Mathematik für Biologen Prof. Dr. Rüdiger W. Braun Heinrich-Heine Universität Düsseldorf 5. November 2009 Binomialkoeffizienten n bezeichne die Gesamtzahl der Objekte, und k bezeichne die Anzahl der Züge. I n! n · (n − 1) · · · (n − k + 2) · (n − k + 1) n = = k k! · (n − k)! k · (k − 1) · · · 2 · 1 I ist die Anzahl der möglichen Auswahlen von k Objekten aus n-Objekten. n Die Zahl heißt Binomialkoeffizient. Man sagt “n über k”. k weitere Beispiele für Binomialkoeffizienten I I 4·3 4 = =6 2 2·1 10 · 9 · 8 10 = 120 = 3 3·2·1 Rechenregeln Für jedes n und jedes k ≤ n gelten I I I I n =1 0 n =n 1 n n = k n−k n n n+1 + = k k +1 k +1 Die meisten Taschenrechner können Binomialkoeffizienten ausrechnen, z. B. meiner mit der Taste nCr . Pascalsches Dreieck Das Pascalsche Dreieck zeigt die Binomialkoeffizienten, beginnend 0 mit 0 1 1 1 1 1 1 1 1 3 4 5 6 7 1 3 6 10 15 21 1 2 10 20 35 1 4 1 5 15 35 1 6 21 1 7 1 Binomialverteilung, einleitendes Beispiel 10-facher Wurf eines fairen Würfels: Mit welcher Wahrscheinlichkeit fallen genau 3 Sechsen? 1 6 I Erfolgswahrscheinlichkeit im Einzelfall p = I Vereinfachte Aufgabe: Mit welcher Wahrscheinlichkeit sind die ersten drei Würfe Sechsen und die anderen keine? Lösung: p 3 · (1 − p)7 = 0.16673 · 0.83337 = 0.001292 I Die 3 Sechsen können anbeliebiger Stelle der Würfelfolge 10 = 120 Möglichkeiten, die alle mit fallen, dafür gibt es 3 Wahrscheinlichkeit 0.001292 auftreten I Die Wahrscheinlichkeit, dass bei 10 Würfen eines fairen Würfels genau 3 Sechsen fallen, ist 120 · 0.001292 = 0.1550 Binomialverteilung Die Wahrscheinlichkeitsverteilung n Bn,p (k) = · p k · (1 − p)n−k k ist die Binomialverteilung mit n Freiheitsgraden zum Parameter p. Dabei I ist n die Anzahl der einzelnen Versuche I ist p die Erfolgswahrscheinlichkeit im Einzelfall I erfolgen die Versuche unabhängig Bn,p (k) gibt die Wahrscheinlichkeit von genau k Erfolgen an Beispiel zur Binomialverteilung Die Ukraine hat 45 Millionen Einwohner, von denen 60 000 die Schweinegrippe haben. Mit welcher Wahrscheinlichkeit hat eine Schule mit 400 Schülern mindestens einen Infektionsfall? Gleichmäßige Verteilung der Infektionen vorausgesetzt. I “Erfolg” = “Ansteckung”. Dann beträgt die Erfolgswahrscheinlichkeit im Einzelfall p= 60 000 = 0.001333 45 000 000 I A = “mindestens eine Erkrankung an der Schule” I Ac = “alle Schüler gesund” I P(Ac ) = B400,p (0) = (1 − p)400 = 0.5864 I Mit Wahrscheinlichkeit P(A) = 1 − P(Ac ) = 0.4136 gibt es mindestens einen Infektionsfall Stabdiagramm von B10, 1/6 0.35 0.30 0.25 0.20 0.15 0.10 0.05 0.00 0 2 4 6 8 10 Stabdiagramm von B10, 1/6 , Fortsetzung Rote Fläche ist die Antwort auf die Frage: Mit welcher Wahrscheinlichkeit fallen beim 10-fachen Wurf eines fairen Würfels mindestens 3 Sechsen? 0.35 0.30 0.25 0.20 0.15 0.10 0.05 0.00 0 2 4 6 8 10 Kumulierte Binomialverteilung Mit welcher Wahrscheinlichkeit fallen beim 10-fachen Wurf eines fairen Würfels mindestens 3 Sechsen? Antwort: 10 X P= B10, 1/6 (k) = 0.2248 k=3 Um diesen Wert zu erhalten, muss man 8 Zahlen aufsummieren. Das kann umständlich sein, daher gibt es Tabellen der kumulierten Binomialverteilung n X Bn, p (k) k=r Tabelle der kumulierten B10, p Tabelle der Werte n X Bn, p für n = 10 k=r r 1 2 3 4 5 6 7 8 p 0. .15 80313 45570 17980 04997 00987 00138 00013 00001 .16 82510 49195 20640 06136 01301 00196 00021 00001 1 6 83849 51548 22477 06973 01546 00244 00027 00002 .17 84484 52704 23413 07415 01680 00271 00030 00002 .18 86255 56084 26280 08834 02132 00367 00044 00004 .19 87842 59324 29222 10393 02663 00488 00062 00005 Lesehinweise für kumulierte Tabellen I 10 X B10, 0.18 (k) = 0.08834 k=4 I freie Felder oberhalb der Tabelle sind 1 im Rahmen der Tabellengenauigkeit I freie Felder unterhalb der Tabelle sind 0 im Rahmen der Tabellengenauigkeit I Tabellen erhalten Sie von mir Beispiel Pharmapräparat Ein neues Medikament wird an 47 erkrankten Fischen ausprobiert. Die Heilungswahrscheinlichkeit im Einzelfall betrage 85%. Mit welcher Wahrscheinlichkeit werden mindestens 40 Fische geheilt? Wir benötigen eine kumulierte Tabelle von B47, 0.85 Tabelle der kumulierten B47, p r 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 p 0. 0.85 99999 99998 99992 99971 99907 99726 99258 98168 95872 91537 84232 73340 59096 42953 27335 14691 06361 02069 00448 00048 0.86 0.87 0.88 0.89 99999 99997 99988 99957 99863 99602 98940 97429 94337 88689 79559 66616 50715 34038 19403 08950 03113 00722 00083 99999 99995 99982 99937 99801 99427 98497 96422 92293 85022 73792 58762 41589 25170 12394 04621 01153 00144 99998 99993 99974 99909 99714 99183 97885 95054 89592 80349 66792 49818 32036 16872 06764 01822 00246 99999 99998 99990 99962 99870 99592 98844 97043 93208 86048 74462 58457 39958 22553 09752 02847 00418 Beispiel Pharmapräparat, Fortsetzung Aus der kumulierten Tabelle von B47, 0.85 lesen wir ab: Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens 40 Fische geheilt werden, ist gleich 0.59096 Abschnitt 2.5 Zufallsvariable diskrete Verteilungen Zufallsvariable Eine Zufallsvariable ist eine Abbildung vom Ereignisraum Ω in die Menge der reellen Zahlen. Sie ordnet somit jedem Elementarereignis ω eine reelle Zahl X (ω) zu. Beispiel: 10-facher Wurf eines fairen Würfels. Die Anzahl der Sechsen definiert eine Zufallsvariable X . Zufallsvariablen lenken den Blick auf die interessanten Daten, indem sie die Elementarereignisse ausblenden. Interpretation Wahrscheinlichkeitstheorie Zufallsvariable X Ereignisraum Ω Elementarereignis ω Wert X (ω) Experiment Messvorrichtung Menge aller möglichen Versuchsabläufe beobachteter Versuchsablauf beobachteter Messwert Schreibweisen X eine Zufallsvariable auf Ω. Wir schreiben zur Abkürzung (hierbei sind a und b irgendwelche Zahlen): {X = a} = {alle Elementarereignisse ω, für die X (ω) = a} {X ≤ a} = {alle Elementarereignisse ω, für die X (ω) ≤ a} {a < X ≤ b} = {alle Elementarereignisse ω, für die a < X (ω) ≤ b} usw. Beispiel zur Schreibweise I Dreifacher Wurf einer fairen Münze, also Ω = {A, Z }3 I X bezeichne die Anzahl der Würfe mit “Adler”. Dann kann X die Zahlen 0,1,2 und 3 annehmen I {X = 2} = {(A, A, Z ), (A, Z , A), (Z , A, A)} 3 P(X = 2) = = 0.375 8 I Verteilungen von Zufallsvariablen I Wenn m1 , m2 , m3 , . . . die möglichen Werte von X sind, dann kann man die mj als Elemente eines neuen Ereignisraums M auffassen. I Aus einer Wahrscheinlichkeitsverteilung P auf dem ursprünglichen Ereignisraum Ω bekommt man dann eine Wahrscheinlichkeitsverteilung PX auf M durch PX (mj ) = P(X = mj ) I So ist z. B. die Binomialverteilung Bn,p die Verteilung PX , wenn X die Erfolge bei n unabhängigen Wiederholungen eines Experiments mit Erfolgswahrscheinlichkeit p zählt Beispiel Dreiecksverteilung I zweifacher Wurf eines fairen Würfels, X = Differenz zwischen erstem und zweitem Wurf I {X = 5} = {(6, 1)} I {X = 4} = {(6, 2), (5, 1)} I {X = 3} = {(6, 3), (5, 2), (4, 1)} I usw. I Wir erhalten die Dreiecksverteilung von der folgenden Folie Dreiecksverteilung 0.18 0.16 0.14 0.12 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 0.00 4 2 0 2 4 Blatt 1, Aufgabe 1b Relative Häufigkeitsverteilung der Differenz aus erstem und zweitem Wurf 0.20 0.15 0.10 0.05 0.00 4 2 0 2 4 Blatt 1, Aufgabe 1a Relative Häufigkeitsverteilung der Zahlen 0.30 0.25 0.20 0.15 0.10 0.05 0.00 2 4 6 8 10