Enzyme sind molekulare Maschinen in der Zelle Die Biokatalysatoren der Zelle Sie haben erfahren, wie Proteine aufgebaut sind, doch wussten Sie auch, welch wichtige Rolle sie in Organismen spielen? Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen und Menschen enthalten in ihren Zellen Enzyme, eine spezielle Gruppe von Proteinen. Diese Enzyme sorgen als Biokatalysatoren dafür, dass die vielen biochemischen Reaktionen in der Zelle in der richtigen Weise und schnell genug ablaufen. Was sind Enzyme und wie funktionieren sie? Enzyme senken, wie alle Katalysatoren, die Aktivierungsenergie eines chemischen Prozesses, d. h. die Energie, die nötig ist, um einen Prozess zu starten. Enzyme sind eine Gruppe von Proteinen. Sie ermöglichen bzw. beschleunigen chemische Reaktionen. Das bedeutet, viele chemische Prozesse in der Zelle würden ohne Enzyme gar nicht oder nur sehr langsam ablaufen. Dabei haben sie katalytische Wirkung, das heißt sie werden bei der Reaktion nicht selbst verbraucht. Aus diesem Grund werden Enzyme auch als Werkzeuge des Stoffwechsels bezeichnet. Genauso wie Werkzeuge sind Enzyme sind auch sehr spezifisch. Sie reagieren nur mit ganz bestimmten Stoffen und haben nur eine ganz bestimmte Funktion. Ein Enzym, welches Stärke spaltet, kann nicht zwei Aminosäuren zusammenfügen, genauso wenig wie man mit einem Hammer eine Schraube aus dem Holz drehen kann. Enzyme sind oft sehr große Proteine und bestehen aus sehr vielen Aminosäuren. Die Stelle, die die Funktion des Enzyms erfüllt, ist aber oft nur ein kleiner Teil des Moleküls. Diese Stelle wird als aktives Zentrum bezeichnet. Der Rest des Enzyms ist nur dazu da, das Enzym zusammenzuhalten oder das aktive Zentrum in die richtige Position zu bringen. Auch hier ist wieder der Vergleich mit einem Werkzeug passend: Das aktive Zentrum eines Hammers wäre die Schlagfläche des Hammerkopfes. Wenn ein Enzym eine biochemische Reaktion in Gang bringt, dann muss es mit den anderen Molekülen (diese nennt man Substrat) in Kontakt treten, sie also kurz berühren – in der gleichen Weise, wie beim Arbeiten ein Hammer den Nagel oder der Schraubenzieher die Schraube berühren muss. Dabei muss das Enzym genau zum anderen Molekül passen. Aus diesem Grund spricht man vom Schlüssel-Schloss-Prinzip: Das Enzym muss wie ein Schlüssel zum Schloss passen, damit es seine Aufgabe erfüllen kann. Schlüssel oder Handschuh? In den letzten Jahren hat man erkannt, dass der Vergleich mit Schlüssel und Schloss doch nicht ganz richtig ist. Manchmal muss das Enzym nicht ganz genau, sondern nur einigermaßen passen. In der unteren Grafik kann man sehen, dass das Enzym nicht perfekt zu passen scheint. Wenn es sich aber mit dem Substrat verbindet, passen sie zusammen. Man spricht dann statt vom „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ vom „Hand-im-Handschuh-Prinzip“, weil auch eine Hand, die in einen Handschuh schlüpft, diesen etwas verformen kann. Mit einem Schraubenzieher kann man eine Schraube ins Holz drehen, die man sonst nicht oder nur schwer in das Holz gebracht hätte. Er verbraucht sich dabei aber nicht. Wie ein Enzym ist er speziell für diese Funktion gemacht und hat eine spezielle Stelle, wo er die Schraube berührt. Schlüssel-Schloss-Prinzip Laut dem Schlüssel-Schloss-Prinzip passt jedes Enzym nur für bestimmte Substrate. Hand-im-Handschuh-Prinzip Beispiele für die Wirkung von Enzymen Der Ausgangsstoff für eine chemische Reaktion in einer Zelle wird Substrat genannt. Enzyme ermöglichen die Umwandlung des Substrats in das jeweilige Endprodukt. Dabei entsteht für kurze Zeit ein Zwischenprodukt, eine Verbindung von Substrat und Enzym. Man spricht vom Substrat-Enzym-Komplex. Das Bild von der Hand im Handschuh soll verdeutlichen, dass Enzym und Substrat oft nicht perfekt zueinander passen müssen, um eine Reaktion auszulösen. Enzyme können sehr unterschiedliche Funktionen haben: ● Enzyme können Substrate miteinander verbinden: Die Glucosidase verbindet Glukose-Moleküle zu Glykogen. ● Enzyme können das Substrat spalten: Die Amylase spaltet Stärke. Spaltungsreaktion Enzym Substrat SubstratEnzym-Komplex Das Substrat wurde in die Teile A und B gespalten Spaltung des Substrats in die Produkte A und B durch das passende Enzym (SchlüsselSchloss-Prinzip). Das Enzym bleibt dabei unverändert. Verklumpung Fließbandarbeit in der Zelle Erkennung eines Krankheitserregers durch das Schlüssel-Schloss-Prinzip. Die Y-förmigen Antikörper verklumpen mit dem Eindringling. ● Enzyme können die Form eines Moleküls verändern: Die Helicase entwindet die DNA. ● Enzyme können Elektronen von einem Molekül auf ein anderes übertragen und so Redoxreaktionen ermöglichen: Enzyme der Fotosynthese Die meisten Reaktionen im Körper laufen nur ab, wenn das entsprechende Enzym vorhanden ist. Auch andere Stoffe im Körper arbeiten nach dem Hand-im-HandschuhPrinzip. Zu ihnen gehören Botenstoffe und deren Rezeptoren und Antikörper. Oft ist das Endprodukt einer Reaktion gleichzeitig das Substrat für die nächste Reaktion. So entsteht eine Stoffwechselkette: Wenn nun beispielsweise ein Glukose-Molekül in ein Lipid umgewandelt werden soll, so geschieht dies über viele Zwischenschritte (Glukose â Stoff A â Stoff B â Stoff C â Fett). Für jeden Zwischenschritt wird ein eigenes Enzym benötigt. Fehlt in der Kette auch nur ein einziges Enzym, so kann kein Endprodukt produziert werden. Stattdessen häuft sich jenes Zwischenprodukt an, welches das Substrat für das fehlende Enzym gewesen wäre.