die bedeutung des beziehungsmarketing für den - Diuf

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DIE BEDEUTUNG DES BEZIEHUNGSMARKETING FÜR DEN
UNTERNEHMENSERFOLG
vorgelegt von:
Olivier Stulz
Alpenstrasse 3
3178 Bösingen
[email protected]
00-203-976
Arbeit für das CRM-Seminar im Sommersemester 2004
bei Prof. Dr. Andreas Meier
1
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................... 1
Abbildungsverzeichnis........................................................................................ 2
Abkürzungsverzeichnis....................................................................................... 3
1. Teil: Einleitung ................................................................................................ 4
2. Teil: Ökonomische Auswirkungen des Beziehungsmarketing ........................ 5
2.1. Ziel 1: Sicherheit ................................................................................. 5
2.1.1. Stabilität der Geschäftsbeziehungen ..................................... 6
2.1.2. Mehr Feedback ...................................................................... 6
2.1.3. Mehr Aktionsspielraum........................................................... 7
2.1.4. Mehr Vertrauen ...................................................................... 8
2.1.5. Zielkonflikte zwischen Kundenbindung und Sicherheit........... 8
2.2. Ziel 2: Wachstum ................................................................................ 8
2.2.1. Wachstum durch Kundenpenetration..................................... 8
2.2.2. Wachstum durch Kundenempfehlungen .............................. 10
2.2.3. Negative Wachstumseffekte durch Kundenbindung ............ 11
2.3. Ziel 3: Gewinn ................................................................................... 11
2.3.1. Sinkende Kosten durch Kundenbindung .............................. 11
2.3.2. Erlössteigerungen durch Kundenbindung ............................ 12
2.3.3. Kosten der Kundenbindung.................................................. 12
3. Teil: Die Nachhaltigkeit des Beziehungsmarketing....................................... 13
3.1. Lebenszyklus des Beziehungsmarketing .......................................... 13
4. Teil: Persönliches Nachwort ......................................................................... 15
Literaturverzeichnis .......................................................................................... 16
2
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Wachstumseffekte durch Kundenbindung und Kundenpenetration........ 6
3
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CRM
Customer Relationship Marketing
eCRM
electronic Customer Relationship
Marketing
E-Commerce
electronic Commerce
EDV
elektronische Datenverarbeitung
i.d.R.
in der Regel
IT
Information Technology
S.
Seite
usw.
und so weiter
vgl.
vergleiche
zB.
zum Beispiel
4
1. Teil:
Einleitung
Die Bedeutung des Beziehungsmarketings (oder Customer Relationship
Marketing, CRM) kann in der betriebswirtschaftlichen Analyse aus 3
verschiedenen Perspektiven betrachtet werden.
Eine erste mögliche Betrachtungsweise gibt uns eine Antwort auf die Frage:
„Lohnt sich das Beziehungsmarketing“? Es werden somit die ökonomischen
Auswirkungen des CRM erörtert. Die „ökonomische Bedeutung“ lässt sich
danach durch drei Zielsektoren, nämlich Gewinn, Wachstum und Sicherheit
charakterisieren.
beeinflusst.
Diese
werden
Nachfolgend
wird
wiederum
auf
die
durch
verschiedene
ökonomische
Effekte
Bedeutung
am
ausführlichsten eingegangen.
Zweitens muss untersucht werden, ob es sich beim Beziehungsmarketing um
einen Modetrend oder um eine nachhaltige Entwicklung handelt. Die Bedeutung
wird dementsprechend aus einer deskriptiven, makroökonomischen bzw.
wettbewerbsanalytischen Sicht überprüft.
Schliesslich kann man das Beziehungsmarketing auch aus organisatorischer
Sicht analysieren. In dieser Arbeit wird jedoch auf eine nähere Ausführung
dieser Perspektive verzichtet. Es lässt sich aber ohne Zweifel sagen, dass eine
strikte
Kundenorientierung
zum
Teil
innerbetrieblichen Prozesse zur Folge hat.
erhebliche
Veränderungen
der
5
2. Teil:
Ökonomische Auswirkungen des Beziehungsmarketing
Dieser Teil der Arbeit untersucht die vom Beziehungsmarketing ausgehenden
Effekte auf die ökonomischen Zielgrössen (Sicherheit, Wachstum und Gewinn).
Dabei nimmt die Kundenbindung, zur Erreichung der Ziele, eine überaus
zentrale
Rolle
ein.
Des
weiteren
werden
auch
die
Wirkeffekte
der
Kundenbindung untersucht. Es muss dementsprechend festgehalten werden,
zu welchen der ökonomischen Ziele positive bzw. negative Zielbeziehungen
bestehen.
Eine
solche
Analyse
ist
unumgänglich,
da
eine
stärkere
Kundenbindung für das Unternehmen stets mit Kosten verbunden ist, denen
man den jeweiligen Nutzen gegenüberzustellen hat.
2.1. Ziel 1: Sicherheit
Das Erreichen des obersten Unternehmensziel, die Existenzsicherung, erfolgt
durch den Aufbau und die Pflege von Erfolgspotentialen. Dabei können
Erfolgspotentiale auf drei verschiedenen Ebenen liegen:1
•
Vorteilhafte Marktpositionen (Marktführer, Nischenanbieter usw.)
•
Angebotsvorteile (sehr hohe Qualität, ausgezeichneter Kundendienst
usw.)
•
Ressourcenvorteile (Technologie, Materialien usw.)
Als Erfolgspotential kann man zweifelsohne auch den Kundenstamm
dazuzählen. Zwischen der Kundenbindung und der Unternehmenssicherheit
kann
eine
Zielkongruenz
zurückzuführen ist.
1
Vgl. Grünig/Kühn, S. 9.
festgestellt
werden,
die
auf
vier
Effekte
6
2.1.1. Stabilität der Geschäftsbeziehungen
Diller definiert Kundenbindung als wiederholte Transaktion eines Kunden bei
einem bestimmten Anbieter bzw. als entsprechende Wiederkaufabsicht. Durch
die zunehmende Wettbewerbsintensität gewinnt eine solche Stabilisierung der
Geschäftsbeziehungen zunehmend an Bedeutung. Eine Abwerbung von
Kunden durch Konkurrenten wird durch die zunehmende Bindung immer
schwieriger. Drei Effekte unterstützen dabei die Stabilität:
•
Habitualisierungseffekt
Eine erste mögliche Ursache für stabilere Geschäftsbeziehungen liegt in der
zunehmenden Habitualisierung des Einkaufsverhaltens der Konsumenten.
Im Hintergrund dieses Effektes steht das Entlastungstreben der Kunden und
das mit der Kaufentscheidung verbundene subjektive Kaufrisiko. Jedoch gilt
dieser
Effekt
nur
bei
zufriedenen
Kunden.
Bei
zwangsläufiger
Kundenbindung, z.B. bei Abonnementen, gilt dieser Absicherungseffekt nur
während der Vertragsdauer.
•
Immunisierungseffekt
Je mehr ein Kunde an einen Anbieter gebunden ist, desto weniger bietet
sich die Gelegenheit, dass dieser zu Kontakten und Geschäften mit einem
Konkurrenten kommt. Dadurch gewinnt die Geschäftsbeziehung zunehmend
an Stabilität.
•
Toleranzeffekt
Gebundene Kunden sind üblicherweise toleranter gegenüber Fehlern des
Anbieters als ungebundene. Dies lässt sich offenbar durch das Bemühen
um Aufrechterhaltung des positiven Bildes des Anbieters erklären.
2.1.2. Mehr Feedback
Gebundene Kunden sorgen für eine bessere Informationsversorgung über
Kundenbedürfnisse und Marktverhältnisse. Von grosser Bedeutung ist der
Feedback-Effekt
für
Unternehmen
mit
indirektem
Vertrieb,
da
der
7
Kundenkontakt häufig über Absatzmittler erfolgt. Es lassen sich drei Effekte
festhalten:
•
Grössere Beschwerdebereitschaft
Kundenreaktionen sind umso eher zu erwarten, je aussichtsreicher diese
vom Kunden eingeschätzt werden. „Da für gebundene Kunden mehr auf
dem Spiel steht als für ungebundene, dürfte bei ihnen der Feedback zum
jeweiligen Anbieter stärker ausfallen.“2
•
Auskunftbereitschaft
Kundenbindung erleichtert die Marktforschung. Gebundene Kunden sind
eher
bereit
auf
Fragen
bezüglich
der
Zufriedenheit,
Verbesserungsmöglichkeiten und anderen marketingpolitisch relevanten
Themen eine Antwort zu geben. Dieser Effekt gewinnt heute zunehmend an
Bedeutung, da individuell zugeschnittene Problemlösungen stark an
Bedeutung gewinnen.
•
Bereitschaft zur kreativen Mitarbeit
Der Kunde wird nicht nur über Vor- und Nachteile befragt, er wird als aktiver
Mitdenker und kreativer Planer in den Produktionsprozess miteinbezogen.
Je stärker sich der Kunde an den Anbieter gebunden fühlt, desto grösser ist
sein Engagement.
2.1.3. Mehr Aktionsspielraum
Unternehmen suchen oftmals die Nähe zum Kunden, z.B. durch Kunden-Clubs,
Kunden-Events oder Kunden-Foren. Je enger die Kunden an den Anbieter
gebunden sind, desto einfacher gelingt dies. Die Kundenbindung birgt nun
einen selbstverstärkenden Erfolgseffekt in sich, weil mit ihr zusammen auch die
Möglichkeiten
und
Erfolgswahrscheinlichkeiten
für
bestimmte
Kundenbearbeitungsaktivitäten steigen. Zum Beispiel wird ein Kunde einem
vertrauten Anbieter seine persönlichen Daten und Präferenzen eher vermitteln
als einem anonymen Anbieter.
2
Vgl. Diller, S. 49.
8
2.1.4. Mehr Vertrauen
Ein Zuwachs an Kundenbindung erhöht i.d.R. das gegenseitige Vertrauen. Das
gegenseitige Vertrauen kann wiederum als Basis für zukünftige und somit
langfristige Geschäftsbeziehungen benutzt werden.
2.1.5. Zielkonflikte zwischen Kundenbindung und Sicherheit
Um das Vertrauen des Kunden zu erhalten, muss sich der Anbieter aktiv um die
Anliegen des Kunden kümmern. Es erfordert auf Seiten der Unternehmen ein
starkes Commitment, welches Einbussen bezüglich der Flexibilität mit sich
bringen kann. Durch eine zu starke Ausrichtung auf die spezifischen
Kundenbedürfnisse einer Kundengruppe, kann auf Marktveränderungen zu
wenig schnell reagiert werden. Zudem kann ein Veralterungseffekt auftreten.
Dies ist dann der Fall, wenn ein Unternehmen zusammen mit ihren an sie
gebundenen Kunden “altert“ und zu träge wird, um neue Kundenpotentiale zu
erschliessen. Des weiteren können Kunden auf die “zu aufdringlichen“ Anbieter
mit Reaktanz reagieren.
2.2. Ziel 2: Wachstum
Um langfristig auf dem Markt konkurrenzfähig zu sein, ist es für die Mehrzahl
der Unternehmen notwendig zu wachsen. In boomenden Zeiten ist es für die
Unternehmen einfach, das Wachstum durch neuen Kundenzuwachs zu
generieren. In Zeiten der Marktstagnation entfällt aber dieses Potential und die
Unternehmen werden gezwungen, der Kundenstammpflege eine grössere
Bedeutung beizumessen. Zwei mögliche Wachstumsquellen um den Umsatz zu
vergrössern sind eine hervorragende Kundenpenetration und die Ausweitung
des Kundenstamms durch Kundenempfehlungen.
2.2.1. Wachstum durch Kundenpenetration
Unter
Kundenpenetration
versteht
man
die
Ausschöpfung
des
kundenspezifischen Absatz- bzw. Umsatzpotentials durch einen bestimmten
Anbieter. Folgende Faktoren nehmen laut Diller einen Einfluss darauf:3
3
Vgl. Diller, S. 52.
9
•
das Ausmass der Beschaffungskonzentration des Kunden bei diesem
Anbieter,
•
die Nutzung aller Möglichkeiten zur Erhöhung der Kaufintensität des
Kunden,
•
die Abschöpfung der Absatzchancen in anderen Produktbereichen (Cross
Selling) und
•
der Umsatzpotentiale wegen höherer Preise.
Unausgeschöpftes Absatz-Potential
Höhere Preise
Cross Buying
Kaufintensität
Kaufhäufigkeit
Käufe bei D
Käufe bei D
Käufe bei C
Beschaffungskonzentration
------------------------------
Käufe bei B
Käufe bei A
Käufe bei A
Ungebundener Kunde
Gebundener Kunde
4
Abb. 1: Wachstumseffekte durch Kundenbindung und Kundenpenetration
Konzentriert sich der Kunde, in dieser Abbildung Kunde A, bei seinen Einkäufen
auf
einen
einzigen
Anbieter,
so
gewinnt
dieser
gegenüber
seinen
Wettbewerbern an Marktanteile hinzu (single sourcing). Des weiteren kann ein
Unternehmen sein Wachstum vorantreiben, indem sie bei den Kunden die
Kaufintensität bzw. die Kaufhäufigkeit steigert. Häufigere und intensivere Käufe
4
Quelle: Diller, S. 54.
10
können
z.B.
durch
verschiedene
Produktarten
oder
Bonusprogramme
vorangetrieben werden. Das Gleis 7-Abonnement der Schweizerischen
Bundesbahnen ist zum Beispiel eine Produktversion, die Jugendliche und junge
Erwachsene dazu verleiten mag, häufiger mit dem Zug in den Ausgang zu
gehen oder des öfteren mit der Bahn zu verreisen. Zudem kann festgehalten
werden, dass der Kundenpenetrationseffekt zusätzlich an Bedeutung gewinnt,
wenn man bedenkt, dass die Wiederkaufwahrscheinlichkeit gebundener
Kunden höher ist, als jene ungebundener Kunden. Jedoch steht der tiefen
Kundenpenetration
ein
starkes
Unabhängigkeitsgefühl
auf
Seiten
der
Konsumenten gegenüber. Diese wollen sich häufig nicht auf einen Anbieter
konzentrieren, sondern suchen eine Abwechslung und somit nach neuen
Produkte und Anbieter (variety seeking). Vor allem im Industriegütersektor hat
es sich gezeigt, dass die Verbreitung des single sourcing weit weniger
verbreitet ist, als dies in der Theorie propagiert wurde.
2.2.2. Wachstum durch Kundenempfehlungen
Der Referenzeffekt ist ein weiterer wichtiger Effekt um den Kundenstamm zu
vergrössern und die Kundenbindung voran zu treiben. Privatpersonen als
Meinungsführer,
Informationsquelle
oder
Kaufinitiatoren
werden
als
glaubwürdiger angesehen, als die Werbung der Unternehmen. Dabei lässt sich
ein aktives und ein passives Empfehlungsverhalten unterscheiden. Ein Kunde
ist dann aktiv, wenn er von sich aus in seinem privaten oder geschäftlichem
Umfeld das Produkt vorteilhaft erwähnt. Eine Voraussetzung ist natürlich eine
hohe Zufriedenheit des Kunden mit dem Produkt bzw. des Anbieters. Passives
Empfehlungsverhalten liegt dann vor, wenn ein Konsument eher “zufällig“, z.B.
als Antwort auf eine Frage, das Produkt erwähnt.
Die Weiterempfehlung ist dabei von vielerlei Einflussfaktoren abhängig. Erstens
ist es wichtig, um welche Art von Gütern es sich beim Produkt handelt. Bei
einem Vertrauensgut spielt die Vertrauenswürdigkeit des Anbieters eine weitaus
grössere Rolle als bei Such- oder Erfahrungsgütern. Des weitern nimmt das
Eigeninteresse an einer Weiterempfehlung zu, wenn sich das Involvement
durch materielle oder immaterielle Gratifikationen lohnt (z.B. Versicherungen).
11
2.2.3. Negative Wachstumseffekte durch Kundenbindung
Eine zu eng gefasste Kundenbindung kann zu einer einseitigen Kundenstruktur
führen, welche das Wachstum negativ beeinträchtigt. Zudem kann es dort, wo
die Produktleistungen stark an die Kundeneigenschaften angepasst werden, zu
gewissen Isolationseffekten kommen. Des weiteren kann durch negative Mundzu-Mund-Werbung der gebundenen Kundschaft ein für das Unternehmen
unglückliches Bild sehr schnell weiterkommuniziert werden. Als letzteres muss
darauf
hingewiesen
werden,
dass
durch
die
Ausschöpfung
von
Kundenpenetrationspotentialen Spielraum für zukünftiges Wachstum verloren
geht.
2.3. Ziel 3: Gewinn
Kundenbindung trägt dazu bei, komparative Kosten der Kundenbearbeitung zu
senken und/oder kundenspezifische Erlöse zu steigern. Diese Effekte haben
wiederum einen direkten Einfluss auf den Gewinn bzw. die Rentabilität.
Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass auch Kosten durch die speziellen
Massnahmen der Kundenbindung entstehen.
2.3.1. Sinkende Kosten durch Kundenbindung
Zunächst können Kundenakquisitionskosten gespart werden, indem der
steigende Umsatz durch die bereits vorhandenen Kunden generiert wird und
nicht durch Neukunden geschaffen werden muss. In diesem Fall entstehen
Opportunitätsgewinne,
da Kosten für die Kundenakquisition, wie z.B.
Kundenbesuche, Muster, Produktentwürfe oder kundenspezifische Investitionen
weg fallen.
Gebundene Kunden werden zudem häufig von sich aus aktiv, was die
laufenden Kosten der Kundenbearbeitung senkt und Einsparungen an
Werbekosten mit sich bringen kann. Ein weiterer Vorteil der Kundenbindung ist
ein
effizienteres
Bestellplattformen
Orderverfahren.
Kundendatenbanken,
oder
erlauben
E-Shops
ein
elektronische
kundenfreundliches
Bestellverfahren und reduzieren den Verwaltungsaufwand erheblich. Eine
12
generelle
Angabe
von
Einsparpotentialen
ist
jedoch
aufgrund
von
branchenspezifischen Gepflogenheiten nicht möglich.
2.3.2. Erlössteigerungen durch Kundenbindung
Die Möglichkeit des sogenannten cross selling (oben erwähnt) kann als
wichtigste und effektivste Massnahme angesehen werden, um den Umsatz
bzw. den Erlös zu steigern. Zudem wird die Kundenbindung insofern
gewinnwirksam, als sie häufig die Preiselastizität der Nachfrage mindert.
Abschliessend kann auch hier festgehalten werden, dass generelle Aussagen
über
die
Bedeutung
branchenspezifischen
und
dieser
Effekte
aufgrund
unternehmensindividuellen
von
vielfältigen
Merkmalen
kaum
möglich sind.
2.3.3. Kosten der Kundenbindung
Kundenbindungskosten können verschiedentlich auftreten, so zum Beispiel als
Kosten
zur
spezifischen
Produktanpassung,
Investitionen
in
Kundendatenbanken bzw. –warehouses oder in vergünstigten Preisen für
gebundene Kunden. Häufig handelt es sich bei solchen Kosten um VorlaufInvestitionen, die erst über den Kundenlebenszyklus hinweg amortisiert werden
können. So schafften es die meisten Unternehmen der New Economy während
der heissen Phase des E-Commerce-Hypes nicht, soviel Kundenbindung
aufzubauen, um die hohen Werbeinvestitionen zu decken. Eine Untersuchung
in drei Branchen stellte diesbezüglich fest, dass zwischen 20 und 60% der
erstmals gewonnen Kunden den Anbieter wechselten, bevor die Werbekosten
wieder amortisiert werden konnten.
13
3. Teil:
Die Nachhaltigkeit des Beziehungsmarketing
Häufig unterliegen Managementkonzepte wie z.B. das Beziehungsmarketing
gewissen
Modetrends.
Anfangs
des
neuen
Jahrtausends
versuchten
verschiedenste IT-Unternehmen durch den Verkauf von elektronischen CRMSysteme (eCRM) auf diesen Hype aufzuspringen. Im Jahr 2000 haben alleine
die Unternehmen des europäischen Handels 1 Mrd. US-$ für eCRM-Systeme
ausgegeben. Nun lässt sich natürlich die Frage stellen, ob und wie nachhaltig
das Beziehungsmarketing wirklich ist.
Unbestritten bleibt jedoch die Erkenntnis, trotz der vermutlich überzogenen
Euphorie, dass die elektronische Unterstützung für das Beziehungsmarketing
nahezu unverzichtbar ist. Laut Diller sind folgende Grundlagen dafür
notwendig:5
•
ein Data Warehouse zur Integration kundenbezogener Daten. Die
registrierten Informationen werden standardisiert und über mehrere Jahre
aufbewahrt. Die Vergleichbarkeit der Daten soll damit gewährleistet werden.
•
operative Softwareprogramme zur Bewältigung kundenbezogener Prozesse,
wobei
üblicherweise
kundenaktive
und
kundenpassive
Prozesse
unterschieden werden, sowie
•
analytische Tools zur Analyse der Daten (datamining). Dadurch werden
unzählige Auswertungen möglich, wie z.B. die Ermittlung des “profiling“ der
Kunden,
das
“tracking“
Kundenzufriedenheit
und
usw.
nicht
mit
dem
zuletzt
endgültigen
die
Ziel,
die
Kundenbindung
zu
implementieren.
3.1. Lebenszyklus des Beziehungsmarketing
Nach der “Gründungsphase“ des Beziehungsmarketings in den 80er-Jahren
kam es in den 90er-Jahren zu einer “Wachstumsphase“ mit sehr vielen
Aktivitäten zur Instrumentalisierung und Implementierung des Systems. Dabei
5
Vgl. Diller, S. 62.
14
kam es zu drastischen Kostenunterschätzungen und Verzögerungen seitens
der Unternehmen. Implementierungs- und Abstimmungsaktivitäten wurden
zunächst enorm unterschätzt, obwohl diese im Nachhinein ca. zwei Drittel der
Ausgaben für sich beanspruchten. In vielen Fällen erwiesen sich die erhobenen
Datenbestände als zu heterogen, um sie wirklich in Data Warehouses
harmonisieren zu können. Zudem wurde die Entwicklung zu sehr EDVgetrieben statt vom Marketing bestimmt.
In
den
letzten
Jahren
ist
das
Konzept
in
der
“Reifephase“
bzw.
“Modifikationsphase“ angelangt. Hier geht es um die Professionalisierung und
Weiterentwicklung des Beziehungsmarketings. Strategische, operative und
EDV-technische Aspekte müssen dabei besser in das BeziehungsmarketingKonzept integriert werden. Die Entwicklung von genaueren und besser
anwendbaren Kundenwertsystemen macht hierfür einen wichtigen Schritt in die
richtige Richtung. Zudem sollte auch heute das Internet noch besser
miteinbezogen werden. Virtuelle Communities im Internet, sowie andere
virtuelle Netzwerke können das Beziehungsmarketing zusätzlich befruchten.
Schliesslich misst Diller der Differenzierung des Beziehungsmarketing eine
besondere Bedeutung zu. Um weiterhin auf dem Markt konkurrenzfähig zu
bleiben und dem wachsenden Druck der Wettbewerber entegegenzutreten,
müssen sich die Unternehmen gezielt auf attraktive Kundengruppen ausrichten
und die Kundenrückgewinnung und die Kundenneugewinnung in das
Beziehungsmarketing miteinbeziehen.
15
4. Teil:
Persönliches Nachwort
Wie bereits oben erwähnt, ist der Erfolg der Kundenbindung bzw. des
Beziehungsmarketing stark von elektronisch gestützten CRM-Systemen und
anderen Softwareprogrammen abhängig. Eine effiziente und kundenfreundliche
Nutzung solcher Systeme ist für einen erfolgreichen Einstieg in das
Beziehungsmarketing unabdingbar. All diese elektronischen “Hilfsmittel“ sind
jedoch nur dann von Wert, wenn die sachlichen Voraussetzungen, also
hervorragende Angebotsleistungen und exzellente Kundenbetreuung gegeben
sind. Alle kundenbindenden Massnahmen führen ins Leere, wenn die Qualität
der angebotenen Produkte nicht stimmt. Des weiteren spielt der persönliche
Kundenkontakt weiterhin eine überaus wichtige Rolle. Der Kunde muss einen
kompetenten und jederzeit freundlichen Ansprechpartner vorfinden, der ihn
individuell beraten kann.
Damit das Beziehungsmarketing also weiterhin an Bedeutung gewinnt und die
Unternehmen die Kundenbindung stärken können, muss der klassische
Marketing Mix (4 P’s) um 2 weitere P’s erweitert werden. Neben Price, Place,
Product und Promotion sollte der Marketing Mix mit People und Process
ergänzt werden. People beinhaltet dabei den erwähnten persönlichen Einsatz
seitens der Anbieter um bei den Kunden einen bleibenden Eindruck zu
hinterlassen. Aber auch interne Schulungen der Arbeiter, damit diese mit den
neuesten Produktentwicklungen vertraut werden, gehen in diesen Aspekt des
Marketing Mixes mit ein. Unter Process versteht man verschiedene Methoden
der Marktforschung und der Kundendatenbearbeitung. Hier kommen nun die
einzelnen eCRM-Systeme zum Einsatz.
Kommt durch den ganzen Technologie-Hype die persönliche Betreuung des
Kunden nicht zu kurz, so denke ich, dass das Beziehungsmarketing in
gewissen Branchen seinen Siegeszug fortsetzten kann und dazu massgeblich
am Unternehmenserfolg beteiligt sein wird.
16
Literaturverzeichnis
Grünig R. / Kühn R. – Grundlagen der strategischen Planung (2000), 2.
Auflage, Paul Haupt Verlag, Bern, Stuttgard und Wien.
Diller
H.
-
Die
Bedeutung
des
Beziehungsmarketing
für
den
Unternehmenserfolg (2004), in: Hippner, H. / Wilde, K.D. (Hrsg.):
Grundlagen des CRM. Konzepte und Gestaltung, Wiesbaden (Gabler), S.
43 - 66.
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