Autorin: Dr. med. vet. Eva Röhrig „Reisekrankheiten“ bei Hunden Als sogenannte Reisekrankheiten bezeichnet man Erkrankungen deren Erreger hauptsächlich in subtropischen und/oder tropischen Regionen vorkommen und werden alle durch Insekten auf Hunde übertragen. Der Begriff Reisekrankheit rührt daher, dass Hunde sich ursprünglich nur mit diesen Erregern infizierten, wenn sie mit Frauchen oder Herrchen ins Ausland gereist sind. In der Zwischenzeit wurden einige Erreger auch in Deutschland nachgewiesen, und es gibt Fallberichte von erkrankten Hunden die noch nie im Ausland waren. So spricht man heute streng genommen nicht mehr von Reisekrankheiten, sondern von „Vektor-übertragenen Erkrankungen“. Die bedeutendsten in dieser Gruppe sind: Babesiose Hepatozoonose Leishmaniose Dirofilariose (Herzwurmerkrankung) Ehrlichiose Um einer Infektion mit diesen Erregern vorzubeugen, sollte ein ausreichender Zecken-und Mückenschutz gewährleistet sein. Dieser kann in Form von Spot-on Präparaten, Antimückenschutz (z.B. Autan), Mückenkerzen oder Tabletteneingabe erfolgen. Ebenfalls sollte es vermieden werden, dass die Hunde abends draußen sind, da besonders Mücken zu dieser Tageszeit aktiv sind. Seite 1 www.kleintierpraxis-ninamueller.de © Copyright: Kleintierpraxis Dr.med.vet.N.Müller / Dr.med.vet.S.Mitra;Nur zur privaten Nutzung! Autorin: Dr. med. vet. Eva Röhrig Babesiose Erreger: Babesia canis, Babesia gibsoni Überträger: Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus), Haemaphysalis leachi Vorkommen: Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Balkan, Polen Krankheitsbild: Die Babesien befallen die roten Blutkörperchen und lösen Anämie, Blutgerinnungsstörungen, Lethargie, Inappetenz, Milzvergrößerung, Fieber, akutes Nierenversagen, Atemnot, Gelbsucht und Lebererkrankungen aus Diagnose: Blutausstrich, molekularbiologischer Nachweis, serologische Untersuchungen Therapie: Symptome behandeln, CarbesiaTM-Injektionen Babesien wurden auch schon bei in Deutschland beheimateten Zecken nachgewiesen! Seite 2 www.kleintierpraxis-ninamueller.de © Copyright: Kleintierpraxis Dr.med.vet.N.Müller / Dr.med.vet.S.Mitra;Nur zur privaten Nutzung! Autorin: Dr. med. vet. Eva Röhrig Hepatozoonose Erreger: Hepatozoon canis Überträger: Braune Hundezecke (R. sanguineus), selten auch andere Vorkommen: Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Griechenland, Türkei, Balkan Krankheitsbild: Hepatozoon befallen die weißen Blutkörperchen und verursachen starken Gewichtsverlust, Fieberschübe, Anämie, Lymphknotenvergrößerung, schleimig-eitriger Augenausfluss, Erbrechen und Durchfall Diagnose: Blutausstrich, molekularbiologischer Nachweis, serologische Untersuchungen Therapie: Die Erregerelimination ist nicht vollständig möglich, aber die Symptome können mit CarbesiaTMund Antibiose behandelt werden. Leishmaniose Erreger: Leishmania infantum Überträger: Sandmücken (v.a. Phlebotomus mascitii) Vorkommen: Spanien, Portugal, Italien, Frankreich, Griechenland, Türkei, Balkan, Maltesische Inseln Krankheitsbild: Leishmanien befallen Zellen des Immunsystems (Makrophagen). Dadurch können Niereninsuffizienz, Hautveränderungen, Augenerkrankungen, Lymphknotenvergrößerungen, Gewichtsverlust, Muskelabbau, Bewegungsschwäche, verminderter Appetit, Lethargie, Nasenbluten, Seite 3 www.kleintierpraxis-ninamueller.de © Copyright: Kleintierpraxis Dr.med.vet.N.Müller / Dr.med.vet.S.Mitra;Nur zur privaten Nutzung! Autorin: Dr. med. vet. Eva Röhrig vermehrtes Krallenwachstum, Lahmheit, Milzvergrößerung, Lungenerkrankungen, Erbrechen und oder Durchfall entstehen. Diagnose: Blutausstrich, serologische und molekularbiologische Untersuchungen Therapie: auch bei der Leishmaniose ist bisher noch keine Therapie bekannt, bei der eine vollständige Erregerelimination auftritt. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, so zum Beispiel die Behandlung mit Meglumine ® in Kombination mit Allopurinol oder Miltefosine®. Dirofilariose Erreger: Herzwurm (Dirofilaria immitis) Überträger: Stechmücken Vorkommen: Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Griechenland, Türkei, Balkan Krankheitsbild: Die Herzwürmer leben bevorzugt in den Arterien der Lunge und können so Rechtsherzinsuffizienz, chronischen Husten, Atemnot, Leistungsinsuffizienz, Herzfrequenz ↑, Anämie, Bauchwassersucht, Lebervergrößerung und oder Nierenfunktionsstörungen auslösen. Diagnose: mikroskopischer Nachweis, serologische und molekularbiologische Untersuchungen Therapie: Bei der Herzwurmerkrankung ist eine vollständige Erregerelimination möglich. Diese wird mittels Melarsamin und Antibiose ermöglicht. Seite 4 www.kleintierpraxis-ninamueller.de © Copyright: Kleintierpraxis Dr.med.vet.N.Müller / Dr.med.vet.S.Mitra;Nur zur privaten Nutzung! Autorin: Dr. med. vet. Eva Röhrig Ehrlichiose Erreger: Ehrlichia canis Überträger: Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) Vorkommen: Spanien, Portugal, Italien, Frankreich, Griechenland, Türkei, Balkan Krankheitsbild: Ehrlichia canis befällt weiße Blutkörperchen und kann Blutgerinnungsstörungen mit einhergehende Lethargie, Fieber, Inappetenz, Milzvergrößerung und Lymphknotenschwellung auslösen. Auch neurologische Ausfälle lassen sich beobachten. Diagnose: Blutausstrich, serologische und molekularbiologische Untersuchungen Therapie: CarbesiaTM, Antibiose Denken sie daran, dass bei importierten Hunden eine Erkrankung mit den oben genannten Erregern möglich ist, und lassen Sie ihren Hund vor Einreise sowie nach frühestens einem halben Jahr in Deutschland erneut auf Reisekrankheiten untersuchen, um sicher zu sein, dass er gesund ist. Seite 5 www.kleintierpraxis-ninamueller.de © Copyright: Kleintierpraxis Dr.med.vet.N.Müller / Dr.med.vet.S.Mitra;Nur zur privaten Nutzung!