2. Optische Abbildung Autoren: Jorg Lobau, Michael Lettenberger, Gerd Schedelbeck, Martin Sass Version: 2.12.1997 4.12.1997 (AK) 8.12.1997 (MS) 4.5.1998 (AK) In diesem Praktikumsversuch sollen Sie sich mit den Grundlagen der optischen Abbildung vertraut machen. Es wird dabei die geometrische Optik, Grenzen der Abbildung durch Linsenfehler und die Moglichkeit der Lichtleitung in Fasern behandelt. Literaturhinweise Bergmann-Schafer, "Lehrbuch der Experimentalphysik (3)\, de Gruyter Hecht, "Optik\, Verlag Addison-Wesley Yariv, "Quantum Electronics\, John Wiley & Sons Zinth / Korner, "Physik III\, Oldenbourg Verlag 2.1 Geometrische Optik 2.1.1 Grundlagen Die Wirkungsweise optischer Instrumente, die Linsen, Spiegel, Prismen und Blenden enthalten, lat sich mit Hilfe der geometrischen Optik beschreiben. Die Gesetze der geometrischen Optik sind anwendbar, wenn vom Wellencharakter des Lichtes abgesehen werden kann, also Beugungserscheinungen auer Acht gelassen werden konnen. Mit der geometrischen Optik alleine lat sich das begrenzte Auflosungsvermogen optischer Instrumente nicht verstehen, weil dazu Beugungseekte berucksichtigt werden mussen. In der geometrischen Optik wird der Begri Lichtstrahl verwendet. Darunter versteht man ein dunnes Bundel parallelen Lichtes. Allgemein werden in der geometrischen Optik folgende Annahmen gemacht: 1. Ein Lichtstrahl breitet sich geradlinig im einheitlichen Medium aus. 2. Verschiedene Strahlbundel sind unabhangig voneinander. 15 16 2. Optische Abbildung H y H’ z A y F O F’ optische Achse O’ y’ A’ f f’ h a a’ e Bild 2.1: Zur Nomenklatur in der geometrischen Optik. 3. Der Strahl ist umkehrbar. 4. Es gelten das Reexions- und das Brechungsgesetz. Die geometrische Optik behandelt die Abbildung eines Objektraumes (alle Groen nichtgestrichen, z.B. y, a) auf einen Bildraum (Groen gestrichen, z.B. y , a ). Die Begrie Objekt und Gegenstand bezeichnen dasselbe. Punkte werden normalerweise durch lateinische Grobuchstaben, Strecken durch lateinische Kleinbuchstaben bezeichnet. Groen, die sich im Objekt- und Bildraum entsprechen, werden mit dem gleichen Buchstaben bezeichnet (z.B. y und y ). Systeme optischer Linsen sind meist rotationssymmetrisch (Ausnahme z.B. Zylinderlinsen). In diesen Fallen reicht es aus, einen ebenen Schnitt durch die Rotationsachse, die mit der optischen Achse ubereinstimmt, zu betrachten. Ist die Neigung der zu einer Abbildung beitragenden Lichtstrahlen zur optischen Achse gering (kleiner 5o, sog. Gauscher Abbildungsbereich), und betrachtet man achsennahe Strahlen, so kann man die Wirkung des optischen Systems naherungsweise auf zwei Hauptebenen (H und H') und zwei Brennebenen (F und F') zuruckfuhren (s. Abb. 2.1). Der physikalische Strahlengang wird dabei durch einen mathematischen ersetzt, wodurch die Konstruktion der optischen Abbildung und die Rechnung sehr erleichtert werden. Die Konstruktion der Abbildung eines Gegenstandes im Objektraum auf den Bildraum erfolgt auf folgende Weise: 1. Ein vom Punkt A des Objektes ausgehender Lichtstrahl lauft parallel zur optischen Achse bis zur bildseitigen Hauptebene H' (sog. Parallelstrahl) und dann weiter durch den bildseitigen Brennpunkt F'. 2. Ein zweiter vom Punkt A ausgehender Lichtstrahl lauft durch den objektseitigen Brennpunkt F bis zur objektseitigen Hauptebene H und dann weiter parallel zur optischen Achse. 3. Der Bildpunkt A' ist der Schnittpunkt der beiden Strahlen im Bildraum. 0 0 0 17 2.1 Geometrische Optik Die Schnittpunkte der Hauptebenen mit der optischen Achse heien Hauptpunkte , die der Brennebenen mit der optischen Achse sind der objektseitige Brennpunkt F und der bildseitige Brennpunkt F'. Der bildseitige Brennpunkt ist dadurch ausgezeichnet, da alle objektseitig parallel zur optischen Achse laufenden Strahlen durch ihn hindurchlaufen. Der Abstand vom Objekt O zur objektseitigen Hauptebene heit Gegenstandsweite a, der Abstand von der bildseitigen Hauptebene zum Bild O' heit Bildweite a . In der Abbildung 2.1 sind alle Strecken mit einseitigen Pfeilen versehen. Der Anfangspunkt (ohne Pfeil) einer Strecke ist ihr jeweiliger Bezugspunkt. Strecken, die vom Bezugspunkt in Lichtrichtung (hier: von links nach rechts) laufen sind positiv zu nehmen, die gegen Lichtrichtung laufen negativ. Desweiteren sind Strecken, die nach "oben\ laufen positiv, die nach "unten\ laufen negativ. Beispiel: Der Bezugspunkt der objektseitigen Brennweite f liegt in der objektseitigen Brennebene; der Bezugspunkt der bildseitigen Brennweite f liegt in der bildseitigen Hauptebene. f und f haben also gleiches Vorzeichen. 0 0 0 Hinweis: Diese Konvention entspricht nicht der DIN-Norm, ndet aber in vielen Optikbuchern Anwendung. Aus geometrischen U berlegungen erhalt man nun aus Abbildung 2.1 folgende Beziehung: y f f ,a = = : (2.1) y f ,a f 0 0 0 0 Daraus erhalt man durch Umformung: f a + fa = 1: 0 (2.2) 0 Dies ist die allgemeine Form der Linsengleichung. Man beachte, da die bild- und objektseitigen Brennweiten nicht gleich sind, wenn die Brechungsindizes der Medien auf beiden Seiten der Linse verschieden sind (z.B. beim Auge). Ist das Medium auf beiden Seiten der Linse gleich, dann gilt f = f , und es ergibt sich aus Gleichung 2.2: 1+1 =1 : (2.3) a a f 0 0 Als Abbildungsmastab bezeichnet man das Verhaltnis = < 0 bedeutet dabei, y : y 0 (2.4) da das Bild "auf dem Kopf\ steht. 2.1.2 Dunne Linsen Ist die Dicke der Linsen klein gegenuber den Krummungsradien der Linsenachen, spricht man von dunnen Linsen. In diesem Fall fallen die beiden Hauptebenen zusammen und liegen in der Linsenmitte. 18 2. Optische Abbildung H1 H’1 H2 F F’1 F1 f1 f’1 H’2 F’2 2 f2 f’2 t Bild 2.2: Linsensysteme 2.1.3 Linsensysteme Das einfachste Linsensystem besteht aus zwei dunnen Linsen mit den Brennweiten f1 und f2, die im Abstand t voneinander angeordnet sind (t = Abstand der Hauptebenen der beiden dunnen Linsen). Fur die Brennweite des Linsensystems gilt dann 1= 1+1, t : (2.5) f f1 f2 f1f2 Gleichung 2.5 gilt auch fur dicke Linsen, wobei dann fur den Abstand t der Abstand der bildseitigen Hauptebene der ersten Linse und der objektseitigen Hauptebene der zweiten Linse zu nehmen ist (vgl. Abb. 2.2). Ein Linsensystem lat sich in der geometrischen Optik wieder auf zwei Hauptebenen und zwei Brennebenen reduzieren. So kann man die Wirkungsweise komplizierter optischer Anordnungen auf relativ einfache Weise beschreiben. 2.2 Linsen 2.2.1 Spharische Linsen Unter einer (spharischen) Linse versteht man einen von zwei zentrierten Kugelachen1 begrenzten lichtdurchlassigen Korper. Je nach Anordnung der begrenzenden Flachen ergeben sich unterschiedliche Eigenschaften. Linsen, die in der Mitte dicker sind als am Rand, machen achsenparallel einfallende Strahlen konvergent, so da sie sich in einem Brennpunkt (im allgemeinen auerhalb auf der anderen Seite der Linse) vereinigen. Diese Linsen bezeichnet man als Sammellinsen. Linsen, die in der Mitte dunner sind als am Rand, weiten achsenparallel einfallende Strahlen divergent auf, so da sie von einem auf der Seite des einfallenden Lichtes liegenden virtuellen Brennpunkt auszugehen scheinen. Sie sind Streulinsen. 1 Eine ebene Flache lat sich als Kugelache mit unendlichem Radius darstellen. 2.2 Linsen Bild 2.3: 19 Gebrauchliche Linsenformen. r1 r2 n d Bild 2.4: Bei der Berechnung der Brennweite einer Linse verwendete Groen. Die Brennweite f einer spharischen Linse berechnet sich zu 1 = (n , 1) 1 + 1 , d(n , 1)2 ; f r1 r2 n r1r2 (2.6) wobei r1 und r2 die Krummungsradien der Linsenachen, n der Brechungsindex des Linsenmaterials und d die Dicke der Linse sind (vgl. Abb. 2.4). Der Brechungsindex des umgebenden Mediums wurde nM = 1 gesetzt. Die Krummungsradien sind fur konvexe Krummungen positiv, fur konkave negativ. Fur Sammellinsen ergibt sich dabei eine positive Brennweite, fur Streulinsen eine negative. 2.2.2 Nicht-spharische Linsen Spharische Linsen sind nicht die exakte Losung eines optischen Elementes, welches Lichtstrahlen, die von einem Punkt ausgehen, in einem Punkt auf der anderen Seite der Linse zu fokussieren. Sie liefern nur eine Naherung, die umso besser ist, je naher die Strahlen an der optischen Achse liegen. Die Bedingung, da alle von einem Punkt P ausgehenden Strahlen auf den Punkt P fokussiert werden, lautet l0n1 + li n2 = s0 n1 + si n2 = const: (2.7) 0 20 2. Optische Abbildung li l0 P P’ s0 n1 Bild 2.5: si n2 Ideale\ Linsenform: "Der optische Weg mu fur alle Strahlen gleich sein. Das bedeutet, da der optische Weg (l n) fur alle Strahlen gleich sein mu. Als Losung ergibt sich aus Gleichung 2.7 ein Ellipsoid als ideale Grenzache zwischen den Medien (s. Abb. 2.5) Man verwendet trotzdem meist spharische Linsen, da ihre Herstellung technisch am einfachsten zu realisieren ist. 2.3 Abbildungsfehler Die optische Abbildung, so wie sie in den vorangegangenen Abschnitten beschrieben wurde, gilt im Grunde nur fur achsennahe, monochromatische Strahlen. Dieser Idealfall ist in der Praxis aber eher die Ausnahme, und man beobachtet Abweichungen vom oben beschriebenen Verhalten. 2.3.1 Monochromatische Aberration Als monochromatische Aberration bezeichnet man die Fehler, die auch bei einfarbigem Licht auftreten, also nicht von Dispersionseekten abhangen. Da die ausfuhrliche Behandlung aller Fehler den Rahmen des Praktikums sprengen wurde, soll im folgenden nur auf die spharische Aberration naher eingegangen werden. Spharische Aberration Spharische Aberration entsteht durch eine schwachere (bei Sammellinsen) oder starkere (bei Streulinsen) Brechung achsennaher Strahlen im Vergleich zu achsenfernen Strahlen. Achsenferne Strahlen werden von Sammellinsen kurzer fokussiert als achsennahe, sie schneiden die Brennebene Fm nicht auf der optischen Achse (s. Abb. 2.6). Betrachtet man die Lage des Brennpunktes auf der optischen Achse in Abhangigkeit des Strahlabstandes h von der optischen Achse, so spricht man von Langsaberration. Der Abstand des Strahls von der optischen Achse beim Durchgang durch die Brennebene Fm bezeichnet man hingegen als Queraberration oder Lateralaberration. Es sei hier darauf hingewiesen, da beides den gleichen Eekt beschreibt. 2.3 Abbildungsfehler 21 Fm Queraberration h2 h1 Längsaberration Bild 2.6: Strahlen in der Linsenmitte und am Linsenrand werden unterschiedlich stark gebrochen. Dadurch wird achsenparallel einfallendes Licht nicht mehr auf einen Brennpunkt fokussiert. Bei Linsen mit zwei unterschiedlichen Krummungsradien auf beiden Seiten ist die Starke der spharischen Aberration von der Richtung abhangig, in der der Strahl durch die Linse lauft. Bei Sammellinsen ist der Eekt groer, wenn die Strahlen zuerst auf die Seite mit dem groeren Krummungsradius, also die schwacher gekrummte, treen (umgekehrt bei Streulinsen). An dieser Stelle soll noch kurz auf die anderen Arten der monochromatischen Aberration eingegangen werden: Astigmatismus: Liegt ein Objektpunkt nicht unmittelbar an der optischen Achse, so trit der einfallende Strahlenkegel die Linse asymmetrisch. Es entsteht kein Bildpunkt, sondern zwei in einem gewissen Abstand liegende Bildlinien. Koma: Bildet man einen stark seitlich von der optischen Achse liegenden Punkt ab, so entsteht eine einseitig stark verzerrte Figur. Die Koma entsteht durch spharische Aberration bei unsymmetrischem Durchgang durch die Linse. Bildfeldwolbung: Die Bildfeldwolbung bezeichnet den Eekt, da ein ebenes Objekt auf eine Kugelschale abgebildet wird. Verzeichnung: gerade Objektlinien werden gekrummt abgebildet. 2.3.2 Chromatische Aberration Der Eekt der chromatischen Aberration beruht darauf, da der Brechungsindex eines Stoes fur verschiedene Wellenlangen des Lichtes unterschiedlich ist. Dieser als Dispersion bezeichnete Eekt fuhrt dazu, da auch die Brennweite einer Linse von der Wellenlange abhangt (vgl. Gl. 2.6). Die unterschiedlichen Farben eines achsenparallel einfallenden weien Lichtbundels werden also nicht in einen Brennpunkt fokussiert. Fur die meisten Linsenmaterialien ist der Brechungsindex fur kurzwelliges Licht (blau) groer als fur langwelliges (rot). Nach Gleichung 2.6 ist also die Brennweite fur rotes 22 2. Optische Abbildung Σ u bla rot FB FR rot bla u Farbortsfehler Bild 2.7: Die Brennweite einer Linse hangt von der Wellenlange des Lichtes ab. Der Abstand zwischen den Brennpunkten heit Farbortsfehler. FB F’R F’B FR rot Bild 2.8: Farbquerfehler blau Der vertikale Abstand zwischen zwei Bildpunkten verschiedener Wellenlange heit Farbquerfehler. Licht groer als fur blaues. (vgl. Abb. 2.7). Der Abstand zwischen zwei Brennpunkten fur unterschiedliche Wellenlangen auf der optischen Achse, heit Farbortsfehler oder Farblangsfehler (vgl. Abb. 2.7). Die Lage des besten Bildes liegt in der Ebene , wo der Unscharfekreis fur alle Farben am kleinsten ist. Das Bild eines Punktes auerhalb der optischen Achse wird von den einzelnen Wellenlangenkomponenten gebildet, wobei jede in einer anderen Hohe uber oder unter der Achse ankommt (s. Abb. 2.8). Die Wellenlangenabhangigkeit der Brennweite bewirkt auch eine Wellenlangenabhangigkeit der transversalen Vergroerung. Der vertikale Abstand zwischen zwei derartigen Bildpunkten (meist verwendet man rot und blau) bezeichnet man als Farbquerfehler. Ein Ma fur die Dispersion eines Stoes ist die Abbesche Zahl . Diese ist uber die Brechungsindizes bei den Wellenlangen verschiedener Fraunhoferscher Linien deniert: n ,1 = D : (2.8) nF , nC 2.4 Faseroptik 23 Bezeichnung Wellenlange Element C 656,282 nm (rot) H D1 589,592 nm (gelb) Na D2 588.995 nm (gelb) Na D Zentrum von D1 und D2 589.294 nm Na F 486,133 nm (blau) H K 393,366 nm (violett) Ca Tabelle 2.1: Einige starke Fraunhofersche Linien nD , nF und nC sind dabei die Brechungsindizes der entsprechenden Fraunhoferschen Linien (s. Tab. 2.1). Materialien mit kleiner Dispersion, also mit geringer A nderung des Brechungsindex mit der Wellenlange, besitzen eine groe Abbesche Zahl . 2.4 Faseroptik Fur optische Fasern gibt es viele verschiedene Anwendungen. Als Beispiel seien hier nur die Datenubertragung in der Fernmeldetechnik und in der Medizin verwendeten optischen Fasern zur Bildubertragung aus dem Korper (Endoskopie) genannt. Faser Mantel Bild 2.9: Lichtfuhrung in einer Faser 2.4.1 Prinzip der Lichtleitung Das Prinzip der optischen Fasern zeigt Abbildung 2.9. Das Licht wird von links in die Faser mit Brechungsindex nf eingekoppelt. An der Grenzache zwischen Faser und Mantel mit dem Brechungsindex nc < nf wird das Licht totalreektiert, d.h. alles Licht wird in der Faser gefuhrt, es treten keine Verluste durch Transmission durch die Mantelache auf. Auf diese Weise ist eine bis auf Dampfungseekte verlustfreie U bertragung durch die Faser moglich. Die Ummantelung der Faser gewahrleistet konstante Bedingungen unabhangig von der Umgebung. Er verhindert z.B. das U bertreten von Licht in einem Faserbundel von einer Faser zur nachsten, und schutzt die Faseroberache vor Verunreinigungen. Die Ezienz einer faseroptischen U bertragung hangt entscheidend von der Einkoppelung in die Faser ab. Dabei gibt es vor allem zwei begrenzende Eekte: Einerseits 24 2. Optische Abbildung n0 nc Θi Bild 2.10: Θc Θt nf Wird der Einfallswinkel i zu gro, ist die Bedingung fur Totalreexion nicht mehr erfullt. mu das eintreende Licht durch ein optisches System in die Faser fokussiert werden, andererseits darf der durch den Grenzwinkel der Totalreexion vorgegebene Akzeptanzwinkel der Faser nicht uberschritten werden. 2.4.2 Grenze der Totalreexion und numerische Apertur Bei ungunstiger Einkoppelung geht die Voraussetzung fur Totalreexion verloren, und es treten Verluste auf. Damit Totalreexion auftritt mu der Winkel c (s. Abb. 2.10) groer als der Totalreexionswinkel min c sein. Der Grenzwinkel ist durch das Brechungsgesetz gegeben nc (2.9) sin min c =n ; f nf wobei nc der Brechungsindex des Mantels und der der Faser ist (s. Abb. 2.10). Fur den Eintrittswinkel i ergibt sich dadurch ein maximaler Winkel sin max = nnf sin max i t 0 = nnf cos min c = Die Groe 0 nf n0 1=2 (1 , sin2 min c ) = n1 (n2f , n2c )1=2 0 (2.10) 2 2 1=2 sin max i = (nf , nc ) wird numerische Apertur (NA) genannt. Ihr Quadrat ist ein Ma fur das Vermogen des Systems, das Licht zu sammeln. Der grote mogliche Wert fur die numerische Apertur o ist NA = 1. In diesem Fall ist max i = 90 , d.h. fur alles Licht, da durch die Vorderseite in die Faser eintritt ist die Bedingung fur Totalreexion erfullt. n0 2.4 Faseroptik r0 25 r min f Bild 2.11: Minimale Fokussierbarkeit eines Strahlenbundels Durch Beugung begrenzter minimaler Bundeldurchmesser Ein weiterer Eekt ist, da ein Lichtbundel nicht beliebig klein werden kann. Aus der Gauschen Optik erhalt man fur den minimalen Fokaldurchmesser rmin rmin ' f : nM r0 (2.11) Dabei ist f die Brennweite der Linse, die Wellenlange des Lichtes, nM der Brechungsindex des Mediums und r0 der Durchmesser des Bundels vor der Linse (vgl. Abb. 2.11). Man erkennt, da der minimale Bundeldurchmesser bei gegebener Wellenlange nur von dem Raumwinkel abhangt, der durch die Brennweite f und den Bundeldurchmesser vor der Linse r0 gebildet wird. Anschaulich kann man diese durch den Wellencharakter des Lichts verursachte Grenze als Interferenzeekt verstehen: Um ein scharfes Maximum (=^ kleinen Fokus) zu erreichen, mussen moglichst viele Teilwellen (=^ aus einem groen Raumwinkel) interferieren. Ist der minimale Bundeldurchmesser groer als der Durchmesser der optischen Faser, gelangt nur noch ein Teil des Lichtes in die Faser, die Einkoppelung verliert also an Ezienz. 26 2. Optische Abbildung 2.5 Aufgaben SICHERHEITSHINWEIS Vermeiden Sie unter allen Umstanden, da Laserlicht direkt oder durch spiegelnde Reexe in Ihre Augen bzw. die Ihrer Kollegen trit! Der Laserstrahl sollte stets in Tischhohe in Richtung Wand gelenkt werden, und niemals frei durch den Raum laufen. Groe Sorgfalt ist daher besonders beim Entfernen und Justieren von Spiegeln geboten. 2.5.1 Optische Abbildung Linsengleichung Die Gluhwendel einer Halogenlampe kann mit einer Sammellinse auf einem Schirm abgebildet werden. Aus der Gegenstands- und der Bildweite lat sich dann die Brennweite der Linse bestimmen. Schalten Sie die Halogenlampe ein und drehen Sie den Filterhalter auf waagrecht, so da sich kein Filter zwischen Lampe und Linse bendet. Verschieben Sie die abbildende Linse entlang der Schiene soweit, bis ein scharfes Bild der Gluhwendel auf dem Schirm entsteht. Skizzieren Sie den Strahlengang der optischen Abbildung. Bestimmen Sie Gegenstands- und Bildweite aus der Position der Linse und berechnen Sie die Brennweite der Linse mit Hilfe der Linsengleichung (2.3). Vergroerung Durch Kombination mehrerer Linsen lassen sich Teleskope realisieren, die eine vergroerte Abbildung entfernter Gegenstande liefern. Einfache Beispiele sind das astronomische Teleskop (Kombination zweier Sammellinsen) und das terrestrische Teleskop (Kombination einer Sammel- und einer Zerstreuungslinse). Durch Verschieben der Linsen lat sich die Brennweite des Teleskops verandern, und damit bei fester Gegenstandsund Bildweite eine scharfe Abbildung erziehlen. In diesem Versuch wird ein Teleskop terrestrischer Bauart untersucht. Losen Sie das Teleskop (Messingrohr nach dem Helium-Neon-Laser) aus seiner Halterung und beobachten Sie einen weit (entspricht nahezu unendlich) entfernten Gegenstand. 2.5 Aufgaben 27 Verschieben Sie die Linsen bis Sie ein scharfes Bild erhalten. In welchem Abstand mussen dazu die beiden Linsen mit f1 = 200 mm, f2 = ,50 mm positioniert werden? Skizzieren Sie den entsprechenden Strahlengang der Abbildung. Ein paralleles Strahlenbundel wird auf ein ebenfalls paralleles Strahlenbundel abgebildet. In jeweils welcher Blickrichtung tritt eine Vergroerung bzw. eine Verkleinerung des Bildes auf? Berechnen Sie die Vergroerung mit Hilfe von Gleichung 2.4. 2.5.2 Chromatische Aberration Betrachtet man mit dem Teleskop einen weien Gegenstand, so beobachtet man Farbsaume (besonders am Rand des Gesichtsfeldes). Bei genauer Beobachtung zeigt auch die Abbildung der Gluhwendel Farbsaume. In diesem Versuchsteil sollen Sie nun die Brennweite der Linse fur blaues und rotes Licht bestimmen. Erklaren Sie kurz die Entstehung von Farbsaumen. Drehen Sie mit dem Filterhalter den entsprechenden Filter zwischen Lampe und Linse. Bestimmen Sie wie in Aufgabe 2.5.1 die Brennweite der Linse fur die jeweilige Wellenlange. Berechnen Sie die prozentuale chromatische Aberration (frot , fblau)=fwei. Nach Beenden dieses Abschnitts soll die Halogenlampe wieder ausgeschaltet werden. 2.5.3 Spharische Aberration Bestimmung des Brennebene Zur exakten Bestimmung des Brennpunktes (Fokus) einer Sammellinse wird ein paralleles Strahlenbundel benotigt, welches die Linse moglichst vollstandig ausleuchtet (siehe Gl. 2.11: groer Bundeldurchmesser r0 ergibt kleinen Fokusdurchmesser rmin). Dazu weitet man den Strahl mit Hilfe des Teleskops zunachst auf. Mit dem aufgeweiteten Strahl sucht man dann den Brennpunkt der Linse. Setzen Sie dazu das Teleskop wieder in den Strahlengang des Helium-Neon-Lasers (HeNe) ein, so da der Strahl aufgeweitet wird. Sollte sich durch das Teleskop ein Strahlenversatz ergeben, versuchen Sie diesen durch Drehen des Teleskops zu kompensieren. 28 2. Optische Abbildung Prufen Sie das Teleskop auf unendliche Einstellung, indem Sie ein Stuck Papier entlang des Strahls fuhren. Der Durchmesser des Laserspots darf sich dabei nicht merklich andern. Gegebenenfalls mussen Sie den Abstand der Teleskoplinsen nachkorrigeren. Losen Sie die Halterung des zweiten Umlenkspiegels und verschieben Sie ihnzu seinem aueren Befestigungspunkt A. Setzen Sie die Sammellinse mit f = 35 mm mit der stark gekrummten Seite in Richtung des HeNe so ein, da der Schirm mit Millimeterpapier in der Fokalebene liegt. Achten Sie darauf, da die Linse gerade im Strahlengang steht. Bestimmung der spharischen Aberration Zur Bestimmung der sparischen Aberration verwendet man nun einen nicht aufgeweiteten Strahl, und betrachtet die Fokusposition fur verschiedene Abstande des Strahls von der optischen Achse. Entfernen Sie das Teleskop aus dem Strahlengang. Verschieben Sie den zweiten Umlenkspiegel mit dem Verschiebetisch in 2 mm Schritten nach auen, so da der Laserstrahl die Linse zunehmend achsenfern trit. Notieren Sie fur jede Spiegelposition die Position des Fokus. Tragen Sie die Fokusposition gegen den Achsenabstand des Lasers in einem Diagramm auf. Einu der Linsenorientierung Nun soll der Einu der Linsenorientierung uberpruft werden. Drehen Sie die Linse um, so da die schwach gekrummte Seite in Richtung des HeNe zeigt. Verfahren Sie wie in 2.5.3 und 2.5.3 beschrieben, nur mit gedrehter Linse. Warum ist die spharische Aberration abhangig von der Linsenorientierung? 2.5.4 Glasfasereinkopplung Im letzten Versuchsteil sollen Sie die Ezienz der Einkopplung von Licht in eine Faser fur unterschiedliche Optiken uberprufen. Fur jede der Optiken wird die eingekoppelte Leistung optimiert um den maximal erreichbaren Wert zu erhalten. Dazu wird abwechselnd mit dem xy-Verschiebetisch die Glasfaser in der Bildebene auf maximales Signal positioniert und anschlieend mit dem z-Verschiebetisch die Glasfaser entlang der Strahlachse auf maximales Signal positioniert, bis in keiner Richtung eine Verbesserung des Signals zu erreichen ist. 2.5 Aufgaben 29 Das in die Faser eingekoppelte Licht wird am Ende der Faser auf eine Fotodiode geleitet. Das verstarkte Signal der Fotodiode wird mit einem Voltmeter gemessen und stellt ein Ma fur die in die Faser eingekoppelte Leistung dar. Fur die folgenden drei Konstellationen sollen Sie die maximal einkoppelbare Leistung bestimmen: 1. Einkoppellinse f = 35 mm, mit einer Sammellinse zur Strahlaufweitung aus der spharischen Aberration vor HeNe, (Verwenden Sie zur Aufweitung die Sammellinse aus der spharischen Aberration), 2. Einkoppellinse f = 35 mm, ohne Sammellinse vor HeNe, 3. Einkoppellinse f = 200 mm, ohne Sammellinse vor HeNe. Gehen Sie dabei folgendermaen vor: Drehen Sie den xy-Verschiebetisch der Glasfaserhalterung und den Verschiebe- tisch des Spiegelhalters auf 0. Losen Sie die Halterung des zweiten Umlenkspiegels und verschieben Sie ihn zu seinem inneren Befestigungspunkt B. Setzen Sie nun die Linsen in den Strahlengang und optimieren Sie die eingekoppelte Leistung. Diskutieren Sie den die jeweils maximal einkoppelbare Leistung begrenzenden Einu. Das Voltmeter soll dabei auf dem Mebereich 20 V stehen. Erreichen Sie hohere eingekoppelte Leistungen, so da der Mebereich uberschritten wird, so schwachen Sie den Laser mit einem Filter ab. Berechnen Sie fur alle drei Falle den Fokaldurchmesser rmin (Gl. 2.11)und den Einkoppelwinkel i ( = 633 nm, r0 = 10 mm mit Zerstreuungslinse und r0 = 1 mm ohne Zerstreuungslinse, Kerndurchmesser der Glasfaser: 50 m).