VII Evolutionspsychologische Emotionstheorien

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Skript zum Seminar Emotionspsychologie
Bernd Reuschenbach
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VII Evolutionspsychologische Emotionstheorien
Es gibt eine Vielzahl von evolutionspsychologischen Theorien. Die Anfänge
gehen auf Darwins Werk „ T h e
expression of emotions in man and
animals” zurück.
Weitere prominente Vertreter sind
McDougall und Plutchik. Seit den 90er
Jahren erlebt die Evolutionspsychologie
mit Cosmides und Buss eine
Renaissance, wenn auch mit anderen
methodischen Zugängen: Während sich
Darwins Theorien eher auf anekdotische Schilderungen aus dem Tierreich
beziehen, wird heutzutage ein hypothesengeleiteter experimenteller
Zugang bevorzugt.
1 Grundannahmen zu Emotionen aus evolutionspsychologischer Sicht
ß
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Die biologische Funktion von Emotionen steht im Mittelpunkt.
Emotionen werden als sich über Jahrtausend entwickelnde
Eigenarten des Menschen und der Tiere verstanden, die zur
Erhöhung der Fitness dienen.
Folgende vier Prämissen sind der Motor der Entwicklung:
1 Option des instrumentellen Lernens durch Bereitstellung des
Lust/Unlust-Mechanismus.
2 Flexibilisierung der Anpassung an Umweltbedingungen im
Unterschied zu starren Reflexmustern.
3 Emotionen bzw. emotionales Ausdrucksverhalten lösen
domänenübergreifende Anpassungsprobleme (Erwerb der
Lernfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit etc.).
4 Mehrere Primäremotionen haben sich zur Lösung unterschiedlichster Anpassungsprobleme phylogenetisch herausgebildet.
Grundfragen der emotionsbezogenen Evolutionspsychologie:
ß Welche Vorteil hat die emotionale Disposition im Laufe der
Evolution gebracht?
ß Worin besteht der adaptive Wert von Emotionen? (auch wenn ein
Verhalten nicht mehr adaptiv ist, behält es -evolutionär betrachtetseine Funktion)
Ziel ist es, die Funktion von Emotionskomponenten, insbesondere des
Emotionsausdrucks zu beleuchten. Es sollen die besonderen
Konstruktionsmerkmale des Verhaltens aufgedeckt werden.
Wenn die Wirkweise des Mechanismus bekannt ist, dann lassen sich auch
Hypothesen über die innere Struktur der sog. evolutionären
psychischen Mechanismen (EP) ableiten.
Merkmale solcher EP Mechanismen sind:
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Anpassungsproblem werden sehr effizient gelöst
EPs treten speziesweit auf
Lernen und Entwicklung sind mit der Annahme der EPs kompatibel
Was ist mit dem Funktionsbegriff gemeint?
Die letztendliche (ultimate) Funktion jedes Merkmals ist die Erhöhung
der Gesamtfitness, d.h. die Lösung eines Anpassungsproblems.
Die proximate Funktion ist der spezifische Beitrag des Merkmals zur
Lösung eines bestimmten Anpassungsproblems (z.B. Emotionsausdruck
als kommunikative Funktion).
2 Darwins Evolutionstheorie
2.1 Prinizip der natürlichen Selektion
So wie ein Züchter, über mehrere Pflanzenfolgen hinweg, die jeweils
besten Pflanzen weiter züchtet, um so beispielsweise eine besonders
ertragreiche oder resistente Pflanze zu erhalten, so soll dieses Prinzip der
Selektion auch in der Natur funktionieren.
Hier ist es nicht der Züchter, sondern die Natur selbst, die für eine
Selektion und damit für eine Veränderung der Art sorgt. Deshalb spricht
Darwin von der natürlichen Selektion.
Drei Prämissen:
1) Biologische Merkmale eines Organismus (anatomisch,
physiologisch, psychologisch) haben eine genetische Basis und
werden an nachfolgende Generationen vererbt.
2) Unterschiedliche Merkmalsausprägungen (durch genetische
Rekombination und Mutation entstanden) können in
unterschiedlichem Ausmaß vorteilhaft für einen Organismus in
seiner spezifischen Umwelt sein.
3) “Vorteilhafte” Merkmalsausprägungen sind solche, die den
Reproduktionserfolg eines Individuums (individuelle Fitness)
erhöhen. Diese breiten sich in der Population aus.
Grundlage der Evolution ist demnach die spontane Variation von
Merkmalen. Manche Ausprägungen führen zu größerem Reproduktionserfolg in einer spezifischen Umwelt als andere und setzen sich deshalb
durch. Das Prinzip ist also kausal-mechanistisch, nicht teleologisch:
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Hohe Fitness
Geringe Fitness
1. Generation
2. Generation
3. Generation
Zeitachse-------------------------------------------------------------->
Die Giraffe hat nicht etwa einen langen Hals, um besser an ihre Nahrung
zu gelangen, sondern:
Da die Giraffenindividuen, die aufgrund zufälliger spontaner Variation
längere Hälse hatten, besser an ihre Nahrung gelangten und daher einen
größeren Netto-Reproduktionserfolg hatten als die Individuen mit kürzeren
Hälsen, haben sich lange Hälse in der Giraffenpopulation durchgesetzt.
Genetische Veränderungen, die für eine besondere Umweltanpassung
sorgten, werden also durch die Gene an nachfolgende Generationen
weitergegeben.
Aber Achtung:
a) Ein Gen verursacht meist nicht allein Veränderungen ‡ meist mehrere
Gene notwendig.
b) Zwischen Genotyp und Phänotyp vermitteln Umweltfaktoren, d.h. bei
gleichem Genotyp (z.B. eineiigen Zwillingen) kann es dennoch zu
Variationen kommen.
c) Genetisch vererbte Eigenschaften müssen nicht von Geburt an
vorhanden sein, auch Entwicklungsmöglichkeiten oder Verhaltensdispositionen können vererbt werden.
Exkurs:
Wie eine phylogenetische Entwicklung stattfindet und wie man sich die
Anpassung von Arten in der Psychologie zu nutzen macht, zeigt ein
Tierexperiment von Hitier, Petit & Prétat (2002):
Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster) werden auf verschiedene
Duftstoffe hin konditioniert. Duftstoff 1 wird mit einem Elektroschock
gekoppelt, beim Duftstoff 2 passiert nichts.
Bei mehrmaliger Koppelung suchen die meisten Fruchtfliegen, wenn Sie
zwischen den beiden Duftstoffen platziert sind, Duftstoff 2 auf.
Aber:
Einige Fliegen bleiben trotz des erlebten Schocks bei Duftstoff 1. Das
verwundert und ist nur dadurch zu erklären, dass bei diesen Fliegen
entweder keine Lerneffekte stattfinden oder Gedächtnisspuren schnell
gelöscht werden.
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Es ist nun möglich, diese nicht-phobischen Fliegen weiter zu züchten. So
entstehen Drosophlila-Stämme mit spezifischen „Anpassungsvorteilen“.
So hat er Stamm „Canton-S“ eine extrem lange Merkfähigkeit, während
Fliegen des Stamms „radish“ oder „amnesiac“ nur kurze
Behaltensleistungen haben.
Die verschiedenen Stämme dienten den Forschern als Grundlage für die
Erforschung des Zusammenhangs zwischen Erbgut und neuronalen
Grundlagen des Gedächtnisses. Letztlich ist die Züchtung solcher
„psychischer Auffälligkeit“ eine artifizielle Evolution im „Kleinformat“.
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2.2 Darwins Begriff der „Fitness“
Fitness bedeutet den Grad der Anpassung an die natürlichen
Bedingungen. Dabei meint „fit“ nicht zwingend der stärkste zu sein.
Fitness ist immer in Relation zur Umwelt zu sehen. Fitness, kann auch
bedeuten: Kleiner schmächtiger Körperbau anstatt großem Körperbau
(z.B. um Energie zu sparen) oder Intelligenz statt Muskelkraft etc..
Darwin postuliert das Prinzip der individuellen Fitness: Fitness hat
demnach die Funktion, das eigene Überleben bis zur Fortpflanzung zu
sichern. Die Weitergabe der persönlichen Gene steht im Mittelpunkt.
Die Idee der individuellen Fitness ist später von Hamillton (1964) durch
das Prinzip der „Inklusiven Fitness“ erweitert worden:
ß Alles was der Art zum Überleben dient, und dabei vielleicht auch
die persönliche Überlebenswahrscheinlichkeit schmälert, z.B.
altruistisches Verhalten, trägt zur Fitness bei.
ß Relevant ist die Weitergabe des Genmaterials einer Art und nicht
einzelner Individuen. Inklusive Fitness erhöht also die
Wahrscheinlichkeit der Arterhaltung, auch unter Bedrohung der
individuellen Fitness.
Nun bleibt noch zu klären, worin der besondere evolutionäre Nutzen von
Emotionen besteht:
2.3 Darwins Verständnis von Emotionen
Emotionen verbessern aus vier Gründen die Fitness:
I Organismische Funktion:
A) Spezifische Funktion: Fitness-Steigerung, die nicht durch
Kommunikation zustande kommt, sondern direkt dem Organismus
dient. Z.B. Überraschung: Augen auf, Augenbrauen hochziehen,
um Augen noch weiter zu öffnen ‡ Bessere Wahrnehmung.
B) Generelle Funktion: Der Emotionsausdruck reguliert und modifiziert
die Emotionen. Hierbei nimmt Darwin modernere Theorien (z.B. die
Facial-Feedback-Hypothese) vorweg.
II Kommunikative Funktion:
C) Fitness-Steigerung durch Wirkung auf Artgenossen:
Emotionsausdruck verleiht den Worten Lebhaftigkeit und Energie.
D) Emotionen als „Mittel zum Zweck“: Emotionsausdrücke können
willkürlich eingesetzt werden, um bestimmte Mittel zu erreichen.
Für Darwin sind Emotionen mentale Zustände. Sie entstehen anhand
bestimmter Situationen automatisiert und gehen mit typischen Emotionsausdrücken einher. Am Anfang steht eine kognitive Einschätzung, die
dann letztlich den Emotionsausdruck verursacht. Der Schwerpunkt seiner
Forschung lag beim Emotionsausdruck. Er leistete wesentliche
Vorarbeiten zur Universalität des Gesichtsausdrucks.
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Erklärung der Phylogenese des Emotionsausdrucks durch das
“Prinzip der zweckmäßig assoziierten Gewohnheiten”:
1. Ursprünglich bewusste Reaktion auf Emotionen
2. Etablierung als Gewohnheit und “soziale Konvention”
3. Vererbung der durch Gewohnheit erworbenen Eigenschaft (!)
Abweichend von seiner eigenen Theorie der natürlichen Selektion greift
Darwin im Fall des Emotionsausdrucks auf die alte (und falsche) Theorie
der Vererbung erworbener Eigenschaften von Lamarck zurück.
3 McDougalls Emotionstheorie (1908)
3.1 Instinktbegriff
Innerhalb der McDougallschen Theorie ist der Instinktbegriff zentral:
Instinkt = relativ bereichsspezfische psychische Disposition (d.h.
Fähigkeiten und Neigungen) auf einen Reiz hin gezielt zu reagieren.
Zu dieser Disposition gehören eben auch die Emotionen.
Er unterscheidet zwischen Hauptinstinkt und Nebeninstinkt:
Hauptinstinkte:
Nebeninstinkte:
z.B. Reproduktionsinstinkt, Konstruktionsinstinkt, Herdeinstinkt, Erwerbsinstinkt.
Außerdem: Instinkt des Mitfühlens:
Ausdrucksverhalten, das Artgenossen zeigen, wird auch durch den beobachtenden Artgenossen gezeigt. Wenn ein Tier Neugier zeigt, dann tun es
auch die anderen. Ausdrucksverhalten ist also nicht nur eine spezifische
Reaktion, sondern auch die Kopie des Verhaltens auf einen Instinkt hin.
Angstinstinkt löst auch einen Angstausdruck beim anderen aus
(empirischer Befund ‡ siehe „preparedness“ beim Beobachtungslernen).
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Die Emotionen sind ein Teil dieses Instinktes.
Aber eben nur ein Teil eines umfassenden Instinktprozesses:
3.2 Instinktprozess
Was McDougall mit dem Konzept des Instinktprozesses postuliert, wird in
der modernen Evolutionspsychologie als „evolutionärer psychischer
Mechanismus (EP-Mechanismus)“ bezeichnet (siehe unten).
Ein Instinkt besteht drei Teilen:
ß Afferenter Teil (Auslöser):
o Erkennen wird angeregt durch angeborene natürlichen
Auslöser (z.B. Schlangen)
ß Zentraler Teil (emotionale Qualität):
o Die Wahrnehmung des natürlichen Auslösers ist der direkte
und mittelbare Auslöser des emotionalen Erlebens
(Erkennen – kognitiv).
ß Efferenter motorischer Teil:
o Streben (Handlungsimpuls), z.B. Flucht. Im Erleben des
motorischen Teils nehmen wir die Intensität der Emotion
wahr.
o
Neben diesen angeborenen Prozessen gibt es auch Modifikationen:
Modifiziert werden kann ein Instinktprozess im
ß afferenten Teil (der Auslöser) und im
ß efferente Teil (die Handlung).
Nicht modifizierbar ist der zentrale Teil, also die emotionale Qualität.
Mit anderen Worten: Furcht fühlt sich immer wie Furcht an. Wovor wir
Furcht haben und wie wir damit umgehen, kann durch Lernen verändert
werden.
Eine Modifikation der Emotionsauslöser (afferent) ist möglich durch:
ß Ausweitung durch Assoziation (= klassische Konditionierung)
ß Ähnlichkeit = Generalisierung
ß Spezialisierung (= Reizdiskriminierung)
(siehe Abbildung zur Variation der Auslöser von Furcht)
Eine Modifikation der Instinkthandlung (efferent) ist möglich durch:
ß Sozialisationseffekte
ß evolutionäre Veränderungen in einer Art.
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3.3 McDougalls Auffassung von Emotionen
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Emotionen sind die Erlebensqualitäten beim Instinktprozess.
Die Qualität wird durch die Wahrnehmung des afferenten Inputs
bestimmt.
Die Intensität der Emotion durch die Wahrnehmung des efferenten
Teils, d.h. die Stärke von Reaktionen.
Funktion von Emotionen
a) Situationsangemessenes Erkennen
b) Physiologische Aktivierung, die zum Ausführen der Instinkthandlung führt. Der Emotionsausdurck hat dabei sozialkommunikative Funktion, aber auch instinktauslösende Funktion
(Emotionsauslösung durch Mitfühlen).
Er unterscheidet zwischen Primär- und Sekundäremotionen:
Primäremotionen sind solche Emotionen, die
a) im Sinne dieses Instinktprozesses entstehen, vererbt simd und
nicht mehr in andere Gefühlsqualitäten zerlegbar sind und
b) einen klaren Bezug zum Hauptinstinkt haben.
Sekundäre (komplexe) Emotionen ergeben sich als Mischung von
primären Emotionen, analog zur Farbmischung.
Beispiele:
ß Verachtung = Ekel + Ärger
ß Bewunderung = Staunen + Unterwerfung
ß Dankbarkeit = Zärtlichkeit + Unterwerfung
ß Abscheu = Furcht + Ekel
ß Neid = Ärger + Unterwerfung
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Ehrfurcht = Staunen + Unterwerfung + Furcht
Haß = Ärger + Furcht + Ekel
Es blieb noch eine Restgruppe, die nicht das Schema passte, diese
nannte er abgeleitete Emotionen:
Abgeleitete Emotionen sind keine Mischemotionen, sondern kognitiv
vermittelte Reaktionen als Folge einer Erreichung/Nichterreichung von
Instinktzielen (daher auch: “Wunschemotionen“). Hierzu zählen:
Freude, Hoffnungslosigkeit, Kummer, Zuversicht, Hoffnung, Angst,
Verzweiflung, Enttäuschung, Bedauern, Reue
3.4
Kritik an McDougalls Emotionstheorie
Die Aktualgenese (ohne Kognition) ist angreifbar.
Assoziationstheoretischer Erwerb weiterer Emotionen (Generalisation)
bisher nur für Furcht belegt.
ß Nur einige Instinkte sind mit Emotionen verbunden .
ß Furcht und Angst sollen ganz verschiedene Emotionen sein.
ß Instinktannahme ist zirkulär: Person X tut etwas, weil es einen Instinkt
gibt. Woher weiss man, dass es ein Instinkt war? Weil Person X etwas
getan hat. Es fehlt also ein Außenkriterium.
ß Gezielte empirische Prüfungen wurden nicht unternommen und es ist
fraglich, ob diese überhaupt möglich sind.
Aber:
ß Die instinkttheoretische Sichtweise wurde von einigen Persönlichkeitstheoretikern (Murray, Cattell) explizit übernommen.
ß McDougall hat eine ausführliche und theoretisch begründete Systematik von Emotionen erarbeitet und sie umfassend mit
motivationstheoretischen Konzepten verbunden
ß Seine Konzeption ist auch wegen des Einbezugs von Lernprozessen
und kognitiven Prozessen überaus modern. Neuere Theorien (Plutchik,
Ekman, Izard, Buss) unterscheiden sich davon im Grunde nur in Details.
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4 Plutchiks Emotionstheorie (1958)
4.1. Grundannahmen über die Emotionen
Postulate 1: The concept of emotions is applicable to all evolutionary
levels and applies to animals as well as to humans.
Postulate 2: Emotions have an evolutionary history and have evolved
various forms of expression in different species.
Postulate 3: Emotions serve an adaptive role in helping organisms deal
with key survival issues posed by the environment (siehe unten)
Postulate 4: Despite of different forms of expression of emotions in
different species, there are certain common elements, or prototype
patterns that can be identified (siehe Kapitel 3).
Postulate 5: There is a small number of basic, primary, or prototype
emotions (siehe Kapitel 3).
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Postulate 6: All other emotions are mixed or derivative states; that is, they
occur as combinations, mixtures, or compounds of the primary emotions.
(siehe Kapitel 3).
Postulate 7. Primary emotions are hypothetical constructs or idealized
states whose properties and characteristics can only be inferred from
various kinds of evidence (siehe Kapitel 3).
Postulate 8: Primary emotions can be conceptualized in terms of pairs of
polar opposites (siehe Kapitel 3).
Postulate 9: All emotions vary in their degree of similarity to one
another(siehe Kapitel 3).
Postulate 10: Each emotion can exist in varying degrees of intensity or
levels of arousal (siehe Kapitel 3).
Die meisten Postulate beziehen sich auf das im Kapitel 3 dargestellte
Klassifikationsmodell der Emotionen.
(zu 3) Emotionen als Teil eines homöostatischen Regelsystems:
Nach Plutchik ermöglichen Emotionen die Einschätzung/Bewertung von
Außenreizen. Die Möglichkeit, zu bewerten, ob etwas gut oder schlecht für
den Organismus ist, erfüllt eine wichtige Funktion, um das Wohlergehen
zu sichern. Dem kognitiven Anteil (Bewertung) kommt bei Plutchik
erstmals ein hoher Stellenwert zu.
Emotionen sind Teile eines umfassenden Regelsystems mit folgenden
Schritten:
ß kognitive Bewertung
ß Veränderung des subjektiven Erlebens (Gefühlszustand)
ß Aktivierung des autonomen und zentralen Nervensystems
ß Aktivierung von Handlungsimpulsen
ß Verhalten
Das Verhalten ist wie in einer Rückmeldeschleife mit den anderen
Schritten verbunden.
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Emotionen sind eingebettet in acht adaptive Verhaltensweisen.
Kritik an Plutchik:
- Keine echte evolutionstheoretische Weiterentwicklung.
- Die dreidimensionale würfelartige Architektur der Emotionen
widerspricht nach Euler (2000) der Evolutionstherorie, da eine derart
reißbrettartige Planung von Emotionen der Komplexität der natürlichen
Anpassungszwänge widerspricht.
- Plutchik berücksichtigt in seiner Theorie nicht die Weiterentwicklungen
zur inklusiven Fitness.
5 Moderne evolutionspsychologische Ansätze:
Emotionen als moduläre bereichsspezifische Anpassungen
Zentrale Annahmen:
Während psychologische Vorgänge wie „Lernen“, „Denken“, „Emotionen“
in der Psychologie oft als unspezifische und inhaltsfreien Mechanismen
verstanden werden, sucht die moderne Evolutionspsychologie nach
spezialisierten Steuerungsmechanismen/Module, die dazu dienen
adaptive Probleme zu lösen.
Für verschiedene Informationsverarbeitungsprobleme haben sich in der
Evolution unterschiedliche Lösungen und damit spezialisierte
Mechanismen entwickelt, die schnell, zuverlässig und effizient arbeiten.
Spezifische Emotionen (z.B. Eifersucht) sind ein solcher spezifischer
Anpassungsmechanismus.
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Ziele der modernen Evolutionspsychologie
Ziel ist nicht die Aufdeckung von unspezifischen Allzweckmechanismen,
sondern die Analyse von mehr oder weniger bereichsspezifischen
evolutionspsychologischen Mechanismen (EP-Mechanismen). Es geht um
die Suche nach den „durch natürliche Selektion entstandenen
Konstruktionsmerkmalen derjenigen Merkmale, die Verhalten
kontrollieren“ (Meyer, 1999, S. 183.)
Die Beantwortung der Frage „Welcher Zweck hat ein bestimmter
Mechanismus?“ ist dabei zwingend, nicht jedoch die Beantwortung der
Frage „Welchen Ursprung“ hat ein Mechanismus?“.
Prominente Vertreter der neueren Evolutionspsychologie sind
• Buss
• Cosmides
• Tooby.
Methodik:
-
-
Klärung der Frage, welchen Beitrag EP-Mechanismen zur
Fitness-Steigerung
leisten,
d.h.
wie
die
Anpassungsprobleme durch die EP-Mechanismen gelöst
werden.
Ausgehend von den Phänomenen: Welchen Sinn sollte ein
Verhalten, eine Emotion (z.B. Eifersucht) im evolutionären
Kontext haben? Welche biologische Funktion steht dahinter?
‡ Nach Klärung der Funktion lassen sich auch Hypothesen
über die innere Struktur bilden.
Folgende Merkmale geben dabei einen Hinweis auf EP-Mechanismen:
1. Der Mechanismus tritt interkulturell auf und entwickelt sich dann,
wenn die Umwelt der evolutionären Umwelt ähnlich ist.
2. Der EP-Mechanismus löst das Problem besonders effizient.
3. Der EP-Mechanismus löst spezifisch ein adaptives Problem und ist
nicht Nebenprodukt eines anderen psychischen Mechanismus.
Dieser Ansatz greift letztlich viele Aspekte des 70 Jahre älteren
Instinktbegriffs von McDougalls auf, wonach
1. es im Laufe der evolutionären Geschichte der Menschen Anpassungsprobleme gab (z.B. Nahrungsknappheit), deren Lösung
einen Anpassungsvorteil brachte, der die Fitness erhöhte.
2. Zur Anpassung haben sich besondere Programme
(informationsverarbeitende Strukturen) herausgebildet. Buss nennt
diese „Evolutionär psychische Mechanismen“
3. Diese EP-Mechanismen sind 1) in der Evolution entstanden, 2) ein
Output ist spezifisch einem Input zugeordnet, 3) nur bestimmte
Reize können als Output fungieren.
4. Die Funktionsweise solcher EP-Mechanismen zeigt die folgende
Abbildung:
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Passiv aus
Umgebung
aufgenommen
Bernd Reuschenbach
aktiv
extrahiert
Spezifischer Input = adaptives
Problem
- > vermittelt, welchen
besonderen Problemen der
Organismus gegenübersteht,
a)
Extern (Konfrontation mit
aggressivem Gegner)
b)
Intern (Hunger)
Output = Versuch adaptives Problem zu
lösen
a)
Physiologische Regulation
b)
Handlungsinitiierung
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