Einführung in komplexe Traumafolgestörungen und

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Einführung in komplexe Traumafolgestörungen
und traumapädagogische Konzepte
Interne Weiterbildung Forensische Klinik
UPK Basel
Marc Schmid, Basel, 8. Juni 2016
Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik
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1
Beitrag der Psychotraumatologie
Einleitung
»Wir behandeln unsere Klienten nicht, um sie von etwas zu heilen,
das ihnen in der Vergangenheit angetan worden ist; vielmehr
versuchen wir, sie von dem zu heilen, was sie immer noch sich selbst
und anderen antun, um mit dem, was ihnen in der Vergangenheit
angetan wurde, fertig zu werden.«
Philip M. Bromberg (1998),
US-Psychologe und Psychoanalytiker
1.
2.
3.
4.
5.
Was ist ein Trauma
Komplexe Traumafolgestörungen
Einführung im die Traumapädagogik
Beziehungsorientierte Pädagogik des sicheren Ortes
Fazit
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2
Was ist ein Trauma?
Traumatisches Lebensereignis
Extreme physiologische
Erregung
Flucht
Freeze
Fight
Traumasymptome
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Bei einer Traumatisierung laufen parallel zwei
unterschiedliche physiologische Prozesse ab
Übererregungs-Kontinuum

›
›
›
›
Fight oder Flight
Alarmzustand Wachsamkeit
Angst / Schrecken
Adrenalin-System wird aktiviert:
Erregung
Serotonerges System verändert
sich: Impulsivität, Affektivität,
Aggressivität
Physiologisch
› Blutdruck  (Pulsrate )
› Atmung 
› Muskeltonus 
› Schmerzwahrnehmung 
Dissoziatives-Kontinuum
 Freeze – ohnmächtige / passive
Reaktion
› Gefühlslosigkeit / Nachgiebigkeit
› Dissoziation
› Opioid-System wird aktiviert:
Euphorie, Betäubung
› Veränderung der Sinnes-, Körperwahrnehmung (Ort, Zeit etc.)
Physiologisch
› Pulsrate  Blutdruck
› Atmung 
› Muskeltonus 
› Schmerzwahrnehmung 
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Traumaprozess und Selbststeuerung
Neokortex, Frontalhirn,
präfrontaler Kortex
“Chefzentrale”
Mittelhirn: Amygdala
“Empfangsbereich”
Unteres Gehirn, Reptiliengehirn
Überlebenscamp
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5
Welche Erfahrungen mit Regeln bestehen?
Was passiert bei einer Regelübertretung?
Grosshirn: Bewusste
intellektuelle Verarbeitung
und Einordnung in
biographischen Kontext
Blockiert
Reiz
Pädagogische Intervention
Reiz / Verhalten
wird als potentiell
gefährlich
betrachtet
Reptiliengehirn:
Automatismen: Kampf,
Flucht, Erstarrung (Freeze)
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6
Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008)
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
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Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
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Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008)
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
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Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
8
Krise: Spannungsreduktion
„Emotionsphobie“
Selbstverletzung
Parasuizid
Weglaufen
Aggression
Dissoziation
Konsum
Stimulus
Emotion
negiert
Reaktion
inadäquat
Spannungsanstieg
Das Dilemma ist, dass diese Patienten entweder zu viel oder zu wenig von ihren
Gefühlen wahrnehmen! (van der Hart)
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Emotionsregulation
«Jeder kann wütend werden, das ist einfach.
Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im
richtigen Mass, zur richtigen Zeit, zum
richtigen Zweck und auf die richtige Art,
das ist schwer.»
Aristoteles
Von: http://www.oel-bild.de/bilder/13604M.jpg
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«Organisiere meine Gefühle»
Wie Kinder lernen, mit ihren Emotionen umzugehen
» Anfangs werden die Gefühle von
der primären Bezugsperson
organisiert.
» Dann werden die Gefühle mit
Hilfe der Bezugsperson organisiert.
» Und schliesslich kann das Kind
seine Gefühle selbst organisieren.
(Cooper, Hoffman & Powell, 2001)
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Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008)
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
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Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
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13
Teufelskreis im Team
Narzismusfalle
Lohmer (2002)
Mitarbeiter zieht sich zurück
oder reagiert über.
Auftreten der Symptomatik,
Entwertung des Mitarbeiters
Mitarbeiter fühlt sich unwohl,
überfordert, emotional stark involviert.
Jugendliche/r «testet» Beziehung aus.
Reinszenierung von Abbrüchen,
Beziehungserfahrungen
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«Narzismusfalle»
Jugendlicher macht
«besonderes»
Beziehungsangebot
Jugendlicher fordert
Beziehung immer
stärker und intensiver
ein.
Hält diese intensive
Beziehungen kaum aus.
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Mittlerer Abstand in der Beziehungsgestaltung
„Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen.
Aber das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen.“
Joseph Joubert
Emotionales
Engagement
Reflektierende/
professionelle
Distanz
Dammann (2006), Schmid (2007)
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Traumapädagogische Beziehungsgestaltung
Schwierige Balancen
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Pollak et al. 2003,
……
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Halt!
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Ärger / Wut
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Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008)
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
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Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
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Dissoziative Prozesse
http://www.silberpapier.de/images/dis.gif
https://www.sozialversicherung.at/mediaDB/MMDB64312_40879.JPG
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Dissoziation und Trauma
Cartoon Renate Alf: http://www.zimannheim.de/psm_links.html
›
10% der Traumatisierten entwickeln sofort eine
chronische Dissoziationsneigung (Overkamp
2002).
›
50% bei sequentieller Traumatisierung (Murie et
al. 2001).
›
Dissoziierende Erwachsene sprechen von
stärkeren/häufigeren Kindheitstraumata (Nash et
al. 2009)
›
Extreme, emotional negativ aufgeladene
Familienatmosphäre scheint das Ausmass der
Dissoziationsneigung wesentlich zu beeinflussen
(Sanders & Giolas 1991, DiTomasso & Routh 1993).
›
Zusammenhang wird auch von anderen Faktoren
moderiert (Merckelbach & Muris 2001).
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Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008)
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
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Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
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Einführung in die Traumapädagogik
«Man ist dort zu Hause, wo man verstanden wird.»
Indianisches Sprichwort
Warum eine Traumapädagogik?
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Eigentlich ein altbekanntes physikalisches Prinzip
Reihenschaltung
RGes = R1 + R2
Bei einer Reihenschaltung von
Widerständen / psychosozialen
Hilfen wird der Widerstand größer
Parallelschaltung
RGes = 1/R1 + 1/R2
Bei einer Parallelschaltung von
Widerständen / psychosozialen Hilfen
wird der Widerstand kleiner als die
einzelnen Widerstände (vgl. RosenRunge, 2009)
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Grundidee zur Analyse von Problemverhalten
Vom Du zum Wir – Überspitzt das klassische Modell
Erziehungsmassnahmen zur
Veränderung
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Grundidee zur Analyse von Problemverhalten
Vom Du zum Wir – Überspitzt das klassische Modell
Kind muss sich verändern
Erziehungsmassnahmen zur
Veränderung
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Klassisches Modell schwierig, weil…
Zwei zentrale Herausforderungen an die Pädagogik
›
Die traumatisierten Kinder/Klienten gehen mit pädagogischen
Bezugspersonen keine ausreichend vertrauensvolle Beziehung ein, so
dass klassische pädagogische Interventionen nicht gut gesetzt werden
und ihre Wirkung kaum entfalten können.
›
Traumatisierte Kinder/Klienten konnten die notwendigen Fähigkeiten
zu Selbstregulation in ihren belastenden, vernachlässigenden und
misshandelnden Beziehungen gar nicht oder nur bedingt entwickeln
und scheitern deshalb häufig in Situationen, in denen diese
Fertigkeiten der Selbstregulation gefragt sind.
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Bindung und Selbstregulation bei traumatisierten Kindern
Ein pädagogisches Dilemma
Gehen kaum
Beziehungen ein
Brauchen
Unterstützung bei
der
Selbstregulation
Dilemma:
Klienten brauchen
Beziehung, um
Selbstregulation
erlernen zu können –
können aber noch
keine normalen
Beziehungen eingehen
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Grundidee zur Analyse von Problemverhalten
Vom Du zum Wir
Interaktion
pädagogische
Begegnung
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Grundidee zur Analyse von Problemverhalten
Vom Du zum Wir
Die Beziehungsfähigkeit des Kindes soll sich
verbessern? Wie können wir gemeinsam unsere
Ziele erreichen und die Entwicklungsaufgaben
des Kindes erfüllen?
Interaktion
pädagogische
Begegnung
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28. Oktober 2015
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Neue Beziehungserfahrungen führen zu Veränderung
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Traumapädagogik: Korrigierende Beziehungserfahrung
Traumapädagogische Haltung
Traumatisierendes Umfeld
Traumapädagogisches Milieu
› Unberechenbarkeit
› Transparenz/Berechenbarkeit
› Einsamkeit
› Beziehungsangebote/Anwaltschaft
› Nicht gesehen/gehört werden
› Beachtet werden/wichtig sein
› Geringschätzung
› Wertschätzung (Besonderheit)
› Kritik und Entmutigung
› Lob und Ermutigung
› Bedürfnisse missachtet
› Bedürfnisorientierung
› Ausgeliefert sein – andere
bestimmen absolut über mich
› Mitbestimmen können –
Partizipation
› Leid
› Freude
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Zwei Ebenen der Emotions- und Beziehungsregulation
Aktuelle Gefühlsreaktionen
(nicht nur eigene)
werden heftiger und als
potentiell bedrohlich erlebt
Gegenwärtige Wirklichkeit
Wahrnehmung
Körperreaktion
Gedanken
Handlungsdrang
«Normale» Beziehungen
Gefühle
Vergangenes traumatisches Erleben
Wahrnehmung
Körperreaktion
Gedanken
Gefühle
Handlungsdrang = Freeze/Fight/Flight
«Gefährliche» Beziehungen
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«Glaubenssätze»
«Selbstbild»
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Wirkungsweise der Milieutherapie
Gegenwärtige Wirklichkeit
Wahrnehmung
Körperreaktion
Gefühle
Gedanken
Handlungsdrang
´Traumapädagogisches Milieu / Therapie
Korrigierende Erfahrungen mit
Gefühlen und Beziehungen
im pädagogischen Alltag.
Schutz vor Retraumatisierung
und den damit verbunden
Gefühlen.
Wahrnehmung
Körperreaktion
Gefühle
Gedanken
Vergangenes traumatisches Erleben
Handlungsdrang
Förderliche Beziehungsgestaltung
Wahrnehmung
Körperreaktion
Gefühle
«Glaubenssätze» und
Gedanken
«Selbstbild»
verändern sich nur durch
Handlungsdrang = Freeze
alternative Beziehungserfahrungen und gute Therapie.
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Eine beziehungsorientierte Pädagogik ist festzumachen
Zum Beispiel an Sprache und am Umgang mit Regeln
›
Über Sprache werden oft wichtige Beziehungsaussagen transportiert.
›
Komplex traumatisierte, psychisch misshandelte und vernachlässigte
Kinder haben oft sehr negative Aussagen über sich gehört.
›
Im Umgang mit Regeln – traumatisierte Kinder haben in ihren Familien
oft einen sehr belasteten, willkürlichen Umgang mit Regeln erlebt.
›
Die Regeln waren ihrem Entwicklungsstand oft nicht angemessen und
haben sie überfordert.
›
Die Nichteinhaltung von Regeln wurde in Abhängigkeit von der Stimmung
der Eltern oft drastisch sanktioniert, teils aber auch gar nicht beachtet.
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44
Sprache und Beziehung in kritischen Situationen
Manchmal kommt es doch sehr auf das richtige Wort an
«Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe
richtigen Wort ist derselbe Unterschied wie der zwischen einem Blitz
und einem Glühwürmchen.»
Mark Twain
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45
Sprache in psychosozialen Beziehungen
Vier-Ohren-Prinzip von Schulz von Thun (I)
Selbstoffenbarungsohr
Was sagt der Sprecher
über sich aus?
Sachohr
Was ist der
Sachverhalt?

 / 
Beziehungsohr
Was hält der andere
von mir?
Wie redet er mit mir?
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Appellohr
Was soll ich tun,
denken, fühlen?
46
Sprache in psychosozialen Beziehungen
Beispiel
Selbstoffenbarungsohr
«Ich bin völlig erledigt
und koche jetzt auch
noch, ich brauche
Entlastung.»

«Schatz, der
Mülleimer in der
Küche ist schon
wieder voll.»
Beziehungsohr
«Ich wünsche mir
Unterstützung von
Dir.»
Sachohr
Der Mülleimer ist
so voll das nichts
mehr drin Platz hat.


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Appellohr
«Trag bitte den
Mülleimer runter.»
47
Sprache in psychosozialen Beziehungen
Eine pädagogische Situation – Ämtli nicht gemacht

Sachohr
Das Ämtli ist noch
nicht gemacht.
Selbstoffenbarungsohr
«?»
Ich nehme dich nicht
mit zum Fussball- Du
hast dein Ämtli noch
nicht gemacht .


Beziehungsohr
«?»
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Appellohr
«Spüre, wie wichtig
es ist, Dein Ämtli zu
machen.»
48
Unsere Kommunikation – stets eine Herausforderung
Unachtsamkeit führt oft zu Missverständnissen
› Wir hören stets mit vier Ohren!
› Sprechen aber bewusst oft nur zu einem oder zwei Ohren.
› Eine Ansprache an das «Appellohr» alleine führt oft - eigentlich fast immer - zu
Widerstand und Reaktanz.
› Menschen mit traumatischen Erfahrungen füllen de Aussagen mit Sätzen und
Annahmen über sich und Beziehungen sie Sie häufig gehört haben – und nicht
im Sinne des Sprechers sind.
› Es macht Sinn, Wünsche und Erwartungen auch mit Selbstaussagen und
Beziehungsaussagen zu untermauern.
› Bei Menschen mit belasteten Bindungserfahrungen ist es sehr wichtig, immer
auch das Beziehungsohr bewusst zu adressieren - «Wir-Sprache».
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49
Gruppenregeln und Selbstwirksamkeit Selbstunwirksamkeit
http://www.phpresource.de/forum/attachments/o
ut-order/2455d1181334360-na-toll-na-toll.jpg
›
Mit traumatisierten Kindern eskalieren
viele Situationen, bei denen die
Einhaltung von Regeln eingefordert
wird.
›
Starre Gruppenregeln überfordern
besonders belastete Kinder häufig.
›
Je rigider die Anwendung von Regeln
desto unsicherer sind in der Regel die
Fachkräfte.
›
Regeln werde daher individuell
ausgehandelt und begründet
(Selbstwirksamkeit; Regeln sichern gute
Beziehungen).
›
Regeln sollen personifiziert und
internalisiert werden (familienähnliche
Struktur).
›
Regeln sind dazu da, Ausnahmen zu
begründen!
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50
Umgang mit Regeln
Deeskalation hat immer Vorfahrt
›
Für welche Regel lohnt sich das Risiko einer
pädagogischen Eskalation? Was sind die Folgen?
(Lohnt eine Eskalation bis 1 Uhr nachts
wegen Licht aus um 22.00 Uhr?).
›
Suche den richtigen Moment, um eine
Regelverletzung zu besprechen. Achte auf eine
wertschätzende Haltung und Argumente, warum
Dir diese Regel wichtig ist.
›
Das Einfordern einer Regel macht nur in
Situationen Sinn, in denen das Kind diese auch
aufnehmen, annehmen und verstehen kann.
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51
Deeskalation hat Vorrang
Ruhe bewahren
«Wenn du im Recht bist, kannst du dir
leisten, die Ruhe zu bewahren; und wenn du
im Unrecht bist, kannst du dir nicht leisten,
sie zu verlieren.»
Mahatma Gandhi
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52
Verstärkung von Anspannung in Interaktionen
Anspannung
Kind
Anspannung
Bezugsperson
„Wer in sich selbst beruhigt ist, der beunruhigt auch den Anderen nicht.“
Epikur
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53
Mitarbeiter als Teil des pädagogischen Konzeptes
›
Traumatisierte Kinder lösen bei professionellen Helfern intensivste
Gefühle aus – Phänomen der sekundären Traumatisierung.
›
Letztlich ist für die Frage, ob ein Kind nach einer Eskalation auf einer
Wohngruppe verbleiben und gehalten werden kann, nicht das
Problemverhalten, sondern die Tragfähigkeit des Teams ist entscheidend.
›
Nur „stabile, sichere Mitarbeiter“ können in Krisensituationen
stabilisieren und deeskalieren.
›
Mitarbeiter benötigen in Krisensituationen ähnliche innerpsychische
Fertigkeiten (natürlich auf viel höherem Niveau), wie die Kinder
(Emotionsregulation, Selbstwirksamkeit, Resilienzfaktoren).
›
Sowohl die Heranwachsenden als auch die Mitarbeiter brauchen letztlich
einen sicheren Ort, an dem sie sich selbstwirksam erleben.
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54
Die Trias des «sicheren Ortes»
Sichere Kinder, sichere Mitarbeiter, sichere Strukturen
Mitarbeiter
Kinder und
Jugendliche
Struktur
Sicherer Ort
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55
Haltung
Sicherer Ort
Sicherer
Ort
=
Äussere
Sicherheit
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+
Innere
Sicherheit
56
Schmid (2010/2011)
Institution
Leitung
„Versorger„
„Fachdienst“
„Gruppenpädagogen“
Kind
Externe Hilfen: Kollegiale Intervision/ Supervision/ Coaching/ Verband
Traumapädagogische Krisenanalyse
«Verstehen kann man das Leben nur rückwärts,
leben muss man es aber vorwärts.»
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei
:Kierkegaard.jpg
Sören Kierkegaard
Drei Ebenen der Unterstützung:
›Administrative Ebene (eher Fachdienst)
› Abläufe
› Fachliche Weisungen
› Rechtliche Rahmenbedingungen
›Edukative Ebene
› Vermittlung von Wissen, Techniken
› Fallverstehen - Bedürfnisse
› Interaktionsanalyse
›Supportive Ebene
› Emotionale Unterstützung/Entlastung
› Verständnis
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58
Traumapädagogische Konzepte
Selbstwirksamkeit der Mitarbeiter stärken
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59
Heilung von Beziehungen durch eine «In-Zeit»
(Cassidy, Cooper, Hoffman & Powell, 2001)
Ich bin aufgebracht und
mein Kind ist aufgebracht.
oder
Ich bin ruhig (genug) und
mein Kind ist aufgebracht.
oder
Ich bin ruhig (genug) und mein Kind ist
ruhig (genug).
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60
Umgang mit schwierigen Interaktionen
«Um weiter zu springen, muss man manchmal einen Schritt
zurücktreten.»
Französisches Sprichwort
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61
Die Annahme des guten Grundes
Suchen des «guten Grundes» für jedes Verhalten
«Wer ein Warum fürs Leben hat, erträgt fast jedes Wie.»
Friedrich Nietzsche
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62
Traumapädagogische Auswege
Wider der Alternativlosigkeit
Traumatische Erlebnisse sind Erfahrungen der
Ausweglosigkeit und des Ausgeliefertseins, die mit Gefühlen der
Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit einhergehen. Diese Gefühle der
Alternativlosigkeit können sich leicht auch auf das Helfersystem
übertragen – deshalb ist es wichtig, stets noch einen Plan „B“ zu
haben und sich nie unnötig in seiner Handlungsfreiheit einzuschränken.
Biete traumatisierten Klienten immer Wahlmöglichkeiten an, wenn Du
etwas Unangenehmes von ihnen verlangst.
«Handle stets so, dass die Zahl deiner Wahlmöglichkeiten grösser wird.»
Heinz von Förster
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63
Arbeit mit Emotionen
Ausgangsniveau
Anspannung
Individueller Ausflippbereich
t
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64
Emotionale Verwundbarkeit reduzieren
›
Berechenbare Abläufe – Dienstpläne – Visualisierungen
›
Ritualisierte Alltagsabläufe – Ruhephasen im Alltag
›
Rückzugsräume – beruhigende Umwelt – Farben/Pflanzen
›
Ausreichend Schlaf und Bewegung
›
Gesunde Ernährung – Ausreichend trinken (Dehydration verstärkt
Dissoziation)
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Keine Drogen (THC)
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Behandlung von körperlichen Erkrankungen
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Soziale Alltagsprobleme ansprechen und abschliessen
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Traumapädagogische Förderung
Spezifische Förderung unterentwickelter Fertigkeiten
Traumatisierte Klienten konnten in ihren Herkunftssystemen
bestimmte wichtige Fertigkeiten nicht erlernen, diese müssen mit
ihnen im Rahmen der Traumapädagogik spezifisch gefördert
werden.
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Sinnes- und Körperwahrnehmung
Emotionsregulation
Resilienzfaktoren
Selbstwirksamkeit
Stresstoleranz
Bindung und Mentalisierung
Soziale Kompetenz
Resilienz
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YPI: Veränderungen
Modell (N=17)
Spiegel (N=32)
13
d=0.55
12
d=0.40
YPI (MW)
11
10
Prä
Post
9
8
07
Modell Spiegel Modell Spiegel Modell Spiegel Modell Spiegel
Interpersonal
Affektiv
Behavioral
Gesamt
Fazit
Wer diesen Kindern und Jugendlichen eine
professionelle, reflektierte und emotional
engagierte Bindungsperson sein möchte,
braucht ausreichende persönliche,
emotionale, soziale, institutionelle
Unterstützung. Die Träger benötigen
ausreichende gesellschaftliche Anerkennung,
Ausstattung und personelle Ressourcen, um
die dafür notwendigen Strukturen verlässlich
in ihre Konzepte und Prozesse zu
integrieren!
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Literatur
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Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Kontakt
Dr. Marc Schmid
Leitender Psychologe
Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik
Schanzenstrasse 13
CH-4056 Basel
+41 61 265 89 74
[email protected]
www.equals.ch
www.ipkj.ch
http://www.upkbs.ch
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