Kurzanalyse mit Grafiken zur Wahl in Rheinland

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Landtagswahl in
Rheinland-Pfalz
13. März 2016
SPD dank Malu Dreyer stärkste Kraft
Erstmals Fünf-Parteien-Landtag in Mainz
Bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz wird die SPD
mit 36,2% (+0,5) stärkste Kraft vor der CDU, die mit
31,8% (-3,4) auf ihr schlechtestes Resultat in diesem
Bundesland fällt. Die Grünen haben nach ihrem Ausnahmeergebnis 2011 jetzt Verluste in Rekordhöhe und
schaffen mit 5,3% (-10,1) nur knapp die Fünf-ProzentHürde. Der FDP gelingt mit 6,2% (+2,0) der Wiedereinzug in den Landtag, in dem mit der AfD, aus dem
Stand bei 12,6%, erstmals überhaupt fünf Parteien
vertreten sind. Die Linke kommt auf 2,8% (-0,2), die
sonstigen Parteien erreichen zusammen 5,1% (-1,3),
die Wahlbeteiligung steigt deutlich auf 70,4% (+8,6).
Symptomatisch für das rot-grüne Abschneiden ist ein
heftiges koalitionsinternes Leistungsgefälle, da die
Regierungsarbeit der SPD mit 1,5 auf der +5/-5-Skala
klar positiv, aber die des grünen Juniors mit nur 0,2
sehr schwach eingestuft wird. Die CDU, in der Opposition mit 1,0 bewertet, präsentiert sich leistungs- und
imagebezogen zwar besser als 2011, hatte mit Julia
Klöckner aber eine stärker polarisierende Kandidatin
im Rennen, deren flüchtlingspolitischer Kurs eher geschadet hat.
Bewertung der Spitzenkandidatinnen in
Rheinland-Pfalz (Mittelwerte auf einer Skala von +5 bis -5)
Wahlergebnis Landtagswahl Rheinland-Pfalz 2016
Dreyer
Klöckner
Anteile der Landesstimmen in Prozent
36,2
4,0
Ergebnis in %
Gewinne und Verluste
31,8
Parteianhänger
3,5
1,9
1,4
1,2
12,6 12,6
6,2
5,3
0,5
5,1
-0,2
-3,4
0,6
0,2
2,8
2,0
3,4
2,5
2,4
-0,1
-0,1
-1,3
alle
-10,1
SPD
CDU
GRÜNE
FDP
AfD
Forschungsgruppe Wahlen: Umfrage vor der Wahl in Rheinland-Pfalz 03/16
SPD
CDU
GRÜNE
FDP
LINKE
AfD
So sehen 61% Klöckners Abrücken von der Kanzlerin,
soweit festgestellt, kritisch, während 58% aller Befragten und sogar 73% der CDU-Anhänger Merkels
Flüchtlingspolitik prinzipiell gut heißen und RheinlandPfalz für 69% „die vielen Flüchtlinge verkraften kann“.
Ganz anderer Meinung sind hier nur AfD-Anhänger,
von denen 45% die AfD als „Denkzettel“ wählen und
53% wegen ihrer politischen Forderungen, obwohl
dann – bei (rechts-)populistischer Wahl typisch - kaum
Politikvertrauen besteht.
Sonstige
Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Ihr gutes Ergebnis verdankt die SPD zum einen Malu
Dreyer, die in bester Tradition rheinland-pfälzischer
Ministerpräsidenten lagerübergreifend viel Wertschätzung erfährt. Zum anderen profitiert sie bei einer Wahl,
bei der für 57% der Befragten das Land und für 38%
die Bundespolitik wichtiger war, von hohem Vor-OrtAnsehen, ihrer Regierungsarbeit sowie einem RekordAbsturz der Grünen.
Kann Rheinland-Pfalz
die vielen Flüchtlinge verkraften?
Bewertung der Parteien in Rheinland-Pfalz
(Mittelwerte auf einer Skala von +5 bis -5)
2016
2,1
1,7
alle
1,3
0,8
0,2
0,7
0,0
SPD
FDP
-3,1
LINKE
AfD*
Forschungsgruppe Wahlen: Umfragen vor der Wahl in Rheinland-Pfalz 03/16 u. 03/11; *kein Wert für 2011
75
29
75
Forschungsgruppe Wahlen: Umfrage vor der Wahl in Rheinland-Pfalz 03/16
1
96
2
FDP
AfD
83
18
GRÜNE
-2,7
GRÜNE
11
CDU
-2,0
CDU
69
25
Parteianhänger
-0,4
SPD
ja
nein
2011
61
22
So nennt die AfD zwar für 88% ihrer Anhänger, aber
gerade für 20% aller Rheinland-Pfälzer, als „einzige
Partei die Probleme beim Namen“. Wirklich lösen, das
sagen selbst ihre Wähler, kann die AfD die meisten
Probleme aber nicht: Mit Ausnahme der Flüchtlingsund Asylpolitik, wo insgesamt 36% der SPD, 27% der
CDU und nur 10% der AfD vertrauen, sieht kaum jemand bei der „Alternative“ Sachkompetenz.
fendes Ansehen, wogegen CDU-Herausforderin Julia
Klöckner, insgesamt bei 1,4, unter SPD-, Grünen- und
AfD-Anhängern schwach bewertet wird. Letztlich wollten 37% Klöckner und 49% Dreyer als Ministerpräsidentin, die ihren Vorsprung primär den Wählerinnen
verdankt: Bei Männern nur knapp vor Klöckner, liegt
Dreyer bei Frauen 21 Prozentpunkte vorne.
Wahlentscheidung nach Geschlecht
Welche Partei löst die Probleme
in Rheinland-Pfalz am besten?
SPD
CDU
Flüchtlinge/Asyl
36
Schule/Bildung
38
Verkehr
GRÜNE
Sonstige
27
10
28
24
Wirtschaft
SPD
AfD
31
33
6
6
7
GRÜNE
FDP
AfD
Sonstige
30
4
Wahlergebnis
36,2
männlich
34
31,8
5,3 6,2
12,6
7,9
18
24
6
35
CDU
keine/w.n.
weiblich
26
31
39
5 7
33
15
6 6
9
9
7
Forschungsgruppe Wahlen: Befragung am Wahltag in Rheinland-Pfalz, 13.03.2016
Forschungsgruppe Wahlen: Umfrage vor der Wahl in Rheinland-Pfalz 03/16
In die Politik von Sozial- und Christdemokraten gibt es
dagegen in Rheinland-Pfalz auch jenseits des TopThemas Flüchtlinge viel Vertrauen, was nach den
guten Noten für Ansehen und Arbeit im Landtag auch
die Bewertung von Koalitionen erklärt: Während Dreierbündnisse klar abgelehnt werden, gibt es für eine
große Koalition knapp mehrheitlich Zustimmung, wenn
die SPD dabei die Regierung führt.
Wahlentscheidung in den Altersgruppen
SPD
Dreyer
w.n.
Klöckner
49
alle
CDU
37
7
FDP
AfD
7
81
84
GRÜNE
26
33
7
11
9
61
7
43
33
30-44 Jahre
33
36
40
FDP
31,8
AfD
Sonstige
5,3 6,2
25
9
29
5
14
6 6
29
7
39
12,6
14
16
5
7,9
11
15
8
8
7 4
Zwar weniger deutlich, erzielt die SPD auch insgesamt
bei Frauen ein besseres Ergebnis als bei Männern
(39% bzw. 34%), die AfD erhält wesentlich mehr
Stimmen von Männern als von Frauen (15% bzw. 9%).
Bei allen unter 60-jährigen Wählern ist die AfD klar
zweistellig, bei den ab 60-Jährigen bleibt sie mit 7%
unterdurchschnittlich, die Grünen kommen hier nur auf
2%. Die CDU liegt dagegen mit 39% trotz klarer Verluste ausschließlich in der Generation 60plus über
ihrem Landesschnitt und auch die FDP holt hier mit
8% ihr bestes Ergebnis, wobei die Liberalen den
Sprung in den Landtag einer Wählerschaft verdanken,
die zu einem Drittel eigentlich der CDU näher steht.
(Mannheim, 14.3.2016)
4
88
12
18-29 Jahre
GRÜNE
Forschungsgruppe Wahlen: Befragung am Wahltag in Rheinland-Pfalz, 13.03.2016
Parteianhänger
SPD
36,2
ab 60 Jahre
keine von beiden
10
Wahlergebnis
45-59 Jahre
Wen hätten Sie lieber als Ministerpräsidentin
in Rheinland-Pfalz?
CDU
17
Forschungsgruppe Wahlen: Umfrage vor der Wahl in Rheinland-Pfalz 03/16
Maßgeblichen Anteil daran, vor allem aber am SPDErgebnis insgesamt, hat Malu Dreyer: Drei Jahre nach
Amtsübernahme erzielt sie mit 2,4 auf der +5/-5-Skala
eine ähnlich hohe Reputation wie Vorgänger Kurt Beck
zu seinen besten Zeiten. Grundlage ist parteiübergrei-
Herausgeber: Forschungsgruppe Wahlen e.V.
68011 Mannheim, Postfach 10 11 21, Tel.: 0621/1233-0, FAX: 0621/1233-199
Internet: www.forschungsgruppe.de
E-Mail: [email protected]
Die Zahlen basieren auf einer telefonischen Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen unter 1.037 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Rheinland-Pfalz in der Woche vor der Wahl sowie auf einer Befragung unter 17.964 Wählern am Wahltag. Weitere
Grafiken und Berichte zur Landtagswahl im Web unter: www.heute.de. Nächstes bundesweites Politbarometer am 18.3.2016.
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