5. Symposium Septische Unfallchirurgie und Orthopädie

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Antibiotika Einsatz:
wann, wie, womit?
5. Symposium
Septische Unfallchirurgie
und Orthopädie
Ingolstadt 27.-28.01.2012
Lars Frommelt - Hamburg
Bakterien waren
da bevor der
Mensch kam
und sie werden
da sein, wenn
es keine
Menschen
mehr gibt!
Louis Pasteur
Antibiotika
Nicht Menschen
haben Antibiotika
erfunden, sondern
Mikroben!
Antibiotika
Flemming sah,
dass Pilze das
Wachstum von
einige Bakterien
hemmen ...
und fand so
Antibiotika!
... und:
Bakterien haben seit
Jahrmillionen gelernt
sich dagegen zu
wehren (Resistenz)!
Was können
Antibiotika
leisten?
Antibiotika
eliminieren Erreger
nicht vollständig,
sondern reduzieren
ihre Anzahl!
Bakterizidie und -stase
Antibiotikum
Baktriostase
Bakterizidie
From: Otten H, Plempel M, Siegenthaler W (eds.) Anibiotika-Fibel, Thieme
Vlg, Stuttgart, 1975
Infektion: Pathogenese
Krankheit
Bakterien:
Vermehrungsgeschwindigkeit
Gesundheit
Abwehr:
Eliminationsgeschwindigkeit
Lennart Nielson – © Boehringer Ingelheim International
Die Elimination der
Erreger erfolgt
durch die zelluläre
Abwehr! (d. h.
durch Phagozytose)
Therapie
Antibiotikatherapie
 gezielt
 kalkuliert (empirisch)
 interventionell
... und:
Antibiotika wirken
nicht im Eiter!
Antibiotika-Therapie
Indikation



Antibakterielle Wirkung
Antipyretische Wirkung
Tranquilizer Wirkung
Modifiziert nach Calhoun, 2000
- Arzt
- Schwestern
- Angehörige
- Patient
Antibiotika - Indikation



Zusammen mit chirurgischer
Revision
Nach Diagnostik des Erregers: Nur
gezielte Therapien!
Nach Risikoabwägung (UAW‘s beim
Patienten)
... und bei der
septischen
Arthritis?
Septische Arthritis
Inzidenz :
4 – 10 Fälle / 100.000 Pat.
in Westeuropa
Letalität:
11 %
[mehere Gelenke 50 %]
Mathews CJ et al. Bacterial septic arthritis in adults. Lancet 2010;375:846-855.
Therapie
Schnelles Handeln
rettet Gelenke
und Leben!
Bakteriologische Diagnostik vor Therapiebeginn erforderlich!
Die Therapie ist die
Chirurgie!
Therapie
Erregerreduktion durch
 Synoviektomie
 Spülung
 Antibiotika
Therapie
Antibiotikatherapie
 gezielt
 kalkuliert (empirisch)
 interventionell
Septische Arthritis
Wenige Bakterienarten
mit hoher Virulenz!
Staphylococcus aureus
ß-häm. Streptokokken
Gram-neg. Stäbchen
55 %
27 %
14 %
Septische Arthritis
Kalkulierte Initialtherapie
Basiscephalosporin
Flucloxacillin +/– Chinolon
Staphylococcus aureus
ß-häm. Streptokokken
Gram-neg. Stäbchen
55 %
27 %
14 %
Anpassung nach
Vorliegen der
mikrobiologischen
Befunde!
[Reevaluierung]
Ausnahme (1)
Kalkulierte Initialtherapie
bei MRSA-Verdacht
Vancomycin
Staphylococcus aureus
ß-häm. Streptokokken
Gram-neg. Stäbchen
55 %
27 %
14 %
Ausnahme (2)
Kalkulierte Initialtherapie
Bei ESBL-Verdacht
Carbapeneme
Chinolone
Staphylococcus aureus
ß-häm. Streptokokken
Gram-neg. Stäbchen
55 %
27 %
14 %
Ausnahme (3)
Bissverletzungen
Häufige Erreger
Bissverletzungen - Leitkeime
Hund
Pasteurella canis
Anaerobier
Katze
Pasteurella multocida
Anaerobier
Mensch
Eikenella corrodes
Anaerobier
Ausnahme (3)
Kalkulierte Initialtherapie
bei Biss-Verletzungen
Ampicillin + Sulbactam
Amoxoicillin + Clavulansre.
Pasteurella spp.
Eikenella sp.
Anaerobier
Ausnahme (4)
Allergie gegen ß-Lactame
Vancomycin
Staphylococcus aureus
ß-häm. Streptokokken
Gram-neg. Stäbchen
55 %
27 %
14 %
Ausnahme (5)
Neisseria gonorrohoe
Ceftriaxon
(Verdacht)
Ausnahme (6)
Kreuzbandplastik – Biofilm
Vancomycin + Rifampicin
Nach Vorliegen
der Bak-Befunde:
Reevaluierung!
Fazit (1) Sept. Arthritis
o
o
o
o
o
o
o
o
Häufigste Erreger S. aureus und Streptokokken
Erreger aus der Anamnese zu vermuten
Antibiotikatherapie nur zusammen mit Chirurgie
Initial kalkulierte Therapie (i. v.)
Nach Vorliegen des mikrobiologischen Befundes:
Reevaluierung und ggf. Anpassung
Wenn möglich: orale Sequenztherapie
Therapiedauer: 6 Wochen???
Rationale Therapie verhindert Resistenzen !
... und bei der
Osteomyelitis?
Osteomyelitis - Formen
• Akute hämatogene Osteomyelitis
• Fortgeleitete Osteomyelitis
(mit oder ohne Minderdurchblutung)
• Spezifische Osteomyelitis
(TBC, Lues)
• Fremdkörperassoziierte Osteomyelitis
Häufige Erreger
Osteomyelitis
(hämatogen)
69,0%
1,0%
3,0%
3,0%
* inkl. 7 % Haemophilus influenzae
** inkl. 6 % Pneumokokken
14,0%**
4,0% *
Staphlococcus aureus
Staphylococcus (CNS)
Enterobacteriaceae
Pseudomonas sp.
Streptococcus sp.
others
Modifiziert: Feigin RD, Cherry JD (Eds.) Textbook of pediatric infectious diseases. Saunders, Philadelphia 1998
Hämatogene Osteomyelitis
Kalkulierte Initialtherapie
Flucloxacillin +/– Ceftazidim
Staphylococcus aureus
ß-häm. Streptokokken
Haemophilus sp.
Gram-neg. Stäbchen
69 %
8%
7%
6%
Die akute hämatogene
Osteomyelitis ist die
einzige Form, die ohne
Chirurgie mit Antibiotika
allein erfolgreich
behandelt werden kann!
... und die
chronisch oder
fortgeleitete
Osteomyelitis?
Osteomyelitis
Knocheninfektionen
können durch
Antibiotika allein
nicht geheilt
werden!
Ausnahme: Akute hämatogene Osteomyelitis!
Häufige Erreger
3,6%
Osteomyelitis
(chronisch / fortgeleitet)
22,3%
54,4%
7,6%
4,0%
8,1%
Staphlococcus aureus
Staphylococcus (CNS)
Enterobacteriaceae
Pseudomonas sp.
Streptococcus sp.
others
Aus: Schnettler R, Alt V, Pathophysiologie und Klassifikation der Osteitis In: Schnettler R, Steinau U (Hrg.)
Septische Knochenchirurgie, Thieme, Stgt – New York, 2004
Tricks der Bakterien
Aus: Ohlsen K und Hacker J, Pathophysiologie der bakteriellen Infektionen. In: Hendrich C, Frommelt L, Eulert J (Hrg.)
Septische Knochen- und Gelenkinfektionen, Springer Vlg., 2004
Staphylokokken: Der Trick
Überleben durch Anpassung
planktonische Form
sessile Form
Biofilm: Früher Biofilm!
Hier können
Antibiotika noch
wirken!
Hier können
Abwehrzellen noch
phagozytieren!
© National Science Foundation, Virginia, USA
Biofilm und Abwehr
Bakterien im Biofilm
•
•
•
wachsen langsam
Antibiotika: MHK bis
1.000-fach erhöht
sind vor zellulärer Abwehr
geschützt
Die Tricks der Gegner
Aus: Ohlsen K und Hacker J, Pathophysiologie der bakteriellen Infektionen. In: Hendrich C, Frommelt L, Eulert J (Hrg.)
Septische Knochen- und Gelenkinfektionen, Springer Vlg., 2004
SCV
Small
Colony
Variants
Es handelt sich um
chronische Infektionen!
Keine kalkulierte Antibiotikatherapie,
sondern gezielte Therapie nach
Erregernachweis!
Ausnahme: Intervention bei Sepsis!
Die Therapie ist die
Chirurgie!
Alle Antibiotika
brauchen
Konzentrationen
um zu wirken!
Antibiotika-Therapie
Pharmakokinetik: Knochen
Antibiotikum
Konzentration
Serum
[µ/ml]
Entzündung
[µg/g]
Prozent
[%]
Clindamycin
12.1
11.9
98.3
Vancomycin
36.4
5.3
14.5
Nafcillin
21.8
2.1
9.6
Tobramycin
14.3
1.3
9.1
Cefazolin
67.2
2.6
6.1
Mader JT, Adams KR (1988) Experimental osteomyelitis. In: Schlossberg D (ed) Orthopedic Infection. Springer, New
York, pp. 39-48
Lokale Therapie
PMMA-Ketten mit Gentamicin oder
Vancomycin
Kollagenvlies mit Gentamicin oder
Vancomycin
Vorteil: Hohe Konzentration am Ort
der Infektion
Antibiotika
nur zusammen mit
der Chirurgie!
Antibiotika - Timing
Kein präoperative
Therapie!
Ausnahme: Fieber / Sepsis
Wie?
Antibiotika: i.v.


Überwiegend: min. 14 d
Kritische Medikamente:
Überwachung!
Sequenztherapie
Sequenztherapien sind anzustreben,
wenn mittel- oder langfristige
Antibiotikatherapien erforderlich sind.
Medikamente (z. B. Chinolone,
Rifampicin etc.) mit guter oraler
Bioverfügbarkeit SOLLTEN zügig
oralisiert werden!
Es handelt sich
um gezielte
Therapien lokal
wie systemisch!
Dauer?
Studien - Osteomyelitis
Int J Infectious Diseases (2005) 9:127-138
Studien - Osteomyelitis
Lancet Infect Dis. (2005) 1:175-88
Magische
sechs
Wochen!?
Antibiotika - Dauer
BMJ 2005;388:1378-83
Studien - Metaanalyse
Dauer der Antibiotikatherapie
Mittelwert:
Range:
Lancet Infect Dis. (2005) 1:175-88
6 Wochen
2 Tage bis 2 Jahre
... und:
Kombination aus lokaler
und systemischer
Therapie ermöglicht kurze
systemische Therapien!
Fazit (2) Osteomyelitis
o
o
o
o
o
o
o
Die Therapie ist die Chirurgie + Antibiotika!
Erreger nicht vorhersehbar, Resistenz variabel!
Keine kalkulierte Therapie möglich!
Antibiotikatherapie nur zusammen mit Chirurgie
Keine Therapie vor Erregernachweis –
Ausnahme: Interventionstherapie bei Sepsis!)
Wenn möglich: orale Sequenztherapie
Therapiedauer: 6 Wochen???
Rationale Therapie verhindert Resistenzen !
... und bei der
periprothetischen
Infektion?
Die periprothetische
Infektion ist eine
fremdkörperassoziierte Infektion!
Die periprothetische
Infektion ist ungünstige
Kombination von
fremdkörperassoziierter
Infektion und
Osteomyelitis!
Häufige Erreger
Periprothetische
Infektion
Aus: Frommelt L. Periprosthetic Infection - Bacteria and the Interface Between Prosthesis and Bone. In: Learmonth I
(Ed.) Interfaces in Total Hip Arthroplasty. Springer, London, 2000
Hautflora:
Über 2 x 1012 (1.000.000.000.000)
einzelne Mikroorganismen!
Herkunft der Erreger
Innerhalb des ersten Jahres
nach Implantation einer
Prothese sind mehr als 95 %
exogener Herkunft und stammen
aus der Hautflora!
[intra-operative Kontamination!]
Lidwell OM. J Hosp Inf. 1988; 11 (suppl. C):18-40.
Infektion: Pathogenese
Kontamination
Adhäsion
Epithelbarriere
Kolonisationsresistenz
Humorale Abwehr
Kolonisation
Invasion
Infektion
z. B. Komplementsystem
Zelluläre Abwehr
Makrophagen
Granulozyten
Fremdkörperinfektion
Fremdkörperinfektionen
benötigen eine extrem
niedrige Infektionsdosis!
100 Bakterien reichen aus!
Elek SD, Conen PE. Br J Exp Pathol. 1957; 38:573-86.
Die Therapie
ist die
Chirurgie!!!
Fremdköperinfektion
Die Therapie ist die
chirurgische Entfernung
der Prothese und das
radikale Débridement!
aber ...
... Antibiotika (lokal
oder systemisch)
sichern den Erfolg
der Chirurgie!
Welche Optionen
haben wir für eine
AntibiotikaTherapie?
Die Optionen

Antibiotika ohne Chirurgie

Antibiotika + Explantation


Antibiotika + Revision und
Belassung der Prothese in situ
Antibiotika und TEP-Wechsel
Option 1

Antibiotika ohne Chirurgie

Antibiotika + Explantation


Antibiotika + Revision und
Belassung der Prothese in situ
Antibiotika und TEP-Wechsel
Es handelt sich um
eine reine Suppression
der Symptome, keine
Therapie der Infektion!
Option 2

Antibiotika ohne Chirurgie

Antibiotika + Explantation


Antibiotika + Revision und
Belassung der Prothese in situ
Antibiotika und TEP-Wechsel
Explantation
Möglichkeiten

Hüfte, Schulter:
Resektionsarthroplastik
Knie, Ellengelenk, OSG: Arthrodese

Amputation



Antibiotika-Auswahl nach
Erregernachweis und Resistogramm
Therapiedauer: ca. 4 - 6 Wochen
Option 3

Antibiotika ohne Chirurgie

Antibiotika + Explantation


Antibiotika + Revision und
Belassung der Prothese in situ
Antibiotika und TEP-Wechsel
Prothese in situ
Möglichkeiten

„Liestal-Protokoll”, Schweiz




Revision, Débridement
Spül-Saug-Drainage (Lavasept®) für 3 Tage
Langzeit-Antibiotikatherapie (vorzugsweise: Chinolone +
Rifampicin für mindestens 3 Monate)
Spül-Saugdrainage (ENDO-Klinik)



Revision, Débridement
Spül-Saugdrainage für 3 Tage
Systemische Antibiotikatherapie (3 – 5 Wochen)
Prothese in situ
CAVE!
Es handelt sich um
hochgradig selektierte
Infektionsfälle!
Biofilm: Früher Biofilm!
Hier können
Antibiotika noch
wirken!
Hier können
Abwehrzellen noch
phagozytieren!
© National Science Foundation, Virginia, USA
Prothese in situ
Erfolge

“Liestal-Protokoll”, Schweiz

Bei strenger Indikationsstellung:
bis 87 %

Spül-Saugdrainage (ENDO-Klinik)

Staphylococcus aureus, ß-hämolysierende Streptokokken
Guilieri SG et al. Infection. 2004;32:222-228
Mella-Schmidt C, Steinbrink K. Chirurg. 1989;60:791-794
bis 60 %
Option 4

Antibiotika ohne Chirurgie

Antibiotika + Explantation


Antibiotika + Revision und
Belassung der Prothese in situ
Antibiotika und TEP-Wechsel
Wechseloperation
Möglichkeiten

Einzeitiger Wechsel

Mehrzeitiger Wechsel
Wechseloperation
Prothesenaustausch





Sicherer Erregernachweis
Radikales Débridement von Knochen und
Weichteilen
Entfernung allen Fremdmaterials
Wundverschluss
Antibiotikatherapie
Die Elemente des Prothesenwechsels sind für einoder mehrzeitiges Vorgehen gleichartig!
Wechseloperation
Einzeitiger Wechsel (ein Eingriff)






Sicherer Erregernachweis: Voraussetzung!
Radikales Débridement von Knochen und
Weichteilen
Entfernung allen Fremdmaterials
Reimplantation eine zementierten TEP mit
gezielten lokalen Antibiotika im PMMA
Wundverschluss
Systemische Antibiotikatherapie für 10 - 14
Tage
Die Idee
… hohe wirksame
Antibiotikakonzentrationen am Ort der
Infektion zu erreichen!
... aber:
Der Erreger und seine
Resistenz müssen vor
der Operation bekannt
sein!
Wechseloperation
Zweizeitiger Wechsel (1. Eingriff)






Sicherer Erregernachweis
Radikales Débridement von Knochen und
Weichteilen
Entfernung allen Fremdmaterials
Temporäre Sine-Sine-Arthroplastik,
Interimsprothese oder Spacer mit oder
ohne lokale Antibiotika im PMMA
Wundverschluss
Systemische Antibiotikatherapie für 4 - 6
Wochen
Wechseloperation
Zweizeitiger Wechsel (2. Eingriff)

Voraussetzung Infektberuhigung
(sonst erneute Revision)

Erneutes Débridement
Entfernung allen Fremdmaterials
Reimplantation einer erneuten TEP

Wundverschluss



Systemische Antibiotikatherapie für 4 - 6
Wochen
Die Idee
… ist die Infektion ohne
einen Fremdkörper, der
rekolonisiert werden
kann, auszuheilen.
Die Synthese
Antibiotikabeladener
Spacer
aus PMMA
(Funktion:
Wirkstoffträger)
Antibiotika in PMMA
Erfolgsraten bei einzeitiger TEPImplantation bei bakt. Coxitis
PMMA bone
cement
One-Stage
Revision
Two-Stage
Revision
Antibiotic-loaded
PMMA cement
82 %
91 %
Plain PMMA
cement
58 %
82 %
Robbins et al. J Bone Joint Surg-Am. 2001; 83-A: 602-14
Wechseloperation
Erfolgsraten

Einzeitiger Wechsel
bis zu
90 %
(10 Studien: 38 – 100 %, 7 davon: 80 – 90 %)

Zweitzeitiger Wechsel bis zu
Langlais et al.:
93 %
Two-stage revision (n= 222):
85 %
One-stage revision (n= 117):
88 %
No significant difference statistically!
Langlais F et al. In: European Instructional Course Lectures 6, British Society of Bone
and Joint Surgery. London, 2004: pp. 158 - 167
Einzeitig
vs.
Zweizeitig:
Immer noch eine Diskussion von Kreuzrittern in schimmernder Rüstung!
Wir brauchen Beweise!
Liestal Algorithmus
Keine Erhaltung
der Prothese
Zimmerli W, Trampuz A, Ochsner PE. (2004) N Engl J Med. 351: 39 - 48
ENDO Algorithmus
Periprosthetic Infection - Algorithm of the ENDO-Klinik Hamburg
negative - no pathogen detected
pathogen
detected
positive
signs of infection
< 6 weeks
after primary
implantation / revision
Succion erigation:
signs of infection
> 6 weeks
after primary
implantation / revision
One stage revision:
- revision, radical débridement
High level resistance
of pathogen
Lokal application of
ABX impossible
Pathogen probable
(e. g. Erysipelas,
previous records)
- revision, radical débridement
- succion erigation
- ABX systemically administered
- removal of all foreign bodies
- implantation of AJR using antibiotic loaded PMMA-bone cement
- ABX systemically administerd
SUCCESS
persisting
infection
SUCCESS
persisting
infection
Multiple stage revision:
- revision, radical débridement
- removal of a foreign bodies
- Entfernung allen Fremdmaterials
- ABX systemically administered
- re-implantation after infection is
controlled
SUCCESS
persisting
infection
Pathogen unknown
no hints from patients
history
Special conditions
- Arthrodesis of the knee:
- Girdlestone’s arthroplasty:
- Amputation / exartikulation:
If function is impossible because of deficient ligaments or muscular disorder
If function of the hip cannot be reconstructed or as temporary condition in multiple
stage revision
If infection cannot be controlled otherwise
Wodtke J, Frommelt L, Gehrke T,
Löhr J. (2004) in: Hendrich C,
Frommelt L, Eulert J (eds.)
Septische Knochen- und
Gelenkchirurgie. Springer, Berlin –
Heidelberg – NY, pp. 224 – 233.
Fazit (3) Periproth. Infektion




Antibiotika allein können eine
periprothetische Infektion nicht beenden
Intravenös oder oral müssen hohe
Konzentrationen am Ort der Infektion
realisiert werden
Sequenztherapien mit geeigneten Antibiotika
sind von Vorteil
Lokale Antibiotika im PMMA können
„overkill“-Konzentrationen realisieren
Sicher ist:
Unkontrollierter Einsatz
von Antibiotika [i. v., oral
oder lokal] führt zu
Resistenzentwicklung!
Verbrauch Vancomycin
und VRE in den USA
nach Kirst et al. 1998 und Murray 2000
Antibiotika - Auswahl
Antibiotikatherapie:



Nur bei klarer Indikation!
So „schmal“ wie möglich!
So lang wie nötig!
... und muss Kollateralschäden
vermeiden!
Antibiotika - Auswahl
Auswahl geeigneter Antibiotika bei Wirksamkeit
nach pharmakologischen Eigenschaften:










Penicillin
Ampicillin
Flucloxacillin
Cefazolin
Cefuroxim
Ceftriaxon
Ceftazidim
Levofloxacin*
Ciprofloxacin
Clindamycin








Vancomycin (+/-Kombination)
Teicoplanin (+/- Kombination)
Fosfomycin (Kombination!)
Rifampicin* (Kombination!)
Metronidazol
Daptomycin
Minocyclin**
Fusidinsäure**
* Keine Zulassung in Deutschland
** In Deutschland nicht im Handel
Antibiotika - Auswahl





Gezielte Therapie nach Austestung und
klinischer Wirksamkeit
Antibiotika, die hohe Konzentrationen am
Ort der Infektion erreichen
Bakterizide Antibiotika
Antibiotika mit Wirkung auf SCV
vorteilhaft
Antibiotika, die vom Patienten vertragen
werden
Erreger
Therapie 1. Wahl
Alternative
Staphylokokken
(MSSE / MSSE)
Flucloxacillin
4 x 2 g / i. v./ die
Basiscephalosporin
Vancomycin
Staphylokokken
(MRSA / MRSE)
Vancomycin
2 x 1 g / i. v. / die
Teichoplanin
Streptokokken
Penicillin G
4 x 5 Mega / i. v. / die
Ceftriaxon
E. coli, Proteus sp.,
Haemophilus sp.
Chinolon (z.B. Levofloxacin 2 x
500 / p. os / die)
Cephalosporin 2. / 3. Gen.
P. aeruginosa
Ceftazidim oder Cefipim
(3 x 2 g / i. v. / die)
+ Aminoglykosid
Imipenem / Cilastatin
+ Aminoglcosid
Clindamycin
3 x 600 mg / i. v. / die
Ampicillin + ß-Lactamaseinhibitor
Anaerobier
Rifampicin + Fusidinsäure
Piperacillin / Tazobactam +
Aminogykosid
Piperacillin / Tazobactam +
Ciprofloxacin
Antibiotika - Auswahl
Gezielte Therapie Resistogramm - nicht
nach ideologischen Regeln!
Eine Kombinationstherapie nur dort, wo sie
Vorteile bietet!
Rifampicin nur(!) bei Staphylokokken (ggf.
auch Anaerobiern, Listerien) nach Testung
und in Kombination mit einer wirksamen
Substanz!!
Empirische Therapien vermeiden!
Was ist
‘evidence based’
von dem, was ich
Ihnen vorgetragen
habe?
Evidence Based Studies
Es gibt keine!*
* Mit Ausnahme von Studien, die sich auf empirische Konzepte beziehen, ohne
diese zu hinterfragen!
TAKE HOME MESSAGE
o
o
o
o
o
o
o
o
Chirurgie ist die Therapie (zusammen mit Antibiotika)
Lokale Antibiotikatherapie in Kombination mit
systemischer Therapie
Antibiotika müssen richtig eingesetzt werden!
Dauer der Antibiotikatherapie kann durch lokale
Antibiotika verkürzt werden
Wenn möglich: orale Sequenztherapie
Therapiedauer: 6 Wochen???
Kompetente Antibiotikatherapie nicht ohne
kompetente Anwender
Rationale Therapie verhindert Resistenzen !
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