Vom Bose-Einstein-Kondensat zum gekickten Kreisel Diplomarbeit von Martin P. Strzys Durchgeführt am Fachbereich Physik der Technischen Universität Kaiserslautern Unter Anleitung von Herrn apl. Prof. Dr. H. J. Korsch Kaiserslautern, Oktober 2006 ii Überblick Bose-Einstein-Kondensate haben seit ihrer experimentellen Realisierung [1, 2] sowohl für Experimentatoren, als auch für Theoretiker völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Mit Hilfe optischer Gitter können die verschiedensten Potentiale, angefangen bei räumlich periodischen Gitter-Systemen, die als Modelle für Festkörper dienen, bis hin zu Systemen mit wenigen Potentialmulden, erzeugt werden [3]. Die theoretische Beschreibung im Rahmen der sogenannten mean-field -Näherung hat sich dabei als sehr erfolgreich erwiesen. Bei tiefen Temeraturen wird in dieser Näherung das gesamte Kondensat durch eine einzige Wellenfunktion ψ(r, t) und die Wechselwirkung der Atome durch ein mittleres Potential c |ψ(r, t)|2 beschrieben. Die experimentelle Situation wird dadurch bereits sehr gut wiedergegeben. Dem gegenüber steht die quantenmechanisch exakte Beschreibung des Kondensats als Vielteilchensystem, die bei großen Teilchenzahlen wesentlich aufwändiger ist. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Beschreibung eines Bose-Einstein-Kondensats mit gekickter, also zeitlich periodisch δ-förmig modulierter, Wechselwirkung in einem Doppelmuldenpotential. Die Zeitevolution zeitlich periodisch getriebener Systeme kann im Rahmen der Floquettheorie mit Hilfe des Propagators über eine Periode, des sogenannten Floquetoperators, beschrieben werden. Dieser nimmt für den Fall des gekickten Kondensats die einfache Form F = e−icV τ e−iH0 τ (1) an, mit der Periode τ und der interatomaren Wechselwirkung V . Hierbei ist H0 der Hamiltonoperator ohne Wechselwirkung. Wie sich zeigt, entspricht dieser Floquetoperator in einer geeigneten Basis dem eines gekickten Kreisels, wie er von Haake et al. in verschiedenen Arbeiten untersucht worden ist [4, 5]. Beim gekickten Kreisel handelt es sich um einen quantenmechanischen Drehimpuls L dessen Quadrat L2 eine Erhaltungsgöße mit den Eigenwerten l(l + 1), l = 0, 1, . . . ist. Die Dynamik des Systems wird im klassischen Grenzfall l → ∞ mit steigender Wechselwirkung c zunehmend von Chaos geprägt. Diese Tatsache macht das System im Kontext von Quantenchaos interessant. In der Tat geben sowohl die Quantendynamik als auch das Spektrum des Floquetoperators Aufschluss darüber, ob das entsprechende klassische System reguläre oder chaotische Dynamik aufweist. Das klassische Chaos hinterläßt demnach auch seine Spuren in der Quantenmechanik. Es wird sich herausstellen, dass die mean-field -Näherung exakt dem klassischen Grenzfall des gekickten Kreisels entspricht — Quantenchaos tritt demnach auch beim gekickten Bose-Einstein-Kondensat auf. In dieser Arbeit wollen wir sowohl die mean-field - iv als auch die Vielteilchenbeschreibung des gekickten Kondensats näher betrachten und anschließend einander gegenüberstellen. Im Einzelnen befassen sich die Kapitel mit den folgenden Themen: Kapitel 1 In der Einleitung wird zunächst der Hamiltonoperator für das gekickte BoseEinstein-Kondensat im Doppelmuldenpotential hergeleitet. Anschließend formulieren wir das System in der mean-field -Näherung. Kapitel 2 Dieses Kapitel beschäftigt sich ausschließlich mit dem mean-field -System. Dieses läßt sich analog als klassisches kanonisches System beschreiben. Die Dynamik, Fixpunkte und die Symmetrien dieses Systems stehen im Mittelpunkt des Interesses. Kapitel 3 Nachdem das mean-field -System untersucht wurde, wird einiges davon auf das volle Vielteilchensystem übertragen. Die Symmetrien spielen hierbei eine besondere Rolle, da sie das Spektrum der Operatoren maßgeblich prägen. Um dies zu sehen bedienen wir uns der Theorie der Zufallsmatrizen. Kapitel 4 In diesem Kapitel wird die Dynamik des mean-field -Systems mit der des Vielteilchensystems verglichen. Von besonderem Interesse ist hierbei der sogenannte self-trapping-Effekt auf der mean-field -Seite, sowie dynamisches Tunneln auf der Vielteilchenseite. Den Abschluss des Kapitels bildet eine Betrachtung des chaotischen Regimes und dessen Effekte im Vielteilchensystem. Kapitel 5 Das letzte Kapitel befasst sich mit der spektralen Analyse. Die Eigenwerte des Floquetoperators des Vielteilchensystems werden hierbei in Abhängigkeit der verschiedenen Systemparameter untersucht. Schließlich wird ein erneuter Vergleich von mean-field - und Vielteilchensystem mit Hilfe der mittleren Energien pro Periode angestellt. Am Schluss der Arbeit steht ein kurzer Ausblick. v vi Und der Schritt zum Atom erwies sich ohne Übertreibung als im höchsten Grade verhängnisvoll. Denn im Augenblick letzter Zerteilung und Verwinzigung des Materiellen tat sich plötzlich der astronomische Kosmos auf! Thomas Mann, Der Zauberberg“ ” Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 1.1 Das Kondensat als Zwei-Zustandssystem 1.2 Das gekickte Kondensat . . . . . . . . . 1.3 Der gekickte Kreisel . . . . . . . . . . . . 1.4 Klassisches System und mean-field . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Beschreibung im mean-field 2.1 Zweiniveausysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Die Blochgleichungen . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Das äquivalente kanonische System . . . . . . 2.2 Das nichtlineare Zweiniveausystem . . . . . . . . . . 2.3 Das gekickte System . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Die nichtlinearen Blochgleichungen . . . . . . 2.3.2 Dynamik - Lösung der Bewegungsgleichungen 2.3.3 Fixpunkte der Abbildung - Linearisierung . . 2.3.4 Stabilität der Fixpunkte . . . . . . . . . . . . 2.3.5 Umlauffrequenzen . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.6 Dynamik - ein wenig Numerik . . . . . . . . . 2.3.7 Symmetrien und Fixpunkte . . . . . . . . . . 3 Das Vielteilchensystem 3.1 Eine geeignete Basis . . . . . . . . . . . . . 3.2 Der Floquetoperator . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Eine rekursive Abbildung . . . . . . . 3.2.2 Floquet-Zustände und Quasienergien 3.3 Symmetrien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Drei Symmetrieklassen . . . . . . . . . . . . 3.5 Vermiedene Kreuzungen . . . . . . . . . . . 3.6 Zufallsmatrizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 5 6 7 . . . . . . . . . . . . 11 11 11 13 15 16 16 17 19 21 22 23 26 . . . . . . . . 31 31 34 34 35 37 39 40 42 viii 4 Dynamik im Vergleich 4.1 Breakdown & Revival . . . . 4.2 Reguläre Inseln und Tunneln 4.3 Husimi-Dichten . . . . . . . 4.4 Chaotische Zustände . . . . INHALTSVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 47 50 59 61 5 Spektrale Analyse 65 5.1 Dynamik der Quasienergien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 5.2 Mittlere Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 6 Ausblick 75 Kapitel 1 Einführung Seit das erste Bose-Einstein-Kondensat (BEC) experimentell erzeugt werden konnte [1,2], sind bereits viele Systeme, die theoretisch von grundlegendem Interesse sind, mit einem solchen BEC realisiert worden. Der Vorteil dieser Realisierung besteht darin, dass die Dichte, das Absolutquadrat der Wellenfunktion des Kondensats, direkt experimentell beobachtet werden kann. Dies wird durch die makroskopische Besetzung des Grundzustandes ermöglicht, die bei der Kondensation eintritt. Näherungsweise kann das Systems deshalb durch eine einzige Wellenfunktion beschrieben werden. Ausgehend vom Hamiltonoperator für das Kondensat mit N Teilchen kann unter Vernachlässigung der Quantenfluktuationen die sogenannte Gross-Pitaevskii-Gleichung, eine nichtlineare Schrödingergleichung für die makroskopische Wellenfunktion, hergeleitet werden. Für große Teilchenzahlen, geringe Dichten und niedrige Temperaturen ist diese Näherung hervorragend zur Beschreibung eines Kondensats geeignet. In dieser Arbeit soll ein BEC als Zwei-Zustandssystem mit zeitlich periodisch δ-förmig modulierter interatomarer Wechselwirkung untersucht werden, was der Realisierung eines gekickten Kreisels entspricht. In diesem Kapitel wollen wir zunächst den Hamiltonoperator für ein solches Zwei-Zustandssystem aus dem Hamiltonoperator für ein BEC in einem Doppelmuldenpotential herleiten. Anschließend werden wir daraus die Gross-PitaevskiiGleichung ableiten, die uns die Beschreibung des Systems durch eine makroskopische Wellenfunktion ermöglicht. 1.1 Das Kondensat als Zwei-Zustandssystem Bosonische Atome in einem externen Potential Vext (r) können im Formalismus der zweiten Quantisierung durch den Hamiltonoperator [6, 7] " # !2 ∆ + Vext (r) ψ̂(r)d3 r H = ψ̂ (r) − 2m ! 1 ψ̂ † (r)ψ̂ † (r" )U(r, r " )ψ̂(r " )ψ̂(r)d3 rd3 r " + 2 ! † (1.1) 2 Einführung beschrieben werden. Hierbei sind ψ̂ † (r) und ψ̂(r) die bosonischen Feldoperatoren1 für Teilchenerzeugung und -vernichtung am Ort r, welche die kanonische Vertauschungsrelation [ψ̂(r), ψ̂ † (r)] = δ(r − r" ) (1.2) erfüllen. Drei- oder Mehr-Teilchen-Wechselwirkungen werden bei diesem Ansatz nicht berücksichtigt. Bei Bose-Einstein-Kondensaten ist im Allgemeinen sowohl die Teilchendichte als auch die Temperatur sehr gering. Unter diesen Umständen kann das interatomare Wechselwirkungspotential U(r, r " ) stark vereinfacht werden. Betrachtet man Teilchenstreuung mit Hilfe der Partialwellenzerlegung unter diesen Bedingungen, so ist die Streuamplitude von Partialwellen mit Drehimpulsen l > 0 um den Faktor (kB T /Ec )l kleiner als die der s-Wellen. Ec ist hierbei eine Energie die für das interatomare Potential charakteristisch ist; für Alkaliatome liegt sie in der Größenordnung 0.1−1 mK·kB [8]. Weit unterhalb der kritischen Temperatur (Tc ≈ 200 nK für 87 Rb) können deshalb die Beiträge der Partialwellen mit l > 0 in guter Näherung vernachlässigt werden. Die Asymptotik der Streuwellenfunktion für s-Wellen ist im Grenzfall kleiner Energien, E ! 0, durch r→∞ ψ(r) −−−→ sin (k(r − as )) r (1.3) gegeben [9] und hängt somit nur von der s-Wellen-Streulänge as ab. Aufgrund der geringen Dichte und kleinen Streuenergien können die Details des Streuprozesses vernachlässigt werden [10]. Die Streuwelle wird dann durch den asymptotischen Ausdruck hinreichend beschrieben. Das interatomare Wechselwirkungspotential U(r, r " ) kann durch die Punktwechselwirkung 4π!2 as Ueff (r, r" ) = δ(r − r " ) = c̃ δ(r − r " ), (1.4) m modelliert werden, welche dieselbe s-Wellen-Streulänge erzeugt. Die Größe c̃ ist hierbei die effektive interatomare Wechselwirkungsstärke des Kondensats. Der Hamiltonoperator nimmt mit diesem Potential die Form " # ! !2 † ∆ + Vext (r) ψ̂(r)d3 r H = ψ̂ (r) − 2m ! c̃ (1.5) + ψ̂ † (r)ψ̂ † (r)ψ̂(r)ψ̂(r)d3 r 2 an. Die Heisenberg-Bewegungsgleichung für den Feldoperator i! ∂ ψ̂(r, t) = [ψ̂(r, t), H] ∂t liefert in dieser Näherung die Gleichung " # !2 ∂ ∆ + Vext (r, t) ψ̂(r, t) + c̃ ψ̂ † (r, t)ψ̂(r, t)ψ̂(r, t). i! ψ̂(r, t) = − ∂t 2m (1.6) (1.7) Im Folgenden werden Operatoren nur dann mit einem Dach gekennzeichnet, falls es zu Verwechslungen kommen kann, wie z.B. beim Feldoperator ψ̂ oder beim Operator der Gesamtteilchenzahl N̂ . 1 Vext(x) 1.1. Das Kondensat als Zwei-Zustandssystem 3 v ! 0 x Abbildung 1.1: Schematische Tunnelfrequenz, ε: Rabi-Frequenz Darstellung eines Doppelmuldenpotentials, v: Ein-Teilchen- 0 0 Im Folgenden betrachten wir als externes Potential Vext (r) = Vext (r)+F ·r. Hierbei ist Vext ein symmetrisches Doppelmuldenpotential [11–15]. Die beiden Minima des Potentials seien 0 (r 1,2 ) = 0. Eine leichte Verstimmung der beiden Mulden bei r 1 und r 2 und wir setzen Vext können wir durch den zusätzlichen linearen Potentialterm F · r berücksichtigen, wobei F entlang der Verbindungsachse der beiden Minima zeigt. Weiterhin nehmen wir an, dass auch unter Berücksichtigung der Zwei-Teilchen-Wechselwirkung die beiden niedrigsten Energieniveaus eng benachbart sind und die höheren Niveaus weiter entfernt liegen. Liegt eine solche Situation vor, so kann man die Diskussion des Systems in guter Näherung auf diese beiden Zustände beschränken. In einer Umgebung um jedes der Minima kann das Doppelmuldenpotential durch das harmonische Potential Vharm (r) genähert werden. Mit Hilfe der normierten Wellenfunktion u(r) für ein Teilchen in dem Potential Vharm (r) können wir nun die in einer der beiden Potentialmulden lokalisierten Zustände u1,2 (r) = u(r − r 1,2 ) definieren. Ist der Abstand d = |r 1 − r 2 | der beiden Minima groß genug, so kann in der sogenannten tight-binding-Näherung der Überlapp der Zustände der beiden Mulden vernachlässigt werden, so dass ! u∗j (r)uk (r)d3 r ≈ δjk , j, k = 1, 2 (1.8) gilt. Die beiden Linearkombinationen 1 u± (r) = √ (u1 (r) ± u2 (r)) 2 (1.9) 0 sind dann näherungsweise Eigenfunktionen des Doppelmuldenpotentials Vext (r) mit den Eigenwerten E± . Nun können wir die bosonischen Operatoren für Teilchenerzeugung und -vernichtung ! (1.10) aj (t) = u∗j (r)ψ̂(r, t)d3 r, j = 1, 2 4 Einführung in einer der beiden Potentialmulden definieren. Dank der tight-binding-Näherung gelten die Vertauschungsrelationen [ai , a†j ] = δij wobei und [ai , aj ] = 0, (1.11) die Identität ist. Setzt man schließlich den Ansatz ψ̂(r) = u1 (r)a1 + u2 (r)a2 (1.12) in den Hamiltonoperator (1.1) ein, so erhält man die Bose-Hubbard-Darstellung $ % Fd $ % a†1 a1 − a†2 a2 H = E0 a†1 a1 + a†2 a2 + 2 % !c $ % !v $ † + a1 a2 + a†2 a1 − a†1 a†1 a1 a1 + a†2 a†2 a2 a2 , 2 2 (1.13) wobei wir die Größen E+ + E− E0 = 2 c̃ und c = − ! ! |u(r)|4 d3 r (1.14) eingeführt haben. Die Frequenz v für das Tunneln eines Teilchens von einer Mulde in die andere berechnet sich gemäß v = (E− − E+ )/! aus der Energiedifferenz der beiden Zustände (1.9). Mit Hilfe der Vertauschungsrelationen kann der Term der interatomaren Wechselwirkung des Hamiltonoperators (1.13) gemäß ' 1& † † † † † † 2 a1 a1 a1 a1 + a2 a2 a2 a2 = (a1 a1 − a2 a2 ) + N̂(N̂ − 2) (1.15) 2 umgeschrieben werden. Hierbei haben wir den Operator N̂ = a†1 a1 + a†2 a2 für die Gesamtteilchenzahl eingeführt, die wegen [H, N̂] = 0 eine Erhaltungsgröße ist. Aus diesem Grund müssen die Terme des Hamiltonoperators (1.13), die nur von der Gesamtteilchenzahl N abhängen, im Folgenden nicht mehr berücksichtigt werden, da sie lediglich zu einer irrelevanten Verschiebung des Enerienullpunktes führen. Mit der Rabi-Frequenz ε = F d/! gelangen wir letztendlich zu dem Hamiltonoperator % !v $ % !c $ %2 !ε $ † a1 a1 − a†2 a2 + a†1 a2 + a†2 a1 − a†1 a1 − a†2 a2 . H= (1.16) 2 2 4 Im Folgenden setzen wir für die restliche Diskussion ! = 1. Es ist wichtig zu erwähnen, dass durch die Wahl der Vorzeichen in (1.14) entgegen der herkömmlichen Konvention die Zwei-Teilchen-Wechselwirkung des Kondensats für c > 0 attraktiv und für c < 0 repulsiv ist. Der Hilbertraum, auf dem H operiert, ist (N + 1)-dimensional und damit endlich, was die Untersuchung erleichtert. Entsprechend erhalten wir (N + 1) Eigenzustände für unser N-Teilchen-System. Wir wollen noch kurz über die Gültigkeit und die experimentelle Realisierbarkeit dieser Zwei-Moden-Näherung für das Bose-Einstein-Kondensat nachdenken. Experimentell kann 1.2. Das gekickte Kondensat 5 ein BEC in einer magneto-optischen Falle erzeugt werden. Um ein Doppelmuldenpotential zu realisieren kann das harmonische Fallenpotential durch einen eingestrahlten Laser in zwei Teile geteilt werden [16]; die Laserfrequenz sollte weit von allen Resonanzen entfernt sein. Durch Regeln der Intensität kann dann die Frequenz für das Tunneln einzelner Teilchen und damit die Kopplung zwischen den beiden Mulden über einen großen Bereich eingestellt werden. Damit nun lediglich die beiden niedrigsten Energieniveaus bevölkert werden, muss man darüber hinaus sicherstellen, dass die interatomare Wechselwirkung c̃N/V im Vergleich zu den Abständen der Eigenmoden !ωFalle der Falle klein ist. Sie muss somit die Bedingung [11, 12] |c̃| N 4π!2 |as | N !2 = & = !ωFalle V m 4πr03 mr02 (1.17) erfüllen, wobei r0 der charakteristische Radius der Falle ist. Die Voraussetzung für die Gültigkeit der Zwei-Moden-Näherung r0 ' N|as | (1.18) ist eine Bedingung, welche die Größe der Falle mit der Teilchenzahl verknüpft. Typische Werte, wie etwa r0 ≈ 1 µm und as ≈ 5 nm erfordern demnach eine Teilchenzahl von N & 200, was im Vergleich zu experimentell realisierten Kondensaten mit Teilchenzahlen der Größenordnung N ≈ 103 − 106 sehr gering ist [1,2,17–19]. In jüngster Zeit werden allerdings auch auf dem Gebiet der Bose-Einstein Kondensate mit kleineren Teilchenzahlen Fortschritte gemacht [15]. In diesem Experiment wird das Doppelmuldenpotential durch die Überlagerung eines periodischen Potentials, das durch eine Laserstehwelle erzeugt wird, mit einer optischen Dipolfalle erzeugt. Mit diesem Aufbau konnten Kondensate mit N ≈ 1100 Teilchen realisiert werden; bei einem Abstand der Potentialminima von ca. 4.4 µm ist damit in diesem Fall die Gültigkeit der Zwei-Moden-Näherung in der Tat gewährleistet. Eine andere Möglichkeit ein Zwei-Moden-Kondensat zu realisieren besteht darin, ein Kondensat mit zwei Spin-Komponenten zu erzeugen [20, 21]. In diesem Fall wird der Gültigkeitsbereich der Zwei-Niveau-Näherung für sphärisch symmetrische Fallen mit ωFalle ≤ 100 Hz für Teilchenzahlen N < 104 erreicht [12]. 1.2 Das gekickte Kondensat Ein Zwei-Niveau-Kondensat, wie es in Abschnitt 1.1 beschrieben wurde, ist bereits in einer Vielzahl von theoretischen Arbeiten vor allem vor dem Hintergrund des nichtlinearen Landau-Zener Tunnelns untersucht worden [11, 12, 22–28]. Auch zu Varianten mit periodisch getriebenem Energieabstand !ε der beiden Potentialmulden sind theoretische Konzepte bekannt [13, 14] und vor kurzem ist ein Modell, das eine gekickte, d.h. zeitlich periodisch δ-förmig variierte Ein-Teilchen-Tunnelfrequenz v aufweist, theoretisch untersucht worden [29]. Ein gekickter Rotor könnte durch ein Bose-Einstein-Kondensat auf einem Ring realisiert werden, das ein zusätzliches gekicktes Potential erfährt [30]. Um 6 Einführung die Rechnungen für dieses System zu vereinfachen, ist es denkbar auch die Wechselwirkung der Teilchen gekickt anzunehmen, was in [31] theoretisch untersucht wird. In [32] schließlich wird ein Kondensat in einem eindimensionalen Topf mit einem zusätzlichen gekickten Kosinus-Potential betrachtet; untersucht wird dabei die mittlere Energie im Hinblick auf Quanten-Resonanz bzw. Antiresonanz. Vorteil all dieser Systeme ist die einfache Propagation von Kick zu Kick, da während dieser Intervalle das Potential bzw. der Wechselwirkungsterm wegfällt. Wir wollen uns in dieser Arbeit mit dem Zwei-Niveau-Kondensat mit gekickter interatomarer Wechselwirkung beschäftigen. Um dies zu erreichen modulieren wir die Wechselwirkungsstärke c mit Hilfe der zeitlich periodischen Funktion ( c(t) = cτ δ(t − nτ ), τ ∈ + (1.19) n∈ mit der Periode τ . Der Hamiltonoperator dieses Systems H(t) = % v$ % c(t) $ %2 ε$ † a1 a1 − a†2 a2 + a†1 a2 + a†2 a1 − a†1 a1 − a†2 a2 2 2 4 (1.20) ist nun explizit zeitabhängig. 1.3 Der gekickte Kreisel Eine interessante Parallele wird sichtbar, wenn man den Hamiltonoperator (1.20) auf eine andere Art und Weise darstellt. Hierzu definieren wir zunächst drei Operatoren, welche die typischen Vertauschungsrelationen der SU(2)-Algebra erfüllen: % 1$ † a1 a2 + a†2 a1 , 2 % 1 $ † a1 a2 − a†2 a1 , = 2i % 1$ † a1 a1 − a†2 a2 . = 2 Lx = Ly Lz (1.21) Für diese drei Drehimpulsoperatoren“ gilt in der Tat [Li , Lj ] = iLk mit i, j, k = x, y, z ” zyklisch, was sich mit Hilfe der kanonischen Vertauschungsrelationen zeigen läßt. Dieser Übergang (1.21) zu Drehimpulsoperatoren wird Jordan-Schwinger-Transformation genannt. Das Quadrat des Drehimpulses beträgt * ) N̂ N̂ L2 = L2x + L2y + L2z = . (1.22) + 2 2 Es hängt nur von der Gesamtteilchenzahl ab und ist eine Erhaltungsgröße. Dem Drehimpuls L läßt sich daher die Drehimpulsquantenzahl l = N/2 zuordnen; die z-Komponente 1.4. Klassisches System und mean-field 7 misst den Unterschied der Besetzungszahlen. Setzt man die neu definierten Operatoren ein, so nimmt der Hamiltonoperator des Systems die Gestalt H(t) = εLz + vLx − c(t)L2z (1.23) an. Für den Fall ε = 0 ist dies genau der Hamiltonoperator eines gekickten Kreisels, der von Haake et al. ausführlich untersucht worden ist [4, 5]. Man studiert hierbei das Verhalten eines Drehimpulses, der eine Präzession, begleitet von periodischen Kicks in Form einer Torsion entlang der z-Achse, ausführt. Der gekickte Kreisel ist zu einem der Standardsysteme für die Untersuchung von Quantenchaos geworden. Neben den angesprochenen Realisierungsmöglchkeiten für den gekickten Rotor kann demnach auch der gekickte Kreisel mit Hilfe eines Bose-Einstein-Kondensats umgesetzt werden. Erwähnt werden sollte hier auch, dass das System mit gekicktem v und ε = 0, das in [29] betrachtet wird, ebenfalls auf einen gekickten Kreisel führt, da, wie wir später sehen werden, die Zeitentwicklung dieser beiden Systeme identisch ist. Die Frage, ob das viel untersuchte theoretische Konzept gekickter Kreisel auch experimentell realisiert werden kann [33], ist somit um eine Antwortmöglichkeit reicher. 1.4 Klassisches System und mean-field Im Allgemeinen ist die theoretische Behandlung von Bose-Einstein-Kondensaten als quantenmechanisches N-Teilchen-System sehr aufwändig, da die Teilchenzahlen, und damit auch die Dimension des Hilbertraumes, in der Regel sehr groß sind. Diese steigt im Allgemeinen exponentiell mit N an; für das Zwei-Niveausystem beträgt sie N + 1. Aus diesem Grund sucht man nach alternativen Beschreibungen. Die sogenannte mean-field Näherung [7] hat sich hierfür als hervorragend geeignet erwiesen. Im Wesentlichen werden bei der mean-field -Näherung die Feldoperatoren ψ̂, ψ̂ † durch komplexe Zahlen ψ, ψ ∗ ersetzt; aus dem Hamiltonoperator H wird dadurch die Hamiltonfunktion H. Dieses Vorgehen ist dem Übergang von der Quantenelektrodynamik zur klassischen Elektrodynamik äquivalent. Befindet sich eine große Zahl von Photonen in demselben Zustand, so kann vernachlässigt werden, dass die Feldoperatoren nicht kommutieren. Das elektromagnetische Feld kann dann durch klassische Felder beschrieben werden, welche die Maxwell-Gleichungen erfüllen. Die Tatsache, dass in einem BEC ebenfalls eine große Zahl von Teilchen nur einen einzigen Zustand bevölkern, kann auf dieselbe Art und Weise ausgenutzt werden. Im Falle der Zwei-Niveau-Näherung muss demnach die Ersetzung aj −→ ψj , a†j −→ ψj∗ , j = 1, 2 (1.24) durchgeführt werden. Diese Vorschrift ist jedoch nicht eineindeutig. Eine Vertauschung der Operatoren aj und a†j würde keine Veränderung der Hamiltonfunktion H hervorrufen, da die komplexen Zahlen ψj und ψj∗ selbstverständlich kommutieren. Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, wählen wir in der N-Teilchen Darstellung im Folgenden die symmetrisierte Darstellung der Operatoren (siehe dazu auch [34]). Hierzu werden die 8 Einführung Operatoren der Form a†j aj durch ihre symmetrisierte Form (a†j aj + aj a†j )/2 ersetzt. Der Operator der Gesamtteilchenzahl N̂ wird dann gemäß N̂ −→ N̂ sym a†1 a1 + a1 a†1 a†2 a2 + a2 a†2 + = N̂ + = 2 2 (1.25) durch den symmetrisierten Operator N̂ sym ersetzt. Führt man nach der Symmetrisierung von N̂ die Ersetzung (1.24) durch, so erhält man für die Betragsquadrate von ψ1 und ψ2 die Normierungsbedingung |ψ1 |2 + |ψ2 |2 = N + 1. (1.26) Die Wellenfunktion ist demnach auf die Anzahl der Zustände des Vielteilchensystems normiert. Die drei Drehimpulsoperatoren Lx , Ly und Lz sind bereits symmetrisch, da ai und aj für i *= j vertauschen und 1 † (a a1 + a1 a†1 − a†2 a2 − a2 a†2 ) 4 "1 # 1 1 1 † † = a1 a1 + − a2 a2 − = Lz 2 2 2 = Lsym z (1.27) gilt. Im Falle des Hamiltonoperators (1.20) führt die Ersetzung (1.24) dann zur entsprechenden Hamiltonfunktion ε v c(t) ∗ H = (ψ1∗ ψ1 − ψ2∗ ψ2 ) + (ψ1∗ ψ2 + ψ2∗ ψ1 ) − (ψ1 ψ1 − ψ2∗ ψ2 )2 2 2 4 (1.28) des mean-field -Systems. Alle Teilchen in einer der beiden Potentialmulden werden nun durch die beiden Komponenten ψ1 und ψ2 der makroskopischen Wellenfunktionen Ψ = (ψ1 , ψ2 ) beschrieben, so dass die interatomare Wechselwirkung durch eine Selbstwechselwirkung der Wellenfunktionen gegeben ist. Der entsprechende Wechselwirkungsterm in der Hamiltonfunktion H ist deshalb nichtlinear in ψ1 und ψ2 . Die Bezeichnung mean-field Näherung ist dadurch zu erklären, dass hier das mittlere Potential −c(t)(|ψ1 |2 − |ψ2 |2 )/2 die interatomare Wechselwirkung modelliert. Ein Teilchen bewegt sich demnach im mittleren Feld, das durch die anderen Teilchen erzeugt wird. Insofern entspricht die meanfield -Näherung der Betrachtungsweise im Ein-Teilchen-Bild. Die Beschreibung durch ein mittleres Feld ist für große Teilchenzahlen hervorragend zur Beschreibung des Systems geeignet. Da der Wechselwirkungsterm von den Betragsquadraten |ψj |2 abhängt, muss die Normierungsbedingung (1.26) jedenfalls beachtet werden, und die Wellenfunktion kann nicht beliebig umnormiert werden. Die Normierung der Wellenfunktion legt die Teilchenzahl fest. Die mean-field -Beschreibung kann demnach Fluktuationen der Teilchenzahl im Kondensat, sei es durch Stöße oder durch thermische Anregung, nicht beschreiben. Infolge dessen ist die Hamiltonfunktion H dieser Näherung nur unter den Bedingungen geringer Temperatur und kleiner Dichte geeignet um das System zu beschreiben. Für Temperaturen weit unter der kritischen Temperatur sowie Dichten N/V mit |as | & " N V # 13 (1.29) 1.4. Klassisches System und mean-field 9 und große Teilchenzahlen N trifft dies zu, und die mean-field -Näherung erweist sich dann als sehr zuverlässig. Abschließend muss nun noch die Feldgleichung, welche die Zeitentwicklung der komplexen Größen ψ1 und ψ2 beschreibt, angegeben werden. H besitzt die kanonische Struktur eines klassischen hamiltonschen Systems mit den kanonisch konjugierten Variablen ψj und ψj∗ [35]. In diesem Sinne kann man die mean-field -Näherung als klassisches System ansehen. Die entsprechenden kanonischen Gleichungen (auch hier mit ! = 1) i dψj ∂H , = dt ∂ψj∗ j = 1, 2 liefern die gesuchte Feldgleichung, die Gross-Pitaevskii-Gleichung " # ε c(t) v 2 2 iψ̇1 = − (|ψ1 | − |ψ2 | ) ψ1 + ψ2 2 2 2 " # ε c(t) v ψ1 − − (|ψ1 |2 − |ψ2 |2 ) ψ2 , iψ̇2 = 2 2 2 (1.30) (1.31) mit der Normierung |ψ1 |2 + |ψ2 |2 = N + 1. Es handelt sich hierbei um eine nichtlineare Schrödingergleichung, welche – abgesehen von dem Wechselwirkungsterm – einem quantenmechanischen Zwei-Zustandssystem entspricht. Wie wir im folgenden Kapitel sehen werden, kann das System – wie auch die Dynamik, die durch die lineare Schrödingergleichung beschrieben wird [36] – durch eine Amplituden-Phasen-Zerlegung auf ein äquivalentes klassisches System mit kanonischen Gleichungen für die konjugierten klassischen Variablen q und p abgebildet werden [37, 38]. Darüber hinaus besteht zwischen dem vollen Vielteilchensystem und der mean-field Näherung ein semiklassischer Zusammenhang, wobei 1/N die Rolle von ! übernimmt. Der klassische Limes 1 −→ 0 (1.32) N liefert in diesem Zusammenhang die Gross-Pitaevskii-Gleichung [5,12]. Die Begriffe mean” field -System“ und klassisches System“ werden vor diesem Hintergrund im Folgenden ” synonym genutzt werden. Zum Abschluss des Kapitels folgen noch einige Anmerkungen zur Gross-Pitaevskii-Gleichung. Wir haben die diskrete Gross-Pitaevskii-Gleichung für ein Zwei-Zustandssystem hergeleitet. Für den allgemeinen Fall benutzt man den Bogoliubov-Ansatz [39] ( √ ψ̂(r) = a0 ψ0 (r) + aj ψj (r) ≈ Nψ0 (r) + δ ψ̂(r) (1.33) j und geht damit in Gleichung (1.7) ein. Vernachlässigt man die Quantenfluktuationen δ ψ̂, so erhält man die Gross-Pitaevskii-Gleichung # " ∂ !2 2 i! ψ0 (r, t) = − (1.34) ∆ + Vext (r, t) + c̃ |ψ0 (r, t)| ψ0 (r, t). ∂t 2m 10 Einführung Hierbei ist zu beachten, dass die Wellenfunktion ψ0 in diesem Fall auf N normiert ist. Es sei darauf hingewiesen, dass der Bogoliubov-Ansatz (1.33) zu einer spontanen Brechung der Eichsymmetrie führt [7]. Der Erwartungswert des Feldoperators ist dann √ + des , Systems ungleich null, da ψ̂ = Nψ0 gilt. Für Zustände mit fester Teilchenzahl N ist dies nicht möglich, der Erwartungswert muss in diesem Fall verschwinden. Eine weitreichende Konsequenz der spontanen Symmetriebrechung ist die Tatsache, dass die Theorie nicht mehr Galilei-invariant ist [8, 40]. Mit mehr Aufwand kann dieses Problem umgangen werden, indem die Gross-Pitaevskii-Gleichung ohne Symmetriebrechung hergeleitet wird (siehe z.B. [8]). Im Folgenden werden wir deshalb nicht weiter auf diese Problematik eingehen. Zusammenfassung In diesem Kapitel haben wir, ausgehend vom Hamiltonoperator für ein BEC in einem äußeren Potential in zweiter Quantisierung den Bose-Hubbard-Hamiltonoperator für ein Zwei-Zustandskondensat hergeleitet. Darüber hinaus haben wir gesehen, dass ein periodisch δ-förmiges Modulieren der interatormaren Wechselwirkung zu einem typischen Fall eines gekickten Kreisels führt, wie er im Zusammenhang mit Quantenchaos“ insbesonde” re von Haake untersucht worden ist. Abschließend haben wir das System im Rahmen der mean-field -Näherung auf ein nichtlineares Zweiniveausystem abgebildet, bei welchem sich ein Teilchen im mittleren, durch die übrigen Atome erzeugten Feld bewegt. Die Dynamik dieses Systems gehorcht der Gross-Pitaevskii-Gleichung und soll im folgenden Kapitel näher betrachtet werden. Kapitel 2 Beschreibung im mean-field Im Folgenden wollen wir uns mit der mean-field -Beschreibung des gekickten Bose-EinsteinKondensats beschäftigen. In dieser Näherung wird das System durch die Hamiltonfunktion der Form ε v c(t) ∗ ∗ (ψ1 ψ1 − ψ2∗ ψ2 )2 ) = (ψ1∗ ψ1 − ψ2∗ ψ2 ) + (ψ1∗ ψ2 + ψ2∗ ψ1 ) − H(ψ1,2 , ψ1,2 2 2 4 (2.1) beschrieben. Die Dynamik des Systems ist durch die kanonischen Gleichungen i dψj /dt = ∂H/∂ψj∗ für die beiden konjugierten Variablen ψj und ψj∗ , j = 1, 2 bestimmt. Diese Gleichungen entsprechen einem quantenmechanischen Zweiniveausystem mit einer Kopplung und einem zusätzlichen, über den Parameter c gesteuerten, nichtlinearen Wechselwirkungsterm. In Matrixschreibweise läßt sich dies in Form der Gross-Pitaevskii-Gleichung, bzw. der nichtlinearen Schrödingergleichung, ) ) *) * * ψ1 (t) v ψ1 (t) d 1 ε + c(t)κ i = (2.2) dt ψ2 (t) 2 v −(ε + c(t)κ) ψ2 (t) zusammenfassen, wobei wir die Größe κ = |ψ2 |2 − |ψ1 |2 eingeführt haben. Bevor wir uns nun näher mit diesem System beschäftigen, betrachten wir zunächst ein Zweiniveausystem ohne die nichtlineare Wechselwirkung und suchen alternative Formulierungen, die bei unserem konkreten Problem weiterhelfen und die Dynamik des Systems anschaulicher machen. 2.1 Zweiniveausysteme 2.1.1 Die Blochgleichungen Die beiden Energieeigenzustände des Hamiltonoperators H eines quantenmechanischen Zweiniveausystems seien φj mit j = 1, 2 und erfüllen Hφj = ωj φj . Der Hamiltonoperator kann somit in der Basis {φj }j∈{1,2} als diagonale (2 × 2)-Matrix dargestellt werden. Die Zeitentwicklung ist dann φj (t) = φj e−iωj t . Die Aufenthaltswahscheinlichkeit für jeden der 12 Beschreibung im mean-field beiden Zustände |φj (t)|2 = |φj |2 bleibt deshalb zeitlich konstant. Schalten wir nun eine Kopplung zwischen den beiden Niveaus ein, so läßt sich der Hamiltonoperator des zugehörigen Systems in der Basis {φj }j∈{1,2} als hermitesche (2×2)-Matrix der Form ) * 1 ε1 v H= (2.3) mit ε1 , ε2 ∈ 2 v ∗ ε2 darstellen [41]. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit kann man sich auf den Fall v ∈ sowie ε1 = −ε2 = ε beschränken; die Matrix H ist dann rein reell und es bleibt lediglich eine globale Phase unberücksichtigt. Verwendet man Einheiten in denen ! = 1 ist, was wir auch im Folgenden stets tun wollen, so wird die Dynamik des Zustandsvektors der Form Ψ(t) = ψ1 (t)φ1 + ψ2 (t)φ2 durch die Schrödingergleichung ) * ) * ψ1 (t) ψ1 (t) d i =H (2.4) dt ψ2 (t) ψ2 (t) beschrieben. Die Wellenfunktion normieren wir hierbei gemäß ,Ψ(t),2 = |ψ1 |2 + |ψ2 |2 = 1. Es ist ebenso möglich den Statistischen Operator * für den Zustand Ψ(t) zu betrachten, der sich dann ebenfalls als hermitesche Matrix ) * |ψ1 |2 ψ1 ψ2∗ *= (2.5) ψ1∗ ψ2 |ψ2 |2 darstellen läßt. Verwendet man die Pauli-Matrizen {σj }j∈{1,2,3} , die zusammen mit der Einheitsmatrix σ0 eine Basis des Raumes der (2 × 2)-Matrizen bilden, so läßt sich * auch in der Form [42] 1 (2.6) * = (σ0 + n · σ) mit n ∈ S 2 ( 3 ) 2 schreiben, wobei S 2 ( 3 ) die zweidimensionale Einheitssphäre im 3 ist. Dies entspricht genau dem statistischen Operator eines Spin-1/2-Systems und folglich ist es ausreichend, die Dynamik des reellen Einheitsvektors n zu untersuchen. Wegen der Analogie zu einem Spin-System wird der Vektor n auch Polarisationsvektor genannt. Wir betrachten im Folgenden den Vektor des Erwartungswertes eines solchen Spin-Systems, den Blochvektor s = n/2 mit den Komponenten 1 sx = (ψ1∗ ψ2 + ψ1 ψ2∗ ), 2 sy = 1 ∗ (ψ1 ψ2 − ψ1 ψ2∗ ), 2i 1 sz = (|ψ1 |2 − |ψ2 |2 ). 2 (2.7) Die Gesamtenergie H = -Ψ|HΨ. läßt sich durch den Blochvektor in der Form H(s) = εsz + vsx (2.8) darstellen. Die Zeitentwicklung des Statistischen Operators wird durch die von-Neumann-Gleichung *˙ = −i [H, *] (2.9) 2.1. Zweiniveausysteme 13 beschrieben. Der Hamiltonoperator nimmt in der Basis der Pauli-Matrizen die Form v ε H = σx + σz 2 2 (2.10) an und setzt sich somit aus einer Drehung um die σx -Achse und einer Drehung um die σz -Achse zusammen. In dieser Basis erhält man aus der von-Neumann-Gleichung (2.9) für die Zeitentwicklung des Blochvektors s folgende Gleichungen, die Blochgleichungen [41] ṡx = −εsy ṡy = εsx − vsz ṡz = vsy , (2.11) welche z.B. die Dynamik eines Spins in einem äußeren Magnetfeld beschreiben. Diese Gleichungen können zusammengefaßt in Matrixschreibweise als ṡ = M0 s geschrieben werden. Wir haben damit die Dynamik des Zwei-Niveau-Systems vollständig auf eine Sphäre mit Radius 1/2 abgebildet. Die Blochgleichungen (2.11) werden durch s(t) = R(t)s0 gelöst, mit 2 v ε2 ε εv + cos ωt − sin ωt (1 − cos ωt) 2 2 2 ω ω ω ω ε R(t) = (2.12) sin ωt cos ωt − ωv sin ωt , ω εv v ε2 v2 (1 − cos ωt) ω sin ωt ω2 + ω2 cos ωt ω2 √ wobei ω = ε2 + v 2 ist. Die Matrix R(t) beschreibt eine Drehung um den Winkel ωt um die Achse (v/ω, 0, ε/ω) und geht für den einfachen Spezialfall ε = 0 in eine Drehung um die σx -Achse um den Winkel vt über. Es kann nützlich sein, den Blochvektor in Kugelkoordinaten mit den Komponenten sx = 1 sin ϑ cos ϕ, 2 sy = 1 sin ϑ sin ϕ, 2 sz = 1 cos ϑ 2 (2.13) anzugeben. Durch Vergleich mit (2.7) können wir damit die Komponenten des Zustandvektors Ψ in der Form ϑ ϑ (2.14) ψ1 = cos , ψ2 = eiϕ sin 2 2 darstellen. 2.1.2 Das äquivalente kanonische System Ein quantenmechanisches N-Niveau-System durch ein klassisches Analogon zu beschreiben ist erstrebenswert, um ein intuitives Verständnis für die Dynamik zu entwickeln. Besonderes Interesse an einer solchen Darstellung kam vor allem bei der Untersuchung des elektronischen Systems von Atomen bzw. Molekülen bei Streuprozessen auf [36,43,44]. Hier konnte gezeigt werden, dass durch eine Zerlegung in Amplitude und Phase das quantenmechanische N-Zustands-System auf ein klassisches Hamiltonsches System mit N Freiheitsgraden abgebildet werden kann. Die klassischen kanonischen Gleichungen, sowie die 14 Beschreibung im mean-field quantenmechanische Schrödingergleichung sind dann völlig äquivalent und beschreiben exakt dieselbe Dynamik. Im Folgenden wollen wir dieses Konzept auf das vorliegende Zweiniveausystem anwenden. Die Schrödingergleichung (2.4) läßt sich mit Hilfe der Gesamtenergie 4 v ε3 |ψ1 |2 − |ψ2 |2 + (ψ1∗ ψ2 + ψ1 ψ2∗ ) (2.15) H = -Ψ|HΨ. = 2 2 auch in der Form i ∂ dψj = H(Ψ, Ψ∗ ) dt ∂ψj∗ (2.16) schreiben. Die Dynamik, die durch die Schrödingergleichung beschrieben wird, besitzt also die kanonische Struktur der klassischen Mechanik mit den kanonisch konjugierten Variablen ψj und ψj∗ . Äquivalent dazu bilden auch die beiden Größen |ψj |2 und arg(ψj ) für jedes j ein kanonisch konjugiertes Paar. Das vorliegende System ist invariant unter Variation der globalen Phase der Wellenfunktion. Aus diesem Grund ist die Gesamtwahrscheinlichkeit, also ,Ψ,, erhalten. Unter Berücksichtigung dieser Erhaltungsgröße besitzt das System lediglich einen Freiheitsgrad und kann entsprechend durch nur ein Paar kanonisch konjugierter Variablen, q = arg(ψ2 ) − arg(ψ1 ) und p = |ψ1 |2 − 1/2, beschrieben werden. Normieren wir die Wellenfunktion auf eins, |ψ1 |2 + |ψ2 |2 = 1 und lassen wir 5 die globale Phase unberücksichtigt, so kann man die Wellenfunktion in der Form ψ1 = 1/2 + p e−iq 5 und ψ2 = 1/2 − p schreiben. Die Gesamtenergie als Funktion der neuen Variablen q und p, also die Hamiltonfunktion des äquivalenten kanonischen Systems, lautet dann 6 1 − p2 cos q, H(q, p) = εp + v (2.17) 4 und die kanonischen Gleichungen nehmen die Form q̇ = ∂H ∂p und ṗ = − ∂H ∂q (2.18) an. Hierbei ist q ∈ [−π, π) und p ∈ [−1/2, 1/2]. Anstatt die quantenmechanische Zeitentwicklung zu untersuchen, kann völlig analog auch das klassische Hamiltonsche System mit der Hamiltonfunktion (2.17) betrachtet werden. Dieses System ist isochron, besitzt also – genau wie der harmonische Oszillator – die interessante Eigenschaft, dass alle Bahnen im Phasenraum dieselbe Umlaufzeit T haben. Darauf kommen wir in Abschnitt 2.3.5 nochmals zu sprechen. Die Eigenzustände des Quantensystems finden ihre Entsprechung dann in den stationären Punkten des klassischen Systems, √ also den Extrema von H. Insbesondere entsprechen die beiden Eigenwerte E± = ± √ ε2 + v 2 des Hamiltonoperators H genau den Werten der Hamiltonfunktion H(q± , p± ) = ± ε2 + v 2 an ihren beiden Extrema (q± , pp m). Der im vorhergehenden Abschnitt eingeführte Blochvektor s kann auch durch die beiden kanonischen Variablen q und p ausgedrückt werden. Man erhält dann für seine Komponenten 6 6 1 1 − p2 cos q, sy = − p2 sin q, sz = p. (2.19) sx = 4 4 2.2. Das nichtlineare Zweiniveausystem 15 Hiermit kann das äquivalente kanonische System auf eine Sphäre mit Radius 1/2 abgebildet werden. Die Dynamik entspricht dann genau der durch die Blochgleichungen (2.11) gegebenen. 2.2 Das nichtlineare Zweiniveausystem Wir betrachten nun das quantenmechanische Zweiniveausystem mit einer zusätzlichen mean-field -Energie, die proportional zur Differenz der Besetzung der beiden Zustände ist. Der Hamiltonoperator für dieses System ist nichtlinear, kann aber formal als Matrix der Form * ) ε + cκ v 1 mit κ = |ψ2 |2 − |ψ1 |2 (2.20) H(|ψ1 |2 , |ψ2 |2 ) = 2 v −(ε + cκ) dargestellt werden. Die Eigenschaften solcher Systeme sind bereits in einer Vielzahl von Arbeiten behandelt worden [22–26]. Die Dynamik des Zustandsvektors ψ(t) wird durch die Gross-Pitaevskii-Gleichung * * ) ) ψ1 (t) ψ (t) d 1 i = H(|ψ1 |2 , |ψ2 |2 ) (2.21) dt ψ2 (t) ψ2 (t) beschrieben. Wie bereits im linearen Fall, kann diese Gleichung auch im nichtlinearen Fall in der Form (2.16) geschrieben werden. Hierbei ist H die Gesamtenergie des Systems; der Zusammenhang H = -Ψ|HΨ. gilt jedoch lediglich im linearen Fall. Auch die Dynamik, die durch diese nichtlineare Schrödingergleichung beschrieben wird, besitzt eine kanonische Struktur mit den kanonisch konjugierten Variablen ψj und ψj∗ [35, 37, 38]. Wie bereits im linearen Fall können äquivalent dazu auch die beiden Größen |ψj | und arg(ψj ) für jedes j als kanonische Variablen verwendet werden. Auch das nichtlineare System ist invariant unter Variation der globalen Phase der Wellenfunktion und erhält somit die Norm. Anders als im linearen Fall kann hier jedoch nicht beliebig normiert werden, da der nichtlineare Wechselwirkungsterm von der Norm abhängt. In Kapitel 1 haben wir gesehen, dass in unserem Fall das System gemäß ,Ψ,2 = N + 1 normiert ist. Dies bedeutet für den Betrag des Blochvektors |s| = s = (N + 1)/2. Analog zu Abschnitt 2.1.2 können wir unter Berücksichtigung der neuen Normierung die beiden Größen q = arg(ψ2 ) − arg(ψ1 ) und p = |ψ1 |2 − s als kanonisch konjugiertes Paar zur Beschreibung der Dynamik verwenden. Es gelten dann erneut die kanonischen Bewegungsgleichungen (2.18), wobei sich diesmal für die Gesamtenergie v c ε H = (|ψ1 |2 − |ψ2 |2 ) + (ψ1∗ ψ2 + ψ1 ψ2∗ ) − (|ψ1 |2 − |ψ2 |2 )2 2 2 4 (2.22) ergibt. Ohne Berücksichtigung der globalen Phase kann man die Wellenfunktion wie im √ linearen Fall durch Zerlegung in Amplitude und Phase in der Form ψ1 = s + p e−iq und √ ψ2 = s − p darstellen. Die Gesamtenergie als Funktion der neuen Variablen q und p lautet dann 5 H(q, p) = εp + v s2 − p2 cos q − cp2 , (2.23) 16 Beschreibung im mean-field und die kanonischen Gleichungen nehmen die Form p q̇ = ε − v 5 cos q − 2cp s2 − p2 5 ṗ = v s2 − p2 sin q (2.24) (2.25) an. Diese klassischen Bewegungsgleichungen sind völlig äquivalent zur Gross-PitaevskiiGleichung (2.21) und die nichtlinearen Eigenzustände von H entsprechen, wie im linearen Fall, den stationären Punkten des Hamiltonschen Systems. In Analogie zum linearen Fall kann auch hier die Dynamik des Blochvektors s auf einer Sphäre mit dem Radius s = (N +1)/2 untersucht werden; die Blochgleichungen enthalten dann zusätzliche nichtlineare Terme [12]. Darauf werden wir im folgenden Abschnitt zurückkommen. 2.3 2.3.1 Das gekickte System Die nichtlinearen Blochgleichungen Betrachten wir nun das in Abschnitt 2.2 beschriebene nichtlineare System, wobei wir die Nichtlinearität, die über den Parameter c gesteuert wird, nicht mehr als zeitlich konstant annehmen. Die Wechselwirkung soll nun aus periodischen δ-Kicks bestehen und es gelte ( c(t) = cτ δ(t − nτ ), τ ∈ + . (2.26) n∈ Der Hamiltonoperator für ein solches System besteht aus einem zeitunabhängigen linearen sowie einem zeitabhängigen nichtlinearen Teil. Er kann formal in der Form H = H0 + c(t)V (|ψ1 |2 , |ψ2 |2 , t) mit 1 H0 = 2 ) ε v v −ε * 1 und V (|ψ1 |2 , |ψ2 |2 , t) = 2 (2.27) ) κ 0 0 −κ * (2.28) mit κ = |ψ2 |2 − |ψ1 |2 geschrieben werden. Die Hamiltonfunktion lautet dann v c(t) ∗ ε (ψ1 ψ1 − ψ2∗ ψ2 )2 H = (ψ1∗ ψ1 − ψ2∗ ψ2 ) + (ψ1∗ ψ2 + ψ2∗ ψ1 ) − 2 2 4 (2.29) und in den Bewegungsgleichungen (2.24), (2.25) ist lediglich c durch c(t) zu ersetzen. Wir wählen im Folgenden stets τ = 1, führen τ jedoch stets mit. Durch eine Reskalierung der Zeit und der übrigen Parameter kann man τ = 1 stets erreichen. Betrachten wir nun erneut die Dynamik des Blochvektors mit den Komponenten (2.7). In der Basis der Paulimatrizen nimmt der Hamiltonoperator die Form v ε H = H0 + V = σx + σz − c(t)sz σz 2 2 (2.30) 2.3. Das gekickte System 17 an. Der lineare Term H0 beschreibt wiederum eine Drehung um die σx -Achse und eine Drehung um die σz -Achse. Der neue nichtlineare Term entspricht einer Drehung um die σz -Achse um einen Winkel proportional zur Komponente sz . Mit Hilfe der von-NeumannGleichung (2.9) erhält man nun die nichtlinearen Blochgleichungen ṡx = −εsy + 2c(t)sy sz ṡy = εsx − vsz − 2c(t)sx sz ṡz = vsy . (2.31) Betrachtet man diese gekoppelten Gleichungen, so stellt man leicht fest, dass sich die Dynamik des Systems ändert, sofern man die Normierung und damit den Betrag des Blochvektors ändert. Dies kann man jedoch umgehen, indem man auch die nichtlineare Wechselwirkung umskaliert. Um Systeme mit unterschiedlicher Teilchenzahl N und dadurch unterschiedlicher Norm besser miteinander vergleichen zu könnnen kann es sinnvoll sein, den Blochvektor jeweils jemäß s → s/s auf die Einheitssphäre abzubilden. Damit die Bewegunsgleichungen (2.31) dann noch immer gelten muss die Nichtlinearität gemäß c → sc umskaliert werden. Bei dieser Transformation handelt es sich jedoch nicht um eine kanonische Transformation, das Phasenraumvolumen und die Energie bleiben nicht erhalten, da effektiv nur der Impuls transformiert wird. Sie hat jedoch den Vorteil, dass auf diese Art und Weise alle N-Teilchen-Systeme qualitativ miteinander verglichen werden können. 2.3.2 Dynamik - Lösung der Bewegungsgleichungen Um die Dynamik zu untersuchen sind die Bewegungsgleichungen p cos q − 2c(t)p q̇ = ε − v 5 2 s − p2 5 ṗ = v s2 − p2 sin q. (2.32) (2.33) zu lösen. Für c ≡ 0 ist dies analytisch möglich, und man erhält in diesem Fall wobei p(t; q0 , p0 ) = (α2 + β 2 )(s + p0 ) + γ 2 (s − p0 ) 7 +2 s2 − p20 (βγ cos q0 + αγ sin q0 ), √ ε ωt v ωt ωt , β = sin , γ = sin und ω = ε2 + v 2 2 ω 2 ω 2 ist. Die relative Phase q(p(t); q0 , p0 ) läßt sich dann aus 8 : 2(βγ − iαγ)p s2 − p20 9 2 0 2 iq0 2 −iq0 (α eiq(t) = 5 + + 2iαβ − β )e + γ e s2 − p2 (t) s2 − p2 (t) α = cos (2.34) (2.35) (2.36) berechnen; q0 = q(0) und p0 = p(0) sind die Startwerte. Im Fall c = c(t) gilt diese Lösung nur für nτ ≤ t < (n + 1)τ, n ∈ . Zu jedem Zeitpunkt 18 Beschreibung im mean-field a) b) 0.5 p/(N+1) p/(N+1) 0.5 0 !0.5 !1 !0.5 0 q/" 0.5 !0.5 !1 1 c) !0.5 0 q/" 0.5 1 !0.5 0 q/" 0.5 1 d) 0.5 p/(N+1) 0.5 p/(N+1) 0 0 !0.5 !1 !0.5 0 q/" 0.5 1 0 !0.5 !1 Abbildung 2.1: Phasenraumportraits, stroboskopische Poincaréschnitte, für ε = 0, v = 1, τ = 1; a) c(N + 1) = 0, b) c(N + 1) = 1.1, c) c(N + 1) = 1.8 und d) c(N + 1) = 3.5 t = nτ muss noch der zusätzliche Term −2cτ p(nτ ) in der Differentialgleichung für q̇ berücksichtigt werden. Tut man dies, so erhält man eine diskrete iterative Abbildung von Kick zu Kick pn+1 = p(τ + 0; qn , pn ) qn+1 = q(pn+1 ; qn , pn ) − 2cτ pn+1 , (2.37) wobei wir die Größen pn = p(nτ + 0) und qn = q(nτ + 0) eingeführt haben. Die Notation nτ + 0 ist hierbei bewusst gewählt, um anzudeuten, dass der letzte Kick bereits berücksichtigt worden ist. 2.3. Das gekickte System 19 Um die Dynamik gekickter Systeme zu veranschaulichen, eignen sich stroboskopische Poincaréschnitte des klassischen Phasenraumes besonders gut. Man plottet zu jedem Zeitpunkt t = nτ + 0 den Impuls“ p gegen die relative Phase q. Dies ist in Abb. 2.1 für verschiedene ” Parameterwerte von c geschehen. Im Grunde handelt es sich bei dieser Darstellung um eine Projektion der Blochkugel auf die Ebene. In a) ist der Phasenraum für den linearen Fall c = 0 zu sehen. Das System besitzt hier offensichtlich zwei elliptische Fixpunkte. Bei dem Fixpunkt (q, p) = (0, 0) handelt es sich um ein Maximum der Energiefläche, und entsprechend ist (π, 0) ein Minimum. Die Separatrix wird durch die Geraden q = −π/2 und q = π/2 gebildet. Die Umlaufperiode aller elliptischen Bahnen ist in diesem Fall konstant. Die elliptischen Bahnen entsprechen Rabi-Oszillationen des Zwei-Niveau-Systems. In b) liegt eine Nichtlinearität von c(N + 1) = 1.1 vor und es ist bereits zur ersten Bifurkation des Fixpunktes (π, 0) gekommen; in c) erkennt man chaotische Bereiche und in d) steht die erste Bifurkation des Fixpunktes (0, 0) gerade bevor. Das System zeigt also das typische Verhalten klassischer nichtlinearer und damit chaotischer Systeme. An dieser Stelle sei auf eine Parallele zum nicht gekickten System aus Abschnitt 2.2 hingewiesen. Diese System zeigt den sogenannten self-trapping-Übergang [11, 14, 23, 37, 38]. Für Parameterwerte c > ckrit oberhalb eines kritischen Wertes ckrit , der aus der Bedingung [26] 2 2 2 (2.38) [ckrit (N + 1)] 3 = ε 3 + v 3 bestimmt werden kann, treten hier zwei neue Fixpunkte auf. Es handelt sich hierbei um ein neues Minimum sowie ein Sattelpunkt. Das System besitzt dann zwei Minima, eines für p < 0 und eines für p > 0. Befindet sich das System nun in der Umgebung eines der Minima, so ist das BEC praktisch in einer der beiden Potentialmulden lokalisiert, da p + (N + 1)/2 = |ψ1 |2 gilt. Die Tunnel-Oszillationen sind dann unterbunden, und das Kondensat ist somit ohne zusätzliches äußeres Potential in einer der beiden Mulden gefangen, woher die Bezeichnung self-trapping rührt. Im gekickten System kommt es zu einem ganz ähnlichen Prozess. Die beiden regulären Inseln, die nach der Bifurkation des Fixpunktes (π, 0) entstehen sind ebenfalls in den Bereichen p < 0 bzw. p > 0 lokalisiert. Befindet sich das System in einem solchen Zustand, so sind auch hier die Tunnel-Oszillationen nicht mehr möglich und das Kondensat ist in einer der Potentialmulden gefangen. Man kann deshalb auch in diesem Fall von self-trapping-Zuständen sprechen. Dieser Effekt ist in Abbildung 2.2 deutlich zu erkennen. Während für c = 1 eine Oszillation zwischen +p0 und −p0 stattfindet ist das System für c = 2 in der Regulären Insel um den Fixpunkt mit q < 0 und p < 0 gefangen. Bei der Betrachtung der Dynamik des Vielteilchensystems in Kapitel 4 werden die self-trapping-Zustände nochmals eine Rolle spielen. 2.3.3 Fixpunkte der Abbildung - Linearisierung Anhand von Abb. 2.1 ist gut zu erkennen, dass die Abbildung (2.37) zwei offensichtliche Fixpunkte besitzt, von denen im linearen Fall, c ≡ 0, einer bei x = (q, p) = (0, sε/ω) und einer bei (π, −sε/ω) liegt. Um Aussagen über deren dynamische Stabilität sowie das Verhalten der Abbildung in einer kleinen Umgebung um diese Fixpunkte treffen zu 20 Beschreibung im mean-field 0.5 p/(N+1) 0.25 0 !0.25 !0.5 0 20 40 60 80 100 t/# 120 140 160 180 200 Abbildung 2.2: Zeitlicher Verlauf von p/(N + 1) für die Parameter τ = 1, v = 1 und ε = 0 über 200 Kickperioden; Startvektor der Propagation (q0 , p0 ) = (−2.35, −0.417(N + 1)), − c = 1, − c = 2 können, entwickeln wir die Hamiltonfunktion (2.23) für c ≡ 0 um die Fixpunkte. Sei x0 einer der Fixpunkte, dann gilt grad H(x0 ) = 0. Die Linearisierung HL (x) hat damit die Form ; , 1+ HL (x) = const. + (x − x0 );D 2 H(x0 )(x − x0 ) , (2.39) 2 wobei D 2 H(x) die Hessematrix ist. Die Bewegungsgleichungen sind nun gekoppelte lineare Differentialgleichungen, die leicht gelöst werden können. Es zeigt sich, dass die Hessema∂2H ∂2H = ∂q∂p = 0. Damit erhält man dann trix in den Fixpunkten diagonal ist, es gilt also ∂p∂q x(t) = RL (x − x0 ) + x0 als Lösung, wobei ) * ω̃ cos ω̃t sin ω̃t Q RL (t) = , (2.40) −Q sin ω̃t cos ω̃t ω̃ Q= ∂ 2 H ;; , ∂q 2 x0 P = ∂ 2 H ;; ∂p2 x0 und ω̃ 2 = QP ist. Nun muss noch c = c(t) berücksichtigt werden. Entwickelt man H für c = const. 2 so ändert sich lediglich ∂∂pH2 = P − 2c. Wird die Nichtlinearität nun gemäß c(t) = < cτ n∈ δ(t − nτ ) periodisch eingeschaltet, läßt sich dies durch eine Matrixmultiplikation zu den Zeitpunkten t = nτ mit der Matrix ) * 1 −2cτ KL = (2.41) 0 1 beschreiben. Das Ergebnis ist erneut eine diskrete iterierte Abbildung xn+1 = KL RL (τ )(xn − x0 ) + KL x0 , (2.42) mit xn = x(nτ + 0), welche die Abbildung (2.37) bzw. (2.48) in einer kleinen Umgebung um die beiden Fixpunkte (0, sε/ω) und (π, −sε/ω) approximiert. 2.3. Das gekickte System 2.3.4 21 Stabilität der Fixpunkte Mit Hilfe der linearisierten Abbildung (2.42) kann nun die Stabilität der beiden Fixpunkte untersucht werden [45]. Hierzu genügt es, die Matrix L = KL RL zu untersuchen. Sie hat die Struktur ) * 2 ζ − 2cη − Aω̃ 2 η − 2cζ L= , (2.43) η ζ sin ω̃τ und ζ = cos ω̃τ . Für die Eigenwerte λ± von L gilt der Zusammenhang mit η = − Q ω̃ > 5 1= 2 Sp L ± (Sp L) − 4 det L (2.44) λ± = 2 wobei hier det L = 1 und Sp L = 2(ζ − cη) ist; die Abbildung ist also flächentreu und es gilt λ+ λ− = 1. Die Stabilität des Fixpunktes kann also lediglich von Sp L abhängen. Tatsächlich kann man zwei Fälle unterscheiden: • |Sp L| > 2: Beide Eigenwerte sind reell und können in der Form ? falls Sp L > 2 e±ξ λ± = ∓ξ falls Sp L < 2 −e mit dem Stabilitätsexponenten ξ geschrieben werden. Die beiden Eigenvektoren x± von L zeigen dann in die stabile bzw. nicht stabile Richtung der Abbildung und es handelt sich um einen instabilen hyperbolischen Fixpunkt. • |Sp L| < 2: Die beiden Eigenwerte sind in diesem Fall komplex konjugiert und können in der Form λ± = e±iχ geschrieben werden, wobei χ der sogenannte Stabilitätswinkel ist. Man kann zeigen, dass in diesem Fall die Bildpunkte xn = Ln x0 auf einer Ellipse liegen; es handelt sich somit um einen stabilen elliptischen Fixpunkt. Die Fixpunkte sind demnach stabil, falls |Sp L| < 2 gilt (wie wir später sehen werden gibt es in diesem Bereich allerdings Stellen, an denen keine Aussage über die Stabilität möglich ist). In unserem konkreten Fall ergeben sich somit folgende Kriterien für die Stabilität der Fixpunkte in Abhängigkeit von der Nichtlinearität c: Sp L < 2 Sp L > −2 ⇔ ⇔ ζ −1 η ζ −1 c > η ζ +1 c > η ζ +1 c < η c < für η > 0 für η < 0 für η > 0 (2.45) für η < 0. Wir sind nun also in der Lage bei gegebenen Parametern v, ε und τ den Stabilitätsbereich für die Fixpunkte der Abbildung in Abhängigkeit von c anzugeben. Als Beispiel betrachten 22 Beschreibung im mean-field 6 5 T/" 4 3 2 1 0 !1 !0.5 0 q/" 0.5 1 Abbildung 2.3: Umlaufperioden T der Bahnen die durch den Punkt (q, p) = (q, 0) im Phasenraum verlaufen; numerische Werte für ε = 0, v = 1, c(N + 1) = 0 •, 0.5 •, 1 •, 1.5 •; die Verbindungslinien dienen nur der Veranschaulichung. wir den Fall τ = 1, ε = 0 und v = 1. Hier ergibt sich nach den Kriterien Stabilität des Fixpunktes (q, p) = (0, 0) für c(N + 1) ∈ (−1.092, 3.661). Der Fixpunkt (π, 0) ist für c(N + 1) ∈ (−3.661, 1.092) stabil. Beim Überschreiten des Stabilitätsbereiches treten Bifurkationen der Fixpunkte auf (siehe Abb. 2.1). Wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden, können jedoch auch innerhalb des Stabilitätsbereiches Bifurkationen auftreten. 2.3.5 Umlauffrequenzen Für jede periodische Bahn im Phasenraum kann die Umlauffrequenz Ω des Zustandsvektors bestimmt werden. Im linearen Fall kann diese analytisch berechnet werden; sie ist für √ 2 2 alle Bahnen konstant und beträgt gerade Ω = ω = ε + v . Im nichtlinearen Fall trifft dies nicht mehr zu. Die Frequenzen können jedoch für jede Bahn numerisch bestimmt werden. In Abb. 2.3 ist die numerisch bestimmte Umlaufperiode T für eine Bahn, die durch den Punkt (q, p) = (q, 0) im Phasenraum verläuft, gegen q aufgetragen. Für c = 0 haben alle Bahnen dieselbe Periode T = 2π. Im Fall c *= 0 verhält sich dies anders: Ist |q| klein, so werden die Perioden mit steigendem c kürzer. Für |q| = π wird T mit wachsendem c größer. Ab einem Wert von c = 1.092/2s strebt T für |q| → π gegen unendlich. Um dieses Verhalten zu verstehen betrachten wir die Linearisierung aus Abschnitt 2.3.3. In der Nähe der Fixpunkte können die Frequenzen auch mit Hilfe der linearisierten Abbildung berechnet werden. Die beiden Eigenwerte von L können im Falle eines elliptischen Fixpunktes in der Form λ± = e±iζ geschrieben werden. Hierbei ist Ω = ζ gerade die gesuchte Frequenz in der Nähe des Fixpunktes. Für Ω gilt deshalb die Beziehung cos Ω = Sp L . 2 (2.46) Die Frequenzen, und damit auch die Umlaufperioden T = 2π/Ω, hängen also auch von der Stärke der Nichtlinearität c ab. Nimmt die Periode T einen ganzzahligen Wert an, so 2.3. Das gekickte System 23 40 6 30 T T 5 4 10 3 2 20 0 0 2 c(N+1) 4 0 0.5 c(N+1) 1 Abbildung 2.4: Umlaufperiode T in der Nähe der Fixpunkte (q, p) = (0, 0) (links) und (π, 0) (rechts); ε = 0, v = 1. kommt es zu Aufspaltungen dieser Bahn. Das sogenannte Residuum [45] 1 R = (2 − Sp L) 4 (2.47) eines Fixpunktes gibt Aufschluss darüber, wann dies geschieht. Wie in [45] gezeigt handelt es sich für 0 < R < 1 um einen stabilen elliptischen Fixpunkt; für die kritischen Werte R = 0, 1, 1/2, 3/4 ist mit Hilfe der linearisierten Abbildung keine Aussage über die Stabilität des Fixpunktes möglich. Genau an diesen Stellen wird die Periode T ganzzahlig und Bifurkationen treten ein. Für den Beispielfall ε = 0 und v = 1 ergibt sich für R = 1/2 die Periode T = 4 und für R = 3/4 der Wert T = 3. Das Verhalten der beiden Fixpunkte ist auch anhand von Abb. 2.4 zu verstehen. Für c = 0 haben alle Bahnen die Periode T = 2π. Steigt die Nichtlinearität c an, so nimmt die Periode von Bahnen in der Nähe des Fixpunktes (q, p) = (0, 0) kontinuierlich ab. Die Periode T = 2 wird genau an der oberen Grenze des Stabilitätsbereiches, also bei c(N + 1) = 3.661 erreicht. Hier wird die Bahn instabil, und es kommt zur Bifurkation des Fixpunktes. Das Verhalten in der Nähe des zweiten Fixpunktes (π, 0) ist anderer Art. Hier steigt die Periode mit zunehmender Nichtlinearität kontinuierlich an und strebt schließlich, wenn sich c der oberen Grenze des Stabilitätsbereiches (c(N + 1) = 1.092) nähert, gegen unendlich. Auch hier kommt es am Rande des Stabilitätsbereiches zur Bifurkation. 2.3.6 Dynamik - ein wenig Numerik Anstatt die Bewegungsgleichungen (2.32) zu lösen, kann auch der Hamiltonoperator (2.27) zur Untersuchung der Dynamik herangezogen werden. Die Zeitentwicklung gekickter Systeme kann aufgrund der Periodizität H(t + τ ) = H(t) mit Hilfe des Floquet-Operators F (t) = U(t + τ, t), also dem Propagator über eine Periode, beschrieben werden. Mit F = U(τ, 0), dem Floquet-Operator von unmittelbar nach einem Kick bis unmittelbar 24 Beschreibung im mean-field nach dem darauffolgenden, erhält man die rekursive Abbildung Ψn+1 = F Ψn (2.48) für den Zustandsvektor Ψn = Ψ(nτ + 0). Für alle Zeiten t mit nτ ≤ t < (n + 1)τ , n ∈ handelt es sich um ein lineares Zweiniveausystem, das durch den Hamiltonoperator H0 beschrieben wird. Die Zeitentwicklung ist dann durch U0 (t) = e−iH0 t gegeben. Zu den Zeitpunkten t = nτ kommt jedoch der nichtlineare Term V des Hamiltonoperators zum Tragen. Formal kann die Lösung der Schrödingergleichung mit zeitabhängigem Hamiltonoperator ∂ i Ψ(t) = H(t)Ψ(t) (2.49) ∂t für t > 0 in der Form U(t, 0)Ψ(0) mit dem Propagator #A @ " ! t " " H(t )dt U(t, 0) = T exp −i (2.50) 0 geschrieben werden, wobei der Operator T gemäß ? A(t1 )B(t2 ) für t1 > t2 T [A(t1 )B(t2 )] = B(t2 )A(t1 ) für t2 > t1 (2.51) für die richtige Zeitordnung sorgt. In unserem Fall ergibt sich mit (2.50) und t = τ für den Floquet-Operator insgesamt F = e−icV τ e−iH0 τ . (2.52) Aufgrund der periodischen δ-Kicks faktorisiert F , so dass nicht mehr zu erkennen ist, welcher der beiden Terme der ursprünglich gekickte war. Kickt man anstatt des nichtlinearen Terms den linearen, so führt dies demnach zu derselben Zeitentwicklung. Die experimentell schwer zu realisierende δ-förmige Zeitabhängigkeit erleichtert demnach die theoretische Untersuchung des Systems, da der Floquetoperator eine besonders einfache Struktur aufweist. In Matrixschreibweise nimmt der Floquet-Operator die Gestalt ) *) * c e−i 2 κτ cos ω2 τ − i ωε sin ω2 τ 0 −i ωv sin ω2 τ F = (2.53) c cos ω2 τ + i ωε sin ω2 τ 0 ei 2 κτ −i ωv sin ω2 τ an. Um die Dynamik des Systems zu veranschaulichen, können nun wiederum stroboskopische Poincaréschnitte angefertigt und im klassischen Phasenraum dargestellt werden. Das Ergebnis ist identisch mit Abbildung 2.1. Auch für den Blochvektor s erhält man als Lösung der Gleichungen (2.31) eine iterierte Abbildung von Kick zu Kick der Form sn+1 = F sn = K(τ )R(τ )sn , (2.54) 2.3. Das gekickte System 25 Abbildung 2.5: Stroboskopische Poincaréschnitte der Dynamik des Blochvektors s, für ε = 0, v = 1, τ = 1 und a) c(N + 1) = 0, b) c(N + 1) = 1.1, c) c(N + 1) = 1.8 bzw. d) c(N + 1) = 3.5 wobei F = K(τ )R(τ ) der Floquetoperator für s ist. Hierbei beschreibt die Drehmatrix R(τ ) = v2 ω2 εv ω2 ε2 ω2 cos ωτ − ωε sin ωτ ε sin ωτ cos ωτ ω v (1 − cos ωτ) ω sin ωτ + (1 − cos ωτ ) − ωv sin ωτ ε2 v2 + ω2 cos ωτ ω2 εv ω2 (2.55) eine Drehung mit der Achse (v/ω, 0, ε/ω) um den Winkel ωτ . K(τ ) kann formal als (3×3)Matrix der Gestalt cos 2csz τ sin 2csz τ 0 K(τ ) = − sin 2csz τ cos 2csz τ 0 (2.56) 0 0 1 26 Beschreibung im mean-field geschrieben werden. Hier ist der Effekt der Kicks, nämlich die Drehung um die σz -Achse um einen Winkel proportional zu sz , nochmals deutlich sichtbar. Die Kicks führen demnach zu einer Torsion entlang der σz -Achse. Stellt man diese Abbildung graphisch dar, so entspricht das einer Projektion der stroboskopischen Poincaréschnitte auf die Sphäre mit Radius s. Für einige Werte von c ist dies in Abb. 2.5 dargestellt. Es ist gut zu erkennen, dass die reine Rotation um die σx -Achse für c = 0 mit zunehmender Nichtlinearität von einer zusätzlichen Drehung um die σz -Achse überlagert wird. Wir wollen nun den zeitlichen Verlauf der Dynamik während einer Kickperiode genauer betrachten. In Abbildung 2.6 ist dies für einen Fixpunkt und die Parameter ε = 0, v = 1, τ = 1 und c = 2 gezeigt. In rot dargestellt ist die Drehung R(τ ) um die σx -Achse, in grün Abbildung 2.6: Verlauf der Dynamik während einer Kickperiode für einen Fixpunkt von F und die Parameter ε = 0, v = 1, τ = 1 und c = 2; • Drehung R(τ ), • Torsion K(τ ). die Torsion“ K(τ ). Für einen Fixpunkt von F , wie in der Abbildung dargestellt, führt ” K(τ ) wieder zum Ausgangspunkt zurück. 2.3.7 Symmetrien und Fixpunkte Um die Eigenzustände des Floquetoperators zu bestimmen kann z.B. die Darstellung für den Blochvektor verwendet werden. Gilt F s = s, so ist s ebenfalls Eigenzustand von F −1 . Aufgrund des nichtlinearen Terms K ist F −1 besser geschlossen darstellbar, weswegen die Diskussion für diesen Operator fortgesetzt wird. Es gilt F −1 s = R−1 K −1 s = s ⇔ K −1 s = Rs (2.57) 2.3. Das gekickte System 27 was sich in Form der drei Gleichungen A @ v2 0 = sx cos ωτ − cos 2csz τ + 2 (1 − cos ωτ) (2.58) ω % $ εv ε +sy sin 2csz τ − sin ωτ + sz 2 (1 − cos ωτ ) ω ω % $ε v 0 = sx sin ωτ − sin 2csz τ + sy (cos ωτ − cos 2csz τ ) − sz sin ωτ (2.59) ω ω A @ ε2 εv v 0 = sx 2 (1 − cos ωτ ) + sy sin ωτ + sz cos ωτ − 1 + 2 (1 − cos ωτ ) (2.60) ω ω ω darstellen läßt, die nun numerisch auszuwerten wären. Das System weist jedoch Symmetrien auf, und es läßt sich zeigen, dass die Fixpunkte stets auf den Symmetrielinien zu finden sind. Um dies genauer zu untersuchen definieren wir zunächst Operatoren Mj , die eine Achse σj an der dazu senkrechten Ebene spiegeln, so dass Mj σj = −σj und Mj σk = σk für j, k = x, y, z, j *= k gilt. Nun können wir den Operator Ty gemäß Ty = My R (2.61) definieren. Ty ist eine Drehspiegelung und besitzt deshalb die Eigenschaften Ty2 = , det(Ty ) = −1. (2.62) Wegen Ty F −1 Ty = My RR−1 K −1 My R = My K −1 My R = KR = F (2.63) ist Ty die Zeitumkehr für den Floquetoperator F . Für die Fixpunkte von Ty gilt Ty s = My Rs = s ⇔ Rs = My s, (2.64) was sich wiederum in Form von drei Gleichungen @ A v2 ε εv sx cos ωτ − 1 + 2 (1 − cos ωτ ) − sy sin ωτ + sz 2 (1 − cos ωτ ) = 0 ω ω ω ε v sx sin ωτ + sy (1 + cos ωτ) − sz sin ωτ = 0 ω ω A @ εv v ε2 sx 2 (1 − cos ωτ ) + sy sin ωτ + sz cos ωτ − 1 + 2 (1 − cos ωτ ) = 0 ω ω ω darstellen läßt. Dieses Gleichungssystem wird von all jenen Punkten s gelöst, welche die Relation ε ω ωτ (2.65) sz = sx + sy cot v v 2 erfüllen und demnach auf einer Ebene liegen. Da der Blochvektor darüber hinaus auf der Sphäre mit Radius s liegt, bilden die Fixpunkte von Ty eine Ty -Symmetrielinie, nämlich den Schnittkreis der Ebene (2.65) mit der Blochkugel s2 = s2 . Man stellt durch Umformungen fest, dass die Gleichung (2.60) mit (2.65) identisch ist; die Fixpunkte von F liegen also alle auf der Ty -Symmetrielinie. In Abbildung 2.7 ist der klassische Phasenraum 28 Beschreibung im mean-field Abbildung 2.7: − Poincaréschnitte der Dynamik für ε = 1, v = 1, τ = 1 und c(N + 1) = 1.1; − Ty -Symmetrielinie; die Abbildungen zeigen die beiden Seiten der Blochkugel für die Parameter ε = 1, v = 1, τ = 1 und c(N + 1) = 1.1 dargestellt. Die rote linie kennzeichnet die Ty -Symmetrielinie. Weitere Symmetrien treten auf, wenn man den Parameter ε = 0 setzt. Dieser Spezialfall wird im Folgenden näher betrachtet werden. Die Fixpunktgleichungen (2.58) gehen dann in die einfacheren Gleichungen sx cos 2csz τ − sy sin 2csz τ = sx (sx sin 2csz τ + sy cos 2csz τ ) cos vτ + sz sin vτ = sy − (sx sin 2csz τ + sy cos 2csz τ ) sin vτ + sz cos vτ = sz (2.66) (2.67) (2.68) über. Es ist zu erkennen, dass die beiden Punkte sy = sz = 0, sx = ±s in diesem Fall für beliebige Werte von c Fixpunkte der Abbildung sind. Für größere Werte von c kommt es – wie bereits beschrieben – zu Bifurkationen und es entstehen neue Fixpunkte, die sich mit Hilfe der Gleichungen sx = −sy cot (2cksy ) sz = ksy s2 sin 2 (cksy ) 2 sy = 1 + k 2 sin 2 (cksy ) (2.69) (2.70) (2.71) bestimmen lassen; hierbei wurde der Parameter k = cot vτ2 eingeführt. Wiederum liegen die Fixpunkte auf der Ty -Symmetrielinie, die jetzt der Schnittkreis der Ebene $v % (2.72) sy = sz tan τ 2 mit der Blochkugel ist. Sämtliche Fixpunkte liegen also auf einem Großkreis, der durch eine Drehung um die σx -Achse um den Winkel −v/2 aus dem Großkreis in der σx -σz -Ebene hervorgeht. 2.3. Das gekickte System 29 Abbildung 2.8: − Poincaréschnitte der Dynamik für ε = 0, v = 1, τ = 1 und c(N + 1) = 1.1; − Ty -Symmetrielinie; die Abbildungen zeigen die beiden Seiten der Blochkugel Die zusätzliche Symmetrie im Fall ε = 0 zeigt sich in der Invarianz unter der Drehung um die σx -Achse um den Winkel π, was anhand von Abbildung 2.8 zu erkennen ist. Dies hängt mit dem Auftreten einer zweiten Zeitumkehrsymmetrie bezüglich des Operators Tz zusammen. Völlig analog zum Operator Ty kann auch Tz gemäß Tz = Mz R (2.73) eingeführt werden; Mz ist hierbei die entsprechende Spiegelung der σz -Komponente. Tz besitzt dieselben Eigenschaften wie Ty , nämlich Tz2 = , det(Tz ) = −1, Tz F −1 Tz = F. (2.74) Die Fixpunkte von Tz liegen in der Ebene sy = − sz tan v2 τ (2.75) und die Tz -Symmetrielinie ist somit der Großkreis senkrecht zur Ty -Symmetrielinie. Dass im Falle ε = 0 zwei Zeitumkehroperatoren für den Floquetoperator existieren, läßt sich ausnutzen, um einen Operator zu konstruieren unter dem der Floquetoperator invariant ist. So gilt Ty Tz F Tz Ty = Ty F −1 Ty = F (2.76) und F ist invariant unter der Transformation Ty Tz . Betrachtet man diesen Operator etwas näher so stellt man fest, dass Ty Tz = Tz Ty = My Mz = Rx (π) (2.77) gilt. Der Floquetoperator ist demnach invariant bezüglich einer Drehung um den Winkel π um die σx -Achse, was sich durch die Beziehung Rx (π)F Rx (π) = F (2.78) 30 Beschreibung im mean-field Abbildung 2.9: − Poincaréschnitte der Dynamik für ε = 0, v = 1, τ = 1 und c(N + 1) = 1.8; − Ty -Symmetrielinie, links: Halbkugel mit sx > 0, rechts: Halbkugel mit sx < 0 ausdrücken läßt. Die ganze Dynamik und damit auch die stroboskopischen Poincaréschnitte zeigen diese Symmetrie. Dies bedeutet insbesondere, dass zu jedem Fixpunkt s+ des Floquetoperators ein weiterer Zwillingsfixpunkt s− = Rx (π)s+ existiert, der gerade das Bild von s+ unter der Drehung Rx (π) ist. Dies ist an Abb. 2.9 besonders gut zu erkennen. Im rechten Teil der Abbildung sind die regulären Inseln um die beiden Fixpunkte s± zu sehen, die den self-trapping-Zuständen des nicht gekickten Systems entsprechen. Zusammenfassung Wir haben uns nun ein Bild von der Dynamik des mean-field -Systems gemacht. Unser System kann demnach auf ein klassisches nichtlineares System abgebildet werden, welches sowohl reguläre als auch chaotische Dynamik aufweist, je nach Stärke der Wechselwirkung c. Darüber hinaus haben wir uns mit den Fixpunkten und Symmetrien beschäftigt. Die Fixpunkte können wir numerisch berechnen und mit Hilfe einer linearisierten Abbildung der Dynamik auf ihre Stabilität untersuchen. Im allgemeinen Fall besitzt das System eine Zeitumkehr-Symmetrie Ty ; für dem Spezialfall ε = 0 kommt eine weitere Zeitumkehrsymmetrie Tz hinzu. Diese beiden Symmetrien bewirken wiederum eine räumliche Symmetrie und zwar die Invarianz unter einer Drehung um den Winkel π um die σx -Achse. Wie beim nicht gekickten System tritt auch beim gekickten ebenfalls ein self-trappingEffekt ein. Das Kondensat ist dann in einer der beiden Potentialmulden gefangen. Wie sich das volle N-Teilchen-System verhält, wollen wir nun im Folgenden betrachten. Kapitel 3 Das Vielteilchensystem Die Dynamik des mean-field -Systems ist, wie wir gesehen haben, je nach Stärke der nichtlinearen Wechselwirkung mehr oder weniger stark von Chaos geprägt. Mit steigender Nichtlinearität c kommt es sukzessive zu Bifurkationen der Fixpunkte. Schließlich breitet sich ein chaotischer See mehr und mehr auf Kosten kleiner Inseln regulärerer Dynamik aus und erfüllt letztlich praktisch den gesamten Phasenraum. Das quantenmechanische Vielteilchensystem, das den Ausgangspunkt unserer Überlegungen bildete, kann aufgrund der Linearität der Quantenmechanik selbstverständlich kein solches Chaos hervorbringen; deshalb ist es interessant die beiden Systeme gegenüberzustellen. Dazu ist jedoch noch einige Vorarbeit nötig, die wir in diesem Kapitel leisten werden. Das gekickte BEC in einem Doppelmuldenpotential wird im Vielteilchenbild durch einen Hamiltonoperator der Form ( H(t) = H0 + cτ V δ(t − nτ ) = H0 + c(t)V (3.1) n∈ mit H0 = vLx + εLz und V = −L2z (3.2) beschrieben. Auch hier läßt sich wiederum ein Floquetoperator F und damit eine iterative Abbildung einführen. Die Eigenschaften von F und die Symmetrien dieser Abbildung sollen im Folgenden untersucht werden. 3.1 Eine geeignete Basis Um die Dynamik näher zu untersuchen ist es sinnvoll, den Hamiltonoperator bzw. den Floquetoperator in einer geeigneten Basis darzustellen. Zunächst bietet sich dafür die Besetzungszahl- bzw. Fock-Basis an. Da das System die Teilchenzahl erhält, ist der entsprechende Hilbertraum bei N Teilchen (N + 1)-dimensional. Die Basiszustände ergeben sich in diesem Fall aus dem Vakuumzustand |0, 0., also dem Zustand, in dem in keiner der beiden Mulden ein Teilchen ist, mit Hilfe der Erzeuger und Vernichter gemäß 1 n N −n |n. = |n, N − n. = 5 (a†1 ) (a†2 ) |0, 0. , (3.3) n!(N − n)! 32 Das Vielteilchensystem mit n = 0, 1, . . . , N. Die Matrixelemente der Drehimpulsoperatoren berechnen sich in dieser Basis zu -j| Lx |k. = λk δj,k+1 + λj δj+1,k -j| Ly |k. = −iλk δj,k+1 + iλj δj+1,k # " N δj,k , k− -j| Lz |k. = 2 (3.4) 5 wobei λk = 12 (k + 1)(N − k) ist. Lx und Ly haben demnach nur Einträge auf den Nebendiagonalen, und Lz ist diagonal. Der Operator L2 hängt nur von der Teilchenzahl ab und vertauscht mit Lz . Die Zustände |n. sind also gleichzeitig Eigenzustände von L2 und Lz , # " N N 2 + 1 |n. (3.5) L |n. = 2 2 " # N Lz |n. = n− |n. , (3.6) 2 und somit äquivalent zur üblichen Drehimpulsbasis |l, m. mit den Quantenzahlen l = N/2 und m = n − N/2. Für den Vergleich mit der mean-field -Dynamik ist jedoch die Beschreibung in der Basis der kohärenten Drehimpulszustände besser geeignet. Diese sind gemäß [46, 47] |ϑ, ϕ. = R(ϑ, ϕ) |N. (3.7) definiert und gehen durch die Drehung R(ϑ, ϕ) = eiϑ(Lx sin ϕ−Ly cos ϕ) aus dem Zustand |N. hervor; ϑ ∈ [0, π] und ϕ ∈ [−π, π) sind hierbei Polar- bzw. Azimutalwinkel. Dem Zustand |N. entspricht im mean-field -System der Nordpol der Blochkugel. Die kohärenten Zustände bilden eine übervollständige Basis des Hilbertraumes. Entwickelt man sie in der Besetzungszahlbasis, so erhält man die Darstellung 8" # " # " # N ( N ϑ ϑ i(N −n)ϕ n N −n cos sin e |n. . (3.8) |ϑ, ϕ. = n 2 2 n=0 < Mit Hilfe der Vollständigkeitsrelation n |n. -n| = für die Fockzustände folgt dann für die kohärenten Zustände |ϑ, ϕ. die Beziehung [46] ! dΩ |ϑ, ϕ. -ϑ, ϕ| = . (3.9) (N + 1) S 2 4π Demnach kann jeder beliebige Zustand auch in kohärente Zustände entwickelt werden. Für zwei kohärente Zustände |ϑ, ϕ. und |ϑ" , ϕ" . gilt außerdem [46] @ " # " # " " ; " ", + ϑ − ϑ ϕ − ϕ ! )N/2 i(ϕ−ϕ = e cos ϑ, ϕ;ϑ , ϕ cos 2 2 # " #AN " ϕ − ϕ" ϑ + ϑ" sin , (3.10) −i cos 2 2 3.1. Eine geeignete Basis 33 ; + , und damit insbesondere ϑ, ϕ;ϑ, ϕ = 1. Für die Erwartungswerte der Drehimpulsoperatoren in einem kohärenten Zustand -Lj . = -ϑ, ϕ| Lj |ϑ, ϕ., j = x, y, z gilt N sin ϑ cos ϕ 2 N sin ϑ sin ϕ -Ly . = 2 N cos ϑ. -Lz . = 2 -Lx . = (3.11) Der Vektor -L. = (-Lx . , -Ly . , -Lz .) liegt demzufolge auf einer Kugel mit dem Radius N/2. Die Zustände |ϑ, ϕ. haben darüber hinaus die Eigenschaft, solche geringster Unschärfe im Bezug auf die Ausrichtung des Drehimpulses zu sein. Um dies zu sehen, betrachtet man die gedrehten Drehumpulsoperatoren R(ϑ, ϕ)Lj R−1 (ϑ, ϕ) = L"j , j = x, y, z. Diese erfüllen wie die Drehimpulsoperatoren selbst Vertauschungsrelationen der Form [L"i , L"j ] = iL"k , sowie eine Unschärferelation der Form + "2 , + "2 , 1 " 2 Li Lj ≥ -Lk . 4 mit i, j, k zyklisch. (3.12) Bei dieser Unschärferelation für die Orientierung des Drehimpulses ist das Gleichheitszeichen gerade für die kohärenten Zustände erfüllt. Für die Varianz des Drehimpulses ergibt sich nach kurzer Rechnung 13 1 24 2 -ϑ, ϕ| L = , |ϑ, ϕ. − -ϑ, ϕ| L |ϑ, ϕ. 2 l l (3.13) unabhängig von ϑ und ϕ. Für den späteren Vergleich mit der Dynamik des mean-field Systems bietet sich der normierte Erwartungswert des Drehimpulses an. Man identifiziert hierzu die Größe x = (2/N) -L., die im Fall der kohärenten Zustände auf der Einheitssphäre S 2 ( 3 ) liegt, mit dem normierten Blochvektor s/s = n. Um die Varianz (3.13) aufgrund der Unschärfe zu berücksichtigen, kann man mit x auch einen Raumwinkel ∆Ω = 2/N in der Richtung (ϑ, ϕ) assoziieren, der im Grenzwert für große N auf einen Punkt zusammenschrumpft. Im Allgemeinen, wenn es sich nicht um den Erwartungswert in einem kohärenten Zustand handelt, liegt x innerhalb der Blochkugel. Möchte man die kanonischen Variablen des äquivalenten Hamiltonschen Systems oder die meanfield -Wellenfunktionen ebenfalls in Kugelkoordinaten ausdrücken, so benötigt man die Beziehungen q = ϕ, p= √ N +1 ϑ cos ϑ bzw. ψ1 = N + 1e−iϕ cos , 2 2 ψ2 = √ ϑ N + 1 sin . (3.14) 2 34 3.2 3.2.1 Das Vielteilchensystem Der Floquetoperator Eine rekursive Abbildung Der Hamiltonoperator (3.1) ist zeitlich periodisch H(t + τ ) = H(t). (3.15) Wir definieren nun analog zu unserem Vorgehen in Kapitel 2 einen Floquetoperator gemäß #A @ " ! t+τ " " H(t )dt , (3.16) F (t) = T exp −i t wobei T der Zeitordnungsoperator ist. Aufgrund der δ-Wechselwirkung faktorisiert F und nimmt die Gestalt (3.17) F = F (0) = e−icV τ e−iH0 τ an. Wie bereits im mean-field -Fall, induziert auch hier der Floquetoperator eine diskrete rekursive Abbildung, die sich im Heisenbergbild für einen Operator A(t) in der Form An+1 = F † An F (3.18) schreiben läßt, wobei An = A(nτ + 0) ist. Für uns ist die Zeitentwicklung des Vektors -L., also des Erwartungswertes des Drehimpulses, von besonderem Interesse, denn die Dynamik dieses Vektors läßt sich anschließend mit der mean-field -Dynamik des Blochvektors am besten vergleichen. Um die Zeitentwicklung zu berechnen, sind die Ausdrücke F † Lj F , j = x, y, z, auszuwerten. Hierbei nützlich ist das folgende Theorem 1. Seien A, B zwei Operatoren mit [A, B] *= 0 und ξ ∈ gilt [48] eξA Be−ξA = B + ξ[A, B] + ein Parameter, dann ξ3 ξ2 [A, [A, B]] + [A, [A, [A, B]]] + . . . . 2! 3! (3.19) Die Berechnung von F + Lj F kann in zwei Schritten erfolgen. Mit Hilfe von Theorem 1 kann man die Größen eiH0 τ Lj e−iH0 τ berechnen und erhält " 2 # v ε2 ε εv iH0 τ −iH0 τ Lx e = + 2 cos ωτ Lx − sin ωτ Ly + 2 (1 − cos ωτ) Lz e 2 ω ω ω ω ε v eiH0 τ Ly e−iH0 τ = (3.20) sin ωτ Lx + cos ωτ Ly − sin ωτ Lz ω ω " 2 # ε εv v v2 iH0 τ −iH0 τ Lz e = (1 − cos ωτ ) Lx + sin ωτ Ly + + cos ωτ Lz , e ω2 ω ω2 ω2 mit H0 = vLx + εLz und V = −L2z . Dies kann mit der Matrix (2.55) auch verkürzt in der Form eiH0 τ Le−iH0 τ = R(τ )L (3.21) 3.2. Der Floquetoperator 35 geschrieben werden. Der quantenmechanische Drehimpuls wird demnach durch den linearen Term des Hamiltonoperators von Kick zu Kick in der gleichen Weise transformiert wie der Blochvektor in der mean-field -Näherung. Analog kann man nun die Größen eicV τ Lj e−icV τ berechnen. Mit den üblichen Bezeichnungen L+ = Lx + iLy und L− = Lx − iLy ergibt sich dann eicV Lx e−icV eicV Ly e−icV eicV Lz e−icV 4 13 L+ e−ic(1+2Lz ) + L− eic(1+2Lz ) 2 4 13 L+ e−ic(1+2Lz ) − L− eic(1+2Lz ) = 2i = Lz . = (3.22) Die Gleichungen (3.20) liefern dann zusammen mit (3.22) eine analytische Vorschrift für die Rekursion $ % (n+1) (n) (n) = F † Lj F = eiH0 τ eicV τ Lj e−icV τ e−iH0 τ (3.23) Lj der Drehimpulsoperatoren. Für den Fall ε = 0 vereinfachen sich die Gleichungen zu : 19 (Lx + i(Ly cos vτ − Lz sin vτ )) e−ic(1+2Ly sin vτ +2Lz cos vτ ) 2 + h.c. 9 : 1 (Lx + i(Ly cos vτ − Lz sin vτ )) e−ic(1+2Ly sin vτ +2Lz cos vτ ) F † Ly F = 2i + h.c. F † Lz F = Ly sin vτ + Lz cos vτ . F † Lx F = 3.2.2 (3.24) Floquet-Zustände und Quasienergien Der Floquetoperator (3.17) ist definitionsgemäß unitär. Aus diesem Grund läßt sich die Eigenwertgleichung folgendermaßen formulieren: F (t)ψκ (t) = e−i+κτ ψκ (t). (3.25) Die Eigenwerte von F bilden ein Orthonormalsystem des Hilbertraumes und es gilt + ; , ψκ ;ψµ = δκ,µ . (3.26) Die reellen Größen 6κ bezeichnet man als Quasienergien. Sie sind das Äquivalent zu den Energien zeitunabhängiger Systeme. Da es sich bei den 6κ im Wesentlichen um eine Phase handelt, sind sie jedoch nur modulo 2π/τ definiert; zu jedem 6κ gehört demnach eine ganze Klasse von Quasienergien {6κ + n2π/τ } mit n ∈ . Aus jeder dieser Klassen läßt sich ein Repräsentant so auswählen, dass er in der ersten Brillouin-Zone, dem Intervall [−π/τ, π/τ ) liegt. Im Folgenden bezeichnen wir der Einfachheit halber diesen Repräsentanten mit 6κ . In Analogie zum Bloch-Theorem für räumlich periodische Systeme wie sie in der 36 Das Vielteilchensystem Festkörperphysik z.B. für Elektronen im Kristallgitter untersucht werden [49, 50], formuliert man für zeitlich periodische Systeme das sogenannte Floquet-Theorem. Danach faktorisieren die Floquet-Eigenzustände gemäß ψκ (t) = e−i+κ t φκ (t) (3.27) in eine Phase und einen zeitlich periodischen Anteil φκ (t + τ ) = φκ (t). (3.28) In der klassischen Mechanik kann man für zeitlich periodische Systeme einen erweiterten Phasenraum einführen in welchem sich das System durch eine zeitunabhängige neue Hamiltonfunktion [51] K(q, p, t" , pt! ) = H(q, p, t" ) + pt! (3.29) beschreiben läßt, wobei hier die Zeit t als zusätzliche Koordinate t" mit dem kanonisch konjugierten Impuls pt! eingeführt wird. Das neue System im erweiterten Phasenraum besitzt somit einen zusätzlichen Freiheitsgrad, ist dafür jedoch zeitunabhängig. Dieses Verfahren läßt sich auf die Quantenmechanik übertragen. Indem man Gleichung (3.29) gemäß der üblichen Ersetzungen quantisiert erhält man den Quasienergieoperator K(t" ) = H(t" ) − i ∂ . ∂t" (3.30) Die Eigenwerte von K sind wegen Gleichung (3.27) und H(t)ψκ (t) = i ∂ ψκ (t) ∂t (3.31) gerade die Quasienergien: " # ∂ K(t)φκ (t) = H(t) − i φκ (t) = 6κ φκ (t). ∂t (3.32) Um wie in der klassischen Mechanik auch hier nur ein zeitunabhängiges System betrachten zu müssen, führen wir nun den erweiterten Hilbertraum K = H ⊗ T ein. H ist hierbei der Hilbertraum, der durch die Eigenwerte von H0 aufgespannt wird, während T der Raum aller periodischen Funktionen mit Periode τ ist. Auf K kann man das Skalarprodukt ! ; + ; , , 1 τ+ ; κµ K = κ(t);µ(t) dt, κ, µ ∈ K (3.33) τ 0 definieren. Das periodische System kann demnach als zeitunabhängiges System in K betrachtet werden. 3.3. Symmetrien 3.3 37 Symmetrien Die Symmetrien, die sich beim mean-field -System offenbarten, haben ihre Entsprechung im vollen Quantensystem. Auch hier sind sie von Interesse und sollen näher betrachtet werden. Bevor wir mit der Zeitumkehrsymmetrie beginnen, führen wir zunächst den Operator der komplexen Konjugation C ein. C ist antilinear und es gilt C(z1 ψ1 (x) + z2 ψ2 (x)) = z1∗ Cψ1 (x) + z2∗ Cψ2 (x), Cψ(x) = ψ ∗ (x) sowie C 2 = ; (3.34) für die Drehimpulsoperatoren gilt insbesondere CLx C = Lx , CLy C = −Ly und CLz C = Lz . (3.35) Im einfachen Fall des Hamiltonoperators eines Teilchens in einem reellen Potential V (x) kehrt die Transformation t" = −t, x" = x, p" = −p L" = −L und ψ " (x) = Cψ(x) (3.36) die Zeitrichtung um. Bei Systemen geladener Teilchen in einem äußeren magnetischen Feld führt diese Transformation jedoch nicht zum Ziel. In unserem konkreten Fall (3.1) handelt es sich gerade um den Hamiltonoperator einer linearen Präzession eines Drehimpulses L z.B. in einem externen magnetischen Feld, der zusätzlich periodisch nichtlineare Kicks erfährt. Die herkömmliche Transformation für die Zeitumkehr (3.36) erfüllt hier demnach nicht ihren Zweck. Auch bei solchen Systemen kann dennoch in manchen Fällen ein Operator für die Zeitumkehr gefunden werden. Ein allgemeiner Zeitumkehroperator T muss antiunitär sein [5], wie sich aus der Struktur der Schrödingergleichung ergibt, d.h. er muss die Beziehung + ; , + ; , T ψ ;T φ = φ;ψ (3.37) erfüllen. Ein antiunitärer Operator kann wiederum als Verkettung eines unitären Operators U mit der komplexen Konjugation C in der Form T = CU (3.38) dargestellt werden. Fordert man darüber hinaus, dass die Wellenfunktion bei zweimaliger Anwendung von T bis auf eine Phase wiederhergestellt wird, so läßt sich zeigen [5], dass T2 = ± (3.39) gelten muss. Im Falle zeitunabhängiger Hamiltonoperatoren H bedeutet ein Vertauschen des Zeitumkehroperators mit H, [H, T ] = 0, Zeitumkehrsymmetrie. Ist der Hamiltonoperator H = H(t) jedoch zeitabhängig, wie in unserem Fall, so muss T H(−t)T −1 = H(t) gefordert werden, um diese Symmetrie zu erreichen. Ist die Zeitabhängigkeit periodisch, so ist es sinnvoll, die T -Symmetrie als Eigenschaft des Floquetoperators in der Form T F T −1 = F † = F −1 (3.40) 38 Das Vielteilchensystem auszudrücken. Umkehren der Zeitrichtung ist gleichbedeutend mit dem Invertieren des Floquetoperators. Wir können nun einen Operator T der Form (3.38) gemäß T = Ce−iH0 τ (3.41) definieren, der die Eigenschaft T 2 = besitzt; für den inversen Operator gilt deshalb T −1 = T . Benutzt man die Identitäten (3.34), so stellt man fest, dass es sich bei dem neu definierten Operator T um einen Zeitumkehroperator für den Floquetoperator handelt: T F T = Ce−iH0 τ e−icV τ e−iH0 τ Ce−iH0 τ = eiH0 τ eicV τ = F −1 . (3.42) Wie man sieht, hängt dies nicht mit der speziellen Gestalt von H0 oder V zusammen. Ein Zeitumkehroperator dieser Art kann demnach für alle gekickten Systeme der Gestalt (3.1) angegeben werden, sofern für H0 und V gleichzeitig eine reelle Darstellung gefunden werden kann. Zieht man sich erneut auf den Fall ε = 0 zurück, können weitere Symmetrien gefunden werden. Bereits das mean-field -System zeigte dann eine Symmetrie bezüglich einer Drehung um π um die x-Achse. Auch dies spiegelt das Quantensystem wider. Der Operator Rx (ϕ) = e−iϕLx beschreibt eine Drehung um den Winkel ϕ um die x-Achse. Der Floquetoperator vertauscht mit der Drehung Rx = Rx (π), [F, Rx ] = 0, (3.43) denn für die Drehimpulsoperatoren gilt Rx Lx Rx = Lx , Rx Ly Rx = −Ly und Rx Lz Rx = −Lz . (3.44) Die Eigenwertgleichung (3.25) kann auch in der Form F |κ. = e−i+κτ |κ. (3.45) mit κ = 1, 2, . . . , N + 1 geschrieben werden. Aufgrund der zusätzlichen Rx -Symmetrie (3.43) lassen sich die N + 1 Floqueteigenzustände nun in zwei Klassen einteilen. Um diese zu charakterisieren, muss man jedoch unterscheiden, ob die Teilchenzahl gerade oder ungerade ist. Zwischen der Teilchenzahl N und der Drehimpulsquantenzahl l besteht, wie wir in Abschnitt 3.1 gesehen haben, der Zusammenhang l= N . 2 (3.46) Betrachten wir zunächst den Fall, dass N gerade ist. Gemäß (3.46) ist die Drehimpulsquantenzahl dann ganzzahlig. Die Drehung Rx = e−iπLx ist hermitesch und es gilt Rx2 = . (3.47) 3.4. Drei Symmetrieklassen 39 Die Eigenwerte von Rx sind demnach ±1. Da F und Rx wegen (3.43) gemeinsame Eigenfunktionen haben, lassen sich die Floqueteigenzustände |κ. in zwei Klassen einteilen; eine ist gerade bezüglich der Drehung Rx , die andere ungerade und es gilt Rx |κ± . = ± |κ± . . (3.48) Wieviele gerade bzw. ungerade Zustände es gibt, hängt wiederum davon ab, ob l gerade oder ungerade ist. Ist l gerade, so existieren l + 1 gerade Zustände und l ungerade; ist l ungerade so ist dies genau umgekehrt, es existieren dann l + 1 ungerade und l gerade Floqueteigenzustände. Ist die Teilchenzahl N ungerade, so verhält sich die Situation ein wenig anders. In diesem Fall ist die Drehimpulsquantenzahl l halbzahlig. Somit gilt Rx2 = − , (3.49) und die Eigenwerte von Rx sind in diesem Fall ±i. Die Floqueteigenzustände |κ. lassen sich wiederum in zwei Klassen einteilen, so dass Rx |κ± . = ±i |κ± . (3.50) gilt. Es gibt in diesem Fall eine gerade Anzahl von Floquetzuständen, von denen (N +1)/2 gerade und ebenso viele ungerade sind. Dank der Rx -Symmetrie kann nun ein zweiter Zeitumkehroperator für F konstruiert werden. Man definiert T̃ = CRx e−iH0 τ = CeiπLx e−ivLx τ (3.51) wobei erneut T̃ 2 = gilt. Mit den Beziehungen (3.35) und (3.44) folgt für T̃ in der Tat T̃ F T̃ = CRx e−iH0 τ e−icV τ e−iH0 τ CRx e−iH0 τ = eiH0 τ eicV τ = F −1 . (3.52) Die beiden Zeitumkehroperatoren T und T̃ sind die Entsprechungen zu den Matrizen Ty und Tz des mean-field -Systems, die auf dieselbe Art und Weise konstruiert wurden. Hierzu muss man lediglich wegen CLy C = −Ly die komplexe Konjugation C mit der Spiegelung My identifizieren. Die Kombination aus Drehung und komplexer Konjugation CRx entspricht dann wegen CRx (π)Ly CRx (π) = Ly und CRx (π)Lz CRx (π) = −Lz der Spiegelung Mz . Aufgrund der Konstruktion gilt ebenfalls die der Gleichung (2.77) entsprechende Beziehung T T̃ = T̃ T = Rx (π). (3.53) Die Symmetrieoperatoren sind also nicht unabhängig voneinander, so dass effektiv nur zwei Symmetrien vorliegen. 3.4 Drei Symmetrieklassen Im Allgemeinen lassen sich Hamiltonoperatoren, sofern kein Zerfall berücksichtigt wird, durch hermitesche Matrizen darstellen. Abhängig von der Symmetrie des jeweiligen Systems kann man sich jedoch auf Teilmengen der hermiteschen Matrizen beschränken 40 Das Vielteilchensystem und die Hamiltonoperatoren somit in Klassen einteilen [5]. So sind beispielsweise Matrizen, die Hamiltonoperatoren mit einer Zeitumkehrsymmetrie bezüglich des Operators T , [H, T ] = 0, mit T 2 = beschreiben, reell und damit symmetrisch. Von einer kanonischen Transformation fordert man nun, dass sie zum einen die Hermitizität der Matrix sowie ihre Eigenwerte und zum anderen die zusätzliche Einschränkung auf eine Teilmenge, die durch Symmetrien hervorgerufen wird, erhält. Im Falle von Hamiltonoperatoren ohne zusätzliche Symmetrien in einem N-dimensionalen Hilbertraum bedeutet dies, dass die kanonischen Transformationen alle der unitären Gruppe U(N) entstammen. Systeme mit der eben genannten Zeitumkehrsymmetrie hingegen haben, da es sich um reelle Matrizen handelt, kanonische Transformationen aus der Gruppe O(N), also reelle orthogonale Matrizen. Aus welcher Gruppe die kanonischen Transformationen von Systemen mit einer T Symmetrie mit T 2 = − stammen, hängt von der Anwesenheit zusätzlicher geometrischer Symmetrien ab. Sind neben der T -Symmetrie gar keine zusätzlichen vorhanden, so bilden Matrizen aus der symplektischen Gruppe Sp(N) die kanonischen Transformationen. Ist eine weitere geometrische Symmetrie vorhanden, so ist der Hamiltonoperator im Allgemeinen eine komplexe Matrix, so dass die kanonischen Transformationen aus der Gruppe U(N) stammen. Sind darüber hinaus weitere geometrische Symmetrien vorhanden, so kann der Hamiltonoperator unter Umständen auch hier durch eine reelle Matrix dargestellt werden; die kanonischen Transformationen sind dann entsprechend O(N)-Matrizen. Allgemein lassen sich Hamiltonoperatoren demnach in drei Klassen einteilen: solche mit unitären, orthogonalen und symplektischen kanonischen Transformationen. Betrachtet man ein System mit periodischer Zeitabhängigkeit, so kann auch für den Floquetoperator, der im Allgemeinen durch eine unitäre Matrix dargestellt werden kann, eine Einteilung in unterschiedliche Klassen, analog zu der eben für Hamiltonoperatoren erläuterten, vorgenommen werden: Demnach sind kanonische Transformationen von Floquetoperatoren ohne T -Symmetrie U(N)-Matrizen. Bei Vorhandensein einer T -Symmetrie mit T 2 = kann F durch eine komplexe symmetrische Matrix dargestellt werden, und die kanonischen Transformationen sind O(N)-Matrizen. Ist eine T -Symmetrie mit T 2 = − vorhanden, so sind die kanonischen Transformationen Sp(N)-Matrizen falls keine, U(N)Matrizen falls eine und, unter Umständen, O(N)-Matrizen, falls mehrere geometrische Symmetrien vorliegen. Wie wir in Abschnitt 3.3 gesehen haben, besitzt unser BEC-System eine Zeitumkehrsymmetrie mit T 2 = sowie eine geometrische Symmetrie bezüglich der Drehung Rx (π). Für den Hamiltonoperator (3.1) kann, da er nur zwei Komponenten des Drehimpulses enthält, eine reelle symmetrische Darstellung gefunden werden – in der Standardbasis sind Lx und Lz bereits reell und symmetrisch – und das System gehört deshalb zur orthogonalen Klasse. 3.5 Vermiedene Kreuzungen Hamiltonoperatoren bzw. Floquetoperatoren können einer der drei Klassen unitär, orthogonal und symplektisch zugeordnet werden. Diese Zugehörigkeit spiegelt sich auch im Verhalten der Eigenwerte dieser Operatoren bei Variation eines Parameters wider, denn 3.5. Vermiedene Kreuzungen 41 sie bestimmt die Wahrscheinlichkeit von Niveaukreuzungen. Um dies zu sehen, betrachten wir stellvertretend einen Floquetoperator der Form F = e−icV τ e−iH0 τ , (3.54) der von einem Parameter c abhängt. Stellt man F in einer Basis, die durch die Quantenzahlen der Erhaltungsgrößen gekennzeichnet ist, dar, so zerfällt die Matrix in unabhängige Blöcke mit festen Quantenzahlen. Die Eigenwerte gruppieren sich, je Block, in sogenannten Multipletts. Variiert man den Kontrollparameter c, so können Eigenwerte verschiedener Multipletts deshalb entarten, die Niveaus sich also kreuzen. Bei Eigenwerten aus ein und demselben Multiplett verhält sich dies anders. Betrachtet man ein Subsystem aus zwei Zuständen eines Multipletts, so läßt sich der Floquetoperator Fred durch eine unitäre (2 × 2)-Matrix der Form ) * w + iz x + iy (3.55) Fred = −x + iy w − iz mit w 2 + x2 + y 2 + z 2 = 1 darstellen. Die beiden Eigenwerte E1,2 sind vom Betrag eins und es gilt 5 (3.56) E1,2 = w ± i x2 + y 2 + z 2 . Um eine Entartung der beiden Eigenwerte zu erreichen, müssen demnach im Fall einer unitären Matrix die drei Parameter unter der Wurzel kontrolliert verändert werden. Die Variation des einen Parameters c des Floquetoperators reicht demnach im Allgemeinen nicht aus, um eine Entartung herbeizuführen. Die Zahl der Parameter, die typischerweise variiert werden müssen um eine Entartung zu erzwingen, nennt man auch Kodimension n der Niveaukreuzung. Gehört F zur orthogonalen Klasse, so ist F symmetrisch, was x = 0 impliziert, und es ist n = 2. Der Fall, dass F zur symplektischen Klasse gehört, ist ein wenig komplexer und liefert n = 5. Es hängt demnach in der Tat von den Symmetrien des Floquetoperators bzw. Hamiltonoperators ab, wie wahrscheinlich kleine Abstände zweier benachbarter Niveaus sind; je mehr Parameter dazu verändert werden müssen, desto unwahrscheinlicher sind geringe Abstände, die Niveaus stoßen sich ab. Man definiert die Verteilung der Niveauabstände P (S) gemäß [5] P (S) = -δ(S − ∆E). , (3.57) wobei ∆E der Abstand benachbarter Niveaus ist und - · . die Mittelung über alle ∆E bezeichnet. Es gilt dann [5] P (S) ∼ S n−1 für S −→ 0. (3.58) Kleine Abstände der Niveaus werden also, in für die jeweilige Symmetrieklasse charakteristische Weise, unterdrückt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von linearer, quadratischer bzw. quartischer Niveauabstoßung (level repulsion) im orthogonalen, unitären bzw. symplektischen Fall. Dies alles gilt für typische Systeme, sprich Systeme mit einem chaotischen klassischen Limes. Ist der klassische Grenzwert integrabel, so existieren genauso viele Erhaltungsgrößen wie Freiheitsgrade und der Hamilton- bzw. Floquetoperator wird in der Basis der 42 Das Vielteilchensystem Eigenzustände der Erhaltungsgrößen diagonal. Jeder Eigenwert bildet nun selbst einen der voneinander unabhängigen Blöcke mit festen Quantenzahlen; Entartungen sind somit grundsätzlich nicht unterdrückt. Im Grenzfall gilt P (S) −→ P (0) *= 0 für S −→ 0. (3.59) Bei Veränderung eines Parameters können in diesem Fall, wie zuvor bei Niveaus unterschiedlicher Multipletts, Niveaukreuzungen auftreten. Unser System gehört aufgrund der T -Symmetrie zur orthogonalen Klasse und ist im klassischen Grenzfall für c = 0 integrabel, für große c dagegen chaotisch. Wir erwarten deshalb eine zunehmend lineare Abstoßung der Niveaus für wachsendes c. Wir haben gesehen, dass der Grad der Niveauabstoßung mit der Zugehörigkeit zu einer der drei Symmetrieklassen zusammenhängt. Das asymptotische Verhalten der Verteilung der Abstände benachbarter Niveaus konnten wir angeben, jedoch nicht die gesamte Verteilungsfunktion P (S). Hierzu sind statistische Aussagen notwendig, die im nächsten Abschnitt plausibel gemacht werden sollen. 3.6 Zufallsmatrizen Da allein die Zugehörigkeit zu einer der drei Symmetrieklassen über die Verteilung P (S) der Niveauabstände entscheidet, lassen sich Hamilton- bzw. Floquetoperatoren auch durch hermitesche bzw. unitäre Zufallsmatrizen modellieren. Man ordnet diese Zufallsmatrizen je nach Symmetrien drei Ensembles zu. Die Hamiltonoperatoren werden in das Gaußsche orthogonale Ensemble (GOE), das Gaußsche unitäre Ensemble (GUE) bzw. das Gaußsche symplektische Ensemble (GSE) eingeteilt [52]. Dyson führte für unitäre Matrizen, wie den Floquetoperator, das zirkulare orthogonale Ensemble (COE), zirkulare unitäre Ensemble (CUE) bzw. das zirkulare symplektische Ensemble (CSE) ein [53]. Für diese Ensembles können Verteilungen der Wahrscheinlichkeitsdichte der Matrixelemente, Verteilungen der Eigenwerte, Zustandsdichten, Verteilungen der Eigenvektoren sowie die Verteilungen P (S) der Niveauabstände angegeben werden. Im Falle von (2 × 2)-Matrizen erhält man so die Verteilungen P (S) für die drei Gaußschen Ensembles, die sogenannten Wigner-DysonVerteilungen zu [5, 54] π −S 2 π/4 e 2 32 2 PGUE (S) = S 2 2 e−S 4/π π 18 2 4 2 PGSE (S) = S 6 3 e−S 64/9π , 3π PGOE (S) = S wobei die Normierung ! ∞ 0 P (S)dS = 1 und -S. = ! ∞ 0 SP (S)dS = 1 (3.60) (3.61) 3.6. Zufallsmatrizen 43 P(S) 1 0.5 0 0 1 2 S 3 4 Abbildung 3.1: Die Verteilungen der Abstände benachbarter Niveaus im Vergleich: Wigner-DysonVerteilungen: − PGOE (S), − PGUE (S), − PGSE (S); − Poissonverteilung verwendet wurde. Diese Verteilungen können auch für höhere Dimensionen berechnet werden, im Grenzfall N → ∞ stimmen die Verteilungen P (S) für die drei Gaußschen sowie für die drei zirkularen Ensembles jedoch bis auf mittlere quadratische Abweichungen der Größenordnung 10−5 - 10−4 mit (3.60) überein. Die drei Verteilungen (3.60) spiegeln darüber hinaus auch den Grad der Niveauabstoßung wider, der für die Symmetrie des jeweiligen Ensembles typisch ist, und haben den entsprechenden Grenzwert (3.58). In Abbildung 3.1 sind die drei Wigner-Dyson-Verteilungen gezeigt; hier ist gut zu erkennen, wie stark die einzelnen Verteilungen eine Kreuzung der Niveaus unterdrücken. Systeme mit klassisch integrablem Grenzwert können typischerweise durch diagonale Zufallsmatrizen modelliert werden, deren Matrixelemente unkorreliert sind. Die Verteilung der Abstände benachbarter Niveaus berechnet sich in diesem Fall zu P (S) = e−S (3.62) und ist somit eine Poissonverteilung (s. Abb. 3.1). Es gilt P (0) = 1, so dass in diesem Fall, im Gegensatz zu den zuvor betrachteten nicht integrablen Systemen, kleine Abstände der Niveaus und damit auch Kreuzungen bevorzugt werden. Ein Sonderfall sind autonome System mit nur einem Freiheitsgrad. Sie sind zwar stets integrabel, gehorchen jedoch keiner universalen Statistik der Niveauabstände. Eine weitere Ausnahme bilden Systeme mit hoch organisierten Spektren, wie z.B. harmonische Oszillatoren mit rationalen Frequenzverhältnissen. Betrachten wir nun unser System. Die Dynamik des mean-field -Systems läßt sich über den Parameter c von regulär bis stark chaotisch einstellen. Die Quasienergieniveaus durchlaufen deshalb in Abhängigkeit von c einen Übergang von sich nicht abstoßenden Niveaus mit einer exponentiellen Abstandsverteilung bis hin zu solchen mit vermiedenen Kreuzungen 44 Das Vielteilchensystem 0.8 1 0.8 0.6 P(S) P(S) 0.6 0.4 0.4 0.2 0.2 0 0 0 1 2 3 S 4 5 6 0 1 2 3 S Abbildung 3.2: Verteilung der Abstände benachbarter Quasienergien für ε = 0, v = 1, τ = 1 und N = 100; links: Mittel über 50 Werte für c(N + 1) ∈ [0.5, 1], − Poissonverteilung; rechts: Mittel über 50 Werte für c(N + 1) ∈ [10.5, 11], − PGOE (S) und Wigner-Dyson-verteilten Abständen. Aufgrund der Zeitumkehrsymmetrie mit T 2 = gehört der Floquetoperator F zur orthogonalen Klasse und wir erwarten eine lineare Abstoßung der Niveaus. In Abbildung 3.2 ist die Verteilung der Abstände benachbarter Quasienergien für das gekickte BEC mit den Parametern ε = 0, v = 1, τ = 1 und N = 100 dargestellt. Links befindet sich das System im regulären Regime. Zu sehen ist das Histogramm der Abstände Phist (S), wobei über 50 Spektren mit Werten von c(N + 1) ∈ [0.5, 1] in äquidistanten Abständen gemittelt wurde. Für B B den Vergleich mit den Theoriekurven wurde die Normierung Phist (S)dS = 1 sowie SPhist (S)dS = 1 analog zu (3.61) verwendet. Trotz der geringen Teilchenzahl decken sich Histogramm und Poissonverteilung. Als Maß für die Abweichung verwenden wir die quadratische Abweichung ! 2 (3.63) ∆P = (P (S) − Phist (S))2 dS. In diesem Fall beträgt ∆P 2 = 0.018. Rechts wurde der Parameterbereich c(N + 1) ∈ [10.5, 11] gewählt; das klassische System befindet sich dann im chaotischen Regime. Auch hier wurde auf gleiche Art über 50 Spektren gemittelt. Es ist gut zu erkennen, dass auch in diesem Fall das Histogramm und die theoretische Vorhersage der Wigner-DysonVerteilung gut übereinstimmen (∆P 2 = 0.047). Für größere Teilchenzahlen wird die Statistik besser. Abbildung 3.3 zeigt Histogramme für dieselben Parameter, allerdings N = 500 Teilchen. Die Abweichungen von den Theoriekurven sind hier geringer, die quadratische Abweichung beträgt im regulären Regime nur noch ∆P 2 = 0.014, im chaotischen Regime ∆P 2 = 0.03. Im Bereich mit gemischt chaotisch-regulärem klassischen Phasenraum ist die Abstandsstatistik eine andere. Wir erwarten in diesem Fall eine Überlagerung von Poisson- und Wigner-Dyson-Verteilung. Eine solche Überlagerung wird für das GOE durch die BerryRobnik-Verteilung [55] "√ # $ % π π 2 2 2 −aS erfc (3.64) P (S, a) = a e bS + 2ab + b3 S e−aS−πb S /4 2 2 3.6. Zufallsmatrizen 45 1 0.8 0.6 0.6 P(S) P(S) 0.8 0.4 0.2 0.2 0 0.4 0 2 4 S 6 0 8 0 1 2 S 3 4 Abbildung 3.3: Verteilung der Abstände benachbarter Quasienergien für ε = 0, v = 1, τ = 1 und N = 500; links: Mittel über 50 Werte für c(N + 1) ∈ [0.5, 1], − Poissonverteilung; rechts: Mittel über 50 Werte für c(N + 1) ∈ [10.5, 11], − PGOE (S) 1 0.8 0.6 0.6 P(S) P(S) 0.8 0.4 0.2 0.2 0 0.4 0 2 4 S 6 0 0 1 2 3 S Abbildung 3.4: Verteilung der Abstände benachbarter Quasienergien für ε = 0, v = 1, τ = 1 und N = 100; links: Mittel über 50 Werte für c(N + 1) ∈ [1.5, 2], − P (S, a) mit a = 0.19; rechts: Mittel über 50 Werte für c(N + 1) ∈ [3.5, 4], − P (S, a) mit a = 0.65 beschrieben. Der Parameter a ist hierbei der Anteil der regulären Phasenraumfläche am gesamten Phasenraum, b entsprechend der Anteil der chaotischen Phasenraumfläche und es gilt a + b = 1. In Abbildung 3.4 sind Verteilungen der Abstände benachbarter Niveaus für den Parameterbereich c(N + 1) ∈ [1.5, 2] (links) bzw. c(N + 1) ∈ [3.5, 4] (rechts) gezeigt. Wie zuvor wurde auch hier über 50 Spektren gemittelt. In beiden Fällen ist der klassische Phasenraum gemischt regulär-chaotisch. Zum Vergleich wurde eine Berry-RobnikVerteilung (3.64) angepasst. Die Abbildungen zeigen deutlich, dass diese Überlagerung von Poisson- und Wigner-Dyson-Verteilung gut geeignet ist, um die Abstandsverteilung der Niveaus für Systeme mit gemischtem Phasenraum zu beschreiben. Anhand der quantenmechanischen Spektren kann demnach auch eine Aussage über die Anteile von regulärer bzw. chaotischer Phasenraumfläche getroffen werden. Für den Fall c(N + 1) ∈ [1.5, 2] ergibt der Parameter a einen regulären Anteil des Phasenraumes von (65 ± 3)%; für 46 Das Vielteilchensystem c(N + 1) ∈ [3.5, 4] sind nur noch ca. (19 ± 2)% des Phasenraumes regulär. In Abb. 2.1 c) bzw. d) ist der klassische Phasenraum für c(N + 1) = 1.8 bzw. c(N + 1) = 3.5 zu sehen. Ermittelt man für diese beiden Fälle den regulären Anteil der Fläche des Phasenraumes durch Propagation, so erhält man von den Ergebnissen der Abstandsstatistik leicht abweichende Werte von ca. 80 % bzw. 15 %. Die Anteile regulärer bzw. chaotischer Dynamik am Phasenraum können demnach durch Anpassung der Berry-Robnik-Verteilung abgeschätzt werden. Zusammenfassung Wir haben in diesem Kapitel gesehen, dass es einige Parallelen zwischen dem klassischen System und dem entsprechenden Quantensystem gibt. Analog zu der rekursiven Abbildung für den Blochvektor in der mean-field -Näherung konnte hier eine rekursive Abbildung für den quantenmechanischen Drehimpuls konstruiert werden. Die Symmetrien des klassischen Systems wie Zeitumkehr- bzw. Rotationssymmetrie finden hierbei ihre Entsprechungen. Insbesondere das Vorhandensein von Zeitumkehrsymmetrien spielt im quantenmechanischen System eine wichtige Rolle, da dies über die Gruppe der kanonischen Transformationen des Systems entscheidet. Aus welcher Gruppe von Abbildungen die kanonischen Transformationen für ein System kommen, ist wiederum anhand des (Quasi)-Energiespektrums zu erkennen. Je nach Zugehörigkeit zu einem der Gaußschen bzw. zirkularen Ensembles weisen die Niveaus bei Variation eines Parameters nämlich einen unterschiedlichen Grad an Abstoßung auf. Ob eine Zeitumkehrsymetrie vorliegt wird damit experimentell beobachtbar. Durch Analyse der Spektren kann schließlich ebenfalls festgestellt werden, ob das entsprechende klassische System reguläre oder chaotische Dynamik aufweist, da die Verteilung der Abstände benachbarter Niveaus hierfür charakteristisch ist. Kapitel 4 Dynamik im Vergleich Es gibt verschiedene Varianten, die Dynamik des mean-field -Systems mit der des vollen Vielteilchensystems zu vergleichen. Neben der Möglichkeit, den Blochvektor s direkt dem auf eins normierten Erwartungswert des Drehimpulsoperators gegenüberzustellen, können auch quantenmechanische Phasenraumdichten, wie z.B. die Husimi-Verteilung, im klassischen Phasenraum des mean-field -Systems betrachtet werden. Wir wollen uns im Folgenden insbesondere mit den klassischen Fixpunkten und den Inseln regulärer Dynamik beschäftigen und sehen, wie diese sich im N-Teilchen-System widerspiegeln. 4.1 Breakdown & Revival Betrachten wir zu Beginn als Anfangszustand |ψ(0). den kohärenten Zustand |ϑ, φ. = |0, 0., der mit dem Fock-Zustand |N. identisch ist. Alle Teilchen befinden3√ sich in der4 N + 1, 0 ersten Potentialmulde und der entsprechende mean-field -Zustand ist Ψ = bzw. der Blochvektor s/s = (0, 0, 1). Lassen wir für den Augenblick nur kleine Nichtlinearitäten zu, so dass das klassische System einen fast rein regulären Phasenraum aufweist (vgl. Abschnitt 2.3.2 und folgende). Die Bewegung des Blochvektors entspricht dann im Wesentlichen einer Präzession um die σx -Achse mit nur kleinen Störungen durch die nichtlinearen Kicks. Die rekursive Abbildung (3.23) liefert uns zu jedem Zeitpunkt t = nτ einen Wert für den auf eins normierten Erwartungswert x = (2/N) -L. des Drehimpulses, dessen Lage im Bezug zur klassischen Phasenraumbahn nun untersucht werden kann. In Abbildung 4.1 betrachten wir das System für die Parameter c(N + 1) = 0.5, N = 50. Die Parameter ε = 0, v = 1 und τ = 1 behalten wir für den Rest des Kapitels stets bei. Während der ersten Perioden folgt das Vielteilchensystem nahezu der klassischen Bahn. Im Zeitverlauf nehmen die Abweichungen jedoch zu und |x| wird zusehends kleiner, so dass der normierte Erwartungswert x ins Innere der Blochkugel abtaucht und sich schließlich spiralförmig dem Urprung nähert. Anhand der Abbildung 4.2 ist zu erkennen, dass das volle N-Teilchen-System die Oszillationen des mean-field -Systems über einen längeren Zeitraum reproduziert. Die Frequenz stimmt mit der der mean-field -Näherung überein und ist von der Teilchenzahl N unabhängig; die Amplitude nimmt jedoch ab. Dasselbe konnte auch für das nicht gekickte System (1.16) in [14] gezeigt werden. 48 Dynamik im Vergleich a) b) 1 sz/s sz/s 1 0 !1 1 1 !1 0 0 sy/s !1 !1 s /s x c) 1 1 0 0 sy/s !1 !1 s /s x d) 1 sz/s 1 sz/s 0 0 0 1 !1 1 1 !1 1 0 0 sy/s !1 !1 sx/s 0 0 sy/s !1 !1 sx/s Abbildung 4.1: Vergleich der Dynamik von mean-field -System (−) und Vielteilchensystem (•) für den Startvektor s/s = x = (0, 0, 1) und die Parameter ε = 0, v = 1, τ = 1, N = 50 sowie c(N + 1) = 0.5; a) mean-field -Phasenraum; b) normierter Erwartungswert x über 10 Kickperioden, c) über 30 Kickperioden, d) über 100 Kickperioden. Nach eine gewissen Zeit kehrt sich der Prozess allerdings um, und |x| nähert sich wieder dem Wert eins an. Um dieses Verhalten zu untersuchen, reicht + es aus,+die, z-Komponente zu betrachten, die dem normierten Besetzungsunterschied a+ 1 a1 − a2 a2 /N der beiden Mulden entspricht und damit eine direkte Observable darstellt. In Abbildung 4.3 ist der zeitliche Verlauf der z-Komponente für denselben Parametersatz wie in Abb. 4.1 dargestellt. Es ist gut zu erkennen, wie die z-Komponente fast verschwindet und nach einer gewissen Zeit (t/τ ≈ 650) wieder nahezu eins wird. Dieses Phänomen ist auch als breakdown and revival bekannt. Der Grund für dieses Verhalten ist das diskrete Spektrum des N-Teilchen-Systems [11, 14, 56, 57]. Der Anfangszustand ψ(0) kann gemäß ( ψ(0) = Cκ |κ. (4.1) κ 4.1. Breakdown & Revival 49 0.5 0.5 sz/s 1 sz/s 1 0 !0.5 !1 0 !0.5 0 20 40 60 80 !1 100 0 t/# 20 40 60 80 100 t/# Abbildung 4.2: Vergleich des Zeitverlaufs der z-Komponente für die Parameter ε = 0, v = 1, τ = 1 sowie c(N + 1) = 0.5; Startvektor: s/s = x = (0, 0, 1); • mean-field, • N-Teilchen (die Verbindungslinien dienen nur der besseren Übersicht); links: N = 33 Teilchen, rechts: N = 100 Teilchen. 1 z s /s 0.5 0 !0.5 !1 0 200 400 600 800 1000 t/# Abbildung 4.3: Zeitlicher Verlauf der z-Komponente von x über 1000 Kickperioden für dieselben Parameter wie in Abb. 4.1 1 z s /s 0.5 0 !0.5 !1 0 400 800 1200 1600 2000 t/# Abbildung 4.4: Zeitlicher Verlauf der z-Komponente wie in Abb. 4.3 für N = 100 Teilchen und über 1000 Kickperioden. 50 Dynamik im Vergleich in die Floquetzustände entwickelt werden. Für die Zeitentwicklung der Floquetzustände wiederum gilt ψκ (t) = e−i+κt φκ (t). (4.2) Die Phasen der einzelnen Floquetzustände verändern sich demnach mit unterschiedlicher Frequenz, welche durch die Quasienergien gegeben ist. Wann eine Rephasierung und damit eine Rekonstruktion von ψ(0), also ein revival aufritt, hängt somit von den Abständen der Quasienergien ab. Der durchschnittliche Quasienergieabstand beträgt -∆ε. = 2π . N +1 (4.3) Die Zeit, in der sich das Szenario quasiperiodisch wiederholt, die sog. revival -Zeit trev , ist deshalb proportional zu N + 1: trev ∼ N + 1. (4.4) Darüber hinaus hängt trev vom Wechselwirkungsparameter c sowie den populierten Floquetzuständen ab. Vergleicht man Abbildung 4.3 mit Abbildung 4.4, in der die z-Komponente für N = 100 Teilchen dargestellt ist, so ist dies in Übereinstimmung mit der Abhängigkeit (4.4). Für N = 50 Teilchen entnimmt man den Abbildungen eine revival Zeit von trev ≈ 650τ , für N = 100 Teilchen trev ≈ 1300τ , was in Übereinstimmung mit (4.4) einem Faktor von ca. 2 entspricht. Die numerische Propagation zeigt außerdem, dass die Breiten ∆t der Einhüllenden in den Abbildungen 4.3 und 4.4 gemäß der Abhängigkeit √ (4.5) ∆t ∼ N + 1 √ skalieren. Die Breite für N = 100 Teilchen ist ca. um den Faktor 2 größer als die für N = 50 Teilchen. Das Phänomen von breakdown and revival ist für das nicht gekickte System 1.16 von Holthaus und Stenholm in [14] untersucht worden. Der Zeitliche Verlauf der z-Komponente des normierten Drehimpulses weist für dieses System eine große Ähnlichkeit mit der Darstellung 4.3 auf. 4.2 Reguläre Inseln und Tunneln Bislang haben wir nur kleine Nichtlinearitäten und damit einen vollständig regulären klassischen Phasenraum betrachtet. Für größere Werte von c ist der Phasenraum jedoch gemischt regulär bzw. chaotisch. Systeme mit einem solchen gemischten Phasenraum sind bereits ausführlich untersucht worden. Dabei stellt sich heraus, dass beim entsprechenden Quantensystem aufgrund des Tunneleffektes Zustände, die zu klassisch dynamisch strikt getrennten Teilen des Phasenraumes gehören, periodisch ineinander übergehen. Es handelt sich hierbei nicht um ein Tunneln durch eine Potentialbarriere; die beiden Teile des Phasenraumes können z.B. auch durch einen chaotischen Bereich getrennt sein, so dass klassisch keinen Austausch möglich ist. Beim periodisch getriebenen Rotor z.B. konnte Tunneln zwischen zwei regulären Inseln im chaotischen See gefunden werden [58]. Diesen 4.2. Reguläre Inseln und Tunneln 51 Effekt bezeichnet man als dynamisches Tunneln. Er wurde auch für ein Teilchen im periodisch getriebenen Doppelmuldenpotential [59–61] gefunden. Ein periodisch getriebenes Pendel [62, 63] zeigt ebenfalls dynamisches Tunneln. Dieses System läßt sich experimentell mit Bose-Einstein Kondensaten realisieren, so dass dieses Tunneln direkt beobachtet werden konnte [64–68]. In [69] ist von Haake et al. auch Tunneln beim gekickten Kreisel theoretisch untersucht worden. Dort wurden jedoch nicht zwei klassische Fixpunkte, sondern ein 2-Zyklus, d.h. zwei Fixpunkte von F 2 , betrachtet, zwischen denen das klassische System hin- und herspringt. Wir wollen nun im Folgenden das dynamische Tunneln von einer regulären Insel zur anderen beim gekickten Kreisel näher untersuchen. Hierfür eignen sich besonders die beiden klassischen Fixpunkte s± = (ϑ± , ϕ± ), die nach der Bifurkation des Fixpunktes (π/2, π) für Parameter c(N + 1) > 1.1 entstehen (siehe Kapitel 2). Dies sind die beiden bereits in Kapitel 2 angesprochenen self-trapping-Zustände. Sie bilden ein symmetrisches Paar, da sie durch die Drehung Rx (π) auseinander hervorgehen und sind die Zentren zweier Inseln regulärer Dynamik, die mit wachsendem c(N +1) vom Äquator (z = 0) aus in Richtung der Pole (z = ±1) wandern. Wir betrachten nun die Zeitentwicklung von kohärenten Zuständen, die um einen der Fixpunkte lokalisieren. Die klassischen Fixpunkte s± können mit Hilfe der Fixpunktgleichungen (2.69) numerisch berechnet werden. Die beiden kohärenten Zustände, die diesen Fixpunkten entsprechen, bezeichnen wir mit |ϑ± , ϕ± .. Als Startvektor für die Propagation dient der Zustand auf der Südhalbkugel |ϑ− , ϕ− .. Betrachten wir exemplarisch den Fall c(N + 1) = 2; der entsprechende Phasenraum des mean-field Systems ist in Abbildung 4.5 a) dargestellt; die beiden Fixpunkte s± sind durch rote Punkte markiert. Wir wollen nun die Dynamik des Vielteilchensystems untersuchen. Die Propagation starten wir mit dem kohärenten Zustand |ψ(0). = |ϑ− , ϕ− ., welcher zu dem Fixpunkt s− der Südhalbkugel gehört. Zum Vergleich mit dem mean-field -System plotten wir wie zuvor den normierten Erwartungswert x. In Abbildung 4.5 b) ist die Propagation für eine Teilchenzahl von N = 10 über 40 Kickperioden dargestellt. Man erkennt, dass sich dieses System auf einer spiralförmigen Bahn“ um die kürzeste Verbindung der beiden ” klassischen Fixpunkte durch das Innere der Einheitskugel von s− nach s+ bewegt. Klassisch wäre dieses Verhalten nicht möglich, da es sich um zwei reguläre Inseln mit stabilen Fixpunkten handelt. Aufgrund der Drehimpulserhaltung ist die Dynamik des mean-field Systems darüber hinaus auf die Einheitssphäre beschränkt. Wir haben es hier demnach mit einem Tunnelphänomen zu tun. In den Abbildung 4.5 c) ist dieselbe Situation für N = 20 Teilchen dargestellt. Hier tritt das Tunneln auf der beobachteten Zeitskala von 1000 Kickperioden ebenfalls ein. Die spiralförmige Bahn liegt nun jedoch enger an der Verbindungslinie der Fixpunkte. Die Unschärfe des normierten Erwartungswertes x des Drehimpulses beträgt gemäß (3.13) gerade 2/N und nimmt demnach mit steigendem N ab. Der kohärente Anfangszustand |ϑ− , ϕ− . ist stärker lokalisiert, und die Dynamik wird auf einen kleineren Bereich eingeschränkt. In d) ist die Zeitentwicklung für N = 100 Teilchen zu sehen. Auch hier wurde erneut über 1000 Perioden propagiert, das Tunneln setzt während dieser Zeit jedoch nicht ein, und das System bleibt in einer kleinen Umgebung des Anfangszustandes lokalisiert. Dieses Verhalten entspricht dem self-trapping-Effekt des klassischen Systems (vgl. Abschnitt 2.3.2) und wird noch näher betrachtet werden. 52 Dynamik im Vergleich a) b) 1 sz/s sz/s 1 0 0 1 !1 1 1 !1 1 0 0 sy/s !1 !1 sx/s !1 !1 sx/s d) c) 1 sz/s 1 sz/s 0 0 sy/s 0 0 1 !1 1 0 0 sy/s !1 !1 sx/s 1 !1 1 0 0 sy/s !1 !1 sx/s Abbildung 4.5: a) mean-field -Phasenraum für die Parameter ε = 0, v = 1, τ = 1 und c(N + 1) = 2, sowie die beiden Fixpunkte s± ; b) Propagation von |ϑ− , ϕ− . über 40 Perioden für N = 10; c) wie zuvor, jedoch 1000 Perioden und N = 20; d) wie in c), jedoch N = 100. Den Tunnelprozess wollen wir im Folgenden näher untersuchen. Hierzu betrachten wir die Projektion des kohärenten Zustandes |ϑ− , ϕ− . auf die Floquetzustände. Diese Größe gibt Aufschluss darüber, wie groß die Anteile der einzelnen Floquetzustände an dem kohärenten Anfangszustand sind. In allen Fällen zeigt sich ein ähnliches Bild: im Wesentlichen tragen nur zwei Floquetzustände |κ± . bei. Einer von ihnen ist gerade, der andere ungerade bezüglich der Drehung Rx , d.h. es gilt Rx |κ± . = ± |κ± . bzw. Rx |κ± . = ±i |κ± . (4.6) wenn N/2 ganz- bzw. halbzahlig ist. In Abbildung 4.6 ist den Fall c(N + 1) = 2 ; für ,; ;+ dies 2 und N = 20 dargestellt. Links ist das Betragsquadrat ; κ;ϑ− , ϕ− ; der Projektion des kohärenten Anfangszustandes auf die Floquetzustände zu sehen. Die beiden Zustände κ = 15 und κ = 16 reichen demnach aus, um den kohärenten Anfangszustand bis auf über 94 % 4.2. Reguläre Inseln und Tunneln 53 0.5 0.1 |<n|$>|2 |%$|&!,'!(|2 0.4 0.3 0.2 0.05 0.1 0 5 10 $ 15 20 0 0 5 10 n 15 20 ;+ ; ,;2 Abbildung 4.6: links: Betragsquadrate der Projektionen ; κ;ϑ− , ϕ− ; des kohärenten Anfangszustan;+ ; ,;2 des auf die Floquetzustände für c = 2 und N = 20; rechts: Betragsquadrate der Projektionen ; n;κ ; der Floquetzustände " κ = 15, • κ = 16 für dieselben Parameter und zum ;3+ ; auf die, Besetzungszahlbasis, + ; ,4;2 Vergleich • 1/2 ; n;ϑ+ , ϕ+ + n;ϑ− , ϕ− ; , die Verbindungslinien dienen nur der besseren Übersicht. zu rekonstruieren (die Nummerierung der Floquetzustände |κ. ist hierbei willkürlich und ;+ ; ,;2 durch die numerischen Verfahren festgelegt). Rechts sind die Betragsquadrate ; n;κ ; der Projektionen der beiden Floqueteigenzustände auf die Besetzungszahlbasis dargestellt. Man erkennt zwei deutliche Maxima bei n = 2 und n = 18. Die Zustände |n. sind, wie wir gesehen haben, Eigenzusände von Lz . Der Zustand |0. entspricht dem Südpol, der Zustand |N. dem Nordpol der Einheitssphäre. Welche Zustände |n. zu einem Zustand beitragen, ist somit ein Maß dafür, wo dieser in z-Richtung lokalisiert ist. Die beiden Maxima entsprechen demnach den z-Koordinaten der beiden Fixpunkte. Führt man die Projektionen mit dem Anfangszustand |ϑ+ , ϕ+ . durch, so ergibt sich dasselbe Bild. Auch hier tragen dieselben Floquetzustände bei. Der Zustand |κ+ = 15. ist gerade, |κ− = 16. ungerade und beide sind in einer Umgebung um die Fixpunkte s± herum lokalisiert. Die Linearkombinationen 1 |ψ± . = √ (|κ+ . ∓ |κ− .) (4.7) 2 sind dann eine Näherung für die beiden kohärenten Zustände |ϑ± , ϕ± . d.h. es gilt |ϑ± , ϕ± . ≈ |ψ± . . (4.8) Führt man die Propagation mit einem der Vektoren |ψ± . als Startvektor durch, so ist der Zustand |ψ(t). zu jedem Zeitpunkt t eine Linearkombination der beiden Floquetzutände |κ± . und der Vektor x liegt damit stets auf der direkten Verbindungslinie der beiden Inselzustände. Das Auftreten der spiralförmigen Bahn, die auf einem Schlauch“ um die ” Verbindungslinie der beiden klassischen Fixpunkte liegt, ist somit auf die Beteiligung der übrigen Floquetzustände an diesem Prozess zurückzuführen. Umgekehrt lassen sich die beiden Floquetzustände |κ± . durch die entsprechende Linearkombination der kohärenten Zustände annähern. In Abbildung 4.6 ist darum zum Ver√ gleich ebenfalls das Betragsquadrat von 1/ 2 (|ϑ+ , ϕ+ . + |ϑ− , ϕ− .) dargestellt. 54 Dynamik im Vergleich 1 |%)(t)|&±,phi±(|2 0.8 0.6 0.4 0.2 0 0 500 t/# 1000 Abbildung 4.7: Betragsquadrate der Projektionen von ψ(t) auf die beiden kohärenten Zustände |ϑ± , ϕ± . ;+ ; ;+ ; ,;2 ,;2 im zeitlichen Verlauf über 1000 Perioden; − ; ψ(t);ϑ− , ϕ− ; , − ; ψ(t);ϑ+ , ϕ+ ; und − orthogonale Anteile ;+ ; ,;2 Betrachten wir nun den zeitlichen Verlauf näher. Die Projektionen ; κ;ψ(t) ; bleiben zeitlich konstant und liefern stets dasselbe Bild wie in Abb. 4.6. Der Zustand |ψ(t). kann deshalb zu jedem Zeitpunkt, nicht nur für t = 0, im Wesentlichen durch die ;beiden ; Floquet+ ,;2 zustände beschrieben werden. In Abbildung 4.7 sind die Betragsquadrate ; ψ(t);ϑ± , ϕ± ; der Projektionen von |ψ(t). auf die beiden kohärenten Inselzustände sowie die Projektion auf den hierzu orthogonalen Unterraum über 1000 Perioden gezeigt. Man erkennt, dass sich das System nach dieser Zeit praktisch vollständig im Zustand |ϑ+ , ϕ+ . befindet. Wir beobachten demnach in der Tat ein dynamisches Tunneln zum Zwillingsfixpunkt s+ . Zusammenfassend läßt sich sagen, dass wir es näherungsweise mit einem System zweier Zustände |κ± . zu tun haben, und das Tunneln somit analog zum Zweiniveausystem beschrieben werden kann [41]. Wegen (4.8) können wir für unseren Anfagszustand |ψ(0). = |ψ− . schreiben. Für die Zeitentwicklung von ψ gilt dann 3 4 1 ψ(t) = √ e−i++ t φ+ (t) − e−i(+− −++ )t φ− (t) , 2 (4.9) mit t = nτ . Hieran erkennt man, dass der Tunnelprozess zeitlich periodisch ist. Die Tunnelperiode Ttunnel kann man sofort angeben: Ttunnel = 2π 2π . = 6− − 6+ ∆6 (4.10) Die ganzen Überlegungen sind völlig analog zum Tunneln durch eine Potentialbarriere, wobei die Quasienergien die Funktion der Energien zeitunabhängiger Systeme übernehmen. Das Tunneln zwischen den beiden Inselzuständen entspricht einem Tunneln des BoseEinstein-Kondensats von einer Potentialmulde zur anderen. Befindet sich das System im oberen Inselzustand |ϑ+ , ϕ+ . so ist der Erwarungswert von Lz positiv und das Kondensat befindet sich überwiegend (im Falle c(N +1) = 2 zu ca. 80 %) in der ersten Potentialmulde. Für den Zustand |ϑ− , ϕ− . verhält sich dies genau entgegengesetzt. 4.2. Reguläre Inseln und Tunneln 55 10 10 T tunnel N = 30 5 10 N = 33 0 10 0 50 100 150 N Abbildung 4.8: Gemäß (4.10) berechnete Werte der Tunnelzeit Ttunnel in Abhängigkeit von N für festes c(N + 1) = 2; • Werte für Ttunnel aus der numerischen Propagation Die mit dem einfachen Modell gemäß (4.10) berechneten Tunnelperioden stimmen hervorragend mit den Ergebnissen der numerischen Propagation des kohärenten Anfangszustandes überein. In Abbildung 4.8 ist die Zeit Ttunnel für festes c(N + 1) = 2 über N, die gemäß (4.10) berechnet wurde, aufgetragen (man beachte die logarithmische Skalierung der T Achse). In rot dargestellt sind die Werte für die Tunnelzeit, die durch die Propagation des Anfangszustandes bestimmt worden sind. Zunächst steigt die Tunnelzeit exponentiell mit der Teilchenzahl an, denn in diesem Bereich gilt für den Abstand der Quasienergien des Tunneldubletts ∆6 ∼ e−N . An einigen Stellen jedoch treten größere Sprünge auf. Die Tunnelzeit sinkt drastisch ab, teilweise um mehrere Größenordnungen, und steigt dann sofort wieder an. Diese Resonanzen“ sind für verschiedene Systeme, z.B. den getriebenen ” anharmonischen Oszillator, bereits dokumentiert worden [59, 62, 70]. Erklärt wird dieses Phänomen im Allgemeinen durch eine vermiedene Kreuzung der beiden Tunnelniveaus 6± mit einem dritten Zustand bei Variation des Parameters N. Die Abstoßung der Quasienergieniveaus bewirkt dann eine Vergrößerung des Abstandes ∆6 der Tunnelniveaus und damit nach (4.10) ein Absinken der Tunnelzeit. Die verhält sich bei diesem konkreten System ebenso. In der Tat ist zu beobachten, dass auch hier ein dritter Zustand |κ0 . an dem Prozess beteiligt ist. Entscheidend hierbei ist jedoch Tatsache, dass dieser ;+ ; nicht,;die 2 ; ; ; dritte Zustand geringfügig stärker populiert wird ( κ0 ϑ− , ϕ− ≈ 0.1) als die übrigen Zustände im nicht resonanten Fall. Die Tunnelzeit selbst läßt sich nämlich auch in diesen Fällen aus dem Niveauabstand ∆6 der beiden Tunnelzustände berechnen, wie der Vergleich mit der Propagation zeigt, so dass es sich effektiv um einen Zweiniveauprozess handeln muss. Ausschlaggebend ist demnach anscheinend tatsächlich die Abstoßung der Niveaus, denn die Quasienergie des dritten Zustands 60 liegt dicht bei dem Tunneldublett 6± . Mit zunehmender Teilchenzahl nimmt auch die Anzahl der Quasienergieniveaus zu, so dass vermiedene Kreuzungen immer häufiger werden. Dies erklärt auch, weshalb die Resonanzen erst bei größeren Teilchenzahlen einsetzen. Betrachten wir zur näheren Illustration die Resonanz bei N = 30, 33. Dort ändert sich die Tunnelzeit über zwei Größenordnungen. In Abbildung 4.9 sind die Anteile der Floqueteigenzustände an dem kohärenten Inselzustand |ϑ− , ϕ− . dargestellt. Es ist deutlich zu erkennen, dass im Falle Dynamik im Vergleich 0.5 0.5 0.4 0.4 |%$|&!,'!(|2 |%$|&!,'!(|2 56 0.3 0.2 0.1 0.3 0.2 0.1 0 10 20 0 30 $ 10 20 30 $ ;+ ; ,;2 Abbildung 4.9: Betragsquadrate ; κ;ϑ− , ϕ− ; der Projektionen des kohärenten Anfangszustandes auf die Floquetzustände für c(N + 1) = 2 und N = 30 (links) bzw. N = 33 (rechts). 1 z s /s 0.5 0 !0.5 !1 0 2000 4000 6000 8000 10000 t/# Abbildung 4.10: Zeitlicher Verlauf der z-Komponente von x über 10000 Kickperioden für c(N + 1) = 2; − N = 30, − N = 33 der stark verminderten Tunnelzeit bei N = 33 ein dritter Zustand stärker populiert wird. Betrachten wir nun die Quasienergien. Für N = 30 beträgt ∆6 = 1.85 · 10−5 und das nächste Niveau liegt ∆60 = 0.19 vom Tunneldublett entfernt. Für N = 33 zeigt sich ein völlig anderes Bild. Hier beträgt ∆6 = 1.60 · 10−3 und der Abstand zum nächstliegenden Niveau ist hier um eine Größenordnung geringer und beträgt lediglich ∆60 = 1.14 · 10−2. Bei den anderen Resonanzen ergibt sich ein ähnliches Bild. Zusammenfassend läßt sich damit bestätigen, dass vermiedene Kreuzungen des Tunneldubletts mit einem dritten Niveau zu Resonanzstrukturen der Tunnelzeit bei Variation von N führen. Betrachten wir nun den zeitlichen Verlauf der z-Komponente für die beiden Fälle N = 30, 33. Dieser ist in Abbildung 4.10 aufgetragen. Der Unterschied in der Tunnelzeit von zwei Größenordnungen ist hier deutlich zu erkennen. Während das System mit N = 33 Teilchen auf dieser Zeitskala mehrfach hin- und hertunnelt ist bei dem System mit N = 30 Teilchen noch keine Veränderung der z-Komponente zu sehen. In diesem Zustand kommt der self-trapping-Charakter des klassischen Systems zum Vorschein. Im mean-field -System 4.2. Reguläre Inseln und Tunneln 57 8 10 6 Ttunnel 10 4 10 2 10 0 10 1.1 1.5 1.9 2.3 2.7 3.1 c(N+1) Abbildung 4.11: Gemäß (4.10) berechnete Werte der Tunnelzeit Ttunnel in Abhängigkeit von c bei fester Teilchenzahl N = 30 wäre das Kondensat tatsächlich in einer der beiden Mulden gefangen, da es sich hier um einen wirklichen Fixpunkt der Dynamik handelt. Wenn man die Parameter entsprechend wählt, kann demnach Ähnliches auch im Vielteilchensystem beobachtet werden. Auf einer relativ langen Zeitskala ist dann kein Tunneln zu beobachten, und das System ist praktisch in einer der beiden Potentialmulden gefangen. Betrachtet man die Abbildung 4.10, so fallen die zusätzlichen Modulationen im zeitlichen Verlauf der z-Komponente auf. Auch diese lassen sich mit Hilfe des dritten Zustandes verstehen. Es handelt sich hierbei um ein Tunneln in diesen dritten Zustand, welches das Tunneln zwischen den beiden Inseln überlagert. Die Periode T0 der Modulationen läßt sich gemäß (4.10) mit dem Quasienergieabstand ∆60 des dritten Zustandes zum Tunneldublett berechnen. Im konkreten Fall ergibt sich eine Periode von T0 = 551, was hervorragend mit der numerischen Propagation übereinstimmt. Es ist ebenfalls interessant, die Tunnelzeit bei fester Teilchenzahl in Abhängigkeit von c zu untersuchen. Der Vorteil hiervon besteht darin, dass c im Gegensatz zu N kein diskreter Parameter ist und die Kreuzungsszenarien deshalb aufgelöst werden können. Für jeden Wert von c erhält man in diesem Fall allerdings einen anderen klassischen Phasenraum, insbesondere verschieben sich die beiden Inseln zwischen denen der Tunnelprozess stattfindet bei Variation von c. In Abbildung 4.11 ist Ttunnel für N = 30 im Bereich c ∈ [1.1, 3.2] dargestellt. Es zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei der Darstellung in Abhängigkeit von N. Hier steigt die Tunnelzeit jedoch zu Beginn stärker als exponentiell an. Im weiteren Verlauf treten auch hier Resonanzen auf, die analog zur vorangegangenen Diskussion erklärt werden können. Besonders interessant ist die Tatsache, dass der self-trapping-Effekt nur in einem gewissen Wertebereich von c auftritt. In Abb. 4.8 ist ein Anstieg der Tunnelzeit zu beobachten, nur stellenweise in der Umgebung der Resonanzen nimmt die Tunnelzeit wieder ab. In Abhängigkeit von c ist jedoch mit Eintreten der Resonanzen der Trend nicht mehr wachsend, self-trapping wird nun unterdrückt. Für c(N + 1) ! 2 stabilisiert sich die Tunnelzeit eher bei Werten von Ttunnel ≈ 1000τ , so dass nicht mehr zwangsläufig von self-trapping gesprochen werden kann. Die Wechselwirkung, die self-trapping überhaupt ermöglicht, schränkt ihn demnach ab einer gewissen Stärke wieder ein. 58 Dynamik im Vergleich 3 2 !$ 1 1 0 2 !1 !2 !3 1.2 1.4 1.6 1.8 2 2.2 c(N+1) 2.4 2.6 2.8 3 Abbildung 4.12: Quasienergien (κ für N = 30 Teilchen in Abhängigkeit von c; • Tunneldublett (± . 0.0533 !0.4 !$ !$ 0.0525 !0.45 0.0515 !0.5 0.0505 2.2428 2.2429 2.243 2.2431 2.2432 c(N+1) 2.335 2.34 2.345 c(N+1) 2.35 2.355 Abbildung 4.13: Vergrößerungen der beiden durch Kreise markierten Bereiche von Abb. 4.12; links: Kreuzung (1), rechts: Kreuzung (2). Betrachten wir die Quasienergien nun ein wenig genauer. Dies ist ein kleiner Vorgriff auf Kapitel 5; dort erfolgt eine detaillierte Diskussion der Abhängigkeiten der Quasienergien von den Systemparametern. In Abbildung 4.12 ist der Verlauf der Quasienergien in Abhängigkeit von c für N = 30 Teilchen im Bereich c(N + 1) ∈ [1.1, 3.1] dargestellt. In rot hervorgehoben sind die Quasienergieniveaus des Tunneldubletts 6± . Diese laufen zunächst zusammen und sind in dieser Darstellung für Werte c(N + 1) > 1.6 nicht mehr auseinanderzuhalten. Es ist zu erkennen, dass Kreuzungen mit einem dritten Niveau sehr häufig auftreten, es gibt jedoch bei weitem nicht so viele Resonanzen. Dies läßt sich verstehen, wenn man die Kreuzungsszenarien näher betrachtet. Exemplarisch sollen nun zwei Kreuzungen herausgegriffen werden; diese beiden sind in Abb. 4.12 mit einem Kreis markiert. In Abbildung 4.13 sind Vergrößerungen dieser beiden Kreuzungen zu sehen. Links ist die mit (1) markierte Kreuzung zu sehen. Die beiden Tunnelniveaus sind hier von der Kreuzung unbeeinflusst, ihr Abstand bleibt praktisch konstant, die Tunnelzeit ändert sich 4.3. Husimi-Dichten 59 deshalb nicht und die Kurve in Abb. 4.11 ist auch an der Stelle der Kreuzung, also für c ≈ 2.2 glatt. Anders verhält sich das bei Kreuzung (2). Hier übernimmt ein drittes Niveau 60 die Rolle eines der beiden Tunnelniveaus z.B. 6− . In einem Übergangsbereich haben dann 60 und 6− ca. denselben Abstand zu 6+ . Das Betragsquadrat der Projektion aller drei Zustände auf den kohärenten Zustand |ϑ− , ϕ− . ist in diesem Bereich in der nähe von 0.3, es sind demnach drei Zustände vorhanden, die hauptsächlich in den Inseln lokalisiert sind. Im weiteren Verlauf besteht das Tunneldublett dann aus den beiden Niveaus 6+ und 60 . Bei einem derartigen Szenario nimmt der Abstand der Tunnelniveaus im Übergangsbereich zwangsläufig zu und die Tunnelzeit sinkt dadurch. Die hier betrachtete Kreuzung führt zu der deutlichen scharfen Senke der Tunnelzeit bei c(N + 1) ≈ 2.3 die in Abb. 4.11 zu sehen ist. Auch das scharfe Maximum in Abb. 4.11 bei c(N + 1) ≈ 2.0 läßt sich verstehen. Es ist viel höher, als aus der Abbildung ersichtlich ist. In der Tat scheint die Tunnelzeit an dieser Stelle zu divergieren, da die beiden Tunnelniveaus sich hier eventuell kreuzen. Da sie zu unterschiedlichen Symmetrieklassen gehören sind solche Kreuzungen erlaubt. Wir haben gesehen, dass die self-trapping-Zustände des klassischen Systems im Vielteilchensystem ihre Entsprechung finden. Wie gut die Floquetzustände im Allgemeinen tatsächlich zu gewissen Zuständen des mean-field -Systems korrespondieren, wird anhand der Phasenraumdichten, die wir im folgenden Abschnitt betrachten wollen, deutlich werden. 4.3 Husimi-Dichten Das Konzept des Phasenraumes hat sich in der klassischen Physik als sehr nützlich erwiesen. Die Darstellung von Trajektorien im Phasenraum oder von Poincaréschnitten ist ein wunderbares Hilfsmittel für die Veranschaulichung der Dynamik und ermöglicht ein intuitives Verständnis der verschiedenen Zustände des betrachteten Systems. In der Quantenmechanik erscheint dieses Konzept zunächst bedeutungslos. Ein klassischer Zustand, ein Punkt im Phasenraum, steht sofort im Widerspruch zur Heisenbergschen Unschärferelation. Diese läßt als kleinste Einheit im Phasenraum nur eine Fläche von der Größe des Planckschen Wirkungsquantums h zu. Für den Vergleich eines quantenmechanischen Systems mit seiner klassischen Entsprechung will man das Konzept des Phasenraumes jedoch nicht aufgeben und so sucht man nach Möglichkeiten der Definition einer quantenmechanischen Phasenraumdichte. Dichteverteilungen auf dem Phasenraum sind in der statistischen Mechanik ein vertrautes Hilfsmittel; sie berücksichtigen eine statistische Wahrscheinlichkeitsverteilung der Zustände. Die Aufgabe besteht nun darin, den statistischen Charakter der Quantenmechanik in vergleichbarer Weise auf den Phasenraum abzubilden. Um dies zu erreichen sind mehrere Definitionen einer Quasi-Phasenraumdichte möglich. Keine von ihnen besitzt jedoch alle Eigenschaften einer klassischen Phasenraumdichte. Wir wollen im Folgenden die Husimi-Verteilung Q(ϑ, ϕ) betrachten [71, 72]. Man definiert diese Dichte für einen reinen Zustand |ψ. mit Hilfe der kohärenten Zustände |ϑ, ϕ. 60 Dynamik im Vergleich b) sz/s 1 0 1 !1 1 c) !1 !1 sx/s d) 1 sz/s 1 sz/s 0 0 sy/s 0 0 1 !1 1 0 0 sy/s !1 !1 1 !1 1 sx/s 0 0 sy/s !1 !1 sx/s Abbildung 4.14: Die drei Tunnelzustände für den Parametersatz N = 33 und c(N + 1) = 2: a) mean;+ ; ,;2 ;+ ; ,;2 ;+ ; ,;2 field -Phasenraum zum Vergleich, b) Husimi-Dichte ; ϑ, ϕ;κ+ ; , c) ; ϑ, ϕ;κ− ; , d) ; ϑ, ϕ;κ0 ; gemäß [73] ;+ ; ,;2 Q(ϑ, ϕ) = ; ϑ, ϕ;ψ ; . (4.11) Die Husimi-Verteilung hat einige Eigenschaften einer klassischen Phasenraumdichte, die sie besonders zur Veranschaulichung eines Zustands geeignet machen. So gilt definitionsgemäß immer Q ≥ 0; darüber hinaus kann der Zustand ψ(ϑ, ϕ) (bis auf eine Konstante) B aus Q(ϑ, ϕ) rekonstruiert werden. Allerdings ist Q(ϑ, ϕ)dϕ *= |ψ(ϑ)|2 . Wir benutzen die Husimi-Verteilung, um Aussagen darüber treffen zu können, wie wahrscheinlich es ist, dass sich ein quantenmechanisches System im Zustand |ψ. in einem gewissen Bereich des Phasenraumes aufhält. Von besonderem Interesse sind die Husimi-Dichten der Eigenzustände |κ. des Floquetoperators ;+ ; ,;2 Qκ (ϑ, ϕ) = ; ϑ, ϕ;κ ; . (4.12) 4.4. Chaotische Zustände 61 In Abbildung 4.14 sind die Husimi-Dichten der drei Tunnelzustände |κ± . und |κ0 . für den im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen Fall N = 33 und c(N + 1) = 2 dargestellt. In a) ist zum Vergleich der klassische Phasenraum gezeigt. Anhand der Abbildungen b) und c) ist deutlich zu erkennen, dass die beiden Zustände des Tunneldubletts in den regulären Inseln lokalisiert sind. Abb. d) zeigt den dritten Zustand |κ0 .; dieser hat in den Inseln nur eine geringe Dichte. Er ist über einen größeren Bereich delokalisiert und umfasst auch teilweise klassisch chaotische Bereiche. Die Verteilung spiegelt jedoch ebenfalls die Struktur des klassischen Phasenraumes wider. Die Linearkombinationen (4.7) beschränken sich dann entsprechend auf die Insel der Nord- bzw. der Südhalbkugel und rekonstruieren, wie wir gesehen haben, einen im klassischen Fixpunkt zentrierten kohärenten Zustand zu über 90 %. Es bleibt festzuhalten, dass die Husimi-Verteilungen der Floquetzustände sich am klassischen Phasenraum orientieren. Die unterschiedlichen Bahntypen können auch hier wiedergefunden werden. Bislang haben wir jedoch stets Zustände des Vielteilchensystems untersucht, die in Bereichen regulärer Dynamik des klassischen Phasenraumes lokalisiert sind. Die Dynamik des Quantensystems orientiert sich offenbar auch in chaotischen Bereichen an den Strukturen des klassischen Phasenraumes. In [74] konnte dies für ein BEC in einem periodisch getriebenen Doppelmuldenpotentialbestätigt werden. Im Folgenden wollen wir nun einen Blick auf die übrigen Zustände werfen. 4.4 Chaotische Zustände Die Dynamik des klassischen Systems ist für große Nichtlinearitäten (c ! 10) vollständig von Chaos geprägt. Eine Trajektorie, in einem beliebigen Punkt des Phasenraumes gestartet, füllt dann nach und nach immer größere Teile des Phasenraumes. Nun ist es von Interesse, wie sich das quantenmechanische System in diesem Regime verhält. Wie wir in Kapitel 3 gesehen haben ist das Spektrum des Floquetoperators für solche Werte des Parameters c im Vergleich zum regulären Regime stark verändert. Die Abstände der Quasienergieniveaus sind nun Wigner-Dyson-verteilt und weisen eine lineare Abstoßung auf (siehe Abschnitt 3.6). In Abbildung 4.15 a) ist der klassische Phasenraum für ε = 0, v = 1, τ = 1 und c(N + 1) = 10, in b) - d) ausgewählte Husimi-Verteilungen Qκ (ϑ, ϕ) für N = 50 Teilchen zur Veranschaulichung dargestellt. Auch diese Husimi-Verteilungen weisen die Rx -Symmetrie des Systems auf. Abgesehen davon zeigt die Wahrscheinlichkeitsverteilung jedoch in der Tat statistischen Charakter und ist – wie beim klassischen System auch – über den gesamten Phasenraum delokalisiert. Anhand der Projektionen der Floquetzustände |κ. auf die Fockzustände ;+ ; ,;2 |n. ist dies nochmals ersichtlich. In Abbildung 4.16 sind die Betragsquadrate ; n;κ ; dieser Projektionen für dieselben Floquetzustände wie in Abbildung 4.15 dargestellt. Man erkennt, dass die Zustände entlang der z-Richtung nicht lokalisiert sind, es tragen verschiedenste Fockzustände bei. Dass ein und derselbe Floquetzustand in den unterschiedlichsten Bereichen des Phasenraumes eine von null verschiedene Aufenthaltsverteilung hat führt dazu, dass die Dynamik auch das quantenmechanische System schnell durch große Teile des Phasenraumes führt. Betrachten wir 62 Dynamik im Vergleich a) b) 1 sz/s sz/s 1 0 0 1 !1 1 1 !1 1 0 0 sy/s !1 !1 sx/s c) !1 !1 sx/s d) 1 sz/s 1 sz/s 0 0 sy/s 0 0 1 !1 1 0 0 sy/s !1 !1 sx/s 1 !1 1 0 0 sy/s !1 !1 sx/s Abbildung 4.15: a) Klassischer Phasenraum für die Parameter ε = 0, v = 1, τ = 1 und c(N + 1) = 10; Husimi-Verteilungen für N = 50 Teilchen: b) Q8 (ϑ, ϕ); c) Q31 (ϑ, ϕ), d) Q49 (ϑ, ϕ) stellvertretend für die gesamte Dynamik erneut die z-Komponente des normierten Erwartungswertes x, den Besetzungszahlunterschiede der beiden Potentialmulden. Dieser ist in Abbildung 4.17 für N = 50 Teilchen über 1000 Kickperioden gezeigt. Die x- und die yKomponente verhalten sich analog. Verglichen mit der regulären Dynamik (vgl. Abb. 4.3 bzw. 4.4) zeigt sich hier ein völlig anderes Bild. An die Stelle regelmäßiger Oszillationen, die durch breakdowns and revivals moduliert werden, tritt hier ein sprunghaftes statistisches Verhalten. Hier findet kein erneutes Rephasieren der einzelnen Floquetanteile des Startvektors statt, und der Vektor x bewegt sich im Inneren der Blochkugel. Der Unterschied zwischen regulärer und chaotischer Dynamik wird demzufolge auch im Quantensystem sichtbar, nicht nur am Spektrum des Floquetoperators, sondern auch am dynamischen Verhalten selbst, das statistische Elemente aufweist. 4.4. Chaotische Zustände 63 0.12 |%n|$(|2 0.09 0.06 0.03 0 0 10 20 30 40 50 n ;+ ; ,;2 Abbildung 4.16: Betragsquadrate ; n;κ ; der Projektionen der Floquetzustände auf die Besetzungszahlbasis für die Parameter N = 50 und c(N + 1) = 10: • κ = 8, • κ = 31 und • κ = 49; die Verbindungslinien dienen nur der besseren Übersicht. 1 z s /s 0.5 0 !0.5 !1 0 200 400 600 800 1000 t/# Abbildung 4.17: Zeitlicher Verlauf der z-Komponente von x für N = 50 Teilchen über 1000 Kickperioden für c(N + 1) = 10 Zusammenfassung Die Dynamik des Vielteilchensystems reproduziert für eine gewissen Zeit ∆t die Oszillationen des mean-field -Systems. Aufgrund des diskreten Sprektrums kommt es jedoch zum Szenario sogenannter breakdowns and revivals; die Amplitude sinkt stark ab und steigt erst nach der revival -Zeit erneut an. Wir haben gesehen, dass die self-trapping-Zustände des klassischen Systems im Vielteilchensystem ihre Entsprechung finden. Aufgrund des dynamischen Tunnelns oszilliert das System jedoch periodisch zwischen diesen beiden Zuständen hin und her. Wählt man die Parameter geschickt, so kann die Zeitskala auf der dieses Tunneln stattfindet jedoch sehr groß gemacht werden, so dass self-trapping effektiv zu beobachten ist. Betrachtet man die Tunnelzeit in Abhängigkeit von c für Feste Teilchenzahl N, so stellt man fest, dass für größere Werte von c self-trapping nicht mehr auftritt. 64 Dynamik im Vergleich Schließlich haben wir gesehen, dass die Unterscheidung zwischen regulärer und chaotischer Dynamik auch in bei Quantensystemen sinnvoll sein kann. Befindet sich das System im chaotischen Regime, so ist in der Tat ein zeitlich statistisches Verhalten des Drehimpulses zu beobachten und die Husimi-Verteilungen der Floquetzustände sind über den gesamten Phasenraum delokalisiert. Kapitel 5 Spektrale Analyse Bislang haben wir uns hauptsächlich mit den dynamischen Eigenschaften des gekickten Bose-Einstein-Kondensats beschäftigt. In diesem Kapitel wollen wir nun die Quasienergien und die Floquet-Zustände näher untersuchen. Wir haben bereits in Kapitel 3 gesehen, dass die Verteilung der Abstände benachbarter Quasienergien Aufschluss darüber gibt, ob das entsprechende klassische System integrabel ist oder nicht. Während integrable Systeme Kreuzungen der Niveaus nicht unterbinden (level clustering) hängt es bei chaotischen von den Symmetrien des Systems ab, wie groß der Grad der Abstoßung der Niveaus (level repulsion) ist. Wir wollen nun sehen, ob sich das chaotische Verhalten des klassischen Systems noch an anderer Stelle bemerkbar macht. Dazu werden wir die Quasienergien bei Variation der verschiedenen Systemparameter untersuchen. Wie in Kapitel 4 dargestellt, ist ein Zusammenhang zwischen den Floquetzuständen und den klassischen Fixpunkten naheliegend. Dies ist nicht zuletzt anhand der Husimi-Verteilungen und deren Lokalisierung deutlich erkennbar. Wir wollen nun versuchen, auch die Energien der klassischen Fixpunkte zu den Quasienergien in Relation zu setzen. 5.1 Dynamik der Quasienergien Der Floquetoperator des Vielteilchen-Systems läßt sich numerisch leicht diagonalisieren, womit sich wiederum die Quasienergien berechnen lassen. Um die Abhängigkeit der Quasienergien von den einzelnen Systemparametern zu untersuchen wird der Floquetoperator für verschiedene, jeweils feste Werte des entsprechenden Parameters diagonalisiert. Auf diese Weise kann man den Verlauf der Quasienergieniveaus untersuchen. Das Verhalten der Quasienergien bei Variation von v ist in Abbildung 5.1 links zu sehen. Gewählt wurden hierbei die Parameter ε = 0 und eine Teilchenzahl von N = 30. 2 Aufgrund der Gestalt des Floquetoperators F = eicLz τ e−ivLx τ sind die Quasienergien periodisch in v. Für v = nπ mit n ∈ ist das System integrabel und die Quasienergieabstände sind Poisson-verteilt. Dazwischen findet ein Übergang zur linearen Abstoßung der Niveaus statt, der, wie wir in Kapitel 3 gesehen haben, mit einer Berry-Robnik-Verteilung beschrieben werden kann. Für v = 1 stimmt die Verteilung bereits gut mit der Wigner- Spektrale Analyse 3 3 2 2 1 1 !$ !$ 66 0 0 !1 !1 !2 !2 !3 !3 0 2 4 0 6 2 4 6 v 8 10 ! Abbildung 5.1: Verlauf der Quasienergien (κ ; links: N = 30, ε = 0, v ∈ [0, 2π], gezeigt sind nur die geraden Zustände mit -κ| Rx |κ. = +1; rechts: N = 10, v = 1, ε ∈ [0, 10] 3 2 !$ 1 0 !1 !2 !3 0 1 2 3 4 5 c(N+1) 6 7 8 9 10 Abbildung 5.2: Verlauf der Quasienergien im Bereich c(N + 1) ∈ [0, 10] für ε = 0, v = 1, τ = 1, N = 30 Teilchen; gezeigt sind nur die geraden Floquet-Zustände für die -κ| Rx |κ. = +1 gilt. Dyson-Verteilung überein (vgl. Kapitel 3, Abb. 3.2 für eine Darstellung mit N = 100 Teilchen). In Abbildung 5.1 ist rechts der Verlauf der Quasienergien für die Parameter v = 1 und N = 10 über ε dargestellt. Im Falle kleiner ε befinden wir uns im chaotischen Regime und es herrscht erneut lineare Abstoßung der Niveaus vor. Mit wachsendem ε fällt der lineare Term e−i(εLz +vLx ) stärker ins Gewicht, das entspechende mean-field -System wird weniger chaotisch und Kreuzungen der Niveaus werden weniger stark unterdrückt. Besonders interessant ist der Verlauf der Quasienergieniveaus bei Variation des Parameters c. Betrachten wir nun den Verlauf der Quasienergieniveaus über einen weiten Bereich des Wechselwirkungsparameters, wie in Abbildung 5.2 dargestellt1 . Gezeigt sind hier nur Die Darstellungen der Quasienegien des gekickten Kreisels in [5] suggerieren ein anderes Verhalten. Ihre mittlere Steigung ist dort bei stärkerer Wechselwirkung c null. Die Quasienergien fluktuieren dann lediglich um ihre Gleichgewichtslagen. 1 67 3 3 2 2 1 1 !$ !$ 5.1. Dynamik der Quasienergien 0 0 !1 !1 !2 !2 !3 0.5 !3 1 c(N+1) 1.5 9 9.5 c(N+1) 10 Abbildung 5.3: Vergrößerte Auschnitte von Abb. 5.2; links: reguläres Regime, rechts: chaotisches Regime die geraden Floquet-Zustände, da die erlaubten Kreuzungen zwischen Niveaus, die zu geraden bzw. ungeraden Zuständen gehören, das Bild verfälschen würden. Da die Quasienergien nur modulo 2π definiert sind, zeigt der Plot eine zylindrische Stuktur; Niveaus, die unter einen Wert von −π fallen, kehren bei +π wieder zurück. Man kann also sagen, dass sich die Quasienergien auf Spiralen um einen Zylinder winden, entlang dessen Achse die Wechselwirkung c verändert wird. Dies tun sie scheinbar mit großer Regelmäßigkeit, und der in der Statistik der Abstände benachbarter Niveaus so evidente Übergang vom regulären zum chaotischen Regime ist in dieser Darstellung nicht zu erkennen. Ganz im Gegenteil fällt zunächst das offenbar gleichförmige Verhalten ins Auge. Mit nahezu gleicher Steigung scheinen sich die Niveaus um den Quasienergie-Zylinder“ zu wickeln und ” ohne den statistischen Beleg wäre nicht von einem derart signifikanten Unterschied der Niveauabstoßung auszugehen. Vergrößert man Ausschnitte so erkennt man jedoch scheinbare Niveaukreuzungen im klassisch regulären Bereich (siehe Abbildung 5.3, links), während diese im chaotischen Regime nicht mehr auftreten (siehe Abbildung 5.3, rechts). Von der augenscheinlich ähnlichen mittleren Steigung der Niveaus inspiriert, wollen wir diese ein wenig genauer beleuchten. Als Steigung der Quasienergien bezeichnen wir in κ diesem Zusammenhang die Größe ∂+ . Wir wollen diese nun direkt berechnen. Hierzu ∂c benötigen wir lediglich das folgende Theorem 2 (Hellmann-Feynman). Sei H(λ) ein von einem Parameter λ abhängiger Hamiltonoperator und sei |ψ(λ). der Eigenvektor von H(λ) zum Eigenwert E(λ). Dann gilt [75, 76] ∂H ∂E = -ψ(λ)| |ψ(λ). . (5.1) ∂λ ∂λ Im Folgenden nutzen wir dies für unsere Situation aus. Hierzu betrachten wir den Quasienergieoperator K(t), den wir gemäß K(t) = H(t) − i ∂ ∂ = 6Lz + vLx − c(t)L2z − i ∂t ∂t (5.2) 68 Spektrale Analyse definiert haben. Er operiert auf dem erweiterten Hilbertraum, den wir in Abschnitt 3.2.2 eingeführt hatten. Der Vorteil des erweiterten Hilbertraumes besteht darin, dass wir alle Theoreme, die für zeitunabhängige Systeme gelten, hier gleichfalls anwenden dürfen. Die Quasienergien ergeben sich mit Hilfe des Quasienergieoperators zu ! 1 τ 6κ = -φκ (t)| K(t) |φκ (t). dt, (5.3) τ 0 wobei ψκ (t) = e−i+κ t φκ (t) (5.4) die Eigenzustände des Floquetoperators sind. Das Hellmann-Feynman-Theorem liefert dann für die Ableitung der Quasienergien den Ausdruck ! 1 τ ∂6κ ∂K = |φκ (t). dt -φκ (t)| ∂c τ 0 ∂c ! ( 1 τ -φκ (t)| τ δ(t − nτ )L2z |φκ (t). dt = − τ 0 n∈ = − -φκ (τ )| L2z |φκ (τ ). . (5.5) Auch die über alle Niveaus gemittelte Ableitung können wir angeben. Dazu muss nur noch über alle (N + 1) Niveaus gemittelt werden und man erhält die mittlere Steigung der Quasienergieniveaus: C D ∂6κ −1 ( = -ψκ (τ )| L2z |ψκ (τ ). ∂c κ N +1 κ " # ; , , −1 ( + N + ;; ; ψκ (τ ) n δn,m n − = m ψκ (τ ) N + 1 κ,n,m 2 " # ,;2 −1 ( N ( ;;+ ;; n ψκ (τ ) ; = n− N +1 n 2 κ " # ( −1 N2 2 = n − nN + N +1 n 4 " # N N = − +1 . (5.6) 6 2 Interessanterweise hängt sie nur von der Gesamtteilchenzahl N ab und ist insbesondere unabhängig von der Stärke der Wechselwirkung c. Dies bestätigt unseren ersten Eindruck vom regelmäßigen Verhalten der Quasienergien bei Variation von c aufs Neue und steht im Widerspruch zur Darstellung in [5]. Betrachten wir deshalb die Ableitung (5.5) der Quasienergien genauer. Wie zuvor die Quasienergien selbst, stellen wir nun die Steigung der Quasienergien für feste Teilchenzahl N über dem Parameter c dar, was in Abbildung , + 5.4 κ , zu sehen ist. Die horizontale rote Linie zeigt den numerisch ermittelte Mittelwert ∂+ ∂c κ der genau dem erwarteten Wert für N = 30 Teilchen gemäß −N/6 (N/2 + 1) = −80 entspricht. Hier zeigt sich im Vergleich zu den Quasienergien selbst ein völlig anderes Bild. 5.1. Dynamik der Quasienergien 69 0 *!$/* c !50 !100 !150 0 1 2 3 4 5 c(N+1) 6 7 8 9 10 κ Abbildung 5.4: − Verlauf der Ableitung ∂# ∂c im Bereich c(N + 1) ∈ [0, 10] für ε = 0, v = 1, τ = 1, N = 30 Teilchen; gezeigt + κ ,sind nur die geraden Floquet-Zustände für die -κ| Rx |κ. = +1 gilt; − Mittelwert über alle Zustände: ∂# ∂c κ = −80. Es ist eine deutliche Veränderung der Steigung der Niveaus beim Eintritt ins chaotische Regime bei c(N + 1) ≈ 1.5 festzustellen. Im regulären Regime verändern sie sich relativ langsam. Beim eintritt ins chaotische Regime werden diese Veränderunge vesentlich größer, und im Falle von globalem Chaos für c(N + 1) ! 4.5 werden die Niveaus geradezu durcheinandergewirbelt. Die Streuung um den Mittelwert ist in diesem Regime deutlich kleiner als im Übergangsbereich. Hingewiesen werden sollte auch auf die teils raschen Sprünge den Ableitungen, wobei stets zwei Niveaus den Platz wechseln. Dies ist möglich, da Kreuzungen der Ableitungen der Quasienergien nicht verboten sind. Es handelt sich hierbei nicht um numerische Artefakte, sondern um die Entsprechungen der vermiedenen Kreuzungen der Quasienergien, denn an diesen Stellen tauschen zwei Quasienergieniveaus ihre Steiungen aus. Betrachtet man dieses Verhalten, so drängt sich nahezu die Interpretation der Niveaus als Strömungslinien auf und man ist versucht, den Übergang des klassischen Systems zum Chaos mit dem Übergang einer Strömung vom laminaren ins turbulente Regime in Verbindung zu bringen. In der Tat ist eine Uminterpretation der Energieniveaus bekannt. In dem oft als Pechukas-Yukawa-Gas bezeichneten Modell werden die Niveaus, die über einem Systemparameter aufgetragen sind, als Trajektorien fiktiver Teilchen interpretiert [77–79]. Der Parameter übernimmt dann die Eigenschaft einer fiktiven Zeit und die Ableitung nach κ diesem Parameter, in unserem Fall also die zuvor berechnete Ableitung ∂+ aus (5.5), ∂c entspricht dann der Geschwindigkeit dieser Teilchen. Die Zahl der fiktiven Teilchen beträgt in unserem Fall N + 1 und ist somit um eins größer als die der realen Teilchen. Tatsächlich läßt sich einem solchen eindimensionalen Gas“ ein Hamiltonsches System ” mit der Hamiltonfunktion [5] N +1 1( 2 (1 |lκµ |2 H= pκ + 2 κ=1 8 sin2 (6κ /2 − 6µ /2) κ(=µ (5.7) 70 Spektrale Analyse zuordnen, mit den Größen ∂6κ pκ = -κ| V |κ. = − -κ| L2z |κ. = und " ∂c # 6κ − 6µ 2 i(+κ −+µ )/2 sin lκµ = 2 -κ| Lz |µ. e . 2 (5.8) Diese Größen erfüllen die kanonischen Gleichungen ∂H ∂6κ = ∂c ∂pκ und ∂H ∂pκ =− , ∂c ∂6κ (5.9) jedoch ist die Wechselwirkung“ lκµ nicht konstant sondern gehorcht einer dritten Diffe” rentialgleichung @ " " # #A ( 1 6κ − 6λ 6λ − 6µ ∂lκµ −2 −2 = lκλ lλµ sin − sin (5.10) ∂c 4 2 2 λ(=κ,µ und ist somit selbst eine dynamische Variable. Trotz der komplexen Gestalt der Bewegungsgleichungen ist dieses System stets integrabel, da das Integrieren dieser Gleichungen dem Diagonalisieren des Hamiltonoperators bzw. des Floquetoperators entspricht. Aufgrund ihrer Integrabilität sind solche dynamischen Systeme von mathematischem Interesse. Der Fall mit konstanten Wechselwirkungen lκµ ist als Calogero-Moser- bzw. Sutherland-Moser-Dynamik bekannt [80–82] und der Fall mit zeitabhängigen lκµ wurde in [83] untersucht. Da es sich um ein hamiltonsches System handelt, ist die Gesamtenergie (5.7) erhalten, was man wie folgt erkennt: H kann als Summe einer kinetischen“ und einer potentiellen“ ” ” Energie der fiktiven Gasteilchen aufgefasst werden: H = Ekin + Epot mit N +1 N +1 1( 2 1( pκ = -κ| V |κ.2 Ekin = 2 κ=1 2 κ=1 ( 1 |-κ| V |µ.|2 . Epot = 2 κ(=µ (5.11) und (5.12) (5.13) In die beiden Energien Ekin und Epot gehen ausschließlich die Betragsquadrate der Maein. H ist trixelemente Vκµ = -κ| V |µ. von V in der Basis |κ. der + ; Floqueteigenzustände , ; somit eine Norm der Matrix V . Da die Matrix Wnκ = n κ unitär ist, erhält die Transformation V → W † V W die Norm von V , unabhängig vom Parameter c. Die Gesamtenergie ist demnach konstant. Das Verhältnis von kinetischer zu potentieller Energie ändert sich jedoch in Abhängigkeit von c. Die kinetische Energie ist, bis auf eine Konstante, gleich der Breite der Geschwindigkeitsverteilung, was der Breite der Ableitung der Quasienergien in Abb. 5.4 entspricht. In Abbildung 5.5 ist der Verlauf von Ekin und Epot über dem Paramter c aufgetragen. Es 5.1. Dynamik der Quasienergien 71 E/(N+1) 2 550 450 350 250 0 1 2 3 4 5 c(N+1) 6 7 8 9 10 Abbildung 5.5: Verlauf von Ekin (−) und Epot (−) im Bereich c(N + 1) ∈ [0, 10] für N = 50 Teilchen; τ = 1, v = 1, ε = 0 ist deutlich zu erkennen, dass der potentielle Anteil mit steigendem c auf Kosten des kinetischen Anteils anwächst. Die Breite der Geschwindigkeitsverteilung wird entsprechend kleiner. Die Ableitungen ∂+∂cκ fluktuieren dann zwar schnell um den Mittelwert, die Fluktuationen sind jedoch kleiner und damit ist die Streuung gering. Die potentielle Energie ist in diesem System stets positiv und es handelt sich demnach um eine rein repulsive Wechselwirkung der fiktiven Teilchen. Wenn die Wechselwirkung mit steigendem c größer wird, bedeutet dies eine stärkere Abstoßung der Teilchen“ bzw. der Quasienergieniveaus. ” Betrachten wir die Größen |lκµ |2 ein wenig genauer. Sie sind gemäß (5.7) ein Maß für die Stärke des Potentials der Zwei-Teilchen-Wechselwirkung. Mitteln wir diese über alle Teilchenpaare κ *= µ, so erhalten wir eine Kenngröße für die durchschnittliche Stärke der Wechselwirkung. In Abbildung (5.6) ist dieser Mittelwert -|lκµ |2 .κµ über c dargestellt. Anhand dieser Darstellung ist zu erkennen, dass das Zwei-Teilchen-Potential mit Einsetzen 810 %|l $µ |2(/(N+1)2!N 860 760 0 1 2 3 4 5 c(N+1) 6 7 8 9 10 , + Abbildung 5.6: Mittlere Stärke des Zwei-Teilchen-Potentials |lκµ |2 im Bereich c(N + 1) ∈ [0, 10] für N = 50 Teilchen; τ = 1, v = 1, ε = 0 der ersten Bifurkationen im mean-field -System (also für Werte c(N + 1) ! 1.1) stärkeren 72 Spektrale Analyse Modulationen unterliegt. Die numerische Auswertung zeigt, dass für die Periode ∆c dieser Oszillation die Proportionalität 1 (5.14) ∆c(N + 1) ∼ N gilt. Das Einsetzen der Modulationen des mittleren Potentials mit dieser Frequenz kann somit als Indikator für chaotisches Verhalten des entsprechenden mean-field -Systems genutzt werden. Nachdem wir nun das Verhalten der Quasienergieniveaus in Abhängigkeit der Systemparameter untersucht haben, können wir festhalten, dass sich der Übergang des zugehörigen klassischen Systems vom regulären ins chaotische Regime darin widerspiegelt. Im Folgenden wird nun der Zusammenhang zwischen den 6κ des Vielteilchensystems und den (Quasi-)Energien des klassischen Systems näher betrachtet werden. 5.2 Mittlere Energien Betrachtet man zeitlich periodisch getriebene Systeme, so ist die mittlere Energie pro Periode in einem Quasienergiezustand eine Kenngröße des Systems. Für den weiteren Vergleich von mean-field - und Vielteilchensystem wollen wir nun die mittleren Energien heranziehen. Diese haben zwei wesentliche Vorteile: Zum einen besitzen sie – im Gegensatz zu den Quasienergien – eine natürliche Ordnung. Zum anderen beschreiben sie sowohl für das Vielteilchen- als auch für das mean-field -System dieselbe Größe, denn die Eigenwerte des nichtlinearen mean-field -Floquetoperators entsprechen keinen (Quasi-)Energien des Vielteilchensystems. Für das volle N-Teilchen-System mitteln wir die Energien der Floqueteigenzustände über eine Periode: ! 1 τ -Hκ .τ = -ψκ (t)| H(t) |ψκ (t). dt τ 0 * ! ) ( 1 τ -ψκ (t)| H0 |ψκ (t). + c δ(t − nτ ) -ψκ (t)| V |ψκ (t). dt = τ 0 n∈ = -ψκ (0)| H0 |ψκ (0). + c -ψκ (0)| V |ψκ (0). . (5.15) Den zweiten Summanden haben wir bereits zuvor in (5.5) berechnet. Damit ergibt sich für die mittlere Energie -Hκ .τ = -ψκ (0)| H0 |ψκ (0). + c ∂6κ . ∂c (5.16) Um den ersten Summanden anzugeben benutzen wir erneut das Hellmann-FeynmanTheorem. Für die Ableitug der Eigenwerte des Floquetoperators nach der Kickperiode τ ergibt sich ∂F ∂ −i+κτ e |κ. = -κ| ∂τ ∂τ = −ic e−i+κ τ -κ| V |κ. − i e−i+κτ -κ| H0 |κ. . (5.17) 73 0.5 0.5 0.25 0.25 %H( / (N+1) %H( / (N+1) 5.2. Mittlere Energien 0 !0.25 !0.5 0 !0.25 !0.5 1.5 2 2.5 c(N+1) 3 3.5 1.5 2 2.5 c(N+1) 3 3.5 Abbildung 5.7: Mittlere Energien für den Bereich c ∈ [1, 3.5] im Vergleich: − -Ek .τ der Eigenzustände des mean-field -Systems, − -Hκ .τ der Floquetzustände des Vielteilchensystems; links: N = 10 Teilchen, rechts: N = 30 Teilchen. Benutzt man hier erneut die Beziehung (5.5) so ergibt sich für den ersten Summanden in (5.15) ∂6κ ∂6κ −c . (5.18) -κ| H0 |κ. = 6κ + τ ∂τ ∂c Zusammenfassend kann man daher die mittlere Energie des Floquetzustandes ψκ (t) pro Periode in der Form ∂6κ -Hκ .τ = 6κ + τ (5.19) ∂τ angeben. Vergleichen wollen wir diese Größen mit den mittleren Energien der Fixpunkte (qk , pk ) des äquivalenten klassischen Systems, der Eigenzustände des nichtlinearen meanfield -Floquetoperators. Für die mittlere Energie des Fixpunktes k pro Kickperiode erhalten wir ! 1 τ -Ek .τ = H(qk , pk , t)dt τ 0 * ! ) 7 ( 1 τ = δ(t − nτ )p2k (t) dt εpk (t) + v s2 − p2k (t) cos qk (t) − cτ τ 0 n∈ ! ! τ( 1 τ = H0 (qk , pk )dt − c δ(t − nτ )p2k (t)dt τ 0 0 n∈ = H0 (qk , pk ) − cp2k (5.20) Wir können nun die beiden Größen -Hκ .τ und -Ek .τ für feste Teilchenzahl N über c auftragen und miteinander vergleichen. In Abbildung 5.7 ist dieser Vergleich für N = 10 bzw. N = 30 Teilchen für den Bereich c ∈ [1, 3.5] dargestellt. Die mittleren Energien in den Fixpunkten des klassischen Systems bilden ein Skelett für die mittleren Energien in den Floquetzuständen. In dem betrachteten Bereich besitzt das mean-field -System vier Fixpunkte. Die Energien der beiden Fixpunkte sx /s = 1 und sx /s = −1 haben unabhängig 74 Spektrale Analyse von c die Energien -E.τ = ±(N + 1)/2. Die beiden aus der ersten Bifurkation hervorgegangenen Fixpunkte s± (siehe Kapitel 2) sind energetisch entartet. Aus diesem Grund sind in Abb.5.7 nur drei klassische Energien zu sehen. Die größte und die kleinste davon grenzen die mittleren Energien des Vielteilchensystems ein. Für größere Teilchenzahlen N nähern sich die Vielteilchen-Energien diesen Grenzen mehr und mehr an. Darüber hinaus sind Bereiche zu erkennen, in denen die -Hκ .τ dichter liegen. Einer dieser Bereiche bildet nahezu eine horizontale Linie und fällt mit der mean-field -Energie -E.τ = −(N + 1)/2 zusammen. Dieses Verhältnis von mean-field -Energien zu den Energien des Vielteilchensystems ist auch für das System ohne periodische Kicks dokumentiert [14]. Die Energien des klassischen Systems grenzen dort die Energieeigenwerte bzw. entsprechen der Linie höchster Dichte der Niveaus. Für das System ohne Kicks kann dasselbe Verhalten auch bei Variation von ε gefunden werden [28]. Im Fall des gekickten Systems sind jedoch zusätzliche Bereiche größerer Niveaudichte zu erkennen (siehe Abb. 5.7) die in diesem Bild allerdings keine Entsprechungen in den Energien des klassischen Systems finden. Hier sind weitere Untersuchungen nötig. Zusammenfassung Die Quasienergieniveaus ändern sich mit den einzelnen Systemparametern in charakteristischer Weise. Im Modell des Pechukas-Yukawa-Gases faßt man die Niveaus als fiktive Teilchen auf und betrachtet deren Dynamik, weshalb man auch von der Dynamik der Niveaus (bzw. level dynamics) spricht. Bei Variation des Wechselwirkungsparameters c ist insbesondere anhand der Steigung der Niveaus ∂+∂cκ der Übergang vom regulären ins chaotische Regime deutlich sichtbar. Das Abstoßen der Niveaus im chaotischen Regime ist an der Zunahme der potentiellen Energie der fiktiven Teilchen deutlich zu erkennen. Schließlich bieten die mittleren Energien pro Kickperiode eine weitere Möglichkeit, das mean-field - mit dem Vielteilchensystem zu vergleichen. Trägt man die mittleren Energien über dem Parameter c auf, so bilden die klassischen Energien ein Skelett der Energien in den einzelnen Floquetzuständen. Die Struktur des Vielteilchensystems ist hier jedoch wesentlich komplexer. Kapitel 6 Ausblick Einige Zusammenhänge, die in dieser Arbeit untersucht wurden, sind noch nicht völlig verstanden. An dieser Stelle soll auf zwei ausgewählte interessante Punkte hingewiesen werden. Die Dynamik des Vielteilchensystems weicht in mancher Hinsicht von der des mean-field Systems ab. Insbesondere das dynamische Tunneln zwischen zwei regulären Inseln ist ein reiner Quanteneffekt. Wir haben gesehen, dass für eine geeignete Wahl der Parameter die Tunnelzeit jedoch sehr groß wird, so dass man effektiv dennoch von self-trapping reden kann. Die Abhängigkeit der Tunnelzeit Ttunnel von der Wechselwirkung c gibt allerdings Hinweise darauf, dass für große Werte von c self-trapping unterdrückt ist. Dieses Regime sollte näher betrachtet werden. In der Regel nimmt die Anzahl der Zustände, die in den Inseln lokalisiert sind, jedoch bei großen Werten von c stark zu, da die Zustände stärker delokalisiert sind. Ein einfaches Zwei-Zustands-Modell reicht in diesem Regime demnach nicht mehr zur Beschreibung der Dynamik aus. Erste Hinweise kann hier die numerische Propagation liefern. Die Kreuzungsszenarien, die zu den resonanzartigen Einbrüchen im Verlauf der Tunnelzeit über c führen, sind durch ein Zwei-Niveau-Modell ebenfalls unzureichend beschrieben. In einem Übergangsbereich existieren offenbar drei Inselzustände, die alle gleichrangig an der Dynamik beteiligt sind. An manchen Stellen ist umgekehrt ein extremes Ansteigen der Tunnelzeit zu beobachten. Diesen scharfen Spitzen entstehen dadurch, dass sich die beiden Tunnelniveaus sehr nahe kommen bzw. eventuell in der Tat kreuzen. Dieser Effekt bietet die interessante Möglichkeit auch beim Vielteilchensystem echtes self-trapping zu beobachten. Der zweite wichtige Punkt ist der Vergleich der mittleren Energien des Vielteilchensystems mit dem mean-field -System in Abhängigkeit von c. Dort haben wir gesehen, dass die meanfield -Energien ein Gerüst der Quasienergien bilden. Nicht alle Strukturen des N-TeilchenSystems, insbesondere Linien hoher Niveaudichte, haben eine klassische Entsprechung. Als mögliche Kandidaten hierfür sollten die periodischen Zyklen des klassichen Systems, also Fixpunkte der n-fach iterierten Abbildung F n , näher untersucht werden. 76 Ausblick Das chaotische Regime ist ebenfalls noch einer näheren Betrachtung wert. Es ist zu erwarten, dass sich dort die Strukturen wieder vereinfachen und einen eher statistischen Charakter annehmen. Der tiefere Zusammenhang zwischen mean-field -Näherung und Vielteilchensystem ist trotz vieler Bemühungen in Teilen noch immer unverstanden. Nur intensive weitere Forschungen können hier Licht ins Dunkel bringen. Literaturverzeichnis [1] M. H. Anderson, J. R. Ensher, M. R. Matthews, C. E. Wieman, and W. E. Cornell, Observation of Bose-Einstein Condensation in a Dilute Atomic Vapor, Science 269 (1995) 198 [2] K. B. Davis, M. O. Mewes, M. R. Andrews, N. J. van Druten, D. S. Durfee, D. M. Kurn, and W. Ketterle, Bose-Einstein Condensation in a Gas of Sodium Atoms, Phys. Rev. Lett. 75 (1995) 3969 [3] I. Bloch, Ultracold quantum gases in optical lattices, Nature Physics 1 (2005) 23 [4] F. Haake, M. Kuś, and R. Scharf, Classical and Quantum Chaos for a Kicked Top, Z. Phys. B 65 (1986) 381 [5] F. Haake, Quantum Signatures of Chaos, Springer, Berlin, Heidelberg, New York, 2001 [6] A. Griffin, D. W. Snoke, and S. 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Meiner Freundin, Astrid Niederle, danke ich für ihre kompromisslose und liebevolle Unterstützung. Besonderer Dank gebührt meinen Eltern, die mich stets unterstützt haben und ohne die mein Studium nicht möglich gewesen wäre: Ihr seid immer für mich da, danke für alles!“ ”