A. Toolkit (Leitfaden) für die Organisation von Workshops für von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffene ältere Menschen mit der Zielsetzung, diese stärker an politischen Entscheidungsprozessen zu beteiligen und ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. 1. Einleitung Dieser Leitfaden wurde entworfen, um Seniorenorganisationen und anderen interessierten Akteuren Informationen, Ideen und Anregungen für die Planung, Organisation und Durchführung von Workshops mit von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen älteren Menschen an die Hand zu geben. Ziel dieser Workshops ist es, diesem besonders betroffenen Personenkreis die Möglichkeit zu geben, seine Anliegen zum Ausdruck zu bringen, und diese den politischen Entscheidungsträgern auf lokaler, nationaler und europäischer deutlich zu machen. Erfahrungen von Mitgliedsorganisationen von AGE, der europäischen Plattform älterer Menschen, haben gezeigt, dass diese Art Workshops ein ausgezeichnetes Mittel ist diese Personengruppe mit ein zu beziehen. Wir möchten Organisationen, die auf diesem Gebiet arbeiten sehr ermutigen, die in diesem Dokument enthaltenen Empfehlungen aufzugreifen, um die Zusammenarbeit mit den betroffenen Personen an der Basis zu entwickeln. Wesentliche Vorzüge können dabei sein: 1. die betroffenen älteren Menschen selbst anzuhören und damit wichtige Informationen bezüglich der wesentlichen Themen und Faktoren, die ihre Lebenssituation bestimmen zu erhalten 2. Seniorenorganisationen zu motivieren, über eine Zusammenarbeit mit den Betroffenen und ihre Einbindung in diese Arbeit nachzudenken 3. den Betroffenen Gelegenheit zu einem Erfahrungsaustausch und die Möglichkeit zum Aufbau eines Solidaritätsgefühls zu geben 4. Den Teilnehmern eine positive Erfahrung zu ermöglichen - oft ist dies das erste Mal, dass sie das Gefühl haben, dass man ihnen zuhört. Die Teilnehmer äußerten sich auch zufrieden darüber, dass es Menschen gibt, die sich für die Verbesserung ihrer Lebenssituation einsetzen. 5. die Gelegenheit bieten, die Teilnehmer über ihre Rechte aufzuklären und Bereiche aufzuzeigen, wo diese Rechte nicht wahrgenommen werden 6. auf die Belange älterer Menschen und auf mögliche Lösungsansätze für identifizierte Probleme aufmerksam zu machen 2. Hintergrund Kontext: Der europäische Prozess der sozialen Eingliederung Es ist wichtig den europäischen politischen Kontext zu verstehen, in den sich diese Workshops einfügen. Die Europäische Union hat sich verpflichtet „einen entscheidenden Beitrag zur Abschaffung von Armut und sozialer Ausgrenzung zu leisten“; um dies zu tun, hat sie sich gemeinsame Ziele gesetzt und Prozesse angestoßen, um Strukturen und Leitlinien für die Politik auf nationaler Ebene zu schaffen. Dabei ist besonders interessant, dass bei dieser Zielsetzung ganz klar die Förderung der Beteiligung der Betroffenen an der Entwicklung einer erfolgreichen Politik vorgesehen ist. Gemeinsame europäische Ziele bezüglich der Politik auf dem Gebiet der sozialen Eingliederung und der Sozialschutzreform in den Mitgliedsländern verlangen: Good Governance (gute Regierungsführung), Transparenz und Einbeziehung von wichtigen Akteuren bei Gestaltung, Durchführung und Monitoring (Überwachen) der Politik. Ein weiteres Ziel in dem Bereich der sozialen Eingliederungspolitik stellt ausdrücklich fest, dass die Mitgliedsstaaten eine gute Koordinierung der politischen Maßnahmen zur sozialen Eingliederung sicherstellen und alle Regierungsebenen sowie relevante Akteure, einschließlich der von Armut betroffenen Menschen einbeziehen sollen. Der gemeinsame europäische Prozess sieht einen Zeitrahmen vor, innerhalb dessen die Regierungen nationale Strategien für die Umsetzung der europäischen Ziele in ihrem Land vorlegen sollen. Der Prozess, der unter dem Namen Offene Koordinierungsmethode bekannt ist, geht von dem Prinzip aus, dass, obwohl die Politik zur Bekämpfung der Armut eigentlich Sache der einzelnen Mitgliedsstaaten ist, Fortschritte schneller durch gegenseitiges Lernen und einen Ideen- und Erfahrungsaustausch zwischen den Ländern erzielt werden können. Dies bietet auch Möglichkeiten, die Stimme älterer Menschen, die von Armut bedroht sind in die politischen Debatte auf nationaler Ebene mit ein zu beziehen. Weitere Informationen und den vollen Text der oben erwähnten Dokumente, einschließlich der Ziele, nationalen Strategien und europäischen Analysen finden Sie unter: www.europa.eu.int/comm/employment_social/soc-prot/soc-incl/index_en.htm Geschichte: Wozu dieses Toolkit? Dieses Toolkit wurde verfasst, um die Rolle der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen älteren Menschen bei der Entwicklung und Umsetzung von nationalen Strategien gegen Armut und soziale Ausgrenzung zu stärken. Inhalt und Prinzip dieses Toolkits basieren zum großen Teil auf der Arbeit der britischen Koalition gegen die Armut im Jahre 2004 im Zusammenhang mit der „Get Heard“ (Gehörtwerden) Kampagne, die sich als partizipatorischer Prozess definiert, der es von sozialer Ausgrenzung betroffenen Menschen ermöglichen soll, ihre Meinung zu Initiativen und politischen Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung der Armut zu artikulieren. Die europäische Koalition hat im Rahmen des Aktionsprogramms zur sozialen Eingliederung ein transnationales Austauschprojekt, das von AGE geleitet wird, finanziert, um das Toolkit der „Get Heard“ Kampagne auf die Belange älterer Menschen hin anzupassen und weiter zu entwickeln. Eine gekürzte Version des Toolkits wurde geschaffen, von Projektpartnern von AGE getestet und auf der Basis dieser Tests weiterentwickelt. Ergebnis dieses Prozesses ist dieses Toolkit. Web page: www.age-platform.eu E-mail: [email protected] 3. Inhalt Dieses Toolkit ist ein Leitfaden, der Anregungen gibt, wie Workshops mit älteren Menschen, die von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen sind, organisiert werden können. Es ist kein Handbuch, dessen Anleitungen Schritt für Schritt umgesetzt werden müssen. Als Leitfaden bietet es: • die Philosophie hinter diesen Workshops • Gründe, warum solche Workshops abgehalten werden sollten • Punkte, die vor einem solchen Workshop bedacht werden sollten • Tipps und Ratschläge für die Organisation gelungener Seminare • ein Planbeispiel für einen Workshop • Ideen bezüglich Fortführung und Auswertung 4. Die Idee der Partizipation Erfolgreiche Politik zur Vorbeugung und zur Bekämpfung von Armut setzt bei den politisch Verantwortlichen voraus, dass sie die Komplexität von Armut und die Erfahrungen der direkt Betroffenen verstehen. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen haben die von Armut Betroffenen ein Wissen bezüglich der Faktoren, die für ihre Situation verantwortlich sind. Dieses Wissen muss bei der politischen Debatte zu diesem Thema miteinbezogen werden, um zum einen polische Fehler zu vermeiden und andererseits Menschenwürde und Menschrechte mehr in den Vordergrund zu rücken. Diese Prinzipien werden sehr stark von den Nichtregierungsorganisationen, die auf dem Gebiet der Armutsbekämpfung arbeiten, unterstützt und werden auch als gemeinsame Ziele, die von den EU Mitgliedsstaaten im europäischen Prozess der sozialen Eingliederung vereinbart wurden, anerkannt. 5. Die Motivation für die Organisation eines Workshops mit partizipatorischen Ansatz Während die Idee der Partizipation fast überall Unterstützung findet, ist die praktische Umsetzung oft enttäuschend. Nichtregierungsorganisationen kritisieren häufig die Art und Weise wie Regierungen mit der Stimme der von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohten Gruppen umgehen. Sogar bei den NROs selbst ist es nicht immer so selbstverständlich, wie es sein sollte, dass die Stimme dieser Menschen gehört wird und Teil der politischen Debatte wird. Die Erfahrungen des transnationalen Austauschprojekts haben gezeigt, dass die Organisation von gut geplanten Workshops mit Betroffenen eine sehr gute Methode sein kann, um dieses Ziel zu erreichen. So bietet dieses Toolkit Organisationen, die der Stimme der Betroffenen in dem politischen Entscheidungsprozess Gehör verschaffen möchten, eine Fülle von guten Ratschlägen und Anleitungen, um dies erfolgreich zu tun. Ziele für einen Workshop mit älteren Menschen, die von Armut betroffenen sind • Älteren Menschen und denjenigen, die mit ihnen arbeiten die Gelegenheit zu geben, über ihr Verständnis von Armut und sozialer Ausgrenzung nachzudenken • Die Auswirkungen von politischen Maßnahmen, Programmen und Initiativen auf ältere Menschen herauszuarbeiten und zu untersuchen • Herauszuarbeiten, wie die Regierungspolitik bezüglich der Bekämpfung von Altersarmut effektiver sein kann • Die verschiedenartigen Auswirkungen von Armut auf ältere Menschen zu untersuchen • Wege aufzuzeigen, wie nationale Aktionspläne zur sozialen Ausgrenzung effektiver bei der Bekämpfung der Altersarmut sein können 7. Bevor man sich zur Durchführung eines solchen Workshop entschließt Bevor ein solcher Workshop geplant wird, gilt es viele Punkte zu berücksichtigen: 1. Auswahl der Teilnehmer: Haben Sie die benötigte Kapazität um die entsprechenden Leute vor Ort zu finden? 2. Einladung der Teilnehmer: Können Sie den Betroffenen die Idee der Partizipation „verkaufen“? 3. Teilnahme an den Veranstaltungen: Sind Sie in der Lage, die Teilnehmer so zu unterstützen, dass sie an der Veranstaltung teilnehmen können? Dies kann öfters bedeuten, dass Teilnehmern, die nicht alleine zum Tagungsort kommen können geeignete Transportmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden müssen. Es setzt auch die volle Unterstützung und Information der Teilnehmer voraus 4. Veranstaltungsort : Haben Sie Zugang zu einem für ältere betroffene Menschen geeigneten Tagungsort? Dies bedeutet, an einen barrierefreien Zugang zu und in dem Gebäude zu denken sowie für eine angenehme und angemessene Atmosphäre zu sorgen 5. Moderation: Kennen Sie jemanden, der die Diskussionen im Workshop auf eine interessante und professionelle Art leiten kann, um ein Maximum an Beteiligung und klare Ergebnisse und Aussagen zu erhalten 6. Auswertung und Weiterführung der Tagung: Sind Sie sich darüber im klaren, was Sie sich von der Veranstaltung erhoffen und wie Sie die Ergebnisse der Diskussionen weiter verwenden wollen? Welche Möglichkeiten haben Sie, die Teilnehmer weiterhin an dem Prozess zu beteiligen? 7. Organisation eines Workshops mit partizipatorischem Ansatz Eine gute Vorbereitung ist ausschlaggebend für den Erfolg solcher Workshops. Es ist entscheidend sich über die Bedürfnisse der Teilnehmer, die sie zusammenbringen werden im Klaren zu sein, um ein angemessenes Umfeld zu schaffen. Auswahl der Teilnehmer: • Sie müssen sich überlegen, wie Sie potentielle Teilnehmer finden können, denn dies ist nicht so leicht wie es vielleicht scheint. Die erfolgreichsten Veranstaltungen werden die sein, an denen Menschen teilnehmen, die sich in einer Situation von sozialer Ausgrenzung befinden und die daher per Definition am schwierigsten zu erreichen sind. Sie könnten versuchen, Menschen anzusprechen, die bestimmte materielle, finanzielle Leistungen oder auch gewisse Dienstleistungen erhalten - aber gibt es daneben noch diejenigen, die noch nicht einmal dies erhalten? • Vielleicht könnten Sie mit einer Gruppe arbeiten, die aus einer bestimmten Region kommt oder gemeinsame Erfahrungen hat oder aber sie entscheiden, eine heterogene Gruppe mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenzubringen. Überlegen Sie, wie Sie Themen angehen wollen, die sich aus den verschiedenen Lebenssituationen und Perspektiven ergeben, wie sie etwa durch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht oder Ethnie, durch das Leben in der Stadt oder auf dem Land, durch Körper- oder geistige Behinderungen, Pflegesituationen usw. bedingt sein können. Vorbereitung des Tagungsorts: Man sollte sich Zeit nehmen, um sich mit den Betroffenen zu treffen und eine mögliche Teilnahme an der Veranstaltung zu besprechen oder auch um festzustellen, welche besondere Hilfen sie benötigen. Fragen des barrierefreien Zugangs und der Kommunikation sind besonders wichtig. Die Teilnehmer sollten alle wichtigen Informationen frühzeitig erhalten, um sich selbst auf die Teilnahme vorbereiten zu können. Es kann ebenfalls nützlich sein, die Teilnehmer in ihrem normalen Wohnumfeld zu besuchen, um einen Eindruck über ihre Situation zu bekommen. Es ist sehr wichtig, dass alle Bedürfnisse der Teilnehmer jederzeit im Laufe des Tages berücksichtigt werden - von der Anreise bis zur Abfahrt. Viele Teilnehmer werden nicht alleine zum Tagungsort kommen können. Sorgen Sie daher für geeignete Transportmöglichkeiten zum Tagungsort und zurück. Individuelle Beförderung einzelner Personen kann durchaus notwendig sein, auch wenn dies eine Einschränkung der Zahl oder des Einzugsgebiets der Teilnehmer bedeutet. Alle Räume und Anlagen müssen für alle barrierefrei zugänglich sein (vergessen Sie nicht die Toiletten) – Denken Sie auch an Kommunikationshilfen für den Fall, dass jemand Schwierigkeiten mit dem Hören oder Sehen hat. Die Gestaltung des Raums sollte zweckentsprechend und für die Teilnehmer so angenehm wie möglich sein (natürliches Licht, frische Luft..) . Sorgen Sie dafür, dass kein Lärm oder sonstige Ablenkungen die Aufmerksamkeit der Teilnehmer stört. Bereiten Sie etwas vor, worüber die Teilnehmer vor dem Beginn der Sitzung nachdenken oder was sie tun oder ansehen können. Wenn Leute auf den Beginn des Workshops warten, ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass sie nicht nur alleine herumsitzen und dass sie über den Ablauf informiert werden. Wie könnte ein typischer Workshop für ältere Menschen aussehen Dauer Aktivität 20 Minuten Ankunft, Platznehmen 15 Minuten 1. Einführung und Überblick über den Workshop 20 Minuten 2. Eisbrecher 15 Minuten 3. Erste Diskussion: Herausarbeiten der wichtigsten Punkte aus den Erfahrungen der Aufzeichnungen des Moderators und Methoden Teilnehmer sollten begrüßt werden und sich wohl fühlen( Erfrischungen bereit stellen) Teilnehmer sollten etwas zu tun haben (Video, vorbereitendes Gespräch) Es ist wichtig, dass alle Teilnehmer wissen, was geplant ist und warum sie da sind. Es sollte erklärt werden, dass diese Veranstaltung sich in einen größeren europäischen Prozess einfügt und dass ihre Regierung sich verpflichtet hat, alle relevanten Akteure inklusive sie selbst anzuhören. Es wird sehr empfohlen mit einer Aktivität zu beginnen, die die Teilnehmer zum Reden bringt und dazu beiträgt, dass sie sich in dieser neuen Umgebung wohlfühlen. Das kann beispielsweise ein Quiz mit Zahlen zur Armut sein mit einer anschließenden Diskussion über mögliche überraschende Ergebnisse oder auch ein Gespräch über ein gerade aktuelle Nachricht zum Thema. Wenn die Teilnehmer sich eingewöhnt haben und entspannt sind, ist es wichtig, sie dazuzubringen, über ihre eigenen einzelnen Teilnehmer 5 Minuten 4. Kurze Rückmeldung 40 Minuten 5. Zweite Diskussion Erörterung von Schlüsselfragen: 30 Minuten 6. Feedback- Erfahrungen zu sprechen und ihre Meinungen zu äußern. Dies kann in Verbindung mit dem Eisbrecherthema durch spezielle Fragen zu ihrem Leben (z.B. Themen wie Einkommen, Transport, Gesundheitsversorgung) oder zu den Gründen, die zu Altersarmut führen können, geschehen. Es kann eine gute Idee sein, die Teilnehmer hierfür in kleine Gruppen oder sogar paarweise aufzuteilen. Wenn die Teilnehmer in verschiedenen Gruppen gearbeitet haben, sollten die Hauptpunkte und wichtigsten Anliegen der einzelnen Gruppen im Plenum ausgetauscht werden. Was ist wichtig und warum? Wenn möglich auf den Themen der ersten Diskussion aufbauend sollten die Teilnehmer bestimmte Punkte unter der Fragestellung erörtern: 1.Was läuft gut? 2.Was funktioniert nicht? 3. Wie könnte es anders gemacht werden? Der Moderator könnte die Teilnehmer auch anregen, bisher noch nicht behandelte Themen zu berücksichtigen(z.B. eine spezielle politische Maßnahme für ältere Menschen im Nationalen Aktionsplan oder ein wichtiger politischer Themenbereich), aber man soll darauf achten, die Diskussion nicht zu sehr zu diktieren. Man kann einzelne Themen in kleinen Gruppen erörtern oder die Teilnehmer auffordern zu berichten, was ihrer Meinung nach in der Politik am besten bzw. am schlechtesten funktioniert und was am dringendsten geändert werden müsste. Der Moderator sollte versuchen, die Teilnehmer zu motivieren gleichgewichtig positive wie auch negative Beispiele oder Beschwerden aufzuführen und zu diskutieren. Wenn die Teilnehmer in Zusammenfassung der Hauptpunkte 10 Minuten 7. Schlussteil 10 Minuten 8. Evaluierung verschiedenen Gruppen gearbeitet haben, ist es wichtig, ihnen im Plenum die Gelegenheit zu einem Austausch ihrer Erfahrungen und Meinungen zu geben. Um verwendbare Ergebnisse aus dem Workshop zu erhalten sollte man sich hierbei bemühen, die Hauptthemen, die sich aus der Diskussion ergaben herauszuarbeiten: Welches sind die gemeinsamen Anliegen? Welche Themen wurden von bestimmten Personen oder Gruppen unterschiedlich empfunden? Welche politischen Maßnahmen oder Aspekte sollten fortgesetzt und unterstützt werden? Was sollte geändert werden? Es kann hilfreich sein, die Schlüsselbotschaften auf Flipcharts festzuhalten oder einzelne Teilnehmer bitten, die für sie wichtigsten Punkte aufzuschreiben, was ihnen wiederum Gelegenheit bietet ihre eigene Sicht der Dinge zum Ausdruck zu bringen. Es ist wichtig, dass die Teilnehmer sich voll in die Diskussion miteinbezogen fühlen und dass die herausgearbeiteten Ergebnisse genau ihre Sicht hinsichtlich der Diskussionen wiederspiegeln. Wenn möglich sollten die Hauptergebnisse daher zusammengefasst und anschließend die Teilnehmer gefragt werden, ob sie damit einverstanden sind. Man sollte auch sicherstellen, dass alle mit den Punkten, Themen oder Erfahrungen, die dokumentiert werden sollen einverstanden sind. Die Teilnehmer sollten auch darüber informiert werden, wie es nach dem Treffen weitergeht was sowohl ihre Beteiligung als auch die Verbreitung der wichtigsten Punkte und Anliegen angeht. Da diese Workshops mit partizipatorischem Ansatz eine Lernerfahrung für alle Beteiligten sind, sollte man sich die Zeit nehmen herauszufinden, was man für zukünftige Workshops lernen kann. Vorbereitung eines Workshops: • Stellen Sie Materialien, wie etwa Bilder, Videos usw. bereit, um Teilnehmer zum Nachdenken anzuregen • Planen Sie die Sitzungen so, dass genügend Platz für Pausen ist, damit die Teilnehmer jederzeit den Diskussionen folgen und sich aktiv daran beteiligen können. • Bereiten Sie Materialien für eine „Eisbrecheraktivität“ vor( z.B. Statistiken für ein Quiz, Zeitungsartikel für eine Diskussion) • Sorgen Sie für Informationen über die aktuelle Politik und insbesondere über den Nationalen Aktionsplan zur sozialen Eingliederung • Ein Ergebnis aus den vorausgehenden Workshops war, dass es eine enorme Nachfrage nach Informationen darüber gab, welche Rechte der Einzelne hat und wie er sie erhalten kann. Planen Sie dies in Ihre Überlegungen mit ein, so dass sie darauf vorbereitet sind, Teilnehmern Auskunft über ihre Rechte und wie sie diese erhalten können zu geben. • Sorgen Sie dafür, dass Flipcharts, Stifte, Sticker, Papier, Karten, Tageslichtprojektor oder andere Geräte oder Material, das sie benötigen bereit stehen. • Sorgen Sie dafür, dass sie genügend Organisationshelfer/Freiwillige haben, die den Moderator unterstützen, damit der Workshop reibungslos verlaufen kann. • Sorgen Sie dafür, dass die Teilnehmer gleich bei der Ankunft ihre Unkosten zurückerstattet bekommen, so dass sie diesen nicht später hinterherlaufen müssen – idealer weise sollten sie gar nichts selbst vorher bezahlen. Durchführung eines Workshops: • Die Bedeutung der Rolle des Moderators kann nicht genug betont werden. Es liegt in der Verantwortung des Moderators dafür zu sorgen, dass jeder Einzelne voll mitmachen kann. Obwohl es kein professioneller Moderator sein muss, ist für diese Rolle jemand mit Erfahrung, natürlichem Charisma und Taktgefühl erforderlich. Moderatoren sollten die goldenen Regeln“ halte es interessant“ und „sorge für eine Beteiligung aller“ beherzigen. • Obwohl es Ziel ist, politische Botschaften aus diesen Workshops herauszukristallisieren ist es für eine Beteiligung aller wichtig, eine Sprache zu verwenden, die die Teilnehmer verstehen und dafür zu sorgen, dass sie den Diskussionen folgen können. • Sorgen Sie dafür, dass sich alle Teilnehmer vorstellen und dass sie darüber informiert werden, was im Verlaufe des Workshops geplant ist, in welchem Zusammenhang der Workshop steht und was danach geschehen wird. • Halten Sie die Diskussionen so, dass sie einen Bezug zum Alltag der Teilnehmer haben – es ist nicht beabsichtigt, theoretische Diskussionen über politische Maßnahmen zu führen, sondern zu untersuchen, was im Leben der Menschen wirklich gut läuft und was nicht. • Ebenso sollten die Teilnehmer die Möglichkeit zum freien Meinungsaustausch haben – es sollte also ein Gleichgewicht zwischen zielgerichteter Diskussion und Äußerungen zu selbstgewählten Themen geben. Vor allem sollten die Teilnehmer Freude an den Gesprächen haben und die Sitzung daher in einer freundlichen Atmosphäre stattfinden. • Denken Sie daran, die Gruppe für bestimmte Diskussionen in Kleingruppen aufzuteilen um sicherzustellen, dass alle Teilnehmer soviel wie möglich einbezogen werden(z.B. könnten je nach Thema auch Männer und Frauen getrennt diskutieren oder dominierende Personen könnten in eine eigene Gruppe eingeteilt werden, um den ruhigeren die Möglichkeit zu geben in einer separaten Gruppe(n) mehr zu Wort zu kommen) • Sorgen Sie dafür, dass der Workshop nicht zu lange dauert (der Planungsentwurf sieht etwa drei Stunden vor) und dass genügend Pausen eingeplant sind. Um die Teilnehmer frisch und aktiv zu halten sind normalerweise regelmäßige kürzere Pausen besser als nur wenige längere. • Verwenden Sie eine Mischung von Methoden und Anregungen, einige eher visueller Natur, um die Diskussion zu beleben. • Bedienen Sie sich einfacher Grundregeln der Moderation, um sicherzustellen, dass alle Gelegenheit haben am Gespräch teilzunehmen – Grundregeln sollten vereinbart werden, so z.B. sich zu melden, wenn man etwas sagen möchte, nicht zu unterbrechen usw. Es kann hilfreich sein zu überlegen, wie man verhindert, dass besonders mitteilsame Teilnehmer die Diskussion dominieren. • Moderatoren sollten aktiv auf zurückhaltende Teilnehmer zugehen und sie miteinbeziehen. Dabei sollte man mit Taktgefühl vorgehen und eventuelle Hemmfaktoren, die mit Sprache, Selbstvertrauen, Geschlecht, Alter, Status und Herkunft zu tun haben können vor Augen haben. Man sollte wissen, wie man mit älteren Leuten umgeht und Fragen der Gleichstellung beachten. Inhalt der Diskussionen • Zweck des Workshops ist es, von den Teilnehmern etwas über ihre eigenen Erfahrungen mit Armut zu erfahren. Schlüsselfragen sollten hierbei auch immer sein: o Was läuft gut? o Was läuft schlecht? o Wie sollten Dinge anders gemacht werden? • Es ist wichtig, nicht nur übereinstimmende sondern auch divergierende Meinungsäußerungen oder Ansichten einer Minderheit wahrzunehmen. Diese kann man durch folgende Fragen anregen: o Wie betrifft dieser Aspekt verschiedenen Altersgruppen? o Welche Auswirkungen hat er auf Frauen? Welche auf Männer? Worin liegt der Unterschied? Was muss getan werden? o Gibt es Herkunftsunterschiede? Wie betrifft dieses Thema schwarze oder ethnische Minderheiten/ Personengruppen? Was muss geschehen? Es wird hilfreich sein, wenn die Workshops sich sowohl mit Dingen, die schon gut laufen als auch mit Lösungen für bestehende Probleme beschäftigen. Eine Tendenz nur Probleme aufzuführen sollte vermieden werden. Schließlich sollte man sich Zeit dafür nehmen herauszufinden, wie die Teilnehmer die Teilnahme an dem Workshop erlebt haben und welche Erwartungen sie für die Zukunft haben. Dies sollte sowohl in die Planung für künftige Workshops als auch in die Auswertung und Follow-up (Fortführung) dieses Workshops miteinbezogen werden. Protokoll der Sitzung • Schon vor Beginn des Workshops sollten Sie überlegen wie das Protokoll aussehen soll. Vielleicht möchten Sie sogar ein Aufnahmegerät für Aufzeichnungen von Teilen der Diskussion benutzen. Dies könnte später die Verwendung von wörtlichen Zitaten erleichtern. Alternativ dazu sollte man eine Person haben, die nur für das Protokoll zuständig ist. • Informieren Sie alle Teilnehmer, dass Protokoll geführt wird, aber weisen Sie auch darauf hin, dass keine Namen genannt werden und immer wieder überprüft wird, dass die Teilnehmer mit den Aufzeichnungen einverstanden sind. • Es kann dabei hilfreich sein, während der Sitzung wichtige Punkte auf Flipcharts festzuhalten, so dass die Teilnehmer diese sehen und gleich reagieren können. • Es ist wichtig festzuhalten, wer was sagt, was aber nicht heißt, dass Name oder Adresse genannt werden, sondern nur Kategorien wie Alter, Situation oder Herkunft. • Halten Sie fest, wie bestimmte Übungen oder Sitzungen mit verschiedenen Personen liefen – was lief gut, was nicht? Dies ist von Nutzen für die Planung von künftigen Workshops und es dient auch der Interpretation von Informationen. • Es ist wichtig, gemeinsame Themen und Anliegen festzuhalten darüber hinaus dürfen aber auch die Stimmen der Minderheit nicht vergessen werden, damit die Bedürfnisse und Anliegen der unterschiedlichen Menschen genau aufgezeichnet und wiedergegeben werden. • Es kann nützlich sein, die Namen und Adressen der Teilnehmer zu haben - falls alle damit einverstanden sind - um ihnen ein Feedback und Informationen über das Follow-up der Veranstaltung zu geben,. • Einige Organisatoren haben Fragebögen verteilt, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben ihre eigenen Anliegen zu formulieren oder andere haben den Teilnehmern einige Minuten Zeit während den Diskussionen gegeben, in denen sie ihre eigenen Aufzeichnungen machen konnten. Dies kann dazu beitragen, dass jeder die Chance hat, seine eigene Sicht des Geschehens und der Diskussionen darzulegen. Follow-up - Weiterführung • Überlegen Sie, wie Sie die Ergebnisse des Workshops publik machen und die sich herauskristallisierten Anliegen an die politisch Verantwortlichen weiterleiten können. • Überlegen Sie, wie Sie die Teilnehmer über die weiteren Schritte auf dem Laufenden halten können unter Berücksichtigung der von ihnen geäußerten Präferenzen • Überlegen Sie, wie sie die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen mit anderen Organisationen, die sich auf diesem Gebiet engagieren, austauschen können und davon lernen können. Die einfachste Art dies zu tun ist via AGE- die Europäische Plattform älterer Menschen-: Web page: www.age-platform.eu E-mail: [email protected]