Plasma- Sterilisationsverfahren Simone Deul, FRÜH VERPACKUNGSTECHNIK AG FRÜH VERPACKUNGSTECHNIK AG Allmendstrasse 47 CH-8320 Fehraltorf Tel.: +41 (0)58 258 22 11 Fax: +41 (0)58 258 22 00 [email protected] 1 von 30 Früh Verpackungstechnik AG Standort • Fehraltorf ZH, Schweiz • ca. 300 Mitarbeiter Produkte • Verbundfolien, Peelbeutel, Blister, Ausgussbeutel • Verpackungsdienstleistung für Medizinprodukte Sterilisation • Extern ( ETO , Gamma) • Intern ( Plasma, Dampf) 2 von 30 Begriffsdefinitionen Sterilisation Einen Gegenstand so behandeln, dass er frei von vermehrungsfähigen Mikroorganismen ist. Praktisch bedeutet dies: Höchstens ein überlebender Keim in 106 sterilisierten Einheiten Desinfektion Reduktion der Zahl der Infektionserreger auf einer Fläche oder einem Gegenstand, so dass davon keine Infektion ausgehen kann Praktisch bedeutet dies: Eine Reduktion der Keimzahl um mindestens 5 Zehnerpotenzen Antiseptik Anwendung antimikrobiell wirksamer Präparate am Ausgangsort bzw. der Eintrittsstelle einer möglichen oder vorhandenen Infektion (Haut, Schleimhaut, Wunden) Praktisch bedeutet dies: Anforderungen hierfür sind bisher nicht festgelegt. 3 von 30 Es gibt kein universelles Sterilisationsverfahren! Die Wahl des Verfahrens richtet sich nach: der Eigenschaft des Sterilisationsgutes Art und Umfang der mikrobiellen Kontamination 4 von 30 Plasmasterilisation: was passiert denn hier? Wirksames Agens: Wasserstoffperoxid Wasserstoffperoxid (H2O2) ist eine flüchtige Verbindung. Die Zellwände der Mikroorganismen werden angegriffen und zerstört. 5 von 30 Was ist Plasma ? Als Plasma bezeichnet man den 4. Aggregatzustand eines Stoffes. Bei der Niedrigtemperatur-Plasmasterilisation wird Wasserstoffperoxid durch Hochfrequenz in den Plasmazustand versetzt. Der Wasserstoffperoxiddampf wird in reaktive Radikale aufgebrochen, die mit Mikroorganismen reagieren und diese abtöten 6 von 30 Beispiele für den Plasma- Zustand Sonne Hochtemperatur-Plasma Nordlicht Niedertemperatur-Plasma 7 von 30 Beispiele für den Plasma- Zustand Sterrad® Niedertemperatur-Plasma 8 von 30 Bei der Sterilisation mittels Wasserstoffperoxid ist zu beachten dass die Oberfläche aktiviert wird und gegebenenfalls nach dem Vorgang veränderte Eigenschaften aufweist. (PE wird aufgeraut, Verpackungsmaterial Tyvek leichte gelbliche Verfärbung) Dies ist besonders im Zusammenhang mit der Biokompatibilität von Implantaten, etc. relevant. Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass die freien Radikale auch Polymere wie z. B. Klebstoffe zersetzen können. Entsprechende Materialkompatibilitätsuntersuchungen sind daher unabdingbar. 9 von 30 Vor- und Nachteile der Plasmasterilisation Kurze Sterilisationszyklen 24 - 60 min Keine Prozessrückstände Verpackung muss geeignet sein (Diffusion) Kein zellulosehaltiges Material Geringe Temperatur ca. 50°C Abhängig von Produkt und Verpackungsdesign-Diffusion ist schlechter als bei ETO Ungiftig materialschonend 10 von 30 Beispiele für materialschonendes Verfahren Kunststoffisolierung bei Elektrokabel bleiben länger elastisch Korrosionserscheinungen am metallischen Leiter sind ausgeschlossen. 11 von 30 Sterrad Plasmasterilisatoren in der Firma Früh AG Sterrad ®200 GMP Zykluszeit ca. 190 min Kammervolumen ca. 150 l Sterilisierende Agens: 59% H2O2 Sterrad ®100 NX Zykluszeit ca. 60 min Kammervolumen ca. 100 l Sterilisierende Agens: 95% H2O2 12 von 30 Ablauf im Sterrad 100 NX 10 Ampullen mit je 5.4 ml H2O2 (59%) Kassette verfügt über einen Chip mit Verfallsdatum 13 von 30 Wirkungsweise in der Kammer direkte Messung der H2O2 Konzentration mittels UV-Lichtstrecke 14 von 30 Ablauf der H2O2 Sterilisation 15 von 30 Die neue Sterrad NX-Generation, Sterrad 100 NX Der Wasseranteil im Wasserstoffperoxid wird grösstenteils verdampft. Die Wirksamkeit wird damit gesteigert. 16 von 30 Welche Zyklen gibt es im Sterrad® 100 NX ? 1. Express Zyklus – ca. 24 min geeignet für: MP, deren Oberflächen oder präzise zusammenwirkenden Titan oder Edelstahl- Oberflächen sterilisiert werden müssen Starre oder halbstarre Endoskope ohne Lumen, z. B. da Vinci ® Endoskope 17 von 30 Welche Zyklen gibt es im Sterrad® 100 NX ? 2. Flex Zyklus – ca. 42 min geeignet für: flexible 1-Gang-Endoskop aus Polyethylen und Teflon® mit einem Innendurchmesser von mindestens 1 mm und einer Länge von max. 850 mm Flexible Endoskope ohne Lumen 18 von 30 Welche Zyklen gibt es im Sterrad® 100 NX ? 3. Standard Zyklus – ca. 47 min geeignet für: 1-Gang Edelstahl Lumina mit einem Innendurchmesser von mindestens 0.7 mm und einer Länge von max. 500 mm Keramikimplantate verpackt im Blister/Tyvek MP aus hochvernetztem PE verpackt in Tyvek-Peelbeutel 19 von 30 Welche Zyklen gibt es im Sterrad® 100 NX ? 4. Duo Zyklus – ca. 60 min geeignet für: Flexible 1-Gang Endoskope aus Polyethylen und Teflon® mit einem Innendurchmesser von mindestens 1 mm und einer Länge von 875 mm Kameras Instrumente mit 1-Gang Edelstahl-Lumina mit einem Innendurchmesser von mindest. 0.7 mm + einer Länge von max. 500 mm Lumina aus Polyethylen und Teflon mit einem Innendurchmesser von mindest.1 mm und einer Länge von max. 1000 mm 20 von 30 Wie ist der Ablauf im Standard Zyklus ? Phasenname Verdampfer-Abpumpen 1 Kammer-Abpumpen 1 Transfer 1 Druckprüfung 1 Plasma 1 Verdampfer-Abpumpen 2 Kammer-Abpumpen 2 Transfer 2 Druckprüfung 2 Plasma 2 Parameter Verdampferdruck Kondensator-Temp. Phasenzeit Kammerdruck Phasenzeit Kondensator-Temp. Phasenzeit Kammerdruck H2O2 Fläche Rate konstant Kammerdruck Abgeg. Leistung Plasmazeit Verdampferdruck Kondensator-Temp. Phasenzeit Kammerdruck Phasenzeit Kondensator-Temp. Phasenzeit Kammerdruck H2O2 Fläche Rate konstant Kammerdruck Abgeg. Leistung Plasmazeit Einheit Torr C mm:ss Torr mm:ss C mm:ss Torr mg-s/l 1/sec Torr Watts mm:ss Torr C mm:ss Torr mm:ss C mm:ss Torr mg-s/l 1/sec Torr Watts mm:ss Alarmgrenze 5.98 - 6.42 33.00- 37.00 ≤ 10:00 0.00-0.19 ≤ 05:00 65.00 - 75.00 ≥ 08:00 3.90 - 25.90 ≥ 747.00 ≤ 0.02 0.20 - 0.80 450.0 - 550.0 ≥ 7:30 5.98 - 6.42 33.00 - 37.00 ≤ 10:00 0.00-0.19 ≤ 05:00 65.00 - 75.00 ≥ 08:00 3.90 - 25.90 ≥ 747.00 ≤ 0.02 0.20 - 0.80 450.0 - 550.0 ≥ 7:30 21 von 30 Für welche Produkte ist die Plasmasterilisation geeignet ? Sowohl metallische als auch nicht-metallische Medizinprodukte Thermoplasten Ethylvinylacetat (EVA) Kraton®-Polymere Flüssigkristallines Polymer (LCP) Polyacetal (Delrin® -Acetalharz) Polyamid (Nylon) Polycarbonat Polyetheretherketon (PEEK) Polyetherimid (ULTEM® -Polymere) Polyethylen Polymethylmethacrylat (PMMA) Polyphenylensulfon (Radel®) Polypropylen Polystyren Polytetrafluoroethylen (Teflon®) 22 von 30 Für welche Produkte ist die Plasmasterilisation geeignet ? Thermoplastische Elastomere Santoprene™ Duroplastische Elastomere Silikon Polyurethan PVC Glas Glas Metall Aluminium Messing Gold Edelstahl Titan 23 von 30 Für welche Produkte ist die Plasmasterilisation nicht geeignet ? Flüssigkeiten und Pulver Feuchtigkeit absorbierende Produkte oder Materialien Zellulosehaltige Produkte (wie bspw. Baumwolle, Papier oder Pappe, Instrumente und Produkte, die nicht vakuumbeständig sind Produkte mit nicht durchgängigen Lumina 24 von 30 Was bedeutet steril ? Steril bedeutet Freisein von vermehrungsfähigen Mikroorganismen. Sterilität kann jedoch nur mit definierter Wahrscheinlichkeit gewährleistet werden. Sterilisationsverfahren müssen so beschaffen sein, dass eine Keimzahlreduktion um 6 log-Stufen (d. h., auf ein Millionstel des Ausgangswertes) erfolgt, also wenn die theoretische Wahrscheinlichkeit, dass ein lebender Keim je Objekt vorhanden ist, kleiner als 1 : 1.000.000 ist. Die Wahrscheinlichkeit einer Kontamination ist nicht nur vom Sterilisationsverfahren, sondern auch von der Ausgangskeimzahl (Bioburden) des Sterilisiergutes abhängig. Standardisierte Reinigung und Desinfektion des Sterilgutes sind somit Vorbedingung für eine sichere Sterilisation. Internationaler Standard Ein Medizinprodukt ist steril, wenn die Wahrscheinlichkeit eines überlebenden Mikroorganismus kleiner als 1:1 Million ist. Um sicherzustellen, dass der SAL ≤ 10-6 sicher und reproduzierbar erreicht wird, sind Sterilisationsprozesse entsprechend zu validieren. 25 von 30 Validierung, was ist das? Was muss validiert werden? Norm: ISO 14937 Validierung ist: dokumentiertes Verfahren zum Erbringen, Aufzeichnen und Interpretieren der Ergebnisse, die für das Erarbeiten der Aussage benötigt werden, dass ein Verfahren beständig Produkte liefert, die den vorgegebenen Spezifikationen entsprechen. Validieren ist immer dann erforderlich, wenn die Qualität des einzelnen Endproduktes nicht direkt kontrollierbar ist, z.B. bei Aufbereitungsprozessen von Medizinprodukten 26 von 30 Ablauf einer Validierung DQ/IQ/OQ Plasmasterilisator Programmqualifizierung PQ (Produktspezifische Validierung) Monitoring Keimbelastung (Bioburden) Beimpfen / Einsetzen von Sporenstreifen in Produkt, Sterilisation im Halbzyklus Nachweis von Sterilität 27 von 30 Ablauf einer Erstvalidierung 54 Testprodukte (+ XX Leerverpackungen ohne Produkte) 44 Testprodukte Microbiologische Tests 3* recovery rate 10* Bioburden 10 Testprodukte Prozess- Rückstände 3*10 beimpfte Produkte + 1 positive Kontrolle Plasmasterilisation 2x Vollzyklus Sterilisation 3* Halbzyklus 10 Sterilitätstest 10 Sterilitätstest 10 Sterilitätstest Bestätigung des Sterilisationseffektes mit maximaler Beladung Bestimmung von H2O2 - Rückständen Bestätigung des Sterilisationseffektes mit minimaler Beladung 28 von 30 Einordnung der Plasmasterilisation als Gassterilisation 29 von 30 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Simone Deul Früh Verpackungstechnik AG [email protected] FRÜH VERPACKUNGSTECHNIK AG Allmendstrasse 47 CH-8320 Fehraltorf Tel.: +41 (0)58 258 22 11 Fax: +41 (0)58 258 22 00 [email protected] 30 von 30