Lösungen zum Aufgabenblatt 8 Logik und modelltheoretische Semantik Universität München, CIS, SS 2013 Hans Leiß Abgabetermin: Do, 20.6.2013, 16.00 Uhr, in meinem Postfach Aufgabe 8.1 Beweisen Sie mit den Regeln des Gentzen-Kalküls der Prädikatenlogik die folgenden Sequenzen: (a) ∃x P (x), ∀x (P (x) → Q(x)) ⊲ ∃x Q(x) (b) ⊲ ∀y[ϕ(x/y)] → ∀x ϕ, falls y ∈ / frei (ϕ) Da im Kurs die Umkehrung von (b) gezeigt wurde, ⊲ ∀x ϕ → ∀y[ϕ(x/y)], falls y ∈ / frei (ϕ), können wir also einen Fall der Umbenennung gebundener Variablen“, nämlich ” ⊲ ∀y[ϕ(x/y)] ↔ ∀x ϕ, falls y ∈ / frei (ϕ), mit den vorhandenen Regeln schon beweisen und brauchen dafür keine eigenen Beweisregeln. Man überlege sich, daß man mit Hilfe der Schnittregel (siehe Folien) eine Annahme ∀xϕ durch ∀y[ϕ(y/x)] ersetzen darf, sofern y ∈ / frei (ϕ). Ebenso für eine Behauptung ∀xϕ. Dasselbe muß man analog für ∃xϕ machen. Lösung von Aufgabe 8.1 (a) Wenn man den Beweis von unten nach oben konstruiert, muß man zuerst (∃L) anwenden, dann (∀L) und (∃R), damit die Nebenbedinung an freie Variablen bei (∃L) erfüllt ist: P (x), ∀x(P (x) → Q(x)) ⊲ Q(x), P (x) P (x), ∀x(P (x) → Q(x)), Q(x) ⊲ Q(x) P (x), ∀x(P (x) → Q(x)), (P (x) → Q(x)) ⊲ Q(x) P (x), ∀x(P (x) → Q(x)) ⊲ ∃xQ(x) ∃xP (x), ∀x(P (x) → Q(x)) ⊲ ∃xQ(x) (∃L, x!) (→ L) (∀L, ∃R) (b) Da ϕ(x/y)(y/x) = ϕ ist, ist die oberste Sequenz im folgenden Beweis ein Axiom: ∀y[ϕ(x/y)], ϕ(x/y)(y/x) ⊲ ϕ (∀ L) ∀y[ϕ(x/y)] ⊲ ϕ (∀R, x!) ∀y[ϕ(x/y)] ⊲ ∀xϕ (→ R) ⊲ ∀y[ϕ(x/y)] → ∀xϕ Aufgabe 8.2 Zeige, daß die Regel Γ, ϕ ⊲ ∆ Γ, ∃xϕ ⊲ ∆ (∃L), falls x ∈ / frei (Γ, ∆), korrekt ist, d.h. daß, wenn die Obersequenz allgemeingültig ist, dann auch die Untersequenz allgemeingültig ist. Eine Sequenz Γ ⊲ ∆ hieß allgemeingültig, wenn die Formel ^ _ Γ→ ∆ für jede Struktur A und Belegung g : Var → A wahr ist. Lösung von Aufgabe 8.2 Sei A = (A, RA , . . . , f A , . . .) eine Struktur und g : Var → A eine Belegung. Um zu zeigen, daß ^ _ Γ ∧ ∃xϕ → ∆ bei A und g den Wert 1 hat, können wir annehmen, daß ^ Γ ∧ ∃xϕ den Wert 1 hat und müssen noch zeigen, daß das auch für [[ _ W ∆ gilt: A ∆]] = 1. g Wir wissen schon, daß 1 = [[ ^ Γ ∧ ∃xϕ]] = min{[[ ^ A Γ]] , [[∃xϕ]]A g }, g V also sind Γ und ∃xϕ bei A und g wahr. Daher gibt es ein a ∈ A, sodaß [[ϕ]]A g[x/a] = 1 ist. Nach Voraussetzung über die Obersequenz ist ^ _ Γ∧ϕ→ ∆ bei jeder Struktur und Belegung wahr, also auch bei A und g[x/a]. Da wegen der Nebenbedingung x∈ / frei (Γ, ∆) aber [[ ^ A Γ]] = [[ g ^ Γ]] A g[x/a] und 2 [[ _ A ∆]] = [[ g _ ∆]] A g[x/a] , ist [[ V Γ ∧ ϕ]]A g[x/a] = 1 und dann auch [[ W ∆]]A g = [[ W ∆]]A g[x/a] = 1, was zu zeigen war. Bemerkung Die Regel (∃ L) ohne die Nebenbedingung ist nicht korrekt: im Beispiel ¬x=0, ˙ x=0 ˙ ⊲ x=0 ˙ ¬x=0, ˙ ∃x x=0 ˙ ⊲ x=0 ˙ (∃L ohne die Nebenbedingung) ist die Obersequenz allgemeingültig, da bei jeder Struktur A und jedem g : Var → A ja [[¬x=0 ˙ ∧ x=0 ˙ → x=0]] ˙ A g =1 ist, da der wenn“-Teil den Wert 0 hat. Aber die Untersequenz ist nicht allgemeingültig, denn ” bei A = ({a, b}, 0A ) mit 0A = a und g(x) = b ist die Untersequenz nicht wahr: [[¬x=0 ˙ ∧ ∃x x=0 ˙ → x=0]] ˙ A g = 0, da der wenn“-Teil wahr ist (b 6= 0A = a, aber es gibt ein Element 0A , nämlich a), aber der ” dann“-Teil (b = 0A = a) falsch ist. ” 3