H.-W. Hammer Institut für Kernphysik Übungen zur Höheren Quantenmechanik (WS 2013/14) 1. Übung 22.10.2013 A.1: Spin-1/2 ~ˆ ist der erzeugende Operator (Generator) für Drehungen von Spinoren. (a) Der Spin S Einer Drehung im Ortsraum um die Achse ~n mit dem Winkel ϕ entspricht der Operator ~ˆ D~n (ϕ) = e−i ϕ S·~n . Zeigen Sie am Beispiel der z-Komponente, dass für Drehungen um die z-Achse gilt Dz (ϕ) = cos ϕ ϕ − i σz sin . 2 2 (Analoge Gleichungen gelten für die x- und y-Komponente. Warum?) ~ = 1 ~σ mit den Pauli-Matrizen σx = 0 1 , σy = 0 −i , σz = Hinweis: S 1 0 i 0 2 1 0 0 −1 . (b) Wie transformiert sich ein Spinor |χi unter einer Drehung um 2π um eine beliebige Drehachse? (c) Wir definieren die Eigenzustände mit Spin Sz = + 1 = 1 ≡ |↑i , 2 0 in Richtung der z-Achse: Sz = − 1 = 0 ≡ |↓i . 2 1 Durch welche Drehung D~n (ϕ) erhält man den Eigenzustand Sx = + 12 aus |↑i? Drücken Sie Sx = + 12 als Superposition der Zustände |↑i und |↓i aus. A.2: Harmonischer Oszillator in 2 Dimensionen Wir betrachten einen zweidimensionalen harmonischen Oszillator. Er wird beschrieben durch den Hamiltonoperator 2 X 1 2 m ωi2 2 p̂i + q̂i , Ĥ = 2m 2 i=1 wobei [q̂i , p̂j ] = iδij . Wir führen die aus der Quantenmechanik I bekannten Leiteroperatoren ein: r r m ωi i m ωi i † ai = q̂i + p̂i , ai = q̂i − p̂i 2 m ωi 2 m ωi (a) Berechnen Sie die Kommutatoren [ai , a†j ], [ai , aj ], [a†i , a†j ]. (b) Drücken Sie den Hamiltonoperator Ĥ durch die Leiteroperatoren aus. (c) Zeigen Sie, dass die Operatoren L+ = a†1 a2 und L− = a†2 a1 erhalten sind, falls ω1 = ω2 . Warum können L+ und L− nicht Generatoren einer unitären Transformation sein? (d) Wir setzen nun ω1 = ω2 ≡ ω. Dann ist die Linearkombination L = −i(L+ − L− ) Generator einer Symmetrietransformation (warum?): U = e−iL Der Ortsoperator q̂i transformiert sich darunter wie folgt: q̂i0 = U q̂i U † Sei ein infinitesimaler Transformationsparameter; berechnen Sie die infinitesimalen Änderungen δ q̂i = q̂i0 − q̂i . Kommt Ihnen diese Transformation bekannt vor? (e) Wie lässt sich L durch die Operatoren q̂i , p̂i ausdrücken? H.1: Gitter-Translation als diskrete Symmetrie a a a a a a a a a a Abbildung 1: Periodische Gitter mit unendlicher (oben) und endlicher (unten) Potentialbarriere zwischen zwei Gitterplätzen Wir betrachten ein periodisches eindimensionales Potential der Periode a, für das also gelte: V (x ± a) = V (x), siehe Abbildung 1. (Z.B. könnte man so die Bewegung eines Elektrons in einem Gitter positiv geladener Ionen modellieren.) Mit Hilfe des Translationsoperators T (a) lässt sich also schreiben T (a)† V (x) T (a) = V (x + a) = V (x) , oder, da der kinetische Teil des Hamiltonoperators H sogar unter allgemeinen Translationen invariant ist, T (a)† H T (a) = H ⇔ [T (a), H] = 0 . Wir können also nach gemeinsamen Eigenfunktionen von H und T (a) suchen. (Warum?) (a) Welche Eigenschaft hat der Operator T (a)? Wie sehen also die Eigenwerte zu diesem Operator aus? Wir betrachten zunächst den (unrealistischen) Fall unendlich hoher Potentialbarrieren zwischen zwei Gitterplätzen (Abb. 1 oben). Eigenzustände des Hamiltonoperators sind dann z.B. Zustände |ni, die in den Potentialminima am n-ten Gitterplatz lokalisiert sind, H |ni = E0 |ni, wobei n von −∞ bis ∞ läuft. |ni ist offensichtlich kein Eigenzustand von T (a), da gilt T (a) |ni = |n + 1i . (b) Zeigen Sie, dass die Linearkombination |θi = ∞ X n=−∞ einθ |ni , −π ≤ θ ≤ π , ein Eigenzustand des Translationsoperators T (a) ist, und berechnen Sie den Eigenwert. Auch im realistischeren Fall eines periodischen Potentials mit endlicher Potentialbarriere (siehe Abb. 1 unten) können wir lokalisierte Zustände |ni betrachten, die sich unter Translation wie T (a) |ni = |n + 1i verhalten; allerdings sind diese für gewöhnlich keine Energieeigenzustände mehr: Ein näherungsweise am Gitterplatz n lokalisierter Zustand hat auch einen nichtverschwindenden Überlapp mit benachbarten Gitterplätzen, mit anderen Worten, der Hamiltonoperator ist nicht mehr diagonal in der Basis |ni, n = −∞ . . . ∞. Wir nehmen an, dass die einzig wichtigen Matrixelemente außerhalb der Diagonalen diejenigen zwischen benachbarten Zuständen sind, hn| H |ni = E0 , hn ± 1| H |ni = −∆ , hn0 | H |ni = 0 sonst . (Näherung enger Bindung, “tight-binding approximation”.) (c) Zeigen Sie, dass |θi wie oben definiert unter diesen Annahmen immer noch simultaner Eigenzustand von T (a) und von H ist, und berechnen Sie den (nun θ-abhängigen) Energieeigenwert. Um die physikalische Bedeutung des Parameters θ besser zu verstehen, untersuchen wir zuletzt die Ortsraum–Wellenfunktion hx0 |θi. (d) Gewinnen Sie durch Anwendung des Translationsoperators auf hx0 |θi eine Bedingung an die Wellenfunktion und zeigen Sie, dass diese durch den Ansatz 0 hx0 |θi = eikx uk (x0 ) erfüllt wird, wobei θ = ka gelte und uk (x0 ) eine beliebige periodische Funktion mit Periode a sei. (e) Skizzieren Sie den Energieeigenwert E(k) und interpretieren Sie das Ergebnis. Was ist durch die Kopplung benachbarter Gitterplätze also aus der unendlichfachen Energieentartung der Zustände |ni entstanden?