Was bisher geschah Logik zur Wissensrepräsentation und -verarbeitung Klassische Aussagenlogik: I Syntax (Formelbaum) I Semantik (Modellmenge, Boolesche Funktion) I Erfüllbarkeit, Allgemeingültigkeit Äquivalenz von Formeln I I I I semantische Äquivalenz syntaktisches Umformen Folgerungen aus Formelmengen I I semantisches Folgern syntaktisches Schließen: Hilbert-Kalkül, Resolutions-Kalkül 106 Klassische Aussagenlogik Wissensrepräsentation deklarative Beschreibung von Problemen: I Erfüllbarkeitsprobleme, z.B. kombinatorische Suche: n-Damen, Planen I Allgemeingültigkeitsprobleme, z.B. Schaltkreisentwurf I Unerfüllbarkeitsprobleme, z.B. Programmverifikation (Nachweis der Korrektkeit) I Folgerungsprobleme, z.B. automatisches Beweisen Wissensverarbeitung Lösung der durch aussagenlogische Formeln beschriebene Probleme durch Standard-Verfahren (z.B. Wahrheitswerttabellen, Resolution, SAT-Solver) 107 Algorithmische Entscheidbarkeit der Aussagenlogik Es existieren Verfahren, welche I für jede Formel ϕ ∈ AL(P) entscheiden, ob I ϕ erfüllbar ist, z.B. semantisch nichtleere Modellmenge, WW-Tabelle syntaktisch f aus ϕ durch Resolution nicht ableitbar I ϕ unerfüllbar ist, z.B. semantisch leere Modellmenge, WW-Tabelle syntaktischI Ableitung von ¬ϕ im Hilbert-Kalkül I I Resolutionsableitung von f aus ϕ ϕ allgemeingültig ist, z.B. semantisch Modellmengen, WW-Tabelle syntaktischI Ableitung von ϕ im Hilbert-Kalkül I Resolutionsableitung von f aus ¬ϕ für jedes Paar von Formeln ϕ, ψ ∈ AL(P) entscheiden, ob ϕ ≡ ψ semantisch Modellmengen, WW-Tabelle syntaktisch äquivalente Umformungen I für jede Formelmenge Φ ⊆ AL(P) und jede Formel ψ ∈ AL(P) entscheiden, ob Φ |= ψ semantisch Modellmengen, WW-Tabelle I Ableitung von ψ aus Φ im Hilbert-Kalkül syntaktisch I Resolutionsableitung von f aus Φ ∪ {¬ψ} I 108 Beschränkte Ausdrucksstärke der Aussagenlogik I Aussagen immer zweiwertig (nur wahr oder falsch, keine Zwischenwerte), z.B.: Die Rose ist rot. Das Bier ist kalt. Der Student ist fleißig. (Erweiterung zu mehrwertigen Logiken, fuzzy logic) I Aussagen immer absolut (keine Abhängigkeit vom Kontext, z.B. Ort, Zeitpunkt), z.B.: Es regnet. System ist in einem kritischen Zustand. (Erweiterung zur Modal- und Temporallogiken) I Aussagen über alle Elemente „großer“ Mengen aufwendig (Erstellung, Platzbedarf), z.B. n-Damen-Problem keine Aussagen über Elemente einer unendlichen Mengen oder Mengen unbestimmter Mächtigkeit möglich, z.B. I I I Jede durch 4 teilbare Zahl ist gerade. Es gibt eine gerade Primzahl. Es ist nicht alles Gold was glänzt. (Erweiterung zur Prädikatenlogik) 109 Modellierung in Prädikatenlogik Grundannahme: zu modellierende Welt besteht aus Objekten, die Eigenschaften haben und zueinander in Beziehungen (Relationen) stehen Prädikatenlogik zur Formalisierung von Aussagen über Eigenschaften oder Beziehungen von Objekten aus algebraischen Strukturen Algebraische Struktur: Menge mit Relationen und Funktionen auf den Elementen in der Mathematik z.B. N I Halbordnung, z.B. (Z, ≤),(N, |), (2X , ⊆) Z I Äquivalenzrelation, z.B. ( , =), (AL(P), ≡), ( , ≡n ) I Graphen, z.B. G = (V , E) mit V = {1, . . . , 4} und E = {(u, v ) | u, v ∈ V ∧ u 6= v } I Halbgruppen, z.B. ( , +), (2 , ·), (2X , ∪), I Gruppen, z.B. ( , +, 0), ( Z N N R \ {0}, ·, 1), 110 (Algebraische) Strukturen – Beispiele Menge mit Relationen zwischen und Funktionen auf den Elementen Beispiele: I I I I I Menge aller Studenten im Raum Relationen: sitzt-neben (zweistellig), einstellige Relationen (Eigenschaften): blond Funktion (einstellig): rechter-Nachbar Menge aller natürlichen Zahlen Relationen: ≥ (zweistellig), | (teilt, zweistellig) einstellige Relationen (Eigenschaften): prim, gerade Funktion: Nachfolger (einstellig), + (zweistellig) Menge 2 aller Punkte der Ebene Relationen: kleinerer-Abstand-von-0 (zweistellig), bilden-gleichseitiges-Dreieck (dreistellig) Funktionen: verschieben (einstellig), Mittelpunkt (zweistellig) Menge A∗ aller endlichen Wörter (Vektoren) über A Relation: Präfix (Anfangswort, zweistellig)) Funktionen: Spiegelung (einstellig), Verkettung (zweistellig) Menge aller Spielkarten in einem Skatblatt Relationen: Trumpf (einstellig), gleiche-Farbe, sticht (zweistellig) Funktionen: Wenzel (nullstellig), gewinnt-Stich (dreistellig) N R 111 Atome (elementare Aussagen) Aussagenlogik : Aussagenvariable bekommt festen Wahrheitswert durch Belegung Prädikatenlogik : (parametrisierte) Aussage über Eigenschaften von oder Beziehungen zwischen Objekten Wahrheitswert abhängig von beteiligten Objekten z.B. nebeneinander(x, y ),gerade(n) , x < 3, x < y 112 Prädikatenlogische Aussagen – Beispiele I A ist genau dann Nachfahre von B, wenn B A’s Vater oder A’s Mutter ist oder ein Elternteil von A Nachfahre von B ist. Nachfahren derselben Person sind verwandt. Personen sind Geschwister, wenn sie dieselbe Mutter oder denselben Vater haben. Objektbereich: Menge von Personen Beziehung: Nachfahre, verwandt, Geschwister Funktionen: Mutter, Vater I Primzahlen sind genau diejenigen natürlichen Zahlen, die genau zwei verschiedene Teiler haben. Gerade Zahlen sind genau diejenigen natürlichen Zahlen, die durch zwei teilbar sind. Es existiert eine gerade Primzahl. Nachfolger ungerader Primzahlen sind nicht prim. Das Quadrat jeder geraden Zahl ist gerade. Objektbereich: Menge aller natürlichen Zahlen Eigenschaft: prim, gerade Beziehung: teilbar Funktion: Nachfolger N 113 Modellierung in Prädikatenlogik – Beispiele I Eine Person x ist genau dann Schwester einer Person y , wenn x weiblich ist und x und y einen gemeinsamen Elternteil haben. Grundbereich: Menge aller Menschen Eigenschaften: S(x, y ) gdw. x ist Schwester von y , E(x, y ) gdw. y ist Elternteil von x W (x) gdw. x weiblich, S(x, y ) ↔ (W (x) ∧ ∃z(E(z, x) ∧ E(z, y ))) I Auf jeden Topf passt ein Deckel. Grundbereich: Kochgeschirr Eigenschaften: T (x), D(x), P(x, y ) ∀x(T (x) → ∃y (D(y ) ∧ P(y , x))) 114