets erfolgreich an der Verbesserung seiner medizinischen, technischen und personellen Leistungen
arbeitet. 38 Fachkräfte sind in den
letzten Jahren in verschiedenen medizinischen Bereichen im Ausland
ausgebildet worden. Das technische
Equipment wird beständig dem modernsten Stand der Technik angepasst. Allein für dieses Jahr lässt sich
die Anschaffung eines neuen Multisclice-Computertomographen erwähnen, der eine schnellere und bessere Auflösung von Aufnahmen gewährleistet, sowie eines Lasersystems, das bei der Bekämpfung von
Prostatakrebs besonders wirksam ist. Auch ein neuer Gebäudekomplex
für die Onkologie ist schon im Bau. Das langjährige Bestehen des Deutschen Hospitals ist Grund zu feiern. Deshalb wird für den 9., 10. und
11. August der Kongress “Una Visión Crítica de la Terapéutica Médica” im Sheraton Hotel organisiert.
(www.hospitalaleman.com.ar)
kurs, bezogen auf die monetäre Basis, betrug am 20.7.07 155,5%.
***
Die Zahl der Einheitssteuerzahler stieg 2006 um 19,4% auf 1,87
Mio. Die Einnahmen aus dieser Steuer werden auf $ 1,5 Mrd. veranschlagt,
sollte jedoch bei effektiver Kontrolle
wesentlich höher sein. Diese Kontrolle ist einfach, wird jedoch nicht vollzogen. Sie sollte an Privatfirmen abgetreten werden. Bei dieser Steuer wird
die Gewinnsteuer und die MwSt. durch
einen festen Betrag ersetzt, der pro
Monat gezahlt wird. Diese Beträge
sind der Inflation nicht angepasst worden, ebensowenig die Stufen, die bei
dieser Steuer vorgesehen sind.
***
Der Wirtschaftler Pablo Curat,
ehemaliger Berater von ZB-Präsident A. Prat Gay, wies in der Zeitung „Ambito Financiero“ darauf
hin, dass die ZB gegenwärtig der
Hauptschuldner der Banken ist,
wobei die Zinsen, die die ZB für die
Mindestreserven, für ZB-Wechsel
(Lebac und Nobac) und Swapgeschäfte zahlt, gleich 100% der Gewinne der Banken sind. Das bedeu-
tet, dass die Banken im Durchschnitt
bei ihren Geschäften mit der Privatwirtschaft nichts verdienen, was bedenklich erscheint.
***
Die Kammer der Schuhindustrie
gab bekannt, dass die Produktion
von 37 Mio. Paaren 2003 um 140%
auf 89 Mio. in diesem Jahr gestiegen ist. Insgesamt werde der Konsum
2007 bei 108 Mio. Paaren liegen,
durchschnittlich drei pro Einwohner.
Im 1. Halbjahr 2007 nahm der Schuhimport um 16% zu. Bei Lederschuhen
befriedigt China schon 23% der Nachfrage. Sportschuhe, die aus Brasilien
eingeführt wurden, kommen jetzt wegen der Aufwertung des Real in geringeren Mengen. Diese Industrie rechnet für 2007 mit Investitionen von etwa
u$s 100 Mio.
***
Der Rindfleischkonsum ist gemäss Angaben der Kammer der Industrie und des Handels von Rindfleisch (Ciccra) im 1. Halbjahr 07
um 7,9% auf 1,3 Mio. t gestiegen,
der höchste Wert der letzten 12 Jahre. Im Juni 07 lag der Konsum pro
Kopf mit 65,5 kg um 7% über Juni 06.
Sonnabend, 4. August 2007
Der gestiegene Konsum wurde mit einer um 98.745 t höheren Fleischproduktion befriedigt, wobei der Export
unverändert blieb. Ciccra warnte über
den Abbau des Kuhbestandes, der
schon drei Quartale andauert.
***
Der Verband der Kfz-Agenturen
ACARA gab bekannt, dass im Juli
48.000 neue Kfz eingetragen worden
sind, 25% mehr als im gleichen Vorjahresmonat, davon etwa 20.000 in der
Bundeshaupstadt und Umgebung.
***
Der Strompreis für die Grossindustrie lag laut Cammesa (dem
Staatsunternehmen, das den Grossistenmarkt für Strom betreibt) um
29% über dem Durchschnitt von 06.
Von $ 92,15 je KWh ging der Preis auf
$ 118,89 über. Dem reine Tarif müssen noch $ 5,47 für den Elektrizitätsfonds, $ 3,60 für die Finanzierung der
zwei neuen Kraftwerke und der Aufschlag hinzugefügt werden, der für den
Konsum gezahlt wird, der den von 05
übersteigt. Im Juni mussten die Unternehmen für diesen zusätzlichen Strom
$ 350,2 je MW bezahlten, fast doppelt
so viel wie der Grundtarif. Die Industrie beklagt sich, dass ausser der
Stromverteuerung ab Mai Stromsperren eingeführt wurden, die sich direkt
auf die Produktion ausgewirkt haben.
***
Im Juni trafen in Ezeiza 157.481
ausländische Touristen ein, 24,1%
mehr als im gleichen Vorjahresmonat, gab das Tourismussekretariat
bekannt. 45.432 Touristen kamen aus
Brasilien, 21.284 aus den USA, 17.674
aus Chile, 9.542 aus Perú und 8.541
aus Spanien.
***
Die Regierung der Stadt Buenos
Aires hat dem Stadtparlament eine
Gesetzesvorlage vorgelegt, durch
die die Ausgaben für öffentliche
Bauten dieses Jahr um $ 388 Mio.
verringert und die Einnahmen um
$ 200 Mio. zusätzlich erhöht werden.
Letzteres beruht auf einem Moratorium für Steuerschulden bis zum
31.12.06, die sich vornehmlich auf die
städtischen Steuern auf den Bruttoumsatz und auf Immobilien beziehen. Die
Stadtregierung rechnet, dass von den
geschuldenten $ 1 Mrd. vor Ende des
Jahres 20% gezahlt werden. Ausserdem werden Ausgabenposten verlegt,
da die laufenden Ausgaben dieses Jahr
um $ 583 Mio. höher als im Budget
vorgesehen ausfallen werden.
***
Im Juli sind die Notierungen argentinischer Wertpapiere stark zurückgegangen. Von den Bonds, die
aus der Umschuldung hervorgegangen
sind, sank der Discount in u$s, mit
Gerichtsbarkeit in New York, um
13,27%, der Par Bond in u$s (NY) um
12%, der Coupon, der an das BIP gebunden ist, um 11,15% und der Par-
Eröffnung am Tag der
Deutschen Einheit:
www.allesdeutsch.com.ar
...für alle, die es deutsch mögen.
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Bonds in Pesos um 10,42%. Nur der
Cuasipar-Bond, mit CER-Wertberichtigung sank nur um 1,73%, weil der
grösste Teil dieser Titel im Besitz der
Rentenkassen (AFJP) ist, die nicht verkaufen. Der Merval-Aktienindex ging
um 0,5% zurück, aber mit grossen Unterschieden: während Telecom um
9,84% sank, stiegen Tenaris um 4,2%,
Petrobras Brasil um 12%, Molinos Rio
de la Plata um 32% (wegen Gerüchten
über eine Übernahme der Firma). Von
den Energieunternehmen stiegen die
Aktien von Central Puerto um 19%,
von Gas BAN um 8,9% und von Edenor um 8,9%. Positiv war die Entwicklung bei Gold und, in Dollar berechnet, beim Euro, ferner auch bei Fristdepositen.
***
Die Preise für landwirtschaftlichen Boden in der Pampa-Gegend
sind in diesem Jahr etwa 10% gestiegen und liegen um etwa 25%
über denen vor 12 Monaten. Ein
Hektar in der guten Maisgegend (Pergamino, Colón, Rojas) wird zu u$s
8.700 bis u$s 9.000 gehandelt, mit
Ausnahmefällen von über u$s 10.000.
Land für Weizenanbau in Tres Arroyos, Lobería und Necochea wurde zu
u$s 3.400 bis u$s 3.500 gehandelt, und
Land für Viehmästung in General
Villegas zu u$s 4.000. In schlechteren
Gegenden, besonders denen, die eventuell überschwemmt werden, liegen die
Preise unter u$s 1.000. Vor wenigen
Jahren lagen all diese Preise unter der
Hälfte der gegenwärtigen Werte.
***
Der Unterstaatssekretär für öffentliche Einnahmen der Provinz
Buenos Aires, Santiago Montoya,
schätzte, dass in der Provinz zwischen 15.000 und 20.000 „Swimming-Pools“ nicht angegeben worden
seien. Allein in 9 geschlossenen Vierteln in San Isidro seien 330 ermittelt
worden.
***
Der Präsident des Verbandes der
Zuckerindustrie („Centro Azucarero Argentino“), Jorge Zorreguieta, erklärte, die Zuckerproduktion
werde dieses Jahr wegen extremer
Kälte und Strommangel mit 2,1 Mio.
t um 7% unter dem Vorjahr liegen.
Die Industrie besteht aus 23 Fabriken,
und die mit Zuckerrohr bebaute Fläche beträgt 265.000 ha. Insgesamt beschäftigt die Zuckerwirtschaft direkt
40.000 Personen.
***
Am Mittaoch hat das Arbeitsministerium die obligatorische Schlichtung in der Fischerei in Santa Cruz
verfügt, durch die während 15 Tagen nicht gestreikt werden darf. Die
Gewerkschaft hat daraufhin den seit
einem Monat bestehenden Streik aufgehoben, der von Gewaltmassnahmen
begleitet wurde, wie die Zertrümmerung von Büros von Fischereifirmen.
***
Bei der Generalversammlung
von Aguas Argentinas S.A, die die
Konzession für die Wasserversorgung im Raum von Buenos Aires
und Umgebung hatte, die ihr von der
Kirchner-Regierung entzogen wur-
6
Hohe Zunahme der
Steuereinnahmen im Juli
Die gesamten Steuereinnahmen des Nationalstaates, einschliesslich
Zöllen, Sozialabgaben und Gebühren, lagen im Juni mit $ 17,47 Mrd.
um 37,7% über dem gleichen Vorjahresmonat und um 3,1% unter Juni.
Es handelt sich um die grösste interanuelle Zunahme seit Dezember
2005. Auch wenn man die wirkliche Inflationsrate auf 15% veranschlagt,
ergibt sich eine reale Zunahme von 22%, die vorwiegend auf die gute
Konjunktur zurückzuführen ist.
Der Erlös der MwSt. lag mit $ 5,62 Mrd. um 48,7% über dem Vorjahr. Dabei war der Betrag der vom Zollamt einbehalteten MwSt. um
51,5% höher, was eine starke Zunahme der Importe zum Ausdruck
bringt. Der Erlös der MwSt. steigt über dem des BIP, weil bei guter
Konjunktur der Anteil von Gütern am Gesamtkonsum, die die Steuer
nicht oder nur wenig hinterziehen, stark zunimmt. Das bezieht sich auf
Kfz, Haushaltsausrüstungen, Computer und Unterhaltungselektronik.
AFIP-Direktor A. Abad wies darauf hin, dass der mit Kredit- oder
Scheckkarten bezahlte Verkauf in einem Jahr zum Juli 2007 um 43%
gestiegen sei, wobei es dabei keine Hinterziehung gibt.
Die Einnahmen aus der Gewinnsteuer lagen mit $ 3,39 Mrd. um
29,4% über dem Vorjahr. Auch hier hat die überproportionale Zunahme eine Erklärung: einmal steigen die Unternehmensgewinne allgemein
überporportional, dann hat die Landwirtschaft mehr verdient, und
schliesslich wirkt sich die kalte Erhöhung der Besteuerung aus, die durch
das Ausbleiben der Wertberichtigung von Bilanzen und die nominell
unverändete Progression bei physischen Personen entsteht.
Die Exportzölle ergaben $ 1,64 Mrd., 31,9% mehr als im Vorjahr,
was durch die hohen Exporte von Mais und Sojabohnen, zu hohen Preisen, herbeigeführt wurde. Die Importzölle ergaben $ 602,7 Mio., um
42,7% mehr als im Vorjahr. Der Import wächst stärker als der Export,
wobei auch viel mehr aus China importiert wird, wobei diese Importe
im Gegensatz zu denen aus Brasilien, die Zölle zahlen.
Die Steuer auf Giro- und Sparkontenbewegungen ergab $ 1,23 Mrd.,
um 25,2% mehr als im Vorjahr. Die Zunahme übersteigt die des BIP zu
laufenden Werten, was sich mit der Ausweitung der Zahlungen über
Kredit- und Scheckkarten zusammenreimt, bei denen 3 Punkte, bzw. 5
Punkte der MwSt. zurückerstattet werden. Diese Rückzahlungen machten im Juli laut Abad jährlich etwa $ 1 Mrd. aus, ganz 07 voraussichtlich sogar $ 1,3 Mrd.
Die Unternehmensbeiträge zu den Pensionskassen lagen mit $ 2,64
Mrd. um 34,7% über dem Vorjahr, und die persönlichen Beiträge zum
staatlichen Rentensystem lagen mit $ 1,52 Mrd. um 30,6% höher. Hier
wirken sich Lohn- und Gehaltserhöhungen, gestiegene legale Beschäftigung und auch die Raten des Moratoriums aus, das für die neuen Pensionäre gilt, die die Altersgrenze überschritten haben, jedoch keine oder
nur einen Teil der Beiträge geleistet haben. Diese Einnahmen der ANSeS werden mit einem Teil der Beträge gezahlt, die das Amt an die
neuen Pensionäre zahlt, so dass es sich im Wesen nicht um echte Einnahmen handelt.
In 7 Monaten liegen die AFIP-Einnahmen mit $ 109,50 Mrd. um $
11,6 Mrd. über dem Plansoll und um 32% über dem Vorjahr.
de, wurde für 06 ein Verlust von $
83,4 Mio. ausgewiesen, nach einem
von $ 737,9 Mio. im Jahr 05, was das
Unternehmen zwang, einen Vergleich vor Gericht zu beantragen.
Die Mehrheitsaktionäre, die französische Suez und die spanische Aguas der
Barcelona, haben beim ICSID (dem
Schiedsgericht der Weltbank) eine Entschädigung von u$s 1,7 Mrd. gefordert.
Bei der Generalversammlung wurde
die Verantwortung des argentinischen
Staates für die Aufhebung der Konzession betont, wobei jedoch die Minderheitsaktionäre, die Banco Galicia und
die Belegschaft, damit nicht einverstanden waren, da sie Repressalien der
Regierung befürchten.
***
Der Verband der Kfz-Agenturen
teilt mit, dass der Verkauf neuer
Einheiten im Juli mit 49.595 Kfz um
36,6% über dem gleichen Vorjahresmonat lag, wobei die Zunahme in
7 Monaten 07 22,6% betrug. Es handelt sich um einen neuen Rekord, der
über Juli 1998 mit 44.497 Einheiten
lag. Für ganz 07 rechnet der Verband
mit über 520.000 verkauften Kfz, mehr
als der bisherige Rekord, der 1994 mit
508.000 Einheiten erreicht wurde.
***
Die Möbelfabrik Ricchezze hat
eine Investition von $ 12 Mio. in ihrer Fabrik in Cañada de Gomez,
Provinz Santa Fé, angekündigt, um
die Produktionskapazität zu verdoppeln, bei Erhöhung der Belegschaft von
130 Personen um bis zu 50%.
***
Sonnabend, 4. August 2007
Präsident Kirchner erklärte in
Méxiko, dass die erhöhte Entlassungsentschädigung (150% statt des
normalen Betrages) nicht mehr gilt.
Ein Sprecher des Arbeitsministeriums
erklärte, die Zusatzentschädigung werde automatisch aufgehoben, wenn die
Arbeitslosigkeit unter 10% liegt. Das
Arbeitsminister hat jedoch den Fall
nicht geklärt; Minister Tomada hatte
versprochen, dies per Dekret zu klären, sein Versprechen jedoch nicht
erfüllt.
***
Durch Dekret 1035 des Regierungschefs der Stadt Buenos Aires,
Jorge Telerman (städtisches Amtsblatt vom 1.8.07), wurde die Anwendung des städtischen Gesetzes, das
eine Kontrolle der Wirkung auf die
Umwelt und der Verfügbarkeit über
öffentliche Dienste bei neuen Bauvorhaben verfügt, auf Juli 08 vertagt. 200 Bauten mit insgesamt 5.000
qm, die schon beantragt wurden, dürften somit jetzt genehmigt werden. Weitere 1.500, mit einer geringeren Gesamtfläche, befinden sich schon in
Bau. Der Bezirk Caballito steht mit
158.831 qm an erster Stelle, gefolgt
von Palermo mit 137.813 qm, Belgrano mit 125.617 qm und Villa Urquiza
mit 112.962 qm.
***
Die Zeitung „El Cronista“ meldet, mit Berufung auf interne INDEC-Quellen, dass die Berechnung
des Indices der Konsumentenpreise im
Juli, ohne die Zahlen zu frisieren, eine
Zunahme von 1,6% ergeben habe.
***
Am Freitag zahlte das Schatzamt
eine Amortisationsquote der Titel
Boden 2012 in Höhe von u$s 2,53
Mrd. Dabei wurden Mittel eingesetzt,
die das Wirtschaftsministerium bei der
ZB in Dollar angesammelt hatte.
PERSONALNACHRICHTEN
Todesfälle
Hermann Thost, am 6.7.
Erich Kunath, am 28.7.
Paul Weinberg
Osvaldo Armindo Meyer
Geburtstage im
Altersheim „Los Pinos“
Grinner Jaime, 96, am 7.8. Ramirez Maria Ester, 89, am 8.8
Lange Julia geb. Druskus, 89,
am 10.8. Lang Fernando, 74,
am 10.8. Kirchhoff Ilse, 85, am
14.8. Ölsner Herta Elisa, 98,
am 14.8. Alvarez Irma, 93 am
20.8. Slonitz Renata, 96, am
20.8. Plesky Astrid, 93, am
21.8. Quispes Maria, 89, am
21.8. Gomez Maria Perpetua,
94, am 22.8. Meniga Catalina,
75, am 24.8, Zerbe Elsa, 92, am
31.8.
Todesfälle
Klempau Enriqueta, 86, am
29.6. Mausbach Maria, 79, am
28.7.
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
***
Hugo Chávez, Präsident von Venezuela, wird voraussichtlich am
Montag in Buenos Aires eintreffen,
und bei dieser Gelegenheit den Kauf
von argentinischen Staatspapieren
in Höhe von u$s 1 Mrd. bekanntgeben. Zunächst soll eine Ausgabe von
u$s 500 Mio. in Boden und in einigen
Wochen eine weitere von ebenfalls u$s
500 Mio. gezeichnet werden. Es wurde noch nicht geklärt, ob es sich um
einen direkten Kauf von Staatspapieren handelt, oder ob diese zusammen
mit Staatstiteln von Venezuela den sogenannten „Bonds des Südens“ bilden
werden.
***
Die Sojabohne wurde an der
Börse von Rosario am Donnerstag
zu $ 648/650 je t gehandelt, dem
höchsten Preis seit im Dezember 03
$ 654 erreicht wurden. In Chicago
wurden Sojabohnen zu steigenden
Preisen gehandelt, nachdem befürchtet wird, dass die hohen Temperaturen
die Sojapflanzungen im mittleren Westen der USA schädigen.
***
Die Weltbank hat der Provinz
Chubut einen Kredit von u$s 7 Mio.
für die Errichtung von 1.500 Stromanlagen mit Windantrieb gewährt.
Die Provinzregierung hat seit zwei Jahren ein Programm in Gang gesetzt, um
Windanlagen in Landbetrieben
einzurichten.
***
Der Verband der Weinindustrie
„Corporación Vitivinícola Argentina“ teilt mit, dass México sich bei
den Gesprächen, die im Rahmen des
Kirchner-Besuches geführt worden
sind, bereit erklärt habe, die Zollsätze für argentinischen Wein, für
Trauben und für Rosinen zu senken.
Gegenwärtig beträgt der Satz für Weine 16% (und Argentinien fordert 6%),
und für Weintrauben 45%.
***
Gemäss INDEC-Zahlen lag die
Stromerzeugung im ganzen Land im
Juni um 1,13% über Juni 06 und um
5,1% unter Mai 07. Die Stiftung Fundelec hat berechnet, dass im Juni die
Stromnachfrage um 7,3% höher als im
Vorjahr war, was der Grund für Stromsperren war. Im 1. Halbjahr 07 lag die
landesweite Stromerzeugung um 2,2%
über dem Vorjahr.
***
Die italienische Baufirma Impregilo hat beim ICSID, dem Schiedsgericht der Weltbank, eine Klage in
Höhe von u$s 100 Mio. gegen Argentinien eingebracht, wegen Verletzung des bilateralen Investitionsabkommens mit Italien. Impregilo besass 43% der Konzessionärin des Wasserdienstes AGBA (Aguas del Gran
Buenos Aires), deren Vertrag Anfang
06 vom Gouverneur Solá gekündigt
wurde, mit dem Argument, dass der
Dienst mangelhaft sei. AGBA wies
darauf hin, dass die Pesifizierung des
Vertrages, mit Einfrierung der Tarife,
eine Neuaushandlung des ganzen Vertrages notwendig mache.
***
Die Firma Angel Estrada hat den
7
Die Einkommenssteurreform
Am Freitag der Vorwoche kündigte die Regierung eine Senkung der
Besteuerung von Löhnen und Gehältern an, die auch für Pensionen und
Hinterbliebenenrenten gilt, die für die unteren Stufen höher und für die
höheren niedriger ist, und ab einem Gehalt von $ 17.000 pro Monat
aufhört. In Argentinien wird diese Steuer seit 1973 Gewinnsteuer benannt, obwohl es widersinig ist, Arbeitseinkommen als Gewinn einzustufen, und diese Steuer international als Einkommenssteuer bezeichnet wird. Vor 1973 hiess sie „Steuer auf den Erlös“, auf spanisch, „impuesto a los réditos“; das Wort war vom italienischen „reddito“ übernommen worden, nachdem in den 30er Jahren, als die Steuer geschaffen wurde, der Begriff des Einkommens, der vom englischen Wort „income“ übernommen wurde, noch nicht verwendet wurde.
Die Reform, die durch Dekret 1026/07 dem Kongress zugeleitet wurde, etwa 600.000 Arbeitnehmer von der Steuer vollständig befreit, für
andere eine Verringerung der zu zahlenden Steuer um 9% bis 12% bedeutet, und das Schatzamt um die $ 1,5 Mrd. im Jahr kosten wird, bezieht sich auf folgende Aspekte:
z Für ledige Arbeitnehmer wird der gesamte steuerfreie Betrag von
$ 2.769 monatlich ($ 36.000 jährlich) auf $ 3.346 (bzw. $ 43.500) erhöht. Für verheiratete mit zwei minderjährigen Kindern wird der steuerfreie Betrag von $ 3.692 ($ 47.700 jährlich) auf $ 4.577 (bzw. $ 59.500)
angehoben.
z Für Löhne und Gehälter unter brutto $ 7.000 pro Monat wird die
Erhöhung abgeschafft, die im Jahr 2000 (Regierung De la Rua, Wirtschaftsminister Machinea) eingeführt wurde. Bei höheren Löhnen und
Gehältern, bis zu $ 221.000 pro Jahr, bleiben die Abzüge unverändert.
z Für selbstständig Tätige bleibt das steuerfreie Minimum unverändert bei $ 1.250 monatlich und $ 15.000 jährlich. Auch bei Einheitssteuerzahlern gibt es keine Änderung.
z Die Familienabzüge werden um 33% erhöht: für die Eehefrau von
$ 6.000 auf $ 8.000 und für jedes Kind von $ 3.000 auf $ 4.000 pro
Jahr.
z Die Sonderabzüge werden von $ 28.500 auf $ 36.000 erhöht. Dies
ist im steuerfreien Betrag inbegriffen, wobei das steuerfreie Minimum
nicht erhöht wurde, nachdem es 2006 schon um 20% angehoben worden war.
z Die neuen Steuersätze gelten ab 1.1.07, so dass bei denjenigen,
bei denen die Steuer gemäss den bisherigen Sätzen einbehalten wurde,
die entsprechenden Beträge (angeblich im September) rückerstattet
werden.
Verkauf ihrer Abteilung „Editorial
Estrada“ an die deutsche Macmillan Publishers abgeschlossen, der vor
zwei Monaten angekündigt worden
war.
***
Im Dezember 05 betrug die
Staatsschuld in Form von Pesos mit
CER-Wertberichtigung (die faktisch der Zunahme des Indices der
Konsumentenpreise entspricht)
umgerechnet u$s 53,61 Mrd. Die
Differenz zwischen der CER-Zunahme und der Abwertung hat diese
Schuld inzwischen um u$s 7 Mrd. erhöht. Jeder Punkt der CER-Zunahme
erhöht die Schuld um $ 1,9 Mrd., und
in Dollar um u$s 600 Mio. minus die
prozentuale Abwertung in der gleichen
Periode. Würde die Abwertungsrate
gleich der Zunahme des Indices der
Konsumentenpreise sein (was bisher
nicht der Fall war), so würde der CER
in Dollar keine Wirkung haben. Es war
offensichtlich ein grosser Fehler des
damaligen Wirtschaftsministers Lavagna, die Staatsschuld so stark auf
Pesos mit CER-Indexierung zu verlegen, zu einem Zeitpunkt, da der reale
Wechselkurs anormal hoch war und
voraussichtlich zurückgehen musste.
Die Fälschung des Indices der Konsumentenpreise hat eine noch grössere
Zunahme der Staatschuld verhindert,
solange dies nicht berichtigt wird, direkt oder auf Anordnung der Justiz.
***
Das Zollamt hat den Mindestwert, auf den der Zollsatz berechnet wird (bisher Referenzpreis und
jetzt Kriteriumpreis benannt) bei
Handtaschen erhöht, kleine Taschen
aus Kunststoff können zu u$s 0,20
je Einheit eingeführt werden, grössere, aus Textilfasern und/oder Leder zu u$s 5,40. Bisher wurden Preise von u$s 0,10, bzw. u$s 1,35 angegeben. Die Massnahme betrifft besonders Importe aus China. 06 wurden
über 12 Mio. Handtaschen importiert,
90% davon aus China und 8% aus Indien. Im ersten Halbjahr betrugen die
Importe schon 50% dieser Menge, bei
steigender Tendenz, so dass für ganz
07 mit 16 Mio. Einheiten gerechnet
wurde.
***
Die ZB hat auf die Krise der Vorwoche sofort reagiert. Einmal wurden die Banken autorisiert, ihre Mindestreserven als Durchschnitt des Bimesters Juli-August zu berechnen,
Sonnabend, 4. August 2007
womit viele Banken von der Last befreit wurden, Mittel auf dem Markt
aufzunehmen. Zum zweiten bot die ZB
Callgeld zu 13,5% jährlich an, die
Hälfte des Satzes vom Freitag der Vorwoche; danach bot die Banco Nación
diese Mittel zu 14% an; Schliesslich
kaufte die ZB Lebac-Wechsel für $ 115
Mio. vorzeitig und hob gleichzietig die
für Dienstag vorgesehene Ausschreibung auf.
***
Die Beanspruchung öffentlicher
Dienste lag im Juni gemäss der monatlichen INDEC-Statistik um
29,4% über Juni 06, um 5,1% über
Mai und im 1. Halbjahr um 16%
über dem Vorjahr, was auf die Mobiltelefonie zurückzuführen ist, bei
der die Gespräche im Juni um
28,4% höher als im Vorjahr lagen,
und um 7,2% gegenüber Mai und
im 1. Halbjahr um 27,7% über dem
Vorjahr, wobei die Zahl der verwendeten Telefone im Juni um 41,8%
über dem Vorjahr lag. Beim festen
Telefondienst lag die Zahl der städtischen Gespräche im Juni um 9% über
dem Vorjahr, und die Gespräche zwischen Städten waren um 13,6% höher.
Der Stromkonsum lag im Juni um 0,9%
über dem Vorjahr, und im 1. Halbjahr
um 3,5% über dem Vorjahr, der von
Wasser um 10,4%, bzw. 4,4% höher.
Hingegen lag die Gaslieferung um
1,9%, bzw. 0,9% niedriger als im Vorjahr. Der städtische Eisenbahnverkehr
nahm im Juni im interanuellen Vergleich um 1,9% ab, der Verkehr zwischen Städten nahm um 31,1% ab, und
der der U-Bahn um 0,3%. Die Omnibusse transportierten hingegen 3,5%
mehr Passagiere und die Flugzeuge um
21,6% mehr.
***
Der Industrieverband „Unión
Industrial Argentina“ warnt vor den
zunehmenden Importen aus China.
Während die bilaterale Handelsbilanz
bis zu diesem Jahr positiv für Argentinien war, war sie in den ersten 4 Monaten 2007 um u$s 210 Mio. negativ,
bei Exporten von u$s 1,04 Mrd. (plus
10%) und Importen von u$s 1,25 Mrd.
(plus 54%). Bei dieser Tendenz werde
China bald Brasilien als Hauptlieferant
verdrängen, wobei in Brasilien China
schon Argentinien als Lieferant übertroffen hat.
***
Die Regierung der Stadt Buenos
Aires hat 6 Firmen der Textilbranche vor Gericht verklagt, weil sie angeblich Bekleidungsstücke und
Sportschuhe in Werkstätten herstellen lassen, die keine Genehmigung
haben und Schwarzarbeiter und
Ausländer ohne Dokumente beschäftigen. Es handelt sich um die
Unternehmen Textil Delos, Unisol
(Marke Puma), Distrinando (Le Coq
Sportif und Arena), Royal Denim, Alpargatas Calzados (Topper) und Fila
Argentina. 06 hat die Stadtregierung
aus dem gleichen Grund schon Klagen
gegen Kowsef (Kosiuko), Cheeky und
Gilmer (Soho) eingereicht.
***
Der Gouverneur von Córdoba,
José Manuel de la Sota, hat die Min-
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
destpensionen für das provinzielle
Rentensystem (das sich nur auf Provinzbeamten bezieht) auf $ 800 angehoben und ausserdem bestimmt,
dass die 31.000 Rentner 82% des
Gehaltes als Pension erhalten, das
den entsprechenden Beamten gezahlt wird. Der Koeffizient von 82%
war 1995 per Dekret abgeschafft worden, wurde dann vom Obersten Gerichtshof der Provinz wieder
eingeführt.
***
20 Unternehmen haben schon bestätigt, dass sie eigene Fabriken im
neuen Industriepark in Perez, Provinz
Santa Fé, errichten werden.
***
Die Supermarktkette „La Anónima“, die in Patagonien tätig ist,
kündigte die Eröffnung von 7 Filialen in diesem Jahr an: in Rincón de
los Sauces (Neuquén), Ushuaia (Feuerland), Trevelin (Chubut), Bariloche
(Rio Negro), Puerto Madryn und Rada
Tilli (Chubut). Ebenfalls soll die Filiale in Rio Grande (Feuerland) erneuert werden.
***
Die Wirtschaftszeitung BAE, die
seit ihrer Übernahme durch Sergio
Spolsky extrem regierungsfreundlich ist, berichtet, dass in der Regierung an einem Steuerprojekt gearbeitet wird, das sich auf die Abschaffung der Steuerfreiheit für finanzielle Aktiven und Kapitalgewinne
(Differenz, die beim Verkauf von
Aktien u.a. Wertpapieren erzielt
wird) bezieht. Dabei wird mit einem
Jahreserlös von $ 2,5 bis $ 3,5 Mio.
gerechnet.
***
YPF, Petrobras und Esso bestätigten, dass sie Preise für Brennstoffe auf die Werte zurückgeführt haben, die sie am 30. Juni mit Staatsekretär Moreno vereinbart haben.
***
Der Medienkonzern Clarín, der
die gleichnamige Zeitung und auch
La Razón herausgibt, den Fernsehkanal 13, den Rundfunksender Radio Mitre, das Kabelfernsehunternehmen Multicanal betreibt und insgesamt um die 80 Unternehmen
umfasst, beabsichtigt die Börsenkotierung in Buenos Aires und London.
***
Durch Gesetz 26.270 (Amtsblatt
vom 27.07.07) wurde ein System zur
Förderung der Biotechnologie geschaffen. Den Unternehmen, deren
Projekte genehmigt worden sind, werden folgende steuerliche Vorteile gewährt: 1. Beschleunigte Abschreibung;
2. Vorzeitige Rückgabe der MwSt. auf
Kapitalgüter; 3. Umwandlung von
50% der Sozialbeiträge in Fiskalbonds,
die für Steuerzahlung eingesetzt werden können: 4. Die Kapitalgüter sind
von der Steuer auf den Mindestgewinn
ausgeschlossen; 5. 50% der Ausgaben,
die in Dienstleistungen für Forschung
und Entwicklung des öffentlichen Systems für Wissenschaft, Technologie
und Erneuerung bestehen, werden auch
in Fiskalbonds umgetauscht.
***
Die Firma Louis Dreyfus Com-
8
Die Öffnung der argentinischen Wirtschaft
Das Wirtschaftsministerium hat in einer jüngsten Studie darauf aufmerksam gemacht, dass der Öffnungskoeffizient der argentinischen Wirtschaft (Exporte plus Importe, bezogen auf das Bruttoinlandprodukt)
von durchschmittlich 21% zwischen 1993 und 2002 auf 43% in den
letzten vier Quartalen gestiegen ist. Im 1. Quartal 2007 betrug der Koeffizient sogar 44%. Diese Ermittlung wurde als Antwort auf die Kritik
gedacht, dass Argentinien sich ab 2002 von der Welt isoliert habe.
Die Exporte stellten während der Konvertibilität um die 10% des
BIP dar, während sie jetzt zwischen 24% und 26% des BIP liegen. Dies
ist vornehmlich darauf zurückzuführen, dass das Exportvolumen viel
mehr als das BIP stieg, was hauptsächlich auf stark gestiegene Preise
der Exportcommodities zurückzuführen ist, in geringerem Ausmass aber
auch auf höhere exportierte Mengen. Aber ausserdem wirkt sich der
Umstand aus, dass das BIP in Dollar ausgedrückt, unter dem der letzten
Jahre der Konvertibilität liegt, obwohl es in konstanten Werten gemessen jetzt höher ist. Das ist eine Folge des real hohen Wechselkurses,
also der Unterbewertung des Pesos.
Bei den Importen war die Zunahme geringer, von 11% in den 90er
Jahren auf 17% in den letzten 4 Jahren. Die Importe liegen in Dollar
unter dem Stand der letzten Jahre der Konvertibilität, sind jedoch im
Verhältnis zum BIP, ausgedrückt in Dollarwerten, höher. In diesem Fall
gab es auch Preissteigerungen, vor allem bei Rohstoffen und in geringerem Umfang bei Halbfabrikaten, aber wenig oder gar nicht bei Konsumgütern. In bestimmten Fällen, wie Computer und Mobiltelefonen,
sind die Preise sogar gefallen.
Die Austauschverhältnisse („terms of trade“ auf englisch) haben sich
für Argentinien stark gebessert. Die Theorie der langfristigen Tendenz
der Verschlechterung der Austauschverhältnisse der Rohstoffländer, die
Raul Prebisch als Generalsekretär der Wirtschaftskommission der UNO
in Lateinamerika (auf spanisch als CEPAL bekannt, mit Sitz in Santiago de Chile) 1949 vortrug, stösst jetzt auf eine Wirklichkeit, bei der
genau das Gegenteil der Fall ist. Wobei sie schon vorher falsch war, da
qualitative Änderungen nicht berücksichtigt wurden, und ausserdem
der Wert von Maschinen auf ihr Gewicht bezogen wurde, wobei die
Maschinen immer leichter und produktiver wurden. Bezogen auf die
Leistung, sind Maschinen in den meisten Fällen in den letzten Jahrzehnten viel billiger geworden. Am meisten ist dies bei persönlichen
Computern der Fall, die gegenwärtig keine 10% des Preises aufweisen,
den sie in den 80er Jahren hatten (als diese Computer erfunden wurden), wobei der Preis, bezogen auf die Leistung, unter 5% des damaligen liegt. Länder wie Argentinien, dessen Export zu etwa 90% aus
Commodities besteht, haben somit doppelt profitiert, nämlich einmal
durch die Hausse bei ihren Exportprodukten, und dann durch den realen Preisrückgang wichtiger Importprodukte. Auch das hat zum Wachstum der argentinischen Wirtschaft beigetragen, besonders in den letzten Jahren.
modities hat ein Projekt bekanntgegeben, das in der Errichtung einer neuen Anlage zur Verschiffung von Getreide und Ölsaat im Hafen von Bahía
Blanca besteht, mit einer Anfangsinvestition von u$s 40 Mio.
***
Das Unternehmen Copetro, das
Erdölkohle für verschiedene industrielle Zwecke (u.a. die Aluminiumndustrie) in Ensenada, bei La Plata, erzeugt, hat $ 24 Mio. investiert,
um Umweltverschmutzung zu vermeiden. Initiativen in diesem Sinn
werden immer häufiger.
***
Der INDEC-Index der Bautätigkeit lag im Juni um 6,1% über Juni
06 und um 1,4% über Mai 07. Im 1.
Halbjahr beträgt die Zunahme gegenüber dem Vorjahr nur 4%, wogegen das
1. Halbjahr 06 um 21,4% über dem
Vorjahr gelegen war. Die Bautätigkeit
wächst zwar immer noch, aber
langsamer.
***
Zwischen den Regierungen von
Argentinien und Kanada wurde in
Buenos Aires ein Abkommen abgeschlossen, um Verhandlungen für
die Lieferung durch Kanada einer
Kernkraftanlage von 740 MW einzuleiten, die von der staatlichen
Nucleoelétrica Argentina S.A. mit
kanadischer Technologie errichtet
werden soll. Die Anlagen sollen jenen
beiden gleichen, die Kanada in China
errichtet hat. Die kanadische Technologie „Candu 6“ wurde schon beim
Kernkraftwerk „Embalse“, in Córdoba, verwendet.
***
Die geplanten Erweiterungen der
grossen Ferngasleitungen, die diesen
1.500 km zusätzlicher paralleler
Röhren hinzufügen sollten, um die
Transportkapazität von gegenwärtig rund 120 Mio. cbm Gas pro Tag
um 24 Mio. cbm zu erhöhen, stehen
wegen des Skandals über Überpreise (Skanska und Infiniti) still, wobei sich Röhren für 50 km schon auf
Sonnabend, 4. August 2007
Lager im Hafen San Julián, Provinz
Santa Cruz, und Brasilien befinden.
Planungsminister J. de Vido hatte im
Juni 05 versprochen, dass diese Erweiterungen im Winter 07 eingesetzt würden. Der Minister bezog sich dabei auf
den Investitionsplan, der am 11.5.04
angekündigt worden war, der gemäss
seinen Äusserungen strikt durchgeführt
werde. Jetzt geht es darum, dass diese
zusätzliche Transportkapazität für Gas
im Winter 08 bereitgestellt wird, was
auch nicht sicher ist. Letzten Sonntag
erklärte Planungsminister Julio de
Vido, die Erweiterung der Gasleitungen werde in 15 Tagen in Angriff genommen und u$s 2 Mrd. kosten, also
um u$s 400 Mio. weniger als der ursprüngliche Kostenvoranschlag.
***
Energiesekretär Daniel Cameron wies bei einer Zusmmenkunft
mit den Leitern des Verbandes der
Erzeuger von elektrischem Strom
(Ageera, Asociación de Generadores
de Energía Electrica) darauf hin,
dass auf dem Energiegebiet zwischen 1990 und 2000 insgesamt u$s
78 Mrd. investiert worden seien, die
sich folgendermassen aufteilen: Erdöl und Gas: u$s 41,5 Mrd.; Raffinerien und Tankstellen: u$s 8,5 Mrd.; Petrochemie: u$s 2 Mrd.; Elektrizität: u$s
16,8 Mrd.; Gastransport: u$s 1,7 Mrd.;
Gasverteilung: u$s 7,5 Mrd. Cameron
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
wies auf 5 negative Effekte dieser Erweiterungen hin: 1. Verlust von 30%
der Arbeitsplätze bei den bestehenden
Kraftwerken u.a. Anlagen; 2. Übertragung der Entscheidungsgewalt des
Staates an Privatunternehmen; 3. Hohe
Schwankungen beim Preis der Brennstoffe; 4. Das Kapital der Energieunternehmen ging mehrheitlich in ausländischen Besitz über; 5. Hohe Konzentration der Unternehmen.
***
Die nationale Agentur zur Förderung von Investitionen, geleitet
von Beatriz Nofal, wies darauf hin,
dass der Wert der direkten Auslandsinvestitonen jetzt höher als in den
90er Jahren ist, wenn man die (sehr
hohen) Investitionen auschliesst, die
mit den Privatisierungen verbunden
waren. 06 betrugen diese direkten Investitonen u$s 5,49 Mrd., gegen durchschnittlich u$s 5 Mrd. in der Periode
1990-2000.
***
Der Quartalsbericht des Schatzamtes zeigt, dass im 1. Quartal 2007
insgesamt $ 11,49 Mrd. an die 23
Provinzen und die Bundeshaupstadt überwiesen worden sind,
28,5% mehr als in der gleichen Vorjahresperiode. Die automatischen
Überweisungen (Beteiligung an nationalen Steuern, Tabakfonds, Erziehungsfinanzierung und Fonds für die
Umgebung der Stadt Buenos Aires)
stiegen um 31,1%. Die direkten Beiträge an Provinzen (genannt ATN,
Aportes del Tesoro Nacional, die mit
1% der Fiskaleinahmen des Nationalstaates gespeist werden, die der Beteiligung der Provinzen unterliegen)
betrugen im 1. Quartal $ 38,9 Mio.,
um $ 19,3 Mio. mehr als im Vorjahr.
***
Die Nachfrage nach Stromanlagen von 500 bis 1.500 KVA hat dieses Jahr um über 50% gegenüber
dem Vorjahr zugenommen. Im 1.
Halbjahr wurden laut INDEC 32.711
Generatoren für u$s 44 Mio. importiert, fast doppelt so viele, wie im ganzen Jahr 04 eingeführt wurden. Die
lokalen Fabrikanten sind bei voller
Kapazitätsauslastung tätig. Die Lagerbestände wurden voll aufgebraucht,
und die Lieferfristen gehen von 90 bis
180 Tage.
***
Die Consulting-Firma Abeceb,
geleitet von Dante Sica, gab bekannt,
dass die Ankündigung neuer Investitionsprojekte im 1. Halbjahr 07
mit u$s 7,99 Mrd. um 26,8% unter
der gleichen Vorjahresperiode lag.
Von den Investitionsvorhaben entfallen u$s 1,98 Mrd. auf die Provinz Buenos Aires, u$s 1,23 Mrd. auf Santa
Cruz, u$s 1,14 Mrd. auf die Stadt Buenos Aires. 15 grosse Projekte machen
53,3% der Gesamtinvestitionen aus.
Unter den wichtigsten Projekten entfallen 3 auf elektrische Energie: Sadesa will u$s 150 Mio. in die Erweiterung des Kraftwerkes „Central Puerto“ und u$s 500 Mio. in ein Wassekraftwerk im Nordwesten des Landes
investieren, und Albanesi u$s 100 Mio.
in die Erweiterung der Kapazität des
Kraftwerkes Modesto Maranzana, in
Rio Cuarto (Córdoba). Auf dem Gebiet der Bauprojekte hat die britische
Movewithus eine Reihe von Immobilienprojekten für u$s 600 Mio. angekündigt, und Fortune International will
in Nordelta, im Bezirk Tigre, u$s 60,7
Mio. investieren. Auf dem Gebiet der
Industrie hat die US-Firma Franklin
Mining ein Projekt für die Erzeugung
von synthetischem Dieseltreibstoff auf
Gasbasis für u$s 470 Mio. angekündigt. Auf dem Erdölsektor hat Pan
American Energy Investitionen in
Höhe von u$s 800 Mio. angekündigt.
Was den Handel betrifft, so hat die chilenische Einzelhandelskette Sodimac
eine Investition von $ 300 Mio. für die
Errichtung von 6 Lokalen angekündigt,
die mit denen von Easy (Cencosud)
konkurrieren sollen.
9
***
Am letzten Montag hat das
Staatsunternehmen Enarsa S.A. die
Ausschreibung für die Kompressoren und Turbinen für die neue Gasfernleitung von Bolivien bis Campana für den 3.9.07 angekündigt. Der
Kostenvoranschlag liegt bei $ 247,94
Mio., gleich u$s 78 Mio.
***
Die Nationale Kommission zur
Verteidigung der Konkurrenz hat
von der Dresdner Bank und der Versicherungsgesellschaft Allianz eine
Erklärung für ihre Verkäufe von argentinischen Staatstiteln in Pesos
mit CER-Wertberichtigung gefordert. Das Amt vermutet eine Kartellabsprache, die den Kurs dieser Papiere um 10% drückte.
***
Für 07 wird von offiziellen Stellen eine Verdoppelung der Produktion von Heidelbeeren (arándanos)
mit 14.000 t erwartet. 06 wurden
6.355 t für fast u$s 48,7 Mio. exportiert, wobei 4.380 t für u$s 31,38 Mio.
nach den USA geliefert wurden, wo die
Blaubeerensauce dem Truthahn beigefügt wird, und dieses Gericht eine Art
Nationalspeise darstellt. Von der lokalen Produktion wird 94% exportiert,
3% für die Erzeugung von Marmelade
u.a. Produkten verwendet und nur 3%
direkt konsumiert.
***
Grosshandelsunternehmen, die
dem Verband CADAM angehören,
wurden von der Lastwagengewerkschaft, geleitet von Hugo Moyano,
mit Anwendung von Gewaltmassnahmen unter Druck gesetzt, damit
sie mit einem grossen Teil ihrer Belegschaften von der Gewerkschaft
der Handelsangestellten (geleitet
von Armando Cavalieri) auf die der
Lastwagenarbeiter übergehen. In
der Praxis handelt es sich dabei um eine
verkappte Lohnerhöhung. Mehrere
Verteilungszentren wurden in der Vorwoche von Gewerkschaftlern behindert, tätig zu sein. Andere hatten vorher schon verfügt, dass das Personal,
das die Ware in Empfang nimmt, auf
die Gewerkschaft der Lastwagenfahrer übertragen wird. Dabei wird die
Zahl disputiert: für die Unternehmen
sind es 100 Arbeitnehmer, für die Gewerkschaft 300. Hugo Moyano, der
auch die Gewerkschaftszentrale CGT
leitet, wird immer mächtiger, wobei die
Unternehmer meistens nachgeben, weil
sie keine Rückendeckung vom Arbeitsministerium erhalten, das das illegale
Vorgehen von Moyano passiv duldet.
Die 10 grössten Banken der Welt
Marktkapitalisierung in Mrd. Dollar
Citigroup (1) ................................................................ 261,4
Bank of America ......................................................... 219,8
HSBC .......................................................................... 217,0
Barclays.ABN Amro (2) ............................................... 189,6
IBBC ............................................................................ 178,8
China Construction Bank ............................................ 172,2
J.P.Morgan Chase ...................................................... 169,2
UBS ............................................................................. 127,8
Royal Bank of Scotland .............................................. 121,7
Bank of China ............................................................. 121,5
(1) Citibank und verbundene Finanzgesellschaften; (2) Fusion steht noch bevor
Quelle: Thomson Financial Datastream
Sonnabend, 4. August 2007
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
10
WIRTSCHAFTSÜBERSICHT
Die Inflationbekämpfung als zentrales Thema
Frau Cristina Elisabet Fernandez Wilhelm de Kirchner hat den
Nagel auf den Kopf getroffen, als
sie in Madrid Argentinien punkto
Inflation mit einem geheilten Alhoholiker verglich, der sich nicht
einmal ein Gläschen Wein leisten
kann, und totale Abstinenz üben
muss, um die Gefahr eines Rückfalls in den Alkoholismus abzuwenden. Argentinien hatte bis zur
erfolgreichen Stabilisierung, die
unter Menem 1991 eingesetzt hat,
45 Jahre mit Inflation hinter sich
(mit durchschnittlich bis 1975 um
25% Preiszunahme jährlich), und
ab Mitte 1975 während 15 Jahren
mit dreistelligen Raten, und mit
zwei Hiperinflationswellen in einem Jahr am Schluss. Kein anderes Land hat eine so lange und so
beharrliche Inflation durchgemacht, wobei stets von Stabilisierungspolitik die Rede war, und bestimmt gute Absichten in diesem
Sinn bestanden.
Dies hinterlässt tiefe Spuren in
der Gesellschaft. Robert Lucas erhielt 1996 den Nobelpreis der
Wirtschaftswissenschaft für seine
Theorie der “rationalen Erwartungen”, die im Wesen besagt, dass
die Reaktion einer Gesellschaft
auf bestimmte Tatsachen durch
ihre Erfahrung geprägt wird. Die
argentinische Gesellschaft hat
eine grosse Furcht, dass es jederzeit wieder zu einem Inflationssprung kommt, und überreagiert
deshalb auf Signale, die in anderen Ländern überhaupt keine Wirkung hätten. Und das führt dann
zu einer Kettenreaktion, mit zunehmenden Inflationsraten. Wenn
es einmal so weit ist, ist die Inflationsbekämpfung kompliziert,
und ohne eine spürbare Rezession kaum möglich. Man muss unter diesen Umständen die Inflation in ihren Anfängen bekämpfen,
d.h. jetzt, da die Inflation zunehmende Raten aufweist und sich
mit Fälschung des Preisindices
nicht unter den Teppich fegen
lässt. Die kleine Finanzkrise der
Vorwoche hat erneut gezeigt, wie
sensibel die lokale Finanzwelt
reagiert.
Wirtschaftsminister Miguel
Peirano meint, die Inflation sei
nicht so schlimm. Er befürchtet,
dass eine Politik der Inflationseindämmung das hohe Wachstum der
Wirtschaft beeinträchtigt, und
zieht es vor, dass die Wirtschaft
weiter mit asiatischen Raten
wächst, auch bei zunehmender
Inflation, wie sie jetzt immer deutlicher in Erscheinung tritt. Dass
dies gelegentlich ein böses Ende
hat, kümmert ihn vorläufig offenbar kaum. Präsident Kirchner hat
sich in ähnlichem Sinn geäussert;
auf alle Fälle will er eine rezessive Entwicklung vor den Wahlen
vermeiden, auch wenn er dabei
eine höhere Inflation in Kauf nehmen muss. Nach mir die Sintflut!
Auch wenn seine Gemahlin dabei
ertrinkt?
Peirano geht jedoch noch weiter: er meint, die Lohnerhöhungen
haben keine inflationäre Wirkung,
was bedeutet, dass sie von den Unternehmen dank höherer Produktivität und zum Teil auch mit Opfer eines Teils ihrer Gewinne neutralisiert werden können und sollen. Er ist der Meinung, die Löhne müssen über die Produktivität
hinaus steigen, und trennt die
Lohnentwicklung von der Problematik der Konkurrenzfähigkeit.
Diese soll eben erhalten werden,
indem pari passu mit der Zunahme der internen Preise abgewertet wird, was dann die Inflation
weiter anheizt. Jeder Prozentsatz
der Abwertung hat eine Wirkung
von 0,3% auf den Preisindex. Man
hat den Eindruck, dass der Minister mit einer kontrollierten Inflation (von bis zu 20% jährlich?)
wirtschaften will, und dabei die
selbstbeschleunigende Inflationsmechanik unterschätzt.
Der Minister geht weiter als der
Präsident, der am Anfang ähnlich
dachte, aber nachher doch eine
Begrenzung der Lohnerhöhungen
empfahl, aber nur halbherzig
durchsetzte. Beim Präsidenten
sind politisch gefärbte Äusserungen verständlich; aber ein Wirtschaftsminister sollte von der Politik Abstand nehmen und sich
hüten, inflationäre Erwartungen
zu schüren. Die Gewerkschafter
können sich jetzt auf Peiranos
Äusserungen stützen, um erhöhten Druck auszuüben.
Zwei Konzepte der Stabilisierungspolitik
Grundsätzlich stehen sich zwei
Konzepte der Inflationsbekämpfung gegenüber. Die orthodoxe
Empfehlung besteht im Wesen in
einer straffen Geldpolitik, Gleichgewicht beim Staatshaushalt, einer offenen Wirtschaft und der
Förderung der Konkurrenz, wobei
auch eine Rezession in Kauf genommen wird, mit erhöhter Arbeitslosigkeit, wenn die Inflation
von der Kostenseite kommt. Dieser Auffassung wird von dieser
Regierung nicht geteilt, doch auch
nicht ganz bei Seite gelassen: die
Öffnung der Wirtschaft, die in den
90er Jahren erreicht wurde, wurde beibehalten und sogar erhöht,
der Fiskalüberschuss wurde zum
Dogma gemacht, und die ZB hält
sich bei ihrer Geldexpansion (gemessen als M2, also Banknoten in
Händen des Publikums plus Sichtund Spardepositen) an die Regel,
die Entwicklung des BIP zu laufenden Werten zu begleiten, aber
nicht vollständig, so dass die monetäre Politik eine passive Wirkung hat.
Allein, grundsätzlich vertritt
die Kirchner-Regierung das Konzept der Einkommenspolitik als
Kern der Inflationsbekämpfung.
Dabei muss es positiv bewertet
werden, dass der Präsident der Inflation als solcher Bedeutung beimisst, und sei es nur aus politischen Gründen. Der Kernpunkt
der Einkommenspolitik besteht in
der Lohnpolitik. Wenn es gelingt,
bei wirtschaftlichem Aufschwung
und sinkender Arbeitslosigkeit,
mit Vollbeschäftigung bei qualifizierten Arbeitskräften, die Lohnentwicklung einzudämmen, dann
steigen Kosten und schliesslich
Preise nur wenig, eventuell gar
nicht.
Die Einkommenspolitik ist
auch mit der Einkommensverteilung verbunden. Eine Eindämmung der allgemeinen Lohnerhöhungen ist politisch und auch vom
sozialen Standpunkt nur möglich,
wenn gleichzeitig Preiserhöhungen, die andere Ursachen haben,
ebenfalls beschränkt werden. In
diesem Sinn werden die internen
Preise der landwirtschaftlichen
Produkte und des Erdöls durch
Exportsteuern und Exportverbote
gesenkt. Theoretisch sollten dabei
auch Preisschwankungen auf dem
Weltmarkt bei ihrer internen Auswirkung gemildert werden, was in
der Praxis jedoch nur zum Teil
gelingt. Die argentinische Wirtschaft hat die Eigenart, dass die
Produkte, die den grössten Teil des
Exportes ausmachen, nämlich Getreide und Ölsaaten und deren Produkte, und auch Rindfleisch, eine
hohe Wägung beim Warenkorb
haben, der dem Index der Konsumentenpreise zu Grunde liegt.
Die Preise von importierten
Gütern und solchen, die auch exportiert werden, hängen auch vom
Wechselkurs ab. Deshalb erfordert
die Einkommenspolitk auch eine
Kontrolle desselben, die starke
Schwankungen oder plötzliche
Abwertungen auschliesst. Dazu
bedarf es hoher Devisenreserven,
über die die ZB jetzt verfügt. Dabei besteht jedoch die Versuchung, die Abwertungsrate unter
der internen Inflationsrate zu halten. Stabilisierung und Erhaltung
eines hohen realen Wechselkurses
geraten zunehmend in Konflikt.
Diese Regierung gestaltet die
Einkommenspolitik auch mit
Preisabkommen für Lebensmittel
u.a. Güter des Massenkonsums,
die in der Praxis auf Höchstpreise
hinauslaufen. Unmittelbar wirkt
sich dies stabilisierend aus; aber
mittel- und langfristig lässt sich
diese Politik nicht durchhalten,
einmal weil sie in der Praxis kaum
kontrolliert werden kann, und
dann, weil sie den marktbedingten Preisschwankungen nicht
Rechnung tragen kann.
Schliesslich geht diese Politik
auch über den Staatshaushalt, indem sensible Preise, wie für
Strom, Gas und städtischen Personentransport, subventioniert
und auf diese Weise niedrig und
stabil gehalten werden. Auch werden bei bestimmten landwirtschaftlichen Produkten Subventionen verteilt, um die entsprechenden Nahrungsmittelpreise zu
drücken. Diese Einkommenspolitik ist bei ihrer konkreten Verwaltung sehr kompliziert, besonders
in einem Land wie Argentinien,
mit einer schwachen Bürokratie.
Wo Subventionen verteilt werden,
die ohnehin mehr oder weniger
willkürlich sind, ergeben sich Korruptionsmöglichkeiten, und es
wäre naiv, anzunehmen, dass sie
nicht genutzt werden. Der Grundgedanke, auf dem dieser Einkommenspolitik fusst, besteht darin,
dass eine erfolgreiche Bekämpfung der Inflation von der Kostenseite her keine restriktive Geldpolitik erfordert, so dass eine Rezession vermieden werden kann.
Die historische Erfahrung
Die genannten Aspekte der
Sonnabend, 4. August 2007
Einkommenspolitik, und auch andere, wie Deregulierungen und
Konkurrenzförderung, können jedoch nur dann erfolgreich sein,
wenn die Lohnentwicklung unter
Kontrolle steht, was im konkreten
argentinischen Fall einen direkten
Eingriff der Regierung in die Arbeitsabkommen erfordert, sei es
über ein Regierungsdiktat oder
über eine Rückendeckung der Unternehmer, damit sie höhere Löhne u.a. zusätzliche Arbeitskosten
mit rationelleren Arbeitsmethoden
und organisatorischen Reformen
ausgleichen und auch Streiks
durchstehen können. Das ist politisch nicht einfach.
Perón hat 1952 die Löhne für
zwei Jahre eingefroren, als die Inflation, die er selber nach einem
halben Jahrhundert Stabilität eingeleitet hatte, gefährlich zunahm,
und dabei auch erreicht, dass die
Preise nicht weiter stiegen. Er
konnte es tun, weil die Wirtschaft
1952 eine tiefe Rezession erlebte
und die Ernte wegen starker Dürre halbiert wurde, so dass nicht
genügend Weizen für den Binnenkonsum vorhanden war. Man hätte sich damals Weizen bei den
USA borgen können; aber Perón
entschied, dass dem Weizenmehl
Hirsemehl beigemischt werde, so
dass es dann für den Konsum ausreichte. Dieses minderwertige
Graubrot sollte einer durch hervorragendes Weissbrot verwöhnten Bevölkerung die Krise veranschaulichen, so dass die Lohneinfrierung als Teil derselben hingenommen wurde. 1954, als die Krise vorüber war, hatte Politik dann
wieder Vorrang, und die LohnPreisspirale setzte von neuem ein.
1967 versuchte es der damalige Wirtschaftsminister Adalbert
Krieger Vasena (unter General
Juan Carlos Onganía als de factoPräsident) erneut mit Lohneinfrierung und Preisabkommen mit
Grossunternehmen, und war dabei
erfolgreich, obwohl die Einfrierung der Löhne überall durchlöchert wurde. Aber die Inflation
ging 1968 stark zurück, bei gleichzeitigem starkem Wachstum der
Wirtschaft. Diese Politik wurde
dann Ende Mai 1969 durch den als
“Cordobazo” bekannten revolutionären Aufstand in Córdoba, bei
dem die ersten Montonero-Terroristen mitwirkten, zunichte gemacht, so dass die Inflation wie-
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
der kräftig anstieg.
1973 nahm die peronistische
Regierung unter Präsident Héctor
Cámpora, mit José Gelbard als
Wirtschaftsmnister, das Problem
mit einen sogenanten “sozialen
Pakt” in Angriff, bei dem Löhne
und auch Preise eingefroren wurden. Das war unmittelbar erfolgreich, mit Nullinflation im Juni
jenes Jahres und niedrigen Preiszunahmen danach, bei gleichzeitig hohem Wachstum. Doch das
Schema platzte, als Perón starb
und seine Frau Isabel als Präsidentin antrat, die bei weitem nicht die
Macht ihres Gatten hatte. Die Gewerkschaften setzten damals brutale Lohnerhöhungen durch, und
die Inflationsrate stieg im zweiten
Halbjahr 1975 auf eine dreistellige Zahl. Im März 1976 verzeichnete der Index der Konsumentenpreise eine Zunahme von über
50%, und im April noch einmal
so viel. Als die Streikräfte am 24.
März 1976 die Regierung übernahmen, wurde dieser verrückten
Entwicklung ein Ende gesetzt, indem Spitzengewerkschaftler, wie
Lorenzo Miguel (Leiter der Gewerkschaft der Metallarbeiter),
verhaftet wurden, und andere ins
Ausland flüchteten. Im Mai stiegen die Preise nur noch um 3%.
Der erste hyperinflationäre Anlauf
in Argentinien bedurfte einer Diktatur, um nicht in eine totale Hyperinflation mit allgemeinem Chaos zu münden, das für die Terroristen (Montoneros und ERP), die
damals sehr aktiv waren, ein gefundenes Fressen gewesen wäre.
Wie wurde unter Menem die
Inflation beherrscht, ohne Rezession, sondern mit starkem Wachstum, von über 9% in jedem der
ersten zwei Jahre und weniger danach? Einmal durch die Konvertibilität, also den festen Wechselkurs, mit klaren politischen Signalen, dass dies ernst gemeint war;
dann durch die Öffnung der Wirtschaft, die die interne Konkurrenz
verschärfte; dann auch durch die
Wirkung der allgemeinen Privatisierung und Deregulierung; und
schliesslich durch eine höhere Arbeitslosigkeit und eine notorische
Schwächung der Gewerkschaftsmacht, bei einer stabilitätskonformen Lohnpolitik. In diesem Fall
hat auch das tiefe Trauma der zwei
vorangehenden Hyperinflationswellen eine Rolle gespielt, die
Politikern und Gewerkschaftlern
eine grosse Furcht eingeflösst hatten, dass die Streitkräfte wieder
die Regierung übernehmen, so
dass sie die harte Politik Menems
als einzig mögliche Alternative
hinnehmen mussten. Hoffen wir,
dass nicht wieder eine Hyperinflaltion notwendig ist, um den
Weg zur Stabilität zu finden.
Gewiss, die Umstände haben
sich geändert, und jenes Schema
von Menem und Cavallo lässt sich
nicht wiederholen, umso mehr, als
es auch besonderer Persönlichkeiten bedarf, wie die beiden genannten, um jene echte Revolution zu
vollziehen, die enorm viel Mut
erforderte. Dennoch war es ein
Fehler der Kirchner-Regierung,
stets zu behaupten, man müsse
genau das Gegenteil von Menem
tun; den dazu gehört dann auch die
Stärkung der Gewerkschaften, die
mit Stabilisierung unvereinbar ist.
Das Gegenteil von Stabilität ist
eben Inflation.
Eine Chance für
Argentinien
Hat die argentinische Gesellschaft, und vor allem, das politische Establishment, aus der Geschichte gelernt? Man hat den Eindruck, dass doch etwas bei dieser
traumatischen Inflationserfahrung
hängen geblieben ist, dass diese
aber nur halb verstanden wurde.
Frau Cristina hat den Gedanken
des Sozialabkommens wieder aufgenommen, und hofft auf diese
Weise, wird sie zur Präsidentin
gewählt, die Inflation beherrschen
zu können, ohne dass eine tiefe
Rezession das Problem löst, die
entweder durch eine restriktive
Geldpolitik oder durch ein Überwuchern der Inflation herbeigeführt wird. Sie muss sich indessen der Tatsache bewusst sein,
dass ein Sozialabkommen, bei
dem die Eindämmung der Lohnerhöhungen an erster Stelle steht
(auch wenn dies politisch vertuscht wird), eine harte Haltung
voraussetzt, ohne demagogische
Konzessionen.
Der Erfolg einer Einkommenspolitik ist indessen jetzt einfacher
als bei vorangehenden Gelegenheiten, einmal, weil die Staatsfinanzen einigermassen in Ordnung
sind, und es mit etwas Härte auch
bleiben können, was 1973 nicht
der Fall war; dann weil die ZB
11
hohe Reserven hat, mit denen der
Wechselkurs bequem stützen
kann, sollte aus irgend einem
Grund eine hysterische Nachfrage nach Devisen einsetzen, wie es
2001 der Fall war; dann auch weil
die Gewerkschaften schwächer
sind als vor einigen Jahrzehnten,
u.a. weil es relativ viel mehr Fachkräfte und qualifizierte Arbeitskräfte gibt als früher, und diese
gegen die Einkommensangleichung nach unten eingestellt sind,
die die Gewerkschaftler vertreten;
und schliesslich, weil die Wirtschaft unverhältnismässig offener
als früher ist, was die lokalen Unternehmer zu mehr Härte zwingt,
da sie nicht, wie zur Zeit der geschlossenen Wirtschaft, Lohnerhöhungen leicht auf Preise abwälzen können. Hinzu kommt noch,
dass die Supermärkte, die sich ab
Ende der 80er Jahre immer stärker ausdehnten, eine stabilisierende Wirkung haben, da sie Preiserhöhungen bei ihren Lieferanten
nicht passiv hinnehmen, wie es bei
den traditionellen Kolonialwarenläden der Fall war, sondern hart
und erfolgreich dagegen opponieren, so dass die Lieferanten es sich
zwei Mal überlegen müssen, wenn
sie Lohnerhöhungen gewähren,
die sie auf die Preise abwälzen
müssen. Auch hat die technologische Revolution unserer Zeit eine
stabilisierende Wirkung, da sie
kostensenkend und produktivitätserhöhend wirkt.
Schliesslich sei noch bemerkt,
dass die Welt sich in vielen Beziehungen verändert und allgemein globalisiert hat, und Inflation zu einer seltenen Ausnahme
geworden ist. Ein Land wie Argentinien, das zwar als Schwellenland eingestuft wird, jedoch in
seiner gesellschaftlichen und wirtschaftichen Struktur nicht sehr
weit entfernt von den hochentwikkelten Staaten ist, sollte nicht zu
den Ausnahmen gehören.
Frau Cristina hat sich als Hegelianerin definiert; war Menem
die These und ist Kirchner die Antithese, so müsste sie jetzt als
eventuelle Präsidentin ab 10. Dezember die Synthese suchen. Das
ist keine Kontinuität, sondern etwas grundsätzlich anderes, was ihr
im Sinne von Friedrich Hegel von
der Geschichte, also den konkreten Umständen, aufgezwungen
wird. Hat sie Hegel so wie wir
verstanden?
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